Thyferra (Polith-System)

[: Polith-System | Thyferra | Xozhixi :||: Regierungsbezirk | Straße | Kontrollpunkt Aurek :||: Horatio Kraym und Leibgardisten; im Hintergrund: normale Bürger und ein Trupp Sturmtruppen :]

Endlich hatten die verregneten Wochen ihr Ende gefunden. Der alljährliche Monsun hatte Xozhixi – und natürlich dessen Umland – hinter sich gelassen. Statt Wolken in allmöglichen grauen Nuancen sowie ständigem Niederschlag zeigte sich dafür nun Polith am azurblauen Himmelszelt, sandte wie gewohnt sein warmes Licht aus und ließ auf diese Weise die letzten feuchten Hinterlassenschaften innerhalb kürzester Zeit verschwinden. Höchstens ein modriger Mief haftete in den nächsten Tagen so mancher Gasse der Metropole noch an. Jedoch schienen sich die Bewohner daran nicht großartig zu stören. Möglicherweise waren sie es gewohnt. Nein, Poliths bloße Anwesenheit schien viel mehr dafür zu sorgen, dass die malerische Stadt wieder lebendig pulsierte – trotz des anhaltenden Terrors einiger kämpferischer Vratix.

In Poliths funkelndem, warmen Lichtschein querte Horatio Kraym zu Fuß die breite Hauptstraße im Regierungsbezirk. Wie üblich seine graue Verwatltungsuniform öffentlich zur Schau tragend, war er auf dem Weg zum thyferrianischen Parlament. Dort hatte nämlich die Opposition – geführt von Irn Creel – eine Sondersitzung einberufen, da das Imperiale Sicherheitsbüro eigenmächtig den Notstand ausgerufen hatte. Indem sich die redlichen Bürger bloß zu bestimmten Zeiten auf Thyferras Straßen aufhalten und an festgelegten Punkten kontrollieren lassen sollten, wollte Brishen und sein Stab die Lage rasch unter Kontrolle bringen – jedenfalls in den Städten. Denn draußen, auf dem Land, waren solche Überwachungsmaßnahmen einfach nicht zu bewältigen, da dafür schlicht und ergreifend das Personal fehlte. Leichtfüßig umging der Governor eine Pfütze und passierte anschließend – kurz vor den milchweißen Stufen des wuchtigen, kuppelbauartigen Parlamentsgebäude – die letzte Patrouille bewaffneter Sturmtruppen samt einsatzbereiten Panzer. Deren grimmige, missmutige Blicke glaubte er einen flüchtigen Moment auf der Haut zu spüren.

Nachdem der adlige Imperiale kurz nach Betreten der Eingangshalle seine überschaubare Leibgarde zurückgelassen hatte, stieg er seelenruhig die Treppen zu seiner Privatloge empor. Weil die Sitzung aber schon längst begonnen hatte, konnte er über Lautsprecher hören:
[… Eine solche Schande hat dieses ehrwürdige Haus in den letzten Jahrhunderten kein einziges Mal erlebt! Wie viel mutet man uns Thyferrianern also noch zu? Der Notstand hätte von DIESEM Parlament abgesegnet werden müssen. So schreibt es unsere Verfassung vor!] Ein Dienerdroide, der wie viele andere Maschinen hier – gemäß seiner Programmierung – seiner Tätigkeit nachging, begrüßte ihn im höflichen Tonfall und öffnete unaufgefordert die Tür. [Krayms Verwaltung, so zeigt es sich mittlerweile, führt einzig und allein zu Thyferras Destabilisierung! Erst lässt er traditionsreiche Unternehmen zerschlagen, dann verbrüdert er sich mit Nichtmenschen … und nun zwingt er uns zur Handlungsunfähigkeit...]

Creel scheint nach langer Zeit wieder zur Höchstform aufzulaufen“, kommentierte Horatio trocken die gerade getätigten Äußerungen, nachdem er beim Eintreten seinen Gast bemerkt hatte. Arod, es ist mir eine Freude, dass Sie ein Quäntchen Ihrer kostbaren Zeit entbehren konnte. Bitte, lassen Sie sich uns setzen.“

Der längst ergraute Prefect drehte sich zu seinem Vorgesetzten um und nahm anschließend die ihm gereichte Hand freundlich entgegen. „Ihre Einladung hat mich überrascht, Sir – insbesondere da sie mich über Agent Nire erreicht hat.“ Kurz warf er einen Blick auf den Plenarsaal. „Ich weiß nicht, ob Sie es wissen, Governor, aber vor Jahren habe ich selbst einmal für eine Legislaturperiode auf den oberen Rängen dieses Parlaments gesessen – sozusagen als Hinterbänkler. Ich kann mich noch recht lebhaft an die Diskussionen erinnern … Sie waren genauso ein Schmierentheater wie diese Sitzung hier.“

Arod, nehmen Sie ruhig Platz...“, forderte er seinen Gast freundlich auf.

Derweil unten Thyferras vorheriger Premieminister weiterhin seine Rede schwang, ließen sich die beiden Verwalter in bequemen Sesseln nieder. So wie das Gros imperialer Führungspersönlichkeiten hielt Horatio rein gar nichts von Demokratie und Pluralismus. Man konnte ihn gar als einen Gegner solcher Bewegungen nennen. Denn Lokalpolitik war seiner Meinung nach genauso wichtig für das Galaktische Imperium wie der Blinddarm im menschlichen Organismus – ein Organ ohne jegliche Funktion in diesen modernen Zeiten. Jedoch scheute er den Schritt der Abschaffung, obwohl Dahar Rhysode, Justiz-Prefect im Gouverneurspalast und demzufolge direkter Untergebener seiner klugen Protegé, längst diverse Pläne ausgearbeitet in der Schublade liegen hatte. Dieser einzigartige Planet war für das hochsensible Machtgefüge, welches dem Regime inne wohnte, einfach zu wichtig. Eine Horde rebellierender Insektoiden mochte man verkraften können, aber sollten sich irgendwann auch die Nachfahren der einstigen Kolonisten gegen das Imperium stellen, war mit einem Mal der Traum von der unbestritten Vormachtstellung ausgeträumt! Genau aus diesem Grund – und im Hinblick auf seine eigene Zukunft – musste er letztendlich die Initative ergreifen.

Es war am Ende Arod Hart, der das Schweigen brach. Nachdenklich klang die Stimme des Alten als er zu dem Governor sagte:
„Ich möchte wahrlich nicht unhöflich erscheinen, Sir, aber aus welchem Grund habt Ihr mich hierher zitiert? Warum habt Ihr Nire als Mittelsmann genommen, obwohl Ihr genauso gut meiner Sekretärin hättet Bescheid sagen können?“

„Die Zeiten, in denen wir heute leben, erfordern ein gewisses Maß an Vorsicht“, entgegnete Horatio ungewohnt verschwörerisch. Sein Blick ruhte auf dem faltigen Stadtverwalter. „In unseren Wänden lodert ein Brand … und wenn wir ihn nicht löschen, wird er wohl ALLES und JEDEN zerstören.“ Er hob die Hand. „Sie sind ein wirklich umsichtiger Mensch, Arod. Sie kennen Xozhixi. Sie kennen Thyferra. Sie kennen das Polith-System. Sowohl politisch als auch gesellschaftlich. … Demzufolge sind Sie für das Löschen dieses Brandherdes unabdingbar.“

Ratlosigkeit zeigte sich im Gesicht des Prefect. Wovon sprach sein Vorgesetzter? Hatte der Monsun ihm letztendlich – zusammen mit Brishen – jegliche Klarheit genommen? Und warum schlug er auf einmal so einen verschwörerischen Unterton an? Fragen, jede Menge Fragen stauten sich allmählich bei ihm auf. Seinem Gegenüber konnte das der Imperiale genau ansehen. Erst nachdem er mehrere Nächte ausgiebig darüber sinniert hatte, hatte sich Horatio dazu entscheiden können, Arod Hart (jedenfalls bis zu einem gewissen Grad) in die Verschwörung einzuweihen. Der Grund für diese Entscheidung war im Gegensatz zu all den Überlegungen jedoch einfach: Vor Monaten, kurz vor den Verhandlungen mit der Neuen Republik, hatte ihm der greise Verwalter einen Gefallen getan, indem er ihn mit dem CompForce-Brigadier Larek Ravine bekannt gemacht hatte. Selbstverständlich hatte dabei auch der aktuelle Premier seine Finger im Spiel gehabt, aber bei Charakteren wie Llewas Dimodan fuhr man besser, wenn man ihnen nicht traute. Im Kopf die nächsten Sätze noch einmal durchgehend, lehnte sich Thyferras planetarer Verwalter ein Stückchen vor.

Brishen mag offiziell zwar die Führung der Verwaltung übernommen haben, aber ein intelligenter Mensch mit ordentlichen Manieren lässt bei einer Reise einem Ortsunkundigen nicht den Vortritt“, fuhr er nach kurzem Schweigen fort. Unter ihnen brandete der Applaus der Opposition aus, derweil Mitglieder der Regierungspartei ablehnend pfiffen. „Niemand kennt Thyferra besser als die Männer und Frauen, die hier leben und arbeiten. Einem Mann mit Ihrem Erfahrungsschatz muss ich nicht erzählen wie trügerisch Dossiers sein können – selbst wenn der ISB die Informationen gesammelt hat.“

Hart nickte lächelnd. Blick und Körperhaltung drückten – entgegen dem ersten Eindruck – plötzlich eine ungewohnte Wachsamkeit aus. In diesem Augenblick schien das hohe Alter des rangniederen Verwalters ohne jegliche Bedeutung zu sein. „Und welche Rolle sehen Sie dabei für mich vor, Governor?“

„Entgegen der Meinung von Hardlinern wie Jaspeer Brishen glaube ich, dass die 'Ashern' bloß eine Minderheit innerhalb der Vratix-Population darstellen“, log er eiskalt und war frei von irgendeinem schlechten Gewissen. „Nur eine Minderheit zieht brandschatzend über Thyferras Kontinente. Doch solange nicht jemand den schlafenden Riesen weckt, der ihnen Einhalt gebieten könnte, solange hat diese Minderheit weiter die Möglichkeit den Planeten mit Leid, Chaos und Tod zu überziehen...“

Merklich überrascht warf sein Gesprächspartner ein: „Und Sie halten sich für diesen 'Jemanden'?“

Im Gegensatz zu Horatio, der mit den Jahren anscheinend jeglichen Skrupel abgelegt hatte, war der Prefect ein Mann mit Ehre und Prinzipen. Entgegen imperialen Doktrinen hatte sich Hart nie gegen Thyferras nichtmenschliche Urbevölkerung gestellt, sondern stets – mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht – den Kontakt zu den Vratix gesucht. Selbst für seine Familie, die niemals eine Plantage besessen hatte, war das ein Novum! Und höchstwahrscheinlich auch einer der Gründe dafür, dass er in seiner gesamten Karriere nie über seinen momentanen Rang hinaus gekommen war. Jedoch – so die Gedankengänge des Governors – konnte dieser ideologische Makel nun der Vorteil sein, den er für seinen politischen „Überlebenskampf“ brauchte. Verschwörerisch lächelte er den Untergebenen an. Auf seiner Zunge konnte er kurzzeitig den Triumph, obgleich noch in weiter, sehr weiter Ferne, schon schmecken. Wie berauschend!

„Bei den Umbaranern saß mir unter anderem eine kratzige Cathar gegenüber und hier, auf Thyferra, habe ich im Gouverneurspalast unter anderem mit einem gerissenen Chevin verbal gefochten...“, entgegnete Horatio. „Schon jetzt unterstellen mir Leute wie Creel eine zu starke Nähe zu Nichtmenschen... Somit kommt es auf diese einen Kontakt mehr oder weniger nicht mehr an.“ Das Lächelnd, das er aufgesetzt hatte, wurde einen Tick breiter. „Also: Ja, ich übernehme gerne die Rolle dieses 'Jemanden' … Solange ich jedenfalls auf Helfer wie Sie zählen kann.“

Schweigend, aber offensichtlich zufrieden reichte ihm Hart die Hand – und kühl lächelnd schlug der planetare Verwalter ein. Den ersten Schritt nach der Krisensitzung vor wenigen Tagen hatte er somit getan. Ein gutes Gefühl. Ein aufbauendes Gefühl. Für einen kurzen Augenblick mochten ihn seine Feinde aus der Bahn geworfen haben, weil er diesen Schachzug – trotz der Verbindung zu Männern wie Nicadamus Stadd – nicht vorhergesehen hatte. Aber nun war er wieder in der Spur! Schließlich eröffnete ihm der Prefect neue Möglichkeiten. Jetzt hatten nämlich diejenigen, die beim Imperialen Geheimdienst für Rhan Nire arbeiteten, einen perfekten Anlaufpunkt für ihre Suche nach geeigneten Konterrevolutionären. Sollten die Vratix den Tod ruhig von selbst in ihre Reihen tragen. Damit ließ sich das übervorteilte Militär bestimmt für die eigene Sache einspannen. Kurzzeitig funkelten die braunen Augen des Governors voller Angriffslust. Zur gleichen Zeit spürte er außerdem noch neuen Tatendrang in sich aufflammen.

„Setzen Sie sich in den nächsten Tagen bitte mit Agent Nire in Verbindung“, trug Horatio nach einer weiteren Pause den Prefect an. „Über ihn dürften Ihre Expertise und Ihre Kontakte wohl am Besten ihre Wirkung entfalten. … Vermeiden Sie aber bitte die offiziellen Kanäle. Solange wir noch keine brauchbaren Ergebnisse in der Hinterhand haben, braucht Brishen nichts von unseren Bestrebungen wissen.“ Kurz bevor Hart jedoch noch irgendetwas einwerfen konnte, fügte er noch rasch – mit perfekter Unschuldsmiene – hinzu: „Selbstverständlich werde ich zum gegebenen Zeitpunkt den High Commissioner informieren. Nur keine Sorge.“

Der Prefect, der schon im Begriff war zu gehen, hielt plötzlich noch einmal inne. Bedächtig drehte er sich zum Vorgesetzten. „Abgesehen von Nire haben Sie mir zwar noch nicht erzählt wer sich zu der Gruppe der Mitwirker zählen darf, aber anhand Ihres überaus vorsichtigen Vorgehens gehe ich wohl recht in der Annahme, dass unsere Zahl ziemlich klein ist. Dennoch werden wir bestimmt jede Unterstützung gebrauchen können, die sich uns bietet. Wie steht es also mit Dimodan, Ravine und Ihrer Stellvertreterin Cain?“

Beide ließen ihren Blick – beinah simultan – zum Plenum schweifen. Dort stand nun Rellius Zane Ores, die lebende Verbindung zwischen hiesiger Regionalverwaltung und „Imperial Bacta“, hinterm Rednerpult, um das Parlament über den wirtschaftlichen Schaden zu informieren, den die „Ashern“ bei ihren Angriff verschiedenen Stadien der Bacta-Produktion angerichtet hatten. Natürlich handelte es sich bei den Daten um geschönte Zahlen. Die imperiale Führung – und da stimmte Horatio in der Tat ausnahmsweise dem faltigen Bluthund des Imperialen Sicherheitsbüros zu – wollte nicht, dass die Terroristen daraus ihre Bestätigung zogen. Je weniger das Monopol schwankte, desto schneller dürfte ihnen der Atem ausgehen. So die berichtigte Annahme. … Und unter Umständen hätte in der grauen Theorie dieses taktische Manöver sogar funktioniert, hätte man nicht zwei andere Parteien zu stark vernachlässigt. Sowohl die lokalen Widersacher des Governors als auch die Neue Republik arbeiteten mit Schätzungen, die nah an der Wirklichkeit waren, und den Prefect hier im Saal schnell in Bedrängnis brachten. Ein explosives Wortgefecht zwischen Creel, Ores und Dimodan entstand mit einem Mal.

Energisch warf man sich Daten an den Kopf, übte Rede und Gegenrede und zog sämtliche Register der Rhetorik. Mochte das thyferrianische Plenum sonst eher ein Hort der ereignislosen Langeweile sein, so hatte sich der Saal nun binnen Sekunden in einen Hexenkessel verwandelt. Opposition und Regierung keiften sich förmlich an. Llewas Dimodan, der aufgrund seiner geringen Größe und der untersetzten Statur nicht gerade respekteinflößend war, lief zornesrot an. Höchstwahrscheinlich war er nach seiner Wahl mit anderen Vorstellungen angetreten. Bis gesetztere Mitglieder wieder für die nötige Ruhe sorgten, beobachteten der Governor und sein Prefect das Treiben im Parlament. Tief in seinem Inneren lehnte Horatio nach diesem Spektakel die Demokratie noch mehr ab als zuvor – was den Zwiespalt, den er sich in dieser Beziehung ausgesetzt sah, nur noch vertiefte. Langsam kehrte seine Aufmerksamkeit zu dem alten Mann zurück, der gemeinsam mit ihm in der Privatloge stand.


„Nach diesem Auftritt gerade denke ich, dass Dimodan wohl erst einmal seiner Partei neue Züngel wird anlegen müssen“, gab er seine Meinung kundt und war insgeheim heilfroh, dass sie diesen emotionalen Ausbruch hatten mit ansehen müssen. Schließlich vertraute er dem amtierenden Premierminister keineswegs.Jedoch wird man Regierung sowie Parlament früher oder später einbeziehen müssen. Sie haben Creels Kritik vorhin ja selbst gehört.“ Bevor er den eigenen Gesprächsfaden wieder aufgriff, löste er sich beiläufig von der verzierten Brüstung. Erneut griff er auf eine Lüge zurück als er sagte: Ravine könnte ich mir vorstellen. In gut zwei Wochen habe ich zusammen mit ihm und seinem Komitee eine Besichtigung des geplanten KOMENOR-Internats. Da dürfte sich zwischendurch bestimmt ein passender Zeitpunkt finden lassen. … Bei Cain hingegen bin ich mir nicht so sicher. Was macht sie für Sie zu einer geeigneten Kandidatin, Arod?“

Einen Augenblick lang schien Hart über diese Frage nachzudenken, während er in aller Ruhe an der Seite des adligen Governor die Stufen herabstieg. Sie hatten noch nicht die Eingangshalle betreten als er antwortete: „Nun. Seit Brishen im Gouverneurspalast residiert, hält sich Cain häufig – äußerst häufig – in dessen Nähe auf. Ich schätze, Sie könnte die perfekte Mittelsperson sein, sobald wir die nötigen Sicherheiten für unsere Pläne haben. Außerdem ist sie eine kluge Frau … und sofern Ihre Geschichten bezüglich Koornacht stimmen, könnte ihre Expertise im Kampf gegen Vratix wirklich von Nutzen sein.“

„Ich danke Ihnen für diese Einschätzung, Arod, sagte Horatio und reichte dem alten Prefect zum Abschied die Hand. „Ich werde darüber nachdenken. Vergessen Sie währenddessen aber nicht den Termin, den ich Ihnen gegeben habe. Ja? Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag, Prefect.“

[: Polith-System | Thyferra | Xozhixi :||: Regierungsbezirk | Parlamentsgebäude | Eingangshalle :||: Horatio Kraym und Prefect Hart; im Hintergrund: Leibgardisten und Angestellte des Parlaments sowie einzelne Lokalpolitiker:]
 
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Polith-System - Thyferra - Dschungel - Clove, Tenia und Akani


Auf einmal bemerkte Akani, dass seine Meisterin ihn bei seinen Versuchen beobachtet hatte.

Sie wies leise darauf hin, dass man barfuß weniger Spuren hinterließ.
Örks. Irgendwie hätte ich auch selbst auf diese Idee kommen können, schoss es dem Chiss durch den Kopf, und trotz seiner seit Geburt durchgehenden Übung der Selbstkontrolle konnte er nicht verhindern, dass ihm das Blut in die Wangen schoss.
"Oh...jaaa, da hast du sicher recht", meinte er, bevor er sich bückte, seine Schuhe und Socken auszog und im Rucksack verstaute. Seine ersten Schritte über das unebene Gelände waren vorsichtig, dann gelang es ihm jedoch bald, die kleineren Äste und Steinchen halbwegs zu ignorieren, über die er lief. Er hoffte nur, dass nichts scharfkantiges darunter war.

"Hör mal Akani", meinte Tenia dann und wechselte zu einem Thema, das ihr wohl irgendwie unangenehm war.
"Ich weiß, dass diese Mission bisher suboptimal gelaufen ist und ich könnte jetzt schlicht alles auf meine mangelnde Erfahrung schieben und darauf, dass ich mich erst an den Rang eines Ritters gewöhnen muss. Ich werde das diesmal nicht tun und mich anstrengen, dass es besser läuft. Vielleicht seid ihr ein bisschen nachsichtig mit mir. Ich glaube, ich habe ein paar Dinge begriffen. Vor allem noch einmal, wie wichtig diese Sache hier ist. Wir müssen den Vratix helfen und dabei so vorsichtig sein, als stünde nicht nur ihr, sondern unser eigenes Leben auf dem Spiel", erklärte sie, wobei sie am Ende auch Clove anschaute.

Akani war gleichermaßen überrascht wie verwirrt. Er verstand nicht ganz, wofür Tenia sich gerade die Schuld gab.

"Ähm. Tenia, ich verstehe nicht so ganz, wofür du dir gerade die Schuld gibst", sagte er naheliegenderweise.
"Es hat dir doch niemand einen Vorwurf gemacht. Zumindest ich tue das nicht", fügte er hinzu, wobei er Clove einen sehr bestimmten Blick zuwarf, der ihr empfahl, nicht zu widersprechen.
"Ich bin dem Orden keineswegs beigetreten, weil ich auf Hängematten am Strand gehofft hatte und darauf, nur Jobs zu erledigen, die sich eigentlich von selbst erledigen", meinte er mit einem kleinen Lächeln.
"Ich denke, es ist keine Überraschung, dass die Vratix ihre eigenen Probleme haben und uns das Kolazhi nicht auf dem Silbertablett servieren. Aber gleichzeitig hat unsere Mission ja eigentlich auch so gut wie gerade erst angefangen -", was man leicht vergessen konnte, es war einiges passiert letztens, "- und ich würde nicht sagen, dass wir bisher total die erdrückenden Rückschläge erlitten haben."

Schweigen.

"Allerdings habe ich ganz vergessen, dass ich absolut nicht mit der Unterbringung einverstanden bin! Ich hatte wirklich gedacht, du hättest für uns eine Suite mit 5+ Sternen gebucht gehabt und bin äußerst enttäuscht von dir!", fügte der Padawan dann in gespielter Empörung zu.

Außerdem hatte sich Tenia auch schon Gedanken zu der Hauptaufgabe, der Sabotage selbst, gemacht. Genau wie Akani.
"Also das Wetter manipulieren kann ich leider noch nicht. Dafür habe ich Glas dabei. Ich wollte vorschlagen, das Feuer in irgendeinem Eck der Plantage ganz normal zu legen und dann etwas Glas dortzulassen, damit es wie ein Unfall aussieht, der durch eine Unachtsamkeit beim Müll wegwerfen und etwas Sonnenlicht verursacht wurde.
Aber ich habe natürlich keine Einwände damit, etwas über Wetterbeeinflussung zu lernen",
grinste er dann.


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OP: Sry für die Verzögerung, hatte ne Klausur und bin deshal zu nix gekommen :S
 

Polith-System - Thyferra - Dschungel - Clove, Tenia und Akani


Akanis Gesichtsfarbe veränderte sich, als er wirklich seien Schuhe auszog und in seinem Rucksack verstaute.
Na ja, auf Null läuft man in der Regel ohne Schuhe, oder auf leisen, geschmeidigen Ledersohlen.“

Auf Waldböden lief es sich wunderbar und Tenia war gewöhnt an kleinere Äste oder spitzere Steinchen, die auf dem Weg lagen. Viel schwieriger empfand sie es, mit normalen Schuhen zu laufen und obwohl sie hohe Schuhe durchaus schön fand, konnte sie darin absolut nicht laufen. Aber was interessierten nun hohe Schuhe? Die Nullianerin hatte etwas wirklich wichtiges zu sagen, auch wenn ihr das, wie so oft, nicht leicht fiel. Erst seit ihrer Zeit bei den Jedi hatte sie begonnen, Fehler nicht nur einzusehen, sondern diese auch laut vor anderen zuzugeben. Gerne machte sie das dennoch nicht. Die Sache war heraus und Akani wiegelte ab. Vor ein paar Jahren vielleicht wäre sie ihm dankbar gewesen, hätte genickt und gesagt, dass er Recht hätte, nur um sich selbst gut dastehen lassen zu können. Aber vor ein paar Jahren hatte sie noch nicht diese Vision gehabt, die sie auf Theaterra gehabt hatte. Außerdem, außerdem hatte Akani Unrecht! Da konnte er noch so einen intensiven Blick zu Clove werfen.

„Mein Ausbruch von gestern war nicht richtig,“

erwiderte sie also sehr bestimmt. „Ein Jedi muss sich im Griff haben, denn übermäßige Wut führt ganz sicher nicht dazu, ein Jedi zu bleiben.“ Aber vielleicht konnte Akani die Entschuldigung nicht verstehen, weil sie mehr umfasste. Mindestens die Hälfte ihrer Gedanken, die sie gehabt hatte. Ihre Faszination für die Sith inbegriffen.
Immerhin, es stimmte, dass ihre Mission gerade erst begonnen hatte und damit noch zu retten war: „Wir werden dafür sorgen, dass das mit den Rückschlägen auch nicht passiert“; lächelte sie schlussendlich doch. Sie mussten den Vratix geschickt helfen, dafür sorgen, dass das Imperium von nichts Wind bekam und dann, dann mussten sie noch hoffen, dass sie die Vratix dadurch auf ihre Seite zogen, ein paar Pflänzchen bekamen und diese auch noch wirklich gegen das Virus ankamen. Ja, es war völlig angebracht zu behaupten, dass sie dafür sorgen konnten, keine Rückschläge zu erleiden. Zum Glück machte ihr Schüler einen Witz, anderfalls wäre Tenia wohl in trübsinnige Gedanken versunken.

„Du weißt schon, dass Luxus ebenfalls ein Verbot bei den Jedi ist,“ tadelte sie ihn gespielt.
„Da gibt’s ja nicht mal Einzelzimmer, also erwarte besser gar nichts. Eine harte Pritsche reicht völlig aus, um zu sich selbst zu finden.“ Einzelzimmer. Mit leicht schlechtem Gewissen dachte Tenia daran zurück, wie diese Jedi Eowyn, sie einem Zimmer zugeteilt hatte, das sie mit Nei hatte teilen müssen. Letezndlich aber lächelte Tenia doch, denn der Umstand, die eigene Komfortzone zu erweitern, hatte ihr eine gute Freundin gebracht. Eine Freundin, von der sie zu lange schon nichts gehört hatte. Wie es Nei wohl ging? Nach ihrer gemeinsamen Mission und dem Tod von neis Mutter, hatte sie nichts mehr von der Ruusanerin gehört.

Dass Akani das Wetter noch nicht manipulieren konnte, war Tenia klar, doch glücklicherweise hatte sie ihn nicht alleine mit Michael los geschickt.

„Wir dürfen den Brand auf keinen Fall ganz normal legen. Die Wahrscheinlichkeit, dass iregndetwas verdächtiges zurückbleibt ist zu hoch. Vermutlich werden die Imperialen alles, bis auf den letzten Halm durchkämmen, nur um etwas zu finden, was sie den Vratix analsten können, um sie weiter zu vertreiben oder sie noch schlechter zu bezahlen. Außerdem sind die Vratix Dschungelbewohner, sie würden niemals so fahrlässig sein, Glasmüll im Dschungel liegen zu lassen!“

Zumindest dann nicht, wenn sie von den Nullianern darauf schloss.


„Und vermutlich haben Imperiale Strumtruppen irgendwelche Vorschriften, dass sie nur aus Plastikflaschen trinken dürfen, oder was weiß ich. Wir müssen die Macht benutzen. Für das Wetter, für einen Schaden an einer Maschine, egal wie.“


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Tenia bemerkte, dass es auf Null recht normal war, ganz auf Schuhe zu verzichten oder solche zu wählen, die sich durch entsprechende Geschmeidigkeit auszeichneten. Diesen Vorteil hatte Akani nicht; das hieß jedoch nicht, dass er eine Idee nicht übernehmen konnte, wenn sie gut war.

Seine Meisterin betonte außerdem, dass ihr Ausbruch am Vortag nicht richtig gewesen war und ein Jedi sich unter Kontrolle haben musste. Dem konnte Akani als Chiss nicht widersprechen, sein Volk benötigte keinen besonderen Grund, die eigenen Emotionen zurückzuhalten.
"Das mit der Kontrolle ist nicht immer so einfach...", merkte er trotzdem an und dachte finster an den Abend mit dem Nachtjäger zurück, während er einem tiefen Ast auswich. Dann nahm er sich zusammen und konzentrierte sich wieder auf das, was vor ihnen lag.

"Wir werden dafür sorgen, dass das mit den Rückschlägen auch nicht passiert", meinte sie anschließend lächelnd.
Das hoffe ich doch...Mal sehen, wie gut diese Mission es mit uns meint.

Auf seinen kleinen Witz antwortete die Jedi in entsprechend mahnendem Tonfall, dem man sofort anmerkte, dass er nicht ernst gemeint war.
"Eine harte Pritsche reicht völlig aus, um zu sich selbst zu finden."

Akani schnaubte.
"Und alles, was über Brot und Wasser hinaus geht, lenkt ab, nehme ich an?"

Seinem Vorschlag bezüglich der Brandlegung widersprach Tenia allerdings. Sie betonte, dass keinerlei Spuren der Sabotage zurückbleiben durften, um den Imperialen keinen Grund zu geben, die Vratix zu beschuldigen.
"Ist in Ordnung. Wie gesagt, ich werde mich hüten zu widersprechen, wenn du mir beibringst, mit der Macht das Wetter zu manipulieren oder eine hinterhältige Maschine in Schutt und Asche zu legen", antwortete Akani und zwinkerte kurz.

Das Grüppchen kam für eine Dschungelwanderung gut voran. Hatte er die Karte richtig im Maßstab übertragen, so dürften sie ihr Ziel demnächst erreicht haben.


Polith-System - Thyferra - Dschungel - Clove, Tenia und Akani
 
[: Polith-System | Thyferra | Xozhixi :||: Regierungsviertel | Gouverneurspalast | Büro :||: Horatio Kraym und Legate Terrik, Premier Dimodan und Captain Jnik:]

Für einen kurzen Augenblick herrschte eine bedrückende Stille in dem geräumigen Büro. Obgleich Thyferra – im Gegensatz zu Coruscant – keinerlei Platzprobleme hatte und freier Raum demzufolge nur bedingt als Luxus anzusehen war, drückten diese großzügig bemessenen vier Wände trotz allem – verglichen mit dem Arbeitsplatz eines gewöhnlichen Angestellten hier im Gouverneurspalast – ein starkes Machtgefälle aus. Um (insbesondere gegenüber Besuchern) die herausragende Stellung zu unterstreichen, die ein Governor innerhalb der planetaren Verwaltung inne hatte, reichte die Größe seines Amtsraumes jedoch nicht aus. Das Interieur war oftmals genauso wichtig. Meist von überaus erlesener Qualität und folglich mit einem recht stolzen Preis versehen, vergrößerte es zwangsläufig die Kluft, die so schon zwischen Führungsebene und Belegschaft bestand. Thyferra unterschied sich in diesem Punkt nicht von den Verwaltungen anderer, ferner Welten.

Llewas Dimodan, der gemütlich in einem Sessel aus bestem Nerfleder saß und in seiner Hand einen sehr teuren Tropfen im Glas schwenkte, blickte säuerlich drein. Seine Stimme hatte einen genervten Unterton als er auf einmal sagte:
„... Ich wiederhole mich wirklich nur äußerst ungern, Kraym, aber die von diesem korrupten Hutt Creel geführte Opposition wird im Parlament – und darüber hinaus – keine Ruhe geben bis man nicht den Etat für unsere Sicherheitskräfte deutlich anhebt. Die Truppe soll wehrhafter werden – so der allgemeine Tenor.“ Der kleinwüchsige, unansehnliche Lokalpolitiker musterte den adligen Imperialen. Bevor er wieder das Wort ergriff, nippte er noch einmal kurz an seinem Drink. „Meiner Meinung nach rächt sich hier Ihre Bacrana-Rede. Hätten Sie bei Ihrem Besuch der völlig isolierten 'Sonderwirtschaftszone' nicht gegen das Militär geschossen – und im selben Atemzug eine bessere Qualifizierung regionaler Kräfte gefordert –, hätte die Gegenseite jetzt keinerlei Druckmittel gegen meine Regierung! Schließlich ist meine Nähe zu Ihnen nicht mehr als ein offenes Geheimnis … vor allem für Creel und dessen Unterstützer im Hintergrund.“

Der Angesprochene, der hinter seinem breiten Schreibtisch saß, erwiderte vorerst nichts; behielt nur seine steinerne Miene bei. In solchen Momenten fühlte er sich ein weiteres Mal in seiner Ablehnung demokratischer Systeme bestätigt. Seiner Meinung nach plusterte sich hier jemand auf, der faktisch über keinerlei politischen Einfluss verfügte. Ja, offiziellen Verlautbarungen nach mochte Dimodan einer vom thyferrianischen Volk gewählten Regierung vorstehen, die gemeinsam mit Vertretern der imperialen Regionalverwaltung – als Manifestation ihrer Wähler – die Geschicke ihrer Heimatwelt lenke. Daraus leitete sich deren politisches Selbstbewusstsein ab. Tatsächlich benötigten aber weder der Governor noch dessen Untergebene die Zustimmung dieser gewählten „Lokalpolitiker“ bei der Realisierung irgendeines Projektes. Für die imperialen Verwalter waren sie in Wahrheit nicht mehr als ein Feigenblatt zum Ruhigstellen der (menschlichen) Bevölkerung. Doch sollte Horatio in solch einer heiklen Situation darauf hinweisen? Konnte er sich noch mehr Gegenwind leisten?

„Sally, wie groß sind die freien Spitzen in unserem diesjährigen Haushalt?“, fragte Horatio trocken nach, nachdem er sich gegen das Zurechtweisen entschieden hatte. „Können wir meinen geäußerten Forderungen Taten folgen lassen?“

Die pflichtbewusste Coruscanti, die mit jedem verstreichenden Tag anscheinend noch wertvoller für ihn und seinen möglichen Aufstieg wurde, ließ ihre zarten Finger schnell über das Datapaddisplay huschen, während ihre Augen gezielt von Stelle zu Stelle sprangen. „Die Sektorverwaltung hat uns vor wenigen Wochen zwar aufgrund der bis dahin hohen 'Imperial Bacta'-Einnahmen den Zuschuss gekürzt, aber es sind noch nicht alle Mittel aufgebraucht, Sir. Sofern die bisherige Planung des Präsidiums bezüglich schwerer Kampfausrüstung, moderner Gewehre sowie gepanzerter Fahrzeuge und Sicherheitsdroiden der KX-Reihe noch ihre Gültigkeit besitzt, könnte man die Credits in die entsprechenden Kanäle leiten. Jedoch berauben wir uns dann einiger Handlungsmöglichkeiten für die nächsten Monate...“

'… und im Hinblick auf die sinkende Bacta-Produktion – bei zugleich steigendem politischen Druck – könnte das für uns recht eng werden', vollendete der Governor in Gedanken den unausgesprochen Halbsatz seiner Protegé. Er unterdrückte ein Seufzen. Denn obwohl er zur Zeit eigentlich nicht noch mehr Probleme gebrauchen konnte, schwebte nun eines in Form einer ungesagten Frage im Raum: Sollte er der Opposition großzügig entgegen kommen oder waren die Mittel an anderer Stelle nicht besser aufgehoben? Die Frage war knifflig. Schließlich konnte ihm bislang noch niemand sagen, ob all die Maßnahmen, die seine Mitverschwörer und er im Geheimen schon ergriffen hatten oder im Gedenken waren noch zu ergreifen, in absehbarer Zeit zu einem Erfolg führen würden. Würde seine Intrige am Ende von seinen Widersachern abgewehrt werden, hätte er keinerlei Handlungsspielraum mehr für einen zweiten Versuch. Unwillkürlich wanderte Horatios grübelnder Blick zu dem vierten Anwesenden in dieser Runde: Faroer Kir Jnik.

Bevor sich der Captain der planetaren Sicherheitskräfte (gezwungenermaßen) zu Wort meldete, war seinerseits ein leichtes Schlucken zu erkennen. Zweifellos gefiel ihm High Commissioner Brishens Abwesenheit in dieser Runde nicht. Eher zögerlich sagte er schließlich: „Vor wenigen Tagen haben Mister Creel und Misses Bel zwar das Präsidium aufgesucht, um mit der Führung bezüglich dieser Problematik zu sprechen, aber konkrete Gedanken sind dieser Unterredung nicht entsprungen.“ Die unscheinbare Gestalt, die sich innerhalb der planetaren Sicherheitskräfte trotz allem Stück für Stück hochgearbeitet hatte, ließ den Blick langsam wandern. „Es bleibt folglich beim Gesagten der letzten Quartalsbesprechung: Nach der erfolgten Aufstockung beim Personal benötigen wir eigentlich nur noch neue Spürsonden … Der Rest wird zur Zeit in ausreichendem Maße von der CompForce erledigt – und die decken ihre Ausgaben durch Sondermittel aus dem Etat des Supersektors.“

Bei Horatio versetzte solch eine Aussage insgeheim natürlich einen Stich. Und als der Captain kurz darauf auch noch erwähnte, dass Cain bei der Meinungsbildung des Präsidiums ihre Finger im Spiel gehabt hatte, konnte er – trotz gewohnter Körperkontrolle – ein Zucken des rechten Augenlids nicht verhindern. Denn mehr und mehr bestätigte sich sein Eindruck. Seine Stellvertreterin agierte auf der gegnerischen Seite. Seine Stellvertreterin half Brishen und Semur im verkappten Machtkampf um Thyferra. Die Verlockung, sich ihrer auch noch anzunehmen, war in diesem Augenblick groß, sehr groß. Nur zu gern würde er sie zerquetschen. Vor seinem geistigen Auge sah er schon wie sich seine Hände um ihren zierlichen Hals legten … und zudrückten. Doch war das der richtige Zeitpunkt? Im Hinblick auf all die Ausfälle und Finten, die beide Seiten im Wettstreit um die Vormachtstellung auf Thyferra bisang gemacht hatten, musste er da nicht vielleicht annehmen, dass seine Widersacher die Lieutenant Governor genau aus diesem Grund auf diese Weise einsetzten? Gab sie nicht einfach ein zu verführerisches Ziel ab? Horatios Antipathie gegenüber der ihm vorgesetzten Cain war immerhin kein Geheimnis. Nicht der Governor hatte sie vor Monaten zu seiner rechten Hand ernannt, sondern höhere Stellen hatten sie in diese Position gehoben!

Dimodan, der über diese Auffassung anscheinend genauso wenig glücklich war, schaltete sich zum Glück anstelle des planetaren Verwalters ein. Eine leichte Zornesröte war in dessen fülligen Gesicht zu sehen als er schlecht gelaunt entgegnete: „Das ist doch Nonsens! Diese Terroristen haben doch mit voller Absicht genau den Augenblick abgewartet als man den planetaren Sicherheitskräften den Staffelstab überreichte, weil sie – bei Weitem! – nicht so gut ausgerüstet sind wie die Truppen der Imperialen Armee.“ Mit dem fast leeren Glas in der Hand erhob er sich. „Uns stehen war eine halbe Million Einsatzkräfte zur Verfügung, aber bei aller Planung hat man nicht deren aktuelle Ausrüstung mitbedacht. … Lassen wir in dieser Runde also mal die Parteienpolitik bei Seite, muss ich Irn Creel und dessen Kumpanen leider zustimmen: Unsere planetaren Sicherheitskräfte sich auf einen Kampf mit solchen Terroristen nicht im Geringsten vorbereitet! Und das muss sich verdammt noch einmal schnellstens ändern...“

Indem Thyferras Premierminister eisern auf die Erfüllung dieser Forderung pochte, verkleinerte er im gleichen Atemzug den vorhandenen Handlungsspielraum seines inoffiziellen Vorgesetzten. Doch welche Auswirkungen hatte ein Nachgeben? Derweil sich Dimodan und Jnik auf einmal ein kleines, hitziges Wortgefecht über Weisungskompetenzen lieferten – und Sally Terrik hier und da ungehörte Einwürfe brachte –, dachte der Governor währenddessen überaus angestrengt über die potenziellen Folgen nach. Inwieweit rechneten seine Widersacher damit, dass er sich letztendlich dem Willen des thyferrianischen Parlamentes beugte? Da seine Gegner momentan zweigleisig fuhren – Hü mit Bel und Creel; Hott mit Cain –, konnte er nur schwer abschätzen was zu ihrer Verschleierungstaktik und was nicht. Wäre der Adlige in diesem Augenblick ganz allein in seinem großen Büro gewesen, hätte er wohl leidig das Gesicht verzogen und vielleicht sogar laut geflucht. Jedoch war er das nicht. Drei Untergebene hielten sich zusammen mit ihm in diesem Raum auf. Er musste also auch weiterhin die gewohnte Rolle spielen als habe er alles unter Kontrolle.

„Meine Herren, bitte mäßigen Sie sich“, sagte er deshalb im ruhigen, aber dennoch strengen Tonfall und schnitt beiden Streithähnen kurzerhand das Wort ab. „Wir haben uns hier zusammengefunden, um in der Krise eine annehmbare Lösung zu finden. Natürlich ist mir bewusst, dass seit Kurzem der High Commissioner die höchste Instanz auf dieser Welt ist – und ich dementsprechend nur in einem sehr begrenzten Maße Projekte in die Wege leiten kann –, aber uns eint in diesem Fall doch alle das selbe Ziel: Die sofortige Zerschlagung dieser terroristischen Gruppierung zum Schutz der hiesigen, unschuldigen Bevölkerung.“ Während er ganz langsam hinter seinem Schreibtisch hervor kam und sich den drei anderen Anwesenden näherte, rasten seine Gedanken unaufhörlich. „Der Gewalt, die von den 'Ashern' ausgeht, muss mit ganzer Härte begegnet werden. … Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand diese Meinung tatsächlich verneinen würde. Deshalb darf nicht nur hier im Parlament der Schulterschluss zwischen Regierung und Opposition vollzogen werden, sondern die jene Kräfte, die hier seit Tagen und Wochen im Einsatz sind, müssen sich die Hand reichen...“ Dimodan nickte zustimmend. Mit einem Mal wirkte der kleinwüchsige Thyferrianer überaus zufrieden. „Genau aus diesem Grund werde ich innerhalb meines Verantwortungsbereichs einen gezielten Einsatz der noch vorhandenen Mittel zum Wohle unserer Sicherheitskräfte anstreben.“

Sicher – im Sinne von absolut sicher – war sich Horatio nicht. Viel mehr spielte er bloß auf Zeit, um anderen Maßnahmen, die schon angestoßen wurden, noch ein bisschen Raum zu geben. Denn sollte Rhan Nire mit seinen Leuten ernsthaft ein Konterrevolution unter den Vratix lostreten können, hätte der Governor tatsächlich Verwendung für besser ausgerüstete Sicherheitskräfte. Demzufolge musste nur seine Protegé die gerade beschlossene Verbesserung soweit herauszögern bis er wirklich davon Gebrauch machen konnte. Somit hätte er mit diesem Entschluss eigentlich ziemlich zufrieden zu sein können. Derweil sich aber der Premier und der Captain von ihm verabschiedeten, nagten allmählich Zweifel bezüglich der Loyalität beider Herren an ihm. Llewas Dimodan war – genau wie er selbst – ein Opportunist. Früher oder später konnte der dickliche Thyferrianer genauso gut überlaufen und dementsprechend der Gegenseite mit dem gerade Geäußerten in die Hände spielen. Sein hagerer Landsmann war nur bedingt besser. Schließlich stand für ihn unter anderem die eigene Karriere auf dem Spiel, sollte die Verwaltung später die Erfüllung nun doch verwehren. Was sprach momentan also dagegen, dass das Präsidium seine Widersacher über diese Pläne in Kenntnis setzte? So oder so hatte sich der Governor mit diesem Gespräch keinerlei Sicherheit erkauft; höchstens ein klein wenig mehr Zeit.

[: Polith-System | Thyferra | Xozhixi :||: Regierungsviertel | Gouverneurspalast | Büro :||: Horatio Kraym und Legate Terrik, Premier Dimodan und Captain Jnik:]
 
Polith-System - Thyferra - Dschungel - Clove, Tenia und Akani


Oh ja, das mit der Kontrolle war ganz und gar nicht einfach, davon konnte Tenia inzwischen ein Lied singen.
„Ich weiß“,


konnte sie demnach ohen große Umschweife zugeben.

„Allerdings will ich irgendwann einen anderen Rang haben und den bekomme ich sicher nicht, wenn ich mein Verhalten nicht ändere.“
Ein Meister fiel schließlich, im wahrsten Sinne des Wortes, nicht einfach vom Himmel. Außerdem ging es um mehr, als eine eifnache Beförderung. Da waren zu viele Unstimmigkeiten in ihr, Unstimmigkeiten sie in jeder Entwicklung hinderten. Ein neuer Rang war dabei nur der letzte Punkt auf der Liste. Wenn Tenia nicht Acht gab, war ihr Weg ganz anders vorgezeichnet und sie wollte keine Sith werden!

„Du bist ein äußerst kluger Padawan,“

gab sich Tenia äußert stolz.

„Brot und Wasser helfen dir, nicht dem Luxus zu verfallen, der dich nur arrogant werden lässt. Und wie wir beide wissen, ist Arroganz der Weg zur Dunklen Seite.“

Arroganz schien bisher nicht wirklich Akanis Problem zu sein, viel eher ihr eigenes, aber für heute war es genug der Selbsterkenntnis.

„Ich schätze, bis ich dir beigebracht habe, das Wetter zu manipulieren, sind wir beide alt und grau.“

Das war nichts, was sie eben kurz lehren konnte. Sie selbst perfektionierte diese Technik noch lange nicht.
„Aber das mit der Maschine bekommen wir hin“

Sie liefen schließlich weiter und kamen gut und schnell voran, nach einiegr Zeit blieb tenia schließlich stehen und deutete ihrem Schüler an, dies ebenfalls zu tun.

„Wir sind da,“

sagte sie leise.

„Hinter der nächsten Baumformation ist die Plantage.“

Der Weg war anders, hier sah man viel deutlicher, dass Personen durch den Dschungel gegangen waren – Personen, die sicher keine Vratix gewesen waren.

„Sie dir den Boden an, da sind überall Stiefelabdrücke.“


Ab jetzt mussten sie vorsichtig sein.

„Wir müssen aufpassen, dass wir nicht entdeckt werden. Jedes ungute Gefühl, dass eienr von uns szu spüren glaubt, muss unebdignt mit den anderen geteilt werden.“

Waren Michael und Steven auch angekommen? Tenia tastete kurz mit der Macht hinaus, aber sie konnte niemanden spüren. Wenn die beiden sich verschleierten, war das kein Wunder.



 
~ Polith-System ~ Thyferra ~ Dschungel ~ am Rande der östlichen Plantage ~ Steven und Michael, auf der Plantage Vratix und Imperiale (NPCs) ~

Der Jedi-Ritter überblickte noch einmal genauer das Gelände, schließlich konnte es nicht schaden, sich einen groben Grundriss der Plantage einzuprägen. Ganz im Gegenteil, denn wenn sie später - warum auch immer - Hals über Kopf flüchten mussten, konnte man nicht eben erst einen imperialen Soldaten nach dem Weg fragen.
Das imperiale Banner wehte an den Zinnen des großen Wachturms, ein großes Gebäude, vermutlich das Hauptlager oder die Verwaltung der Plantage, thronte am anderen Ende und reichte ein Stück weit in den Dschungel hinein. Vratix tummelten sich auf der Bacta Plantage und gingen verschiedenen Arbeiten nach. Manche verstauten die Produkte von kleinere in größere Behälter und wiederum andere trugen diese großen Behälter dann zum Hauptgebäude.
Imperiale Soldaten patrouillierten, zu Stevens Erstaunen, alleine in den größeren Wegen. Ein weiterer Überblickte das gesamte Areal, mit einem Scharfschützengewehr bewaffnet, vom Wachturm aus. Der Baron von Cirrus versuchte in der kurzen Zeit ein Bewegungsmuster in den Abläufen der Wachen zu erkennen und dies gelang ihm auch relativ schnell. Für imperiale Verhältnisse waren diese Soldaten anscheinend stark an ihren Alltag gewöhnt und gingen ihre Wege auf und ab. Zwischendurch hielten zwei an und unterhielten sich, ganz so wie es die imperiale Ordnung sicher nicht erlaubte. Hier merkte man dann doch den Unterschied zwischen Sturmtruppen und einfachen Fußsoldaten. Vermutlich waren diese Männer nicht einmal alle vollkommen überzeugt von ihrem diktatorischen Herrscher und wurden nur auf Zeit oder gar Zwangsverpflichtet..


"Das wird schon gut gehen."

bekräftigte der Ritter seinen Schüler und konzentrierte sich weiter auf die Wachsoldaten. Mit einem Fingerzeig deutete er auf den Scharfschützen auf dem Turm.

"Der dort wird wohl das Schwierigste sein. Glaubst du, dass du ihn irgendwie unauffällig aus dem verkehr gezogen kriegst? Und ich meine wirklich leise und unauffällig."

Steven wollte sich gerade in Bewegung setzen, als er ein ungewöhnliches Gefühl verspürte. Was war das? Es war definitiv die Macht, irgendjemand in der Macht. Tenia! Versuchte sie etwa Steven und Michael zu erreichen? Ob es Probleme gab, oder wollte sie einfach nur wissen wie der Stand der Dinge war? Der Jedi-Ritter verharrte einen kurzen Moment und spürte nichts. Tenia hatte wohl nur kurz in der Macht gefühlt wo die beiden sind.
Der Baron von Cirrus konzentrierte sich und tastete mit der Macht hinaus in den Dschungel. Es war ein Wirrwarr an Leben und somit auch an Lichtern die hell in der Macht aufflackerten. Doch zwischen diesen wirren Lichtern spürte Steven irgendwann etwas, dass wie ein Leuchtfeuer wirkte. Das musste Tenia sein. Der Jedi versuchte die Nullianerin mental zu erreichen, komplizierte und detaillierte Nachrichten waren extrem kompliziert durch die Macht zu versenden, weshalb er ihr ein Gefühl der Sicherheit und Entschlossenheit übersandte. Sie musste es wohl selbst richtig interpretieren, doch Steven hatte keine Zweifel daran, schließlich kannten sie sich beide mittlerweile ganz gut.

Nachdem er der brünetten Nullianerin die mentale Nachricht übermittelt hatte, wandte er sich wieder an seinen Padawan. Ob Michael es sich zutraute den Scharfschützen auszuschalten? Immerhin war er selbst beim Widerstand Scharfschütze gewesen und kannte sich vermutlich mit leisen Operationen aus.

"Bereit wenn du es bist, Michael."


~ Polith-System ~ Thyferra ~ Dschungel ~ am Rande der östlichen Plantage ~ Steven und Michael, auf der Plantage Vratix und Imperiale (NPCs) ~
 
[: Polith-System | Thyferra | Xozhixi :||: Regierungsviertel | Gouverneurspalast | Büro :||: Horatio Kraym allein :]

Eine allgemeingültige Lebensweisheit galt für die Regionalverwaltung des Galaktischen Imperiums im Besonderen: „Schlechte Nachrichten verbreiten sich immer wie ein Lauffeuer.“ Höchstens zwei, drei Standardstunden mochte die Meldung, dass die „Ashern“ einen terroristischen Akt auf eine von „Imperial Bacta“ betriebene Fertigungsanlage samt größerem Logistikzentrum verübt hatten, da rief man Thyferras amtierenden Governor auch schon aus einer trivialen Unterredung über die mögliche Neuregelung der hiesigen Lizenzen im Bereich Waffenbesitz, Kopfgeldjagd und private Sicherheit, weil der für den Jaso-Sektor zuständige Verwalter, Moff Heremus Barnip, offensichtlich dringenden Redebedarf sah. Gemäß den knappen Worten seiner persönlichen Sekretärin ließ die übergeordnete Stelle dieses Mal auch keinen Zweifel daran, dass ein Verschieben möglich sei. Xucphra City wollte JETZT mit dem adligen Imperialen sprechen!

Und so stand Horatio Kraym I. nun ganz allein in seinem geräumigen Büro, nachdem er seine Protegé sowie die federführenden Angestellten im Besprechungsraum zurückgelassen hatte, und blickte mit ernster Miene auf das sich aufbauende Hologramm. Ungewohnt laut klopfte in diesem Moment das Herz in seiner linken Brust. Etwa zeitgleich machten sich auf seiner Stirn sowie unter den Achseln sämtliche Poren scheinbar gemeinschaftlich bereit auf ein gewisses, ihm vollkommen unbekanntes Zeichen schlagartig zu transpirieren. Hier, auf Thyferra, mochte er – trotz Olan Semur und Jaspeer Brishen – der Lokalmatador sein. Aber schon allein auf Sektorebene war er mit einem Mal von der Gunst höherer Stellen abhängig; äußerst stark abhängig. Schließlich entschied allein der Moff über Gedeih und Verderb seiner Untergebenen. In dieser Beziehung hatte ihm stets eine Sache Zuversicht geben: Barnip hatte sich seit ihrer ersten Begegnung immer als eine Art „Mentor“ aufgespielt. Doch nun, da der Planet langsam aus den Fugen geriet, musste sich der adlige Governor natürlich fragen, ob das bisherige Verhältnis zwischen ihnen noch immer galt. Oder suchte der Moff etwa schon nach einem Nachfolger?

Nachdem sich die holografische Projektion komplett aufgebaut hatte und der planetare Verwalter in das missgelaunte Gesicht seines zuständigen Sektorverwalters schaute, herrschte für einen längeren Augenblick eisiges Schweigen. Höchstens der kunstvolle Schnurrbart, den Barnip – gewissermaßen als universelles Erkennungszeichen – besaß, zuckte leicht. Mit bedächtiger, aber trotz allem ernster Stimme sagte er nach einer Weile zu seinem wartenden Untergebenen:
[Kraym, bestimmt haben Sie die neusten Meldungen schon erhalten, oder? Ich erwarte eine Rechtfertigung. Jetzt!] Er schnaubte verärgert. [Und glauben Sie ja nicht, Sie könnten mich jetzt hinhalten...]

Ein harter Einstieg in die Unterhaltung. Horatio war gänzlich überrumpelt und konnte erst in letzter Sekunde verhindern, dass ihm die Gesichtszüge auf einmal komplett entglitten. Obwohl spätestens seit Brishens inoffizieller Machtübernahme der zornige Trotz in ihm brodelte, schüchterte ihn dieses Mal die ungewohnte Kühle seines Vorgesetzten ein. Befürchtungen, die er bis dato stets erfolgreich verdrängt hatte, tauchten vor seinem geistigen Auge auf. Sollte er wirklich im Zuge dieser Rebellion den Zuspruch des Sektorverwalters verlieren, wäre er für seine Widersacher endgültig vogelfrei. Sie könnten sich dann ohne Probleme seiner Wenigkeit entledigen – ein Gedanke, der Horatio innerlich in Angst und Schrecken versetzten konnte. Aber noch glaubte sich der planetare Verwalter nicht an diesem Punkt! Noch konnte er sich hinter der Sicherheit verschanzen, nicht den gesamten Rahmen an Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben. Bloß Barnip musste davon erst überzeugt werden.

„Eure Exzellenz, in solch dunkler Stunde würde ich Euch niemals hinhalten wollen“, taste sich der adlige Imperiale vorsichtig vor. Jedoch zeigte sich der füllige Moff von dieser Heuchelei wenig bis gar nicht beeindruckt. Im Gegenteil. Das Hologramm starrte den Governor weiter an. „Es liegt nicht an mir, dass die Situation momentan so verfahren ist. High Commissioner Brishen hat vor Wochen sämtliche Kompetenzen eigenmächtig über...“

Barnip schnaubte erneut, bevor er dem Untergeben das Wort abschnitt. [Kraym, keine Ausflüchte! Das Imperiale Sicherheitsbüro mag sich der Sache angenommen haben, aber Ihre Verwaltung trägt trotzdem die Verantwortung. Sie sind der Governor, nicht Brishen!] Offensichtlich schien der Moff in seinem Büro auf- und abzugehen. Denn die Projektorkamera bewegte sich ganz leicht. [Thyferra ist die tragende Säule im Jaso-Sektor. Ich glaube, diese einfache Binsenweisheit habe ich Ihnen oft genug vermittelt. Gerät dieser Planet also ins Wanken – und genau das ist gerade der Fall, Kraym! –, dann gerät mit der Zeit auch mein Zuständigkeitsbereich aus den Fugen … und etliche Männer wie Stadds Handlanger Semur sehen ihre Chance gekommen.] Wieder ein aufgebrachtes Schnauben. [Sie bringen also gerade nicht nur sich selbst an den Abgrund... sondern auch mich. … Und das kann ich nicht tolerieren! Dafür habe ich Sie nicht aus diesem Drecksloch namens Coruscant geholt!]

Horatio biss sich auf die Zunge. Mit großen Versprechungen hatte ihn der Mensch, der von Metellos stammte, ins Polith-System gelockt. Großmütig hatte er damals sogar die Beförderung zum Sector Adjutant ausgeschlagen, die ihm Veran zu guter Letzt angeboten hatte! War er zu diesem Zeitpunkt womöglich doch zu naiv gewesen? Hätte er Jasos Sektorverwalter etwa mehr, viel mehr misstrauen sollen? Mit einem Mal fühlte sich der Adlige hintergangen; gar betrogen. Hatte er die Monate zuvor nicht hervorragende Arbeit geleistet? Immerhin hatte auch das Sektorkapitol davon profitiert, dass man dem Bacta-Kartell erst ein Ende gesetzt und es dann anschließend neu als Monopolist – unter imperialer Aufsicht – wieder aufgebaut hatte. Hatte er mit seinem diplomatischen Geschick, das er auf Umbara, Bacrana und Thyferra ausreichend unter Beweis gestellt hatte, nicht eine Mehrung für den Sektor erreicht? Dank hatte er dafür keinen gehört! Langsam, aber stetig nährte sich der zornige Trotz in ihm an diesen aufkommenden Gedanken. 'Kaum erscheine ich ihm nicht mehr nützlich, da will er mich auch schon loswerden.'

Doch gerade als er eine Erwiderung anbringen wollte, sprach der Moff auf einmal weiter. Beiläufig zwirbelte er seinen skurrilen Schnauzer als er sagte:
[Sie haben es bestimmt noch nicht gehört, aber man ist im Begriff Ihre derzeitige Schwäche auszunutzen, Kraym. Aboleth mag es zwar noch nicht publik gemacht haben, aber der Siebzehnte plant aufgrund der vorhandenen Engpässe ein größeres Konjunkturprogramm für Manaan.] Trotz Hologramm konnte man sehen wie Barnips Augen für ein paar Millisekunden hell aufblitzten. [Er will den gewaltigen Hunger dieser Rebellen befriedigen … mit Koltho. Ernsthaft.]

Der rothaarige Sektorverwalter hatte ihn mit dieser überraschenden Offenbarung kalt erwischt. Für mehrere Sekunden war der Adlige nicht fähig eine Antwort zu formulieren. Selbstverständlich hatte Horatio gewusst (oder wenigstens geahnt), dass es zahlreiche Neider in den eigenen Reihen gab. Im Imperium war es zum Beispiel ein offenes Geheimnis, dass man Manaan bisher die Produktion von Koltho verboten hatte, da der Zwanzigste Supersektor (schon damals unter Nicadamus Stadd) eine entsprechende Intervention erfolgreich im „Rat der Moffs“ hatte durchboxen können. Jeder Grand Moff war allein auf seine Machtbasis bedacht. Deshalb war das Geflüster des Bacta-Kartells nicht auf taube Ohren gestoßen, sondern hatte rasch Früchte getragen. Niuk Aboleth, der kaum jünger als Stadd war, hatte diese Entscheidung stets gegrollt. Erfolgte nun also die Rache? Horatio, dessen Blick weiterhin auf den Moff gerichtet war, spürte wie die Last, die größtenteils auf seinen Schultern ruhte, auf einen Schlag zugenommen hatte. Ihm drängte sich die Frage auf, ob seine Mitverschwörer und er überhaupt noch handlungsfähig waren. Stockend erwachte er aus seiner vorübergehenden Starre.

„Ich hatte keine Ahnung, Eure Exzellenz...“, stammelte er unbeholfen und fühlte sich flüchtig in die eigene Kindheit versetzt. In diesem Augenblick war er nicht mehr als ein einfältiger Schuljunge.

Barnips kühler Blick traf ihn dementsprechend ziemlich hart. Mit mahnender Stimme erinnerte er ihn:
[Keine Ausflüchte mehr, Kraym. Meine Geduld ist am Ende. Mir ist somit vollkommen egal wie Sie die Situation lösen, aber ich will, dass die Probleme auf Thyferra verschwinden. Augenblicklich. Nicht morgen oder übermorgen. Nein, sondern am Besten heute. Verstanden?] Er ließ die Worte einen Herzschlag lang wirken. [Bringen Sie mir Resultate … Oder Sie waren die längste Zeit Thyferras Governor. Wenn Sie scheitern, wird eine Abordnung nach Ryloth, Honoghr oder gar in den Koornacht-Cluster wie ein Geschenk vorkommen. Versprochen! Barnip aus.]

Der Zorn brodelte in ihm. Nun hatte man ihm den Blaster auf die Brust gesetzt … und irgendwelche Spielräume hatte er somit schlagartig nicht mehr. Eigentlich hatte er nur noch ein Konzept: Die Idee mit den Vratix-Konterrevolutionären. Säuerlich verzog Horatio das Gesicht. Schließlich hatte sich Junior Agent Nire bislang noch nicht bei ihm gemeldet. Es war also keinesfalls sicher, dass man auf Seiten dieser Insektoiden überhaupt irgendjemanden fand, der sich den „Ashern“ freiwillig – für das Galaktische Imperium und dessen Machtansprüche! – in den Weg stellte. Schwerfällig und gänzlich in die eigenen Gedanken versunken, ließ sich der Governor hinter dem breiten Schreibtisch auf das Sitzpolster seines Sessel nieder. Er fuhr sich durch das dunkle Haupthaar, während seine Gedanken rasten. Eine Entscheidung musste fallen. Wollte er an der Macht bleiben, musste er nun endgültig in die Offensive gehen. Mehr und mehr wurde ihm klar, dass die Zeit der Vorbereitungen nach diesem Gespräch unwiderruflich vorüber war. Semur war – Dank Brishen und der „Ashern“ – im Vorteil. Er musste jetzt nicht nur nachziehen, sondern seine Widersacher auf den letzten Metern überflügeln.

Sally, kommen Sie sofort in mein Büro...“, sprach er in das InterCom, das in seinen Tisch integriert war, nachdem er den entsprechenden Kanal geöffnet hatte.

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Polith-System - Thyferra - Dschungel - Clove, Tenia und Akani


"Ich weiß. Allerdings will ich irgendwann einen anderen Rang haben und den bekomme ich sicher nicht, wenn ich mein Verhalten nicht ändere", erklärte Tenia.

Hmm...interessant.
Diese ehrgeizige Seite seiner Meisterin kannte Akani noch gar nicht.

"Du bist ein äußerst kluger Padawan", fügte sie dann auf seine Witzelei hinzu. Akani antwortete mit einer formvollendeten Verbeugung.
"Brot und Wasser helfen dir, nicht dem Luxus zu verfallen, der dich nur arrogant werden lässt. Und wie wir beide wissen, ist Arroganz der Weg zur dunklen Seite."

Der erste Teil ihres Kommentars war wohl noch scherzhaft gemeint gewesen, im zweiten klang dann aber eine Portion Ernst mit durch, die der Padawan auch gleich zum Anlass nahm, sich wieder auf ihr Ziel zu konzentrieren.
Die Jedi erklärte ihrem Schüler, dass das Erlernen der Wettermanipulation äußerst lang dauerte. Akani war nicht überrascht, aber ein klitzekleines Bisschen enttäuscht, was er jedoch nicht zeigte.

Natürlich brauchen die spannenden Sachen immer Ewigkeiten...

Einige Zeit später verlangsamte Tenia ihr Tempo und blieb dann stehen.
"Wir sind da. Sieh dir den Boden an, da sind überall Stiefelabdrücke. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht entdeckt werden. Jedes ungute Gefühl, dass einer von uns zu spüren glaubt, muss unbedingt mit den anderen geteilt werden."

Ach ja? Zählt da auch Aufregung dazu?, schoss es Akani durch den Kopf. Er schob den Gedanken beiseite und atmete tief durch.
Für einen Moment flackerte in seinem Bewusstsein eine Präsenz auf, in der er sogleich Tenia erkannte. Dann war das Gefühl jedoch bereits wieder verschwunden, und als die Nullianerin nichts sagte, tat er es als unwichtig ab.
Als sie sich ihrem Ziel vorsichtig weiter näherten, offenbarte der Dschungel die Plantage.


Was vor ihm lag, entsprach jedoch nicht ganz dem Bild, an das man beim Wort Plantage vermutlich dachte. Es waren keine Grünpflanzen, die hier in ordentlichen Reihen angebaut wurden, sondern Xoorzi-Pilze. Sämtliches Unterholz war auf der Fläche entfernt worden, die einzige Lichtung im eigentlichen Sinne umfasste lediglich die beiden Gebäude auf dem Platz; die Plantage selbst lag im Dämmerlicht, das die Baumkronen durchließen. Einige Seile waren über den Bereich gespannt, an deren Rand zusammengefaltete Stoffbahnen befestigt waren; vermutlich sollten diese die kostbaren Pilze vor heftigerem Wetter schützen, sofern dieses hier jemals auftrat.

Zwischen den Pilzreihen bewegten sich Vratixarbeiter. Einige waren mit dem Ernten beschäftigt, andere führten wohl irgendwelche Kontrollen oder ähnliches durch.
Außerdem patroullierten einige Imperiale umher.

Fantastisch...
Auf der Lichtung nebenan ragte ein Wachturm auf, an den ein recht kleines Gebäude angebaut war. Es musste sich dabei wohl um ein Zwischenlager handeln.

Sich an Tenias Worte erinnernd, ließ Akani seinen Blick erneut über das Geschehen schweifen und suchte nach irgendwelchen elektrischen Geräten oder einer anderen potenziellen Brandquelle.
Hmpf. Also großartig Maschinen rumstehen sehe ich jetzt nicht...
Er meinte eine am Wachturm befestigte Kamera erkennen zu können, war sich jedoch nicht ganz sicher, außerdem würde ein dort entzündetes Feuer sich sicherlich nicht bis zur Plantage ausbreiten können bei einer solchen Anzahl Personen.

Sein Blick fiel erneut auf die Seile, die über der Plantage gespannt waren. Tatsächlich, auch dort Kameras. Aber dennoch, ein Kurzschluss würde sicher nicht genug Funken produzieren, von denen noch weniger überhaupt den Boden erreichen würden...
Moment mal. Wie wird eigentlich in der Nacht hier gearbeitet? Die werden doch sicher irgendwelche leistungsfähigen Scheinwerfer nutzen, oder?
"Sag mal, Tenia",
meinte er leise und beugte sich zu seiner Meisterin vor,
"die werden hier doch sicher nicht nur tagsüber Arbeiter haben, oder?"


Polith-System - Thyferra - Dschungel - Alazhi-Plantage - Clove, Tenia und Akani
 
[: Polith-System | Thyferra | Xozhixi :||: Regierungsviertel | auf dem Weg zur Landeplattform :||: Horatio Kraym in Begleitung seiner Leibgarde :]

Ungeachtet der Tatsache, dass das Imperiale Sicherheitsbüro ihn inoffiziell in seinen Kompetenzen – unter anderem zur planetaren Sicherheitspolitik – arg beschnitten hatte, hatte Thyferras derzeitiger Governor, Horatio Kraym I., trotzdem noch immer eine stattliche Zahl an öffentlichen Terminen im Namen „seiner“ Verwaltung wahrzunehmen. Man benutzte ihn also weiterhin als „Aushängeschild“, derweil im Hintergrund längst ganz andere Personen an den Fäden zogen. Zu diesem Personenkreis gehörte beispielsweise High Commissioner Jaspeer Brishen. Vor Wochen vom Kapitol des hiesigen Supersektors auf Fondor entsandt, um dem Treiben aufständischer Einheimischer schnellst möglich Einhalt zu gebieten, hatte er schon innerhalb der ersten Tage sofort sämtliche Verantwortung an sich gerissen und demzufolge den planetaren Verwalter im selben Atemzug ins Abseits geschoben. Und nun hatten sowohl die Regionalverwaltung auf Thyferra als auch die lokale Politik, der auf Thyferra installierten Scheindemokratie, zwei Herren zu dienen. Bislang war das empfindliche Gefüge noch nicht an dem internen, unterschwelligen Machtkampf zerbrochen. Jedoch sammelte sich hinter den Kulissen allmählich der Widerstand in den eigenen Reihen und es war demnach nur noch eine Frage der Zeit bis das eine Haupt der doppelköpfigen Schlange über das andere obsiegte.

Horatio, der gemeinsam mit seiner obligatorischen Leibgarde auf dem Weg zum kleinen Landefeld nahe des Gouverneurspalastes war, trat ins Freie, nachdem sich mit leisem Zischen die Tür geöffnet und er auf einen fein säuberlich angelegten Kiesweg getreten war. Die Temperaturen, die der adlige Imperiale vom letzten Hochsommer gewohnt war, waren zu dieser Zeit – so kurz nach dem Monsun – zwar noch nicht zu erwarten, aber trotzdem lag die Luftfeuchtigkeit schon jetzt spürbar höher als auf so manch anderer kolonisierter Welt. Bevor er sich der betonierten Stelle näherte, wo tagtäglich eine überschaubare Zahl an Gleitern und manchmal sogar kleinere Landungsboote im Stundentakt landeten und kurz darauf wieder abhoben, genoss er für einen flüchtigen Augenblick Poliths äußerst angenehmen Sonnenschein; blinzelte sogar ein wenig. Ja, ein Mann in seiner hochrangigen Position kam leider viel zu selten dazu die Natur einfach einen Moment lang zu genießen. Irgendetwas trieb ihn immer an. Dieses Mal handelte es sich im Hinblick auf Horatios Terminplan um einen banalen Besuch bei „Imperial Bacta“. Dort galt es in erster Linie eine neue Produktionsstätte zu besichtigen und zum Anderen verlangte man außerdem von ihm noch, dass er sowohl gegenüber dem Vorstand als auch gegenüber Aufsichtsrat und Belegschaft wirksame Vergeltungsmaßnahmen bezüglich des letzten Terroraktes versprach.

Leise, kaum hörbar knirschten winzige Kieselsteine unter dem Gewicht seiner laufenden Stiefel. Er achtete nicht darauf. Obwohl er den flüchtigen Augenblick ausgiebig genossen hatte, drängten sich nun langsam wieder die Gedanken über alltägliche Probleme in den Vordergrund. Denn noch immer saß ihm die Sektorverwaltung – in Form von Heremus Barnip höchstpersönlich! – im Nacken, weil Manaan mit dessen Koltho im Rahmen der momentanen Krise drohte Thyferra seinen einzigartigen Rang als Monopolist für Heilmittel abzulaufen. Koltho mochte verglichen mit Bacta zwar deutlich weniger wirksam sein, aber zur Zeit konnte der bevölkerte Wasserplanet mit ruhigen Einheimischen – also einer stabilen Lage – aufwarten. Sollten die Neue Republik und andere Abnehmer tatsächlich einen zügigen Wechsel der Bezugsquelle in Betracht ziehen, würde nicht nur Thyferra auf der Stelle einen spürbaren Machtverlust erleben, sondern dies würde sich ebenso auf dessen übergeordneten Sektor und sogar Supersektor auswirken. Mehrere Ebenen bangten demzufolge momentan um ihre (politischen) Pfründe. Neben dem im Hintergrund existierenden Machtkampf zwischen dem adligen Verwalter und dessen vom Grand Moff insgeheim unterstützten direkten Vorgesetzten, Olan Semur, hatte die Anwesenheit des High Commissioners also auch „schlichte Angst“ als Grund. Fondor, das fern von diesem Chaos war, glaubte die Probleme besser vor Ort lösen zu können. Außerdem war es auf diese Weise zusätzlich noch möglichen den eigenen Handlanger zu unterstützen.

Derweil der Großteil seiner Gedanken ein weiteres Mal um die allgemeine Situation kreisten, in der er sich zur Zeit befand, fiel sein Blick eher zufällig auf zwei Personen auf dem Landefeld. Brishen, den der Governor inzwischen unter Tausenden zu erkennen glaubte, schien sich äußerst eindringlich mit dem ihm unterstellten Regimentskommandeur der CompForce zu unterhalten, aber leider drang kein Wort an sein Ohr. Weil der greise Beamte des Imperialen Sicherheitsbüros ihm außerdem noch den Rücken zugekehrt hatte, konnte er demzufolge nur anhand der kargen Gesten des uniformierten Assault Command Leader ablesen wie das Gespräch verlief. Jedoch schien der Uniformierte, trotz andere Branche, eine besondere Gemeinsamkeit mit den Angehörigen der Imperialen Streitkräfte zu haben: Gefühlsregungen und Gestiken waren auf ein Minimum beschränkt. Hier ein kurzes Nicken, da ein zackiger Salut – Im Regelfall schien das zur groben Kommunikation mit der eigenen Umwelt auszureichen. Für einen Zivilisten, der womöglich sogar noch in den Sphären der Politik schwebte, war das ein ähnlicher Unterschied wie jener zwischen Tag und Nacht. Hatte Horatio vielleicht aus diesem Grund solche „Annäherungsprobleme“ mit vielen Vertretern des Militärs? Natürlich hätte er darüber den einen oder anderen Gedanken verlieren können. Jedoch hatte ihn der Alte just in diesem Moment bemerkt.


Eine schlichte Handbewegung schien zu reichen, um den Regimentskommandeur wieder zu dessen Landungsboot zu schicken. Mit einem überheblichen Lächeln auf den Lippen wandte sich Brishen stattdessen sogleich den Governor zu. „Mister Kraym, sind Sie etwa auf dem Weg zu ihrem Besuch bei 'Imperial Bacta'?“, fragte er nach und zündete sich beiläufig eine neue Zigarre an. Blauer Dunst stieg empor, bevor er kurz darauf den selbst gesponnen Faden wieder aufnahm. „Miss Cain war so freundlich mir Ihren aktuellen Terminkalender – natürlich bloß in Auszügen – zu übermitteln. Dabei stellte ich erstaunt fest, dass Sie – im Gegensatz zu Ihrem Vater – doch weitaus aktiver sind was das planetare Reisen angeht. Heute hier, morgen dort – Gäbe es momentan nicht so viele Probleme zu lösen, ich würde Sie glatt begleiten...“

„Ich habe nicht um das Beschneiden MEINER Kompetenzen gebeten, Sir“, entgegnete Horatio kühl und sah dabei dem schnurrbärtigen Beamten herausfordernd ins Gesicht. „Könnte ich mein Amt in gewohnter Weise ausüben, täte ich das auch!“

Der High Commissioner spielte den Überraschten. „Selbstverständlich! Jedoch entschied Fondor in diesem Fall anders – wie Sie selbstredend wissen, Governor.“ Brishen machte Anstalten den adligen Imperialen zu dessen wartenden Gleiter zu begleiten. „Lassen Sie mich Ihnen einen Rat geben: Ich bin nicht Ihr Feind. Das ISB ist ebenso wenig Ihr Feind. Solange Sie stets im Namen des Imperiums gehandelt haben und sich in der Ausübung Ihrer Pflicht nichts zu Schulden kommen lassen haben, bin ich – ganz im Gegenteil – sogar Ihr Freund. Ihr einziger Freund. Ich kann Sie von allen Zweifel, die gegen Ihre Person kursieren, frei sprechen. … Nehmen Sie dieses Angebot lieber an.“

Natürlich reagierte der planetare Verwalter darauf nicht, sondern näherte sich stattdessen weiterhin gezielt seiner Gleiterlimousine. Es war nicht mehr als eine gezielte Provokation. So wie schon mit seinem Vater, Helius Kraym III., wollte der hagere Beamte nur seine sehr durchtriebenen Spielchen mit ihm spielen. Hier ging es nicht darum irgendjemanden zu entlasten. Nein, Brishen sollte einzig und allein seine gegenwärtige Stellung unterminieren – Da war sich der Governor sicher. Während sein Chauffeur geduldig auf den Moment wartete, ab dem er aus dem Vehikel zu springen und ihm die Tür zur Rückbank zu öffnen hatte, schritt er weiter über den schlichten Durabeton. Innerhalb der letzten Stunden hatte Poliths warme Strahlen die Plattform allmählich erwärmt, weshalb an diversen Stellen schon ein leichtes Wärmeflimmern zu erkennen war. Horatio warf lieber darauf einen Blick als sich in dem ihm aufgezwungenen Gespräch weiterhin dem High Commissioner zu stellen. Doch noch war der rettende Gleiter ein paar Schritte entfernt und der Beamte machte nicht den Eindruck, sich auf diesen letzten Metern geschlagen zu geben. Denn obgleich er, der schon längst in die Jahre gekommen war, nicht mehr der Jüngste war, hielt er mit dem Verwalter noch immer ausgesprochen gut Schritt. So schaffte er es an Ende auch nah genug an ihm drangeblieben zu sein, um tatsächlich das Gespräch noch einmal aufgreifen zu können.

Genüsslich zog Brishen an seiner Zigarre. Dann sagte er:
„Diesbezüglich fällt mir soeben noch eine Sache ein, Mister Kraym. Mir kam die Tage zu Ohren, Sie hätten gegenüber dem Sektorkommando und dem hiesigen Sturmtruppenkorps eine private Einladung in Ihre Villa ausgesprochen. Ich hoffe, Sie haben nicht vor irgendwelche Ränke hinter meinem Rücken zu schmieden...“

„High Commissioner“, schnitt ihm der Adlige sogleich das Wort ab. „Mein Amt sieht vor, dass ich zu allen Stellen, die auf diesem Planeten vertreten sind, einen förmlichen Kontakt pflege. Natürlich untersteht meinem Weisungsrecht weder die Sektorkommandantur noch das hiesige Regiment an Sturmtruppen. Da ich aber nach Bacrana noch nicht sämtliche Missverständnisse bezüglich meiner Einstellung zum Militär ausgeräumt habe, möchte ich jetzt gern die Gelegenheit dazu nutzen.“ Sein Blick begegnete dem von Brishen. „Ihre CompForce-Truppen sorgen seit Tagen doch für die längst überfällige Entspannung der gegenwärtigen Situation, oder?“

Rasch schob er dieser letzten Frage noch ein paar höfliche Abschiedsfloskeln hinterher, dann ließ er den Alten endlich hinter sich. Dienstbeflissen schloss sein Chauffeur Jaek Nalto sogar die Tür hinter ihm, bevor er wieder geschwind hinter dem Steuer Platz nahm und anschließend das Vehikel in die Luft steigen ließ. Erleichtert atmete Horatio aus. Selbstredend hatte er damit gerechnet, dass der alte Bluthund früher oder später von dem angesetzten Treffen erfahren würde. Jedoch hätte er es selbst bei der gegenwärtigen Lage nicht für möglich gehalten, dass die Geheimhaltung am Ende bloß ein paar Standardstunden halten würde. Somit musste sich der Governor am Ende zwangsläufig fragen, ob es tatsächlich nur eine Schwachstelle – Aviendha Cain – gab. 'Oder spielt noch jemand anderes ein doppeltes Spiel mit mir?', fragte er sich in Gedanken und tippte sich dabei mit dem Zeigefinger geistesabwesend gegen das makellos rasierte Kinn. Sein Blick schweifte derweil gedankenverloren gen grüner Erde, während er sein Umfeld nach potenziellen Verrätern abtastete. Wer könnte einen Dolch griffbereit haben? Welche nahestehende Person würde davon profitieren ihn ans Messer zu liefern? Die eine oder andere Person fiel ihm natürlich ein. Aber all die Zweifel, die sich auf einmal in ihm regten, restlos zu beseitigen gelang ihm spontan trotzdem nicht.

Da ihn das Grübeln nach einer Weile zu keinem brauchbaren Ergebnis brachte – irgendwo fand sich immer ein störender Haken –, griff er stattdessen nach seinem Dossier über „Imperial Bacta“. Seine ursprüngliche Planung hatte nämlich vorgesehen, dass er den Flug nutzen wollte, um sich kurz auf den neusten Stand der Dinge zu bringen. Denn entgegen der öffentlichen Darstellung hatte er in der Tat mehr, sehr viel mehr Einfluss auf die Geschicke des gigantischen Unternehmens. Vorstand und Aufsichtsrat standen – natürlich über allerhand verschleiernde Umwege – unter seiner Kontrolle. Ja, der Bacta-Monopolist stellte seinen Steigbügel auf dem Weg nach Oben dar. Mit dessen politischer sowie finanzieller Kraft wollte er eigentlich die planetare Verwaltung hinter sich lassen. Genau aus diesem Grund gefiel ihm weder die derzeitige Revolte der Vratix noch Brishens Einmischungen. Sie beschränkten ihn zu sehr in seinem Handeln – und gaben zeitgleich seinen Gegnern einfach viel zu viel möglichen Spielraum. Derweil sein Chauffer den Gleiter mit rasanter Geschwindigkeit über die planetare Oberfläche jagte, vertiefte er sich in der Zwischenzeit in seine Unterlagen. Tief in seinem Inneren war es eine Wohltat sich endlich wieder mit solchen Dingen beschäftigen zu können, anstatt sich neue Schritte gegen seine Widersacher zu überlegen.

Xucphra City, das als Metropole selbst die planetare Hauptstadt Xozhixi problemlos in den Schatten stellte, erstreckte sich über eine gewaltige Fläche. Mit dem Reichtum aus dem Bacta-Markt war die Stadt über die Jahrhunderte gewachsen. Kleine Vororte und geschlossene Wohnanlagen waren nach und nach gewachsen, bevor sie schlussendlich eingemeindet wurden. Industriegebiete hatte man in die dichten Wälder geschlagen, aber die urbane Umgebung hatte diese Enklaven mit der Zeit zurück geholt, indem man beim Bau neuer Siedlungen den Zubringerstraßen gefolgt war. „Imperial Bacta“, das sich einfach da eingenistet hatte, das zuvor noch dem Bacta-Kartell gehört hatte, gehörten dabei zahlreiche Grundstücke innerhalb und außerhalb der Metropole. Hoch in den blauen Himmel erhob sich beispielsweise deren Firmenzentrale. Einst mochte die „Xucphra Corporation“ dort, mitten im belebten Stadtzentrum, ihren Sitz gehabt haben, aber schon seit gut einem Jahr waren diese Zeiten vorbei. Horatios Chauffeur, der anscheinend einen neuen Rekord aufgestellt hatte, steuerte den sehr schlanken Wolkenkratzer an, sobald der Gleiter die Stadtgrenze überflogen hatte. Horatio, der bis zu diesem Moment noch gelesen hatte, ordnete die dünnen Flimsiplast-Dokumente beiläufig, legte sie danach in die Mappe zurück und ließ anschließend seinen Blick aus dem Fenster schweifen. Zuletzt hatte er – in Begleitung der sehr begnadeten Sängerin Celessa Nayva - Xucphra City aufgrund eines banalen Termins im städtischen Zoo besucht. Dieses Mal war der Besuch wichtiger – Daran gab es keine Zweifel.


[: Polith-System | Thyferra | Xucphra City :||: Stadtzentrum :||: Gleiterlimousine | Rückbank :||: Horatio Kraym allein :]
 
[: Polith-System | Thyferra | Xucphra City :||: Stadtzentrum | Firmengelände von „Imperial Bacta“ (Firmenzentrale) | vor dem Eingangsportal :||: Horatio Kraym in Begleitung von Prefect Ores sowie einigen Vorstandsmitgliedern und Aufsichtsräten; in gewisser Entfernung allerhand Reporter :]

Obwohl er für gewöhnlich darauf bedacht war, nach Außen hin stets sympathisch zu wirken, ließ er seine Begrüßung der „Imperial Bacta“-Vertreter dieses Mal bewusst kühl ausfallen. Gemeinsam mit seinem medialen Beraterstab, geleitet von Aden Hart, war er nämlich ohne große Debatten zu dem Schluss gekommen, dass im Hinblick auf die gegenwärtige Lage ein warmes, freundliches Lächeln nicht sonderlich förderlich für seine Position war. Thyferra sehnte sich nach einem starken Mann an der Spitze. Jemanden der ohne jegliches Zögern das Terrorismusporblem anpackte. In diesen Tagen sollte wahrlich niemand den Eindruck haben, dass sich die hiesige Regionalverwaltung in einer Art Schockzustand befände. Deshalb hatten sich Stab und Governor dazu entschieden den anwesenden Reporterteams genau das zu liefern, was sie begehrten: Distanziertes Händeschütteln, ernste Mienen und entschlossene Antworten auf gestellte Fragen. Horatio ließ in den paar Interviews, die man der journalistischen Meute im Vorfeld zugesprochen hatte, sogar – ganz nach dem geschmiedeten Plan – von Zeit zu Zeit passende Schlüsselworte fallen.

Erst nachdem sich abzeichnete, dass das Blitzlichtgewitter für einen Moment abebben würde, lösten sich die Repräsentanten des Bacta-Monopolisten und der planetare Verwalter von den Journalisten und man betrat stattdessen geschlossen die eindrucksvolle Firmenzentrale. Horatio, dessen Xucphra City-Besuche an einer Hand abzuzählen waren, betrat dabei zum ersten Mal die Eingangshalle der überaus mächtigen Unternehmung. Prunk – als Symbol für Bactas Rolle als Wohlstandsmotor auf Thyferra – schien hier allgegenwärtig zu sein. Schließlich war der Boden mit teuren, alderaanischen Marmor belegt, goldene Stelen waren aufgestellt und an manchen Stellen hatte man sowohl kleinere Edelsteine als auch milchige Perlen einfassen lassen. Die Eindrücke, die hier mit einem Mal auf ihn niederprasselten, brachten sein Selbstbewusstsein für einen kurzen Moment ins Wanken. Reichtum, jedenfalls in diesem Maße, hatte er bislang nicht gekannt. Dementsprechend hatte er sichtlich Mühe unbeeindruckt zu wirken.

Prefect Rellius Zane Ores, die offizielle Verbindung zwischen dem Unternehmen und der hiesigen Verwaltung, übernahm das metaphorische Szepter.
„Sir, nicht nur der Vorstand und der Aufsichtsrat möchten Ihnen heute ihre Aufwartungen machen, sondern auch die führenden Persönlichkeiten der einzelnen Abteilungen bei 'Imperial Bacta'.“

Brav in einer Reihe stehend warteten die erwähnten Führungskärfte von „Imperial Bacta“ gespannt darauf – gleich den Vorständen und Aufsichtsräten zuvor – von ihrem Gast die Hände geschüttelt zu bekommen. Beim Gros der Abteilungsleiter handelte es sich dabei um Menschen. Nur in drei Fällen stand Horatio einem Nichtmenschen gegenüber. Für ein imperiales Unternehmen dieser Größe war das nicht unüblich. So wie beinah überall in der Gesellschaft hatten es all jene schwer aufzusteigen, die keine menschlichen Vorfahren aufweisen konnten. Hinsichtlich des galaxisweiten Monopolisten verteilten sich die drei Ausnahmen auf die Bereiche „Technisches Ingenieurwesen“, „Biochemische Forschung“ und „Interne Logistik“ und waren vertreten durch einen grunzenden, kleinwüchsigen Kerl, einen klackenden Vratix und gespensterhaften Givin. Fühlbar freundlicher als wenige Minuten zuvor bei seiner Begrüßung draußen ergriff der Verwalter die ihm dargebotenen Hände. Höchstens bei den Nichtmenschen war ein Zögern – jedenfalls im Millisekundenbereich – zu erkennen. Doch glücklicherweise schien das niemanden aufzufallen.

Eine Sache warf Horatio aber trotzdem für einen flüchtigen Moment aus der Bahn. Der Vratix, der Teil dieser hochrangigen Runde war, hatte die Gelegenheit genutzt, um sich ihm kurz als Xalzal, ein dem Adligen in der Tat bekannter Name, vorzustellen und im Anschluss daran mit wenigen Worten darum zu bitten nach der geplanten Konferenz unter vier Augen mit ihm sprechen zu können, bevor man zur Besichtigung der neusten Produktionsanlage aufbrechen würde. Obwohl sein Bewusstsein komplett überrumpelt und demzufolge eigentlich vollkommen handlungsunfähig war, hatte dennoch irgendetwas tief in ihm rechtzeitig reagieren können. Denn das insektoide Wesen nickte kurz darauf nur verstehend. Danach drängte sich wieder der anwesende Prefect schnell in den Vordergrund von Horatios Aufmerksamkeit. Von freundlichen Worten umschmeichelt führte man den Governor zum nächsten Turbolift, um ihn in die Führungsetage zu bringen. Der Tross, der sich in der prunkvollen Eingangshalle gebildet hatte, folgte ihnen dabei selbstverständlich.

Spannend oder gar erhellend war der nächste Programmpunkt nicht. Letztendlich bestand die ganze Besprechung nämlich ausschließlich aus dem typischen „Marketinggerede“, das man so gut wie in allen größeren Unternehmen – eigentlich in fast allen Wirtschaftslagen – zu hören bekam. Natürlich zeichneten sowohl die Manager als auch Aufsichtsräte und Abteilungsleiter das Bild wegen der vom Terrorismus geprägten Situation in diesem Fall noch ein bisschen düsterer als sonst, aber trotz allem tauchten hier und da die üblichen Hintertürchen auf, die zum Einsatz kamen, sollte sich die Lage in nächster Zeit doch noch ändern. Ja, für einen kurzen Moment nagte sogar der Eindruck an Horatios Bewusstsein, dass die Unternehmensführung in Wahrheit eigentlich weitaus besser dastand. Bloß ließ sich halt mit einer verknappten Produktion sowie einem gezügelten Vertrieb zweifelsohne mehr, viel mehr verdienen. Dass man dabei jedoch ihn in den politischen Tod riss, da andere ihre Chance gekommen sahen, schien in diesen Kreisen keine Rolle zu spielen.

Derweil der rangniedere Verwalter die Vorzüge und Eigenheiten der neuen Produktionsanlage näher beleuchtete, krallten sich Horatios Finger vor lauter Zorn in die Armlehnen. Eigentlich hatte er den Prefect an dieser Stelle positioniert, weil er ihn für eine leicht zu kontrollierende Spielfigur gehalten hatte. Jedoch musste er diese Entscheidung nun zwangsläufig in Frage stellen. Hatte Ores etwa die Seiten gewechselt? Oder arbeitete er auf „eigene“ Rechnung? Schweigend ruhte der aufmerksame Blick des Adligen auf dem Untergebenen. Jede einzelne Bewegung und jedes einzelne Zucken der Muskeln prägte er sich in dieser Sekunde genaustens ein. Zweifel, er könnte langsam an der eigenen Paranoia zu Grunde gehen, wischte der planetare Verwalter im Handumdrehen hinfort. Einzig und allein durch Vorsicht war er an den Punkt gekommen, an dem er gerade stand. Seine Partei war im Begriff in die Schlussoffensive zu gehen; den unter der Oberfläche schwelenden Machtkampf in die Öffentlichkeit zu tragen – und mit einem Streich zu gewinnen. Er war davon überzeugt, dass würde er seine Entschlossenheit jetzt mit einem Mal hinterfragen, würde er auf der Stelle gegen Semur den Kürzeren ziehen.

Und so harrte Thyferras Verwalter schweigend aus, begegnete gefasst den frisierten Informationen und deutete hin und wieder seine Einverständnis durch ein Nicken an. Ores, der mit seiner Leistung offensichtlich äußerst zufrieden war, straffte dabei jedes Mal ein bisschen mehr die Brust. Obgleich sein Vorgesetzter ihn insgeheim in Zweifel zog, funkelten seine Augen derweil vor Stolz. Bevor die Besprechung nach mehr als einer Stunde ihr Ende fand, hatte der adlige Imperiale seinen Blick noch einmal durch die Runde schweifen lassen. Teilnahmslos war die Mehrheit den langen Ausführungen des Prefect gefolgt. Bloß der kleinwüchsige Nichtmensch und der Givin hatten sich währenddessen lieber ihren Datapads zugewandt. Was Xalzals Aufmerksamkeit galt war hingegen ein Fragezeichen für ihn. Mit seinem großen, schwarzen Facettenaugen konnte das insektoide Lebewesen zeitgleich Alles und Nichts im Blick haben. War es also bloß der eigene Verfolgungswahn der Horatio glauben ließ, dass sie ihn anstarrten? Das aufkommende Unwohlsein im Inneren eisern niederringend, griff er nach der Tasse Caf, die man ihm zwischendurch – auf seine Bitte hin – serviert hatte. Grübelnd nippte er daran.

Nachdem die Führungsriege ihm einen (ihrer Meinung nach) sehr großzügigen Überblick verschafft hatten, war man bereit direkt zum nächsten Programmpunkt auf der Tagesordung überzugehen: Der geführten Besichtigung der neuen Fertigungsanlage. Firmeneigene Gleiter warteten schon allein zu diesem Zweck auf der an die Firmenzentrale angeschlossenen Landeplattform. Horatio, der wortlos der Bitte des Vratix zugestimmt hatte, nutzte die Gelegenheit. Unter dem Vorwand, noch einmal auf Toilette gehen zu müssen, trennte er sich von der Gruppe und ging zu den sanitären Räumen, wo er von Xalzal schon erwartet wurde. Mimik schienen diese Insektenwesen nicht zu besitzen, weshalb der Governor natürlich nicht wusste, ob er geradewegs in eine Falle gelaufen war. Unter Umständen lächelte ihn der Leiter der „Biochemischen Forschung“ gerade an und er, Horatio Kraym I., merkte es nicht einmal! Unwillkürlich verkrampfte sich sein Magen. Doch zurückweichen kam für ihn nun nicht mehr in Frage. Für diese Reaktion war es zu spät, viel zu spät.

Leise klackten die kleinen Greifwerkzeuge am Mund des Insektoiden. Obwohl die Vratix zweifellos eine gewisse Intelligenz besaßen, kostete es sie viel Mühe „Basic“ zu sprechen, weil ihre Anatomie offensichtlich nur begrenzt dafür gemacht war.
„Bestimmt fragen Sie sich, Mister Kraym, weshalb ich Sie unbedingt unter vier Augen sprechen wollte. Immerhin ist es schon ein paar Wochen als wir uns das letzte Mal gesehen haben. Bestimmt erinnern Sie sich noch an den dargebotenen Kampftanz beim Bankett.“ Xalzal zischte erheitert. Etwa ein Lachen? „Ihr blasser Freund sprach mich vor wenigen Tagen an. Offensichtlich suchen sie nach 'Unterstützung', Governor.“

Einladend streckte das Wesen, das dem Menschen in so vielen Dingen völlig gegensätzlich war, die rechte Hand nach dem Imperialen aus. Dessen Herz schlug urplötzlich laut, überaus laut. Was ging hier bloß vorsich? Das Gefühl, in eine Falle zu laufen, wurde stärker. Immerhin hatte er seit Tagen nichts von Rhan Nire gehört. Weil der Governor anscheinend nicht sofort die Hand einschlug, legte der Vratix den Kopf ein wenig schräg. In den Myriaden winzigen Augen, die ihn alle auf einmal ins Visier nahmen, glaubte er sich zuspiegeln. Ein Klos bildete sich zudem in seinem Hals, während die ersten Schweißtropfen am Haaransatz zum Vorschein traten. Für einen kurzen Augenblick fühlte er sich sogar an das Vier-Augen-Gespräch mit dem Chevin Vilnok Moor erinnert. Resultierte vielleicht daher die spontane Überreaktion? Schließlich war sein gesamter Körper zuvor noch nie so auf eine ähnlich gelagerte Situation angesprungen. Bislang hatte er sich immer gut, sehr gut unter Kontrolle gehabt. Horatio behielt die Fassung, schien seinen Gegenüber aber trotzdem leicht zu verstören.

Zaudernd zog Xalzal die Hand zurück. Eine Art Räuspern war zu hören, bevor er den Faden wieder aufnahm.
„Mit 'Unterstützung' wollte ich eigentlich nur andeuten, dass jene Gerüchte, die derzeit in Ihren Kreisen umhergehen, stimmen. Nicht alle Vratix heißen den Terror der 'Ashern' gut. Ganz im Gegenteil. Viele sehen sich nach einem schnellen Ende und einer baldigen Rückkehr zur gewohnten Normalität.“ Erneut legte das Wesen den im Verhältnis zum restlichen Körper recht kleinen Kopf schrägt. „Unser gemeinsamer Freund muss Ihnen doch davon berichtet haben!“

„Ja, man erzählte mir von einer konterrevolutionären Bewegung innerhalb Ihrer Spezies“, erwiderte Horatio und die Paralyse, in der er sich befunden hatte, schien sich allmählich zu lösen. „Bisher hat sich aber noch nicht bestätigen lassen, ob es am Ende doch nur Gerüchte sind...“

Ein weiteres Mal zischte der Vratix vergnügt. „Bisher, Mister Kraym. Bisher.“

Langsam, ganz langsam kamen die Gedenke des menschlichen Verwalters wieder in die Gänge. Er musterte das Insektenwesen eindringlich. Wollte ihm sein Kontaktmann zum Geheimdienst wirklich auf diese Weise berichten, dass es insektoide Konterrevolutionäre hier auf Thyferra gab? Natürlich ließ Horatio nur zögerlich seine Vorsicht, sein Misstrauen fallen. Überall wähnte er Feinde und nun zeigte sich ihm allen Ernstes ein echter Verbündeter? Innerlich schluckte der Governor den Klos in seinem Hals herunter. Obwohl sein Vertrauen in Xalzal nur von äußerst brüchiger Natur war, ließ er sich für erst einmal auf dieses „Gedankenspiel“ ein. Wollte er seine Widersacher wirklich besiegen, musste er die bevorstehenden Vorbereitungen endlich zu ihrem Ende bringen. Zweifel, die für einen zögerlichen, vorsichtigen Geist normal waren, nagten zwar noch an ihm, aber trotzdem entschloss er sich plötzlich dazu das vor ihm liegende Wagnis einzugehen. Hörbar holte er Luft, ging ein paar Schritte auf und ab und wandte sich dann wieder seinem nichtmenschlichen Gegenüber zu.

„Nehmen wir einmal an, dass Sie die Bedingungen der Konterrevolutionäre kennen...“, sagte er auf einmal. „Wie würden Sie lauten?“

Natürlich hatte das Wesen mit dieser Frage gerechnet. Einen Augenblick lang tat es so als würde es über die Bedingungen nachdenken, dann antwortete es bedächtig: „Das Ziel, die Stellung der Vratix nachhaltig zu verbessern, mag bei 'Ashern' und Konterrevolutionären gleich sein. Unterschiedlich ist aber, dass die Bewegung nicht durch sturen Terrorismus, sondern auf diplomatischen Wege dies erreichen möchte. Man will den Menschen die Hand reichen, um mit vereinten Kräften ein starkes Thyferra zu schaffen.“ Erneut klackten die kleinen Greifwerkzeuge am Mund. „Der Bewegung geht es darum, dass man den Vratix das Wahlrecht und das Recht auf Landbesitz zuspricht. Des Weiteren sollen die Stammesgebiete unter die Schirmherrschaft der jeweiligen Clans fallen und man möchte eine ständige Vertretung in Parlament und Regierung...“

Die Illusion, Thyferra habe eine selbstbestimmende Demokratie, vernebelte offensichtlich nicht nur den Nachfahren der menschlichen Kolonisten die Sinne, sondern war auch für diese Insektenwesen ein real existierender Traum. Unter anderen Umständen – im Kreise Gleichgesinnter beispielsweise – hätte Horatio bei diesen Forderungen wohl amüsiert aufgelacht. War der Wunsch, mit den Bürgern hier auf Thyferra gleichgestellt zu sein, etwa so groß, dass man die vom Imperium vorgeschobene Verschleierung nicht bemerkte? Was kümmerte es einen imperialen Planetenverwalter schon, ob in irgendwelchen Gremien, die keinerlei Weisungsbefugnis besaßen, Nichtmenschen saßen? Obgleich man die ganze Sache natürlich noch einmal gründlich durchrechnen musste, glaubte der amtierende Governor, dass seine planetare Verwaltung dieses Mal überaus billig davon kam. Ganz den ehrbaren Geschäftsmann und Diplomaten spielend, wollte er es aber nicht dabei belassen. Womöglich würde es nur Verdacht schöpfen, wenn er sogleich einschlagen würde. Deshalb entschied er sich spontan für eine etwas andere Strategie.

„Was könnte die Bewegung Ihrer Meinung nach im Gegenzug anbieten?“, hakte Horatio nach. „Ich meine abgesehen von der Unterstützung im Kampf gegen diese Terroristen.“

Xalzal richtete sich auf. „Der Dschungel versteckt viele Geheimnisse vor den menschlichen Augen. Spricht man den Vratix die geforderten Rechte zu, sind manche Stämme bereit – für Thyferra – ihr Wissen zu teilen. 'Imperial Bacta' könnte so sein Bacta verbessern...“

„Das klingt verführerisch...“, gestand der Adlige und lächelte dabei verschwörerisch. „Sofern sich unser gemeinsamer Freund bei mir melden und die Bedingungen noch einmal wiederholt, werde ich mich mit den entsprechenden Stellen in Verbindung setzen.“ Er reichte seinem Gegenüber plötzlich die Hand. „Geben wir Ihrem Volk die Gleichberechtigung, die ihm zusteht...“

[: Polith-System | Thyferra | Xucphra City :||: Stadtzentrum | Firmengelände von „Imperial Bacta“ (Firmenzentrale) | Führungsetage | Herrentoilette :||: Horatio Kraym mit Xalzal :]
 
[Polith-System - Thyferra - Dschungel - Am Rand der östlichen Plantage' - Michael und Steven; Vratix und Imperiale (NPC | Auf der Plantage)]



Das auffälligste, abgesehen von dem mächtigen Wachturm, der die gesamte Plantage überschattete, waren die imperialen Soldaten. Selbst aus der Ferne sahen das was sie taten unkoordiniert aus. Auf den zahlreichen Wegen patrollierten Truppler alleine und teilweise ohne die nächste Wache im Blick zu haben. Das einzige was wirklich geplant aussah war der Ablauf der Wachgänge. Das Bewegungsmuster schien immer das gleiche zu sein und nach kurzer Beobachtung ging Michael auf, dass die Soldaten wohl nicht Dienst nach Vorschrift taten, denn auf Corellia waren Wachgänge meist nach einem zufälligen Muster erfolgt. Vermutlich rechnete man nicht mit einem Angriff auf die Plantagen und hatte eventuell sogar Zwangsverpflichtete für diese Aufgaben abgestellt. Umso besser für ihre Mission!

Steven deutete auf einen Schwarfschützen auf einem Rundumgang des Turms. Es machte den Eindruck als sei er der einzige Wächter mit größerem Überlick, was sich nach kurzer Beobachtung auch bestätigte. Ob er ihn, wie Steven meinte, leise aus dem Verkehr ziehen konnte, wusste der Padawan nicht. Sicher hatte er für eine solche Aufgabe das richtige Gewehr, allerdings fragte er sich langsam wirklich ob das hier nicht gespielt war und die Wache dort als Lockmittel plaziert worden war. Mit einem Lebenssensor versehen würde er schnell zu einer hervorragenden Falle werden, denn dort oben musste er von jedem gesehen werden der die Plantage erreichte. Aber es half nichts. Er musste ausgeschaltet werden.

Steven, der gerade beim Aufstehen war, zuckte leicht zusammen. Irgendetwas schien ihn zu beschäftigen denn er wirkte für eine kurze Zeit abwesend. Fragend schaute er seinen Meister an.

"Alles in Ordnung?"

Nachdem Steven ihm bedeutet hatte das dies der Fall war und ihn aufforderte sich bereit zu machen, zog er sich hinter den Felsen zurück und nahm er seinen Rucksack von den Schultern. Als er die Klappe öffnete kam, in Ölfolie gewickelt, sein einziges Besitztum das ihm geblieben war zum Vorschein.. Vorsichtig wickelte er die Waffe aus und klappte sie auseinander. Mit einem leisen Klicken rasteten die Verriegelungen ein, denn das Gewehr, feinste Handarbeit von Bestine IV, war bestens in Schuss gehalten worden. Er inspizierte den Lauf kurz, um sich zu versichern das es keine Probleme geben würde und zog dann Zielfernglas und Standfuß aus dem zweiten Fach seines Rucksacks.

"Fertig", murmelte er seinem Meister zu, nachdem er die letzten Komponenten sicher angebracht hatte.

Den Schutz des Felsens ausnutzend, legte er sich auf den Bauch, das Gewehr vor sich. Langsam und mit einem wachsamen Auge auf die Umgebung, robbte er auf die freie Fläche, von der sie zuvor das Treiben unter ihnen beobachtet hatten. Dort begann er das Fernrohr zu justieren und war wenig später mit dem Ergebnis zufrieden. Jetzt musste er nur noch darauf warten, dass die Wache wieder auf die ihm zugewandte Seite des Turms kam und dort, wie die Runden zuvor, einige Minuten verweilte.

Kurz darauf war es so weit. Durch den Sucher konnte er beinahe die Halsschlagader des Soldaten pulsieren sehen, er richtete die Mitte des Zielkreuzes auf dessen Herz. Zumindest hoffte er das es sich dort befand, die imperialen Soldaten hatten, dank der Massenproduktion, oft Schutzwesten die ihnen zu groß waren und an denen man oft scheiterte genau zu zielen. Er holte kurz Luft, schnaufte aus und drückte dann ab.




[Polith-System - Thyferra - Dschungel - Am Rand der östlichen Plantage' - Michael und Steven; Vratix und Imperiale, ein toter Imperialer (NPC | Auf der Plantage)]
 
[: Polith-System | Thyferra | Xozhixi :||: Nobelbezirk am Rande der Hauptstadt | Villa | Veranda :||: Horatio Kraym allein :]

Thyhferra erlebte seit Monaten unruhige Zeiten. Inzwischen hatte es den Anschein, dass Mitglieder der terroristischen Vratix-Bewegung „Ashern“ beinah überall einen schrecklichen Anschlag verüben konnten. Um die potenzielle Gefahr auf Leib und Leben zu minimieren, hatte sich der Kommandant der Leibgarde, Lieutenant Liam Blaise, mehrmals überaus vehement dagegen ausgesprochen, dass dessen Schützling, Governor Horatio Kraym I., an diesem Abend die beiden Gäste höchstpersönlich vor dem Villa – genauer: draußen auf der einladenden Veranda – in Empfang nehmen würde. Seiner Meinung nach war das Risiko einfach viel zu groß und die Gäste würden sich, läge ihnen überhaupt etwas an der Einladung, vermutlich auch genauso gut mit zwei höflichen Gardisten oder dem Butler arrangieren können. Doch der planetare Verwalter hatte dem widersprochen. Er wollte als Gastgeber einen guten, einen sehr guten Eindruck machen.

Und so stand nun tatsächlich er auf der Veranda, strich sich ein letztes Mal routiniert über das teure, ponchoartige Oberteil – laut mehreren Klatschmagazinen der letzte Schrei auf Bastion – und blickte äußerst selbstbewusst den nahenden Gleiterlimousinen entgegen. Während die gepanzerten Vehikel im gemächlichen Schritttempo die Auffahrt heraufkamen, ging er im Gedanken noch einmal durch, wen er da überhaupt in den nächsten paar Stunden in sein Haus lassen würde. Schließlich hatten am Ende weder der hiesige Sector General noch der Field Commander die ausgesprochene Einladung angenommen, sondern – unter billigen Vorwänden – hatte man bloß deren Adjutanten nach Xozhixi geschickt. Eigentlich ein offensichtlicher Affront gegen Thyferras Governor. Jedoch stand er derzeit so sehr unter Druck, dass er sich dieser Abweichung brummend und fluchend gebeugt hatte. Wollte er über seine Feinde triumphieren, musste er wohl oder übel in den sauren Apfel beißen. Beruhigen konnte er sich in diesen Stunden bloß mit der Gewissheit, dass er diese Abweisungen niemals würde vergessen. 'Früher oder später bekommen alle den Lohn, der ihnen zusteht', hatte er in den letzten Tagen mehr als einmal zu sich selbst gedacht.

Die erste Limousine hielt wenige Minuten später vor dem stattlichen Herrenhaus und Captain Cora Tainer, verdientes Mitglied der Sturmtruppen, stieg aus der hinteren Tür. Im Gegensatz zu all jenen Frauen, die er in den Reihen des originären Militärs bislang gesehen hatte, erschien diese Offizierin nach konservativem Schönheitsbild eher „männlich“ zu sein. Hoch gewachsen, breite Schultern und zudem ein kräftiger Nacken zählten nicht gerade zu jenen körperlichen Attributen, welche Thyferras amtierender Verwalter auf Anhieb mit Weiblichkeit in Verbindung bringen würde. Dennoch machte Field Commander Jaxor Walshs Vertraute, die hier tatsächlich in der pechschwarzen Paradeuniform der Streitkräfte aufschlug, einen sehr guten ersten Eindruck. Wahrscheinlich lag dies unter anderem an ihren wachsamen, hellblauen Augen, die über einer Schar wilden klitzekleiner Sommersprossen lagen. Recht schneidig, ganz und gar nicht einem Sturmtruppler entsprechend, salutierte sie vor dem adligen Imperialen. Eine einzelne, blonde Strähne wehte leicht im Wind.


„Captain Tainer, es ist mir eine Freude Sie heute Abend hier auf meinem Land begrüßen zu dürfen“, sagte Horatio in einem freundlichen Tonfall und reichte dabei der Offizierin – ganz als der perfekte Gastgeber – die Hand. „Bleiben Sie bitte noch ganz kurz an meiner Seite, damit ich Ihren Kollegen, Major Radiian, begrüßen kann. Dann können wir gern gemeinsam ins kühle Innere flüchten...“

Bevor er die kleine Treppe empor stieg, die ihn direkt zum Gastgeber sowie der wartenden Kollegin bringen sollte, klopfte er sich noch schnell etwas Straßenstaub von der Uniform. Natürlich trug Garr Radiian ebenfalls dem Anlass entsprechend die Paradeuniform der Streitkräfte. Jedoch stand sie ihm aufgrund eines sichtlichen Wohlstandbauchs nicht ganz so gut wie der muskulösen Sturmtrupplerin zuvor. Während dessen kleine Füße Stufe für Stufe nahmen, fuhr er sich beiläufig über den kahlen, vor Schweiß glänzenden Kopf. War man kein gebürtiger Thyferrianer, mochten selbst die ziemlich „lauen“ Temperaturen, die jetzt nach dem alljährlichen Monsun beinah tagtäglich herrschten, schon eine kleine Herausforderung sein. Horatio kannte das aus eigener Erfahrung. Mit einem Lächeln auf den Lippen, die zum Teil unter einem gepflegten Schnauzer verborgen waren, trat der Armeeoffizier letztendlich vor den planetaren Verwalter und salutierte natürlich ebenfalls zur Begrüßung.

In einem angenehmen Bariton säuselte der Offizier kurz darauf:
„Governor, im Namen von General Skobra möchte ich mich für die Einladung bedanken. Zu anderen, friedlicheren Zeiten hätte er gern Xucphra City für ein paar Stunden verlassen … aber momentan – wie Sie ja selbst wissen – ruft die Pflicht stets und ständig.“

'Brishen hält die Armee also wirklich auf Trab', kommentierte der adlige Imperiale in Gedanken die geäußerten Ausflüchte des Majors als er dessen Hand schüttelte. Die Frage, die sich ihm nach dieser zufälligen Erkenntnis stellte, war, ob die Unzufriedenheit innerhalb der hiesigen Bodentruppen groß genug war, um sich seinen Plänen anzuschließen. Würden Skobra und Walsh allen Ernstes Seite an Seite die „Ashern“ mit einem einzigen Großaufgebot zerschlagen, bevor sich der konkurrierenden CompForce eine ähnliche Gelegenheit bot? Würde man – trotz so mancher Differenzen – die Hand, die Horatio ihnen an diesem Abend reichen würde, annehmen? Begleitet von den üblichen Floskeln bat der Verwalter die Gäste in die äußerst geräumige Villa. Tatsächlich begrüßte sie dabei kurz nach Durchtreten des Eingangsportals eine angenehme Kühle. Ein Seufzer mochte den Gästen zwar nicht über die Lippen kommen, aber als man sie unmittelbar danach zum hauseigenen Salon führte, zeigte sich Zufriedenheit auf deren Gesichtern. Ungewohnt optimistisch schätzte der Hausherr den Beginn dieses Abends als „gelungen“ ein, obwohl noch kein großer Wortwechsel mit den beiden Offizieren abgelaufen war.

„Setzen Sie sich ruhig“, bot Horatio förmlich seinen Gästen an und verwies dabei beiläufig auf die schön geschmückte Tafel. „Mein Butler, Mister Kassal, bringt uns gleich einen leckeren Aperitif als Einstand für diesen Abend.“

Radiians Lächeln wurde breiter. Offensichtlich war er weitaus geselliger als seine Kollegin von den Sturmtruppen. „Ich bin ja in der Tat noch immer voller Hoffnung, dass Sie uns einen klitzekleinen Schluck von eben jenem überaus leckeren kuatischen Likör kredenzen, den man den Delegierten bei Ihrem letzten Bankett dargereicht haben.“

„Oh, Sie sind wohl ein Kenner in solchen Dingen?“, hakte er – dem Smalltalk willens – nach.

Der Major, der sich mittlerweile auf einem der drei freien Stuhl niedergelassen hatte, winkte schnell ab. Bescheiden sagte er:
„Nein, nein. Geben Sie mir einen Portwein, Sir, und ich halte ihn bestimmt für den teuersten Tropfen in der Galaxie – sollten sie nicht ein Wort dazu sagen. … Nein, in meinem bisherigen Leben hatte ich bislang nur ein einziges Mal die Gelegenheit ein Getränk von ähnlicher Qualität probieren zu dürfen. Und zwar an dem Tag als ich mein Offizierspatent erhielt. Da gab mir mein Vater ein Glas erlesenen Csilla-Wein aus.“ Seine Augen leuchteten bei der Erinnerung daran. „Wahrlich ein Hochgenuss. Das können Sie mir glauben, Sir!“

„Das glaube ich Ihnen wirklich gern“, erwiderte der Governor schmunzelnd. „Meines Wissens nach kostet eine Flasche aber ein halbes Vermögen. Ein echter Kenner erzählte mir einmal, dass man von den Credits fast schon einen SoroSuub-Gleiter mit nobelster Ausstattung kaufen könne. … Mit Csilla-Wein kann ich Ihnen also leider nicht dienen.“ Beiläufig gab er seinem Butler ein Handzeichen. „Nein, als Aperitif habe ich mir eine andere Besonderheit aufgehoben: Rum von Thrakia.“

Um seiner Überraschung Luft zu machen, gab Garr Radiian einen Pfifflaut von sich – offensichtlich sehr zum Missfallen seiner Kollegin. Obwohl seit den Verhandlungen auf Umbara Frieden zwischen der Neuen Republik und dem Galaktischen Imperium herrschte, hielt das für Wirtschaft und Handel zuständige Ministerium noch immer weitestgehend den Boykott aufrecht, den man nach dem Verrat der Hapaner sogleich ausgesprochen hatte. Insbesondere jene Produkte, die wie dieser Rum zum Luxussegment gehörten, waren dadurch plötzlich zur Rarität geworden. Seinen Gästen erzählte der Adlige, dass er diese Flasche in jenen Tagen bekommen hatte als er noch Governor von Coruscant gewesen war. Barius Kar, Gesandter Seiner Majestät der hapanischen Königin, hatte sie ihm damals als Gastgeschenk überreicht – und er hatte sie mit nach Thyferra genommen. Doch hielt die Flasche nun als eine Art Symbol für seine geheimen Pläne her? Möglicherweise. Diese Interpretation würde Horatio selbstverständlich allein den beiden Offizieren überlassen. Sollten sie sich ruhig Gedanken darüber machen. Unwillkürlich schmunzelte er.

Derweil der Butler den Rum in entsprechenden Gläsern servierte, wandte sich auf einmal Captain Tainer an den Gastgeber.
„Bis auf die Eingangshalle und diesen Salon mag ich zwar noch nicht viel von Ihrem Anwesen gesehen haben, aber trotzdem möchte ich Ihnen mein Lob aussprechen. Meiner bescheidenen Meinung nach haben Sie hier ein tolles 'Refugium'. … Vor allem dieses Bild hier“, sie deutete auf Nynies „Kaschyyyks stählernes Relikt“, „zieht mich förmlich in seinen Bann.“

„Das scheint wohl eine Eigenheit der alderaanischen Klassik zu sein“, entgegnete der Governor und nippte an seinem Glas. Nachdem sich der sehr starke Geschmack, der an Zimt und Nelken erinnerte, in der Mundhöhle rasch verflüchtigt hatte, folgte ein leichtes Brennen im Rachen. „Man überredete mich bei einer Vernissage dieses kleine, aber feine Kunstwerk zu kaufen. Besonders die Robustheit, die das den Witterungen ausgesetzte schwere Kriegsgerät ausdrückt, imponiert mich immer wieder, wenn ich das Bild betrachte. Der Künstler hat das wirklich sehr gut eingefangen...“

Tainer nickte zustimmend. „Commander Walsh könnte sich dafür bestimmt auch erwärmen. Zuletzt schwärmte er immerhin für ein Gemälde mit dem Titel 'Die kühle Maid'. Soweit ich mich erinnern kann, ein Porträt von Alynn Kratas.“

Er erinnerte sich daran. Bei der Vernissage, die seine „Bekannte“ Quellia El'jai Marnel zu Ehren des Künstlers veranstaltet hatte, hatte er dieses Bild betrachtet. Die Flottenoffizierin, die immerhin die Schwester des namhaften Nereus Kratas war, hatte man darauf auf der Brücke eines Sternzerstörers dargestellt. In Dienstuniform, beide Hände auf dem Rücken, das Kreuz komplett durchgedrückt, die Beine standfest und mit erhobenem Kopf hatte man sie abgebildet. Noch immer lief dem Governor ein kalter Schauder über den Rücken bei dem Gedanken an dieses Kunstwerk. Verglichen mit jener Zeit, als sie ihm in seinen Coruscanter Amtsräumen gegenüber saß, schien er jetzt mehr Respekt vor ihr zu haben. Lag das vielleicht an der räumlichen Distanz? Ihre beider Egos hatten schließlich nicht gemeinsam in das geräumige, kaum möblierte Büro gepasst. Obwohl sie von ihrer Herkunft her so unterschiedlich waren, waren sie sich anscheinend doch ähnlicher als sie zugeben wollten. Horatio wischte den Gedanken kurz darauf aber zur Seite als er ihm zu groß zu werden schien.

Stattdessen läutete er – wieder per schlichter Handbewegung – den ersten Gang, die Vorspeise, ein und man servierte den Dreien eine köstliche Cremesuppe. Da Horatio in diesem frühen Stadium des Abends aber das Gespräch noch nicht auf den wahren Grund der Einladung lenken wollte, beließ er es erst einmal bei Smalltalk. Offiziell hatte man die Militärvertreter beider Branchen ja geladen, um die Wogen zwischen hiesiger Verwaltung und Sektorkommando zu glätten, nachdem sich der adlige Imperiale öffentlich für eine Stärkung der Kompetenzen bei regionalen Sicherheitskräften wie den Sector Rangern ausgesprochen hatte. Vor allem Cora Tainer ließ immer wieder durchscheinen, dass das Sturmtruppenkorps diese Haltung nicht als kleinen Fauxpas gewertet hat. Denn genau wie das Imperiale Sicherheitsbüro, die KOMENOR und CompForce bezogen diese tapferen Elitesoldaten in ihren schneeweißen Rüstungen ihre Prestige größtenteils aus der Tatsache, dass sie einzig und allein dem Imperator unterstellt waren. Mochten ihnen im Alltag auch irgendwelche Generäle oder Moffs diverse Weisungen erteilten, so waren sie ihnen dennoch nicht loyal gegenüber. Nur Seiner Majestät dienten sie – und seinem Ruf folgten sie, sofern es denn notwendig war. Horatio hatte demzufolge also noch allerhand Überzeugungsarbeit – geschickt verpackt in aalglatten Worten – vor sich.


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Hinter der nächsten Anhöhe lag tatsächlich die Plantage und Tenia erkannte einige Vratix, die dort arbeieteten, außerdem einen Wachtturm und patrouillierende Imperiale. Alles in allem sah diese Plantage nicht gerade besonders einladend aus, so wie sie zwischen den Bäumen lag. Pilze. Irgendwie hatte Tenia mit etwas andrem gerechnet, als Pilzen.
Am Turm und über der Plantage selbst wären kaum Kameras befestigt, was Tenia mit einem Aufatmen zur Kenntnis nahm. Das würde die Sache weniger komplizierter machen. Die weniger Kameras bedurften zwar ihrer Aufmerksamkeit, um auf keinen Fall Spuren zu hinterlassen. Aber Tenia erkannte kaum eine, schon gar keine die auf den Turm selbst gerichtet war.

„Ich glaube nicht, dass sie nur Tagsüber arbeiten. Vielleicht stellen sie in der Nacht noch etwas auf, oder tragen Lampen an ihren Köpfen. Ich vermute beinahe letzteres, denn das würde helfen, weniger Aufmerksamkeit von wilden Tieren auf sich zu lenken.“

Es gab keinen Schutzzaun oder ähnliches und eigentlich war es viel logischer anzunehmen, dass das Imperium an allem sparte, auch an der Sicherheit. Was würde geschehen, wenn einer dieser Nachtwächter umherstreifte? Ging es außerdem um die Mission war da die Frage, wie genau sie vorgehen sollten. Gerätschaften, die kaputt gehen konnten, gab es einfach zu wenige.

Die Sache gefällt mir nicht,“

murmelte Tenia leise, als sie Sekunden später Steven wahrnahm und ein entschlossenes und sicheres Gefühl, dass er ihr zu senden schien. Doch Tenia spürte beinahe zeitgleich noch etwas anderes.

Die Sache gefällt mir überhaupt nicht,“

wiederholte sie noch einmal, als sie den Blick über die Plantage schweifen ließ. Da überkam sie ein so dumpfes Gefühl, dass sie stockte und sogar das Atmen einstellte. Tod lag in der Luft, es fühlte sich an, wie beim Jagen, ganz genau wie beim Jagen und da spürte die Nullianerin, wie sich eine Gänsehaut auf ihrem ganzen Körper ausbreitete.

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Occ: Sobald ich weiß, dass der Imperiale wirklich tot ist, hab ich mehr Optionen^^

 
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Die servierte Cremesuppe überdauerte den begonnenen Smalltalk nicht. Löffel für Löffel nahm man zu sich, während man ungestört über verschiedene seichte Themen sprach. So erzählte der planetare Verwalter zum Beispiel kurz von seiner Zeit auf Coruscant, dem ehemaligen Herzen des Imperiums, nachdem ihn Garr Radiian, offenbar ein überaus redseliger Mann, darauf angesprochen hatte. Denn obwohl das Regime in der Öffentlichkeit stets propagierte, man sei ein galaxisweiter Staat und man könne ohne Probleme von dessen einem Ende zum anderen gelangen, konnten sich in Wahrheit nur relativ wenig Bürger – hauptsächlich jene, die gut betucht waren – das interstellare Reisen über die Grenzen des eigenen Heimatsektors hinaus leisten. Fremde, exotische Welten, die trotzdem meist in aller Munde waren, kannte man deshalb oft nur von prächtigen Bildern aus den Weiten des HoloNet oder vom schnöden Hörensagen. Selbst die beiden Offiziere, die mit Horatio an einem Tisch saßen, machten diesbezüglich eher den Eindruck als hätten sie zwar ihre Heimat hinter sich lassen können, wären stattdessen aber weiter in ihrem Supersektor geblieben.

Trotz allem fand der Gastgeber auch in diesem Fall den einen oder anderen günstigen Ansatzpunkt, um die seichte Unterhaltung nicht zum Erliegen zu bringen – oder sie zu sehr mit seinem Gerede zu dominieren. Dass der Major in seiner Freizeit beispielsweise hin und wieder gern dem „Segeln“ mit einer Yacht der teuren Jemlaat-Klasse nachging, konnte Horatio letztendlich zwischen zwei Gläsern thyferrianischen Kristallweins herauskitzeln. Schwieriger war da die Captain. Verglichen mit ihrem Kollegen von der Imperialen Armee war sie eher ein schweigsamer Mensch. Zwar fragte sie hie und da kurz nach und schien auch sonst so dem Gesprächsverlauf mühelos zu folgen, aber richtig nahe kam der Governor ihr trotzdem nicht. Sie wahrte die Distanz – jedenfalls die meiste Zeit. Denn als der geplante Hauptgang zur Sprache kam, Schmucklangusten aus den hiesigen Mangroven, hatte er auf einmal Erfolg. In jenen Momenten, in denen Cora Tainer nicht ihre schneeweiße Rüstung trug, schien sie gern zum Sportangeln auf hoher See zu gehen.


„Sie werden diese Langusten wirklich lieben, Captain“, versprach Horatio großspurig, während sein Butler, Vosca Kassal, die benutzten Suppenteller schweigend abräumte. „Meine Haushälterin kocht sie nach einem alten Familienrezept … und hat damit schon meine Vorgänger und deren Gäste stets in Verzücken gebracht.“

Horatio war einer alten „Gepflogenheit“ gefolgt als er vor etlichen Standardmonaten sein Amt hier auf Thyferra angetreten hatte. Während ein Großteil seiner gleichrangigen Kollegen die Wohnräume in den Gouverneurspalästen nutzten, hatte er stattdessen einfach sowohl die Villa seines Vorgängers übernommen als auch dessen Personal. Bloß seinen Kammerdiener, den Balosar Sarin Odan, sowie diverse liebgewonnene Möbelstücke hatte er von Coruscant nachholen lassen. Obwohl ihm anfangs die thyferrianische Kultur vielleicht ein bisschen exotisch vorgekommen sein mochte, hatte er sich in der Zwischenzeit daran gewöhnen können. Vor allem die Kochkünste seiner Haushälterin, Ebeda Pzallon, schätzte er mittlerweile sehr. Deshalb war die Freude auf die Schmucklangusten, die man auf seinem Gesicht sehen konnte, tatsächlich ernst gemeint. Unwillkürlich rieb er sich die Hände als Kassal sie mit ruhigen Bewegungen servierte. Geschmückt mit fünf, sechs geöffneten Austern lagen die gekochten Schalentiere auf den perlweißen Tellern. Wortlos nickte der Governor seinen Gästen zu und griff sich eine Auster, um sie kurz darauf gekonnt zu schlürfen.

Die ersten Bissen der Hauptspeise genoss man schweigend. Während man behutsam mit Gabeln aus feinstem Muunilinst-Silber das rosige Fleisch, das aus den aufgebrochenen Langustenpanzern quasi quillte, aufpikste und anschließend zum Mund führte, wurde derweil vom scheinbar omnipräsenten Bulter schnell noch etwas Kristallwein in die leeren Gläser nachgeschenkt. Anfangs genoss Horatio noch jeden einzelnen Happen. Schließlich zählte der Verwalter das Kochen insgeheim – neben Oper und Malerei – zu den größten Künsten der Menschheit. Demnach war gutes Essen bei ihm niemals eine Verschwendung. Jedoch, so kam ihm beim Genießen des gekochten Schalentiers in den Sinn, hatte er die beiden Offiziere nicht aus selbstloser Güte in sein Haus eingeladen. Es galt noch immer einen bestimmten Plan in die Tat umzusetzen – und dafür waren sowohl Imperiale Armee als auch Sturmtruppenkorps wichtige Bausteine. Somit galt es nun, nach all dem seichten Smalltalk, langsam den wahren Grund dieser Einladung zu offenbaren. Horatio ließ seinen äußerst arglos erscheinenden Gästen noch zwei, drei Bissen, bevor er den Gesprächsfaden plötzlich wieder aufgriff.


„Weil ich Tag für Tag von gebürtigen Thyferrianern umgeben bin, glaube ich behaupten zu können, dass ich inzwischen ziemlich gut integriert wurde“, begann der Governor in plaudernden Tonfall. Er ließ seinen Blick dabei scheinbar beiläufig von Tainer zu Radiian und wieder zurück wandern. „Der Planet fühlt sich mehr und mehr wie meine zweite Heimat an. … Auch wenn das im ersten Moment – zugegebenermaßen – vielleicht ein klein wenig zu pathetisch klingen mag.“ Er schmunzelte kurz und machte dabei einen unschuldigen Eindruck. „Es stört mich deshalb noch immer sehr, dass High Commissioner Brishen mich in diesen Dingen nicht nur außen vor lässt, sondern zu allem Überfluss auch meinen Militärberater, Major Rhade, ziemlich stark in Beschlag nimmt. Meine Einladung hatte somit einen Hintergedanken.“ Große Augen begegneten ihm – so wie er es beabsichtigt hatte. „Mir ging es mit diesem Abend nicht nur darum, die Beziehung zu unserem Militär wieder zu verbessern, sondern ich möchte aus Ihrem Mund gern hören wie es um unsere Soldaten steht...“

Obwohl man im Sektorkommando mit Sicherheit diverse Szenarien durchgespielt hatte, weshalb die Regionalverwaltung eine Einladung an sie verschickt hatte, hatte Horatio sie anscheinend trotzdem eiskalt erwischt. Denn weder der Armeeoffizier noch die Sturmtrupplerin hatten auf der Stelle eine passende Antwort parat. In diesem kurzen Moment, den er insgeheim genüsslich auskostete, stellte sich ihm auf einmal beiläufig die Frage, inwieweit das Imperiale Sicherheitsbüro wohl seine Finger im Spiel gehabt haben mochte. Hatte Jaspeer Brishen dem Briefing der beiden Militärs womöglich sogar höchstpersönlich beigewohnt? Oder hatte er sich von einem Handlanger vertreten lassen? Der Governor ließ den Blick ein weiteres Mal von einem Gast zum anderen wandern. Seine Hand ließ er zu seinem Glas wandern, während er geduldig auf eine Erwiderung wartete. Kurz nippte er an dem kredenzten Kristallwein – ebenfalls ein thyferrianisches Produkt. Dann, gleich einem meisterhaften Duellanten, setzte er noch einmal nach. Mit einem kühlen Lächeln auf den Lippen ergriff er erneut das Wort.

„Bitte verstehen Sie mich nicht falsch“, sagte er im ruhigen, gefassten Tonfall, während er das Glas wieder an seinen angestammten Platz auf der gedeckten Tafel zurückstellte. „Mein Nachfragen hat in der Tat einen ernsten Hintergrund. Ich mag auf Bacrana zwar gesagt haben, dass ich im Hinblick auf die Sector Ranger gern eine spürbare Erweiterung deren Kompetenzen sähe. Dennoch habe ich stets große Stücke auf unsere Truppen gehalten. In Erfüllung ihrer Pflichten waren sie immer ohne jeglichen Tadel gewesen.“ Sowohl Tainer als auch Radiian wirkten mit einem Mal undurchschaubar für den Verwalter. Nichts rührte sich deren Gesichtern. „Die 'Ashern' mögen Thyferra und dessen Sicherheitsorgane im ersten Moment vielleicht überrumpelt haben. Trotzdem habe ich immer daran geglaubt, dass uns die Kontrolle nicht entglitten ist. High Commissioner Brishen scheint aber nicht dieser Einschätzung zu sein. Schließlich sah ich zuletzt nicht irgendwelche Truppen der CompForce vor dem hiesigen Parlamentsgebäude, sondern Ihre Kameraden, Captain...“

Cora Tainer, die das Essen offensichtlich eingestellt hatte, musterte den Adligen ganz genau als sie ihm plötzlich ins Wort redete: „Der High Commissioner und Field Commander Walsh waren sich – nach kurzer Rücksprache mit General Skobra – einig, dass es für den Moment nützlich ist, wenn die CompForce die Hauptlast im Hinblick auf das Zurückschlagen der revoltierenden Vratix trägt...“

„Moment!“
, warf auf einmal der Major ein. „Es fand keine Rücksprache mit dem Sektorkommando statt. Zu keiner Zeit. Man stellte den General bloß vor scheinbar vollendete Tatsachen. … So muss ich die gesamte Lage jedenfalls jetzt, nach Ihren Worten, einschätzen. Schließlich hätte man sich im Sektorkommando niemals darauf eingelassen, dass unsere Infanterie für reine Kontrollaufgaben an den Raumhäfen oder bei Kontrollpunkten auf dem Land abgestellt wird.“ Er legte das Besteck zur Seite und griff empört nach dem Weinglas. „Was für eine Verschwendung von Kriegsgerät und vor allem gut ausgebildetem Personal!“

Schweigend beobachtete Horatio das sich entwickelnde Streitgespräch. Das Kompetenzgerangel, das es zwischen Imperialer Armee und Sturmtruppen vermutlich seit der Proklamation des Galaktischen Imperiums gab, trat mit einem Mal gänzlich zutage. In der Regel sah sich das Sektorkommando, in der Person des ranghöchsten Armeeoffiziers, als Oberbefehlshaber über sämtliche Bodentruppen im Sektor. Jedoch kochten die leitenden Vertreter des Sturmtruppenkorps dem entgegen oftmals allzu gern ihr eigenes Süppchen. Klare Regelungen, die meist in irgendwelchen Militärprotokollen sowie -doktrinen niedergeschrieben waren, besaßen demnach in der Praxis kaum echte Relevanz, sobald auf beiden Seiten richtige Sturköpfe saßen. Walsh und Skobra waren allem Anschein nach Männer solchen Kalibers – und offenbar hatte der alte High Commissioner diesen delikaten Umstand eiskalt ausgenutzt. Den Streit weiterhin distanziert betrachtend, genehmigte sich der Governor noch einen Schluck Kristallwein. Derweil sich beide Seiten Vorwürfe machten, kreisten seine Gedanken gezielt um die Entscheidung wie er nun als nächstes vorgehen sollte. Wie konnte er beide ins Boot holen … und sie zur produktiven Mitarbeit bringen?

„Major, ich kann Ihren Frust verstehen“, schaltete er sich in einem seiner Meinung nach günstigen Moment mit diplomatischen Tonfall ein. „Ich möchte zwar nicht noch mehr böses Blut sehen, aber in diesem Fall schätze ich die Lage so ein, dass letztendlich alle bis auf die CompForce als Verlierer zu sehen sind. Was nützt einem die Ausbildung zum Elitesoldaten, wenn man am Ende vor einem lokalen Parlament Wache schieben muss? Warum hat man in so vielen Schlachten im Namen des Imperators gekämpft, wenn man am Ende bloß die IDs irgendwelcher Reisender prüft? Nein, sollte sich das Blatt tatsächlich irgendwann wenden, wird nach den jetzigen Gegebenheiten ausschließlich die CompForce den Ruhm davon tragen. Ihr allein hat man die Verantwortung zur Zerschlagung überlassen … und die KOMENOR weiß solch eine Gegebenheit auszunutzen.“ Nach diesen Worten hatten ihn beide Offiziere fest im Blick. Scheinbar jede einzelne Bewegung bemerkten sie. „Jedoch muss es nicht dazu kommen. Ich kann Ihnen – und natürlich Ihren Vorgesetzten – einen Ausweg präsentieren...“ Beiläufig winkte er seinen Kammerdiener zu sich.

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~ Polith-System ~ Thyferra ~ Dschungel ~ am Rande der östlichen Plantage ~ Steven und Michael, auf der Plantage Vratix und
Imperiale (NPCs) ~

Glücklicherweise setzte so langsam aber sicher die Dämmerung ein, was die gesamte Operation, auf einer imperialen Plantage ein Feuer zu legen, um einiges einfacher machte. Ein Imperialer, welcher auf einem Wachturm lag und trotz Verbrennungen eindeutig als durch einen Schuss Getöteter zu erkennen war, machte es allerdings nicht leichter.
Steven hatte zwar gedanklich an ein weniger letales Projektil gedacht, konnte seinem Padawan die Auswahl aber nicht verübeln. Zum einen war Michael auf irgendeine Art und Weise immer noch Soldat und zum anderen war immerhin er der Experte, welche Waffe auf die Entfernung die Richtige war. Steven war sicherlich einer der Letzten, die auf diese Art von Fernkampf spezialisiert waren. Die Geschichten seines Schülers aus dem Befreiungskampf gegen das Imperium würden sicher einmal wertvolle Erinnerungen sein.


"Vielleicht sollten wir ihn darunter kriegen, bevor wir die Plantage anzünden."
sprach Steven seine Gedanken laut aus, damit Michael den Plan hörte. Es war zu auffällig ihn liegen zulassen, selbst wenn er vom Feuer verschlungen werden sollte. Steven wollte weder dass er noch sein Padawan die Mission in Gefahr brachten, doch dieses riskante Manöver war unumgehbar. Der Wachposten auf dem Wachturm war schließlich dafür da, das gesamte Gelände zu überblicken und so hätte er eines der beiden Jedi-Team mit Sicherheit irgendwann bemerkt.

"Ich schlage vor du nimmst das hier und ich hole den Wachposten von oben."
beschloss Steven nun und übergab den Behälter mit hochentzündlichem Tibana-Gas seinem Schüler. Glücklicherweise waren einige Repulsorlifte auf der Plantage zu finden, die dicht genug an trockenem Gehölz standen. Ein loser Behälter, der sich durch irgendeine Unachtsamkeit entzündete würde nicht unbedingt auf einen Anschlag hindeuten. Jedenfalls nicht sehr bald und auch nicht, wenn man es umgehen könnte, weitere Wachen zu töten.
Tote Wache war ein gutes Stichwort: Irgendwie mussten sie den leblosen Körper nachher auch loswerden und am besten so, dass man die Schusswunde nicht mehr erkennen konnte. Steven kam der Nachtjäger in den Sinn, aber das würde die Gruppe später besprechen müssen.

Steven und sein Schüler teilten sich also nun noch mal auf. Der Meister zum Wachturm, der Schüler sucht eine geeignete Stelle. Bevor es losging, erklärte Steven seinem Padawan noch mal, dass er ihn durch die Macht kontaktieren soll, falls sich die Spur verliert oder irgendetwas war. Dann ging es los.
Der Jedi-Ritter von Cirrus rutschte auf dem schlammigen Dschungelboden den kleinen Hügel hinunter und war, unten angekommen, ganz froh, dass er seinen Umhang im Schiff gelassen und nur seine Tunika anhatte. Damit war er zwar kaum gepanzert, bot aber Wendigkeit und durch ihre dunkle Farbe auch eine gewisse Tarnung. Langsam aber sicher tauchte die Sonne hinter den großen Blätterdächern des Dschungels unter. Vereinzelt erschienen Kopflampen und die Imperialen verzichteten, glücklicherweise, zu großen Teilen auf Scheinwerfer. Noch konnte man gut etwas erkennen, auch ohne künstliches Licht, aber das würde sich in den nächsten Stunden ändern.
Steven war nun am Rand der Plantage angekommen und hockte hinter einem Pilz. Er beobachtete von hier aus noch einmal die Bewegungsabläufe der Wachen und schlich dann vorsichtig an zwei imperialen Wachsoldaten vorbei.
Hinter einem anderen Pilz wartend, beobachtete er wie die Tür vom großen Lagerhaus aufging und ein Wachsoldat einen anderen herbei rief. Unglücklicherweise konnte er nicht verstehen, was die beiden da sprachen.

Steven wollte sich gerade zu der Eingangstür des Wachturmes begeben, als er durch die Macht ein Gefühl der Warnung vernahm. Der Baron von Cirrus legte sich in den nass-kalten Plantagenboden und versuchte sich irgendwie hinter dem Pilz zu verstecken. Der Boden begann zu vibrieren als ein schwebendes Fahrzeug wenige Meter neben ihm zum stehen kam. Der Pilz und die angehäuften Schlammhügel um diesen herum verdeckten einen Großteil des Jedi und so war er, wenn er sich nicht großartig bewegte, wohl in Sicherheit vor der Besatzung des Fahrzeuges. Allerdings versperrten sie ihm nun den Zugang zum Turm. Steven hätte die beiden Insassen mit Leichtigkeit aus dem Weg schaffen können, allerdings wäre dann die Gefahr früher oder später entdeckt zu werden unwahrscheinlich groß. Es nutzte also nichts.. Der Jedi-Ritter musste auf dem Schlammboden abwarten oder darauf hoffen, dass ihn einer der drei anderen irgendeine Ablenkung verschaffte.


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Unruhig glitt Tenias Blick über die Plantage, bis sie ihn plötzlich zum Turm wandte und das dumpfe Gefühl, dass sie die ganze Zeit gespürt hatte, nahm seinen Höhepunkt. „Nein!“, flüsterte sie leise, obwohl sie es hätte laut rufen wollen. Irgendjemand dort oben war gerade gestorben und das nicht einfach so. Zusätzlich zur Gänsehaut, stellten sich Tenias Nackenhärchen auf, als sie ihren leisen Protest wiederholte. Wenn da oben gerade jemand gestorben war, ließ das nur einen einzigen Schluss zu, nur einen einzigen.

„Steven und Michael“,

flüsterte sie leise, als sich Wut in ihre Stimme legte. Ihre Mission hatte gelautet, eine Plantage niederzubrennen und nicht, jemanden umzubringen. Wie konnten sie nur? Die Nullianerin wusste nicht, ob sich Wut oder Enttäuschung in ihr breit machen sollte, vielleicht spürte sie beides und die Enttäuschung kurbelte ihre Wut nur an.

„Du wartest hier,“

wandte sie sich befehlend an Akani, „und Akani, ein Jedi tötet nicht einfach. Ich will, dass du Anakins Schwert im Notfall benutzt. Um dich zu verteidigen und nicht um…“

sie starrte zurück zum Turm, „jemanden zu ermorden.“ Und mit diesen Worten entfernte sie sich langsam und lautlos von ihrem Schüler. Sie musste zu diesem Turm, ehe Steven und Michael noch eine Untat begingen. Doch da warnte die Macht sie erneut und Tenia spürte beinah zeitgleich durch den Boden ein Vibrieren gehen, dann sah das Fahrzeug, aus dem zwei Soldaten stiegen, die den Zugang zum Turm versperrten. „Wunderbar,“ zischte sie lautlos. Sie musste in diesen Turm und sich etwas einfallen lassen. Irgendein Tierlaut… Der Nachtjäger! Die Nullianerin ging hinter einem Baum in ein paar Metern Entfernung in die Hocke und atmete tief durch. Den Ruf eines Nachtjägers hatte sie noch nicht nachgeahmt. Sie versuchte sich das Geräusch so genau wie möglich zurück in ihr Gedächtnis zu rufen bis sie schließlich die Hände zu einem Trichter formend, vor ihren Mund hielt und mit Hilfe der Macht den Laut nachahmte, der hoffentlich für Ablenkung sorgen und keinen echten Nachtjäger anlocken würde. Wie hatten Michael und Steven so dumm sein können?

Tenia musste sich nicht umsehen, um zu wissen, dass die beiden Soldaten versuchten, in die Richtung zu laufen, aus der sie den Laut wahrzunehmen glaubten. Sie liefen falsch, aber das sollte Tenia kaum stören, die sich schnell und leise zum Turm bewegte. Oben im Turm angekommen, war auch Steven dort. „Fass ihn nicht an!“, zischte sie, als sie sich zwischen Steven und den Soldaten drängte und vor diesem kniete. Sie hatte sich nicht getäuscht, er war tot. Was sie vorhin gespürt hatte, das dumpfe Gefühl, es war so berechtigt gewesen. Da lag der Soldat, erschossen, nein viel mehr erlegt, wie ein wildes Tier. Wie die Jagd auf Null, die sie so sehr verabscheut, der sie selbst nie aktiv beigewohnt hatte. Der Mann lag genau so da, wie ein Tier, tödlich getroffen, mit einer klaffenden Wunde in seiner Brust. Und überall Blut. Tenia musste schwer schlucken, als sich ein anders Gefühl hinzu gesellen wollte, dass sie schnell verdrängte und das, gerade deswegen, ihre Wut zu Zorn werden ließ.

„Ihr solltet diese verdammte scheiß Plantage abbrennen und niemanden ermorden!“
sagte sie, mit bebender Stimme und drehte sich dabei nicht zu Steven um. Stattdessen löste sie vorsichtig den Helm des Soldaten, dessen tote Augen sie anstarrten. Nur das fehlende Blinzeln ließ darauf hinschließen, dass der Mann tot war. Sein Mund war nicht verzogen, sein Gesicht sah beinahe friedlich aus. Beinahe, denn wie konnte man, wenn man aus dem Leben gerissen wurde, friedlich aussehen? Behutsam strich Tenia mit der Handfläche über die Lider des Mannes, um diese zu schließen. Erst dann drehte sie sich zu Steven um, sah ihm mit unverhohlenem Zorn in die Augen.

„Das hättet ihr nicht tun dürfen. Das widerspricht den Regeln des Kodex! Das ist Mord!“ Nichts anderes. Es war Mord. Sie hatten ihn einfach getötet, obwohl das nicht notwendig gewesen war. Sie hatten ihn einfach aus dem Leben gerissen. Dabei waren sie auf diesen Planten gekommen, um eine Heilpflanze zu suchen. Eine Heilfplanze! Und jetzt? Jetzt hatten sie den Boden mit Blut besudelt.
Ihre Stimme überschlug sich beinahe und Tenia hatte die größte Mühe, dabei leise zu bleiben und nicht laut zu schreien, obwohl das einem inneren Wunsch entsprochen hätte. "Ihr habt ihn einfach umgebracht. Einfach so." Ihre Stimme bebte vor Zorn, dann drehte sie sich wieder zu dem Soldaten und was blieb ihr anderes übrig, als ihre Hände auf die Brust des Mannes zu legen? Auf die Stelle, die so … glorreich getroffen worden war. Ein Schuss ins Herz, ein Treffer, aber die Nullianerin weigerte sich, einen lobenden Begriff dafür zu verwenden. Der Mann war tot, auch wenn er sehr wahrscheinlich sofort tot gewesen war, er war tot! Sie hatte noch nie Blut berührt… Auf Null hatte sie den Geruch nicht gemocht, hatte den leeren Blick der Tiere nicht gemocht, hatte die Jagd gehasst, hatte sich dagegen gewehrt. Jetzt hatten Steven und Michael das Gleiche getan. Jemanden gejagt, aber nicht, weil es notwendig gewesen wäre. Sie musste den Mann verabschieden. Was bedeutete, dass sie ihre Hände auf dessen Brust legen musste. Auf die Wunde. Aber sie musste, sie musste ihn richtig verabschieden, so wie es ihre Tradition verlangte, so, wie es dem Soldaten zustand, denn nur so hatte er noch eine Chance. Wenn sie das Ritual falsch machte, war der Mann für immer verloren. Mit Überwindung legte Tenia ihre Hände auf den Brustkorb, genau auf die Stelle, die getroffen waren, war und als sie das warme Blut an ihren Händen spürte, wurde ihr übel. Erst danach schloss Tenia selbst ihre eigenen Augen.

Verzeih ihnen, dass sie Dich getötet haben, obwohl sie eine andere Wahl gehabt hätten. Vergib ihnen, dass sie Dein Leben genommen haben. Möge Dein Geist an die Erkenntnisse gelangen, die Dir auf diesem Boden verwehrt wurden. Möge deine Seele Frieden finden,"

betete sie für den Mann auf ihrer Sprache und kaum, dass sie geendet hatte, hörte sie das Komlink des Soldaten. 'TBR-592, bitte melden!"

Der Ruf des Nachtjägers. Bestimmt wollten sie wissen, ob dieser Wachtposten etwas gesehen hatte, ob er etwas sah.



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Das Brüllen eines Nachtjägers hallte zwischen den Bäumen auf der Plantage wieder. Steven erschrak für einen Moment, konnte dann aber durch die Macht ein leichtes Beben wahrnehmen. Gut, ein Nachtjäger nutzte auch das unsichtbare Energiefeld zur Jagd, aber dieses Beben war definitiv zu stark für eine so niedere Kreatur. Hatte der Baron von Cirrus etwa gerade durch einen der anderen Jedi Unterstützung in Form von einer Ablenkung bekommen?
Ob nun ein echter Nachtjäger oder einer seiner Mitstreiter, die Sache erfüllte ihren Zweck und lockte die beiden Fahrzeuginsassen von ihrer Position weg, sodass nun nichts mehr zwischen Steven und dem Wachturm stand, was er nicht mit Leichtigkeit überwinden konnte.
Vorsichtig tastete sich der adlige Jedi-Ritter voran um nicht eventuell doch in die Arme des nächstbesten Soldaten zu rennen. Mit ebenso großer Vorsicht öffnete er die Tür des Wachturmes, was allerdings von einem leichten Knarzen durch die stählerne Tür begleitet wurde. Ein letzter Blick versicherte dem Jedi aber, dass niemand außer er selbst dieses Geräusch wahrgenommen hatte.

Achtsam erklomm er Stufe für Stufe des Durabetontreppenhauses um dann wenig später vor einer weiteren Tür zu stehen. Sie war einen kleinen Spalt weit geöffnet, vermutlich ließ sie sich nicht mehr schließen, da die Holztür sich in der Feuchtigkeit des Dschungels und der Plantage um wenige aber ausreichende Millimeter verzogen hatte. Imperiale Architektur.
Wieder tastete der cirresische Thronfolger mit der Macht hinaus, obwohl er sich sicher war, dass nur ein toter Imperialer auf ihn warten würde. Nach dem öffnen der hölzernen Tür bestätigte sich der Eindruck: Der imperiale Wachmann war tot. Michael hatte, wenn es auch nicht die angenehmste Tat war, vollkommen richtig gehandelt. Sein Tot war ausweglos. Sie mussten es tun.

Der Jedi-Ritter wollte gerade näher an die Leiche herangehen, als er eine Präsenz in der Macht fühlte. Sie war ihm bekannt und doch unbekannt. Es war Tenia, aber sie war.. aufgebracht. Hastig stellte sie sich zwischen den Imperialen und Steven und keifte den Jedi-Ritter an. Was war in sie gefahren? Steven blickte die Nullianerin erstaunt an.
Dann machte sie dem Baron uns seinem Schüler die Ermordung des Imperialen zum Vorwurf. Ermordung? Es war kein Mord, so lange man im Krieg war. Und auch wenn der Friedensvertrag offiziell gilt, wieso schlichen sie dann hier rum und fragten nicht einfach die imperiale Regierung nach der Pflanze? Wieso bekämpften die Sith und die Jedi sich immer noch, wenn es doch Frieden gab? Der Mann war kein Plantagenarbeiter, er war Soldat. Er hatte sich bewusst für das gefährliche Leben entschieden, dass ihn jederzeit eben dieses kosten könnte.


"Was redest du da!?"

fragte der Jedi-Ritter erstaunt. Er konnte es immer noch nicht glauben, dass sie ihm so etwas zum Vorwurf machte.

"Michael hat niemanden ermordet. Er ist Soldat, er hat sich bewusst dafür entschieden, dass sein Leben so einen Weg nehmen könnte!"
rechtfertigte sich der Jedi für seinen Padawan und ein Stück weit auch für sich selbst. Er konnte Tenia irgendwo verstehen, sicherlich war es keine schöne Entscheidung jemanden zu töten, aber er war nun mal ein Soldat. Kein unschuldiger Zivilist. Außerdem was hätten sie sonst tun sollen? Sich erwischen lassen? Sich selbst oder vielleicht ganz Coruscant in Gefahr bringen lassen!?

"Und deine Gefühle entsprechen eher dem Kodex des Ordens!?"

konterte der Jedi-Ritter.

"Ich fühle ganz genau die Wut in dir, Tenia! Ich merke ganz genau, wie sie in dir ansteigt und jetzt gerade deine Gedanken bestimmt!"

Steven spürte wie sich ein dunkler Schatten über Tenias Aura legte und sie zu verschlingen drohte. Wieso hatte sie sich nicht unter Kontrolle? Sie musste sich unter Kontrolle haben! Steven bezweifelte zwar, dass seine Standpauke etwas an ihrem Gemütszustand änderte, aber er musste diese Sache jetzt klar stellen. Er hat nicht verkehrt gehandelt. Es ging nicht anders!

"Es ging nicht anders! Oder glaubst du Michael hatte Spaß dabei? Was wäre denn die Alternative gewesen? Im schlimmsten Fall wären du, ich und vor allem Michael und Akani in Gefahr gewesen!"
Und das Imperium hätte weitaus Schlimmeres mit einem gefangenen Jedi getan. Die imperiale Inquisitoren waren unnachgiebige Folterer. Aus Geschichten konnte man fast denken, dass sie Spaß an ihrer Berufung hatten alles Lebendige zu foltern und zu quälen was sie in die Finger bekamen.
Es grauste Steven bei dem Gedanken er, Michael oder Akani hätten in so einem imperialen Locht landen können. Oder eben auch Tenia!

Tenia beugte sich indes hinunter zu dem toten Körper und betete für ihn. Es war ihre Religion. Steven verstand das, er verstand dass sie ihm eine letzte Salbung geben musste, doch er konnte ihre Ignoranz nicht verstehen. Sein Tod war nicht schön. Ganz im Gegenteil, aber es war unvermeidlich. Einfach unumgehbar.

Steven wollte gerade die Diskussion auf einen späteren Zeitpunkt verschieben, als sich plötzlich das Funkgerät des toten Soldaten zu Wort meldete. Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen, Stevens Blick verweilte auf Tenia. Was sollten sie tun? Wer sollte etwas tun? Er oder sie? Nach einem Augenblick meldete sich die Stimme wieder und fragte erneut nach TBR-592.
TBR-592 würde nicht mehr antworten können. Aber die Stimme auf der anderen Seite würde eine Antwort erwarten. Steven ergriff den Mut und hob den Komlink des Soldaten auf.

"Hier TBR-592. Ähäm.. Höre!"
Steven spürte seinen Puls steigen. Es war nun fast so, als ob sein Herz in seinem Hals sitzt.


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~ Polith-System ~ Thyferra ~ Dschungel ~ Wachturm der Plantage ~ Steven und Tenia, Michael und Akani weiter weg, Vratix und
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Was sie da redete? Steven fragte allen Ernstes, was sie da redete? Sie sah ihm entgegen, starrte ihn an, voller Fassungslosigkeit. Steven war ihr Freund gewesen und jetzt, jetzt… Sie presste die Lippen aufeinander, als sie ihn ansah und so deutlich spürte, dass da gerade etwas geschehen war, vielleicht schon vorhin, dass nicht hätte geschehen dürfen. Ein feiner Riss zwischen ihnen, der jetzt zu platzen drohte. Michael hatte niemanden ermordet? Nein, nein, natürlich nicht. Jemanden hinterrücks zu erschießen, war pure Selbstverteidigung. Der Soldat hatte sich bewusst entschieden, Soldat zu sein? Tenia schüttelte zwecks so viel … Dummheit den Kopf. Wie konnte Steven es wagen, all das einfach so zu sagen, so unreflektiert so, so überzeugt? Und er machte es schlimmer. Fragte, ob ihre Gefühle dem des Ordens entsprachen. Oh, sie musste sich beruhigen, wenn sie – Ich fühle ganz genau die Wut in dir, Tenia! Ich merke ganz genau, wie sie in dir ansteigt und jetzt gerade deine Gedanken bestimmt!" Der Riss breitete sich aus.

Eine Sekunde nur starrte Tenia Steven an und ignorierte die Tränen, die in ihre Augen schossen, ehe sie ihn heftig stieß.

„Besser bestimmt jetzt Wut meine Gedanken, als Mord den Rest meines Lebens!“

und diesmal gelang es Tenia nicht, ihre Stimme leise klingen zu lassen.

„Ihr hättet mehr als eine Wahl gehabt, der Soldat hat euch nicht angegriffen, keiner von Euch war in Gefahr. Ihr habt den einfachsten Weg genutzt, ihr habt ihn einfach erschossen!“

dabei überschlug sich ihre Stimme.

„Niemand war in Gefahr, nicht eine einzige Sekunde, nicht eine, einzige verfluchte Sekunde! Und wenn du deinen blöden Schüler nicht unter Kontrolle hast und nicht dazu in der Lage bist, ihn auszubilden, hast du auf meiner Mission überhaupt nichts zu suchen! Wir wollten eine Heilpflanze finden Steven, eine Heilpflanze, an der jetzt Blut klebt!“

Tenia kam nicht dazu, noch mehr zu sagen, als sich das Komlink meldete und während sie die Stimme hörte, starrte sie Steven einfach nur an, bis dieser das Komlink ans ich nahm und antwortete.

‚Höre?‘


Die Stimme am anderen Ende lachte.


‚Wie ich diese Formscheiße hasse. Wir haben eben einen Nachtjäger gehört. Siehst du den irgendwo? Springt er gleich eines dieser Viecher an? Hoffentlich‘,

fragte die Stimme am anderen Ende erneut, lachte und ließ Tenia innerlich aufatmen. Wenigstens das. Aber die Realität holte sie zurück. Der tote Soldat, das Blut an ihren Händen, das viele Blut auf dem Boden. Sie würden das alles beseitigen müssen, aber Blut hinterließ so viele Spuren und sie hatten hier oben nichts, um den Boden zu säubern, sie hatten hier oben gar nichts! Sie mussten den Soldaten irgendwie nach unten befördern, sie mussten ihn begraben, und sie musste das Blut von ihren Händen bekommen, dass sie nun, beinahe panisch an ihrer Kleidung abzuwischen versuchte. Ihre ganze Mission, alles war gescheitert!


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[: Polith-System | Thyferra | Xozhixi :||: Nobelbezirk am Rande der Hauptstadt | Villa | Salon :||: Horatio Kraym mit Major Radiian und Captain Tainer; im Hintergrund: Valet Odan :]

Um die „Privatsphäre“ am Tisch zu wahren, gab der Gastgeber seinem Kammerdiener beiläufig ein flüchtiges Handzeichen. Mit gesenktem Haupt zog sich der Untergebene daraufhin ein paar Schritte zurück, derweil sich die beiden Offiziere, die als Gäste an der langen geschmückten Tafel saßen, mit den ausgehändigten Dokumenten beschäftigten. Der Hauptgang, den man kurz zuvor serviert hatte, schien mit einem Mal in den Hintergrund getreten zu sein. Man könnte ihnen förmlich ansehen wie sich deren Fokus voll und ganz auf das Lesen der unerwarteten Lektüre fixierte. In diesem Zustand fiel ihnen am Ende nicht einmal auf, dass der eigentliche Butler in der Zwischenzeit klammheimlich den Salon verlassen hatte. Genauso wenig bemerkten sie in diesem Moment das kühle Lächeln auf dem blassen Gesicht des Dieners. Stille machte sich zunehmend in den Raum breit. Wo vorher noch äußerst lebhaft diskutiert wurde, schwieg man sich nun aufgrund des Lesens an.

Gleich einem erfahrenen Raubtier wartete Horatio ab, musterte aus den Augenwinkeln seine beiden Opfer und bereitete in Gedanken die nächsten Schritte seiner Argumentation vor. Sofern beide recht klug waren, würden sie den ausgelegten Köder riechen. Im Hinblick auf die gegenwärtige Situation, die vom angespannten Kampf gegen die „Ashern“ ziemlich geprägt war, war die Meldung, dass der Imperiale Geheimdienst eine Gruppe kooperativer Konterrevolutionäre aufgetan habe, einfach viel zu verlockend. Warf man dann noch zusätzlich einen kurzen Blick auf die politische Lage zur Zeit, wonach die Front zwischen Planetenverwaltung und Imperialen Sicherheitsbüro bekannt, aber nicht offiziell war, musste man bei diesem plötzlichen Offenbaren erst recht stutzig werden. Demzufolge ging Thyferras Governor hiermit bewusst ein Risiko ein. Denn sollte er beide Offiziere am Ende des Abends nicht überzeugt haben, dürfte er seinen politischen Widersachern ausreichend Material für ein unkompliziertes Amtsenthebungsverfahren gegeben haben.

Garr Radiian, das Dossier in der linken Hand haltend, leckte sich noch einmal genüsslich die Finger der anderen Hand ab, bevor er sich an den Gastgeber wandte.
„Da haben Sie aber ein sehr brisantes Dossier zusammengestellt. Gemäß dem üblichen Prozedere müssten diese Informationen eigentlich sofort an High Commissioner Brishen zur Verarbeitung weitergeleitet werden...“

Horatio musterte den Major einen Moment lang ganz genau. Sein Blick war dabei offensichtlich so kühl, dass sich der struppige Schnauzer seines Gegenübers unwillkürlich bewegte. Außerdem griff der Uniformierte kurz darauf sogar noch nach seiner Serviette, um sich sorgfältig den Schweiß von der blanken Stirn zu tupfen. Hatte sich Thyferras hohe, drückende Luftfeuchtigkeit etwa heimlich in die Villa geschlichen? Oder zeigte sich hier bloß Radiians Nervosität? Ganz bewusst ließ der adlige Imperiale ein, zwei Herzschläge ungesagt verstreichen. In Gedanken rief er sich noch einmal all die Worte, Wortgruppen und Floskeln ins Gedächtnis, die er sich einzig und allein für diesen Abschnitt des Gesprächs zurechtgelegt hatte. Dass er nicht damit gerechnet hatte, so früh schon den Tanz auf Messers Schneide vollführen zu müssen, ließ er sich dabei nicht anmerken. Bevor die ersten Silben über seine Lippen glitten, musterte er den Armeeoffizier noch einen Tick intensiver.

„Ein Weiterleiten steht in der Tat noch aus“, gestand er kühn. Seine Hand griff nach dem Weinglas. Jedoch nippte er noch nicht daran. „Bevor Sie nun aber gleich Ihr Com zücken, Major, möchte ich Ihnen versichern, dass diese Informationen mir erst tatsächlich vor wenigen Stunden in die Hände gefallen sind. … Und da Sie im Begriff waren, mich mit Ihrem Besuch zu ehren, entschied ich mich kurzerhand dazu, Ihnen diese Unterlagen als erste zugänglich zu machen. Vielleicht können Sie mir ja einen passenden Ratschlag geben...“

Es war natürlich nur bedingt die Wahrheit, die Horatio seinen beiden Gästen hier auftischte. Dass er die konkreten Informationen erst ein paar Stunden zuvor hatte zugespielt bekommen, entsprach der Wahrheit. Beide Offiziere mussten ja nicht wissen, dass diese recht ungewöhnliche Kooperation erst aufgrund seiner Intrigen zustande gekommen war. Ebenso war der Wunsch, sich Hier und Jetzt eine grobe Expertise einzuholen, keine Lüge. Mochte er die Streitkräfte – ähnlich den Sicherheitskräften – zwar bloß als Handlanger sehen, so schätzte er dennoch deren militärisches Wissen. Obwohl noch allerhand unbekannte Faktoren existierte, konnten sie trotzdem schon in diesem frühen Stadium ein paar hilfreiche Grundaussagen treffen. Wirklich gelogen war dementsprechend eigentlich nur seine Aussagen darüber, dass er dem Imperiale Sicherheitsbüro im nächsten Schritt diese Informationen zur Verfügung stellen wollte. Nein, so weit sollte es an diesem Abend letztlich nicht kommen. Nun musste er nun noch insgeheim Tainer und Radiian zu diesem Entschluss bewegen.

„Obwohl ich nur ein Laie bin, bin ich mir sicher, dass wir mit diesen Informationen den Schlüssel in den Händen halten, um diese Revolte zu beenden“, fuhr der Verwalter nach einem kurzen Nippen am Kristallwein fort.

Tainer, die gefasster wirkte, reckte leicht das Kinn. Einer Agentin des Imperialen Sicherheitsbüros nicht unähnlich fragte sie auf einmal mit argwöhnischen Tonfall:
„Wie meinen Sie das, Sir?“

„Ich kann mich zwar selbstverständlich nur auf die Aussagen meine Berater verlassen, aber soweit man mir mitgeteilt hat, stoßen Geheimdienst und militärischer Nachrichtendienst seit Monaten an ihre Grenzen, weil die Vratix ein sehr verschwiegener Haufen sind“, entgegnete der Adlige sogleich selbstsicher. Dabei trotzte er direkt dem misstrauischen Blick der Sturmtrupplerin. „Indem man nun die Möglichkeit bekommt, sich einen Zugang zu dieser geschlossenen Gemeinschaft verschaffen zu können, schafft man gleichzeitig auch die Gelegenheit langsam den Rückhalt abzutragen, den diese Terroristen innerhalb dieser Gruppe noch genießen.“ Beiläufig spielte er mit seinem Glas. Behutsam ließ er dessen fast durchsichtigen Inhalt in dem filigranen Gefäß kreisen. „Möglicherweise, so sagte man mir, könnte am Ende sogar nur ein einzelner Offensivschlag ausrechnen, um dieser Bewegung das Rückgrat zu brechen.“

Brummend stimmte der Major zu. „Genau aus diesem Grund halte ich diese Informationen auch für so brisant. Brishen dürfte sich – genau wie die CompForce – die Finger danach lecken...“

Unwillkürlich funkelten die Augen des Gastgebers. Genau darauf hatten die beiden Offiziere stoßen sollen. Denn nun würde sich zeigen, ob sie tatsächlich dem verhassten Kontrahenten in den eigenen Reihen großmütig den Vortritt lassen würden. Derjenige, der nach all den Schreckensmeldungen der letzten paar Monaten einen erfolgreichen Gegenschlag landen würde, würde immerhin jede Menge Ruhm abbekommen. Deshalb spekulierte Horatio auf den Stolz beider Branchen. Mochte die Neue Ordnung und das Gemeinschaftsgefühl in der Propaganda auch noch so hoch gehalten werden, am Ende wollte jeder Soldat letztlich nur sich selbst als jenen Held sehen, den Abermillionen imperiale Mitbürger feierten und verehrten. Weil sich mit einem Mal das gewünschte Gespräch entwickelte, das er mit seinen Äußerungen angestrebt hatte, lehnte er sich schweigend zurück. Weiterhin an dem Kristallwein nippend verfolgte er die sich entwickelte Unterhaltung.

Insgeheim mochten sich die beiden Offiziere zwar von Anfang an einig sein. Aber während Radiian keinerlei Scham besaß, seine Eigensucht sogleich zur Schau zu stellen, spielte Tainer – jedenfalls zu Beginn – noch die Bedenkenträgerin. Einwand für Einwand brachte sie (mal etwas halbherzig, mal ein bisschen vehementer) ins Spiel. Jedoch schmetterte ihr Gegenüber sie alle auf der Stelle herzlos ab. Ja, in diesem Moment konnte man wahrlich sehen wie tief der Graben zwischen Bodentruppen und den Schlägern des Imperialen Sicherheitsbüros war. Selbst die Vorbehalte, die in der Imperialen Armee bezüglich des Sturmtruppenkorps vorherrschten, schienen in diesem Augenblick weit weniger Gewicht zu haben. Hätte Horatio gerade nicht im Sichtfeld beider Gäste gesessen, hätte er an dieser Stelle wohl belustigt den rechten Mundwinkel gen Ohr wandern lassen. So wahrte er äußerlich aber lieber eine neutrale Miene. Solange sie weiter seinem vorgegebenen Kurs folgten, konnte er sich die Freude auch ruhig für später aufheben.

Es war am Ende der Armeeoffizier, der sich nach der Absprache mit seiner Kollegin wieder an den Governor wandte.
„Verzeihen Sie uns diese kurze, hitzige Diskussion, Mister Kraym. Jedoch sollte so ein wichtiger Schritt stets gründlich abgewogen werden. Es geht hier schließlich um den ganzen Planeten.“

„Da haben Sie natürlich Recht, Major“, sagte Horatio mit ernster Miene. Einen Moment lang ließ er seinen Blick zwischen beiden Offizieren hin und her wandern, dann fuhr er sogleich ungerührt fort: „Das Wohl der Bevölkerung sollte uns allen am Herzen liegen – und ich bin mir sicher, dass Sector General Skobra und Field Commander Walsh diesbezüglich hehre Vorbilder abgeben. Jedoch kann man dies nur bedingt von unserem High Commissioner behaupten.“ Dass Tainer bei diesen Worten unwillkürlich schluckte, konnte er sehen. Es war ihr offensichtlich äußerst unangenehm so über ein ranghohes Mitglied des Imperialen Sicherheitsbüros zu reden. „Mister Brishen trägt das Herz am rechten Fleck, keine Frage. Doch während wir zwangsläufig mit einer Situation leben müssen, kann er sich nach getaner Arbeit wieder nach Fondor zurückziehen. Ihn treffen die Folgen nicht. Ebenso ist sein CompForce-Regiment außen vor, sollte ihnen – der Imperator mag es verhüten – tatsächlich irgendwelche Fehler unterlaufen. … Sie und ich, wir haben keine Wahl. Die Frage, die sich mir nun aber stellt, ist, wie wollen wir mit dieser Tatsache umgehen?“

Im ersten Augenblick nagte Radiian nur schweigend an den Resten seiner Languste, während Tainer betroffen in Richtung des Gemäldes blickte. Ihnen war offensichtlich vollkommen bewusst, dass sie gerade beide an der Schwelle zum „Verrat“ standen. Der Governor reichte ihnen die Hand. Und die Verlockung, einfach zuzustimmen, war ohne Zweifel groß. Ruhm und Ehre – Das trieb das Gros der Soldaten insgeheim an. Jedoch hatte ihr Gastgeber noch eine andere Sache angesprochen. Sollte das CompForce-Regiment beim Gegenschlag patzen, würden nicht sie unter den Folgen leiden, sondern die regulär auf Thyferra stationierten Einheiten. Eigene Kameraden würden sterben, während der Schlägertrupp des Imperialen Sicherheitsbüros auf Fondor nichts mitbekam. Wortlos ließ der Major seine Aufmerksamkeit noch einmal über das Dossier schweifen. Derweil er äußerlich scheinbar die Ruhe selbst war, war Horatio aufgrund der inneren Spannung dem Zerreißen nahe. Es fehlte in der Tat nicht mehr viel. Er leerte sein Glas.

Letztendlich konnte sich Tainer zu einer Äußerung durchringen.
„Sir, ich würde vorschlagen, dass wir uns erst einmal mit unseren Vorgesetzten zusammensetzen. Die letzten Wochen waren für das Sektorkommando wahrlich nicht gerade schön. Wir haben demzufolge vor der CompForce die Chance verdient, unseren Namen mit einer gezielten Operation reinzuwaschen. Geben Sie uns also ein paar Tage Zeit, um dieses Dossier gründlich zu analysieren.“ Kurz wechselte sie einen Blick mit ihrem Kollegen. „Selbstverständlich verspreche ich Ihnen, dass diese Daten bis dahin vertraulich behandelt werden. Sie begehen somit keinerlei Protokollbruch...“

Erleichterung machte sich mit einem Mal in Horatio breit. Sogar einen Seufzer wäre ihm fast über seine Lippen geglitten. Sie hatten die ihnen gereichte Hand tatsächlich angenommen. Sie hatten den dargebotenen Köder wirklich geschluckt. Der Tanz auf Messers Schneide, der für ihn genauso gut das Karriereaus hätte bedeuten können, war ihm geglückt! Ein freudiges Lächeln stahl sich ihm auf das Gesicht und er erhob sein Glas, nachdem ihm sein Kammerdiener rasch einen winzigen Schluck Kristallwein nachgeschenkt hatte. Anfangs vielleicht noch ein bisschen unsicher, erwiderten beide Offiziere den Prost dann ziemlich zügig. Obwohl sie es höchstwahrscheinlich nur ahnten, waren sie nun Teil seiner Verschwörung. Sie würden – ob sie wollten oder nicht – mithelfen, nicht nur Semur endgültig zu Fall zu bringen, sondern darüber hinaus auch noch Brishen in dessen Schranken zu weisen. Ein Hochgefühl machte sich langsam da breit, wo gerade noch Erleichterung gewesen war. Dieser Abend war ein Erfolg! Da war sich der Adlige sicher, absolut sicher.

„Ich denke, unseren gerade getroffenen Entschluss sollten wir jetzt mit einer kleinen Köstlichkeit, dem Dessert, krönen“, sagte er schmunzelnd.

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