Unwort des Jahres

Meine Unwörter des Jahres, ohne Rang.
  • Brexit
  • Postfaktisch, oder auch "postfaktische Zeiten"
  • E-Mail Skandal
  • Elect President Donald Trump, upps falsche Kategorie
 
"Flüchtlinge"

Warum? Aus zwei Gründen. Ich kann das Wort einfach nicht mehr hören. Man kann ja gar kein Medium mehr einschalten ohne, dass man das Wort "Flüchtlinge" hört. Auch so schafft man es, dass so ein wichtiges Thema wie durch Kriege ausgelöste Zuwanderung, den Wähler nervt. Die Konsequenzen scheinen blinde Protestwahlen zu sein. Wenn das das Ziel ist herzlichen Glückwunsch.
Der andere Grund ist ganz einfach, dass ich das Wort unpassend finde. Flüchtling hat für mich immer etwas von "Lemming". Massen wandern offenbar blind ins Verderben und überleben nur mit Glück. Das Wort bringt die politischen Aspekte dieser verzweifelten Menschen gar nicht ins Spiel und lenkt von den wahren Ursachen und Verursachern ab. Aber dann immer schön mit toten "Flüchtlingskindern" auf die Tränendrüse drücken...
 

"Postfaktisch" passt imo auch eher wenig. Man ist nicht "hinter" oder viel mehr "nach" den Fakten. Dann müsste man die Fakten schlichtweg kennen und auch ein Stück weit akzeptiert haben. Man ist viel mehr "antifaktisch". Es wird gegen die Fakten gearbeitet, die Fakten werden ignoriert und Dinge werden teilweise ins komplette Gegenteil gezogen um damit bewusst eine Lüge zu erzeugen die beim Publikum dann voll ins Schwarze trifft. Die Fakten werden eben ausgeklammert und es wird rein auf der Gefühlsebene gearbeitet. Effekt vor Wahrheit.
 
"Postfaktisch" passt imo auch eher wenig. Man ist nicht "hinter" oder viel mehr "nach" den Fakten. Dann müsste man die Fakten schlichtweg kennen und auch ein Stück weit akzeptiert haben. Man ist viel mehr "antifaktisch". Es wird gegen die Fakten gearbeitet, die Fakten werden ignoriert und Dinge werden teilweise ins komplette Gegenteil gezogen um damit bewusst eine Lüge zu erzeugen die beim Publikum dann voll ins Schwarze trifft. Die Fakten werden eben ausgeklammert und es wird rein auf der Gefühlsebene gearbeitet. Effekt vor Wahrheit.
Aber auch das ist nichts neues, oder?

Bei welcher Wahl der letzten 30 Jahre waren Fakten im Spiel? Wie lange schreiben BILD und Co. schon, worauf sie Lust haben?
 
Man ist nicht "hinter" oder viel mehr "nach" den Fakten.

Ich würde die Präposition das Präfix "post" eher im Sinne von "meta" interpretieren und nicht ganz exakt wörtlich übersetzen. In einer Argumentation kommen nämlich nach den Fakten eigentlich nur noch die Meinungen. So, wie z.B. nach der beweisbaren Physik eben nur noch die unbeweisbare Metaphysik kommt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber auch das ist nichts neues, oder?

Bei welcher Wahl der letzten 30 Jahre waren Fakten im Spiel? Wie lange schreiben BILD und Co. schon, worauf sie Lust haben?

Richtig, neu war das schon lange nicht und seien wir ehrlich, die letzten 30 Jahre? Wie oft haben Fakten in den letzten 100 Jahren denn wirklich eine Rolle gespielt? Wenn ich mir die Bundesrepublik und die geschaffenen Gesetze in den 50er, 60ern, 70ern, 80ern in der Bundesrepublik ansehe, basierte das alles wirklich auf Fakten und Rationalität? Wenn ich mir ansehe, mit welchem Blödsinn man sich heute noch herumschlagen muss, weil man damals wie heute mehr Sinn dafür hatte irrationale Wünschen, Vorstellungen und Ängsten der eigenen Wählerschicht zu bedienen, dann wohl kaum. Politik und Gesellschaft hat sich seit jeher mit Fakten und Argumenten schwer getan und auch nur selten nach ihnen gehandelt. Emotionen waren schon immer viel wichtiger.
 
Aber auch das ist nichts neues, oder?

Bei welcher Wahl der letzten 30 Jahre waren Fakten im Spiel? Wie lange schreiben BILD und Co. schon, worauf sie Lust haben?

Sicherlich gab es das auch schon vorher. Aber ganz subjektiv scheint der Trend in den letzten paar Jahren noch einen Schritt mehr in Richtung Gefühle>Fakten zu gehen.
 
Das Unwort von 2016 find ich besser als das des Jahres zuvor, denn "Gutmenschen" sind eigentlich nicht schlimm und nur etwas nervig, aber "Volksverräter" mag ich echt überhaupt nicht. :D ;)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich hätte ja auf Fake News getippt. Wurde wesentlich häufiger in den Mund genommen. Aber beide Begriffe haben wir der Trump Administration zu verdanken, die diese Begriffe erst so gebräuchlich gemacht haben.
Ich weiß gerade gar nicht mal wer bei uns das erste mal von Alternativen Fakten gefaselt hat. Ich kann mir aber denken welcher Partei(en) diese Person angehörig sein könnte.
 
Um mich mal wieder unbeliebt zu machen: Ich kann mit der Wahl dieses Worts nichts anfangen.

Ich könnte dem Wort als Unwort des Jahres vielleicht sogar etwas abgewinnen, wenn Panik und Hysterie nicht ausdrücklich Ziele von Fridays for Future wären. Zitat Greta Thunberg: "I want you to panic".

So wirkt es auf mich doch eher wie ein lächerlicher Versuch von Sprachwissenschaftlern, Politik zu machen.

Zumal es auch Klimaforscher gibt, welche explizit eine Versachlichung der Debatte fordern. Spontan fällt mir da Prof. Hans von Storch ein, der z.B. hier im Focus Panik als miserablen Ratgeber bezeichnet hat. In dem Zusammenhang finde ich es durchaus legitim, von Klimahysterie zu sprechen, um das Gebahren von FfF und Co. zu kritisieren.
 
@Darth Stassen
Ich mach mich mit dir zusammen unbeliebt. Denn ja, ich finde es gut, dass auf den Klimaschutz aufmerksam gemacht wird. Ich schütze gern die Umwelt, ich achte darauf, weniger Plastikverpackungen zu kaufen etc. Doch derzeit hypen die Medien und die Politik das Thema völlig und ich kann's nicht mehr hören. Ich denke, dass die Politik aufgrund solcher Panikmache eher kurzgedachte Hauruckaktionen raushauen wird, um den Eindruck zu erwecken, schnell zu handeln und natürlich um Wählerstimmen zu fangen. Dabei wäre Vernunft angesagt. Blöd ist halt auch, dass das Thema erst durch den Hype in der großen Politik ankam (das ist zumindest meine Wahrnehmung).
 
Zumal es auch Klimaforscher gibt, welche explizit eine Versachlichung der Debatte fordern. Spontan fällt mir da Prof. Hans von Storch ein, der z.B. hier im Focus Panik als miserablen Ratgeber bezeichnet hat. In dem Zusammenhang finde ich es durchaus legitim, von Klimahysterie zu sprechen, um das Gebahren von FfF und Co. zu kritisieren.


Das Unwort ist aber Klimahysterie und nicht Klimapanik.

Panik ist eine "durch eine plötzliche Bedrohung, Gefahr hervorgerufene übermächtige Angst [...]" wohingegen Hysterie medizinisch veraltet eine "neurotische Störung mit vielfachen physischen und psychischen Symptomen und starkem Bedürfnis nach Anerkennung" ist und eine "nervöse Aufgeregtheit, Erregtheit, Erregung, Überspanntheit" bezeichnet, die abwertenden Gebrauch findet.

https://www.duden.de/rechtschreibung/Panik
https://www.duden.de/rechtschreibung/Hysterie

Also ich sehe da einen eindeutigen Unterschied in der Nutzung und der Wirkung dieser beiden Begriffe. Es geht auch gar nicht darum, die Debatte emotional zu führen, sondern die Debatte überhaupt endlich mal sinnvoll und ernsthaft zu führen. Oder wann hat man das letzte mal die großen, selbst gewählten(!) Klimaschutzziele erreicht?

Panik und Hysterie nicht ausdrücklich Ziele von Fridays for Future wären. Zitat Greta Thunberg: "I want you to panic".

Panik ist kein Ziel von FFF, frage mich wo du das heraus liest? Ja, Thunberg hat das gesagt, aber vielleicht sollte man den Zusammenhang betrachten wo und zu wem sie das gesagt hat. Sie hat weder FFF Aktivistinnen und Aktivisten dazu aufgefordert noch Max Mustermann auf der Straße! Der Appel wurde auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos an einige der Hauptverantwortlichen für den vermehrten Ausstoß von Treibhausgasen gerichtet.

Thunberg hat jetzt schon des öfteren klar gestellt, dass nicht Panik das Ziel ist, sondern ausdrücklich, dass sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse gestützt wird und man sich hinter der Wissenschaft vereint: "unite behind the science". (https://twitter.com/GretaThunberg/s.../ich-mochte-dass-ihr-panik-bekommt-greta.html)

Und das was Prof. von Storch sagt.. Erstmal widerspricht das ja nicht der Kernaussage von FFF, dass die Lösungen doch schon lange in der Wissenschaft liegen, aber.. ja, klar. Kinder und Teenager die gegen die menschengemachte globale Erderwärmung demonstrieren, sollen natürlich selbst das Problem lösen. Ja was denn nun? Das Problem selbst anpacken oder endlich wieder die Schulbank drücken? Wie man es macht.. :zuck:

Spoiler: Die FFF Aktivistinnen und Aktivisten sind nicht die (alleinigen) Verantwortlichen für eine nachhaltige Klimapolitik. Aber sie machen darauf aufmerksam und haben dieses Nischenthema auf die zentrale Bühne gehoben.
 
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