[Weltraum vor Vortex, ISD II Accuser, Gang]- Alynn, Ga’lor[/b]
Alynn strafte den Twi’lek mit Schweigen. Dass ihn Vortex’ Status, der einer imperialen Welt, offenbar überraschte, wertete sie als kein gutes Zeichen. War seine Lügengeschichte so fahrig durchdacht? Oder waren seine Auftraggeber in ihrer Verzweiflung nicht über dieses Detail gestolpert? Vielleicht hatten sie die spärliche Besatzungsmacht des Planeten ganz einfach als zweitrangig eingestuft...
“Ich frage mich allmählich, ob Sie mir überhaupt eine Hilfe sein können...“, erwiderte sie schließlich kühl, als sie den Hangar fast erreicht hatten. Sie war wenig erpicht darauf, den republikanischen Offizier zur Ruhe kommen zu lassen oder seinetwegen mehr Zeit als nötig zu verlieren. Geduld? Eine nützliche Tugend, zweifelsohne, doch es bestand ein Unterschied zwischen ihr und törichter Warterei...
“Für’ s Erste müssen Sie sich damit begnügen, mit ausreichend Gründe zu geben, diese Frage positiv zu beantworten...“
Mittlerweile hatte Lieutenant Tane ganze Arbeit geleistet. Während im Hangar mehrere Landungsboote bestückt wurden, wartete das persönliche Shuttle des Kommandanten wie üblich in erster Reihe. Alles sah nach Startbereitschaft aus, lediglich die Tatsache, dass Tane es offenbar für nötig befunden hatte, selbst im Hangar aufzutauchen, trübte diese Aussichten beträchtlich.
„Commander...“
Fast hatte der Tonfall des Offiziers etwas vorwurfsvolles an sich.
„Der Gouverneur von Vortex wurde informiert. Ich darf darauf hinweisen, dass er nicht sonderlich erfr...“
“Nein, dürfen Sie nicht, Lieutenant.“ Alynn unterstrich ihre knappe Antwort mit einer etwas brüsken Geste. “Vortex ist nicht Bastion... der Gouverneur wird sich unseren Wünschen fügen müssen.“
Sie sparte es sich, darauf hinzuweisen, dass er kaum eine andere Wahl haben würde – so ineffektiv die absolute Kontrolle der Sith auch sein mochte, so sehr sie den Hass der Flotte auch geschürt und zu Illoyalitäten geführt hatte, im Moment erwies sie sich als durchaus nützlich.
Tane jedenfalls wich augenblicklich zurück.
„Na... natürlich, Ma’am.“
Alynn würdigte ihn keines weiteren Blickes, sondern stieß Ga’lor unsanft in die Fähre. Die davor postierten Sturmtruppler trollten sich nach einem verweisenden Blick.
“Bringen Sie uns runter...“, richtete die junge Sith das Wort an den Piloten und beschloss gleichzeitig, es den kurzen Flug dabei bewenden zu lassen. Ihr stand der Sinn nicht unbedingt nach einer weiteren Konversation mit Ga’lor, der bisher nur Andeutungen und Ausflüchte gekannt hatte – vielleicht änderte sich dieser bedauerliche Umstand ja vor Ort.
Zumindest war der Pilot der Fähre fähig – die heftigen Winde beeinflussten den Flug des Shuttles nicht. Es überraschte Alynn nicht, dass sie nach Eintritt in die Atmosphäre und einigen Minuten Sinkflug in ein unterirdisches Hangarsystem eintauchten. Das Imperium hatte sich den Vortex angepasst, die sich wiederum den klimatischen Zwängen ihrer Heimat hatten beugen müssen. Kurz fragte sich die Kommandantin, welches Schicksal wohl die Kathedrale der Winde im Namen des Imperiums ereilt hatte...
Mit einem Ruck setzten sie im Hangar auf, wenig später senkte sich die Rampe ihres Fahrzeuges, wie sie es wohl schon Dutzende Male getan hatte. Doch selten mit einem ähnlich kümmerlichen Empfangskomitee – lediglich ein dürrer, hochgewachsener Offizier in unauffälliger Uniform stand dort, abgesehen von einigen mit sich selbst beschäftigten Technikern im Hintergrund, und machte einen leidlich interessierten Eindruck. Dies änderte sich – zumindest in Alynns Machtwahrnehmung – als er sie und Ga’lor erblickte. Seine eingefallenen Gesichtszüge jedoch blieben ausdruckslos.
„Ich bin Sharper“, stellte er sich gruß- und ausdruckslos vor. „Adjutant von Gouverneur Kitano. Ich habe bereits mit Ihrem ersten Offizier gesprochen.“
Zum ersten Mal zeigte sich etwas in den blassblauen Augen des Offiziers.
„Sie kommen nicht von Bastion. Der Gouverneur befürchtete bereits eine außerplanmäßige Inspektion. Besonders, da die jüngsten Nachrichten von Corellia uns vor wenigen Minuten erreicht haben.“
Alynn stutzte.
“Welche Nachrichten? Die unseres Sieges?“
„Nein. Die seiner Konsequenzen. Doch das wisst Ihr sicher bereits...?“
Natürlich wusste sie das nicht. Doch was immer diese ominösen Nachrichten auch beinhalten mochten, vorerst waren sie nicht wichtig.
“Natürlich. Gouverneur Kitano erwartet uns?“
„So ist es. Folgen Sie mir.“
Die Gänge der imperialen Basis erwiesen sich als ebenso karg wie der Hangar. Nur wenige Personen begegneten ihnen, Menschen, allesamt in Uniformen des Imperiums, keine Vors. Verblüfft bemerkte Alynn, dass Sharper sich mit keiner Silbe zu Ga’lor geäußert hatte. Dieses diffuse Staunen war da, doch mehr nicht. Hoffentlich war sein Vorgesetzter aufschlussreicher.
Seiner Position nach zu schließen musste Kitano eine gescheiterte Persönlichkeit sein – niemand endete freiwillig als oberster Verwalter auf einem Planeten wie Vortex, fernab der Genüsse dieser Galaxis und außerstande, sie zu importieren. Ein trauriges Ende für eine Karriere...
Die Tür zum Büro des Gouverneurs war ebenso zweckmäßig gestaltet wie die übrigen im Komplex. Lediglich die professionelle Wachsamkeit zur Schau stellenden Armeesoldaten zu beiden Seiten zeugten von der Bedeutung des Portals, das Sharper formlos durchschritt.
„Ihre Gäste, Gouverneur.“
Derselbe ausdruckslose Ton. Dann trat der Adjutant des Gouverneurs bei Seite und wurde im Schatten des spärlich beleuchteten Büros beinahe unsichtbar.
Sofort hatte Alynn und Ga’lor ein ungehaltener Blick aus zwei schmalen, fast schlitzförmigen Augen erfasst, die zu einem fleischigen Gesicht fast ockerfarbener Tönung gehörten. Kitano trug die übliche Tracht eines imperialen Gouverneurs niedersten Ranges, mit den üblichen Abzeichen, doch ein Orden exakt neben den seinen Status verkündenden Rangquadraten passte nicht ins Bild. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass die beiden Arme des Gouverneurs nicht mit Händen, sondern schwarzen Handschuhen endeten, in denen sich augenscheinlich Prothesen verbargen, die weniger Wert auf optische Details legten als ihre vollkommen mit den verlorengegangenen Gliedmaßen identischen Ausfertigungen. Das war es also... Kitano war kein Versager, er war ein Krüppel, womöglich ein ehemaliger General, der eine Schlacht verloren hatte und auf einen derart beleidigenden Posten versetzt worden war. Alynn empfand kein Mitleid. Und die aus dem zerfurchten Gesicht starrenden Augen wirkten auch nicht, als verlangten sie nach solchem.
“Willkommen auf Vortex...“
Eine kraftvolle Stimme, ausdrucksstark, ganz anders als die seines Adjutanten.
“Falls Sie einen Ort suchen, an den Sie diese Kreatur da...“ Ein leichtes Nicken in Richtung Ga’lor. “...abschieben können: meine Zellen sind besetzt.“
[Vortex, imperiale Basis, Büro des Gouverneurs]- Alynn, Ga’lor, Gouverneur Kitano, Sharper