Warum können wir nicht mehr trinken als die Tschechen

SorayaAmidala

weiser Botschafter
Im Frühjahr 1998 stolperte ich bei meinen täglichen Studium der Süddeutschen Zeitung über einen Artikel, der unseren Nachbarstaat Tschechien als Weltmeister im Biertrinken auswies. Wie kann es sein, dass eine solche winzige Nation solche Mengen Bier vertilgt, um die Weltspitze zu erringen? Leider kann ich mich nicht mehr an genaue Zahlen erinnern, denn ich startete sofort den Versuch die Tschechen von dieser Position zu stürzen. Kampflustig hatte ich damals meinen Taschenrechner gezückt und mit komplizierten Formeln das Ergebnis gefunden, dass ich nur rund 2 Milliarden Liter Bier mehr trinken müsse. Das entspricht einem Schwimmbad mit 1000 Metern Tiefe, 1000 Metern Breite und 2000 Metern Länge voller Bier und das auch nur, wenn der Rest der Nation seinen Konsum gleich behält. Wahrlich eine Syssyphusaufgabe mit dem Hauptproblem, dass die unteren Bierregionen etwas abstehen, bis man sich da hin getrunken hat. Deshalb stürzte ich mir auch gleich die erste Flasche Becks hinunter, musste ich doch die 2 Mrd. Liter mehr trinken. 1999 kurz gefasst: ich trank Bier und trank Bier und trank Bier. Dabei verlor ich meine Frau, mein Haus, meinen Führerschein gab ich schon nach einer Woche ab und auch noch meinen Job, was ja eigentlich gut war, denn so gewann ich noch Zeit zum trinken dazu. Hier muss ich nun mein Versagen eingestehen: ich gab an Sylvester 1999 auf, mit noch 1.999.997.508 Flaschen vor mir. Nein, mich wirft diese Niederlage nicht zurück in meinem Bestreben Deutschland zur Biertrinkernation Nummer 1 zu machen. Jetzt da ich wieder nüchtern bin, habe ich eine neue Strategie.

Wir müssen alle zusammen helfen, im Kollektiv sind wir stark. In Deutschland leben rund 61 Millionen Menschen, die älter als 14 Jahre sind und sich daher mal ein Bier genehmigen können. Schwangere lassen wir als unbedeutende Menge außen vor, zumal sie ja die nächste Generation Biertrinker sichern. Doch zurück zu den 61 Mio. potentiellen Trinkern. Würden nur 17,67 % der 61 Mio. , das wären 10.781.671 Personen pro Tag eine Flasche Bier mehr trinken, wäre der Biertrinkertitel uns sicher und was sind schon 17,67 %?

Aus dem nun folgenden 3-Punkte Programm dürfte die absolute Notwendigkeit des täglichen Bieres deutlich hervorgehen.

1. dringende staatliche Reformen

Wird Deutschland jetzt noch von einem gigantischen Wasserkopf der Bürokratie beherrscht und somit zur Schwerfälligkeit verdammt ( statt des Bierkonsums wachsen nur schwarze Konten ), sollten künftig in deutschen Amtsstuben die Bierbäuche der Bierokratie walten. Nun braucht jede Revolution Leitbilder wie einst Che Guevara, doch unsere führenden Politiker sind absolut unfähig die Bierrevolution anzuführen. Wer würde einem abgeschlackten, marathonlaufenden Hänfling wie Joschka Fischer schon abnehmen, dass er gerade zum Wohle der Nation 5 Becks verdrückt hat? Daher müssen wieder echte Vorbilder in die Politik, beleibte, trinkfeste und durstige Führer braucht das Land.

Sollten dann wieder richtige Kapazitäten am Ruder sein muss als erstes eine Steuerreform vorgenommen werden. Es kann ja nicht angehen, dass in Bayern Bier als Lebensmittel angesehen und somit mit 7% Steuer belegt wird, dagegen gilt Bier in anderen Bundesländern als Konsumgut angesehen und der geneigte Trinker muss horrende 16 % abdrücken. Eine solch schreiende Ungerechtigkeit muss sofort behoben werden. Mögen die 7% in ganz Deutschland aufgeschlagen werden.

Als nächstes müssen die Promillewerte für Autofahrer geändert werden. Man stelle sich vor ein tüchtiger Bürger trinkt 3 Bier für den Endsieg Deutschlands, quasi aus reinstem Patriotismus, und wird dafür mit Führerscheinentzug und Busgeld bestraft. Die 0,5 Promillegrenze ist absolut kontraproduktiv und muss wieder auf 0,7 Promille angehoben werden. Zusätzlich, will den Straßenverkehr sichern, sollten Personen mit über 1,5 Promille Alkohol im Blut in den Genus einer kostenlosen Taxifahrt nach Hause kommen.

Sollten diese Reformen immer noch nicht ausreichen, ist noch ein, zugegeben sehr progressiver, politischer Schritt möglich. Man könnte sich via Green Card 20.000 schottische Trinkspezialisten ins Land holen, die unserer ET-Branche ( Extrem-Trink-Branche ) auf die Sprünge helfen. Dafür lassen wir die Inder daheim Tee trinken.

2. Gesellschaftliches Umdenken

Grassierte in den letzten Jahren ein unglaublicher Fitness- und Wellness-Wahn durch deutsche Lande, muss nun endgültig umgedacht werden. Muskeln lösen keine Probleme, Bier schon, denn wer nimmt noch harte Drogen, wenn er dazu animiert wird dauernd blau zu sein. Heute sind Drogenabhängige noch gesellschaftlich ausgegrenzt, aber morgen in der Biernation Deutschland werden die, die dem ewigen Rausch frönen, Helden sein und ein schwerer Dunst positiver Ausstrahlung wird sie umgeben.

Doch weg von den Extremfällen. Auf einer meiner Reisen ins benachbarte preußische Ausland wurde ich mit einen neuen Problem der Bierwirtschaft konfrontiert. Dem Bierglasgefälle in Deutschland. Bei uns in Bayern, dem gelobten Land, passt in ein Bierglas mindestens ein halber Liter, wo bei der Standart aber bei 1 Liter liegt. Ein ganzer, mächtiger, durstlöschender, uns dem Sieg näherbringender Liter per Glas. Weit weg von diesen befriedigenden Maßen, im fernen Köln bekommt man sein Bier in einem etwas degeneriert mickrigen Reagenzglas serviert. So trinkt man 10 preußische Biere und hat dennoch nur 2 Bayerische Standartbiereinheiten intus, was einen deutlicher Verstoß gegen die allgemeine Trinkmoral darstellt. Auch im Ruhrpott muss die Bierglasgröße auf tolerable Parameter ansteigen, um uns an die Spitzenposition im internationalen Bierwettstreit zu sichern. Wir sollten endlich weggehen von dem jahrhundertealten Irrglauben Wasser hätte Heilkraft. Dem ist einfach nicht so, denn wo sollen in einer völlig klaren Flüssigkeit wohltuende Stoffe sein. Selbst wenn es welche gibt, dann sind es so verschwindend wenig, dass man sie selbst mit schärfsten Augen nicht sehen kann. Deshalb muss es in Zukunft anstatt dem Adelholzener Heilwasser, das Erdinger Heilbier geben. Zweifelsohne enthält Bier viele lebenswichtige und freudenspendende Ingredienzien. Allein die Schaumkrone ist Balsam für Augen, Herz und Seele und jeder Schluck bringt uns dem heilsamen Rausch immer näher. Im Wasser ist höchstens Kohlensäure und ,dass Säure nicht gesund sein kann, wissen wir wohl spätestens seit dem sauren Regen.

Jetzt da wir ob der gesundheitsfördernden Wirkung des Gerstensaftes Bescheid wissen, können wir wieder getrost zur Flasche greifen und die ganzen Jogger, Radfahrer und Gewichtestemmer belächeln, wissen wir das Fitnessvorbild Nummer 1 auf unserer Seite: Harald Juhnke. Wer würde dessen Verdienste um den Bierstandort Deutschland anzweifeln? Neben dem neuen Nationalhelden entwickelte sich ein neues Sexsymbol in unserem Land. Kann der Hüftschwung des abstinenten Ricky Martin wirklich dem gestandenen Zug des Weizentrinkers Mario Basler das Wasser reichen? Wohl kaum, denn was ist schon erotischer als das sanfte Zucken eines Halses beim Trinken eines kühlen Bieres?

Sollte nun die absolute Wichtigkeit des Bieres immer noch für den einen oder anderen unklar sein, muss er sich eines vor Augen führen. Bei der Übersetzung der Bibel kam es in den frühen Jahren des Christentums zu einem gravierenden Fehler. Jesus trank beim letzten Abendmahl keinen Wein. Er trank Jever. Wie dieser Faupax Jahrhunderte lang unentdeckt bleiben konnte ist dem Vatikan auch nicht bekannt, aber darin liegt wohl einer der Hauptgründe der stetigen Fluktuation weg vom christlichen Glauben. Sollte die Kirche diesen Fehler beheben, werden sich die Priester künftig wieder gefüllten Kirchbänken gegenübersehen.

3. alternative Problemlösung

Sollten alle Reformen scheitern und Deutschland wieder nur auf Rang 2 der Biertrinkerstatistik landet, gibt es nur noch einen Ausweg: Sabotage. Zwei bestens ausgebildete Spezialeingreiftruppen stoßen undercover nach Tschechien vor und zersetzen die Trinkmoral des Feindes. OK, es ist ein direkter Angriff auf die Zivilbevölkerung, aber da Krieg nur die Fortführung der Politik ist, nur mit anderen Mitteln, greifen wir nur zu härteren Bandagen. Die erste Einheit wird aus einer Hundertschaft hervorragend ausgebildeter Trinker bestehen, die zu je gleichen Teilen aus Maurern, Studenten, Fußballfans und verzweifelten Ehemännern bestehen wird. Sie sollen den Tschechen direkt in deren Heimat, das Bier vor der Nase weg trinken und so deren Konsum senken, da die tschechische Bierindustrie jetzt schon auf vollem Level produziert, sollte das zu einer Bierunterversorgung führen, die sich dann sofort auf die Jahreskonsummenge niederschlägt. Die zweite Einheit wird aus Ökos, Vegetariern und Fitness-Fetischisten rekrutiert, die doppelt Wirkung zeigen werden. Zum ersten sind wir dann schon mal diese kontraproduktiven, subversiven Elemente los und ihr enormer Mineralwasser ( am besten noch ?stilles? ) wird die Tschechische Bierkurve schon nach unten drücken.

Liebe Freunde des Hopfengetränkes, lasst es nicht soweit kommen und denkt jedes Mal wenn ihr ein Wasser, eine Limo oder gar eine Cola trinkt, dass ihr eurer Nation viel mehr helfen könntet, wenn ihr ein Bier trinken würdet.

Noch eine Bitte zum Schluß: Schicke bitte dieses Biermanifest an alle Bekannten, Verwandten, Freunde und Feinde, nur nicht an Tschechen, dass unser Bemühen von vielen unterstützt werde und in Zukunft auch der Deutsche mit erhobenem Haupte durch die Gegend laufen kann. Denn wenn schon die Nationalmannschaft nichts gewinnen kann, dann holen wir uns eben die Biertrinkweltmeisterschaft. Also greife dir eine Flasche und komm mit ins Biertrinknationalteam.
 
Oh, Gott! Soviel Text....

Egal, von den Tschechen halt ich eh nicht viel ("Benes"-Deskrete immer noch in Kraft), von daher werd´ ich sofort sämtliche Massnahmen einleiten sie vom ersten Platz zu vertreiben. Prost!


Schaut euch meine Homepage an: www.reel6.de
 
Ich glaube der einfachste Weg wird der folgende sein:

Im Zuge der europäischen Vereinigung müssen alle Kneipen in Tschechien sich unserem Preisniveau anpassen. Wenn dort auch jedes Bier mindestens 1,10 ? kosten würde, sähe die Konsumstatistik bestimmt anders aus.

mtfbwy,
Yado
 
Das hat warscheinlich ncihts mit den dortigen Kosten zu tun. Eher mit unseren trockenen Alkoholikern.
Tschechien hat zwar günstige Preise, aber meines Wissens nach auch niedrigere Löhne als bei uns.
 
genau! Bier ab 12! Retten wir unsere Nation und sabotieren wir tschechisches Bier! Kommen wir wieder zu alten Zahlen zurück, früher gab es in Hamburg 2000 Einwohner und ca 500 Brauereien!
Bier ist Freiheit, Bier ist, Bier ist, öhm, ja, gut...
 
Original geschrieben von Orakel
Tschechien hat zwar günstige Preise, aber meines Wissens nach auch niedrigere Löhne als bei uns.

Sind die Löhne wirklich proportional niedriger? Eine Rolle dürften auch die ganzen deutschen Touristen spielen, die sich in Tschechien voll laufen lassen, da es dort nicht kostet.

mtfbwy,
Yado
 
Die gesamte tschechische Bierindustrie wird ohnehin nur noch von deutschen Sauftouristen am Leben gehalten. Ich spreche da aus eigener Erfahrung....:rolleyes:
 
Original geschrieben von Remus
Die gesamte tschechische Bierindustrie wird ohnehin nur noch von deutschen Sauftouristen am Leben gehalten. Ich spreche da aus eigener Erfahrung....:rolleyes:

Hmm, wenn ich mich jetzt richtig erinnere ist tschechisches Bier doch eigendlich ein wesendlich besseres als das Deutsche, oder?
 
Original geschrieben von Orakel
Hmm, wenn ich mich jetzt richtig erinnere ist tschechisches Bier doch eigendlich ein wesendlich besseres als das Deutsche, oder?

Ich glaube die Zeiten, falls es sie jemals gegeben haben sollte, sind nun endgültig vorbei.;)
 
Original geschrieben von Darth Gore
Besser? KETZER! TEUFEL! HEXENMEISTER! Soetwas hätte man früher in der Dorfmitte auf dem Scheiterhaufen verbrannt.....

Ist ja nicht weiter shcwierig, wenn man die dermassen niedrige Qualität betrachtet, ab der sich hier in deutschland ein Gesöff welcher Art auch immer "Bier" schimpfen darf. Da Produzieren die Briten wesendlich besseres.

Original geschrieben von Remus
Ich glaube die Zeiten, falls es sie jemals gegeben haben sollte, sind nun endgültig vorbei.;)

*Schulterzuck* Sicher bin ich mir nicht. Trink so selten Tschechisches.
 
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