Vor einigen Wochen habe ich im TV eine Dokumentation über den Alkoholismus in Russland gesehen. Es ging um einen Zug, der zwischen Moskau und einer Stadt in Sibirien hin und her pendelt und der von vielen alkoholabhängigen Leuten als Treffpunkt für irgendwelche Saufgelage genützt wird, weil die Menschen hier wenigstens im Trockenen ihren Frust im Wodka ertränken können. Der Film hat mich sehr traurig gestimmt. Denn offensichtlich ist der Alkohol in Russland so allgegenwärtig wie bei uns das Hahnenwasser. Die Leute brauchen den Schnaps, um damit die Last des Alltags erträglich zu machen. Und weil sie derart saufen, kommen sie von den Problemen nicht weg. Das ist ein in sich geschlossener Teufelskreis, aus dem es kein Entrinnen gibt. Also nimmt man es hin, dass jeder zweite Russe hoffnungslos dem Alkohol verfallen ist, Leberschäden nach dem Erschossenwerden die häufigste Todesursache ist.
Hierzulande herrschen zum Glück andere Sitten. Aber es gibt auch hier jede Menge Leute, die den Alkohol benötigen, um die Last des Alleinseins, der Arbeits- und Perspektivlosigkeit zu ertragen. Und das fängt mitunter schon in ganz jungen Jahren an. Der eine oder andere mag sich aus falschverstandener Geltungssucht die Birne füllen. Bei den meisten wird es aber auch sein, weil Alkohol den Verstand lähmt, und man nicht weiter über die quälenden Dinge des Lebens nachzudenken braucht.
Gruss, Bea