Wichtige Petition zum Thema "ZENSUR"!!! HEULEN BRINGT NIX!!!

Original geschrieben von Horatio d'Val
Es tut mir weh, das zuzugeben, aber da hat sie recht. Hier wird immer wieder viel vom "mündigen", "selbstverantwortlichen" und (mehr oder weniger) "intelligetem" Brüger gesprochen.
Aber gibt es den wirklich - gibt es ihn in dem Ausmaße, in dem manche diesen hier propagieren?
Ich würde sagen nein, denn es laufen da draußen genug Spaken rum, die man vor sich selbst schützen muß.

Aber diese Spacken dürfen in der Regel einen Führerschein machen, Kinder in die Welt setzen, einem Schützenverein beitreten und zur Wahl gehen, und das sind Dinge, die mir viel mehr Angst machen, als wenn sich der ein oder andere Spacko mal ab und zu einen Horrorfilm reinzieht.
Wäre der Staat tatsächlich so sehr um das Wohlergehen seiner Bürger besorgt, dann müssten wohl zuerst einmal sämtliche Zigarettenautomaten aus dem Stadtbild verschwinden und Alkohol müsste um ein Dreifaches verteuert werden.

Um das nochmal klar zu stellen: Niemand, der sich gern Horrorfilme o.ä. ansieht, hat etwas gegen Jugendschutz oder Altersfreigaben und hat auch kein Problem damit, sich seine Filme, Bücher, Comics etc. in speziellen, für Jugendliche unzugängliche Läden oder was weiß ich zu besorgen. Das ist in anderen Ländern nicht anders und funktioniert wunderbar.
Das derzeitige System in Deutschland geht jedoch weit über dies hinaus, und fördert es geradezu, daß religiöse Fanatiker, Moralapostel und andere Lachturmgesellen einen regelrechten Feldzug gegen alles führen können, was nicht in ihr verqueres Weltbild passt. Das betrifft ja nicht nur Filme, sondern auch Schallplatten, Bücher, Comics, Plattenhüllen(!) und Onlineangebote.
Um sich mal ein Bild davon zu machen, welche Blüten die derzeitige Gesetzeslage in diesem Land bei dem Thema treiben kann, kann ich jedem empfehlen, mal ein bisschen im Internet zu recherchieren, und dabei die Schlagworte "Christa Jenal" und "Cannibal Corpse" oder "Michael Brenner" und "Alpha Comic Verlag" zu benutzen.
Mit dem Argument, irgendwelche Spacken vor sich selbst schützen zu wollen, könnte man so ziemlich alles verbieten und einschränken. Diese Praxis ist jedoch einer Demokratie unwürdig, besonders, wenn sie sich explizit auf einen Bereich bezieht und vielfach ohne Anstrengung als blinder Aktionismus zu erkennen ist, der besorgten, aber ebenso unwissenden Bürgern Tatendrang symbolisieren soll.
Ich beschäftige mich bestimmt schon seit gut 15 Jahren mit medialer Gewalt und Zensur in Deutschland und habe in dieser Zeit mit sehr vielen Leuten über dieses Thema diskutiert. Dabei ist mir vor allem eines aufgefallen: Eine Meinung - und meistens keine gute - hat fast jeder zu dem Thema, wirkliche Ahnung (sowohl von Splatterfilmen als auch von der Gesetzeslage in diesem Land) haben die wenigsten.

Abschließend vielleicht noch ein Wort zu den "Spacken": Ich glaube kaum das z.B. in Holland oder Österreicht weniger davon rumlaufen, und dennoch sind in diesen Ländern die Mediengesetze um einiges liberaler. Probleme deswegen sind jedoch aus diesen Ländern keine bekannt...

C.
 
Original geschrieben von Crimson

Das ist doch genau der springende Punkt: Politker und Richter HÄTTEN vielleicht wichtigeres zu tun, verwenden jedoch eine menge Energie auf die Hatz nach "schädlichen" Medienerzeugnissen. Das dürfte daran liegen, daß solche Erzeugnisse ein bequemer Sündenbock sind, den man der breiten Masse vorführen und für alles Schlechte in der Welt verantwortliche machen kann. Dann werden ein paar Gesetze verschärft, ein paar Filme und Spiele verboten und des Volkes Seele hat bis zum nächsten Schulmassaker ihre Ruh'.

Ich stimme den Ausführungen Crimsons ohne Einschränkung zu. So ist es und nicht anders.
 
Auf die Gefahr hin, hier bei einigen anzuecken (manchen Leuten reicht da ja schon ein harmloses Gedankenspiel wie dieses, um Ausfällig zu werden :rolleyes: ), möchte ich tatsächlich mal wissen, was man davon halten würde, wenn man eine Sache einschränkt, deren Fankreis um einiges größer ist, als der der Horrorfilme/-spiele: Europas Volkssport Nummer 1, den Fußball.
Ich habe hier im Thread jetzt oft gelesen, dass die Medien, die Inhalt dieses Threads sind, die Gewaltbereitschaft fördern. Ich könnte hier jetzt verlangen, dass die Übertragung eines Spiels mit einer Alterfreigabe versehen wird. Und zwar aus dem Grund, weil die psychische und physische Gewalt, die während eines Spieles oft durchdringt, teilweise genauso schwer wiegen kann, wie die eines Actionstreifens(rein subjektives Empfinden!). Bis jetzt kann jeder Fußball sehen. Auch die kleinsten Kinder, da dies Sport ist und von den Eltern deswegen als unbedenklich eingestuft wird(Stichwort Eigenverantwortung). Ich bin Realist, da ich weiß, dass ich mit einer solchen Forderung an verschlossene Türen klopfen würde, hätte ich tatsächlich ein reales Bestreben in diese Richtung.

Ihr könnt ja mal unter google.de/news die Schlagworte "Fußball" und "Hooligan" eingeben. Dann sieht man ziemlich schnell, dass es sich bei solchen Ausschreitungen nicht nur um Einzelfälle handelt, die Jahre zurückliegen. Ich will hier nicht den Sport als Solches und das Fanbewusstsein in Verruf bringen oder ihn für bestimmte Altersgruppen unzugänglich machen. Auf gar keinen Fall! Ich will nur, dass man darüber nachdenkt, das nicht alles, was uns in den Medien oder Live vorgesetzt wird, auch wirklich für jeden und alle geeignet ist. Um einige Dinge klarzustellen:
-Fußball hat nicht zum Ziel, die Aggresionen einiger offen darzulegen und Gewalttaten auszulösen.
-Dieser Sport wird von der Seite des Staates unterstützt und geniesst eine kaum zu vergleichende internationale Popularität. Die Bestrebungen des Staates für Ordnung zu sorgen und Ausschreitungen im Vorfeld zu vermeiden, sind teilweise wirklich vorbildlich.
-Mediensport hat im Grunde den selben Zweck, wie ein Film/Spiel: es soll unterhalten.

Ich will damit im Grunde nur eines sagen: Es ist egal, ob es sich um Fußball oder Gewaltfilme handelt, denn wenn der Konsument sein Hirn ausschaltet und von seinem Umfeld dahingehend unterstützt(entweder durch Ermutigungen oder durch Nichtstun) wird, wird es immer wieder zu gewalttätigen Ausschreitungen kommen. Und ob es jetzt zwei Schüler sind, die schiessend durch ihre Schule ziehen oder eine Bande Hooligans, die komplette Strassenzüge vernichtet und andere Menschen misshandelt, ist für mich da vollkommen unerheblich, denn beides ist absolut verwerflich und nicht zu tollerieren. Der riesengroße Unterschied zwischen Fußball und Film ist der, das bei ersterem vernünftige Konsequenzen gezogen werden und zweites oftmals zum Sündenbock für das Fehlverhalten einzelner gemacht wird. Sollte sich irgendwo ein logischer oder inhaltlicher Fehler befinden, dann klärt mich bitte auf und schiesst nicht mit allem, was ihr habt, auf mich. ;)
 
Original geschrieben von icebär
Ihr könnt ja mal unter google.de/news die Schlagworte "Fußball" und "Hooligan" eingeben. Dann sieht man ziemlich schnell, dass es sich bei solchen Ausschreitungen nicht nur um Einzelfälle handelt, die Jahre zurückliegen.

[...]

Ich will damit im Grunde nur eines sagen: Es ist egal, ob es sich um Fußball oder Gewaltfilme handelt, denn wenn der Konsument sein Hirn ausschaltet und von seinem Umfeld dahingehend unterstützt(entweder durch Ermutigungen oder durch Nichtstun) wird, wird es immer wieder zu gewalttätigen Ausschreitungen kommen. Und ob es jetzt zwei Schüler sind, die schiessend durch ihre Schule ziehen oder eine Bande Hooligans, die komplette Strassenzüge vernichtet und andere Menschen misshandelt, ist für mich da vollkommen unerheblich, denn beides ist absolut verwerflich und nicht zu tollerieren. Der riesengroße Unterschied zwischen Fußball und Film ist der, das bei ersterem vernünftige Konsequenzen gezogen werden und zweites oftmals zum Sündenbock für das Fehlverhalten einzelner gemacht wird. Sollte sich irgendwo ein logischer oder inhaltlicher Fehler befinden, dann klärt mich bitte auf und schiesst nicht mit allem, was ihr habt, auf mich. ;)


Hooligans sind keine Fans - Hooligans nutzen die Spiele um sich dort zu treffen und zu kloppen - völlig egal, wer spielt und warum.

Es gibt sogar Hooligans, die das zugeben und auf bestimmten Websiten werden die Prügelleien geplant.


Ws heißt das??

Das heißt, dass Hooligans den Sport nur als Pseudo-Auslöser nutzen um Krawall zu machen. Sie hätten auch einen anderen Sport oder auch den Tag des Gänseblümchens nehmen können.
 
Original geschrieben von Beatrice Furrer
Ja, ich habe den Film gesehen. Nicht komplett, aber ausschnittweise, weil ich kürzlich ein Weiterbildungseminar besucht habe zum Thema "Gewalt in Fernsehen".

Das sind ja Seminare. Was wurde denn wegen der ?Gewalt im Fernsehen? noch gezeigt? Vielleicht Cannibal Holocaust, Man Eater oder andere Filme, die garantiert nie im Fernsehen laufen? Ist ja fast so, als würde man bei einer Tagung für Gehirnchirurgie eine Wurzelbehandlung zeigen.... ihr Schweizer seid ja ein lustiges Völkchen. ;)
 
Hier mal ein recht interessanter Artikel zum Thema "Blood Feast", Splatter und Zensur, den ih im Netz gefunden habe:

Was unterscheidet "Die Passion Christi" (2004) vom Splatterfilm "Blood Feast" (1963), der im Januar 2004 wegen Gewaltverherrlichung verboten wurden?

Viel diskutiert wird dieser Tage über Gewaltdarstellungen im Film. Entzündet hat sich die Debatte an "Die Passion Christi", dem Film, der die letzten Stunden Jesu Christi zeigt. Diese waren von der Marter sowie der Vorbereitung und Durchführung der Kreuzigung geprägt. Wie das genau ausgesehen hat, darüber schweigen sich die vier Evangelien aus - Mel Gibson will es jedoch genau wissen oder zeigen und hat mit seinem Werk einen neuen Beitrag zum so genannten Splatterfilm abgeliefert. Splatterfilme definieren sich durch die explizite Darstellungen von Gewalt. Das heißt, sie deuten Gewalt nicht nur an, sondern zeigen deutlich und in Großaufnahme ihren Verlauf und ihre Folgen. Dieser Definition lässt sich Gibsons Film widerspruchsfrei zuordnen.

Interessant ist, dass auch der Erfinder des Splatterfilms, Herschell Gordon Lewis, derzeit ebenfalls in die Diskussion geraten ist. Denn im Januar dieses Jahres wurde durch das Amtsgericht Karlsruhe sein Debütfilm "Blood Feast" von 1963 wegen "Gewaltverherrlichung" (was nach dem Gesetz eine Straftat ist) in Deutschland verboten (Az: 31 Gs 134/04).

Damit der 40 Jahre alte Film, wie es im Amtsdeutsch heißt, "beschlagnahmt" werden kann, muss ihm zunächst der Kunststatus abgesprochen werden. Denn Kunst ist vom Grundgesetz geschützt und darf weder zensiert noch verboten werden. Seit den 1980er Jahren hat dieses Schicksal schon über 120 Filme ereilt, die damit keine Kunst, sondern eine Straftat darstellen

Vor- und Nachzensur zum Wohl der Jugend

Welche Medien in Deutschland zensuriert oder zugangsreglementiert werden, entscheiden staatliche und nicht-staatliche Organisationen. Die Freigabe- und Restriktionspolitik ist recht kompliziert: Die "Freiwillige Selbstkontrolle" der Filmwirtschaft (FSK) und der Fernsehsender (FSF) versehen Programminhalte mit Altersfreigaben ("ohne Altersbeschränkung", ab 6, 12, 16 Jahren oder "keine Jugendfreigabe"). Will ein Film- oder Programmanbieter eine niedrige Jugendfreigabe haben, was frühere Sendezeiten oder stärkere Umsätze an den Kinokassen bedeutet, so steht es ihm frei, das Programm selbst zu entschärfen, indem er kritische Szenen entfernt.

Verbotene (staatliche) Vorzensur ist das nicht, denn sie geschieht "freiwillig" und vom Anbieter "selbst", wie der Name der Institutionen bereits suggeriert. Möchte ein Anbieter sein Programm diesen Instanzen jedoch nicht vorlegen, bekommt es auch keine Altersfreigabe und ist automatisch "ab 18" freigegeben, selbst wenn es sich um einen Kinderfilm handelt.
Eine staatliche Behörde ist die Bundesprüfstelle für jugedgefährdende Medien (BpjM). Diese auf der Welt einmalige Organisation führt einen Index mit Medien, die ein "schwer jugendgefährdendes Programm" enthalten. Was "schwer jugendgefährdend" ist, entscheidet die BpjM. Landet ein Buch, Computerspiel, Tonträger oder Film auf dem Index, so darf es nicht mehr öffentlich beworben und nur noch an für Jugendliche unzugänglichen Orten angeboten werden. Pornografie ist "vorausindiziert" und wird nicht eigens gelistet; der regelmäßig erscheinende BpjM-Report enthält derzeit 2864 Horror-, Action-, Kriegs- und andere Spielfilme, Spiele und Bücher. Da fand sich neben allerlei Unbekanntem auch schon einmal ein Roman wie Bret Easton Ellis' "American Psycho".

Die schärfste Waffe gegen gewaltdarstellende Medien sind die deutschen Gerichte. Sie stellen nach Anzeige fest, ob ein Medieninhalt gegen das Strafgesetz verstößt. Dazu muss er "Gewalt verherrlichen" oder sich "als Selbstzweck" inszenieren, was bedeutet, dass er keine "Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte" ist und vor allem nicht dem "kritischen Bewusstsein seiner Zuschauer Denkanstöße vermittelt" (Zitate sind verschiedenen Beschlagnahmebeschlüssen entnommen).

Ist ein Film erst einmal auf diese Weise inkriminiert, dann ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Vertreiber, lässt dessen Geschäftsräume durchsuchen, beschlagnahmt alle mit Herstellung und Vertrieb zusammenhängenden Gegenstände und versucht, das Original des Filmes aufzuspüren, um es zu vernichten. Das klingt nicht nur martialisch, sondern ist es für die Betroffenen oftmals auch. Nur wenige Male konnte das Totalverbot eines Films erfolgreich rückgängig gemacht werden: Als z. B. 1992 Jörg Buttgereits Film "Nekromantik 2" vom Verbot bedroht war, hat der Marburger Filmwissenschaftler Knut Hickethier dem Gericht darlegen können, dass der Film entgegen der Meinung der Staatsanwaltschaft durchaus "Kunst" sei.

Wer entscheidet, was Kunst ist?

Am Beispiel des jüngst beschlagnahmten "Blood Feast" ist die Kunst-Frage eigentlich geklärt, weil nationale wie internationale Filmhistoriker einer Meinung über die Bedeutung des Werkes sind: Ohne einen Film wie "Blood Feast" wäre ein Film wie "Die Passion Christi" wohl nie möglich gewesen. Denn die Ästhetiken der Gewaltinszenierung in Gibsons Film basieren auf dem von Herschell Gordon Lewis 1963 etablierten Prinzip des Splatterfilms. Die Filme sind sich in einigen Details sogar recht ähnlich. Nicht nur behandeln beide ein religiöses Thema, auch findet sich in "Blood Feast" eine etwa 35 Sekunden lange Auspeitschungsszene: "Spritzendes Blut sowie die blutigen Striemen auf dem Rücken sind in Nahaufname gezeigt", moniert der Beschlagnahmebeschluss aus Karlsruhe.

Doch filmhistorische Erwägungen fließen in die Verbotsüberlegungen nicht ein. Auf eine Weise, die der Münchner Medienethiker Thomas Hausmanninger "3rd Person-Argument" nennt, beschließen ehrenamtliche Jugendschützer, Beamte und Richter, was schädlich für Zuschauer ist und was nicht. Die erschreckende Unkenntnis filmästhetischer und -historischer Fakten ist ihren Gutachten leicht anzusehen. Doch das ist nicht der einzige Widerspruch. Vielmehr verbirgt sich hinter dem Jugendschutzauftrag oft genug ein Erwachsenenschutz, der verhindert, dass Filme wie "Blood Feast" legal in Deutschland beziehbar sind und damit einer breiten Diskussion (zum Beispiel über den Sinn von Gewaltdarstellung) nicht zur Verfügung stehen. Diskutieren dürfen über solche Filme nur moralisch erhabene Instanzen.

Was de jure der Schere oder dem Verbot zum Opfer fällt, ist de facto jedoch keineswegs aus dem Verkehr gezogen - auch und vor allem nicht für Jugendliche, die sich an Verboten besonders gern reiben. Denn in Zeiten des Internet und offener Grenzen ist jeder Film ohne große Mühen innerhalb weniger Tage aus dem Ausland beziehbar. Dies kann jedoch kein Argument für noch stengere Jugendschutz-, Straf- und Zollgesetze sein, sondern sollte die Überlegung anregen, ob nicht besser der Modus, unter dem Medien in der Gesellschaft diskutiert werden, einer grundsätzlichen Revision unterzogen werden muss: Aufklärung anstelle von Inkriminierung, ästhetische Ausbildung anstelle von Giftschrankpolitik.

Erste Ansätze hierzu finden sich derzeit in Überlegungen, Film als ästhetisches Artefakt in den Schulunterricht zu integrieren. Kindern und Jugendlichen müssen auf diese Weise Kompetenzen vermittelt werden, auch mit kritischen Medieninhalten umzugehen. Denn die jugendgefährdenden Filme befinden sich ja nicht nur in Videotheken, sondern auch im Fernsehen: Filme, die die FSK mit dem Siegel "ab 18" versieht, dürfen nach 23 Uhr ausgestrahlt werden. Und wann Minderjährige ins Bett gehören, schreibt kein Gesetz vor.

Als weiteres Indiz einer zunehmenden Liberalisierung kann die FSK-Freigabe des Splatterfilms "Die Passion Christi" gesehen werden. Der Film ist frei "ab 16" Jahren zugänglich. Vorsorglich hatten sich Kirchenvertreter und Seelsorger in den Foyers der Kinos postiert, wurden jedoch hauptsächlich von Journalisten und eher selten von Zuschauern, vor allem nicht jugendlichen, angelaufen.

Die Kommentare der jungen Zuschauer zum Christus-Massaker zeigen bereits, dass die Medienkompetenz falsch eingeschätzt wird: So etwas habe man andernorts und auch "viel härter" längst gesehen. Wenn diese Mediensozialisation nun noch durch filmästhetische und -historische Reflexion unterfüttert würde, bekämen wir es dann vielleicht wirklich demnächst mit einer Generation von Mediennutzern zu tun, die filmischen Inhalten souverän gegenübersteht.

Der Autor Stefan Höltgen, lebt und arbeitet als freier Journalist in Bonn und forscht dort zum Thema "Gewaltdiskurse im Serienmörderfilm". Er ist Vorstandsmitglied von Medialog ? Verein zur Förderung von Medienkompetenz.

C.
 
@ Crimson

Ich muss sagen, dass ist ein interessanter Vergleich. Für gewisse Kino-Besucher und TV-Konsumenten ("Passion" wird ja sicher mal ins Fernsehen kommen) trifft dies sicherlich zu. Ich habe "Passion" zweimal gesehen. Aber ich stelle da keinen Zusammenhang zu "Blood Feast" oder dem angesprochenen Genre des Splatterfilmes fest. Zumal "Passion" Ausschnitte aus dem ganz normalen Alltag wiederspiegelt, wenn wir mal davon ausgehen, dass es Jesus gegeben hat, woran ich persönlich fest glaube. Für mich ist "Passion" kein Horrorfilm, sondern ein Art Dokumntarfilm, der mir übrigens sowohl von der Machart wie auch vom Inhalt sehr gefallen hat. Aber das hat mit meiner Religion zu tun.

Andere werden "Passion" in einem völlig anderen Licht sehen, weshalb an den Einschätzungen von Stefan Höltgen durchaus etwas dran sein kann, zumindest was die cineastische Bedeutung von "Passion" betrifft. Ich möchte aber meinen, dass sich der Wert von Mel Gibson Fim letztlich weit über dem Level von "Blood Feast" und anderen Spaltterfilmen bewegt. Diese dienen in erster Linie dem Zwecke, zu schockieren und zu unterhalten. "Passion" hingegen will wachrütteln und die theologische Diskussion anregen.

Allerdings wage ich zu bezweifeln, dass "Passion" das ausreichend geschafft hat. Denn so wie ich das in meinem Umfeld erlebe, hat man die schrecklichen Bilder längst wieder vergessen.
Und für die Medien ist der Rummel um eben diese Diskussion und das Verbot von "Blood Feast" zurzeit viel interessanter, weil man da die Staatsgewalt angreifen, hinterfragen und kritisieren kann, was wiederum für die Oberflächlichkeit und Stupidität vieler Medien spricht.

mfg

Bea
 
@ Bea

Konzipiert als Splatterfilm war die "Passion" sicher nicht, aber nach seinen formellen Aspekten ist er nichts anderes. Man sieht, wie ein Mann zwei Stunden lang gefoltert und schließlich auf eine archaische Weise hingerichtet wird, explizit und in allen Einzelheiten. Davon, wofür dieser Mann stand, über seine Botschaft und sein Leben erfährt man so gut wie nichts.
Das dürfte wohl einer der Gründe sein, warum die von Dir erhoffte theologische Diskussion zugunsten einer Debatte über filmische Gewaltdarstellungen weitgehend ausgeblieben ist.

Ob und wann ein Film nun "wertvoll" oder sonst was ist, sollte jeder Zuschauer allein rausfinden dürfen, und nicht durch ein Gericht entschieden werden, womit wir wieder beim Thema wären. ;)

C.
 
Auf Komentare von alpha7 und Wookie Trix...ähm...Beafut gehe ich hier mal nicht weiter ein...deshalb nur mal so als Info nebenbei: der Film TROJA wird in Deutschland um eine 56 Sekunden gekürzte Fassung laufen! Die FSK wollte den Film ungeschnitten nicht ab 12 freigeben...der Verleiher gab nach und schnitt ihn runter...
 
Original geschrieben von Darth Gore
Auf Komentare von alpha7 und Wookie Trix...ähm...Beafut gehe ich hier mal nicht weiter ein...

hatte ich auch nicht erwartet

Original geschrieben von Darth Gore
deshalb nur mal so als Info nebenbei: der Film TROJA wird in Deutschland um eine 56 Sekunden gekürzte Fassung laufen! Die FSK wollte den Film ungeschnitten nicht ab 12 freigeben...der Verleiher gab nach und schnitt ihn runter...


ich werds überleben - aber, wer schnitt warum?
Der Verleiher, weil er mit FSK 12 mehr Kunden kriegt
 
Original geschrieben von alpha7
hatte ich auch nicht erwartet

Schade...könnte sonst eventuell sogar langweillig werden...

Original geschrieben von alpha7
ich werds überleben - aber, wer schnitt warum?
Der Verleiher, weil er mit FSK 12 mehr Kunden kriegt

Klar wirst du es überleben..ich auch...WIR ALLE! Dennoch kriege ich für mein Geld nun nicht den kompletten Film zu sehen...und selbstverständlich hat der Verleiher den Film aus eigenen Interesse gekürzt, aber auch hier bleibt abzuwarten (bis der Film ungeschnitten erscheint), ob dies nicht wieder eine völlig schwachsinnige Aktion war...den wenn eines noch willkürlicher ist, als die derzeitige Gesetzeslage in Bezug auf Indizierungen/Beschlagnahmungen, dann sind es wohl die Schnittauflagen, die keinen festen Schema folgen und reiner Zufall völlig unabahängig von den jeweiligen Beauftragten der FSK sind! ...und das ist nun wirklich mit die größte Frechheit und Verarschung! Beispiele um diese Aussage zu untermauern und unumstößlich zu machen, sofern man mir nicht glauben schenken mag, bringe ich gerne zu genüge...
 
Original geschrieben von alpha7
ich werds überleben - aber, wer schnitt warum?
Der Verleiher, weil er mit FSK 12 mehr Kunden kriegt

Eben da liegt doch das Problem! Durch ein Netz aus staatlicher und privater Kontrolle wird versucht Verleiher und Filmschaffende in Deutschland über die wirtschaftliche Schiene dazu zu bringen, ihre Filme zu "entschärfen", bzw. von gewissen Inhalten gleich ganz abzusehen.
So übt man zwar keine direkte Zensur aus, zwingt Firmen und Künstler jedoch indirekt zur Selbstzensur.

C.
 
Original geschrieben von Crimson
Eben da liegt doch das Problem! Durch ein Netz aus staatlicher und privater Kontrolle wird versucht Verleiher und Filmschaffende in Deutschland über die wirtschaftliche Schiene dazu zu bringen, ihre Filme zu "entschärfen", bzw. von gewissen Inhalten gleich ganz abzusehen.
So übt man zwar keine direkte Zensur aus, zwingt Firmen und Künstler jedoch indirekt zur Selbstzensur.

C.


Aber, kann der Künstler nicht selbst entscheiden, ob er nun schneidet und mehr verdient oder ob ihm die Unversehrtheit so wichtig ist, dass er weniger Gewinn in Kauf nimmt?
 
Original geschrieben von alpha7
Aber, kann der Künstler nicht selbst entscheiden, ob er nun schneidet und mehr verdient oder ob ihm die Unversehrtheit so wichtig ist, dass er weniger Gewinn in Kauf nimmt?

Das schon, aber bei gewissen Inhalten geht es eben nicht mehr nur um einen drohenden Gewinnverlust wegen einer evtl. höheren Altersfreigabe, sondern um die Bundesprüfstelle, die mit einer Indizierung droht bzw. gleich den Staatsanwalt, der ein Totalverbot bereithält.

C.
 
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