Du willst also sagen , Anakin ist am Ende von ROTJ weder gut noch böse , richtig ?
Falsch.
Was ich sage ist, daß es weder gut noch böse gibt. Es gibt nur die Macht. Es gibt das Leben. Ein Löwe frißt eine Gazelle. Er ist nicht gut oder böse. Ein Jedi verteidigt sein Leben und das seiner Mitmenschen und tötet dafür. Er ist nicht gut oder böse. Vader tötet die Jedi? Böse? Ich sage nein. Das Recht des Stärkeren bestimmt das Leben. Ein Jahrtausend lang waren die Sith unterlegen, und sie wurden gejagt und vernichtet. Dann hielt man sie für vernichtet, und die Jedi beendeten die Jagd. Nun kommen die Sith zurück. Auch sie jagen. Auch sie vernichten. Ist das böse?
Die Weltordnung der Jedi schreibt ihnen vor, das Leben zu verteidigen. Sie töten, um dieses Ziel zu erreichen.
Die Weltordnung der Sith schreibt es diesen vor, das Leben als Mittel anzusehen, um die Herrschaft zu erlangen und das Leben zu versklaven.
Beide Weltordnungen töten für ihre Zwecke. Beide Weltordnungen werden geführt von Mönchs-Eliten. Welche ist gut, welche ist böse?
Die Jedi sagen, es ist böse zu hassen. Sich zu fürchten. Im Zorn zu töten. Ich sage, es ist das Leben. Die Sith sagen, es ist schwach Mitleid zu empfinden. Es ist schwach Liebe oder Trost zu spenden. Ich sage, auch das ist das Leben.
Das ist Anakin Skywalkers großer Triumph: er leidet und fürchtet sich, er fühlt Zorn, Haß, Leidenschaft. Er fühlt Liebe, Mitleid, Freundschaft. Er ist das Leben, und das Leben ist sein Weg.
Anders ist auch nicht zu erklären , warum er Luke zusammen mit Ben und Yoda nochmals erscheint
Das Einswerden mit der Macht ist eine Technik, die jeder erlernen kann. Das sage nicht ich, das sagt George Lucas, und zwar schon 1997.
Qui-Gon hat sie entdeckt, wie spielt keine Rolle. Vader kannte sie in Episode IV noch nicht. Er könnte sie danach erlernt haben. Es ist nicht wahrscheinlich. Yoda kannte sie und brachte sie Obi-Wan zwischen Episode III und IV bei. Auch das stammt von George Lucas.
Nun gibt es zwei Möglichkeiten: die erste ist, daß Obi-Wan Anakin in die Macht rief. Das ist möglich, es war für Episode VI einmal so angedacht.
Die zweite ist die, daß Anakins neuer Weg ihm diese Reise ermöglicht.
Qui-Gon Jinn war ein Anhänger der lebendigen Macht. Anakins neue Ordnung akzeptiert das Recht der Macht. Das Recht des Lebens. Es ist durchaus denkbar, daß Qui-Gon der erste war, der diese neue Sicht berührte. Es mag auch sein, daß Yoda etwas darüber erfuhr. Doch keiner der beiden ging so weit, wie Anakin, die Seiten der Macht gänzlich abzutun.
Yoda weiß mehr , als Luke im Film erfährt , schätze ich
Das mußt Du nicht schätzen.
Er sagt Luke nichts von der Prophezeiung, also sagt er ihm wirklich nicht alles. Du sagst, er lehrt Luke, was dieser für den Kampf braucht. Nichts anderes sage ich. Er ist ein Teil der alten Welt und will den Kampf weiterführen, dessen Sinnlosigkeit Anakin erkannt hat.
Ich will nicht sagen, daß Yoda Luke auffordert, Anakin zu töten, weil er diese neue Ordnung fürchtet, aber denkbar ist selbst das.
Yoda hat jahrelang mitgeholfen, den Jedi-Orden zu führen. Nun stirbt er, und noch gibt es ein Wesen in der Welt, das alles in Frage stellt, was Yoda sein Leben lang kannte. Also schickt er Luke los, um ihm - Yoda - zu folgen und den Feind seiner Ideen zu vernichten. Das klingt nicht wahrscheinlich, aber die Möglichkeit sollte man nicht völlig unterschätzen. Immerhin haben sich Yoda und Obi-Wan verbündet, um Luke zu ihrem Werkzeug gegen den Kaiser und seine Ordnung zu machen. Luke ist der Darth Vader dieser beiden Jedi. Ein Werkzeug, das sich selbstständig macht.
Aber eine Frage , da es Szenen wie die der Lost 20 nicht in den Film schafften , zählen sie dennoch zur eigentlichen Story dazu ? Ich habe mir den Roman zu AOTC nicht gekauft , daher meine Unkenntnis . Gilt tatsächlich nur das , was der aktuelle Film-Cut beinhaltet ?
Was heißt schon "gelten"? Offizieller Kanon ist der Film in seiner aktuellen Form. Damit fallen sie raus. Aber ich kenne niemanden, der so eine begrenzte Weltsicht hat. Die Szenen sind nicht alle im Roman, also könnte man sagen, daß sie in der Kanonleiter unterhalb der Romanadaptionen der Filme stehen. Andererseits gibt es Stimmen, die die Drehbücher über die Romane stellen und wieder andere, die die Filme unter das EU setzen. Der beste Ausweg: ein persönlicher Kanon.
Nein , Anakin?s Schicksal soll nicht ohne Konflikte erzählt werden , aber momentan sieht es so aus , als würden ihn nur diese zur dunklen Seite treiben . Dabei soll doch gezeigt werden , daß er diesen Schritt ohne Bedrängnis unternahm . Der schnelle , leichte Weg , die arrogante Vorstellung , daß er den Orden nicht mehr benötigte . Fans identifizieren sich mittlerweile sogar mit Anakin und können seine Schritte nachvollziehen , z.B. das Tusken-Massaker . Sie haben Mitleid mit ihm . Das wiederspricht aber der Figur Darth Vader , die wir aus den ersten beiden Filmen der OT kennen .
Obi-Wan erzählt Luke in Episode IV, daß Darth Vader Lukes Vater ermordet hat. Damit wissen wir, Vader war mal ein Mensch (oder etwas ähnliches). Dann sehen wir ihn, und er ist ein Krüppel. Man könnte schon Mitleid für ihn haben. In Das Imperium schlägt zurück erzählt Vader Luke, er sei dessen Vater. Damit wird er menschlich. Er ist ein Vater. Es gab also eine Mutter, seine Frau. Was wurde aus ihr? Was wurde aus ihm? Wieso ist er, wo er ist? Wieso trägt er diese Maske? Das Mitleid mit dem Mann wächst, selbst wenn Verachtung, Furcht und Zorn überwiegen mögen. In Episode VI schließlich wird aus dem Ungeheuer, das wir schon längst nicht mehr reinen Herzens hassen können, endgültig ein Mensch. Sein Sohn leidet. Er rettet ihn, die Galaxis und sich selbst. Hassen wir ihn? Er liegt am Boden, er hat sich für seinen Sohn geopfert. Wir sehen sein Gesicht. Er ist alt. Er ist zerstört. Er stirbt. Wir können ihn nicht hassen.
Episode I zeigt uns einen Jungen, der Arroganz in sich trägt. Dafür mögen wir ihn nicht. Episode II zeigt uns noch mehr Arroganz. Wir möchten ihn aufhalten, ihm unsere Meinung sagen. Er tötet im Zorn. Wir trauern um sein gutes Selbst, das verloren scheint. Er heiratet. Wir hoffen für ihn. Episode III wird diese Hoffnung vernichten. Wir werden sehen, wie er fällt. Er wird den falschen Weg einschlagen, und wir werden es nicht verstehen. Wir werden uns tausend Gründe ausmalen, die für den anderen Weg gesprochen hätten und wir sagen Lebewohl zu dem alten Anakin. Episode IV stellt uns den Mörder 20 Jahre später vor. Und wir werden ihn hassen, wir werden alles erneut erleben. Es wird Sinn machen.
Zu den Konflikten: es stimmt, man könnte meinen, sie sind Schuld an seiner Wahl. Aber ihnen gegenüber stehen liebende Menschen. Obi-Wan, sein Freund, Padmé, seine Frau. Um das alte Tone-Poem zu zitieren, es ist ein hartes Leben, ohne Buße, ohne Belohnung, ohne Bedauern. Aber er hat Freunde. Er hat Liebe. Er hat die Wahl. Diese bleibt bei ihm selbst, egal welche Konflikte ihn umlauern.
Interessante Sichtweise . Aber das wäre keine Verschmelzung , kein Gleichgewicht der beiden Seiten , wie du in deinem vorherigen Posting geschrieben hast , sondern eine Divergenz . Nimm der Macht die dunkle Seite , und du hast ein Ungleichgewicht der Seiten . Das Gute braucht das Böse , und umgekehrt . Deshalb klang die Theorie mit der Verschmelzung beider Seiten plausibel . Ich glaube , die Macht ist weder durchweg gut , noch böse , es ist ein Zusammenspiel . Palpatine war einfach das Züglein an der Waage , welches die dunkle Seite über die helle hiefte , zumindest bis zu dem Zeitpunkt , als Anakin ihn vernichtete .
Nein. Man nimmt die Kanäle der dunklen Seite und flutet sie mit Liebe. Man nimmt die Passivität der guten Seite und umgibt sie mit Leidenschaft. Das Leben findet seinen Weg. Du sagst wieder, das Gute bräuchte das Böse. Es gibt kein gut und kein böse, es gibt nur die Macht. Anakin zerstört die alten Dämme, vernichtet die Passivität der Jedi. Er bringt Leben in die Macht. Hätte nur ein Jedi überlebt, so wäre die Macht zwar im Gleichgewicht, aber ohne Feuer. Das Leben würde überdauern, doch ohne Leidenschaft wäre es farblos. Das heißt nicht, daß die gute Seite der Macht schadet, es heißt nur, daß sie allein nicht das Leben ist. Kein Mensch ist nur gut oder nur böse. Das ist es, was Anakin erkennt. Die Jedi verleugnen ihre böse Seite, die Sith ihre gute. Ich sage, Palpatine hatte eine gute Seite. Die Jedi würden das nie akzeptieren, doch Anakin könnte es. Er selbst ist das beste Beispiel, denn er ist weder gut, noch böse. Er ist am Leben.