Wukkar

[Core Worlds | Wukkar-System | Systemrand (Sprungpunkt Sieben-Sieben-Neun) || Coruscant-Kampfgruppe | [MC90] „Prometheus || Deck Eins | Brücke (hinterer Bereich)] Commodore Navara Ven und Captain Dar Roosh

Emsige Betriebsamkeit herrschte auf der Brücke. Sämtliche Stationen waren mit voller Mannstärke besetzt. Neben dem monotonen Brummen der Recheneinheiten und Konsolen konnte man in dieser Sekunde ebenso das Erteilen knapper Befehle hören. Sogar leises Getuschel mischte sich vereinzelt unter. Unmerklich sog Navara diese vertraute Atmosphäre ein. Er stand momentan im hinteren Teil der Brücke und konnte von dort aus mühelos alles und jeden überblicken. Doch obwohl der Twi'lek in diesem Augenblick eine gewohnt strenge Miene zur Schau stellte, hatten ihn seine Gedanken still und heimlich an einen anderen Ort entführt. Irgendwie hatte er sich noch nicht daran gewöhnt, dass mit der Beförderung zum Commodore die „Prometheus“ nicht mehr sein Schiff war. Die Lücke, die stets zwischen ihm als Kommandanten und der Mannschaft bestand, hatte sich nun vergrößert – und das machte ihm irgendwie zu schaffen. Beiläufig schnaubte der grünhäutige Nichtmensch.

Plötzlich trat Dar Roosh zum Kampfgruppenkommandanten. Mit gewohnt ruhiger Stimme sagte er:
„Die Funkverbindung zu allen Schiffen Ihrer Einheit steht, Sir. Natürlich lauschen Ihnen ebenso alle Decks der 'Prometheus'.“

„Meine Damen und Herren, mein Name ist Commodore Navara Ven und unter meinem Kommando wird diese Einheit in den nächsten paar Stunden zu einer enorm wichtigen Mission für die Republik aufbrechen“, begann der uniformierte Twi'lek nach einem kurzen Räuspern. Seine Stimme klang bei dieser Ansprache ernst. Momentan schien kein Funke Freude in seinem Leib zu stecken. „Coruscant ist unser Ziel. Wir sollen diesen Planeten, der zum einen das leuchtende Symbol vergangener Zeiten ist und uns zum anderen an die erst überwundene Dunkelheit erinnert, friedlich in die Gemeinschaft überführen – so wie es der 'Vertrag von Umbara' vorsieht.“

Bewusst ließ er diese Ankündigung erst einmal sacken. Seine Worte sollten sich in aller Ruhe in den Köpfen seiner Zuhörer entfalten. Man sollte zudem die Bedeutung und die Verantwortung verstehen, die damit einher ging. Die gesamte zivilisierte Galaxie würde auf sie schauen. Jeder Schritt, den sie taten, stand dann unter strenger Beobachtung. Selbst bei dem abgebrühten Navara schoss in diesem Moment der Adrenalinpegel jäh in die Höhe. Ihn, den gnadenlosen Hardliner, schickte man vor, um diplomatisch zu handeln? Hatte man ihn beim Siegesball auf Mon Calamari etwa im Gespräch mit Casia de Lieven gesehen und daraus eigene, falsche Schlüsse gezogen? Beiläufig zupfte der Twi'lek an seiner Uniform. Hier und da konnte man ihm tatsächlich die Nervosität ansehen. Kurz schluckte er, dann entschied er sich für das Weitersprechen.

„Der Krieg hat uns gelehrt wie wir mit den uns zur Verfügung stehenden militärischen Mittel hehre Ziele erreichen können“, fuhr Navara fort, wobei sein Blick starr auf das ferne Panoramafenster der Brücke gerichtet war. „Jedoch verlangt man bei dieser Mission von uns, dass wir diese Erfahrungen für den Moment in den Hintergrund schieben. Durch die Vertragsunterzeichnung ist das Imperium nicht mehr unser Gegner!“ Schwer, äußerst schwer war der soeben geäußerte Satz über seine rauen Lippen gekommen. Sträubend zuckten danach die tätowierten Lekku. „Der Friedensgedanke ist tief im Fundament der Neuen Republik verwurzelt – das muss ich Ihnen nicht sagen –, deshalb steht bei diesem Manöver nicht die übliche Konfrontation im Vordergrund, sondern das Gewährleisten einer sicheren Übergabe. Rufen Sie sich jetzt das Wissen aus vergangenen Tagen an der Militärakademie ins Gedächtnis, handeln Sie vorsichtig, aber nicht zaghaft. Die Galaxie wird auf uns schauen – doch straucheln werden wir nicht. Wir können nicht nur diesen wichtigen Einsatz erfüllen, sondern genau das werden wir auch tun! Ven Ende.“

Just in diesem Augenblick waren sämtliche Augen auf ihn gerichtet. Irgendwelche Ansprachen hatte er als Kommandant der „Prometheus“ eher selten gegeben. Höchstens im Vorfeld der Schlacht um Denon – als er die Befehlsgewalt kurz zuvor übernommen hatte – hatte er in einem recht ähnlichen Stil das Wort an die Mannschaft gerichtet. Danach hatte er solche Sachen eher vermieden. Vollzog sich deshalb die Entfremdung zwischen ihm und der Besatzung so schnell? Kurzzeitig kam Navara ins Grübeln. Seine Stirn legte sich unwillkürlich in Furchen, während er sich abwandte und langsam in Richtung Holoprojektor ging. Obwohl das Gerät bloß wenige Schritte von ihm entfernt war, kam ihm der Weg überaus beschwerlich vor. Lähmten die Gedanken seinen Körper? Dem Anschein nach schon. Jedoch schaffte es der hochgewachsene Twi'lek letztendlich doch mit seinem eisernen Willen sich wieder auf das anstehende Manöver zu konzentrieren. Mit der Entwicklung der „Prometheus“ musste er sich zu einem späteren Zeitpunkt befassen.

„Mr Roosh, geben Sie der Kampfgruppe das Signal zum Manöverbeginn“, befahl der Commodore, richtete den Blick auf die erwachende Projektion und drängte ein allerletztes Mal alle Gedanken aus seinem Bewusstsein, die momentan ganz unpassend waren. „Die 'Marksman' soll schon von Anfang an eine vorgeschobene Position in der Formation einnehmen und ihre Sensoren besonders auf den Planeten ausrichten. Gleichzeitig soll sich die 'Jaminere' zurückfallen lassen.“

Damit hatte er die ersten Befehle gegeben. Im gemächlichen Tempo würde sich nun die Einheit der urbanen Welt nähern, wo der profanen Theorie nach die Gegenseite – gemeinsam mit all möglichen Überraschungen – auf sie wartete. Bezogen auf dieses Manöver handelte es sich jedoch nur um eine Miniatur der Situation, die sie bei Coruscant erwarten würde. So hatte Gar Stazi beispielsweise eine Reihe Frachter in Wukkars Orbit positionieren lassen, die in diesem Fall als Golan-Stationen sowie orbitaler Raumjägerbasen herhalten sollten. Richtige Konfrontationen, die eine Eskalation bedeuten könnten, hatte man absichtlich nicht vor, weil man die Kampfgruppe nicht im letzten Augenblick zu irgendetwas verleiten wollte. Hier stand die gewaltlose Friedenssicherung im Vordergrund. Navara hatte sich dieser Order gebeugt – trotz innerer Gegenwehr. Kurz nachdem die aktiven Sensoren die „imperialen“ Systemstreitkräfte ausgemacht hatten, kam wieder Bewegung in die Geschehnisse auf der Brücke.

Pflichtbewusst meldete der Rodianer seinem Vorgesetzten:
„Erfassung der 'Imperialen'. Sensorik hat folgende Modelle erfasst: Imperial-Sternzerstörer, Vindicator-Kreuzer, zwei Corona-Fregatten und drei corellianische Korvetten. Bisher keine feindlichen oder provokanten Bewegungen, Sir.“

„Geben Sie der 'Massive', der 'Genesis' und der 'Halcyon' das Zeichen zum Ausscheren“, befahl der Twi'lek. „Sie sollen vorerst 'Tuchfühlung' zum Feind aufnehmen und die 'rote Linie' abstecken. Die 'Mon Reve' und die 'Marksman' sollen auf fünf Parsec nachrücken.“ Kurz rieb sich Navara das Kinn und ließ den Blick noch einmal über die Projektion gleiten. „Jägerstart zurückhalten.“

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[Wukkar System| 500.00 Kilometer über Wukkar | LTK Massive | Deck 1 | Brücke] Cpt. Bru-Th Agoch, Brückencrew


Gespannt verfolgte Bru-Th die Ansprache Commodore Vens, die gerade über sämtliche Lautsprecher schiffsweit zu hören war und in ungewohnt pathetischer Form den Rahmen der bevorstehenden Coruscant-Mission absteckte, beziehungsweise auf ihre hohe Bedeutsamkeit im Kontext des erst kürzlich geschlossenen Friedens hinwies. In den Augen der meisten Führungsoffiziere, die in diesem Moment auf der Brücke Dienst taten, beobachtete Bru-Th über die Schulter hinweg Anflüge von Kopfnicken und aufkeimenden Stolzes, bei einem Ereignis von galaxisweiter Relevanz in der ersten Reihe zu stehen. Nur ein älterer Command Master Chief Petty Officer, seines Zeichens Verantwortlicher eines der Schadenskontrollteams, kniff sein Gesicht besorgt zusammen, als wolle er die ungeheure Last, die auf den Schultern der Männer dieser Flotte abgeladen wurde, ganz plastisch vorführen. Bru-Th stimmte dem Unteroffizier schweigend, und ohne Gesichtsregung zu. Darüber hinaus teilte er ganz und gar nicht den Gedanken, das Imperium fortan nicht mehr als Feind zu betrachten, doch genauso, wie er auf Umbara sich lediglich der Zustimmung enthalten hatte, so hatte er auch jetzt den Friedensvertrag nach außen hin zu akzeptieren, gleichwohl ihm allein der Gedanke daran den Appetit raubte.

"Was geschieht denn hier?", äußerte Lt. Cmdr. Saris nicht ganz protokollkonform, womit sie Bru-Ths Blick lockte, sich ebenfalls der bläulich schimmernden Holokarte zuzuwenden. "Die Transpondersignaturen von einigen von Admiral Stazis Schiffen ändern sich. Unsere Freund-/Feinderkennung identifiziert im hohen Orbit von Wukkar nun sieben imperiale Kriegsschiffe, darunter einen Sternenzerstörer der Imperial-I Klasse, Captain."

Der Lageeinschätzung seiner XO hatte Bru-Th wenig hinzu zu fügen und quittierte sie mit einem nachdenklichen 'Hm'. Erst durch den Befehl des Kommandanten der Kampfgruppe fühlte sich der hochgewachsene Jedi Meister veranlasst, die allgemein gespannte Erwartungshaltung zu durchbrechen und den Fokus der Brückencrew wieder auf ihre eigentlichen Tätigkeiten zu lenken, indem er zwei Mal kräftig in die Hände klatschte und im Duktus eines Antreibers verkündete:

"Die Übung hat begonnen, die Befehle sind klar, meine Damen und Herren. ... Ruder, ändern Sie unseren Richtungsvektor nach Sieben-Vier-Neun und führen Sie uns nach oben ausscherend auf den neuen Kurs. Beschleunigung Zwo-Null MGLT, Hatarron. Signalstation, informieren Sie die Genesis und die Halcyon über den Richtungsvektor für den Anflug auf Wukkar und fordern Sie beide Schiffe auf, der Massive auf parallelem Kurs zu folgen."

"Zwo-Null MGLT liegen an, Sir",

bestätigte Ensign Frey den soeben erhaltenen Befehl und Sekunden später löste sich der knapp vierhundert Meter lange Kreuzer aus der losen Formation des Kampfverbandes und schwenkte auf einen leicht bogenförmigen, die Schwerkraft des Planeten positiv ausnutzenden, Kurs ein, der die Massive den Berechnungen nach in weniger als sechs Minuten auf den imperialen Kampfverband treffen lies, in vier Minuten bereits in Waffenreichweite. Dass sein Schiff bei dieser Annäherung jedoch auf die schweren Turbolaser zurückgreifen musste, bezweifelte Bru-Th ernsthaft, denn bis dato gab es noch keine Waffenfreigabe und auch die Jäger zu starten, hatte Commodore Ven noch nicht gestattet. Während Saris nach wie vor den Holoprojektor argwöhnisch beäugte, war Bru-Th zurück zu seinem Kommandosessel geschlurft und stellte zufrieden fest, dass auch die letzte Kampfstation besetzt und das entsprechende, rote Lämpchen auf grün gesprungen war.

"Irgendwelche Reaktion, Mister Tuum?"

Der kräftige Cathar mit der blonden Mähne schüttelte konzentriert den Kopf.

"Nein, Captain! Alle Schiffe verbleiben auf gleichbleibendem Kurs bei gleicher Geschwindigkeit von Eins-Null MGLT. Keine aktive Ortung, geschlossene Hangartore ... nichts deutet darauf hin, dass ... . Warten Sie! Der Sternenzerstörer aktiviert die Schilde!"

Die Reaktion des gegnerischen Kommandanten erschien Bru-Th logisch, denn in einer vergleichbaren Situation hätte er wohl Ähnliches befohlen. Während Lt. Cmdr. Saris anordnete ebenfalls die Schilde zu aktivieren, fuhr Bru-Th sich nachdenklich durch den kurz gehaltenen Vollbart. Das Szenario war gut gewählt, denn in wenigen Tagen würde es im Coruscant-System mit hoher Wahrscheinlichkeit zu vergleichbaren Begegnungen mit Imperialen kommen, nur dass diese dann real wären und damit einhergehend die Bedrohung durch ihre Waffensysteme. Für einen Sternenzerstörer der Imperial-I Klasse, war die Massive - dies musste jedem an Bord klar sein - bestenfalls ein Sparingspartner, ohne ein realistische Chance, den Sieg davon zu tragen. Doch der Fehler in seinem Denken lag vermutlich darin, die Schiffe als Feinde einzustufen. Gemäß seines Auftrages sollte er die Schiffe nur ein wenig wegdrängen, also tat Bru-Th, wie ihm geheißen und lenkte dafür alles in die Wege.

"Aktivieren Sie die externe Signalbeleuchtung und senden Sie darüber an das Führungsschiff unsere Grüße, Lieutenant Commander", raunte er seiner XO zu, die über diese unorthodoxe und altmodische Art der Kontaktaufnahme sichtlich überrascht war. "Dann steuern Sie uns unter den imperialen Schiffen durch, sodass wir eine parallele Position zwischen ihnen und Wukkar einnehmen. Mal schauen, wie sie darauf reagieren, Kytana."


[Wukkar System| in der Nähe eines simulierten, imperialen Verbandes | LTK Massive | Deck 1 | Brücke] Cpt. Bru-Th Agoch, Brückencrew
 
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[Core Worlds | Wukkar-System | im Anflug auf Wukkar || Coruscant-Kampfgruppe | [MC90] „Prometheus || Deck Eins | Brücke (hinterer Bereich)] Commodore Navara Ven und Captain Dar Roosh

Selbstbewusst hatten sich die „Massive“, die „Genesis“ und die „Halycon“ zwischen Planet und die Systemstreitkräfte der Gegenseite gedrängt, während deren Unterstützung, die „Mon Reve“ und die „Marksman“, aus einem Abstand von genau fünf Parsec die ganze Situation beobachteten. Derweil steuerte das führende Schiff der Kampfgruppe, die „Prometheus“, konsequent auf den Frachter zu, der im Manöver die größte orbitale Verteidigungsplattform darstellte. Im Schlepptau hatte der Mon Calamari-Sternenkreuzer der Neunziger-Klasse noch den kampferfahrenen Truppentransporter der republikanischen Armee, die „Caluula“, sowie das unscheinbare Hospitalschiff „Sanctuary“. Zuletzt gehörte noch die „Jaminere“ zur operierenden Einheit. Jedoch musste die – aufgrund ihrer Rolle als Abfangfregatte – beim Sprungpunkt bleiben, um angeforderte Unterstützungseinheiten problemlos an die richtige Stelle zu dirigieren. Dementsprechend konnte man sagen, dass zur Zeit das tiefblaue Schlachtschiff (mehr oder weniger) allein war.

Mit Blick auf die laufende Holoprojektion bemerkte Captain Roosh plötzlich anerkennend:
Agoch löst das ganz schön souverän. Da ist bisher keine übermäßige Provokation zu erkennen.“

Obwohl der hochgewachsene Twi'lek schon immer erhebliche Vorbehalte gegenüber den Jedi hatte – insbesondere bei Angelegenheiten militärischer Natur –, musste er an dieser Stelle insgeheim dem uniformierten Rodianer Recht geben. Momentan schlug sich der corelliansiche Captain mit seinem Liberator Transportkreuzer gut. Genau wie im Orbit von Teth zeigte der blonde Mensch tatsächlich sein Können als waschechter Flottenoffizier. Navara verzog dennoch das Gesicht. Sollte Agoch mit der Zeit zu einem leuchtenden Vorbild in dessen Orden werden, könnte der ganz „normale“ Offizier schon bald ausgedient haben. Eine äußerst ungeheuerliche Vorstellung! Begleitet von einem kurzen Schnauben schob der grünhäutige Commodore diesen Gedanken zur Seite. Er musste sich voll und ganz dem Manöver widmen. Immerhin beobachtete der Flottenkommandeur, Admiral Stazi, sie.

„Ms Oki, erteilen Sie die Starterlaubnis für unsere A- und E-Wings“, befahl er im nüchternen Ton. „Sie sollen eine vorgeschobene Stellung einnehmen und schon einmal die Lage nahe der 'Golan-III-Station' sondieren. Halten Sie außerdem beide B-Wing-Staffeln für den Notfall bereit...“

Zuerst nickte die robuste Mon Calamari ihm bloß zu. Doch dann rang sie sich dennoch zu folgender Frage durch: „Und wie sieht es mit den N-Wings aus, Sir?“

Das heimliche Prestige-Projekt des republikanischen Sternjägerkorps! Um den Endspurt in der Test-Phase zu beginnen, hatte man unter anderem Navaras Kampfgruppe für die Coruscant-Mission eine komplette Staffel dieser neumodischen Maschinen zur Verfügung gestellt – und vor allem Dara Oki war von Anfang an Feuer und Flamme für einen richtigen Einsatz in der Praxis. Jedoch stellte sich in diesem Fall der Twi'lek als störrisches Hindernis dar. Da man ihn im Vorfeld mit einer gewissen Geheimhaltung betraut hatte, wollte er die „Mees“ nicht sofort „präsentieren“. Natürlich brannte er ebenso darauf die Staffel fliegen zu sehen, obwohl er sich eigentlich nicht viel aus den Sternjägern machte, aber so hatten ihn Admiral Stazi und Major General Dym in dem dazugehörigen Gespräch nicht angeleitet. Deshalb verneinte der Commodore diese Anfrage knapp. Danach richtete er seinen Blick wieder auf die flimmernde Projektion.

Noch immer näherte sich die tiefblaue „Prometheus“ in einem ziemlich gemächlichen Tempo dem urbanen Planeten sowie dessen orbitaler Verteidigung. Zwei Staffeln an flinken A-Wings flogen ihr in einer gemeinsamen Speerformation gut ein halbes Parsec voraus, während die zwölf X-Wings sie derweil – je zur Hälfte – flankierten. Noch immer strahlte der recht bullige Sternenkreuzer der Mon Calamari eine unbeschreibliche Ruhe und Friedfertigkeit aus, obwohl im Inneren alle Stationen seit Beginn des Manövers pausenlos besetzt waren. Ja, vereinzelt bewegte sich womöglich der eine oder andere Turbolaser ganz leicht, aber dennoch sah man dem stählernen Koloss die innere Anspannung kaum an. Durch ihre Erlebnisse über Denon und Corellia war die Besatzung inzwischen schlicht zu routiniert, um bei so einer Übung in panische Hektik zu verfallen. Eventuell lag es auch daran, dass der Befehlshaber der Kampfgruppe, der zuvor der Schiffskommandant gewesen war, stets ein recht strenges, aber gerechtes Regime an Bord geführt hatte.


„Bereithalten der Enterboote anordnen, Mr Roosh, wies Navara ein paar Minuten später an. „Und lassen Sie mir ein Zwischenbericht von Captain Agoch einholen. Nahe seiner Position befindet sich eine 'Golan-II' deren Übernahme ihm obliegt.“

[Core Worlds | Wukkar-System | kurz vor Wukkar || Coruscant-Kampfgruppe | [MC90] „Prometheus || Deck Eins | Brücke (hinterer Bereich)] Commodore Navara Ven und Captain Dar Roosh
 
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[Core Worlds | Wukkar-System, Sprungpunkt Sieben-Sieben-Neun | MC30 Halcyon, Brücke | Commander Garnik und Brückencrew]


Wie zu erwarten war, richtete der Commodore noch einmal einige Worte über ihre Mission zu verlieren. Zum wiederholten Mal wurde dem ohnehin bereits nervösen Aldor vor Augen geführt, wie groß die Tragweite dieser Mission und damit auch seiner Entscheidungen sein würde. Aldor ließ die Rede über die Lautsprecher im gesamten Schiff übertragen, so dass jeder seiner Männer direkt informiert werden würde.

Navara Ven betonte auch noch einmal ausdrücklich das es bei dieser Mission auf absolute Deeskalation und ein Friedliches Verhalten ankam. Aldor nickte Gedankenverloren, obwohl der Commodore ihn nicht hören konnte. Zumindest bei diesem Punkt war er sich zu hundert Prozent sicher, dass er den Anforderungen hier gerecht wurde.

Dann endete Navara und es dauerte nicht lange bis die ersten Marschbefehle eintrafen.

"Sir, wir haben soeben den Befehl zum Ausscheren bekommen, zusammen mit der Massive und der Genesis", meldete sich Lieutenant Niedo.

"Verstanden. Navigation, berechnen sie einen Kurs, um zur Massive aufzuschließen. Wir ziehen an der rechten Flanke des Verbandes vorbei", wies Aldor seine Crew an. Warum gerade er? Er sollte auf Tuchfühlung gehen. Immerhin war auch der Jedi-Kommandant mit von der Partie, was Aldor zumindest ein bekanntes Gesicht bescherte.

"Sir, Die Massive sendet uns einen Anflugvektor auf Wukkar und sie fordert uns auf, auf Parallelen Kurs zu gehen", meldete sich die junge Kommunikationsoffizierin noch einmal.

"Den Vektor an die Navigation weiterleiten. Gehen sie auf maximale Sublichtgeschwindigkeit, bis wir zur Massive aufgeschlossen haben, dann passen sie die Geschwindigkeit entsprechend an", gab Aldor weiter Befehle.

Dann wandte er sich zum Taktischen Hologrammtisch, der noch nicht aktiviert war. Aldor drückte ein paar Knöpfe, sodass der Tisch sich aktivierte. Ihm stockte der Atem. Vor ihnen befanden sich die Signaturen von sieben imperialen Schiffen, eines davon war sogar ein Imperial-Klasse Sternenzerstörer.

"Sensorik, was ist los? Wieso werde ich nicht über die veränderte Bedrohungslage vor uns informiert?", rief Aldor empört und ein wenig sauer. So etwas durfte bei so einem wichtigen Unterfangen nicht passieren. Weder ihm noch seiner Sensorik.

Von Lieutenant Amon kam zuerst nur betretenes Schweigen. "Tut mir leid Sir, bis gerade eben wurden sie mir noch als Frachter angezeigt", entschuldigte er sich.

"Das ist schön und gut, Lieutenant, aber so etwas darf ihnen eigentlich nicht passieren. Es steht hier für die Besatzung und auch für mich einiges auf dem Spiel und ich hatte nicht unbedingt vor, meine Karriere bereits jetzt zu ändern", antwortete Aldor und damit war die Sache für ihn erst einmal erledigt, da er sich jetzt auf wichtigeres Konzentrieren musste.

Währenddessen hatte die Halcyon fast mit der Massive und der Genesis gleich geschlossen.

"Sir, in einer Minute sind wir parallel zur Massive, in drei erreichen wir den feindlichen Verband", meldete sich Lieutenant Commander Rehal, der sich über den Matrosen gebeugt hatte, der die Navigationsstation besetzte und auf die Bildschirme geschaut hatte.

"Verstanden, Lieutenant-Commander", antwortete Aldor, während sich seine Muskeln ein wenig anspannten. "Keine Aggression zeigen. Sind die Hangartore geschlossen?", fügte er hinzu. Die Frage des Commanders wurde mit ja beantwortet, was den Mon Calamari ein klein wenig erleichtern ließ.

"Sir, die Massive hat ihre Signalbeleuchtung und ihr Schilde aktiviert und kontaktiert damit den Imperial Sternenzerstörer, der ebenfalls seine Schilde aktiviert hat", meldete sich, diesmal pünktlich, Lieutenant Amon von der Sensorik.

"Commander, man signalisiert uns, dass wir weiter dem Kurs der Massive folgen sollen und eine parallele Position zwischen dem imperialen Verband und Wukkar beziehen sollen", meldete sich sofort darauf Lieutenant Niedo.

"Verstanden. Laden sie unsere Schilde auf, sodass wir sie direkt aktivieren können und halten sie den Kurs, damit wir auf die von Captain Agoch erwünschte Position kommen", erweiterte Aldor daraufhin seinen Befehl. Bis jetzt war es aus seiner Sicht ganz gut gelaufen, aber das war auch nur der einfache Teil gewesen.

Plötzlich ertönte eine laute Sirene, die einen Kollisionsalarm anzeigte.

"Verdammt, Namar, was ist das?", rief Aldor seinen ersten Offizier beim Vornamen, vor lauter Aufregung den militärischen Ton vergessend.

"Sir, eine corellianische Korvette schneidet unseren Kurs und wir werden sie Rammen, wenn wir so weiterfliegen", antwortete der Mon Calamari dem Commander.

"Ausweichen und dann wieder auf den eigentlichen Kurs zurückkehren", rief Aldor, dem schockierend bewusst wurde, das sein ungenauer Befehl das gerade ausgelöst hatte.

Dennoch konnte die Halcyon noch einigermaßen mit Abstand ausweichen. Dennoch war es ein Fehler, der schnell eine Aggression auslösen konnte. Aldors Hände hatten zu zittern begonnen und die relative Ruhe am Anfang des Manövers war fürs erste verflogen. Innerlich verfluchte er sich für seine Ungenauigkeit, während die Halcyon am vereinbarten Punkt eintraf und neben der Massive Position bezogen hatte.

Immerhin stand die MC30-Fregatte jetzt still und konnte somit zumindest aktiv nichts rammen.

"Kommunikation, eine direkte Verbindung zur Massive öffnen", sagte Aldor.

"Verbindung steht, Sir", kam kurz darauf die Antwort von Lieutenant Niedo.

"Captain Agoch, hier spricht Commander Garnik von der Halcyon, ich möchte mit ihnen, als ranghöchster Offizier hier in der Nähe gerne Rücksprache halten, wie unser weiteres Vorgehen aussehen wird", sprach der Mon Calamari nun seine Nachricht an den Kommandanten der Massive.


[Core Worlds | Wukkar-System, Nahe des simulierten imperialen Verbandes | MC30 Halcyon, Brücke | Commander Garnik und Brückencrew]
 
[Wukkar System| in der Nähe eines simulierten, imperialen Verbandes | LTK Massive | Deck 1 | Brücke] Cpt. Bru-Th Agoch, Brückencrew


Es sah aus wie ein Fehler, als die imperiale Korvette - das Display zeigte an vom Typ CR90 - so knapp an der Halycon vorbei flog, dass Commander Garnik sich dazu gezwungen sah seinen Kurs um fast fünfzehn Grad in der Horizontalen zu korrigieren, um eine etwaige Kollision zu verhindern. Zu Garniks Glück waren die Fregatten der MC30-Klasse schlanke Schiffe mit einem Ruder, das aufgrund der geringen Massenträgheit dieser Schiffsklasse schnell ansprach, und dennoch verzog Bru-Th säuerlich den Mund.

"Niemand bei Verstand kreuzt den Kurs eines Schiffes bei einer Entfernung von unter einhundert Kilometern", empörte sich ebenso Lt. Cmdr. Saris in der ihr typisch schonungslosen Zunge und Bru-Th konnte nicht anders, als ihr kopfnickend nur beizupflichten:

"Ja, ich teile Ihre Ansicht. Und das war auch kein Astrogationsfehler oder ein unglücklicher Zufall, denn der anliegende Kurs dieser Korvette führt zwischen die Sterne ins Nichts. Nein, das war ein simulierte Provokation. Man will uns reizen, damit wir Fehler machen."

Und sollte das passieren, führte Bru-Th gedanklich weiter aus, und wir geben den ersten Schuss ab, dann hatten die simulierten imperialen Einheiten jeden Grund das Feuer zu erwidern. Bru-Th warf einen erneuten Blick auf das kleine Display neben ihm. Sie befanden sich keine fünf Kilometer von dem Sternenzerstörer der Imperial-Klasse entfernt, und ergo in Kernschussreichweite, was bedeutete, dass der feindliche Turbolaserbeschuss - inbesondere, da sie mittlerweile zum Stillstand gekommen waren - eine Trefferquote von oberhalb der Fünfundsiebzig Prozent hatte. Ein zweiter Gedanke Bru-Ths galt dem Piloten dieser Korvette, die in Wirklichkeit ein GR-75 Frachter war, denn dieses aggressive Annäherungsmanöver war gekonnt ausgeführt worden. Vielleicht ließ sich der Mann ja für die Massive rekrutieren. Betont geduldig fragte er proforma:

"Reagieren die Imperialen bereits auf unser Signalfeuer, Lt. Tuum?"

Wieder schüttelte der massige Cathar den Kopf, wobei es ihm problemlos gelang, die kurz geschnittene Mähne im Zaum zu halten, dann fügte er dem hinzu:

"Weiterhin keine Reaktion, Captain. Es geht jedoch gerade eine Prioritätsmeldung vom Flaggschiff ein." Bru-Th nickte, auf dass Tuum mit der Nachricht fortfuhr. "Commodore Ven fordert einen schriftlichen Bericht von Ihnen, Sir und erteilt den Befehl, die Golan II-Station mit der Kennung Schild fünf zu übernehmen. Die Station schwebt in zwanzig Kilometern Entfernung zu uns bei den Koordinaten fünf-acht-ein zu sieben-drei-zwei auf einer orbitalen Umlaufbahn."

Die leidenschaftliche Akribie des Lieutenants empfand Bru-Th stets als erfrischend, denn was er selbst in diesen wenigen Monaten an Bord eines Kriegsschiffes bereits rasch gelernt hatte war, dass man als Kommandant nie zu wenig Informationen haben konnte. Und dieser Cathar war in Bru-Ths Augen ein Garant dafür, dass sich daran auch nicht etwas ändern würde.
Wenige Minuten, nachdem die Massive die Anforderung eines Berichts von der Prometheus erhalten hatte, gab Lt. Cmdr. Saris das Dokument in den Computer, welcher es lichtschnell zum Flaggschiff übermittelte. Bru-Th hatte es nicht selbst verfasst, doch rasch überflogen und darauf geachtet, dass die halsbrecherische Provokation durch die Imperialen verbunden mit seiner Einschätzung der Lage an exponierter Stelle stand. Darin stand, dass er nicht die unmittelbare Gefahr für eine kriegerische Auseinandersetzung sah, jedoch damit rechnete, dass die imperialen Einheiten weiterhin die Übernahme des System verzögern und stören würden. Dann versiegelte er das Dokument mit seinem biometrischen Fingerabdruck und ein Adjutant übergab des dem Lieutenant Commander. Bru-Th indes schritt zur Tat:


"Mister Frey, wir halten unsere Position zwischen den Imperialen und Wukkar. Sie haben die Erlaubnis, Kurs und Geschwindigkeit ungefragt mit den imperialen Schiffen zu synchronisieren. Sie koordinieren uns auch mit der Genesis und der Halcyon, Hatarron."

Der junge Ensign bestätigte den Befehl knapp und klappte dann ein unscheinbares Headset herunter, um sich mit seinen Kollegen an Bord der anderen Schiffe abzustimmen. Nachdem Bru-Th Colonel Vrieska befohlen hatte, eine Kompanie seiner besten Infanteristen auf zwei Kampfshuttles der Aegis-Klasse zu verteilen und diese abzusetzen, überkam den hochgewachsenen Jedi ein unerwartetes Gefühl der inneren Zufriedenheit. Die Crew der Massive funktionierte. Sie arbeitete Hand in Hand, die Kommunikationswege waren kurz und die Befehle der Führungsoffiziere präzise, doch am meisten beeindruckte ihn die Selbstverständlichkeit, mit der die Crew die Befehle von ihm entgegennahm. Zwar hatte es mit wenigen Ausnahmen nie ernsthafte Vorfälle gegeben, doch als Jedi Meister vermochte Bru-Th nicht nur das Offensichtliche zu sehen, sondern auch hinter die militärisch korrekten und auf links gezogenen Fassaden der Leute, und da war nichts. Kein Anstoß an seiner Person, kein Anstoß an seiner Professionalität. Es war ein belebendes Gefühl für Bru-Th, auf dem Stuhl des Kommandanten zu sitzen, also im Zentrum der Aufmerksamkeit und bar jeden Verstandes sich tief entspannen zu können. Ob diese Entspannung auf die umliegenden Offiziere überging, wusste er nicht mit Sicherheit zu sagen, doch der Effizienz tat die Atmosphäre jedenfalls gut und nur darum ging es. Eine Meldung seiner XO riss Bru-Th aus seinen Gedanken:

"Sir", erklärte die Lt. Cmdr. nüchtern, doch rollte sie dabei leicht mit den Augen, ein klares Zeichen des Missfallens. "Ich habe Commander Garnik von der Halycon in der Leitung. Er verlangt Sie zu sprechen."

Jenseits aller Professionalität war genau dieses eben zur Schau gestellte - wohl auch aktenkundige - Gebaren, was Admiral Stazi vermutlich dazu angeleitet hatte, seinen Beförderungsantrag für seine XO abzulehnen, dachte Bru-Th und nahm sich fest vor, die hitzköpfige Frau deswegen so bald wie möglich zur Rede zu stellen. Es war absolut inakzeptabel, einem ranghöheren Offizier nicht den schuldigen Respekt entgegen zu bringen, selbst wenn dieser einen nicht sehen konnte. Bru-Th stand auf und straffte seine Uniform, bevor er Saris zunickte, auf dass sie den Commander durchstellte. Aufmerksam lauschte Bru-Th dem uniformierten Mon Calamari, dann befand er, dass Garnik jedes Recht dazu hatte.

"Dann wollen wir das doch tun, Commander. Commodore Ven hat vor wenigen Minuten den Befehl erteilt, die Golan II-Station Schild fünf zu übernehmen. Ich lasse gerade zwei Kampfshuttles für die Enteroperation auftanken und aufmunitionieren."

Ein wenig ungelenk verlagerte der hochgewachsene Jedi sein Gewicht auf das angeschlagene Bein und verzog leicht das Gesicht, als ein kurzer Anflug von Schmerz in traf. Commander Garnik fragte nach seinen Befehlen, also sollte er auch diese bekommen.

"Sofern ich Ihre Personalakte gerade nicht vertausche, Commander, haben Sie bereits einiges an Erfahrung mit Patrouillendiensten machen können. Diese Erfahrung würde ich mir gerne zu Nutze machen, wenn Sie nichts dagegen haben. Erarbeiten Sie ein Konzept, wie wir rasch einen möglichst großen Teil des orbitalen Flugverkehrs überwachen können, um nicht in eine unglückliche, taktische Lage zu geraten. Ich dachte insbesondere an den Einsatz von Sonden und Raumjägern, Commander Garnik. Sehen Sie zu", riet er gütig, "was Sie in sechs Stunden auf die Beine stellen können."

Um etwaige Rückfragen zu beantworten, ließ Bru-Th die Verbindung noch offen. In etwa zur gleichen Zeit meldete ihm Lt. Tuum, dass die Männer von Colonel Vrieska abmarschbereit waren, also erteilte der hochgewachsene Jedi nonverbal den Befehl zum Ausrücken, gepaart mit der erneuten Aufforderung, gegen Widerstände nur mit nonlethalen Mitteln vorzugehen. Es galt immerhin einen Frieden zu wahren, der eine Farce war.


[Wukkar System| in der Nähe eines simulierten, imperialen Verbandes | LTK Massive | Deck 1 | Brücke] Cpt. Bru-Th Agoch, Aldor Garnik (via Holo), Brückencrew
 
[Core Worlds | Wukkar-System | kurz vor Wukkar || Coruscant-Kampfgruppe | [MC90] „Prometheus || Deck Eins | Brücke (hinterer Bereich)] Commodore Navara Ven, Captain Dar Roosh und Colonel Dara Oki

Selbstverständlich konzentrierte sich seine Aufmerksamkeit besonders auf das Handeln des Jedi, der zur gleichen Zeit auch der derzeitige Kommandant der „Massive“ war. Kein Fehler, mochte er noch so klein sein, konnte ihm in diesem Moment irgendwie entgehen. Er lauerte förmlich darauf. Jedoch schlug sich Captain Agoch bisher gut; erstaunlich gut. Nicht einmal die unerwartete Provokation der gespielten Gegenseite schien ihn irgendwie einzuschüchtern oder ihn gar zum fahrlässigen Handeln zu verleiten. Souverän agierte der Corellianer in diesen Minuten, hielt die ihm übertragenen Schiffe anstandslos im Zaum und befolgte zudem noch artig die gestellten Befehle. Mögliche Fehler perlten somit in diesem Augenblick restlos an ihm ab. Bewies sich der Jedi demzufolge gerade wirklich als solider Offizier der republikanischen Flotte? So wirklich glauben wollte Navara das nicht.

Dara Okis äußerst gelassene Stimme drang an sein Ohr.
„Unsere Abfangjäger an der Spitze machen keinerlei Feindbewegung auf Sternjägergröße aus. Das komplette System ist ruhig; der Zivilverkehr fließt weiterhin in einem angemessenen Tempo.“

Momentan lief das Manöver ohne irgendwelche schwerwiegenden Probleme ab. Vor Stazis strengen Augen zeigten sich die sieben Kriegsschiff der erst kürzlich gebildeten Kampfgruppe von ihrer aller besten Seite. Tadellos folgten sie sowohl dem Protokoll als auch den gegebenen Befehle. Bisher war noch kein Schuss gefallen – und insbesondere dieser Umstand gefiel dem grünhäutigen Twi'lek. Die anstehende Übergabe Coruscants sollte nach den Plänen der höchsten Ebenen vollkommen friedlich ablaufen. Kein Schusswechsel; keine Toten. Beide Seiten hatten bei diesem Ereignis zum Ziel, dass der erst kürzlich geschlossene Friedensvertrag noch einmal unterstrichen – respektive bestätigt – wird. Mit grimmiger Miene beobachtete der nichtmenschliche Commodore das aktuelle Geschehen über die laufende Projektion. Sein Blick fiel dabei vor allem auf die taktischen Vermerke, mit denen das Hologramm angereichert war.

Nun war es Dar Roosh, der leichtfüßig neben Navara trat, und sagte:
„Sir, ein Zwischenbericht von der 'Massive'. Die Sicherung der 'Golan-Stationen' schreitet bei dieser Gruppe genauso schnell und erfolgreich voran wie bei uns. Zudem hat Captain Agoch gerade die 'Halycon' zum Patrouillendienst beordert.“

„Eine einzelne Kampfgruppe für Coruscant“
, brummte just in diesem Augenblick nicht unweit vom Commodore entfernt der Feuerleitoffizier Bra'al Grob. „Das ist reiner Wahnsinn und schon in dieser Sekunde zum Scheitern verurteilt!“

Sofort ermahnte der uniformierte Rodianer mit zischender Stimme den breitschultrigen Houk. Doch Unrecht hatte der Lieutenant nicht. Im Gegensatz zum Zielsystem stellte der urbane Planet Wukkar einen verhältnismäßig ruhigen Ort dar. Hier trafen nicht jede Stunde zig Millionen – oder eventuell sogar Milliarden? – Frachter ein. Hier trafen sich nicht die beiden großen Handelsrouten Perlemian Trade Route und Corellian Run sowie die etwas kleinere Metellos Trade Route. Noch pulsierte das Coruscant-System. Womöglich änderte es sich, sobald die Übergabe stattgefunden hatte. Denn dann gehörten Planet und System zur Republik und nicht mehr zum Imperium, weshalb der Handel über die Perlemian und die Metellos Trade Route deutlich erschwert wurde. Darauf hoffte jedenfalls der Commodore. Schließlich stiegen damit die Chancen auf einen erfolgreichen Abschluss der Mission.

„Gewähren Sie Captain Agoch grünes Licht für sein Vorhaben, Captain“, befahl Navara.

***​

Recht zufriedenstellen für den Befehlshaber der Einheit sowie den Kommandeur der Fünften Flotte hatte das Manöver nach gut zwei Stunden sein Ende gefunden. Dabei hatten sich alle stets von ihrer besten Seite gezeigt, was bei Navara letztendlich einige störende Zweifel ausgeräumt hatte. Nun saß der hochgewachsene Twi'lek wieder in seinem Arbeitszimmer, brütete über diversen Berichten und hoffte, dass die Zeit bis zum Sprung nach Coruscant endlich vorüber war. Noch nicht richtig hatte er sich daran gewöhnt, dass mit seinem neuen Rang – sowie dem Privileg eine Kampfgruppe führen zu dürfen – auch der Anteil an Bürokratie mit einem Mal nach oben geschossen war. Er hatte sich nun nicht nur um die Belange seiner „Prometheus“ zu kümmern, sondern ebenso um die sechs anderen Schiffe seiner Einheit. Hinzu kamen noch der Truppentransporter und die Lazarettfregatte. Kurz gab der Commodore einen Seufzer von sich, legte den Stift zur Seite und lehnte sich für einige Minuten in seinem Sessel zurück.

Plötzlich ertönte der Türsummer und kurz darauf trat Lieutenant Bwua'tu ein. Blitzschnell salutierte der stämmige Bothaner, den man aufgrund der ganzen Situation mittlerweile zum Zweiten Offizier auf dem tiefblauen Mon Calamari-Sternenkreuzer befördert hatte, machte dann fix ein paar Schritte auf den recht breiten Schreibtisch zu und wartete dort geduldig auf eine Reaktion des ranghöheren Twi'lek. Gewohnt schläfrig wirkte der Blick des haarigen Wachoffiziers. Zwar funkelten mal wieder die goldenen Splitter in dessen grüner Iris, aber selbst das verleugnete bloß sehr geschickt die wahre Natur des Nichtmenschen. Denn wie die meisten seiner Spezies war auch Kolir Bwua'tu ein überaus aufmerksamer Zeitgenosse. Viele Dinge, die an Bord der „Prometheus“ passierten, erreichten früher oder später seine Ohren. In diesem einen Punkt schien der Wachoffizier somit Navaras persönlichem Steward zu gleichen. Freundlich nickte der nichtmenschliche Commodore.

Daraufhin begann der Lieutenant zu melden.
„Sir, ein Schiff des Jedi-Ordens hat sich vor wenigen Minuten unserer Formation angeschlossen. Man entschuldige sich für die Verspätung und freue sich darüber, dass wir auf sie gewartet haben. Die vielen Sätze über die historische Bedeutsamkeit dieser Mission sowie die große Ehre, die damit verbunden ist, erspare ich Ihnen an dieser Stelle mal. Nach der Ankunft Ihres Sekretärs, dem wir eine sehr komfortable Kabine zugewiesen haben, sind wir nun endlich vollzählig...“ Kurz räusperte sich Bwua'tu verlegen. „... was Admiral Stazi umgehend zum Anlass genommen hat, uns zum Sprung zu drängen.“

„Gut, Lieutenant“, entgegnete der Twi'lek. „Der Sprungbefehl kann nun erteilt werden. Wir werden dabei Berechnungen der 'Marksman' verwenden. Commander Forger soll also ohne Verzögerungen die Kampfgruppe mit den entsprechenden Daten versorgen. Schicken Sie mir anschließend meinen Sekretär zu mir.“

Langsam nahm die Einheit, die sich um die schwerfällige „Prometheus“ gebildet hatte, an Fahrt auf und überließ die führende Position dabeider schmächtigen Assassin-Korvette. Danach folgte einsam die „Halycon“, eine Fregatte aus Dacs einzigartigen Werften. Ein paar Kilometer dahinter hatte sich die breite, klobige „Massive“ positioniert. Die „Genesis“ und die „Mon Reve“, beides Kreuzermodelle, flankierten derweil den Mon Calamari-Sternenkreuzer der riesigen Neunziger-Klasse, während die „Jaminere“ gemeinsam mit dem Truppentransporter und der Lazarettfregatte in dessen ausladenden Heck flogen. Dazwischen hatte sich irgendwo noch das klitzekleine Schiff der Jedi in die Formation eingeschlichen. Immer mehr entfernte sich die Kampfgruppe von dem belebten Stadtplaneten. Man ließ Wukkar – und die dortigen Geschehnisse – hinter sich. Und als die gesamte Einheit endlich den Sprungpunkt erreicht hatte, sprangen die Schiffe geschlossen in den Hyperraum. Nun gab es für sie kein Zurück mehr. Unaufhörlich näherten sie sich ihrem Ziel: Coruscant.

[Hyperraum | nach Coruscant || Coruscant-Kampfgruppe | [MC90] „Prometheus || Deck Eins | Kajüte des Kommandierenden] Commodore Navara Ven allein​

[OP: Weiter im Thread "Weltraum (Neue Republik)"]
 
[Core Worlds | Wukkar-System, Nahe des simulierten imperialen Verbandes | MC30 Halcyon, Brücke | Commander Garnik, Captain Agoch (via Holo) und Brückencrew]


Es dauerte nichtlange, bis die Verbindung mit der Massive stand und ein blau schimmernder Captain, vor Aldor auf den Holotisch projiziert , ihm seine Frage beantwortete. Er nutzte diese Verbindung auch direkt, um dem Mon Calamari neue Befehle zu erteilen.

Seine Aufgabe sollte es sein, innerhalb der nächsten Stunden ein möglichst Flächendeckendes Patrouillensystem für das System zu entwickeln, um mit dessen Hilfe alles Schiffsbewegungen zu überwachen.

"Ja, Sir, ich habe ein wenig Erfahrungen mit Patrouillenflügen, aber so einen Plan habe ich noch nie entwickelt, aber ich werde mein bestes geben", gab er offen und ehrlich zur Antwort. Zwar konnte Aldor sich schon ein wenig vorstellen, wie er das ganze ungefähr bewerkstelligen wollte und der Jedi hatte ihm auch mit den Sonden bereits einen kleinen zusätzlichen Tipp gegeben. Den Rest wollte er aber versuchen, selbst und erst mal ohne fremde Hilfe hinzubekommen. Somit salutierte er vor dem Abbild des Jedi und unterbrach dann mit einem "Halcyon Ende!" fürs erste das Gespräch.

Sobald das Hologramm des Captains aus der Brücke verschwunden war, sprudelte es auch schon aus Aldor heraus.

"Mister Rehal, sie werden fürs erste die Brücke und das Kommando übernehmen. Lassen sie sich auf keinen Fall provozieren. Ich will nicht auch die noch so kleinste Provokation sehen, wenn sie nicht einhundert Prozent überfällig ist", wandte er sich an seinen Ersten Offizier.

"Verstanden, Sir", antwortete dieser in militärischem Ton und wandte sich dann wieder dem Geschehen auf der Brücke zu, von dem Aldor immer mehr abzudriften schien. Zwar wusste er grob, was er denn zu machen hatte, aber es nagten dennoch gewaltige Zweifel an sich selbst in ihm, die nur durch den beinahe Zusammenstoß vorhin wieder richtig aufgekocht waren.

"Holen sie mir Captain H'ulek und ihre Staffel in einen Briefingraum, ich will mit ihnen über den Auftrag von Captain Agoch reden, sofort!", rief er noch in den Raum, bevor er etwas zu hektisch die Brücke verließ.

Bereits im Turbolift, der ihn vom Brückenturm tiefer in das Innere des Schiffes brachte, war Aldor nicht mehr wirklich ansprechbar. Er bereute es ein wenig, nicht weitere Hilfe angenommen zu haben, doch irgendwo hatte selbst er seinen Stolz. Er würde schon einen Weg finden und vielleicht konnte man ihm ja sogar ein paar mehr Raumjäger von anderen Schiffen abtreten, womit sich das Ganze dann vielleicht noch ein wenig vereinfachen ließ. Jedenfalls würde es ein riesiges Stück Arbeit für sie alle bedeuten.

Die gesamte Staffel der Halcyon erwartete ihn bereits in einem der Besprechungsräume. Sofort waren 12 Augenpaare verschiedenster Spezies auf ihn gerichtet, während sich die Piloten erhoben und ihm salutierten.

"Rühren sie sich, meine Herren", erwiderte Aldor, ohne zu salutieren. Das hatte er heute schon viel zu oft getan.

"Ich komme gleich zur Sache. Wir haben die Aufgabe bekommen, innerhalb der nächsten Stunden einen Patrouillenraster zu entwickeln, um den gesamten Luftverkehr hier im System möglichst komplett abzudecken. Fragen oder Anmerkungen bis hierhin?", startete Aldor ohne Umschweife.

"Ja Sir, da wäre eine", meldete sich der Staffelführer, ein Rothäutiger Twi'lek, ohne Umschweife mit einem Fingerzeig. "Wie genau sollen wir das mit einer Staffel genau bewerkstelligen?", stellte der Captain die entscheidende Frage.

"Nun, das wurde bis jetzt mehr oder weniger offen gelassen. Ich schätze, wir können zur Not auf ein paar Kontingente von anderen Schiffen nutzen. Aber primär müssen wir mit unsren Maschinen und unseren Sensorsonden arbeiten, in Ordnung?", antwortete Aldor zurückhaltend. Der muskulöse Twi'lek nickte zustimmend und schwieg.

"Also, ich habe mir das wie folgend gedacht, meine Herren: Wir werden die Staffel in Sechs zwei-Maschinen Rotten aufteilen, die dann jeweils einen Planquadrat patrouillieren werden. Wie viele Sensorsonden haben wir zum ausbringen?", begann Aldor sofort mit der Besprechung des Planes.

"Sir, wir haben zwölf Sonden zur Verfügung", kam da die Antwort von einem etwas unscheinbaren, jungen Menschen. Aldor nickte.

"Gut, dann werden in jeden dieser sechs Sektoren zwei Sonden so auslegen, dass wir möglichst die Hyperraumsprungpunkte in das System abgedeckt haben", spann Aldor seinen Plan weiter. Die Idee gefiel ihm soweit ganz gut und sie schien mit relativ wenigen Raumjägern zu bewerkstelligen zu sein.

"Gut, gibt's es dazu noch Anregungen oder Verbesserungen?", fragte er nach einer stillen Pause in die Runde.

Es kamen keine Einwände. Eigentlich für Aldor ein wenig enttäuschend, da er eigentlich kompetente Hilfe und Tipps erwartet hatte. Er ließ seine Schultern ein wenig sinken.

"Damit kennen sie wohl ihren Einsatzbefehl! Also ausrücken!", rief er und die Soldaten sprangen auf, salutierten und machten sich auf den Weg in den Hangar.

Plötzlich kam eine Nachricht von der Brücke. Der Commodore hatte das Manöver soeben beendet. Ziemlich ernüchtert für ihn, wie Aldor feststellen musste, immerhin hatte jetzt niemand sehen können, wie gut sein Plan wirklich funktionierte. Aber daran war jetzt nicht mehr zu ändern.

Aldor machte sich wieder auf zur Brücke, um sich dort noch einen Lagebericht geben zu lassen und dann würde er einen Bericht über den Verlauf schreiben. Und irgendwann, in gar nicht allzu weiter Ferne wartete dann auch schon der Sprung von Wukkar nach Coruscant.


***


Viel zu früh stand Aldor wieder auf der Brücke und machte sein Schiff für den nun endgültigen Sprung in das Kernsystem der Galaxie bereit. Doch wie konnte man als so unerfahrener Offizier eine so unerfahrene Mannschaft auf so ein Bahnbrechendes Ereignis vorbereiten? Er hatte die Antwort noch nicht gefunden. Admiral Stazi würde sie wissen, Commodore Ven sicherlich auch und vielleicht auch Captain Agoch, aber er selbst nicht. Klar gab es ein paar allgemeine Floskeln, die Mut machen sollten, aber das fand er hier nicht angebracht.

Dennoch musste irgendetwas her und somit erhob Aldor sich und ließ einen Kanal für das Schiff öffnen.

"Meine Herren", begann er mit schwerer Stimme und einem Kloß im Hals. "In wenigen Augenblicken springen wir in den Kern unserer Galaxie. Nach Coruscant. Niemand weiß genau, was uns dort erwartet. Aber, was auch immer es ist, wir werden es unter Kontrolle bringen müssen. Und ich bin selbst der Überzeugung, dass wir das auch hinbekommen werden. Mehr bleibt mir jetzt nicht zu sagen, außer dass ich uns allen viel Glück wünsche", als er geendet hatte, fühlte sich der Commander um einiges besser. Für ihn klang das gar nicht so schlecht, was er da von sich gegeben hatte.

Aldor ließ sich wieder auf seinen Sessel sinken und schwieg, während sie alle auf den endgültigen Sprungbefehl warteten. Dann war es endlich soweit und die Masseschatten der Sterne wurden zu langen Strichen und flogen an den Scheiben des Schiffes vorbei. Soeben gingen sie alle in die Geschichte ein, so viel war absolut sicher.


[Core Worlds | Wukkar-System, Hyperraum auf dem Weg nach Coruscant | MC30 Halcyon, Brücke | Commander Garnik und Brückencrew]
 
[von Coruscant System - LTK "Massive" - Deck 2 - Quartier des Kommandanten] Levice Vajetsi, Bru-Th Agoch

Angespannt lauschte die Braunhaarige darauf, was immer Meister Agoch aus den von ihr in Worte gekleideten Gedankengängen schlussfolgern würde. Er sprach nicht den ihr unliebsamen Aspekt der Meditation an, sondern riet ihr stattdessen, wie sie die anderenfalls womöglich hinderliche Umgebung vorteilhaft nutzen konnte. Sie nickte, auch wenn sie den vorausgesagten Erfolg noch nicht vor sich sehen konnte. Levices Augen weiteten sich ein wenig überrascht, als ihr Gegenüber sich erhob, simultan die Lichtquelle der Kerze durch die künstliche aber nicht weniger warme Beleuchtung des Raumes ersetzte und sie anschließend hieß, die Kerze an ihren Platz zurückzubringen. Sie war dankbar, dass er ihre größere Schwierigkeit noch nicht an diesem Tag zum Thema gemacht hatte. Die suggerierte Modalität für ihre Meditationsübung nahm sie gerne auf und vermutete, dass sie ihr letztlich helfen könnte, auch das letzte Hindernis zu überwinden. Optimistisch hob die vor dem ihr gewiesenen Regal angelange Padawan die Hand, um die Kerze abzustellen, als ihr Mentor erneut das Wort ergriff. Ihre Hand hielt in der Bewegung inne und ihre Besitzerin erinnerte sich ihres eigenen Gedankenganges. Die Frage war offenkundig rhetorischer Natur und nur eine zielsichere, direkte Einleitung. Ein leises Klacken entstand, als sie langsam sie Kerze abstellte und deren Gefäß den Regalboden berührte. Wortlos wandte sie sich um und zwang sich dazu, zuzuhören und nicht wegzusehen.
Unter Jedi aufgewachsen zu sein hielt eine aufgebrachte Erwiderung zurück, die ihr auf die Zunge sprang, als Meister Agoch die Erwartung formulierte, dass sie jene Angst, die sie am Rande einer leichten Meditation empfand, zu überwinden lernen solle.

»Ja, Meister«, fiel ihre Antwort daher bewusst knapp aus. Die traditionelle Phrase diente ihr nicht nur als formale Bestätigung, sondern auch als Medium, das all jene Nuancen in sich trug, die die Padawan nicht in Worte zu fassen beabsichtige. Wie die meisten Personen, die nicht gerade voll ausgebildete Jedi waren, widmete sie sich ungern Dingen, die sie nicht beherrschte und die ihr Unbehagen bereiteten. Das wurde nur noch davon übertroffen, dass jemand sie aussprach. Und das in diesem Fall auf eine Weise, die es so einfach klingen ließ. Ja - weshalb sprang sie auch nicht einfach von jener metaphorischen Klippe? Auf den Gedanken war sie bislang durchaus selbst gekommen. Hingegen hatte es möglicherweise einer Person bedurft, die ihr sagte, dass sie genau das tun musste. Unzufrieden mit dieser Anleitung, die ihrer Ansicht nach keine war, folgte sie dem hochgewachsenen Jedi und ließ sich ebenfalls auf einem der Sessel nieder. Daran, dass die Auswertung der Eignungstests vom Morgen und Nachmittag noch ausstand, hatte sie fast nicht mehr gedacht und widmete sich dem willkommenen Themenwechsel, der sich auch einnehmender herausstellte, als sie erwartet hatte.

Was genau die Zusammenfassung hergab, vermochte das Interesse der jungen Frau nicht hinreichend zu wecken, sodass sie die Resultate anschließend auch nicht zur Hand nahm. Augenblicklich war sie zufrieden, dass die Ergebnisse ihren Meister zufriedenstellten, denn in ihr keimte inzwischen der Verdacht, dass seine Ansprüche zeitweise schwieriger zu erfüllen sein würden als ihre eigenen.

Dass die von Lieutenant Niosta empfohlenen Bereiche zumindest Teil ihrer Stärken waren, überraschte Levice nicht, schließlich gehörte es auch zur Ausbildung einer Jedi dazu, die eigenen Fähigkeiten irgendwann möglichst korrekt einschätzen zu können. Allerdings hätte sie sich selbst allein aufgrund ihrer Erfahrung viel eher medizinische Aufgaben zugeordnet. Diese abweichende Einschätzung manifestierte sich nach außen hin in leicht hochgezogenen Augenbrauen. Doch offenkundig war jedenfalls heute nicht der Tag, an dem ihre Präferenzen entschieden und die junge Frau vermutete, dass sich daran so bald auch nichts ändern würde. Die Hintergründe der Entscheidung Meister Agochs zu entschlüsseln und sie zu diesem Zweck aus allen Blickwinkeln zu beleuchten, verschob Levice auf einen späteren Zeitpunkt. Bereits die gegenwärtige Gesellschaft war nicht die passende dafür.

Die nächste Neuigkeit betraf ihren Aufenthalt auf Wukkar, den sie offenbar vornehmlich in der benannten Akademie verbringen würde. Das fand die Aufmerksamkeit und das Interesse der Braunhaarigen. Immerhin würde es ihr ermöglicht werden, sich teilweise vorzubereiten. Zwar nahm sie die Weisung in Bezug auf ihr Lernverhalten ernst, konnte sich jedoch kaum vorstellen, wie viel anspruchsvoller sich die bevorstehende Akademieausbildung im Vergleich zum Training eines Jedi überhaupt gestalten konnte. Zusammen mit dem Fakt, dass ihre Leistungen in den Eignungstests nach den hier geltenden Maßstäben offenbar weitgehend überdurchschnittlich bewertet worden waren, stimmten sie die derzeitigen Aussichten optimistisch. Und zumindest in einer Hinsicht stimmte sie fraglos mit ihrem Meister überein; sie würde viel Neues mitnehmen können.

»Das habe ich vor. Ich bin gespannt, was mich erwartet. In diesem Fall« fuhr sie fort, als sie aufgrund des letzten Hinweises wahrnahm, dass sich das Gespräch dem Ende zu neigte, »- mit Eurer Erlaubnis - würde ich mich wieder zurück zum Gästequartier begeben.« Eine kurze Verbeugung tat der Höflichkeit Genüge nachdem sie verabschiedet worden war.

Nicht viel später saß Levice mit überkreuzten Beinen auf dem Boden ihres Quartiers. Sie hatte auf dem Rückweg einen kurzen Umweg genommen und sich entsprechend ihres Auftrages eine Uniform besorgt. Die Kleidungsstücke lagen vor ihr und Levice reflektierte müßig, dass sich gegenwärtig mehr Kleidungsstücke in ihrem Besitz befanden als jemals zuvor. Eine schnelle Inspektion förderte ein blaues Hemd, beigefarbene Hosen und eine gleichfarbige Jacke samt schwarzer Stiefel zu Tage. Die Kleidung war jener, die sie als Jedi außerhalb der Flotte getragen hätte, nicht unähnlich wie sie beiläufig feststellte. Und doch vollkommen anders in ihrer Bedeutung. Levice begann sich umzuziehen.

Nur wenige Stunden später verließ die Massive den Hyperraum des Corellian Run, beanspruchte ihren Platz im Wukkar-System und näherte sich mit Sublichtgeschwindigkeit dem gleichnamigen Planeten. Die junge Jedi an Bord bekam indessen von dem und allem anderen wenig mit. Nachdem sie ihre neue Kleidung angelegt hatte, hatte sie sich auf einer der während ihres bisherigen Aufenthaltes ungenutzten Sitzgelegenheiten niedergelassen und eine Abhandlung auf ihrem 'Pad aufgerufen, deren Studium sie auf Lianna unterbrochen hatte. Ihre Mühe blieb jedoch fruchtlos, körperliche und geistige Erschöpfung machten sich bemerkbar und ließen sie stattdessen in einen leichten Schlaf fallen. Es war in der Folge an ihrem Comlink, missbilligende Blicke auf sich zu ziehen, als er sie nicht viel später pflichtbewusst zu wecken wusste. Die Nachricht hingegen machte sie wach. Dass sie bereits am heutigen Abend aufbrechen würden, bezog sich offenbar auch darauf, das Schiff zu verlassen - die angekündigten zwei Tage hatten sich effizient verkürzt. Weiter darüber nachzudenken blieb ihr keine Zeit, hastig sammelte sie ihre überschaubaren Besitztümer ein und machte sich auf den Weg zum Hangar. Dort traf sie den Captain der Massive an und Levice fragte sich beiläufig, wie viel Zeit er wohl auf diesem Schiff verbracht haben mochte, das er in naher Zukunft gegen ein anderes eintauschen würde.


[Wukkar-System - LTK "Massive" - Hangar] Levice Vajetsi, Bru-Th Agoch
 
[Wukkar System | LTK "Massive" | Deck 4 | Hangar] Meister Agoch


Er war etwas zu früh dran, wie so häufig, gestand er sich vorbehaltslos selbst ein und schmunzelte bei dem Gedanken innerlich, während kein Anzeichen der Erheiterung es auch nur wagte, seine ernste, pflichtbewusste Kommandantenmiene zu durchbrechen. Und so kam es, dass Captain Bru-Th Agoch um etwa halb elf republikanischer Standardzeit bereits den Hilfs- und Beiboothanger betrat, obwohl ein Shuttle ihn und seine Padawan erst gegen 23:07 Uhr in Richtung Wukkar transportieren sollte. Nachdem sich die breite Tür des Turbolifts mit der gewohnten Lautlosigkeit geöffnet hatte und dem großen Corellianer den Blick auf den mit allerlei kleineren Raumfahrzeugen, Landungsbooten und dazugehörigem Wartungsequipment bestücktem Hangar eröffnete, trat Bru-Th ehr zögerlich aus der Tür, als mit der sonst einem Offizier innewohnenden Geschlossenheit los zu stapfen.

Jetzt, da der Moment gekommen war und er die Massive verließ, durchströmte ihn Wehmut, gepaart mit der Erkenntnis, dass dieser klobige Haufen Metall und die nicht einmal dreihundert Mann starke Besatzung mit all ihren Charakteren, ihm doch in den letzten Jahren das geworden waren, was einem Zuhause wohl am nächsten kam. Bru-Th hielt einen Moment inne und blieb sogar stehen, nur um sich abermals um zu sehen, wie er es schon den gesamten Tag über wieder und wieder, in den verschiedensten Räumen, Sektionen und Orten gemacht hatte, als wolle er ein letzten Mal versuchen, all die vertrauten Impressionen und Gedanken sich durch die neuerliche Bewusstmachung irgendwie zu konservieren. Es war eine Marotte, wusste er, doch in diesem Falle hatte er sie genutzt, um sich - natürlich vollkommen beiläufig -, denn das Dinner der Führungsoffiziere plus einiger ausgewählter Personen hatte bereits gestern Abend in der Messe stattgefunden, von allen durch eine letzte 'Inspektionstour' zu verabschieden. Ihm war ein wenig unwohl bei dem Gedanken an all die Erinnerungsstücke und Präsente, die man ihm im Verlauf des Tages noch 'untergejubelt' hatte, denn als Jedi musste er sie selbstverständlich ablehnen. Doch die Gesten des gegenseitigen Respekts und der freundschaftlichen Verbundenheit gingen ihm dann doch nahe, was wohl insgeheim mindestens genauso problematisch war, aus Sicht des Jedi Ordens jedenfalls.

Bru-Th näherte sich dem kleinen Shuttle langsam und erkannte, wie eine speziestechnisch bunt gemischte Traube von Deckpersonal damit beschäftigt war, die Kühlmittelbestände des Raumfahrzeugs zu befüllen, letzte Instandsetzungen an den Schubauslassdüsen vorzunehmen und einen kleinen, doch rotfarbenen Teppich auszurollen. Ihm war es gar nicht in den Sinn gekommen, dass er durch seine verfrühte Anwesenheit für Verstimmung sorgen konnte, doch nachdem der fischköpfige Mon Calamari, der diesen kleinen Trupp anzuführen schien, ihn entdeckt hatte, schien er bei diesem genau diese Gemütslage hervor zu rufen, nebst der überwältigend großen Sorge, 'es verbockt zu haben'.

"Sie liegen perfekt im Zeitplan, Chief Darwack. Ich drehe nur meine letzte Runde, lassen Sie sich nicht bei der Arbeit stören",

erklärte Bru-Th fast hastig, während er beschwichtigend mit beiden Händen auf den Mon Calamari einwirkte, und schließlich doch mit Hilfe der Macht eine schwache Blase der Unaufdringlichkeit um sich legte, um von seiner Person nachdrücklich abzulenken. Beim Anblick des roten Teppichs schüttelte der ehemalige Kommandant der Massive, denn das war er seit gut vier Stunden, energisch den Kopf. Er hatte es abgelehnt, mit großem Pomp und allen militärischen Ehren, die ihm zugestanden hätten und die Commander Saris auch auffahren lassen wollte, von Bord des Schiffes zu gehen, und eigentlich hatte Bru-Th auch gedacht, dass er mit seinem Anliegen recht erfolgreich gewesen war, doch dieses rote, gewebte Etwas, das den Eingang des Shuttles 'verzierte', war der unwiderlegbare Beweis, dass Kytana Saris auch diesmal sich nicht einfach mit der Situation abgefunden hatte. Das folgende Schmunzeln ließ Bru-Th zu, aus ganzem Herzen. Die Zeit verging, ohne dass sie dem hochgewachsenen Jedi Meister und Offizier der Streitkräfte wirklich bewusst gewesen war, und erst die klackenden Schritte, welche die frisch polierten Stiefel einer gewissen Padawan auf dem metallisch glattem Hangarboden verursachten, sorgten dafür, dass er leicht den Blick hob.

"Dann wird es wohl Zeit, dass ich der Massive den Rücken kehre",

dachte er laut und betrat zusammen mit Levice das Passagierabteil des Flottenshuttles, das den Auftrag hatte, sie auf die dicht bevölkerte Welt Wukkar zu bringen, genauer gesagt in einen Komplex, den die Flotte der Neuen Republik erst vor kurzem, in der westlichen Ancill-Provinz hatte bauen lassen. Wukkar, das war kein Geheimnis, war Sprungbrett und strategisches Hauptquartier der fünften Gefechtsflotte, welche sich um die Einnahme und die Sicherung Coruscants kümmerte. Abgesehen von einem Piloten und einem Bordmechaniker, waren sie beide die einzigen Passagiere während des Flugs, und deshalb schlug Bru-Ths auch vor, sich jeweils in einen, der für breitere Spezies ausgelegten Comfort-Sessel zu begeben, wo zumindest er es sich rasch bequem machte. Levice tat es ihrem Meister nach, doch so einladend das ergonomisch geformte Polster des Sessels auch war, so angespannt war auch die Liannesin.

"Dir geistert noch immer dein Scheitern bei der Meditationsübung durch den Kopf, stimmts?",

fragte er weit weniger förmlich, als es sich für einen Jedi Meister vielleicht geziemt hätte, doch seit jeher vertrat er den Standpunkt, dass eine gewisse Intimität und Vertrautheit miteinander, die Basis einer Meister-Padawan-Beziehung war. Ein Meister war nicht nur ein Lehrer, der den Fortschritt seines Schülers begünstigte, forcierte und gelegentlich auch tadelte, sondern selbstverständlich auch Bezugsperson, ja sogar Freund, in einem gewissen Maße.


[Wukkar System | LTK "Massive" | Deck 4 | Hangar] Meister Agoch, Levice Vajetsi
 
[Wukkar-System - LTK "Massive" - Deck 4 - Hangar] Levice Vajetsi, Bru-Th Agoch

Ihre Stiefel verursachten mit jedem Schritt ein Geräusch. Nicht aufdringlich, aber nicht destotrotz war es da und es zehrte bereits jetzt an ihren Nerven. Sie sehnte sich nach den lautlosen Sohlen ihres vorherigen Schuhwerkes und zupfte gleichzeitig an ihrer neuen Uniform herum, die sich auch alle Mühe gab, möglichst ungewohnt anzuliegen.

Ihre Anstrengungen blieben jedoch fruchtlos, sodass sie sie für den Moment ruhen ließ. Der Blick der Padawan blieb an dem leuchtend roten Teppich hängen, der am Eingang des Shuttles platziert worden war und somit auch dem unaufmerksamsten Beobachter den richtigen Weg wies - oder eben eine wichtige Person verabschiedete.

Die Dekoration erschien ihr fremdartig, vielleicht albern, in jedem Fall aber überflüssig. Niemals hatte sie einen Jedi ein Ort in dieser Weise betreten oder verlassen sehen, dann allerdings betraf nichts von dem, was sie sah, ihren Meister in seiner Position als Jedi. Von dem Gedanken ablassend folgte sie ihm über das rote Tuch ihrer Überlegungen und bemerkte aus den Augenwinkeln und einem Gefühl heraus, dass nicht wenige seine Schritte beobachteten. Als sie sich aus Neugierde heraus stärker auf die Beobachtenden konzentrierte, entfaltete sich das Empfinden als eine Art zufriedener Wehmut.

»Man lässt Euch nicht gerne gehen«, antwortete sie daher prompt auf den ausgesprochenen Gedanken, dass es nun an der Zeit sei, der Massive den Rücken zu kehren.

Sie ließ sich in dem nahezu leeren Shuttle in einen Sitz neben ihrem Meister nieder aber ihr war nicht danach, sich zurückzulehnen. Zwar hatte sie auf dem Weg zum Hangar Mühe gehabt, ein Gähnen zu unterdrücken, doch war sie ebenso müde wie nicht ausgelastet. Einen Anteil ihres Tagesablaufes in einem Trainingsraum zu verbringen war neben täglicher Routine auch ein Bedürfnis geworden. Drei Tage ohne eine vergleichbare Belastung erschienen ihr eine endlose Zeit.

‚Wahrscheinlich liegt es auch daran, dass ich mich nicht konzentrieren kann.‘ überlegte sie, als sie die frühen Abendstunden Revue passieren ließ. Aber natürlich war das nur die halbe Wahrheit.

Der Tonfall, mit dem ihr Meister seine Frage äußerte, die sie erfolgreich aus ihren Gedanken riss, mochte amüsiert sein. Sicher konnte sie auch nicht sein, nachdem sie ihn ertappt angesehen und mit ihren Sinnen kurz nach einer in der Macht präsenten Intention getastet hatte.

Ohne Zweifel war diese Frage ebenfalls rhetorisch, sodass Levice sich gar nicht die Mühe machte, etwas anderes zu behaupten. Seine Wortwahl ließ die Padawan kurzzeitig zögern. Nicht, dass sie erfolgreich gewesen war, aber ein ‚Scheitern‘ – ihr Gesichtsausdruck war ein Spiegel rein akademischen Interesses, vollkommener Unschuld, aber während sie ihre Mimik unter Kontrolle hatte, bewegte sich die Macht um sie in feinen, verschmitzten Wirbeln, einem nicht sichtbaren Lächeln.

»Scheitern in seiner Bedeutung als Nichterreichen eines gesetzten Ziels würde bedeuten, dass ich ein festgelegtes Ziel nicht erreicht habe. Den Zweck der Meditationsübung habt Ihr als Mittel zur Feststellung meines Lernfortschrittes beschrieben und Ihr sagtet auch, dass dies gelungen war. Insofern ist die Übung erfolgreich gewesen? « schloss sie mit einer arglosen Frage, als ließe ihre Argumentation offenkundig gar keinen anderen Schluss zu.


[Wukkar-System - LTK "Massive" - Deck 4 - Hangar] Levice Vajetsi, Bru-Th Agoch
 
[Wukkar System | Anflug auf den Planeten | militärisches Shuttle | Passagierabteil] Meister Agoch, Levice Vajetsi


"Ach so ist das",

raunte Bru-Th seiner Padawan mit hochgezogenen Augenbrauen und einer nachdenklich ans Kinn gelegten Hand zu, dann schlug er seine Beine übereinander und richtete sich in seinem Komfortsessel ein Stück weit auf. Da saß sie vor ihm, jung, unbekümmert und zweifelsohne bereit, sich jeder Herausforderung zu stellen, dachte Bru-Th innerlich amüsiert, und doch war Levice als selbstständige Persönlichkeit so gänzlich anders als Blaine, sein letzter Padawan und mittlerweile Jedi Ritter. Wo der Zabrak aufbrausend war, verhielt sich Levice abwartend, wo er auf schwierige Probleme mit einer gewissen, seiner Spezies innewohnenden, Stur- und Hartnäckigkeit reagierte, ging sie eher analytisch vor, teilte ein Problem in lösbare Häppchen und widmete sich jedem einzeln. Und schließlich, wo Blaine die Dinge schonungslos beim Namen nannte, ging Levice eher subtil vor. Humor hatten offenbar beide.

"Dann darf ich also davon ausgehen, dass du in Zukunft jedes meiner Worte auf die sprichwörtliche Goldwaage legen wirst?",

meinte er trocken und erst dann bemächtigte sich ein feistes Schmunzeln der Züge des blondhaarigen Jedi Meisters. Nichts desto trotz erstaunte ihn ihre analytische Fähigkeit, mit der sie seine Äußerung zu ihrem Erfolg bei der vergangenen Meditationsstunde seziert und rhetorisch gegen ihn verwandt hatte. Selbstverständlich war es lediglich ein Ablenkungsmanöver, ebenso wie seine ungezwungene Bemerkung, ihren Kopf, und was darin so alles seine Bahnen zog, mit ihm zu teilen, nur ein Angebot war.

"Hör zu, ich weiß, dass die Hierarchie des Ordens streng ist, ebenso wie der Konkurrenzdruck, unter dem ein Jüngling steht. Wenn ich dich jedoch frage, wie es dir geht, dann ist das keine Fangfrage oder irgendein obskurer Test, Levice", erklärte er mit ruhiger Stimme und einem leichten Nicken, das seine Empathie bekundete. "Wenn du Schwierigkeiten hast oder dich ... 'Dinge' belasten, kannst du jederzeit zu mir kommen. Wir werden beide in den nächsten Wochen uns wünschen, dass der Tag sechsundzwanzig oder gar dreißig Stunden hat, doch für meine Padawan habe ich immer Zeit. Immer!"

Vielleicht hatte er die ausweichende Antwort, die zudem den feinen Humor seiner neuen Schülerin offenkundig werden ließ und den Bru-Th bereits jetzt mochte, überbewertet, doch ihm war einfach wichtig, dass zwischen ihnen jene Klarheit herrschte, die dafür sorgte, dass nichts zwischen sie kam. Die leichte Rötung der Haut seiner Padawan, vermutlich aus Verlegenheit, übersah Bru-Th wohl gekonnt bzw. überstrahlte sie einfach, als er Levice aus ganzem Herzen anlächelte, auch um sie nicht zu nötigen, etwas erwidern zu müssen. Was die Liannesin empfand, spürte er so deutlich, wie er sich der lebendigen Macht in allen Dingen bewusst war.

Der Flug mit dem orangefarbenen Shuttle des Typs RM-09 verlief ziemlich ereignislos und dauerte etwas mehr als eineinhalb Stunden, wovon das letzte Drittel einem durch den stetig größer werdenden Anblick des grüngrau leuchtenden Planeten selbst versüßt wurde. Wukkar war weiß Gott nicht eine Perle von einem Planeten, wie Beispielsweise die Wasserwelt Mon Calamari oder der goldrot schimmernde Planet Tatooine, der in den vergangenen Dekaden einiges an Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, doch Bru-Th gefiel es stets, einen Himmelskörper von Nahem zu betrachten. Es erinnerte ihn auf eine verdrehte Art und Weise daran, wo er her kam und gelegentlich auch, für was die Jedi eigentlich kämpften. Für die Menschen, die auf diesen 'Inseln im All' lebten.

Mit atemberaubender Geschwindigkeit senkte sich das Shuttle Richtung Planetenoberfläche, vorbei an gigantischen industriellen Anlagen, welche Wukkar auf einer Umlaufbahn umkreisten, vorbei an Wetterkontrollsatelliten, Strömen aus an- und abreisenden Raumfahrzeugen, die sich auf streng begrenzten, zivilen Flugkorridoren bewegten und auch vorbei an einigen Kriegsschiffen der Neuen Republik, von denen Bru-Th aber keines der äußeren Kennung nach kannte. Nach weiteren zwanzig Minuten, der Pilot der Fähre hatte mittlerweile die Bremsraketen gezündet und Levice, wie auch er selbst, wurde dabei heftig in die wohlgepolsterten Sitze gedrückt, entdeckte Bru-Th an Steuerbord die erst vor kurzem errichtete Militärbasis. Noch bis vor wenigen Monaten schien es nahezu unmöglich, allein den Gedanken daran zu verschwenden, so tief in ehemals imperialem Gebiet eine Vorschubbasis der Allianz errichten zu können, doch nun, im feurigen Schein der Landetriebwerke, erblickte Bru-Th fast zwei Dutzend eilig aus dem Boden gestampfte Gebäude, einen leistungsstarken Energiegenerator - vermutlich für einen Verteidigungsschild - und mindestens zehn größere Hangars, welche entlang eines natürlichen Canyons, an dem die Basis lag, in dessen Seitenwände getrieben wurden. Die gigantischen Maschinen, welche dieses vollbracht hatten, standen noch in der Nähe und beeindruckten Bru-Th nicht weniger.

"Wenn meine Informationen richtig sind, beabsichtigt die Sektoradmiralität in diesen Hangars mindestens vier ganze Geschwader Raumjäger unterzubringen. Das ist eine beachtliche Kampfkraft",

interpretierte er die nackten Zahlen für seine Padawan, dich sich vermutlich in ihrem jetzigen Leben mit dererlei militärischen Dingen noch nie auseinandergesetzt hatte. Das würde sich bald ändern, wusste Bru-Th, denn auf dieser neu eingerichteten und in monotonem grau gehaltenen Militärbasis, die fast zwölftausend Menschen bevölkerten, gab es auch eine Offiziersschule.

Als die Triebwerke des Shuttles bereits abgeschaltet waren, zauberte Bru-Th wie durch Geisterhand ein kleines Datapad aus der Tiefe einer kleinen Aktenmappe, die er neben sich auf den Sessel gelegt hatte. Er überreichte sie Levice wenig feierlich und stand auf, wofür er seine Gehhilfe wieder an sich nahm.

"Vier Wochen können eine lange Zeit sein, doch um auch wirklich ganz sicher zu sein, dass dir nicht langweilig wird, habe ich einen individuellen Trainingsplan für dich zusammengestellt, der die Lücken zwischen den Vorlesungen, Mahlzeiten und Schlafeinheiten effektiv füllen sollte. Du solltest mit den Übungen vertraut sein. Trainiere insbesondere mit dem Übungslichtschwert gewissenhaft, denn nach deiner Rückkehr werde ich dich in das 'Soresu' einzuweisen. ... Wenn du bereit bist",

mahnte er mit verschmitzter Miene an, doch verzichtete darauf, drohend den Finger zu heben. Die Verabschiedung gestaltete sich etwas hölzern, doch Bru-Th blieb wenig Zeit, um noch darüber nach zu denken, denn ein Adjutant von Admiral Stazi erwartete ihn bereits am Ende des Rollfeldes und hatte offenbar den Befehl, ihn nach seiner Ankunft direkt in das Büro des Befehlshabers der fünften Gefechtsflotte zu bringen, der im Moment auch die Massive, sein nunmehr altes Schiff, zugeteilt war. Der Weg durch den großen Militärkomplex erwies sich durchaus als ein nicht einfaches Unterfangen, denn überall waren noch Baumannschaften unterwegs, sorgten unvollendete Gebäudeteile dafür, dass man den direkten Weg nicht einschlagen konnte, etc. Bru-Th überraschte jedoch, dass der Flugbetrieb jedoch bereits aufgenommen worden war.

"Hier entlang, Captain",

dirigierte ihn der Lt. Cmdr. höflich, ein schneidiger Bothaner mit cremefarbenem Fell, der Bru-Th zwar jede nur erdenkliche Höflichkeit, die ihm aufgrund seines Ranges zustand, gewährt hatte, jedoch innerlich weit weniger wohlwollend über den Jedi Meister in Uniform dachte, und für Bru-Th bestand kein Zweifel darin, dass die Antipathie des Offiziers auf der Tatsache fußte, dass er ein Jedi war. Mit einem angenehmen Zischen öffnete sich die doppelflügelige Tür und eröffnete ihm den Blick auf ein geräumiges, jedoch karg eingerichtetes Büro, an dessen Ende, hinter einem meterbreiten Schreibtisch, Admiral Stazi saß, der ihn unkommentiert hereinwinkte.


[Wukkar System | Ancill Provinz | republikanische Militärbasis | Quartier des Admirals] Captain Agoch, Admiral Stazi
 
[Wukkar System - Shuttle, Anflug auf den Planeten Wukkar - Passagierabteil] Levice Vajetsi, Bru-Th Agoch

Worte waren immer Levices Verbündete gewesen. Keine Freunde, denn hin und wieder ließen auch sie sie im Stich. Die Padawan empfand in ihrer Anwendung so viel Erfüllung wie in stilisierten Lichtschwertübungsformen. Die Wahl eines Wortes so gewählt wie eine Bewegung, sein Einsatz so präzise ausgeführt wie ein Hieb. Ihre letzten Sätze waren ein Makashi-Gruß, in den Ansätzen subtil und elegant, doch noch längst nicht so formvollendet oder exakt wie ihr Vorbild. Dennoch eine Herausforderung auf kommunikativer Ebene, die jedoch nicht angenommen wurde. Ihr Gegenüber war unberührt, stand darüber und schob sie mühelos beiseite.
Ein wenig entrüstet widmete Levice der entwaffnenden Frage ihres Meisters einen Moment.

»Ich nehme an, das hängt von den Worten ab, Meister«, spielte die Padawan auf den Zweck der sprichwörtlichen Waage an, ausschließlich für Goldwertes verwendet zu werden. Sie hatte das Lächeln Meister Agochs zwar bemerkt, beschloss aber, es besser dabei zu belassen und verfiel in Schweigen, was noch vor dem Silber der Beredsamkeit rangierte.
Die nachfolgenden Worte des Jedi färbten ihre Wangen rosa. Scheinbar war dies eine der wenigen Gelegenheiten zum Reden, die sich ganz von selbst in ihre Tagesabläufe einfügten. Levice war kurz davor, das Angebot anzunehmen und auszusprechen, was sie beschäftigte, aber die Worte wollten ihr nicht über die Lippen treten. Dass ihr Meister die Situation für Jedi-Lehrlinge unumwunden als von Konkurrenzdruck geprägt darstellte, ließ sie kurz stutzen, aber vermutlich war es eine treffende Betrachtungsweise. Von Kindesbeinen an hatte sie gelernt, ihre Leistungen nicht an denen anderer zu messen, nicht über andere zu urteilen, sondern allein ihren eigenen Fortschritt zu bewerten und voranzutreiben. Dass jemand anders besser war, sollte in ihr keine Missgunst auslösen, die schlechtere Leistung eines Mitlernenden niemals die eigenen Anstrengungen genügen lassen oder gar als eine Ausrede dienen. Dennoch war es unverkennbar, dass das Können anderer als Orientierung diente, schließlich gab es keine unmittelbarere Messlatte, als den Vergleich mit einer Person in den gleichen Schuhen. Zum ersten Mal kam ihr in den Sinn, dass ihre Ausbildung außerhalb einer Jedi-Basis greifbare Vorteile mit sich brachte.

»Danke, Meister.« erwiderte sie und die Worte waren tief empfunden. Die Padawan nahm sich vor, ihn beim Wort zu nehmen, auch wenn sich ein Hilfeersuchen wider ihrer Natur verhielt und sie sich noch keine Situation vorstellen konnte, in der sie darauf zurückgreifen würde. 'Wahrscheinlich weiß ich es, wenn es soweit ist', dachte sie und fühlte sich gleichzeitig ein wenig so, als belüge sie sich selbst.
»Ich habe über Jahre hinweg vor diesem Problem gestanden und es nicht lösen können, sodass.. es mir unwahrscheinlich erscheint, daran ohne weiteres etwas zu ändern. Mir stellt es sich immer wie ein Abgrund dar und es ist, als würdet Ihr von mir wollen, herunterzuspringen. Auch wenn ich Euch darin vertrauen möchte, traue ich mir nicht.. oder der Macht.« ließ sie sich schließlich doch darauf ein, ihre Gedankengänge zu teilen. Die Liannerin würde die folgenden vier Wochen für sich sein und mithin ausreichend Gelegenheit haben, sich mit dieser Angelegenheit zu befassen.
Auf die Erklärung der Szenerie hin, die sich unter ihnen entfaltete, sah Levice ein wenig genauer hin. Sie vermutete die Entwicklungen als eine der Folgen des Vertrages von Umbara, der sich offenkundig nicht unerheblich auf den Planeten Wukkar auswirkte.
Ihr Blick streifte die wenig einladenden Gebäudekomplexe auf der Planetenoberfläche und sie beglückwünschte sich im Stillen, dort nur eine überschaubare Zeit verbringen zu müssen. Sie sollte sicherlich keine Ansprüche stellen, aber sich ihrem ersten Eindruck erwehren konnte die Padawan nicht.

Überrascht nahm sie ihr Abschiedspräsent entgegen und fragte sich nebenbei, wann bei der Macht ihr Meister die Zeit gefunden hatte, einen vollständigen Monatsplan in Abhängigkeit des Tagesablaufes auf der Akademie vor Ort zusammenzustellen.

»Vielen Dank, ich hatte mich bereits gesorgt, dass mich womöglich zu viel Freizeit erwarten könnte, ein Luxus, den sich eine Jedi selbstredend nicht leisten kann.« Sarkasmus fand den Weg in ihre Tonlage und eine hochgezogene Augenbraue kommentierte einen ersten Blick auf die auffällig lückenlose Planung. Außerdem ermöglichte ihr diese Reaktion, den Enthusiasmus zu verschleiern, der sich ihrer bemächtigt hatte, als Meister Agoch Form III und ihre Person in einem Satz erwähnte und sie damit sich selbst überließ.



Levice erinnerte sich wage daran, wie sie dem hochgewachsenen Mann hinterher geblickt hatte, als dieser einem Bothaner folgend seiner Wege gegangen war. Viele Tage waren seitdem vergangen und nachdem sie die erste Aufgabe gemeistert und sich in der Akademie gemeldet hatte, waren Atempausen nicht mehr an der Tagesordnung gewesen - und letztere hatte bereits früh am darauffolgenden Morgen begonnen.
Während sie unendlich langsam das rechte Bein aus einer angewinkelten Position gen Boden führte und dabei das hoch über ihr mit beiden Händen umfasste Übungslichtschwert horizontal in dieselbe Richtung senkte, ließ sie die letzten Wochen Revue passieren. Dies geschah zweifelsohne um den Preis ihrer Konzentration, Körperspannung und damit ihres sicheren Standes, wie erst ein Zittern und dann ein Wackeln ihres linken Standbeines offenbarten. Die Padawan verlangsamte bewusst die Bewegung erneut und erlangte im Ausatmen ihre Balance zurück. Die
Weichender-Mynock-Kata auf der ersten Stufe auszuführen strapazierte ihre Muskeln und ihre Geduld. Es war eine der Stabilität und Balance fördernden Übungen, die ihr in den vier Wochen auferlegt worden waren. Ihre Ferse berührte den Boden, wider dem Drang, zuerst mit der Fußspitze aufzukommen und der Fuß setzte minutiös langsam ab, in der Langsamkeit gespiegelt von der das Lichtschwert weiter senkenden Bewegung. Levice spürte ihre Schulterblätter einfallen und richtete sich wieder auf, ohne den Bewegungslauf zu unterbrechen. Eine weitere Figur, und die Kata wäre beendet. Ihr linker Fuß hob sich, um diesen Abschnitt zu beginnen.

Zu ihrer Überraschung hatte sie sich in der Akademie von Beginn an gut zurechtgefunden. Bereits bei ihrer Anmeldung hatte ihr aber die Reaktion ihres Gegenübers bestätigt, dass ihr Aufenthalt dort nicht ganz der Norm entsprach, wollte man untertreiben. Darüber hinaus stellte sie schnell fest, dass sie entschieden zu den allerjüngsten der Akademie zählte. Eine gute Nachricht erhielt die Liannerin aber bereits kurze Zeit darauf, denn es war ihr möglich, regelmäßig einen der kleineren Trainingsräume zu reservieren, wovon sie in Anbetracht ihres Planes übermäßig würde Gebrauch machen müssen. Die erste Woche war in erster Linie den wesentlichen Elementen einer Basisschulung gewidmet und Levice dankte ihrer medizinischen Ausbildung für die Fähigkeit, Begriffe leicht auswendig lernen zu können. Das war überhaupt der Grund, vermutete sie, warum es ihr auch nur annähernd möglich war, Schritt zu halten. Bereits in der nächsten Woche waren die von ihr besuchten Veranstaltungen überwiegend auf ihre künftige Verwendung zugeschnitten und immer häufiger wurde Levice damit konfrontiert, dass es ihr an Querschnittswissen mangelte.
Die Padawan hatte ihre stark geraffte Ausbildung nicht mit der Intention begonnen, Freundschaften aufzubauen, sondern sich ausschließlich auf ihren Trainingsplan konzentriert, der extrakurrikulare Aktivitäten ohnehin nicht erlaubte und dem der Begriff Freizeit vollends fremd war. Wenn sie zuvor leise vermutet hatte, dass auch unter Jedi-Lehrlingen eine gewisse Konkurrenz herrschte, so schien ihr diese nicht erwähnenswert im Vergleich zu der Atmosphäre auf einer Offiziersschule. Unterbewusst hatte sie von Anfang an die in der Macht reflektierte, angespannte Atmosphäre wahrgenommen. Doch erst mit der Zeit war ihr bewusst geworden, dass der Ursprung dafür in dem Druck lag, den zum einen die Akademie auf die Anwärter ausübte, den diese aber auch untereinander aufbauten.
Davon nicht betroffen schien ein Nautolaner, mit dem Levice neben anderen ein Schlafquartier teilte. Levice erinnerte sich daran, dass ihr Meister von "Schlafeinheiten" gesprochen hatte und befand, dass diese Bezeichnung zutreffend war. Wissenserwerb, dessen Anwendung, Mahlzeiten, Schlaf, Lichtschwert- und Meditationsübungen waren getaktet und reihten sich einem maschinellen Rhythmus folgend nacheinander ein. Zarn Kartyn hingegen schien über jedem Stress zu stehen, den Taktik II und III, Instruktionen im bewaffneten und unbewaffneten Kampf, Grundlagen der Astronavigation und Simulationen zusammen mit einer weiteren Anzahl von Kursen zu verursachen wussten. Der Nautolaner als geborene Frohnatur und Talent begegnete ihr offen und stellte vor allem keine Fragen, nachdem Levice diplomatisch aber bestimmt das Thema gewechselt hatte. Sie hatte kein Interesse daran, auf ihre Jedizugehörigkeit aufmerksam zu machen und hatte daher vorsichtshalber auch ihren Padawanzopf zusammen mit ihrem übrigen Haar hochgebunden. Ohnehin war sie nicht davon ausgegangen, dass dieses etwas ungewöhnliche Flechtwerk mit den Flottenstandards konform gewesen wäre. Zarn wusste sie stattdessen mit eigenen Erzählungen, geistreichem Witz und Geschichten um und aus der Akademie für sich zu gewinnen.

Erneut geriet sie aus dem Gleichgewicht und musste ihren Stand hastig korrigieren. Den Schweißtropfen, der ihr von der Stirn rann, bemerkte sie nicht einmal. Mit eiserner Entschlossenheit führte sie das Übungslichtschwert über ihre Schulter nach hinten zurück in die Grundposition, setzte im selben Moment den linken Fuß nach vorn in Position und beendete die
Kata damit.

Nur noch siebenunddreißig Wiederholungen und siebenunddreißig weitere Gelegenheiten für die Padawan, in deren Angesicht ausgiebig am Verstand ihres Meisters zu zweifeln.


Ein schierer Willensakt ließ sie auch diese absolvieren. Die ersten Durchgänge waren zwar langwierig, aber stets angenehm. Sie bevorzugte jedoch die höheren, schneller ausgeführten Stufen. Nicht umsonst war die
Kata nach einem weichenden Mynock benannt und in dieser Geschwindigkeit würde das Fluggetier nur etwas ausweichen können, das sich mehrere Tage im Voraus anmeldete. Die Beschwerden der Padawan waren aber nur halbherzig. Zwar raubten die Übungen Zeit, aber sie waren auch ein willkommener Ausgleich und die Fähigkeiten der Braunhaarigen verbesserten sich sichtbar. Ihre Meditationstechnik hingegen war in den letzten Wochen nicht besonders fortgeschritten und Levice wusste die damit verbundenen Gewissensbisse gekonnt zu ignorieren. Ihr war kein Zeitlimit gesetzt worden und daher eilte sie sich auch nicht. Dort gab es keine Fußstellung, Körperhaltung oder Griffposition anzupassen, eben nichts von dem, was ihr vergleichsweise leicht fiel.
Entfernt spürte sie die Präsenz Zarn Kartyns herannahen. Es war die einzige, die sie in den vergangenen Wochen zu erkennen gelernt hatte. Der Nautolaner hatte ihren Zeitrhythmus schnell durchschaut und hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, sie an manchen Tagen vor dem Abendessen abzuholen. Mit zittrigen Knien und mit jeder Bewegung aufschreienden Muskeln hatte sie den letzten Durchgang beendet und anschließend das heiße Wasser einer Dusche genossen, sodass sie genau dann in den Korridor trat, als Zarn auf der Höhe des Trainingsraumes und der angrenzenden Hygieneeinrichtungen ankam.

»Hungrig?« begrüßte er sie ironisch grinsend.
»Sieht man mir das so sehr an?« Levice blicke gespielt skeptisch zurück und wurde auf ebensolche Weise ausgiebig gemustert.
»Die Antwort würde ich dir lieber schuldig bleiben.«


Am nächsten Tag verließ Levice Akademie und Planet am späten Vormittag ohne einen bestimmten Abschluss errungen zu haben; ihre Ausbildung war ein Sonderling von einer Lernzeit auf der Akademie und an Bord eines Kriegsschiffes. Ausgestattet mit ihren Befehlen, sich an Bord der
Endurance einzufinden, erreichte die Padawan das Ende der Hauptzugangsröhre des Schiffes, dessen schiere Größe sie zuvor hatte innehalten lassen. Ein menschlicher Hangaroffizier erwartete sie und Levices Blick fiel kurz auf die Rangabzeichen, die ihn als Lieutenant auswiesen, bevor sie salutierte.

»Bitte um Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen, Sir.« Der Lieutenant erwiderte ihren Gruß und nahm ihre Befehle entgegen. Levice nahm an, sie hätte die wenigen Zeilen in der Zeit dreimal lesen können, ließ sich ihren Gedanken ob der ausführlichen Überprüfung aber nicht anmerken.

»Sie werden bereits erwartet.« Mit diesen knappen Worten wurde ihr das Speichermedium zurückgereicht und der Offizier winkte eine weitere Person heran.

»Kartyn, bringen Sie Ensign Vajetsi zu ihrem Quartier und im Anschluss zu Lt. Tills.«, wies er den Hinzugetretenen an.

»Jawohl, Lieutenant. Wenn Sie mir folgen würden?«, wandte er sich an Levice und nur, weil sie den Nautolaner in den letzten Wochen besser kennengelernt hatte, sah sie das amüsierte Glänzen der tiefschwarzen Augen, bevor er sich mit der Bewegung folgenden Kopftentakeln in Richtung der Lifte umwandte.

[Wukkar System - END "Endurance" - Deck 6 - Hangar] Levice Vajetsi ; Zarn Kartyn
 
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NPC Admiral Gar Stazi

Wukkar System/ Ancill Province/ Militärbasis der NR/ Büro des Admirals/ Gar Stazi

Der Duro hegte keinen Groll. In der Ausführung seiner Pflichten war so etwas unangebracht. Es lenkte ab, verlagerte den Fokus auf unwichtiges, was nicht den Prioritäten entsprach. Die Tinte auf dem Friedensvertrag war noch feucht, als die ersten Meldungen über Feindseligkeiten zwischen imperialen und republikanischen Militär ihn erreichten und dennoch konnte er keinen Hass oder Rachegelüste empfinden. Stazi hatte es nur zum Admiral gebracht, weil er Befehle bedingungslos befolgen konnte und Intelligenz bewies als es darum ging, selbst Befehle zu geben. Was die Politik machte, hatte ihn nicht zu interessieren. Es gehörte nicht zu seinen Aufgaben, die Entscheidungen der oberen tausend infrage zu stellen, im Gegenteil. Wenn es darum ging, jene Interessen durchzusetzen und zu wahren, war die Flotte das geeignete Instrument dafür. So war es, als das Wukkar-System an die Republik fiel und so war es auch, als Coruscant von Commodore Ven übernommen wurde.

Die Beförderung von Ven und das Weitergeben der Befehle an ihn, die den Twi'lek und seine Kampfgruppe direkt ins Herz der Galaxis geführt hatten, lag nun schon lange zurück. Stazi und seine Leute hatten sich derweil natürlich nicht ausgeruht, sondern hatten das Wukkar-System befestigt und für das Kriegsgerät der Neuen Republik bereit gemacht. Innerhalb weniger Wochen hatte man das Grundgerüst eines Flottenstützpunktes auf Wukkar errichtet und eine komplexe Militärverwaltung installiert. Die Neuigkeiten von Coruscant erreichten den Admiral trotzdem im Stundentakt und waren teils beunruhigend, teils erfreulich. Kurzum: Die Übergabe lief nicht ohne Zwischenfälle, aber es war auch keine Falle, wie er beim Briefing geäußert hatte. Commodore Ven hatte es trotz allen Widrigkeiten geschafft, eine beeindruckende Leistung. Die Admiralität hatte schnell beschlossen, die herausragenden Figuren dieser Operation zu belohnen. Darunter war der Captain der Massive, Bru-Th Agoch, welcher umgehend zurück nach Wukkar beordert wurde. Obwohl er ein Jedi war, hatte er ein außerordentliches, strategisches Gespür. Zwar hatte der Admiral schon mit dem ein oder anderen Jedi gedient, dennoch hielten sich die Vorurteile gegenüber des Ordens hartnäckig. Sowohl bei der Armee als auch bei der Flotte gab es regelmäßig Beschwerden oder Tumulte, deren Verursacher Jedi waren. Die Männer und Frauen kritisierten den Mangel an strategischem Kalkül oder dem Ausgeben von in ihren Augen irrsinnigen Befehlen. Trotzdem gab es keine Disziplinarmaßnahmen gegen den Orden, zumindest war Stazi keines bekannt. Der KSNR hatte erkannt, dass der Jedi Orden ein wichtiges Werkzeug sein konnte und wünschte sich eine engere Zusammenarbeit. Ob Agoch deshalb eine Beförderung inklusive neuem Kommando bekommen hatte? Nein, der Mann hatte seine Fähigkeiten unter Beweis gestellt. Würde Stazi nicht die Personalakten kennen, hätte er damals über Wukkar nicht erkannt, dass es sich bei Agoch um einen Angehörigen des Ordens handelte.

Der Admiral war gerade dabei, einen letzten Befehl zu unterzeichnen, als der Jedi vor seinem Büro erschien. Knapp winkte er ihn herein und verzichtete dabei auf eine förmliche Begrüßung. Sie waren hier unter sich. Mit einer schwungvollen Bewegung setzte er den letzten Strich seines Namens unter das Dokument und legte es auf einen Stapel neben seinem Schreibtisch. Dann musterte er den Neuankömmling mit seinen roten Augen.

"Jeder bekommt das, was er verdient, Captain. Es hat zwar keine Falle auf Sie und Commodore Ven gewartet, dennoch gab es Schwierigkeiten. Wie Sie sicher wissen, hat die Admiralität dennoch mit schlimmeren gerechnet. Das die Katastrophe ausblieb haben wir dem Commodore und den leitenden Offizieren seiner Kampfgruppe zu verdanken. Setzen Sie sich, Captain Agoch. Darf mein Adjutant Ihnen etwas zum trinken bringen? Ich bin neugierig, bis jetzt habe ich noch keinen Bericht von Coruscant aus erster Hand gehört."

Interessiert musterte der Admiral den Jedi weiter. Agoch wusste wahrscheinlich, dass er nicht hier war, um einen Bericht abzugeben. Die Neuigkeiten um Beförderungen auf dieser Ebene sprachen sich rasch rum und das Endurance Trägerschiff über Wukkar hatte auch schon für Aufsehen gesorgt. Dennoch wollte der Admiral hören, was der Jedi zu berichten hatte und stellte gleichzeitig dessen Geduld auf die Probe.

Wukkar System/ Ancill Province/ Militärbasis der NR/ Büro des Admirals/ Gar Stazi
 
[Wukkar System | Ancill Provinz | republikanische Militärbasis | Quartier des Admirals] Captain Agoch, Admiral Stazi


Mit einer knappen Handbewegung winkte Admiral Stazi Bru-Th zu sich und der hochgewachsene Captain und Jedi Meister verlor auch keine Zeit und setzte sich eilig in Bewegung, zumindest so eilig, wie seine Gehhilfe es ihm gestattete. Beiläufig sah Bru-Th sich näher in dem behelfsmäßigem Quartier des Admirals um, und was er an Mobiliar, Farben, Formen und persönlichen Gegenständen erblickte, gefiel ihm, denn es entsprach seinem eigenen Denken darüber, dass die Form stets der Funktion zu folgen hatte. Darüber hinaus war Bru-Th ein Jedi, und da ihm als solcher privater Besitz, der über das Notwendigste hinaus ging, quasi verboten war, kamen ihm schnörkellose, spartanisch und aufgeräumte Umgebungen stets vertraut vor. Gut einen Meter vor dem Schreibtisch Admiral Stazis machte Bru-Th halt und salutierte zackig. Eine ungesunde Menge an Dokumenten stapelte sich an den flanken des Tisches und wirkte, als wolle sie den rotäugigen Admiral unter sich begraben. Stazi schien sich jedoch nicht geschlagen geben zu wollen und machte, als er ihn nach einem Getränk und einem Bericht in genau der Reihenfolge fragte, auf Bru-Th nicht den Eindruck, als störe ihn das viele vermutlich begutachtenswerte Papier.

"Ein Sodawasser wäre gut",

brachte Bru-Th ein wenig zögernd hervor, denn um Haaresbreite hätte er sich nach corellianischem Whiskey erkundigt, was im Dienst selbstverständlich Tabu war. Als nächster Gedanke war ihm 'Wasser' gekommen, doch aus einem ihm nicht näher offensichtlichen Grund glaubte Bru-Th, dass dies ebenso eine schlechte Wahl gewesen wäre. Es war nicht mehr als ein Gerücht, doch man sagte Stazi nach, dass er sehr genau darauf achte, was die Gesprächspartner, die er zu sich einlud, tranken. Dann setzte sich Bru-Th und stellte seine Gehhilfe rechts neben den Stuhl. Dabei hielt der aktuell schiffslose Captain dem forschenden Blick des Duros stand, auch wenn ihm die durchdringenden Augen dieser Spezies Unbehagen bereiteten.

"Im Grunde, Sir, unterstreicht das Verhalten des imperialen Militärs bei Coruscant nur, wie stark es sich vor dem Friedensvertrag", Bru-Th gelang es nicht, einen leicht verächtlichen Unterton bei diesem Wort zu unterdrücken, "bereits in Auflösung befand, wenn ganze Kampfgruppen unter dem Befehl eines Admirals desertieren. Wir hatten Befehl, die Übergabe von Coruscant mit dem nötigen Nachdruck zu forcieren und das System zu sichern. Ich denke, das ist uns gelungen, obwohl, wenn Sie mir die Anmerkung erlauben, Admiral, wir mehr Glück als Verstand dabei hatten."

Bru-Th war sich selbst nicht ganz sicher, ob der Admiral ihn mit seinen Worten über Einschätzung der Admiralität nur locken wollte oder es lediglich eine unbedachte Floskel war, doch sie ärgerten ihn, weil sie ihm unbedacht erschienen. Die Kampfgruppe von Commodore Ven war eine Verlegenheitslösung, von Anfang an gewesen, wie ein Brot, auf dem man zu wenig Butter verteilte. Mit einem kapitalen Schiff samt Eskorte hatte man sie in die Höhle des Löwen geworfen und es war in der Tat reines Glück (und vielleicht eine Spur Professionalität), dass der Löwe nicht wirklich bereit war zu kämpfen, sondern nur raffgierig mit seiner Beute das Weite gesucht hatte. Außerdem waren Leute gestorben, auch unter seinem Kommando. Von all diesen Überlegungen offenbarte Bru-Th dem Befehlshaber der fünften Gefechtsflotte jedoch nichts. Vielmehr fügte er dem nur hinzu:

"Durch das konzentrierte Feuer, das Commodore Ven angeordnet hatte, gelang es uns wenigstens, den imperialen Sternenzerstörer kampfunfähig zu schießen und zwei der orbitalen Golan-III Stationen für die Republik zu sichern. Der Verlust der beiden anderen Kampfstationen wird die Sektorverwaltung in den nächsten Jahren jedoch vor größere Probleme stellen, denke ich. Ich wünschte, Admiral, uns wäre es gelungen alle Golans im System zu halten."

Was dieser Admiral Jago mit den beiden Golans und seinen Schiffen vor hatte, war wohl im Moment die interessanteste Frage, das hatte wohl auch Stazi bereits erkannt, sinnierte Bru-Th und faltete geduldig die Hände auf seinem Schoße. Mit der äquivalenten Feuerkraft von vier imperialen Sternenzerstörern der Imperial-Klasse konnte ein so unberechenbarer Mann wie Jago eine Menge, wirklich eine Menge Schaden anrichten, dachte er leicht verdrießlich und hoffte deshalb, möglichst schnell wieder Wukkar verlassen zu können, denn darum ging es doch wohl, wenn man ihm die Endurance gab. Er sollte zusammen mit dem Commodore Jago finden und dann stellen, was beides keine Peanuts waren. Schließlich, als eine kleine Pause in ihrer Konversation entstanden war, maß er selbst den grauhäutigen Duros abschätzig mit Blicken und fragte mit dem Selbstverständnis eines Jedi Meisters, und ohne darüber wirklich nachzudenken, nunmehr gerade heraus:

"Was kann ich für Sie tun, Admiral Stazi?"

Das Sodawasser, was der Adjutant des Admirals ihm gereicht hatte, war erfrischend, gerade weil es gut temperiert, sprudelig und mit einem Spritzer Zitrone versehen war, den Bru-Th so noch nicht gekostet hatte.


[Wukkar System | Ancill Provinz | republikanische Militärbasis | Quartier des Admirals] Captain Agoch, Admiral Stazi
 
Wukkar System/ Ancill Province/ Militärbasis der NR/ Büro des Admirals/ Gar Stazi, Bru-Th Agoch

Aufmerksam hörte der Admiral dem Bericht des Jedis zu. Auffallend war der Ton des vor ihm stehenden Offiziers. Tatsächlich schien der Mann voll und ganz in seiner militärischen Karriere aufgegangen zu sein, da er sich wie das Idealbild eines Offiziers verhielt. Der Tonfall, die Wortwahl, Gestik und Mimik. Der Duro erkannte in Agoch einige Offiziere wieder, sich selbst jedoch nicht. Stazi war nicht derjenige, der aufgrund seines Hasses gegen das Imperium kämpfte. Es gab andere, weitaus wichtigere Gründe. Doch für viele Offiziere und Mannschaftler war dies der entscheidende Antrieb: Hass. Jemand hatte Familienangehörige durch das Imperium verloren, war eine klassische Geschichte. Natürlich hatte der Admiral genug Empathie übrig, um diese Beweggründe nachvollziehen zu können.

Auch bei dem Wort "Glück", das Agoch ihm regelrecht als Anklage entgegenwarf, horchte Stazi auf. Der Jedi hatte durchaus bemerkt, dass die Kampfgruppe unter Commodore Ven ein Testballon war. Vermutlich wusste der Captain ganz genau, dass die Admiralität die Kampfgruppe wissentlich in eine mögliche Falle geschickt hat. Sollte der Duro ihm die Notwendigkeit dieser Mission erklären? Nein, Agoch musste damit leben können, Befehle auszuführen.

"Es geht nicht darum, was Sie für mich tun können, Captain, sondern vielmehr darum, was Sie für die Neue Republik tun können. Der Kommandostab möchte Sie weiterhin als Befehlshaber eines Schiffes sehen. Ihnen wurde ein Endurance-Klasse Trägerschiff zugeteilt. Die entsprechenden Befehle habe ich hier für Sie." Der Duro holte eine Mappe aus einer der Schubladen seines Schreibtisches, öffnete sie und schob sie in die Richtung von Agoch. "Sie müssen Ihre Unterschrift noch neben die Meinige setzen, das geht an die Verwaltung."

Und damit war es noch nicht genug. Falls der Captain dachte, das er hiermit wegtreten konnte, hatte er sich geirrt. Eigentlich war dies ein feierlicher Moment, doch in anbetracht der Dringlichkeit der Befehle, die Agoch soeben entgegengenommen hatte, lag der Entschluss, das folgende schnell hinter sich zu bringen, nahe.

"Eine weitere Entscheidung des Oberkommandos ist, Sie in den Rang des Commodores zu heben. Mein Glückwunsch." Wieder öffnete der Duro eine Schublade seines Schreibtisches und holte ein kleines, schmales Kästchen hervor. Würdevoll erhob er sich aus seinem Sessel, ging um den Schreibtisch und zeigte dem frisch gebackenen Commodore die neuen Abzeichen. Feierlich steckte er Agoch das neue Rangabzeichen an die Brust und salutierte, ganz nach guter, alter, militärischer Tradition.

"Entsprechende Anweisungen für Ihre neuen Befugnisse finden Sie ebenfalls in dieser Mappe, Commodore Agoch. Sie werden feststellen, dass die Feierlichkeiten vorerst verschoben werden müssen. Es gibt noch viel zu tun. Wegtreten."

Zufrieden umrundete Stazi seinen Schreibtisch und wollte sich gerade setzen, als ihm noch etwas einfiel.

"Ach, Commodore! Bevor ich es vergesse. Ich habe Sie für den Alvace-Stern für außergewöhnliche Führungsqualitäten vorgeschlagen. Vielleicht können Sie etwaige Feierlichkeiten ja verbinden."

In der Tat, außergewöhnlich waren die Fähigkeiten dieses Commodores wirklich.

Wukkar System/ Ancill Province/ Militärbasis der NR/ Büro des Admirals/ Gar Stazi, Bru-Th Agoch
 
[Wukkar System | Ancill Provinz | republikanische Militärbasis | Quartier des Admirals] Commodore Agoch, Admiral Stazi


Als Admiral Stazi ein kleines, schmales Kästchen aus den Tiefen des Schreibtisches hervorholte und ihn mit schwungvollen Worten, ganz ohne Vorwarnung, in den Stand eines Commodores erhob, während er ihm das blank polierte Rangabzeichen mit den gekreuzten Intarsien in rot und blau anheftete, starrte Bru-Th seinen Vorgesetzten fast entsetzt an. Nur mit Mühe führte er seine rechte Hand zum feierlichen Salut an die Schläfe, denn langsam setzte sich auch bei ihm der militärische Drill durch. Stocksteif, wie er dort stand, war nicht Freude über die Beförderung Bru-Ths erster Gedanke oder gar die Genugtuung, dass man seinen Einsatz für die Flotte langsam zu würdigen begann, sondern die schlichte Frage: "Warum ich?" Es war nicht gerade so, dass er im Namen der Flotte auf Umbara Großes geleistet hatte und auch die Koordination des Jägereinsatzes bei der Übernahme von Coruscant war nichts, was Bru-Th auf eine Stufe mit den Leistungen stellen wollte, die ein Commodore Navara Ven zum Beispiel auf dem Kerbholz hatte.

"Danke, Admiral!",

stammelte Bru-Th mehr als er sprach, was der grünhäutige Duros-Admiral jedoch nicht zu bemerken schien und ihm kurzerhand eine Mappe mit neuen Befehlen und Befugnissen in die Hand gab, bevor er den Rückweg zu seinem Sessel, um den ausladenden Schreibtisch herum, antrat. Dass Stazi keinerlei Feierlichkeiten veranlasst hatte, war die erste Neuigkeit, der er wirklich zustimmen konnte, denn obwohl der Eindruck des neuen Ranges noch frisch und die ausgehändigte Aktenmappe mit samt seiner neuen Pflichten schwer, da umfangreich war, glaubte der hochgewachsene Corellianer nicht wirklich daran, dass er diesen Rang wirklich auch verdient hatte. In Bru-Ths Miene schlich sich eine leicht säuerliche Note. Eine Feierlichkeit - dies wusste er aus dem Stegreif - wäre ihm sehr peinlich gewesen, hätte ihn als Emporkömmling abgestempelt, insbesondere gegenüber den Personen, die seinem schnellen militärischen Aufstieg ohnehin mit wenig Wohlwollen betrachteten. Selbst Jedi zählten zu diesen Reihen, wie Bru-Th aus privater Korrespondenz mit einem befreundeten Jedi Meister erfahren hatte.

Dem Befehl wegzutreten kam Bru-Th nur zögernd nach, noch zu frisch war die Überraschung befördert worden zu sein. Die Mappe mit den neuen Befehlen lag wie Blei in den Händen des Jedi Meisters, dem - während er sich Richtung Tür drehte - erst jetzt dämmerte, dass nicht er das Kommando über die Endurance bekommen würde, technisch gesehen. Vielmehr war das Schlachtschiff der gleichnamigen Klasse nun zu seinem Flaggschiff geworden, einem kleinen doch bedeutenden Unterschied. Der Sprung, von der 'kleinen' Massive zur gut drei Mal so großen Endurance hatte schon ohne die neuerliche Beförderung einen enormen Schritt in seiner Karriere bedeutet, stellte es für einen kommandierenden Offizier doch so etwas wie eine Adelung dar, wenn einem die Admiralität das Kommando über ein kapitales Schiff wie diesem gab. Bei dem Gedanken an die Verantwortung, die nun auf seinen Schultern lastete, durchfuhr den lahmenden Jedi Meister ein leichtes Frösteln. Bru-Th hatte gut die Hälfte der Strecke zum Ausgang des leer wirkenden Quartiers von Stazi durchschritten, als sich die raue Stimme des Admirals in seinem Rücken erneut erhob. Von einer plötzlich aufflammenden Wut gepackt, drehte Bru-Th sich hastig um. Seine Wangenknochen malten.

"Sir, das kann doch nicht Ihr Ernst sein!", polterte Bru-Th und starrte den deutlich älteren Admiral an ungehalten an. Bru-Ths Mund öffnete sich, dann schloss er sich unverrichteter Dinge wieder, als hielte eine innere, mäßigende Kraft die erstbesten Worte, die er hatte sagen wollen zurück. Kurz legte der frisch ernannte Commodore den Kopf leicht schräg, dann rumpelte er etwas weniger drastisch, als ursprünglich gewollt, weiter: "Ich hab getan, was meine Pflicht als Offizier der Republik von mir verlangt. Ich hab nach besten Möglichkeiten versucht meine Fähigkeiten zum Wohl meiner Kameraden einzusetzen. Es ... es ist nicht richtig, dass Sie mich für diese Auszeichnung vorschlagen, Admiral. Warum nicht zum Beispiel Commander Garnik? Er flog mit der Halycon mutig voran, Jagos Sternenzerstörer direkt in den Rachen. Schlagen Sie Ihn vor, er hat es sicher verdient. Es würde den Orden irgendwie ... abwerten, würden Sie ihn mir verleihen. Viele gute Piloten starben, als ich sie ... 'leitete'."

Die Erfolgsquote der Raumjäger, die zum Zeitpunkt des Angriffs unter seinem Befehl standen, war durch die von ihm angestimmte Kampfmeditation überwältigend und berauschend gewesen, erinnerte sich Bru-Th zurück, doch hatte er seine eigenen Kräfte dabei maßlos überschätzt. Die Folge dieses fatalen Fehlers, der seiner jeditypischen Überheblichkeit entstammte, war, dass nach seinem Zusammenbruch und nachdem die eigenen Jäger fast zwei Staffeln TIEs fast im Handstreich zerstört hatten, seine Piloten in ein emotionales Tief, einen kalten Entzug mit anschließender Desillusionierung, geschlittert waren, was sie ihrerseits zu leichten Zielen machte. Viele starben, weil er einen Fehler gemacht hatte, selbst wenn der Nutzen den Schaden, so schien wohl auch Stazi zu denken, wett machte. Bru-Th verlagerte mehr Gewicht auf seinen Gehstock. In diesem Moment wirkte er alt und schwächlich, die Stirn in Falten gelegt. Man sah dem Jedi Meister an, dass ihm das Ereignis zu Denken gab, selbst wenn man ihn anderorts dafür feierte. Zumindest auf der Massive hatte er gegen allzu heroische Deutung seines Handelns einschreiten können, doch der grünhäutige Admiral hinter seinem schweren Schreibtisch schien unbeeindruckt.


[Wukkar System | Ancill Provinz | republikanische Militärbasis | Quartier des Admirals] Commodore Agoch, Admiral Stazi
 
Wukkar System/ Ancill Province/ Militärbasis der NR/ Büro des Admirals/ Gar Stazi, Bru-Th Agoch

Der Duro war erleichtert, dass er das nun von seiner Liste streichen und sich anderen Dingen zuwenden konnte. Nicht, dass diese Beförderung und das weitergeben von Befehlen nicht von bedeutung gewesen wären, im Gegenteil! Allerdings hatte der Admiral noch viel zu tun. Die Sektorverwaltung musste weiter aufgebaut und erste Aufgaben dieser anfänglichen Verwaltung bearbeitet werden. Stazi verzog kaum merklich seine Mundwinkel als er daran dachte, dass er vermutlich noch bis spät in die Nacht hier sitzen und den üppigen Papierstapel auf seinem Schreibtisch abarbeiten würde, nur um dann ins Bett zu fallen und am nächsten Tag einen ähnlich üppigen Papierstapel auf seinem Schreibtisch vorzufinden. Es war ein elendiger Kreislauf, welcher nur durch den Aufbau der Verwaltung durchbrochen werden konnte. Umso schneller dies von statten ging, desto eher konnte er in seinen wohlverdienten Urlaub. Doch der Papierkram musste warten. Commodore Agoch hatte das Büro des Admirals noch nicht verlassen, was dem Duro gar nicht aufgefallen ist. Der frisch beförderte Jedi hatte wohl vergessen, wer er war und wo er sich gerade befand. Doch anstatt aufzustehen und den Offizier mit erhobener Stimme zurechtzuweisen, strafte ihn Stazi, indem er ihn nicht ansah. Stattdessen, zog er ein Blatt Papier von seinem Arbeitsstapel und sah es sich an. Es war eine Liste mit Baumaterialien für einen kleinen Handelsposten. Stazi sollte seine Genehmigung für die Einfuhr der Materialien erteilen.

"Commodore Agoch, wollen Sie damit sagen, dass meine Einschätzungen bezüglich Ihrer Fähigkeiten nicht korrekt sind? Sie sind Soldat der Neuen Republik. Sie können sich Ihre Rolle in diesem System nicht aussuchen. Ja, das ist mein Ernst, Commodore. Ich bin nicht bekannt dafür, Witze zu machen. Auch Ihre toten Piloten konnten sich ihre Rolle nicht aussuchen, aber jeder einzelne wusste das. Denken Sie, Sie sind der einzige Offizier, der Einheiten während des Krieges verloren hat?"

Der Duro unterzeichnete die Liste. Keiner der Baustoffe war verboten oder würde die Sicherheit im System gefährden. Er legte das Blatt zur Seite und nahm ein neues vom Stapel. Der Bericht eines Offiziers, der mehr schwere Waffen für seine Bodentruppen benötigte und dies in seinem Bericht mit Argumenten unterstützte.

"Sagen Sie mir nicht, was Richtig oder Falsch ist und behalten Sie irrationale Gedanken bezüglich einer Abwertung von einer Auszeichnung künftig für sich. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, Commodore."

Noch immer hatte Stazi den Jedi nicht angesehen. Das Interesse an ihm hatte deutlich abgenommen. Zu viel Arbeit stand an. Zu viel, um mit so etwas seine Zeit zu vergeuden. Es war nicht die Entscheidung des Commodores, ob er für einen Orden vorgeschlagen wurde oder nicht. Es war die Entscheidung seiner Vorgesetzten. Agoch war talentiert, daran bestand nach wie vor kein Zweifel. Dennoch entging dem Duro der Einfluss der Jedi Ausbildung auf den Offizier nicht. Sie verriet den Commodore im Dialog und provozierte diese unangenehme Situation. Stazi unterzeichnete den Antrag, legte ihn auf den Ablagestapel und nahm sich ein neues Blatt.

Wukkar System/ Ancill Province/ Militärbasis der NR/ Büro des Admirals/ Gar Stazi
 
[Wukkar System | Ancill Provinz | republikanische Militärbasis | Quartier des Admirals] Commodore Agoch, Admiral Stazi


Es war wohl das Recht eines höher gestellten Offiziers, befand Bru-Th säuerlich, dass er unliebsame Gespräche mit der Gefälligkeit seines Ranges einfach für beendet erklären konnte, noch bevor sie überhaupt begonnen hatten. Bru-Ths erstes Gefühl, nachdem Admiral Stazi ihm deutlichst zu verstehen gegeben hatte, dass erstens jeder Soldat der Republik um die Gefahr seiner Berufswahl wusste und zweitens er sich nicht in den Entscheidungsfindungsprozess hereinreden ließ, war Empörung darüber, wie barsch und abwertend der grünhäutige Duros seine Bedenken einfach weggewischt hatte. So redete man nicht mit einem Jedi Meister, schnaubte eine innerliche Stimme wütend, doch Bru-Th tat gut daran, derselben Stimme, die ihn schon auf Umbara einen Bärendienst erwiesen hatte, diesmal nicht verstärkte Beachtung zu schenken, denn rasch folgte ein zweites Gefühl, nämlich Akzeptanz. Nachdenklich zog der frisch gebackene Commodore ein Augenbraue hoch. Obwohl er dem Führungsstil des Admirals noch immer wenig abgewinnen konnte, hatte das Gepolter Stazis doch den Effekt, dass Bru-Th die unterbewusst schon zuvor wahrgenommene Parallele zwischen dem Fiasko bei Denon und dem Tod der Jägerpiloten vor wenigen Tagen schlagartig wahrnahm, und ... sie akzeptierte.

"Ich habe meine Gründe, Admiral", entgegnete er zunächst störrisch, dann fügte er dem abfedernd hinzu, nicht nur an Stazi, sondern auch an sich selbst adressiert: "Aber vielleicht haben Sie auch Recht, ohne es vermutlich zu wissen. Meine Furcht vor dem Tod Anderer ist vielleicht irrational."

Das, wie auch immer man es nahm, war jedoch kein Gespräch, das Bru-Th mit dem Admiral führen wollte, entsprechend salutierte er knapp und verließ, begleitet von den wenig herzlichen Wünschen und so rasch ihn seine Gehhilfe trug, das karge Büro des Befehlshabers der fünften Gefechtsflotte, der sein Kommando unterstand und auch zukünftig unterstehen würde. Nachdem sich die schwere Tür hinter ihm geschlossen hatte, atmete Bru-Th einmal kurz durch, erst dann wandte er sich zur Seite, wo ein Marineinfanterist unauffällig Stellung bezogen hatte und routiniert salutierte. Bru-Th sah den breitschultrigen Quarren im Rang eines Petty Officer First Class ernst an, forderte den Unteroffizier auf bequem zu stehen und trug ihm mit der Autorität seiner Erscheinung auf:

"Petty Officer, mein Gespräch mit Admiral Stazi nahm weniger Zeit in Anspruch, als mein Quartiermeister veranschlagt hatte. Ich benötige meine Fähre."

"Selbstverständlich, Capt ... Commodore!"

Die Geistesgegenwart des Marineinfanteristen, dessen leichter Versprecher und die heftigen Emotionen, die nach diesem Beinahe-Faux Pax im Gemüt des Quarren Wellen schlugen, rangen Bru-Th noch dreißig Minuten später, wo er längst wieder im Passagierabteil des militärischen Shuttles Platz genommen hatte, ein Schmunzeln ab, das seine doch angegriffene Stimmung deutlich besserte, selbst wenn ein Jedi über solcherlei Maß an Schadenfreude erhaben sein sollte. Per Videoschalte hatte er noch vom Boden aus seinen Terminplan und die Nerven von Master Chief Petty Officer Langdon durcheinander gewürfelt, als er kurzerhand die Destination seines Fluges dahingehend änderte, dass ihn die bogenförmige Flugbahn entlang des peripheren Orbits von Wukkar nun geradewegs zur Endurance führte.

Bis dato hatte Bru-Th nur schematische Zeichnungen und Computermodelle von der Endurance gesehen, doch nichts davon war so beeindruckend, wie das mehr als 1.000 Meter lange Schlachtschiff, auch wenn es nur als Träger konzipiert war, in natura zu sehen. Flach, wie die Silhouette eines Sternenzerstörers, mit einer sich nach vorne hin verjüngenden Form, bot das Typschiff Platz für fast 150 Raumjäger der neuesten Generation. Gebannt starrte Bru-Th aus dem Fenster des militärischen Shuttles, das natürlich rein zufällig die Geschwindigkeit beim Anflug auf den Haupthangar eins reduziert hatte und einen halbkreisartigen Bogen über die Oberseite der Endurance zog. "Trotz der vielen kleineren Aufbauten, die wohl der Koordination des Jägerschwarms dienen und das Schiff ein wenig stachelig wirken lassen, ist sie eigentlich schön", dachte Bru-Th beiläufig, dann ließ er sich zufrieden in seinen bequemen Sessel fallen und überschlug noch einmal die Befehle und rief sich Gesichter und Namen der Crew ins Gedächtnis. Hatte er bis heute morgen noch gedacht, dass es seine Crew sei und er Captain Vooma ablösen würde, musste er sich nun von dem reizvollen Gedanken verabschieden, den Träger der Endurance-Klasse für sich zu haben. Gemäß den Traditionen der republikanischen Flotte gehörte das Schiff nämlich dem Captain und nicht einem Flaggoffizier, der zufällig dieses Schiff zu seinem Flaggschiff gemacht hatte.

Der Landeanflug verlief so unspektakulär, wie man es von einem gut ausgebildeten Shuttlepiloten erwartete. Noch während das Schiff, nur auf einem Repulsorkissen ruhend, langsam die Gravitationsbarriere des Hangars sanft durchbrach, wurde Bru-Th erst bewusst, wie riesig der Hangar war. Die beide Hangare der Massive waren schon gewaltig, doch diese hier ... . Es benötigte ein gehöriges Maß an Disziplin, sich abermals von den Fenstern des Shuttles los zu reißen, denn inzwischen hatte es sich ebenso sanft auf die Kufen gesetzt. Bru-Th hatte Lt. Pakka, seinen neuen Flagglieutenant in einer kurzen Nachricht darum geben, den Empfang so 'komprimiert' wie möglich abzuhalten, doch nachdem die Landerampe sich herabgesenkt hatte und er am oberen Ende einen Blick auf die blitzblanke Hangargallerie werfen konnte, war er in dieser Hinsicht wohl von Cpt. Vooma überstimmt worden. Fast einhundert uniformierte Marineinfanteristen, Offiziere, Mannschaftsdienstgrade und Piloten hatten sich lotrecht zur Landerampe der Fähre aufgebaut. Ein Weg schlängelte sich durch ihre Mitte, als hätte jemand gewaltsam einen Keil hindurch getrieben. Routiniert und innerlich den Kopf schüttelnd, straffte Bru-Th noch einmal seine Uniform und versicherte sich seiner makellosen Optik, dann setzte er seinen Gehstock in Bewegung und schritt trotz der Einschränkung agil und elegant die Rampe herunter, wo bereits der Captain, ein äußerst großer, grün geschuppter Yinchorri auf ihn wartete.

"Bitte an Bord kommen zu dürfen",

sprach Bru-Th die traditionelle Formel, wenn ein Offizier des Militärs ein neues Schiff zum ersten Mal betrat und salutierte dazu passen, den Blick stur gerade aus gerichtet.

"Erlaubnis erteilt, Commodore Agoch. Ich bin Captain Vooma. Willkommen an Bord der Endurance!"

Neben Cpt. Vooma wirkte Bru-Th mit seinen 1,95m fast klein und auch der Händedruck des kommandierenden Offiziers ließ es nicht an Entschlossenheit vermissen, bemerkte Bru-Th, während er der einladenden Geste des Yinchorri folgte.

"Sie haben uns durch ihre geänderte Terminplanung ein wenig überrascht, Commodore, zumindest die wichtigsten Offiziere an Bord möchte ich Ihnen persönlich vorstellen, wenn es Ihr Zeitplan erlaubt, Sir",

gab Vooma offen zu und bestätigte damit das Bild, das Bru-Th sich von ihm mittels der Dossiers gemacht hatte. Gerade heraus und kein Mann der großen Worte, dieser Eindruck passte in der Tat zu ihm, doch sah Bru-Th darin kein charakterliches Manko, sondern eine Person, die ihre Prinzipien hatte und diese auch gegen Widerstand durchsetzte. Er lächelte entschuldigend:

"Es war nicht meine Absicht, Captain, die Abläufe hier an Bord durch meine Ankunft durcheinander zu wirbeln, doch ich wollte die glückliche Situation, einmal früher als geplant eine Aufgabe in Angriff zu nehmen, auch nicht verstreichen lassen. ... Ich freue mich bereits, meinen Stab und die Führungsoffiziere der Endurance kennen zu lernen."

Captain Vooma führte Bru-Th zu einer Gruppe Offiziere, die sich in einer Reihe entlang des roten Teppichs ausgebreitet hatte und salutierend verharrte, seit Bru-Th die Fähre verlassen hatte. Es war eine interessante Mischung aus Individuen, dachte er augenblicklich, wie er sich von seinen zukünftigen Kollegen ein erstes Bild machte. Doch war es nicht genau diese Diversität, die ein republikanisches Schiff von einem imperialen unterschied. Von der grundsätzlichen Einstellung in Bezug auf intelligentes Leben abgesehen, fand Bru-Th es deutlich klüger, sich die einzigartigen Fähigkeiten der Individuen nach besten Möglichkeiten zu Nutze zu machen, eine Haltung, die auch die Jedi seit frühester Zeit praktizierten, wie er sich beiläufig erinnerte.

"Das ist Commander Endel, Sir, mein erster Offizier."

"Commander, sehr erfreut Sie kennen zu lernen. Wie ich hörte, sind Sie ein häufiger Gast in der Turnhalle an Bord? Eine Fünf-Knoten-K'Thri-Meisterin, nicht?"

Die ältere Frau, die Bru-Th um gut zwanzig Standardjahre übertraf, nickte höflich und schmunzelte leicht, da sie offenbar nicht erwartet hatte, dass er bereits so gut über sie informiert war. Bru-Th spürte ein Gefühl des Respekts in ihr aufwallen und lächelte ebenso freundlich zurück.

"Ja, ganz richtig, Sir und willkommen an Bord auch von mir. Sie kennen K'Thri?"

"Nicht direkt, Commander, doch die Art des Lichtschwertkampfes, die ich praktiziere, baut unter vielen anderen Elementen auch auf denen des twi'lekischen K'Thri. Vielleicht lässt es sich ja arrangieren, dass Sie mir einige Ihrer Techniken näher demonstrieren können",

fragte Bru-Th ziemlich unverfänglich, denn es konnte nie schaden, die eigenen Fähigkeiten im waffenlosen Kampf konstant zu schulen. Zweifelsohne würde Endel sich wundern, dass er in gewissen Situationen auf seinen Gehstock auch durchaus verzichten konnte.

"Gerne und wann immer Sie bereit sind, Sir."

Viel Zeit für Smalltalk blieb nicht und Captain Vooma geleitete ihn schon zum nächsten Führungsoffizier, einem Wesen, das Bru-Th gelinde gesagt nicht einmal vom Hörensagen her kannte. Wie ihm der Captain erklärte, war Lt. Cmdr. Jolorr ein Celegianer und nicht ansatzweise von humanoider Gestalt. Ein schwebender, gehirnartiger Organismus mit mehreren, feinen Tentakeln, die gen Boden streben, so konnte man den Offizier beschreiben. Am gewöhnungsbedürftigsten war wohl, dass der taktische Offizier des Schiffes nicht über klassische Sinnesorgane, wie Mund, Augen oder Ohren verfügte. Bru-Th musste sich zwingen, die Irritation, die er empfand, nicht offen zu zeigen, als er sein Gegenüber begrüßte.

"Außergewöhnlich, Lieutenant Commander, eine andere Umschreibung fällt mir nicht ein. Und damit meine ich sowohl Sie, als auch Ihre taktische Analyse der fünften Schlacht von Corellia. Ich erinnere mich noch daran, was Sie über die frühen Fehler schrieben, die während dieses Gefechts von imperialer Seite begangen wurden, doch ich will unser aller Zeit jetzt nicht mit Details verschwenden."

"Jolorr ist ebenfalls erfreut, den Jedi Meister und Commodore Agoch zu treffen. Sie sind ein Krieger im Geiste, der die Natur des Krieges SIEHT und nicht nur nach ihren Gesetzen handelt. Jolorr denkt, das zeichnet weise Anführer aus, Sir!"

Bru-Th riss verblüfft die Augen auf, nachdem der Lt. Cmdr. so offen zu ihm gesprochen hatte, doch waren es nicht die Worte an sich, die ihn überraschten, sondern die Tatsache, dass Jolorr den ersten Satz seiner Begrüßung über einen implantierten Übersetzer laut ausgesprochen hatte, den zweiten jedoch telepathisch übermittelt hatte. Klang die Stimme des Übersetzers trotz aller technischen Möglichkeiten irgendwie hölzern, kalt und distanziert, so ließ sich die eigentliche, telepathische Stimme des Celegians nur als angenehm, klar und neugierig charakterisieren. Es war für Bru-Th eine interessante Erfahrung und eine Ehre, was er Jolorr auch umgehend nonverbal mitteilte und mit einem leichten Nicken unterstützte. "Welche Möglichkeiten der Kommunikation sich da auftun", mutmaßte er in Gedanken, während Cpt. Vooma ihn bereits der nächsten Person vorstellte und dann wieder der nächsten. Wie gut die Crew wirklich war und wie gut das Schiff im Verband mit der Massive zusammen arbeitete, würde Bru-Th in den nächsten Tagen und Wochen selbst in Erfahrung bringen, doch mit dem, was er bis jetzt gesehen hatte, war er gut zufrieden. Die Endurance hatte eine gute Crew.


[Wukkar System | END "Endurance" | Deck 6 | Haupthangar eins] Commodore Agoch, Captain Vooma, Commander Endel und weitere Führungsoffiziere, Crew
 
[Wukkar System - END "Endurance" - Messe] Levice Vajetsi

Sie konnte noch immer ihren Kopf darüber schütteln, aber ihr Chrono war in seiner Angabe der Wahrheit stets unerbittlich und so ergab es sich, dass die Stunden schneller vergangen sein mussten, als sie vermutet hätte. Jetzt, da sie auf einem Stuhl saß und nichts anderem nachhängen konnte als ihren eigenen Gedanken kroch die Erschöpfung langsam aus ihrem Versteck hervor. Es war ein langer Tag gewesen. Levice war es nicht so vorgekommen, denn obgleich die Endurance noch immer geduldig der Dinge harrte, herrschte geschäftige Betriebsamkeit. Die Padawan fragte sich beiläufig, inwiefern sich der Alltag ändern würde, wenn sie Wukkar erst einmal hinter sich gelassen hatten und lachte schief als der Gedanke von der Feststellung begleitet wurde, dass sie die einzige oder eine von wenigen sein müsse, die sich diese Frage überhaupt stellten.

Eine differenziertere Betrachtungsweise ließ sie feststellen, dass sie nur zum Teil tatsächlich unmittelbar nützliche Aufgaben erledigt hatte, während ihr Ausbilder das übrige Arbeitsvolumen mit Übungen für zu füllen gewusst hatte. Der Padawan schwirrte noch immer ein wenig der Kopf, wenn sie an die komplizierten Berechnungen zurückdachte; andererseits hatten sie eine willkommene Abwechslung zur Überprüfung von Datenbanken und -systemen geboten. Lieutenant Tills war ein überraschend angenehmer Charakter. Der Offizier, welcher sie auf der Akademie in den korrespondierenden Bereichen unterrichtet hatte, war eine Figur, deren Auftreten und Persönlichkeit einer gewissen Eingewöhnung bedurft hatten. In der Folge hatte sie die Einführung durch den Mon Calamari als positiven Wechsel verbucht.

Neben den Herausforderungen, vor die er sie zu stellen wusste, stellte seine Aussprache eine immer wiederkehrende dar. Er sprach mit schwerer, rauer Stimme und die Wurzeln seiner eigenen Sprache ließen ihn gelegentlich über Wörter stolpern, die den Buchstaben Resh oder ein Shen oder Thesh enthielten. Teilweise griff Levice zum Verständnis auf logisch abgeleitete und manchmal kreative Interpretation zurück. Jedoch hatte sie den Eindruck, dass es nur ihr so erging, andere schienen ihm mühelos folgen zu können.

Die junge Frau legte die Stirn in Falten und stieß ihre Gabel erbarmungslos in ein Gemüse auf dem Teller vor ihr. Nachdenklich betrachtete sie das ihr ausgelieferte und schonungslos dem Zweck eines Nahrungsmittel verschiedene Ding und schob es sich in den Mund, bevor sie über die eigenen Gedanken kurz den Kopf schüttelte. Gegenüber von ihr ließ sich eine Gestalt auf den Platz fallen und stellte klirrend seine eigenen Utensilien ab.

»Was hat das Yan dir getan, dass du es so wütend anstarrst?«, begann der Nautolaner gesprächsweise und fing an, sich weit weniger zeremoniell an seinem Gericht gütlich zu tun.
Sie warf ihm einen spöttischen Blick zu und ließ sich auf die Frage ein.

»Es kommen mehrere Möglichkeiten in Betracht. Vordergründig fordert es momentan meine Geschmacksnerven heraus, aber ich plane noch nicht, klein beizugeben.«, informierte sie ihn.
Das musikalische Lachen ihres Gegenüber erklang. Er setze eine ernste Miene auf, aber auch ohne die Macht war die dahinter verstecke Erheiterung offenkundig.

»Meinst du nicht, das ist ein wenig kindisch?«
Ein nüchterner Blick begegnete dieser Erwiderung und Levice schluckte den Bissen herunter.

»Nun, 'ein guter Redner passt seine Rhetorik dem Publikum an', Zarn.« Ein Schulterzucken. Amüsement blitzte in den Augen des Nautolaners auf.

»'Und ein besserer macht es sich nicht zum Feind.'« beendete er das von ihr gewählte Zitat und Levices Augen weiteten sich deshalb einen Moment erstaunt, aber sie war nicht bereit, einen Wettbewerb auf diesem Terrain zu verlieren, bevor er begonnen hatte.

»Da Selbsterkenntnis oft der schwerste Weg ist, war ich in meiner Selbstlosigkeit versucht nachzuhelfen.«

»Demnach lernt hier der Tor vom Narren?«

Levice grinste. »Wenn es das ist, was der Tor dem entnommen hat, liegt mir nichts ferner, als dem zu widersprechen.«

»Du liest also Gavveli.« sprach er aus, was sie gedacht hatte, als er ihr Zitat des Philosophen Surt Gavveli fortführte. Schon seit Jahren las Levice dessen Schriften notfalls auch in ihrer knapp bemessenen Freizeit, denn Meister Gavveli war, was sich im Gegensatz zu seinen Erkenntnissen der allgemeinen Bekanntheit entzog, zu seiner längst vergangenen Lebenszeit auch ein Jedi gewesen.

»Offenbar nicht allein.«

»Und auch nur, wenn die Zeit es erlaubt.« gab er mit der Art Blick zu verstehen, die einer Gleichgesinnten oder Leidensgenossin galt und erhielt ein bestätigendes Nicken zur Antwort.

»Ich glaube, es muss.. zwei oder drei Jahre her sein, wir waren gerade unterwegs um -« Levice beobachtete Zarn bei einer Erinnerung auflachen. »Okay, das ist doch etwas komplizierter, also -«, begann er die Geschichte, die sie beide über das Abendessen hinweg beschäftigen würde.

[Wukkar System - END "Endurance" - Messe] Levice Vajetsi; Zarn Kartyn
 
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[Wukkar System / Hyperaum / NBF (Sand Snail) / Brücke] Nsci, Brückencrew


Nsci war mittelmäßiger Laune, da er heute Geburtstag hatte und den Befehl nach Wukkar zu reisen bekam. Als er mit dem Turbolift auf dem Brückendeck ankam und sich die Tür öffnete, bemerkte er eine Totenstille. Er schritt aus dem Lift hinaus und wollte zu seiner Position gehen. Doch soweit kam er nicht, denn auf einmal übergab ihm die Brückencrew ein Geschenk und gratulierte ihm zu seinem 24ten. Auch wenn nicht alle ihn respektierten, war dieser Augenblick ein guter. Solche Ereignisse stärkten die Kameradschaft untereinander, fand zumindest Nsci. Er öffnete also das Geschenk und fand 5 Energiezellen für seinen ELG-3A Blaster darin. Er bedankte sich für das Geschenk und wollte Statusmeldungen wissen. Der Erste Offizier antwortete:

"Sir, wir kommen in 10 Minuten im Wukkar System an, bis jetzt sind auch keine Komplikationen aufgetaucht."

Nsci sprach daraufhin:

"Das ist gut. wir sollen den Jungs helfen, einen abtünigen Admiral zu jagen"

Nsci war doch etwas mulmig bei der Sache, da dies sein erster richtiger Einsatz war. Er hoffte natürlich, dass er die Sachen, die er auf der Akademie gelernt hatte, jetzt auch verwenden konnte. Als er jetzt die ganzen Übungen im Kopf durchging, wurde ihm schwindelig und er zweifelte langsam an sich selbst. Doch bevor er weiter nachdenken konnte, kam die Meldung, dass sie den Hyperraum in einer Minute verlassen würden. Dies geschah dann auch und Nsci schickte sofort einen Holo-Nachricht zur Endurance:


"Hier Spricht Commander Nsci, von dem Schiff Sand Snail. Ich sollte mich bei euch melden sobald ich im System angekommen bin"


[Wukkar System / Hyperaum / NBF (Sand Snail) / Brücke] Nsci, Brückencrew

 
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