Xorth

Joya No

Republikanischer Captain
Xorth
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[ Infos zum Planeten: Xorth (engl.) | Xorth (dt.) ]

[ Zugehörigkeit: Neue Republik ]

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Besonderheiten

Xorth liegt zwischen Kailor und Vuma; am Schnittpunkt von Corellian Run und Agricultural Circuit. Als Planet mit gemäßigtem Klima und reichen, nährstoffhaltigen Böden ist er eine wichtige Agrarwelt und hat seine Wirtschaftsleistung größtenteils darauf ausgerichtet Nahrung und andere Güter an seine Nachbarn zu verkaufen. Zur Verteidigung gegen Angriffe befinden sich im Orbit eine Golan-Raumstation, sowie einige Abwehrsatelliten.


Stand: Beitrag #14, 24.03.2018
Arlen
 
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Der letzte Sprung ins Xorth-System war weder lang noch schwer zu berechnen. Trotz des Fehlens der erfahrensten Navigatorin erreichte die CC9 Ax gänzlich planmäßig den vorgegebenen Zielpunkt. Sie fiel synchron mit der Mon Eron und der Concealation aus dem Hyperraum. Die Brückenbesatzung hatte bereits in den Startlöchern gesessen, um augenblicklich ihre Arbeit aufzunehmen. In erster Linie galt es, sich einen Überblick über die Ereignisse im System zu verschaffen. Sofort liefen lange Datenkolonnen über die Bildschirme, während die Schiffssensoren die Umgebung vermaßen. Joya No blickte streng auf das Treiben hinab. Er hatte schon eine Menge Brückencrews gesehen, die ihre Arbeit gründlicher, effizienter und disziplinierter durchführten und sah hier noch starken Nachbesserungsbedarf. Aber immerhin schien keiner einen echten Fehler zu machen: Die anstehenden Aufgaben wurden allesamt erledigt, und das war die Hauptsache. Ein Debakel wie im Rendili-System durfte und wollte die Crew der Ax sich nicht noch einmal leisten.

Die Kommunikationsstation meldete nach wenigen Sekunden, dass die Holoverbindung zu den beiden anderen Schiffen wiederhergestellt worden war, die der Hyperraumsprung unterbrochen hatte. No trat vor die Projektionseinheit, so dass die Übertragungsgeräte seine Gestalt erfassen und als Abbild an die beiden anderen Kommandanten übermitteln konnten. Im Gegenzug erschienen die Hologramme von Captain Zaviek und dem pummeligen Commander Sovv im Projektionsfeld.


»Meine Herren, wie ich sehe sind Sie planmäßig eingetroffen«, begann der Captain. »Hatten Sie während des Sprungs Probleme?«

No und Sovv verneinten das.

»Gut. Schritt Eins ist die Aufklärung der Lage. Übermitteln Sie ihre Sensordaten an die Mon Eron

Sie gaben entsprechende Anweisungen, woraufhin eine Datenverbindung hergestellt wurde. Alle drei Schiffe tauschten nun im Sekundetakt Terabytes von Computerdaten aus, die allesamt auf Zavieks Kreuzer zusammenliefen, um dort ausgewertet zu werden. So wie vier Augen mehr sahen als zwei, führten auch die Daten von drei Schiffen zu schnelleren und genaueren Ergebnissen als die eines einzelnen. Nach wenigen Minuten, in denen sie nicht miteinander sprachen sondern jeder für sich mit ihren Brückenoffizieren kommunizierten, hatten sie sich einen Überblick verschafft und die Mon Eron ermittelte die Ergebnisse zurück an die Fregatte und die Korvette.

»Wie es aussieht, hat das Imperium zwei Sternenzerstörer und mindestens fünf weitere Kriegsschiffe vor Ort«, stellte Joya No stirnrunzelnd fest, als er die Daten sichtete.

»Eher zehn, meiner Einschätzung nach«, korrigierte Zaviek. »Ein Imperial I oder II und vermutlich ein Victory.«

»Dann werden wir sie wohl kaum beeindrucken«, verlieh Commander Sovv seiner Skepsis Ausdruck. Natürlich hatte er Recht: Das Kräfteverhältnis stand eindeutig zugunsten des Imperiums.

Doch der Gran sah es eher von der postitiven Seite:


»Wir haben noch Glück, dass uns nicht die gesamte Erste Gefechtsflotte hier erwartet. Nach meinen Informationen war sie zuletzt bei Ixtlar stationiert. Aber denken Sie daran, Commanders: Wir sind nicht zum Kämpfen hier. Also kann es uns egal sein, ob das Imperium ein Schiff im System hat oder hundert. Solange sie - ebenso wie wir - nur die Evakuierung beaufsichtigen und dabei ihren Leuten die nötige Rückendeckung geben, haben wir kein Problem mit ihnen.«

›Kein Problem‹ mit den Imperialen zu haben, war auf jeden Fall etwas, an das sich jeder republikanische Kommandant erst noch gewöhnen musste.

»Scheinbar ist man auf uns aufmerksam geworden«, wechselte der Sullustaner nun das Thema. »Wir empfangen ein Signal.«

No warf einen Blick zur Kommunikationsstation und erhielt ein Nicken als Bestätigung, dass auch die Ax diesen Ruf empfing.

»Ich werde antworten«, beschloss der Captain. »Zunächst spreche ich alleine mit ihnen; Sie werden aber als Zuhörer zugeschaltet.«

Sovvs Bild verschwand, und der Kaminoaner wusste, dass nun auch er auf der Concealation nicht mehr zu sehen war. Ihre Holoprojektoren waren nur noch auf Empfang geschaltet. Sie konnten diskret beobachten was geschah, sich aber nicht in das Gespräch einmischen. Zu der dreiäugigen Gestalt des Gran mischte sich bald das Abbild eines Bilderbuch-Imperialen: Ein breitschultriger Mensch mit kurzgeschorenem Haar, perfekt sitzender Uniform und stechendem Blick. Das auffälligste Merkmal war eine wulstige Narbe, die den rechten Nasenflügel sowie die Lippen spaltete und erst an der Kinnspitze endete - sie verlieh ihm ein wildes, furchteinflößendes Äußeres. Seine Gesichtszüge, soweit das Hologramm es wiedergeben konnte, zeigten ein Gefühl zwischen Missbilligung und offener Feindseligkeit.

»Hier spricht Commodore Faustus Newman an Bord des imperialen Sternenzerstörers Jurisdiction«, stellte er sich vor. Seine Stimme war etwas höher und weicher, als No erwartet hätte. »Republikanische Schiffe, Sie befinden sich in imperialem Territorium. Erklären Sie Ihre Anwesenheit!«

Dies war keineswegs eine freundliche Begrüßung. Allerdings konnte man nicht umhin zu bemerken, wie drastisch sich der Umgang untereinander doch seit Beginn des Waffenstillstandes verändert hatte. Während man noch vor drei Tagen einfach aufeinander geschossen hätte, suchte der Commodore nun den Dialog und forderte die ›Rebellen‹ sogar zu Erklärungen auf, die ihn zuvor wahrscheinlich überhaupt nicht interessiert hätten.

»Ich bin Captain Ellif Zaviek, Kommandant des Kreuzers Mon Eron«, antwortete der Gran. »Meinen Gruß, Commodore. Ich versichere Ihnen, dass wir nicht in feindseliger Absicht kommen.«

»Ihr Eindringen in das Xorth-System ist unrechtmäßig. Ziehen Sie sich augenblicklich zurück!« forderte der Mensch in schneidendem Tonfall.

Zaviek hingegen bewahrte absolute Ruhe; er ließ sich von der unverhohlenen Aggressivität des Imperialen weder herausfordern noch abschrecken.


»Mit Verlaub, Commodore, Ihre Regierung hat vor zwei Tagen den Anspruch auf dieses System mit sofortiger Wirkung aufgegeben. Wir betrachten Xorth daher bis auf weiteres als neutral, den Vorwurf einer Grenzverletzung muss ich zurückweisen. Unsere Aufgabe ist reine Aufklärung: Wir werden im Namen der Neuen Republik die Evakuierung Ihres Personals und Materials aus der Distanz beobachten. An einer Konfrontation sind wir nicht interessiert.«

Newmans Miene wurde eher noch finsterer. Er hatte den Argumenten und dem ruhigen Tonfall des republikanischen Captains wenig entgegenzusetzen, und das schien ihm zu missfallen. Somit war es nicht verwunderlich, dass seine Antwort neben einem widerwilligen Einlenken zugleich auch eine Drohung enthielt:

»Dann sollten Sie uns nicht in die Quere kommen. Behinderungen durch eine Einmischung Ihrerseits werden wir nicht hinnehmen!«

»Derlei Absichten haben wir nicht, solange von Ihnen keine Feindseligkeit gegen uns oder die Bevölkerung von Xorth ausgeht«, sagte der Gran und stimmte somit zumindest ein wenig in das Säbelrasseln mit ein. Er machte klar, dass bei einem Massaker oder einem ähnlichen Vorfall nicht einfach tatenlos zusehen würden.

Damit rang er dem Commodore erstmals ein Lächeln ab, allerdings ein ziemlich herablassendes. Faustus Newman war sich zweifellos der unbestreitbaren Tatsche bewusst, dass sein Schiff es problemlos alleine mit den drei ›Eindringlingen‹ aufnehmen konnte. Gegen zwei komplette Kampfgruppen konnten die Republikaner nichts ausrichten; solange sie keine massive Verstärkung erhielten, war Zavieks Drohung völlig haltlos.


»Ihr Mitgefühl für die Schwachen und Entrechteten ist bewundernswert«, gab er sarkastisch zurück. »Doch entgegen Ihrer Propaganda ist es nicht Art des Imperiums, Gewalt gegen loyale Bürger auszuüben. Im Gegenteil werden wir Sorge dafür tragen, dass von Ihnen keine Gefahr für unsere treuen Verbündeten ausgeht. So wie die Lage sich darstellt, wird man wohl eher uns um militärischen Beistand bitten als Sie.«

Damit hatte er vielleicht sogar recht. Sie hatten ja während des Briefings darüber gesprochen, dass Xorth eigentlich keinen Grund hatte, sich ein Ende der imperialen Herrschaft zu wünschen. Allerdings war dieses bereits besiegelt und Newmans Drohung daher nicht weniger leer als die des Gran.

»Halten Sie Ihre derzeitige Position, lassen Sie Ihre Waffensysteme deaktiviert und die Jäger in den Hangars«, fügte der Mensch hinzu und nahm damit seine Aufforderung, das System zu verlassen, notgedrungen zurück.

»Ich danke Ihnen für Ihr...« ›...Verständnis‹ oder ›Einlenken‹ wollte Zaviek wohl sagen, doch die Verbindung war bereits ohne Abschied unterbrochen worden.

Nun ließ der Gran wieder No und Sovv zuschalten.


»Das lief doch gar nicht so schlecht«, sagte er. »Zumindest tolerieren sie unsere Anwesenheit. Offenbar haben sie ähnliche Befehle wie wir und sind ebensowenig an einer Eskalation interessiert.«

»Ich weiß nicht, Captain«, murrte Sovv. »Dieser Commodore Newman erschien mir nicht gerade wohlwollend. Wir sollten uns auf Feindseligkeiten gefasst machen.«

»Das werden wir auch. Behalten Sie alle Bewegungen der imperialen Schiffe genau im Auge und beobachten Sie unsere nächste Umgebung, damit sich nichts unbemerkt nähern kann. Sie, Commander No, konzentrieren sich auf die Überwachung der zivilien und nach Möglichkeit militärischen Kommunikation auf Xorth. Meine Leute beobachten mit den Fernbereichssensoren die Aktivitäten im Orbit und der Atmosphäre, während ich versuche, Kontakt zur lokalen Regierung herzustellen.«

»Zu Befehl, Sir!« antwortete No.

Er fand Gefallen an dem Gran. Dessen direkte Ausdrucks- und Vorgehensweise zeugte davon, dass Zaviek seinen Weg klar vor Augen hatte und genau wusste, was er wollte. Dies sah Commander No als eine der Grundtugenden eines guten Offiziers an. Entschlossenes Vorgehen ohne Zaudern und Zögern erwartete er auch von sich und seiner Crew. Er zweifelte nicht daran, dass der Captain seine letzte Karrierestufe noch nicht erreicht hatte. Womöglich stellte dieser Einsatz, bei dem er für einen Offizier seines Ranges ungewöhnlich hohe Verantwortung trug, so etwas wie eine Bewährungsprobe für seine Führungsqualitäten und sein taktisches Geschick dar. Es würde den Kaminoaner nicht wundern, wenn er ihn bei ihrer nächsten Begegnung mit ›Commodore‹ anreden müsste. Zugleich hoffte er aber, dass Zaviek ihn dann als ›Captain‹ betiteln würde.


»Sie haben den Captain gehört. Zeichnen Sie alle Kommunikationssignale auf, entschlüsseln Sie codierte Nachrichten und werten Sie alles aus. Die Beta-Schicht der Kommunikationsabteilung soll sich ebenfalls zum Dienst melden.«

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In der nächsten Stunde konzentrierte sich die Aktivität auf der Brücke weitgehend auf die Kommunikationsstation. Gemäß den Befehlen von Captain Zaviek waren zahlreiche Besatzungsmitglieder der Ax damit beschäftigt, die Kommunikation im Xorth-System zu überwachen. Da er sich mit solchen Dingen nicht auskannte, beteiligte Commander Joya No sich nicht direkt daran. Aber selbstverständlich hielt er sich auf dem Laufenden. Alles was irgendwie interessant war, ließ er sich berichten oder vorspielen. Nach einer Weile meldete sich der Gran wieder, um die bisherigen Ergebnisse miteinander abzugleichen. Es war natürlich wichtig, dass sie aus den unterschiedlichen Blickwinkeln so schnell wie möglich ein zusammenhängendes Bild formten, um sich einen Überblick der Lage zu verschaffen.

»Was haben Sie zu berichten, Commander Sovv fragte der Einsatzleiter.

Der Sullustaner antwortete:


»Nicht viel, Sir. Kein Schiff oder sonst ein künstliches Objekt befindet sich in unserer Nähe. Bisher keine Anzeichen für Feindseligkeiten oder sonstige Probleme. Wir behalten die Umgebung natürlich weiterhin im Auge.«

»Tun Sie das mit aller gebotenen Gründlichkeit. Und Sie, Commander No

»Wir haben bereits große Datenmengen gesammelt und mit der Auswertung begonnen«, erklärte der Kaminoaner. »Bisher allerdings überwiegend zivile Kommunikation auf freien Frequenzen. Die Kanäle von Regierung und Militär sind meinen Mitarbeitern bisher nicht zugänglich. Allerdings wurden darüber hinaus einige kodierte Signale empfangen, die Entschlüsselung läuft derzeit noch.

Unsere Anwesenheit im System ist auf Xorth offenbar bemerkt worden. Es verbreiten sich bereits Berichte und Gerüchte darüber im lokalen Datennetz. Die allgemeine Stimmung, soweit man das sagen kann, steht nicht zu unseren Gunsten. Offenbar beunruhigt die Anwesenheit von republikanischen Schiffen nicht nur das zu evakuierende imperiale Personal, sondern auch die Bevölkerung. Ansonsten werden die Medien vor allem von Berichten über die fortschreitenden Abzugsmaßnahmen dominiert. Die Xorther beobachten den Vorgang sehr genau und mit gemischten Gefühlen. Man weiß offensichtlich nicht, wie es danach weitergeht, und fürchtet sich daher vor der Veränderung.«


»Danke, Commander. Machen auch Sie weiter - wir behalten diese Aufgabenverteilung bei.

Unsere Sensormessungen haben ergeben, dass die imperialen Kriegsschiffe ihre Formation nur unwesentlich verändert haben, seit wir aufgetaucht sind. Offenbar wollte man keine Unruhe zeigen oder uns vielleicht auch nicht provozieren, indem man sich sichtbar defensiv verhält, aber eine Reaktion hat es dennoch gegeben. Mehrere kleinere Schiffe haben sich enger um die Jurisdiction gruppiert und sie hat uns langsam den Bug zugedreht. Leider kann ich nicht in den Kopf dieses Commodore Newman hineinschauen, aber ich würde sagen, es sieht eher wie eine Verteidigungs- als wie eine Angriffsformation aus. Zudem sind Ihnen sicherlich nicht die aktiven Scans von den imperialen Schiffen entgangen. Sie vertrauen uns offensichtlich genauso wenig wie wir ihnen.

Was die Stärke der feindlichen Streitmacht angeht, wissen wir jetzt etwas genauer bescheid. Das zweitgrößte Schiff ist ein Schlachtkreuzer der Victory-II-Klasse. Außerdem gibt es einen Strike-Kreuzer, einen Carrack, zwei Fregatten der Corona- oder Nebulon-B-Klasse und fünf Korvetten verschiedener Typen. Ob sich weitere Schiffe in der Atmosphäre oder hinter dem Planeten befinden, ist nicht festzustellen.«


In einer Kampfsituation wäre diese Aufzählung extrem beunruhigend gewesen. No hatte den Eindruck, dass der Kollege Sovv auch so ein ungutes Gefühl dabei hatte. Er hingegen hatte die Verhandlungen mit dem Imperium mehr als hautnah miterlebt und war daher bereit, von guten Absichten auszugehen. Da sie sich im Fall von Feindseligkeiten außerdem rechtzeitig zurückziehen konnten, machte einen Zusammenprall mit dieser Übermacht und den daraus zwangsläufig resultierenden Overkill sehr unwahrscheinlich.

»Daraus ergibt sich eine Tragekapazität von bis zu 17 Sternenjägerstaffeln«, rechnete er eilig aus.

»Das stimmt. Und hinzu kommen noch auf dem planeten stationierte Jäger, Patrouillenboote, Abwehrsatelliten... und natürlich die Golan-Raumstation. Wären wir als Eroberer hier, hätten wir alle Hände voll zu tun.«

Commander No fand nicht, dass diese Einheiten übermäßig viel für eine Kernwelt in Frontnähe waren. Verglichen mit Corellia war diese Flotte einigermaßen klein. Aber sicherlich genug, um einem Angreifer heftigen Widerstand entgegenzusetzen. Doch wie Zaviek ganz richtig sagte: Sie waren nicht als Eroberer gekommen. Die Imperialen waren im Augenblick dabei, das System ganz freiwillig und gewaltfrei zu räumen. Bislang gab es keinen Hinweis darauf, dass irgend etwas nicht so lief, wie es sollte. Allerdings war dem Kaminoaner in den letzten Monaten zu viel Hässliches widerfahren, als dass er einfach akzeptieren könnte, dass es keinen Haken gab. Und Entspannung war sowieso nicht drin, da die Überwachung seine stetige Aufmerksamkeit erforderte. Noch immer war er nicht bereit, der Ax und ihrer Besatzung zu vertrauen.

»Ich werde Sie demnächst wieder als Beobachter schalten«, kündigte der Captain an. »Denn in ein paar Minuten werde ich mit einem Regierungsvertreter sprechen können.«

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Wie er angekündigt hatte, erhielt Captain Zaviek schon kurze Zeit Später den Anruf eines Regierungsmitgliedes. Es handelte sich um eine relativ junge, stark übergewichtige Frau mit glatt auf den Schädel gegeltem Kurzhaarschnitt, die sich mit hochnäsigem Blick und ebensolcher Stimme als Ministerin Ida Boriniel vorstellte. Sie war Joya No vom ersten Moment an unsympathisch. Da die Daten der Holoverbindung lediglich an die Ax und die Concealation weitergeleitet wurden, ohne dass er und Commander Sovv sich einmischen konnten oder ihre Abbilder übertragen wurden, musste er diese Abneigung nicht verbergen.

»Die Regierung von Xorth hat Sie nicht eingeladen, in dieses System einzufliegen«, sagte die Menschenfrau. »Welchen Zweck verfolgt die Neue Republik damit, drei schwer bewaffnete Kriegsschiffe hierher zu schicken? Wir haben kein Interesse daran, dass unsere Heimat zu einem Kriegsschauplatz wird, und an einer Besetzung durch die republikanischen Streitkräfte liegt uns ebenfalls nichts!«

»Ministerin Boriniel, ich kann Ihnen versichern, dass wir keine feindseligen Absichten haben - weder gegen Xorth noch gegen das imperiale Personal, das wir ungehindert abziehen lassen werden«, erwiderte der Gran. »Wir wurden hierher geschickt, um als Beobachter zu fungieren und sicherzustellen, dass das Imperium sich der Vereinbarung gemäß zurückzieht, ohne Ihrem Volk ein Leid zuzufügen.«

Ein verächtliches Schnauben aus der kleinen Schweinenase der Ministerin leitete die Antwort ein.

»Das Imperium hat unserem Volk nie ein Leid angetan. Ihre Propaganda vom gewalttätigen Besatzer, der nur verbrannte Erde hinterlässt, ist ein reines Märchen.«

»Ich hoffe, Sie haben recht. In diesem Fall werden wir uns passiv verhalten und unseren Vorgesetzten mit Freuden berichten, dass der Abzug der imperialen Streitkräfte aus dem Xorth-System reibungslos verlaufen ist. Die Neue Republik wird sich freuen, das zu hören.«

»Ihre Republik soll nicht glauben, dass dieses System danach einfach in ihre Hände fällt, Captain. Xorth ist ein souveräner Staat und der Neuen Republik in keiner Weise verpflichtet. Der Versuch, eine Besatzung als Befreiung zu tarnen, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt.«

Bevor Zaviek antworten konnte, trat einer seiner Offiziere zu ihm und machte ihm leise eine Meldung. Der Mann war in der Projektion zwar zu sehen, seine Worte wurden aber nicht übertragen, ebenso wie die Antwort des Captains. Der junge Offizier nickte und verließ dann das Projektionsfeld wieder.

»Eine Besatzung ist, wie bereits gesagt, nicht unser Ziel«, antwortete der Gran geduldig. »Allerdings bin ich nur ein einfacher Flottenoffizier und daher leider nicht in er Lage, das künftige Verhältnis zwischen Xorth und der Neuen Republik mit Ihnen zu erörtern. Das diplomatische Korps ist hierfür sicherlich der bessere Ansprechpartner.«

Weiter konnte No nicht zuhören, denn nun war er derjenige, der von einem seiner Offiziere angesprochen wurde.

»Commander, eine Nachricht von der Mon Eron. Commodore Faustus Newman versucht, Kontakt zu Captain Zaviek herzustellen. Da er den Ruf im Moment nicht entgegennehmen kann, sollen Sie das in seinem Namen tun.«

Das kam unerwartet. Der Kaminoaner hatte nicht damit gerechnet, eine solche Aufgabe übernehmen zu müssen. Schon wieder musste er mit einem imperialen Offizier sprechen, anstatt auf ihn zu schießen - diesmal sogar mit einem Commodore, der sich schon vorhin ziemlich streitlustig gegeben hatte. Wieder lastete auf seinen schmalen Schultern Verantwortung für den Frieden zwischen Republik und Imperium. Dabei war Diplomatie überhaupt nicht sein Fachgebiet - er war Soldat, kein Botschafter. Natürlich hatte er nicht die Möglichkeit, sich vor dieser Pflicht zu drücken. Und er sah auch das Potential darin. Je bedeutender die Rolle die er spielte, und je besser die Ergebnisse die er dabei erzielte, um so förderlicher musste es für seine Karriere sein. Es war unter den Umständen der letzten Zeit fast unmöglich, von Vorgesetzten übersehen zu werden.

»Ich bin bereit. Stellen Sie die Verbindung her, Lieutenant.«

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Im Gegensatz zu vorhin, als Joya No Zeuge des Gespräches zwischen Captain Zaviek und Commodore Faustus Newman geworden war, stellte das Hologramm diesmal nur den Imperialen dar, wodurch dessen Abbild etwas größer wurde. Der Kaminoaner konnte so mehr Details seines Gesichtes erkennen. Vorhin war ihm der gepflegte Bart des Menschen, nicht mehr als eine feine, akkurat ausrasierte Linie von kurzem Haar, die sein Gesicht einrahmte, überhaupt nicht aufgefallen. Die ausgeprägte Narbe war und blieb jedoch das auffälligste Merkmal in dem ansonsten relativ durchschnittlichen Gesicht.

»Ich grüße Sie, Commodore Newman. Ich bin Commander Joya No, Befehlshaber der republikanischen Fregatte Ax

Mit misstrauischem Blick musterte der Imperiale die schlanke Gestalt Nos, bevor er ohne Gruß antwortete:

»Ich hatte damit gerechnet, mit Captain Zaviek zu sprechen.«

»Der Captain ist derzeit leider nicht zu sprechen. Sie werden im Augenblick mit mir vorlieb nehmen müssen. Es sei denn, Sie ziehen es vor, darauf zu warten, dass er wieder erreichbar ist.«

»Wenn er fertig damit ist, sich in imperiale Angelegenheiten einzumischen, meinen Sie.«

Daher wehte also der Wind. Dem Imperium war nicht entgangen, dass die Republikaner mit der Regierung von Xorth Kontakt aufgenommen hatten. No war gespannt darauf, zu hören, wie der Commodore damit eine ›Einmischung in imperiale Antelegenheiten‹ begründen würde, und stellte sich vorerst ahnungslos.

»Darf ich fragen, welche Einmischung Sie meinen? Wir verhalten uns bislang passiv, wie Sie verlangt und wir angekündigt haben.«

»Tun Sie nicht so unschuldig, Commander. Sie wissen wahrscheinlich, dass Ihr Captain derzeit mit einer Ministerin von Xorth spricht.«

»Und wenn dem so wäre?« fragte No weiter. Es abzustreiten hatte natürlich keinen Sinn. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass durch so ein Gespräch Ihre Bemühungen um einen friedlichen Abzug beeinträchtigt werden könnten.«

»Das kommt ganz darauf an, was da besprochen wird. Aber was auch immer es ist, es kann kaum im Interesse des Imperiums sein. Noch haben wir das System nicht geräumt, Commander, und solange das nicht der Fall ist, betrachten wir weiterhin alle Xorth betreffenden Angelegenheiten als Interna des Imperiums. Ihre Einmischung stellt eine Provokation dar!«

Newmans Misstrauen gegenüber der planetaren Regierung musste fast so groß sein wie das gegenüber der Republik, wenn eine einfache Kontaktaufnahme schon genügte, um ihn Verschwörung und Verrat befürchten zu lassen. Das, oder er suchte krampfhaft nach einem Grund, Streit mit den militärisch weit unterlegenen republikanischen Schiffen anzufangen. Joya No war kein großer Menschenkenner, aber er tippte darauf, dass es Ersteres war. Vermutlich wirkten auch Stress und gekränkter Stolz durch den erzwungenen Abzug mit hinein.

»Commodore Newman, ich kann Ihnen versichern, dass wir nach wie vor kein Interesse haben, Ihren Abzug zu behindern oder zu verlangsamen, im Gegenteil. Ehrlich gesagt können wir es kaum erwarten.«

Das war nicht gerade diplomatisch. Zaviek hätte es bestimmt anders formuliert - aber der Gran führte das Gespräch nicht, sondern hatte diese unangenehme Pflicht an No delegiert.

»Das Gespräch mit der Regierung dient dem Zweck, sie ebenfalls über unsere Absichten aufzuklären, wie Captain Zaviek es im Dialog mit Ihnen bereits getan hat. Xorth hat ein berechtigtes Interesse an dieser Information. Unabhängig davon, ob das Imperium derzeit noch einen berechtigten Anspruch auf das System erheben kann, stellt die reine Kontaktaufnahme wohl kaum eine Provokation dar.«

Die Provokation ging eindeutig eher von Faustus Newman aus. Aber das würde dieser wohl nicht zugeben. Es war auch fraglich, ob er es überhaupt so sah. Wahrscheinlich fühlte er sich völlig im Recht - was die Situation nicht ungefährlich machte. Joya No verkniff es sich, darauf hinzuweisen, dass auch die Republik nichts von Drohungen hielt und ein feindseliges Verhalten der Imperialen sie zu Reaktionen zwingen könnte: Denn falls der Commodore nicht bluffte, sondern sich wirklich herausgefordert fühlte, könnte dies zu einer Eskalation führen. Der Kaminoaner glaubte nicht ernsthaft an den Frieden, aber er wollte nicht derjenige sein, der ihn durch unachtsame Worte beendete.

»Sollte das dennoch der Fall sein, liegt es zumindest nicht in unserer Absicht. Die Situation ist für uns ebenso neu und unvertraut wie für Sie, Commodore, aber ich nehme an, dass Sie ähnliche Befehle haben wie wir: Den Waffenstillstand nicht aufs Spiel zu setzen. Im Interesse dieses gemeinsamen Ziels bitte ich Sie, über versehentliche diplomatische Unzulänglichkeiten unsererseits großzügig hinwegzusehen.«

Es gelang ihm zwar, diplomatische Worte zu wählen, wie er fand; aber er schaffte es nicht, sie ganz ohne einen leicht gehässigen Unterton auszusprechen. Vielleicht fiel Newman dieser Anflug von Sarkasmus auf, vielleicht auch nicht. Besonders milde gestimmt wurde er durch die Worte aber nicht. Noch immer verzerrte Ärger sein vernarbtes Gesicht, als er antwortete:

»Ich habe keine gemeinsamen Ziele mit Leuten wie Ihnen! Wenn Sie wollen, dass der Waffenstillstand fortbesteht, sollten Sie sich stärker bemühen, diese ›diplomatischen Unzulänglichkeiten‹, wie Sie es nennen, zu vermeiden. Meine Geduld hat ihre Grenzen bald erreicht.«

Er machte mit der linken Hand die Bewegung eines Kehlenschnitts. Erst glaubte No, dass diese Geste Teil einer Drohung war, doch dann zeigte sich, dass sie nicht für ihn bestimmt gewesen war. Sie war ein Zeichen, die Verbindung abzubrechen. Ebenso grußlos wie das Gespräch begonnen hatte, endete es auch.

Joya No wandte sich zu seinem Ersten Offizier um. Lieutenant Commander Serek Tai'oki war Bothaner aus gutem Hause und verstand sich als solcher wahrscheinlich besser auf politische Winkelzüge als der Commander.


»Was meinen Sie, Lieutenant Commander - legt er es auf eine Eskalation an? Er macht nicht gerade einen kompromissbereiten Eindruck.«

»Schwer zu sagen, Sir, aber ich glaube, ihm geht es eher darum, sein Gesicht zu wahren. Aus imperialer Sicht muss die Lage überaus demütigend sein, insbesondere für einen stolzen Offizier.«

Der Kaminoaner deutete ein Nicken an.

»Damit bleibt trotzdem die Frage offen, wie weit er gehen wird, um sich sein letztes Bisschen Herrlichkeit zu erhalten. Würde er aus verletzter Eitelkeit den Waffenstillstand brechen, nur um keine weitere Demütigung hinnehmen zu müssen?«

»Ja, Sir, diese Frage bleibt wohl offen.«

»Wir sollten nicht versuchen, es herauszufinden.«

Die Situation erinnerte Joya No an die Friedensverhandlungen, genauer an die Zeit, bevor diese tatsächlich begonnen hatten: Als die Valkyrie auf der einen Seite und Ax und Reliant auf der anderen sich belauert hatten, ohne zu wissen, ob die Gegenseite wirklich gesprächstbereit war. Ein einzelnes übernervöses Besatzungsmitglied, das eine dumme Entscheidung gefällt hätte, wäre genug gewesen, um die Aussicht auf Frieden im Keim zu ersticken. Ihm wurde bewusst, dass es hier ganz ähnlich war.

»Erinnern Sie die Besatzung daran, dass jede Art von Provokation unbedingt zu unterlassen ist. Es gelten die gleichen Vorgaben wie beim Treffen mit der Valkyrie. Wenn hier jemand die Nerven verliert, sind die Folgen unmöglich abzusehen.«

»Ich kümmere mich darum, Commander.«

Tai'oki wandte sich ab, um dem Befehl nachzukommen. No gab die Anweisung, die Verbindung zur Mon Eron wiederherzustellen. Er wollte das Gespräch zwischen Zaviek und der Ministerin weiter verfolgen. Ein großes Stück davon hatte er jetzt schon verpasst.

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Das Gespräch zwischen Captain Zaviek und Ida Boriniel war beinahe vorbei: Sie schienen drauf und dran zu sein, sich voneinander zu verabschieden. Mittlerweile in deutlich versöhnlicherem Tonfall als noch zu Beginn der Holoverbindung, als die Ministerin sich fast ebenso feindselig gezeigt hatte wie der imperiale Commodore Newman. Doch durch seine kurze Auseinandersetzung mit diesem Mann hatte Joya No den Teil verpasst, in dem eine Wende eingetreten war. Die Xortherin schien sich nun deutlich besser damit abfinden zu können, dass die Republik hier war, und hatte den Protest und die Drohungen eingestellt. Als sie sich schließlich verabschiedete, wirkte sie nicht unbedingt so, als wünschte sie sich, wieder mit Zaviek zu sprechen oder ihn persönlich kennenzulernen. Aber immerhin hielt sie die Grundregeln der Höflichkeit ein. Sobald ihr Bild aus dem Projektionsfeld verschwunden war und wieder eine direkte Verbindung zwischen der Ax, der Concealation und der Mon Eron bestand, fragte Joya No:

»Sir, ich habe einen Teil des Gesprächs verpasst - darf ich fragen, wie es Ihnen gelungen ist, die Ministerin zu zähmen?«

»Das war halb so schwer«, grinste der Gran. »Ich musste ihr nur klar machen, dass die Kernwelten am Corellian Run nach dieser Offensive noch genauso viel Bedarf an Agrarerzeugnissen haben werden wie davor. Der Neuen Republik liegt nichts daran, denjenigen Böses zu tun, die die Versorgung ihrer neuen Planeten sicherstellen können.«

Das passte. Der Regierung von Xorth und den Vorständen der ansässigen Großunternehmen - zwei Gruppen, die sich bestimmt zumindest teilweise überschnitten - war es vor allem wichtig, ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen. Sie fürchteten um ihre Macht, ihren Wohlstand und ihre Privilegien. Dass es dem Captain gelungen war, der Ministerin glaubhaft zu machen, dass diese durch die derzeit stattfindende Front- und Grenzverschiebung nicht beeinträchtigt wurden, war die wichtiste Voraussetzung für einen friedlichen Übergang.

»Wir dürfen zwar nicht mit ihrer Kooperation rechnen, aber zumlindest tolerieren sie unsere Anwesenheit nun.
A propos Toleranz - was haben Sie mit Commodore Newman besprochen, Commander No


Der Kaminoaner berichtete von dem Gespräch: Ganz Perfektionist, gab er es fast wortwörtlich wieder und lileß zugleich einen Mitschnitt an die anderen beiden Schiffe übertragen.

»Der Commodore wirkte nach meinem Eindruck also noch unversöhnlicher als nach dem ersten Gespräch«, zog er am Ende sein Fazit. »Er hat es nicht direkt auf eine Eskalation angelegt und bisher zeigen seine Schiffe auch kein aggressives Verhalten. Aber er sprach davon, dass seine Geduld zuende sei, und ich glaube, das stimmt. Offenbar stellt unsere Anwesenheit hier für ihn eine solche Ungeheuerlichkeit dar, dass allein dadurch seine Selbstbeherrschung schon auf eine Probe gestellt wird.«

»Das ist eigentlich kein Wunder«, nickte Zaviek. »Wäre es anders herum, würden wir die Situation wahrscheinlich auch als unerträglich empfinden. Schade nur, dass wir offenbar an einen ziemlich aufbrausenden Charakter geraten sind. Wir werden weiterhin alle Provokationen vermeiden. Aber ein Rückzug kommt derzeit nicht in Frage: Wir haben unsere Befehle, und die verlangen, dass wir hier die Stellung halten, solange es nicht zu Kampfhandlungen kommt.

Commanders, nehmen Sie Ihre Aufgaben wieder auf. Wir unterrichten uns gegenseitig, sobald es etwas Unerwartetes zu vermelden gibt.«


Während also die Mon Eron den Schiffsverkehr über Xorth beobachtete und Sovvs Concealation die nähere Umgebung im Blick behielt, um Hinterhalte und derartige Überraschungen ausschließen zu können, widmete die Ax sich weiter der Aufzeichnung und Analyse der planetenweiten Kommunikation.

Einige Minuten blieb alles unauffällig, dann jedoch zeichneten sie Bekanntmachungen an die Bevölkerung auf, in der die Ministerin Boroniel ihre Bürger über die Anwesenheit der republikanischen Kriegsschiffe aufklärte und versicherte, es gebe keinen Grund zur Beunruhigung. Die Regierung habe die Lage im Griff und alles gehe weiter wie geplant.

Das schien auch der Fall zu sein. Stunde um Stunde verließ mehr imperiales Personal den Planeten. Ganze Schwärme von Shuttles und größeren Transportschiffen verließen den Planeten, um direkt in den Hyperraum zu springen oder im Bauch größerer Mutterschiffe zu landen. Was auf der anderen Seite von Xorth geschah, konnten die Republikaner aus ihrer Position nicht beobachten, aber man konnte davon ausgehen, dass es dort nicht anders war. Mit Sicherheit transportierten die Schiffe nicht nur Personal, sondern auch unzählige Tonnen von Materialien. Aber in den Nachrichten und anderen abhörbaren Kommunikationskanälen war nicht die Rede von größeren Demontagen der planetaren Infrastruktur oder einer Ausplünderung der Städte und Bürger. Einige Berichte besagten zwar, dass vielerorts Dinge mitgenommen wurden, die dem Imperium nicht gehörten - zum Beispiel hatte ein Mitarbeiter der imperialen Verwaltung eine kostspielige gepanzerte Speederlimousine behalten, die von der lokalen Regierung bezahlt und zur Verfügung gestellt worden war, und woanders bestand der Verdacht, dass der eine oder andere vor seiner Abreise in öffentliche Kassen gegriffen hatte - aber es gab keine Vorfälle, die ein Eingreifen der Republikaner notwendig gemacht hätten. Alles schien einigermaßen friedlich abzulaufen.



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[Weltraum | Corellian Run | Xorth-System | Eintrittspunkt am Rand des Systems | CC9 Ax | Brücke] Joya No und Offiziere; Holoverbindung zu Zaviek (MC40 Mon Eron) und Sovv (CRK Concealation)

Seit sechsunddreißig Stunden waren die Mon Eron, die Ax und die Concealation nun schon im System und beobachteten passiv die Vorgänge. Captain Zaviek hatte sich noch ein zweites Mal mit der Ministerin Ida Boriniel unterhalten sowie mit einem vertreter der einheimischen Wirtschaft. Commodore Newman hatte aber Funkstille gehalten. Allerdings konnten die Republikaner sich denken, dass er vor Zorn kochte, sobald er nur an sie dachte, und überzuschäumen drohte, sobald er von einer weiteren Kommunikation mit dem Planeten erfuhr. Doch von den imperialen Schiffen ging keine offenkundige Feindseligkeit aus. Lediglich gelegentliche Veränderungen ihrer Position, stets darauf ausgelegt, eine bestmögliche Verteidigungsformation gegen einen möglichen Angriff innezuhaben, sowie Patrouillenflüge in entlegene Teile des Systems, deuteten auf ihre Wachsamkeit hin. Von den Schiffen der neurepublikanischen Flotte hielten sie sich aber fern und es kam auch nicht zu Übergriffen.

Beachtlich war, wie viele Schiffe in diesen Stunden auf dem Planeten landeten oder von ihm abhoben. Es waren Hunderte, wenn nicht Tausende. Commander Joya No hätte nicht für möglich gehalten, wie viel Personal und Material das Imperium auf dieser Welt stationiert hatte: Der Aufwand, all das abzutransportieren, überstieg seine Vorstellungen bei weitem. Hinzu kam die Aktivität durch zivile Schiffe. Offenbar hielten es zahlreiche Xorther für angeraten, den Planeten zu verlassen, bevor die Republik hier die Kontrolle übernahm. Aus der Gegenrichtung - quasi aus dem Rücken der republikanischen Kreuzer - kamen Flüchtlinge aus anderen Welten auf dem Corellian Run, die bereits angegriffen worden waren oder jetzt ebenfalls übergeben werden sollten. Viele waren auf der Durchreise, andere hofften, hier ein neues Heim oder Arbeit zu finden. Aber auch erste wagemutige Handelsfahrer und vermutlich auch zwielichtiges Gesindel waren darunter, die hofften, auf einem Xorth ohne imperiale Aufpasser Geschäfte machen zu können. Zaviek entschied, einige dieser Schiffe, die sich auffällig verhielten, anzufunken und aufzufordern, sich zu identifizieren. Dies brachte ihm aber den Protest der lokalen Raumflugüberwachung ein, die der Meinung war, dass er seine Kompetenzen überstieg und sich in planetare Angelegenheiten einmischte, woraufhin er diese Bemühungen wieder einstellte.

Kritische Momente gab es immer dann, wenn imperiale Kriegsschiffe in das System kamen. Das waren nicht gerade wenige. Die Systeme Perma, Leria Kerlsil und Vuma lagen weiter von Coruscant entfernt als Xorth und Schiffe, die von dort in Richtung der ehemaligen Regierungswelt flogen, mussten hier vorbei. Das galt also für das gesamte imperiale Personal und natürlich auch das Militär, die dort abgezogen wurden. Über ein Dutzend Kreuzer, Fregatten und Korvetten sowie noch einmal die dreifache Anzahl an kleineren Patrouillenbooten und hyperraumfähigen Jägern kam hier durch und jedes Mal schellten die tatsächlichen und metaphorischen Alarmglocken der republikanischen Beobachter. Verständlicherweise verhielten sie sich den vermeintlichen Feinden gegenüber ziemlich aggressiv und mussten erst davon überzeugt werden, dass keine Gefahr von ihnen ausging und es ihnen erlaubt war, sich hier aufzuhalten. Diese Aufklärungsarbeit wurde teilweise von den Republikanern selbst, teilweise von Commodore Newmans Schiffen und teilweise von den planetaren Behörden übernommen.

Wieder registrierten die Sensoren den Eintritt von Schiffen in das System.


»Worum handelt es sich diesmal?« fragte Joya No.

»Vier Objekte: Drei kleine und ein sehr großes«, antwortete der Sensorik-Offizier. »Bei den kleineren handelt es sich offenbar um Frachter. Das vierte könnte von der Masse her ein Sternenzerstörer sein.«

Das gefiel dem Kaminoaner nicht. Zwar hatte man sich mittlerweile schon beinahe daran gewöhnt, dass imperiale Kriegsschiffe vorbei kamen, aber es war das erste dieser Größe. Davon ging eine ganz andere Bedrohung aus als von einer einzelnen Korvette oder Fregatte.

»Stellen Sie es genauer fest und gleichen Sie Ihre Daten mit der Mon Eron und der Concealation ab!« befahl der Commander. »Alle Sensoren auf dieses Schiff. Ich will es auf dem Bildschirm und dem Holo haben.«

Letzteres ließ sich schnell erledigen. In der holographischen Projektion, die vereinfacht den Schiffsverkehr im System darstellte, erschienen weitere Symbole, welche die Position der Neuankömmlinge anzeigten. Informationen zu Fluggeschwindigkeit und -richtung kamen kurz darauf hinzu. Etwas länger dauerte es, bis die optischen Sensoren auf diesen Punkt im Raum eingestellt waren und das Bild ausreichend vergrößert und nachbereitet hatten, so dass vor dem schwarzen Hintergrund ein kleines graues Dreieck zu erkennen war.

»Offensichtlich Imperial-Klasse, Sir«, sagte der Offizier. »Ob Variante I oder II, steht noch nicht fest. Alle vier Schiffe bewegen sich auf Xorth zu.«

Sie behielten den Kurs zehn Minuten lang bei. Dabei kamen sie der Position der Ax und ihrer Verbündeten wesentlich näher, so dass nach einer Weile mehr von dem Schlachtschiff zu erkennen war. Es handelte sich augenscheinlich um die häufigere Imperial-I-Klasse. Schließlich konnte man auch sehen, dass es offenbar einen heftigen Kampf hinter sich hatte. Der Rumpf war an vielen Stellen geschwärzt oder aufgerissen.

»Commander, der Sternenzerstörer ändert den Kurs!« meldete der Sensorikoffizier mit alarmierter Stimme. »Er beschleunigt und hält direkt auf uns zu!«

Plötzlich klang auch die Stimme von Captain Zaviek vom Holokom her. Die Verbindung war die ganze Zeit über aktiv geblieben, um die Kommunikation zwischen den drei Schiffen sicherzustellen. Nun war der Gran wieder in den Blickwinkel seiner Holokamera getreten, wodurch No und Sovv ihn sehen und hören konnten.

»Commanders, dieser Sternenzerstörer scheint sich uns in feindseliger Absicht zu nähern«, sagte er. »Wir haben bereits versucht, ihn zu kontaktieren, aber keine Antwort empfangen. Entweder hören die Imperialen uns nicht oder sie wollen nicht mit uns sprechen. Letzteres ließe nichts Gutes über ihr Vorhaben vermuten.«

No musste ihm recht geben. Es war das erste Schiff, das sich einer Kontaktaufnahme verweigerte. Und das erste, das mit hohem direkt auf sie zuhielt. Rasch näherte es sich, und man konnte nun klar erkennen, dass es tatsächlich vom Kampf gezeichnet war. Doch nichts deutete darauf hin, dass seine Kampfkraft dadurch stark eingeschränkt worden wäre.

»Wie lauten Ihre Befehle?« fragte der Kaminoaner.

»Wir werden uns nicht auf einen Kampf einlassen. Unsere Anweisungen lauten, Konfrontationen aus dem Weg zu gehen, und das tun wir. Meine Kommunikationsstation versucht weiterhin, Kontakt aufzunehmen. Aber für den Fall, dass das misslingt, werden wir unsere Position hier aufgeben.«

»Es wird schwer, einen Sprungpunkt Richtung Vuma zu erreichen, der uns nicht in ihre Waffenreichweite bringt«, zweifelte No.

»Und andere Sprungvektoren würden uns zwangsläufig in imperiales Territorium führen, was einen Bruch des Waffenstillstands darstellen würde«, fügte Sovv hinzu. Der Sullustaner wirkte so beunruhigt, wie No sich fühlte, doch versuchte dieser, es sich nicht anmerken zu lassen.

»Wir weichen innerhalb des Systems zurück«, beschloss der Gran. »Unsere Geschwindigkeit sollte ausreichen, uns den Sternenzerstörer eine Weile vom Leib zu halten.«

»Und was dann?« fragte No weiter. Denn er wusste, dass zwar die Concealation und seine Ax dem Schlachtschiff entkommen konnten, aber die Mon Eron war ganze 10 MGLT langsamer. Wenn der Gegner wirklich feindselige Absichten verfolgte und diese ernst genug nahm, um dranzubleiben, würde Zavieks Schiff früher oder später eingeholt werden, das war nicht zu vermeiden.

»Sirs... einige von Commodore Newmans Schiffen setzen sich in Bewegung!« meldete die Sensorik. Alle drei Kommandanten wandten ihren Blick der taktischen Projektion auf ihrem jeweiligen Schiff zu, als auch Sovv und Zaviek ähnliche Meldungen erhielten. »Sie kommen auf uns zu!«

»Es scheint, als hätte unser ›Freund‹ auf der Jurisdiction entschieden, unsere Gegenwart nicht länger tatenlos hinzunehmen«, sagte der Gran, und seine Stimme klang eher bedauernd als beunruhigt. »Er hat sein Flaggschiff und den Carrack-Kreuzer in Bewegung gesetzt.

Falls es nicht längst schon geschehen ist, stellen Sie die volle Kampfbereitschaft Ihrer Schiffe her. Ich fürchte, diese Mission wird doch kein friedliches Ende nehmen.«


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[Weltraum | Corellian Run | Xorth-System | Eintrittspunkt am Rand des Systems | CC9 Ax | Brücke] Joya No und Offiziere; Holoverbindung zu Zaviek (MC40 Mon Eron) und Sovv (CRK Concealation)

Mit dem höchsten Tempo, das der Mon Eron möglich war, wichen die republikanischen Kriegsschiffe vor dem nahenden Feind zurück. Die Ax und die Concealation hätten eine noch höhere Geschwindigkeit geschafft, aber dann hätten sie den Kreuzer zurücklassen müssen. Sie hofften alle, dass es nicht nötig sein würde, eine so drastische Maßnahme zu ergreifen. Während sie versuchten, ausreichend Raum zwischen sich und den beiden feindlichen Sternenzerstörern sowie dem Carrack-Kreuzer (der noch einmal schneller war als alle anderen) zu halten, suchten sie nach Wegen aus dem System heraus. Man konnte nicht von jedem Ort aus in den Hyperraum springen. Das war nur möglich, wenn man ganz genau wusste, wo auf der Strecke Hindernisse wie Sterne, Planeten, schwarze Löcher und andere Himmelskörper lagen. Selbst Asteroiden oder Kometen konnten ein Schiff aus dem Hyperraum reißen und zu einer tödlichen Kollision führen. Diese Gefahr bestand immer dann, wenn das Gebiet, durch das die Reise gehen sollte, nicht ausreichend kartographiert war - oder man über diese Karten nicht verfügte. Leider war das der Fall. Es gab nur wenige Vektoren, auf denen die drei Schiffe unter dem Kommando des Captain Zaviek einigermaßen gefahrlos verschwinden konnten.

Leider konnten sie keinen geeigneten Austrittspunkt erreichen, bevor die Gegner sie einholten.


»Meine Herren, wir haben genau drei Möglichkeiten«, brachte der Gran die Dinge auf den Punkt. »Wir können einen unzureichend kalkulierten Sprung wagen, um aus dem System zu kommen, wir können den Kampf gegen zwei Sternenzerstörer wagen oder wir können Commodore Newman kontaktieren, um über die Kapitulationsbedingungen zu verhandeln.«

Joya No hatte eine klare Meinung dazu. Er hatte bereits eine imperiale Gefangenschaft hinter sich und wollte so etwas auf keinen Fall ein zweites Mal erleben. Alleine der Gedanke ließ ihn schaudern und seinen Puls steigen. Erinnerungen quollen hoch und er konnte sie nur mühsam zurück in sein Unterbewusstsein stopfen. Eine Kapitulation kam für ihn nicht in Betracht. Doch ein Kampf gegen zwei Schlachtschiffe konnte ebenfalls nur in einer Niederlage und damit in Tod oder Gefangenschaft enden. Mit einem Sprung setzten sie alles auf eine Karte, aber zumindest gab es eine statistische Wahrscheinlichkeit, dass sie heil davon kamen. Das Erlebnis einer multiplen Beinahe-Kollision nach einem verpatzten Sprung ins Rendili-System war unschön gewesen, aber bei weitem nicht so traumatisch wie die Wochen im Foltergefängnis. Der Kaminoaner würde sich also für diese Variante entscheiden. Doch bevor er und Commander Sovv ihre Meinung kundtun konnten, wurde Zaviek von einem seiner Untergebenen unterbrochen.

»Newman versucht, Kontakt zu uns aufzunehmen«, berichtete er. »Hören wir uns an, was er zu sagen hat.«

Die Holoverbindung wurde von drei auf vier Schiffe ausgeweitet. Zu den Abbildern von Sovv und Zaviek, die halbtransparent auf Nos Brücke schwebten, gesellte sich nun auch der narbengesichtige imperiale Commodore. Diesmal konnte er die beiden Commanders sehen, doch er ignorierte sie und wandte sich direkt an den Gran.

»Captain Zaviek, wieso springen Sie nicht?« fragte er ungeduldig.

Die ehrliche Antwort wäre gewesen, dass sie keinen Vektor hatten und es nicht wagten, dieses Risiko einzugehen. Stattdessen antwortete der Captain:

»Wir haben den Befehl, im System zu bleiben und zu beobachten, solange es uns möglich ist. Noch gehen wir davon aus, dass vielleicht eine friedliche Lösung erzielt werden kann. Sehen Sie dafür eine Chance, Commodore?«

Das Gesicht Newmans sah aus, als wollte er Zaviek am liebsten wüst beschimpfen, als er überraschenderweise antwortete:

»Da es uns nicht möglich ist, eine Verbindung zur Manorial« (so hieß demnach der zweite Sternenzerstörer) »herzustellen, kann ich ihnen bisher nicht befehlen, den Angriff abzubrechen. Halten Sie sie auf Distanz, bis wir eintreffen und eingreifen können. Newman, Ende!«

Joya No glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Wenn der Commodore die Wahrheit sagte, lag es überhaupt nicht in seiner Absicht, den angreifenden Sternenzerstörer zu unterstützen, im Gegenteil: Seine Jurisdiction näherte sich, um den Kampf zu verhindern.

»Sir, glauben Sie, dass er die Wahrheit sagt?« fragte No skeptisch. Es fiel ihm schwer, ein solches Verhalten mit dem bisherigen Betragen des Imperialen zu vereinbaren.

»Schwer zu sagen«, antwortete der Gran stirnrunzelnd. »Aber ich möchte ihm gerne glauben. Vielleicht ist das Glück einmal auf unserer Seite. Korrigieren Sie Ihren kurs um fünfzehn Grad nach Backbord - das bringt uns näher an die Jurisdiction heran, so dass sie uns ungefähr zeitgleich mit der Manorial erreicht. Wenn Newman uns wirklich helfen will, sollten wir ihm das zumindest ermöglichen.«

Und wenn er sie hintergehen wollte, liefen sie ihm nun direkt in die Arme. Aber der Captain hatte seine Entscheidung gefällt und den Commanders fiel auch nichts Besseres ein. Die Schiffe änderten also ihren Kurs und hielten auf das Flaggschiff zu, verfolgt von dessen kampfgezeichnetem Schwesterschiff.

»Beide Sternenzerstörer sind in vier Minuten in Reichweite.«

Vier quälend lange und zugleich erschreckend kurze Minuten. die drei republikanischen Schiffe waren in voller Kampfbereitschaft, doch wusste jeder an Bord, dass sie dieses Gefecht nicht gewinnen konnten. Eine Flucht fiel ebenfalls aus, zumindest für die langsamere Mon Eron, die keine Chance hatte, die Sternenzerstörer abzuhängen. Sie hatten sichauf Gedeih und Verderb dem Wohlwollen eines Mannes ausgeliefert, der sich zuvor schon feindselig ihnen gegenüber gezeigt hatte.

Dann waren sie heran. Man konnte Einzelheiten der Jurisdiction durch die Brückenfenster erkennen. Mit hoher Geschwindigkeit pflügte sie an den republikanischen Schiffen vorbei. Kein Schuss fiel. Rasch geriet sie außer Sicht, doch auf dem Hologramm konnte man sehen, dass sie abbremste und nach Backbord schwenkte, um sich zwischen die Republikaner und ihren Verfolger zu bewegen. Auch die Manorial verlangsamte nun ihr Tempo und änderte den Kurs - sie hatte gar keine andere Wahl, wenn sie keine Kollision provozieren wollte. Ax, Concealation und Mon Eron aber machten weiter volle Fahrt. Sie waren froh um jeden Kilometer, den sie zwischen sich und den Feind bringen konnten.


Doch die Verfolgungsjagd war beendet. Nach einer Minute meldete sich Newman erneut.

»Die Lage ist geklärt«, sagte er. »Wir sind über Kurzstreckenkommunikation durchgekommen. Die Manorial fliegt weiter nach Xorth, von ihr droht Ihnen keine Gefahr mehr.«

»Wir sind Ihnen sehr zu Dank verpflichtet, Commodore!« antwortete Zaviek.

Der Mensch schnaubte:


»Sie haben Ihre Befehle, ich habe meine. An die habe ich mich gehalten, nicht mehr und nicht weniger.

Kehren Sie jetzt auf Ihre ursprüngliche Position zurück. Ich will Sie nicht so nah am Planeten haben.«


»Captain, Commodore, wenn Sie erlauben...« mischte Joya No sich in das Gespräch ein. Der Imperiale blickte mürrisch, aber Captain Zaviek nickte ihm aufmunternd zu.

»Commodore Newman, vielleicht wäre es möglich, dass Sie eines Ihrer Schiffe in die Nähe unserer Position beordern. Auf diese Weise wäre ausgeschlossen, dass solche Vorfälle sich wiederholen.«

Der Mensch antwortete nicht sofort. Sein Gesicht zeigte die tiefen Furchen angestrengten Nachdenkens. Offenbar wog er die Risiken gegen den Nutzen ab. Doch letztlich kam er wohl zu dem Schluss, dass er damit nichts verlor, sondern im Gegenteil eine bessere Kontrolle über die ungebetenen Gäste erlangte.

»Ich schicke Ihnen den Kreuzer Depredator. Aber halten Sie sich zurück. Keine aktiven Scans, keine unerlaubte Annäherung, Kontaktaufnahme nur im Notfall. Haben Sie verstanden?«

»Voll und ganz, Commodore«, sagte Zaviek, der mit der Lösung sichtbar zufrieden war.

Als Newmans Abbild erloschen war, wandte er sich wieder den Commanders zu.


»Nun, meine Herren... wer hätte das gedacht.«

»Die Galaxie ist voller Wunder«, antwortete Sovv.

»Wem sagen Sie das«, fügte No hinzu.

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Die republikanischen Kriegsschiffe Ax, Mon Eron und Concealation machten Kehrt und begaben sich zurück an die Position, von der aus sie bisher die Vorgänge im System überwacht hatten. Die beiden Sternenzerstörer Jurisdiction und Manorial flogen in die Gegenrichtung, um sich der Verteidigungsstreitmacht über Xorth anzuschließen. Unterwegs passierten sie die Depredator, den Strike-Kreuzer, den Commodore Newman zugleich zum Schutz und zur Aufsicht der Republikaner abgestellt hatte. Es war schwierig, einen imperialen Kreuzer auf sich zufliegen zu sehen, ohne diesen als Feind zu betrachten. Die Situation machte alle nervös, auch Commander Joya No, obwohl dieser die Maßnahme vorgeschlagen hatte.

»Sie haben den Commodore gehört«, mahnte Captain Zaviek die beiden Commanders. »Keine Provokationen, keine Kontaktaufnahme mit der Depredator. Wir wollen Streit auf jeden Fall vermeiden. Das eben war schon deutlich zu knapp für meinen Geschmack, noch einmal will ich so etwas nicht erleben.«

So ging es allen anderen natürlich auch. Joya No ließ noch einmal den Befehl an alle Stationen durchstellen, Ruhe zu bewahren und nichts ohne seine Zustimmung zu unternehmen. Er hatte dabei ein flaues Gefühl. Zwar funktionierten die Ax und ihre Mannschaft nun weit besser als vor einigen Wochen, als er über Corellia das Kommando übernommen hatte. Aber sie waren noch lange nicht perfekt. Obwohl er mittlerweile zumindest alle hochrangigen Offiziere auf seiner Seite hatte und diese seine Ansichten von Pflichterfüllung nach unten weitergaben, war Disziplinlosigkeit nach wie vor ein Problem. In den meisten solchen Fällen waren Besatzungsmitglieder einfach nachlässig, unpünktlich oder unzuverlässig. Aber es kam leider in Einzelfällen auch zu offener Widerspenstigkeit bis an den Rand der Meuterei oder sogar darüber hinaus. Noch immer war ungeklärt, wer bei der Gefechtsübung zwischen Marine- und Armeesoldaten hinterrücks auf Joya No und seinen Ersten Offizier Tai'oki geschossen hatte. Und direkt nach den Waffenstillstandsgesprächen mit der Valkyrie war ein weiteres Problem aufgetaucht. Denn die beiden bewaffneten Soldaten, die No ohne dessen Anweisung auf die Reliant begleiten wollten, waren offenbar von niemandem geschickt wurden. Entweder hatte wieder einmal nicht die linke Hand gewusst was die rechte tat, so dass ein Befehl missverstanden worden oder untergegangen war - oder die beiden hatten Übles im Schilde geführt. Nicht auszudenken, was sie im schlimmsten Fall hätten anrichten können.

Vor diesem Hintergrund hatte der Kaminoaner also allen Grund, misstrauisch zu sein. Irgendwo auf der Ax tickte eine Zeitbombe. Es blieb nur zu hoffen, dass sie nicht gerade in dieser kritischen Situation hochting, wenn sie den meisten Schaden anrichten konnte.

Doch alles blieb ruhig. Die Soldaten hielten sich an ihre Anweisungen. Möglichst passiv und ohne ungewöhnliche Manöver schwebte die Ax im All und tat nichts weiter, als die Umgebung im Auge zu behalten und dabei die Kommunikationskanäle des Planeten Xorth mitzuverfolgen und die Nachrichten zu analysieren. Alles verlief völlig normal und ohne jede Störung. Auch die Depredator wurde ihrem Namen nicht gerecht, sondern verhielt sich absolut ruhig. Daher wurde die innere Stimme, die No vor den möglichen Problemen warnte, langsam leiser, bis er sich schließlich beruhigte.

Seine Alarmsirenen schellten jedoch erneut, als sein geschultes Ohr aus der üblichen Geräuschkulisse der Brücke Worte herausfilterte, die nicht hierher gehörten.


»...dem Geschütz Energie zugeführt? Bitte antworten Sie.« Es war die helle, plappernde Stimme des Sullustaners Nonga Joon, der die Waffensysteme der Ax unter seinem Kontrolle hatte. Oder haben sollte, denn es klang ganz danach, als wäre das nicht der Fall. »Ich wiederhole. Ensign Fox, wieso haben Sie...«

»Was ist los?« rief Joya No, der bereits das Schlimmste befürchtete. Seine ungewohnt laute Stimme zog Blicke auf sich und den Sullustaner.

»Kann ich nicht genau sagen, Commander. Turbolaser Dreizehn wurde ohne meinen Befehl scharfgemacht. Ensign Fox antwortet nicht.«

No verspürte tiefe Verachtung für den kleingewachsenen Lieutenant Joon. Dieser hatte zwar offenbar erkannt, dass es ein Problem gab, aber er erkannte nicht im Mindesten die Tragweite. Und so eine Person befehligte sämtliche Bordgeschütze? Der Kaminoaner hingegen durchschaute sofort, wie kritisch die Lage war. Turbolaser Dreizehn befand sich relativ weit vorne an der Backbordseite des Schiffs. In dieser Richtung lag die Depredator.

»Sofort ein bewaffnetes Sicherheitsteam zu Turbolaser Dreizehn!« befahl er. »Können Sie die Energieversorgung des Geschützes von hier aus deaktivieren? - Tai'oki, kontaktieren Sie den Maschinenraum, sie sollen die Systeme abschalten! - Sensorik, haben Sie Zugriff auf die Zielerfassung der Turbolaser?«

Einige weitere Anweisungen folgten. Der Commander setzte alle ihm zur Verfügung stehenden Hebel in Bewegung, um das Schlimmste zu verhindern. Natürlich konnte dem Problem auch eine harmlose Fehlfunktion oder eine Fehleinschätzung eines überarbeiteten Besatzungsmitglieds zugrunde liegen, aber im schlimmsten Fall bereitete gerade jemand einen unautorisierten Angriff auf das imperiale Kriegsschiff vor - mit Folgen für die gesamte Galaxis.

Irgendwann gab es nichts mehr, was No noch anordnen konnte. Alle Stationen waren damit beschäftigt, das ihre zur Klärung der Situation beizutragen, und ihm blieb nichts anderes übrig, als auf ihre Nachricht zu warten. Dabei hielt er gebannt den Blick auf die Sichtfenster des Brückenturms und auf die Monitore gerichtet. In höchster Anspannung wartete er darauf, dass ein tödlicher roter Blitz sich löste und den Kampf entfesselte.


»Commander, die Energiezufuhr des Turbolasers wurde unterbrochen«, lautete die erlösende Nachricht. Alle Personen auf der Brücke atmenten auf, viele von ihnen hörbar. Kurz darauf meldete sich auch Lieutenant Choe Ollifs.

»Sir, ich stehe mit einem Sicherheitsteam vor Geschützraum Dreizehn. Der Ensign hat sich drinnen verschanzt, offenbar allein. Haben wir die Erlaubnis zum gewaltsamen Eindringen?«

»Warten Sie noch«, antwortete Joya No. »Ich komme zu Ihnen. Lieutenant Commander, Sie haben die Brücke.«

Sein kaum bezähmbarer Trieb, über alle Vorgänge auf seinem Schiff persönlich zu wachen, machte es dem Kaminoaner schwer, in dieser brenzligen Lage seinem XO das Kommando zu übergeben. Aber der gleiche Drang verlangte auch von ihm, persönlich zugegen zu sein, wenn der Geschützraum aufgebrochen und der vermeintliche Meuterer Fox festgenommen wurde. Natürlich wurden die Geschicke der Ax vom Kommandoraum aus gelenkt, aber sie standen und fielen vor allem auch mit dem, was dort unten geschah. No wollte dabei sein. Denn er fürchtete das Schlimmste, wenn er anderen die Kontrolle überließ.

[Weltraum | Corellian Run | Xorth-System | Eintrittspunkt am Rand des Systems | CC9 Ax | unterwegs zum Geschützraum 13] Joya No
 
[Weltraum | Corellian Run | Xorth-System | Eintrittspunkt am Rand des Systems | CC9 Ax | unterwegs zum Geschützraum 13] Joya No

Trotz der Turbolifte war der Weg von der Brücke bis zum Geschütz Nummer Dreizehn so lang, dass er kein Ende zu nehmen schien. Lang genug für Joya No, um sich mehrfach Gedanken darüber zu machen, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Während die Sicherheitswächter vor der Tür des Geschützraums auf ihn warteten, hatte der junge Offizier, der sich darin verschanzt hatte, genug Zeit, um Vorkehrungen zu treffen. Er konnte sich wirkungsvoller verschanzen oder er beziehungsweise seine Helfershelfer konnten die Minuten nutzen, um einen anderen kranken Plan in die Tat umzusetzen. Hätte er den Sicherheitskräften erlaubt, den Raum sofort aufzubrechen und zu stürmen, wäre die Krise vielleicht schon überwunden. Aber genauso möglich war es, dass überstürztes Handeln seiner Untergebenen alles nur schlimmer gemacht hätte. Schwer zu sagen, ob die Entscheidung richtig gewesen war. Aber wenn er es recht bedachte, war es zumindest gut, dass er selbst sie gefällt hatte, denn er war dazu mit Sicherheit eher in der Lage als jeder andere an Bord der Ax. Zumindest in diesem Punkt war er absolut sicher.

Als er eintraf, fand er Lieutenant Ollifs und vier Mitglieder der Schiffssicherheit vor. Sie trugen Helme, leichte Körperpanzer und die obligatorische DH-17-Blasterpistole. Die Tür zum Geschützraum 13 war von innen verriegelt - ermöglicht durch Sicherheitsmaßnahmen, die eigentlich verhindern sollten, dass Unbefugte eindringen konnten. Nun verhielt es sich aber umgekehrt, denn mit seinem Versuch, die Waffen ohne Befehl in Betrieb zu nehmen, hatte Ensign Fox seine eigene Befugnis nicht nur überschritten, sondern verwirkt.


»Commander No... wir haben wie befohlen noch nichts unternommen«, erklärte der Lieutenant.

»Ist noch irgendetwas vorgefallen? Haben Sie mit ihm gesprochen oder Hinweise auf Aktivitäten im Inneren?«

»Nein, Sir. Bis auf seinen Hinweis, dass er bewaffnet ist und schießen wird, sobald wir eindringen, hat er nichts mehr gesagt. Wir wissen aber, dass es wirklich Fox ist: Es gab einen positiven Stimmabgleich mit Aufzeichnungen aus dem Bordcomputer. Und er ist allein: Wir haben nach Lebenszeichen gescannt.«

Das waren zwei vernünftige Schritte, die dabei halfen, die Situation klarer zu sehen und daher auch die Folgen jeder Aktion genauer einzuschätzen. Joya No war in dieser Hinsicht sehr zufrieden mit Ollifs Arbeit, was er mit einem kurzen, huldvollen Nicken kundtat. Ein Lob in Worte zu kleiden, fiel ihm aber nicht ein.

Der Kaminoaner trat an die Tür und schaltete die Gegensprechanlage ein.


»Hier spricht der Commander«, sagte er im Befehlston. »Ensign Fox, antworten Sie - das ist ein Befehl!«

Keine Antwort. Joya No wiederholte die Aufforderung in noch schneidenderem Tonfall. Wieder ohne Erfolg.

»Ich weiß, dass Sie mich hören, Fox. Und ich rate Ihnen, keine Spielchen mit mir zu spielen. Meine Geduld mit Ihnen ist am Ende. Sie haben Befehle missachtet und tun es auch jetzt in diesem Augenblick; Sie haben versucht, eigenmächtig den Waffenstillstand zu brechen; damit haben Sie das Schiff und alle Personen an Bord in unmittelbare Gefahr gebracht, ebenso wie die Mon Eron, die Concealation und Millionen republikanischer Zivilisten! Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass das Folgen haben wird. Ihr Plan ist fehlgeschlagen, Sie haben versagt. Jetzt aufzugeben ist für Sie die einzige Möglichkeit, das Urteil eines Kriegsgerichtsverfahrens noch abzumildern!«

Da er wieder keine Antwort bekam, entschied der Commander, seinen Worten Taten folgen zu lassen.

»Lieutenant, öffen Sie diese Tür und holen Sie den Mann raus. Er steht unter Arrest wegen des Vorwurfs der Befehlsverweigerung, der Meuterei und des Hochverrats. Machen Sie notfalls von der Schusswaffe Gebrauch.«

Die Gegensprechanlage war noch aktiv, also hatte der Ensign seinen Befehl gehört. Erst jetzt brach er sein Schweigen.

»Lebend kriegen Sie mich nicht!« drohte eine gehetzte männliche Stimme, die so hell war, dass sie einem sehr jungen Menschen gehören musste. Das überraschte No, in dessen Vorstellung des Missetäters ein milchgesichtiger Zwanzigjähriger nicht so recht passen wollte. Die Drohung jedoch prallte wirkungslos von ihm ab.

»Das Risiko gehe ich ein«, sagte der Kaminoaner kalt. »Entweder Sie kommen raus oder wir kommen rein.«

Nach drei Sekunden war Fox' letzte Chance verstrichen. Der Commander nickte Ollifs zu und dieser entsperrte mit einem Code die Türverriegelung. Die vier Bewaffneten stürmten in den Raum und schrien auf den Ensign ein, er solle die Waffe senken und sich ergeben. Sofort fielen Schüsse. Sie verstummten aber auch schnell wieder.

Ein Sicherheitsmann im dem Rang eines Sergeants trat wieder auf den Korridor.


»Commander, Lieutenant... die Situation ist unter Kontrolle. Der Verdächtige wurde entwaffnet und festgenommen.«

»Gab es Verletzte?« fragte No.

»Nein, Sir. Auf Lieutenant Ollifs' Befehl hin waren alle Waffen auf Stunner-Modus gestellt. Ensign Fox hat scharf geschossen, aber niemanden getroffen.«

»Gut. Sperren Sie ihn ein und kochen Sie ihn weich. Verhören Sie ihn so oft und lange es nötig ist, um zu erfahren, was auf meinem Schiff gespielt wird. Wenn diese Sache hier vorüber ist, werde ich auch noch einmal persönlich mit ihm reden.«

Der Mann, der jetzt in Fesseln aus dem Raum geführt wurde, sah ungefähr so aus, wie No ihn sich aufgrund der Stimme vorgestellt hatte. Ein sehr junger männlicher Mensch, dem Äußeren nach frisch von der Akademie. Er hatte die Betäubung noch nicht ganz abgeschüttelt und sah durch Müdigkeit und Desorientierung noch jünger aus. Den größten Teil seines Lebens hatte er noch vor sich - aber so wie die Zeichen jetzt standen, war es mit seiner Karriere bereits vorbei. Ihm standen harte Jahre bevor. No verspürte nicht das geringste Mitleid, als der Ensign in Richtung des Arresttraktes abgeführt wurde.

»Finden Sie heraus was hier gespielt wird, Lieutenant Ollifs«, sagte er. »Und halten Sie mich auf dem Laufenden. Ich bin auf der Brücke.«

[Weltraum | Corellian Run | Xorth-System | Eintrittspunkt am Rand des Systems | CC9 Ax | unterwegs zur Brücke] Joya No
 
[Weltraum | Corellian Run | Xorth-System | Eintrittspunkt am Rand des Systems | CC9 Ax | Brücke] Joya No

Auf der Brücke angekommen, fand Joya No seinen XO Serek Tai'oki gerade in einem Holo-Gespräch mit Captain Zaviek sowie dem bärbeißigen imperialen Commodore Newman wieder. Der Commander seufzte innerlich. Das Gefühl von Müdigkeit, das ihn bei diesem Anblick befiel, schüttelte er jedoch sofort wieder ab: Ein Offizier durfte seiner Ansicht nach niemals Schwäche zeigen und sich allen Aufgaben, die auf ihn zukamen, ohne Klagen stellen. Das tat er, indem er das Kommando wieder übernahm. Der Bothaner schien froh zu sein, die Verantwortung zurückgeben zu können, und brachte seinen Vorgesetzten kurz aufs Laufende:

»Der Captain und der Commodore erkundigen sich soeben nach dem Grund für einen temporären Energieanstieg in unseren Waffensystemen, Sir. Der Vorfall hat sie beunruhigt.«

»Beunruhigt?« rief der Imperiale. »Das ist doch wohl die Untertreibung dieser Dekade! Sie haben Ihre Waffen aktiviert und den imperialen Kreuzer Depredator als Ziel erfasst! Es ist nur unserer Besonnenheit geschuldet, dass diese Situation nicht längst in ein Blutvergießen ausgeartet ist!«

Der Captain sagte zwar nichts, doch seine Züge waren ernst und der Blick seiner drei schwarzen Augen zeigte auch für einen Nicht-Gran deutlich, dass er Newman rechtgab. Auch er verlangte eine sofortige Erklärung für diese Vorgänge, die den labilen Waffenstillstand wieder einmal bedenklich zum Wanken gebracht hatten.

»Ich entschuldige mich für diesen Vorfall und danke Ihnen und dem Kommandanten der Depredator für Ihre Besonnenheit, Commodore«, räumte er zähneknirschend ein. »Es lag selbstverständlich nicht in unserer Absicht, Sie zu provozieren. Wir hatten es mit einem Fall von eigenmächtigem Handeln gegen meinen ausdrücklichen Befehl zu tun. Ein Waffenoffizier hat offensichtlich entschieden, den Kampf auf eigene Faust fortzuführen. Die Lage ist jedoch wieder unter Kontrolle und der Schuldige wurde festgenommen.«

»Das ist ja ungeheuerlich!« Der Vorfall war Wasser auf die Mühlen Newmans, der es offenbar genoss, endlich einen echten Grund für seinen Ärger über die Republikaner zu haben. »Eine solche Disziplinlosigkeit wäre an Bord eines imperialen Schiffes undenkbar! Ich rate Ihnen dringend, Ihre Leute an die kürzere Leine zu nehmen, Commander!«

»Glauben Sie mir, Commodore: Das werde ich!« gelobte Joya No grimmig. Gerne hätte er den Imperialen daran erinnert, dass es vor wenigen Stunden eines seiner Schiffe gewesen war, das einen unerlaubten und unprovozierten Angriff unternommen und damit beinahe den Krieg wieder entfesselt hätte. Aber damit war niemandem geholfen.

»Ein solcher Vorfall wird sich nicht wiederholen«, versprach auch Captain Zaviek. »Wir werden unsere Sicherheitsvorkehrungen verschärfen.«

»Ich nehme Sie beim Wort. Keine Fehler mehr - das ist meine letzte Warnung!«

Grußlos, wie es fas schon Tradition war, verschwand Newman aus dem Hologramm. Sein Ärger war diesmal allerdings verständlich. Joya No war mittlerweile fast sicher, dass der Commodore bluffte, aber er wollte nicht sein Leben und den Waffenstillstand darauf verwetten.

»Captain, ich bedaure...« setzte er zu einer Entschuldigung an.

»Schon gut. Das hätte auf jedem unserer Schiffe passieren können. Oder bei den Imperialen. Die Aussicht auf Frieden ist etwas, das vielen Angst macht. Ich fürche, es wird nicht das letzte Mal sein, dass jemand den Krieg auf eigene Faust fortsetzen will, um Rache zu nehmen oder was auch immer. Wir müssen uns jetzt mit der Frage auseinandersetzen, wie sich so etwas in Zukunft verhindern lässt.-«

Dazu hatte der Kaminoaner sich bereits Gedanken gemacht:

»Ich hatte vor anzuordnen, dass die Waffenstationen künftig nicht mehr dauerhaft besetzt bleiben. Die Geschützräume bleiben verriegelt und die Schützen dürfen sie nur auf Anweisung der Brücke betreten. Auf diese Weise verlieren wir im Notfall wertvolle Sekunden, in denen wir uns nicht wehren können, aber dafür werden solche eigenmächtigen Handlungen deutlich erschwert. Der Versuch, sich Zutritt zu verschaffen, wird sofort einen Alarm auslösen, so dass man schnell genug reagieren kann.«

»Einverstanden, Commander. Stellen Sie an jedem Geschützraum außerdem Wachposten auf. Ich setze mich mit Commander Sovv in Verbindung, damit er auf der Concealation das gleiche tut. Zaviek, Ende.«

Nur wenige Minuten später waren die neuen Anweisungen ausgegeben und befolgt. Wer jetzt versuchte, sich Zugang zu einem der Bordgeschütze zu verschaffen, würde es erheblich schwerer haben. Allerdings zum Preis ihrer eigenen Verteidigungsfähigkeit. Mit allen Konsequenzen, die das möglicherweise nach sich ziehen konnte. No konnte sich denken, dass dieser Befehl bei der Besatzung nicht viel Freude auslösen würde.

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Der Tag endete und über Xorths Hauptstadt brach die Nacht herein, als die Evakuierung endlich abgeschlossen war. Die letzten Transporter mit imperialem Personal und Material starteten vom Planeten und brachten Passagiere oder Fracht entweder direkt aus dem System oder zu Schiffen, die im Orbit warteten, um sie aufzunehmen. Nach und nach nahm der Verkehr ab, weit mehr Schiffe flogen in Richtung Coruscant, als von dort oder aus anderen Gegenden eintrafen, und irgendwann verlief der Verkehr fast nur noch in eine Richtung. Auch der kleine Verband der imperialen Flotte schrumpfte, denn einzelne Schiffe wurden den Frachterkonvois als Eskorte mitgegeben. Der angeschlagene Sternenzerstörer Manorial, der beinahe den Waffenstillstand gebrochen hätte, gehörte mit zu den ersten Kriegsschiffen, die sich zur ehemaligen Senatswelt zurückzogen - wahrscheinlich um ihrem Reparaturbedarf nachzukommen. Als letzte waren nur noch Commodore Newmans Flaggschiff und der Kreuzer Depredator übrig: Mit ihnen stellte die imperiale Flotte bis zuletzt ihre Kontrolle über das Xorth-System sicher. Schlielßich sprangen auch die Triebwerke des Strike-Kreuzers an und er flog zurück zu seinem Führungsschiff, um sich gemeinsam mit diesem dem Sprungpunkt auf der anderen Seite des Systems zu nähern. Newman verabschiedete sich bei Captain Zaviek mit kurzen, nicht sehr freundlichen Worten und wies darauf hin, dass das Imperium Xorth zwar nicht mehr als sein Territorium, aber dennoch als Verbündeten betrachten und nicht zulassen würde, dass das System ›illegal und gewaltsam besetzt‹ werde. Eine ziemlich unsinnige Drohung, für die der Commodore vermutlich nicht den Rückhalt seiner Regierung besaß, die diese Angelegenheit in größeren politischen Maßstäben bewertete als er. Es zeigte aber wieder einmal deutlich, wie weit der bestehende Waffenstillstand von echtem Frieden entfernt war. Joya No fragte sich, ob das der Umgangston sein würde, den Republik und Imperium künftig miteinander pflegten: Unablässige Streitigkeiten, Vorwürfe und Drohungen, stets hart an der Schwelle zum Wiederaufflammen der Gewalttätigkeit. Sollte ein Friedensabkommen zustande kommen, hätten die Diplomaten beider Seiten jedenfalls eine Menge zu tun, um dieses aufrecht zu erhalten. Doch das war nicht die Sorge des Commanders. Er ging davon aus, dass sein Auftritt als Abgesandter der Republik beim Treffen mit der Valkyrie die Ausnahme bleiben würde.

Zwanzig Minuten nach Abzug der Jurisdiction meldete sich Zaviek über Holokom bei No und Sovv.


»Commanders, ich habe soeben eine Nachricht von Admiral Stazi erhalten«, berichtete er.»Unser Auftrag ist beinahe abgeschlossen. Aus dem Leria-Kerlsil-System werden demnächst befreundete Einheiten nachrücken, die unsere Aufgabe hier übernehmen. Auch eine diplomatische Gesandtschaft ist unterwegs, um über einen Wiederbeitritt zur Republik zu verhandeln. In etwa einer Stunde werden sie hier sein. Anschließend wird man unsere Schiffe abziehen und uns neue Aufgaben übertragen.«

»Werden wir weiterhin unter Ihrem Kommando stehen, Sir?« fragte No.

»Darüber weiß ich nichts; man hat mich noch nicht informiert. Ich bezweifle es aber.«

Commander No verzichtete darauf, zu betonen, dass es ihm eine besondere Ehre gewesen war, unter dem Gran zu dienen. Das war nämlich nicht der Fall. Sie hatten beide lediglich ihre Pflicht erfüllt. Das hatten sie einigermaßen gut gemacht, aber es war in den wenigen Tagen keine persönliche Beziehung oder gar Freundschaft zwischen den Kommandanten entstanden. Zudem blieb zum Verabschieden später noch Zeit. Da das gegenseitige Belauern mit den imperialen Kriegsschiffen nun endlich ein Ende hatte, konnte Joya No sich um ein anderes wichtiges Problem kümmern. Er hatte dringend vor, sich mit dem gefangenen Ensign Fox zu befassen, bisher aber keine Gelegenheit dazu gehabt. Bisher hatte der junge Offizier beharrlich über seine Motive geschwiegen. Auch ob er Einzeltäter oder Teil einer Verschwörung war und ob er etwas mit anderen Vorfällen an Bord zu tun hatte, war nach wie vor ungewiss. Sicherheitschef Choe Ollifs kam bis dato viel zu langsam voran. Der Kaminoaner verließ die Brücke, um die Sache nun selbst in die Hand zu nehmen.

Mit raschem, zackigem Schritt näherte er sich dem Arrestbereich - ein Teil des Schiffes, in dem er bisher zur gelegentlich zum Zweck seiner gefürchteten, unangekündigten Inspektionen gewesen war. Diesmal wirkten die Wächter der Schiffsssicherheit aber etwas weniger entsetzt als sonst, offenbar hatten sie ihn bereits erwartet. Es war ungewöhnlich, dass hier jemand einsaß, denn trotz der teils schlechten Disziplin an Bord war es selten nötig, jemanden einzusperren. Nos Zweiter Offizier Regina Priestley war nach ihrem folgenschweren Fehler beim Sprung nach Rendili zwar unter Arrest gestellt worden, doch hatte man sie auf ihr Quartier beschränkt, anstatt sie hierher zu bringen. Seit der Kaminoaner das Kommando übernommen hatte, und wahrscheinlich auch seit noch längerer Zeit, war es das erste Mal, dass die Zellen und Verhörräume Verwendung fanden.

Joya No fand den Sicherheitschef im Verhörraum Eins, genauer gesagt in dem daran angeschlossenen Beobachtungsraum. Der Gefangene saß allein an einem Tisch in einem hell beleuchteten Raum. Man konnte ihn durch eine einseitig transparente Raumtrennung und über ein halbes Dutzend Bildschirme beobachten. Natürlich wusste No nicht wie lange der junge Mann da schon saß, aber er trommelte ungeduldig mit den Fingern auf dem Tisch herum, was darauf hindeutete, dass man ihn schon eine Weile warten ließ. Zu gut erinnerte er sich an seine imperiale Gefangenschaft. Isolation und endloses Warten waren mächtige Mittel, um jemanden weichzukochen. Aber Fox war erst seit gut einem Tag hier drin, ihn hatte man Wochen verhört - auch unter Einsatz von Gewalt und Drogen. Außerdem hatte der Kaminoaner sich keines Verbrechens schuldig gemacht, außer auf der ›falschen‹ Seite des Krieges zu stehen, während der Ensign ein Krimineller und Aufrührer war. Er fand wirklich nicht, dass ihre Situationen vergleichbar waren, und sah keinen Grund für Mitgefühl.

Einer der Wächter kündigte ihn an.

»Commander auf dem Deck!«

Der menschliche Sicherheitschef blickte von seinen Bildschirmen auf.


»Ah, Commander No. Ich wollte Ihnen gerade...«, begann er, doch der Kaminoaner unterbrach ihn mit einem räuspern und einem strengen Blick.

Mittlerweile waren die Offiziere zumindest so gut abgerichtet, dass sie einen solchen Wink verstanden und darauf reagierten. Der Lieutenant erhob sich also rasch von seinem Platz, nahm Haltung an und grüßte in angemessener Weise.


»Erwarte Ihre Befehle, Sir!«

Nos Miene hellte sich dadurch nicht auf - er fand nicht, dass man Ollifs für dieses Minimum an angemessener Förmlichkeit belohnen sollte.


»Rühren, Lieutenant«, befahl er ohne erkennbare Emotion. »Berichten Sie.«

»Der Ensign schweigt bisher beharrlich, aber wir haben ihn in strenger Einzelhaft gehalten und glauben, dass wir ihn bald weichgekocht haben.«

»Sie ›glauben‹?«

»Die Fakten sprechen dafür, Sir. Er zeigt zunehmend Anzeichen von Nervosität und Ungeduld. In der Zwischenzeit waren wir auch nicht untätig: Die Spuren im Geschützraum wurden gesichert und meine Männer haben sein Quartier untersucht. Außerdem haben wir in seiner Vergangenheit geforscht. Es sieht so aus, als hätte er zwei Cousins im Krieg verloren. Zudem wurden seine Eltern eine Zeitlang vom imperialen Geheimdienst gefangengehalten und seine Mutter wird seither wegen Depressionen behandelt. Das könnte ein Motiv für seine Tat sein.«

»Rache als Motiv? Naheliegend, aber vielleicht zu einfach.«

»Der Meinung bin ich auch, Sir, deshalb forschen wir weiter. Wir überprüfen derzeit, mit wem er Kontakt hatte. Offenbar waren auch einige von Captain Musas Soldaten darunter - eine mögliche Verbindung zu anderen Vorfällen auf dem Schiff. Sobald wir Namen haben, werden auch sie verhört.«

No bemerkte ein Blitzen in den winzigen Augen des Menschen und einen merkwürdigen Eifer in seiner Stimme. Choe Ollifs schien auf irgend etwas hinauszuwollen.

»Aber das ist noch nicht alles?« fragte er.

»Nein, Sir. Wir haben das hier gefunden. Es war in seinem Quartier versteckt, hinter einem losen Wandpaneel.«

Er reichte dem Commander einen verschweißten Plastikbeutel, wie er für Beweisstücke verwendet wurde, um keine Spuren zu verderben. Darin befand sich ein kleiner, scheibenförmiger Holoprojektor. Kein ungewöhnliches Modell, aber keines, das standardmäßig beim Militär benutzt wurde.

»Familienfotos?« mutmaßte No sarkastisch.

»Noch besser, Sir.« No hoffte, dass der leichte Übermut des Lieutenant einen guten Grund hatte. »Nur ein einziges Bild ist gespeichert: Das Symbol einer politischen Organisation. Wir wissen es noch nicht mit Sicherheit, aber das könnte etwas mit der Sache zu tun haben.«

Nun war es dem Menschen tatsächlich gelunen, Joyas Eispanzer zu durchdringen. Seine blauen Augen weiteten sich und er betrachtete das Objekt mit sichtbarem Interesse. Womöglich handelte es sich dabei tatsächlich um einen Schlüssel zum Verständnis, was auf der Ax vor sich ging.

»Erzählen Sie mir mehr darüber!« befahl er.

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Mit sterilen Handschuhen, um keine Spuren zu verderben, holte Lieutenant Ollifs den kleinen Holoprojektor aus dem Beutel, legte ihn auf seine Handfläche und aktivierte ihn. Die Abbildung, die in den gestrahlt wurde, war größer als erwartet: Über einen Meter im Durchmesser. In kräftigem Rot zeigte sie ein geschwungenes Halbrund und darin einen Totenkopf mit schräg stehenden, mandelförmigen Augenhöhlen und zwei ausgeprägten Reißzähnen. Joya No kannte keine Spezies, zu der diese Schädelform passte. Möglicherweise war er ein reines Phantasieprodukt.

»Eine politische Organisation, sagten Sie?«

»Ja, Sir. Das Abzeichen gehört offenbar zu einer Organisation namens ›Cabur‹. Das ist mandalorianisch und bedeutet Wächter oder Beschützer. Die Gruppierung ist im Kern ansässig und vertritt wirtschaftliche Interessen einiger Konzerne.«

»Und was soll das mit den hiesigen Vorfällen zu tun haben?«

»Schwer zu sagen. Wir haben die Hintergründe von Ensign Fox gecheckt und keine Verbindung zu einem der Konzerne oder den entsprechenden Welten gefunden. Und ebenso wenig zur mandalorianischen Kultur. Aber dass er einen Porjektor besitzt, auf dem sich nichts als das Zeichen dieser Gruppe befindet, und diesen auch noch versteckt, erschien uns auffällig genug, um der Sache genauer nachzugehen. Wenn Sie erlauben, schicken wir eine Anfrage an den Geheimdienst.«

Die Vorstellung, bei einer Behörde außerhalb des Militärs um Unterstützung fragen zu müssen, missfiel Joya No. Er wusste nicht, ob das auf ihn als Kommandant der Ax ein schlechtes Bild warf. Deshalb sagte er:

»Probieren Sie es zuerst beim MAD. Wenn dabei nichts herauskommt, können Sie sich immernoch an die zivilen Stellen wenden.«

»Commander, Lieutenant...« Einer der Wachleute hatte sich von seinem Platz erhoben. Er zeigte nun auf das einseitige Sichtfenster des Beobachtungsraums. Im Verhörraum dahinter hatte sich der Ensign von seinem Stuhl erhoben und ging nun ruhelos auf und ab wie ein Raubtier im Käfig. Choe Ollifs hatte offenbar Recht gehabt: Fox' Geduld erschöpfte sich. Vielleicht war er nun zum Reden bereit.

»Mit Ihrer Erlaubnis verhören wir ihn nun noch einmal«, sagte der Sicherheitschef.

»Da ich schon einmal hier bin, werde ich das persönlich übernehmen«, erwiderte der Kommandant. »Sie begleiten mich. Und nehmen Sie das Ding hier unauffällig mit, ich will ihn damit konfrontieren.«

Ein Wachmann mit den Abzeichen der Schiffssicherheit öffnete den beiden Offizieren die dicke Tür zum Verhörraum.

»Setzen Sie sich, Ensign!« befahl Joya No harsch.

Erschrocken eilte der junge Mensch zurück auf seinen Platz. No setzte sich ihm gegenüber, wobei er ihn dank seines langen Halses weit überragte, so dass Fox den Kopf heben musste, um ihm in die großen blauen Augen zu sehen. Ollifs stellte sich in der Pose eines Leibwächters hinter den Commander.

Sie schwiegen alle drei und starrten sich gegenseitig an. Fox verlor als erster die Geduld.


»Wird das hier die Good-Cop-Bad-Cop-Nummer?« fragte er herausfordernd. Sein Grinsen wirkte jedoch ziemlich unentschlossen.

»Hier gibt es keinen guten Cop«, antwortete No streng. »Sie haben sich in ernsthafte Schwierigkeiten gebtacht, Ensign, daran gibt es nichts zu beschönigen.

Sie haben versucht, entgegen einem ausdrücklichen Befehl einen Turbolaser auf ein imperiales Kriegsschiff abzufeuern. Dann haben Sie sich im Geschützraum verschanzt und auf die Sicherheitskräfte geschossen. Sagen Sie mir, warum!«


Doch er antwortete nicht. Er blickte lediglich verlegen auf seine gefässelten Hände, die auf der Tischplatte lagen.

»Ihr Schweigen wird Ihnen nicht das Mindeste nützen«, sprach der Kaminoaner weiter. »Die Sachlage ist völlig klar. Ihre Karriere ist so gut wie vorbei und von Ihrer Freiheit können Sie sich auch verabschieden.«

»Sie können mir nichts beweisen!« behauptete der junge Mann störrisch und wirkte dabei wie ein Teenager.

»Eine gewagte Behauptung von jemandem, der in flagranti erwischt wurde und sich der Verhaftung widersetzt hat. Was wir haben, reicht auch ohne Geständnis für eine Verurteilung. Ihr Versuch, sich unschuldig zu stellen, ist absolut albern und eines Offiziers der Flotte unwürdig.«

Wieder antwortete Fox nicht.

»Es würde eigentlich nur dann einen Sinn ergeben, wenn es neben all den offensichtlichen Vergehen noch mehr gibt, das weniger klar zu beweisen ist... Könnte es Sein, dass Sie noch mehr Dreck am Stecken haben, Ensign? Hat es vielleicht mit einem gewissen Holoprojektor zu tun, der in Ihrem Quartier gefunden wurde?«

Ohne ein Stichwort holte Ollifs das Gerät hervor und aktivierte es. Das Abzeichen von Cabur erschien unter der niedrigen Decke des Verhörraums und rotierte langsam um die eigene Achse. Fox blickte in das rote Licht. No erkannte eine Veränderung in seinen Zügen, war jedoch nicht ganz sicher, ob sie ein Zeichen des Schrecks waren.

»›Cabur‹, nicht wahr?« fragte der Commander.

»Sie wollen wissen, warum ich auf die Imperialen schießen wollte?« platzte der junge Mensch nun mit offensichtlichem Frust heraus. »Weil es richtig ist, deshalb! Die Imperialen sind Mörder und Tiere - es ist falsch, mit ihnen Frieden zu schließen! Sie müssen bezahlen für das, was sie uns und anderen angetan haben!

Das da hat nichts damit zu tun, das habe ich noch nie gesehen. Sie können das nicht mit mir in Zusammenhang bringen!«


»Sie meinen wahrscheinlich, weil jemand sich Mühe gegeben hat, Fingerabdrücke und genetische Spuren zu beseitigen«, sagte Choe Ollifs. »Offenbar hat sich da jemand für schlau gehalten. Er war allerdings nicht schlau genug, auch das Wandpaneel zu reinigen. Wenn Sie nichts von dem Versteck wussten, wie kommen dann Ihre Fingerabdrücke auf die Innenseite?«

Dem Fähnrich entgleiste das Gesicht. Joya No musste sich beherrschen, um nicht ein überlegenes Grinsen aufzusetzen, sondern weiterhin seine maskenähnlich kalte Miene beizubehalten. Die Spurensicherung hatte in dieser Hinsicht offenbar ganze Arbeit geleistet. Fox war in die Ecke gedrängt, und dementsprechend reagierte er.

»Ich will einen Anwalt sprechen!« forderte er mit belegter Stimme.

»Leider gibt es hier vorne an der Front nicht viele zugelassene Militäranwälte«, gab der Kaminoaner zurück. »Aber Sie werden rechtzeitig vor Beginn Ihres Verfahrens die Möglichkeit haben, sich rechtlich beraten zu lassen. Bis dahin können Sie schon einmal darüber nachdenken, ob Sie uns nicht noch irgendetwas zu sagen haben. Zum Beispiel wer Ihre Komplizen sind.

Bringen Sie diesen Mann zurück in seine Zelle.«


Während zwei Wachleute neben den Ensign traten, um ihn abzutransportieren, stand Joya No auf und verließ zusammen mit Choe Ollifs den Verhörraum.

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Ensign Fox hatte nichts mehr zu sagen. Er ließ sich in seine Zelle führen, um sich auch dort in Schweigen zu hüllen. Der Zusammenhang zwischen ihm und der Gruppe ›Cabur‹ blieb vorläufig im Dunkeln, ebenso wie die Fragen, ob er Komplizen an Bord oder etwas mit anderen Vorfällen wie dem Stunnerschuss auf Joya No zu tun hatte. Hierauf hätte der Commander gerne noch ein paar Antworten gehabt. Doch vorläufig musste er sich damit zufrieden geben, dass sie einem gefährlichen Mann das Handwerk gelegt und damit ein Sicherheitsrisiko ausgeschaltet hatten. Lieutenant Choe Ollifs versicherte unterdessen, er und seine Männer würden alles tun, um den Fall vollständig aufzuklären; noch während er dies sagte, wurde ein weiteres Besatzungsmitglied, das in den letzten Wochen viel Zeit mit Fox verbracht hatte, zum Verhör geführt. Der Kaminoaner war bisher recht zufrieden mit Ollifs' Arbeit und ließ ihm daher freie Hand, erwartete aber regelmäßigen Bericht. Damit verließ er den Gefängnistrakt der Fregatte, der nicht halb so groß war wie der eines vergleichbaren Schiffes, den man für das Imperium entworfen hätte.

No kehrte auf seine Brücke zurück, wo ihn Lieutenant Commander Serek Tai'oki darüber informierte, dass nichts Ungewöhnliches geschehen war. Laut Zeitplan sollte es jedoch nicht mehr lange dauern, bis die Ablösung eintraf. Der Commander trat in das Projektionsfeld, um die Holoverbindung zu Captain Zaviek und Commander Sovv wiederherzustellen.

Eine halbe Stunde später maßen sie starke Hyperraumaktivität. Sekunden später stürzte eine Gruppe von Schiffen in den Normalraum. Eines davon war so groß, dass alle anderen daneben wie Spielzeuge wirkten.


»Die Event Horizon!« staunte Sovv beim Anblick des Supersternenzerstörers. »Da werden die Xorther nicht erfreut sein.«

No gab dem Sullustaner in Gedanken recht. Die Ministerin hatte schon empfindlich auf die Gegenwart eines Kanonenbootes, einer Fregatte und eines Kreuzers reagiert. Was würde sie dann erst sagen, wenn die Neue Republik mit ihrem größten und mörderischsten Kriegsschiff hier auftauchte?

Captain Zaviek zuckte mit den Schultern.


»Ich habe davon abgeraten,« sagte der Gran, »aber die Entscheidung fällen andere.«

Die befreundeten Einheiten schickten die üblichen Grußsignale und identifizierten sich, die drei kleinen Kriegsschiffe antworteten dementsprechend. Bei den Neuankömmlingen handelte es sich außer der Event Horizon noch um eine Angriffsfregatte vom Typ II, zwei corellianische Korvetten und zwei kaum bewaffnete Versorgungsschiffe. Zudem war auch ein kleineres, schlankes Diplomatenschiff der Consular-Klasse darunter, das nicht zum Militär, sondern zum Diplomatischen Corps gehörte und wohl den Auftrag hatte, den Schaden zu begrenzen, den das Auftauchen des Supersternenzerstörers hatte.

»Commander, die Event Horizon ruft uns. Es ist Rear Admiral Ak'lya«, meldete die diensthabende Kommunikationsoffizierin, eine brünette Menschenfrau.

Den Hologrammen von No, Sovv und Zaviek gesellte sich das Abbild eines schlanken Bothaners hinzu. Die drei Niederrangigen grüßten militärisch und Ak'lya erwiderte dementsprechend.

»Captain, Commanders, ich übernehme das Kommando. Ihr Befehl lautet, nach Corellia zurückzukehren. Dort werden Sie weitere Anweisungen bekommen.«

Viel mehr war nicht zu sagen. Die Verbindung zur Event Horizon endete kurz danach und auch Ax, Concealation und Mon Eron brachen den Kontakt, der mehrere Tage fast ununterbrochen bestanden hatte, nach einem kurzen Abschied ab.

Joya No befahl, sofort Kurs in das Corellia-System zu setzen. Da ein direkter Sprung nicht möglich wäre, ohne den schier unpassierbaren Deep Core zu streifen, ordnete er eine Reihe von Teilsprüngen entlang des Corellian Run an - so blieb seine Fregatte zugleich in Gebiet, das der Republik gehörte, und lief nicht Gefahr, imperialen Abfangschiffen zu begegnen. Diese hätten sicherlich wenig Verständnis dafür gehabt, wenn ein republikanisches Kriegsschiff eine Abkürzung durch ihren Raum nahm.

Die CC9 Ax war das erste der drei Schiffe, das seinen Vektor gewählt hatte und in einer Pseudo-Beschleunigung aus dem Blickfeld verschwand.


[Xorth-System | Hyperraum | Beim Verlassen des Systems | Richtung Corellia | CC9 Ax | Brücke] Joya No, NPCs
 
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