[Weltraum | Corellian Run | Xorth-System | Eintrittspunkt am Rand des Systems | CC9 Ax | Brücke] Joya No und Offiziere; Holoverbindung zu Commodore Newman (ISD Jurisdiction)
Im Gegensatz zu vorhin, als Joya No Zeuge des Gespräches zwischen Captain Zaviek und Commodore Faustus Newman geworden war, stellte das Hologramm diesmal nur den Imperialen dar, wodurch dessen Abbild etwas größer wurde. Der Kaminoaner konnte so mehr Details seines Gesichtes erkennen. Vorhin war ihm der gepflegte Bart des Menschen, nicht mehr als eine feine, akkurat ausrasierte Linie von kurzem Haar, die sein Gesicht einrahmte, überhaupt nicht aufgefallen. Die ausgeprägte Narbe war und blieb jedoch das auffälligste Merkmal in dem ansonsten relativ durchschnittlichen Gesicht.
»Ich grüße Sie, Commodore Newman. Ich bin Commander Joya No, Befehlshaber der republikanischen Fregatte Ax.«
Mit misstrauischem Blick musterte der Imperiale die schlanke Gestalt Nos, bevor er ohne Gruß antwortete:
»Ich hatte damit gerechnet, mit Captain Zaviek zu sprechen.«
»Der Captain ist derzeit leider nicht zu sprechen. Sie werden im Augenblick mit mir vorlieb nehmen müssen. Es sei denn, Sie ziehen es vor, darauf zu warten, dass er wieder erreichbar ist.«
»Wenn er fertig damit ist, sich in imperiale Angelegenheiten einzumischen, meinen Sie.«
Daher wehte also der Wind. Dem Imperium war nicht entgangen, dass die Republikaner mit der Regierung von Xorth Kontakt aufgenommen hatten. No war gespannt darauf, zu hören, wie der Commodore damit eine ›Einmischung in imperiale Antelegenheiten‹ begründen würde, und stellte sich vorerst ahnungslos.
»Darf ich fragen, welche Einmischung Sie meinen? Wir verhalten uns bislang passiv, wie Sie verlangt und wir angekündigt haben.«
»Tun Sie nicht so unschuldig, Commander. Sie wissen wahrscheinlich, dass Ihr Captain derzeit mit einer Ministerin von Xorth spricht.«
»Und wenn dem so wäre?« fragte No weiter. Es abzustreiten hatte natürlich keinen Sinn. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass durch so ein Gespräch Ihre Bemühungen um einen friedlichen Abzug beeinträchtigt werden könnten.«
»Das kommt ganz darauf an, was da besprochen wird. Aber was auch immer es ist, es kann kaum im Interesse des Imperiums sein. Noch haben wir das System nicht geräumt, Commander, und solange das nicht der Fall ist, betrachten wir weiterhin alle Xorth betreffenden Angelegenheiten als Interna des Imperiums. Ihre Einmischung stellt eine Provokation dar!«
Newmans Misstrauen gegenüber der planetaren Regierung musste fast so groß sein wie das gegenüber der Republik, wenn eine einfache Kontaktaufnahme schon genügte, um ihn Verschwörung und Verrat befürchten zu lassen. Das, oder er suchte krampfhaft nach einem Grund, Streit mit den militärisch weit unterlegenen republikanischen Schiffen anzufangen. Joya No war kein großer Menschenkenner, aber er tippte darauf, dass es Ersteres war. Vermutlich wirkten auch Stress und gekränkter Stolz durch den erzwungenen Abzug mit hinein.
»Commodore Newman, ich kann Ihnen versichern, dass wir nach wie vor kein Interesse haben, Ihren Abzug zu behindern oder zu verlangsamen, im Gegenteil. Ehrlich gesagt können wir es kaum erwarten.«
Das war nicht gerade diplomatisch. Zaviek hätte es bestimmt anders formuliert - aber der Gran führte das Gespräch nicht, sondern hatte diese unangenehme Pflicht an No delegiert.
»Das Gespräch mit der Regierung dient dem Zweck, sie ebenfalls über unsere Absichten aufzuklären, wie Captain Zaviek es im Dialog mit Ihnen bereits getan hat. Xorth hat ein berechtigtes Interesse an dieser Information. Unabhängig davon, ob das Imperium derzeit noch einen berechtigten Anspruch auf das System erheben kann, stellt die reine Kontaktaufnahme wohl kaum eine Provokation dar.«
Die Provokation ging eindeutig eher von Faustus Newman aus. Aber das würde dieser wohl nicht zugeben. Es war auch fraglich, ob er es überhaupt so sah. Wahrscheinlich fühlte er sich völlig im Recht - was die Situation nicht ungefährlich machte. Joya No verkniff es sich, darauf hinzuweisen, dass auch die Republik nichts von Drohungen hielt und ein feindseliges Verhalten der Imperialen sie zu Reaktionen zwingen könnte: Denn falls der Commodore nicht bluffte, sondern sich wirklich herausgefordert fühlte, könnte dies zu einer Eskalation führen. Der Kaminoaner glaubte nicht ernsthaft an den Frieden, aber er wollte nicht derjenige sein, der ihn durch unachtsame Worte beendete.
»Sollte das dennoch der Fall sein, liegt es zumindest nicht in unserer Absicht. Die Situation ist für uns ebenso neu und unvertraut wie für Sie, Commodore, aber ich nehme an, dass Sie ähnliche Befehle haben wie wir: Den Waffenstillstand nicht aufs Spiel zu setzen. Im Interesse dieses gemeinsamen Ziels bitte ich Sie, über versehentliche diplomatische Unzulänglichkeiten unsererseits großzügig hinwegzusehen.«
Es gelang ihm zwar, diplomatische Worte zu wählen, wie er fand; aber er schaffte es nicht, sie ganz ohne einen leicht gehässigen Unterton auszusprechen. Vielleicht fiel Newman dieser Anflug von Sarkasmus auf, vielleicht auch nicht. Besonders milde gestimmt wurde er durch die Worte aber nicht. Noch immer verzerrte Ärger sein vernarbtes Gesicht, als er antwortete:
»Ich habe keine gemeinsamen Ziele mit Leuten wie Ihnen! Wenn Sie wollen, dass der Waffenstillstand fortbesteht, sollten Sie sich stärker bemühen, diese ›diplomatischen Unzulänglichkeiten‹, wie Sie es nennen, zu vermeiden. Meine Geduld hat ihre Grenzen bald erreicht.«
Er machte mit der linken Hand die Bewegung eines Kehlenschnitts. Erst glaubte No, dass diese Geste Teil einer Drohung war, doch dann zeigte sich, dass sie nicht für ihn bestimmt gewesen war. Sie war ein Zeichen, die Verbindung abzubrechen. Ebenso grußlos wie das Gespräch begonnen hatte, endete es auch.
Joya No wandte sich zu seinem Ersten Offizier um. Lieutenant Commander Serek Tai'oki war Bothaner aus gutem Hause und verstand sich als solcher wahrscheinlich besser auf politische Winkelzüge als der Commander.
»Was meinen Sie, Lieutenant Commander - legt er es auf eine Eskalation an? Er macht nicht gerade einen kompromissbereiten Eindruck.«
»Schwer zu sagen, Sir, aber ich glaube, ihm geht es eher darum, sein Gesicht zu wahren. Aus imperialer Sicht muss die Lage überaus demütigend sein, insbesondere für einen stolzen Offizier.«
Der Kaminoaner deutete ein Nicken an.
»Damit bleibt trotzdem die Frage offen, wie weit er gehen wird, um sich sein letztes Bisschen Herrlichkeit zu erhalten. Würde er aus verletzter Eitelkeit den Waffenstillstand brechen, nur um keine weitere Demütigung hinnehmen zu müssen?«
»Ja, Sir, diese Frage bleibt wohl offen.«
»Wir sollten nicht versuchen, es herauszufinden.«
Die Situation erinnerte Joya No an die Friedensverhandlungen, genauer an die Zeit, bevor diese tatsächlich begonnen hatten: Als die Valkyrie auf der einen Seite und Ax und Reliant auf der anderen sich belauert hatten, ohne zu wissen, ob die Gegenseite wirklich gesprächstbereit war. Ein einzelnes übernervöses Besatzungsmitglied, das eine dumme Entscheidung gefällt hätte, wäre genug gewesen, um die Aussicht auf Frieden im Keim zu ersticken. Ihm wurde bewusst, dass es hier ganz ähnlich war.
»Erinnern Sie die Besatzung daran, dass jede Art von Provokation unbedingt zu unterlassen ist. Es gelten die gleichen Vorgaben wie beim Treffen mit der Valkyrie. Wenn hier jemand die Nerven verliert, sind die Folgen unmöglich abzusehen.«
»Ich kümmere mich darum, Commander.«
Tai'oki wandte sich ab, um dem Befehl nachzukommen. No gab die Anweisung, die Verbindung zur Mon Eron wiederherzustellen. Er wollte das Gespräch zwischen Zaviek und der Ministerin weiter verfolgen. Ein großes Stück davon hatte er jetzt schon verpasst.
[Weltraum | Corellian Run | Xorth-System | Eintrittspunkt am Rand des Systems | CC9 Ax | Brücke] Joya No und Offiziere; Holoverbindung zu Zaviek (MC40 Mon Eron), Sovv (CRK Concealation) und Ministerin Ida Boriniel