Zuletzt gekaufter/gesehener Film - Allgemeiner Filmthread

Hidden Figures

1961 laufen die USA der Sowjetunion im Wettrennen ins Weltall hoffnungslos hinterher. Sputnik-Satelliten umkreisen die Erde und die Sowjets stehen kurz davor einen Menschen ins Weltall zu bringen. Die NASA steht unter Druck endlich Ergebnisse zu liefern um endlich einen der Mercury-Seven, der ersten sieben Astronauten, ins Weltall zu schaffen um auf die Sowjets aufzuschließen. Die Berechnungen die dazu nötig sind werden einer Heerschar von Wissenschaftlern durchgeführt. Unter ihnen auch eine Gruppe afroamerikanischer Frauen, die ob der Rassentrennung und der rassistischen Anfeindungen am Arbeitsplatz und in ihrem alltäglichen Leben unter widrigen Bedingungen ihren Beitrag leisten wollen.


Man bekommt eigentlich das was man erwarten würde bei einem solchen Film. Die Rassentrennung ist das Damokles-Schwert und bestimmendes Element der Geschichte, an der sich mehr oder weniger schwerwiegende Konflikte aufladen. Der Ansatz ist aber frisch. Die drei Hauptprotagonisten weichen die Ressentiment ihrer Vorgesetzten und Mitarbeiter durch unbedingten Einsatz und vertrauen in ihre Fähigkeiten aus. Sie verzweifeln nicht, sondern nutzen ihre Möglichkeiten und sind kreativ und charmant. Der Druck der auf der NASA lastet, spielt den drei Damen dabei in die Hände. Wer Leistung bringt, darf auch einiges einfordern.
Ein kurzweiliger Film, getragen von einem harmonischen und sympathischen Trio, welches ebenso emotional wie lustig aufspielen kann.


8/10
Vielleicht ergänzend:
- Jim Parson spielt zwar gut, wird aber Sheldon nie wirklich los
- die Realbilder, die eingebaut wurden, geben dem Film nochmal viel
- Es gibt auch einiges interessantes zur Computerentwicklung zu erfahren
- an einigen Stellen empfand ich es aber ab und an was langatmig ...

Zwischen 7 und 8 würde ich wohl geben

P.s.: Interessant war auch, welche Leute bereit waren, die Damen zu fördern.
 
Danke, ja gerne. Du wirst einen guten Film sehen, ob er jetzt in Bezug auf Doss authentisch ist oder nicht. Ich glaube, er hat auch nur den Anspruch, "lose" auf den wahren Begebenheiten zu basieren.
Hacksaw Ridge – Die Entscheidung (Spoiler enthalten)

So, nun kann ich was dazu sagen. Das Lesen der Kurzbiographie ist schon ein bisschen her, wenn ich also sage "weiß ich nicht", dann muss das kein Widerspruch sein.

Gedanken zum Thema "Film vs. Biographie"
  • Der Vater von Desmond. Daran kann ich mich nicht mehr erinnern, ob der gewalttätig und Alkoholiker war.
  • Das Bild mit "du sollst nicht töten" - ja, das war in der Biographie auch
  • Die Dates mit seiner Freundin habe ich mir während der Biographie anders vorgestellt
  • Ach ja, in der Biographie ist die Freundin wie er Adventistin
  • Die Bibel als Geschenk - jup, gab es
  • Diskussion über freien Samstag - jup, gab es
  • Mobbing durch Vorgesetzte und Kollegen - jup, gab es. Desmond hat aber bewusst keine Namen genannt um die Männer nicht nachträglich zu denunzieren.
  • Was im Film fehlt: Er hatte noch zwei CHristen in der Einheit (evangelisch), denen er vorwarf, die Bibel und Gott zu ignorieren, weil sie Waffen trugen und weil sie Kaffee bzw. Alkohol zu sich nahmen
  • Das ihm Ausgang gestrichen wurde - ja. Ob das mit der Hochzeit zusammenfiel, weiß ich nicht mehr (kann aber gut sein, ich meine, das Heiraten wäre schwierig gewesen)
  • Das mit dem "kein Fleisch" - ja, war auch so (und kein Alkohol, kein Tabak, kein Kaffee)
  • Der Mann, der beim Transport stirbt - so einen gab es im Buch auch
  • Das mit dem Gewehr war im Buch nicht! allerdings gab es im Buch mal eine Kiste mit Handgranaten, die durchgereicht wurde. Diese Kiste hatte Doss (kurz) in den Händen
  • Das Gebet von Doss für die gesamte Einheit - ja, gab es. Ich meine, laut Biographie war es sogar laut.
  • der Verlust der Bibel - ja, war auch so
  • Was im Film fehlt: Nach seiner Verwundung bestand er darauf, dass erst schwerer Verletzte behandelte und geborgt werden
Zu
Ich habe bis jetzt nur die Biographie von Doss gelesen, kann aber gerne, wenn ich den Film gesehen habe, was dazu schreiben, wie authentisch dieser Teil des Films war. Wenn es dich und @Sol interessiert.
In meinen Augen passt es. Der Film hält sich imo eher noch zurück, was Doss religiöse Überzeugung angeht. In der Biographie kam das öfter und mehr (und auch deutlich aneckender).

Zum Film selbst
  • FSK 16 war in meinen Augen zu niedrig, 18 wäre passender (Realismus hin oder her)
  • Die Schlussworte von lebenden Personen waren super

7-8 von 10 Sanitätertaschen
 
"Train to Busan".

Ich muss doch gestehen, dass ich von diesem Zombiefilm aus Südkorea wirklich positiv überrascht bin. Der Film ist mit einer Spielzeit von knapp zwei Stunden zwar etwas lang, dafür ist er von Anfang bis Ende spannend.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein erfolgreicher Geschäftsmann, der mit seiner entfremdeten Tochter eine Zugfahrt zu seiner Ex-Frau antritt.

Wirklich überzeugend sind vor allem auch die einzelnen Charaktere. Die Zombie-Action ist packend inszeniert.

Wer auf Zombie- und Endzeitfilme steht, dem kann ich diesen Film wärmsten empfehlen.

9/10
 
Gestern hab ich PAN gesehen. Ich fand ihn nicht schlecht, aber definitiv auch nicht gut.
Es geht um Petrer Pan und wie er nach Neverland (nicht Nimmerland, würg) kam.
Es ist ein Kinderfilm, der flott erzählt wird und ein wenig Spannung aufbaut, im Grunde aber total vorhersehbar ist.

Der größte Nervfaktor war der Kinderchor, der smells like teen spirit singt. Hallo? Der Film spielt vor 1945. Die einzige logische Erklärung dafür wäre, wenn Kurt ein verlorener Junge gewesen ist.

Peinlich ist auch...
...wenn Peter endlich fliegen kann, wer hätte damit gerechnet, und dann mit einem Move eine Heerschar von Elfen auf die Piraten abfeuert. :facep:

Er bekommt von mir 5/10 Punkte. Weil ein paar gute Einfälle dabei waren und ich ihn als reinen Kinderfilm betrachte.

(Danach musste ich mir zum Ausgleich Terminator 5 ansehen. Jetzt geht's mir schon wieder besser.)
 
Gestern hab ich PAN gesehen. Ich fand ihn nicht schlecht, aber definitiv auch nicht gut.
Es geht um Petrer Pan und wie er nach Neverland (nicht Nimmerland, würg) kam.
Es ist ein Kinderfilm, der flott erzählt wird und ein wenig Spannung aufbaut, im Grunde aber total vorhersehbar ist.[...]
Er bekommt von mir 5/10 Punkte. Weil ein paar gute Einfälle dabei waren und ich ihn als reinen Kinderfilm betrachte.
Soviel Punkte? Für mich war das einer der schlechtesten Filme der letzten Jahre
Meinem Kind mute ich das nur auf expliziten Wunsch (und vorheriger Warnung durch den Vater) zu
 
Soviel Punkte? Für mich war das einer der schlechtesten Filme der letzten Jahre
Meinem Kind mute ich das nur auf expliziten Wunsch (und vorheriger Warnung durch den Vater) zu
Ja 5/10 für einen Kinderfilm, der, so hoffe ich, nicht den Anspruch hat auch eine erwachsene Zielgruppe bedienen zu wollen.
Die Bilder sind nicht schlecht, Pan-Darsteller hat seinen Job, bis auf die Super-Saiyajin-Moves, ganz ordentlich gemacht. Die Story ist flach und vorhersehbar, aber schlimmere Logiklöcher sind mir jetzt auch nicht aufgefallen, bis auf das Nirvana-Theme. Huge Jackmans Overakting war auch mal was anderes.
Von daher gebe ich ihm 5 Punkte. Gute Filme beginnen für mich bei 7.
Die Warnung an dein Kind ist also durchaus gerechtfertigt.
 
Ja 5/10 für einen Kinderfilm, der, so hoffe ich, nicht den Anspruch hat auch eine erwachsene Zielgruppe bedienen zu wollen.
Die Bilder sind nicht schlecht, Pan-Darsteller hat seinen Job, bis auf die Super-Saiyajin-Moves, ganz ordentlich gemacht. Die Story ist flach und vorhersehbar, aber schlimmere Logiklöcher sind mir jetzt auch nicht aufgefallen, bis auf das Nirvana-Theme. Huge Jackmans Overakting war auch mal was anderes.
Von daher gebe ich ihm 5 Punkte. Gute Filme beginnen für mich bei 7.
Die Warnung an dein Kind ist also durchaus gerechtfertigt.
Ich sag mal so: Ich habe vor kurzem "TinkerBell und die Piratenfee" geguckt. Der führt auch Hook (und das Krokodil usw.) ein. Und den fand ich deutlich(!) besser als Vorgeschichte zu Pan wie dieses "Machwerk".
Und TinkerBell ist auch nicht unbedingt für Erwachsene gedacht^^
 
Life (2017)

Auf der 200 Mrd. $ teuren ISS-Station in der Erdumlaufbahn wollen 6 Wissenschaftler Proben vom Mars untersuchen. Die Hoffnung, extraterrestrisches Leben zu finden, erfüllt sich natürlich, nur leider ist mit diesem Leben nicht gut Kirschen essen ...

Meine erste Frage noch während des Films war, wie Jake Gyllenhaal wohl in diesen Film geraten ist:D. Die Rolle passt zwar grundsätzlich zu ihm, so einen Film hätte ich beim ihm aber eher am Karriereanfang vermutet, nicht nach Werken wie Prisoner oder Nightcrawler; aber das passiert wohl den Besten.

Life ist ein generischer Outer-Space-Horror, prominent besetzt mit Ryan Reynolds, Jake Gyllenhaal und Rebecca Ferguson. Der Film ist streckenweise unterhaltsam, wer diese Art von Film aber kennt, entdeckt hier wenig, vielleicht auch gar nichts Neues, denn im Wesentlichen wird sich bei bekannten Vorlagen (gut) bedient. Wer damit leben kann, hier ein wenig Aufgewärmtes zu bekommen und das Genre an sich mag, kann gerne einschalten, ein Kinoticket wäre es m.E. aber nicht wert gewesen. Was dicke Punktabzüge gibt, sind u.a. zwei recht unglaubwürdige Szenen:

Der verantwortliche Offizier versucht mit den Schubdüsen das Alien zu grillen und denkt natürlich nicht daran, dass sich das auf die Flugbahn der Station auswirkt.:konfus:

Ein Lebewesen, dass schon auf zellularer Ebene bewusst agieren kann, merkt nicht, dass sich in seinem Körper ein Peilsender befindet.:konfus:

Da wollte die Regie auf Teufel komm raus eine bestimmte Richtung erzwingen, das haben andere sicher schon besser gelöst.

Die Schauspieler bleiben weitestgehend blass, auch wenn man ihre typischen Stärken durchaus mitbekommt (Ryan mit komödiantischem Einschlag, Gyllenhaal ein wenig verrückt).

5 - 6/10
 
Das mit dem Peilsender versteh ich nicht. Ein Mensch checkt doch auch nicht sofort dass er einen schluckt, es sei denn jemand sagt es ihm. Wie soll eine Zelle so was spüren, selbst wenn sie ein Bewusstsein hat? Dafür bräuchte man ja spezielle Sinnes Organe, die elektromagnetische Felder aufspüren. Und selbst wenn die Zellen in der Lage wären zu erkennen dass es ein elektrisches Gerät ist was ein Signal aussendet muss es auch erst mal realisieren dass sich damit sein Standort verfolgen lässt. Das sind alles keine trivialen Gedankengänge!
Ansonsten teil ich die Kritik an "Life" aber. Für mich war da auch zu viel "Alien" drin. Wobei man aber sagen muss dass "Life" im Vergleich zu "Alien: Covenant" sogar der bessere "Alien" Film war.
 
Das mit dem Peilsender versteh ich nicht. Ein Mensch checkt doch auch nicht sofort dass er einen schluckt, es sei denn jemand sagt es ihm. Wie soll eine Zelle so was spüren, selbst wenn sie ein Bewusstsein hat? Dafür bräuchte man ja spezielle Sinnes Organe, die elektromagnetische Felder aufspüren. Und selbst wenn die Zellen in der Lage wären zu erkennen dass es ein elektrisches Gerät ist was ein Signal aussendet muss es auch erst mal realisieren dass sich damit sein Standort verfolgen lässt. Das sind alles keine trivialen Gedankengänge!
Ansonsten teil ich die Kritik an "Life" aber. Für mich war da auch zu viel "Alien" drin. Wobei man aber sagen muss dass "Life" im Vergleich zu "Alien: Covenant" sogar der bessere "Alien" Film war.

Das Alien kann seinen Organismus, wie mehrfach im Film bewiesen, sehr viel genauer und kleinteiliger kontrollieren als ein Mensch. Wenn plötzlich ein mechanisches Teil im eigenen Körper sitzt, erkennt es möglicherweise nicht dessen Zweck, aber dessen Dasein als Ballaststoff -> was bei einem so effektiv und effizient arbeitenden Mechanismus doch logischerweise zu dessen Ausscheidung führen müsste.
 
Zoolander 2.
Was für ein grandioser Schwachsinn. Einerseits genauso verrückt und hat den selben dummen Humor wie der erste Teil, kommt aber irgendwie trotzdem nicht ran.
Ich würde mal 5-6/10 geben.
 
Power Rangers (2017)

Vor zwanzig Jahren habe ich die Fernsehserie verschlungen, weil es damals einfach cool* war. Heute bin ich überrascht wie gut der neue Film funktioniert. Hatte keine Erwartungen an ihn, weshalb ich den Kinobesuch übersprungen habe.
Die Figuren sind interessant genug geschrieben und durchweg sympathisch, die Effekte können sich größtenteils sehen lassen und das Drehbuch ist nicht so mies, wie erwartet.

Netter Spaß mit Herz für Zwischendurch. Einen zweiten Teil würde ich gerne sehen.

*natürlich war sie es nicht, aber als kleiner Zwerg findet man bunte Superhelden mit riesigen Robotern eben saucool! :D
 
Das Waisenhaus

Laura (Belén Rueda) lebt mit ihrem Mann Carlos (Fernando Cayo) und Adoptivsohn Simón (Roger Príncep) in jenem Waisenhaus, in dem sie ihre Kindheit verbracht hat. Das Ehepaar plant, es wieder in Betrieb zu nehmen und behinderte, verwaiste Kinder dort zu beherbergen - damit soll Simón auch echte Freunde bekommen, sodass er von seinen imaginären Freunden, von denen er immer wieder erzählt, ablassen kann. Am Tag der geplanten Wiedereröffnung verschwindet Simón jedoch spurlos, gleichzeitig nehmen nicht erklärbare, übernatürlich erscheinende Ereignisse Einzug ins Haus. Laura, in der festen Überzeugung, dass ihr Adoptivsohn noch lebt, will nichts unversucht lassen, ihn zu finden...

Wer hier einen typischen Horrorfilm erwartet, wird sich wundern, denn das ist der spanische Film "Das Waisenhaus" nicht. Genretypische Mittel wie Jumpscares oder CGI-Fratzen oder gar Blut-und Splatterexzesse wird man hier (größtenteils) vergeblich suchen, vielmehr handelt es sich bei diesem Film um eine Art Mystery-Thriller mit Dramenanteil - und als diese Mixtur funktioniert er glücklicherweise gut. Eine durchaus unheimliche Grundstimmung zieht sich sehr wohl durch den Film und verleiht ihm eine düstere Atmosphäre, auf wirkliche Schockmomente verzichtet man jedoch weitgehend. Deutlich mehr im Vordergrund stehen Spannung, die die Suche nach dem verlorenen Simón auch durch die eine oder andere Wendung immer wieder mit sich bringt, Emotionen und der Umgang mit dem Übernatürlichen - und gerade in dieser Hinsicht lässt der Film verschiedene Schlüsse zu, lädt öfter zur Interpretation ein und etabliert keine ganz eindeutige Sichtweise, obgleich das zunächst so scheinen mag. Gerade das gut gelungene Ende, das sich auf mehrere Weisen deuten lässt, fällt dabei positiv auf, es bringt den Film einerseits zufriedenstellend zu einem Abschluss, lässt andererseits aber auch noch genug Spielraum für Interpretation und bleibt somit noch eine ganze Weile nach Filmende im Kopf.
An einigen Stellen nimmt sich der Film leider selbst den Wind etwas aus den Segeln, nämlich dann, wenn er sich von seiner Bodenständigkeit abhebt und zu sehr versucht, dann doch ein echter Horrorstreifen zu sein. Das stört mitunter etwas, kommt zum Glück jedoch nur vereinzelt vor. Insgesamt daher sehr gelungen und nicht so bekannt, wie der Film es verdient hätte.



Memento

Leonard (Guy Pearce) leidet unter einem Defizit, aufgrund dessen sich sein Gedächtnis nach kurzer Zeit immer wieder löscht. An eine Sache kann er sich jedoch noch genau erinnern: An den Einbruch in sein Haus, bei dem seine Frau vergewaltigt und ermordet, er selbst verletzt worden ist. Alles, was danach passierte und passiert, vergisst er nach kurzer Zeit wieder. Das erschwert die Suche nach dem Mörder, den er dennoch finden und bestrafen will. Notizzettel und Tätowierungen mit wichtigen Hinweisen, die er so aufbewahren kann, sollen helfen, das Rätsel zu lösen...

Es kommt nicht oft vor, dass man sich einen Film zum ersten Mal ansieht und darin gleich einen Film entdeckt, den man in die Liste seiner Lieblingsfilme aufnehmen würde. Bei mir war "Memento" allerdings genau so ein Fall, Tage nach der Sichtung bin ich noch immer hin und weg. Ein sensationeller Film, der sich auf Anhieb ins Gedächtnis brennt und dort im Gegensatz zu Leonards Erinnerungen verweilt (welch bittere Ironie). Besonders einzigartig macht den Film seine unkonventionelle Erzählweise: Die Haupthandlung wird nämlich von hinten aufgezogen, wir bekommen in der ersten Szene das eigentliche Ende der Handlung zu sehen und dann arbeitet sich der Film von hinten nach vorne durch. Parallel dazu verläuft ein weiterer Handlungsstrang, in Schwarz-Weiß gehalten, der chronologisch abläuft. Im Fokus steht jedoch die umgekehrt erzählte Handlung und wer meint, dass das Vorweg nehmen des Endes die Spannung irgendwie herausnimmt, der irrt ganz gewaltig. Schließlich wollen wir als Zuschauer nicht nur wissen, wie es nun dazu kam, uns ist auch sofort klar, dass das nicht die wirkliche Auflösung der sich einfach lesenden, aber doch sehr komplexen Geschichte ist. "Memento" ist ein Film, in dem nur wenig so ist, wie es scheint. Eigentlich eindeutig wirkende Geschehnisse erhalten in der nächsten (und eben davor spielenden) Szene einen Hintergrund, der alles immer wieder in ein anderes Licht stellt - alles und auch jeden, denn auch die anderen wenigen in der Handlung eine große Rolle spielenden Figuren bleiben undurchsichtig und werden immer unterschiedlich präsentiert. Unheimlich macht sie zudem, dass sie allesamt stets mehr wissen als unser Protagonist Leonard, mit dem wir uns durchaus identifizieren können, denn der Film schafft es auf diese Art und Weise, uns Zuschauer genau so im Dunkeln zu tappen und in Unkenntnis zu lassen wie ihn.
"Memento" schafft es, bestens zu unterhalten und kommt dabei ohne großartig spektakuläre Szenen aus. Dennoch wird eine teils nicht auszuhaltende Spannung installiert, weil man als Zuschauer sich schon beinahe danach verzehrt, in jeder neuen Szene ein wenig mehr zu erfahren, ein neues Teil des Puzzles erkennen zu können. Wie man sich denken kann, fügen sich die beiden sich entgegenkommenden Handlungsstränge im Höhepunkt des Films zusammen und als wäre dieser bis dahin nicht schon mitreißend genug gewesen, wartet das Ende mit einem genialen Plot-Twist auf, der noch einmal alles umkrempelt und gemeinsam mit der ersten und chronologisch letzten Szene des Films ein stimmiges Ende bildet. Der Film verlangt dem Zuschauer schon einiges an Aufmerksamkeit und Konzentration ab, Aufpassen lohnt sich aber in jedem Fall, denn dann wird man mit einem intelligenten, mitreißenden und immer wieder überraschenden Thriller belohnt. Wirklich großartig!


Sieben

Die ungleichen Cops Will Somerset (Morgan Freeman) und David Mills (Brad Pitt) werden mit einem ungewöhnlichen Todesfalls konfrontiert. Schnell wird klar, dass es sich dabei um Mord handelt. Als wenig später eine zweite Leiche gefunden wird, erkennt Somerset einen Zusammenhang zwischen den bizarren Vorfällen: Der Täter mordet auf Grundlage der sogenannten Todsünden. Derer gibt es sieben, sodass Somerset und Mills alles daran setzen müssen, fünf weitere Morde zu verhindern...

Wo wir gerade beim Thema Lieblingsfilme waren... Ich sah diesen Film heute nicht zum ersten und gewiss auch nicht zum letzten Mal. Bei "Sieben" handelt es sich um einen meiner absoluten Favoriten, der mich jedes Mal erneut packt. Dabei ist es nicht nur die Story um eine bizarre Mordserie, die am Ende in ein wahrhaft albtraumhaftes Szenario mündet, sondern auch oder vor allem die unglaubliche Atmosphäre. "Sieben" zeichnet ein deutlich negatives Welt- und Menschenbild, das in erster Linie der gealterte und gewissermaßen resignierte Detective Somerset an den Zuschauer vermittelt. Passend dazu etabliert der Film von Anfang an kalte Bilder und wirkt grundlegend dunkel und hoffnungslos. Da wirkt der gelegentlich durchaus aufblitzende Humor nicht störend, sondern befreiend, bis der nächste tiefe Abgrund offenbart wird. Die Zusammensetzung der beiden Hauptcharaktere, zwei unterschiedliche Polizisten, die sich anfangs nicht leiden können und auch im späteren Verlauf des Films immer wieder aneinandergeraten, mag etwas klischeehaft wirken, ergibt im Zusammenhang mit der Erzählung aber Durchaus Sinn. Der deutlich jüngere, einerseits sehr impulsive, doch als Gegenpart zu Somerset mit einer deutlich positiveren Weltanschauung ausgestattete Mills macht einen großen und wichtigen Teil des Films aus und die Gefahr, dass sein bejahendes und positives Weltbild in seinen Grundfesten erschüttert wird und in sich zusammenbricht, ist groß. Über die hervorragende Leistung beider Hauptdarsteller Morgan Freeman und Brad Pitt muss nicht viel gesagt werden, außer, dass die Figuren dadurch noch lebendiger, greifbarer und besser nachvollziehbar werden.
"Sieben" ist ein atmosphärisch dichter, stilvoller, finsterer, hoffnungsloser Krimi-Thriller, der tief in die Abgründe des Menschen blickt, morbide und schonungslose Bilder liefert und darüber hinaus mit einem der wohl besten Enden in der Filmgeschichte ausgestattet ist. Kein Twist, der den gesamten Film noch einmal umkrempelt, aber... nun ja, seht selbst, falls ihr das noch nicht getan habt. Jedes Mal erneut packend und zudem verleiht es der zwar ungewöhnlichen, zunächst aber doch simpel erscheinenden Mordserie eine neue Komplexität, die sich mir persönlich auch erst durch mehrmaliges Ansehen des Films vollständig erschlossen hat. Was Regisseur David Fincher anno 1995 hier geleistet hat, ist in jeder Hinsicht herausragend und schafft es auch nach mehrmaligen Wiederholungen, den Zuschauer noch immer in seinen finsteren Sog zu ziehen. Grandioses Meisterwerk!
 
Zuletzt bearbeitet:
"The Founder"

Ray Kroc ist Vertreter für Milkshake-Mixer. Sein Erfolg hält sich in Grenzen, bis er eines guten Tages die Brüder Mc Donald's trifft... Keaton spielt den gewieften Geschäftsmann außerordentlich gut. Die Geschichte rund um Franchising, Verträgen und Markenrechten ist unterhaltsam und informativ zugleich. Und zeigt, mit was für Bandagen in der Geschäftswelt gekämpft wird. Wer auf Biografien steht, der kann hier ruhig einen Blick riskieren.

8/10

 
Lego Batman Movie

Visuell ist der Film durch die Lego-Klötzchenoptik etwas wuselig bis hektisch, aber für das Auge nicht so anstregend wie der Quasivorgänger The Lego Movie. Der Beginn ist wirklich stark, die Gags sind fast alle gut und sie sitzen. Wer sich mit Batman und anderen Superhelden, den Filmen und Comics auskennt, wird mehr über den Film lachen können als der Durchschnittsgucker.
Ab der zweiten Hälfte geht dem Film dann aber die Puste aus und vor allem des letzte Drittel fühlt sich etwas lang an, weil die Geschichte zu sehr ausgedehnt wird. Nervig werden dann auch die überdosierten Moralbotschaften rund um Freundschaft und Zusammenhalt, die fast so dick aufgetragen daherkommen, wie in einem Disneyfilm.

Dennoch ist der Film inhaltlich wie optisch im Vergleich zu The Lego Batman Movie der klar bessere Film.

7 von 10

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Get Out

Gilt bei manchen als einer der besten Filme des Jahres, und aktuell ist er auf jeden Fall einer der bisherigen Höhepunkte dieses Filmjahres. Was wie ein Mix aus Liebesgeschichte und Rassendrama beginnt, entwickelt sich letztlich in eine ganz andere Richtung... gekonnter Genremix über den ich nicht viel verraten möchte.... anschauen!

8 von 10


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Nocturnal Animals

Auch dieser Film wird gern zu den Höhepunkten des Jahres gezählt. Zurecht, denn das Drama ist mit Jake Gyllenhaal, Amy Adams und vor allem Michael Shannon unglaublich gut besetzt. Ein durch die Bank interessanter, großartig gespielter und letztlich schwer verdaulicher Film. Ruhig erzählt, aber dennoch spannend und bis zur letzten Minute interessant.

8 von 10
 
Atomic Blonde

Berlin, November 1989: Kurz vor dem Fall der Berliner Mauer wird ein MI6-Offizier tot aufgefunden. Er sollte Informationen einer geheimen Quelle auf der Ostseite der Stadt in den Westen schmuggeln...

Von David Leitch
Mit Charlize Theron, James McAvoy, Sofia Boutella


Ich war wirklich angenehm überrascht. Zu einem wirklich guten Agentenfilm, der locker mit einem 007 mithalten kann, kommen "realistische" Kämpfe. Damit meine ich schön choreografierte Szenen, bei denen die Verletzungen durchaus realistisch sind und auch die entsprechenden Folgen haben (Dauer etc.). Der Film war über die gesamte Laufzeit spannend und überaus kurzweilig ohne sich zu überschlagen. Der Aufbau des Filmes mit den optimal gesetzten Erinnerungs-Rückblicken und die Musik aus den späten 80ern unterstützen großartig die Story-Entwicklung des Films und das Ambiente.
Die Story ist verdreht und undurchsichtig bis zum Schluss und mich hat der letzte Twist dann doch überrascht. Gerade das gewählte Thema und der Spielort (Berlin zum Mauerfall) ist einmal etwas anderes. Es ist eben nicht ein "Hetzen um die Welt".

Ich habe ihn in der OV gesehen, und wer dem Englischen mächtig ist, sollte das auf jeden Fall tun, es lohnt sich.

8/10
 
Atomic Blonde

Man nehme ein wenig John Wick mit Charlize Theron und deutlich härteren und verdammt guten Kampf-Choreografien, fügt als Setting den Kalten Krieg bzw. den Zusammenbruch der DDR hinzu, packt einen gut gemischten Soundtrack dazu (ob "Der Kommissar" auf Englisch jetzt sein musste, darüber darf man streiten) und fertig ist Atomic Blonde. Der Film zieht seine Kraft definitiv aus seiner starken (und hübschen) Besetzung, seiner audiovisuellen Aufmachung und seiner Härte, weniger hingegen aus seinem Plot. Seine Stärke spielt der Film aber so gut aus, dass ich am Ende von dem Werk überzeugt bin, er wird sicher nochmal geguckt. Alleine die Kampfszene im Treppenhaus wird sicher noch eine Weile in Erinnerung bleiben, ca. 8 Minuten fast ohne Schnitt und unglaublich intensiv, daran muss sich sogar "The Raid" messen lassen.

Ein wenig peinlich sind in der OV leider mal wieder die Engländer, welche Deutsche spielen und Deutsche sprechen: Aber das kennt man ja.

7/10
 
Habe es heute auch endlich geschafft mir Atomic Blonde anzusehen. Sehr gutes Setting mit einem guten Blick für Details, überragend choreographierte Kampfszenen mit ordenlicher Härte und nicht zu vergessen eine sehr feine musikalische Untermalung... der Soundtrack meiner Jugend sozusagen.
Der Plot war nichts weltbewegendes, der Twist irgendwann mehr als absehbar, aber das fand ich angesichts der Schauwerte eher Nebensächlich.
Wenn das so weitergeht wird Charlize Theron noch meine Lieblings-Action-Darstellerin, nach dem zweiten mehr als überzeugenden Auftritt in diesem Genre nach Mad Max.

C.
 
Der Babadook (2014)

Nachdem der Film schon seit Ewigkeiten auf meiner Liste stand, ich aber nie das Kleingeld für die DVD hatte, habe ich mich umso mehr gefreut als ich Anfang der Woche erfahren habe, dass er diesen Mittwoch (also gestern) bei Tele5 lief.

Um mich kurz zu fassen: Ich bin enttäuscht, extrem enttäuscht. Ich habe nur Gutes von diesem Film gehört. Warum weiss ich jetzt nach dem Sichten nicht. Der Film hat so angefangen wie ich ihn mir komplett gewünscht hätte, ein gestörtes Kind mit seiner völlig kaputten Mutter findet ein extrem unheimliches Buch, das Balg verfällt scheinbar in einen Wahn, dann jedoch häufen sich die unerklärlichen Ereignisse immer mehr. Leider bleibt das Ganze nicht so und der Film driftet ab in den üblichen Psycho-Besessenen-Kram und der Babadook war fast nicht mehr wichtig, nur noch die Psychose von Mutti - vielleicht verstehe ich den Film nicht, vielleicht war mir was zu hoch, aber so hat es auf mich gewirkt.

Das anfangs so subtile Konzept der Kinderangst, des Nachtschreckens, der Paranoia wurde komplett fallen gelassen, stattdessen nur Rumgeschrei und manche Szenen waren nicht mehr Ernst zu nehmen, ich bekam fast nen Lachanfall bei der Gymnastikeinlage der Mutter als sie die Zimmertür "eintritt". Das Monster wurde komplett vernachlässigt, was man im Kleinen schon daran sieht dass man sich anscheinend nicht mal einen Soundesigner leisten konnte, da der "Babadook" das gleiche billige Stock-Raubkatzengebrüll von sich gibt wie Dinosaurier in alten Filmen aus den Siebzigern oder die lächerlichen Mischwesen aus den Asylum-Mockbustern. Sehr peinlich.

Dabei hätte der Film soviel Potential gehabt- die schöne, aber extrem gruselige Bude, das gut gemachte Kinderbuch, die alten Schwarzweissfilme/Cartoons welche hin und wieder im TV laufen, die immer weiter vor sich fortschreitende Isolation der Mutter mitsamt ihrem Sohn, all das bricht ein als diese Bessesenen-Geschichte überhand nimmt. Es ist, als hätten zwei verschiedene Leute Regie geführt. Ich wünsche mir bis heute einen Monsterfilm der ala BlairWitch rein subitil mit den Ängsten des Zuschauers spielt, mit der Paranoia der Hauptfiguren, der Isolation und auf allzu viele Schockmomente verzichtet und Blut und Gewalt am Besten ganz weglässt, höchstens dann halt am Schluss als großen Knall, wenn überhaupt. So manche gute Creepypasta hat mich mehr gefesselt und noch lange beschäftigt und auch wirklich geängstigt als dieser Film (zb. "The Rake", nicht die Slasherversion wo die Kreatur die Familie auslöscht sondern die ursprüngliche Version, die mit den Augenzeugenberichten die sich über die Jahrhunderte erstrecken) und da waren absolute Amateure, /b/tards oder Jugendliche die Autoren. Zur Hölle, sogar diese absolut strunzblöden "Monsterjäger" auf DMAX sind stellenweise gruseliger als der Babadook.

Sehr Schade, aber ich kann absolut nicht mehr nachvollziehen warum Kritiker und Horrorfans diesen Film so über den Klee loben. 4/10, und ich bin großzügig.
 
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