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Reinhard Kleist: Der Traum von Olympia

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Das neue Werk von Reinhard Kleist erzählt eindringlich die Geschichte der somalischen Leichtathletin Samia Yusuf Omar, die bei den Spielen 2008 in Peking im 200m-Lauf an den Start ging, und zudem die Fahnenträgerin ihres Landes bei der Eröffnungsfeier war. Nachdem es in ihrer Heimat unmöglich geworden war, sich angemessen auf die Spiele 2012 in London vorzubereiten entschließt sie sich letztlich zur Flucht nach Europa. Nach einer schier endlosen Odysse durch Äthiopien, den Sudan und Lybien wagt sie schließlich die Überfahrt in einem völlig ungeeigneten und überbestzten Schlauchboot, welches im April 2012 vor der Küste Maltas sinkt und sie mit in den Tod reißt...

Nach "Cash", "Castro" und "Der Boxer" wieder eine ganz starke Graphic Novel von Reinhard Kleist zu einem ebenso aktuellen wie traurigen Thema. Ganz ohne Pathos erzählt Kleist die Geschichte der Leichtathletin Omar, die für ihren großen Traum alles riskiert und letztlich verliert. Damit macht er das Elend, welches sich seit Jahren vor Europas Küsten abspielt für den Leser greifbar, indem er der sonst anonymen Masse an Flüchtlingen eine Geschichte und ein Gesicht gibt.

C.
Hast du "der Boxer" auch gelesen? Falls ja könntest du dazu ein kurzes Feedback geben?
 
Die erste Biographie habe ich hier, persönlich von ihm unterschrieben , hier auch noch liegen.
Habe sie damals eig nur als Autogrammgrundlage mitgenommen habe mir aber sagen lassen, sie liest sich sehr interessant.
WIe ist das, wenn man eig schon jede erdenkliche Doku zu ihm zigmal gesehen hat? Gibt es dort noch neue Erkenntnisse ?

Das kann ich pauschal nicht beurteilen denn ich habe mich eigentlich nie groß mit dem Menschen Bud Spencer beschäftigt. Klar wusste ich das Er ein hervorragender Schwimmer war und Olympiateilnehmer
und auch das Er eine gewisse Affinität zur Musik hatte obwohl Er nie Noten schreiben gelernt hat.
Aber ich wusste zum Beispiel nicht das der Mann in Venezuela Straßen im Dschungel gebaut hat und auch das Er als Erfinder Patente bekommen hat war mir unbekannt.

Den 2. Band habe ich zur Hälfte durch und zu meiner Freude erzählt Er mehr von seinem Filmen und geht auch recht ausführlich auf die Regisseure ein mit denen Er gearbeitet hat.
Ich würde jedem der etwas Background wissen zu dem alten Haudegen haben will die beiden Bücher empfehlen.
Gruß
Riker
 
Ich lese momentan "der Überläufer" von Siegfried Lenz. Es wurde zwar 1951 feritig geschrieben, kam aber erst 2016 heraus. Offensichtlich war die Thematik dem Herausgeber etwas zu heikel in Bezug der neuen Identitätsfindung der deutschen und das Buch hätte innerhalb der jungen Bundesrepublik für Unruhe gesorgt.
Lenz hat danach am Buch gefeilt, schlussendlich aber ist es zu Lebzeiten nie erschienen.

Kritik: ich bin kein geübter Roman Leser und habe daher wenig Vergleichsmöglichkeiten. Aber mir fällt auf das einige Themen / Kapitel besser von der Hand gehen als andere. Sobald Lenz die deutsche Wehrmachtstruppe und ihren Alltag im Wald beschreibt gefällt es mir ausserordentlich gut. Highlight ist für mich Birski, der oberschlesische Charakter dessen Syntax wirklich oberschlesisch gut rübergebracht wurde.
Sobald aber die Wolfgang Dialoge kommen und Lenz die Thematiker des Überlaufens anspricht wirkt das Buch zu gewollt und verliert seine Selbstverständlichkeit. Ausserdem wirkt das Buch stellenweise recht amerikanisch. Alles in allem lohnt es sich trotzdem. Teilweise nämlich ist es hervorragend geschrieben.
 
In der Nacht von Dennis Lehane.

Eine wunderbare und spannende Mafia-Geschichte, die alle Zutaten des Genres gekonnt zusammenführt und deshalb auch nicht verbraucht wird, auch wenn die Rahmenhandlung so wie sie sicher in sehr ähnlicher Form schon erzählt wurde. Prohibition, schwierige Vater-Sohn-Verhältnisse, Freundschaft & Verrat, Aufstieg und Fall, Liebe & Hass: Ein kleines Epos über den Gesetzlosen Joe Coughlin und sein Leben in der Berg- und Talfahrt der 20er und frühen 30er des 20. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten. Wer den großen Klassikern wie "Der Pate" etwas abgewinnen konnte, wird auch hier über ca. 580 Seiten sein Lesevergnügen finden. Der Protagonist ist sympathisch wie authentisch geschrieben und Lehane hat es definitiv geschafft, mich über den gesamten Roman mitfiebern zu lassen. Eingepackt in den Charme der damaligen Zeit, der wesentlicher Bestandteil der Atmosphäre einer Mafia-Geschichte ist, gibt es für mich ad hoc gar nichts an dem Werk auszusetzen. Nach "The Drop" mein zweiter Lehane und mit Sicherheit nicht mein letzter.
 
"Heimatmuseum" – Siegfried Lenz

Aus dem Klappentext:

Mit schweren Brandverletzungen liegt der Teppichwirker Zygmunt Rogalla im Krankenhaus einer norddeutschen Kreisstadt und versucht einem jungen Besucher, dem Freund seiner Tochter, die Gründe für eine unfassbare Tat zu erklären: er hat mit voller Absicht das masurische Heimatmuseum in Brand gesetzt, das er selbst unter großen Opfern in Schleswig-Holstein aufgebaut hat, um das Erbe seiner verlorenen Heimat zu retten. Warum?
Schicht um Schicht enthüllt er die Motive der Brandstiftung. Er erzählt von der masurischen Kindheit und Jugend, von den Schrecken der beiden Kriege, die seine Heimat zerstört haben, von Flucht und Vertreibung.

Welche eine grandiose Abhandlung zum Thema Heimat und Flucht und heute genauso aktuell, wie damals nach dem Krieg. Leider lernen die Leute nie dazu und deuten Vergangenheit immer nach ihren Bedürfnissen.
Sollte Pflichtlektüre für alle Pegidas und AfDler sein
 
Alien Wars - Sonnenschlacht von Marko Kloos

"Der interstellare Konflikt zwischen Menschen und Lankies, hoch entwickelten und brandgefährlichen Aliens, spitzt sich weiter zu: Die Lankies haben den Mars erobert und so die Menschenkolonie auf dem unwirtlichen Planeten New Svalbard von der Versorgungsroute abgeschnitten. Können die nordamerikanischen Weltraumstreitkräfte, kurz NAC, die Blockade nicht brechen, ist die Bevölkerung eines ganzen Planeten dem Hungertod ausgeliefert. Und wann die Lankies auch die Erde angreifen werden, ist nur noch eine Frage der Zeit. NAC-Sergeant Andrew Grayson ist klar, dass bei dieser Schlacht das Schicksal der gesamten menschlichen Zivilisation auf dem Spiel steht." Quelle

Für mich der Höhepunkt der ganzen Reihe (bisher), Kloos malt eine ziemlich realistische Zukunft der Menschheit aus, in der sich die Konflikte zwischen den einzelnen Völkern der Erde im Weltraum fortsetzen (insbesondere gibt es eine Weltraum-Fortsetzung des Kalten Krieges zwischen den Nachfolgestaaten der USA und Russland/China) während die Erde selbst überbevölkert ist und die Regierungen Müher und Not haben, die immer größer werdende Menge an Sozialhilfeempfängern, die in "modernen" Elendsvierteln hausen, unter Kontrolle zu bekommen. Und als dann auch noch eine Bedrohung von Außen in der Inkarnation von böswilligen und schier unbesiegbaren Aliens die Existenz der Menschheit bedroht explodiert der brodelnde Kochtopf.
Für mich eine der besten Science Fiction-Reihen der letzten paar Jahre.
 
Joyland von Stephen King

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"Ein Trip in die Siebzigerjahre: Auf verhängnisvolle Weise kreuzen sich in einem kleinen Vergnügungspark die Wege eines untergetauchten Mörders und eines Kindes. Und mitten im sich überschlagenden Geschehen steht ein junger, unschuldiger Student und weiß: Irgendwann ist es mit der Unschuld vorbei. Irgendwann hört jeder Spaß auf. Um sich sein Studium zu finanzieren, arbeitet Devin Jones während der Semesterferien im Vergnügungspark Joyland an der Küste von North Carolina. Drei Dinge sind es, die ihn im Laufe des Sommers 1973 vor allem beschäftigen: Seine große Liebe Wendy gibt ihm per Brief den Laufpass. In der Geisterbahn Horror House soll es spuken, nachdem dort ein Mädchen ermordet wurde. Und er fragt sich, welches Geheimnis sich wohl hinter der schönen jungen Frau mit ihrem behinderten Sohn verbirgt, an deren Strandvilla er jeden Tag vorbeikommt. Vom unbekümmerten Schaustellerleben in Joyland fasziniert, verlängert Devin seinen Aufenthalt. Mit seinen neugierigen Nachforschungen tritt er jedoch eine Lawine von Ereignissen los, bei denen es schließlich um Tod oder Leben geht."

Quelle: http://www.krimi-couch.de/krimis/stephen-king-joyland.html

Da ich mir wenn ich ehrlich bin unter dem Buch "Joyland" was anderes vorgestellt habe,war ich doch von mir überrascht das mir das Buch sehr gut gefiel.Es stimmte eigentlich alles an dem Buch,ganz besonders diese Atmosphäre der siebziger Jahre und die Beschreibung von dem Leben der Arbeiter in dem Vergnügungspark.Die kurz eingestreuten Thrillerelemente geben dem Buch die gewisse Würze. "Joyland" ist ein netter Krimi für zwischendurch,der sich flüssig lesen lässt.
 
Das letzte Buch war "Starship Troopers" von Robert A. Heinlein.

Für einen Science-Fiction-Roman aus den fünfziger Jahren ist er nicht schlecht, bzw. wäre er nicht schlecht. Das Buch hat, trotz des geringen Umfangs von 220 Seiten ziemliche Längen und strotzt vor Vorurteilen und ellenlangen Erklärungen wie die militärische Hierarchie aufgebaut ist. Der Schluss des Buches fand ich auch sehr merkwürdig. Eine vermeintlich kleine Schlacht gegen die Bugs, bei der Brainbugs und Königinnen gefangen genommen werden sollten entwickelt sich zu einer grossen Schlacht bei der etliche Trooper sterben und die Hauptperson wird ausgenockt und wacht im Lazarett-Schiff auf.

Wenn der Autor ein wenig mehr auf die Figuren und die Beziehung untereinander eingegangen wäre und auch den Feind ein wenig besser erklärt hätte, wäre es ein gutes Buch geworden.
 
Ebenfalls "Starship Troopers" von Robert A. Heinlein.

Wenn man den Film gesehen hat (und das habe ich) wird man zwar auf Ähnlichkeiten stoßen (Bestrafung/Ausbildung, Gefangennahme von Brainbug(s), usw). Aber dennoch lässt sich der Autor viel Zeit mit der Beschreibung der Hirarchie des Militärs. Meiner Meinung nach hätte er aber auch etwas mehr über die Beziehungen zwischen den Charakteren eingehen können.

Bislang habe ich nicht viel Military-Sci-Fi gelesen und vergebe deswegen 6/10 Kapselabsprüngen :D
 
@Scytale Mentel

Falls du Interesse an weiterer Military Sci Fi hast, dann schnuppere doch mal in Daniel Webers Honorverse - entweder die mehrbändige Hauptreihe oder die Prequel-Trilogie - rein. Vielleicht findest du ja noch ein bisschen Inspiration für deinen Flottencharakter im Rollenspiel. Mir geht's jedenfalls immer so beim Lesen. :)

Hier ist mal eine Leseprobe: Klick mich.

Viel Spaß beim Lesen.

Aiden
 
Ich habe jetzt zuletzt gelesen:
Die Rosenkriege Band 1: Sturmvogel von Conn Iggulden gelesen, der erste Teil einer bisher dreiteiligen (ab September vierteiligen) historischen Romanreihe über die Rosenkriege. Ich fand das Buch äußert lesenwert und war echt positiv überrascht, weil es auch mein erster historischer Roman überhaupt war. Überhaupt erst ausgesucht hatte ich mir das Buch, weil mich die Rosenkriege als historisches Ereignis interessieren.

Außerdem habe ich fertig gelesen, den dritten Band der Shadowmarch-Tetralogie von Tad Williams. Der dritte Band Die Dämmerung ist mit ca. 700 Seiten noch der kürzeste Teil der Reihe. Bei solch dicken Büchern muss ich mich meistens ein wenig dazu zwingen, weiterzulesen, gerade weil dies auch nicht unbedingt die beste Fantasy-Buchreihe ist. Aber wenn man mal mit einem Buch fertig ist, will man trotzdem gern wissen, wie es weitergeht und es war nachträglich betrachtet doch ein ganz gutes Leseerlebnis.
 
Bitter Wash Road

Australischer Krimi und mein erster Krimi seit ... lange. Ein junges Mädchen wird überfahren am Straßenrand gefunden, der zuständige Cop, im Zuge einer anhaltenden internen Ermittlung versetzt versucht herauszufinden, ob mehr dahinter steckt. Ich weiß ja nicht, hat sich so nebenher ganz gut lesen lassen, aber ich hatte das Gefühl, die Geschichte in dieser oder ähnlicher Form schon öfters konsumiert zu haben.
 
Call of C'thulu and other weird Stories von H.P. Lovecraft

Tja, was soll ich dazu sagen ... Auf der einen Seiten gab es sehr gute und athmosphärisch düstere Geschichten, dann gab es aber auch sehr schräge, verworrene. Man merkt, dass Lovecraft nicht wirklich alle Latten am Zaun hatte. Es gab Geschichten, die konnte man sehr angenehm lesen, dann aber welche, die mich fast zum verzweifeln brachten, weil sie so verworren sind. Ehrlich gesagt bin ich froh, dass ich mit dem Buch fort bin.

Am besten gefallen haben mir die Geschichte von Herbert West dem Wiedererwecker, Nekromantie hat doch auch immer etwas für sich und "Shadows over Innsmouth" da vor allem wegen den Frosch-/Fisch-Menschen, da sieht man deutlich, dass sich die Hellboy und B.P.R.D-Comics sich gerne an Lovecraft bedient haben.

Mein Fazit ist: Ich habe die Geschichten gelesen und werde dies sehr wahrscheinlich nie mehr tun, ich kämpfte mich drei Wochen land durch ein Buch mit 360 Seiten, das ist für meine Verhältnisse sehr land, auch für ein englisches Buch.
 
Meine zuletzt gelesenen Bücher:
1. Die Rosenkriege Band 2: Das Bündnis von Conn Iggulden; historischer Roman, noch ein Stück besser und fesselnder als der erste Teil, auf jeden Fall lesenswert :thumbsup:
2. Assassin's Creed: Renaissance von Oliver Bowden; Roman zu Assassin's Creed 2, nicht sonderlich gut geschrieben, ein wenig anstrengend zu lesen, inhaltlich gröstenteils kaum der Rede wert, da die Gamehandlung lediglich stumpf nacherzählt wird :thumbsdown:
3. Das Lied von Eis und Feuer, Band 1 und 2, von George R.R. Martin; bereits zum zweiten Mal durchgelesen, da das erste Mal soweit her ist und ich jetzt erst die Buchreihe weiterlese, 10/10 P ;-)
 
Die Zwerge von Markus Heitz

Gar nicht so einfach, über meine Meinung zum Buch zu sprechen, stelle ich grade fest. Vermutlich, weil es in der Tat das erste Buch seit einigen Jahren war, das ich komplett gelesen habe. Trotzdem versuche ich es mal und werde dabei auf größere Spoiler verzichten.

Fangen wir mal mit dem Negativen an, eine makellose und perfekte Geschichte ist das Buch bestimmt nicht. Klar, man könnte darüber diskutieren, ob es so etwas überhaupt gibt, aber "Die Zwerge" hat schon einige Aspekte, die man kritisieren könnte. Besonders gestört hat mich eigentlich die Unsterblichkeit vieler Hauptfiguren. Ok zugegeben, es kommen nicht alle durch und der eine oder andere namhafte Charakter findet durchaus den Tod im Laufe der Erzählung. Aber insgesamt gibt es einfach viele Stellen, wo der Autor den Leser glauben lassen will, dass eine Figur nun gestorben ist, dabei sind sie oftmals "nur" sehr schwer verletzt. Da ist es dann natürlich praktisch, jemanden im Team zu haben, der zaubern kann, oder dass Heilkundige immer in der Nähe sind, wenn sie gebraucht werden. Das führt natürlich irgendwann dazu, dass man sich als Leser nur noch denkt "jaja, ist schon recht", wenn wieder ein vermeintlicher Figurentod geschildert wird.
Ansonsten ist Vieles im Laufe der Geschichte vorhersehbar, bei einigen Geschehnissen konnte ich nur dasitzen und mir denken "...how predictable". Auch hätte es Markus Heitz vielleicht nicht schlecht getan, an einigen Stellen etwas bescheidener zu sein. Dass drei Zwerge allein 30 Orks niedermetzeln, okay, es ist Fantasy, das kann man sich schon zurecht biegen. Dennoch hätten etwa 15 bis 20 auch gereicht.

Aber abgesehen von solchen Dingen muss ich sagen, dass ich mich die über 600 Seiten lang sehr, sehr gut unterhalten gefühlt habe. Die Geschichte ist im Kern eine Heldenreise, bei der die Hauptfigur Tungdil, ein Zwerg, der bei Menschen aufgewachsen ist und noch nie Angehörige seines Volkes getroffen hat, mit einem Auftrag aus seiner gewohnten Umgebung heraustritt, sich Gefahren stellt, Verbündete findet, über sich selbst hinauswächst und so weiter und so fort. Das klingt zunächst vielleicht nicht besonders aufregend, aber was Markus Heitz daraus gemacht hat, ist eine durchaus ansprechende Fantasy-Geschichte, die nie wirklich uninteressant geworden ist und bei der ich immer wissen wollte, was als nächstes passiert (auch wenn ich dabei, wie oben erwähnt, oft genau das serviert bekommen habe, was ohnehin zu erwarten war). Ich habe die meisten der durchaus zahlreichen und im Laufe des Buchs auch immer noch zahlreicher werdenden Charaktere lieb gewonnen und auch Markus Heitz' Schreibstil hat mir sehr zugesagt. Er hat, würde ich sagen, eine recht anschauliche Art, Dinge zu beschreiben, sodass man sich beim Lesen sofort etwas drunter vorstellen kann (und insbesondere bei den blutigen und gewalttätigen Momenten geizt er nicht unbedingt mit Details ;) ) und doch wird kein bis in die letzte Einzelheit ausgearbeitetes Bild aufgezwungen, sodass dem Leser noch genug Raum für eine eigene Visualisierung des Gelesenen bleibt.

Insgesamt daher ein Buch, das weniger durch seine im Grunde wenig spektakuläre und teilweise etwas übertrieben ablaufende Grundgeschichte begeistert, als vielmehr durch die Art und Weise, wie es geschildert wird, durch die Figuren, ihre Beziehungen untereinander und durch ein doch recht hoch bleibendes Spannungsniveau. Mir hat es trotz der genannten Kritikpunkte durchaus sehr gefallen und Band 2 der insgesamt fünfteiligen Reihe liegt schon bereit.
 
Der kosmische Schrecken - H.P. Lovercraft (Gesammelte Werke)

Ich bin bei Klassikern mittlerweile etwas vorsichtig geworden, bei H.P. Lovecraft war das gar nicht in dem Maße notwendig. "Der kosmische Schrecken" versammelt 5 Kurzgeschichten des Großmeisters der phantastischen Horrorliteratur, darunter eine seiner renommiertesten, "Schatten über Innsmouth". Zusätzlich erläutern S.T. Joshi (Biograph von Lovecraft) und David E. Schultz (wirkte maßgeblich an einer Enzyklopädie zu Lovecrafts mit) in einem Kapitel kurz die Hintergründe, Einflüsse und Meta-Inhalte zur problembehafteten "Innsmouth"-Geschichte, was das Verständnis für diese und vor allem für den Autor und dessen Denke aus meiner Sicht deutlich steigert. Mir hat es Spaß gemacht, den verschiedenen Erzählern durch ihre Geschichten zu folgen, in denen diese stets mit "widerwärtigem" Grauen konfrontiert und an den Rande ihres Verstandes und darüber hinaus gebracht werden. Lovecraft hat es wirklich verstanden, den langsamen, schleichenden Horror umzusetzen, den man in dieser Form heute kaum findet (zumindest ich tue das nicht). Besonders stark fällt ein Kontrast auf, da ich kürzlich "Die Überfahrt" von Mats Strandberg gelesen habe, quasi der methodische Gegenentwurf innerhalb des Genres, der hauptsächlich durch die explizite Beschreibung von Gewalt und Brutalität zu punkten versucht. Sicher kann man argumentieren, dass die Aufgabenstellung da eine andere war (und auch wenn mir das Buch nicht gefiel, kann Horror auch gut und sehr blutig sein), aber ohne Wertung beweist Lovecraft, wie wunderbar subtil, atmosphärisch und effizient getaktet das Gefühl von Grusel und Unheimlichkeit erzeugt werden kann. Am Ende war "Schatten über Innsmouth" mit gerade mal 90 Seiten wesentlich gehaltvoller als Strandbergs 500-Seiten-Wälzer.

Wahrscheinlich ist Lovercraft nicht jedermanns Sache. Die Geschichten sind aus der Ich-Erzählperspektive geschrieben und lesen sich wie Berichte, in denen die Protagonisten das Erlebte schildern. Lovercraft treibt die Handlung sehr konsequent voran und spart Nebensächlichkeiten/Details aus, wenn sie nicht zweckdienlich sind. Es geht auch nicht in den Geschichten nie vordergründig um komplexe Persönlichkeiten, sondern um die Idee eines "Schreckens" und dessen möglichst unheimliche Umsetzung. Ich finde diese Herangehensweise, ich nannte das Wort bereits, sehr effizient und sehe es als gelungene Abwechslung zu Geschichten in klassische Romanlänge von 300+ Seiten. Rückblickend stelle ich sogar fest, dass mir das Format der Kurzgeschichte mittlerweile deutlich mehr zusagt als früher, was mich sicher zu weiteren Sammlungen greifen lassen wird.

8/10

 
Das Mädchen

Mein dritter Stephen King nach "Es" und "Der Dunkle Turm - Schwarz", und er könnte anders nicht sein. Der Leser folgt der neunjährigen Trisha auf ihrer ungewollten Reise durch die Wälder New Englands, nachdem diese sowohl den Weg als auch ihre Mutter und ihren Bruder aus den Augen verloren hat. Auch wenn ihre Irrfahrt durch die Wildnis sehr zügig beginnt, hat King eine Weile gebraucht, um mich wirklich abzuholen, da ich ehrlicherweise mit einer etwas anderen Richtung der Geschichte gerechnet habe. Ich weiß nicht mehr genau, ab welchem Durchgang ich dann voll im Geschehen und gefühlt direkt neben Trisha durch das unerbittliche Grün gewandert bin, aber King hat es geschafft, mir ihre Verzweiflung und die Hoffnunglosgkeit ihrer Situation sehr anschaulich und überzeugend nahe zu bringen.

Ob die Gedankenwelt Trishas wirklich der einer Neunjährigen (fast Zehnjährigen entspricht), kann an der ein oder anderen Stelle sicher hinterfragt werden, Figur und Geschichte bleiben aber trotzdem ziemlich stark. Grundsätzliches Wissen und/oder Interesse am Baseball sind nicht zwingend notwendig, aber sicherlich nicht verkehrt, der Sport spielt hier allerdings eine zentrale Rolle, vor allem für den Überlebenswillen der Protganistin. Mirfühlen konnte ich u.a. vor allem deshalb, weil ich als Stadtmensch in Trishas Situation wahrscheinlich genauso, wenn nicht im schlimmeren Maße, durch Unwissen verflucht viele falsche Entscheidungen getroffen hätte.

Also: Kommt niemals vom Weg ab
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Nachdem ich vom ersten Band der Turm-Reihe etwas enttäuscht war, hat Stephen King mit "Das Mädchen" seine Wiedergutmachung geleistet und steht wieder weiter oben auf meiner Leseliste.
 
Starship Troopers

"Noch etwas Musik, während ihr wartet?" Sie schaltete sie ein. "Zum ewigen Ruhm der Infantrie ..."


Das war es nun also, Heinleins wohl bekanntester Roman, auf den ich ohne Paul Verhoevens Verfilmung wohl kaum aufmerksam geworden wäre. Ich gebe gerne zu, der Streifen ist eine "guilty pleasure" meinerseits und ich gucke ihn immer wieder gerne, bin aber um die Vorlage (wie so oft) lange herumgeschlichen. Es gab auch Warnungen, der Roman sei eine einzige Verherrlichung von Militarismus und Verhoevens stellenweise parodierende Interpretation die "einzige" richtige Antwort und Möglichkeit, den Stoff zu adaptieren.

Worum geht es? In dem erstmals 1959 veröffentlichtem Roman „Starship Troopers“ von Robert A. Heinlein geht es um den jungen Juan „Johnny“ Rico und dessen militärische Laufbahn im Dienste der Terranischen Föderation, einem fiktiven Weltstaat der Zukunft, unter dessen Flagge sich die Menschheit im Weltraum ausbreitet und kolonisiert. Dabei trifft die Menschheit u.a. auf eine Alienrasse, die s.g. Arachniden (oder Bugs), mit denen sie sich in einem interstellaren, verlustreichen Krieg befindet.

Nach der Lektüre muss ich den warnenden Stimmen in vielen Punkten zustimmen. Hier manifestieren sich viele antidemokratische, militaristische und sogar bellizistische Ansichten, bei denen sich die Nackenhaare aufstellen und die Fußnägel aufrollen. Pädagogen und Kinderpsychologen sind "vorwissenschaftlich" mit einem "Hang zur Unordnung, Strafen müssen so richtig abschrecken und die demokratische Ordnung, wie wir sie kennen, wird der menschlichen Natur ja ohnehin nicht gerecht und ist damit zum Scheitern verurteilt. Es gibt da noch viele, viele Beispiele, an denen sich der Autor abarbeitet, für die er damals schon kritisiert wurde und für die er heute wahrscheinlich bei keinem renommierten Verlag unterkommen würde, geschweige denn mit Auszeichnungen wie dem Hugo Award (er gewann ihn sechsmal) rechnen dürfte. Heinlein argumentiert dabei mitnichten immer plump, denkt aber leider an vielen Stellen ein paar Meter zu kurz oder zieht andere Perspektiven gar nicht in Betracht. In der Terranischen Föderation dürfen z.B. nur Männer und Frauen das Wahlrecht ausüben, welche mindestens zwei Jahre im Militär gedient haben. Die Begründung ist nicht, dass man diesen eine höhere Intellgenz oder Disziplin zuschreibt (sogar im Gegenteil), sondern das man davon ausgeht, dass jeder Wähler bewiesen haben muss, dass er bereit ist, auch unter Inkaufnahme des eigenen Todes, Verantwortung für die Gesellschaft zu übernehmen. Das ist m.E. ein reales Dilemma der Demokratie, denn auch im Jahre 2017 versuchen wir mit sicherlich kritikablen Restriktionen sicherzustellen, dass nur diejenigen wählen, welche auch die Kompetenz dazu haben (Volljährigkeit, Staatsbürgerschaft). Warum nicht einen Schritt weiter gehen und auch wirklich nur denen politische Partizipation ermöglichen, welche nicht bloß die Autorität (Wahlrecht), sondern auch wahre Verantwortung (Militärdienst) übernehmen? Heinlein kommt überhaupt nicht auf die Idee, dass es auch ganz andere Formen gleichwertiger Verantwortung geben kann und eine Zivilisation mehrere tragende Säulen hat. Das geht sogar so weit, dass die einzige Figur, welche mir noch wie ein Zugeständnis erschien, quasi der einzige Funken (mehr war es aber auch nicht) Kritik am System, am Ende als fehlgeleitet entlarvt und schließlich konvertiert wird. Zivilgesellschaft war für Heinlein zum damaligen Zeitpunkt wohl ein rotes Tuch. Als Zeitzeuge zweier Welt- und jeder Menge anderer blutiger Kriege, des Kalten Krieges und seiner Höhepunkte mit einer Medienwelt, die sehr viel stärker von Interessen kleiner Gruppen beeinflusst wurde, sind vielen Ansichten und Gedankengänge nachvollziehbar - auch wenn ich sie nicht teile und es andere gab, die schon damals Alternativen aufgezeigt haben. Ich werfe an der Stelle einfach mal Gene Roddenberry (Star Trek) ein, Anhänger des Humanismus, der zur gleichen Zeit lebte und eher darauf hoffte, dass es Einsicht, Verständnis und der Wunsch nach Frieden und Fortschritt sein würden, welche uns die die Zukunft führen. Heinlein baut zwar eine ähnliche Ausgangslage auf, indem er die globale, zivilisatorische Ordnung, wie es sie damals gab, zusammenbrechen lässt - macht aber im Vergleich zu Roddenberry bei der Ursachenanalyse und den Lösungen eine 180°-Wendung.

Ist Heinlein nun also ein Militarist und Faschist? Aus seiner Biografie lässt sich das jedenfalls nicht herauslesen, so sehr "Starship Troopers" einen das an vielen Stellen denken lässt. Der Mann war bekennender Anti-Kommunist und projiziert seine radikale Wahrnehmung des Paradigmen-Duells zwischen West (Kapitalismus) und Ost (Kommunismus) eindeutig auf die Geschichte, in der die Menschheit den Krieg gegen die Bugs (die lt. Heinlein den Kommunismus perfektioniert haben) entweder gewinnen muss oder ausradiert wird. Keinesfalls kann es eine Koexiszent geben. Er war aber auch bekennender Libertärer, zumindest im späteren Lebensabschnitt, und unterstützte in jungen Jahren die Sozialisten im Wahlkampf, kandidierte sogar selbst. Was also wollte Heinlein uns schlussendlich sagen? Ist das seine Zukunftsvision, sein Wunsch für die Generationen nach ihm oder einfach nur eine Einschätzung, wie der Kalte Krieg zu gewinnen ist? Wahrscheinlich eine Mischung als allem und eine Momentaufnahme von Heinleins Denken, dass so manchen Wandel durchlaufen hat.

Was ich noch erwähnen möchte: Es wird auch noch auf etliche Fragen des Selbstverständnisses als Soldat eingegangen, die ich mir spare, da mir wenig memorables im Gedächtnis geblieben ist. Jeder kämpft, absolute Disziplin und so weiter und sofort, hier dürfen gerne andere Heinleins Gedanken ausführlich sezieren und darlegen. Maßgeblichen Einfluss auf den Autor hatte hier sicherlich seine aus gesundheitlichen Gründen unerfüllte Sehnsucht, bei der US Navy Karriere zu machen.

Vergleich zwischen Film und Buch: Wer den Film kennt, wird bis hier womöglich schon selbst gemerkt haben, dass sich der Roman sehr viel intensiver mit der Sozialphilosophie der Föderation beschäftigt. Um das kurz zusammenzufassen, hat Verhoeven aus dem Roman einen Action-Streifen gebastelt, der sich zwar an den Figuren, Schlüsselmomenten und dem groben Handlungsverlauf orientiert, aber auch sehr viele Freiheiten nimmt. Die Vorlage hat nur wenige Action-Sequenzen, Romantik und Erotik sind quasi nicht vorhanden. Auch der leicht humoristische, überspitzende Ton, mit dem Verhoeven die Föderations aufs Korn nahm, ist im Roman so nicht existent.

Fazit: Es ist sicher kein Buch für Unbedarfte, da die Moralphilosophie der terranischen Förderation nicht kritisch hinterfragt, sondern eher noch bestätigt wird. Für jemanden ohne gefestigte Überzeugungen kann der Roman ein Einfluss sein, der in eine vielleicht suboptimale Richtung lenkt. Ich fand es einfach nur interessant, in Heinleins Welt einzutauchen, so radikal sie auch ist, und endlich die Lektüre der Filmvorlage, die ich jetzt auch besser verstehe, abgeschlossen zu haben.

Ohne diesen Kontext wäre die Bewertung sicher anders ausgefallen, ein "objektives" Urteil fällt mir schwer.
 
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