Naboo

- Naboo - Theed - Zentrum - Apartmenthaus - Diona, Zoltan, Al -

Diona lies einen Tag verstreichen, bevor sie sich noch einmal in seine Nähe wagte.

„Wo ist er?“

Allein das Zoltan sie nicht sofort herein bat, war Indiz genug, Diona die den blonden Sportstudio Besitzer selbst zu ihren Freunden zählte, las ihn wie ein Buch. Aldridge war hier, und sein alter Kumpel deckte ihn offensichtlich.

„Diona, geh lieber wieder!“

Der große blonde Mann vor ihr, machte ihr keinen Platz, weswegen Diona versuchte sich an ihm vorbei zu schieben.

„Hey!“

Er versperrte ihr mit mehr Energie den Weg in seine Wohnung, sprach aber plötzlich ganz leise.

„Diona im Ernst..“

Zoltan sah sich fast nervös im Flur seines Appartmenthauses um, und schob seinen blonden Knallkopf neben ihr Ohr.

„...er ist ganz merkwürdig drauf, er ist mir fast nicht geheuer. Bitte geh wieder.“

Obwohl sie ihm in jedem Punkt zustimmte, nahm Diona allen Mut zusammen, und schob sich am resignierenden Wohnungsbesitzer vorbei. Ihre Absätze klackerten Laut auf dem schönen Holzboden, als sie den Flur der großräumigen Wohnung ihres gemeinsamen Freundes im Sturm nahm, und die Tür zum Wohnzimmer aufriss.

„ALDRIDGE!“

Donnerte es lauter aus ihrer Kehle, als sie es beabsichtigt hatte. Aldridge blieb stumm, und wischte sich den Schweis aus der Stirn, und schlug weiter auf den schweren Boxsack ein, der vor ihm an einer dicken Kette von der Zimmerdecke hing.

„DEINE MUTTER wird in drei Tagen beerdigt, und deine Schwester steht ganz allein da. Du MUSST dich zusammenreißen, ich verspreche dir, nach der Beerdigung kannst du ausrasten, wie du willst. Aber jetzt musst du zu deiner Familie.“

Al ignorierte sie, und prügelte weiter auf seine unsichtbaren Dämonen ein.

„Alter ich sag es dir nicht gerne, aber Diona hat recht. Sag uns wenigstens was genau passiert ist. Wir wissen doch nichts, wir wollen das verstehen.“

Sie bekamen keine Antwort, und die Naboo war so frustriert darüber, das sie ihn nicht mehr erreichte, dass sie kurz davor war einfach zu gehen. Die Kette knatschte bei jedem Schlag, Aldridges Atem ging schwer, und nach einer halben Ewigkeit sah er Diona so entrückt an, das sie plötzlich froh war Zoltan hinter sich zu haben. Als bester Freund war vom gleichen Kaliber wie er selbst, und würde ihn notfalls bändigen falls er wieder durchdrehte. Gestern hatte sie ihm einen Schlüssel durchs Gesicht gezogen, weil er so merkwürdig geworden war...

„Wollt ihr das wirklich wissen?“

Aldridge grinste entrückt, als er sich auf die beiden zubewegte.

„Wisst ihr was die beiden gemacht haben? Donnie und Jules? Ich meine ihr beide kanntet die beiden ja... Donnie hat mich bei lebendigem Leib begraben, einfach so...“

Er schüttelte sein Haupt, und fuhr sich über den kahlen Kopf, sein Gesicht verzog sich, als würde er gleich in Tränen ausbrechen, aber es kam nichts..

„Und meine Mom, Jules hat sie...“

Als Stimme versagte, bevor er sich räusperte, und den Kopf wieder schüttelte.

„FLIEG ENDLICH HEIM DIONA! Hier gibt es nichts für dich. Ich will dich nicht hier haben, und auf die Beerdigung gehe ich auch nicht. Ich kann das nicht.“

Und dann wand er sich einfach ab, und Diona, welcher der Schreck über den bloßen Ausriss von dem was ihm widerfahren war, in den Knochen saß, wollte auf die Stimme der Vernunft in ihrem Kopf hören. Ja sie sollte gehen, ihn zurück lassen, dann konnte sie Miranda bei der Organisation helfen, Deannas Beerdigung besuchen, und dann einfach zurück nach Lianna...

„Komm ich bring dich zur Tür.“

Der ohnehin schon blasse Zoltan war kreidebleich, und sah mit seinen hellen Augen fast aus wie ein Gespenst, als er Diona die Hand auf die Schulter legte und sie aus dem Raum schob. Die Naboo lies sich von ihm zur Haustür führen, es hatte ja doch keinen Zweck. Diese Entführung, die hatte ihren Aldridge verschluckt, und diesen kläglichen Rest ausgespuckt. Und vielleicht konnte man ihn nicht mehr retten. Sie hatte schon den Türknauf in der Hand, und war bereit aus der Tür, und aus seinem Leben zu treten, als sie sich unwillkürlich an ihr erstes Zusammentreffen erinnerte. Sie sah diesen süßen jungen Kerl vor sich, der sie von Anfang an wie eine Prinzessin behandelt hatte.

„Ach das ist doch albern.“

In ihren Worten klang all die Entschlossenheit mit, die sie empfand, er würde sie nicht verjagen! Und Diona hoffte, das dies auch in ihrem Blick lag, als sie die Wohnzimmertür aufriss und in seine Arme stürmte.

„Ich geh nicht weg, egal was du machst! Ich geh nicht weg!“

Sie schlang ihre Hände um seine Taille, und klammerte sich so fest sie konnte an ihn. Ihr Ohr ruhte an seiner Brust, und sein Herz schlug, und sein Leben war nicht vorbei. ER war nicht verloren. Aldridge schob sie nicht weg, was sie überraschte, er lies stattdessen seine Arme über ihre Schultern fallen, und lehnte stattdessen seinen schweren Kopf auf ihren.

Kannst..“

Er kämpfte mit seiner Stimme, und es dauerte ein paar Momente bis er sich sammeln konnte.

„...kannst du Miranda helfen? Ich kann es nicht, ich kann da nicht hin...“

„Ich verspreche es.“

„Ich wünschte ich wäre tot.“

„Ich bin froh das du lebst.“

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- Naboo - Theed - Vorort - Loft - Schlafzimmer - Aldridge, Diona -

Die Krawatte schnürte ihm den Hals ab, und der neue Anzug war um die Arme leicht zu eng. Das viele Training, das er sich mangels anderer Beschäftigung jeden Tag antat, machte sich bemerkbar. Aldridge wohnte mittlerweile allein in einem kleinen Loft, nachdem Zoltan ihn lange bei sich ausgehalten hatte. Die Wohnung war klein, schön und gemütlich, und das beste war, sie lag fast eine Stunde von Zuhause entfernt.


„Meine Güte Al. Du siehst super aus!“

Diona steckte den Kopf aus dem Bad, und sah ihn von oben bis unten genau an. Al saugte jede Nuance ihrer Erscheinung auf. Diona sah atemberaubend aus, in ihrem marineblauen Kleid. Und Aldridge viel auf, das es schon auf Lianna, vor ihrer letzten Trennung viel zu lange her gewesen war, das sie sich schön füreinander gemacht hatten. Wobei sie sich heute eigentlich für seinen besten Freund Zoltan und dessen Freundin Ophelia, und in wenigen Stunden Ehefrau, getan hatten. Aber spielte das eine Rolle? Trug sie da sogar die Ohrstecker, die er ihr damals zum einjährigen Jubiläum geschenkt hatte? Die kleinen Edelsteine in ihren Ohren glänzten mit ihren Augen um die Wette.

„Du siehst atemberaubend aus Diona.“

Wie lange war es her, das er ihr ein Kompliment gemacht, und sein Herz ehrlich schneller geklopft hatte wegen ihr? Aldridge zog sie aus dem Bad und hauchte ihr einen Kuss auf die frisch nachgezogenen Lippen. Ihr glitt ein süßes Lächeln ins hübsche Gesicht, und dann lies sie ihre Finger in seinen Bart verschwinden.

„Hey Bärenmann, du hast ihn immerhin gestutzt, das ist ein Anfang.“

Er wusste das sie seinen Bart nicht mochte, aber im Gegensatz zu früher, zeterte sie nicht so lange herum, bis er ein von ihr nicht erwünschtes Verhalten ablegte. Aldridge war klar, das Diona sich nicht von Grund auf verändert hatte, vermutlich nahm sie auch nach Monaten noch immer Rücksicht auf ihn. Ihm war es gleichgültig, gefallen lassen würde er sich so oder so nichts mehr von ihr. Die Zeiten waren vorbei, in denen er wie ein liebes Hündchen zurücksteckte. Sie wusste das, er wusste das, und die wieder erweckte Beziehung lief, und das seit Monaten. Das war gut, und er war gern bei ihr, und das war für den Moment alles was zählte. Und dann war da ja noch dieses Gefühl, das sie beide seit jeher verband, das was er sofort gefühlt hatte, als er ihr das erste mal begegnet war. Es war stark, sehr stark.

„Hör mal, ich hab extra so eine Bartweichmacher Gel Geschichte gekauft, also mecker nicht.“

Er hatte den Bart nicht nur für die Hochzeit gestutzt, morgen Nachmittag hatte er ein Bewerbungsgespräch bei einer Security Firma. Aldridge war klar das er den Job kriegen würde. Es ging nur um eine Anstellung als Türsteher, und alles was man dafür brauchte war ein bisschen Bizeps. Nötig gehabt hätte er den Job nicht, aber seine jetzige Geldquelle machte ihn seelisch fertig trotzdem er mit ihr hätte locker über Monate ohne Job würde leben können. Sein Vater hatte ihm ungefragt eine höhere Geldsumme überwiesen, die Hälfte der Ausschüttung aus der Lebensversicherung seiner Mutter. Sie hatte es so festgesetzt, hatte ihre beiden Kinder versorgt sehen wollen..natürlich hatte sie das. Das Geld hätte er mit schweren, aber immerhin reinen Herzen angenommen, wäre es ihm in dreissig Jahren gegeben worden, wenn seine Mutter als süße kleine Oma friedlich in ihrem Bett gestorben wäre, sie war es aber nicht.. Der Naboo hätte dem Typen, der das Sprichwort „ Die Zeit heilt alle Wunden“ geprägt hatte, gerne einen Punch mitten in die Visage verpasst. Die Zeit machte einen Schei*dreck besser, und seine Wunden schmerzten schlimmer als zuvor. Der einzige Grund, warum er nicht mehr täglich ausflippte, stand gerade vor ihm und zupfte an seiner leicht schiefen Krawatte herum. Ob sie wusste, das sie sein einziger Anker war? Zu seiner Familie hatte er nach wie vor keinen Kontakt, wobei er mit Miranda jeden Tag Nachrichten austauschte. Er vermisste seine Schwester sehr, aber wenn er sie leibhaftig sehen würde, würde er zugrunde gehen. Er hatte ihr die Mutter genommen, und jede Träne die sie vergoss, war seine Schuld. Was seinen Vater anging, den wollte er nie mehr wieder sehen, da konnte Miranda ihn noch so darum bitten. Aldridge seufzte, und schob Diona eine Strähne die sich aus ihrer Hochsteckfrisur gelöst hatte, vorsichtig zurück in Position. Diona war jetzt seine Familie.

„Du Al?“

Sie lies von ihrem Werk ab, und sah ihn mit merkwürdig verklärten Augen an. Al legte den Kopf schief, und musste grinsen, weil sie ihn so ansah.

„Was ist denn?“

Dionas Mund verzog sich zu einem Lächeln, und ihre Augen wurden ganz klein, so sehr lachte ihr ganzes Gesicht.

„Du kannst heute Abend was trinken, lass uns den Gleiter nehmen, ich fahr uns Heim.“

Ach das war doch Blödsinn, sie konnten sich ein Taxi nehmen, klar zogen die einen mit überteuerten Preisen über den Tisch aber...

„In meinem Zustand sollte ich nicht trinken..“

Aldridge verstand nicht worauf sie hinaus wollte.

„Wieso? Bist du krank?“

Er runzelte die Stirn, und sah sie forschend an, sie sah gar nicht krank aus, was hinderte sie also am Trinken? NEIN! Sein Herz pochte, und er musste ziemlich dumm aus der Wäsche schauen, denn Diona brach in Gelächter aus, als sie verstand, das er es eben kapiert hatte.

„Diona!“

Aldridge packte sie, und hob sie hoch und ruinierte ihr fast das Makeup, mit dem innigen Kuss, der dieses Gefühl trug, das sein Herz eigentlich gar nicht mehr produzieren konnte. Zumindest hatte er das gemeint, war er doch seit der Entführung unter dieser nassen schweren Decke der Traurigkeit und des Zorns gefangen.

- Naboo - Theed - Vorort - Loft - Schlafzimmer - Aldridge, Diona -
 
- Naboo - Theed - Straßen - Gleiter - Diona, Al -

Zoltan und Ophelia hatten ein kleines aber hoch romantisches Fest gegeben. Die beiden hatten sich umgeben, nur von Familie und den engsten Freunden, an einem privaten See das Ja-Wort gegeben. Abseits vom schönsten Tag im Leben ihrer Freunde, war für Diona eines sehr viel mehr ins Gewicht gefallen. Aldridge hatte den ganzen Tag über gelächelt, und sie mit verliebten Blicken bedacht, die ihre Wangen hatten erröten lassen. Und selbst jetzt, als sie ihn und sich durchs nächtliche Theed lenkte, und er halb döste, lächelte er noch.


Diona?“

Aldridges riesige Hand legte sich sachte auf ihre Schulter, sie war sehr warm.

Können wir am Friedhof halten?“

Es war mitten in der Nacht, und Diona war müde, und Aldridge war betrunken, und sie würde sich im Dunkeln schrecklich fürchten, aber sie würde ihm diesen Wunsch auf gar keinen Fall verwehren. Er äußerte diesen Wunsch das allererste Mal, und es war einfach wichtig, das er diesen Schritt tat. Wenn ihm der Mut doch verlassen würde, Diona würde es ihm nicht übel nehmen. Aller Anfang war schwer. Sie selbst war schon oft dort gewesen, und hatte Deanna ihre Lieblingsblumen an ihr Grab gebracht. Auch Graham hatte sie nicht nur einmal besucht, und Diona bedauerte es zutiefst, das die Ereignisse um Deannas Tod einen Graben zwischen die beiden Männer gezogen hatte. Aldridges Vater wirkte, als würde er langsam aber sicher vergehen, kein Wunder, war es noch nicht einmal ein ganzes Jahr her. Sie wusste das Graham fast sein ganzes Leben mit seiner Frau verbracht hatte, und nicht nur durch die Treffen mit Miranda wusste sie, das er nicht wirklich zurecht kam. Aber so schwer es ihr viel, das war aktuell nicht ihr Kampfgebiet. Zudem, trotzdem sie jetzt auf dem Weg waren, um ein sehr trauriges Thema aufzunehmen, war etwas in ihr einfach nur glücklich. Sie war schwanger, und er war bei ihr, und nein, sie waren sicher kein so homogenes Paar wie Graham und Deanna, aber sie empfanden so viel füreinander. Dieses große Ding, Familie, war so nah, und so real wie noch nie. Diona wusste nicht, ob es daran lag, das sie mittlerweile eben nicht mehr 25 war, das spielte am Ende auch nicht wirklich eine Rolle, aber Fakt war, das sie sich nach einem Hafen sehnte. Ja, sie wollte das, dieses Lebensmodell, vor dem sie als Twen stets davon gerast war. Sie wollte einen Ehemann, sie wollte ein Heim, sie wollte schreiende Kinder, die im Garten herum rannten, und sie um den Verstand brachten. Und plötzlich war sie da, die Erinnerung an damals, als mit einer einzigen allein getroffenen Entscheidung sein Herz gebrochen hatte. Diona wusste nicht ob es daran lag, das sie schwanger war, wenn auch erst seit ganz kurzem, aber Heute, hier und jetzt, tat ihr diese Entscheidung fürchterlich leid.

Wo müssen wir denn her?“

Fragte Aldridge sie eine halbe Stunde später, direkt nachdem sie nach kurzer ID Kontrolle durch einen Droiden durch das Tor des Sunset Gate Friedhofs gegangen waren. Dieser Friedhof war sehr exklusiv, und Diona wusste, das Miranda und Graham sich für diesen Ort entschieden hatten, weil nicht jeder Fremde einfach so auf das Gelände durfte. Die schlechte Presse, und all die gierigen Schaulustigen hatten sie dazu getrieben. Diona hatte sich am Anfang gewundert, das Deanna überhaupt klassisch bestattet worden war. Die Trineers gehörten der Schöpfer Religion an, in der es gang und gebe war, verbrannt zu werden, um dann im Wasser eines Sees oder eines Flusses beigesetzt zu werden.

Es ist nicht weit, nur diesen Weg entlang.“

Und trotzdem sie die einzigen Menschen waren, die hier herum schlichen, hatte Diona keine Angst. Denn Aldridge war bei ihr und hielt ihre Hand ganz fest in seiner Pranke. Das er sich auch an ihr festhielt, war ihr ganz klar. Trotzdem, Aldridge machte tapfere, große Schritte für jemanden, der einen seiner schwersten Gänge ging.

- Naboo - Theed - Zentrum - "Sunset Gate Friedhof" - Diona, Al -
 
- Naboo - Theed - Zentrum - "Sunset Gate Friedhof" - mit Diona -

Sie war bei ihm, sie war der Grund, warum er gerade diesen Schritt machte. Nein, Diona war der Grund, warum er sich mutig genug fühlte diesen Schritt zu machen.Schreckliche Erinnerungen plagten ihn, und mit jedem Schritt der ihn näher zum Grab seiner Mutter brachte, wurden sie heftiger. Er sah Jules, er sah Noa und Donnie, und seine Mutter. Aldridges Hand wanderte zu seiner Krawatte, die er fast hastig lockerte, als er seine Mutter sah, die mit Jules in den Keller zurückkehrte, eines ihrer Augen schwoll zu... Trotzdem er ihr die Kleider entrissen hatte, trotzdem er sie geschlagen hatte, trotzdem er sie wahrscheinlich vergewaltigt hatte, war ihr nicht diese erhabene Würde genommen worden, die sie immer umgeben hatte. Aldridge sah auf seine polierten schwarzen Schuhe, die im staubigen Kies des kleinen Gehwegs ihren Glanz verloren.


Ich bin bisher nicht hergekommen, weil es real wird, wenn ich das Grab sehe.“

Das war nicht alles, aber diese kleine Erklärung war mehr als er bisher hatte laut aussprechen können. Er war auch nicht gekommen, weil es seine Schuld war, das sie hier in kalter Erde lag, und nicht Zuhause bei Dad war. Aldridge verdrängte es sofort, schluckte den Schmerz herunter und konzentrierte sich darauf weiter zu gehen. Diona und er hatten eine Zukunft verdient, und das Baby, das sie in sich trug einen richtigen Vater. Aldridge war nicht stark, er würde nie stark sein, aber vielleicht galt das nur für sich selbst. Er wollte für diese Frau und dieses Kind stark sein.

Du bist sehr mutig Al.“

Diona sprach ihm Mut zu, und Aldridge musste schmunzeln. Er war nicht mutig, sie hatte ja keine Ahnung, aber jede Faser seiner Selbst wollte weglaufen, vor dieser Situation, und vor sich selbst. Die Gedanken des Naboo zerstoben, als sie plötzlich angekommen waren, einfach so. Da standen sie. Der Grabstein war aus poliertem weißen Stein, die Buchstaben graviert, und nicht aufgemalt. Nur das Beste, ja nur das Beste. Aldridge hatte sich weder an der Planung, noch an der Beerdigung selbst beteiligt, und dennoch, er hätte kein Detail am Grab anders gestaltet. „Hier liegt Deanna Trineer, Ehefrau, Mutter, Tochter und Schwester“, stand da geschrieben. Und direkt unter ihrem Geburtsdatum und ihrem Sterbedatum war ein kleiner Spruch eingraviert. „Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man nicht durch den Tod verlieren“. Es schnürte Aldridge die Kehle zu.

Den hat doch Miranda ausgesucht oder?“

Versuchte Aldridge seine Beklommenheit irgendwie zu bezwingen, doch es gelang ihm schwerlich. Und obwohl er betrunken war, und Diona ihn niemals auslachen würde, konnte er nicht weinen, es ging einfach nicht. Also blieb ihm der Schmerz im Hals stecken.

Ja, das war Miranda.“

Bestätigte Diona, die es im Gegensatz zu ihm schaffte ihren Tränen freien Lauf zu lassen. Aldridges Gesicht verzog sich, er versuchte zu weinen, aber es ging nicht mehr. Natürlich war der Spruch aus der Feder seiner Schwester. Miranda war eine Poetin, die sich Jahrelang mit schäbigen Dj Jobs, Promiskuität und Drogen selbst bestraft hatte. Ihre Mutter hatte sie nicht aufgegeben, sie aufgelesen als sie mit ihrem ganzen Sein gestürzt war. Ihre Mutter hatte ihre Großmutter, zum Teufel gejagt, weil diese Miranda wegen ihrer Neigungen, wegen ihrer ureigenen Person verstoßen hatte. Alles hatte sie für ihre Kinder hingegeben, ihre eigene Mutter und ihr Leben.

Weist du, in Filmen, da finden die Leute immer epische Worte um den Toten zu gedenken. Du kennst mich lange genug um zu wissen, dass ich ein bisschen debil bin. Ich bin nicht wirklich clever, und das nicht erst seitdem mir die Birne beim Boxen weichgeklopft wurde.“

Er zuckte die Schultern, und sah Diona völlig hilflos an.

Jetzt stehe ich hier, und ich hätte ihr so viel zu sagen, aber ich kriege nur ein einziges Wort zusammen.“

Und das wäre?“

Danke.“

- Naboo - Theed - Zentrum - "Sunset Gate Friedhof" - mit Diona -
 
- Naboo - Theed - Straßen - Gleiter - Diona, Al -

Diona? Bist du noch fit genug, um noch einen Stopp durchzuhalten?“

Diona lenkte den Gleiter eigentlich schon in Richtung von Als Loft, und eigentlich lachte sie das Bett schon mehr als freundlich an. Aber am Ende würde sie ein kleiner Stopp auch nicht umbringen.

Na sicher, willst du noch Blumen für deine Mom kaufen?“

Es wunderte sie sehr, das er nicht ausflippte, und weinte und alles raus lies. Er wirkte regelrecht klar und sortiert, fast leicht.

Nein ich will zum Tempel“.

Das machte Sinn, Aldridge war selber nicht sonderlich religiös, aber er wusste besser als sie, das seine Mutter sehr mit der Schöpfer Lehre verbunden gewesen war. Sicher wollte er eine Kerze für sie im Tempel anzünden, oder sich selbst eine Wanderkerze kaufen. Die kleinen holographischen Kerzen wurden speziell auf einen verstorbenen Menschen geweiht, und symbolisierten dessen Leben und Liebe, und gleichzeitig die Verbundenheit des Besitzers des geweihten Kleinods. Ein schöner Brauch.

Okay dann zum Tempel“.

Während der Fahrt, sprachen die beiden kein einziges Wort, aber das war kein unangenehmes Schweigen. Aldridge hatte endlich seine Mutter besucht, damit waren seine Probleme natürlich nicht erledigt, aber es war ein Anfang. Auch sein Bewerbungsgespräch war eigentlich ein gutes Zeichen, da konnte der Job noch so minderwertig sein. Faktisch war Aldridge dabei sein Leben wieder zu ordnen.

Möchtest du allein rein ?“

Als sie endlich ankamen, wurde das nächtliche Schwarz schon langsam zu Blau, und ein Blick auf ihr Chrono verriet ihr, das die Sonne bald aufgehen würde. Sie konnten hier nicht lange bleiben, Aldridge musste noch schlafen vor dem Bewerbungsgespräch.


Nein das würde keinen Sinn machen.“

Al stieg aus, ging um den noch nicht in den Ruhemodus gelegten Gleiter herum, und grinste sie durch die Scheibe des Vehikels an. Ohhh man, dachte Diona bei sich, leicht genervt, er ist doch noch voll wie ein Eimer. Als er ihr dann die Tür öffnete, wurde sie doch wieder besänftigt. Aldridge war ein dermaßen süßer Gentleman , und bescheuert, aber dann auch wieder süß.

Haben die rund um die Uhr geöffnet?“

Sie empfand die Frage als berechtigt, auf dem großen Parkplatz vor dem Tempel waren nur sie beide, und das große Gebäude selbst, wirkte auch verlassen. Niemand war auf den Treppen vor den riesigen Säulen zu sehen. Warum auch? Es war besch*ssen früh..

Klar haben die rund um die Uhr auf, es ist ein Tempel, kein Amt“.

Und wieder schloss sich seine Hand um ihre, wie so oft in den letzten Stunden, und Diona liebte es wieder neu, das er es tat. Wie das wohl sein würde wenn...

„Diona Amarao“.

Sprach er so laut und unvermittelt, das sie sofort den Faden zu ihrem letzten Gedanken verlor. Was war denn jetzt los? Und auf einmal viel er vor ihr auf die Knie...

Weist du, das hier ist nur ein blöder Parkplatz, und überhaupt hast du so viel mehr verdient, aber es ist wie es ist. Wir beide hatten so viele Probleme in der Vergangenheit, waren hart zueinander, haben uns gegenseitig weh getan. Aber wir haben immer wieder zueinander gefunden, das muss doch was bedeuten, es muss einfach was bedeuten.“

Dionas Herz raste.


Aldridge du muss nicht...“

Sie wollte das er es tat! Sie wollte es! Aber er musste es eben nicht, besonders nicht weil sie ein Kind von ihm erwartete. Das war heutzutage nicht nötig. Und trotzdem..sie hoffte, das sie nicht irrte, das er ihr wirklich..

Diona ich liebe dich, das hab ich immer getan. Auch in den Zeiten in denen wir getrennt waren, warst du immer...“

Er kramte in seiner Hosentasche und holte seine Geldbörse hervor. Was wollte er denn damit? Die Naboo befürchtete, das ihr das Herz gleich aus der Brust sprang vor lauter Aufregung.

...in meinem Herzen. Weist du ich hätte das schon längst tun sollen, ich weis nicht worauf ich gewartet habe. Weist du ich kann dir jetzt leider keine bombastisches Leben ermöglichen. Ich kann kein riesiges Haus mehr kaufen, keine teuren Gleiter...“

Er öffnete seine Geldbörse und langte in eines der ausgebeulten Fächer...

...aber ich kann dir mich geben, mit allem was ich bin, wenn du mich willst.“

Und auf einmal hielt er ihr einen Ring entgegen, einen den sie sehr gut kannte. Es war sein Meister Ring, und ganz kurz sah sie den jungen Burschen vor Augen, der das Schmuckstück von der Königin überreicht bekam. Diona sah ihm tief in die Augen, forschend, nach Zweifeln suchend, sie fand keine, nur diese allgegenwärtige Wärme die sie zuletzt nicht mehr gefunden hatte.

Diona Amarao, willst du meine Frau werden? Gleich hier, gleich jetzt?“

- Naboo - Theed - Zentrum - Schöpfer Tempel - Parkplatz - Diona, Al -
 
- Naboo - Theed - Zentrum - Schöpfer Tempel - Parkplatz - mit Diona -

Der Ring wog schwer in seiner Hand, dieser Ring symbolisierte das bisher beste was ihm je passiert war, aber auch das schlechteste. Er sah Jules vor sich, der genau diesen Ring in den Händen hielt, und ihn zur idealen Waffe erkoren hatte, seine Mutter in die Falle zu locken. Er hatte Erfolg gehabt, und diesen Ring in etwas negatives verwandelt, er würde wieder eine positive Bedeutung bekommen, wenn sie ihn wollte. Das mit Jules, das mit seiner Mutter, das würde ihn niemals loslassen, seine Schuld, würde eine offene Wunde bleiben, so lange er lebte. Aber jetzt und hier, da hatte er die Chance alles besser zu machen, wegen ihr, für sie, für dieses Geschenk, das seinem Leben wieder einen Sinn geben konnte.


Aldridge du musst mich nicht heiraten, weil ich schwanger bin. Ich verlange das doch nicht von dir!“

Dionas Augen waren feucht, und sie lächelte, aber in ihren Worten klangen berechtigte Zweifel mit, die er verstand, und die er auch gehabt hätte, wäre er an ihrer Stelle. Aldridge konnte sie alle beseitigen. Er hielt ihr den Ring weiter hin, unbeeirt.

Ich will dich heiraten, weil ich dich liebe. Ich will dich heiraten, weil ich mein Leben endgültig mit dir verbringen möchte. Natürlich könnten wir das auch so, aber nenn mich altmodisch, lass uns unsere Beziehung krönen. Lass uns jedem zeigen das wir zusammen gehören, ich wäre so stolz dich meine Frau nennen zu dürfen.“

Er meinte alles, wie er es sagte, und er hoffte so sehr das sie ihm die Ehre erwies, seine Frau zu werden. Er wollte ihr Mann sein, er wollte überhaupt wieder ein Mann sein.

Also! Was sagst du?“

Stahlblaue Augen musterten ihn noch für einen Moment, und dann verzogen sich ihre Mundwinkel zu einem strahlenden Lächeln.

JA!“

Sein Herz raste auf einmal nicht mehr, es blieb einfach stehen, zumindest meinte er das. Aldridge wollte aufspringen, sie küssen, ihr den Ring anstecken, doch es kam nicht dazu. Diona tackelte ihn regelrecht um, und bevor er es sich versah, lagen sie beide auf dem Betonboden des Parkplatzes und hielten sich in den Armen. Und es brauchte eine innige Umarmung, und einen langen Kuss, bevor Denken wieder möglich wurde.

Komm! Wir ruinieren noch unsere schicken Klamotten!“

Aldridge musste lachen, befreit, und glücklich, was für ein fantastisches Gefühl! Was Diona anging wusste er nicht ob sie gerade lachte, oder weinte, oder beides tat. Ihr Kopf lag auf seiner Brust, und bebte. Sie weinte also, und Aldridge strich ihr sanft durchs Haar. Diona war niemals wie vermeidlich „klassische“ Frauen gewesen. Sie war stark, unabhängig, und hatte sich noch nie von ihm „retten“ lassen müssen, wie manch eine Frau von ihrem Partner. Bei ihren ersten Dates war sie fast beleidigt gewesen, als er die Rechnung übernommen hatte, er hatte sie nie vor Insekten „retten“ müssen, sie liebte es ihren Gleiter selber zu fahren, und ihr eigenes Geld zu verdienen. Gut Naboo war ohnehin ein sehr feministischer Planet, aber Diona war ihre eigene Hausmarke. Das sie jetzt vor Ergriffenheit weinte, und sich an ihn drückte, sprach Bände.

„Komm lass uns rein gehen Klotzkopf.“


Zog sie ihn mit diesem liebevoll bösen Spitznamen auf, stützte sich auf seiner Brust ab, und raffte sich trotz der Highheels und dem sehr Figur betonten Kleid erstaunlich elegant auf. Das sie in ihrem Sport als Expertin gehandelt wurde, war nicht umsonst der Fall. Aldridge, der den Alkohol nach wie vor spürte, musste sich auf beide Hände stützen, um dann umständlich, wie ein alter Mann aufzustehen.

Sobald ich den Job habe, und genug gespart habe, kaufe ich dir einen schönen Ring. Das verspreche ich dir.“

Der Ring war viel zu groß für ihren Ringfinger, weswegen er ihn ihr an den Daumen steckte. In seiner Religion war es nicht unbedingt nötig Ringe zu tragen, dennoch gefiel Aldridge diese Symbolik. Sie wollte seine Frau werden! Sie bekam sein Kind, bei den Schöpfern, sollte das Leben wieder einen Sinn bekommen? Er würde nie verwinden, das er am Tod seiner Mutter Schuld war, das würde ihn für immer verfolgen, aber jetzt konnte er für zwei Menschen leben, die er liebte.

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- Naboo - Theed - Raumhafen -

Ihre Fußspitzen schlossen mit dem Rand des Schattens ab, den das Vordach über ihr warf. Nur eine minimale Bewegung und ihre Zehen würden die Wärme der hellen Nachmittagssonne spüren. Sie hatte sich bis nach draussen gewagt und stand an die Wand gepresst neben einem der zahlreichen Ausgänge des intergalaktischen Raumhafens in Theed, der Hauptstadt von Naboo. Fluggäste kamen und gingen, die meisten von ihnen Menschen, und die elektrische Tür neben ihr zischte auf und wieder zu wann immer der empfindliche Sensor über ihr eine Bewegung registrierte. Naboo: Chommell Sector, drei Monde, 34.000 Lichtjahre vom Kern, rund 4.5 Billionen Einwohner - oder waren es 6.5 Billionen? Sie hatte die Zahlen gelernt, lange bevor sie hier angekommen war, so wie die Fakten zahlreicher anderer planetarer Systeme. Dass sie hier gelandet war, war purer Zufall gewesen, vielleicht auch Glück. Geplant hatte sie es nicht. Sie lehnte sich nach vorne, verlagerte ihr Gewicht auf ihre Fußballen und ihre blanken Fersen hoben sich leicht von dem grauen Asphalt unter ihr. Nur ein einziger Schritt bis in die absolute Freiheit. So nahe wie nie zuvor war sie ihrem Ziel und brachte dennoch nicht den Mut auf, sich zu bewegen. Statt Euphorie hatte blanker Terror sie überfallen. Nicht nur war sie plötzlich frei, sie war auch, ganz unerwartet, zum ersten Mal in ihrem Leben vollkommen auf sich selbst gestellt.

Ein Paar schwarzer Riemchensandalen baumelte in ihrer linken Hand - die Absätze waren zu hoch, um sie permanent an den Füßen zu tragen - und ohne sie war ihr Kleid lang genug dass der Saum den Boden streifte. Ihr war bewusst, dass sie nicht gekleidet war wie eine Reisende. Die Blicke, die auf ihr haften blieben, entgingen ihr nicht, vor allem die der Männer. Wie viele der Passanten von hier würden sich an sie erinnern, wenn man ihnen später ein Foto von ihr zeigen würde? Eine Frau in ihren Endzwanzigern, augenscheinlich menschlich, blond, schlank und barfuß in einem smaragdgrünen Abendkleid. Sie war mit niemandem zusammen, sprach mit niemandem. Verhielt sie sich auffällig? Sah sie so aus, als liefe sie vor jemandem davon? Ihrem Gesicht war nichts anzusehen. Eine Welle blonder Haare fiel lose über ihre Schultern. Zwei Nächte zuvor hatte sie es lockig getragen und die obere Haarpartie am Hinterkopf festgesteckt. Die silberne Haarspange, die ihre Locken gehalten hatte, hatte sie während dem Flug in ihrer Clutch verstaut, zusammen mit ihrem Schmuck. Mehr als das trug sie nicht bei sich, den Inhalt einer winzigen Handtasche und den gestohlenen Credit-Stick, der sie überhaupt so weit gebracht hatte. Doch was nun? Es waren die einfachsten Fragen, die grundsätzlichsten Notwendigkeiten, die sie ihr Angst machten: wo würde sie schlafen, was würde sie essen und wie lange würde ihr Geld noch ausreichen? Der einfachste Weg wäre, sich wieder umzudrehen und zurück zu fliegen. Zuzugeben, dass sie gescheitert war. Ein Teil von ihr wollte das. Zurück nach Hause, zurück in die Sicherheit, zurück zu ihm. Vielleicht konnte sie ihn überzeugen, dass alles ein Missverständnis gewesen war, dass sie nicht absichtlich verschwunden sondern im Chaos des Feuers verletzt worden und in ein Krankenhaus gebracht worden war. Ganz abwegig war diese Ausrede nicht, doch leider kannte er sie zu gut. Er würde sofort wissen, dass sie log. Ausserdem war er gründlich. Noch während sie hier stand würde er schon längst alle Krankenhäuser auf Taris nach ihr abgesucht haben. Er hatte ganz sicher mit der örtlichen Sicherheitsbehörde gesprochen, eine Suchmeldung nach ihr raus gegeben und gleichzeitig seine Männer los geschickt um sie zu finden. Und trotzdem, die Aussicht zurück zu kehren war nicht die schlimmste. Zuhause wusste sie immerhin, was sie erwartete.


"Riley?"

Als sie ihren Namen hörte war ihre erste Reaktion, erschrocken zusammen zu zucken. Eine bekannte Stimme in der Fremde, hier wo niemand sie kennen sollte! Sie wandte sich um, begegnete einem Paar brauner Augen und Erleichterung vertrieb den Schreck.

"Wie hast du mich gefunden?"

Wollte sie wissen.

"Ich dachte..."

Wenn Megan lächelte, blitzten ihre Augen. Ihr Blick hatte etwas spitzbübisches an sich und ihre Mundwinkel deuteten immer leicht nach oben. Selbst wenn sie ernst war wirkte sie milde amüsiert, als hätte sie ein Geheimnis, das nur sie kannte.

"War nicht ganz einfach."

Gab sie zu.

"Aber ich lasse dich nicht im Stich, das weisst du doch."

Sie lagen sich in den Armen und Riley spürte neuen Mut in sich wachsen. Wahrscheinlich hätte sie wirklich wissen müssen, dass ihre Freundin ihr folgen würde. Wenn sie sich einer Sache sicher sein konnte, dann dass sie immer füreinander da sein würden.

"Schließ' deine Augen."

Sagte Megan.

"Und zähl' von fünf bis null runter."

Sie wollte, dass Riley sich sammelte und für den Moment alles hinter sich ließ. Riley kannte die Methode. Es zählte nur das eine Ziel. Sie lehnte ihren Kopf zurück gegen die Wand und schloss die Augen. Das Licht war ein Stück gewandert, seit sie hier stand. Sie spürte es an den warmen Sonnenstrahlen, die ihre Zehen küssten. Riley atmete tief durch und zählte, jede Zahl ein Atemzug, ein und aus. 5 - rayshe'a. 4 - cuir. 3 - ehn. 2 - t'ad. 1 - solus. Bei null öffnete sie ihre Augen.

"Bist du bereit?"

Megan streckte ihr ihre Hand entgegen und sie ergriff sie ohne zu zögern.

"Ja."

Ihre Schritte waren fester als sie selbst für möglich gehalten hatte. Zu zweit ging alles leichter als allein.

"Schau nicht zurück."

Riet Megan ihr, als sie den Gebäudekomplex Raumhafen hinter sich ließen, und Riley wusste, dass sie Recht hatte. Die Versuchung war zu groß und sie war noch nicht stark genug. Noch nicht.

- Naboo - Theed - Straßen - Mit Megan -
 
- Naboo - Theed - Vorort - Loft - Schlafzimmer - Aldridge -

Er hatte Noa getötet, mit dem Gürtel, gerade eben. Jules hatte gelacht und ihn beglückwünscht. Und dann hatte er seine Mutter in den dunklen Keller geholt, und sie in einer Wanne ertränkt...


Aldridge wunderte sich nicht darüber, das er nach diesem Traum nicht schreiend erwacht war, nicht einmal gezuckt hatte er. Dieser Traum suchte ihn jede verdammte Nacht heim, seit Wochen schon. Die seelischen Schmerzen konnte er mittlerweile stumm ertragen, das war doch was, ein Fortschritt oder so ähnlich..ja genau. Der Naboo raffte sich auf, setzte sich auf die Bettkante und streckte sich. Und dann kamen ihm die Gedanken, die ihm jeden Tag direkt nach dem schlimmen Traum kamen, seitdem es passiert war. Sie war jetzt seine Frau, sie trug sein Kind, er war jetzt ein Ehemann...ein Mann. Aldridge befand wie jeden Morgen, das Diona und dieses Kind fantastische Gründe waren, um optimistisch ins Leben zu blicken....nach allem was passiert war.


„Diona?“

Sie musste genau wie er erst am späten Nachmittag los, sie in ihr Dakam Studio, er zum Straßenfest, das rund ums Lannister Stadion stattfand. Die Saison begann, und ein echter Superstar, Akemi Akanato, würde heute vor dem Spiel den ersten Diskus werfen. Ein großes Ereignis, an dem er als Türsteher teilnahm. Ihm war es als wäre es zwei Leben her, als er noch als Spieler am Saison Auftakt teil genommen hatte. Was waren das für schöne Zeiten gewesen, Aldridge musste blinzeln, als er an den Saison Auftakt nach der Meisterschaft dachte. Damals hatte er nicht wie wild gefeiert, sondern seine Familie mit hinter die Kulissen genommen, nach dem Spiel. Und es war Miranda gewesen, die im Übereifer einen Diskus in Richtung der sich leerenden Tribünen geworfen, und fast ein sehr süßes Mädchen getroffen hatte. Aldridge war gerannt, hatte den Diskus eine Handbreit vor dem Mädchen gefangen, das sich ihm nach dem Schrecken als Diona vorgestellt hatte...

„Sag mal.“

Aldridge fand Diona im Fitnessraum, der in nicht zu ferner Zukunft, ein Kinderzimmer sein würde. Der Naboo schmunzelte als er sie sah, und tapste auf seinen nackten Füßen direkt zu ihr. Diona machte eine ihrer Übungen, eine über die seine Kumpel im Boxstudio garantiert gelacht hätten. Die hatten keine Ahnung. Diona hatte versucht, ihm die ein oder andere völlig harmlos aussehende Übung beizubringen, und Aldridge, der von sich nicht behaupten konnte unsportlich zu sein, war gradios gescheitert. Das was sie da tat, war nicht nur bloßer Sport, man musste seinen Körper und den Geist beherrschen. Aldridge vermochte seit jeher nur ersteres.

„Was möchtest du Frühstücken?“.

Die nächste Sache, über die viele seiner Kumpel im Boxstudio garantiert kichern würden. Es war ja nicht so, das Diona nicht kochen konnte, oder es ungern tat, aber Aldridge tat es eben lieber. Und bei den Schöpfern, sie war schwanger, und er wollte das es ihr an nichts fehlte.

„Diona.“

Aldridge seufzte, als ihm wieder einfiel, was er zu gerne vergaß. Diona antwortete ihm aus Prinzip nicht, wenn sie ihre Übungen machte. Etwas das er innerlich leicht nervig fand, aber auf der anderen Seite war sie einfach konsequent. Konsequenz war sowieso eine von Dionas absoluten Stärken. Und überhaupt, die beeindruckende Figur, die sie gerade ausführte, oder wie sie es immer sagte, erlebte, lies ihr sowieso keinerlei Chance auf Smalltalk. Sie stützte ihren kompletten Körper nur auf ihre Hände, und ihr Körper sprach Bände über ihre Sportlichkeit...

„Ach ich weis schon was du zum Frühstück willst.“

Er tapste ganz selbstverständlich zu ihr, trat mit einem langen Schritt über ihren Körper, und langte blitzschnell zu.

„Aldridge!“

Protestierte sie, als er seine Arme um ihren Bauch schloss, und sie einfach aus ihrer Übung hoch wuchtete. Ihr förmlicher Protest versandete, als sie sich in seinem Klammergriff wand und zappelte, und es schaffte sich in seinen Armen zu drehen. Und dummerweise wusste sie ganz genau, wo sie ihn packen musste, um ihn außer Gefecht zu setzen.

„Niiiicht!“

Entwich es ihm lachend, als sie ihm breit grinsend in den Seitenspeck kniff, und beide zu Fall brachte. Zum Glück bekam er der Träger ihres Sporttops zu fassen...


- Naboo - Theed - Vorort - Loft - Fittnessraum - Aldridge, Diona -
 
- Naboo - Theed - Norden - Haus der Trineers - Schlafzimmer - mit Jibrielle -

Jibrielle war gar nicht so hellhäutig, wie man auf den ersten Blick meinen konnte. Ihr relativ dunkles Haar, unterstrich diesen Eindruck noch. Miranda, die nicht schlafen konnte, betrachtete das schlafende Gesicht ihrer Freundin. Sie wusste nicht wer ihre Eltern waren, wusste aber wohl das sie vermutlich von Naboo stammte. Ihr Hautton... gut möglich konnte zumindest ein Elternteil von ihr, aus der gleichen Ecke des Planeten stammen, aus dem die Esparzas in Form der Urgroßeltern, in die Hauptstadt Theed gekommen waren. Aber wer wusste das schon? Miranda schämte sich, aber für einen einzelnen Herzschlag beneidete sie Jib um ihre Unwissenheit. Eine Familie, zumindest eine gute, gab einem Liebe, und Sicherheit, und Geborgenheit und nicht nur ein rein physisches Zuhause in Form von Steinen und Holz. Eine Familie zu haben, bedeutete auf der anderen Seite auch, unendlich verwundbar zu sein, denn man liebte jedes einzelne Mitglied. Man konnte diese geliebten Menschen leider auch verlieren, und leider nicht immer durch die Gnade eines sanften Todes, in hohem Alter. Miranda schlang ihre Hand um Jibrielles Zeigefinger, und versuchte einfach nicht mehr zu denken. Es gelang ihr natürlich nicht. Sie musste an ihre Mutter denken, die so jung gewesen war. Der Teil dieser Tragödie, war für sich schon schlimm genug. Was Miranda aber am meisten quälte, war es wie sie gestorben war. Sie war stets so selbstsicher gewesen, Zeit ihres Lebens, selbst zuletzt, war Miranda fast selbstverständlich davon ausgegangen, das ihre Mutter unbesiegbar war. Weil sie eben ein guter Mensch gewesen war, ihrer Familie ein Fels und wärmendes Feuer zugleich gewesen war, und nebenbei noch ergeben an Stadt und Königin, über die Bürger gewacht hatte.


Miranda wurden die Augen feucht, als sich diese bösen Fakten in ihren Kopf hämmerten. Deanna Trineer, die stolze Captain des TPD, hatte noch Tagelang schwer verletzt und völlig hilflos in einem Krankenbett gelegen und so fürchterlich gelitten, jeder Würde beraubt. Und jedes mal sah Miranda das Gesicht ihrer toten Mutter, wenn sie an sie dachte. Dabei wollte sie das nicht, sie wollte sie für immer lebendig in Erinnerung haben, mit dem warmen Lächeln im Gesicht, das sie ihr selbst in ihrer schlimmsten Krise geschenkt hatte. Ihre Mutter war doch nicht diese Tote, sie war das, was Miranda ausmachte. Und trotzdem, Miranda hatte schon jetzt panische Angst davor, das das Gedächtnis an ihre Mutter für immer durch ihre letzten Tage und Stunden definiert werden würde. Irgendetwas musste man doch dagegen...die Gedanken der Naboo zerstoben, als Jibrielle sich im Schlaf zurecht rückte, durch ihre eigene Bewegung für eine Nanosekunde wach wurde, und sie mit verwaschener Stimme aufforderte zu schlafen, bevor sie selbst sofort wieder im Reich der Träume versank.


Miranda schämte sich ob der Sorge, die Jibrielle sogar zu Dreivierteln schlafend um sie hatte. Sie beide waren noch nicht wirklich lange zusammen, und diese Beziehung hatte bisher nur Drama erlebt, Drama das fast ausschließlich Miranda verursacht hatte. Sie hatte Nicky betrunken geküsst, war mit ihren Gefühlen nicht zurecht gekommen, und Jibrielle war geblieben....und jetzt die Ereignisse um den Tod ihrer Mutter....und Jibrielle war bei ihr geblieben. Miranda hatte akut keine Kraft dafür, Jibrielle das zu geben, was sie verdiente...Jibrielle blieb trotzdem, und gab ihr noch so viel Kraft. Miranda zweifelte nicht an der Liebe ihrer Freundin, nein absolut nicht, aber sie fragte sich, ob es auch ihrer Existenz als Jedi zu verdanken war, das sie noch bei ihr war. Verdient hatte Miranda so einen guten Geist ganz sicher nicht, und trotzdem gestatte sie es sich, diese wärmende Liebe anzunehmen.


„Jib?“

Miranda war für den Moment egoistisch, und beschloss Jibrielle zu wecken, nicht für lange.

„Hey Jibrielle?“

Um sie nicht zu unsanft aus dem Schlaf zu reißen, versuchte Miranda es schließlich mit einem sanften Kuss auf ihre warmen, weichen Lippen- Nach ein paar Sekunden hatte die Naboo schließlich Erfolg, und diese so besonderen, grünen Augen sahen sie leicht verständnislos an. Sie bekam ein entschuldigendes Lächeln von Miranda. Sie konnte das erste mal überhaupt wieder lächeln. Ihre Mutter, die Sorge um ihren Vater, und besonders ihre Ängste um ihren traumatisierten Bruder hatten sie seit ihrer Ankunft auf dem Planeten verschlungen. Für diesen Augenblick, traf Miranda ein einziger Sonnenstrahl in der Finsternis. Sie wusste, das sie diese paar „leichten“ Momente, schon bald wieder verlieren würde...

„Jib? Glaubst du es ist okay, wenn ich mich für ein paar Minuten ganz okay fühle? Und wäre es wenn du es okay fändest, okay für dich, dich zusammen mit mir okay zu fühlen?“

Ihr viel etwas auf, sie hatte sich noch nicht bei ihr bedankt.. Miranda küsste Jibrielle, erst auf den Mund, dann auf die Wange, und dann küsste sie die zarte Haut direkt unter ihrem Ohr.

„Ich liebe dich, und ich danke dir dafür, das du hier bei mir ist. Du müsstest das alles gar nicht mit mir aushalten.“

- Naboo - Theed - Norden - Haus der Trineers - Schlafzimmer - mit Jibrielle -
 
- Naboo - Theed - Hotel Calfica - Hotelzimmer - Mit Megan -

Sie wurde von einem kontinuierlichen Summen geweckt, das sich in ihren Schlaf geschlichen und sich im Traum als Antrieb eines Personenschiffes manifestiert hatte, das sie über die Grenzen der Galaxis hinaus brachte. In Wirklichkeit war es nur das Geräusch des Haartrockners aus dem Nebenzimmer. Riley blinzelte und wälzte sich noch einmal auf die andere Seite. Es war schon hell draussen, aber das bedeutete nicht zwangsläufig, dass es schon Zeit war aufzustehen. Sie war per Definition nicht, was man eine notorische Langschläferin nannte, doch sie nahm sich gerne ihre Zeit und am gestrigen Abend war es spät geworden. Ihr Kleid hatte sie ordentlich auf einen Bügel gehangen, sogar abgeschminkt hatte sie sich noch, bevor sie schlafen gegangen war, obwohl sie todmüde gewesen war. Sie hatte es verdient, auszuschlafen, so lange und so viel sie wollte. "Aufstehen, Prinzessin! Der Tag hat angefangen!" Der größte Nachteil, Megan um sich zu haben war schnell erklärt: sie hasste es, wenn andere schliefen während sie wach war. Riley stöhnte, als eine fremde Macht an ihrer Decke zog und sich ein Gesicht in ihr Blickfeld schob. Vor dem hellen Licht des Fensters in ihrem Rücken wirkte Megans Gestalt wie eine dunkle, unheilverkündende Silhouette."Noch nicht...", murmelte Riley in ihr Kissen und drehte den Kopf weg. Ihren Haaren heftete noch der Geruch von Tabakrauch an, ein herber Duft, den sie gestern noch gemocht hatte als die Männer ihre teuren Zigarren frisch angezündet hatten, der jetzt im erkalteten Nachklang jedoch schal und unangenehm roch. Gerüche, so hatte sie einmal gelesen, konnten stärker als alle anderen Sinne Erinnerungen wecken. Der Teil des Gehirns, der für das Verarbeiten von Gerüchen zuständig war, befand sich in direkter Nähe zu dem Teil, in dem Erinnerungen gespeichert wurden. Ein Parfumduft konnte zum Beispiel an einen geliebten Menschen denken lassen, und der Geruch eines bestimmten Gewürzes oder einer Pflanze an ein Erlebnis oder einen Ort, an dem man seit Jahren nicht gewesen war. Bei Menschen funktionierte es so, wusste Riley. Es musste daher der menschliche Teil in ihr sein, der Gerüche mit Erinnerungen verknüpfte. Der Tabakgeruch jedenfalls hatte sie sofort an ihn denken lassen. Seltsam, wie sie etwas, das sie so oft gestört hatte, plötzlich vermissen konnte. "Hast du schon mal raus geguckt?" Megan hatte eines der Fenster weit aufgerissen. "Theed wartet auf uns, Riley!" Den Schlaf noch nicht aus den Augen gerieben, trat Riley neben sie. Wider Willen hatte sie die Decke zurück geschlagen und war aufgestanden. Natürlich hatte Megan gewonnen. Sie gewann immer. Dafür wurde sie jetzt mit dem schönsten Bild einer Stadt belohnt das Riley je mit eigenen Augen gesehen hatte. Sie kannte Bilder von beeindruckenden Städten aus dem Holonet und von den beliebten, obligatorischen Listen der "10 schönsten Urlaubsorte der Galaxis", doch es war ein Unterschied, ob man sich nur eine Aufnahme ansah oder die Schönheit eines Moments wirklich erlebte. Das Hotelzimmer lag in einem der oberen Stockwerke und sie konnten weit in die Ferne blicken. Riley lehnte sich hinaus, die Ellbogen auf der Fensterbank abgestützt. "Es sieht romantisch aus." Grüne Kuppeldächer und Mauern aus hellem Sandstein versprachen ein friedliches Bild, ein lebendiges Meisterwerk wie von einem Künstler erschaffen, so mühelos als wäre seine Vision einem Traum entsprungen. "Stell dir vor, du wärst dort unten", sagte sie, abwesend lächelnd. Enge, malerische Gassen mit grob gelegtem Kopfsteinpflaster windeten sich durch dicht bebaute Häuserreihen und mitten durch sie hindurch schlängelte sich verstohlen ein Fluss. Sie hatte großes Glück, hier zu sein. In einer Stadt wie dieser, hoffte sie, würde es einfacher für sie werden. Sie fühlte sich hier nicht ganz so verloren wie im schnelllebigen Taris, dem Großstadtdschungel in dem von allen Seiten tiefe Häuserschluchten drohten und in dem sie sich von den endlos hohen Wänden der Hochhäuser erdrückt gefühlt hatte. Gegen den chaotischen Stadtplaneten wirkte Theed fast ländlich - trotz dass die Einwohnerzahl auch hier in den hunderttausenden liegen musste. Sie fragte sich, was sie getan hätte, wäre ihr Pilot einen anderen Planeten angeflogen, einen schwierigeren, unbewohnbaren Ort, oder eine gefährliche Welt, von Hutten kontrolliert. Nar Shaddaa wäre kein unwahrscheinliches Ziel gewesen. Wäre sie trotzdem an Bord gegangen? "Lass uns raus gehen." Plötzlich hatte sie genug von dem Hotelzimmer mit seinen beengenden Wänden und der künstlich geschaffenen Atmosphäre von Geborgenheit, die doch nicht mehr war als eine temporäre Illusion. Riley hatte die weissen Bettlaken durchwühlt, den Inhalt der Mini-Bar geplündert und Haarshampoo und Seife aufgebraucht, aber sie brauchte mehr als nur das. Sie wollte den Wind in ihren Haaren und die Wärme der Sonne auf ihrem Körper spüren. Sie wollte die Stimmen der Menschen hören, sich unter sie mischen und inmitten ihrer Massen verschwinden - wie eine von ihnen.

Sie liefen durch Theed, entlang des Flusses. Spaziergänger wie sie drängten sich an den Uferpromenaden, ein junges verliebtes Paar picknickte im Grünen. Sonnenstrahlen, ein warmes Herz und der Weg war so weit wie ihre Füße sie tragen konnten. Vor den bekanntesten Sehenswürdigkeiten sammelten sich Trauben von Touristen, die Köpfe weit zurück gelegt, wenn sie die Bauwerke bewunderten und die Augen vor der hellen Sonne abschirmten. Megan sprang in ihre Aufnahmen hinein wenn sie Fotos schossen und zog Riley lachend mit sich nachdem sie zwei große Eistüten von einem Verkäufer entgegen genommen hatten und das Weite gesucht hatten ohne bezahlt zu haben, mutig genug alles zu wagen und alles zu erleben. Im späten Licht des Nachmittags saß Riley im Schatten eines Baumes. Sie sah Megan zu, die mit ein paar Kindern in einem Springbrunnen herumtollte, unermüdlich und mit endloser Energie, wie es schien. Am Abend würde sie wie tot in ihr Bett fallen. Riley hingegen benötigte ihre Kraft später noch. Der Saum ihres Kleides war fast getrocknet. Sie hatte das Spiel im Wasser aufgegeben, bevor sie ganz hinein fallen konnte.
"Meg?", rief sie. Es wurde allmählich Zeit, zurück zu gehen. "Einen Moment noch!" Sie hatten in einem Brunnen wie diesem gespielt, ihr halbes Leben lang. Selbst ohne die Augen zu schließen konnte Riley sie alle vor sich sehen: Megan, Venus, sich selbst... und Ava. Das helle Gelächter vier junger Mädchen erfüllte ihren Kopf, obwohl es nichts war als eine Erinnerung. Wie oft hatten sie ihre Kleider durchnässt wenn sie zwischen den Wasserfontänen hindurch gelaufen waren! Das waren ihre unbeschwertesten Augenblicke gewesen. Erneut rief sie nach Megan, doch die gab vor sie nicht zu hören, wie so oft wenn sie ihren Kopf durchsetzen wollte. Ihre Blicke trafen sich trotzdem. Da war es wieder, dieses spitzbübische Lächeln, und Riley konnte nicht anders als es zu erwidern. Sie rückte ein Stück zur Seite, lehnte ihren Kopf in die Sonne und schloss die Augen, ihr Bewusstsein in der Vergangenheit, bis ihr der Gedanke kam, ob es nicht viel eher sie selbst war, die noch nicht zurück zum Hotel gehen wollte.

- Naboo - Theed - Parkanlage - Mit Megan -
 
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Flammen schlugen durch Jibrielles Schlaf. Erst als die Flammen um den Körper der Frau züngelten und ihn zur Verschlingen drohten, hatte sie ihn anschauen können, nichts anderes mehr anschauen können, bis er nicht mehr zu sehen gewesen war. Trockene Lippen weckten sie auf. Mirandas umschattete Gesichtszüge ragten über ihr auf und die unbedrohliche Wärme und Sanftheit des Bettes umfing sie beide. Jibrielle rieb sich ein bisschen Schlaf aus den Augen und fand das Leuchten in den dunklen Pupillen ihrer Freundin.

"Jib? Glaubst du es ist okay, wenn ich mich für ein paar Minuten ganz okay fühle? Und wäre es wenn du es okay fändest, okay für dich, dich zusammen mit mir okay zu fühlen?"

fragte Miranda und er Ton ihrer Stimme machte Jibrielle etwas Angst. Die letzten Tage waren eine nicht enden wollende, langsame, langweilige, niederschmetternd traurige Tortur gewesen. Die plötzliche Entspanntheit in Miras Stimme, die sie eine gefühlte Ewigkeit nicht gehört hatte, verunsicherte sie. Ahnlungslos, was sie antworten sollte, schwieg Jibrielle.

Ich liebe dich, und ich danke dir dafür, das du hier bei mir ist. Du müsstest das alles gar nicht mit mir aushalten.

"Ich will."

flüsterte Jibrielle zurück.

"Mit 'Müssen' hat das überhaupt nichts zu tun! Ich will!"

Jibrielle suchte in Miras Augen nach einer Antwort, nach einer Reflektion auf das, was sie selbst eigentlich fühlte. Der Schmerz, den sie seit ihrer Ankunft auf Naboo erlebt hatte, war nicht spurenlos an der Jedi vorbei gegangen. Zwar war sie Mira fast in jeden Moment nahe gewesen, doch hatte die Trauer jede wirkliche Geborgenheit erstickt. Doch in diesem Augenblick schien Mira den Schleier der Realität kurz für sie beide zu lüften. Und Jibrielle fragte sich heimlich und kaum bewusst selbst, was sie sich in diesem Augenblick am meisten wünschte.

Sie reckte den Hals und suchte mit den Lippen den allzu trockenen Mund Mirandas. Ihre Hand fuhr an ihre Wange und hielt sie sanft fest, umschloss ihr Gesicht mit beiden Händen. Ein paar Sekunden vergingen und das Gefühl wurde stärker. Jibrielle schob sich sanft über sie und bedeckte Miras Gesicht, Hals und Nacken mit Küssen, währens sich ihre Beine unter dem Nachthemd, nur verborgen von der Decke, begannen, sich immer energischer an Miras Oberschenkeln rieben. Wieder suchte Jibrielle Mirandas nun nicht mehr trockenen Lippen und gab ihr nunmehr viele atemlose, lange Küsse.


"Ich will dich!"

hauchte sie, wie um all das Gesagte nochmal zu bestärken. Und um eine verborgene Frage zu stellen. Mirandas erwidernde Küsse gaben Antwort. Jetzt fuhren Jibrielle Fünger über Miras ganzen Körper, suchten Wegen unter das Textil und erfreuten sich an der festen Haut unter ihrem Griff. Der Instinkt führte ihre rechte Hand in den Schoß ihrer Geliebten. Mit ihrem Mund dämpfte sie den leichten Ton wohliger, kraftloser Überraschung. Nun wurde auch Miras Griff um sie stärker, Miras Kuss fordernder, kompromissloser. Drei Arme rissen förmlich aneinander, zogen sich zueinander. Von ein paar Fingern im chaotischen Takt gewogen, drückten zwei Körper fest zusammen, teilten sich einen Atem. Halb gepresst und halb reibend, hielten die Frauen einander fest.

~~~ Naboo-System ~ Naboo ~ Theed ~ Norden ~ Haus der Trineers ~ mit Miranda ~~~
 
- Naboo - Theed - Gassen - vor dem Lannister Stadion - Kontrollposten - Aldridge -

Die Eröffnung der Diskus Saison, wurde stets mit einem großen Straßenfest rund ums Lannister Stadion begangen. Dieses Jahr begann der Verein auch noch sein 100 Jähriges Jubiläum, weswegen die Feierlichkeiten zur reinen Gigantomanie heran gewachsen waren. Aldridge nahm den Auftrag seiner Sicherheitsfirma, genau hier zu arbeiten, gerade heute, als schlechten Scherz der Schöpfer. Zum Glück hatte sein Chef Erbarmen gehabt, und ihn nicht wie ursprünglich geplant direkt am Stadion für den Dienst direkt an den Eingängen eingeteilt. Das hätte der Presse gefallen, und das nicht nur wegen den hässlichen Schlagzeilen, die nach der Entführung über die Familie, vor allem aber über seine Mutter, und das TPD hingespuckt worden waren. Sie hätten ihn allein um den Gossip Teil ihrer Blätter zu füllen, sicher liebend gern zerissen. Aldridge Trineer, ehemaliger Center der Lannisters, der der die finalen Punkte geholt hatte, tat für einen Hungerlohn einfachsten Dienst als Rauswerfer...was für ein gefundenes Fressen. Natürlich war er nicht so spannend wie manch ein Ex Sportprofi, war Diskus doch in seiner Gesamtheit gesehen, nicht mehr als eine Randsportart...doch hier in Theed, war der Sport nicht klein. Und wenn man einen gestrauchelten Ex Profi erwischen konnte, der auch noch in einen aufregenden Kriminalfall verwickelt gewesen war...


Die Gasse in der er mit seinem Kollegen Traynor stand, war durchflutet von Musik und Gelächter, und glückliche Menschen flanierten an den vielen Ständen vorbei, die Händler rund um das Straßenfest aufgebaut hatten. Aldridge hasste alles an diesem Moment, inclusive dem schönen Wetter. Seine Mutter war jetzt seit einem halben Jahr tot, und alles ging einfach weiter. Theed hatte sie vergessen. Durch Tionne Sanders hatte er erfahren, das der Interims Captain Andrews das zwölfte Revier ganz übernommen hatte. Sie hatten eine Plakette am TPD Hauptquartier angebracht, so groß wie ein Standard Flimsiplast Blatt. Miranda hatte ihm erzählt, das die Zeremonie eine ganze Stunde gedauert hatte. Eine Stunde und eine Plakette..für ein Leben voller Hingabe und Treue..


…....................................................................

„Weist du wer heute den Diskus geworfen hat? Ich meine das Eröffnungs Ding?“

Traynor hatte nach Stunden immer noch nicht das Interesse daran verloren, Aldridge voll zu quatschen.

„Nein wer denn?“

Aldridge hatte sich ganz bewusst aus dem Rummel raus gehalten. Alles über die Lannisters weckte nur Wehmut in ihm, und der Wehmut folgten dann ungesunde Gedanken über verpasste Chancen. Aldridge wollte eigentlich auch nicht zu dieser Jubiläumsgala, zu der er als ehemaliger Top Scorer mit anderen Rekordhaltern eingeladen worden war. Doch Diona wünschte es sich so sehr, und was sie glücklich machte, war ihm nur recht.

Akemi!“

Und plötzlich wurde die Gala dann doch interesannt für ihn. Aldridge verehrte die junge Schauspielerin seit Ewigkeiten. Nicht weil er ganz vollendet gruselig auf junge Dinger stand, Akemi hatte eine Art an sich, die sein Herz erwärmte, so einfach war das. Vielleicht würde er die Gelegenheit bekommen, ihr die zarte kleine Hand zu schütteln. Das wäre doch himml..

„ Hey warte mal.“

Aldridge stellte sich einem Mann in den Weg, vielleicht Mitte zwanzig.. Der junge Kerl, gekleidet mit einem Lannister Trikot, wirkte angeschlagen. Glasige blaue Augen sahen ihn durch zerzaustes blondes Haar an, Füße hatten Schwierigkeiten Aldridges Aufforderung stehen zu bleiben, Folge zu leisten. Aldridge mussterte ihn kritisch, und befand, das er nicht weiter durch aufs Fest durfte. Seit dem Nachmittag hatte sich das Publikum stark verändert, genau wie die Art des Festes, das hinter seinem Rücken seit Stunden seinen Lauf nahm. Wo vor ein paar Stunden noch vorwiegend ältere Touristen und Familien ihre Freude gesucht hatten, wollten jetzt hauptsächlich sehr junge Leute auf das Gelände rund ums Standion. Seit dem frühen Abend wurden dort Konzerte gespielt, und das ganze hatte jetzt eher Festival Charakter, sehr zum Leidwesen des ehemaligen Sport Profis.

„Tut mir leid Kumpel, ich denke du hast heute Abend schon zu viel getankt. Wir können nicht für deine Sicherheit garantieren. Auf dem Gelände sind Diebe unterwegs, und genug Jungs die vielleicht Lust auf Stress haben.“

Der Naboo wusste ganz genau, das die nette Tour gerade sehr viel mehr bringen würde, als irgend eine Beformundung. Aldridge war zwei Köpfe größer als der Bursche, aber er hatte nach ein paar Schichten vor Clubs die Erfahrung gemacht, das nicht wenigen der Unterschied nach genug Alkohol völlig egal war. Alkohol machte Zwerge zu Giganten, zumindest in ihren Köpfen. Zudem veränderte Alkohol manchen zum Schlechten, es gab sie wirklich.. die super netten Menschen, die der Suff zu wütenden, streitsüchtigen A****** machte.

„ Aber meine Freunde sind da drin!“

Lallte der Junge im heimischen Akzent, er war ein Naboo, kein Tourist. Und Aldridge musste die Schultern hochziehen, und den Kopf schütteln.

„Ich schätze du solltest sie anrufen, du kommst heute nicht mehr hier rein.“

Und die Zahnräder im Kopf seines „Kunden“ ratterten fast hörbar, als er sich ganz sicher weitere vermeidliche Argumente suchte. Aldridge suchte Traynors Blick, und fand ihn nicht. Sein Kollege schickte eine ganze Gruppe Teenager zur Kontrolle bei den Festival Leuten, die ein paar Meter hinter ihnen die Eintrittskarten kontrollierten. Der Naboo langte schon nach seinen ledernen Rausschmeisser Handschuhen, weil der Trunkenbold vor ihm einen Schritt auf ihn zu machte, als er eine Überraschung erlebte.

„Mein Comlink is alle, kannst du mir ein Taxi rufen? Ich will ins Bett.“

Aldridge hatte nie einen kleinen Bruder gehabt, aber hätte er einen gehabt, hätte er ihn auf keinen Fall besser behandelt. Der Junge wirkte wirklich verloren, weswegen er ihm den Gefallen tat, ihm ein Taxi rief, um ihn dann bei den Schultern zu packen, um ihn neben sich an den Absperrzaun gelehnt, auf den Boden zu setzen.

„Bleib du da sitzen..“

Tymon.“

„Bleib da sitzen Tymon, ich pass auf dich auf, bis dein Taxi kommt Kumpel.“

"Dankesehr"

"Kein Ding."

Er hatte ihn so auf jeden Fall in Sichtweite, für den unwarscheinlichen Fall, das er doch noch auf dumme Gedanken kam. Warscheinlicher war es aber, das Aldridge ihn vor Taschendieben und schlimmerem bewahrte. Ein gutes Gefühl, vielleicht hatte sich Mom so gefühlt, wenn sie ihre Arbeit getan, und die Leute in ihrem Bezirk beschützt hatte. Sie hatte eine hervorragende Statistik gehabt, über Jahre, nur dieses eine mal, da waren die Dinge aus dem Ufer gelaufen...


- Naboo - Theed - Gassen - vor dem Lannister Stadion - Kontrollposten - Aldridge -
 
- Naboo - Theed - Casino Royal -

Die Karten auf dem Tisch waren nicht besser als die, die sie auf der Hand hatte. Spiele wie Sabacc oder Pazaak erfreuten sich großer Beliebtheit in der Galaxis, in Bars mit Fremden und Freunden, Zuhause um einen langweiligen Nachmittag zu überbrücken und in Casinos wie diesem, zum Zeitvertreib oder für den Kick den man aus dem Risiko zog, und natürlich um Geld zu machen. An dem Tisch, an dem Riley saß, spielten sie Codu, ein Spiel in dem weniger Glück als viel mehr Können gefragt war, sowie die Fähigkeit, seine Gegner zu lesen und ihre Züge voraus zu sehen. Sie war den zweiten Abend hier, trug ein neues Kleid, hatte ihre Haare frisiert und die diamantene Halskette umgelegt, ein mächtiges, dreireihiges Collier, das ihr den Einlass in das Casino ermöglicht hatte, ohne dass jemand auch nur auf die Idee gekommen wäre, ihr unangenehme Fragen zu stellen. Bis auf sie selbst bestand ihre Runde am Tisch ausschließlich aus Männern, alles Menschen. Drei von ihnen waren etwa ein Alter, alle um die Vierzig, nur einer war deutlich jünger, noch nicht lange volljährig, schätzte sie. Wohlhabend genug musste er trotzdem sein. In einem Casino mit dieser speziellen Klientel wurde nicht um magere Einsätze gespielt.

"Sie sind am Zug, Mrs. Donovan."

Trevors, der links von ihr an dem runden Tisch saß, konnte es gar nicht abwarten bis er an der Reihe war. Den Grund dafür lieferte die Konstellation der Karten auf dem Tisch. Das Bild war leicht zu misinterpretieren und Trevors war sich ziemlich sicher, das Riley genau das tun und damit einen in dieser Runde nicht mehr zu korrigierenden Fehler machen würde. Leider würde sie ihn in dieser Hinsicht enttäuschen müssen.

"Ich bin unentschlossen."

Behauptete sie und zog eine ihrer Karten von ihrer Hand. Sie gab vor, noch nachzudenken, ehe sie sich im letzten Moment um entschied und eine andere Karte spielte. Als sie sie aufdeckte, hätte Trevors Gesichtsausdruck enttäuschter nicht sein können. Die meisten Männer, mit denen sie gespielt hatte, waren wie er. Sie tendierten dazu, Frauen zu unterschätzen, erst recht solche wie Riley: adrett gekleidet mit glänzenden Haaren, einem makellosen Teint, leicht rosigen Wangen und großen, unschuldigen Augen. Sie sahen das Mädchen in ihr und die weibliche, angeborene Hilflosigkeit, die sie sich so gerne einbildeten. Männer wie Trevors brauchten das, sich wie Könige fühlen zu können. Sie wollten alles erreichen, was es zu erreichen gab, alles besitzen, alles gewinnen, doch die wenigsten dominierten wirklich. Männer wie ihn kannte sie. Wenn es hart auf hart kam, war er einer der den Schwanz einzog.

Die Gewinne an diesem Abend waren überschaubar gewesen, resümierte sie später. Riley hatte weniger Chips in ihrer Tasche verschwinden lassen als sie gehofft hatte, aber auch Trevors war nicht wirklich zufrieden gewesen. Im Gegensatz zu ihr hatte man ihm dies allerdings angesehen. Er war ein guter Taktiker, aber sein Gesicht war leicht zu lesen und das wurde ihm im Spiel oft zum Verhängnis. Es war der junge Greg Brion gewesen, der den größten Gewinn gemacht hatte und dessen Grinsen daher am breitesten gewesen war, als sie die Stühle zurück geschoben und den Abend beendet hatten. Riley hatte sich bemüht, ihre unbeschwerte Laune aufrecht zu erhalten, bis man sich verabschiedet und voneinander getrennt hatte. Es war wichtig, dass sie ihre Rolle glaubhaft spielte und sich ihre echten Sorgen nicht anmerken ließ: dass das Guthaben auf ihrem Credit-Stick immer weiter sank und sie nicbt wusste, wie lange sie damit noch auskommen würde. Bisher hatte sie für jede Summe, die sie gewonnen hatte, zu viel verloren, sodass das Plus am Ende ernüchternd ausfiel. Aufgeben konnte sie dennoch noch nicht. Ohne Ausbildung, ohne Berufserfahrung, ohne irgendein nennenswertes Talent hatte Riley nur diese eine Möglichkeit, an Geld zu gelangen. Sie wusste, wie man spielte und sie war gut im Bluffen. Alles was sie brauchte war ein richtig gutes Deck, damit sie ihre Hotelrechnung begleichen konnte. Wenn dieser Plan nicht funktionierte, musste sie der Wahrheit ins Auge sehen und einsehen, dass sie alleine nicht überleben konnte, doch noch war es nicht so weit. Noch hatte sie größere Angst zu ihm zurück zu gehen, als ohne Geld auf der Straße zu landen. Mit diesem Gedanken noch frisch in ihrem Kopf, sparte Riley die Kosten für ein Lufttaxi und lief stattdessen zu Fuß zum Hotel zurück. Es war bereits sehr spät und im Dunkeln wirkte jede Umgebung fremder als bei Tageslicht, doch es war nicht zu weit und sie glaubte zu wissen wo sie lang gehen musste - und wenn nicht, konnte sie später immer noch ein Taxi heran winken. Sie hatte einen dünnen Schal um ihre Schultern gelegt, einen Mantel besaß sie nicht, und ihre Arme zum Schutz vor der nächtlichen Kälte eng vor ihre Brust gepresst. Je schneller sie ging, desto schneller würde sie wieder im Warmen sein. Die Straßen waren überwiegend leer, obwohl sie in der Ferne Musik hören konnte. Irgendwo musste also noch ein Fest im Gange sein. Die ersten sanften Regentropfen spürte Riley auf ihrer Haut, als sie gerade zwei Lufttaxis hatte vorbei fahren sehen und es zu spät war um sie noch anzuhalten. Nervös hob sie den Kopf zum dunklen Himmel. Es waren keine Sterne zu sehen. Sie beschleunigte ihre Schritte und musste schon bald den Kopf gesenkt halten, als der Regen entgegen ihrer Hoffnungen an Stärke zunahm. Nur ein unerwartetes Pfeifen ließ sie wieder aufsehen. Unter dem Vordach eines Hauseingangs stand eine Gruppe von jungen Männern.


“Hey!“

Rief ihr einer von ihnen zu.

„Willst du dich nicht bei uns unterstellen, Süße?“

Sie hörte das Lachen der Gruppe, während der Himmel über Theed sich weiter öffnete. Riley war noch nie in ihrem Leben auf der Straße von Männern angesprochen worden. Seltsamerweise hatte sie immer geglaubt, es würde sich anders anfühlen... schmeichelhafter oder befriedigender. Stattdessen verspürte sie so etwas wie Scham, und eine Spur von Unwohlsein.

„An der würd' ich mich jetzt gern wärmen."

"Hier, trink lieber noch nen' Schluck."

Mit dem Blick geradeaus umklammerte Riley fest ihre Handtasche. Nur aus dem Augenwinkel heraus sah sie, dass einer der Männer sich von seinen Freunden löste und auf sie zu kam. Seine Kumpel jubelten, als er die Straße überquerte und zu ihr aufschloss, obwohl sie sich beeilt hatte, Ihre Schritte zu beschleunigen. Ihre unpraktischen Schuhe behinderten sie.

"Hallo, Schönheit."

Er hatte sie eingeholt und schnitt ihr den Weg ab. Er war einen Kopf größer als sie, mit einem in der schwachen Beleuchtung der nächsten Straßenlaterne kantig wirkenden Gesicht.

"Hübsch siehst du aus. Heut' noch was vor?"

Sein Blick scannte sie von oben nach unten. Riley weigerte sich, ihm zu antworten. Sie versuchte, ihn zu ignorieren und an ihm vorbei zu gehen. Als er ihren Arm packte, schüttelte sie ihn ab. Er roch nach Alkohol. Dieser Typ war lediglich ein aufmüpfiger Teenager der einen über den Durst getrunken hatte, sagte sie sich, ein Junge auf dem Sprung zwischen Jugend und Erwachsenenalter, der mehr sein wollte als er tatsächlich war - doch er bewies ihr das Gegenteil, als er erneut nach ihr griff und sie gegen die Wand hinter ihr presste. In diesem Moment sah sie etwas in seinem Blick, das ihr Angst machte. Sie kannte diesen Ausdruck unterdrückten Verlangens, den Drang sich beweisen zu müssen. Riley war die verbotene Frucht, sie war das Risiko wert, das Gesetz zu brechen. Mit wild klopfendem Herzen wies sie ihn an, sie loszulassen. Sie schlug nach ihm, als er ihre Brust anfasste, trat nach ihm als er versuchte sie zu küssen. Alles das hatte sie schon einmal erlebt, und doch war eine Sache anders. Dieses Mal würde ihr niemand zur Hilfe kommen, denn der einzige Mann, der alles dafür tun würde um sie zu beschützen, war der, vor dem sie auf der Flucht war.

- Naboo - Theed - Straßen - Mit fremdem Angreifer -
 
- Naboo - Theed - Gassen - vor dem Lannister Stadion - Kontrollposten - Aldridge -

Nach Stunden der Arbeit, waren die vielen Menschen die an ihm vorbei gezogen waren zu einer bloßen grauen Masse geworfen, und das nicht nur, weil es mittlerweile Nacht war, und die Lichter in der Gasse nicht dafür reichten jedes der vielen Gesichter auszuleuchten. Zu viele waren im Laufe der Stunden zu ihm getreten, zu viele Gesichter hatte er studieren müssen. Mittlerweile machte ihm das Kopfschmerzen, weswegen er niemanden mehr fokusierte, bis er in seinen Bereich trat, und an ihm vorbei wollte. Und trotzdem, sein Blick registrierte das hellblaue Augenpaar sofort, das sich ihm durch die Mänge näherte. Dionas Augen strahlten ihm aus der Kapuze ihres schwarzen Sportpullovers entgegen, und dem Naboo wurde es warm ums Herz.


Hey!“

Er zog sich die Rausschmeisser Handschuhe aus, und stopfte sie sich in die Beintasche seiner schwarzen Kargohosen. Er wollte seine Frau nicht mit etwas berühren, das vorher Dreck in menschlicher und buchstäblicher Natur berührt hatte.

„Was machst du denn hier? Ich dachte du wollstest dir einen schönen Abend machen?“

Ihre Kleidung, und der Fakt das sie hier war sprachen eine Sprache die ihm grundsätzlich nicht gefiel. Es war sehr spät, und sie trug nicht nur Verantwortung für sich selbst.

„Ich mach mir noch einen schönen Abend. Ich jogge rüber zu deiner Schwester, und wir machen einen Mädchenabend. Ich schlafe auch bei ihr. Zuhause ist es mir allein zu langweilig.“

"Das verstehe ich, und wünsche dir eine schöne Zeit, aber.."

Sie tippte auf den Schulterriemen ihres Rucksacks, und zog die Schultern hoch. Aldridge erstarrte. Miranda, seine Familie..ihre Ehe war so jung, und hatte doch schon ein großes Streit Thema. Aldridges Hände legten sich über ihre. Seine Finger glitten an den Meisterschaftsring, den er ihr in der Nacht ihrer Hochzeit an den Daumen gesteckt hatte. Das er seine Schwester nicht sah, tat ihm nach wie vor weh. Er wollte sie sofort sehen, aber Miranda verlangte von ihm, das er sich wieder mit seinem Vater vertrug. Das würde nicht passieren, nicht nach dem was er getan hatte. Seine Mutter hätte niemals gehandelt, wie er es in seiner Situation getan hätte. Niemals, niemals, sie hätte gekämpft..sie hatte gekämpft. Sein Vater...

„Hör mal, warum nimmst du dir kein Taxi? Es ist spät und..“

„Und was?“

Diona schmunzelte, und drückte seine Hände, fest und bestimmend.

„Aldridge, ich bin doch nur ins Zentrum abgebogen, um dich zu sehen. Ich jogge nachher am Präsidium vorbei, und dann bin ich doch schon fast da. Ich nehme eine ganz sichere Strecke.“

Von ihrer Wohnung, zum Haus ihrer Eltern war es eine Strecke von 10 Kilometern. Für seine Frau, unter normalen Umständen gar kein Problem. In seinem Bekanntenkreis wurde Aldridge seit jeher als sehr sportlich gefeiert, was die meisten nicht wussten war, das Diona nicht minder sportlich war als er, im Gegenteil, hier und heute konnte er sagen, das sie sehr viel disziplinierter war als sie. Und die Strecke die sie gerade mit dieser Unterbechung nahm, konnte sie schneller bewältigen als er. Beim Joggen lief sie ihm nicht erst seit gestern davon, wenn sie es wollte. Aber die Umstände waren eben nicht normal.

„Diona, bitte, ich weis es aus erster Hand. Heute Abend sind viele betrunkene dumme Menschen unterwegs, ich will nicht das dir etwas zustößt“.

Und er sah Donnie, der ihn im Ferienhaus überraschte. Einfach so, mitten im vermeindlich sicheren Niemandsland. Bevor ihn weitere Erinnerungen quälen konnten, konzentrierte Al sich auf Dionas Gesicht. Sie sah ihn forschend an, und diese Milde in ihren Augen, die sie früher nicht gezeigt hatte, kam wieder zum Vorschein.

„Kannst du besser schlafen, wenn ich mir ein Taxi nehme?“

Nein.

Ja.“

„Okay.“

„Okay, danke.“

Er nahm ihr Gesicht in die Hände und küsste sie. Als sie sich wieder voneinander lösten, grinste sie ihn an.

„Du nimmst dir aber auch ein Taxi.“

Aldridge schüttelte den Kopf, und spannte die Muskeln an.

„Hey ich bin unterstörbar!“.

Etwas in ihm hoffte nach wie vor, wenn auch ganz leise, das alles aufhörte. Doch die Liebe zu ihr, und dem Kind, das sie in sich trug, hielt ihm am Leben. Er liebte sie so sehr, das es ihn fast vor Glückseeligkeit fast umbrachte.

„Mach was du willst, ich machs mir jetzt mit Miranda gemütlich.“

Aldridge musste schlucken, als er wieder an seine Schwester dachte. Er hatte sie ganz allein gelassen.

„Bestellst du ihr..“

„Nein. Das tust du selbst.“

Er bekam die bärtige Wange geküsst, bevor sie sich daran machte, weiter zu ziehen.

„Pass auf dich auf ja?“

„Ja!“

„Und nimm dir wirklich ein Taxi!“

Jaahaa!“

Es war weit nach Mitternacht, als als Aldridge genau wie sein Kollege Traynor endlich von der nächsten Schicht abgelöst wurden. Und als er seinen Rucksack nahm, bei Beginn der Schicht noch vollgestopft mit Getränken und Obst, kamen Aldridge Zweifel an allem. Die Arbeit war hart, nicht ungefährlich, und wurde mies bezahlt. Wenn das Erbe seiner Mutter aufgebraucht war, war Diona faktisch die Hauptverdienerin in ihrem Haushalt. Ein Fakt der ihn beschämte. Vielleicht... der Naboo zog sich die Basecap, die das Logo seines Sicherheitsdienstes zeigte, auf den Kopf, als es zu regnen begann...vielleicht konnte er auf der Lannister Gala Kontakte knüpfen, und... Als er über die Straße ging, und in einer der kleinen Nebengassen abbog, zerstoben seine Gedanken, als Gelächter an sein Ohr drang. Eine Gruppe ziemlich betrunken wirkender halbstarker Bengel klopften sich auf die Schulter, und wirkten als würden sie sich gleich vor Spaß bepinklen. Aldridge folgte ihrem Blick auf die andere Straßenseite, und sah was sie so amüsierte. Ein viel zu groß geratener Hosenscheisser, die roten, fast noch bartlosen Wangen glühend vom Alkohol, bedrängte eine blonde Frau. Und Aldridge sah Noa, die halb erfroren in Jules Schoß sitzen musste, und er sah Noa, die nakt, hilflos und bewusstlos von Donnie angefasst wurde. Und dann sah ihn seine Mutter an, die gerade von Jules in den Keller geführt wurde, in völlig neuer Kleidung, das Auge fast zugeschwollen, von dem Faustschlag den er ihr aus purem Spaß verpasst hatte...

„HEY!“

Er nahm die Distanz, quer über die Straße, im Sprint, und bremmste sich kein bisschen ab, als er den Widerling buchstäblich beim Kragen packte, und ihn von der bibbernden Frau wegriss. Aldridge landete mit dem Angreiffer auf dem Boden, kam aber schneller als er auf die Beine, und entging so dem kindischen Tritt, der auf sein Knie abgezielt gewesen war. Der Junge wollte sich aufraffen, und Aldridge lies ihn. Er war rasend vor Ärger, dieses verabscheungswürdige Etwas hatte Strafe verdient. Frauen zu verletzen, Frauen zu bedrohen, Frauen zu entwürdigen, so lange er lebte, würde er jeden, den er bei solchen Ungeheulichkeiten erwischte, bestrafen.

„Verp*** dich du Ar***!“

Wurde ihm entgegen gebrüllt, und hinter ihm, war das Gelächter seit eben verstummt. Aldridge wäre es recht gewesen, wenn sie alle kommen, und es mit ihm aufnehmen wollten. Er hatte genug Kraft und Zorn für die ganze Bande übrig.

„Ich geh nirgendwo hin.“

Entgegnete er ruhig, und wich einem versuchten Faustschlag aus. Der Junge war überraschend schnell, doch Aldridge war schneller, und wich auch den nächsten Fausthieben aus. Ironischerweise verlieh ihm hier nicht Wut und Ärger Schutz und Antrieb, es war das simple Boxtraining. Und das simple Boxtraining, lies seine Fäuste in zwei schnellen Punches direkt ins Gesicht des Jungen krachen. Unter seinem linken Auge, öffnete sich sofort ein Cut auf seinem Jochbein, mit der rechten hatte Aldridge nur sein Kinn erwischt. Das Bein des Naboo schoss hervor, und sein bestiefelter Fuß traf, ganz genau....

„Heut ist dein Glückstag Kumpel, es hat dich endlich mal jemand an deiner besonderen Stelle berührt.“

Eine Antwort bekam er nur in einem ganz jämmerlichen Wimmern, und Aldridge schnellte hervor, um den Kontrahenten mit beiden Händen am Hinfallen zu hindern. Seine Hände vergruben sich in der Jacke des Burschen, als er ihm viel zu nahe kam, und ihm mit festen Blick in die Augen sah.

„DU wirst so etwas nicht mehr tun! NIE wieder! Und Morgen früh, da wirst du das NICHT auf den Alkohol schieben. WILLST DU, das irgendwer sowas mit deiner Schwester macht? Oder mit deiner MUTTER? Willst du das?“

„Nein.“

„WAS?“

„Nein man!“

Er lies ihn los, um mit Zufriedenheit zu sehen, das der andere sich an den Rückzug machte, humpelnd und vor Schmerz stöhnend. Ein Blick über seine Schulter später, wusste Aldridge das sich die Freunde des Jungens als nicht wirklich gute Gefährten erwiesen hatten. Einen Herzschlag später war er allein mit der Frau.

„Hey, hatt er dich verletzt?“

Er sparte sich die Formalitäten, und ging zu der blonden Frau herüber. Sie sah merkwürdig deplaziert aus mit ihrem schönen Kleid, wie eine Elfe aus den alten Sagen, die man grob aus ihrer Welt in die dreckige Realität gestoßen hatte.

„Ich bin Aldridge.“

Legte er nach, nachdem sie ihm nicht antwortete. Offensichtliche Verletzungen sah er nicht, aber als er ihren Blick suchte, sah er nichts als Schrecken in ihren großen blauen, irgendwie unschuldig wirkenden Augen. Ihre nackten Schultern waren von Gänsehaut überzogen, sie war völlig vom Regen durchnässt, und fror.

„Darf ich? Keine Sorge, ich will dir nichts tun.“

Fragte er vorsorglich, bevor er sich seine dicke Jacke auszog, und sie ihr, auf respektvollen Abstand zu ihr achtend, über die Schultern legte. Sie war eben von einem Mann gegen ihren Willen angefasst worden, er würde nicht der Nächste sein.

„Hey, du musst nicht mit mir reden, aber ich denke ich sollte die Polizei rufen.“

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Sie fror. Sie war inzwischen bis auf die Haut durchnässt und jeder noch so vorsichtige Windstoß schnitt sie wie ein scharfes Messer, doch es machte Riley nichts aus. Es war einfacher, sich auf die offensichtlichen körperlichen Bedürfnisse zu konzentrieren, anstatt sich mit ihren viel komplizierteren Emotionen auseinander zu setzen. So lange sie zitterte fiel ihr das Nachdenken schwer und das war in diesem Moment nichts schlechtes. Der fremde Mann, der den anderen vertrieben hatte, legte ihr seine Jacke um die Schultern. Sie konnte ihn nur anstarren. Nicht zusammen zu brechen kostete sie alle Kraft, die sie hatte. Hätte sie die Augen geschlossen, Riley war sich sicher, dass sie alles noch einmal durchlebt hätte, die Hände, die nach ihr gegriffen hatten, sein alkoholisierter Atem, feuchte, unbeholfene Küsse in ihrem Gesicht und das Knie, das ihre Beine auseinander gezwungen hatte. Es stimmte, die Galaxis war kein sicherer Ort für sie. Selbst auf Naboo, ein Planet der als überdurchschnittlich sicher galt, lauerte Gefahr. Sie konnte alleine nicht überleben. Sie schaute den Fremden noch immer an, den Mann der ihr geholfen hatte. Er besaß Ehre. Wäre er nicht gekommen... "Nein, keine Polizei!" Riley erwachte aus ihrem Schweigen, als er ankündigte, die Behörden rufen zu müssen, und es war das erste, das sie zu ihm sagte. "Keine Polizei." Mit einer entschiedenen Geste, als müsse sie beweisen, dass es ihr gut ging, fuhr sie sich mit einer Hand durch das feuchte Gesicht, wischte nicht nur Regen, sondern auch Tränen fort. Ihre geröteten Augen verrieten sie dennoch. "Ich habe es selbst provoziert." Beeilte sie sich zu sagen. "Es war meine Schuld. Ich hätte ein Taxi nehmen sollen. Ich hätte etwas anderes anziehen sollen. Ich hätte..." Mit beiden Händen zog Riley die geliehene Jacke enger um sich, verbarg jeden Flecken Haut, der zuvor frei gelegen hatte. Sie hätte die Aufmerksamkeit nicht auf sich ziehen dürfen. Sie wusste, dass sie das manchmal tat. Männer mochten Frauen wie sie, genau darum musste sie vorsichtiger sein. "Ich werde das ändern, versprochen. Es passiert nicht noch mal." Wie ein Mantra wiederholte sie diese Worte, während sie sich, noch immer zitternd, selbst umschlang um sich irgendwie Halt zu verschaffen. Sie hatte das Gefühl, dass sie fiel, tiefer und tiefer, und dass niemand da war, der sie auffing. Da war nur dieser Fremde... Aldridge. Sein Name war Aldridge und er hatte sie gerettet. Riley hob den Blick und sah ihn zum ersten Mal so richtig an. Groß war er und kräftig, ein Mann an dem niemand so leicht vorbei kam. Er hatte den anderen von ihr fort gerissen, ihn geschlagen und mit scheinbarer Leichtigkeit vertrieben. Ein bisschen furchteinflößend sah er aus mit diesem harten, ernsten Gesicht, doch er hatte ihr geholfen. Jemanden wie ihn brauchte sie. "Ich kann nicht zur Polizei." Sie sagte es noch einmal, nicht nur damit er sie verstand, sondern auch damit er sie ernst nahm. Im schlimmsten Fall würde sie weg rennen. "Die würden mich ausfragen, nach Details..." Sie schüttelte den Kopf. "Ich will nicht darüber reden." Es war nur ein Teil der Wahrheit. Die Polizei würde ihre ID sehen wollen und ihr unangenehme Fragen stellen wenn sie feststellten, dass sie keine besaß. Das konnte Riley nicht riskieren. Jeder Polizeibeamte war ein potentieller Verräter. Neue Tränen liefen ihre Wangen hinab. Der Regen war schwächer geworden, doch noch tropfte es unaufhörlich auf ihren Kopf. Sie hatte Angst: Angst, den restlichen Weg alleine zu gehen, Angst dass ihr morgen wieder so etwas passieren würde und Angst davor, dass ihr das Geld zu früh ausging. War es doch besser, aufzugeben? Sie wollte es. Sie wollte nach Hause und sich in ihr Bett verkriechen, unter ihre dicke, frisch aufgeschüttelte Decke die nach Sommerblüten duftete, wollte morgens aufwachen und ein warmes Frühstück serviert bekommen, frisch aus dem Ofen. Was hatte sie überhaupt geritten, dass sie alles das aufgegeben hatte?
Sie hatte es nur getan weil sie sich gestritten hatten, doch inzwischen bereute sie alles.


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„Schon gut!“

Sie stand unter Schock. Wieso sonst hätte sie ihn wohl fast schon panisch darum gebeten, nicht die Polizei zu rufen. Aldridge war einen Milimeter davor sein Comlink zu nehmen, um die Polizei trotzdem zu alamieren. Er wollte ja selbst im Grunde nie wieder einen Mitarbeiter des TPDs sehen, nicht diese Uniform sehen, nicht nach allem was passiert war. Doch dieser armen Frau, diesem zitternden Elend das sich schluchzend an seine Brust presste, war schlimmes passiert. Bei den Schöpfern, dieser Bastard hatte so viel mehr verdient, als den zünftigen Tritt in die Weichteile. Aldridge war am Ende aber nicht der, der das zu entscheiden hatte. Und ausserdem wollte er nicht, das sie vor Aufregung noch hyperventilierte.

„Okay, okay keine Polizei.“

Der Regen prasselte auf sie beide ein, und Aldridge spürte, wie sein erhitzer Körper sich an ihr abkühlte. Er handelte gegen jede Logik, gegen jeden Grundsatz seiner Erziehung und Einstellung, und legte die Arme um die fremde Frau. Sie weinte weiterhin bitterlich, und ihm verkrampfte sich das Herz. Hatte sie eben gesagt, das sie es provoziert hatte?. Das alles war ihrer Meinung nach IHRE Schuld? Und dann hatte sie ihm versprochen das „es“ nicht mehr vorkommen würde. Energisch hatte sie geklunken, energisch und völlig verzweifelt als müsse sie sich vor ihm, wie vor einem strengen Vater rechtfertigen. Ihre Schuld, so ein Blödsinn.

„Das war NICHT deine Schuld. Und wenn du nackt daher gelaufen wärest, dieser Abschaum hatte kein Recht dich anzufassen. Jede Frau ist eine Prinzessin, und darf nicht geringer behandelt werden.“

Sprach er, und meinte es mit jeder Phaser seiner Existenz so. Er selbst war diesem Vorsatz natürlich nicht immer treu geblieben, hatte sich gerade gegenüber Diona nicht selten ganz und gar nicht rühmlich verhalten. Eines war aber ganz sicher, an dem Tag, an dem er gegenüber einer Frau gewaltätig werden würde, würde er sich direkt danach aus dem nächsten Fenster stürzen.

„Bitte beruhige dich doch. Du musst keine Angst mehr haben, ich pass jetzt auf dich auf ja?“

Er kannte sie nicht, er schuldete ihr nichts, aber er würde sie trotzdem begleiten, wohin sie wollte, bis sie sich wieder sicher fühlte. Jetzt gerade, da schlug ihm so viel Angst entgegen...

„Wir rufen nicht die Polizei, okay, gekauft. Soll ich dich nach Hause begleiten? Ich ruf ein Taxi.“

Wobei ihr Akzent eher vermuten lies, das sie eine Touristin war. Zu Hause, Hotel, es kam aufs gleiche heraus. Aldridge langte nach seinem Comlink, und aktivierte es. Egal wo sie hin wollte, keinen Zentimeter mehr würde er sie laufen lassen. Er wählte, während er sie mit einem Arm fest hielt, weil ihn die irrationale Sorge beschlich, das sie ohne ihn gleich zusammenklappen würde. Wo kam die Fremde blos her? Dieses Kleid hatte sie ganz sicher nicht ausgewählt, um die Saison Eröffnung zu feiern, viel zu extravagant, viel zu erwachsen für so ein Teenie Besäufnis.

„Willst du mir vielleicht doch deinen Namen verraten?“

Nicht das es eine Rolle spielte, Morgen früh, würde sie eine Erinnerung sein. Aldridge interessierte es trotzdem. Ganz heimlich wünschte er ihr, das nachher trotz allem gut schlafen konnte, und das sie vielleicht am Morgen die Kraft fand, doch noch die Cops zu rufen. Aldridge zwang sich ein Lächeln auf die Lippen.

"Ich wüsste gern, mit wem ich es zu tun hätte."

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- Naboo - Theed - Norden - Haus der Trineers - Schlafzimmer - mit Jibrielle -

Mirandas Zunge glitt wieder zurück hinter ihre Zähne als sie bemerkte, dass dieses ihr wohl bekannte, ganz eigentümliche Beben über Jibrielle hereinbrach. Die Naboo beobachtete ihre Freundin genau, nahm jede Nuance ihres Körpers wahr, um den Moment nicht zu verpassen. Und dann, kurz bevor das Beben endete, schnellte ihre Hand hervor. Geschick, erworben in unzähligen Nächten ohne Seele, sorgte dafür, dass eine weitere Eruption entstand. Diese Nacht hatte Seele. Die Naboo wartete noch einen Moment, gönnte der Jedi noch ein paar Atemzüge, und sich ihren Anblick, bevor sie sich an ihrem Körper entlang, direkt in Jibrielles Arme schmiegte.


„Dir ist aber schon klar..“

Ihr Arm legte sich sachte über die vor Schweiß glänzenden Brüste ihrer Freundin, ihre Finger strichen über die seidige Haut. In ihrer flüsternden Stimme klang Hingabe mit.

„..das du einen perfekten Körper hast?“

Miranda meinte es, wie sie es sagte. Jibrielle war einfach nur schön, und berauschend und großartig. Die Djane schob ihren freien Arm unter Mirandas Nacken, zog sie zu sich und küsste sie, lange, ausgiebig. Nein, diese Nacht war ganz und gar nicht seelenlos. Miranda wollte..

„Ich glaube, ich behalte dich einfach für immer.“

Sie liebte sie, ja sie liebte sie. Mit nur einer Person zusammen sein wollen, eine Beziehung haben wollen, das war ganz neu für sie. Miranda liebte es, und sie wollte es, mit allen Konsequenzen und Folgen und Geschenken und... Allein der Gedanke daran, mit einer Person dauerhaft verbunden zu sein, hatte ihr früher fast panische Angst gemacht. Nicky hatte diese Angst zu spüren bekommen, und Miranda zeriss es das Herz, als ihr imaginärer Plätzchenduft in die Nase stieg, und sie ihr wieder in die traurigen Augen blickte. Ja, die Warheit war, etwas in ihr liebte Nicky, aber sie liebte Jibrielle so unendlich viel mehr. Es spielte auch keine Rolle mehr, denn alles zwischen Nicky und ihr war zerbrochen. Miranda sorgte sich trotzdem um sie, Nicky war ganz allein in Lola Curich, allein mit potentiell zerstörerischen Gedanken. Bei den Schöpfern, hatte ihr überhaupt jemand bescheid gesagt? Ihre Eltern und Nicole, das war eine ganz eigene Liebesgeschichte, ganz ohne Skandale. Gerade zu ihrer Mom hatte sie stets.. Und als wäre der Sex mit Jibrielle ein wunderschöner Traum gewesen, war das Nachspiel wie diese paar Sekunden nach dem Aufwachen gewesen, in den einem die Sorgen die einen normalerweise nicht belasteten. Sie holten Miranda mit einem Schlag wieder ein. Ihre Mutter war tot, und es war ein solch harter Schlag, das die Djane sich nicht vorstellen konnte, wie das Leben je wieder Farbe bekommen sollte. Der einzige Farbklecks, der lag neben ihr, und sie umarmte ihn noch fester.

„Weist du, auf der Beerdigung hast du bestimmt viel über meine Mom gehört. Wenn jemand tot ist, neigen die Hinterbliebenen immer dazu, den Verstorbenen über den Klee zu loben und zu überhöhen.“

Das ihr die Augen feucht wurden, konnte Miranda nicht verhindern, und wollte das auch nicht. Deanna Trineer, diese Löwin, hatte jede Träne verdient die sie über sie weinte.

„Weist du meine Mom war so, sie war der gute Mensch, als der sie beschrieben wurde. Und ich hab ihr so viel Sorgen und Ärger gemacht..“

Es gab noch vieles, was Jibrielle nicht über sie wusste, aber Miranda wusste, das ihre Jedi sich vieles denken konnte. Und sie wusste, das der Gedanke daran nicht zu abwegig war, das Jib versuchen würde sie trotzdem weiter zu lieben.

„Ich weis genau, was sie von dir gehalten hätte. Sie hätte dich hinreissend gefunden, und sofort zu ihrer Tochter erklärt.“

Sie erinnerte sich an Jibrielles Gesichte, und an den Moment, als dieser dumme und verletzende Spruch ihre Lippen verlassen hatte, da beim Kartenspielen in ihrem Wohnzimmer. Jibrielle hatte keine Eltern..

„Hast du das als Kind je vermisst? Also ein klassisches Zuhause mit einer Mom und einem Dad?“

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- Naboo - ? -

Graham rannte die Treppen hoch, und den Flur der Intensivstation entlang. Ein Mousedroid wich ihm, im Protest laut piepsend, aus, als er die wenigen Schritte zu ihrem Zimmer nahm. Graham hämmerte auf den Türöffner, und als sich die Tür mit einem Zischen öffnete, blieb ihm das Herz stehen.

Hey!“

Deanna saß in ihrem Krankenhaus Hemdchen auf der Bettkannte und strahlte ihn an. Und Graham stürze ihr nur noch entgegen, viel ihr in die Arme, und hielt sie fest. Den Versuch seine Tränen zurück zu halten, machte er erst gar nicht. Wieso auch? Wer wollte schon Freudentränen verhindern.

„Sie hatten mir gesagt, das du dich nie wieder erholen wirst. Sie haben mir gesagt, das es keine Hoffnung gibt.“

Deannas Arme schlangen sich nur fester um ihn, er musste sich Gegenzug dazu zwingen, sie nicht vor Freude zu erdrücken.

„Mir geht es wieder gut, mir geht es gut Liebling. Es ist vorbei.“

Er spürte ihren Herzschlag, kräftig, und gleichmäßig. Seines musste gerade stottern, vor lauter Aussetzern.

„Schatz wo ist Aldridge? Mir hat niemand etwas sagen können.“

Die leichte Müdigkeit in ihrer Stimme, wich Sorge. Graham konnte sie beruhigen, sein Sohn war wohlauf, und als er ihn direkt nach seiner Befreiung in die Arme geschlossen hatte, war ihm ein erster gewaltiger Stein vom Herzen gefallen.

„Es geht ihm gut! Er konnte sich zusammen mit Miss Cortina befreien, es geht ihnen gut.“

Es gab keine Steine mehr, die auf seinem Herzen lagen, er hatte sie wieder. Deanna vergrub seinen Kopf an seiner Schulter und weinte vor Erleichterung. Graham hielt sie nur noch fest, und beschloss nicht mehr zu denken. Er hatte sie wieder, und er würde sie für den Rest seines Lebens beschützen, mit allem was er aufbringen konnte.


Als sich seine Augen öffneten, war ihm augenblicklich klar, das er geträumt hatte. Graham lag auf dem Bauch, noch in seinem schwarzen Anzug vom letzten Tag. Er hatte keine Kraft gefunden ihn auszuziehen, seine polierten schwarzen Schuhe hatte er auch noch an, war aber immerhin so weise gewesen, und hatte seine Füße über die Bettkannte hängen lassen. In den letzten Nächten, da hatte er nichts geträumt, und nach dem Aufwachen direkt auf ihre Seite des Bettes gesehen, in der irrationalen Hoffnung, das sie neben ihm liegen könnte. Deanna war tot, und er hatte es verstanden, es war bei ihm angekommen. Graham war leer. Der lapidare Fakt pinkeln zu müssen, lies ihn den Antrieb finden, das Bett zu verlassen. So war das alles nicht geplant gewesen, niemals. Wärend er seinem Drang nachgab dachte Graham an die vielen Male an denen Deanna, die ganze drei Tage jünger war als er, und er aus Spaß darüber philosophiert hatten wie sie mal sterben würden. Sie hatten sich darauf geeinigt, das er mit 102 Jahren zuerst starb, und sie ihm aus Solidarität dann fünf Minuten später folgen würde. Das das so niemals passieren würde, war beiden natürlich klar gewesen, wer hatte schon so ein Glück ? Aber das Jules Agathon, Deannas engster Vertrauter, neben ihm, irgendwann den Verstand verlieren würde, und sie durch seine Hand ums Leben kommen würde, wer hätte daran denken können? Schrecklich war ihr Tod gewesen, schrecklich und schmerzlich. Das sie so fürchterlich gelitten hatte, brachte den Schmerz ihres Verlustes auf eine Ebene die so weh tat, das sein Verstand sich weigerte, irgendwelche Gefühle ausser Taubheit zuzulassen. Graham zog den Reißverschluss seiner zerknitterten Anzugshose zu, wunsch sich die Hände, und vermied es in den Spiegel zu sehen. Er wollte sich nicht sehen. Was war in ihren letzten Stunden passiert, direkt bevor sie gestürzt, und seltsamerweise nicht direkt auf dem Grund des Kreidefelsens gestorben war? Hatte sie geweint, hatte sie Angst gehabt? Hatte sie in ihren letzten Momenten an die Kinder und an ihn gedacht? Ein Schluchzen verließ seine Kehle, und lies ihn fast, nur fast vor dem Spiegel zusammenbrechen. Er war nicht da gewesen, er hatte dumm herum gesessen, während seine Familie gelitten hatte. Graham verspürte Hunger, großen Hunger, der der so stark war, das er sich nicht mehr ignorieren lies, wie seit Tagen. Der Architekt verließ das Badezimmer endlich, und besah sich kurz das Ehebett, das nie wieder warm sein würde. Keine Deanna, keine langen bereichernden Gespräche mehr mit ihr, keine Wärme mehr, keine Küsse mehr, sie würden sich nie wieder lieben. Da war nur noch er, und dieses Bett hatte seinen Sinn verloren.

Als der Architekt in den Flur trat, lachte ihn Deanna auf gefühlt tausend Bildern an, und Graham wollte in jedes einzelne Bild kriechen. Am liebsten in das Bild, auf dem sie verbotenerweise mit dem Meisterschaftspokal der Theed Lannisters, in der Umkleidekabine der Manschaft posierte. Sie lachte amüsiert, und ein paar Spieler, nur mit Handtüchern um die Hüften geschlungen, posierten feixend mit ihr....so viele schöne Erinnerungen, die durch ihren Tod erdrückt wurden. Graham ging weiter, und kam an ihrem Büro vorbei..

Seine Hand legte sich an die Türklinke, seine Finger umschlossen das polierte Metallstück, und Graham fand keine Kraft, die Tür zu öffnen. Diese Tür war nicht mehr geöffnet worden, nachdem Deanna ihr Haus das allerletzte mal in ihrem Leben verlassen hatte. Es war jetzt schon einige Zeit her, und Graham hatte Sorge, das ihr Geist und ihr Einfluss irgendwie verschwinden konnte, aus diesem Haus, aus diesem Leben. Wobei das eigentlich paranoider Unsinn war. Dieses Haus, atmete ihre Seele, ihre Persönlichkeit, so viele wunderbare Details, er hatte es für sie gebaut, und sie hatte es geliebt. Außerdem, selbst wenn diese Wände einstürzen würden, Deanna war lebendig, in seinem Herzen, und würde es so lange sein, bis er sie endlich wieder sah. In diesem Leben würde sie nicht wieder kommen, Graham hatte sie gehalten, als sie gestorben war, und er hatte gesehen, wie sie verbrannt worden war. Sie kam hier und jetzt nicht wieder. Aber im Jenseits, da bei den ewigen Flüssen, von denen der Priester gesprochen hatte, da würde er sie wieder sehen, und niemand würde mehr weg gehen. Graham musste nur noch ein paar Jahre ohne sie leben, und er würde leben, für Miranda, für Aldridge, selbst wenn sein Sohn nie wieder zu ihm kommen wollte. Der Rest seines Lebens, das war zu überstehende Wartezeit, er würde das schaffen, und danach endlich wieder Glück spüren können. Der Architekt tauchte aus seinen Gedanken auf, und registrierte das er noch immer vor der Tür stand.


„Miranda?“

Fragte er aus einem Impuls heraus in den leeren Flur. Er bekam keine Antwort, und schüttelte über die eigene Dummheit den Kopf. Sie lag in ihrem Bett und schlief, er konnte das nicht mehr richtig.

Mirandas Haut bildete einen deutlichen Kontrast zu der weissen Tunika, genau wie die der alten Frau, die direkt neben ihr stand. Graham stand im Türrahmen, und gerade viel ihm auf wie ähnlich sich seine Tochter und seine Schwiegermutter sahen. Allerdings verband diese Frauen nichts, ausser ihre Gene, und die Frau, die vor ihnen in dem Seitenraum des Tempels aufgebahrt war. Das war das erste mal, seitdem seine Tochter ein Teenager gewesen war, das die beiden wieder in einem Raum waren. Etwas das Deanna sich so lange sie gelebt hatte, herbei gewünscht hatte...

Graham löste sich von der Tür, und schlurfte so leise wie möglich durch den Flur. Er wollte die Mädchen nicht wecken, die ihm nach dem Trubel als einzige Menschen geblieben waren. Graham verdrang die panische Angst davor, seinen geliebten Sohn für immer verloren zu haben. Er musste in die Küche, in der Kühleinheit, da gab es noch Eis. Deanna hatte es für ihren süßes Zahn gekauft....

- Naboo - Theed - Norden - Haus der Trineers - Hausflur - auf dem Weg in die Küche - allein -
 
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Sie schluchzte offen und es tat gut, alles raus zu lassen. Riley hatte über die letzten Tage hinweg viel zurück gehalten, doch ihr innerer Damm hinter dem sich alle ihre Sorgen und Ängste angestaut hatte, war plötzlich gebrochen. Der Strom der Tränen ließ sich nicht kontrollieren, er überflutete sie, schwemmte Verstand und Schamgefühl aus ihrer Reichweite hinaus und ließ sie nach Luft schnappen, immer wieder, wie eine Ertrinkende. So anstrengend jede neue Welle, die sie überrollte, aber auch war, so gut tat es gleichzeitig, sie zu überwinden. Es schaffte Raum und leerte Rileys Herz. Schließlich wurde ihr Atem wieder ruhiger und ihre Sinne schienen zurück zu kehren. Sie hörte den Regen. Tropf, tropf, tropf. "Jede Frau ist eine Prinzessin.", hatte dieser Aldridge gesagt. Und: "Das war nicht deine Schuld." Er hatte sie vor einer sicheren Vergewaltigung gerettet, vielleicht sogar davor, als namenlose Leiche in einem Müllschacht zu enden. Unidentifiziert, vergessen, zu den Akten gelegt. Sie trug keine ID bei sich und befand sich weit weg von Zuhause. Niemand hätte jemals erfahren, was aus ihr geworden war. Vermisst, aber nie gefunden. Ein ungelöster Fall. Der Fremde hatte jedoch Unrecht. Riley wusste sehr gut, dass es ihre Schuld war, was passiert war. Es war genau so wie damals. Niemals hätte sie alleine durch die Straßen laufen sollen, schon gar nicht so spät am Abend. Sie hatte nicht gründlich nachgedacht, hatte ihre Sicherheit aufs Spiel gesetzt, die Männer durch ihre bloße Gegenwart provoziert. Dabei wusste sie doch, dass manche Männer einen schwachen Willen besaßen, wenn sie eine schöne Frau sahen. Doch, sie hätte es wissen müssen! Sie hätte ihren alten Fehler nicht wiederholen dürfen! Einmal etwas falsch zu machen war eine Schwäche, die korrigiert werden konnte. Nicht daraus zu lernen war unentschuldbar. Doch von alledem wusste Aldridge nichts. Sie hatte Glück im Unglück. Hätte er gewusst, dass es nicht das erste Mal gewesen war, er hätte sicherlich anders reagiert. "Hotel Calfica." Antwortete Riley, als er schon dabei war, ein Taxi zu rufen. Das hätte sie von Anfang an tun sollen. Trotzdem war sie noch misstrauisch, ob er nicht doch die Polizei benachrichtigen würde, bis er in sein Komlink sprach und klar wurde, dass am anderen Ende der Leitung wirklich nur ein Taxiunternehmen war. "Ich habe ein Zimmer dort." Wenn sie erst einmal dort war, würde sie sofort ihre Sachen packen und zum Raumhafen fahren. Sie musste einen Flug buchen, noch in dieser Nacht oder spätestens am nächsten Morgen, doch sie hatte ja keine ID. Sie musste jemanden finden, wie auf Taris, der sie als ungemeldeten Passagier mitnahm... illegal. Es hatte einmal funktioniert, dann musste es auch ein zweites Mal klappen. Dass sie keine ID besaß, hatte zumindest einen Vorteil: sie konnte sein wer sie wollte, ohne fürchten zu müssen, dass sie auffliegen könnte. "Ich heisse Alana." Es war eine dumme Lüge. Riley wusste, die meisten Leute die einen falschen Namen erfanden, nannten einen der mit A begann, weil es der erste Buchstabe war an den man in der Regel dachte. Dieses Wissen hatte sie jedoch nicht davor bewahrt, den gleichen Fehler zu begehen. Sie hatte im Hotel unter diesem Namen eingecheckt und es war zu spät um das noch zu ändern. Natürlich hätte sie sich Aldridge wieder anders vorstellen können, doch eine gute Lüge lebte von Kontinuität und auch das wusste Riley. Damit kannte sie sich aus. Sie trocknete ihre Tränen. Eine Stimme in ihrem Kopf sagte ihr, dass sie genug geweint hatte. "Tut mir Leid." Entschuldigte sie sich schüchtern. "Normalerweise mache ich das nicht... fremden Männern ungefragt die Ohren voll zu heulen." Das lag daran, dass sie normalerweise auch keine Gelegenheit hatte, Männer wie ihn überhaupt kennen zu lernen, nicht einmal Frauen. Sie ging davon aus, dass er ein ganz normales Leben führte, einem normalen Beruf nachging. Vielleicht war er verheiratet, hatte Kinder. Riley schaffte es, zu lächeln und den Übergriff, der sie ihr Leben hätte kosten können, für einen kurzen Moment zu vergessen. Er führte ein gutes Leben, wenn er eine Familie hatte und diese so beschützte wie er sie - eine Fremde - heute beschützt hatte. Es war vielleicht naiv, da sie nichts über ihn wusste und ihre Erfahrung sie hätte lehren müssen, misstrauischer zu sein, doch Riley wollte glauben, dass er ein guter Mensch war. Sie brauchte das. Es war selten genug, in einer Galaxie voller Krimineller jemandem wie ihm zu begegnen.

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Er war müde, und wollte ins Bett, irgendetwas sagte ihm, das die Kleine (Riley), die sich als Alana vorgestellt hatte jetzt sicher war. Der Gedanke sie jetzt freundlich zu verabschieden, und sie ins Taxi zu stecken, war sehr verlockend. Doch Aldridge verweigerte sich dem Gedanken, Alana wirkte so verloren und hilflos. Nein, er korrigierte sich innerlich, sie war verloren und hilflos. Es tat ihm in der Seele weh, weil diese Frau von diesem Schwein so fertig gemacht worden war. Aldridge musste an Diona denken, seine Frau hatte eben ganz sicher genau diese Gasse genommen, denn ein paar hundert Meter weiter war eine Taxi Station. Allein der Gedanke lies seinen Puls in die Höhe rasen.


„Alana, du hast heute viel mitgemacht.“

Der Naboo schenkte ihr ein ehrliches Lächeln, und nahm seine Hände von ihrem Rücken, um sie an ihre schmalen Schultern zu legen.

„Du must dich nicht entschuldigen.“

Aldridge besah sie sich genau, und kam zu dem Schluss, das er erst wieder gehen würde, wenn sie ihre Hotelzimmertür hinter sich schließen würde. Sein Bett konnte warten, für heute Abend war er ihr Beschützer.

„Außerdem hat es dem fremden Mann gar nicht weh getan.“

Er dachte an seine Jugend zurück, und kam zum Entschluss, dass er damals vielleicht den ursprünglich geplanten Weg hätte einschlagen sollen. Bis zu dem Tag, an dem er von einem Talentscout beim Training endeckt worden war, war für ihn klar gewesen, das er Polizist werden würde. Aldridge hasste Ungerechtigkeit, nicht erst seit dem Ferienhaus, und vielleicht wäre alles in seinem Leben besser geworden, hätte er das Angebot der Lannisters ausgeschlagen. Seine Mutter wäre vielleicht noch am Leben, weil er nie nach Lianna gegangen wäre, dann wäre er nie mit Nicky ins Bett gestiegen, und aus Frust nach Naboo. Vielleicht wäre er heute Abend auf Streife gewesen, vielleicht sogar mit Tionne Sanders, die in seinem Alter war, und dann hätte er den Mistkerl nicht verprügelt, wie ein Straßenkämpfer.. Er hätte ihn verhaftet, und er hätte eine gerechte Strafe bekommen. Hätte, hätte, hätte... nichts war so gekommen, und er konnte nichts anderes tun als Alana zu trösten, während sie beide klatschnass wurden. Gerechtigkeit würde heute nicht mehr passieren.

„Weist du, Theed ist normalerweise kein schlechter Ort, heute hast du aber den schlechtesten Tag aller Zeiten gewählt. Ein paar Straßen weiter, findet gerade die Saisoneröffnung der Lannisters statt. Jetzt tummeln sich nur noch Bands und sehr betrunkene dumme Halbstarke in den Straßen.“

Aldridge blickte auf die bibbernde Gestalt, und überlegte, ob er ihr noch seine Kappe überreichen sollte. Ihr Haar war allerdings schon komplett durchnässt, von daher machte das keinen Sinn mehr.

„Ich weis nicht, wie ich deinen Akzent zuordnen soll, deswegen schließe ich einfach mal daraus, das du hier nur Urlaub machst?“

Erklärte er seine Erläuterungen von eben mit seiner Vermutung, das sie nicht hier lebte.

„Es tut mir von Herzen leid, das dir so etwas schlimmes und ungerechtes passiert ist.“

Sprach er, und meinte es so. Und dann viel ihm auf, das er viel zu viel redete. Das tat er, wenn er sich unsicher fühlte. Nicht das ihm die Situation irgendwie Unbehagen bereitete, es tat ihm einfach leid, das er akut nichts gegen den Schock tun konnte, der die zarte Frau bis ins Mark erschüttert hatte.

„Ich halte schon die Klappe, das Taxi müsste gleich kommen.“

Er nahm die Hände von ihren Schultern, und sah sich schon nach irgend einer Möglichkeit um, sich gemeinsam mit ihr unterzustellen, als schon das Taxi heran geschwebt kam. In ein paar Minuten, da war sie bei ihrem Hotel, und er konnte das Taxi weiter nutzen, um Heim zu kommen.

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