Uyter

[ Uyter-System | Uyter | Fourb-Tower | Vorstandsbüro ] - Joseph Fourb

Die Sonne strahlte in das vollverglaste, runde Büro. Hier hatte die Spitze der Galaxis weit operierenden Fourb-Gruppe ihren Sitz. Den hinter dem edlen Holzschreibtisch saß niemand anderes als Joseph Fourb, der das ganze Unternehmen einst von seinem Vater geerbt hatte. Der Raum an sich wirkte auf den ersten Blick fast ein wenig unspektakulär, wenn man bedachte, was für Personen hier täglich aus und ein gingen. Er befand sich in der runden Spitze eines kleinen Türmchens auf dem Hauptsitz des Unternehmens. Anstatt von Wänden gab es hier große Fensterscheiben, die einen Blick hinab auf den Hauptsitz und dessen noble Umgebung zuließen. Lediglich ein Eingang, gegenüber des Schreibtisches führte offiziell hinein und heraus; ein kleiner, edel eingerichteter Turbolift, der hinab in den Empfangsbereich des Büros führte. Ansonsten fanden sich in dem Büro nur noch Zehn Säulen, die die Decke stützten. Sie bildeten einen Kreis in der Mitte des Raums, der einen Weg von dem Turbolift zum Schreibtisch ermöglichte. In jeder dieser Zehn Säulen befanden sich Kostbarkeiten, die eng mit der Geschichte des Unternehmens verknüpft waren und durch eine Verglasung in den Säulen hervorragend präsentiert wurden. Zu diesen Kostbarkeiten gehörten unter anderem gigantische Edelsteine, aber auch auf den ersten Blick so unwichtige Dinge wie ein kleiner Flugschreiber, der allerdings in dem ersten Schiff der Fourb-Gruppe befestigt gewesen war. Nur die letzten beiden Säulen vor dem Schreibtisch boten weder Schätze noch eine Verglasung, in denen diese hätten präsentiert werden können. In ihnen befand sich je ein bestens ausgerüsteter Sicherheitsdroide, der für den absoluten Notfall dort platziert worden war. Der ganze Raum war in einem recht zurückhaltenden Weiß gehalten, was den Focus deutlich auf die kleinen Schätze so wie den Schreibtisch legte.

Gleich würde Joseph hier einen Vertreter der Alani Inc. empfangen. Dies hätte im Grunde auch jemand anderes machen können, doch hier ging es um mehr, als nur um einen Geschäftsabschluss. Nach kurzer Recherche hatte sich herausgestellt, dass das Unternehmen noch vor kurzem unter der Leitung eines jetzt recht einflussreichen Sith gestanden hatte. Zur Zeit hielt er offiziell wohl keinen Posten in der Firma mehr inne, doch Joseph vermutete stark, dass dem in Wirklichkeit nicht so wahr. Immerhin handelte es sich hier um die Mischung eines Sith und ehemaligen Geschäftsmannes, zwei Dinge, die eine gewisse Hinterlist und zumindest ein wenig handeln im Untergrund geradezu provozierten. Von daher hatte er diese Aufgabe nicht an einen Untergebenen delegiert. Er sah darin eine großartige Möglichkeit für seinen Enkel, immerhin könnte ein Bündnis mit einem Sith nicht gerade unvorteilhaft für dessen Karriere in der Verwaltung sein.
Joseph ging nochmals kurz ein paar Akten durch, um sich nochmals das wichtigste über dieses Unternehmen einzuprägen. Doch wie es der Zufall wollte, ging bereits nach kurzem die Sprechanlage in seinem Schreibtisch los und seine Sekretärin fragte, dass der Vertreter des Unternehmens soeben eingetroffen sei.

,,Dankeschön. Seien Sie so gut, und leiten sie sie sofort weiter zu mir ins Büro. Schicken Sie bitte vorher noch einen Kellner herein, der einen kleinen Aperitif servieren kann."

Die Bestätigung erfolgte und kurz darauf trat bereits ein Kellner im Livree ein, der ein Tablett mit einem wahrscheinlich recht besonderen Getränk bereithielt. Er verbeugte sich kurz, als er eintrat und postierte sich dann neben dem Eingang. Aus Dingen wie edlen Getränken machte er sich nicht viel und hatte auch nur das aller nötigste an Ahnung, was man davon brauchte. Er vertraute dort auf die wirklichen Spezialisten.
Joseph strafte seinen Anzug. Er machte vielleicht nicht mehr den aller jüngsten oder fittesten Eindruck mit seinen nun mehr 97 Jahren, aber er strahlte nach wie vor Professionalität und Erfahrung aus. Mit seinem Vermögen hatte er alles, was er brauchte um sich ein langes und gesundes Leben zu ermöglichen. Ärzte standen immer für ihn zur Verfügung und mit speziellen Behandlungen und Medikamenten fühlte er sich oft tagelang um Jahrzehnte jünger, so wie heute. Sogar sein Stuhl war fast schon ein kleines Krankenhaus. An schlechten Tagen konnte dieser ihn über Schläuche mit wichtigen Medikamenten versorgen und sonst sorgte eine wirklich minimale Vibrierung, die mit dem bloßen Auge nicht erkennbar war, dass er sich besser fühlte. Wie genau, dass wusste er nicht, aber es half tatsächlich.

Plötzlich leuchtete kurz ein kleines Lämmchen auf, die bedeute, sein Gast stieg soeben in den Turbolift ein. Joseph verschob die Unterlagen über das Unternehmen in eine Schublade, faltete die Hände und erwartete den Besuch. Er hoffte, die hohen Tiere, die er angewiesen hatte, sie in dem Hangar zu begrüßen und nach hier oben zu geleiten, hatten ihren Job gut gemacht, doch eigentlich ging er von nichts anderem aus. Er war zwar noch fit, aber fit genug um alle persönlich begrüßen kommen zu können und durch die halbe Anlage zu eilen, war er dann doch nicht mehr.

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[Mittlerer Rand / Lantillian-Sektor / Uyter-System / Uyter / Fähre von Alani, Inc. im Anflug auf den Fourb-Tower / Marita Felber (NSC)

Mit der Selbstdisziplin, die sie schon schon frühen Jahren angeeignet hatte, unterdrückte Marita Felber ein Gähnen, als sie einen Blick aus dem Sichtfenster ihres Shuttles riskierte. Das schnelle, elegante Modell erlaubte bequemes und angemessene repräsentatives Reisen über größere Distanzen, aber mit genügend Flugstunden verlor auch die Sicht hinaus ein wenig an ihrem Reiz und so machte es sich die blonde Menschenfrau ein wenig bequemer und trank einen Schluck Wasser, das ihr von einem angenehm unauffälligen silbernen Protokolldroiden gereicht wurde. Ein wenig Alkohol hätte ihren Kreislauf vielleicht stärker wieder in Schwung gebracht, aber die Vertreterin von Alani, Inc. war nicht zum Vergnügen den ganzen Weg nach Uyter geflogen und sie würde all ihre Aufmerksamkeit und Konzentration brauchen, um ihren Auftrag zufriedenstellen zu erfüllen. Bis jetzt war ihre Karriere bei dem tarisanischen Unternehmen makellos verlaufen und daran sollte sich nichts ändern, Alani, Inc. hatte schon genug gelitten. Ein missmutiger Ausdruck zupfte an Maritas Mundwinkeln, sie war noch frisch in der Führungsebene gewesen, als der Skandal um illegale Geschäfte und einen selbst für tarisanische Verhältnisse schlechten Umgang mit Personal in den Unteren Ebenen die Firma, damals noch im Besitz von Graf Janus Sturn, schwer erschüttert hatte. Der einstige Gigant war in einer Flut von Prozessen, schlechter PR und hastiger Distanzierung von Politikern, die bis dahin noch die besten Freunde der Firma gewesen waren, beinah untergegangen. Nur mit Müh und Not, einer schmerzhaften Verkleinerung und mehr Bestechungsgeldern, als sich Marita vorstellen konnte, war es gelungen, Alani, Inc. zu retten. Jetzt war das Unternehmen nur noch ein Schatten seiner selbst, noch immer ein wichtiger Akteur auf Taris und darüber hinaus, aber doch...es war nicht so wie früher. Die blonde Frau gestattete sich ein leises Seufzen und schüttelte die trüben Gedanken ab, sie hatte weder die Zeit noch die Energie, um sich davon ablenken zu lassen. Das Geschäft rief sie nach Uyter, und es handelte sich keineswegs um eine unbedeutende Angelegenheit. Einerseits fühlte sich die ehrgeizige Marita geehrt, ihr war aber auch bewusst, dass sie unter enormen Erfolgsdruck stand. Ein Druck, der noch wuchs, als sie sich in Erinnerung rief, wer bei Alani, Inc. in Wahrheit noch immer hinter den Kulissen die Fäden zog und Versagen entsprechend sanktionieren würde. Bei der Vorstellung, es mit einem leibhaftigen und äußerst verärgerten Sith zu tun zu bekommen, erblasste die Blondine und trank hastig noch einen Schluck, bevor sie ihr Datapad aktivierte und einige letzte Notizen durchging. Währen dessen steuerte ihr Shuttle sanft auf den Fourb-Tower zu, wurde langsamer und setzte elegant zur Landung an. Es wurde Zeit, die Angelegenheit in Angriff zu nehmen, und so stand die in ein elegantes dunkelblaues Kostüm, das mit dem stilisierten Logo von Alani, Inc. verziert war, gehüllte Frau auf, straffte ihre Haltung und machte sich auf den Weg, elegant schritt sie die Rampe herunter, flankiert von zwei grimmig dreinblickenden Sicherheitsleuten, die Aufstellung nahmen. In dem Hangar, den Marita nun erkennen konnte, wartete ein höflich angetretenes Begrüßungskomitee auf sie, zwei Männer und eine Frau, die sie mit dem gebotenen Respekt willkommen hießen. Man tauschte einige belanglose Floskeln und Höflichkeiten auf, Marita präsentierte ein professionelles Lächeln und endlich war das Vorgeplänkel überstanden und man fuhr mit einem kleinen, geschmackvoll designeten Turbolift zum nächsten Abschnitt.

Es dauerte nicht lange, bis die Vertreterin von Alani, Inc. am Ziel ankam und den Empfangsbereich vor dem Büro von Joseph Fourb erreichte. Mit genuiner Anerkennung betrachtete Marita die dort in massiven Säulen ausgestellten Objekte, gewiss hätte auch Graf Sturn an dieser Sammlung Gefallen gefunden. Eine kurze Pause, dann führte eine fleißige Sekretärin die blonde Frau zur Bürotür und auf ein Zeichen hin wurde diese geöffnet, so dass Marita eintreten konnte. Sie wurde erwartet, Joseph Fourb, etwas mehr als doppelt so alt wie sie und doch einen recht rüstigen Eindruck, bat sie höflich herein und sie kam näher, man tauschte einen Händedruck aus und setzte sich. Ihren Namen kannte ihr Gastgeber bereits aus den Vorgesprächen, und so kam Marita gleich zum nächsten Schritt.


„Mr. Fourb, es ist mir ein Vergnügen, Sie persönlich kennenzulernen. Im Namen von Alani, Inc. möchte ich Ihnen dafür danken, dass Sie dieses Treffen so kurzfristig arrangieren konnten. Erlauben Sie mir, Ihnen in der Hoffnung auf produktive Zusammenarbeit ein Geschenk zu überreichen, mit den besten Grüßen der Unternehmensleitung.“

Die blonde Menschin entnahm aus einem versiegelten Behälter einen auf außergewöhnliche Weise schimmernden blauen Edelstein, der nochmal durch eine durchsichtige Hülle geschützt war. Ein ebenso schöner wie wertvoller Gegenstand, den sie nicht ohne Stolz überreichte. Niemand geringerer als Graf Sturn persönlich hatte dieses Geschenk veranlasst.


„Ein Produkt unserer neuen Minen im Äußeren Rand. Man sagt Ihnen heilende und sogar übernatürliche Wirkung nach, auch wenn unsere medizinische Abteilung beides leider verneinen muss. Machtkräfte erlangt man jedenfalls nicht, fürchte ich.“

Marita lachte leise, aber in ihrem Lächeln lag ein anspielungsreicher Zug, ihr Gastgeber würde den Hinweis auf die Macht und damit auch die Sith gewiss verstehen und seine Schlüsse daraus ziehen. Es gab eine kurze Pause, als auf Veranlassung von Fourb ein Aperitif gereicht wurde, der überaus gut ankam und Marita nickte wohlwollend.


„Eine ausgezeichnete Wahl, Mr. Fourb. Wirklich ganz ausgezeichnet.“


Ein kurzer Dank an den Kellner, dann ging es langsam ans Eingemachte, denn die Blondine war mit ganz konkreten Aufgaben und Vorstellungen hierher gekommen. Marita lehnte sich ein wenig zurück und legte die Fingerspitzen aneinander, ihre Miene war höflich und glatt und ihre Stimme ruhig und konzentriert.


„Mit Ihrem Einverständnis möchte ich gleich zum Thema kommen. Wie Sie sicher wissen, ist Alani, Inc. seit vielen Jahren sehr erfolgreich in der Kleinwaffenproduktion tätig. Von Jagd- und Sportblastern bis hin zu Modellen für Sicherheitskräfte verfügen wir über eine breite Produktplakette und die hohe Qualität unserer Produkte hat uns einen stabilen Marktanteil gesichert. Einen Anteil, den wir ausbauen möchten, indem wir neue, noch leistungsfähigere Modelle entwickeln, produzieren und verkaufen. Dafür benötigen wir Rohstoffe, auf die wir selbst nur unter erheblichen Mehrkosten zugreifen können, und da, Mr. Fourb, kommen Sie ins Spiel. Kaum ein Unternehmen verfügt über so viel Erfahrung und Know-how im Minensektor wie Ihres, und wir sind interessiert, unsere Rohstoffe in Zukunft direkt über Sie zu beziehen.“

Marita präsentierte ein höfliches Lächeln und warf einen kurzen Blick auf ihr Datapad, sie räusperte sich und fuhr dann fort.


„Es gibt allerdings auch etwas, das wir gerne Ihnen anbieten möchten, Mr. Fourb. Uns ist zu Ohren gekommen, dass Ihr Unternehmen großangelegte Siedlungsprojekte plant, was zweifellos einen erheblichen Anteil Ihrer Transport- und Sicherheitskräfte in Anspruch nimmt. Alani, Inc. wäre bereit, Ihnen in dieser Hinsicht Personal und Material zur Verfügung zu stellen, zu einem Vorzugspreis. Ich habe die Zahlen hier, bitte, werfen Sie doch einen Blick darauf. Ich bin mir sicher, Sie werden das Angebot sehr...vorteilhaft finden.“


Geschickt überreichte Marita dem älteren Menschen das Datapad und wartete geduldig und ruhig ab. Sie hatte das Feld abgesteckt, in dem die Verhandlungen – wenn sie denn stattfinden würden – ablaufen würden, jetzt lag es an ihrem Gastgeber, den nächsten Schritt zu tun.


[Mittlerer Rand / Lantillian-Sektor / Uyter-System / Uyter / Fourb-Tower, Vorstandsbüro / Marita Felber (NSC), Joseph Fourb (NSC)
 
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Marita Felber, über die er bereits einige Informationen hatte, schien eine Person zu sein, die gerne recht schnell auf den Punkt kam. Sofort bedankte sie sich, im Namen von ganz Alani Inc., dafür, dass all das so kurzfristig zustande hatte kommen können und wie sehr man sich auf eine produktive Zukunft freue. Joseph nickte freundlich.

,,Es ist mir ebenso eine Freude, ein Mitglied der Alani Inc. hier begrüßen zu dürfen. Selbstverständlich hegen auch wir große Hoffnungen auf einen überaus erfreulichen Ausgang des ganzen."

Dann überreichte sie ihm auch noch ein Geschenk. Joseph nahm es entgegen und begutachtete den blauen Edelstein neugierig. Er glänzte wirklich auf eine außergewöhnliche Art und Weise und Joseph hatte Ahnung von solcherlei Dingen. Ein kurzer, scharfer Blick versicherte ihm zudem noch seine Vermutung, dass es sich um einen recht wertvollen Stein handelte. Doch der Wert spielte für ihn keine Rolle mehr, als Miss Felber ihm eine kleine Geschichte über diesen Stein erzählte. So etwas machte einen Edelstein in seinen Augen erst zu etwas besonderem. Joseph hatte mehr Geld, als er noch den Rest seines Lebens ausgeben konnte; er brauchte nicht noch mehr private Wertanlagen. Umso mehr interessierte er sich dafür für die Hintergründe und wenn es sich noch um einen solchen wie bei diesem Stein handelte, war er mehr als glücklich damit.

,,Ein wahrlich prachtvoller Stein. Und in meinem Alter kann ein solcher Wunderstein ja wahrlich nur von Vorteil sein."

Er lachte kurz, bevor er sich den Anzug straffte. Langsam aber sicher wollte er zum Eingemachten kommen. Den Stein legte er ein wenig zur Seite, wollte sich aber noch später mit ihm beschäftigen.
Auf das Lob seines Gastes des Aperitifs bezüglich nickte er und leierte das bisschen Fachwissen herunter, das man ihm mitgeteilt hatte.

,,Danke. Wir arbeiten eng mit einigen Firmen zusammen, die unter anderem solche Köstlichkeiten zu bieten haben. Wenn ich mich recht entsinne, handelt es sich hierbei sogar um ein recht regionales Produkt."

Er meinte, man hätte ihm gesagt, die ,,Uyter-Farming Corp. " sei für diesen kleinen Tropfen Luxus verantwortlich. Eines der größten, wenn nicht sogar das größte Landwirtschaftsunternehmen im Umkreis von Uyter und bereits seit langem ein Geschäftspartner der Fourb-Gruppe.
Und dann startete das wirklich interessante. Sie erläuterte kurz einige wesentlichen Einzelheiten des Unternehmens, die ihm im wesentlichen alle schon bekannt waren. Ein Waffenproduzent, jedoch ehr Waffen für den Privatmann. All das war nichts ungewöhnliches. Die Alani Inc. benötigte Rohstoffe, um weiterhin ihren Erfolg zu steigern. Diese Rohstoffe konnte die Fourb-Gruppe liefern, ohne weitere Probleme.

,,Es freut mich, dass unser guter Ruf bereits soweit bis nach Taris vorgedrungen ist."

, erwiderte Joseph auf die Schmeichelei seines Gastes.

,,Die Fourb-Gruppe unterstützt immer gerne Unternehmen wie das ihre. Ich könnte ihnen bei Interesse einige Experten zur Verfügung stellen, die sich mit ihnen nochmals zusammensetzten um den Idealen Rohstoff zu dem für Sie idealen Preis zu bestimmten. Ich wäre sehr daran interessiert, der Alani Inc. eine möglichst gute Beratung zu bieten. "

Er wollte schon anklingen lassen, wie gerne er auch eine weitergehende Zusammenarbeit sehen würde, wollte jedoch erstmal nicht mit der Tür ins Haus fallen. Anscheinend hatte sie aber noch mehr vor, als bloß Rohstoffe zu kaufen. Als sie das Expansions-Projekt der Gruppe ansprach, leuchteten kurz seine Augen auf. Das war wirklich eines seiner absoluten Lieblingsprojekte. Eine Aufgabe eines Visionärs wie ihm würdig. Er würde sich damit einen Namen machen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sich auch hier die Alani Inc. beteiligen wollen würden, war jedoch positiv überrascht.
Er nahm ihr das Datapad ab und schaute sich kurz die Daten an. Es stimmte, sie brauchten Unterstützung auf allen Ebenen und Joseph war überaus gerne bereit, auch die Alani Inc. an diesem geschichtsträchtigen Unternehmen teilhaben zu lassen.
Nach einem kurzen Überfliegen der Daten, legte er das Pad zur Seite.

,,Das Expansions-Projekt ist mir wirklich eine Herzensangelegenheit und es wäre mir eine Freude, auch sie an diesem Geschichtsträchtigen Projekt mitwirken zu lassen. Ihre Preise sehen wirklich recht akzeptabel aus."

Er wollte eine mehr als ordentliche Zusammenarbeit mit der Alani Inc., immerhin könnte sich der Mann im Hintergrund als äußerst guter Partner nicht nur für die Gruppe sondern auch für die Kariere seines Enkels herausstellen. Doch er wollte die junge Frau nicht zu schnell mit all sowas überfordern und stellte erstmal noch einige Fragen, über die genauen Dienste, die die Alani Inc. in seinem Projekt bieten könnte.

,,In welchen Sektoren könnten ihre Mitarbeiter sich denn als besonders nützlich erweisen?"

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Das Gespräch mit Fourb hatte gut angefangen und Marita gestattete sich ein schmales, höfliches Lächeln, ihre Körperhaltung drückte aufmerksame Entspannung an. Deutlich signalisierte die Repräsentantin von Alani, Inc., dass sie es mit ihren lobenden und freundlichen Worten ernst meinte und – soweit das möglich war – mit offenen Karten spielte. Ihre Anweisungen, die von ganz oben kamen, waren eindeutig, die blonde Menschin sollte sicherstellen, dass die Kooperation mit der Fourb-Gruppe auch wirklich zustande kam. Offenbar bereitete man in der Führungsebene nichts geringeres als eine strategische Neuausrichtung vor und wollte sich den Zugriff auf neue Ressourcen und starke Partner sichern. War dies vielleicht sogar der Beginn der Wiedergeburt der einst so stolzen und mächtigen tarisanischen Firma? Ein reizvoller Gedanke, für den Moment aber musste es genügen, die Grundlagen zu legen. Joseph Fourb tat ihr jedenfalls den Gefallen, sie ausgesucht gastfreundlich zu behandeln und ihre recht direkte und zugleich höfliche Art schien bei dem älteren Mann anzukommen. Der ihm als Geschenk überreichte Edelstein fand sein Gefallen und Marita entging nicht, dass er den wertvollen Gegenstand fachmännisch beäugte, er hatte offenbar auch selbst Ahnung von der Materie und ließ sich nicht von Schönheit oder Wer blenden. Amüsiert stimmte sie in sein Lachen ein, als Joseph Fourb trocken anmerkte, dass ein Stein mit so wundersamen Kräften in seinem Alter wohl äußerst nützlich war, Marita lehnte sich ein wenig zurück und nickte, als sie noch ein wenig über den Aperitif fachsimpelte, die Repräsentantin von Alani, Inc. hatte den Eindruck, dass ihr Gastgeber dabei eher zitierte als seine eigene Meinung vorbrachte, aber das störte sie nicht. Niemand konnte in allen Bereichen allwissend sein, in Spezialisierung lag der Schlüssel zum Erfolg. Die richtigen Fachleute für den richtigen Job zur richtigen Zeit am richtigen Ort, darauf kam es an.


„Ah, sehr interessant. Soweit ich weiß, sind Sie mit der Fourb-Gruppe ja sogar selbst im landwirtschaftlichen Sektor hier auf Uyter unterwegs. In diesem Bereich haben wir, muss ich mit Bedauern sagen, einigen Einfluss verloren, als wir uns neu...aufgestellt haben.“


Eine charmante Umschreibung dafür, dass Alani, Inc. seine Agrikultursparte komplett hatte streichen müssen, als in den Augen der republikanischen Behörden „unhaltbare Zustände“ dort ans Licht gekommen waren. Marita verkniff sich ein bitteres Lächeln, mit den tarisanischen Behörden hatte es eigentlich keine Schwierigkeiten gegeben, aber der Druck von außen war so stark geworden, dass Sanktionen unausweichlich geworden waren. Ein Jammer, sie konnte sich noch gut an die betrübte Stimmung dieser Tage erinnern, schüttelte diese Gedanken aber rasch wieder ab und konzentrierte sich wieder ganz auf Joseph Fourb, der nach einer höflichen Floskel schließlich auch zur Sache kam und seine grundsätzliche Bereitschaft zur Kooperation bekräftigte, im selben Atemzug bot der ältere Mensch an, Experten für die Zusammenarbeit mit Alani, Inc. bereitzustellen und ein vernünftiges Maß bei Art, Menge und Preis der gewünschten Rohstoffe festzulegen. Marita nickte zustimmend und legte zufrieden die Fingerspitzen aneinander.


„Ein großzügiges Angebot, das wir gerne annehmen. Die Fourb-Gruppe kam für uns unter anderem aufgrund der exzellenten Reputation ihrer Fachleute in Betracht. Wir bei Alani, Inc. bieten unseren Kunden – privat wie staatlich – immer die bestmögliche Qualität, gerade im Bereich Waffentechnik. Ich bin mir sicher, die tarisanische Polizei wird erfreut darüber sein, dass wir in Zukunft noch leistungsfähigere und zuverlässigere Blaster anbieten werden als jetzt.“


Auch das ein Sektor, in dem man hoffte, an alten Glanz anknüpfen zu können, vieles war an Konkurrenz von außerhalb von Taris verloren gegangen und die Ausschreibung für die neue Dienstlblasterpistol stand in Kürze an. Wenn Alani, Inc. seinen Einfluss auf Taris sichern wollte, musste man mit einem guten Produkt ins Rennen gehen und auf alte, sorgsam gepflegte Kontakte bauen. Die Rohstoffe der Fourb-Gruppe würde dabei möglicherweise den Ausschlag geben. Und vielleicht konnte die Zusammenarbeit noch ausgebaut werden, Joseph Fourb reagierte sichtlich angetan angesichts von Maritas Interesse an seinem Expansionsprojekt, offenbar stimmten also die Gerüchte, dass es sich um das Lieblingsprojekt dieses Mannes handelte. Marita musste zugeben, dass die visionäre Idee ohne Zweifel beeindruckend war, aber ob sich die Fourb-Gruppe damit nicht vielleicht doch übernahm, stand auf einem anderen Blatt. Genau der richtige Zeitpunkt, um die Hand auszustrecken und Unterstützung anzubieten. Ruhig wartete sie ab, bis ihr Gesprächspartner fertig gelesen hatte, Fourb schmeichelte ihr und Alani, Inc. und verkündete, dass er sie gerne an diesem mit Recht „historisch“ genannten Projekt teilhaben lassen würde. Marita lächelte glatt, als er auf die Preise zu sprechen kam.


„Unsere Unternehmensführung ist sehr angetan von Ihrer Vorstellung, bislang unbekanntes Gebiet zu erforschen und zu besiedeln. Im „leeren Raum“ liegt die Zukunft, dort gibt es noch Platz für Expansion und neue Märkte. Betrachten Sie unsere preislichen Vorstellungen also bitte als bewusst moderat, um Ihnen bei diesem Unterfangen bestmöglich zur Seite zu stehen.“


Was auch immer ihnen jetzt an Gewinnen entging, würden sie später, wenn das Projekt Früchte trug, mit Leichtigkeit wieder einholen. Joseph Fourb war interessiert, das wurde nun mehr als deutlich, ließ sich aber nicht lumpen, der ältere Mensch war ein hervorragender Geschäftsmann mit Gespür für visionäre Ideen und Marita konnte sich gut vorstellen, dass jemand, der bei Alani, Inc. noch immer die Fäden in der Hand hielt, Gefallen an ihm finden würde. Auf die Frage, in welchen Sektoren die tarisanische Firma denn am besten unterstützend tätig werden konnte, reagierte Marita nicht ganz ohne Stolz, geduldig zählte sie auf.


„Nun, da wäre zunächst unsere Sicherheitsabteilung, die Ihnen mit Personal, Ausrüstung und kleineren Schiffen bei dem Schutz Ihres Unternehmens tatkräftig zur Seite stehen könnte. Unser Personal ist handverlesen und verfügt über jahrelange Erfahrung bei Polizei sowie planetaren und überregionalen Streitkräfte. Wir wären bereit, Ihnen diese Experten samt Ausrüstung zur Verfügung zu stellen und sie sowohl beratend als auch aktiv einzusetzen, um beispielsweise Konvois zu schützen. Was uns direkt zum anderen Sektor führt, in dem wir aushelfen können, die Logistik. Alani, Inc. verfügt sowohl über eigene Frachter als auch über ein Netzwerk von Subunternehmen, die Transportmittel zur Verfügung stellen können. Und abschließend sind wir auch sehr gerne bereit, Sie im Rahmen unserer Möglichkeiten mit Lobbyarbeit zu unterstützen, wenn es beispielsweise um Bewilligungen für Flüge durch republikanisches und, das möchte ich betonen, imperiales Gebiet geht. Mr. Fourb, wir bieten Ihnen nichts geringeres als vollumfängliche Unterstützung in allen Bereichen, in denen sich Engpässe ergeben könnten.“


Ein großangelegtes Angebot und für Alani, Inc. nicht ohne Risiken, aber die Chance war zu groß, um sie nicht zu ergreifen. Mit einem Schlag konnte die Firma vielleicht an alte Glanzzeiten anknüpfen und wieder eine dominante Rolle auf Taris und darüber hinaus einnehmen. Ganz im Sinne ihres Herrn und Meisters...


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Die Aussage, die von Marita Felber auf sein auswendig gelerntes Fachgesimple folgte, fand Joseph recht überraschend. Da wusste sie mehr als er. Entweder war sie doch nicht so gut vorbereitet, wie es bis gerade eben den Eindruck gemacht hatte, oder dem Ruf der Fourb-Gruppe war auf seiner Reise nach Taris noch so einiges angedichtet worden. Vielleicht hatte man die wirklich sehr enge Kooperation mit einigen solcher Unternehmen Uyters falsch interpretiert.
Joseph entschied sich, dass ganze als eine Art Kompliment aufzufassen, dass man auf weiter entfernten Welten wie Taris die Fourb-Gruppe bereits als etwas größeres ansah, als sie tatsächlich war.


,,Nun, wir arbeiten zwar sehr eng mit einigen Unternehmen des Landwirtschaftlichen Sektors zusammen, die sich hier auf Uyter niedergelassen haben, aber selbst sind wir eigentlich nicht in der Landwirtschaft Zuhause. Allerhöchstens Fourb-Charity besitzt eine Handvoll von Weingütern, die als Erholungs- und Urlaubsstätte dienen, doch als Landwirtschaft kann man das nicht wirklich bezeichnen."

Landwirtschaft war das große Standbein Uyters. Weit über die Hälfte aller Erwerbstätigen Uyters hatten etwas mit Landwirtschaft zu tun. Als die Fourb-Gruppe noch in den Kinderschuhen steckte, damals noch nur ein kleines Minenunternehmen, hatte man sie fast noch belächelt, dass ein Unternehmen Uyters, das nichts mit der Landwirtschaft zu tun hatte, nach großem Erfolg strebte. Doch sie hatten es geschafft. Dies sollte allerdings nicht heißen, dass die Fourb-Gruppe gar nichts mit der Landwirtschaft zu tun hatte.
Man arbeitete eng mit solchen Unternehmen zusammen und war sogar auf verwandtschaftlicher Ebene ein wenig miteinander verknüpft. Sein Neffe war der Schwiegersohn des Chefs der ,,Uyter-Farming Corp.".
Die meisten Landwirtschaftlichen Unternehmen Uyters hatten recht enge Grenzen und expandierten nur selten über den Sektor hinaus. Doch die Fourb-Gruppe suchte trotz der relativen, galaktischen Bedeutungslosigkeit den ständigen und regen Kontakt und probierte die Kooperation aufrecht zu erhalten und immer weiter zu fördern. Es war wichtig, die eigene Heimatwelt mit in der Hand zu haben, war ein Grundsatz von ihm und seinen Vorgängern gewesen. Da Uyter kaum eine große Bedeutung für den Bergbau einnahm, musste man sich als ein solches Unternehmen dafür andere Möglichkeiten suchen, unter anderem eben die Kooperation mit Unternehmen, die hier mit ihrem Metier mehr Zuhause waren.


Auf sein Angebot, auch Experten beizusteuern, reagierte Miss Felber, wie erwartet, äußerst positiv. Auch sie legten anscheinend einen großen Wert auf Qualität und glichen so zumindest in diesem Punkt der Fourb-Gruppe ein Stück weit.

,,Die beste Qualität zu bieten ist auch unser oberstes Bestreben. Das wird sich ihnen in der Ware, aber auch in unseren Experten zeigen. Das Taris Polizeistreitkräfte erfreut sein werden, davon gehe ich auch aus. Ein Zusammenspiel aus unserer Qualität der Ausgangsstoffe und ihrer hervorragenden Weiterverarbeitung, von der ich bereits vielfach gehört habe, wird sicherlich ihre Maßstäbe und Erwartungen weit übertreffen."

Dann kam sie zurück auf das Thema der Expansion, von der anscheinend auch ihre Vorgesetzten angetan waren. Natürlich ging es ihnen auch um die Erschließung neuer Märkte, aber vor allem ihm persönlich ging es um weit mehr.
Es gab viele große Persönlichkeiten, die den Menschen im Kopf blieben. Er selbst würde bestimmt auch auf Uyter noch einige Jahrzehnte nach seinem Tod präsent bleiben, vielleicht sogar noch einigen Fachleuten Galaxis weit, aber irgendwann wäre er auch nur einer von vielen, die ein erfolgreiches Unternehmen noch ein wenig erfolgreicher gemacht hatten, nicht mehr und nicht weniger. Doch er wollte mehr. In diesem Projekt sah er die Möglichkeit sich auf eine gewisse Art und Weise unsterblich zu machen. Natürlich war es nicht das erste mal, das ein solches Unterfangen unternommen wurde, doch es war, so wie er es sah, auf jeden Fall das größte, das Erfolgversprechendste. Er hatte den Grundstein für etwas gelegt, dass ihn noch Generationen überdauern würde, doch die Erinnerung an ihn würde bleiben.
Manche würden das Größenwahnsinnig nennen, nicht wenige hatten dies sogar schon getan, hatten Joseph gesagt, er solle sich zum Wohle des Unternehmens nicht übernehmen. Doch es war nicht der Größenwahn, der Joseph antrieb, es war die Vorstellung, dass man ihn als Visionär in Erinnerung behalten würde; weit länger in Erinnerung halten würde als all die Zweifler.
Zudem sah er, ähnlich wie Miss Felber, die Unternehmerische Zukunft seines Unternehmens nicht gefährdet, immerhin würde er so zusätzlich große, neue Märkte erschließen.


,,Das freut mich zu hören. Es ist ermutigend zu wissen, dass man nicht der einzige Visionär der Galaxie ist, der sich etwas traut.
Denn wie sie schon ganz richtig sagen; die Zukunft liegt im ,,leeren Raum", der in Zukunft aufgrund solcher Gespräche hoffentlich einen anderen Namen tragen wird."

Es war eine langfristige Wertanlage, die auch noch in Jahrzehnten, vielleicht sogar Jahrhunderten Gewinn bringen würde, wenn ihre jetzigen Minen längst versiegt waren.
Die Vorstellung der verschiedenen Sektoren, in denen sie unterstützt werden konnten, versetzte Joseph weiterhin in Euphorie, die er aber recht gut verbergen konnte.
Ausrüstung, Schiffe und Personal, dass im Sicherheits-, Logistik- und auch Lobbysektor der Gruppe unterstützend zur Seite stehen konnte. Einfach wunderbar. Alani Inc. war anscheinend wirklich an einer Mitarbeit bei der Expansion interessiert, so vielfältig und großangelegt wie das Angebot ausfiel.
Joseph lächelte nach wie vor, seine Freude drang zumindest gemäßigt nach außen, aber überflutete nicht gleich den ganzen Raum. Sein Hände lagen zusammengefaltet auf dem Tisch.


,,Das klingt wirklich sehr überzeugend. Die Fourb-Gruppe und Alani Inc. dürften wirklich hervorragend zusammenarbeiten.
Vor allem was Schiffe und Lobbyarbeit angeht. Wir selbst sind ja auch im Transport-Sektor unterwegs und besitzen einige Werften, unter anderem haben wir auch einiges nahe Nirauan, dem Ausgangspunkt der Expansion aufgebaut. Selbstverständlich bittet sich dort eine Mitnutzung für sie an.
Und was Lobbyarbeit angeht ließe sich auch vielleicht mit einer Zusammenarbeit das Ergebnis noch steigern. Fourb-Charity besitzt einige Kontakte und einige Fachleute für Lobbyarbeit. Vor allem im Imperialen Gebiet, auf das wir uns immer stärker fokussieren wollen. Vor allem in Republikanischen Raum wären sie so eine große Unterstützung."

Das lief alles wirklich hervorragend. Als er kurz ein wenig nachdachte, freute er sich bereits darauf, mit den Visionären, die hinter Alani Inc. standen, die Expansion zu begutachten und zu begleiten.

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Möglicherweise hatte sich Marita bei ihrem vollmundigem Lob für die Aktivitäten der Fourb-Gruppe im Agrarsektor von Uyter ein wenig zu weit aus dem Fenster gelehnt, es schadete meist nicht, dem Gegenüber – im Rahmen – zu schmeicheln und ihn etwas höher einzuschätzen, als er tatsächlich war, das sorgte für das richtige Maß an Respekt. Sollte man sich irren, konnte man die Einschätzung immer noch höflich und diskret ändern und hatte nichts verloren. Und so präsentierte die blonde Frau ein charmantes, glattes Lächeln, als sich Joseph Fourb die Mühe machte, ihre Ansichten zu diesem Thema ein wenig zu korrigieren, offenbar war die Kooperation mit einigen Agrarunternehmen auf Uyter tatsächlich ausgesprochen eng, aber die Fourb-Gruppe selbst besaß nur eine geringe Präsenz in diesem Sektor, lediglich einige Weingüter gehörtem direkt zum Unternehmen. Marita nickte dankbar über diese Information und behielt mühelos ihren verbindlichen Gesichtsausdruck bei, es war keine Schande, sich zu irren – solange man den Fehler sofort korrigierte, natürlich. Offenbar waren die ihr zu Verfügung gestellten Informationen ein wenig überschwänglich gewesen und hatten mehr hineininterpretiert, als tatsächlich war, aber man konnte nicht leugnen, dass die Fourb-Gruppe und die Landwirtschaft auf Uyter eng verzahnt waren. Vielleicht handelte es sich sogar um einen Trick, um lästige Kartellvorschriften und Regulierungen elegant zu umgehen, solche Manöver waren bei Alani, Inc. früher gang und gäbe gewesen.


„Ah, ich verstehe. Es zeugt von unternehmerischem Mut, eine so enge Kooperation auf einem Gebiet zu betreiben, das nicht zu den eigenen Kernbereichen zählt. Auch das ein Grund, warum Alani, Inc. an der Zusammenarbeit mit Ihnen interessiert ist. Wir betrachten den Agrarsektor von Uyter als exemplarisch für das, was man durch die Bündelung regionaler und interplanetarer Ressourcen und Kontakte erreichen kann.“


Man konnte den Agrarsektor von Uyter durchaus als ein wenig provinziell beschreiben, eine Expansion über den Sektor hinaus strebten nur die wenigsten an. Aber dank der Fourb-Gruppe gab es die Möglichkeit dazu, und darin lag der Schlüssel. Ein Unternehmen mit regionalem Fokus sollte sich zumindest die Option offen halten, zu expandieren und seine Operationen zu erweitern, und wenn dafür keine eigenen Ressourcen und vor allem Erfahrung zur Verfügung stand, empfahl sich ein Bündnis mit einer Firma, die diese besaß. Alani, Inc. war in dieser Hinsicht immer ähnlich vorgegangen und hatte versucht, Partner außerhalb der unmittelbaren Umgebung von Taris mit ins Boot zu holen und somit neue Märkte zu erschließen. Und natürlich ging es auch darum, sich Einfluss zu sichern und für den Fall der Fälle vorbereitet zu sein, als das Geschäft auf Taris eingebrochen war, hatten diese Vorkehrungen das Unternehmen gerettet. Die Allianz mit der Fourb-Gruppe würde ein weiteres Standbein werden, um die Zukunft beruhigt gestalten zu können. Erfreut nahm Marita zur Kenntnis, dass Joseph Fourb den Qualitätsanspruch voll und ganz unterstützte, ein schmales Lächeln zupfte an ihren Mundwinkeln, als sie nickte.


„Ausgezeichnet. Wir zählen darauf, dass die hochwertigen Ausgangsstoffe der Fourb-Gruppe den Ausschlag geben werden, uns diesen lukrativen Auftrag zu sichern. Wir können auf eine lange Tradition zurückblicken, aber das allein genügt nicht, um sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Umso mehr freut es mich, dass unser guter Ruf bis zu Ihnen durchgedrungen ist. Falls Sie in Zukunft gedenken, Ihre Sicherheitskräfte neu auszurüsten, könnten sich auch dort Möglichkeiten ergeben.“


Die diskrete Versorgung privater Akteure mit hochwertigen Kleinwaffen war ein Steckenpferd von Alani, Inc., und in den letzten Jahren war man darin nur noch besser geworden. Vielleicht würde die Fourb-Gruppe ein weiterer zufriedener (und verschwiegener) Kunde werden. Die ambitionierten Pläne von Joseph Fourb würde viele Ressourcen erfordern, aber Marita musste zugeben, dass seine Begeisterung für sein Projekt ansteckend war und er den Eindruck machte, alles sorgfältig durchdacht zu haben. Hier sprach nicht jemand, der von Größenwahn gepackt sein Unternehmen in den Abgrund führen würde, nein, er war ein Visionär, der die Zeichen der Zeit erkannt hatte. Auch das hatte er mit der wahren Macht hinter Alani, Inc. gemeinsam und Marita begann zu verstehen, warum die Fourb-Gruppe ausgewählt worden war.


„Wir sind gänzlich einer Meinung, Mr. Fourb. Die Führung von Alani, Inc. hat schon immer eine Strategie des Mutes und der Expansion verfolgt, und wie ich sehe, ist dieser Pioniergeist auch bei Ihnen dominant. Wenn alles nach Plan läuft, wird der „leere Raum“ in Zukunft nichts geringeres als das Vermächtnis, das die Fourb-Gruppe und Alani, Inc. der Galaxis hinterlassen werden. Welche anderen Unternehmen können schon von sich sagen, die Zukunft einer ganzen Region nachhaltig geprägt zu haben?“


Maritas Lächeln passte sich dem von Joseph Fourb an, sie hatte einen ausgesprochen guten Eindruck von den Verhandlungen und schien damit nicht allein zu sein. Der Grundstein für eine erfolgreiche und profitable Zusammenarbeit war gelegt, jetzt musste diese Idee mit Leben gefüllt werden, Fourb führte abschließend noch einmal die Felder auf, in denen die Kooperation stattfinden würde, und äußerte sich gerade im Bereich der Lobbyarbeit ausgesprochen zuversichtlich.


„Davon gehe auch ich aus, Mr. Fourb. Wir sind natürliche Partner, eine Zusammenarbeit ist ebenso folgerichtig wie vielversprechend. Alani, Inc. kommt gerne auf Ihr Angebot der Mitnutzung der Werften bei Nirauan zurück, wir würden zudem gerne von Ihren Kontakten in dieser Region profitieren – Stichwort Chiss-Reich. Es wäre uns ein Vergnügen, im Gegenzug dafür zu sorgen, dass Ihre Aktivitäten im republikanischen Raum nicht nur gebilligt, sondern sogar gefördert werden. Unsere Verbindungen sind altbewährt und gerade die tarisanische Regierung hat für unsere Anliegen immer ein offenes Ohr. In dem günstigen Klima des Friedensvertrags ist es auch deutlich einfacher, im Senat und den Behörden Ansprechpartner zu finden. Nun, Mr. Fourb...es war mir eine Freude, diese Verhandlungen mit Ihnen zu führen und damit die Weichen für Expansion und Aufstieg zu stellen. Ich erwarte mit Spannung unsere nächste Begegnung...und übermittele Ihnen die Grüße des Mannes, der weiterhin hinter Alani, Inc. steht. Er ist höchst angetan davon, in Ihnen einen weiteren Visionär gefunden zu haben.“


Das Lächeln der blonden Frau wurde ein wenig breiter, als sie ihrem Gegenüber zunickte. Alles war bereit.


[Mittlerer Rand / Lantillian-Sektor / Uyter-System / Uyter / Fourb-Tower, Vorstandsbüro / Marita Felber (NSC), Joseph Fourb (NSC)
 
[ Uyter-System | Uyter | Visdic | ,,große Oper Visdic" | Privatloge der Familie Fourb ] - Aren Vayliuar, Waren Vaix

Aren hatte sich nach seinem Gespräch auf Borosk so schnell wie möglich mit dem Imperialen Botschafter, Waren Vaix, hier auf Uyter in Verbindung gesetzt. Er hatte ihn über seine Vorhaben, den Hutten-Raum betreffend informiert und Botschafter Vaix hatte sofort zugesagt, dafür zu sorgen, dass Aren sich dort eine Verbindungsperson bieten würde, die einen noch besseren Austausch mit den dortigen Botschaften des Imperiums nur begünstigen würde. Die Familie Fourb unterhielt zum einen aufgrund ihre Zugehörigkeit zur absoluten Oberschicht Uyters und zum anderen wegen ihren, durch Aren nur noch mehr verstärkten, guten Bande zum Imperium immer eine gute und stetige Verbindung zum örtlichen Botschafter. Vaix stellte dort keine Ausnahme da. So war es für Aren ein leichtes gewesen, ihn wegen seinem Stand im Imperium und durch einige Mitglieder seiner Familie, dazu zu bringen, dass er seine Bitten kaum abschlagen konnte. Und all zu viel war es ja nun auch nicht verlangt gewesen.

Trotzdem wollte Aren sich nochmals persönlich beim Botschafter bedanken, auch wenn der größte geschäftliche Teil bereits abgewickelt war. Außerdem hatte Aren eh noch etwas auf seiner mittlerweile fast ,,zweiten Heimat" zu erledigen und auch der Botschafter hatte für ihn noch etwas zu bieten. So hatte Aren ihn am ersten Abend nach seiner Ankunft sofort in die ,,große Oper Visdic" eingeladen. Dieses bereits uralte Gebäude hatte bereits vor Uhrzeiten den Königen Uyters als Kunstspielhaus gedient. Während der Revolution, die den Adel vom Planeten vertrieben hatte, war es einigen besonders radikalen Kräften leider gelungen, auch das Opernhaus zu demolieren, sogar so stark, dass sich einige der reicheren Familien des Planeten zur Restauration zusammenschlossen. Auch die Fourbs hatten mehrmals überaus großzügig gespendet. Diesem Umstand war es zu verdanken, dass sich nun eine Privatloge im Besitz der Familie befand, die man überaus gut für solche Treffen nutzen konnte. Die Oper war bei solchen Treffen ehr nebensächlich, sie trug aber hauptsächlich zu einem gehobenen Ambiente bei und so wusste Aren über das Stück, das heute aufgeführt wurde auch nur, dass es irgendeine Sagengeschichte aus der Antike Uyters zum besten gab. Aren und Vaix hatten es sich in der Loge in gepolsterten Sesseln gemütlich gemacht, zwischen ihnen ein Tisch, auf dem Erfrischungen und ein paar Häppchen bereit standen.

Ohne den Blick von der Bühne abzuwenden, richtete er das Wort an den Botschafter.

,,Ich wollte mich nochmals ganz persönlich für ihre überaus gute Kooperation bedanken, Botschafter Vaix."

Der Botschafter griff zu einem der Gläser auf dem Tisch.

,,Oh, jeder Dienst für das Imperium oder dessen Angehörige ist mir ein Freudendienst, Gouverneur. Umso mehr, wenn es sich bei diesen noch dazu um Angehörige der Familie Fourb handelt. Ich habe meinen Freunden im Hutten-Raum ihre Ankunft bereits mitgeteilt und konnte arrangieren, dass ihnen für die Dauer ihres Aufenthalts ein Adjutant zur Seite gestellt wird. Ein gewisser Oliver Moor, unter mir war er auch schon im Hutten-Raum tätig und es handelt sich bei ihm wirklich um hervorragendes Personal.
Ich lasse ihnen von meinem Büro noch ein paar Informationen über weitere Kontaktmöglichkeiten zusammenstellen. Wenn sie noch ein oder zwei Tage auf Uyter bleiben, könnten Sie sie sich gerne abholen, oder wir versenden sie zu ihrer Adresse."


Aren wandte seinen Blick zum Botschafter. In ihm hatte seine Familie wirklich einen fähigen Verbündeten gefunden, der vor allem auch mit einigen Kontakten glänzen konnte. Kurz drifteten seine Gedanken von seiner politischen weg zu seiner wirtschaftlichen Arbeit. Vielleicht könnte er ihnen auch behilflich sein, wenn die Fourb-Gruppe weiter in den Hutten-Raum expandieren wollte.

,,Sie übertreffen alle meine Erwartungen."

, meinte Aren, mit einem leicht scherzhaft übertriebenen Ausdruck.

,,Ich werde zumindest morgen noch den Tag auf Uyter sein, um meinen Großvater und meine Cousine zu treffen, Senatorin Tyria Fourb, von der Provinz Riven. Vielleicht kennen Sie sie ja ebenfalls bereits."

Der Botschafter nickte zustimmend.

,,Eine sehr fähige Politikerin. Es ist fast schon eine Schande, dass sie nicht ebenfalls im Dienste des Imperiums steht."

Aren griff nun ebenfalls zum Glas und nippte kurz, bevor er sich wieder dem Botschafter zu wand, um nun ein neues Thema zu beginnen.

,,Ich möchte ihnen nur nochmal sagen, dass wir, also meine Familie und ich, sie sehr als Verbündeten und Partner schätzen. Wir wären sehr erfreut, unsere Beziehungen weiter zu verbessern und aufzubauen. Wir haben hier einen gewaltigen Einfluss, einen Einfluss, der auch für sie nützlich werden könnte und auch schon ist, hoffe ich."

Der Botschafter nickte, unterbrach Aren jedoch nicht. Er schien recht gespannt darauf, was nun folgte.

,,Ich möchte sie um einen weiteren Gefallen bitten. Sie, als ein recht wichtiger Imperialer und noch dazu Mitglied im Kollegium der Förderer des Galaktischen Imperiums, könnten mich meinem Wunsch näher bringen, auch diesem Kollegium anzugehören. Es wäre mir eine große Freude mit Gleichgesinnten weiter in Kontakt treten zu können.
Sie würden dadurch selbstverständlich auch keine Nachteile erhalten. Die Fourbs auf seiner Seite zu haben bedeutet hier sehr viel, aber das muss ich ihnen ja nicht sagen. Vielleicht könnte man bei ihnen ja schon fast sagen, zu den Fourbs zu gehören, bietet einige Vorteile. Meine Familie ist groß und eine Fourb dann in der ihren zu haben, wäre sicherlich nur ihrer Karriere hier zuträglich."


Der Botschafter verstand wovon er sprach. Es war zwar noch nichts wirklich abgeklärt worden, aber er hatte viele entfernte Verwandte, die den Namen Fourb trugen und jeder, der dies tat, schuldete dem Patriarchen der Familie Respekt und Loyalität. Wenn er seinen Großvater dazu bringen konnte, eine entfernte Cousine oder ähnliches zur Heirat mit dem Botschafter bereit zu stellen, würde sich keiner dagegen wehren. So würde die Familie Fourb zudem mehr und mehr auch im Imperium Fuß fassen. Der Botschafter war auf dem aufsteigenden Ast und würde es noch weit in seinem Ministerium bringen. Eine Fourb dann in den höheren Kreisen dort zu wissen, konnte nur Förderlich sein. Auch der Botschafter selbst schien von der Idee angetan zu sein, auch, wenn er das kühle Gesicht eines Diplomaten bei behielt.

,,Nun, innerhalb der Familie müsste man selbstverständlich zusammen halten. Sie könnten sich meiner vollsten Unterstützung sicher sein, sobald alles in trockenen Tüchern ist."

Aren setzte ein gewinnendes Lächeln auf.

,,Da brauchen sie bestimmt nicht mehr lange zu warten."

Die beiden prosteten sich kurz nochmals lächelnd zu, bevor sich ihre Aufmerksamkeit wieder mehr und mehr der Oper widmete.

[ Uyter-System | Uyter | Visdic | ,,große Oper Visdic" | Privatloge der Familie Fourb ] - Aren Vayliuar, Waren Vaix


 
[ Uyter-System | Uyter | Visdic | ,,Palasthotel" | Restaurant ] - Aren Vayliuar

Aren übergab seinen Mantel dem Empfangschef, der ihn sofort zu einem besonders edlen Separee führte, wo seine Cousine bereits auf ihn wartete. Das Palasthotel war eines der besten Häuser im ganzen Sektor. Nicht nur das Hotel, sondern auch das dazugehörige Restaurant besaßen einen einzigartigen Ruf. Einst als eine Art Ballsaal und Gästehaus der Königsfamilie Uyter gebaut und genutzt, deren Palast quasi direkt neben an lag, woher auch der Name rührte, beherbergte es nun nach wie vor die Reichsten und Mächtigsten Besucher des Planeten.

Seine Cousine, Tyria, erhob sich, um ihn zu begrüßen. Freundschaftlich tauschten sie eine Umarmung aus, bevor Aren sich auch an den Tisch setzte, wo bereits ein Tee-Service aufgebaut worden war.

,,Aren, wie schön dich wieder einmal zu sehen. Du müsstest dich öfter mal in Visdic blicken lassen; mein Haus steht dir immer offen."


Aren lächelte freundlich. Zu seiner Cousine hatte er schnell ein recht gutes Band aufgebaut gehabt. Sie war ebenfalls oft bei seinem Großvater gewesen, hatte sich jedoch stets mehr für die Politik interessiert, als für die Wirtschaft und das Unternehmen.


,,Ach, wenn du wüsstest, wie gerne ich öfters bei dir vorbei schauen würde. Aber meine Position als Gouverneur und dann noch unsere Firma … das würde ich meinem ärgsten Feind nicht wünschen."


Beide begannen zu lachen. Es war wirklich schön, einfach mal wieder ganz normal und ungezwungen mit und bei der Familie zu sein. Das war in letzter Zeit wirklich viel zu kurz gekommen. Eigentlich wäre er am liebsten auch sofort weiter in den Hutten-Raum gereist, Tyria und sein Großvater hatten jedoch darauf bestanden, ihn einzuladen und bereits jetzt zeigte sich, dass dies nicht ganz verkehrt gewesen war. Seit Monaten war er nur am Arbeiten. Das Wort ,,Privatleben" war für ihn schon fast zum Fremdwort verkommen. Ein einziger Abend war da doch nicht zu viel verlangt, vor allem wenn man noch das Treffen mit dem Botschafter in Betracht zog.


,,Wo ist eigentlich unser Großvater?"


,,Ach Aren, Opa geht es zusehends schlechter. Das Alter macht sich immer stärker bemerkbar. Er probiert sich natürlich, nichts anmerken zu lassen, aber wenn man ihn kennt merkt man es doch. Du müsstest hier eigentlich viel öfters sein und deine Position noch viel ernster nehmen. Opa braucht dich hier, du müsstest ihm mehr an Arbeit abnehmen."


Tyria hatte eigentlich vollkommen recht. Der Gedanke, warum sein Großvater gerade ihn als Nachfolger gewählt hatte, drängte sich ihm immer öfter auf. Seine Arbeit als Gouverneur war schon Nervenaufreibend und beanspruchte ihn fast komplett, die Leitung eines solchen galaxisweiten Unternehmens wurde dann oft einfach zu viel, auch wenn er versuchte alles zu geben. War sein Großvater vielleicht zu emotional bei der Wahl seines Nachfolgers gewesen? Doch er hatte nicht vor, ihn zu enttäuschen. Er würde den an ihn gestellte Anforderungen gerecht werden, wenn auch vielleicht nicht so, wie sein Großvater es sich vorgestellt hatte. Er würde definitiv die Seele des Unternehmens erhalten, für ein weiteres Wachstum sorgen und auch die Familie Fourb als Nachfolger seines Großvaters führen und in das Unternehmen integrieren. Doch in seinem Kopf keimte mehr und mehr der Plan, dies ehr aus dem Hintergrund zu tun und vielleicht nicht durchgängig direkt hinter dem Schreibtisch des Generaldirektors. Er würde sich wahrscheinlich entscheiden müssen, ob er in der Politik oder in der Wirtschaft den Schwerpunkt seiner Karriere setzten würde. Doch diese Gedanken kamen hoffentlich zu früh, momentan führte sein Großvater das Unternehmen noch mit harter Hand, doch diese wurde wohl oder übel schwächer und schwächer.


,,Ich weiß und ich habe mir bereits dazu Gedanken gemacht. Doch meine Aufgabe als Gouverneur fesselt mich momentan mehr und mehr."


Seine Cousine beließ es dabei, immerhin war dieses Treffen eigentlich dazu gedacht gewesen, ein wenig Abstand von all dem zu bekommen.


Es tat wirklich gut, einfach den Tee zu genießen, seiner Cousine zuzuhören, wie es ihr so ging, was neues gab und auch was die Familie betraf. Aren nahm sich fest vor, nicht zuzulassen, dass es wieder so lange dauern würde, bis sie sich das nächste mal sahen.

Sie kamen nur noch zweimal auf das Unternehmen zu sprechen. Zum einen erwähnte Tyria, dass ihr Großvater sich mehr und mehr damit beschäftigte die Zusammenarbeit der Unternehmen zu verstärken, deren Hauptsitze auf Planeten der sogenannten Phobium-Allianz lagen. Es gab schon seit langer Zeit Bündnisse, Zusammenarbeiten und auch Vereinigungen zwischen den einzelnen Planeten, doch den Berichten seiner Cousine konnte Aren entnehmen, dass sein Großvater vorhatte, dort noch mehr zu etablieren. Es schien noch nicht wirklich fest zu stehen, doch so, wie es sich anhörte, waren bereits einige Treffen mit führenden Unternehmen der Allianz-Planeten gelaufen, sein Großvater schien also nicht alleine mit dem Wunsch eines größeren Verbundes, einer Allianz zu sein. Aren hatte davon auch schon am Rande gehört, doch Tyria schien noch ein wenig mehr zu wissen.
Der andere Punkt betraf ihn auch ganz direkt. Die Bündnisse zur Mecetti Familie sollten gestärkt werden und Andeutungen seiner Cousine konnte Aren entnehmen, dass das Unternehmen sich durch eine ganz besondere Art und Weise mit den Mecettis verbinden wollte, eine Art und Weise, die Aren nicht wirklich gefiel.

,,Großvater überlegt, mich mit irgendeiner Mecetti zu verheiraten? Und er hat darüber noch nichtmals mit mir gesprochen?!"


Tyria gab beruhigende Gesten von sich.


,,Aren, er wird schon noch mit dir sprechen. Ich weiß ja auch gar nicht, ob es überhaupt stimmt. Aber es macht schon den Anschein, als habe Großvater eine ganz besondere Art von Verbindung im Sinn. Großvater wird schon mit dir sprechen. Und ich werde dich auch auf dem laufenden halten, entspann dich, Aren."


Aren atmete tief ein, er wollte sich nicht aufregen. Er trank einen weiteren Schluck Tee, bevor sie noch ein wenig weiter über privates redeten und Aren sich wieder mehr entspannen konnte.


[ Uyter-System | Uyter | Visdic | ,,Palasthotel" | Restaurant ] - Aren Vayliuar, Tyria Fourb



 
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[ Uyter-System | Uyter | Fourb-House | Wohnzimmer ] - Joseph Fourb, Lord Castor Figg


Es war Joseph immer schon eine Ehre gewesen, Lord Figg bei sich in seinen Hallen begrüßen zu dürfen. Der Generaldirektor von ,,Figg Excavations" und er kannten sich schon lange und länger noch gab es eine Kooperation zwischen ihren beiden Unternehmen. Er hatte Castor Figg damals während seines Studiums kennen gelernt, während dem beide zu engen Freunden geworden waren. Als beide dann in die Führungspositionen ihrer Familienunternehmen aufgerückt waren, hatten sie die ohnehin schon vorhandene Zusammenarbeit noch weiter gestärkt. Bereits unter Josephs Großvater, Victorius Fourb, waren beide Unternehmen in Kontakt getreten und hatten eine Zusammenarbeit begonnen. ,,Figg Excavations" hatte der Fourb-Gruppe als Tor in den galaktischen Süden gedient, während das Unternehmen der Figgs sich von dem Bündnis eine noch bessere Möglichkeit erhofft hatte, weiter in den galaktischen Norden vorzustoßen.
Und nun hatte Joseph vor, diese langanhaltenden und Erfolg bringenden Kooperationen, durch noch stärkere Bande weiter zu besiegeln.
Er nippte an dem vorzüglich duftenden Tee, der vor den beiden Männern serviert bereit stand. Eine ganz erlesene Mischung, die zwar etwas speziell war, aber seinen Geschmack vollkommen traf und so, wie er Castor Figg kannte, auch dessen.

,,Wirklich ausgezeichnet, dieser Tee.", bestätigte Castor nochmals Josephs Vermutung, während auch er an dem Tee nippte. ,,Ich habe gehört, es geht dir nicht besonders?"

Joseph winkte ab. Er wollte sich nicht über seinen gesundheitlichen Zustand unterhalten.

,,Es bringt mich nicht um, auch wenn es besser sein könnte."

, sagte er beschwichtigend. Er hatte nicht vor, seinen alten Freund mit Details zu quälen. Um ehrlich zu sein fühlte er sich so schlecht, wie schon lange nicht mehr. Seine Körper schmerzte bei jeder Bewegung furchtbar und auch wenn er, so wie jetzt, eigentlich recht entspannt saß, fühlte er sich doch schlapp und müde.
Castor schien zu spüren, dass Joseph etwas verschwieg, doch ging er auch nicht weiter darauf ein.

,,Weißt du, Joseph, Fourb-House hat es mir schon immer angetan. Die Architektur, die Lage … hier lässt es sich aushalten."

, versuchte er das Gespräch auf eine positivere Ebene zu schaffen. Nun zog sich über Josephs Gesicht ein Lächeln und er nickte zustimmend.
Das Haus war tatsächlich auch einer von Joseph liebsten Orten. Vor etwas über 150 Jahren hatte einer der ersten Generaldirektoren der Gruppe sich dieses Grundstück gesichert und das nach seinen Vorstellungen perfekte Haus bauen lassen, welches auch noch die nächsten Jahrzehnte der Stammsitz seiner Familie seien sollte. Erst vor gut 80 Jahren hatte sein Großvater ein größeres, moderner ausgestattetes und zentraler gelegenes Anwesen gekauft, welches nun den Sitz der Fourbs bildete. Joseph zog Fourb-House, das abseits von all dem Trubel der Hauptstadt und des Firmenhauptsitzes lag, als Domizil aber deutlich vor und verbrachte meist hier seine Zeit.
Er nippte nochmals an seinem Tee, bevor er sich zu seinem alten Freund hervor lehnte.

,,Castor, du weiß, ich freue mich immer wieder dich auch privat zu sehen, doch habe ich eine Kleinigkeit mit dir zu besprechen, die auch unsere Geschäfte betrifft."

Castor lehnte sich nun ebenfalls interessiert vor.

,,Ich dachte mir schon, dass es da etwas gibt."

Joseph knete sich die Hände. Er hoffte, Castor würde es genau so sehen wie er. Ansonsten könnte sich ihre Freundschaft am Scheideweg befinden. Doch dies war zu wichtig, um sich davor zu drücken.

,,Mein Enkel und Nachfolger, Aren, ist zwar noch nicht halb so alt wie ich, doch jung würde ich ihn auch nicht mehr nennen. Und doch hat er bisher noch niemandem gefunden um … naja, er ist immer noch nicht verheiratet. Ich möchte ihn eigentlich zu nichts drängen, aber wenn er keinen Erben hat, wird wahrscheinlich die Erbfolge nach ihm in Frage gestellt, du selbst weißt wohl selbst am besten, was das bedeuten kann."

Joseph schaute Castor tief in die Augen. Das Unternehmen, das einst von Castors Urahnen Ecclessis Figg begründet und später zum Figg Konglomerat herangewachsen war, war mittlerweile geteilt und geschwächt worden. Die einzelnen Tochterfirmen wurden unter verschiedenen Erben aufgeteilt, bis das einst so mächtige Konglomerat nur noch verschiedene einzelne Firmen waren, die außer ihrer Vergangenheit und dem Familiennamen ihrer Besitzer wenig gemein hatten. Joseph wusste, wie sehr dieser Umstand Castor zu wieder war. Die einzelnen Firmen waren zwar nach wie vor keine unbedeutenden Mitspieler in der Wirtschaft, an ihre gigantische Bedeutung aus vergangenen Tagen reichte jedoch keine mehr heran.
Doch er wollte nicht weiter darauf herumreiten und begann seinen Vortrag fortzuführen.

,,Nun, um zum Punkt zu kommen; du weißt wie sehr ich deine Familie und unsere Zusammenarbeit schätze, weshalb ich dir vorschlagen möchte unsere Zusammenarbeit durch ein ganz besonderes Band nochmals zu stärken. Deine Enkeltochter, Adriana, ist allgemein für ihr gutes Wesen, ihre Intelligenz und natürlich nicht zu vergessen für ihre Schönheit bekannt. Was würdest du davon halten, dass Adriana und Aren zusammen das Band bilden, welches unsere Firmen noch näher zusammenbringt? Wir müssen natürlich nichts überstürzen, sie können sich ja erstmal kennen lernen."

Castor lächelte freundlich.

,,Und deswegen ist dir so unangenehm zu Mute? In unseren Kreisen wäre eine solche Hochzeit doch nichts ungewöhnliches und vor allem mit deiner Familie wäre es mir eine Freude und Ehre. Hast du mit deinem Enkel schon darüber gesprochen?"

Joseph schüttelte den Kopf. Dies würde ihm auch nicht leicht fallen. Aren würde es alles andere als Gutheißen, wenn sein Großvater ihm eine Ehe aufdrängen wollen würde.

,,Bisher noch nicht. Er wird davon erstmal nichts hören wollen, aber er wird sich fügen, da es doch das beste für die Familie und die Firma ist."

,,Nun, dann ist es doch beschlossen. Ich werde mit meinem Sohn und Adriana sprechen und dann, sobald es möglich ist, Adriana zu dir schicken, damit du sie Aren vorstellen kannst."

Mit diesen Worten fiel Joseph ein Stein vom Herzen. Das es so gut laufen würde, hätte selbst er nicht gedacht.


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[ Uyter-System | Uyter | Fourb-House | Parkanlage ] - Joseph Fourb

Der gesundheitliche Zustand des Vorsitzenden der Fourb-Gruppe war wohl alles andere als beneidenswert, doch sobald sich Joseph Fourb in dieser abgelegenen Idylle von Fourb-House aufhielt, schienen seine Schmerzen und auch seine restlichen Leiden eher nebensächlich. Besonders die Parkanlage hatte es dem alten Mann angetan. Zwischen großen, alten Bäumen, auf einem wunderbar gepflegten Rasen konnte man den Blick zum etwas entfernten Haupthaus schweifen lassen oder Ersatzweise auch über das kristallklare Wasser der Bucht, welche sich vor dem Anwesen ausbreitete. Hier saß der Unternehmer in einem kleinen Pavillon und ließ sich von den Sonnenstrahlen bescheinen und von dem sanften Wind erfrischen. Neben seinem speziell auf seine Bedürfnisse angepassten Stuhl stand bereits ein anderer Sessel sowie ein Beistelltischchen mit Leckereien bereit. Hier würde gleich sein Enkel Julius platz nehmen. Wenn Joseph richtig informiert war, würde es bis dahin auch nur noch eine kurze Zeit dauern, hatte das Shuttle, welches Joseph losgeschickt hatte um Julius standesgemäß von Borosk nach Uyter zu bringen, doch seine Landeerlaubnis auf dem Stellplatz von Fourb-House schon erhalten. Als Joseph von den Fortschritten seines Enkels gehört hatte, bezüglich des Heilungsprozesses nach einigen Verletzungen, hatte er umgehend arrangiert, dass sich mit den behandelnden Ärzten des Horas-Resort in Verbindung gesetzt wurde um einen Besuch Julius auf Uyter so schnell wie möglich in die Wege zu leiten, ohne dabei irgendwelche Behandlungserfolge zu gefährden. Denn ein Treffen mit seinem Enkel, welcher bisher eher den Ruf eines schwarzen Schafes innegehabt hatte, war vor allem nach der letzten Zeit aus Josephs Sicht deutlich interessanter geworden. Aus vielerlei Gründen.

Besonders seine Karriere auf Borosk unter Aren hatte Julius aus der Sicht seines Großvaters deutlich interessanter werden lassen. Zu erfahren, wie sich sein Nachfolger als Gouverneur schlug, würde doch recht aufschlussreich sein und ihn hoffentlich nochmals in seiner Wahl bestärken, Aren als den nächsten Generaldirektor ausgewählt zu haben. Besonders wenn man es von jemandem erfuhr, der während einer der schwierigsten Zeiten unmittelbar bei Aren gewesen war. Auf der anderen Seite würde es aber auch mehr als nur interessant sein zu sehen, wie sich Julius geändert hatte, welchen Einfluss Aren auf das schwarze Schaf der Familie genommen hatte. Bisher hatte man nur wenig gutes von dem Jungen gehört, besonders in Anbetracht der Tatsache, dass die anderen Kinder Alberts eine recht ansehnliche Karriere in dem Unternehmen schon bestritten, oder es in absehbarer Zeit tun würden. Sich nun aber ein eigenes Bild von der Lage zu machen, würde nur vorteilhaft sein, war doch der Großteil seiner Informationen ihm bisher immer nur von Albert während ihren Gesprächen übermittelt worden. Zu den Kindern von Ismael und auch von Julia hatte Joseph ein gutes Band, hatten sie doch ihre ganze oder zumindest Teile ihrer Kindheit und Jugend auf Uyter, bei ihm verbracht. Alberts war mit seiner Familie beinahe nur auf Bastion geblieben und so hatte Joseph nie in einem besonders engen Verhältnis zu dessen Kindern gestanden, da auch Robert und Victoria hauptsächlich die Einrichtungen der Firma auf imperialen Boden im blick behielten.

Ein weiterer Punkt, der dieses Treffen interessant machte, war eine gewisse Emilia Flanagan. Die Flanagans waren ein ebenfalls sehr altes Unternehmergeschlecht Uyters, welche die Hebel in der Uyter-Farming Corp. in den Händen hielten und auch in der Politik Uyters sowie einiger Nachbarplaneten eine nicht unwesentliche Rolle einnahmen. Und Emilia war die Tochter des momentanen Familienoberhauptes, Ronan Seamus Flanagan. Die Fourbs unterhielten mit dieser Familie bereits seit längerem enge geschäftliche Beziehungen und verstärkten diese mindestens genauso lange schon immer wieder mit ehelichen Banden, sodass die Familien auch verwandtschaftlich eng verbunden waren. Die Fourbs setzten schon seit Generationen nicht nur auf ein funktionierenden Unternehmen, welches galaxisweit operierte, sondern wollten auch ihre Heimat nicht nur durch das Unternehmen, sondern auch durch die Familie selbst fest in der Hand halten. Man heiratete schon Ewigkeiten in die anderen, mächtigen Familien des Planeten und Systems ein und hatte zu manchen nochmals besonders enge Beziehungen, doch die Flanagans nahmen eine nochmals hervorstechende Rolle in der Intensivität dieser Bindung ein. So lag es recht nahe, dass Joseph Julius in den Sinn kam, als man wieder über eine Heirat sprach. Besonders mit dem Hintergedanken, Julius näher an Uyter und somit an die Fourb-Gruppe zu binden, welcher er bisher immer noch recht erfolgreich fern geblieben war.

Plötzlich trat einer seiner Bediensteten, gekleidet in einen schwarzen Livree, wie alle Angestellten von Fourb-House, an ihn heran und beugte sich leicht zu Josephs Ohr vor.

,,Sir, ihr Enkel wäre bereit. Kann ich ihn vorlassen?"

Joseph nickte nur und entließ den Diener mit einer Handbewegung. Nun sah er ihn also nach langer Zeit wieder, Julius Fourb, das schwarze Schaf der Familie.

[ Uyter-System | Uyter | Fourb-House | Parkanlage ] - Joseph Fourb
 
/// Uyter /// Shuttle im Anflug zum Fourb-House /// Julius Fourb

Der etwa einstündige Flug führte Julius vom nächstgelegenen Raumhafen über das kristallklar schimmernde Meer Uyters, hin zur himmlischen Bucht, über der eines der Schlösser seiner Familie emporthronte. Genauer gesagt handelte es sich dabei um das Fourb-House, ein Name, der auch Fremden bereits vieles verriet, schließlich musste es sich selbst innerhalb der famosen Bandbreite an Villen, Schlössern und Ressorts der Familie um ein ganz besonderes Grundstück handeln, wenn es den prestigeträchtigen Namen der reichen und zunehmend an Macht und Einfluss gewinnenden Fourbs trug. Der junge Offizier selbst ist auf Bastion großgeworden, doch hat einen nicht gerade unerheblichen Teil seiner Jugend auf Reisen in sämtliche von seiner Familie erstreckten Welten verbracht. Und auch Uyter war hierbei keine Ausnahme, schließlich handelte es sich bei dieser Welt um jenen Ort, den sein Großvater Joseph Fourb augenscheinlich präferierte. Somit war es nicht verwunderlich, dass Julius in seiner Kindheit und Jugend alle paar Jahre mit seiner Familie hierher gekommen ist, um im Fourb-House Urlaub zu verbringen. Doch um einen Urlaub sollte es sich bei diesem Besuch garantiert nicht handeln, das wusste der Offizier schon allzu gut, bevor er überhaupt die Reise angetreten war. Als er vor vier Tagen nämlich die Einladung seines Großvaters erhalten hatte, hatte ihn dies nämlich ein Stück weit überrascht, denn von einem wirklichen familiären Verhältnis zu Jopseh Fourb konnte er nicht wirklich reden. Es war nahezu auszuschließen, dass es dem Familienoberhaupt darum ging, seinen Enkel hier auf Uyter zur Erholung kommen zu lassen und sich mit ihm anzufreunden - denn diesem Gedanken stand ihre bisherige nicht vorhandene gemeinsame Geschichte konträr gegenüber. Stattdessen hielt sich Julius bei seiner mentalen Vorbereitung auf dieses Treffen der eigenen Art an die Erklärungen und Anweisungen seines Cousins Aren, der ihm vom neu entflammten Ehrgeiz und Expansionsdrang seines Großvaters berichtet hatte. Joseph Fourb hätte Pläne für Julius, dessen war sich der junge Sprössling der mächtigen Familie von Anfang an bewusst. Und er wusste ebenso, das am heutigen Tag nur eines zählen würde: und zwar einen guten Eindruck zu machen und seinen Großvater zu beeindrucken. Das war der einzige Plan, der zählte, nämlich der von Aren Vayliuar. Noch im Flug übermittelte er seinem Cousin eine knappe Nachricht:

/// Hallo, Aren

Ich befinde mich derzeit auf Uyter, um einer Einladung unseres Großvaters nachzukommen. Sei unbesorgt, ich habe alles im Griff.

Gruß, Julius ///
Als das Shuttle schließlich zur Landung ansetzte, erhob sich Julius aus seinem bequemen Sessel und griff nach seinem aus schwarzem Edelholz gefertigten Gehstock, dessen Knauf in Form eines silbernen Wolfskopfs verziert war. Ein Geschenk seiner Eltern und eine durchaus nützliche Stütze; vielleicht nur für die nächsten Wochen, vielleicht aber auch für einen längeren Zeitraum. Letztlich würden dies einzig und allein die medizinischen Befunde zeigen können. Als der Offizier also langsam von der Rampe trat, spürte er sofort das warme und sommerliche Klima und entledigte sich seines schwarzen Mantels, unter dem er ein schlichtes weißes Hemd mit aufgeknöpften Ärmeln und Kragen trug. Im Großen und Ganzen warf er ein makelloses Bild; sein Haar war frisch gescheitelt, seine Haut vollkommen rein und glattrasiert und auch der elegante Gehstock fügte sich in das Gesamtbild vorzüglich ein. Den Mantel übergab er dem Diener, der ihn von der Landeplattform durch den Hof hinein in den Park geleitete, der ein direktes Sichtfeld auf das Wasser bot. Schon aus der Ferne erkannte Julius das Oberhaupt der Fourbs, der unter einem Pavillon am hinteren Ende der Anlage saß und mit einer knappen Geste deutete Julius an, dass er von hier aus alleine weitergehen würde. Er überbrückte den eigentlich recht kurzen Weg denkbar langsam, ehe er schließlich unter dem schützenden Dach stand und in das denkbar alte aber nach wie vor Würde und Eleganz ausstrahlende Gesicht seines Großvaters blickte. Mit seiner Linken stützte er sich ab, während er Jopseh Fourb die rechte Hand zur Begrüßung entgegenstreckte:

"Großvater, vielen Dank für die Einladung. Wie ich sehe, hat sich nicht allzu viel hier verändert. Ein durchaus beruhigender Gedanke."

Der sagenhafte Weg der Gallionsfigur seiner Familie schien fest in dessen Aura verwurzelt. Er besaß eine Ausstrahlung, die nur so von Macht und Sicherheit strotzte, aber dennoch Herzlichkeit und Charme beinhaltete. Selbst in seinem stolzen Alter von beinahe einhundert Jahren hatte sich dies kein Stück weit verändert, ganz im Gegenteil; während es ihm früher stets egal gewesen ist und er sich für seine Familie kaum interessiert hat, konnte es Julius erst jetzt so richtig spüren. Die Aura seines Ahnen fing ihn beinahe so sehr ein, dass er dessen rücksichtslose Familienpolitik, den mangelnden Respekt vor seinem Status und Werdegang als Offizier des imperialen Militärs und nicht zuletzt seinen wirtschaftlichen Annäherungen an die republikanischen Hunde vergaß. Aber auch nur nur beinahe.

Nach der kurzen Begrüßung ließen sich die beiden Verwandten verschiedener Generationen schließlich nieder und vom bequemen Sessel aus hatte Julius einen vorteilhaften Blick auf das Meer. Er entschied sich dafür, darauf abzuwarten, was Joseph Fourb ihm zu sagen hatte und sah gespannt wartend gen schimmernden Horizont.

/// Uyter /// Fourb-House /// Parkanlage /// Julius Fourb, Joseph Fourb
 
[ Uyter-System | Uyter | Fourb-House | Parkanlage ] - Joseph Fourb

Es dauerte noch eine ganze Zeit, von der Ankündigung bis zum tatsächlichen Eintreffen seines Enkels, doch war dies keineswegs verwunderlich, zog man in Betracht, aus welcher Einrichtung Julius gerade kam. Als er dann schließlich vor ihm stand, machte er einen recht formidablen Eindruck, einem Fourb würdig, der von einem stillvollen Gehstock unterstrichen wurde. Albert konnte seinem Jungen ja vorwerfen was er wollte, doch keineswegs, dass es ihm an dem stilsicheren Auftreten eines Fourbs mangele. Ein Lächeln zog sich über das Gesicht des alten Mannes und für einen Augenblick stand die Freude, seinen Enkel mal wieder zu sehen, vor den geschäftlichen Beziehungen. Die Tatsache, dass der alte Mann sitzen blieb, würde Julius mit Sicherheit verstehen können. Geistig war der Generaldirektor noch vollkommen auf der Höhe, vielleicht mehr noch als manch einer, der 30, 40 Jahre jünger war. Doch bei seinem körperlichen Zustand machte sich dann doch sein Alter bemerkbar. Die entgegen gestreckte Hand umfasste Joseph mit seinen beiden und hörte Julius zu, welcher den Umstand hervorhob, dass hier alles noch so wie früher sei. Joseph lächelte erneut.

,,Jaja, das ist meine kleine Oase, hier wird sich wohl so schnell nichts verändern. Setzt dich doch, mein Junge. Ich habe von den Ereignissen auf Borosk natürlich gehört, da muss man die ohnehin schon strapazierten Muskeln nicht noch mehr belasten."

Josephs Blick glitt kurz über das Grün des Rasens und das Blau des Meeres. Wie friedlich und idyllisch hätte sein Leben verlaufen können, wäre er nicht der älteste Sohn eines der wichtigsten Männer des Planeten gewesen, der dessen Erbe fortzuführen hatte. Viel öfter hätte er sich mit seinen Enkeln zusammen setzten können und hätte bei Treffen wie diesen nicht noch das Geschäftliche im Hinterkopf behalten müssen. In letzter Zeit dachte er dies immer häufiger, doch auf der anderen Seite, wenn er diese vor Sentimentalität strotzenden Gedanken überdachte ... wie sehr hätte ihn ein solch eintöniges Leben gelangweilt, ohne das Geschäft und das Abenteuer. Dafür war Joseph nicht geboren worden, auch wenn er mehr und mehr merkte, dass seine Zeit für Abenteuer mit großen Schritten auf die Zielgerade abbog.
Dann fixierte Joseph sich wieder auf seinen Gast, schob seine rührseligen Gedanken beiseite und faltete die Hände über dem Bauch.

,,Bediene dich an den kleinen Leckereien und wenn du etwas trinken möchtest, sag es nur. Wir haben alles hier."

Ein Diener stand bereits hinter Julius bereit, der, sobald sein Enkel auch nur einen Wunsch äußerte, diesen erfüllen würde. Mehr und mehr kam die Interesse in Joseph hoch, an diesem doch so stattlich aussehenden, jungen Mann, der durch seine Eltern bisher immer nur als der Schandfleck der Dynastie bekannt war.

,,Nun erzähle aber mal, wie geht es dir mittlerweile und wie war deine Zeit so auf Borosk? Bevor diesen dramatischen Ereignissen. Ein wenig erzählte Aren mir bereits, doch er ist in letzter Zeit so furchtbar beschäftigt, dass da nicht viel Zeit für große Plaudereien bleibt."

Die Augen Joseph fixierten den jungen Offizier. Auf seinem Mund lag immer noch das freundliche Lächeln eines Großvaters und es wäre auch falsch gewesen zu sagen, dass das alles nur eine Maske wäre, falscher könnte man kaum liegen. Doch brannte hinter diesem freundlichen, vertrauenserweckenden Blick immer noch das Feuer eines Patriarchen, eines eisernen Geschäftsmannes und Dynastieführers. Und so bewegte ihn auch bei dieser eigentlich so belanglosen Frage die noch viel wichtigere Frage, wie sehr Aren aus diesem Jungen, der von dessen Eltern immer gerne unerwähnt geblieben war, einen Vorzeige Fourb geformt hatte. Würde er eines Tages das Ruder weiter an Aren geben, war dies doch von immenser Wichtigkeit. Der Generalvorsitzende der Fourb-Gruppe führte nicht nur das Unternehmen, er führte auch die Familie und das war mindestens genauso wichtig. Wie sehr war es seinem Erben also gelungen, sich in die Rolle eines Patriarchen einzuleben und Julius zu zügeln?

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Die recht ernste Miene des jungen Fourb schwand auch nicht, als ihn sein Großvater mit einem herzhaften Lächeln auf den Lippen andeutete, sich zu setzen. Julius war nie jemand gewesen, der viel lachte und einen Eindruck von Herzlichkeit und Charme erweckte. Stattdessen wirkte er die meiste Zeit über nachdenklich und versunken, manchmal sogar abwesend und vollkommen gleichgültig. Dazu kam, dass er vor allem in seiner späten Jugendphase nie auch nur ein Blatt vor den Mund genommen und mehr als einmal klar und deutlich geäußert hatte, wie wenig ihn die Geschäfte der Familie interessierten und dass ihn einige Details daran gar beschämten. Nichtsdestotrotz hatte er nie damit gezögert, gegebenenfalls auf das Vermögen seiner Familie zuzugreifen, schließlich hielt er es für sein Geburtsrecht, ebenso wie seine edle Abstammung, von der er seine prinzipielle Überlegenheit gegenüber anderen ableitete. Im Großen und Ganzen war sein Verständnis von Familie also mehr als zwiespältig und warf Fragen auf. Nur heute durfte er das nicht. Er war hier, um Joseph Fourb davon zu überzeugen, sich zum "Besseren" gewandelt zu haben. Oder besser gesagt, dass Aren dies vollbracht hat. Pflichtbewusstsein und Loyalität gegenüber der Familie waren die Säulen, auf denen er hierbei zu bauen plante.
Für einen Moment schwiegen die beiden Verwandten und blickten über das strahlende Grün des Gartens hin zum schimmernden Wasser des Meeres. Hätte sich Julius für einen anderen Weg entschieden, dann wäre dieser Anblick mittlerweile eine Gewohnheit und sein leben deutlich sicherer gewesen. Aber so funktionierte er nun mal nicht. Und Joseph Fourb musste endlich begreifen, dass seine militärische Karriere Möglichkeiten und Optionen für die Familie bot, die sein Vater Albert immer übersehen hatte. Aren hatte dies unlängst - ihm musste Julius das schließlich gar nicht erst erklären.

"Ja, danke"

Entgegnete er auf das Angebot und an den Bediensteten gewandt fügte er hinzu:

"Ein Glas Wein"

Mit einer Handgeste deutete Julius dem Diener an, seinem Wunsch nachzukommen. Die gesamte Körpersprache zeugte von seinem Privileg, Selbstverständnis und einer angeborenen Arroganz, die in diesen Kreisen vollkommen normal war. Sein Blick wanderte hinüber zum Oberhaupt der Familie, einem Mann mit Auge für diese Details. Mit einem nach wie vor freundlichen Lächeln bat Joseph Julius, von seiner Zeit auf Borosk zu berichten. Aren habe ihm bereits einiges erzählt, doch dessen zahlreiche Beschäftigungen seien im Weg gestanden, um tiefer ins Detail zu gehen. Julius verstand, dass er hierher eingeladen wurde, damit Joseph sich persönlich ein Bild von ihm machen konnte - losgelöst von den resignierten und hirnlosen Erzählungen seiner Eltern. Und genauso erkannte er im interessierten und herzlichen Blick des Patriarchen, dass ihm tatsächlich etwas daran lag, seinen Enkel kennenzulernen und einen Stolz zu entwickeln.

"Nun, mir geht es inzwischen wieder deutlich besser. Die Ärzte des Horas-Ressorts sind sehr zuversichtlich, dass ich zeitnah wieder den Dienst antreten kann. Aber wie Du siehst..."

Nun tat sich tatsächlich der Anflug eines Lächeln auf, als er seinen Gehstock leicht anhob. Wenn auch mehr ein Lächeln der gequälten Art.

"Bin ich noch nicht vollständig über dem Damm. Es wird sich noch zeigen, ob die Verletzungen langfristige Schäden hinterlassen werden. Doch im einen wie im anderen Fall; ich werde meine Pflicht wahrnehmen und die Familie als Offizier seiner Majestät weiterhin repräsentieren, und daran arbeite ich tagtäglich. Aren ist mir dabei eine gewaltige Stütze. Wir können wirklich stolz auf ihn sein und all die großartigen Dinge, die er vollbringt. Nach diesem grausamen Anschlag auf unser Leben alles unter einen Hut zu bringen und beständig weiterzumachen...es ist schon etwas Besonderes."

Inzwischen war der Diener zurück. Er reichte den beiden Fourbs je ein Glas mit Wein, dessen kräftiges Rot und dessen exquisiter Geruch von Qualität und einem stolzen Preis zeugten. Der junge Offizier stieß mit seinem Großvater an und gemeinsam blickten sie einmal mehr über das himmlische Paradies, das vor ihnen lag. Das war ihr Besitz und ihr Reichtum; niemand durfte es ihnen wegnehmen können. Gedanken, die Joseph Fourb wohl besonders umtrieben, als er in seinem stolzen Alter noch einmal zur Hochform auffuhr und die Zügel fest in den Händen hielt. Diese würde er auch nicht loslassen, so lange er noch lebte.

"Vor diesen ganzen verhängnisvollen Ereignissen war ich fest in der Gestaltung der Sicherheitspolitik von Borosk involviert. Gemeinsam mit Aren und seinem zuständigen Legaten haben wir alle Register gezogen, um Frieden und Stabilität zu schaffen. Die grenzenlose Dreistigkeit und Feigheit der Terroristen haben uns aber letztlich einen Strick durch die Rechnung gemacht. Nichtsdestotrotz haben wir gemeinsam wohl alles erreicht, was wir im Sinn hatten; denn wie Du siehst, ist Borosk befriedet und Aren befördert. Und das Beste steht gewiss noch bevor."

In seiner Stimme lag zu keinem Zeitpunkt auch nur ein bisschen Unsicherheit und Bedrücktheit. Julius zeigte keine Schwäche, niemals. Es war nicht in seiner DNA.


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Das Angebot, etwas zu trinken zu ordern, nahm Julius selbstredend sofort an und bediente sich dabei etwas, dass auch Josephs Geschmack traf. Mit einer kurzen Handbewegung schloss sich der Patriarch der Bestellung an. Ein Glas Wein hatte der alternde Mann noch nie ablehnen können, gerade nicht, wenn es sich um einen der überaus erlesenen Tropfen handelte, welche im Weinkeller dieses kleinen Paradieses schlummerten. Wie der Junge da so saß unterstrich nur nochmals, was Joseph vorhin schon bemerkt hatte, dass es seinem Enkel an dem Bewusstsein seiner Stellung definitiv nicht mangelte. Aber warum sollte man dies auch nicht zum Ausdruck bringen, gerade hier auf Uyter, wo die Fourb nach der Vertreibung des Adels quasi den Platz dessen eingenommen hatten. Die Familie, über die er schaltete und waltete, die er zusammen hielt, war durch harte Arbeit in die Position gekommen, die man nun, Generationen später, auskosten durfte. Doch tat jede Generation ihr möglichstes dafür, dass die nächste Generation eine noch ein wenig privilegierte Stellung genießen konnte. Und, ganz ohne Übertreibung, konnte man wohl festhalten, dass gerade Joseph diesen Auftrag wohl mehr als erfüllt hatte. Gerade jetzt am Ende seiner Ära, mit der Verbindung mit der Dynastie der Figgs und die Übertragung des Generalvorsitzes an einen aufstrebenden imperialen Politiker, hatte er einer ohnehin schon glanzvollen Zeit nochmals die Krone aufgesetzt. Unter Aren würde das möglich sein, wovon er immer geträumt hatte, dass die Fourbs eine Dynastie bildeten, die für ihren Reichtum, ihre Macht und ihren Einfluss in der gesamten Galaxie bekannt wären und geachtet würden. Und dieser Umstand war seiner Vorarbeit zu verdanken.

Julius antwortete auf die Frage, wie es ihm auf Borosk ergangen sei. Er machte keinen ganz schlechten Eindruck, war er doch schon zu Humor aufgelegt und seine Ärzte schienen ähnlicher Meinung zu sein. Das er sich noch nicht vollständig erholt hatte, war ja mehr als selbstverständlich. Aufmerksam lauschte Joseph den Worten seines Enkels. Die nächsten Punkte die er dann ansprach, stachen für Joseph besonders heraus. Sein Wille, trotz dieser Verletzungen weiter zu machen und in der imperialen Armee tätig zu werden zeugte von dem Biss, der in der Familie Fourb so typisch war. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn dieser Biss auch nochmals direkter der Familie und dem Unternehmen zugute gekommen wäre, doch hegte Joseph definitiv nicht eine solche Abneigung gegen die Berufung seines Enkels, wie dessen Vater. Als seine Tochter, sein Lieblingskind mit diesem Soldaten zusammengekommen war, war das damals schon ein herber Schlag in den Magen für ihn gewesen und hatte zu einem heftigen Streit zwischen ihm und Julia geführt. Das es am Ende trotzdem zu der Hochzeit gekommen war, lag wohl mehr an dem Starrsinn seiner Tochter, sowie der Tatsache, dass sie sein kleiner Liebling gewesen war, als an irgendwas sonst. Danach hatte es zwar seine Zeit gebraucht, doch irgendwann hatte er sich mit der Situation mehr und mehr angefreundet und er musste Bewiss definitiv zugestehen, dass seine Erziehung bei Aren großes geleistet hatte.
Und somit kamen sie auch schon zum nächsten Punkt, den Julius angesprochen hatte, der im Grunde nicht viel weniger als eine kleine Lobesrede über Aren war. Kurz lächelte Joseph auf.

Mittlerweile standen auch ihre Gläser Wein bereit und sie stießen gemeinsam an. Julius nippte nur kurz, doch reichte dies schon, um eine kleine Explosion der Aromen in seinem Mund auszulösen. Dann stellte er das Glas beiseite und widmete sich wieder voll und ganz seinem Enkel, welcher noch kurz erläuterte, was er vor diesem feigen Anschlag der Terroristen noch auf Borosk getan hatte und wie dieser im Endeffekt ihre Bestrebungen für Borosk kaum gebremst hatte. Seine Stimme klang klar und vor Selbstbewusstsein nur so strotzend, so, wie es Joseph gefiel. Der Junge sagte Joseph im allgemeinen sehr zu, hatte er doch nach den Erzählungen Alberts deutlich schlimmeres erwartet. Es war natürlich nur eine Vermutung, aber Arens Einfluss hatte auf den Burschen wohl mehr als positiv gewirkt. Wenn Joseph eine Sache jetzt schon aus dieser Unterredung gezogen hatte, dann, dass er mit der Wahl Arens als Nachfolger richtig gehandelt hatte, auf ihn würde er sich stützen können und was noch wichtiger war, auf ihn würden sich die Familie und das Unternehmen stützen können.

,,Das freut mich zu hören. Das alles. Gerade das du dich so gut mit Aren verstanden hast. Arens Zukunft wird stützende Hände in der Familie brauchen und ich glaube mit dir hat er einen Cousin, der ihm gut unter die Arme greifen kann, wenn es Not tut."

Das ganze war natürlich nicht nur als Lob zu verstehen, sondern genauso als Aufforderung und Erwartung Josephs. Aren würden keine einfachen Zeiten in Zukunft bevor stehen. Die Firma und seine Position in der Politik waren zwei Felder, die beide alleine schon sehr Kräftezerrend waren. Da konnte man über jede Unterstützung innerhalb der Familie dankbar sein. So hatte Josephs sich in seiner Anfangszeit besonders auf seine Schwester stützen können.

,,Ich finde es zudem ... bemerkenswert, wie treu du zu deiner Position in der imperialen Armee stehst. Ich weiß, dass gerade dein Vater ja alles andere als begeistert ist, dass du es nicht ihm und deinen Geschwistern nachtust und in der Firma, in der Familie aktiv wirst. Ich kann deinen Vater zwar teilweise verstehen, doch ganz so ablehnend stehe ich dem ganzen auch nicht gegenüber. Bei deinem Onkel Bewiss hat es zwar ein wenig gebraucht, bis ich mich damit anfreunden konnte, doch seitdem stehe ich dieser Thematik zumindest ein bisschen offener gegenüber. Zudem kann es ja definitiv nicht verkehrt sein, einen Angehörigen der Familie in den höheren Riegen der imperialen Streitkräfte zu haben, in die wir dich auch noch herauf bekommen werden."

Joseph nippte erneut an seinem Wein. Er war kein Freund davon, all zu lange um den heißen Brei herum zu reden. Die familiären, persönlichen Gespräche konnte man nachher weiter führen, doch zuerst wollte der Familienpatriarch auf das ,,Geschäftliche" zu sprechen kommen und diesen Punkt abhandeln, sodass er später den Kopf frei für persönliches hatte.

,,Ich werde ehrlich und direkt zu sein. Du kannst Stolz sein auf deinen Rang und deine Position, doch ich bitte dich darum, deine Pflicht der Familie gegenüber zu erfüllen."

Als Unbeteiligter hätte man meinen können, es ginge immer noch um persönliche Lappalien, doch wenn man genau aufpasste, konnte man schon eine gewissen, härteren Unterton bei Joseph heraushören, welcher bei dem kleinsten Widerwort klar in den Vordergrund treten würde. So hätte man das ,,ich bitte dich darum", auch einfach durch ein ,,ich setzte voraus" ersetzen können und Julius würde das wohl wissen. Seine nächste Frage würde in dem gleichen Stile folgen. Auf den ersten Blick ganz unverdächtig, doch schnell würde einem klar werden, dass die darauf folgende Antwort eigentlich irrelevant war.

,,Verfolgst du zur Zeit eine Romanze, mein Junge?"

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Es war für Julius nur schwer vorstellbar, wie sein Großvater Joseph Fourb mit aller Macht versuchte, die Zügel innerhalb der Familie zu halten und dabei treuen und geschätzten Familienmitgliedern wie Aren vor den Kopf stieß. So, wie er hier auf der Veranda saß, wirkte er zufrieden und friedsam, fast schon fürsorglich und ganz offensichtlich äußerst bemüht, einen guten Draht zu seinem Enkel aufzubauen. Der junge Offizier vermochte es noch nicht einzuschätzen, wie viel davon echt und wie viel gespielt war, doch musste er sich letztlich eingestehen, dass der Besuch anfänglich weitaus besser verlief, als er es befürchtet hatte. Es war dem Familienoberhaupt anzumerken, dass er so einige Geschichten von Seiten Julius' Eltern zu hören bekommen hatte in all den Jahren, denn einerseits wirkte er irgendwie überrascht über den ruhigen und reifen Auftritt des Sprösslings und andererseits schien er ihr gemeinsames Treffen mit Vorsicht anzugehen. Die Neuigkeiten über Julius' Fortschritte mit seinem Cousin Aren nahm Joseph erfreut zur Kenntnis und entgegnete, dass die beiden an einem Strang ziehen und sich gegenseitig unterstützen sollten. Der alte Mann nippte wieder an seinem Wein, was der zwei Generationen jüngere Nachkomme ihm gleichtat und zustimmte:

"In diesem Punkt kann ich dir nur rechtgeben. Aren und ich funktionieren wie eine fein geölte Maschine und genauso soll es auch weiterhin bleiben. Ich persönlich werde mein Bestes geben. Darauf kannst du dich verlassen, Großvater."

Doch nun nahm das Gespräch eine Wendung, die der junge Fourb noch weitaus interessanter fand. Denn Joseph kam erstmals - und damit tatsächlich erstmals in einem Gespräch mit Julius - auf dessen Laufbahn beim Militär zu sprechen und scheute dabei nicht davor zurück, die Ansichten seines Sohnes und Julius' Vater mit einzubringen. Alleine der Gedanke an die heuchlerische Ideologie seiner Eltern reichte dem Offizier, um einmal mehr zum Glas zu greifen. Die Anekdote über Bewiss Vayliuar war Julius bereits wohlbekannt, weil es ein einschneidendes Ereignis innerhalb der Familie darstellte, bei dem sich heute noch die Geister schieden. Selbst Julius wusste bestens darüber Bescheid, dass es sich bei Aren's Mutter Julia gewissermaßen um das Lieblingskind von Joseph handelte, eine Tatsache, die seinen eigenen Vater schon immer verfolgte und die Tatsache, dass dessen Schwester und Julius Tante das Privileg genoss, einen Offizier aus einer vergleichsweise niederen imperialen Familie geheiratet haben zu dürfen, tat ihr Übriges. Julius selbst hatte darüber noch nicht allzu oft nachgedacht; ihn interessierten weder seine Eltern, noch Bewiss Vayliuar, auch wenn dessen Laufbahn beim imperialen Militär durchaus inspirierend war. Doch jetzt, wo er so nachdachte, erkannte der Captain, dass dieser Teil ihrer Familie ihm eigentlich am Liebsten hätte sein müssen. Disziplin, Ordnung und Pflichtgefühl gegenüber dem Imperium waren Werte, die Aren damals offenbar anerzogen wurde, denn hierfür sprach nun wirklich alles, was dieser Mann in seinem Leben geleistet hatte. Joseph jedoch fuhr fort und gab zu, dass es durchaus nützlich sein konnte, einen ranghohen Militär in der Familie zu haben - und zu so einem würden "sie" ihn schon machen. Julius hob die seinem Großvater abgewandte Augenbraue; er war kein Idiot und wusste, dass der Einfluss seiner Familie ihm schon das ein oder andere Mal geholfen hatte, doch was diese Leute allesamt nicht verstanden, war dass ihn auf dem Schlachtfeld niemand unterstützen konnte. Denn dort halfen ihm nur sein Verstand und sein angeborenes Talent.

"Du kannst dich auf mich verlassen. Ich wurde dazu geboren, diesen Weg zu beschreiten, auch wenn meine Eltern das offensichtlich anders sehen. Im Endeffekt werde ich die Familie aber dort repräsentieren, wo sie momentan noch unterbesetzt ist und wo eine Menge verschiedenster Möglichkeiten liegen. Meine Geschwister, Cousins, Onkel und Tanten decken den unternehmerischen Teil der Familie aus meiner Sicht schon bestens ab. Doch dort, wo ich hingegen agiere, liegen meine Talente und Leidenschaften."

Er hatte es noch nie verstanden, weshalb genau es eigentlich so eine große Sache sein sollte, dass ein Mitglied der großen Familie den militärischen Weg beschritt. Er hatte vier Geschwister, die bereits für das Familienunternehmen arbeiteten oder sich darauf vorbereiten und einen kleinen Bruder, bei dem die Chancen ebenfalls ganz gut standen. Dazu kamen seine ganzen Cousins und Cousinen...im Grunde vermehrte sich diese Art von Fourbs wie Ungeziefer, während Julius sich für einen anderen Weg entschied, der aber trotzdem seinen Nutzen erfüllte. Alleine die Geschehnisse auf Borosk und sein Beistand für Aren sollten schon als Beweise genügen und das war erst der Anfang seiner Karriere.


Und genau dies griff Joseph auf, um auf den Punkt zu kommen und zu offenbaren, worum es ihm tatsächlich ging. Er holte zu großen Worten aus, meinte, dass Julius stolz auf seinen Rang sein sollte, doch dass er gegenüber der Familie eine Pflicht zu erfüllen hatte. Auch wenn es vielleicht nicht den Anschein erweckte, doch Joseph meinte diese Worte bitterernst. Und Julius konnte sich bereits ausmalen, worum es seinem Großvater letztlich ging. Aren hatte ihn gewarnt...

"Eine Romanze, ich? Ich...ich...nun, ich hatte für diese Art von Belangen in den letzten Jahren meiner Ausbildung keine Zeit übrig. Und jetzt, da ich meine erste Zeit im Dienst verbracht habe...du bist vermutlich mit den Vorschriften vertraut."

In Wahrheit waren es Gedanken, die er sich bisher noch nie gemacht hatte. Julius war schon seit seiner frühen Jugend ein versteifter und absolut zielgerichteter Anhänger des Militarismus und sah alle möglichen privaten Belange bisher als reine und unnötige Ablenkung. Natürlich empfand auch er manchmal das Bedürfnis nach ein wenig Nähe, doch hatte er diese Anflüge bisher erfolgreich mit seiner eisernen Disziplin unterdrückt. Er war aber kein Narr und wusste nun, was ihm blühte.

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Nun auch nochmals aus dem Mund seines Enkels zu hören, dass dieser und sein Erbe wunderbar zusammenarbeiten konnten, legte dem Familienpatriarchen doch noch ein ehrliches Lächeln auf die Lippen. So war er es Aren, besonders aber auch der Familie als Ganzem schuldig, dass nach dem Antritt seines Nachfolgers keinerlei große Erbstreitigkeiten oder Familienzwiste ausbrachen. Nur eine geeinte Familie, unter einem starken, einem einzigen Patriarchen würde genauso erfolgreich in die Zukunft blicken können wie bisher. Während seiner langen Zeit in dem Chefsessel der Gruppe hatte er so manches Beispiel gesehen oder zumindest davon gehört, wo eben genau die Tatsache zum Verhängnis geworden war, dass diese Tatsache nicht gegeben war. Das prominenteste Beispiel, der Bruderkrieg des Imperiums, sprang ihm da natürlich sofort ins Gedächtnis. Und damit eine solche Tragödie sich weder in dem Unternehmen der Fourbs, noch in deren Dynastie ereignete, sah es Joseph auch in gewisser Weise als seine Aufgabe, seinem Enkel Aren so viele treue Wegbegleiter mit auf den Weg zu geben wie möglich. Ein Blick in die Augen des Enkels, der nun neben ihm saß, verriet ihm, dass dieser genau ein solcher Wegbegleiter sein würde. Ein entschlossener Blick und so, wie es sich für einen Soldaten gehörte, lag auch Loyalität in diesem. Loyalität natürlich zum Imperium, aber so wie Joseph glaubte, auch zu Aren und auch zur Familie, auch wenn dieser letzte Punkt dem jungen Fourb vielleicht selbst noch gar nicht so bewusst war. Aber spätestens Aren würde diese Loyalität auch vollends wecken.

Als Joseph sich doch recht positiv über die Laufbahn seines Enkels beim Militär äußerte, griff Julius zum Glas und schien im Hinterkopf eher unangenehme Gedanken zu haben. Es war für Joseph nichts neues, dass sein Sohn die Karriere seines eigenen Sohnes nie gut geheißen hatte, im Gegenteil und so waren eher negative Gedanken wohl kaum verwunderlich, als das Wort kurz auf die Eltern des jungen Fourb fiel. Seine Antwort zeigte nur nochmals all zu deutlich, wie sehr er sich zu diesem Weg berufen fühlte und es lag keineswegs hier und heute in Josephs Interesse dies dem Jungen auszureden.

,,Es ist nie verkehrt, sich dem zu widmen, wo man am ehesten glänzen kann, durch die Talente und die Leidenschaft. Da stimme ich dir zu. Und das die Imperiale Armee eine Institution ist, in der die Fourbs noch stärker Fuß fassen können, steht wohl ebenfalls außer Frage. Das wir uns als Unternehmen mehr und mehr dem Imperium gänzlich zuwenden, ist ja bereits in der Presse das ein oder andere Mal zu hören gewesen. Selbst wenn du diese nicht liest, ist dir das ja aber wohl auch spätestens mit der Wahl Arens als meinen Nachfolger klar geworden. Würde ich Wert auf vollkommene Neutralität legen oder gar einen pro-republikanischen Kurs wäre meine Wahl wohl kaum auf einen aufsteigenden Stern der imperialen Politik gefallen."

Kurz nippte Joseph nochmals an dem Wein und plötzlich verspürte er den Wunsch, noch etwas hinzuzufügen.

,,Du musst aber auch ein wenig Verständnis mit deinem Vater haben. Er hat nichts dagegen, dass wir mehr Präsenz in dem Imperium und der Armee zeigen, doch hätte er sich wohl gewünscht, dass es nicht sein Sohn ist, durch den sich diese Präsenz zeigt. Ich habe ihn damals am stärksten mit in das Unternehmen genommen und vielleicht in dieser Hinsicht auch die höchsten Ansprüche an ihn gestellt von seinen beiden Geschwistern. Vielleicht hat er nun einfach das Gefühl, es genauso machen zu müssen mit seinen Kindern, dass es seine Aufgabe ist, diese fest in das Unternehmen zu integrieren."

Albert hatte es schon nicht leicht gehabt. Felizitas Tod hatte ihn damals, wie sollte es auch anders sein tief erschüttert und so hatte Albert eine alles andere als ruhige frühe Kindheit. War es nun sein hohes Alter, welches ihn mehr und mehr zu solch selbstkritischen Betrachtungen zwang oder der Wein, von welchem er zusehends immer weniger vertrug, doch irgendwie hatte er das Gefühl, zumindest ein wenig seine schützenden Hände um seinen jüngsten Sohn zu legen, der seine Mutter nie wirklich kennen gelernt hatte.

Als es dann zum ,,geschäftlichen Teil" kam, wenn man so wollte, war Joseph kurz froh darüber, ein wenig auf andere Gedanken zu kommen. Das Julius zur Zeit keine romantischen Ambitionen hegte und kaum Zeit dafür habe, wie er sagte, kam ihm sehr gelegen, so musste er doch nicht das Bild des all zu bösen Menschen spielen, der die Träume eines Jungen zerschlug. Die Vorschriften waren ihm zwar nicht wirklich bekannt, doch konnte er sich denken, dass Damenbesuch in einer Kaserne eher nicht gestattet war, war man nicht eben ein Mitglied des Oberkommandos. Joseph faltete die Hände. Sein Gesicht war nun nochmals bedeutend ernster geworden

,,Ich bin kein Freund all zu großer Geschwätzigkeit, wenn es denn um das Geschäft geht, also werde ich es dir ganz direkt sagen. Dein Beziehungsstatus wird sich in Kürze ändern. Die Uyter-Farming Corps. ist ein Unternehmen hier auf Uyter, mit dem wir schon seit Ewigkeiten beste Verbindungen unterhalten, geschäftliche wie verwandtschaftliche. Ich habe mit meinem gute Freund Ronan Flanagan gesprochen, dem Oberhaupt dieses Unternehmens, und es kam das Thema auf, dass er eine ansehnliche Tochter hat, die ins Heiratsfähige Alter gekommen ist, Emilia. Ich möchte, dass du sie heiratest, mit Ronan ist bereits alles abgeklärt und es bedarf nur noch dieses Gespräches, um eine Verlobung so bald wie möglich öffentlich bekannt zu geben."

Diesen doch recht harten Tobak ließ Joseph seinen Enkel erstmal verdauen. Das sehr aufwühlende Gespräch mit Aren, welches um dieselbe Thematik gekreist hatte, war ihm noch all zu gut im Gedächtnis und so ließ er Julius einen Moment durchatmen, bevor die Härte aus seinem Gesicht wich, er sich ein wenig vorbeugte und nun mit deutlich mitfühlenderer Stimme sich wieder an den Jungen wandte.

,,Ich kann mir denken, dass es nicht unbedingt das ist, was du dir gewünscht oder vorgestellt hättest, aber mit unseren Privilegien gehen auch gewisse Verpflichtungen einher und diese ist eine davon. Und Emilia ist ein wirklich liebes Kind. Sie ist vor kurzem 20 geworden, sehr ansehnlich und mit einem guten Gemüt. Ich habe schon das ein oder andere Mal mit ihr gesprochen und sie versteht es, einen zum lächeln zu bringen. Und was gerade für dich von Vorteil sein kann ist, dass sie keine großen Ambitionen hegt. Sie ist glücklich damit, für einen Ehemann und eine Familie zu sorgen und den Hausstand zu organisieren, dass versicherte Ronan mir. Sie ist vielleicht nicht das schlauste Kind, aber sie wird dich glücklich machen. Du wirst sie vielleicht nicht bei eurer Hochzeit lieben, vielleicht nicht am Tag oder Monat danach, aber irgendwann wirst du aufwachen, sie ansehen und glücklich sein. So war es bei deinem Vater und bei Generationen von Fourbs vor uns."

Lächelnd griff der alte Mann nach der Schulter seines Enkels, die er beinahe liebevoll tätschelte. In Momenten wie diesen kam dann doch auch der Großvater, der alte Mann in ihm durch, der seinen Enkeln das Beste wünschte und ihnen ein wenig nahe sein wollte.

,,Wenn du es möchtest, kann ich sie hierher einladen, dass du sie kennen lernst, bevor ihr tatsächlich heiratet."

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Ein Punkt lies Julius dann doch noch hellhörig werden, als es um das niemals endende Thema der von ihm getroffenen Entscheidung bezüglich seiner Karriere ging. Joseph Fourb deutete an, dass die Fourb-Gruppe im Begriff war, sich voll und ganz dem Imperium zuzuwenden und der Neuen Republik den Rücken zuzukehren. Der junge Offizier verstand nicht allzu viel von den Komplexitäten der Geschäftswelt, auch wenn er einige Dinge sicherlich ganz gut einschätzen konnte und ein angeborenes Gespür für die ein oder andere Frage besaß. So, wie das Unternehmen momentan aufgestellt war, konnte er aber kaum sagen, ob diese Zielsetzung seines Großvaters in absehbarer Zukunft überhaupt realistisch war. Genauso wenig konnte er abschätzen, wie ernst Joseph seine Worte meinte, oder ob sie nur gesprochen wurden, um seinen dem Imperium treu ergebenen Enkel zu besänftigen. Doch eine Sache war sich Julius fast gänzlich sicher; sein Cousin Aren war dem Imperium gegenüber ähnlich loyal, wie er selbst, vor allem nach den jüngsten Ereignissen. Und wenn er ihm weiterhin zur Seite stehen und dabei behilflich sein würde, die Zügel innerhalb der Familie an sich zu nehmen, würde er bei dem Verwalter vielleicht sogar schon bald so hoch im Kurs stehen, um diesen Gedanken noch einmal mit guten Erfolgsaussichten aufgreifen zu können. Joseph Fourb fügte noch an, dass Julius auch Verständnis für seinen Vater haben solle und erklärte den Ursprung von dessen Abneigung gegenüber seiner Karriere. Julius nickte nur. So etwas in der Richtung hatte auch er selbst immer vermutet, doch eine Entschuldigung für das ignorante Verhalten seines Vaters war dies noch lange nicht. Joseph wirkte deutlich besonnener und fähiger, Entscheidungen im Namen der Familie zu treffen, schließlich hatte auch er damals erst die Heirat von Arens Eltern ermöglicht.

Und dann kamen sie zum entscheidenden Punkt ihres Treffens und Julius erkannte sofort das zweite Gesicht seines Großvaters. Er war nach wie vor eine beispiellose Autorität und das merkte man auch. Seine Frage, ob Julius sich momentan in einer Romanze befand, stellte lediglich die Eröffnung des "geschäftlichen" Teils ihres Gesprächs dar, wie er es nannte. Und genauso wenig wie er in diesen Momenten um den heißen Brei herum philosophierte, erklärte er Julius sofort, dass sich dessen Beziehungsstatus in Kürze ändern würde. Der Captain räusperte sich kurz, oder versuchte es besser gesagt, denn letztlich war es ein nervöses Husten. Er musterte das Familienoberhaupt, der mit einer angeborenen Selbstverständlichkeit sofort zu den Details kam: Julius Fourb sollte, nein würde, Emilia Flanagan heiraten, die junge Tochter einer mächtigen Familie von Uyter. So, wie Joseph Fourb die Sache erklärte, war alles bereits abgesprochen und so gut wie besiegelt. Nur der "glückliche" Bräutigam der ganz wahrscheinlich ebenso glücklichen Frau musste zu guter Letzt noch über sein erwähltes Schicksal instruiert werden und genau das geschah nun. Julius unterdrückte den augenblicklich aufkeimenden Reiz, auf der Stelle aus der Haut zu fahren und atmete stattdessen tief durch, wobei er abermals zu Husten begann. Sein Großvater schien zu erkennen, oder besser gesagt mittlerweile Erfahrung darin zu haben, diese Art von Neuigkeiten an seine Nachkommen heranzutragen, wie zuletzt an Aren. So wandelte sich sein Gesichtsausdruck abermals und er beugte sich leicht vor. Und so verrückt es auch klingen mochte; die Worte, zu denen er nun ausholte, besänftigten Julius merklich. Erstens hatte er bei aller Liebe ohnehin nichts anderes zu erwarten gehabt, denn wieso auch sonst hätte ihn sein Großvater hierher nach Uyter eingeladen? Vor allem nach der Tragödie mit Aren und seiner Künftigen. Zweitens mochte es wohl stimmen, dass die Privilegien der Fourbs auch mit Verpflichtungen verbunden waren.

Doch es war ein entscheidender Punkt, der dem Offizier nun wie ein Geistesblitz erschien. Was, wenn diese Verpflichtungen in letzter Konsequenz auch nur weitere Privilegien waren? So, wie Joseph es erklärte, handelte es sich bei Emilia nicht um irgendeine hässliche Zwangsheirat, sondern um eine anscheinend zu allem Überfluss auch noch ansehnliche und gute Frau. Vielleicht nicht das schlauste Kind, in Josephs Worten, doch ebenso wenig vom krankhaften Ehrgeiz und Ambitionen befallen, die Julius irgendwann in die Quere kommen konnten. Julius musterte seinen Großvater und musste sich eingestehen, dass er sich tatsächlich just in diesen Momenten mit dem Gedanken anfreundete. Und wo Aren dramatischer und aufgebrachter reagierte, sah Julius nun die Chance, in eine gänzlich andere Kerbe einzuschlagen und einen bleibenden Eindruck bei seinem Großvater zu hinterlassen. Der junge Fourb wusste nicht, wie die Söhne und Töchter seines Großvaters zu ihrer Zeit diese Art von Neuigkeiten aufnahmen, doch wuchs in ihm das Verlangen, sich seinem Großvater von einer Seite zu präsentieren, die dieser bisher noch nie innerhalb seiner Familie gesehen hatte. Und die er wohl am wenigsten vom sogenannten schwarzen Schaf unter den Fourbs erwartete.

Julius räusperte sich kurz nach einem wohltuenden Schluck des Weins. Er wog seinen Gehstock in der Hand und musterte den silbernen Wolfskopf. Sein Großvater klopfte ihm beinahe entschuldigend auf die Schulter und bot an, Emilia hierher einzuladen, damit er sie vor ihrer Heirat kennen lernen könne.

"Nun, sie klingt nach einer guten Partie und wenn das, was du mir von ihr erzählt hast, nur halbwegs stimmt, kann ich mich nicht beschweren. Beim Imperator...auf eigene Faust hätte ausgerechnet ich mit Sicherheit keine bessere Frau gefunden. Dein Angebot nehme ich dankend an; ich freue mich darauf, die Gute kennenzulernen."

Manch einer hätte es so formuliert, dass Julius in diesen Augenblicken seine Seele verkaufte; seinen freien Willen und sein Recht, eigene Entscheidungen zu treffen. Doch so sah er es nicht einmal. Hinter jedem starken Mann stand eine genauso starke Frau, um ihn zu stützen. So hatte er es jedenfalls schon das ein oder andere Mal gehört. Und wenn sich Joseph Fourb die Mühe machte, eine solche Frau für ihn zu finden, leistete die Familie ihm in letzter Konsequenz einen großen Dienst und nicht andersherum. Selten hatte sich Julius befreiter gefühlt; er war zum ersten Mal stolz und glücklich darüber, ein Fourb zu sein.


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Während Joseph seinem Enkel ganz klar, ohne irgendetwas schön zu reden oder abzuschwächen, sagte, wie seine Zukunft in dem Punkt der Ehe aussehen würde, schienen dem Jungen die Worte zu fehlen. Das einzige was er herausbrachte war hin und wieder ein in Josephs Ohren beinahe gequältes Husten. Wahrscheinlich war das auch besser so, den wen man in dieser Situation als Betroffener den Mut fasste, das Wort zu ergreifen, waren die Worte oft doch sehr ... negativ belastet und machten die Sache nur unnötig schwer. Das sprach Joseph aus Erfahrung. Doch Julius blieb still, sagte nichts und ließ sich kaum etwas anmerken. In dieser Hinsicht war er seinem Vater vielleicht ähnlicher, als er es wahrhaben wollte. Von seinen drei Kindern hatte Albert die Ehe, die für ihn geschlossen worden war, mit einem von Loyalität und Pflichterfüllung gezeichneten beinahe Selbstverständnis angenommen, ohne groß zu murren. Damals hatte Joseph zwar schon gemerkt, dass Albert ihm diese Vermählung übel nahm, doch hatte sein Sohn sich nichts anmerken lassen. Ganz anders als Julia, die beispielsweise sehr, sehr aufgebracht gewesen war und sich schließlich dann sogar mit einem eigenen Kandidaten durchgesetzt hatte. Eine Ader, die sich dann auch bei ihrem Kind Aren gezeigt hatte.
Doch dann kam die vollkommene und vollkommen überraschende Wendung. Nachdem Joseph die etwas mitfühlenderen Worte an seinen Enkel gerichtet hatte, wirkte dieser auf den ersten Blick schon nicht mehr ganz so, als würde er eine gewissen Anspannung nur mühsam zurückhalten und als er dann schließlich das Wort ergriff, zeichnete sich auf Josephs Gesicht, nach einem kurzen Moment des beinahe ungläubigen Staunens ein äußerst zufriedenes Lächeln ab. Der Junge würde nicht nur nicht aufbegehren, er bedankte sich sogar, schien mehr als glücklich mit der Situation zu sein. Der Fourb, der von seinen Eltern immer am meisten heruntergeredet worden war, offenbarte sich nun als eine wahre Perle der Familie. Mit diesem Sinn zur Pflichterfüllung, dieser Loyalität, stellte er sogar seinen Vater in den Schatten. Die Mischung aus dem Training eines imperialen Soldaten und dem Blute der Fourbs ... das äußerst strahlende Ergebnis saß hier direkt vor ihm. Zufrieden, ja richtiggehend stolz klopfte der Großvater seinem Enkel erneut auf die Schulter.

,,Mein Junge, du schaffst es doch noch, einen alten Mann wie mich zu überraschen. So gehörte es sich für einen rechten Fourb."

Joseph strahlte Julius an. Die imperiale Armee, seine Gene, all das mochte an dieser Entwicklung nicht ganz unbeteiligt sein, doch letztendlich zutage gefördert worden, war sie wohl durch Aren. Mit ihm hatte er die richtige Entscheidung getroffen, seine Nachfolge anzutreten. Spätestens, wenn Julius wieder auf dem Heimweg war, würde er sich mit dessen Eltern unterhalten und seine äußerst positive Einschätzung des Jungen zum besten geben. Albert, welcher vorher schon viel von Aren gehalten hatte, würde durch diese Entwicklung wohl nochmal mehr auf Josephs Entscheidung der Nachfolge vertrauen. Zwar hatte er bereits vor der Ernennung Aren zu Josephs Stellvertreter nicht völlig unberechtigte Ansprüche seiner eigenen Kinder Robert und Victoria geltend gemacht, doch hatte er sich schnell wieder Josephs Meinung untergeordnet. Und wenn ihn nach all der Zeit nach dieser Ernennung die Geschehnisse um Aren und dessen strahlende Karriere noch immer nicht vollends von dessen Eignung überzeugt hatten, so würde dies nun aller spätestens mit der Bekehrung des für Albert bereits als verlorenen Sohn gebrandmarkten Julius passiert sein.

,,Emilia kann uns schon heute Abend beim Dinner Gesellschaft leisten, wenn du möchtest. Außer es wäre dir lieber, dich ganz privat mit ihr zu treffen. Falls du möchtest, überlasse ich euch beiden gerne den großen Speisesaal von Fourb-House und ich selber ziehe mich über den Abend in meine privaten Gemächer zurück. Ich richte mich da völlig nach dir, mein Junge."

Die Worte kamen völlig ernst gemeint aus Josephs Mund. Freundlich lächelte er den Sprössling seines Sohnes an. Wen man sich schon so hervortat, würde Joseph nur all zu gerne einmal für sich das Abendessen in eher gemütlicher Weise vor dem Kamin zu sich nehmen. Plötzlich kam ihm noch ein weiterer Punkt in den Sinn, über welchen er schon länger nachgedacht hatte, auch wenn er ihn nicht unbedingt in Beziehung mit Julius gesehen hatte. Doch eigentlich lag diese Verbindung mehr als deutlich auf der Hand und nach dessen äußerst zufriedenstellender Entwicklung wäre eine kleine Aufmerksamkeit vielleicht nicht ganz abwegig. Vor allem, da sie auch der Karriere des Jungen recht zuträglich sein konnte, über deren positiven Verlauf in der Zukunft sie sich vorhin noch ausgetauscht hatten.

,,Es gibt noch eine weitere Kleinigkeit. Bevor ich sie dir erläutere, sei gesagt, dass dir hierbei nun alle Entscheidungen offen stehen. Ich respektiere ein nein genauso wie ein ja, handelt es sich doch ohnehin um einen spontanen Einfall. Ein Freund und entfernter Verwandter meiner verstorbenen Frau, deiner lieben Großmutter, rief bereits vor einiger Zeit eine Stiftung ins Leben, welche sich zur Aufgabe genommen hat, Verletzten der imperialen Armee, welche nicht nur einen Kratzer abbekommen haben, sondern oft auch mit einem Trauma leben müssen so gut wie möglich unter die Arme zu greifen. Ich spende schon seit langem immer wieder im Namen der Familie kleinere Beträge, doch der Sohn des Stifters Mortimer Kane-Haylem tritt immer wieder mit dem Angebot an mich heran, ob ich nicht einen größeren Teil zum Stiftungsvermögen zutragen möchte und somit einen Platz im Kontrollrat der Stiftung erhalte. Er fragte mich erst vor wenigen Wochen erneut, deshalb habe ich das noch so präsent in Erinnerung. Für mich war das nie das Richtige, aber mit dir, der du ja ähnliches durchleiden musstest und anscheinend gewillt bist, näher bei der Familie zu stehen, scheint mir das wieder nach einer richtigen Option auszusehen. Was meinst du, hättest du Interesse einen Sitz im Kontrollrat einer solchen Stiftung wahrzunehmen, oder sonst vielleicht auch nur im Kuratorium, falls der Kontrollrat dir zu viel Arbeit ist?"

Joseph nippte nochmals am Wein, bevor er eilig noch etwas hinterherschob.

,,Eine solche Stellung dürfte deiner Karriere auch nicht ganz abträglich sein. Solltest du zudem zusätzliche finanzielle Mittel benötigen, um deine Aufgaben angemessen wahrzunehmen, lässt sich mit mir über alles sprechen."

Joseph lächelte erneut. Zwar war es ernst gemeint, dass Julius die Entscheidung völlig offen stand, doch im inneren würde es Joseph schon freuen, seinen Enkel in der Stiftung zu sehen. So ein Posten brachte doch einen gewissen, gesellschaftlichen Aufschwung und den Eindruck, den Joseph von dem Jungen bekommen hatte machte ihm Glauben, dass er dieser Aufgabe mehr als gewachsen sein würde. So wäre es vielleicht Verschwendung, dieses Angebot auszuschlagen, doch dies wäre nicht Josephs Sache, hier würde er sich mit Kommentaren zurückhalten, egal wie die Wahl des jungen Fourbs ausfiel.

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Es war für den jungen Offizier deutlich zu erkennen, dass seine Worte Joseph Fourb die Sprache verschlugen. Für ein paar Augenblicke verfiel sein Großvater in ein staunendes Schweigen, Momente, die Julius ganz besonders genoss. Nach all den Jahren, in denen er von seinen Verwandten dermaßen schlechtgeredet und durch den Kakao gezogen wurde, bewies er nun das Gegenteil dessen, was stets von ihm gehalten wurde. Er war als Offizier pflichtbewusst, pflichtbewusster als so ziemlich jedes andere Mitglied seiner Familie, auch wenn die meisten von denen zu verblendet waren, um das einzusehen. Aber eigentlich war es ja gar kein wirkliches Pflichtbewusstsein, welches ihn dazu brachte, den Entschluss seines Großvaters so vorbehaltlos und besonnen anzunehmen, sondern eine Mischung aus Opportunismus und Rachsucht. Zumindest eines davon hatte er sich bestens von seinem älteren Cousin Aren abschauen können, der bestimmt genau wegen seiner opportunistischen Ader so weit aufgestiegen war. Und die Heirat einer scheinbar guten Partie war es allemal wert, es seinen restlichen Verwandten heimzuzahlen. Joseph Fourb begann nun regelrecht zu strahlen, und seinem Enkel stolz auf die Schulter zu klopfen. Dieser erwiderte das Lächeln seines Großvaters und genoss es, dessen Worte zu hören. Joseph war überrascht und holte sofort zu lobenden Worten aus, die zwar letztlich knapp ausfielen, doch genau deshalb umso mehr Tragweite hatten. Julius hatte es geschafft, jenem Mann, der seit Jahrzehnten ihre Familie mit aller Macht und Souveränität anführte, sprachlos zu machen. Noch immer über beide Ohren grinsend nickte der Captain und zuckte beiläufig mit den Schultern, beinahe als hätte er mitteilen wollen "So war ich schon immer. Ihr habt es alle nur nicht sehen wollen", auch wenn er natürlich nicht leugnen konnte, dass Aren ihm in dieser Hinsicht in gewisser Weise die Augen geöffnet hatte. Sein Großvater meinte, dass Emilia Flanagan ihm noch heute Abend beim Dinner Gesellschaft leisten konnte. Julius überlegte kurz, nahm unterdessen einen weiteren Schluck des Weines, bevor er antwortete:

"Ausgezeichnet. Ich werde mal darüber nachdenken, wie ich es am Besten handhabe, aber hierher bitten können wir die gute Emily...ähm, Emila sofort. Sobald ich mich entschieden habe, werde ich dir sofort Bescheid geben."

Ehrlich gesagt hatte Julius keine Ahnung, was er nun tun sollte. Einerseits war er gespannt auf den Auftritt der künftigen Hüterin seines Hauses und obendrein erkannte er auch die Möglichkeit, konstant vor den Augen seines Großvaters weiter zu glänzen. In seiner jetzigen Verfassung war er nicht einmal in der Lage, einen ausschweifenderen Spaziergang mit seiner Versprochenen zu machen und sonst fiel ihm nicht wirklich etwas ein, das er gemeinsam mit ihr anstellen konnte. Also würde es wohl letztlich ein gemeinsames Dinner mit Joseph und Emilia und anschließend ein kurzer Spaziergang mit Emilia durch den Park des Anwesens sein. Denkbar wenig Aufwand, doch es sollte genügen, um genügend Eindruck bei ihr zu machen.
Und nun kam Joseph auf etwas zu sprechen, das Julius gar nicht mehr erwartet hatte. Scheinbar hatte sein Auftritt den Großvater so sehr überzeugt, dass dieser sich ohne weitere Umschweife dazu entschied, mehr auf seinem polarisierendem Enkel zu bauen. Genau hörte sich Julius den Vorschlag an und nickte immer wieder. Er hielt nicht viel davon, wie das imperiale Militär innerhalb der letzten Jahre zusehends verweichlichte. Die Ausbildung der Soldaten hatte stark nachgelassen, was Julius bei seiner eigenen Truppe deutlich spürte. Die frischen Unteroffiziere waren nicht mehr, was sie einmal waren und wie Julius es von seiner Zeit nach der Grundausbildung noch zu Kriegszeiten kannte. Der Captain war der Meinung, dass der Frieden mit der Republik das Feuer in vielen jungen Imperialen erloschen hatte, deren Fokus sich immer weiter weg von der Loyalität und Pflichterfüllung, und hin zu irgendwelchen verweichlichten Kindereien bewegte.

Dementsprechend fiel die Meinung des Offiziers über etwaige Stiftungen aus, die genau in diese Kerbe einschlugen. Julius selbst hatte dem Tod mehr als knapp ins Auge geblickt und verstörende Dinge gesehen und trotzdem sehnte er sich nichts mehr herbei, als wieder die Uniform anzulegen und vor seine Männer zu treten. Das war nichts für ihn. Eigentlich hätte er also sofort abgelehnt, doch ein solches Angebot aus dem Munde seines Großvaters konnte er kaum ablehnen. Und als dieser noch hinterherschob, dass dieses Engagement seiner Karriere förderlich sein würde, rang sich Julius schließlich dazu durch, einzuwilligen. Die Gefahr, sich zu viel zuzumuten, mit der Heilung, der Hochzeit und nun der Stiftung, ignorierte er komplett, stattdessen hielt er seinem Großvater das Weinglas zum Anstoßen hin:

"Und wieder gilt es für mich, mich bei Dir zu bedanken. Die Chancen, die hier liegen, sind schließlich nicht zu verkennen. Ich bin dabei, und zwar voll und ganz. Den Sitz im Kontrollrat werde ich besetzen und halten. Was das Finanzielle angeht, mache ich mir keine Sorgen. Allzu kostspielig sollte dieses Unterfangen schon nicht sein...allerdings werde ich, sobald ich geheiratet habe, einen angemessenen Wohnsitz für meine zukünftige Familie brauchen."

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