Weltraum (Neutral)

[Weltraum "F5" - Sternensystem BBh-78-G - Rand des Systems - In der Nähe des äußersten Planetens - Animorto - Maschinenraum - Hybris und Rah (NPC), Varensis und Ortho (NPCs)]

Achtundvierzig Stunden waren seit Beginn des Beschusses vergangen und inzwischen hatte sich einiges getan. Rah hatte es - auf Hybris Befehl hin - endlich geschafft dem Schiff einen Namen zu geben. Animorto hieß es nun und der Name war so zusammengesetzt und fiktiv wie die Sprache, aus der die Silben stammten. Es gab weder Muttersprachler noch ein komplette Schrift, doch dafür viel Symbolik, denn die Sprache sollte zum Kult gehören und irgendwie düster und tödlich klingen. An eben diesem hatte Rah weiter gearbeitet, während das Bioschiff Stunde um Stunde den eisigen Planeten beschossen hatte. Hybris, der im Augenblick alles andere als geduldig war und es doch sein musste, hatte dem ehemals gerüsteten Mann einige Freiheiten zugestanden und sich inzwischen an den Gedanken eines Kultes gewöhnt. Ein Kult, der zur Weltreligion werden sollte und dem Lord innerhalb einer Lebensspanne eines Menschen mit Millionen oder gar Milliarden Seelen beliefern sollte. Nur die Sache mit dem Seelenschwert hatte er noch immer nicht angepackt. Doch durch dieses mussten die Opfer ja sterben und Hybris war durchaus nicht entgangen, dass Rah diese Problematik ignorierte. Am Ende musste jedoch eine Art industrielle Massentötung stehen. Sonst war der Kult nur halb so interessant, wie er es sein sollte. Ungeachtet dessen versuchte der Darth sich in Optimismus. Denn selbst wenn dieser Fanatiker ihm keine Seelen brachten, so konnte er ja trotzdem Kapital daraus schlagen. Insofern war Hybris nach wie vor Pragmatiker.

Neben dieser Denksportaufgabe hatte es aber auch physischere Arbeit gegeben, die erledigt worden war. Die Animorto saß inzwischen auf dem Eisplaneten und filterte das Wasser, welches aus der Öffnung schoss. Mit Hybris Worten beschrieben, war es so, als würden sie auf einem ausbrechenden Vulkan sitzen und der Auswurf ging durch die verbundenen Organismen des Schiffes, die alles aus diesem Material filterten, was sie benötigten. Zu diesem Zeitpunkt stand auch eine unbegrenzte Menge an sauberen Trinkwasser zur Verfügung, weshalb so ziemlich alles – inklusive der Crew und Galain – geduscht und abgewaschen worden war. Glücklicherweise - wenn auch gewöhnungsbedürftig - besaß das Animorto-Kolektiv Drüsen und ein darin produziertes Sekret, welches als eine Art biologisches Shampoo eingesetzt werden konnte. Es schmeckte so widerlich wie es nach Chemie roch, doch es war gesundheitlich unbedenklich und säuberte nicht nur den Körper, sondern bekam auch Dreck-, Fett- und Blutflecken weg. Während das Bioschiff vor allem am Anfang sogar größere Lebensformen wie Fische aufgenommen und in Biomasse umgewandelt hatte, war die Crew dazu über gegangen alle Systeme des Schiffes kennenzulernen. Jeder, der mit ziemlicher Sicherheit hier bleiben würde, sollte alles tun können. Selbst
Chrysas Aufgabenbereich blieb davon nicht verschont, obwohl Hybris sie hoffentlich niemals würde ersetzen müssen.

Im Augenblick stand der Lord und sein Stellvertreter
Rah gerade im Maschinenraum und während letzterer noch ein paar Details über den Kult erzählte, sah sein Boss den beiden Cheftechnikern dabei zu, wie sie den Materiewandler in Gang zu bringen versuchten. Chrysa hatte ihnen vor nicht einmal einer Stunde eher zufällig davon berichtet, dass die Organismen im Herzen und Magen prinzipiell dazu in der Lage waren die Biomasse in eine gewünschte Form zu bringen und ihr eine Funktion zuzuweisen. Theoretisch sollten sie sich also Ersatzteile und sogar kompliziertere Gegenstände erzeugen lassen können. Hybris dachte dabei vor allem an einen Raumanzug für Außeneinsätze und die Landungsschiffe, die nämlich selbst über keine versiegelte Kabine verfügten, den Piloten also nicht mit Luft versorgen konnte. Für Hybris unverständlicherweise besaßen die beiden „Rochen“ zwar Funktionen, die Druck und Erschütterungen ausglichen, der Schwerkraft entgegen wirkten, vor Strahlung und Waffenfeuer schützten, doch eine Versorgung mit Luft oder sonst einem Gas war nicht möglich. Die Piloten saßen in einem Cockpit, waren in diesem so gut geschützt wie in jedem anderen Jäger und Transporter, doch Luft gab es keine? Er verstand es nicht und Chrysa konnte auch nur mit den nicht existierenden Schultern zucken. Die jetzigen „Rochen“ waren vollendete Geschöpfe. Selbst einen ausgewachsenen Menschen konnte man eher anpassen als sie. Deshalb ähnelten sie am ehesten auch Galain, den man ja auch nicht mehr verändern oder neue Organe einsetzen konnte. Das Immunsystem dieser fliegenden Geschöpfe ließ das nicht zu. Deshalb brauchten sie Raumanzüge mit eigener Atemluftversorgung. Aber noch waren die beiden Techniker nicht bereit, denn der Wandler war von Anfang an nicht aktiv gewesen, denn er verbrauchte viel Energie, Materie und „Rechenleistung“.

„Wenn das klappt, dann schaffen wir es doch noch nach Tawarwaith.“
„Hm?“
„Wandler -> Anzüge -> Rochen -> Station auf Tawarwaith finden.“
„Ach so, ja. Die konnte man von Außen ja nicht sehen.“
„Oder sonst wie mit Sensoren erfassen, ja.“
„Ich habe da eher an die grünblaue Kugel weiter im Inneren dieses System gedacht.“
„Aha?“
„Hast du nicht auch mal wieder Lust auf richtiges Essen? Früchte von Bäumen und Sträucher, Fleisch von Vierbeinern und Fischen? Eier von Vögeln und so weiter?“
„Du weißt, dass mir das egal ist.“
„Aber der Crew nicht. Ich denke, es würde die Moral steigern.“

Der ging es im Moment noch gut, denn alle waren beschäftigt und in naher Zukunft gab es keine Zeit um sich zu langweilen oder unterfordert zu fühlen. Andererseits gab es auch keine greifbare Perspektive, weil es keine Garantie für irgendetwas gab. Deshalb nickte Hybris schließlich und machte eine wedelnde Handbewegung, die als „Meinetwegen“-Geste zu verstehen war und die Rah auch so verstand, denn inzwischen hatte er sie oft genug gesehen.

Noch einmal 36 Stunden später waren sie hier fertig und die Animorto flog weiter in Richtung Zentrum des Systems. Auf der Brücke hatten sich zu diesem Zeitpunkt Hybris inoffizieller Beraterstab versammelt. Er selbst stand vor dem Auge, diesem den Rücken zugewandt und die Hände auf dem Rücken, während er seine auf den Stühlen sitzenden Berater anblickte. Entsprechend des Grades der Befähigung diesen Posten auszufüllen, saßen sie mal näher oder mal weiter von ihm weg. Gleich rechts saß deshalb
Rah und links Topoc, die vor allem über viel Lebenserfahrung und analytisches und logisches Denkvermögen verfügten, obwohl sie – dafür quasi zum Ausgleich – wenig umgänglich und sozial waren. Rah bemühte sich zwar sichtlich und schaffte es auch oft Unzulänglichkeiten zu kaschieren, würde aber nie bewusst den Mittelpunkt suchen oder eine Armee aus Freunden und Bekannten besitzen oder auch nur eine kleine Familie gründen. Topoc schaffte nicht einmal den Schein zu waren. Ein Sitz weiter auf beiden Seiten saßen die beiden Chefingenieure Varensis und Ortho, wobei Ersterer auf dem Stuhl stand und die Arme baumeln ließ und der Verpine dafür mehr darin lag als saß, als würde er schlafen oder sich furchtbar langweilen. Inzwischen wusste Hybris aber, dass er einfach nur gerne so saß und es weniger mit seinem Gemütszustand zu tun hatte. Dann kam zentral gelegen Chrysa in ihrem Tank und etwas dahinter versetzt saß Gedderone links und der König rechts. Von den beiden erwartete Hybris höchstens Expertenwissen auf ihrem Gebiet und ansonsten nichts. Noch ein Stück weiter standen dann Leira und Vaneb. Erstere sollte einfach nur zuhören und von Rah lernen, dem sie in den letzten Standardtagen ohnehin selten von der Seite gewichen war. Der Farmerssohn war ebenfalls in einer Art Lehre und sollte nur dabei sein und sich melden, falls er doch mal was wusste. Da Chrysa aber prinzipiell mehr über Flora und Fauna wusste, war auch der junge Teenager eigentlich nur ein Azubi. Nur eben ohne direkten Meister, dem er zugeteilt war. Alle anderen Crewmitglieder, die in den meisten Fällen entweder vor allem körperlich agierten und auch nur darüber etwas wussten, wurden gerade von Aramond und Maly eingewiesen, denn der Materiewandler funktionierte wieder. Und eingewiesen wurden sie in die Raumanzüge, von denen es bisher aber nur zwei gab. Der Wandler arbeitete zwar seit knapp zwanzig Stunden ununterbrochen, doch schnell war er nicht.

Das nun folgende Gespräch, in welchem es nur die Regel gab, dass man alle ausreden ließ, ging es um die baldige Landung auf dem vierten Planeten des Systems. Er war einer von zwei, die sich in der habitablen Zone befanden und der einzige, der schon genug Zeit gehabt hatte um höher entwickeltes Leben hervorbringen zu können. Humanoide gab es dort jedoch keine und auch sonst keine Anzeichen für eine intelligente Spezies, die sich selbst vernichtet hatte. Gelandet werden konnte aber nicht mit der Animorto. Weder besaß sie die nötigen Landestützen noch waren die Systeme auf so einen Energieverlust ausgerichtet. Prinzipiell gab es zwar Schutzschilde für den Eintritt in die Atmosphäre. Doch die nicht biologischen Schildgeneratoren musste durch Energieumwandlung betrieben werden und das wiederum würde die Biomassevorräte schmelzen lassen. Ohne Schilde zu landen wäre ähnlich kostspielig, da die Animorto danach gezielt die Hülle würde aufbauen müssen. Also blieben nur die Rochen. Die im Übrigen tatsächlich ohne Seil fliegen und auch wieder landen konnten. Besagte „Nabelschnur“ diente einem anderen Zweck. Die Landungsschiffe, die inzwischen jeder nur noch Rochen nannte, konnte ein Passagier und etwa 100 Kilogramm an Nutzlast mit sich führen, ohne dass es zur Beeinträchtigung der Flugeigenschaften kam. Sprich: Chrysa konnte nicht gewährleisten, dass sie den Planeten noch verlassen konnten, waren sie schwerer. Aber die Rochen hatten auch Vorteile, die andere Lander aus Metall nicht besaßen. Sie verfügten über einen chemischen Antrieb und der Treibstoff war exakt der selbe, wie der für das Mutterschiff und diese Biomasse wohnte eine extrem wertvolle Eigenschaft inne: Sie selbst produzierte aus organischem Material neue Biomasse. Solange noch genug im Magen des Rochen war, um den Umwandlungsprozess zu starten, konnte er quasi mit Bäumen, toten Tieren oder organischer Kleidung gefüttert werden. Nur eine Filteranlage gab es nicht. Einmal quer durch ein Meer fliegen würde die Reserven also nicht auffüllen.

Neben diesen Punkten, die in genau diesem Augenblick von
Rah für alle wiederholt wurden, wurde auch über die beiden Piloten gesprochen. Am Ende einer einstündigen Besprechung waren es dann sogar sechs Piloten, die sich abwechseln würden, um innerhalb eines Standardtages so viel wie möglich zu besorgen. Man würde sogar lebende Tiere mitnehmen und an Bord zu züchten versuchen, auch wenn Hybris wohl mit Abstand am wenigsten davon hielt. Da er sich aber nicht würde darum kümmern müssen und er mal wieder mit der Moral-Keule erfolgreich entwaffnet worden war, stimmte er schließlich doch zu. Sollten sie sich doch Haustiere besorgen. Chrysas Aufgabe war es dabei zu untersuchen, ob die organischen Proben vom Planeten den Magen und seine Biomasse verbessern konnten, damit sie mehr Energie heraus bekamen. Alle anderen arbeiteten entweder für die Piloten und das, was sie vom Planeten hoch holten, oder für Chrysa. Die konnten vieles an Bord tun, doch eigenständig den Magen befüllen und Experimente an der Biomasse durchführen nicht. Hybris würde als einziger keine eigentliche Aufgabe haben. Er würde auf der Brücke bleiben und alles beobachten und wenn nötig entscheiden, was zu tun war, wenn doch etwas schief ging. Und es würde irgendetwas schief gehen...

[Weltraum "F5" - Sternensystem BBh-78-G - Rand des Systems - In der Nähe des äußersten Planetens - Bioschiff - "Herz"-Brücke - Hybris, Chrysa und Galain (NPCs)]

OP: TW weil Zeit^^ - nach Bastion
 
Zuletzt bearbeitet:
[Weltraum (Neutral) | Im Hyperraum nach Serenno | MC80b „Rusty Reaver“ | Brücke | Etara, Spectre, Besatzung (NSC)

Es fühlte sich noch immer sehr, sehr aufregend an, auf der Brücke eines gewaltigen Schlachtschiffs zu stehen und zu wissen, dass man – von ein paar logischen Ausnahmen für eine Captain auf Probe natürlich abgesehen – über das Schicksal dieses stählernen Riesen bestimmen konnte. Etara konnte sich einer gewissen nervösen Freude nicht erwehren, die junge Chiss war gleichzeitig begierig, sich zu beweisen, begeistert von den Möglichkeiten, die sich ihr boten, und sorgsam darauf bedacht, diese einmalige Chance bloß nicht zu versemmeln. Die Gelegenheit, einen ausgewachsenen Mon Cal-Kreuzer zu befehligen, kam so schnell nicht wieder, es war der perfekte Auftakt für ihre geplante Karriere als ruchlose Piratin. Aber nur, wenn die clevere Blauhäutige es auch richtig anstellte und zeigte, dass sie mit dieser Verantwortung auch vernünftig umgehen konnte. Etara empfand einen Heidenrespekt für diese Situation und das war bei der abenteuerlustigen und verwegenen Kriminellen definitiv ein Zeichen dafür, dass sie die Angelegenheit korrekt angehen wollte. Fast unwillkürlich holte Etara leise Luft, sog mit einem Gefühl des Stolzes und der Befriedigung die kühle, gefilterte Raumschiffluft in ihre Lungen. Die „Rusty Reaver“ war jetzt ein Teil von ihr und sie war ein Teil des Schiffes. Teil der Crew, Teil des Schiffs, so lautete die alte Maxime. Von nun an waren die Sensoren ihre Augen, die Triebwerke ihre Beine und wenn nötig die Turbolaser und Ionenkanonen ihre Fäuste. Falls ihr der Sinn danach wäre, konnte sie kleinere Schiffe mit einer einzigen gut gezielten Salve zu Schrott verarbeiten, und beinah sofort kam das Bild hoch, wie die Chiss mit ihrem üblichen Fortbewegungsmittel, einem corellianischen Frachter, wohl gegen den „Rusty Reaver“ bestehen würde. Nicht lange, wenn sie es nicht schaffte, sehr, sehr flott außer Reichweite der Geschütze zu gelangen, und der Gedanke ließ Etara dann doch grinsen. Wäre auf jeden Fall eine interessante, wenn auch wohl einmalige Erfahrung, selbst mit ihrem Geschick am Steuer. Aber das waren – zum Glück – nur Gedankenspiele und nach einem kurzen Blinzeln und einem kräftigen mentalen Ruck war die Schmugglerin wieder ganz im Hier und Jetzt und voll auf ihre Aufgabe konzentriert. Sie hatte sich aus der durch eigenes Verschulden etwas ungünstigen Lage gerettet, jetzt durfte sie die Zügel nicht aus der Hand geben. Im Nachhinein hätte sich Etara dafür ohrfeigen können, dass sie so dämlich gewesen war, Nerra Kalea einen Vortrag zu halten statt ganz praktisch das Kommando zu übernehmen und zu zeigen, dass sie nicht bloß Wissen wiederkäuen konnte wie ein Bantha. Na ja, es brachte jedenfalls nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, momentan schien die Pantoranerin recht zufrieden zu sein. Mit Fehlern richtig umzugehen und ruhig zu bleiben war auch etwas, das ein Captain beherrschen musste.

In den nächsten Minuten, in der Zeit bis zum Erreichen des Hyperraumsprungpunkts, gab Etara ihrer Vorgesetzten und Prüferin keinen Anlass, etwas zu bemängeln. Konzentriert, aber keineswegs verkrampft, überwachte die Chiss die Vorgänge auf der Brücke, lauschte der ein oder anderen Statusmeldung, ließ sich einen Bericht aushändigen oder erteilte nach Rückfragen knappe, präzise Instruktionen in tadellosem, leicht melodischen Basic. Die Crew der „Rusty Reaver“ war erfahren, gut ausgebildet und hoch motiviert, alles klappte wie am Schnürchen und Etara war fast ein wenig enttäuscht, dass sie nicht eingreifen musste. Tatsächlich schien es so, als müsste sie keineswegs groß etwas tun, und so begnügte sich die blauhäutige Frau damit, zuzusehen und aufzupassen. Natürlich ging es auch darum, ein wenig Vertrauen in die Crew zu signalisieren, diese Leute brauchten kein Kindermädchen, das ihnen bei jedem Handgriff auf die Finger guckte. Ein guter Captain wusste, wann er intervenieren musste und wann es am Besten war, die Dinge einfach laufen zu lassen. Also verschränkte Etara die Arme hinter dem Rücken, schenkte Spectre ein kurzes Lächeln und genoss die Show. Es dauerte nicht lange, bis die „Rusty Reaver“ den Sprungpunkt erreichte.


„Letzte Berechnungen abgeschlossen, Kurs einprogrammiert. Alle Anzeigen grün. Wir sind bereit, Ma´am.“


Die Meldung kam vom Navigationsoffizier, dessen leichter Akzent und sorgfältig gebändigten Lekku auf eine Vergangenheit bei der imperialen Flotte hindeuteten. Es gab vermutlich nicht wenige ehemalige Militärs der beiden Großmächte und zahlreicher anderer Staaten auf diesem Schiff. Schließlich setzte man für Imperium, Neue Republik oder sonst wen täglich sein Leben auf´s Spiel, durfte sich von irgendwelchen arroganten Trotteln herumkommandieren lassen und kassierte dafür lediglich einen kargen Sold. Und wenn man Pech hatte und als Nichtmensch vom Imperium mehr oder weniger zwangsrekrutiert wurde, ging es einem erst richtig dreckig. Da bot das Syndikat doch deutlich bessere Bedingungen. So oder so, es schadete nicht, Leute im Team zu haben, für die Disziplin und Gehorsam keine Fremdwörter waren, von dem ihnen vermittelten Wissen einmal abgesehen. Zufrieden vernahm Etara also die Meldung von der Navigation und ließ sich zu dem Twi´lek dort zu einem wohlwollenden Lächeln herab.


„Ausgezeichnet. Sie haben Freigabe zum Sprung – bringen Sie uns schön in einem Stück nach Serenno.“


Das Schmunzeln färbte auf ihre Stimme ab, signalisierte, dass diese Worte keine Zweifel an den Fähigkeiten des Offiziers bedeuteten, sondern eine neckisch-trockene Herausforderung, Etara doch bitte zu beeindrucken. Und das ließ sich der Twi´lek nicht nehmen, Etara hatte selten einen so sauber vorbereiteten Hyperraumsprung erlebt. Gemächlich drehte sich die „Rusty Reaver“ in Position, fuhr die Sprungtriebwerke hoch und mit einem kaum spürbaren Ruck sprang das riesige Kriegsschiff in den Hyperraum. Vor Etaras Augen verzogen sich die Sterne zu Streifen und die Chiss nickte, angetan von dem, was sie gesehen hatte. Sie wollte gerade etwas sagen, da hörte sie das Geräusch von Stiefeln und ohne irgendeine Vorwarnung oder einen Kommentar stand Nerra Kalea auf, würdevoll wie eine Königin, die von ihrem Thron herabstieg, drehte sich um...und rauschte eskortiert von ihren grimmigen Leibwächtern davon. Etara ertappte sich dabei, wie sie a) für einen Moment die Luft anhielt b) ihre roten Augen etwas zu lang auf der ansehnlichen Rückseite der Pantoranerin hängen blieben und c) sie nun offenbar wirklich alleine klar kommen musste. Verärgert schien die hochrangige Kriminelle nicht zu sein, sonst hätte sie Etara wohl sofort ihres zeitweiligen Kommandos enthoben. Es schien so, als hätte sich die Chiss soweit bewiesen, dass sie nun keine direkte Aufsicht mehr benötigte, auch wenn Etara darauf wetten würde, dass Kalea weiterhin fleißig Meldung von der Brücke erhielt und im Notfall gleich wieder auf dem Stuhl sitzen würde. Der Stuhl des Captains...Etara ging beinah instinktiv darauf zu, hielt dann aber zum Glück inne. Dieser Platz war – noch – nicht für sie bestimmt, und auch wenn ihre roten Augen noch so wohlig darauf blickten, schlussendlich akzeptierte sie das und wandte sich wieder der Crew zu. Es war alles im Lot, niemand schien irritiert zu sein, dass Nerra Kalea nun nicht mehr auf der Brücke war. Hatte wohl alles seine Richtigkeit. Etara räusperte sich leicht und ließ sich einen aktualisierten Bericht über die geschätzte Reisezeit geben, dann trat sie ein Stück zur Seite und winkte Spectre dezent zu sich.


„Pateessa, einen Moment Ihrer Zeit, bitte.“


Noch förmlicher und kühl-distanziert hätte man diesen Satz wohl kaum aussprechen können und Etara setzte eine betont neutrale Miene auf, die erst etwas weicher und verschmitzter wurde, als Spectre so nah bei ihr stand, dass sie sich ungestört unterhalten konnten. Etara musterte ihre Freundin kurz aus roten Augen und wölbte dann fragend eine Augenbraue, ihre Stimme war leise, so dass dieses Gespräch unter ihnen blieb.


„Und, was meinst du? Auf einer Skala von eins bis zehn, wobei die zehn für „Blindflug in die Sonne“ steht, wie schlage ich mich? Ehrlich antworten – Befehl des Captains.“


Etara grinste verstohlen und wie zufällig streifte ihre Hand die der anderen Chiss, ein flüchtiger Moment, der ein angenehmes Kribbeln über ihre Haut jagte. Der angehenden Piratin fielen auf ein Anhieb ein Dutzend Möglichkeiten, wie sie sich die Zeit bis zur Ankunft bei Serenno auf angenehmere Weise als Rumstehen auf der Brücke vertreiben konnte, aber die Pflicht rief. Ein rascher Blick auf das Chrono zeigte, dass es zumindest keine Reise quer durch die Galaxis werden würde. Was sie allerdings wirklich an ihrem Ziel erwartete, nun, das war eine andere Geschichte.


[Weltraum (Neutral) | Im Hyperraum nach Serenno | MC80b „Rusty Reaver“ | Brücke | Etara, Spectre, Besatzung (NSC)
 
[Weltraum (Neutral) | Im Hyperraum nach Serenno | MC80b „Rusty Reaver“ | Brücke | Etara, Spectre, Besatzung (NSC)





Die Anspannung und Erregung Etaras war fast greifbar. Spectre fand es bewundernswert, wie die Schmugglerin sich trotzdem im Griff hatte. Emotionen waren für die Martitima immer ablenkend, egal in welcher Form. Und Ablenkung sorgte dafür, dass man Fehler machte. Ruhig und wachsam beobachtete sie die Blaue vor sich und die Crew auf der Brücke. Kaleas Auftritt hatte fast schon übertrieben pompös gewirkt auf die Scharfschützin, wie eine Königin. Vielleicht wollte sie das Ihrer Freundin auch mitteilen, die wahrscheinlich viel zu forsch gewesen war. Der Gedanke lies Spectre schmunzeln. Etara hatte sicherlich mit der Pantoreanerin geflirtet, ob etwas daraus geworden war? Im Grunde war es doch egal, solange sie jetzt wieder wusste wo sie ihre Aufmerksamkeit in dieser Ebene lassen sollte.


Als Kalea schließlich die Brücke verließ, schien Etara kurz zu überlegen, ob sie auf dem Stuhl des Captains Platz nehmen sollte. Aber sie entschied sich dagegen. Stattdessen kam Etara auf sie zu und gab ihr einen Befehl den sie mit einem


„Selbstverständlich“


quittierte. Sie folgte der Chiss etwas abseits der Brücke. Die Anspannung fiel dort etwas von Ihrer Freundin ab, dennoch war es eine offizielle Anfrage. Daher entschied sich Spectre für einen etwas formaleren Ton. Etara wollte sie bestimmt auch prüfen, daher nahm sie auch Haltung an.



„Ma’am, meiner Einschätzung nach würde ich sie bei einer 6 ansiedeln. Wobei ich die fachliche Richtigkeit, mangels geeigneter eigener Ausbildung, ihrer Befehle unterstellen muss. Sie wirkten leicht aufgeregt, das schätze ich aber auf Grund der Umstände als normal ein.


Des Weiteren scheinen Sie es allen Recht machen zu wollen. Sie sind der Captain. Die Meinung über Ihren Führungsstil ist unbedeutend. Das sollten Sie sich vergegenwärtigen.


Eine besondere Behandlung meiner Person und sei es nur mit einem Lächeln würde ich empfehlen zu unterbinden. Dass lässt sie schwach wirken.“


Spectre zögerte einen Moment.


„Darf ich offen sprechen Ma’am?“



Nachdem Etara ihre Erlaubnis gegeben hatte, entspannte sich Spectres Haltung minimal und sie seufzte.



„Dass wir zusammen sind, weiß die Mannschaft vermutlich schon. Du kannst mich nicht wie alle anderen behandeln. Egal was du tust oder sagst, solange es mich betrifft, werden sie anders werten und beurteilen. Du musst mich schlechter behandeln als anderen, härter rannehmen, härter disziplinieren. Nicht übertrieben, aber merklich für die restliche Crew. Damit zeigst Du, dass du mich nicht bevorzugst und hart bist, nicht nur zu mir, sondern zu allen. Zuckerbrot und Peitsche. Bleib gerne so wie du bist solange alles läuft.“



Kurz überlegte sie ob… ja.



„Und was das betrifft… so bleiben wie du bist…


Solange ich da bin gibt es gerade genug Etara für mich. Erwische ich Dich bei irgendwas….“



Sie ließ die Drohung offen und ja, dem Blick der Maritima nach zu urteilen war es eine Drohung, die Etara genau sagte, dass der Blick auf Kaleas Hinterteil nicht verborgen geblieben war. Dann nahm Spectre plötzlich wieder Haltung an.



„… zudem untergräbt es Ihre Autorität an Bord, wenn sie sich diesbezüglich so offen vor der Mannschaft zeigen. Es wird versucht werden das auszunutzen und damit kommt Unruhe in die Mannschaft.


Zusammenfassend sollten sie eine absolute Regel für sich aufstellen: Liebschaften beginnen und enden hinter der geschlossenen Kabinentür. Außerhalb hat so etwas auf einem solchen Schiff nichts, absolut gar nichts, verloren, Ma’am. Sie sind nicht mehr auf ihrem kleinen Hinterhof-Frachter, sondern auf einem Kriegsschiff. Was sie von Ihrer Crew fordern, müssen sie doppelt leisten.“



Auf die Berührung ging Spectre nicht ein, Etara hatte allerdings bemerkt, dass die Pateessa die Hand leicht weggezogen hatte.

Es waren Informationen, die Spectre im imperialen Geheimdienst gelernt hatte. Militär funktionierte so am besten. Alles andere führte nur dazu, dass Personen unaufmerksam wurden, die Tätigkeit vernachlässigten. Schlamperei und unzureichende Leistungen waren die Folge.





[Weltraum (Neutral) | Im Hyperraum nach Serenno | MC80b „Rusty Reaver“ | Brücke | Etara, Spectre, Besatzung (NSC)
 
[Hyperraum | auf dem Weg nach Ithor | „Rainbow Star“ | Quartier der Botschafterin] Akana Zaz, Assistentin Naomira [NPC] und Shandria Merisee Endeel auf dem Schiff

Die Tür ihres Quartiers öffnete sich zischend und Akana setzte sich im Bett auf. Die Nacht war wie immer kurz gewesen aber die Botschafterin fühlte sich doch recht erholt. Ihre Assistentin Naomira hatte mit einem Frühstück den Raum betreten und das Tablett auf einem kleinen Tischchen abgestellt. Akana schlüpfte in die Latschen neben dem Bett und blinzelte die Mon Calamari verschlafen an.

„Du sollst mir doch nicht immer ein Frühstück ans Bett bringen. Ich kann mich auch zu den anderen in die Kantine setzen.“

Naomira schenkte ihr ein breites Lächeln und wandte sich dann dem Schrank zu in dem sie gestern am Abend die Garderobe für heut zurechtgelegt hatten. Während sie die Kleidung heraussuchte antwortete sie auf den versteckten Tadel.

„Ich habe aber Freude daran euch mit einem guten Frühstück in den Tag starten zu lassen. Ihr wisst genau, dass ich es immer selbst zubereite Mylady. Also seien sie nicht so grummelig und machen sie sich fertig.“

Schmunzelnd begab Akana sich in den Badezimmerbereich des Quartiers und begann mit ihrer Morgentoilette. Da sie seit einiger Zeit nicht mehr schwimmen war fühlte das Wasser des Erfrischers sich gut auf ihrer Haut an. Nachdem sie soweit fertig war betrat sie in einen Morgenmantel gekleidet wieder den Wohnbereich. Naomira hatte das Quartier wieder verlassen und ihr Bett hergerichtet. Auf dem Tisch lag neben dem Frühstück ein kleiner Stapel Datapads und sie seufzte. Sie hatte sich damals nicht vorstellen können wie viel man als Vertreter eines Planeten zu tun hatte. Heute waren wieder Gespräche mit dem Vertreter eines Großunternehmens anberaumt. Der Wirtschaftsminister von Glee Anselm hatte sie darum gebeten die Bemühungen seinerseits, zu einer Geschäftsbeziehung mit dem Lebensmittellieferanten zu kommen, zu unterstützen. Laut ihren Informationen lag das Hauptquartier der Firma auf Ithor. Am Abend des heutigen Tages würden sie in republikanischen Raum eintreten und sich dann spät mit dem Abgesandten der Firma treffen. Sie nahm auf dem verschnörkelten Stuhl Platz und widmete sich erst einmal dem Essen. Der Kaffee roch verlockend und der Rest sah wie immer sehr gut aus. Nicht nur ihr Koch konnte gut kochen auch ihre Assistentin war recht bewandert im Zubereiten von Mahlzeiten. Während sie aß studierte sie eines der Datapads. Die Informationen waren recht Dröge und sie konnte sich noch nicht wirklich darauf konzentrieren. Der Summer der Tür ging und sie nahm die Tasse mit ihrem Kaffee in die Hand und ging mit den Datapads zu einem der Sofas herüber.

„Einen Moment bitte.“

Sie legte die Tasse ab und begann sich einzukleiden. Für den Anlass heute am Abend hatte sie sich ein rotes Kleid aus leichtem Stoff ausgesucht. Der Stoff war seidig und auch unter Wasser würde das Kleid nichts von seiner Eleganz verlieren. Dazu legte sie eine goldene Halskette an und wandte sich dann der Tür wieder zu.

„Herein!“

Es war wieder Naomira die sie mit skeptischen Blick musterte. Dann fiel der Assistentin offenbar auf was sie an dem Anblick der Botschafterin störte und sie trat zu ihr. Mit geübten Händen half sie Akana den Schmuck für die Tentakel anzulegen und lächelte sie dann an. Akana hob spöttisch eine Augenbraue was einen sehr merkwürdigen Anblick bieten musste denn ihre Assistentin prustete plötzlich los.

„Mylady, ihr dürft euer Gesicht nicht so verziehen. Das sieht albern aus. Ansonsten wären wir aber fertig. Eure Termine heute sind eng nacheinander. Zuerst werdet ihr in einer halben Stunde zu einer kurzen Besprechung mit Wirtschaftsminister Rogal im Kommunikationsraum erwartet. Er wird dann per Holoverbindung mit ihnen noch einige Einzelheiten Besprechen wollen. Dann liegt ein Mittagessen an und im Folgenden ist die Vorbereitung mit den Sicherheitsteams auf das Treffen mit Geschäftsführer Odoral wichtig. Dann habt ihr am Abend eine Stunde Zeit bis wir über Ithor aus dem Hyperraum fallen. Wir sollten dann pünktlich zur vereinbarten Zeit im Raumhafen eintreffen damit ihr pünktlich zu dem Geschäftsessen da seid.“

Akana nickte nur stumm und überlegte ob ihre Assistentin irgendetwas vergessen hatte. Die Gespräche mit Rogal waren immer mehr als Nervenaufreibend und Botschafterin Zaz hätte darauf sehr gern Verzichtet. Er würde sowieso nur wieder alles wiederholen und sie darauf hinweisen das es sich um eine äußerst wichtige Angelegenheit handelte. Als ob sie das nicht wusste. Er hatte sie sogar vor Reiseantritt noch einmal Aufgesucht um ihr alles z erklären. Zum sechsten Mal. Nunja das los einer Politikerin.

„Danke Naomira. Ich werde mich dann jetzt noch einmal mit den Daten über die Firma beschäftigen und dann werde ich mich mit dem Minister auseinandersetzen. Sag Sicherheitschefin Endeel das ich mich dann nach dem Mittag mit ihr zusammensetzen werde. Sie darf sich aber gern zum Mittag in der Kantine Begleiten.“

Naomira nickte und verschwand dann mit dem Tablett aus dem Raum. Akana beschloss die verbliebene Zeit zu nutzen um ganz in Ruhe Ihren Kaffee zu trinken und dann langsam zum Konferenzraum 1 zu gehen. Die Daten konnte sie auch später noch genauer Studieren.


Etwa drei Stunden später war das Gespräch mit dem Wirtschaftsminister endlich vorbei und Akana begab sich in die Kantine zu ihrem bevorzugten Platz. An dem Tisch wartete bereits ihre Sicherheitschefin auf sie, die wie immer einen Ernsten Blick zur Schau stellte. Akana setzte sich zu ihr und lächelte sie an.

„Entschuldigt meine Verspätung. Das Gespräch mit dem Minister hat sich mal wieder in die Länge gezogen. Ich hoffe es gibt heute etwas Gutes zu Essen.“

[Hyperraum | auf dem Weg nach Ithor | „Rainbow Star“ | Kantine/Resturant] Akana Zaz, Sicherheitschefin Endeel, Besatzungsmitglieder (NPC)
 
[Hyperraum | auf dem Weg nach Ithor | „Rainbow Star“ | Shandria´s Quartier] Shandria Merisee Endeel

Shandria öffnete die Augen und setzte sich in ihrem Bett auf. Müde rieb sie sich ihre Augen und sah auf die Uhr. 5 Uhr morgens. Zeit für die Sicherheitschefin aufzustehen und sich fertig zu machen. Sie hatte einen straffen Zeitplan wenn man an das später am Tag anstehende Gespräch von Botschafterin Zaz mit Geschäftsführer Odoral dachte. Es ging wohl um ein Abkommen oder etwas in der Art. Shandria würde die Einzelheiten eh wieder vergessen, selbst wenn man es ihr noch fünf Mal erkären würde. Merken würde sie sich das erst wenn die Fragen der Sicherheit geklärt worden wären. Und genau das war heute ihr wichtigster Termin nach dem Mittagessen. Sie musste mit dem Sicherheitschef des Geschäftsführers über notwendige Maßnahmen sprechen. Und wahrscheinlich würde das Ganze dann in eine Diskussion ausarten. Sie verdrehte die Augen als sie daran dachte. Die Frau ging dann ins Bad um sich fertig zu machen.

Nach einer Weile kam sie in der Uniform des Sicherheitspersonals wieder heraus. Die Halb-Rattataki seufzte leise als an ihrer Tür geklingelt wurde. „Herein.“ Sagte sie laut und sah zur Tür als sich diese öffnete. Im Türrahmen sah sie einen ihrer Kameraden der sie abholen wollte. „Ah hallo Kilran.“ Begrüßte Shandria den Nautolaner Kilran Moss mit einem Lächeln und trat zu ihm. „Hallo Shandria. Bist du soweit?“ Fragte Kilran und Shandria nickte. „Ja. Wie abgesprochen.“ Gemeinsam gingen sie durch die Gänge des Schiffes in Richtung der Kantine um gemeinsam zu frühstücken. „Wir haben nach dem Mittag einen straffen Zeitplan. Das Gespräch mit dem Sicherheitschef von Geschäftsführer Odoral steht dann an. Nach der Besprechung möchte ich das gesamte Team im Mannschaftsraum zur Besprechung der Einzelheiten und Beseitigung von eventuellen Unklarheiten.“ Kilran nickte. „Jawohl Ma´am.“ Sagte er und grinste sie an. Kurz darauf betraten die beiden die Kantine um etwas zu frühstücken. Einige der Anwesenden sahen auf und nickten Shandria und Kilran zu als die beiden an den Tischen vorbei gingen. Andere wiederum würdigten sie keines Blickes. Shandria hatte sich mit ihrer Art und Weise nicht nur Freunde gemacht wie ihr auffiel. Aber es kümmerte sie nicht weiter solange die betreffenden Personen ihr die Arbeit nicht unnötig erschwerten.

Nach dem Frühstück in der Kantine, welches mal wieder sehr gut gewesen war, machte Shandria sich auf den Weg zum Trainingsraum. Sie wollte den unbewaffneten Nahkampf trainieren. Sie musste in Form bleiben da sie sonst ihre Aufgabe nicht akkurat erfüllen konnte. Sie zog sich in der Umkleide ihre Uniform aus und schlüpfte in ihren Trainingsanzug. Dann betrat sie den Hauptraum und ging vor einem an der Decke hängenden Sandsack in Kampfstellung. Sie atmete tief ein und wieder aus. Dann ließ sie eine schnelle folge von Schlägen und Tritten auf den Sandsack einprasseln. Nach einer Weile bemerkte sie einen weiteren ihrer Kollegen, den Menschen Ray Telan. Der Mensch nickte ihr zu und kam näher. „Hallo Shandria.“ Begrüste er sie. „Hallo Ray.“ Sie bemerkte dass auch er seinen Trainingsanzug trug und grinste. „Wolltest du etwas trainieren?“ Fragte sie und er nickte. „Ja magst du gegen mich kämpfen?“ Fragte er und Shandria nickte. Die Hybride freute sich auf einen anständigen Kampf mit dem Menschen denn, das wusste sie aus eigener Erfahrung, er war alles andere als langsam. Shandria ging in Ausgangsstellung. „Viel Glück mein Freund.“ Sagte sie und griff ihn daraufhin an. Sie zielte mit ihrer rechten Hand auf seinen Bauch, nur um im nächsten Moment das Ziel zu wechseln und einen Schlag auf seine Brust zu landen. Er ließ im Gegenzug eine Folge von Schlägen gegen ihren Kopf und ihren Oberkörper auf sie einstürzen, welche sie nur knapp abwehren konnte. Im Kampftraining konnte Shandria alle Sorgen zumindest kurzzeitig vergessen und sich nur auf das hier und jetzt konzentrieren.

Nach dem Training mit Ray ging Shandria duschen. Das Training hatte ihr wirklich gut getan und Ray war ein anspruchsvoller Gegner, gegen den sie immer wieder gerne kämpfte. Doch dann kamen andere Gedanken. Die Gedanken an den bevorstehenden Einsatz. Der Erfolg dieser Mission würde maßgeblich davon abhängen wie gut das Sicherheitsteam des Geschäftsführers und ihr eigenes zusammenarbeiten konnten. Das Sicherzustellen war im Vorfeld Shandria´s Aufgabe. Deswegen gab es nach dem Mittagessen eine Besprechung mit dem Leiter der Sicherheit des Geschäftsführers via Holo. Die Botschafterin würde ebenfalls dabei sein soweit Shandria informiert war. Nach der Dusche war es auch schon Zeit für das Mittagessen und Shandria begab sich zur Kantine. Sie ließ sich an dem Tisch nieder an dem sie oft zusammen mit Botschafterin Zaz saß und wartete. Sie hatte wie immer einen ernsten Gesichtsausdruck. Die Hybride sah auf ihre Uhr und stellte fest das Zaz sich verspätete. Als sie die Nautolanerin sah nickt Shandria ihr zu. „Hallo Botschafterin Zaz. Das ist kein Problem, das Essen läuft ja nicht weg.“ Antwortete sie förmlich auf die Entschuldigung von Akana. „Ich weiß leider gerade nicht was es heute geben soll.“ Gestand die Halb-Ratattaki. Sonst wusste sie es immer ziemlich genau.

[Hyperraum | auf dem Weg nach Ithor | „Rainbow Star“ | Kantine] Shandria Merisee Endeel, Botschafterin Zaz, Besatzungsmitglieder (NSC)
 
[Hyperraum | auf dem Weg nach Ithor | „Rainbow Star“ | Kantine/Resturant] Akana Zaz, Sicherheitschefin Endeel, Besatzungsmitglieder (NPC)

Mit einem freundlichen Lächeln quittierte Akana die Antwort ihrer Sicherheitschefin, die offenbar genauso Ahnungslos war wie die Botschafterin selbst. Auch Akana hatte isich nicht Informiert was heute Serviert wurde. Sie war sich aber sicher, dass es wie immer hervorragend schmecken würde. Sie blickte sich um und versuchte einen Blick auf die Teller der anderen Gäste zu werfen. In der Kantine war es schon nicht mehr ganz so wuselig, denn die meisten hatten bereits gegessen und so konnte Akana erkennen das es wohl etwas mit Meeresfrüchten gegeben hatte. Ein Mann von den Technikern lächelte ihr fröhlich zu als sich ihre Blicke trafen und zeigte erst auf seinen leeren Teller und dann den Daumen nach oben. Offenbar hatte ihm das Essen sehr gut geschmeckt. Sie schenkte dem Mann ein strahlendes Lächeln und wandte sich dann wieder ihrere Sicherheitschefin zu.

„Dann sollten wir uns wohl überraschen lassen. Ich habe eine Pause aber auch bitter nötig. Du kannst dir nicht vorstellen wie anstrengend der Minister sein kann. Hätte ich Haare sie wären mir allesamt ausgefallen.“

Ein in weiß gekleideter Kellner trat an den Tisch heran und räusperte sich vernehmlich. Akana fand es zwar albern in einer Kantina einen Kellner zu beschäftigen der im grunde nur dazu da war eine Person zu bedienen, aber der junge Nautolaner hatte offensichtlich Freude an seiner Arbeit. Akana wäre die letzte die ihm dann seinen Job wegnehmen würde. Außerdem ging er auch sonst dem restlichen Personal zur Hand. Wie immer sah er sauber und gepflegt aus und in seinen Augen war die pure Lebensfreude zu sehen. Es erwärmte der Politikerin das Herz einen so glücklichen Mitarbeiter zu sehen.

„Mylady.“

Er deutete eine Verbeugung an und küsste dann ihre Hand. Ach welch ein Charmeur. Dennoch wirkte er frech und unbeschwert. Offenbar wusste er wie er auf andere Wirken musste und war sich bewusst wie gut er das hinbekam.

„Sicherheitschefin Endeel.“

Für die Rattataki hatte der Kellner nur ein freundliches Nicken übrig. Er hätte wohl auch Schauspieler werden können. Blitzschnell hatte sich sein gesamtes Verhalten geändert und war zum professionell kühlen Kellner geworden. Er wandte sich wieder Akana zu und sie beobachtete wie wieder ein Wandel im Verhalten vonstattenging. Nur einen Augenblick später war er wieder der hinreißende Kellner von vorhin und lächelte sie mit blitzenden Zähnen an.

„Wenn ich darf würde ich den Damen das Gericht des Tages bringen. Dazu empfehle ich einen sanften Schaumwein oder einen fruchtigen Saft.“

Akana warf einen Blick auf das Gesicht ihrer Sicherheitschefin und war kauzm überrascht sie noch immer mit dem Gleichen ernsten Gesichtsausdruck dort sitzen zu sehen, den sie eigentlich immer trug. Sie gab ihr ein Zeichen, dass sie doch zuerst ihre Wünsche äußern solle. Nachdem Shandria ihre Bestellung aufgegeben hatte wandte sich Akana wieder dem Kellner zu.

„Ich hätte ganz gern den Schaumwein und einen Saft. Wenn es keine Umstände macht natürlich.“

Der Blick des Kellners drückte einen Moment Überraschung aus dann lächelte er wieder breit und nickte.

„Aber Mylady. Das macht uns doch keine Umstände.“

Es lag ein gewisser tadelnder Unterton in seiner Stimme und Akana ärgerte sich darüber ein wenig. Warum erwartete eigentlich jeder, dass sie unbedingt besser behandelt werden wollte oder musste als andere. Seit sie zur Botschafterin ernannt worden war hatte sich ihr Leben verändert. Nicht nur das sie nun wesentlich mehr Credits verdiente nein sie wurde auch Umsorgt wie eine Königin. Natürlich hatte das auch sein Gutes. Für Wäsche waschen, Kochen oder gar Aufräumen hatte sie schlichtweg kaum Zeit aber das hieß doch nicht das sie alles hinterhergetragen bekommen wollte. An die vielen Dienstboten und auch die Bodyguards hatte sie sich so langsam gewöhnt aber das jeder meinte er müsse sofort Springen wenn sie was wollte, war ihr doch etwas unangenehm. Als sie nur die Augen etwas verärgert zusammenkniff aber nichts sagte verneigte sich der Kellner einmal in ihre und einmal in Shandrias Richtung.

„Ich bin gleich mit den Getränken zurück. Nur einen Augenblick Geduld meine Damen.“

Akana seufzte und sah dann Shandria an. Hätte sie es nicht besser gewusst, dann hätte sie gesagt das in dem Gesicht ihrer Sicherheitschefin die Spur eines spöttischen Lächelns zu sehen war. Shandria wusste wie genervt sie zuweilen war wenn man sie so umsorgte. Einmal war sie ausgerastet hatte rumgebrüllt und die Einrichtung des Zimmers in dem sie war zu Kleinholz verarbeitet. Shandria war nur stumm dabei geblieben und hatte alles womit man sich verletzen könnte aus Akanas Reichweite geschafft. Wie ein stummer Schutzengel hatte sie Gläser und Spiegel geschnappt und aus der Schusslinie gebracht. Erst als Akana dann atemlos und heiser auf einen Stuhl gesackt war hatte die Rattataki etwas gesagt. „Das solltet ihr dann wohl Aufräumen Botschafterin. Wenn ihre Assistentin das sieht dann schickt sie einen Putztrupp hier durch und schlägt alles in Watte.“ Einen Augenblick hatte Akana sie nur angestarrt und dann angefangen zu Lachen. Das war der einzige Moment in dem sie Shandria wirklich Lächeln gesehen hatte. Zusammen hatten sie dann das Zimmer wieder in Ordnung gebracht. Bis heute wusste sie nicht ob diese Aussage ein Scherz oder ernst gemeint gewesen war. Doch sie hatte gerade über etwas anderes Gesprochen und musste einfach mal ihren Frust loswerden.

„Wo war ich stehen geblieben… Ah ja der Minister hat mir wieder alles erklärt und mindestens zehn Punkte dreimal wiederholt. Als ich ihm dann sagte das ich das alles nun schon zum siebten Mal höre und mir sicher bin dass alles klappen würde, da sagte er nur: „Ich will nur sicher gehen das ihr auch alles bedenkt und Verstanden habt.“ Als ob ich irgendwie schwer von Begriff wäre! Wenn er mich für unfähig hält warum macht er es dann nicht selbst!“

Der Kellner kam wieder an den Tisch gehuscht und stellte die Getränke ab. Dann war er auch wieder verschwunden und Akana nahm einen Schluck von dem Wein. Er prickelte auf der Zunge und hatte ein angenehm mildes Aroma. Sie schwenkte ihn in dem Kristallglas und prostete dann Shandria zu nur um das Glas dann in einem Zug zu leeren.

„Aber lasst uns bitte nicht über die Arbeit sprechen. Dazu haben wir gleich mehr als genug Zeit. Wie war euer Tag bisher?“

[Hyperraum | auf dem Weg nach Ithor | „Rainbow Star“ | Kantine/Resturant] Akana Zaz, Sicherheitschefin Endeel, Besatzungsmitglieder (NPC)
 
Sujimis Sektor :: Maryx Minor:: Eremitorium des alten Ordens der Pessimisten :: Darth Draconis, allein


Vorstellungen über das Übernatürliche, das Metaphysische, Götter und astrale Wesen und wie man mit ihnen in Kontakt tritt sind höchstwahrscheinlich so alt wie die Galaxis selbst. Die ersten Zivilisationen entstanden und richteten ihren Blick nach oben, gen Himmel oder starrten in den Abgrund, erschaudernd bei dem Gedanken was sich in der unerträglichen schwarzen Leere befinden möge. Das Geheimnisvolle zieht Geheimnisvolles an, das Verborgene inspiriert die Neugierigen. Dabei ist die größte Barmherzigkeit dieser Welt ist die Unfähigkeit des Verstandes, alles sinnvoll zueinander in Beziehung zu setzen. Wir leben auf einer friedlichen Insel der Ignoranz inmitten schwarzer Meere der Unendlichkeit, und es war nicht vorgesehen, wie weit die verlorene Seele, welche in der schwarzen Flut von Ain herumirrte, diese Gewässer weit befahren sollte. Die Machtfühler der Entität steuerten alle in völlig verschiedene Richtungen und sie haben bislang nur wenig Schaden zugefügt, doch eines Tages wird das Aneinanderfügen einzelner Erkenntnisse so erschreckende Perspektiven der Wirklichkeit und furchtbare Aufgabe darin eröffnen, dass diese Offenbarung alle entweder in den Wahnsinn treibt oder aus der tödlichen Erkenntnis in den Frieden und den Schutz eines neuen dunklen Zeitalters flüchten lässt.
Bilder manifestierten sich vor dem inneren Auge der Entität, zogen wieder vorüber wie schwarze Rauchschwaden, unnahbar und nicht zu fassen. Die astrale Projektion war eine Kunst, welche nur wenige Beherrschten. Die Entität gehörte nicht dazu. Noch. Diese Form der Machtnutzung basierte stark auf Visualisierung, ein Vorgang der die Ruhe und Erdung einer Meditation verlangte. Nur dann hatte man das metaphysische Rüstzeug um eine Invokation durchzuführen. Der Autodidakt wählt dabei den schwierigen, steinigeren Weg. Sein Pfad führt an Hindernissen vorbei, die ein Initiat oder Novize dank eines Lehrmeisters nicht erklimmen muss, sondern eine helfende Hand gereicht bekommt. Doch das war nicht sein Weg.
Dünne Rauchschwaden erhoben sich in die Luft, erfüllten den Raum mit einem Duft erlesener Kräuter. Ihr starker Duft zog in seine Nase, schlängelte seinen Weg durch die Atemwege, direkt in die Lunge. Die Wirkung der Pflanzen entfaltete sich, sein Körper entspannte sich. Er spürte eine subtile aber doch vorhandene Vibration. War es der Kosmos, der nach ihm rief? Musste er der Widerstand sein, Die Antithese? Der Anti-Kosmos? Er erschauderte, seine Nackenhaare stellten sich auf. Seine Hände ruhten zusammengefaltet, Handteller aneinandergepresst, vor seiner Brust. Vor seinem inneren Auge visualisierte er den Raum, in dem er sich befand. Es wäre ein leichtes gewesen einfach die Augen zu öffnen, das was vor ihm ist mit seinem Körper direkt wahrzunehmen. Doch das war nicht der Weg das dritte Auge zu öffnen, das war nicht der Weg in die Mysterien der Macht einzutauchen und gierig das sich ihm präsentierte Wissen wie ein Schwamm aufzusaugen. Die kahlen, aus einem anthrazitfarbenen Stein gehauenen Wände boten den Schatten der Kerzenflammen die Bühne für ihren feurigen Tanz.

Rituelle Zeremonien der Sith sollten an trostlosen Orten durchgeführt werden, die das erhabene Gefühl wecken, das entsteht, wenn man das Schöne und das Schreckliche miteinander verbunden ist und eine unheilige Symphonie evozieren. Wüsten, Moore, Berge, verlassene Orte vergessener Kulturen sind ideale Orte. Doch auch ein Ort, der reich an negativen Energien ist, bietet sich für solche Zeremonien besonders an.

Die Hand nahm ein Stück längliche Kohle aus einem bronzenen Gefäß, umriss ein umgedrehtes Dreieck in die Luft und begann auf den Boden einen elfzackigen Stern zu zeichnen. Elf Kerzen fanden ihren Weg an die Spitzen dieses Sterns und wurden entflammt. Er weihte den Stern mit einem Räucherstäbchen. Danach nahm er einen Dolch in die linke Hand und richtet den wellenförmig geschwungenen Dolch in die vier Himmelsrichtungen, um den Ort zu reinigen.


„Taka zeech ma toka duuwaj.“

Der Ursprung dieser Worte entsprang einer rauen Stimme, die es nicht mehr gewohnt war viele Worte zu sprechen. Verbitterung aber auch eine unterschwellige Wut schwang in den Worten mit. Er wiederholte die Verse immer wieder, gelangte dabei in eine Art Singsang. Die Gedanken sollen gereinigt werden und sich den „unteren“ Teil des Gehirns konzentrieren, der oft als das „Reptilienhirn“ bezeichnet wird. Dabei streckte er seine Machtfühler aus, versuchte sie in das geheimnisvolle Gewebe der Realität eindringen zu lassen. Das Gewirr, dass sich vor ihm öffnete blieb jedoch diffus, er hatte Schwierigkeiten es genau zu fassen und nach seinem Gutdünken zu formen. Kleinere Gewirre waren nie ein Problem gewesen, er hatte sie oft evoziert, doch das war etwas anderes. Die Flammen der Kerzen tobten, die Luft in dem Raum begann leicht zu flimmern, doch es manifestierte sich nichts in dem elfzackigen Stern. Er versuchte seine Gedanken zu ordnen, den Strom und die damit zusammenhängenden Wogen zu steuern. Er öffnete die Tore seines Innersten und ein Schwall dickflüssiges, Blut gleichendes aber pechschwarzes Miasma manifestierte sich vor seinem Auge. Namen schossen vor seinem inneren Auge vorüber. Darth Allegious. Alle Wege führten zu ihm. Alle Bereiche strömten in seine Richtung. Er war der Nexus seines Hasses, der Abgrund seiner inneren Verkommenheit. Die Die Kerzenflammen schossen höher, als wäre ihnen mit einem Schlag mehr Sauerstoff zugeführt worden. Er war für sein Exil verantwortlich. Er hatte ihn in diese Situation gebracht. Der Halbnoghri würde dafür bezahlen. Er würde an seinem eigenen Blut ersticken, von seinen eigenen Automatateilen erdrückt werden. Sein Tod würde ihm die Freude bringen, die so selten Platz in seinem Leben gefunden hatte.
Mit dem Stück schwarze Kohle zeichnete er ein Symbol auf den grauen, grob bearbeiteten Stein des Bodens, in den Mittelpunkt des elfzackigen Sterns. Die Schriftsprache hat einen größeren Einfluss auf die Macht, als es den meisten Machtnutzern klar ist. Es ist ein verlorengegangenes Wissen, für manche einfach ein redundantes Wissen, denn die Mittel zum Zweck sind vorhanden und werden genutzt. Wieso tiefer in das Mysterium eintauchen? Anderen fehlt dafür schlichtweg das richtige Blut. Nicht jeder ist dazu bestimmt hinter den dunklen Schleier zu blicken, das arkane Wissen verbirgt. Intellektuell gesehen basiert sie auf einer Symbolsprache, die auf der Prämisse beruht, dass jedes Symbol in Form eines hierarchischen Systems steht und bei richtiger Nutzung in der Macht ein Potenzial entfaltet. Einige Symbole sind anderen überlegen, bestimmte Symbole korrespondieren situativ besser und andere wirken nur in Kombination mit anderen Symbolen. Alles in allem ist es irrelevant, ob der Nutzer daran glaubt oder nicht. Den Regen interessiert es nicht, ob der Baum an ihn glaubt, seine Blätter werden dennoch von den Tropfen benetzt.

Es diente der Fokussierung, doch auch das Symbol schaffte es nicht den Damm zu brechen. Er spürte, wie etwas in ihm ihn zurückhielt. Oder war es eine Kraft von außerhalb, eine Kraft jenseits seines Verständnisses, die ihm diesen Zugang verweherte? Er spürte die extatischen Energien durch ihn fließen, einem Höhepunkt zusteuernd, der Moment, in dem man sich fallen lässt und der Macht preisgibt, doch jedes Mal spürte er, wie etwas ihn zurück in den Kosmos schleuderte, aus seiner Trance heraus, unfähig den nächsten Schritt zu gehen. Der Frust bäumte sich einem grässlichen, struppigen Tier gleich auf, mit Sabber in den Lefzen wollte die immaterielle Bestie mehr, gierte nach mehr, doch bekam es nicht. Er spürte wie er seine Handteller unweigerlich fester aneinanderpresste, ein Ventil suchte um seine schäumende Wut zu kontrollieren. Seine Atmung wurde schneller, doch versuchte er mit tieferen Atemzügen dem entgegenzuwirken. Er spürte, wie der Duft der ätherischen Öle und Kräuter ihn betäubten, sein Kopf begann zu schwirren. Sein Drang nach Rache zügelte ihn, legte ihm Ketten an und störte seinen Fokus. Oder war das alles nur eine Ausrede? Fokussierte er seinen Zorn auf den Imperator, der ihm seine Zukunft im Orden der Sith zerstört hatte, statt seinen Zorn nach innen zu richten und gegen sich selbst vorzugehen? Darth Allegious hatte ihm Unrecht getan und ihn verraten, doch Verrat ist der Weg der Sith. Was hatte der Mensch denn erwartet? Stattdessen müsste sein Fokus darauf liegen die Ketten zu brechen, sich von seinem eigenen Trauma zu befreien und sich selbst zu gebähren, neu zu formen und zu definieren um schlussendlich seine Rache zu nehmen. Zu viel Zeit war vergangen. Zeit die er zur Retrospektion genutzt hatte, zur Fehlersuche und Selbstoptimierung. Sein Verstand funktionierte am besten, wenn er einen Plan hatte. Ohne eine Zielvorgabe trieb er besinnungslos in einer transzendentalen Obdachlosigkeit vor sich hin, ohne sein Potenzial zu nutzen. Er musste einen Weg zurück finden. Nicht weil er die Sith und ihre Ränkeschmiede vermisste, sondern weil er die Macht, die damit einherging, vermisste. Er hätte sich auf einer verlassenen Welt, abseits der großen Kriegsparteien niederlassen können. Eine primitive Zivilisation erobern und sich wie einen Gott verehren lassen können. War es schließlich nicht genau das, was die Jedi Exilanten damals mit der Sith Rasse getan hatten? Doch das waren ihm zu tief hängende Früchte. Er wollte die Macht über andere ausüben, die ihm mal ebenbürtig waren, die Macht haben und doch erkennen müssen, dass es ein Wesen über ihnen gibt. Er wollte dieses Wesen sein. Doch er hatte im Kampf versagt. Im Spiel um das Supremat konnte es nur einen Sieger geben und fürs erste hatte ihn der mechanisierte Noghri besiegt. Doch er würde zurückkehren. Er musste aktiv werden. Zu viel Zeit war bereits vergangen. Er hatte sich in Geduld üben müssen. Eine Lektion, die er wie die Pest hasste. Seine Gedanken rasten. Die Macht zog sich um ihn herum zusammen. Der Kerzenschein flackerte bedrohlich auf. Er musste sich eingestehen, dass er heute zu keinem Ergebnis kommen würde.


„ Zhol kash dinora.“

Mit einem Schlag löschten sich alle Kerzen im Raum, der beißende Geruch des Rauchs erfüllte die Luft des nun in völliger Dunkelheit liegenden Raums. Still blieb er sitzen, umhüllt in der Dunkelheit, die ihm Geborgenheit und Kraft gab. Licht und Dunkelheit, zwei Seiten der selben Medaille. Licht das blendet stürzt in die Dunkelheit, führt also zur eigenen Antithesis. Eine Lektion, welche die Jedi noch verinnerlichen würden. Doch sie waren nicht mehr auf seiner Prioritätenliste. Bevor er sich gegen den Intimfeind seines Glaubens richten konnte, musste er erst den Noghri beseitigen. Illusionen, die er sich in diesem Moment machte. Ohne Machtbasis, ohne ein nennenswertes Netzwerk war er ein nichts, ein gebrochener Mann am anderen Ende der Galaxis.

Als wäre dieser Gedanke das Schlusswort des Rituals gewesen, hörte der Exilant mehrere helle Glockenschläge, gefolgt von einem Poltern an seiner Tür. Die Tür glitt auf und ein hagerer, in einer grauen Kutte stand in der Tür, das von einem dunkelblauen Bart bedeckte Gesicht von einer tief ins Gesicht gezogenen Kapuze verdeckt.


„Bruder Nechesch, es wird Zeit für die Messe.“


Nechesch. Teil seiner Scharade. Ein Splitter seiner selbst. Als Darth Draconis würde er nicht in diesen Hallen weilen können. Er würde nur Unglück über diese diffus verwirrten Männer und Frauen bringen, die ihm Unterschlupf gewährt hatten. Eine eigenartige Sentimentalität überkam ihn, wenn er an diesen Kult dachte. Er war davon entfernt ihnen Vertrauen oder sogar Zuneigung zu schenken, doch erachtete er sie als nützlich. Sie nährten ihn mit negativen Energien, hielten seine Flamme aufrecht und lodernd.

Der Exilant erhob sich, klopfte auf seine Kleidung und befreite sie somit von der Asche der Räucherstäbchen und dem Staub sowie Ruß, der hier auf der Vulkanwelt allgegenwärtig ist. Auf einer Kommode stand eine Schale mit Wasser, er wusch sich die Hände und sah dann in den Spiegel. Dieses Gesicht hatte schon viele Veränderungen durchgemacht. Es schien, als habe er verschiedene Leben gelebt, die Zeugnisse dessen waren Anzeichen von ersten Furchen auf der fahlen Haut. Bogan gab und Bogan nahm. So war es gewesen und so wird es immer sein. Von diesem Gedanken beseelt, öffnete er die Tür und schritt hindurch.



Sujimis Sektor :: Maryx Minor:: Eremitorium des alten Ordens der Pessimisten :: Darth Draconis, allein
 
Zuletzt bearbeitet:
Sujimis Sektor :: Maryx Minor :: Eremitorium des alten Ordens der Pessimisten :: Darth Draconis und Konvent des alten Ordens der Pessimisten

Die Dunkle Seite der Macht kräuselte sich an allen Ecken des Eremitoriums. Auch wenn die hier lebenden Eremiten blind für die Kräfte des Bogans waren, trugen sie doch zur Verbreitung seines Werkes bei. Der alte Orden der Pessimisten war ein nützliches Werkzeug, eine Kongregation von Gleichgesinnten, die voller Wehmut und Fernweh in den Abgrund blickten und nicht zurückschreckten, sondern einen Schritt weiter gingen um sich der schwarzen Leere hinzugeben. Obwohl ihr Glaube dem Sith fremd war, hatte sich Draconis ihnen angeschlossen. In ihrer Mitte konnte er sich sicher fühlen in diesem Nexus der Dunklen Seite unterzugehen und nicht aufzufallen. Dieser Tempel war sein neues Zuhasue geworden. Die hohen Kreuzgänge des Eremitoriums waren aus rauem, anthrazitfarbenem Stein gehauen. Der gesamte Tempel war von einer höheren Mauer umgeben und sollte die Abgeschiedenheit als auch den Wunsch nach Einsamkeit der Eremiten ausdrücken. Die älteste Anlage und die Unterkünfte der ersten Eremiten waren aus Holz. Selbst ohne Anhänger der Pessimisten zu sein, hätte der Exilant ihnen sagen können, dass dies eine schlechte Idee auf einer vulkanisch sehr aktiven Welt sei. Natürlich brannten diese ersten Gebäude restlos dank Funkenflug, Lavaerruptionen und anderer feuriger Gründe ab. Die Fundamente des tetrakonchalen Zentralbaus wurden daraufhin in Lavastein gebaut. Da sich das Eremitorium in der Nähe eines Geysir Feldes befanden, konnte das Gebäude mit thermischer Energie betrieben werden.
Das strenge Ordensleben kam dem Sith im Vergleich zum Leben auf Bastion asketisch und teilweise strikter vor. Die Sith pflegten zwar einen rauen Umgangston und waren versessen darauf ihren Nächsten zu beerben, allerdings gönnten sie selbst den Jünglingen mehr Freiheit in der Gestaltung ihrer Freizeit. Das Leben war durchgetaktet. Gebete, Arbeit, Meditation, Schlafenszeiten, alles war geregelt. Fand man andere Glaubensbrüder nach den Sperrzeiten in den Gängen, konnte das Repressalien nach sich ziehen. Für einen Machnutzer, der die Kunst der Illusion und Gedankenmanipulation beherrschte war dies kein Hindernis, sodass sich der Exilant nicht wirklich gefangen fühlte, allerdings wollte er den Einsatz der Macht tunlichst vermeiden und so keine Angriffsfläche bieten. Der Bruder, der ihn gerufen hatte, beaufsichtigte auf den Gängen, dass auch ja alle Glaubensbrüder sich im Hauptsaal des Tempels einfinden würden um gemeinsam den Ritus zu zelebrieren. Wenn man bedachte, wie grundlegend negativ die Lebenseinstellung dieser Wesen war, hätte ein Häretiker behaupten können, der Ritus mache ihn gar Spaß. Doch sowas sollte man als Bruder des alten Ordens der Pessimisten lieber nicht laut sagen. Draconis hatte beobachtet, wie Mitglieder der Kongregation einen anderen Glaubensbruder sozial ausschlossen, weil dieser sich zu oft positiv geäußert hatte. Gelegentliche Vergehen waren nicht ahndungswert, doch wenn man sich dem Optimismus hingab, war man in den Augen dieses eigenartigen Glaubens ein Ketzer. Die Pessimisten begründen ihren Glauben damit, dass es ihren Orden, bewusst oder unbewusst, schon immer in der einen oder anderen Form gegeben hatte. Wer sich vor wilden Tieren fürchtet, begibt sich vermutlich nicht unbewaffnet in den Wald. Wer nicht gleich alles in den Mund steckt, bleibt vor mancher giftiger Beere verschont. Statt vor einer Situation wegzulaufen, schrauben sie ihre Erwartungen runter. Sie spielen durch, was schiefgehen könnte und überlegen sich, wie sie das verhindern können. Am Ende sind sie bestens vorbereitet. Einer der Kernlehrsätze dieser Kongregation war „wer danach strebt, hat schon verloren. Denn je fester wir unseren Blick darauf heften, desto mehr entzieht es sich uns.“ Ein für den Sith vollkommen abwegiger Gedanke. Er war quasi darauf trainiert worden stets nach mehr zu streben, immer höher hinaus zu wollen und sich nicht von Hindernissen stoppen zu lassen. Dies machte aus den Sith, in den Augen des alten Ordens der Pessimisten, einen Orden der Optimisten. Denn auch wenn beide Glauben dem Credo „Leben heißt Leiden“ folgen, nutzen die Sith das Leid um ihre Macht zu steigern und einen Nutzen daraus zu ziehen. Der Optimismus war sozusagen der Erzfeind dieser Glaubensgemeinschaft, wodurch der Exilant zu einem Wolf im Schafspelz in ihrer Mitte wurde, von dem sie nichts ahnten. Sie hatten keine besondere Affinität zur Macht, in den Augen dieser Eigenbrötler waren Ashla und Bogan Teil desselben Übels, einer übernatürlichen Kraft die nur schlechtes nach sich ziehen könne. Frei nach dem Motto ein Abgrund folgt dem nächsten.

Der Glaube des alten Ordens der Pessimisten in diesem Eremitorium findet seinen stärksten Ausdruck in der Feier der zahlreichen Messen. Das pessimistische Ritual mit seinem Höhepunkt der pessimistischen Liturgie ist das glaubenstheoretische, aber auch liturgisch-praktische Zentrum dieses Kultes. Seit der ersten Zeit bis in unsere Tage dient die Musik dem Vollzug des pessimistischen Kultus. Die Tatsache, dass es keinen „Psalmodie“ gibt, bezeugt den gewichtigen Platz der liturgischen Musik in dem alten Orden. Von Anfang an hat die liturgische Musik der Pessimisten zusammen mit der Architektur ihrer Tempel, der Schnitzkunst, der gesichtslosen oder trauernden Ikonenmalerei und der Hymnographie zu den erhabensten Künsten im Glauben der Pessimisten gehört, durch die sich die Gläubigen bemühen, jede Hoffnung fallen zu lassen und stets mit dem Schlimmsten zu rechnen. Kern der in diesen Tempeln praktizierten Musik war schon immer und ist weiterhin die reine Vokalmusik. Die Abwesenheit von Musikinstrumenten ist kein Mangel, sondern eine theologisch und anthropologisch begründete Selbstverständlichkeit. In der pessimistischen Tradition gilt die vom Kosmos geschenkte menschliche Stimme als das natürlichste und perfekte aber auch abscheulichste Instrument zum Ausdrücken des „Wortes“ und darüber hinaus der Musik, welche den geschriebenen Text musikalisch wiedergibt. Dieser Gegensatz bestimmt das Denken der Pessimisten. Was gut oder gar beinahe perfekt ist, ist trotzdem zum Scheitern verurteilt. Die Stimme ist, so wie ihr Nutzer, der Endlichkeit offenbart und in diesem Sinne kann es nur ein schlimmes Ende nehmen. Das monophone Melos, also die pessimistische Psalmodie, die keine Polyphonie kennt, wird ausschließlich von einem Grundton unterstützt respektive getragen, wodurch ein falscher Eindruck der Mehrstimmigkeit entsteht. In Wirklichkeit bildet dieser Grundton, der einfach die Basis des jeweiligen zu singenden Tons ist, keine eigenständige Melodie, sondern eine Begleitung.Die ersten singen abwechselnd die Mehrheit der Hymnen oder leiten einen am Ritus beteiligten Chor. Bei der Ausführung der pessimistischen Musiktradition kann der zentrale Tempelsänger nur dirigieren und als Mitglied des Chores die einstimmige Melodie mitsingen. Er kann ferner auch konkrete, vorherbestimmte Hymnenabschnitte, die eine besondere Ausführungsweise mit Verschleifungen erfordern, nur solo singen. In der pessimistischen Tradition sind hauptsächlich in den Tempeln alle menschliche Männer, sodass das Spektrum, rein galaktisch gesehen, eingeschränkt ist.
Die Liturgie konnte daher mehrere Stunden in Anspruch nehmen. In dem großen Hauptsaal, einem oktogonal geformten Raum, der von verschiedenen Statuen in erkennbarem Schmerz gesäumt war, versammelte sich die Kongregation. Draconis hielt sich bevorzugt weiter hinten und beobachtete die Brüder in ihrem Tun. Der Raum wirkte mit seiner sakralen Optik, den Wandschnitzereien und den Ikonen visuell ansprechend. „Niemand kann so schön, so ästhetisch leiden, wie diese Knechte ihres eigenen Glaubens“ schoss es dem Sith durch den Sinn. Er hegte eine gewisse Sympathie für diesen Kult. Zwar betrachtete er sie keineswegs als auf Augenhöhe operierende Menschen, doch mochte er sie genug, um sie, auf einer paternalistischen Art und Weise, zu betrachten. Sie waren für ihn auch ein wenig wie Nutztiere. An ihrem Schmerz konnte er sich laben, in ihrem Leid konnte er baden. Ihre Tränen waren sein Ambrosia, ihre Trauer ein Leuchtfeuer, an dem er sich wärmen konnte. Während der Gesänge, die durch die dem Gebäude eigenen Akustik verstärkt wurden, breitete der Sith seine Machtsinne aus und nahm die Hoffnungslosigkeit, welche diese Männer ausstrahlten, in sich auf. Er genoss es so sehr, dass er darauf achten musste die blassen Lippen nicht zu einem verstohlenen Grinsen zu formen. Seinen Glaubensbrüdern wäre das mit Sicherheit aufgefallen. Nicht dass sie noch denken würden, er sei ein Optimist.


Der nächste Akt des Ritus beinhaltete das zeremonielle Werfen der Knochen. Aus ihnen las der Hohe Eremit, einem Propheten gleich, Weissagungen voraus. Für gewöhnlich beinhalteten die Botschaften, die er aus den Knochen las, wenig überraschend, nur negatives und pessimistisches. Ein Scharlatan. Den Hohen Eremiten konnte man in der Regel an seiner Kleidung erkennen. Während alle anderen Eremiten des alten Ordens der Pessimisten, auch Draconis, eine hellgraue Kutte mit Kapuze trugen, bedeckte ein ausladender, sich nach oben streckender Hut das Haupt seiner pessimistischen Eminenz. Zwei längliche, schwarz und blau gestreifte Zipfel hingen von der Kopfbedeckung über den Rücken des Hohen Eremiten herab. Eine goldene Kette mit mehreren, von Symbolen benetzten Medaillons zierte den massiven Hals des obersten Eremiten. Der Körperumfang des Hohen Eremiten verriet, dass es in dem Eremitoriums keinen Hunger geben konnte. Ansonsten prägte das Gesicht dieses Scharlatans sein tumber Gesichtsausdruck, der ich über kleine Augen äußerte und einen Überbiss des Unterkiefers aufwies. Generell erinnerte den Sith der Hohe Eremit an einen Gamorreaner. Ob eventuell die Mutter dieses Mannes ein Faible für Verkehr zwischen verschiedenen Spezies hatte? Der Geltungsdrang sowie maßlose Einsatz von Floskeln dieses Mannes nervte den Exilanten. Sein Gerede war normativ inhaltsleer. Wenn er ihn packen und seinen Geist mit der Macht attackieren würde, wäre von seinen großen Worten nicht mehr viel übrig. Doch er musste sich zügeln. Dieser Weg, den er früher oftmals ging, wird nicht zielführend sein. Er musste überlegt vorgehen. Im Geheimen bleiben. Unauffällig sein.


„Meine Brüder.“ Der oberste Eremit öffnete mit einer erhabenen Bewegung seine Arme, als würde er alle vor ihm versammelten Pessimisten an seinen großen, hervorstehenden Bauch drücken wollen. „Wahre Geständnisse werden in Tränen geschrieben. Nur in Tränen. Aber meine Tränen würden ganze Welten ertränken, so wie mein inneres Feuer sie zu Asche verwandeln würde!“

Lethargisch anmutende Bewegungen begleiteten die Worte des Hohen Eremiten. Seine tiefe, basshaltige Stimme donnerte voller Wehmut über die anwesende Kongregation hinweg. Das pathetische Gerede des Hohen Eremiten evozierte in Draconis maximal den Drang zu gähnen, doch konnte er diesen Impuls rechtzeitig unterbinden. Ein anderer Impuls, das Verdrehen der Augen, war ebenso oftmals nicht einfach, wenn er der Stimme des Hohen Eremiten lauschte. Während dieser sprach, wackelte der Bauch des Mannes hypnotisch auf und ab, als würde er ein Eigenleben führen.

„Ich benötige keine Unterstützung, Hilfe oder Mitleid. Selbst wenn ich in den ruinösesten Zuständen lebe, fühle ich mich immer noch kraftvoll und stark! Denn ich, ich alleine bin derjenige, der vollkommen frei von Hoffnung lebt!"

Ein Duktus, der dem Sith imm r nicht derjenige der dieses oder jenes tat, wenn er von den Feinden des Glaubens sprach, war aber stets derjenige, wenn es um positive Aspekte ging. Wäre der Hohe Eremit seinem Glauben wirklich so treu, wie er sagen würde, wäre er frei von solchen Trivialitäten und würde sich viel mehr dem Weltschmerz ihrer Schrift hingeben. Die Mitbrüder sahen das jedoch wohl anders. Sie hingen an den wulstigen Lippen des zu kleinen Mundes dieses Scharlatans, begierig darauf auch ja kein Wort des obersten Eremiten zu verpassen.

„Indem die Natur den Menschen zuließ, hat sie viel mehr als einen Rechenfehler begangen: Ein Attentat auf sich selbst!“

Hier und da hörte man einen erstickten Aufschrei der Kongregation. Für manches neue Mitglied war die Negativität der Aussagen hier noch neu. Viele waren einfach pessimistisch durchs Leben gegangen und hatten vermeintlich ihr Zuhause gefunden, ohne zu wissen worauf sie sich eigentlich eingelassen hatten. Sie waren einfach nur unzufrieden mit ihrem Leben gewesen, aber nicht soweit, als dass sie alle Hoffnung hätten verlieren wollen. Sie waren in gewisser Weise darauf aus, das Mitleid ihrer Umgebung zu erhalten und waren hier auf Hardliner getroffen. Doch auch sie würden eines Tages gänzlich dem Duktus den Hohen Eremiten folgen.

„Und oft fragen die Zweifler mich, wenn die Ausweglosigkeit so groß sei, wieso ich denn nicht den Freitod wählen würde. Meine Brüder, wisst ihr was ich diesen verlorenen Seelen sage? Es lohnt nicht die Mühe sich zu töten, denn man tötet sich immer zu spät.“

„Lass mich doch einfach aus Barmherzigkeit dein Leben beenden.“ Schoss es Draconis durch den Kopf, als er dem Mann weiter zuhörte. Ihm war das ganze Selbstmitleid, bei aller Sympathie, zuwider. Leid ohne Mehrgewinn ist falsches Leid. Dafür hatte der Sith keine Zeit. Er wollte Ergebnisse, Selbstoptimierung durch Schmerz, das Abhärten des eigenen Körpers gegen die Verteidiger des Kosmos. Doch diese Menschen hier fühlten sich in gewisser Weise wohl in ihrem Schmerz, suhlten sich in ihrer Pein und schoben stets andere Gründe für ihre Misere vor, statt in den Spiegel zu blicken und dort die einzig zur Verantwortung zu verdammende Person zu sehen.

„Was wir wollen ist nicht die Freiheit. Nein, nein meine Brüder. Wir wollen das Erscheinungsbild von Freiheit wahren. Solche Simulakren sind der Treibstoff, den so viele Wesen in der Galaxis antreiben! Freiheit ist nicht mehr als ein flüchtiges Gefühl. Wo ist schon der Unterschied zwischen Freiheit und dem Anschein von Freiheit?“

Bei diesen Worten hatte der Hohe Priester allerdings den Sith erwischt. Wo war da der Unterschied? Wo war der Unterschied zwischen der von den Sith praktizierten Versprechen nach Freiheit, die im Angesicht eines allmächtigen Imperators endlich war, und nur dem bloßen Anschein einer Freiheit? Sie lebten zwar einerseits freier als der überwiegende Teil d er Bürger im Galaktischen Imperium, doch nur die Spitze der Pyramide war wirklich frei. Andererseits sägte der Hohe Eremit mit diesen Worten an seinem eigenen goldummantelten Stuhl. Wo ist sein Versprechen nach Freiheit, wenn die Kongregation den Arbeitsdienst verweigern würde? Wer würde dann noch auf sein Wort hören, wenn sich die Brüder entschließen würden wirklich frei sein zu wollen?

„Ich möchte frei sein, aufs äußerste frei. Frei wie ein Totgeborener!“

Zum ersten Mal jubelte die Menge. Sie hatte sich von der Situation mitreißen lassen und bemerkte ihr eigenes Vergehen. Die strafenden Schweinsäuglein des Hohen Eremiten blickten mahnend auf seine Brüder, deren „Erster unter gleichsam vom Kosmos Benachteiligten“ er sich sah. Er hob mahnend einen Finger, schloss dabei die Augen und sammelte sich, bevor er fortfuhr und sein Doppelkinn unter dem Ansturm der Worte, die seinen Mund verließen, erbebte.

„Doch werdet ihr euch fragen, wie soll man das erreichen? Wie soll man tatsächlich frei sein? Ich sage es euch! Gebt jede Hoffnung auf! Wehe, wehe uns! Wehe uns allen!“

„Wehe, wehe uns! Wehe uns allen!“

Mit diesen Worten schloss jeder Ritus im alten Orden der Pessimisten. Aus den Worten wurde ein Gesang, dem alle beitraten, auch Darth Draconis. Das Geschwür in ihrer Mitte, dass von ihrem Leid zehrte. „Wehe euch, wehe euch allen.“

▼ Sujimis Sektor :: Maryx Minor :: Eremitorium des alten Ordens der Pessimisten :: Darth Draconis und Konvent des alten Ordens der Pessimisten ▼
 
Zuletzt bearbeitet:
▼ Sujimis Sektor :: Maryx Minor :: Eremitorium des alten Ordens der Pessimisten :: Darth Draconis und Konvent des alten Ordens der Pessimisten ▼

Das Leben der Eremiten unterliegt einem Rhythmus, der von Gebet und Arbeit geprägt ist. Es geht von Anfang an darum, dass alle Eremiten ihren Dienst geprägt von Murren, Traurigkeit und Überforderung tun, um die Hoffnungslosigkeit der eigenen Existenz greifbar zu machen. Ihre Gaben und Fähigkeiten sollen sie zur Entfaltung bringen, mit der Arbeit der Hände und des Geistes den die große schwarze Leere und das Nichts preisen – das Gebet findet zur Ganzheit erst, wenn es eins ist mit der Arbeit. Der Tagesablauf im alten Orden der Pessimisten ist streng geregelt: acht Stunden Arbeit und acht Stunden Beten. Dabei unterbrechen die Zeiten des Gebets die Arbeitszeit und schaffen Ruhepausen. Die stille Zeit vor dem gemeinsamen Gebet wird von einigen Eremiten gern für die Meditation und für die der Schriftbetrachtung, genutzt. Das morgendliche Ritual ist für alle Eremiten verpflichtend und soll die Gemeinschaft stärken sowie dem Hohen Eremiten die Möglichkeit bieten, sich direkt an den gesamten Konvent zu wenden. Nachdem der Hohe Eremit das morgendliche Ritual beendet hatte, strömten die Eremiten aus dem Hauptsaal heraus. In geordneten Zweierreihen schlurften sie über den anthrazitfarbenen Steinboden, den Kopf gesengt, in einem tiefen, unheilvollen Singsang vertieft. „Wehe, Wehe uns. Wehe uns allen.“ waren die Worte, die aus Dutzenden von Kehlen in diesem rituellen Gesang angestimmt worden waren. Sie strömten alle in Richtung der insgesamt drei Refugien, in denen man sich nach dem Gebet für eine Introspektion zurückzog.

In der anschließenden Stille suchen die Eremiten das Gehörte zu verinnerlichen. Der Sith nutzte diese Zeit gerne um sich in seine Gedanken zu vertiefen. Ihn interessierten die Lehren des Hohen Eremiten nicht, denn sie waren für ihn nur Augenwischerei. Generell konnte er dem Glauben nichts abgewinnen. Wäre er nicht auf der Flucht gewesen, er hätte diese armen Irren belächelt. Doch er musste ihnen zugutehalten, dass sie die einzigen Wesen waren, die ihn, man kann schon sagen offenherzig, aufnahmen. Der Hohe Eremit hatte ihn damals angesehen und war geradezu entzückt von der Negativität und Pessimismus, den der Exilant ausstrahlte. Draconis wurde bereitwillig von den Eremiten im Irrglauben aufgenommen, er wäre geeignet ihre Lehren zu verinnerlichen und eines Tages eine wichtige Rolle im Orden zu spielen. Der Weg ins Eremitorium führt über eine Novizenzeit. Die ist eine Zeit der Erprobung des Ordenslebens und des Kennenlernens. Sie dauert 12 Monate. Der Novize muss zum Noviziat zugelassen werden. Die Entscheidung über die Zulassung zum Noviziat liegt bei den Oberen des Ordens. Diese richten ihr Augenmerk vor allem auf die notwendige Entschlussfreiheit des Anwärters. Während des Noviziats wird der Novize von einem Novizenmeister begleitet. Das Leben im Tempel findet für ihn im Novizenhaus aber auch in Klausur bei den Eremiten statt. Dem Novizen steht es frei, das Kloster jederzeit wieder zu verlassen. Am Ende der Novizenzeit, des Noviziats, entscheidet der Konvent über die Geeignetheit des Kandidaten, also darüber, ob er zur Profess zugelassen wird.

Die ewigen Gelübde legen die Novizen erst nach einer Probezeit ab. Bevor sie sich ganz auf das Leben im Eremitorium einlassen, sollen sie sich gründlich fragen, ob diese Lebensweise sie wirklich erfüllt. Denn wenn sie sich für ein Eremitorium entschieden haben, verlassen sie es den Rest ihres Lebens nicht mehr. Für manche hieß das, dass sie kein Leben außerhalb des Eremitoriums kannten. Sie kamen schon in einem frühen Alter ins Eremitorium, wurden hinter den Klostermauern erzogen. Man nannte sie Oblaten. Dieses Wort leitet sich vom High Basic „oblatum“ ab, was „als Opfer dargebracht“ bedeutet. Sie waren die verlassenen Kinder des Kosmos, die Brut einer Gesellschaft, die keine Chance hatte und somit jede Hoffnung fallen gelassen hat. Einer dieser Novizen war ein gedrungener Mann mit dem Gesicht eines grimmigen Säuglings. Er folgte dem Sith auf Schritt und Tritt. Draconis lies ihn, außerhalb seiner Zelle, gewähren, da diese Person bereitwillig bediente. Dieser arme Irre hielt wohl die Negativität, die er ausstrahlte, für etwas erhabenes, ja beinahe schon seliges. War etwa auch dieses verwirrte Individuum der Ansicht, er würde in der Ordenshierarchie aufsteigen?

Nichts dergleichen würde er tun. Das einzige was er tun musste war abwarten. Auf den richtigen Moment warten. Seine Zeit sinnvoll nutzen. Er hatte noch immer keine Lösung für sein Dilemma gefunden. Er wollte zurück. Zumindest wollte er sich wieder frei durch die Galaxis bewegen können. Zumindest im imperialen Raum. Er hatte schon öfter mit dem Gedanken gespielt andere Machtkulte aufzusuchen und sich an ihrem Wissen zu laben, ihnen ihre Geheimnisse zur Not gewaltsam zu entreißen. Doch das konnte er nur, wenn er entsprechend vorbereitet wäre. Mittellos und auf der Flucht waren schlechte Voraussetzungen für ein solches Unterfangen. Alles führte immer wieder zum selben Punkt zurück: Darth Allegious musste beseitigt werden. Doch wie sollte er das anstellen? Selbst Janem Menari, Meister seines damaligen Meisters, scheiterte im großen Sith Schisma an dieser Aufgabe. Wie eine Metastase hatte sich der Noghri in der Haupt- und Festungswelt Bastion festgesetzt und hatte seine Feinde zu sich kommen lassen. Den Sith Orden hatte dieser zu einem waffenstarrenden Hauptquartier ausgebaut, dessen Waffen sich sogar auf das Gebäude selbst richten konnten, sollten einige der Lords der Sith auf dumme Gedanken kommen. Er würde Verbündete brauchen, ein Netzwerk und vor allem das Militär. Doch wieso sollte irgendjemand überhaupt auf ihn hören? Er war ein Vertriebener ohne Vision und Machtbasis, konnte es in den Fertigkeiten der Macht nicht mit dem Imperator aufnehmen und war auch in seinem Studium der Sith Magie lange nicht weit genug, um dem Imperator eine Falle stellen zu können. Doch das dazu benötigte Wissen war ihm versperrt. Keiner der Zirkel würde ihm helfen oder unterstützen, denn es wäre politischer Selbstmord.


Nach Beendigung der Introspektion versammelten sich die Eremiten in der Sakristei zu einer kurzen Statio, um die Arbeit und alle die Gemeinschaft angehenden Angelegenheiten des Tages zu besprechen. Obwohl die Arbeiten innerhalb des Konvents gelegentlich rotierten, waren die meisten Aufgaben an die einzelnen Ordensbrüder fest verteilt. Freizeit haben die Eremiten auch: eine Stunde täglich. Das ist im alten Orden der Pessimisten absoluter Luxus. Je nach Lust und Laune verbringen die Eremiten ihre freie Zeit mit ihrer Lieblingsbeschäftigung: im Garten spazieren gehen, in Ruhe lesen, mit einem ausgiebigen Bad oder auch mit einem Nickerchen. Darth Draconis nutzte diese Zeit um vermeintlich durch das Gebäude zu flanieren, um sich genügend Bewegung zu verschaffen. Das tat er die erste Zeit intensiv, um sich einen Überblick über die Anlage zu verschaffen und um – im Ernstfall – schnell fliehen zu können. Man wusste nie, wann der Tod einen heimsuchte.


Im Anschluss nahmen einige Eremiten das Frühstück ein, andere gehen zunächst zum persönlichen Gebet oder zur stillen Meditation in den Hauptsaal oder auf die Zelle. Ausnahmsweise aß der Exilant im Beisein seiner Mitbrüder. Er musste immer wieder sein Gesicht zeigen, sie wissen lassen, dass er einer von ihnen war und dem gewohnten Rhythmus folgen. Das Bild musste sich in ihren Köpfen einbrennen, sodass er sie leichter mithilfe der Macht manipulieren konnte, wenn er es benötigen würde, damit seine Abwesenheit nicht auffallen würde. Neben ihn hatte sich der Ordensbruder mit dem Gesicht eines grimmigen Säuglings gesetzt. Sein Name, so meinte sich Draconis zu erinnern, war Mabob. Das Essen war einfach, doch war es besser als er es für möglich gehalten hätte. Es wurde eigenes Brot hergestellt und das aus den hydroponischen Gärten geerntete Gemüse verspeist. Fleisch war seltener, da war man auf entsprechende Lieferungen angewiesen. Allerdings suchten nur selten die entsprechenden Shuttles und Handelsschiffe das Eremitorium auf.


„Die Knochen sagen wieder Unheil voraus, macht dir das auch so große Sorgen, Bruder Nechesch?“

„Wann sagen die Knochen denn kein Unheil voraus?“ erwiderte der Sith, während der sich ein Stück Brot in den Mund stopfte.

„Macht dich nicht über die Knochen lustig, die Knochen lügen nie!“

Mit einer flinken Bewegung gab der Sith dem Mitbruder einen Klaps auf den Hinterkopf. Nicht feste, aber stark genug, dass die Hände des Eremiten direkt zum Kopf schnellten und das säuglinghafte Gesicht sich in Schmerz wandte. Er mochte es, wenn Mabob das Gesicht zog.


„Haben die Knochen auch das vorausgesagt?“

„Nicht direkt… aber ein Unheil ist es schon!“

Draconis rollte mit den Augen. Solchen Menschen konnte man alles erzählen. Selbst wenn sie im Angesicht eines freudestrahlenden Gottes stehen würden, der sie mit Liebe und Zuneigung ertränken würde, wären sie überzeugt vom Verdikt dieser abgenagten Knochen, die jedes Mal Unheil bringen. Mabob ließ sich davon aber nicht beeindrucken und widmete sich wieder seinem Frühstück. Auch wenn er ihn aufzog, es war seine Art und Weise ein Mindestmaß an Sympathie zu zeigen. Sympathie. Sowas hatte Draconis lange nicht mehr empfunden. Doch die Trotteligkeit und Blauäugigkeit dieses Mannes war ihm im drögen Alltag hier eine willkommene humoristische Abwechslung. Außerdem erinnerte es ihn an seine Zeit, als er noch Schüler hatte und diese ihm dienten. Ein fernes Echo eines vergangenen Lebens. Er hatte viele Aspiranten auf den Titel. Den Zabrak Lok Za, Anomander Rake, Kaliya Lethis, Chiffith… gerade bei letzterem fragte er sich, was wohl aus ihm geworden ist und ob jemand seine Ausbildung beendet hatte. Er war ein vielversprechender Schüler gewesen. Mit ihm zusammen hatte er Lady Kezia beseitigt. Auch wenn seine Spezies eher ungewöhnlich für die Reihen der Sith war, lag genau darin damals der Anreiz für Darth Draconis ihn auszubilden. Doch statt eine biologische Kampfmaschine an seiner Seite zu wissen, blieb ihm nur der pausbäckige Grießgram, der Mabob war…

▼ Sujimis Sektor :: Maryx Minor :: Eremitorium des alten Ordens der Pessimisten :: Darth Draconis und Konvent des alten Ordens der Pessimisten ▼
 
Zuletzt bearbeitet:
Sujimis Sektor :: Maryx Minor :: Eremitorium des alten Ordens der Pessimisten :: Darth Draconis und der Konvent


Überall befanden sich Dunkelheit und Geheimnisse. Man musste nur gut hinsehen, innehalten und lauschen. Die Wände flüsterten förmlich all die verborgenen Schätze, die sich in den Köpfen dieser Wesen befanden. Die Macht trug ihm die Worte zu, Fetzen der Gedanken einiger Brüder, die ihren Geist nicht verschließen konnten und charakterlich nicht standfest waren. Ihr Innerstes auszuhorchen glich einem geöffneten Buch in die Hand zu nehmen und die Seiten durchzublättern. Wachs in seinen Händen. Allerdings musste er vorsichtig sein. Er wollte vorerst vermeiden, dass jemand von seiner Gabe die dunkle Seite der Macht zu nutzen wusste. Zu viele Fragen, zu viele Möglichkeiten. Er wollte im Geheimen operieren. Auch durfte man niemals Fanatiker unterschätzen. Diese Männer waren vielleicht offene Bücher für ihn, doch konnten auch sie ihn überlisten. Er war nicht überall und konnte nicht jedermanns Gedanken lesen. Auch wenn er im Ernstfall einige von ihnen töten könnte, sie sogar alle massakrieren könnte, müsste nur einer die Situation ausnutzen und ihm einen Dolch in den Rücken jagen. Er wollte nicht die Fehler begehen, an denen er so viele Sith vor ihm scheitern gesehen hatte. Kezia, Darth Nemisis, Darth Gul’Dar, Rasskarr, sie alle waren solche Narren gewesen. Er wollte kein Narr sein.
Er musste Bindungen eingehen. Das war keine seiner Spezialitäten. Er konnte manipulieren, das würde er tun. Toxische Bindungen. Das würde er machen. Sich aber preisgeben oder gar verletzlich zeigen, das war nicht seine Art und nicht das Wesen der Sith. Im Ernstfall bräuchte er andere Mitbrüder, die für ihn bürgen würden. Der soziale Druck in solchen Konventen konnte manchmal mehr Wunder verrichten, als es die Macht je tun könnte. Kleine Gefälligkeiten, eine helfende Hand, ein gutes Wort oder ein offenes Ohr. Das würden seine Waffen sein müssen, um in diesem sozialen Geflecht zu überleben. Er war zwar schon einige Zeit hier und hatte auch die ein oder anderen Kontakte geknüpft, doch waren diese Gewässer alles andere als tief. Er müsste mehr leisten. Innerlich schüttelte ihn dieser Gedanke. Er wollte eigentlich nur in sein Quartier und sich dort der Meditation, der wahren Meditation preisgeben. Seinen Körper und Geist der Macht öffnen und die Pfade des Bogans wandeln. Mancher Aspirant verlor auf diesen Pfaden seinen Verstand, doch ihm erschien die Aussicht diese Pfade zu wandeln geradezu verlockend süß im Gegensatz zu den unerträglich drögen und belanglosen Konversationen, die er ertragen müsste, um jenes soziale Geflecht zu knüpfen. Mabob war dabei ein Schlüssel. Der zutrauliche Ordensbruder war so etwas wie ein Außenseiter im Konvent. In Draconis hatte er seine Bezugsperson gefunden. Einen Vertrauten, dem er, egal ob es der Sith hören wollte oder nicht, alles sagen konnte. Doch Mabob war nicht der einzige Ordensbruder, der auf seiner Liste stand. Silas war einer der neuen Novizen gewesen, die kurz vor dem Exilanten das Eremitorium betreten hatten. Er wurde von den meisten Menschen sehr geschätzt und weiste Darth Draconis damals in sein neues Leben ein. Ajamor war ein überaus eifriger, beinahe zu eifriger Pessimist. Selbst dem Sith war diese Kreatur zuweilen einen Hauch zu schwarzmalerisch. Am liebsten hätte er das Leiden dieses Mannes beendet, doch er musste sich hier benehmen und nicht in alte Muster verfallen. Ninetep galt als sehr gesellig und nahm seine geistlichen Pflichten weit weniger ernst als es etwa Ajamor. Diesen Menschen würde er auch formen können. Er war empfänglicher für Regelbrüche. Vielleicht könnte er, zu gegebener Zeit, Ninetep zu Dingen verführen, mit denen er sich nicht die Finger schmutzig machen wollte. Alles zu seiner Zeit.


Zuerst musste sich der Sith der Arbeit hingeben. Sie befanden sich auf einem der kargen Felder im Atrium der Tempelanlage. Der Lavaboden erwies sich zwar als besonders nährstoffreich, doch speihte der Vulkan für diese Aschesaison deutlich zu viel Asche aus und drohte damit die zarten Blühten der meisten Gewächse zu vernichten. Die abgedeckten hydroponischen Pflanzen hingegen wuchsen in der formal sterilen Umgebung und gedeihten hier wie erwartet. Allerdings waren sie fader und unbeliebter. Der Hohe Eremit nutzte natürlich die erstickten Pflanzen gerne als Metapher dafür, dass Leben nicht nur Leiden ist, sondern Existenz Schmerz sei. Worin der genaue Unterschied nach pessimistischer Lehre lag, erinnerte sich Darth Draconis nicht mehr. Er zog es vor seine Mitbrüder nicht zu fragen, denn die darauffolgende Litanei wäre definitiv ein Beispiel dafür, dass die alleinige Existenz bereits Schmerz bedeutete, wenn man solchem Unrat folgen musste.


Mabob indessen schien das alles nicht zu stören. Ihm gefiel das Leben im Eremitorium scheinbar, seine Gedanken schienen ausgeglichen. Zu ausgeglichen. War er mit sich selbst in Reinen, weil er alle Hoffnung fallen gelassen hatte? War das so etwas wie das Endziel dieser Scharade? Diese Fragen beschäftigen den Sith, denn ihm entging die Ironie der ganzen Situation nicht. Dieser Konvent war ein Mikrokosmos, ein Replikat des Lebens im Sith Ordens, nur mit weitaus weniger Morden. Sie untersuchten beide die schier endlose Zahl an Pflanzen auf beschädigte Blätter oder sonstige Schädlinge, pflanzten neue Samen ein und sorgten sich um die Pflege einer ihrer Grundversorgungssäulen. Dabei ging der Ordensbruder sehr gewissenhaft vor, während Draconis einen prüfenden Blick vorgaukelte, aber mit seinen Gedanken die ganze Zeit abdriftete. Irgendwann würde er hier noch kognitiv verdorren und dann würde keine Hydrokultur für seine Neuronen mehr helfen.


„Kann ich dir etwas anvertrauen, Bruder Nechesch?“

Die plötzliche Unterbrechung seines Gedankengangs überraschte den Sith, weshalb er zuerst auch gar nicht auf die Frage einging sondern dem unansehnlichen Ordensbruder einen raschen, prüfenden Blick zuwarf.

„Natürlich kannst du das.“

Seine Stimme klang weich, sollte Vertrauen schaffen. Er wollte diesem Mann suggerieren, dass er seine Kontaktperson für alles sein würde. Er würde damit wahrscheinlich offene Türen einrennen. Der Sith begann gefallen an dieser Scharade zu finden. Mimik, Gestik und Worte verschmolzen zu einem Amalgam, dessen Strahlwirkung Wesen wie Mabob in ihren Bann zogen.

„Ich weiß nicht wo ich anfangen soll…“ begann Mabob stammelnd. Es schien ihm auf der Seele zu brennen. Die Machtfühler des Sith tasteten ganz vorsichtig nach dem weichen Mitbruder, doch waren die Tastversuche zu flüchtig, um mehr als nur bloße Kurzimpressionen zu ergattern. Er würde es wohl auf sich zukommen lassen müssen.

„Manchmal hege ich positive Gedanken. Ich lasse mich dazu verführen die kleinen Freuden es Lebens hier zu genießen.“ Die eigenen Worte laut ausgesprochen, realisierte Mabob erst jetzt die Tragweite dessen, was er da von sich gegeben hatte. Er erschrak, verdeckte mit der Hand seinen Mund in einem Anflug von Panik, er könnte noch mehr Worte sagen die ihn ins Verderben stürzen würde. Das war genau der Honig, nach dem Draconis lechzte. „Nur die kleinen Freuden, nichts Großes, ich schwöre es!“


Der Exilant hielt kurz inne, lies die Arbeit pausieren und stellte sich vor Mabob. Dieser blickte ihn mit großen Augen an. Jetzt glich er noch mehr einem sehr unansehnlichen Säugling. Draconis legte seinem Mitbruder die Hand auf die Schulter und nickte ihm aufmunternd zu. Es bedurfte keiner Worte. Je länger man schwieg, desto mehr animierte man verunsicherte Menschen die Stille mit weiteren Geständnissen zu besudeln.


„Es fühlt sich an, als würde das, was wir um uns herum sehen nicht das sein, was es zu sein scheint.“

„Erzähl mir mehr, Bruder Mabob.“ ermutigte der Sith den Mann, der sich zunehmend schlechter in seiner Haut zu fühlen schien. Er wusste, dass sie alleine waren. Er spürte keine Auren anderer Mitbrüder in der direkten Umgebung, also gingen sie nicht das Risiko ein von jemandem gehört zu werden. Er konnte die Scharade, zu seiner Freude, vollends ausspielen.

„Auf dem schmalen Grad zwischen Ordnung und Chaos, sehen sie die feinen Unterschiede, die Bruchpunkte und Untiefen, die lauern? Sehen sie dasselbe, was ich sehe? Die Anspannung, die Belastung, die auf ihren Köpfen lastet… die kurzen Momente der offenbarten Wahrheit, tief verborgen und verschleiert?“


Mabob sinnierte, während er den Zeigefinger immer wieder geistesabwesend gegen seine unförmigen Lippen tippte. Dieser Mann schien sich wirklich profunde Gedanken zu machen. Vielleicht war er nicht die Art von fanatischem Spinner, für die er ihn gehalten hatte. Vielleicht war er schlimmer. Einer jener Spinner, die sich in ihren Theoremen und theologischen Traktaten verhedderten und im Anflug einer übernatürlichen Introspektion „Erkenntnisse“ erlangten, die sie als Basis für eine potenziell dumme Tat nehmen würden. Zum Beispiel ihm gefährlich zu werden und näher nachforschen zu wollen, wer er wirklich war.


„Wieso kämpfen sie so erbittert darum zu verschleiern wer sie wirklich sind und legen eine Maske an?“ fuhr der Pessimist fort. Draconis verstand, dass es sich hierbei um eine rhetorische Frage handelte, zuckte aber vorsichtshalber mit den Schultern. Er hätte die Gedanken des Mannes auch zerstreuen können, schließlich war die Macht sein Verbündeter. Doch er musste zugeben, er war einfach zu neugierig, auf welche Schlüsse Mabob noch kommen würde. Ähnlich einer Katze, die mit ihrer Beute spielt, bevor sie diese verschlingt.

„Oder werden sie erst wirklich sie selbst, wenn sie die Maske anlegen?“


Volltreffer. Manchmal fragte sich Draconis, was er selbst hinter der Maske versteckte, die er hier zur Schau trug. War er genauso verängstigt wie die anderen hier? Doch aus welchem Grund empfand er sowas wie Angst? Seine Gründe lagen nicht innerhalb dieser steinernen Mauern. Seine Gründe lebten hoch oben, über den Köpfen dieser Eremiten.


Sujimis Sektor :: Maryx Minor :: Eremitorium des alten Ordens der Pessimisten :: Darth Draconis und der Konvent
 
Zuletzt bearbeitet:
Sujimis Sektor :: Maryx Minor :: Eremitorium des alten Orden der Pessimisten :: Darth Draconis und der Konvent



Vertrauen ist ein zweischneidiges Schwert, welches sich jederzeit mit einem gezielten Hieb in die Brust rammen lässt. Es ist eine Waffe, die man seinem Gegenüber in die Hand drückt und sich im Glauben wähnt, dass diese Waffe nicht jäh gegen einen verwendet werden würde. Es ist ein Vorschuss, angetrieben durch einen Trugschluss, der zum eigenen Tod führen kann. Die eigene Existenz, mit einem Mal beendet. Törichtes Verhalten als evolutionärer Selektionsprozess. Wie konnte man nur wirklich glauben, dass die andere Person, ein Wolf unter Millionen, nicht aus reiner Selbsterhaltung sich dieser Waffe bedienen würde? Wie konnte man wirklich glauben, dass die Schlange sich nicht langsam um den eigenen Hals winden würde und während sie betörend in das eigene Ohr zischelt, den aus einem einzigen, riesigen Würgapparat bestehenden Körper um den Hals schlingt und zudrücken würde? Der Wein der Macht wurde mit der Essenz dieser schwachen Lebewesen verwässert. Vertrauen ist das Gift, dass im Kelch der Schwachen auf die Lippen der Unvorsichtigen wartet. Diese verlorenen Seelen boten sich geradezu auf einem Silbertablett den Starken an, öffneten sich ihnen und warteten darauf von den Überlegenen verschlungen zu werden. Mabob war ein solches schwaches Wesen, dass sich mit seinem losen Mundwerk in die Schlinge der Schlange begeben hatte. Der Sith spielte mit ihm, wie ein Raubtier es mit seiner Beute tun würde, ermutigte ihn dazu noch mehr von sich preiszugeben und sich damit noch angreifbarer zu machen, als es der infantile Ordensbruder so schon gemacht hatte.

„Wehe denen, die das Böse gut nennen und das Gute böse; die Finsternis zu Licht machen und Licht zu Finsternis; die Bitteres zu Süßem machen und Süßes zu Bitterem!“

„Wehe uns, wehe uns allen.“

Mit diesen Worten hatten beendeten die beiden vermeintlichen Ordensbrüder den Dialog und widmeten sich wieder still ihrer Arbeit. Es schien ihm, als sei Mabob ein Stein vom Herzen gefallen zu sein eine Person gefunden zu haben, der er sich so anvertrauen konnte. In seinem innersten hatte der visuell nicht ansprechende Ordensbruder wohl nach einer Person wie seinem Ordensbruder Nechesh gesucht. Doch „Nechesch“ war nur eine Illusion. Eine Projektion der Wünsche und Träume eines einsamen Ordensbruders. Darth Draconis bot ihm in seiner Person das Gefäß für all diese Emotionen, er konnte es füllen wie er wollte und Draconis spielte seinen Part.

Nachdem sie die Arbeit erledigt hatten und die Pflege der hydroponischen Gärten abgeschlossen hatten, fanden sie sich zum Abschlussritual ein und nahmen danach das Abendessen ein. Der Sith hatte es eilig, er wollte die Nacht in seiner Zelle endlich wieder für die Meditation nutzen um sich dem Bogan zu öffnen und seine Mysterien zu ergründen. Er hastete in sein Quartier und begann erneut das Ritual vorzubereiten, wie er es zuletzt gemacht hatte. Mit dem schwarzen Stück Kohle zeichnete er einen elfzackigen Stern auf den Boden, begann die rituelle Säuberung und Reinigung und warf erneut ätherische Kräuter in die kleine Feuerschale, sodass der Raum wieder mit dem Duft der Kräuter erfüllt wurde. Der Sith kreuzte seine Beine und begann in der Sprache der alten Sith die ehernen Verse zu rezitieren und dabei in einer Art Singsang zu verfallen. Worte hatten seit je her eine magische Bedeutung. So wie ein Lebewesen erst als Tier geboren wird und sich selbst erst in Existenz bringen muss, so manifestieren erst Wörter die wahre Magie des Bogan. Diese Emanationen sind bewusste Entscheidungen. Das Erkennen von Bogan beginnt normalerweise mit einem Moment der Rebellion gegen den geistigen Status quo. In diesem Sinne ist Bogan ein magisches Wort, und die Bedingung, die zu seinem Wiederaufstieg auf dieser Ebene führte, begann durch die Taten der Lebewesen in dieser Existenzebene. Seine Proportionen übersteigen jedoch diese Matrix und stehen auch in einem gewissen Gegensatz zu ihr. Es ist die Natur der Selbsterschaffung, da sie ihre Matrix im objektiven Universum kontinuierlich neu erschafft, sodass sich die subjektiven Universen ausdehnen und entwickeln können. Es beschreibt den Prozess, durch den alle Welten werden. Es ist ein Wort, das eine Matrix erschafft, in der es wieder geäußert werden kann, auf sowohl persönlichen als auch historischen Stufen. Jede Wiederäußerung zerstört und evoziert die Matrix, in der es geäußert wird. Es ist das Wort der zyklischen Dynamik, welches den Kreis von Manifestation von Sein zu Dismanifestation zu Remanifestation wiederspiegelt. Es beeinflusst die, welche es als eine angenehme und klare Wahrnehmung ihrer Realität, Kraft und ihres Willens in sowohl dem objektiven als auch dem subjektiven Universum kennen. Durch die Momente der Wahrnehmung und des Handelns durch Bogan beginnt der Sith den Prozess, eine unsterbliche, unabhängige, mächtige und kraftvolle Essenz zu werden, welcher die Universen auf viele Weisen beeinflusst, sowohl zufällig als auch nicht zufällig. In dem Moment in welchem er sprach, begann er wieder zu existieren. Sein ungewolltes Exil wäre bald beendet, seine Essenz wieder mit dem Bogan fest verankert.
Dies stand im Gegensatz zu seinen Mitbrüdern, den Pessimisten. Sie waren schwach und bildeten kein neues Universum, stattdessen ließen sie sich vom alten, gebrechlichen und verkommenen Kosmos knechten und lamentierten nur darüber. Ihre Litaneien fanden kein Gehör, denn Bogan öffnete sich nur denjenigen, die bereit waren für ihre Macht nicht nur zu leiden, sondern auch zu kämpfen und den Sieg zu erringen. Doch auch die Sith waren nicht frei von diesem Makel. Zu viele seiner eigentlichen Ordensbrüder und -schwester hatten sich diesem Kosmos unterworfen, statt ihren eigenen Antikosmos zu bilden. Alte Strukturen aufzubrechen und neue zu schaffen, Dismanifestation und Remanifestation. Um diesen Moment von Bogan zu erleben, der sich ausdehnenden Göttlichkeit des Selbst, muss man zwei Dinge von ganzem Herzen lieben. Das eine von beiden ist Freiheit, denn nur in Freiheit kann man diesen Pfad einschlagen, die das Selbst erschaffen und begrenzen. Das Zweite, was man lieben muss, ist Wissen. Dies ist nicht dasselbe wie Information. Es ist ein transzendentales Verständnis der Dinge in uns und jenseits von uns die bestimmen, wer wir sind. Bogan ist die Erfahrung einer individuellen Psyche, sich ihrer Existenz bewusst zu werden und zu entscheiden, diese Existenz durch ihre eigenen Handlungen auszudehnen und zu entwickeln. Bogan wurde durch jeden erfahren, der entschieden hat, nach persönlicher Entwicklung zu suchen.


Nicht wie die Anhänger der lichten Seite oder gar der Jedi, welche Lehrbücher besitzen, welche die Welt erklären, beabsichtigt derjenige, der nach Bogan sucht, eine Intensivierung des Seins, so dass die Welt in einem einzigartigen persönlichem Licht begreifbar wird. Bogan kann nicht wie eine abstrakte intellektuelle Idee studiert werden. Man muss es erfahren. Man kann über Gerechtigkeit lesen, oder man kann darauf hoffen; aber um Gerechtigkeit wirklich zu kennen, muss man sie erzeugen. Man kann über Bogan lesen, wenn einen das Interesse an geheimen Dingen dazu gebracht hat. Man kann darauf hoffen. Oder man kann die einsame Selbstverwandlung suchen, die jemanden dazu bringt, es zu erfahren. In diesem dunklen Universum gibt es keine Lichter außer denen, die Sie durch harte Arbeit, spirituelle Rebellion und der Suche nach den Mysterien eigener Wahl erschaffen. Man kann die Sith also mit einem gewöhnlichen Pelko Käfer vergleichen.

Der Käfer ist ein Symbol von Selbstvertrauen und harter Arbeit. Der Käfer durchwandert mehrere Stufen vom Ei zur Larve zur Puppe bis zum Käfer. Jede Stufe hat ihre eigene Funktion: Ein bestimmter Weg, Energie und Materialien zu sammeln, bestimmte Wege, sie umzuwandeln. Sie spürt ihre eigene Evolution und arbeitet darauf hin - obwohl das Monument dieser Evolution seine Form radikal ändern wird, sie zur passenden Zeit mit in unbekannte Welten und Daseinszustände nimmt. Der Sonnenaufgang ist ein Symbol für die Art, in der die Welt wahrgenommen wird. Wenn so ein Licht aufgeht, dann wird es Ihnen durch seine eigene Natur nicht nur Momente der Klarheit über die Dinge in Ihrem Leben, die Ihnen am nächsten sind geben, es wird Ihnen auch neue Horizonte zeigen - Horizonte, die Sie und nur Sie alleine erkunden werden. Dieses Geheimnis war den alten Sith symbolisch bekannt; sie identifizierten ihren Gott Typhojem, den Selbsterschaffenen. Viele halten es für unorthodox und anachronistisch sich im eigenen Gedankenkosmos mit Göttern herumzuschlagen, doch welchen Rancor interessiert es schon, was das gewöhnliche Nerf Rind denkt? Legenden basieren in der Regel auf einem wahren Kern und irgendein wahres Korn musste in dem Dünenmeer von Korriban darauf warten entdeckt zu werden. Vor langer Zeit trug er einen anderen Namen, doch die Erleuchtung ereilte ihn und führte ihn auf dem Weg zur Göttlichkeit. Blind waren seine Feinde, doch er selbst hatte sich verschätzt und wurde gestürzt. Doch er hatte seine Katharsis, seine Wiederkehr würde frei von solchen Makeln sein.
Diese Wiederkehr hatte mit einfachen Gesten begonnen. Ein Atemzug, eine Berührung durch die Macht. Mehr hatte er nicht gebraucht um bereits eine Reaktion seiner Umwelt zu provozieren. Antikosmische Energien durchströmten Körper und Geist, er fühlte wie langsam seine Kräfte zurückkehrten. Die Kälte die ihn nach dem Beginn des Rituals ereilt hatte, wechselte zu einer wohligen Wärme. Er hörte Stimmfetzen, gellende Rufe, konnte sie jedoch nicht eindeutig zuordnen. Wer waren diese Wesen? Er durfte nicht in die Verlegenheit kommen ihnen zu vertrauen. Zumindest war er nun in unmittelbarer Zeit sicher. Solange bis er seine Kräfte wiedererlangt hatte, dann würde sich alles ändern. Wenn dir dein Kartenblatt nicht gefällt, wende das Blatt. Er würde sicher nicht zum Spielball fremder Interessen werden, nur weil man ihn befreit hatte. Er war Sith und damit kein simpler Diener.


„Ja'ak.“

Die verbale Kraft der Sith Sprache, ein göttliches Prinzip auszudrücken - welches durch den Effekt der Äußerung im objektiven Universum die Erschaffung dieser Welt mit sich bringt – sind das herrschende Prinzip der Sith Magie. Diese Worte dienen als ein Tor für den Geist der danach trachtet, die Welt zu betreten, die er definiert, und der Effekt der Äußerung eines Wortes wird es verursachen, dass viele Welten sich rekonfigurieren werden, um es zu hören. Obwohl sein erstes, tatsächlich gesprochenes Wort nach dieser langen Zeit einfach war, hatte es doch eine unvorstellbare Kraft. Er war siegreich gewesen. Er hatte überlebt. Seine Feinde wollten ihn für die Ewigkeit bannen, doch er hatte seine Freiheit wiedererlangt.


Sujimis Sektor :: Maryx Minor :: Eremitorium des alten Orden der Pessimisten :: Darth Draconis und der Konvent
 
Sujimis Sektor :: Maryx Minor :: Eremitorium des alten Orden der Pessimisten :: Darth Draconis und der Konvent


Die Sith haben sich ein ganzes Weltenzeitalter lang gezankt und gestritten. Alle diese Potentaten und ihre Häscher und Speichellecker hatten versucht, Weisheit in ihren eigenen Lügen zu finden. Die Eiszeit der Gedanken kann jedoch im großen Plan der menschlichen Existenz nur eine begrenzte Zeit andauern. Die von ihren Weisheiten besudelten Lehren haben ihre Zeit gehabt und ihr Jahrtausend ist vorbei. Jeder von ihnen hatte seinen eigenen Pfad zum Paradies und beschuldigte den Anderen der Lüge und geistiger Indiskretion. Auf dem Weg zur vollkommenen Erleuchtung durch die Macht lastet tatsächlich ein immerwährender Fluch, aber nur weil diejenigen, die ihn suchen, in Kategorien von „gut“ und „böse“ denken - wobei sie selbst natürlich die „Guten“ sind. Um zu überleben, sind die Götter der Vergangenheit zu ihren eigenen Teufeln geworden, die Sith des heutigen Zeitalters entlocken höchstens ein müdes Lächeln im Vergleich zu Marka Ragnos, der dem Sith Imperator noch selbst den Sith Titel gegeben hatte. Ihre Schüler spielen kläglich das Teufelsspiel, um ihre Geister mit falschen Lehren zu füllen und die Erlaubnis zu bekommen, selbst einst den indoktrinierten falschen Lehren zu folgen. Aber sie haben sich viel zu lange schon in „Rechtschaffenheit“ geübt und sind dabei zu armen inkompetenten Teufeln geworden. Und so reichen sie sich alle die Hände in „brüderlicher“ Einheit, und treffen sich in ihrer Verzweiflung und beugen das Knie vor einem Sith Imperator, der sie alle zum Narren hält und ebenfalls belächelt. Die Dämmerung ist vorbei. Ein Glanz neuen Lichtes wurde aus der Nacht geboren. Dies ist der Morgen der magischen, unverfälschten Weisheit. Das Fleisch herrscht, und eine großartige Kraft soll errichtet und in seinem Namen geweiht werden. Die Rettung der Ordnung soll nicht länger von seiner Selbstverleugnung abhängig gemacht werden.

Es waren einige Tage vergangen, seitdem Mabob sich ihm geöffnet und er sein Ritual durchgeführt hatte. Er versuchte seine Verbindung zur dunklen Seite der Macht sukzessive auszubauen, doch stieß er gefühlt immer wieder gegen eine gläserne Decke. Seinen Unmut über diese Rezession ließ er an seinen Mitbrüdern auf. Knurriges Verhalten und von Gift und Galle gesprenkelte Wörter hatten einige seiner Ordensbrüder verschreckt. Selbst Mabob hielt sich bedeckter als sonst und mied ihn sogar. Soviel zu Vertrauensbildung und gefügig machen für weitere Schritte. Doch es ekelte ihn an. Draconis war das stumpfsinnige Spiel dieses Eremitoriums leid. Verrat ist der Weg der Sith. Ein jeder Sith lernt diese Regel noch vor dem ersten Vers des Sith Kodex. Wer seit Kindesbeinen an nur Verrat gewohnt ist, wittert diesen an jeder Ecke. Wie ein Kaath Hund entwickelt man ein besonderes Gespür und folgt dieser Fährte. So beginnt ein Kreislauf, der die Sith zum Verrat verdammt. Auch Darth Draconis hatte verraten. Er hatte mehr Sith als Jedi in seiner Karriere getötet, hatte ein ums andere Mal einen Lord zu Fall gebracht, bevor die Lords der Sith ihn zu Fall gebracht hatten. In Uneinigkeit waren sie schwach, doch in ihrem Hass auf den gefallenen Sith waren sie vereint gewesen und hatten ihn gejagt. Es war daher Zeit für eine Lektion und diese Lektion würde aus seiner Hand kommen, er würde sie das Fürchten lehren. Furcht führt zur dunklen Seite der Macht. Wenn sich jemand seiner Furcht hingibt, öffnet er sich für den Zorn. Er ist von Zorn erfüllt, weil er sich fürchtet, diesen Zorn entlädt er an seiner Umwelt, ein Mittel die Furcht zu verdecken. Der Zorn führt zu Hass, während die dunklen Gefühle größer und zerstörerischer werden. Der Hass, der von der Feindseligkeit und der Abneigung erfüllt ist, setzt die Stufe für das Leid voraus, wenn man sich in die dunklen Seite vertieft. Zahlreiche Sith vor ihm hatten versucht über alte Sith Geister und andere Manifestationen der dunklen Seite sich zu stärken und so eine Macht zu erhalten, die ihnen sonst verwehrt geblieben wäre. Das Eremitorium wäre ein perfekter Fokuspunkt um zu versuchen in einem Ritual ein solches Wesen zu beschwören und an ihn zu binden. Er wollte Kontakt zur Gegenseite, zur Abkehr dieser Welt herstellen und sich in ihren Dienst stellen. Es war ein gefährliches Spiel, ein Spiel dass man auch als Sith verlieren konnte. Auf dem Spiel stand nicht nur seine Existenz, sondern auch seine Essenz, die an eine solche Emanation der Dunklen Seite auch nach dem eigenen Tod gebunden werden könnte. Er kannte nur eine solche Kreatur, die für alle Diener des Bogans ein offenes metaphysisches Ohr hatte.


Er hob die linke Hand und öffnete seinen Geist der Macht. Er fühlte wie die Macht ihn durchströmte, wie sie ihm bis in die kleinste Faser kitzelte. Sechs goldene und schwarze Kerzen waren um ihn erleuchtet. Mit der schwarzen Kohle hatte er heute ein anderes Symbol auf den Boden gezeichnet. Es war ein Wirbel, der vom Zentrum aus in sichelförmigen Strahlen endete. In der Mitte war ein Auge zu sehen. Dieses Auge, als Visualisierung des „dritten Auges“, war ein wichtiges Prinzip der Sith Magie. Das dritte Auge stand für die Fähigkeit hinter den Vorhang der für uns als gegebenen betrachteten Realität zu blicken. Es war auch Bildnis für die Epiphyse. Diese Drüse im Gehirn wird mit kosmischer Energie in Verbindung gebracht und soll das Ventil respektive Verbindungsstück zwischen beiden Welten sein. Inzwischen stand der Sith am improvisierten Altar und vertiefte sich in der Macht, bevor er seinen Singsang begann.

„Lepaca Typhojem, harombrub Typhojem badad reginon!“

Der nächste Teil des Rituals umfasste die Visualisierung der Sigille des schwarzen Abgrunds. Die endlose Leere, eine Manifestation der Gegenseite, des Antikosmos. Ein Auge inmitten eines Vortex‘, scharfe, Gift gespränkelte, messerscharfe Sonnenstrahlen gehen vom Vortex aus, toben in einem Mahlstrom dem Innersten entgegen, dem Zentrum des Abgrunds entgegen. Vor seinem inneren Auge konzentrierte sich der Sith auf dieses Bild, evozierte Bilder dieses Mahlstroms und ließ sich von der Macht leiten. Er meinte den Sog spüren zu können, ein Ziehen und Zerren an seiner Materie. Die Atmosphäre des Raums schien aufgeladen, gerade zu gierig darauf sich zu entflammen und den törichten Narr eines Siths, der sich an dieses Ritual wagte, verschlingen zu wollen. Dem Sith entging, dass die Macht deutlich stärker um ihn herum vibrierte. Draconis hatte Mühe sich zu erden, begann zu zittern und missdeutete dies als Zeichen für einen neuen Zugang zur dunklen Seite der Macht, sodass er mit mehr Eifer fortfuhr.


„Lepaca Typhojem, harombrub Typhojem badad reginon!“

Diesmal sprach der Sith die Worte der Beschwörung mit deutlich mehr Wut und Passion. Bogan erleuchtete ihn, verschaffte ihm Einblicke in die Macht, vor denen ein jeder Jedi, geblendet, die Augen verschließen würde.

„Sonne des Abgrunds, ich beschwöre dich! Öffne die Schalen und führe mich in das Herz der Flamme! Die Sonne hinter der Sonne, der Schatten hinter dem Schatten. Dein Feuer ist die Macht der Versuchung! Deine Flamme leuchtet heller als das Ashla!“

Im nächsten Schritt verbrannte er mit einem dünnen Stab die Sigille und öffnete vor seinem inneren Auge das Tor zu Bogan, die Pforte zur schwarzen Sonne des Antikosmos. Doch irgendwas war falsch gelaufen. Mit einem Schlag wurde ihm die Luft aus den Lungen geraubt. Ein Aufschrei, bevor er das Gefühl hatte, er würde in den schwarzen Mahlstrom hineingezogen werden. Abstruse Schreie folgten dem Weg hinab in einen diffus schwarzen Wirbel, der ihn wie eine hungrige Bestie verschlang. Seine Haut brannte, seine Knochen drohten zu splittern und sein ganzes Ich schien sich zu zersetze und als Asche im Vortex der unendlichen Schwärze zu verblassen. In dem Wahnsinn verfallenden Gehirn gewann ein Drama finsterer Wut und Verfolgung Gestalt, und Draconis sah, wie die schwarze Seele, die hier lauern musste, ihn herauspickte und unhörbar flüsternd anrief und verführte, ihn mit dem Gefunkel und Geglitzer einer oberflächlichen Versprechung voranlockte und doch nur immer tiefer zu den modrigen Katakomben und Schrecknissen ihres toten und bodenlosen schwarzen Herzens hinab zog.


Ein höllisches und heulendes Leichengegurgel oder Todesgeröchel zerriss nun die Luft – diese Beinhausstickluft, durch die giftige, brennöl- und erdpechschwangere Winde stoben – gleich einem einzigen vielstimmigen Chor jener ghoulischen Legionen hybrider Blasphemien. Die Augen des Sith, deren Lider in widernatürlicher Weise von einer verborgenen Macht aufgezwungen wurden, starrten momentlang auf ein Schauspiel, das kein Wesen der Galaxis sich ohne Panik, Grauen und körperliche Ermattung auch nur vorzustellen vermag. Er hatte als Sith viel gesehen. Er war in Eingeweiden seiner Gegner gewatet, hatte das Grauen der dunklen Seite am eigenen Körper erfahren, war in den alten Gräbern Korribans am Rande seines Verstandes auf einem metaphysischen Seil balancierte. Doch all das hatte ihn nicht für die Absurdität der Entartung vorbereitet, die sich vor ihm öffnete. Er verstand nicht wo er war, wieso er einen Körper besaß, ohne das Eremitorium verlassen zu haben. War dies eine deutlich elaboriertere Form der Nightmare Trap, jener Machttechnik, die er von seinem Meister gelernt hatte? Die Situation überforderte ihn, allerdings sprangen auch, wie bei jedem Wesen mit Todesangst, ein Instinkt sofort an: Der unbändige Wille zu überleben. Er musste hier raus. Irgendwie. Koste es, was es wolle. Er begann seine Umgebung, nachdem seine Augen sich an die Nachtschwärze gewöhnt hatten, zu mustern. Die Wesen waren feierlich mit einer bestimmten Blickrichtung aufmarschiert, dem Ursprung des widerlichen Windes zugewandt, und nun fiel der Schein ihrer Fackeln auf ihre gesenkten Köpfe – oder vielmehr die gesenkten Köpfe derer, die überhaupt Köpfe besaßen. Sie verharrten in Huldigung vor einer großen schwarzen, Gestank ausströmenden Wandöffnung, die bis fast außer Sichtweite in die Höhe wuchs und die, wie der Exilant erkannte, von zwei gigantischen Stufen.
Der Exilant legte sich flach auf den Bauch und begann mit klopfendem Herzen auf die links gelegenen Stufen zuzurobben, die er für die leichter erreichbare der beiden Treppen hielt. Er vermochte die Zwischenfälle und Empfindungen jener Kriecherei nicht zu schildern, doch konnte man sie sich ausmalen, wenn man bedenkt, worauf er in jenem übelwollenden, windgepeitschten Fackelschein ständig ein Auge halten musste, um einem entdeckt werden vorzubeugen. Der Beginn der Steintreppe lag, fernab im Schatten, bedingt durch den Umstand, dass sie ohne Krümmung direkt zu dem schwindelerregenden ummauerten Absatz über der titanischen Öffnung emporstrebte. Dadurch verlief der letzte Abschnitt seiner Kriecherei in einiger Entfernung von der abscheulichen Meute, wiewohl das Schauspiel ihn selbst dann noch erschaudern ließ, als er es rechts von sich weit hinter sich gelassen hatte. Endlich hatte er es bis zu den Stufen geschafft und begann sie zu erklimmen; dabei hielt Draconis sich dicht an der Wand, auf der er Verzierungen der abscheulichsten Art bemerkte, und versprach mir Sicherheit von der tiefen, ekstatischen Entrückung, mit der die Monstrositäten die übeldünstende Öffnung und die gottlosen Opferspeisen betrachteten, die sie davor aufs Pflaster geworfen hatten. Obwohl die Treppe großstufig und steil war, aus mächtigen Porphyrblöcken wie für die Füße eines Riesen gefügt, schien der Aufstieg schier endlos zu sein. Der Sith hatte vorgehabt, sofort nach dem Erreichen des letzten Treppenabsatzes auf jeder danach folgenden Stufenflucht weiter zu klettern Keinen Abschiedsblick wollte er jenen aasigen Abscheulichkeiten gönnen, die zwanzig oder dreißig Meter unter mir herumfuchtelten und ihre Kniefälle vollführten – doch ein plötzliches Wiederaufbranden jenes tosenden Chors aus Leichengegurgel und Todesgeröchel, das erscholl, als Draconis das obere Treppenende fast erreicht hatte, und dessen feierlicher Rhythmus verriet, dass er nicht seiner Entdeckung galt, ließen ihn innehalten und vorsichtig über die Brüstung spähen. Aus diesen Köpfen schnellten eigentümliche, starre Tentakel hervor, die sich gierig über die Unmengen unaussprechlicher Nahrung hermachten, die vor der Öffnung lagen. Ab und an sprang das Ding hoch, und gelegentlich zog es sich auf äußerst seltsame Art in seine Höhle zurück. Seine Bewegungen waren so befremdlich, dass ich gebannt zusah und wünschte, es würde weiter aus seinem höhlenartigen Bau unter mir hervorkommen. Das Wesen, dass sie anbeteten war enorm. Die linke Hand war blutig rot, im Gegensatz zum restlichen abscheulich deformierten Körper. Das Wesen, dessen Mund in einer Vielzahl von Tentakeln endete, blickte ihn plötzlich an und sein Herz schien stehen zu bleiben. In diesem kritischen Moment erwachte er langsam – oder wechselte zumindest in einen Zustand, der weniger dem des Albtraumes glich als der vorangegangene…


▼ Sujimis Sektor :: Maryx Minor :: Eremitorium des alten Orden der Pessimisten :: Darth Draconis und der Konvent ▼
 
Sujimis Sektor :: Maryx Minor :: Eremitorium des alten Orden der Pessimisten :: Darth Draconis und der Konvent

Ein widerlich geifernd stinkender Mahlstrom packte den Sith und wirbelte ihn umher. Seine Wahrnehmung war gänzlich entrückt, der Schwindel packte ihn brachte ihn an den Rand seiner Kräfte. Keuchend, schwitzend warf es den Sith zurück in den Kosmos. Er brauchte einen Moment bis seine Wahrnehmung sich nicht mehr drehte. Es fiel ihm wirklich schwer zu realisieren, was gerade passiert war. Die Antwort war zu absurd. Unmöglich. Nicht das, was möglich war. Es stand außer Frage. Entgeistert blickte der Sith auf seine Hände, in dem Versuch zu erfassen, was er gesehen hatte. Die dunklen und wahrhaftig bösen Mächte, die in den Mythen beschrieben werden, haben nichts mit dem grauen Bösen zu tun, werden aber oft miteinander verwechselt. Das graue Böse, das uns im Kosmos umgibt, wird hauptsächlich von frustrierten und verwirrten Individuen begangen. Machtgierigen Politikern und Kriminellen, die unfähig sind ihre kleinlichen Wünsche zu materialisieren oder gar zu beherrschen. Das Böse in der Realität hat in keinster Weise mit dem metaphysischen Bösen zu tun, das dem Gelehrten in den sakralen Texten begegnet. Tatsächlich verfügen die Wesen der Galaxis universell über eine eigenartige Vorliebe für Brutalität und exzessive Gewalt, die uns von den anderen Tieren unterscheidet. Man könnte fast meinen, es sei ein Merkmal gesteigerter Intelligenz. Wir scheinen die einzigen Schöpfer von Todessternen, Massenvergewaltigungen, totalen Kriegen und extensiven Tötens zu Vergnügungszwecken zu sein. Das graue Böse ist materiell, allzu materiell, während das metaphysische Böse schwarz wie die Nacht und vollkommen unmenschlich ist.
Die grauen bösen Merkmale werden ziemlich oft mit Güte gerechtfertigt. Wie oft begegnet man nicht schrecklicher Grausamkeit, verpackt im Mantel der Güte? Grausamkeit im Namen des Guten? Diese Torheit würde dem metaphysischen Bösen nicht in den Sinn kommen. Sie versteckt sich nicht, steht klar für das, was sie aussagen will. Die Mächte des Bösen scheinen in den Mythen revoltierend, infrage stellend, umstürzlerisch und Neuland beschreitend. Das metaphysische Böse ist hart und schimmernd wie ein schwarzer Diamant und in seiner vernichtenden Macht so entfernt wie die schwarzen Löcher im Universum. Es ist scharf wie ein Rasiermesser und glatt wie Seide. Was an den dunklen Mächten am Erschreckendsten ist, sind ihr Alter und ihre Entlegenheit sowie die Tatsache, dass sie über Wissen zu brüten scheinen, das zu viel ist, um von den Gelehrten geschaut zu werden. Für einen Moment hatte er in das Antlitz dieses metaphysischen Bösen geblickt und was er gesehen hatte, versetzte ihn in Panik. Angst war ein Gefühl, dass Darth Draconis lange nicht mehr gespürt hatte. Er hatte keine Angst verspürt, als er damals, in der Nightmare Trap gefangen, den Drachen Ysims getötet hatte. Er hatte keine Angst gespürt, als er in der Kammer von Korriban die Prüfung bestand und sein Sith Taith erhielt und er hatte auch keine Angst verspürt, als er realisierte, dass der Sith Orden sowie die Black Sun ihm auf den Fersen wären. Doch was er soeben gesehen hatte, machte ihm Angst.


„Nechesch… was ist passiert? Was… was war das?!“

Wie vom Donner gerührt erstarrte der Exilant zu einer Salzsäule. Die Gedanken, die ihm in diesem Augenblick durch den Kopf schossen, waren manigfaltig. Als habe sich der Zeitraum einer Sekunde in einer Ewigkeit ausgedehnt. Es war vorbei. Für ihn, für die Stimme, die gesprochen hatte. Er kannte sie zu gut. Es war Mabob. Er war entdeckt worden. Er hätte die Erinnerungen dieses Menschens auslöschen können, doch ein Inquisitor wäre in der Lage die Erinnerung wiederherzustellen. Er drehte sich um und sah die blanke Ungläubigkeit in Mabobs Gesicht. Die Kapuze war ihm vom Kopf gerutscht. Er hatte die Hände abwehrend erhoben, stammelte vor sich hin.

„Was hat das alles zu be...be...be...bedeuten? “

Tränen rannen dem Ordensbruder die pausbäckigen Wangen herunter. Erst jetzt realisierte der Sith, dass er in dem Terror seiner Meditation, wohl aus einer unterbewussten Abwehrreaktion heraus, die um ihn herumliegenden Gegenstände in der Luft hatte schweben lassen, bereit sie als Waffe zu nutzen. Es war der exzessivste aktive Machtgebrauch gewesen, den er abseits der Rituale hier vollführt hatte. Die Pessimisten wussten nichts von seiner Vergangenheit, von seiner Machtempfänglichkeit. Er hatte die Korona seiner Augen hier verheimlichen können. Eine leichte Illusion. Doch dieser Bann war gebrochen. Mit gelbrot glühenden Augen starrte er Mabob an, sein säuglinghaftes Gesicht in Angst zu einer noch unansehnlicheren Fratze deformiert.

„Nechesch… deine Augen…“

Mabob schüttelte den Kopf. Er wollte hier weg. Der Fluchtreflex war in seinem Blut. Der Ordensbruder drehte sich um und machte Anstalten zu fliehen, doch blieb er mitten in der Bewegung starr. Draconis hatte in der Macht herausgegriffen und ihn, wie in einer Stasis, gefangen. Die Aura der Verzweiflung lässt den Nutzer eine Aura aussondern, welche in einem bestimmten Radius alle Lebewesen, die Intelligenz spielt dabei keine Rolle, vor Angst erstarren lassen. Die Intensität der Angstzustände sowie der Radius werden vom Erfahrungsstand des Nutzers abhängig gemacht. Dabei gilt, je erfahrener und tiefer man mit der Macht verwurzelt ist, desto effektiver kann die Technik angewendet werden. Es gab keinen Ausweg für Mabob. Er hatte zu viel gesehen, Draconis konnte das einfach nicht riskieren. Der Mensch konnte hingegen nicht fassen, was mit ihm passierte. Er quiekte wie ein Gamorreaner. Erneut griff der Sith in die Macht, zog den Ordensbruder in den Raum während er mit der anderen Hand die Macht nutze, um die Tür zuzustoßen. Der Zug hatte Mabob gegen die gegenüberliegende Wand geschleudert, sodass dieser nun wimmernd am Boden lag. Die Kutte war über seinen Kopf gerutscht, er verfing sich in ihr, strampelte und versuchte sich aufzurappeln. Es war ein wirklich jämmerlicher Anblick. Der Pessimist hatte sich wieder erhoben, mit dem Rücken zur Wand, die Augen zusammengekniffen. Was hier passierte, überstieg jegliches Vorstellungsvermögen dieses Mannes.

„Es tut mir leid.“

Er griff den Geist des einfachen Mannes mit der Macht an. Wie tausend kleine Nadeln bohrte sich die Machtfühler des Sith in den Geist des Pessimisten. Mabob hatte keine Chance. Weder verfügte er über eine Abschirmtechnik, noch war er von so standfestem Charakter, als dass er sich der geballten Macht eines Sith hätte entgegenstellen können. Mabob war niemand gewesen, der einem Gedankentrick hätte widerstehen können. Das hier war weitaus schlimmer. Das Leben wich aus den Augen des Pessimisten, langsam sank er zu Boden. Er hatte seine Existenz ausgelöscht. Es war ein Mord. Es war der erste Mord, der den Sith wirklich traf. Er hatte nicht vorgehabt Mabob zu töten, nicht bis er ihn entdeckt hatte. Er spürte… Wehmut. Trauer. Bedauern. Der Sith schüttelte den Kopf, teilweise ungläubig, teilweise in einem Reflex mit einer physischen Tat eine metaphysische Gegebenheit abzuschütteln. Doch es funktionierte nicht. Er, Darth Draconis, fühlte tatsächlich Bedauern über den Tod eines Mannes, der ihm die meiste Zeit auf die Nerven ging, in seinen Augen schwach war und auch sonst von keinem Nutzen war. Doch vielleicht war es der einzige Freund gewesen, den der Sith seit dem Betreten des Tempels von Bastion je gehabt hatte. Und nun war er tot. Getötet durch seine Macht. Er ballte die Fäuste zusammen, Wut stieg in ihm hoch. Wut und Bedauern. Doch dafür wäre später noch Zeit. Er musste die Leiche entsorgen oder zumindest so präparieren, dass es nach einem Selbstmord aussieht. Er musste vorsichtig vorgehen.

Die Macht war mit einem Prisma vergleichbar. Je nachdem aus welchem Winkel man hineinsah, konnten sich die Facetten verändern, neu entstehen oder entwickeln. Es war ein Zusammenspiel von Licht und Schatten, von Illusionen und Grazilität. Die grenzenlosen Strömungen und Eindrücke der Macht belebten den Sith Lord der sich im Schneidersitz sitzend der Macht hingab und ihr lauschte. Draconis versuchte seine Sinne zu schärfen, horchte hinaus und hörte dem was die Macht ihm zuflüsterte zu und versuchte zu verstehen. Die Macht mit all ihrer Bandbreite konnte Lehrer und Lügner sein. Die Macht sprach viele Sprachen doch galt es auch zu verstehen was sie sprach, richtig zu deuten was sie einem sagte und zeigte. Nur wer diese Fähigkeit vollständig beherrschen können würde, wäre ein Meister der Macht. Doch Draconis verstand noch bei weitem nicht was die Strömungen der Macht ihm mitteilten. Er war… einfach da. Er lauschte. Er fühlte. Er versuchte mit all seinen Sinnen die Macht zu erfassen. Seine Wahrnehmung breitete sich in dem Raum aus, erfasste die Wände und drang tiefer ins Gebäude ein, umschloss jedoch auch den Bereich außerhalb der kalten, grauen Lavasteinmauern. Die meisten anderen Auren befanden sich in ihren Räumen. Sie glühten nur schwach, nicht in der Nähe. Er packte sich den Leib seines toten Gefährten. Er verließ seine Zelle, hievte den Körper über seine Schultern und transportierte den Leichnam Mabobs vorsichtig die Treppenstufen des Atriums hinauf. Auf der anderen Seite befand sich ein Balkon. Mit der Macht packte er den Körper und stieß ihn hinab. Er sah dem Körper zu, wie er auf dem erkalteten Lavagestein aufprallte. „Lebe wohl, du neugieriger Idiot.“ dachte der Sith voller Bedauern und bahnte sich seinen Weg zurück in die Zelle. Er würde warten müssen, bis der Leichnam gefunden werden würde. Er konnte nicht fliehen. Er würde aber fliehen müssen. Seine Zeit beim alten Orden der Pessimisten würde ein jähes Ende finden müssen.


▼ Sujimis Sektor :: Maryx Minor :: Eremitorium des alten Orden der Pessimisten :: Darth Draconis und der Konvent ▼
 
▼ Sujimis Sektor :: Maryx Minor :: Eremitorium des alten Orden der Pessimisten :: Darth Draconis und der Konvent ▼



Früher oder später kommt für alle das Ende ihres Lebens. Das Gebet der Pessimisten beginnt schon auf der Leichenaufbahrung. Dem Verstorbenen werden die Sakramente der Sühne, Ablass und Salbung gespendet. Für den Zeitpunkt der Trennung der metaphysischen „Seele“ vom Körper gibt es im alten Orden der Pessimisten einen besonderen Bittkanon “Zum Auszug der Seele”. In ihm betet der Konvent im Namen des Verstorbenen zum Kosmos um die Erlösung der metaphysischen Seele aus dem Fleischkerker, welcher der Ursprung aller Qual in dieser materiellen Welt ist. Sie glauben nicht an eine formelle Erlösung, da dies ein positives Zeichen einer höheren Macht wäre, an das sie nicht glauben. Existenz ist Schmerz. Zum Abschluss betet der Hohe Eremit um die Befreiung der Seele des Verstorbenen von allem, was sie gefangen gehalten hat, von jedem Fluch und um die Ruhe der Seele. Nach dem Tod wird der Körper gewaschen und bekleidet. Die Hände werden auf der Brust x-förmig zusammengelegt: die rechte Hand über der linken. Der einfach gehaltene Sarg aus Duraplast wird mit Weihwasser besprengt. Dabei verzichten die Pessimisten darauf einen besonders unansehnlichen Körper zu verdecken. Egal wie schlimm die Verstümmelungen sind, die Blutergüsse oder Verwesung bereits vorangeschritten ist: Die ungeschönte Wahrheit ist für sie der blanke Beweis für die zerstörerische Kraft des Kosmos gegen alle Lebewesen, die Ausweglosigkeit des Lebens und die Nichtigkeit der eigenen Existenz im Angesicht der Schöpfung.
Im Tempel wird der Körper des Verstorbenen mit dem Gesicht zu den gesichtslosen Ikonen der Pessimisten aufgebahrt, das bedeutet in Blickrichtung zum Vulkan hin, so dass der Tote, könnte er die Augen öffnen, vor sich die gesichtslosen Ikonen sehen würde. Im Hauptsaal des Eremitoriums kann man ein Band aus Papier und ein Tuch auf den Leichnam legen. Auf dem Papierband ist ein Symbol für den verdorrten Lorbeerkranz abgebildet, ein Sinnbild für die Vergänglichkeit. Als wäre der Leichnam in all seiner bestialischen Abscheulichkeit nicht bereits Mahnmal der Vergänglichkeit genug. Dieses lange Papierband wird über die Stirn des Toten gelegt. Der Sarg wird mit dem gesegneten Tuch bedeckt als Zeichen dafür, dass der Verstorbene unter dem Schutz der Pessimisten steht. In die Hände des Verstorbenen wird eine Ikone, auch sie ohne Gesicht, so gelegt, dass die Darstellung zu seinem Gesicht zeigt. Sonst braucht man nichts in den Sarg zu legen. Vor dem Verstorbenen wird bis zur Beerdigung der Psalter gelesen. Ein Mitbruder nach dem anderen schritt die Leiche Mabobs ab. Auch Draconis schritt an ihm vorbei. Er hatte schon viele Tote gesehen und viele auch in den Tod überführt. Der Tod dieser Kreatur schmerzte ihn zum ersten Mal. Nicht mal damals, als Darth Ysim ihn in der Prüfung der Grausamkeit gezwungen hatte eine sullustanische Mutter von ihrem Kind zu trennen, hatte er sowas wie Reue verspürt. Er verstand nicht, wieso ihn der Tod des Pessmisten so bewegte, des Mannes der ihn mit seinen zahlreichen geheimen Gedanken so sehr belästigt aber auch belustigt hatte. War das jenes Gewebe, aus dem Freundschaft bestand? Er hatte es zerschnitten.


Nach den Regeln des Eremitoriums ist es vorgeschrieben, den Verstorbenen in Begleitung des Hohen Eremiten vom Eremitorium zum Oratorium am Rande des Vulkankraters zu tragen, mit Kerzen in den Händen und unter dem Gesang: “Wehe uns, wehe uns allen. Wehe uns vor dem Leid und der Qual. Wehe, wehe, wehe uns.” Die Kolonne der Pessimisten hatte sich vom Eremitorium auf den schmalen von Vulkanasche- und Gesteinen gesäumten Weg gemacht und schritt, bedächtig im Takt des Singsangs, in Richtung Gipfel. Die Kutten tief ins Gesicht gezogen wurden nach jedem Abschluss des Psalms eine Glocke geläutet. Dieser Ritus hatte etwas durchweg Meditatives, das selbst den Sith nicht kalt ließ. Er blickte auf die in Kutten gehüllten Körper vor ihm, ihre Kapuzen tief ins Gesicht gezogen, die Lippen zur letzten Litanei für ihren Mitbruder geformt. Es schien als speie der Vulkan im Takt des Ritus Lava und Rauch aus seinem Schlot, bereit und gierig den Körper zu empfangen, der mit jedem Schritt immer näher seinem Ziel entgegengebracht wurde. Die Luft stank nach Schwefel und anderen Ausdünstungen des Vulkans, die Sicht wurde durch den Ascheregen erschwert und die Hitze stieg Schritt um Schritt. Es war ein Martyrium, doch beschwerte sich niemand. Sie alle leideten still, so wie es sich für einen Anhänger des alten Ordens der Pessimisten gehörte.
Als sie den Gipfel des Vulkans erreicht hatten, blickten sie in den gierigen Schlund des Vulkans, bevor die Prozession sich um das Oratorium zunächst versammelte. Es wurde den Anwesenden Kerzen gegeben. Dem Ritus der Aussegnung wurde zuerst mit dem für diesen Orden typischen Gesang begonnen. Die tiefen Männerstimmen bildeten einen schaurigen Gegenchor zum Wüten des Vulkans, als würden sie sich für Mabob ein letztes Mal gegen die Naturgewalt entgegenstemmen. Danach werden die Troparien für den Verstorbenen gesungen. Zwischen diesen Teilen werden Ektenien für den Verstorbenen gelesen, Bitten für den eben erst Verstorbenen. Danach folgt der Kanon-Hymnus mit dem Refrain “ Wehe uns, wehe uns allen. Wehe uns vor dem Leid und der Qual. Wehe, wehe, wehe uns.“

Nach der Verabschiedung bedeckte der Hohe Eremit das Gesicht des Verstorbenen für immer mit einem Tuch und streute Asche darauf, er übergibt den Verstorbenen dem Vulkan. Der Sargdeckel wird geschlossen, die Aussegnung ist beendet. Unter dem Gesang wurde der Sarg aus dem Oratorium hinausgetragen und auf den Katafalk gestellt. Der Katafalk, ein einfaches Konstrukt aus hitzebeständigem Duraplast, wurde zum Rand des Kraters gebracht. Mit einem eher watschelnden Gang bemühte sich der mehr als feiste Hohe Eremit zum Krater des Vulkans, vor ihm der Katafalk, hinter ihm der Schlund. Die Mitbrüder formten sich in einem großen Kreis um den Sarg. Für einen Moment dachte der Sith darüber nach, die Brüder samt dem Sarg mit der Macht in den feurigen Schlund zu schleudern. Es wäre nicht einmal schwer. Ein Stoß und sie wären alle weg. Der gesamte Orden, mit einem Schlag ausgelöscht. Doch wozu? Das graue Böse interessierte ihn nicht. Das waren zu tief hängende Früchte. Er fühlte Schmerz über den Tod seines Mitbruders, einen Tod den er zu verantworten hatte. Alle Seelen dieses Konvents würden ihn den hässlichen Mabob nicht zurückbringen. Er war weg. Für immer.

„Eine der größten Trugschlüsse des durchschnittlichen Menschens ist es zu vergessen, dass das Leben ein Gefangener des Todes ist. So lange ich lebe, werde ich nicht vergessen, dass ich sterben werde. Ich warte auf den Tod, sodass ich ihn vergessen kann.“

Der dickliche Hohe Eremit breitete bei seiner Parentation erneut die massiven Arme aus, als würde er den gesamten Konvent an seine Brust drücken wollen. Der Unterkiefer samt der Schweinsäuglein, gefangen in den Fettfalten seines Gesichts, erinnerten den Sith immer noch an einen Gamorreaner.


„Der tiefste und organischste Tod ist der Tod in Einsamkeit. Wenn selbst das Licht ein Naturgesetz des Todes wird. In diesen Moment wirst du vom Leben getrennt, von der Liebe, vom Lächeln, Freunden und sogar vom Tod. Du wirst dich selbst fragen, ob es irgendetwas anderes gibt neben der Leere des Universums und der eigenen Nichtigkeit.“

Die Worte wogen schwer auf dem Gewissen des Exilanten. Mabob war nicht in Einsamkeit gestorben. Er hatte nicht, wie die restlichen Ordensbrüder dachten, den Freitod gewählt. Er war in oder besser gesagt durch seine Hände gestorben. Die Macht hatte, von Draconis geleitet, dem Pessimisten den Gar ausgemacht. Doch das würden diese Narren niemals erfahren. Die Schuld lastete allein auf seinem Gewissen, seine Schultern würden diesen Ballast schleppen müssen, sonst keine.

„Die angsteinflößende Erfahrung und Obsession mit dem Tod, in Erinnerung gerufen, führt zum eigenen Ruin. Wenn wir über den Tod reden, rettest du einen Teil deiner selbst. Aber im selben Moment, stirbt auch ein Teil von dir, denn die Objektifizierung verlieren die Gegebenheiten, wenn sie ins Bewusstsein gerufen werden.“

Die Hände vor seinem feisten Bauch gefaltet, sprach der Hohe Eremit mit einer Selbstgefälligkeit und Abgeklärtheit, die Draconis anekelte. Es juckte ihn so sehr in den Fingern eine Kaskade Machtblitze auf diesen Narren regnen zu lassen, ihn und seinen Konvent in den rauchenden Schlot des Vulkans zu befördern und ein für alle Mal das Kapitel des alten Ordens der Pessimisten zu schließen. Bald. Sehr bald. Doch er würde sie am Leben lassen. Zumindest, wenn der Hohe Eremit ihm nicht zu oft über den Weg lief. Er ekelte sich vor dieser abscheulichen Bestie von einem Menschen.

„Das Leben ist viel zu sehr angefüllt mit dem Tod, um dem Tod die Chance zu geben dem etwas hinzuzufügen.“

„Lass es uns ausprobieren.“ dachte der Sith, von Abscheu erfüllt, und senkte seinen Blick. Er wollte sich nicht durch seine Mimik verraten. Er musste seine Kräfte kanalisieren. Sein Geist öffnete sich der Macht und sog die Negativität des Ritus in sich auf. Wie ein Schwamm ließ er sich von der zähen, dickflüssigen schwarzen Masse einnehmen, die vor seinem inneren Auge sich, aus diesem Ritus ausdünstend, materialisierte.

„Der Tod macht keinen Sinn, außer für Leute, die das Leben mit Passion lieben, meine Mitbrüder. Wie soll jemand sterben, wenn man von nichts wirklich Teil war? Distanziertheit ist die Negation sowohl des Lebens als auch des Todes. Wer seine Angst vor dem Tod überwunden hat, triumphiert über das Leben. Denn das Leben ist nichts außer ein Synonym für die Angst.“

Mit einem großen Schritt stand der Hohe Eremit nun vor dem Sarg und verteilte mit einem Wedel eine violette Flüssigkeit. Die Tränen des Kosmos. Sie dienten als letztes, reinigendes Element, bevor der Körper des Ordensbruders den Flammen von Palingenesis übergeben wurden.

„Für Mabob sind die Tage der Furcht vorbei! Seine schlimmsten Befürchtungen sind wahr geworden!“

Sechs Ordensbrüder traten hervor, darunter war auch Darth Draconis. Sie stemmten den Sarg auf ihren Schultern und trugen ihn zu einem Steg, der etwas vorstand. Die Hitze des Schlotes schlug den Trägern entgegen, sie merkten wie die ihre Haut von der Asche benetzt wurde, der sengenden Wärme ausgesetzt war und Schweiß unter der Kapuze die Stirn herablief.

„Wir übergeben jetzt seinen Körper den reinigenden Flammen. Wehe uns! Wehe uns allen!“

Alle anderen Ordensbrüder hielten dabei brennende Kerzen in den Händen. Der Gesang wurde so lange wiederholt werden, bis der Sarg mit einem gezielten Wurf über den Steg geworfen wurde. Der Sarg samt Mabobs sterblicher Überreste flog in hohem Bogen in das blubbernde Magma, prallte zunächst wie ein nasser Sack auf und begann, in Flammen stehend, in die feurige Masse hinabzugleiten. Asche zu Asche, Feuer zu Feuer, Staub zu Staub.

▼ Sujimis Sektor :: Maryx Minor :: Eremitorium des alten Orden der Pessimisten :: Darth Draconis und der Konvent ▼
 
Zuletzt bearbeitet:
Sujimis Sektor :: Maryx Minor :: Eremitorium des alten Orden der Pessimisten :: Darth Draconis und der Konvent

Seit dem Begräbnis waren einige Tage vergangen. Misstrauen und Zwietracht hatten im alten Orden der Pessimisten Einkehr gefunden. Nach dem Freitod von Bruder Mabob trauten die einzelnen Mitglieder des Konvents einander nicht mehr über den Weg. Wer würde wohl als nächstes den Freitod wählen und somit dem Fleischkerker dieser Existenz entkommen wollen? Wenn genügend Brüder diesen Weg wählen würden, bräche die gesamte Ordnung des Ordens zusammen. Der Hohe Eremit befand sich in Zugzwang, wollte weitere Vorkommnisse wie diesen verhindern. Andere sprachen hinter vorgehaltener Hand von Mord. Die Motive für eine solche Tat hatten die Phantasie der Ordensbrüder beflügelt. Neigten sie doch bei der im Orden herrschenden immanent negativen Grundstimmung sowie der Langeweile zum Tratschen, waren sie jetzt unkontrolliert in der Verbreitung von Gerüchten.
Dem Sith machte das alles nichts mehr aus. Er bewahrte die Ruhe und verhielt sich still. Sein ganzes Gebahren sollte die Trauer zur Schau stellen, während er insgeheim auf die monatliche Lieferung per Frachtschiff wartete. Während diese verladen wurde, würde sich der Sith an Bord schleichen. Die Macht war sein Verbündeter, sodass er sich unbemerkt an Bord des Schiffes stehlen konnte und dort im Frachtraum sich vor den helfenden Händen der Crew verstecken konnte. Als sie bereits in den Hyperraum gesprungen waren, öffnete er eine der Kisten um dort nach Nahrung zu suchen und diese zu verspeisen. Bei einem der Zwischensprünge, rutschte allerdings, bedingt durch den Wiedereintritt in den Realraum, ein Verdeck zu Boden, sodass es laut zu Boden schepperte. „Verdammt.“ war der erste Gedanke, den der Sith fassen konnte, bevor er sich mental auf das Zusammentreffen mit der Crew vorbereitete. Er würde versuchen Kampfhandlungen aus dem Weg zu gehen. Zu viel konnte auf so kleinen Schiffen schiefgehen, wenn man anfing mit Blastern um sich zu schießen.

Draconis saß auf einem der mittlerweile leeren Frachtcontainer, als die Luke sich begann zu schließen. Er sah sich mit einem muskulösen Klatoonianer und einem feisten Sullustaner konfrontiert, begleitet von einem Aqualish sowie einem Gran. Eine vierte Person, ein Falleen, sonderte ölige Pheromone aus, gegen deren unangenehmen Geruch der Sith wenig ausrichten konnte. Alle fünf trugen Blaster, bereit mit einer lässigen Handbewegung das größte Organ des Exilanten auf seine Blasteresistenz hin zu überprüfen.


„Wenn ich diese Frachtliste richtig lese, steht „verrückter Fanatiker“ nicht als Frachtgut drauf.“

Der Sullustaner schien diese Gruppe anzuführen, es handelte sich wohl um den Captain dieses Frachtschiffes. Der Atem des Captains bildete sich in kleinen Wolken ab. Er hatte dank der heißen Vulkanaktivität von Maryx Minor beinahe vergessen, wie kühl der Weltraum sein konnte.

„Schuldig im Sinne der Anklage, Captain. Sie haben ihren blinden Passagier gefunden.“

Die großen dunklen Augen des Sullustaners verschränkten sich zu argwöhnischen Schlitzen, während der Mensch, die Ruhe selbst ausstrahlend, mit dem Anflug eines leichten Lächelns den Bewegungen des Captains folgte.

„Will ich wissen, wie sie an Bord gekommen sind?“

„Nein, das wollen sie nicht.“

„Und die Fracht? Wer ersetzt die? Wir verdienen damit unseren Lebensunterhalt!“ fuhr der Falleen Draconis an. Dieser fixierte den Nichtmenschen mit seinen Augen, kniff diese unwillkürlich kurz zusammen und blickte zu Boden, bevor er dem Falleen eine Antwort gab.

„Entschuldigt diesen kleinen… Zwischenfall. Ich bin mir sicher, wir finden einen adäquaten Weg der Rekompensation.“

„Was ist mit deinen Augen los?“ Der Klatoonianer zog seinen Blaster und richtete ihn auf den Exilanten, geladen und entsichert.

„Du bist weit weg vom Braxant Run, Sith. Wahrscheinlich auch die letzte Kreatur, die wir auf unserem Frachter erwartet hätten.“

Wenn ein Thermometer nicht nur die physische Temperatur sondern auch emotionale Temperatur messen könnte, würde es einen rapiden Abfall notieren. Der Sith spürte wie sie die Auren der Nichtmenschen sich änderten. Argwohn, Furcht aber auch Abneigung strömten geradezu aus ihren Poren.

„Das kann ich mir vorstellen.“ antwortete der Sith vorsichtig. „Um ehrlich zu sein würde ich gerne die üblichen Passagierlinien meiden.“

„Gesucht?“

Der Sith schüttelte mit dem Kopf und ließ einen kurzen, schaurig kalten Lacher entweichen.

„Nein, ich schätze nur meine Privatssphäre.“

„Die Tatsache, dass ein Sith im südlichen Teil der Galaxis streunert spricht nicht für deinen Wunsch, Sith. Was hat dich hierher gebracht?“

„Ich würde ungern diese Frage mit einer Antwort beschmutzen. Nicht alle Sith wollen das, was die Propaganda der Neuen Republik euch suggeriert. Ich habe lediglich Antworten auf die Mysterien der Macht beim alten Orden der Pessimisten gesucht.“

„Alter Orden… wieso eigentlich alter Orden? Wie nannte man ihn bei der Gründung? Diese komischen Eierköpfe waren mir nie geheuer.“ wandte der Falleen ein.

„Ihre Credits schon.“ antwortete der Sith ungewohnt passiv-aggressiv.

„Wenn man vom Kath Hund spricht… wie gedenkt unser blinder Passagier zu zahlen?“

„Captain, ich weiß die Gastfreundschaft eurer Crew zu schätzen und auch die Wissbegierde ist… erfrischend. Allerdings würde ich mir wünschen unter vier Augen zu sprechen. Ich bin unbewaffnet und trage kein Lichtschwert.“

„Das macht einen Sith noch lange nicht unbewaffnet.“

„Aber auch nicht unverwundbar.“ erwiderte der Sith mit einem Blick auf die allseits gezückten Blaster.

Mit einem Nicken bedeutete der Captain seiner Crew, dass sie sich entfernen konnten. Sie gingen davon aus, dass selbst wenn der Sith sich am Captain vergehen würde, dieser das Schiff nicht lebend verlassen würde und daher nicht auf dumme Ideen kommen würde.

„Danke Captain.“

„Genug der Freundlichkeiten. Ich will antworten. Wer sind sie?“

„Bevor ich diese Frage mit einer Antwort aufwerte, möchte ich sicheres Geleit diesen Koordinaten. Natürlich wird ein Preis bezahlt.“

Der Sith reichte dem Sullustaner einen Duraplastschnipsel auf dem Hyperraumkoordinaten notiert waren.

„Ich glaube, das werde ich erst mit meiner Crew besprechen müssen. Wir treffen alle wichtigen Entscheidungen nach einem Mehrheitsprinzip.“

„Du bist ein Captain über gar nichts“ dachte der Sith verächtlich. Welcher Captain fragte ständig seine Crew um Erlaubnis dieses oder jenes zu tun, wo wäre da die Authorität? „Wirklich lachhaft“ schoss es dem Exilanten noch durch den Kopf.

„Dann solltet ihr mit eurer Crew sprechen, Captain.“

Die Betonung des letzten Wortes war absichtlich gewählt, der Sith konnte nicht anders als seine Verachtung für diese Art der Führung zeigen. Seinen Worten folgten ein dünnlippiges Lächeln und ein verneigtes Haupt. Die Zeit vertrieb sich der Sith damit seine Machtfühler auszudenken. Es war schwierig der Diskussion zu folgen, doch schien sie hitzig und nicht arm an Verwünschungen und Flüchen zu sein. Eine rauhe Gesellschaft, die er sich da ausgesucht hatte. Allerdings schien die Debatte nicht lange zu währen, sodass sich schon bald die Tür automatisch öffnete und der Sullustaner den Frachtraum betrat.

„Wir werden sie wohl etwas länger im Frachtraum behalten.“

„Haben sie also darin versagt eine Mehrheit zu erreichen, Captain?“ Die Augen des Sith verengten sich zu Schlitzen. „Ich sagte doch, ein Preis wird gezahlt.“

„Wir werden nicht verschiedene Gebiete mit einer nicht authorisierten Lebensform an Bord durchqueren, ohne mehr über ihre Identität zu wissen.“

Draconis hatte das Spiel langsam satt. Er hatte nicht vorgehabt, die Situation auf diese Art und Weise zu lösen, doch es würde ihm nichts anderes übrig bleiben.

„Sie brauchen meine Identität nicht zu wissen“ sagte der Sith und griff in die Macht hinaus. „Sie bleiben hier.“

Der Sith öffnete sich der Macht und vertiefte sich in den Fängen ihrer reißerischen Natur. Das Machtgewirr, dass er entfesselte, öffnete sich wie ein Ungeheuer mit Dutzenden Tentakeln. Bogan war sein Verbündeter und die Macht der Illusionen sein Sklave. Aus dem vorderen Teil des Cockpits hörte er den Falleen schreien, als man ein rumpelndes Geräusch hörte. Schreie begannen durch das Schiff zu gellen. Die Schreie kristallisierten sich zu einzelnen Lauten die sich anhörten wie „nehmt es raus, reißt es raus!“ und anderen, undefinierbaren Schreien. Hilflose Gegenrufe wurden laut, mehrere Anrufungen diverser lokaler Gottheiten und Schimpfwörter auf allen Handelssprachen des Outer Rims erfüllten die Luft, als die Tür sich öffnete und ein blutüberströmter Falleen vornüber in den Raum fiel, die Augenhöhlen blutüberströmt und leer. Der Klatoonianer und Gran begannen auf ihn zuzustürmen, als sie plötzlich innehielten und ihr Gesicht, sofern man ihre nichtmenschlichen Mimiken deuten konnte, in blankem Terror innehielten. Für jeden Außenstehenden wäre die Situation bizarr gewesen. Beide Individuen bewegten sich nicht mehr von der Stelle sondern begannen ihre Kleidung, unter weiteren Schreien in Panik abzuklopfen. Es schien, als würden sie versuchen abertausende Käfer von ihrer Kleidung entfernen zu wollen. Der Sith derweil, drehte sich zu dem sullustanischen Captain um.

„Wer von beiden ist der Pilot?“

Mit einer stumpfen Leere in den Augen deutete der Sullustaner auf den gefallenen Falleen. Verdammt. Dann würde der Captain eben herhalten müssen und er würde ihm, so gut es geht, assistieren. Mit einem weiteren Griff in die Macht brach er den beiden Nichtmenschen das Genick, sodass diese wie nasse Säcke Sand zu Boden gingen. Er deutete dem Sullustaner, dass er sich auf den Pilotensitz setzen sollte.

„Wir nehmen Kurs auf diese Koordinaten.“ sagte der Sith während er mit seinen Machttentakeln in den Geist des sullustanischen Kapitäns eindrang.

▼ Hyperraum :: Frachter :: Darth Draconis und Crew ▼
 
Hyperraum :: Frachter :: Darth Draconis und Crew

Mit einem lauten, nur im inneren des Schiffes vernehmbaren, Krachen fiel der Frachter in den Normalraum um den Planeten Latharra. Erleichtert atmete der Sith auf. Sie waren gefühlt eine Ewigkeit im Hyperraum gewesen. Den Sullustaner hatte er, nachdem sie im Hyperraum waren, in einen künstlichen Schlaf versetzt, damit auch er seine Machtsinne ausruhen konnte. Der Hyperraumantrieb dieser Mühle war alles andre als hochgerüstet, sodass der Flug länger dauerte, als es hätte sein müssen. Auch wollten sie die Extremisten der Theokratischen Republik Christophsis meiden, sodass sie andere Hyperraumrouten auswählen mussten, welche die Reise bedeutend verlängerten. Draconis hatte die weite Reise für Meditationen genutzt, um sich vom Ballast der Ereignisse im Eremitorium des alten Ordens der Pessimisten zu befreien. Doch jetzt war seine ganze Konzentration wieder gefragt. Er weckte den sullustanischen Captain und machte sich mithilfe der Macht wieder dessen Verstandes habhaft, da sie bald in Comreichweite des Ziels sein würden.

„Sicherheitskontrolle Kolanda Raumstation, Frachter YV-666, identifizieren sie sich.“

Comm Operatoren sind das Lebensblut eines Raumhafens. Sie sind diejenigen, die mit allen eingehenden und ausgehenden Schiffen kommunizieren und Landungen koordinieren oder schädliche Elemente von der Station weghalten. Sie sorgen auch dafür, dass der raumfahrende Verkehr geordnet und vor allem ohne Unfälle und Zusammenstöße vonstattengehen. Allerdings sind auch sie keine Götter, Unfälle passieren, doch ihre Seltenheit ist das Testament des Könnens dieser Offiziere. Je nach Häufigkeit der Besuche eines Schiffes, entwickeln sich sogar beinahe familiäre Beziehungen zwischen Operator und Crew des Schiffes. Man munkelt sogar, dass solche Operatoren diesen Piloten auch Privilegien gestatten und gewisse Vorzüge genießen. Andere sagen, dass der einzige Freund solcher Operatoren Credits sind.

„Mach jetzt keine Dummheiten. Identifizieren Sie sich und sagen, das Schiff würde Reparaturen benötigen.“ Flüsterte der Sith seinem Gefangenen ins Ohr. Die Macht wirkte dabei seinen Worten unterstützend nach, vernebelte den Geist des Sullustaners und brach jeglichen Widerstand, der bei Wesen mit schwachem Willen so reißfest wie Blätterteig war.

„YV-666 „Triakks Ernte“, Captain Neb Sow, wir haben Probleme mit unserem Kühlsystem und erbitten die Freigabe zur Landung um den Schaden reparieren zu können.“ antwortete der Sullustaner monoton, in Gewahrsam der Mächte des Bogan. Erst fiel dem Sith auf, dass er den feisten Sullustaner nicht mal nach seinem Namen gefragt hatte.

Die Verbindung blieb still, während sie gescannt wurden. Comm Operatoren trennen die Spreu vom Weizen, die galaktischen Türsteher der Raumfahrt. Sie entschieden, wer auf die Raumstation durfte und wer nicht. Würden sie irgendwas krummes ausprobieren, würden sie mit Sicherheit Bekanntschaft mit der stationären Sicherheitsstaffel machen.

„Landeerlaubnis erteilt. Landen sie in Bucht AA-38 und informieren sie umgehend das Zollbüro sowie einen Mechaniker.“

Der Sullustaner bedankte sich für die Landeerlaubnis, während der Sith tief durchatmete. Sie hatten den schwersten Teil hinter sich. Die Beklemmung in einem Raumschiff gefangen zu sein und nichts gegen potenzielle Angreifer tun zu können, machte ihn unruhig. Auf einer Raumstation hätte er deutlich mehr aktive Möglichkeiten der Einflussnahme. Das Schiff reihte sich in den Raumverkehr ein und flog zielsicher in Richtung der angegebenen Landebucht. Zehn Klicks vor der Landebucht erfassten Traktorstrahlen das Schiff und leiteten es sicher in die vorgesehene Landebucht hinein. Als das Schiff gelandet war, drehte sich der Sith in seinem Schalensitz und sah sich die Misere hinter ihm an. Würde das Schiff kontrolliert werden, würden sie die Leichen erklären müssen. Doch er hatte eine Idee.

„Captain Sow, räumen Sie die Reste ihrer Crew weg.“

Erneut ließ der Sith die Macht für sich arbeiten, während er nervös aus dem Cockpit hinaus in den grauen, durastählernen Hangar blickte und nach den Zollbeamten Ausschau hielt. Der Sullustaner hievte derweil die Reste seiner Crew in einen der Frachtcontainer. Die Körper waren, vorerst, vor neugierigen Blicken verdeckt, doch bedeckte noch das Blut des Falleens den Eingang. Mittlerweile waren auch die Zollbeamten eingetroffen und stellten sich vor dem Frachter auf. Ihr Anführer erbat die Möglichkeit das Schiff zu betreten. Gefolgt von zwei weiteren Beamten, stellte er sich vor die noch nicht herabgelassene Ladeluke. Draconis ließ die Luke herunter, warf einen kritischen Blick zum Sullustaner und hoffte, dass er die Aufmerksamkeit der drei Beamten genug binden konnte, um sie nicht selbstständig durch das Schiff schnüffeln zu lassen. Solche Beamte waren der Schrecken eines jeden Piloten, der Ware von einem Teil der Galaxis unbemerkt in den anderen Teil bringen wollte und ebenfalls seine Privatsphäre schätzte. Auch wenn viele dieser Beamten nichts gegen eine Aufwandsentschädigung abseits der offiziellen Regularien hatten um einen rechtschaffenen Piloten seines Weges gehen zu lassen, war es extrem schwierig herauszufinden welcher Zollbeamter zu welcher Kategorie gehörte: Schmutzig oder rein. Geldgierig oder aufrecht. Letztere waren ihm unlieb, ihre Prinzipientreue machte alles nur komplizierter.

„Deputy Officer Khel Sabar, ich werde nun ihr Schiff kontrollieren.“ stellte sich der Duro zackig vor. Sein Datapad inspizierend, sah sich der Zollbeamte um, während seine beiden Kollegen, ein Twi’lek sowie ein Shistavanen, sich anschickten aufzuteilen.

„Captain Sow mein Name. Tun sie sich keinen Zwang an.“ sprach der Sullustaner geistesabwesend, was beim Duro, soweit Draconis die Mimik dieser Nichtmenschen deuten konnte, Argwohn hervorrief.

Wie mein Captain ihnen schon gesagt hat, wir haben ein Problem mit der Kühlanlage. Sehen sie dort die Pfütze? Kühlflüssigkeit.“ sprach der Sith unvermittelt und deutete auf die Pfütze, während seine Machttentakel wie ein Nieselregen auf den Verstand der drei Individuen niederprasselte. Er evozierte Bilder in ihren Köpfen, das grüne Blut des Falleens wurde vor ihrem Auge zu petrolfarbener Kühlflüssigkeit. Der chemische Geruch breitete sich in ihren Nasen wie aus dem Nichts aus, Erinnerungen wurden wach.

„Zum Glück haben wir unsere Ware bereits gelöscht, aber das ist ja kein Zustand. Eventuell können wir hier ja auch neue Ware kaufen. Ich habe gehört, sie haben ihr ein paar gute Angebote.“

Profit war eine wichtige Treibfeder für Stationen wie diese. Der Versprechen von Gewinnsteigerungen und Geld war ein Blendwerkzeug, welches famos bei solchen Individuen funktionierte.

„Sie sind zufrieden. Sie wollen uns die Freigabe erteilen und gehen.“ säuselte der Sith nun deutlich eindringlicher. „Sie werden vergessen mein Gesicht je gesehen zu haben.“ Er verstärkte den Einsatz der Macht und zog sich dann aus den Köpfen der drei Nichtmenschen zurück. Diese wiederholten monoton seinen Satz und verließen dann zackig das Schiff. Seine erhöhte Konzentration auf die drei Zollbeamten hatte jedoch ihren Preis. Der Sullustaner schien, langsam aber sicher wie ein Ertrinkender, der sich seinen Weg zur Wasseroberfläche hochkämpfte, aus dem Dunstkreis der Machteinwirkung zu erwachen und zu realisieren, was hier passiert war. Als die Tür sich schloss, machte der Sith einen Satz auf den Sullustaner und drückte ihm den Mund zu während er ihm eindringlich zu Verstehen gab, er müsse jetzt die Klappe halten. Er würde ihn nicht einfach gehen lassen können. Während die Augen des Captains seine Wut wiederspiegelten, griff der Sith erneut in die Macht hinaus. Wie in Schlagbohrer grub er sich in den Gedankenkosmos des Nichtmenschen ein. „Du hast deine Crew getötet. Meuterei. Du bist ein Überlebenskünstler. Belohn dich in der Cantina. Such dir eine neue Crew. Beseitige die Leichen. Fang ein neues Leben an. Vergiss mich.“ Wie ein Mantra wiederholte er diese Nachricht, die er tief in den Geist des Sullustaners einpflanzte. Strata um Strata trug er die Gedanken regelrecht auf die Hirnrinde des Sullustaners auf, wartete dass sie wie Wasser bei einer hydroponischen Pflanze einsickerte. Dann brachte er ihn mit einem Schnipsen in Ohnmacht, die Machtfühler rissen sich los, die plötzliche Trennung war zu viel für den Sullustaner. Er würde wiedererwachen. Wenn Draconis ihn hätte töten wollen, hätte er sich nicht die Mühe machen müssen.

Nachdem sich der Sith seiner grauen Pessimistenkutte entledigt hatte, nahm er die Kleidung heraus, die er aus dem Orden mitgenommen hatte. Es war die Kleidung, die er vor seiner Flucht getragen hatte, anonyme Kleidung mit etwas Schutz und vor allem möglichst viel Bewegungsspielraum. Einfach und doch nicht unansehnlich. Er verließ die Landebucht und wurde von der lebendigen Masse des Raumhafens erschlagen. Raumhäfen sind ein Ort voller Reisender und Abenteurer, ein Hort der Überraschungen und Möglichkeiten. Jede Person, die einen signifikanten Teil des Lebens in Raumschiffen verbringt, wird auch viel Zeit an solchen Raumhäfen verbringen, mal planetar, mal im Orbit auf einer Station wie der Kolanda Station. Doch alle haben gewisse Gemeinsamkeiten, unabhängig vom Ort. Eine dieser Gemeinsamkeiten war Stauraum. Viel Stauraum. So viel, dass kaum unangenehme Fragen gestellt wurden, wenn man die richtige Menge Credits bezahlte. Eine Station irgendwo im galaktischen Nichts wie die Kolanda Station war genau der richtige Ort um wichtige Sachen vor den Augen bestimmter Personen zu verbergen und sie somit zu schützen. Der Raum den er als erstes aufsuchte war zwar versiegelt, doch ließ er sich mit dem genetischen Fingerabdruck leicht öffnen. Ein Glück, dass er auf seinen Reisen und dem Exil keines seiner Gliedmaßen verloren hatte.

Sein Blick fiel direkt auf die schwarze längliche Schatulle, in der sein ältester Besitz weilte: Sein Lichtschwer. Es war eine gefühlte Ewigkeit her, dass er Dragnipur gezündet hatte. Der metallische Griff war vertraut, die Rundungen des Griffes, der stilisierte Drachenkopf am Knauf des Schwertes. Er hakte das Lichtschwert an seinen Gürtel und lies seinen langen Mantel darüber fallen, damit nicht jeder direkt sehen konnte, dass er ein Lichtschwertträger war. Er atmete danach tief ein. Die Luft in dem Raum war so vertraut, sie roch nach seiner Vergangenheit und gleichzeitig nach seiner Zukunft. Sein gesamtes Hab und Gut, dass er in Sicherheit gebracht hatte, bevor er zu seiner Mission gegen die Black Sun aufgebrochen war, befand sich in diesem Raum. Er hatte es damals in weiser Voraussicht in Sicherheit gebracht. Vor seinem Fall. Vor langer Zeit. Es war noch alles da. Die Folianten und Datapads mit Kopien aus der Bibliothek des Sith Tempels auf Bastion. Sein literarischer Wissensschatz, den er auf Bastion geborgen hatte. Auf einer Kiste sah er auch den Gegenstand, an dem er so oft verzweifelt war.Vierseitig, aus einer schwarzen Legierung gefertigt und zu einer Pyramide geformt, auf einer kreisrunden Plattform gebettet, mit Sith Runen umschlossen. Ein Holocron. Damals konnte er ihn nicht öffnen, hatte ihn dennoch aufbewahrt. Die Missionen nach Coruscant und Anaxes hatten ihm ein Studium des Holocrons verwehrt. Eventuell würde er sich nun mehr mit diesem Gegenstand befassen. Auch die Chiss’Yak seines alten Meisters, die er damals geborgen hatte waren hier, ebenso dessen Lichtsense und einige seiner Dokumente. Er hätte es den Kreaturen im Orden nicht gegönnt. Nicht nachdem sie die Nir’Taj zerstört hatten und die Ash’rak ausgeräuchert hatten. Er hatte zwar gegen sie gekämpft, doch hatte Darth Allegious seine Hand forciert. Doch man blieb Ash’rak bis in den Tod. Das brachte ihn auf eine Idee. Er durchstöberte seine Sachen nach einem Comlink, dessen Verschlüsselung, soweit Draconis das beurteilen konnte, als sicher galt.


========== Verschlüsselte Nachricht ==========

Sei gegrüßt Darth Zion,

Wir jagten nicht nur Jedi, sondern auch gemeinsam Tuk’ata im Tal der Dunklen Lords der Sith auf Korriban. Die Jagd ist unser Metier, doch ich habe mich im Tal verirrt und brauche ein Leuchtfeuer zur Orientierung. Würdest du das Feuer entflammen?

Ash’rak bis in den Tod,
D.

==========================================

Die textbasierte Nachricht wurde abgeschickt und einmal quer durch die Galaxis gejagt. Entweder er würde die ersehnte Heimkehr einleiten oder sein Schicksal besiegeln. Wie dem auch sei, würde er die Lethargie seiner bisherigen Existenz verlassen und wieder um seine Position in der Galaxis kämpfen. Zufrieden mit sich und der Aussicht auf Veränderung, wühlte er in den Gegenständen seiner Vergangenheit und ließ alte Erinnerungen wieder hochkochen.


Yminis Sektor :: Orbit von Latharra :: Kolanda Station :: Lagerraum XT-39-3499-13 :: Darth Draconis, allein
 
Yminis Sektor :: Orbit von Latharra :: Kolanda Station :: Lagerraum XT-39-3499-13 :: Darth Draconis, allein

Zeit ist nur ein Konstrukt. Zeit vergeht, sie interessiert sich nicht dafür, wie man sie bemisst, sie entzieht sich solchen Versuchen sie zu kontrollieren. Zeit zu kontrollieren ist der Versuch mit einem Sieb Wasser zu schöpfen und sich dann zu wundern, dass es nicht klappt. Und doch versuchen immer wieder Wesen die Zeit zu beeinflussen. Darth Draconis hasste es zu warten, er war ein Gefangener der Zeit. Sie dehnte sich aus, wurde zäh und verging nicht. Die textbasierte Nachricht des Sith hatte noch keine Antwort erhalten. Wie denn auch, rief er sich immer wieder ins Gedächtnis. Ein Sith hockt nicht mit seinem Comm in der Hand den ganzen Tag und wartet darauf kontaktiert zu werden. Er könne froh sein, wenn sein Gegenüber ihm zeitnah antwortet und nicht auf einer brenzligen Mission auf einer von allen interessanten Dingen verlassenen Schlammwelt für den Imperator einen Auftrag zu erledigen. Und doch blieben sie da, die Ärgernisse, die Zweifel und die Wut sich auszuliefern. Er versuchte sich die Zeit zu vertreiben, indem er seine wiedergewonnenen Schätze durchstöberte. Die Lektüre dieser Werke erinnerte ihn daran, wieso er mit so viel Herzblut so viel Zeit in der Bibliothek des Ordens verbracht hatte und wieso ihn die dunkle Seite, wieso ihn Bogan so faszinierte. Ihre Lehren waren so stichhaltig, für ihn so klar wie die Gewässer von Naboo. In antinomischer Manier soll durch das Studium der dunklen Seite erkannt werden, dass man sich den Fesseln der Gesellschaft, von allen Zwängen lösen muss um zu erkennen, dass man selbst allein die einzige Macht ist, die man benötigt. ist man gewillt die kosmischen Gesetze ebenso wie die konventionellen Gesetze der Gesellschaft zu brechen und sich von der breiten Masse abzusondern. Bogan ist demnach der Erzfeind und steht für alles, was dem als Antagonist dient. Für den einen wird dies durch das graue Böse verkörpert, für den anderen durch die wahren kosmischen Übel, die sich hinter einem Schleier aus dunkler Materie verbergen. Die Quintessenz der dunklen Seite ist, seine Energie aus dem eigenen Hass und dem Hass anderer zu evozieren. Es ist daher die eigene Entscheidung, wie man diesen Antinomismus zelebriert. Sie nimmt die rohe Macht des Zorns, der Wut und des Hasses und formt daraus etwas völlig Neues. Man muss erst etwas zerstören, um etwas Neues zu schaffen. Man muss erst die Mauern um sich herum einreißen und seinen inneren Nachtmahren freien Lauf lassen. Seine inneren Nachtmahre schrien aber nach etwas gänzlich anderem, als der Lektüre der Folianten. Stattdessen begab er sich aus dem Frachtraum hinaus, in die weiten Gänge der Raumstation.

Draconis betrat die Bar, welche geradezu überfüllt mit den verschiedensten Subjekten dieser Galaxis war. Der Sith bemerkte, wie man ihn kurzzeitig musterte, und sogleich wieder wegsah, wenn einem bewusst wurde, dass man zurückstarrte. Die Anspannung lag in der gefilterten Luft, wie in so vielen Cantinas, jederzeit bereit sich in einer handfesten Auseinandersetzung zu entladen. Allerdings sollten die Ziele gut gewählt sein, niemand wollte sich hier an jemandem vergreifen, der potenziell stärker war. Es gab so etwas wie eine Hackordnung, eine Hierarchie der Konfliktpartner. Ihm behagte es nicht so angestarrt zu werden, nicht hier. An diesem Ort wimmelten dafür zu viele Kopfgeldjäger. Er handelte lieber im Verborgenen, im Schatten, nicht wenn einem mindestens ein Dutzend Leute bei seinen Aktionen zusahen. Plötzlich kam ihm eine Twi’lek Dame mit bläulicher Haut entgegen, sie hatte ihn bereits von weitem gesehen, und offenbar gefallen gefunden.


„Hey Süßer, für den richtigen Preis würde ich alles für dich tun.“

Die Twi’lek zwinkerte ihm zu und lächelte maliziös. Dabei geizte sie nicht mit ihren Reizen. Der Sith beachtete diese jedoch nicht, er war völlig desinteressiert. Die Gaben der Fleischeslust waren nichts im Vergleich zu den Gaben der dunklen Seite. Es war förderlich, auch aus diesem Korb zu naschen, doch in diesem Moment stand ihm nicht der Sinn danach. Es schien, als triebe ihn irgendwas an diesen Ort, er wusste jedoch nicht was. Er vergeudete seine Zeit nicht mit irgendwelchen freizügigen Damen in zwielichtigen Bars, besonders nicht jetzt.

„Jede Wette, dass du das tun würdest. Kein Bedarf.“

Seine Stimme war rau, er bemerkte mal wieder wie selten er in letzter Zeit wirklich gesprochen hatte, man bemerkte den kalten, gleichgültigen Unterton in seiner Stimme, ein Ton der einem deutlich machte dass man es sein lassen sollte. Die Twi’Lek verzog das Gesicht zu einer grimmigen Grimasse, sagte etwas auf huttisch von dem er es ihretwillen ignorierte und ging wieder ihren Weg. Draconis ging wie ein Raubtier durch die Herde der zahllosen Besucher, die Zerstreuung suchten. Er sah jeden an der an ihm vorbeilief, und analysierte ob er oder sie eine Bedrohung für ihn war. Sein Rundgang wurde erneut gestört, diesmal von einer dröhnenden, grölenden Stimme.

„Hey! Dich kenn ich!“

Der Exilant drehte sich langsam um und sah einen Talz, welcher sich vor ihm aufbaute. Während dieser mit ihm sprach, wehte ihm der schale Mundgeruch, der nach übermäßigen Alkoholkonsum roch, entgegen. Selbst betrunken konnte ein Talz eine Bedrohung sein, die man nicht unterschätzen sollte. Diese Wesen hatten große Kräfte, mit denen sie viel Zerstörung anrichten können.

„Ich bin erfreut.“ entgegnete ihm Darth Draconis trocken, seine Körpersprache vermittelte, dass der Talz lästig war. Man konnte nicht feststellen, ob dies nun sarkastisch, ehrlich oder ganz anders gemeint war, doch der Talz fühlte sich trotzdem provoziert und stellte sich dem Sith in den Weg.

„Du machst auf mich einen soooo starken Eindruck, mit deinem ach so bösen Auftritt.. Zeig mir was du kannst!“

Der Talz schien, obwohl des übermäßigen Genusses von Alkohol etwas vernebelt, immer noch im vollen Besitz seiner Kräfte, als er mit einem einzigen Fausthieb von oben herab einen nahestehenden Tisch entzwei brach. Der Sith starrte nur kurz auf das Kettenhemd des Talzund fragte sich, ob er sich nicht oft seinen Pelz in den Ringen einklemmen würde. Das tat bestimmt weh.

„Ich hab keine Zeit für so was.“

Draconis drehte sich abrupt um und ging in die andere Richtung. Er hatte wirklich keine Zeit für solche Wesen, zumal er nicht die Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte, einen betrunkenen Talz der Streit suchte mit der Macht zu töten, das war wirklich unter seinem Niveau. Doch Draconis rechnete nicht mit der Beharrlichkeit des Talzes, welcher wohl seine Drohung wahrmachen wollte und sich nun auf den Sith stürzen wollte. Der Exilant drehte sich blitzschnell um und griff in die Macht hinaus und lähmte den Talz mit seiner Aura der Verzweiflung. Der Talz verstand offenbar, im Dunstkreis seiner Alkohol induzierten geistigen Umnachtung nicht was geschah, was ihn in ein Dilemma brachte. Einerseits spürte er die Nichtigkeit des Seins, die Ausweglosigkeit jedweden Handelns. Er begann in die Leere zu starren und die Nichtigkeit des Seins sowie die Freudlosigkeit der Existenz zu kontemplieren.

„Hab ichs doch gewusst, pah. Lass dich hier nie wieder blicken, Welpe.“

Schwankend stapfte der Talz davon. Obwohl der Konflikt gewaltlos beendet wurde, oder gerade deswegen, erntete der Sith den Argwohn der anderen Cantinabesucher. Niemand hätte auf ihn gesetzt, in diesem Zweikampf. Doch war das der bessere Weg, als ihn mit Dragnipurs heißer Plasmaklinge seiner Körperteile zu entledigen oder ihn in einer Kaskade von Blitzen niedezumachen. Sie hätten ihn erst recht verraten. Draconis setzte seinen Weg fort, doch bemerkte er, dass die von ihm erzeugte Aufregung nicht abgeklungen war, genau das was er vermeiden wollte. Er beschloss seinen Marsch zu beschleunigen. Er setzte seinen Weg fort, bis er an den Tresen kam, hinter dem der Wirt stand. Dieser putzte gerade gleichgültig ein Glas mit seinem schmierigen Lappen, wobei sich Fett fragte ob er damit das Glas nicht eher noch mehr verschmutzte als reinigte.
Er verbrachte viel Zeit am Tresen, trank in Stille seine Drinks und sah sich um. Auch wenn er es nicht hätte zugeben wollen, er genoss es wieder an diesem Ort zu sein. Das pulsierende Leben um ihn herum zu fühlen. Die Lust, die Argwohn, den vom Alkohol verstärkten Hochmut. Sie gaben ihm die Kraft, nach der er sich so lange gesehnt hatte, aber bei den Pessimisten nicht gefunden hate. Er hatte die Zeit auch gebraucht, um die Strukturen des Lokals zu erkennen. Sie waren überall, über den Abend verteilt, ersichtlich. Da gab es jene, welche jeden Abend hierherkamen. Es war ihr Stammlokal, quasi ihr Hauptquartier. Hier wickelten sie Geschäfte ab, tranken sich ins Delirium oder warteten einfach ab. Worauf wussten sie meistens selber nicht. Er kannte dieses Gefühl nur zu gut. Auf Nar Shaddaa war es ihm damals, vor den Sith, ähnlich ergangen. Dann gab es die gelegentlichen Gäste. Sie waren hier um mit den Stammgästen in Kontakt zu treten, Informationen auszutauschen oder ihre Chancen abzuwägen krumme Dinger zu drehen. Dann gab es noch den geringen Teil, der hierher kam um zu vergessen. Sie tranken und tranken und ließen sich dabei vollkommen vom gewürzten Alkohol oder was ihre Rasse stimulierte, die Sinne vernebeln. Eine ganz scheue Sorte waren Informationsmakler. Sie witterten Gefahr und entzogen sich ihrer Schlinge um ihr wertvollstes Gut, Informationen, zu schützen. Informationsmakler waren dafür bekannt, dass sie falsche Namen verwendeten, wieso sollten sie ansonsten so eine wichtige Information wie den eigenen Namen ohne entsprechende Vergütung nennen? Es missfiel ihm trotzdem, dass er dergleichen Vorsichtsmaßnahmen nachgehen musste nur weil ihm ein imperialer Geheimdienstagent zur Seite stehen sollte. Oder sollte er besser sagen ihm hinterher spionieren sollte? Der nächste Drink fand bereits einen Weg in seinen Mund und brannte ihm in der Kehle. Er genoss das Gefühl, wusste jedoch, dass dies der letzte alkoholische Drink sein sollte. Wenn er eine Person hier bearbeiten wollte, musste er nicht nur die Macht einsetzen, sondern dabei musste er eventuell ebenso trinken um sein Opfer die Zunge zu lockern. Er hätte sie mit der Macht manipulieren können, doch ihr freier Wille würde sie am nächsten Morgen alles revidieren lassen. Sie mussten in sein Spinnennetz tappen, dann würden sie nicht mehr hinauskommen.

Yminis Sektor :: Orbit von Latharra :: Kolanda Station :: Cantina :: Darth Draconis und Cantinagäste
 
Zuletzt bearbeitet:
▼ Yminis Sektor :: Orbit von Latharra :: Kolanda Station :: Cantina :: Darth Draconis und Cantinagäste ▼

Das Schicksal ist eine Dirne. Die Vorstellung, dass der eigene vorgeschrieben und unveränderbar ist, muss doch für jedes klar denkende Wesen eine grausame und unerbittliche Vorstellung sein. Nicht Herr der eigenen Bestimmung zu sein, als Sklave einer metaphysischen Hyperraumstraße, die zu einem bestimmten Endpunkt führte, von einer unsichtbaren Macht bestimmt, welche die dünnen Fäden über alle Zeiten hinweg zu einem filigranen Teppich verwob. Darth Draconis glaubte nicht an das Schicksal und doch, er würde es später rückblickend nicht anders sehen können, hatte ihn das Schicksal, oder vielleicht Bogan, mit Absicht an genau diesen Abend an genau diesen Ort in der Galaxis gebracht. Mittlerweile hatte er in Erwartung mit Informationsmaklern in Kontakt zu kommen den ganzen Abend in der Cantina verbracht. Das Abendprogramm des Etablissements sah so aus, dass ab den Abendstunden nach Standardzeit die Atmosphäre und Preise in Richtung „Nachtclub“ drifteten. Die Gäste störte es nicht, den Sith auch nicht. Nur die Musik wurde lauter. Die Musik dröhnte aus den versteckten Duraboxen, der Boden vibrierte unter dem Bass. Die Musik ähnelte einem brutalen Eintopf aus Chaos, Gewalt und Agressionen, ohrenbetäubend und gnadenlos. Die Beats scheinen sämtliche Geschwindigkeitsrekorde in den Staub geschickt zu haben und lösen einen rhythmischen Wirbelsturm aus, der dummerweise durch kein anderes Instrument in seine Schranken zu weisen ist. Einem außer Kontrolle geratenen Mag-Lev Hochgeschwindigkeitszug gleich donnert ein Track nach dem anderen aus den Duraboxen, der ungebremst auf seine Endstation zurast. Wild und ungestüm brettert der Sound über die Gäste der Cantina hinweg. Ruhelos wie eine gute alte BlasTech DH-17, präzise wie ein SoroSuub X-45 Scharfschützengewehr und vernichtend wie ein imperialer Sternzerstörer. Inmitten dieses akustischen Lauschangriffs wurde Darth Draconis auf eine Person aufmerksam. Inmitten der ganzen Biomasse, die den Weg in die Cantina gesucht hatte um vor den eigenen Problemen zu fliehen oder neue zu suchen, war ihm ein Wesen besonders aufgefallen. Nicht sein Verhalten oder sein Aussehen waren besonders. Für den Sith schien das Wesen sogar äußerlich ziemlich gewöhnlich, geradezu erschreckend langweilig. Eine andere Qualität machte dieses Wesen aus: Er war machtsensitiv. Der Sith beobachtete die Person näher. Es musste sich, soweit er das beurteilen konnte, um einen Arkanier handeln. Desssen Ohren waren aber spitz. Wieviele Finger er hatte, konnte er nicht sehen. Die Arkanier haben zahlreiche Subspezies, mehr wusste er aber auch nicht. Es war in diesem Moment auch irrelevant. Für ihn war nur relevant, dass dieses Wesen mit den spitzen Ohren für die Macht empfänglich war. Interessanter war noch, dass es in dem Arkanier brodelte. Wie ein Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch stand. Die Augen des Siths ließen den Fastmenschen nicht mehr los, fokussierten ihn und beobachteten jede Bewegung des Arkaniers.

Als der Fastmensch aufstand um sich wohl ein neues Getränk zu holen, bemerkte dieser wohl nicht die alkoholisierte Menge Männer die nicht unweit seines Tisches. Der Blick der Männer folgten seinen Schritten, Draconis bemerkte, dass die Männer seltsam gleich gekleidet waren. Für den Arkanier war die Denkanstrengung eins und eins zusammenzuzählen wohl zu viel. Dieser wollte wohl mehr Alkohol. Der Sith hingegen musterte die uniforme Gruppe Nichtmenschen. Ihm fiel auf, dass es sich dabei wohl entweder um eine Söldnergruppe handeln musste, die professioneller auftrat als die üblichen Halsabschneider, oder es sich um die Sicherheitskräfte der Station handeln musste, die heute mal Ausgang hatten und nicht in ihren Stammlokalen abhingen. Als der Arkanier es an die Bar geschafft hatte, schlenderte einer der Uniformierten zu dem Spitzohr und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Das Gesicht des Arkaniers schien verdutzt oder angeekelt zugleich. Der Sith spürte, wie sie Macht in dem Wesen pulsierte. Er war wütend. Er war zornig. Vor allem aber herrschte ein tiefer Abgrund in dieser Kreatur. Wie faszinierend, befand der Sith. Was jedoch als nächstes passierte, war ein Paradebeispiel für impulsgesteuertes Verhalten. Ein Makel. Als Sith konnte man zwar jedem Drang nachgeben, doch lebte man nicht lang. Die dunkle Seite sollte einen beseelen, aber nicht kontrollieren. Als Sith war man der Sturm, nicht Opfer des Sturms. Das Auge des Orkans war die Heimat, nicht ihre Peripherie. Doch das würde das Spitzohr eventuell lernen. Wenn er das überleben sollte. Der Arkanier konnte sinnlose Verschwendung von Alkohol wohl nichts abgewinnen, denn der Sith spürte das Bedauern bevor er verstand wieso. Das Spitzohr pfefferte sein neues Getränk dem Mann ins Gesicht. Gerade als das Subjekt seiner Observation zum Abschluss noch Zuschlagen wollte, sah der Sith, wie sich ein eiserner Griff um das Handgelenk des machtsensitiven Fremden legte und diesen davon abhielt den Schlag auszuführen.

Was als nächstes geschah, würden die Beteiligten später nicht mehr eins zu eins wiedergeben können, der Sith hingegen sah es mit nüchterner Klarheit. Er sah wie ein Barabel auf einen der Männer losging, während ein Nikto demjenigen, der das Spitzohr festhielt einen Tritt in die Kniekehle verpasste sodass dieser wutentbrannt losließ. Der Kampf dauerte nicht lang, bis die Musik ausging und eine laute, grölende und guturale Stimme einsetzte die allen Beteiligten durch Mark und Bein ging. Draconis hielt sich den Kopf mit beiden Händen, ein Schmerz durchzuckte sein Trommelfell, schnell war jedoch das Epizentrum dieses Rufs ausgemacht. Der Ithorianer, der hinter dem Tresen stand und dem wohl die Cantina gehörte.

„Ihr da, raus hier, macht das ihr wegkommt und lasst euch so schnell nicht wieder blicken!“

„Genau, verpisst euch, ihr seid der Dreck unter meinen Fingernägeln. Ha!“

Die Sinne vom gewürzten Alkohol betäubt, bemerkte der Fastmensch wohl nichts. Der Nikto packte ihn an der Schulter zerrte ihn sanft raus.

„Er meinte uns, nicht die Schmiers.“

“Die was?“

Dem Arkanier schien erst jetzt aufzufallen, dass es sich bei der Gruppe wohl um Mitglieder der Sicherheitstruppen der Raumstation handelte. Mit diesen Kameraden wollte man keinen Streit anfangen, in seinem Fall nicht lange fortführen. Wer weiß, wann einem dann ein Unfall passieren würde. Die Wut in dem Fastmenschen war deutlich spürbar, für den Sith schienen sie in der Menge wie ein Fanal. Nachdem der Fastmensch das Lokal verlassen hatte und sich von dem Nikto verabschiedet hatte, zündete sich der Arkanier eine Zigarette an. Es wurde Zeit für den ersten Kontakt.

„Wirklich ein undankbares Pack.“

Der Arkanianer drehte sich rasch um und seine weißen Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen. Seine Hand glitt zu seinem Blasterholster den er bisher nicht genutzt hatte. Die Schleppe war offen sodass er ohne zu zögern auf ihn hätte schießen können. Noch schien das Spitzohr sich nicht schlüssig was er mit dieser Gestalt anstellen sollte, die vor ihm stand.

„Wer bist du?“

„Wer ich bin, ist nicht so wichtig wie die Frage, was ich dir bieten kann.“

Der Arkanier verzog das Gesicht und machte eine wegwerfende Bewegung. Danach stemmte er die Hände in die Hüfte und sah den Sith missbilligend an.

„Hör mal, ich hatte einen scheiß Tag und kann solche Psychospielchen nicht gebrauchen. Deine Drogen kannst du dir genauso dorthin stecken wo du willst. Es interessiert mich nicht!“

Den letzten Satz hatte der Arkanier mit besonderem Nachdruck gesprochen. Sein glattes Gesicht verzog sich zu einer grässlichen Fratze die voller Abscheu den Sith ansah. Er schien ihn wohl für einen Irren zu halten, oder für einen Streicher, der auf der Suche nach ein paar Credits einen deutlich elaborierteren Weg des Bettelns suchte als das direkte Fragen nach dem monetären Geschenk. Der Arkanier machte Anstalten an dem Sith vorbeizugehen. Draconis ließ ihn passieren, doch während dieser im Begriff war an ihm vorbeizugehen, richtete er nochmal das Wort an den machtsensitiven Arkanier.

“Du verstehst nicht. Ich habe in dein Herz gesehen. Es ist vollkommen leer. Leer und ohne Sinn. Lass mich dir einen Sinn geben.“

Der Arkanier hatte ihm gerade den Rücken zugekehrt, als er wie vom Blitz getroffen stehen blieb. Langsam drehte er sich zu dem Sith um und sah ihn mit einer zornverzerrten Fratze an. Die Wut war ihm regelrecht ins Gesicht geschrieben. Seine Haut schien durch die Falten, die sich nun bildeten verzerrter und verhärmter.

„Kein Sinn? Was glaubst du, wer du bist, du missratener Banthabesamer?! Das wars, für heute hab‘ ich genug! Dich mach ich fertig!“

Er zog seinen Blaster doch der Sith ergriff den Blaster mit der Macht und zog ihm die Waffe aus der Hand. Perplex geriet der Fastmensch in Rage und ging auf ihn los, ohne darüber nachzudenken, wie es sein konnte, dass der Blaster aus seiner Hand in die andere Ecke des Ganges geflogen war. Der Arkanier fackelte nicht lang und fing an den Sith mit Tritten und Schlägen zu bearbeiten. Draconis wehrte die Schläge ab. Er spürte den Zorn in dem Spitzohr flackern. Frisch und unverbraucht, ein wahrer Schmaus. Es gab ihm Kraft und Stärke. Unbewusst nutzte er die Macht um seinen geschundenen Körper zum Durchhalten zu zwingen. Als der Sith es leid war, traf er den Arkanier mit einem Machtstoß in die Brust, sodass es diesem die Luft aus den Lungen fegte und warf ihn zu Boden. Danach stellte er sich über ihn und nagelte ihn mit seinem Stiefel auf der Brust fest.

„Willst du mir jetzt zuhören oder willst du die wahre Kraft der dunklen Seite der Macht spüren?“

„Fahr zu den sieben corellianischen Höllen, Вastard!“

Der Zorn stand dem Arkanier immer noch ins Gesicht geschrieben. Er schien nicht zu verstehen, was der Sith von ihm wollte. Er realisierte auch nicht, dass es sich um einen Sith handelte. In einer wilden Raserei vertieft, machte er Anstalten erneut auf ihn loszugehen. Dem Sith wurde es zu bunt. So würde er ihn nicht erreichen. Draconis schüttelte den Kopf und griff in die Macht hinaus, um die mentalen Lichter des Arkaniers, fürs erste auszuknispen…

▼ Yminis Sektor :: Orbit von Latharra :: Kolanda Station :: Vor der Cantina :: Darth Draconis und Arkanier (NPC)▼
 
Zuletzt bearbeitet:
▼ Yminis Sektor :: Orbit von Latharra :: Kolanda Station :: Bar „Tonta tonka!“ :: Darth Draconis, Arkanier (NPC) und Bargäste▼

Die Realität ist ein Konstrukt, welches wir um uns herum wahrnehmen. Dadurch ist sie ein Konstrukt, dass niemals die wahren Begebenheiten widerspiegeln, sondern der Subjektivität ausgesetzt ist. Die eigene Wahrnehmung lässt sich täuschen, kann von Illusionen durchdrungen werden. Wie ein Schleier verdeckte sie die Wahrheit von der empfundenen Wahrheit und ließ dem Zuschauer nur ein Schattenspiel übrig, dass als manifeste Realität empfunden wurde. Was wirklich in der Nacht zuvor geschehen war, dürfte auch für den Arkanier unter einem Schleier verborgen liegen. Darth Draconis hatte die Erinnerung seiner Beute manipuliert und die Geschehnisse der letzten Nacht entfernt, um einen neuen Anlauf zu nehmen. Es hätte alles so viel einfacher sein können, doch das war nicht der Weg, den er einschlagen wollte. Hartnäckigkeit war eine der Grundvoraussetzungen, wenn man die Ausbildung zum Sith überleben wollte. Selbst im Angesicht des Todes musste man sich an das Leben klammern, wie ein übergewichtiger Hutte sich an seine Gizka Snacks klammern würde. Für den Sith war dieses Intermezzo nicht mehr als ein Spiel, doch spielte Draconis nicht ohne auch gewinnen zu wollen. Hartnäckigkeit würde ihn zum Sieg bringen. Der Arkanier gehörte ihm, er wusste es nur noch nicht. Natürlich hätte er den Fastmensch auch einfach dazu zwingen können. Die Macht war nicht sein Verbündeter, sondern sein Diener. Was war da schon ein Arkanier gegen. Doch wo lag der Spaß und der Nervenkitzel, wenn er nur von geistlosen, vor sich hin sabbernden Akolythen umgeben war, die nicht selbstständig denken konnten? Er wollte, dass sich der Arkanier ihm aus – mehr oder weniger – freien Stücken anschließen würde. Schließlich war es die Definition von Macht seinen eigenen Willen auch gegen den Widerstand anderer durchzusetzen. Was für ein Sith wäre er, wenn er nicht Macht über andere ausüben könnte, ohne auf den schier endlosen Strom an Jüngern aus dem Orden zurückzugreifen oder die Macht für jede Aufgabe zu gebrauchen? Wenn er von der Macht abhängig werden würde um jeden seiner Wünsche zu erfüllen, wäre er wie ein Süchtiger. Er wäre unmündig, von ihr abhängig und nicht mehr ihr Meister, sondern ihr Diener. Das war nicht der Weg der Sith und es war vor allem nicht sein Weg.

„Du siehst aus als könntest du Credits gebrauchen“ sprach der Sith das Spitzohr erneut an, nachdem er sich, schauspielernd in der Menge nach geeigneten Kandidaten umgesehen hatte.

Ich hab einen Job für dich. Ich hätte keinerlei Bedenken einen Ex-Sträfling zu engagieren. Überleg es dir.“

„Nein… nein. Ich habe bereits einen Job der auf mich wartet. Im Hangar meines Schwagers.“

Eine Lüge. Eine schlechte Lüge noch dazu. Doch verriet der Arkanier dem Sith damit mehr, als es dem Spitzohr lieb gewesen sein dürfte. Seine Machttentakel schlossen sich um den Kopf des Fastmenschen, drangen sanft in dessen Geist ein. Wie eine Angelschnur wartete Darth Draconis darauf, dass verschiedene Tentakel zappelten und ihm so gewisse Regungen verrieten, Gedankenfetzen mitteilten oder andere nonverbale Informationen zukommen ließen.


„Nein, hast du nicht. Ich könnte jemanden wie dich gut gebrauchen. Es gibt immer Arbeit für Wesen die schlau sind und gewisse Gaben haben aber verschlagen genug sind, sie nicht jedem auf die Nase zu binden.“ Die zusammengezogenen Brauen des Arkaniers schienen sich bald zu berühren, er hatte wohl einen Nerv getroffen. Ob das Spitzohr von seiner eigenen Machtsensivität wusste? Jedenfalls lauerten beide, wie Kath Hunde, mit gebleckten Zähnen und warteten darauf, wer zuerst schnappen würde. Der Sith strahlte Ruhe und Besonnenheit aus, schien es geradezu zu genießen, während dem Arkanier das Gespräch mehr als unangenehm zu sein schien. Umso besser. So würde das Spitzohr schneller Fehler begehen. Sich schneller verraten. Sich ihm Preis geben. Ah, so wie in diesem Moment ,als Draconis einen Gedankenfetzen auffing, den er wie eine Waffe gegen das Spitzohr einsetzen würde. Eine feine Waffe, ein dünner Laserapier, nicht etwas grobschlächtiges wie eine Vibroaxt. Genug um einen Stich ihm einen Stich ins Herz zu versetzen. Doch es war zu früh diese Information jetzt einzusetzen. Er wollte noch etwas mit seiner Beute spielen.

„Oh… und erwähnte ich die Boni? Überwältigend. Beim Ende deines Dienstes würdest du dir diese Station hier zum Untertan machen.“

„Ich sagte bereits, ich habe einen Job.“

„Natürlich. Überstürze nichts.“

Der Sith zwinkerte und prostete ihm zu, bevor er sein Getränk austrank und den Arkanier sich und seinen Gedanken überließ. Er würde schon noch anbeißen. Der Arkanier widmete sich wieder seinem Getränk und seinen Gedanken. Sie waren dunkel und voller Missmut, Zorn und Verzweiflung. Es war ein wahres Festmahl für jeden, der sich an den negativen Energien ergötzen konnte, die ein Lebewesen ausstrahlte. Wie ein Parasit labte sich der Sith an diesen Energien, zehrte von ihnen und benutzte den Arkanier, selbst aus der Ferne. Dieser wiederum schien sich und seine Situation in billigem synthetischem Alkohol von fragwürdiger Qualität ertränken zu wollen. Doch wer viele Flüssigkeiten aufnimmt, muss diese auch zu einem gewissen Punkt wieder loswerden, sodass der Arkanier, eindeutig nicht mehr trittfest, zu den entsprechenden Räumlichkeiten taumelte. Während er sich in einem Pissoir entlud, drang eine Stimme aus den Kabinen zu ihm.

„Andererseits ist es manchmal genau richtig Dinge zu überstürzen und sich einfach fallen zu lassen, in den Abgrund, wenn es sein muss.“

Der Arkanier seufzte laut auf, entkam er diesem Dämon denn nie, musste er sich wohl in diesem Moment fragen. Draconis gab keinen Deut darauf, er mochte es theatralisch zu sein, den großen Auftritt zu haben. Das Leben wäre viel zu dröge, wenn man quasi unsterblich ist und sich nicht gelegentlich seiner eigenen Göttlichkeit hingab.

„Okay, ich sagte „verpiss dich“ in einem freundlichen Ton, doch was bei den sieben corellianischen Höllen muss ich noch tun, um dich loszuwerden?“

„Willst du mich nicht nach dem Job fragen?“

„Ich will deinen verdammten Job nicht.“

„Frag mich nach dem Job. Vielleicht wirst du dich dann umentscheiden. Vor allem wenn man bedenkt, wie es Radka geht und in Anbetracht der Tatsache, dass du nicht einen Credit mehr dein Eigen nennst.“

Der Arkanier schloss die Tür langsam und vor Zorn bebend. Die Schultern hoben und senkten sich schneller, die Atmung des Spitzohrs schien zu rasseln.

„Was ist mit Radka? Was verdammt nochmal weißt du darüber?“

„Anscheinend mehr als du.“

Ohne ihn eines weiteren Wortes oder Blickes zu würdigen, ließ der Sith erneut das Objekt seiner Begierde sich selbst und verließ das Klo. Sein Blick führte ihn rasch zum Tresen, er bestellte zwei Drinks und wartete. Der Arkanier ließ nicht lange auf sich warten. Statt sich aber neben den Sith hinzusetzen, setzte er sich an einen Tisch unweit des Siths und starrte diesen mit einer rohen Energie an, die dem Sith durchaus gefiel. Ein Edelstein, bereit geschliffen zu werden. Der Sith folgte dem Blick des Spitzohrs und nahm die beiden Drinks in die Hand. Ruhig und gelassen, als hätte er alle Zeit der Welt, überbrückte er den Weg zwischen den beiden und reichte dem Arkanier seinen Drink, bevor sich der Sith dem Fastmenschen gegenüber niederließ.


„Du hast Recht. Ich bin pleite. Ich hab‘ nicht einmal einen Job.“

Einen kurzen Moment hielt der Arkanier inne, sog die Luft zwischen seinen Zähnen tief ein und schnalzte mit der Zunge bevor er einen Schluck seines Getränkes nahm.

„Ich werde aber niemals für jemanden arbeiten, der weniger Glück hat als ich, also zeig, ob du welches besitzt.“

Der Arkanier holte eine Münze heraus und balancierte sie zwischen seinen Fingern. Natürlich war er ein Glücksspieler. Machtsensitive, die nichts von ihrer Gabe wussten, hielt ihr Geschenk oftmals für das „Glück“, dass sie beim Spielen heraufbeschworen. Um was für eine Münze es sich handelte, konnte der Sith nicht erkennen, sie war ihm fremd. Es musste entweder eine lokale Währung eines kernverlassenen Ortes sein oder eine mittlerweile nicht mehr gebräuchliche Währung sein, weniger Wert als das Spielgeld aus einem Kinderspiel. Doch Draconis spielte mit, ließ sich ein auf die Spielchen des Arkaniers.

„Wenn ich gewinne, arbeitest du für mich?“

„Ja…“ antwortete der Arkanier resigniert und atmete tief durch.

„Kopf.“

Die Münze flog in die Luft und wirbelte mehrmals um ihre eigene Achse. Für Draconis schien die Zeit langsamer zu verstreichen, die Macht war sein Diener und leistete ihm auch in dieser Sache treue Dienste.

„Zahl. Ich hab‘ den Wurf manipuliert.“ ließ der Arkanier mit einem siegreichen Lächeln verlautbaren. Eine gezinkte Münze. Was für ein jämmerlicher Taschenspielertrick.

„Manipulierte Spiele sind die einfachsten zu gewinnen.“ entgegnete der Sith und zwinkerte dem Arkanier erneut zu.

„Es wird immer „Zahl“ sein, denn ich will nicht für dich arbeiten. Du bist unheimlich, zu direkt und irgendwie kommst du mir bekannt vor und das mag ich nicht. Ich mag dich und deine Visage nicht.“

„Es wird nicht immer Zahl sein.“ Nun erhob sich der Sith und blickte auf den Arkanier herab. „Wir werden die Vereinbarungen deiner Einstellung später bei einem Drink besprechen. Tata!

Mit einem flamboyanten Winken verließ der Sith seinen neuen Diener. Er musste seine Machtsinne nicht gebrauchen um zu hören, wie der Arkanier immer und immer wieder versuchte die Münze zu werfen um das Ergebnis von gerade zu replizieren, doch versagte er immer wieder. Zahl. Erneuter Wurf. „Zahl. Jedes verdammte Mal.“

▼ Yminis Sektor :: Orbit von Latharra :: Kolanda Station :: Bar „Tonta tonka!“ :: Darth Draconis, Arkanier (NPC) und Bargäste▼
 
▼ Yminis Sektor :: Orbit von Latharra :: Kolanda Station :: Bar „Tonta tonka!“ :: Darth Draconis, Arkanier (NPC) und Bargäste▼

Sith zu sein bedeutete sich die Macht zum Untertan zu machen. Doch was einen Sith wirklich von anderen Nutzern der dunklen Seite unterschied, war nicht nur der meisterhafte Umgang der dunklen Seite, sondern auch ein unbedingter Wille zur Macht, in erster Linie Macht über andere. Zuerst muss man die Macht über sich selbst erlangen. Den eigenen Körper, seine Grenzen, seine Möglichkeiten. Emotionen kontrollieren und in einer Kaskade entfesseln, wenn es angebracht ist. Dann muss man die Macht über ein anderes Wesen erlangen. Die Gedanken und Handlungen dieses Wesens steuern, die Gefühle beeinflussen und zu einer Verlängerung des eigenen Willens werden lassen. Daraufhin eine Gruppe, ein Orden, eine Welt, eine ganze Spezies, und so weiter. Wie ein nach außen gewandter Malstrom zog man die Bahnen des eigenen Einflusses immer weiter. Einer Spinne gleich breitete man ein Netz aus, der immer mehr Wesen ins Netz gingen. Als Sith hatte er alle Werkzeuge die er benötigte, um dieses Netz auch dann wieder zu spinnen, nachdem es einmal zerrissen wurde. Das Schattennetzwerk, über welches er einst verfügte, dürfte während seines unfreiwilligen Exils zerfallen sein. Darth Allegious dürfte dafür Sorge getragen haben. Doch die Galaxis war groß und voller Neider, Feinde und Individuen, die nur auf ihre Chance warteten ein Stück vom galaktischen Kuchen abzubekommen. Darth Draconis würde der Konditor ihrer Wahl sein. Einen ersten Schritt hatte er in Form des machtsensitiven Arkaniers getan, den er heute verpflichtet hatte. Er würde der erste Schritt zurück zur eigenen Macht sein. Vielleicht würde er ihn als Schüler ausbilden, wenn er sich beweisen würde. Vorerst jedoch würde er praktisch einen eigenen Kult etablieren müssen. Er würde die Spitze dieses Ordens innerhalb des Ordens sein, die Kulmination der Sith. Er würde ihr Alpha und Omega sein und er würde ihnen, im Gegensatz zu Allegious, eine Bestimmung geben. Schritt für Schritt würde er die Demontage einleiten. Jetzt, nachdem er seinen ersten Diener gewonnen hatte, würde er den nächsten Schritt einleiten um sein Netzwerk auszuweiten und seine Machtbasis zu etablieren.
Nachdem er einige Worte mit dem Barkeeper gewechselt hatte und Credits den Besitzer gewechselt hatten, näherte sich der verborgene Sith mit einem kleinen Tablett und sechs kleinen Pintchen seinem neusten “Mitarbeiter”. Dieser wusste scheinbar weder über welche Gabe er selbst besaß, noch über die wahre Identität des Siths. In einer Galaxis voller Fastmenschen schien es kein ungewöhnliches Phänomen zu sein einem Fremden mit aschfahlem Gesicht und rotgelben Augen zu begegnen. Es gab genügend kernverlassene Welten, auf denen verschiedene Phänotypen mit unterschiedlichen morphologischen Eigenheiten sich ausgebildet haben könnten.
Der Sith stellte das Tablett vor das Spitzohr und lud ihn mit einer Handgeste dazu ein eines der Pintchen zu nehmen und zu trinken. Der Arkanier zögerte einen Augenblick lang, sodass Draconis kurzerhand selber ein Pintchen nahm und es trank um den Arkanier davon zu überzeugen, dass er sowohl den Getränken als auch ihm vertrauen konnte. Doch das Gesicht des Arkaniers verriet ihm direkt, dass das Getränk ihm bei weitem nicht so gut mundete, wie dem Sith.


„Was ist das? Es schmeckt wie der Ausfluss eines diabetösen Hutten.“

Pulkay. Getränk deines Fortschritts. Mit diesem Getränk besiegeln wir unseren Pakt.“


„Urgh.“ Der Arkanier verzog das Gesicht, als der Nachgeschmack sich einfach nicht verflüchtigen wollte. „Wir haben keinen Pakt.“

„Natürlich haben wir das, Seth Duroth. Wir haben eine Münze geworfen, ich habe gewonnen. Du arbeitest nun für mich.“ Der Sith breitete die Hände zu einer einladenden Geste aus, während sich seine Lippen zu einem dünnen, maliziösen Lächeln formten. Er sah die Überraschung in den Augen des Arkaniers, dass er dessen Namen kannte. Was das Spitzohr nicht wissen konnte war, dass er bereits am Abend vorher in seine Gedanken eingedrungen war und seinen Namen erfahren hatte. „Ich weiß mehr über dich, als du dir vorstellen kannst. Nenne mich Nechesch. Du bist jetzt mein persönlicher Assistent, mein Kastellan, wenn du so willst. Beschütze und diene.“

Besonders die letzten Worte sprach der Sith mit einem gewissen gespielten Pathos aus, der Versuch den Arkanier mit Humor seine Stellung zu erklären aber nicht zu viel zu früh zu offenbaren. Er schien wirklich keine Ahnung zu haben, dass er sich hier in einer Verhandlung mit einem Sith befand. Draconis mochte die ungezügelte Wut und Abscheu, die das Spitzohr verströmte. Erfrischend anders zur Pestilenz der Angst, welche die Wesen sonst umgab, die er traf.

„Du fährst wohin ich es dir sage, du kümmerst dich um bestimmte Dinge in meinem Namen und wenn es sein musst, trittst du in die Hinterteile die eines Trittes bedürfen.“

Der Ernst war mit einem Schlag zurück in seine Worte gedrungen, breitete ihre Tentakel aus und umschlang den Arkanier. Sein Gesicht wurde für einen kurzen Augenblick finster, seine Lippen zu einem Lächeln geformt, deren Heiterkeit sich nicht in seinen Augen widerspiegelten, die Härte und Entschlossenheit ausstrahlten.

„Und im unwahrscheinlichen Falle meines Todes wirst du die Grabrede halten.“ Fügte der Sith im Banthafell mit einem bittersüßen Lächeln hinzu, während Mabobs Gesicht kurz vor seinem inneren Auge aufflackerte.

„Gut, du erzählst die ganze Zeit, was du willst, aber weißt du auch was ich will?“

„Natürlich tue ich das, nenne mir deinen Preis.“

„Ich will wissen wie es Radka geht. Wenn ich das weiß, arbeite ich für dich. Für 400 Credits die Woche.“

„Oh, du wirst viel mehr als das kriegen. Wir haben einen Pakt.“


Die Creditsumme interessierte den Sith nicht. Ein Diener im Dienste eines Siths bekam weitaus mehr, als weltliche Güter, er bekam den Schlüssel zur dunklen Seite der Macht. Credits würden dann von selbst kommen, wenn man nicht gänzlich auf den Kopf gefallen war. Schließlich gehörte man zur Elite der Galaxis, zu den Auserwählten, die wie Halbgötter unter den Sterblichen wandelten und ihre Umgebung nach ihrem Gutdünken manipulieren konnten.

„Trink. Der Zweite besiegelt den Pakt. Den Dritten trinken wir für’s Glück.“

Mit einem letzten Zug stürzten beide Männer die durchsichtige Flüssigkeit herunter. Der Mundraum des Siths wurde in Brand gesetzt, er spürte wie die Flüssigkeit sich ihren lodernden Weg in seinen Magen bahnte und dort eine Feuersbrunst lostrat. Solche Getränke ließen einen spüren, das man überhaupt noch lebte, der Schmerz war Initiator dieses Gefühls, so wie Schmerz der Schlüssel zur dunklen Seite und zum Leben in der Galaxis generell war.

„So ist es gut, Seth. Du bist nun mein Mann.“

„Ich habe das Gefühl, ich habe zu etwas ganz dummen „ja“ gesagt…“

„Das ist möglicherweise richtig. Lass uns keine Zeit verlieren!“

Der Sith stand auf und wartete, bis ihm der Arkanier gefolgt war. Sie verließen die Bar und gingen die engen Gänge entlang, weg von der Vergnügungspromenade der Raumstation. In ihrem Bauch hatte die Kolanda Station Platz für allerhand verschiedene Wesen und Tätigkeiten Platz. Raumfahrer, Schmuggler, Informationsmakler und andere Wesen suchten in der Vergnügungspromenade nach Zerstreuung, die sie entweder durch sinnentleertes Einkaufen, Alkoholkonsum oder auf anderem Wege fanden. Für den Sith reichte es an sozialen Kontakten für einen Tag, er hatte genug Zeit in den Bars hier verbracht, doch leider würde er sicherlich nicht zum letzten Mal auf der Kolanda Station eine Bar besucht haben. Sie waren der zentrale Knotenpunkt um Personen kennenzulernen und Geschäfte im Schutze der lauten Musik abzuwickeln, fern von neugierigen Ohren. Der dröhnende Bass, der zu einem Amalgam aus Geräuschen war, welche die Promenade erfüllte, geriet immer mehr in den Hintergrund, während die beiden Gestalten sich ihren Weg durch die Massen an Lebewesen bahnten. Als sie sich schließlich zu den Lagerräumen durchgekämpft hatten, blieb der Sith einen Moment stehen und musterte seinen neuen Gefährten kurz.

„Warte hier. Schau, dass wir nicht beobachtet werden.“ Das Spitzohr zog eine Augenbraue in die Höhe und schien die Vorsicht des Siths falsch zu interpretieren. „Nun schau nicht so, das hier ist mein Lagerraum. Wir brechen nirgendwo ein. Ich brauche nur etwas. Eine kleine Überraschung, die uns helfen wird.“

Noch wollte er seinem Diener nicht die Überraschung verderben, um was für einen neuen Dienstherren es sich handelte, sodass Draconis das Tor zu seinem Lagerraum mit der Hand öffnete. Der Inhalt wurde für den Arkanier nur für einen Bruchteil sichtbar, bevor der Sith das Tor mit einem neckischen Augenzwinkern hinter sich schloss. Das Licht wurde wenige Augenblicke später zum Leben erwachen und Einblick in sein Sammelsurium geben. Der Exilant wühlte einige Zeit in seinem Hab und Gut herum, zog einige Gegenstände heraus und sah sie sich für einige Augenblicke an um ihren potenziellen Wert abzuschätzen. Mehrere Datapads fanden ihren Weg in seine Hände, bevor er sie kopfschüttelnd zurück legte. Schließlich hatte er gefunden, was er gesucht hatte und war nun bereit die nächste Phase seines Planes in die Wege zu leiten.

▼ Yminis Sektor :: Orbit von Latharra :: Kolanda Station :: Lagerraum XT-39-3499-13 :: Darth Draconis und Seth Duroth (NPC) ▼
 
Zurück
Oben