Militärgeschichte

Gerhard Barkhorn wurde am 20.03.1919 in Königsberg in Ostpreussen, dem heutigen Kaliningrad geboren .Nachdem Barkhorn im März 1937 freiwillig in die Luftwaffe eingetreten war, durchlebte er die normalen Stationen eines Flugschülers. Nach erfolgreicher Absolvierung der Flugzeugführerprüfung wurde er zum Leutnant befördert und ins traditionsbewusste Jagdgeschwader 2 "Richthofen" versetzt.
Erste Erfahrungen konnte Barkhorn in den Luftschlachten über Belgien, Frankreich und England sammeln. Obwohl er in dieser Zeit etwa 100 Einsätze flog und dabei auch oft Feindkontakt hatte, zeigte sein Leitwerk zum Jahresende 1940 noch immer keinen einzigen Luftsieg. Zweimal wurde er im Luftkampf abgeschossen und musste über dem Ärmelkanal mit dem Fallschirm aussteigen. Nichts deutete darauf hin, dass dieser vom Jagdfieber gebeutelte Ostpreuße einmal der zweiterfolgreichste Jagdflieger der Welt sein würde. Im August 1940 wurde Barkhorn in die II. Gruppe des Jagdgeschwader 52 versetzt und erhielt kurz darauf für seinen Fronteinsatz das Eiserne Kreuz 1. Klasse. Einer seiner damaligen Staffelkameraden war der junge, hitzige Oberfähnrich Hans-Joachim Marseille, der Staffelkommandeur kein geringerer als Johannes Steinhoff.
Seinen lang ersehnten, ersten Luftsieg verbuchte der junge Barkhorn erst in seinem 120. Einsatz, den er am 2. Juli 1941 an der Ostfront flog. Somit glich Barkhorn Erich Hartmann, der anfangs auch schwer mit seinem Jagdfieber zu kämpfen hatte.
Nach seinem ersten Erfolg sichtlich lockerer und von seinen Fähigkeiten mehr überzeugt, schoss Barkhorn in den kommenden Monaten mit erstaunlicher Sicherheit und Präzision Tag für Tag russische Maschinen ab. Dabei konnte man eine ständige Verbesserung seiner Schießkunst feststellen - so fielen alleine am 19. Juli 1942 sechs Gegner unter Barkhorns Kanonentreffern. Nur wenige Tage später wurde dieser während eines Kurvenkampfes jedoch seinerseits erstmals verwundet.
Unmittelbar nachdem er als Oberleutnant (01.11.41) die 4. Staffel von Hauptmann Steinhoff übernommen hatte, erhielt er nach 59 Luftsiegen am 23. August 1942 das begehrte Ritterkreuz verliehen. Der einstige Spätzünder war in die Spitzengruppe des Elite-Geschwaders vorgestoßen.
Nach weiteren Erfolgen, davon einige äußerst gute Einsätze im Winter 1942/43, konnte Barkhorn am 1. Jänner 1943 seinen 100. und nur zehn Tage später seinen 120. Luftsieg melden. Dafür erhielt er im Alter von 23 Jahren als 80. Angehöriger und zugleich 50. Tagjäger der Luftwaffe das Eichenlaub zum Ritterkreuz verliehen. Barkhorns langjähriger Katschmarek, Oberfeldwebel Heinz Ewald, erhielt im Laufe der guten Zusammenarbeit das Eiserne Kreuz 1. Klasse sowie das Deutsche Kreuz in Gold. Wenige Wochen vor Kriegsende erhielt er nach 82 Luftsiegen schließlich das Ritterkreuz.
Zum Kommandeur der II. Gruppe ernannt, führte Hauptmann (01.04.43) Barkhorn seine Piloten zwischen Dezember 1943 und Mai 1944 in pausenlose Einsätzen über der Krim . Hier konnte der Eichenlaubträger nicht weniger als 70 Siege melden.
Am 30. November konnte er als fünfter Jagdflieger der Welt seinen 200. Gegner in die Tiefe schicken - traditionsgemäß wurde er überschwänglich durch seine Kameraden und das Bodenpersonal gefeiert. Durch sein hervorragendes Sehvermögen, seine blitzschnellen Angriffe und sein gutes flugtaktisches Vorstellungsvermögen konnte Barkhorn bis zum 13. Februar 1944 als dritter Jagdflieger 250 bestätigte Luftsiege erzielen und kurz darauf die Schwerter zum Ritterkreuz mit Eichenlaub entgegennehmen. Wenig später war der Hauptmann der bereits erfolgreichste Jagdpilot des Krieges. Wie auf viele erfolgreiche Spitzenasse hatte das Rote Oberkommando natürlich auch bereits auf ihn ein hohes Kopfgeld ausgesetzt.
Am 1. Mai 1944 wurde Barkhorn zum Major befördert. Wie viele Spitzenasse der Luftwaffe hatte sich auch der junge Major im Laufe der Zeit auf die effektive Angriffsart des aus kurzer Entfernung Schießens spezialisiert. Bei einer Schussentfernung von oft nur vierzig Metern erzielten die Geschosse seiner Kanonen so die maximale Durchschlagskraft.
Unter den deutschen Jagdfliegern zudem verbreitet war die Tradition, seine Jagdmaschine mit irgendeinem persönlichen Erkennungszeichen oder Emblem zu versehen. An Gerhard Barkkorns Bf 109 konnte man in großen Buchstaben den Namen seiner Frau Christl lesen.
Im Sommer 1944 wurde Barkhorn während eines Geleitschutzeinsatzes für den hoch dekorierten Stukapiloten Hans-Ulrich Rudel von einem hervorragenden Aircobra-Piloten überrascht und abgeschossen. Der verwundete Schwerterträger konnte seine schwer beschädigte Maschine jedoch hinter den eigenen Linien notlanden. Durch den mehrmonatigen Lazarettaufenthalt wurde er von seinem Konkurrenten und Freund Erich Hartmann (Barkhorn war 1944 Trauzeuge bei Hartmanns Hochzeit) überholt. Den in dieser Zeit entstandenen Rückstand konnte Barkhorn bis Kriegsende nicht mehr wettmachen. Zu diesem Zeitpunkt war der erfahrene und erfolgreiche Jagdflieger bereits achtmal im Luftkampf abgeschossen worden - soviel zur weit verbreiteten Meinung, die Rote Jagdwaffe sei im allgemeinen ungefährlich gewesen. Bis auf einmal hatte Barkhorn eine Notlandung dem Fallschirmsprung vorgezogen.
Unmittelbar nach seiner Genesung und Rückversetzung an die Spitze seiner II. Gruppe konnte Gerhard Barkhorn nach Hartmann als zweiter und auch letzter Jagdpilot der Kriegsgeschichte seinen 300. bestätigten Luftsieg erringen. Zu dieser Zeit lag Erich Hartmann bereits etwa 30 Luftsiege vor ihm. Die großen Erfolge der deutschen Spitzenasse wurden nach dem Krieg von alliierter Seite lange angezweifelt und als Propagandatrick abgetan.
Am 5. Jänner 1945 konnte der Major seinen 301. und letzten Luftsieg erzielen, unmittelbar darauf übernahm er das in Deutschland stationierte Jagdgeschwader 6. Obwohl dieses Geschwader vollständig mit der modernen Focke Wulf Fw 190 ausgerüstet war, blieb Barkhorn beim Altgewohnten und flog weiterhin mit seiner geliebten Bf 109G. Das JG 6 bestand zum Großteil aus unerfahrenen Piloten und erlitt aus diesem Grund bereits in den ersten Einsätzen gegen amerikanische Jagdverbände schwere Verluste - darunter auch drei Staffelführer. Barkhorn selbst musste unmittelbar darauf aufgrund schwerer psychischer und körperlicher Erschöpfung - eine Folge des jahrelangen Dauereinsatzes - vom Kommando abgelöst und in Erholungsurlaub geschickt werden.
Nach wenigen Wochen wieder auf dem Damm, holte ihn Generalleutnant Galland in seinen berühmten Elite-Düsenjagdverband 44.
Zusammen mit den Spitzenkönnern und alten Haudegen der Luftwaffe (u.a. Lützow, Bär, Krupinski und Hohagen) flog er den revolutionären Me 262 Düsenjäger. Trotz wiederholter Gefechtseinsätze errang er auf diesem neuen Jägertyp jedoch keine Luftsiege mehr. Nach eigener Aussage war Barkhorn von dieser, sonst als "Wundervogel" gepriesenen Maschine, auch wenig begeistert.
Am 21. April 1945 fiel während eines Feindfluges ein Triebwerk seiner Me 262 aus, so dass sich Barkhorn vom Gegner lösen und zum Stützpunkt zurückkehren musste. Während des Landeanfluges von mehreren patrouillierenden amerikanischen Jägern attackiert, konnte das Top-As seinen ramponierten Vogel gerade noch runter bringen und die Pilotenkanzel zwischen den feindlichen MG-Garben verlassen. Nur leicht verwundet, war dies sein 1104. und zugleich letzter Einsatz - nur ein halbes Dutzend Jagdflieger erreichten während des Krieges eine solch hohe Feindflugzahl. Im September 1945 wurde Major Barkhorn aus der Kriegsgefangenschaft entlassen.
Nach dem Krieg trat Barkhorn wieder in die Bundesluftwaffe ein, wo er u.a. von 1957 bis 1962 das Jagdbombergeschwader 31 "Boelcke" anführte und 1964 als Oberst Stabsoffizier beim Luftwaffen-Erprobungskommando wurde. 1969 zum Brigadegeneral und vier Jahre darauf zum Generalmajor befördert, wurde Gerhard Barkhorn schließlich Stabschef der 4. taktischen Luftflotte innerhalb der NATO-Streitkräfte Mitteleuropa.
Quelle: https://www.waffenhq.de/biographien/biographien/barkhorn.html, übernommen aus „Mit Eichenlaub und Schwertern“ von Florian Berger, :)
 
Die ersten drei Zeilen in meiner Zitation sind nicht von waffenhq - da haste recht :) Sonst ist es 1:1 der gleiche Text. Eine Quellenangabe sollte mE selbstverständlich sein, nichts für ungut.
 
Den Krieg lass ich mal raus, da ich den Krieg auch nichts anderes als Mord empfinde, staatlich gerechtfertigen Mord. Bring ich im Zivilleben 20 Menschen um bin ich ein Mörder, im Krieg ein Held. Tatsache ist aber das ich 20 Menschen ermordet habe. Daher lass ich den mal raus, sonst machen wir hier noch nen Diskussionsstrang auf.

Dann sprechen wir einfach mal hier darüber. Wenn es Dir Recht ist. Ich beziehe mich jetzt ausdrücklich nur auf diesen Aspekt Deiner Aussage.

Du weißt selber,das man zum Frieden zwei braucht. Zum Krieg nur einen.Es gibt auch den Verteidigungskrieg.
Ich schicke jetzt meine Soldaten in Dein Land. Mit dem festen Auftrag alle Deine Bewohner vom Säugling bis zum Greis zu töten. Meine Soldaten entvölkern ganze Landstriche. ich plündere Dein Land aus. Deine Bevölkerung verhungert zu Millionen.
Und Deine Soldaten wehren sich. Um ihr Volk vor meinen Mordbernnern zu verteidigen.
Ist Dein Soldat, der 20 von meinen Soldaten tötet um deren Verbrechen Einhalt zu gebieten dann in Deinen Augen immer noch ein Mörder ?
Ich denke nicht,oder ?

Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.
 
Wenn man das (zugespitzt formuliert und nicht böse gemeint) konsequent zu Ende denkt, hätte man eigentlich nach dem Zweiten Weltkrieg sämtliche polnische Soldaten, die 1939 versuchten, ihre Heimat und damit die Zivilbevölkerung vor der Vernichtung und Versklavung durch NS-Deutschland zu schützen, verurteilen und einsperren müssen. Das kann nicht wirklich Sinn der Sache sein, oder? Bei allem Verständnis dafür, dass man Gewalt ablehnt, gibt es in meinen Augen schon noch einen Unterschied, warum und zu welchem Zweck sie ausgeübt wird.
 
Nachdem die deutsche Luftabwehr mit einem Scheinangriff auf Kassel getäuscht wurde wurde meine Heimatstadt Frankfurt am Main heute vor genaun 75 Jahren,am 22.03.1944 durch einen massiven britischen Luftangriff faktisch in Schutt und Asche gelegt. fast 820 Flaugzeuge waren an dem Angriff beteiligt. Die historische Altstadt Frankfurts wurde an diesem Abend restlos vernichtet.
 
Mit Blick auf die immer größer werdende Bedrohung Westeuropas durch den Bolschewismus wurde heute vor genau 70 Jahren,am 04.04.1949 die NATO gegründet
 
Ich schicke jetzt meine Soldaten in Dein Land. Mit dem festen Auftrag alle Deine Bewohner vom Säugling bis zum Greis zu töten. Meine Soldaten entvölkern ganze Landstriche. ich plündere Dein Land aus. Deine Bevölkerung verhungert zu Millionen.
Und Deine Soldaten wehren sich. Um ihr Volk vor meinen Mordbernnern zu verteidigen.
Ist Dein Soldat, der 20 von meinen Soldaten tötet um deren Verbrechen Einhalt zu gebieten dann in Deinen Augen immer noch ein Mörder ?
Ich denke nicht,oder ?

Ich denke, hier muss man eine Unterscheidung machen.
Mord ist erstmal ein juristischer Begriff aus dem Strafrecht, der ist nicht deckungsgleich mit dem wie Mord landläufig benutzt wird.
Ihr redet gerade über letzteres. Im Kriegfall sind einige Sachen erlaubt sind, aber auch im Kriegsfall darf strenggenommen nicht einfach blind gemordet werden. Dafür gibt es ja das Kriegsrecht, Genfer Konvention etc.
Ganz speziell den Verteidigungsfall gibt es ja die Berechtigung sich zu verteidigen. Auch im Strafrecht gibt es das, nennt sich Notwehr.
 
Während meines Urlaubs in San Francisco und der Bay Area war ich auch auf der USS Hornet (siehe hier in der Galerie).

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Ich fand es beeindruckend, so einen Flugzeugträger, der den zweiten Weltkrieg mitgemacht hat, aus der Nähe zu sehen. Nicht nur dass da unter anderem der Flugzeugtyp ausgestellt war, mit dem George Bush Senior damals in Japan von Japanern* abgeschossen wurde. Die Zeitzeugenberichte waren hier auch interessant. So ein Landeanflug auf einen Flugzeugträger glich, zumindest damals, ja doch mehr einem kontrolliertem Crash. Ich hätte mir wohl die Hosen vollgeschissen. ;)
Ebenso der Besuch des Flugzeug-Kontrollzentrums und der Station zur U-Boot Abwehr war eindrucksvoll. Und die USS Hornet hat natürlich auch die Besonderheit, dass von diesem Flugzeugträger aus die Apollo 11 Raumkapsel (und andere) geborgen wurden.

Witzigerweise hatte Richard Nixon damals zwei Flugzeugträger zur Auswahl, die sich in der Nähe des Apollo 11 Landeplatzes befanden: Die USS John F. Kennedy und die USS Hornet. Warum er sich nicht für ersteren entschied versteht sich wohl von selbst. ;)

*Änderung nach Kommentar von @Jedihammer
 
Zuletzt bearbeitet:
Stimmt, da hatte ich etwas missverstanden. Tatsächlich wurde er zwar von Japanern abgeschossen, aber nicht über Japan. Ich habe das mal in meinem Post verbessert.

Um Gottes Willen. das sollte jetzt keine Rechtshaberei meinerseits sein.
Hätte ja durchaus sein können das Bush über dem Festland getroffen wurde und im Wasser notlanden mußte.
 
Um Gottes Willen. das sollte jetzt keine Rechtshaberei meinerseits sein.
Hätte ja durchaus sein können das Bush über dem Festland getroffen wurde und im Wasser notlanden mußte.
Ich habe den Führer einfach falsch verstanden.

Ich fand übrigens auch die Erwähnung der Führung spannend, dass nicht mal 10 Jahre nach dem ersten Flug überhaupt durch die Gebrüder Wright die erste Landung eines Flugzeugs auf einem Schiff gelang. Da sieht man wieder wie schnell technischer Fortschritt manchmal ist. Ich muss das bei Gelegenheit mal recherchieren.
 
Ich habe den Führer einfach falsch verstanden.

Ich fand übrigens auch die Erwähnung der Führung spannend, dass nicht mal 10 Jahre nach dem ersten Flug überhaupt durch die Gebrüder Wright die erste Landung eines Flugzeugs auf einem Schiff gelang. Da sieht man wieder wie schnell technischer Fortschritt manchmal ist. Ich muss das bei Gelegenheit mal recherchieren.


Es ist übrigens sehr interessant das es bereits im Jahre 1923 zum ersten Male erfolgreich gelang ein Flugzeut in der Luft zu betanken.
 
Heute vor genau 100 Jahren,am 02.05.1919 entsetzten Verbände von Reichswehr und Freikorps die Stadt München deren Aussenbezirke sie bereits am Tage zuvor erreicht hatten.
Im Zuge dieser Militäroperation die unter dem Befehl des damaligen Generalleutnants und späteren General der Infanterie(Charakter) Ernst vo Oven stand, wurde bis zum 03.05.1919 die Münchner Räterepublik zerschlagen und die sogenannte bayrische "Rote Armee" vernichtet.
Bei den Kämpfen kam es auf beiden Seiten zu Gräueltaten an Gefangenen und Geiseln.
 
Auf Wunsch eines einzelnen Herrn hier mit etwas Verspätung der Lebenslauf von Johann t'Serclaes Graf von Tilly anlässlich dessen 387. Todestages am 30.04.2019.



Das genaue Geburtsdatum des Grafen ist unbekannt. Sehr wahrscheinlich erblickte er im Februar 1559 auf dem Stammsitz seiner Familie in Viers-de-Ville in Brabant, ca. 30km südlich von Brüssel das Licht der Welt. Sein Vater war Martin T’Serclaes auf Montigny und Balatre († 1597), Seneschall (ein höfisches Amt, welches im Hl. Römischen Reich etwa dem Truchsess entsprach) der Grafschaft Namur, General und kaiserlicher Hofkriegsrat. Seine Mutter Dorothea von Schierstedt war Tochter Meinhards des Älteren von Schierstedt, einem königlich ungarischen Hofmarschall. Die Familie der T’Serclaes de Tilly war ein altes niederländisches Adelsgeschlecht vom Stammhaus Tilly im Herzogtum Brabant, und als solches seit 1522 Untertanen der spanischen Krone, da die Niederlande (in etwa die heutigen Staaten Belgien, Niederlande sowie ein Teil von Nordfrankreich) zu dieser Zeit von Spanien besetzt waren.



Da sein älterer Bruder Jakob (*1555) das Erbamt des Seneschalls von seinem Vater geerbt hatte, blieben für den jüngeren Johann gemäß der Familientradition nur zwei Karrieren übrig: die als Geistlicher, oder aber eine Offizierslaufbahn. Obwohl er in jungen Jahren einige Zeit an einer Jesuitenschule in Köln zubrachte, entschied er sich schließlich für die militärische Laufbahn und trat, da er Untertan der spanischen Krone war, zunächst in spanische Dienste. Hier erlernte er unter Alessandro Farense das Kriegshandwerk, wechselte in lothringische Dienste, und stieß 1598 schließlich zur Kaiserlichen Armee des Heiligen Römischen Reiches. Dort bewährte er sich rasch, kämpfte ab 1600 in Ungarn gegen Aufständische und in den Türkenkriegen gegen die Osmanen. 1601 erlangte er den Titel des Generalfeldwachtmeisters und führte als Obrist ein Wallonenregiment. 1604 wurde er zum Feldzeugmeister, 1605 schließlich zum Feldmarschall. 1610 berief ihn Herzog Maximilian I. von Bayern zum Generalleutnant der Truppen der Katholischen Liga und übertrug ihm die Reorganisation und Modernisierung des bayerischen Heereswesens.



Wie gut er seine Arbeit am bayerischen Hof offenbar gemacht hatte, sollte sich zeigen, als 1618 der Dreißigjährige Krieg ausbrach. In diesem Konflikt wurde die bayerische Armee zum Rückgrat der Katholischen Liga, und war in der ersten Hälfte des Krieges an nahezu allen großen Schlachten beteiligt. Tilly selbst sollte in diesem „Krieg der Kriege“ unerwarteten Ruhm ernten, und gleichzeitig als einer seiner grausamsten Protagonisten in die Geschichte eingehen, der bis heute verehrt und verachtet wird, und an dem sich die Geister der Geschichtsschreibung scheiden, aber der Reihe nach...



Beim ersten großen Gefecht des Krieges, der Schlacht am Weißen Berg in der Nähe von Prag am 8. November 1620, siegte Tilly zusammen mit dem kaiserlichen Feldherrn, dem Graf von Bucquoy, über das Heer des „Winterkönigs“, Friedrich V. von der Pfalz, unter dessen Heerführer Christian von Anhalt, wodurch die Herrschaft Friedrichs über Böhmen nach nicht einmal einem Jahr bereits wieder beendet war. Anschließend eroberte Tilly Westböhmen, und nahm die Stadt Pilsen ein. 1621 wandte er sich den Stammlanden des Winterkönigs zu. Zunächst der Oberpfalz, wo ihm der von Friedrich angeworbene Feldherr und Kriegsunternehmer Peter-Ernst II. von Mansfeld ihm hinhaltend Widerstand leistete, bevor er sich, von Tilly verfolgt, an den Rhein zurückzog. In der Schlacht bei Mingolsheim musste sich Tilly am 27.4.1622 den vereinigten Truppen Mansfelds und des Markgrafen Georg-Friedrich von Baden Durlach zwar geschlagen geben, konnte aber anschließend seine Gegner geschickt ausmanövrieren, und die Heere des Markgrafen und Mansfelds voneinander trennen. Verstärkt durch Truppen des spanischen Generals Cordoba fügte er schließlich am 6. Mai 1622 in der Schlacht bei Wimpfen dem Markgrafen eine vernichtende Niederlage zu, was dessen Ausscheiden aus dem Krieg bewirkte. Am 20. Juni triumphierte er über den aus Niedersachsen heranmarschierten Herzog Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel (den „tollen Halberstädter“) in der Schlacht bei Höchst, und konnte anschließend fast ungehindert Mannheim, Heidelberg und Frankenthal erobern. Friedrich V., seiner Ländereien beraubt und geächtet, flüchtete ins niederländische Exil, wohin ihm sein Heerführer Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel mit den Resten seiner Streitmacht zu folgen gedachte. Tilly stellte ihn nahe Stadtlohn am 5. und 6. August 1623 und fügte dem Halberstädter eine weitere vernichtende Niederlage zu. Für diesen Sieg übertrug ihm Maximilian I. von Bayern, inzwischen zum Kurfürst erhoben, die Oberpfälzer Grundherrschaft über Preitenegg mit dem Markt Breitenbrunn als Lehen (ab 1635 Reichsgrafschaft Breitenegg). Tilly verblieb mit seinem Heer in Norddeutschland, wo er die gewaltsame Restitution (Re-Katholisierung) evangelisch-lutherischer Klöster und Bistümer an die katholische Kirch umsetzte, und mehrere Städte belagerte und eroberte, um seine Truppen bei der Fahne zu halten, so z.B. Münden am 9.6.1626 und Göttingen Anfang August des selben Jahres. Dadurch zwang er den Niedersächsischen Reichskreis in den Krieg, und damit auch dessen Schutzmacht Dänemark, dessen König Christian IV. durch Besitzungen in Schleswig und Jütland Kreisobrist des Niedersächsischen Reichskreises. Bereits am 27. August 1626 schlug Tilly jedoch den Dänenkönig in der Schlacht bei Lutter am Barenberge entscheidend, während der kaiserliche Generalissimus Wallenstein in der Schlacht an der Dessauer Brücke Christians Verbündete besiegte. In der Folge verblieb Tilly in Niedersachsen, wo er weiter das Restitutionsedikt des Kaisers in Wien vorantrieb, während Wallenstein zum Meer vorstieß, und Schleswig, sowie Jütland eroberte. Derart in die Enge getrieben war der Dänenkönig bereits 1629 gezwungen durch den Frieden von Lübeck aus dem Krieg auszuscheiden.

1630 stand Tilly – im stolzen Alter von 71 Jahren – dann schließlich im Zenit seines Erfolges. Der ehrgeizige und machthungrige Wallenstein war bei vielen Reichsfürsten, u.a. bei Maximilian I. von Bayern, in Ungnade gefallen, und so war Kaiser Ferdinand II. gezwungen, seinen Generalissimus zu entlassen. Dies führte dazu, dass Tilly nun in Personalunion zum Oberbefehlshaber sowohl der ligistischen, als auch der kaiserlichen Truppen wurde, ohne jedoch die weitreichenden Befugnisse, die Wallenstein inne gehabt hatte.

Allerdings war just zu dieser Zeit ein weiterer, mächtiger Spieler auf der Bühne dieses Konfliktes aufgetaucht. Der schwedische König Gustav II. Adolf war im Juli 1630 auf Usedom gelandet. Vorgeblich um den bedrängten deutschen Protestanten beizustehen, tatsächlich um den schwedischen Machtbereich auf die andere Seite der Ostsee auszudehnen. Tilly wusste, dass seine Söldnerarmee nach mehr als 10 Jahren im Feld in erbärmlichem Zustand war. Das Land in Niedersachsen war im wahrsten Wortsinne verheert, und gab nicht mehr viel her, um die beutehungrige Soldateska zu versorgen. In dieser Situation wandte sich Tilly nach Osten, nahm im Frühjahr 1631 die Stadt Neubrandenburg ein, wobei es zu einem grausamen Gemetzel durch die ausgehungerten Söldner an der Bevölkerung kam. Anschließend tat Tilly alles, um einer offenen Feldschlacht mit den Schweden zu entgehen, bevor er seine Armee nicht auf Vordermann gebracht hätte. Dazu schloss er sich im April den Truppen des kaiserlichen Feldmarschalls Gottfried-Heinrich Graf zu Pappenheim an, der die Stadt Magdeburg belagerte. Das protestantische Magdeburg war zu dieser Zeit eine der reichsten Städte des Reiches, und hatte sich bislang durch geschicktes Verhandeln und Kontributionen aus dem Krieg heraushalten können. Hier hoffte Tilly alles zu finden, was er brauchte: Geld, um weitere Truppen werben zu können, Tuch und Schuhe, um diese ausrüsten zu können, und Beute, um zu verhindern, dass noch mehr Soldaten von der Fahne gingen. Doch die Erstürmung der Stadt am 20. Mai 1631 endete in einem Desaster. Die kaiserlichen begingen in ihrer Gier nach Beute unvorstellbare Gräueltaten, während die ganze Stadt durch Brände, die zum Teil aus der Beschießung durch die Belagerer resultierten, und zum Teil von den schwedischen Verteidigern angesichts der Niederlage gelegt wurden, Raub der Flammen wurde. Durch dieses wohl schlimmste Gemetzel des Krieges war Magdeburg quasi nicht mehr existent, und als Operationsbasis für Tilly verloren. Durch diesem Umstand begingen er und Pappenheim den nächsten Fehler. Um ihre Soldateska trotzdem versorgen zu können, fielen sie in das benachbarte protestantische Sachsen ein, dass bisher neutral geblieben war, und dessen Herrscher, Kurfürst Johann-Georg I., hoffte, zwischen dem Kaiser und der protestantischen Seite vermitteln zu können. Nachdem Tilly und Pappenheim mehrere Dörfer und Städte in Sachsen geplündert hatten, trat Johann-Georg ins schwedische Lager über.

Am 17. September 1631 schlug das vereinigte schwedisch-sächsische Heer unter Gustav II. Adolf schließlich Tilly bei Breitenfeld vernichtend. Gustav, noch nicht einmal halb so alt wie Tilly, hatte das Heereswesen und die Taktik auf dem Schlachtfeld maßgeblich reformiert, und so die Tillys Niederlage besiegelt. Tillys Heer verlor alle Geschütze, den gesamten Tross und löste sich in marodierende Haufen auf. Tilly selbst wurde verwundet, und gelangte im Schutz der Dunkelheit mit ca. 400 Getreuen nach Halle. Kaum genesen begab er sich nach Halberstadt, wo der Verstärkungen an sich zog. Zwischen den Schweden und West- sowie Süddeutschland stand nun allerdings keine nennenswerte Streitmacht mehr, was Gustav sogleich ausnutzte. Scheinbar unaufhaltsam rückte er vor, vertrieb die katholisch-kaiserlichen Besatzungen aus der Pfalz, und wandte sich dann nach Süden, um die Stammlande von Tillys Dienstherren in Bayern und Österreich zu bedrohen. Tilly, inzwischen wieder verstärkt, folgte dem Schweden, ohne jedoch eine weitere offene Feldschlacht zu riskieren. Während Gustav im Herbst Würzburg nahezu kampflos besetzte, gelang Tilly bei Bamberg sein letzter Sieg gegen eine schwedische Streitmacht unter Gustav Graf Horn. Ende Oktober 1631 besetzte Tilly nach kurzem, aber heftigem Widerstand die Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber, welche bis zuletzt auf schwedischen Entsatz aus dem nahen Würzburg gehofft hatte. Anschließend verebbten die Kämpfe für das Jahr 1631, und beide Seiten schickten Ihre Armeen ins Winterlager.

Im Frühjahr setzte der Schwedenkönig seine Streitmacht Richtung Süden in Marsch. Tilly hinderte ihn nicht daran, sondern plante den Schweden bei Rain am Lech den Übergang über den Fluß zu verwehren. Hier kam es am 14. / 15. April 1632 zur offenen Feldschlacht, in welcher die Kaiserlichen schnell in Bedrängnis gerieten. Gustav hatte, entgegen aller damals vorherrschenden taktischen Doktrin, seine Streitmacht geteilt. Das Fussvolk führte über zwei Pontonbrücken mit starker Artillerieunterstützung einen Frontalangriff auf Tillys Linien, während das Gros der schwedischen Reiterei den Lech durch eine 10 km entfernte Furt überschritt, und dem Feind in den Rücken fallen sollte. Ein genialer Plan, der bei vollständiger Ausführung wohl zur kompletten Vernichtung des kaiserlich-ligistischen Heeres geführt hätte. Allerdings erlitt Tilly bereits früh während des Kampfes eine schwere Verletzung: die Kugel eines schweren Arkebuse zertrümmerte ihm den rechten Oberschenkel. Da auch sein Adjudant Johann von Aldringen durch einen Kopftreffer das Bewusstsein verlor, geriet die nun führungslose Armee in Auflösung. Kurfürst Maximilian gelang es, die Truppen einigermaßen geordnet vom Schlachtfeld zurückzuziehen, und in das stark befestigte Ingolstadt zu führen, bevor ihr die schwedische Kavallerie in den Rücken fallen konnte. Während Gustav Ingolstadt links liegen ließ, und weiter durch Bayern bis nach München vorstieß, ging es mit Tilly zu Ende. In seinem zertrümmerten Oberschenkel bildete sich schon bald eine Knochenmarksentzündung, die den inzwischen 73-jährigen, der mehr als 50 Jahre seines Leben quasi ununterbrochen im Felde gestanden hatte, dahinraffte. Er verstarb am 30.4.1632 im heute als „Tilly-Haus“ bekannten Gebäude in Ingolstadt. Er wurde zunächst in der Jesuitenkirche in Ingolstadt beigesetzt, bevor sein Leichnam im Jahr 1652 nach Altötting überführt wurde. Dort ruht er bis heute in der Krypta einer Kapelle, die dem Kreuzgang der Stiftskirche angebaut wurde in einem gefensterten Sarg. Sein Herz wurde getrennt in der nahegelegenen Gnadenkapelle bestattet.



Während Tillys Taten weitgehend gut dokumentiert sind, ist über den Charakter des Feldherrn wenig bekannt. Zeitgenossen beschreiben ihn als kleinen, hageren Mann mit scharfen Gesichtszügen und buschigen Augenbrauen. Was als gesichert gilt, ist seine tiefe Religiösität, und seine Marienverehrung. So ließ er die Mutter Gottes auf die Standarten seines Leibregiments sticken, und auch dass er in Altötting, dem Zentrum der deutschen Marienverehrung begraben ist, ist kein Zufall. Zeitlebens fühlte er sich dem Wallfahrtsort sehr verbunden, und spendete der Gemeinde regelmäßig große Geldbeträge. Noch zu Lebzeiten hinterlegte er dort die damals astronomische Summe von 6300 Golddukaten, auf das nach seinem Tode bis in alle Ewigkeit jeden Tag eine Messe für sein Seelenheil gelesen werden solle. Dies wurde bis ins Jahr 2009 so gehandhabt, da es so lange dauerte, bis die Spende unter Berücksichtigung von Inflation und Zinseszins aufgebraucht war.

Ebenfalls wird überliefert, dass er in seinem Umfeld sehr auf Disziplin und Gehorsam achtete, während ihm Pomp und übertriebene Ehrerbietung zuwider waren. Er lebte asketisch, und legte – anders als Wallenstein – keinen Wert auf weltliche Titel und Macht, obwohl auch Tilly in diesem Krieg wie viele andere Kriegsunternehmer immense Reichtümer anhäufte.

Ihm ging es allerdings bis zuletzt in erster Linie wohl um den „rechten Glauben“ in diesem Konflikt, der zum Zeitpunkt seines Todes längst zu einem europäischen Machtkampf geworden war.

Ob ihn das Leid der Zivilbevölkerung in diesem Konflikt berührte, ist nicht überliefert. Bis heute streitet die Geschichtsforschung über die Frage, ob Tilly nun ein eiskalter Kriegsverbrecher, oder ein rechtschaffender Krieger-Mönch war, dem es nur um die Verteidigung des „wahren Glaubens“ ging, was sich vor allem an dem Massaker von Magdeburg entzündet. Man geht heute davon aus, dass dieser Exzess keineswegs in Tillys Sinne war, zumal er die Stadt dringend als Operationsbasis gegen die Schweden möglichst intakt benötigt hätte. Angesichts der Zerstörung, die seine – und Pappenheims – Männer angerichtet hatten, soll er so bestürzt gewesen sein, dass er einigen hundert Überlebenden, die sich im Dom verschanzt hatten, freien Abzug gewährte.



Klar ist hingegen, dass das Andenken an Tilly auch fast 400 Jahre nach seinem Tod nicht verblasst ist. Er mag etwas im Schatten seiner Zeitgenossen Wallenstein und Gustav II. Adolf stehen, welche die wohl schillernsten Figuren dieser rauen Zeit sein dürften, aber gerade Tilly gibt in seiner Ambivalenz der Geschichtsforschung bis heute die interessantesten Fragen.



Das Andenken an der Grafen wird heute quer durch Deutschland recht mannigfaltig begangen, wobei er bis heute in protestantisch geprägten Gegenden eher als der brutale Kriegsverbrecher gesehen wird, während er vor allem in Bayern und Österreich als erfolgreicher Heerführer und „der Kirche Schwert und Schild“ verehrt wird. So finden sich z.B. Standbilder Tillys in München, in der Feldherrnhalle, in Rain am Lech, in Ingolstadt und Altötting, ebenso sind in vielen Orten, die Straßen und Plätze nach ihm benannt. In Breitenbrunn, welches zu seinem ehemaligen Lehen gehörte findet seit 1989 jedes Jahr Anfang September das „Tilly-Fest“ statt, und im mittelfränkischen Rothenburg ob der Tauber kommt seit 1881 jedes Jahr an Pfingsten das historische Festspiel „Der Meistertrunk“ zur Aufführung, welches die Sage der wundersamen Errettung der Stadt nach deren Einnahme durch Tilly 1631 zum Inhalt hat.



Einen Besuch der beiden letztgenannten Veranstaltungen, sowie der Tilly-Gruft in Altötting kann ich nur empfehlen. Wer sich zudem näher mit Tilly beschäftigen will, dem sei das Buch „Tilly – Feldherr für Kaiser und Reich“ von Bernd Rill ans Herz gelegt, welches allerdings nur noch antiquarisch zu bekommen ist.

C.
 
Angesicht des heutigen Jahrestages der deutschen Kapitulation im Jahre 1945 und der alljährlich wiederkehrenden Diskussion über Befreiung oder nicht möchte ich hier einmal werturteilslos die us-amerikanische Direktive JCS 1067 zitieren :

Direktive an den Oberbefehlshaber der US-Besatzungstruppen in Deutschland (JCS 1067) (April 1945) :
24. Grundlegende Ziele der Militärregierung in Deutschland:a) Es muß den Deutschen klargemacht werden, daß Deutschlands rücksichtslose Kriegführung und der fanatische Widerstand der Nazis die deutsche Wirtschaft zerstört und Chaos und Leiden unvermeidlich gemacht haben, und daß sie nicht der Verantwortung für das entgehen können, was sie selbst auf sich geladen haben.b) Deutschland wird nicht besetzt zum Zwecke seiner Befreiung, sondern als ein besiegter Feindstaat. Ihr Ziel ist nicht die Unterdrückung, sondern die Besetzung Deutschlands, um gewisse wichtige alliierte Absichten zu verwirklichen. Bei der Durchführung der Besetzung und Verwaltung müssen Sie gerecht, aber fest und unnahbar sein. Die Verbrüderung mit deutschen Beamten und der Bevölkerung werden Sie streng unterbinden.c) Das Hauptziel der Alliierten ist es, Deutschland daran zu hindern, je wieder eine Bedrohung des Weltfriedens zu werden. Wichtige Schritte zur Erreichung dieses Zieles sind die Ausschaltung des Nazismus und des Militarismus in jeder Form, die sofortige Verhaftung der Kriegsverbrecher zum Zwecke der Bestrafung, die industrielle Abrüstung und Entmilitarisierung Deutschlands mit langfristiger Kontrolle des deutschen Kriegspotentials und die Vorbereitungen zu einem späteren Wiederaufbau des deutschen politischen Lebens auf demokratischer Grundlage.d) Andere alliierte Ziele sind die Durchführung des Reparations- und Rückerstattungsprogramms, Nothilfe für die durch den Naziangriff verwüsteten Länder und die Betreuung und Rückführung der Kriegsgefangenen und Verschleppten der Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen.5. Wirtschaftskontrollen:a) Als Mitglied des Kontrollrats und als Zonenbefehlshaber werden Sie sich von dem Grundsatz leiten lassen, daß der deutschen Wirtschaft in dem Maße Kontrollen auferlegt werden können, als erforderlich ist, um die in der vorstehenden Ziffer 4 aufgezählten Ziele zu erreichen und außerdem, soweit sie zum Schutz der Sicherheit und zur Befriedigung des Bedarfs der Besatzungsstreitkräfte und zur Sicherstellung der Produktion und Aufrechterhaltung von Lieferungen und Dienstleistungen notwendig sind, um Hungersnot oder Krankheiten und Unruhen, die eine Gefährdung dieser Streitkräfte darstellen würden, vorzubeugen. Sie werden bei der Durchführung des Reparationsprogramms oder anderweitig nichts unternehmen, was geeignet wäre, die grundlegenden Lebensbedingungen in Deutschland oder in Ihrer Zone auf einem höheren Stand zu halten als in irgendeinem benachbarten Mitgliedstaat der Vereinten Nationen.b) Bei der Einführung und Durchführung der durch Sie oder den Kontrollratvorgeschriebenen Kontrollmaßnahmen sollen die deutschen Behörden, soweit es praktisch durchführbar ist, angewiesen werden, die Durchführung dieser Kontrollen anzukündigen und zu übernehmen. Dadurch soll dem deutschen Volk klargemacht werden, daß die Verantwortung sowohl für die Durchführung dieser Kontrollen als auch für jegliches Versagen bei solcher Kontrolltätigkeit bei ihm selbst und bei den deutschen Behörden liegt. 36. Entnazifizierung a) Der Kontrollrat soll einen Aufruf erlassen, durch den die Nazi-Partei, ihre Gliederungen, angeschlossenen Verbände und untergeordneten Organisationen und alle öffentlichen Nazi-Einrichtungen, die als Werkzeuge der Parteiherrschaft gegründet worden waren, aufgelöst werden und ihr Wiederentstehen in jeder Form untersagt wird. Sie werden dafür sorgen, daß diese Politik in Ihrer Zone schleunigst verwirklicht wird, und Sie werden alles tun, um das Wiedererstehen irgendeiner dieser Organisationen als Untergrundbewegung, in getarnter oder in geheimer Form, zu verhindern. [ . . . ]c) Alle Mitglieder der Nazipartei, die nicht nur nominell in der Partei tätig waren, alle, die den Nazismus oder Militarismus aktiv unterstützt haben, und alle anderen Personen, die den alliierten Zielen feindlich gegenüberstehen, sollen entfernt und ausgeschlossen werden aus öffentlichen Ämtern und aus wichtigen Stellungen in halbamtlichen und privaten Unternehmungen wie (1) Organisationen des Bürgerstandes, des Wirtschaftslebens und der Arbeiterschaft, (2) Körperschaften und andere Organisationen, an denen die deutsche Regierung oder Unterabteilungen ein überwiegendes finanzielles Interesse haben, (3) Industrie, Handel, Landwirtschaft und Finanz, (4) Erziehung und (5) Presse, Verlagsanstalten und andere der Verbreitung von Nachrichten und Propaganda dienenden Stellen. Als Personen, die nicht nur nominell in der Partei tätig waren und die den Nazismus oder Militarismus aktiv unterstützt haben, sind diejenigen zu behandeln, die (1) ein Amt innehatten oder anderweitig auf irgendeiner Stufe von den örtlichen bis zu den Reichsstellen der Partei und ihrer Gliederungen aktiv gewesen sind oder in Organisationen, die militaristische Lehren unterstützen, (2) irgendwelche Naziverbrechen, rassische Verfolgungen oder Diskriminierungen veranlaßt oder an ihnen teilgenommen haben, (3) sich als Anhänger des Nazismus oder rassischer und militaristischer Überzeugungen bekannt haben, oder (4) der Nazipartei oder Nazifunktionären oder Naziführern freiwillig beträchtliche moralische oder materielle Hilfe oder politische Unterstützung irgendwelcher Art geleistet haben. Keine dieser Personen darf in irgendeiner der oben angeführten Beschäftigungsarten aus Gründen der verwaltungstechnischen Notwendigkeit, Bequemlichkeit oder Zweckdienlichkeit beibehalten werden. [ . . . ]7. Entmilitarisierunga) Sie werden in Ihrer Zone sicherstellen, daß alle Einheiten der deutschen Streitkräfte einschließlich der halbmilitärischen Organisationen als solche aufgelöst werden und daß ihre Angehörigen sofort entwaffnet und überwacht werden. Sie werden alle Militärpersonen, die unter die Bestimmungen der Ziffer 8 fallen, verhaften und gefangenhalten, bevor endgültig über sie verfügt wird [ . . . ].48. Als Kriegsverbrecher verdächtige Personen und Verhaftungen im Interesse der Sicherheita) Sie werden Adolf Hitler, seine Haupt-Nazi-Komplizen, andere Kriegsverbrecher und alle diejenigen Personen, die an der Planung oder Durchführung von Naziunternehmungen beteiligt waren, die mit Greueltaten oder Kriegsverbrechen in Verbindung standen oder zu solchen führten, ausfindig machen, verhaften und gefangenhalten, bis Sie weitere Anweisungen darüber erhalten, was mit ihnen geschehen soll. [ . . . ]9. Politische Tätigkeita) Keine politische Tätigkeit irgendwelcher Art darf ohne Ihre Genehmigung begünstigt werden. Sie werden dafür sorgen, daß Ihre Militärregierung keine Bindung zu irgendeiner politischen Gruppe eingeht.b) Sie werden jegliche Verbreitung von nazistischen, militaristischen oder pan-germanistischen Lehren verbieten.c) Sie werden keine deutschen Aufmärsche militärischer, politischer, ziviler oder sportlicher Art gestatten.d) Rede-, Presse- und Religionsfreiheit sind zu gewähren, soweit sie nicht militärische Interessen beeinträchtigen.[ . . . ]14. Erziehunga) Alle pädagogischen Einrichtungen in Ihrer Zone mit Ausnahme derjenigen, die schon vorher auf Grund einer Genehmigung alliierter Stellen wiedererrichtet worden sind, sind zu schließen. Die Schließung von nazistischen Erziehungsinstituten, wie Adolf-Hitler-Schulen, Napolas und Ordensburgen und von Naziorganisationen innerhalb anderer pädagogischer Einrichtungen soll für immer gelten.b) Ein koordiniertes Kontrollsystem über die deutsche Erziehung und ein bejahendes Programm der Neuausrichtung sollen aufgestellt werden, um die nazistischen und militaristischen Lehren völlig auszurotten und die Entwicklung demokratischen Gedankengutes zu fördern.c) Sie werden die Wiedereröffnung von Volksschulen, Mittelschulen und Berufsschulen so bald wie möglich nach Ausschaltung des Nazipersonals genehmigen. Lehrbücher und Lehrpläne, die nazistische und militaristische Lehren enthalten, sollen nicht benutzt werden. Der Kontrollrat soll Programme aufstellen, in denen die Wiedereröffnung der höheren Schulen, Universitäten und anderer Institute für höhere Bildung in Aussicht genommen wird. Nach Entfernung der besonderen nazistischen Spuren und des Nazipersonals und bis zur 5Abfassung solcher Programme durch den Kontrollrat können Sie innerhalb Ihrer Zone ein vorläufiges Programm aufstellen und in Kraft setzen und auf jeden Fall die Wiedereröffnung derjenigen Einrichtungen und Abteilungen gestatten, in denen eine Ausbildung geboten wird, die Sie für die Verwaltung der Militärregierung und für die Zwecke der Besatzung für unmittelbar notwendig und nützlich halten.[ . . . ]II. WirtschaftAllgemeine Ziele und Kontrollmethoden16. Sie werden dafür sorgen, daß die deutsche Wirtschaft so verwaltet und kontrolliert wird, daß die in den Ziffern 4 und 5 dieser Direktive enthaltenen Hauptziele erreicht werden. Wirtschaftskontrollen sind nur in dem Maße einzuführen, wie sie zur Erreichung dieser Ziele notwendig sind, vorausgesetzt, daß Sie in vollem Ausmaß die für die Durchführung der industriellen Abrüstung Deutschlands notwendigen Kontrollen einführen. Abgesehen von den für diese Zwecke erforderlichen Maßnahmen werden Sie keine Schritte unternehmen, die (a) zur wirtschaftlichen Wiederaufrichtung Deutschlands führen könnten oder (b) geeignet sind, die deutsche Wirtschaft zu erhalten oder zu stärken.17. Soweit es irgend möglich ist, ohne die erfolgreiche Durchführung der Maßnahmen zu gefährden, die notwendig sind, um die in den Ziffern 4 und 5 dieser Direktive umrissenen Ziele zu erreichen, werden Sie sich deutscher Behörden und Dienststellen bedienen und diese derart beaufsichtigen und für Nichtbefolgung von Anordnungen bestrafen, wie es notwendig ist, um zu gewährleisten, daß sie ihre Aufgaben ausführen.Zu diesem Zweck werden Sie allen deutschen Dienststellen und Verwaltungsstellen, die Sie für unbedingt notwendig halten, angemessene Vollmachten erteilen. Vorausgesetzt allerdings, daß Sie sich jederzeit streng an die Bestimmungen dieser Direktive über die Entnazifizierung und die Auflösung oder Ausschaltung von Naziorganisationen, Einrichtungen, Grundsätzen, besondere Merkmale und Methoden halten. Sie werden, soweit notwendig, einen Verwaltungsapparat errichten, der nicht von deutschen Behörden oder Dienststellen abhängig ist, um die Durchführung der Bestimmungen [ . . . ] und aller anderen Maßnahmen, die für die Erreichung Ihrer die industrielle Abrüstung betreffenden Ziele erforderlich sind, zu vollziehen oder sicherzustellen.18. Um den Aufbau und die Verwaltung der deutschen Wirtschaft im größtmöglichen Ausmaß zu dezentralisieren, werden Sie a) dafür sorgen, daß alles, was erforderlich ist, um die lebenswichtigen öffentlichen Versorgungsdienste und die industrielle und landwirtschaftliche Tätigkeit aufrechtzuerhalten oder wiederherzustellen, soweit wie möglich auf örtlicher und regionaler Grundlage unternommen wird;6b) im Kontrollrat auf keinen Fall die Errichtung einer zentralisierten Kontrollverwaltung über die deutsche Wirtschaft vorschlagen oder billigen, außer in den Fällen, wo eine solche Zentralisierung der Verwaltung zur Erreichung der in den Ziffern 4 und 5 dieser Direktive aufgeführten Ziele unbedingt notwendig ist. Die Dezentralisierung der Verwaltung darf nicht verhindern, daß im Kontrollrat die weitestgehende Einigkeit über die Wirtschaftspolitik erzielt wird.[ . . . ]Deutscher Lebensstandard 21. Sie werden Schätzungen darüber anstellen, welche Zuschüsse notwendig sind, um Hungersnot, die Ausbreitung von Krankheiten und zivile Unruhen zu vermeiden, die die Besatzungsstreitkräfte gefährden könnten. Als Grundlage für diese Schätzungen soll ein Programm dienen, durch das die Deutschen selbst für ihre Versorgung aus eigener Arbeit und eigenen Hilfsquellen verantwortlich gemacht werden. Sie werden alle durchführbaren wirtschaftlichen und polizeilichen Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, daß die deutschen Hilfsquellen voll ausgenutzt werden und der Verbrauch auf dem Mindestmaß gehalten wird, damit die Einfuhren streng begrenzt und Überschüsse für die Besatzungsstreitkräfte, verschleppte Personen und Kriegsgefangene der Vereinten Nationen sowie für Reparationszwecke verfügbar gemacht werden können. Sie werden nichts unternehmen, was geeignet wäre, den Mindestlebensstandard in Deutschland auf einem höheren Niveau zu erhalten als in irgendeinem benachbarten Mitgliedsstaat der Vereinten Nationen, und Sie werden geeignete Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, daß der Mindestlebensstandard des deutschen Volkes nicht höher liegt als bei irgendeinem benachbarten Mitgliedsstaat der Vereinten Nationen, falls solche Maßnahmen dazu beitragen, den Standard in irgendeiner dieser Nationen zu heben.[ . . . ]Arbeitsfragen, Gesundheitswesen und Sozialversicherung23. Sie werden den Arbeitnehmern gestatten, sich nach demokratischen Gesichtspunkten zu organisieren, vorausgesetzt, daß die notwendigen Garantien gegeben sind, um eine Fortsetzung des nazistischen oder militaristischen Einflusses in jeglicher Tarnung oder ein Weiterbestehen irgendwelcher Gruppen, die den Zielen und Unternehmungen der Besatzungsstreitkräfte feindlich gegenüberstehen, zu verhindern.[ . . . ]Quelle: Direktive der amerikanischen Stabschefs an den Oberbefehlshaber der US-Besatzungstruppen in Deutschland (JCS 1067) (April 1945); abgedruckt in Wilhelm Cornides und Hermann Volle, Hg. Um den Frieden mit Deutschland. Oberursel <Taunus>: Europa Archiv, 1948; auch abgedruckt in Rolf Steininger, Hg., Deutsche Geschichte 1945-1961. Darstellung und Dokumente in zwei Bänden. Stuttgart: Fischer Taschenbuch Verlag, 1983, Bd.
 
1945 war es natürlich eine Besetzung. Alles andere wäre nach dem Krieg, und nach Auschwitz auch verwunderlich gewesen. In der Rückschau war der 8. Mai allerdings sehr wohl ein Tag der Befreiung, und der totale Zusammenbruch auch notwendig, um den Deutschen - zumindest dem Großteil - den Faschismus und die Lust am Kriegspielen ein für alle mal auszutreiben.

C.
 
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