Coruscant

[Coruscant | Jedi-Tempel | Riuens Quartier | Riuen und Ian]

Sich Hals über Kopf zu verlieben, einen Menschen so nahe kennen zu lernen, dass aus Verliebtheit so viel mehr entstand – es war vielleicht genau das, was Ian davor rettete nicht den Verstand zu verlieren. Was ihn sich anders fühlen ließ, was ihn für Momente zeigen ließ, dass da mehr war als die Bestie, das Monster in ihm. Auch wenn Ian nicht beschreiben konnte, was Liebe tatsächlich war, wie sie sich genau anfühlte, dann war sie doch eines jener Gefühle, das mit Wärme durchflutete und dafür sorgte zu sein. Eowyn war es auf ganz besondere Weise gelungen ihn sich lebendig fühlen zu lassen. Mehr als das fühlte er, wenn er mit ihr zusammen war, dass da etwas Gutes in ihm war. Mehr als eine Bestie. Sie erwecket beständig den Wunsch in ihm, dass diese Seite größer wurde und mit ihr zusammen sein war, als würde all das, was so weit weg, aber nie völlig verschwunden war, besänftigt werden. War er mit ihr zusammen mochte er nicht nur das, was sie in ihm auslöste – manchmal mochte er sich selbst und das war seltsam beruhigend. Vielleicht sogar heilend. Sein Lächeln kehrte zurück, vertrieb einen Teil der Müdigkeit die aufgekommen war. Riuen hatte recht, es war beängstigend. Weil man sich anders fühlte. Verbunden. Ja, es war absolut beängstigend zu fühlen, das man so stark mit einem Menschen verbunden sein konnte, als wäre die Grenze zwischen Ich und Du manchmal nicht mehr offensichtlich. Es konnte nur beängstigend sein zu wissen, dass man sein Herz einer anderen Person schenkte – ihr so sehr vertraute, dass sie gut damit umging und es nicht zerstörte, wohlwissend, dass sie die Macht darüber hatte. Anders als Leere und Empfindungslosigkeit war Liebe ausfüllend und so voll mit Eindrücken und Empfindungen das auch das wieder beängstigend war. Riuen war ein Abenteurer, jemand der sich vielleicht nur in Momenten verlor. Ian hingegen? Eowyn war für ihn auch wie ein Abenteuer. Denn was war ein Abenteuer? Ein außergewöhnliches, ein erregendes Erlebnis und wie gut passte diese Erklärung auch zu dem, was er empfand, wenn sie zusammen waren oder wenn er an sie dachte? Zeitgleich war da immer Risiko – das, dass es enden konnte. Dass er ihr irgendwann überdrüssig wurde und sie sich für einen anderen entschied. Das würde er, so gut er konnte, zu verhindern suchen. ‚Wie hast du gemerkt, dass sie die Liebe deines Lebens ist?‘, fragte Riuen dann, froh darüber, sich wieder auf sicherem Terrain zu begeben, was Gesprächsthemen betraf. ‚Oder an was merkt man das überhaupt?‘ Ian überlegte wie er das am besten erklären konnte, aber vermutlich gab es hier keine gute, keine eindrückliche Erklärung, einfach … weil Intensität nicht intensiver beschrieben werden konnte, als mit diesem Wort.

„War dir schon mal richtig kalt?“; fragte er den Chiss stattdessen, der die Brauen in die Höhe zog. ‚Klar, aber was hat das damit zu tun?‘ „Wenn dir so kalt ist, dass dir alles weh tut und du dann eine Decke bekommst, die all das vertreibt. Daran merkst du es.“ Riuen lachte und Ian selbst musste einstimmen, weil diese Erklärung denkbar unglücklich war. ‚Treffe ich eine Frau und sie löst Wärme in mir aus, ist sie also die Liebe meines Lebens.‘ Der Chiss lachte ein weiteres Mal. ‚Dann hab ich viele Lieben meines Lebens. Und viel Sex meines Lebens.‘ „Du merkst es daran, dass du nur noch an diese eine Person denkst. Dass du ohne sie nicht leben willst. Dass… sie etwas in die auslöst was dich lebendig fühlen lässt. Du vermisst sie, wenn sie nicht da ist.“ ‚Ich nehme die Frage zurück. Das ist alles… verklärt romantisch und absolut nicht meine Welt.‘ Ian zuckte mit den Schultern. „Du hast gefragt.“ ‚Ist es nicht seltsam sich vorzustellen, dass man den Rest seines Lebens nur mit einer Frau zusammen ist? Nur mit einer Frau schläft? Klingt das nicht fürchterlich langweilig?‘ Wenn man so dachte oder fühlte wie Riuen vielleicht. Für Ian hingegen? Er schüttelte den Kopf. „Ist es nicht langweilig ein Leben lang mit sich selbst zusammen zu sein?“ Riuen runzelte die Stirn. ‚Nein, schließlich hat man unendlich viele Möglichkeiten und Wege.‘ „Siehst du, die hat man zu zweit auch.“ ‚Das sehe ich ganz anders.‘ Was in Ordnung war und Ian erneut dazu brauchte, mit den Schultern zu zucken. ‚Hast du eine Ahnung, wie es nach Bastion weiter geht? Mit dir und ihr. Mit dir und den Jedi?‘ Diese Fragen hatte Ian sich längst gestellt, aber die Antworten darauf waren eher … so weit in der Zukunft liegend, dass sie wenig zielführend waren. Ich bin nicht sicher. Sie ist eine Jedi. Ich bin…“ Was war er? Was würde er nach Bastion sein? Sicher kein Jedi. „Ich könnte Arzt werden. In einem Krankenhaus arbeiten. Oder etwas eigenes aufbauen.“ Jetzt war es Riuen der ihn einen ganzen Moment ansah. ‚Du willst gar nicht auf Coruscant bleiben, oder?‘ Das Kopfschütteln Ians kam schnell, schneller als seine Worte. „Nein, das will ich nicht.“ Coruscant war Eowyns zu Hause, die Jedi ihre Bestimmung. Ian selbst… sehnte sich nach etwas anderem. Weiß sie, dass du etwas anderes wünschst?‘ Wieder schüttelte Ian den Kopf und wieder runzelte Riuen die Stirn. ‚Du nimmst deine eigenen Wünsche nicht nur zurück, sondern teilst sie ihr nicht mal mit. Das ist idiotisch Ian.‘ Vielleicht war es das. Aber da war ihr ‚Lass und verschwinden‘ in seinen Ohren und da war das, was sie darüber gesagt hatte, als sie von den Jedi gegangen war. Dass sie immer eine Jedi war. „Das hier ist ihr zu Hause.“ ‚Und was ist deines? „Sie.“ Das Lachen von Riuen jetzt klang nicht echt, auch nicht, als würde er ihn auslachen. Empörung. Es klang nach absoluter Empörung. ‚Du gibst dich mit einem kleinen Teil zufrieden ohne zu probieren alles zu bekommen. Wenn das Liebe ist, verstehe ich sie noch weniger. Es solle um euch beide gehen. Um Kompromisse und nicht darum, an einem Ort gefangen zu sein und sich schön zu reden, dass man da ja jemanden hat… mit dem man woanders sein will und etwas anderes sein möchte.‘ Ian hatte keine Ahnung, dass Riuen hier vielleicht viel eher von sich sprach und damals von Carida. Von ihm und Ereen und so seufzte er.

„Ich möchte mit ihr zusammen sein, Riuen und wenn das bedeutet, dass wir hier bleiben- “ ‚Oh, ich hab verstanden, was du möchtest, aber du verstehst nicht, dass du dich selbst belügst und du ihr das alles sagen solltest.‘ „Was? Dass ich mit ihr wo anders alt werden möchte? Dass ich mir wünsche, dass sie alles aufgibt? Dass ich mit ihr nach Tirhann gehen würde oder sonst wo hin in einem kleinen Haus mit…“ Ian biss sich auf die Zunge. „Ich werde Kompromisse mir finden. Aber mir reicht es, wenn ich weiß, dass ich das alles erst mit ihr leben kann, wenn ich alt bin. Außerdem… was regt dich hier eigentlich auf?“ Eine Frage die Riuen nicht gleich beantwortete, sondern einen Schatten über sein Gesicht huschen ließ und ihn nun deutlich älter wirken ließ.

‚Ich glaube, dass das Problem an Liebe ist, dass immer einer verlier. Man verbiegt sich und sagt, man hätte einen Kompromiss gefunden. Man schränkt sich ein und hält an etwas fest. Wenn du alt bist? Ian, wenn du übermorgen stirbst, was dann?‘ „Dann hatte ich über ein Jahr mit dem wundervollsten Menschen den ich kenne.“ Sie würden, was das betraf, keinen Konsens finden. Was für Riuen Einschränkung und Verbiegen war, war es für den Dunkelhaarigen nicht. „Lass mir das einfach. Ich lasse dir deine Sicht auch.“ ‚Wenn du damit glücklich wirst…‘ Riuens Stimme hatte einen faden Beigeschmack. „Ich werde es ihr sagen,“ beruhigte er ihn. Nach Bastion. Denn davor? Wollte er weder sie noch sich besonders aufwühlen. Und Coruscant… Na ja. Sie würden ein paar Urlaube machen und das war etwas. Aber vielleicht hatte Riuen nicht ganz unrecht und genau deswegen würde er mit ihr reden.


[Coruscant | Jedi-Tempel | Riuens Quartier | Riuen und Ian]
 
[Coruscant - Jedi-Tempel - Eowyns Büro] Eowyn, Leela

"Das Unerwartete erwarten..." hatte die Jedi gesagt. Mit einem einfachen Nicken stimmte die dunkelhaarige Liannerin der Rätin zu, die Augen gedankenvoll auf einen Punkt hinter ihr gerichtet. Auch wenn es Leela nicht gefiel, denn Geduld war keine ihrer Stärken, war Warten mitunter das Einzige, was man tun konnte.

"Manchmal bringt einen tatsächlich der Zufall weiter. Oder andere Kräfte, die diese Sache ebensowenig auf sich beruhen lassen wollen, wie Ihr, Rätin El'Mireth, verhelfen uns zu einem weiteren Puzzlestück."

Wie sehr das Eintreten eines solchen Ereignisses dann auch erstrebenswert wäre, stand auf einem anderen Flimsi. Allerdings gab es sicher nur sehr wenige Dinge, mit denen eine Jedi-Rätin nicht fertig werden konnte. Leelas Gedanken wandten sich also recht unbesorgt der Bitte zu, die sie an El'Mireth gerichtet hatte. Diese war gänzlich ungeplant gewesen. Ein spontaner Einfall, nachdem die Rätin sie gebeten hatte, weiter mit Ermittlerin Marr zu arbeiten. Umso überraschter war die Padawan nun, dass die Rätin offenbar nicht abgeneigt war, ihr diesen Wunsch zu erfüllen.

"Ich werde natürlich mit meinem Meister absprechen, wieviel Zeit ich zusätzlich im Labor verbringen kann. Mir ist ebenfalls daran gelegen, in meiner Ausbildung so schnell wie möglich voranzukommen."


Die Bemerkung erinnerte sie daran, dass sie eigentlich immer noch nach Arkon schauen wollte. Er war sicher schon längst nicht mehr auf der Krankenstation. Vielleicht sollte sie in seinem Quartier nachschauen. Wo auch immer sich das befand. Vielleicht hatte ihr Meister ja Zeit, mit ihr etwas in der Kantine zu essen, dann konnten sie in Ruhe alles Weitere besprechen. Und wenn es ungelegen kam, konnte er ihr sicher geeignetes Lehrmaterial zur Verfügung stellen, damit sie selbständig lernen und trainieren konnte. Leelas Lippen kräuselten sich immer noch in einem kleinen, zufriedenen Lächeln, als sich die Rätin ihre Gedanken unterbrach und sich für ihr Kommen bedankte.

"Ich habe zu danken, Rätin El'Mireth. Für Euer Vertrauen in meine Fähigkeiten und die Gelegenheit in diesem Labor arbeiten zu dürfen. Ich hoffe sehr, dass ich bei unserer nächsten Begegnung erfreulichere Nachrichten für Euch habe."

Leela bedankte sich sehr selten, aber dieses Mal erschien es ihr wirklich angebracht. Mit einem warmen, beinahe unbeschwerten Gefühl erhob sie sich und wollte soeben das Büro der Rätin wieder verlassen, als der blonden Frau noch etwas einzufallen schien. Ein weiterer Auftrag? Leela nahm wortlos wieder platz und hörte sich an, was die Jedi zu sagen hatte.


"Verschwiegenheit ist sowohl als Rechtsmedizinerin als auch als praktizierende Ärztin Teil meiner Arbeit. Was immer Ihr mir auch erzählen wollt, wird von mir absolut vertraulich behandelt werden. Es sei denn, Ihr selbst entbindet mich von der Schweigepflicht."


Nur für einen ganz kurzen Moment wölbten sich Leelas Augenbrauen erstaunt, dann aber waren ihre Züge wieder sorgfältig kontrolliert und gaben nichts von der Irritation preis und dem plötzlichen Unbehagen, das sie spürte. In was war sie hier hineingeraten? Welchen unsichtbaren Krieg führte El'Mireth, dass sie glaubte zu solchen Mitteln greifen zu müssen? Einem Mittel, sich selbst zu töten. Dr. Kaveri missbilligte diese Absicht nicht und wenn jemandem zuzutrauen war, über die Ethik hinter diesem Vorhaben ausreichend nachgedacht und alle Alternativen abgewogen zu haben, dann war es sicher ein Mitglied des Jedirates. Sein Ende selbst herbeizuführen, war zwar ein extremer, aus Leelas Sicht aber durchaus legitimer Akt von Selbstbestimmung, den die Ärztin jedem Wesen zugestand. Es war keine Frage, ob sie dazu bereit war. Also ersparte sie sich und El'Mireth das übliche ärztliche Aufklärungsgespräch und beantwortete mit äußerster Nüchternheit nur deren Fragen.

"Es ist ein kleiner Eingriff, den ich mit der hier vorhandenen Ausstattung problemlos kurzfristig durchführen kann. Allerdings brauche ich zur Vorbereitung Einsicht in die betreffenden Krankenakten, um absehbare Komplikationen zu vermeiden."

Nach wenigen Minuten, in denen sie noch einige Detailfragen besprochen hatten, befand Leela sich schon auf dem Weg zur Kantine. Sie hatten vereinbart, dass die Rätin sich bei ihr melden würde, sobald sie bereit für die kleine OP war. Bis dahin wollte sie sich noch etwas Ruhe gönnen und vielleicht sogar essen. Als die Liannerin das mittägliche Gedränge an der Essensausgabe sah, hätte sie diesen Entschluß jedoch beinahe wieder verworfen, entdeckte aber noch ein Plätzchen neben einem missmutig-grüblerisch wirkenden Chiss (Riuen), der grimmig in seinem Essen stocherte. Der perfekte Tischnachbar. Der würde ihr garantiert kein Gespräch aufdrängen. Schnell füllte sie ihren Teller mit einigen proteinreichen Gemüsen und nahm - zurieden damit, mit niemandem ein Wort wechseln zu müssen - neben dem Blauen platz.


[Coruscant - Jedi-Tempel - Kantine] Riuen, Leela
 
[Coruscant - Jedi-Tempel – Riuenss Quartier ] Riuen, Ian

Ians Laune hatte sich glücklicherweise verbessert, die Riuens hingegen war an einem neuerlichen Tiefpunkt angelangt. Das, was Ian da von sich gegeben hatte, klang entweder wie das Gesäusel eines Verrückten, oder die Worte eines Gefangenen der versuchte, seine Lage schön zu reden, um nicht verrückt zu werden. So oder so, er würde nie einer Meinung mit Ian sein und nachdem dieser sich verabschiedet hatte, saß Riuen noch eine ganze Weile schweigend auf seiner Couch und dachte an Ereen und den Traum den er von ihr gehabt hatte. Traum! Unwillkürlich musste Riuen hart lachen, denn damals hatte er tatsächlich auch einen Traum gehabt. Einen von sich und ihr. Jetzt war da kein Ring mehr an seinem Finger und das lag sicher nicht daran, dass die ganze Hand nicht mehr existierte. Aber das war gedanklich die beste Überleitung. Seine Hand war abgetrennt worden und ebenso würde er sich jetzt von seinen Gedanken an Ereen und anderen Frauen trennen. Liebe war schließlich das letzte, an das er jetzt denken wollte. Und vielleicht würde er auf Kairis Angebot zurückkommen, das nämlich hatte dezent an Verlockung zugenommen. So wie sein Hunger, der den Chiss schließlich in die Kantine trieb. Mit vollem Magen würde es ihm bestimmt besser gehen. Ein Glas Whisky hatte er schließlich am Morgen schon gehabt und übertreiben musste er nicht.

Mit einem vollen Tablett hatte Riuen sich einen Platz an einem Tisch ergattert. Die Kantine war seltsam voll. Ein Zustand, den der Chiss unter anderen Umständen begrüßt hätte. Jetzt hingegen wollte er es tunlichst vermeiden ins Gespräch zu kommen und tatsächlich hatte er das große Glück, dass niemand wagte, sich neben ihn zu setzen, denn scheinbar strömte sein Missmut aus jeder seiner Poren. Eine junge Padawan hätte sich beinahe gesetzt, bis Riuen ihr einen Blick zugeworfen hatte, der sie auf dem Absatz hatte kehrt machen lassen. Jetzt saß er alleine da, das gefüllte Tablett mit duftendem Essen vor sich. Vielleicht hätte es seine Lauen tatsächlich gehoben, hätte er nicht den gleichen Fehler wie gestern begangen. Den Burger hatte er nicht mit einer Hand greifen können. Und das, was auf seinem Teller lag, ließ sich mit der Gabel nicht zerkleinern. Hatte er nicht ebenen behauptet, seine Laune sei an einem neuerlichen Tiefpunkt angelangt? Weit gefehlt.
Jetzt war sie an einem neuerlichen Tiefpunkt angelangt. Nur die Beilagen zu essen verdarb ihm den Appetit und damit beschäftigt, sein Gemüse von einer Seite auf die andere zu schieben, vergaß er der Person, die sich neben ihn setzte einen bösen Blick zuzuwerfen. Da saß sie schon da. Gekleidet in eine graue Robe sorgten bloß ihre offenen Schwarzen Haare dafür, dass die junge Frau, die sich gesetzt hatte, nicht zu einer grauen Maus wurde. Roben hatten die nicht gerade lobenswerte Gabe, nicht nur schlecht zu kleiden, sondern vor allem auch Frauen, die ihre Attraktivität nicht erkannten tatsächlich beinahe unattraktiv werden zu lassen. Weil sie sich in ihren Roben verloren oder versteckten. Eowyn war eine solche Kandidatin. Und diese Frau (Leela) hier? Gehörte auch zu den unnahbaren Exemplaren. Graue Kleidung. Kühle Ausstrahlung. Das einzige was locker wirkte, war ihr offenes, dunkles Haar das dem seinen, bis auf den fehlenden bläulichen Schimmer sogar ähnlich war. Sein Missmut wich ein wenig seiner Neugier. Denn ob die Frau tatsächlich kühl war, fand er viel eher heraus, wenn er sie ansprach und da sie ihm nun einmal helfen konnte, was das Essen betraf, waren damit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
„Du willst mir nicht zufällig zur Hand gehen?“, wandte er sich also direkt an die Frau, das Lächeln nicht ganz missmutig, aber sicher auch nicht ganz Riuen, hob seine fehlende Rechte und deutete dann auf sein Steak. „Sonst kann ich‘ auch abbeißen, womit ich dich vorgewarnt habe.“ Das konnte so abstoßend sein, dass sie gleich wieder aufstand und er den Platz wieder allein für sich hatte. Das hatte durchaus auch etwas verlockendes, aber seine Neugier hatte eine leicht höhere Gewichtung.

[Coruscant - Jedi-Tempel - Kantine] Riuen, Leela
 
Coruscant - Jedi-Tempel - Eowyns Büro - mit Leela

Der Zufall würde ihnen wohl zu Hilfe kommen müssen, denn sonst hatten sie nun gar nichts mehr in der Hand. Die Leiche war eine kleine Hoffnung gewesen, aber auch diese war nun zerplatzt. Außerdem würden die Ermittlungen zumindest von Eowyns Seite nun komplett ruhen. Alles keine guten Voraussetzungen - andererseits half vielleicht auch, wenn Grad über die Sache wuchs. Man konnte nicht ewig aufmerksam sein. Irgendwann würde ihrem Gegner ein Fehler unterlaufen - und dann würde Eowyn da sein, vielleicht auch gemeinsam mit Kaveri und Marr, das würde sich zeigen.

Eine Ärztin an der Hand zu haben erwies sich aber nun doppelt geschickt. Richtig, an die Schweigepflicht eines Arztes hatte Eowyn gar nicht mehr gedacht, so versunken war sie in der Welt des Tempels gewesen die letzten Wochen. Umso besser. Die meisten Ärzte nahmen dergleichen ziemlich ernst, so lief sie kaum Gefahr, dass Kaveri überall herumrennen und etwas ausplaudern würde. Außerdem schien die Liannerin ihr ohnehin sehr zurückhaltend und verschwiegen zu sein. Sie wollte sie nicht wirklich in diese Sache hereinziehen, immerhin war sie noch eine Padawan - aber andererseits auch eine voll ausgebildete Ärztin, die sich aus freiem Willen den Jedi angeschlossen hatte. So lief es hier nun einmal... Kaveri gehörte nun dazu.
Und Eowyn hatte die richtige Wahl getroffen. Die Ärztin interessierte nicht das Warum oder das Weshalb, und auch das Wer nach der zweiten Person war nur von Interesse, als es um die medizinische Vorgeschichte ging. Genau so hatte sie sich das vorgestellt, und je weniger Kaveri wusste, desto besser. Die Krankenakte Ians war eher ein Problem als die ihre, aber die notwendigen offenen Fragen würde er der Liannerin selbst beantworten können. Abgesehen von dieser Sache mit dem Herz nach seinem törichten Rettungsversuch war Ian, so weit Eowyn wusste, ohnehin kerngesund.

Ich melde mich, sobald wir bereit sind, sagte sie schlussendlich und nickte Kaveri zu. Ich danke Euch sehr für Eure Bereitschaft und Flexibilität. Ich tippe auf den frühen Abend, ich habe vorher noch ein bisschen was zu erledigen. Nach dem Einsatzen der Kapsel sollte sie sich erst einmal nicht sportlich betätigen - was bedeutete, dass sie es nicht sofort tun würde, denn das Training ausfallen zu lassen war nun unmöglich. Die Tage waren gezählt, jede Stunde war kostbar.

Nachdem die Padawan gegangen war, griff Eowyn nach dem Kom, um die restlichen Einzelheiten zu klären, sowohl mit dem NRGD die Kapseln betreffend als auch mit Ian.

***Nachricht an Ian Dice***
Der Termin steht, genaueres sage ich dir später.
Nachmittags um drei habe ich Zeit für ein Training mit dir, danach wird es für uns beide ernst.
Bis später!

Sie hielt die Nachricht mit absicht vage - einfacher Komverkehr war viel zu einfach abzuhören.
Dann machte sie sich an die restlichen Einzelheiten, bevor sie zu einer weiteren Einheit mit Marrev aufbrach.


Coruscant - Jedi-Tempel - unterwegs
 
Coruscant | Jedi-Tempel | Garten - Freydis, Ty, Azamthoth

Freydis schaute den pelzigen Freund von Ty ahnungslos an, als dieser ihr eine doch sehr nichtssagende Antwort gab, schließlich wusste sie immer noch nicht welche Spezies er angehörte. Sie hoffte, dass sie keine Ehrverletzung betrieben hatte, indem sie den Namen des großen Wesens falsch ausgesprochen hatte. Sowas soll es ja unter den vielen Völkern der Galaxis gebe und die junge Zabrak wollte sich nun wirklich nicht mit einem augenscheinlich zwei Meter großen, muskulösen Wesen anlegen, welches wie er selber sagte "zufällig" auf Coruscant war. Dieses ganze Mystery-Zeug machte ihn hingegen sehr interessant. Ein großes, unbekanntes Wesen, zufällig auf Coruscant um... um auf den kleinen Jungen aufzupassen! Ja das musste es wohl sein und damit hatte die junge Zabrak gar nicht mal so unrecht.

"Beinahe dachte ich ihr seid auf einer Undercovermission und müsstet irgendein Ziel finden!", sagte sie frohen Mutes.

Die beiden anderen schauten sie für eine kurzen Moment komisch an.

"Ich gucke zu viele Holo oder?", fragte sie dann doch mit einem breiten, Verlegenen Lächeln.

Bei genauerem Nachdenken musste Freydis ihre vorherige Annahme vielleicht doch zustimmen, schließlich waren sie ja irgendwie im geheimen hier und dieser Shistavanen passte wohl auf ihn auf und war aber nun hinter die wahren Gründe der Reise gekommen und bringt den ganzen Ausflug nun zu einen Ende. wie gemein. Was sie jedoch nicht bedachte ist, dass sie mitten in eine Familienangelegenheit gerutscht war, die sie eigentlich überhaupt nichts anging, ihr aber vielleicht helfen könnte.

"Nee einen Meister habe ich noch nicht gefunden. Ich bin erst seit ein paar Tagen hier auf Coruscant und muss mich einleben. Viele Möglichkeiten mit Rittern oder Meistern zu sprechen hatte ich bis jetzt noch nicht.", erläuterte die Zabrak.
"Moment ist deine ganze Familie ist bei den Jedi?! Unglaublich! JA! Das wäre wunderbar wenn du mich ihr vorstellen könntest."

Plötzlich trat eine weitere Person, gekleidet in Roben zu ihnen heran. Eine Tolothianerin fragte nach einem gewissen Ty Tulon. Eigentlich meinter sie Ty Kenobi, wobei sie wohl den Nachnamen seines Vaters gebrauchte. Merkwürdig fand Freydis. Den Bericht, den die junge Frau auf ungehaltene Art und Weise rüber brachte, muss sehr schade für den jungen gewesen zu sein. Den ganzen langen weg von Harun Kaal bis hier nur um seinen Vater zu sehen, dann von seinem Beschützer verraten, dem kommenden Ärger ins Auge blickend und nun konnte er nicht einmal das machen, wofür er das alles in Kauf genommen hatte.

"Klar komme ich mit. Habe sowieso nichts besonderes zu tun und nachdem Dilemma.", sie zeigte auf die Stelle von der sie heruntergefallen war. "Probiere ich meine Kunststücke lieber morgen wieder."

Dann wendete sich Freydis an die Tolothianerin.

"Ich war da hinten heruntergefallen als ich Übungen machte. Die beiden kamen dann zu mir und zu gucken ob mir was fehlte. Gentleman würd' ich behaupten.", erklärte sie der unfreundlichen Tolothianerin und schlug ihr dann etwas vor. "Da ich ja gerade sowieso auf seine Tante warte, könnte ich doch einfach bis dahin auf ihn aufpassen. Dann hast du Zeit für etwas anderes."

Coruscant | Jedi-Tempel | Garten - Freydis, Ty, Azamthoth
 
Coruscant - Untere Ebenen - in Torgs Laden – mit Lianna, Wes und Torg (NPC)

Ein Lichtschwert! Wes fragte sie wirklich ob sie sich mit einem Lichtschwert wohler fühlen würde und Alisah hätte beinahe genickt. Aber das nicht, weil es wirklich so war, sondern einfach nur weil es am Einfachsten wäre. Einfach und dann doch wieder nicht. Sie war sich sicher, dass sie, würde sie den Griff dieser eleganten Waffe wieder in Händen halten, sofort die nur allzu vertrauten Bewegungen drauf hätte. Ihr Lichtschwert zu führen war wie Atmen gewesen. Nur zu Selbstverständlich. Gleichzeitig war diese Vertrautheit aber auch eine Erinnerung an Zeiten, die sie nie wieder erleben wollte... Nein, nein, sie wollte kein Lichtschwert. Sie fürchtete sich sogar davor wieder ein Lichtschwert in Händen zu halten. Aber zugeben würde sie das nicht so einfach. Also hatte sie in dem Moment fast ein wenig verächtlich durch die Zähne gepfiffen und ihren Kopf geschüttelt.

Pha, wer braucht schon ein Lichtschwert,

Hatte sie kaum hörbar gebrummt und irgendwie stimmte das ja auch. In diesem Raum gab es unzählige Gegenstände die entweder schon eine Waffe waren oder leicht als Solche entfremdet werden konnten. Aber die Frage von Wes war wohl eigentlich auch nur rhetorisch gewesen denn er hatte bereits weiter gesprochen und keine Anstalten gemacht ihr die Waffe auf zu drängen. Es hätte wahrscheinlich auch komisch ausgesehen wenn sie mit gezücktem Lichtschwert auf die Zurückkehrenden zugegangen wäre. So wie es jetzt war, war es besser.
Alisah lächelte Wes zu und hielt sich jetzt zurück während er mit Torg sprach.
Während sie das tat, legte sich etwas wie eine warme Decke um sie und Alisah identifizierte den Ursprung dessen bei Lianna. Es war rudimentär aber deutlich und sie erwiderte mit einem breiten Lächeln und hätte gerne erklärt, warum sie in dieser Situation so hochgradig paranoid war aber das wäre wohl nicht so gut, denn Torg schien auch ein gerüttelt Maß an paranoidem Verhalten an den Tag zu legen. Trotzdem begann er zu erzählen und Alisah hörte teilweise angewidert aber im ganzen extrem interessiert zu.
Als Torg von der Drohung sprach und daraufhin grinste musste auch Alisah grinsen. Ja, es gab wenige die einem Sakiyaner offen drohten und diese Tat überlebten.
Und nun, nun rückte Lianna's Freund endlich mit der Sprache raus. Bardak-Bar
Hm, das sagte Alisah nichts. Aber das hier unten war auch nicht ihre Spielwiese. Ein Seitenblick zu Lianna folgte. Aha, sie kannte diese Bar zumindest vom Namen her, es war also kein Hirngespinst. Gut.
Und nun hieß es ganz genau zuhören.
...Neonwerbebanner "Sivleadua" immer die andere Seite
... irgendwann "Sivleadualos" dort dann im Keller
... Codewort "Dawb Sivleadua"
Boh, wer kommt den auf so ne Schnitzeljagt. Aber okay, wenn es was brachte...
Hey, was machte dieser Torg denn da? Es sah bedrohlich aus wie er so auf Wes zu ging und Alisah's Körper spannte sich bis in den letzten Muskel an. Noch ein Schritt weiter und...
Doch er hielt nun inne in seiner Drohgebärde und machte dafür verbal weiter.
Wobei seine Worte schon wieder zu Alisah's Entspannung bei trugen und sie in Lianna's Richtung grinsen liesen.


Er ist echt dein Freund! So sinnlos droht man nur wenn man Freunde schützen will

Lachte sie und war gespannt auf Wes Reaktion.
Sie für ihren Teil trat noch ein bisschen näher zu Lianna und machte sich im Grunde schon Startbereit. Sie hatten die Adresse und was sie anging konnten sie los bevor irgendwer vielleicht noch auf die Idee kam die Bar zu verlegen und die gerade gefundene heiße Spur kalt würde.


Coruscant - Untere Ebenen - in Torgs Laden – mit Lianna, Wes und Torg (NPC)
 
Coruscant – Jedi Tempel – Gartenanlage – Eriu , Sarid Horn und andere


Eriu spürte das sich nähernde Wesen, es war größer als alle anderen und strahlte etwas Beruhigendes aus. Ein Jedi vermutlich, aber das war hier auch sehr wahrscheinlich. Er ließ sich noch etwas Zeit die Aura zu erspüren, konnte sie aber nicht zuordnen. Er hatte nicht auf die Aura seiner Meisterin am Vortag geachtet und so zog er sich wieder in sich selbst zurück und öffnete seufzend die Augen. Er musste etwas blinzeln wegen dem plötzlichen Licht. In ein paar Schritten Entfernung stand seine Meisterin angelehnt und sah zu ihm herüber.

„Suilannad Meisterin, ich hoffe ihr hattet gestern einen schönen Abend?“

Mit einer fließenden Bewegung stand der Sephi auf und verbeugte sich vor Sarid.

„Ich hoffe Ihr habt Euch beim Zusehen nicht gelangweilt?“

So viele Fragen hatte er an seine Meisterin nach dem Lesen des Buches. Die Bibliothekarin hatte zwar gemeint, dass es für einen neuen Padawan etwas schwere Lektüre wäre, aber der Sephi liebte es sich durch solche Wälzer zu kämpfen. Die Weisheiten des längst verstorbenen waren oft tiefgreifender als man dachte und man konnte viel von dem, was sie dachten, lernen. Alles wiederholte sich irgendwann, auch die Probleme der Vergangenheit waren nie gänzlich begraben. Philosophische Fragen waren an kein Zeitalter gebunden, brauchten eher eine Übertragung auf aktuelle Begebenheiten. Gerade in Fragen der Religion und Weltansicht änderte sich auch über tausende von Jahren nicht unbedingt viel. Es hatte ihn sogar eher verwundert wie oft der Jedicodex sich im Laufe der Zeit verändert hatte.
Alles in allem hatte er fast mehr Fragen als zuvor.


"Ist es eigentlich möglich eine Spezielle Person mit der Macht zu erkennen? Ich habe lediglich gemerkt, dass mich jemand beobachtet und es kein Tier war, eher etwas größeres"

Neugierig sah er seine Meisterin an.



Coruscant – Jedi Tempel – Gartenanlage – Eriu , Sarid Horn und andere
 
[Coruscant - Jedi-Tempel - Trainingsraum] Krina A'Qin, Emerald, Owen, Max, Aelfstan

Aelfstan folgte Krinas Worten und nahm auf einem der beiden Sitzkissen platz, auf die ihre Übungsleiterin gewiesen hatte. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie sein lockenköpfiger Freund (Maxard) beim Versuch sich zu setzen das Gleichgewicht verlor und beinahe stürzte. Schnell streckte der lange Tirahnner eine hilfreiche Hand aus, um ihn vor einem Sturz zu bewahren, aber der Corellianer hatte sich gefangen, bevor Aelfstan seinen Ellenbogen zu fassen bekam. Seine Landung auf dem Kissen geriet zwar nicht gerade elegant, aber immerhin hatte Maxard das Schlimmste noch verhindern können. Obwohl Krina darum gebeten hatte, Emerald und Owen bei ihrem Training zu beobachten, kam der ehemalige Kindergärtner nicht umhin, fasziniert Max zuzuschauen, der jetzt irgendwie sehr routiniert eine Art Meditationshaltung einahm, die auf Aelfstan ungemein jedihaft wirkte.

Als er wieder aufschaute, war Emerald gerade dabei sich die Augen zu verbinden und Krina begann einen kurzen Vortrag über die Macht zu halten: "Die Galaxis zu einem besseren Ort machen..." - ja, das klang gut für den Mann, der die letzten Jahre auf dem vom Imperium besetzten Tirahnn verbracht hatte. Wenn er all seine Kraft in die Ausbildung steckte, würde er vielleicht noch dabei helfen können, für des Gute auf Tirahnn zu kämpfen, indem er die Besatzer dahin zurücktrieb, wo sie hergekommen waren. Entsprechend aufmerksam folgte er nun den Bewegungen der Vahla (Emerald) und den Erklärungen, die diese dazu abgab. Zwei Schüsse, die der kleine Droide auf sie abgab wehrte sie souverän ab, erst der dritte traf. Owen, der ohne Binde um die Augen kämpfte, schien weniger Glück zu haben und wirkte frustriert. Für einen Moment trafen sich ihre Blicke, als der Rückkehrer kurz zu ihnen hinüber schaute. Aelfstan nickte knapp mit neutraler Miene. Es war nicht so, dass er dem anderen ihren etwas holprigen Start nachtrug, aber gerade hatte er Wichtigeres zu tun, als sich über den brummeligen Eigenbrötler Gedanken zu machen. Viel interessanter war da nämlich die schlanke Rothaarige (Emerald), die auf unbestritten elegante Art wieder begonnen hatte, die Schüsse des kleinen, runden Droiden abzuwehren...


[Coruscant - Jedi-Tempel - Trainingsraum] Krina A'Qin, Emerald, Owen, Max, Aelfstan
 
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[Coruscant - Jedi-Tempel - Kantine] Riuen, Leela

Normalerweise war Leela recht erfolgreich dabei, die Außenwelt auszublenden und auch an einem so wuseligen Ort, wie der Kantine mit ihren Gedanken ganz für sich allein zu sein. Auch dieses Mal war die junge Ärztin bestrebt ihre Mitwesen zu ignorieren und war ganz zufrieden, dass ihr blauer Tischnachbar (Riuen) seine eigene Blase der Unnahbarkeit um sich geschaffen hatte. So gut es ging, hielt sie Abstand und verzichtete darauf, den Chiss mit einem höflichen Gruß oder einer anderen Banalität aus seinen zweifellos tiefsinnigen Überlegungen zu reißen. So konnten sie beide an diesem Tisch wunderbar weiter vor sich hin schweigen. Gerade hatte die schlanke Liannerin damit begonnen, ihre Gemüse und die proteinreichen Beilagen aufzugabeln, als sie spürte, wie der Blaue sie neugierig musterte und zog für einen winzigen Moment unwillkürlich die Augenbrauen verärgert zusammen. Offenbar hatte sie sich getäuscht und der andere wollte weniger dringend alleine sein als sie. Sei es drum. Leela aß ungerührt weiter und gab vor, die Blicke ihres Tischnachbarn nicht zu bemerken.

Das funktionierte jedoch nur einige Herzschläge lang, denn der Mann sprach sie doch tatsächlich an und besaß sogar die Dreistigkeit, sie zu duzen. Dr. Kaveri ließ einige Augenblicke verstreichen, bevor sie mit einem Seufzen ihre Gabel sinken ließ und den Störenfried vorwurfsvoll musterte. Erst jetzt bemerkte sie seinen Armstumpf und ihr wurde der Grund für seine Bitte klar.

Ohne Umschweife nahm sie sein Messer und die Gabel aus seiner Linken und begann, sein Steak in mundgerechte Stücke zu schneiden. Wenn sie von sich ausging, mußte es den Blauen wohl auch eine Menge Überwindung gekostet haben, um Hilfe zu bitten. Dieser Umstand sorgte fast für etwas Sympathie, allerdings war sie noch nicht bereit, ihm die Störung zu vergeben und rächte sich auf ihre Art mit einer neugierig-aufdringlichen Frage. Mit ihrer Rechten, die noch sein Messer hielt, deutete die junge Frau auf den Armstumpf.


"Sieht noch frisch aus. Hast du dir schon Gedanken über eine Prothese gemacht? Damit sollte man nicht zu lange warten."

Wenn er sie duzte, konnte sie das auch. Und vielleicht war ihm ja das Thema unangenehm genug, um den Tisch zu räumen. Dann hätte sie endlich Ruhe.


[Coruscant - Jedi-Tempel - Kantine] Riuen, Leela
 
[Coruscant - Jedi-Tempel - Kantine] Riuen, Leela

Sie zog die Augenbrauen zusammen. Ein paar Sekunden nur, aber Riuen sah es deutlich und fühlte sich von eben jener Geste des Ärgers beinahe explizit dazu berufen, die Stille, die er selbst hatte haben wollen zu unterbrechen. Das, was Missmut am besten vertreiben konnte war Kontakt. Keine Binsenweisheit, sondern eine Tatsache und ohnehin, er brauchte Hilfe, wenn dieses Stück Fleisch nicht in hohem Bogen von seinem Teller fliegen sollte in dem Versuch, es mit nur einer Hand zu zerkleinern. Levitation wäre vielleicht hilfreich gewesen, aber der Chiss wollte weder Riskieren, das sein Steak Flügel bekam noch, das ein levitiertes Messer sich in eine Guillotine verwandelte. Ein fehlendes Körperteil reichte. Auch wenn es Sprüche gab, die durchaus darauf hinwiesen, dass es von Vorteil sein konnte, sich eine Scheibe von anderen abzuschneiden. Der Kontext war ein anderer.

Sein Gegenüber schließlich ließ ihre Gabel sinken und ihr missbilligender Blick lies vermuten, dass sie ihm mit der Esshilfe am liebsten ins Auge gestochen hätte. Entweder war es sein Armstumpf der Mitleid in ihr erweckte oder die Erkenntis, dass die Kantine zu viele Zeugen besaß. In jedem Fall schnitt sie ihm das Fleisch, was Riuen tatsächlich dankbar lächeln ließ. Ließ. In besonderem Maße
ließ, denn ihr kommender Satz fegte sein Lächeln aus seinem Gesicht. Ähnlich, wie das Steak wohl in seinen Gedanken davon geflogen wäre.
Es war nicht unbedingt der erste Teil ihres Satzes. Auch nicht die Tatsache, dass sie mit ihrem Messer auf seinen Stumpf deutete. Eher war es das, was folgte. Ob er sich Gedanken über eine Prothese gemacht habe. Diese Frage war so unverschämt, so... unsensibel, dass sie andersherum von ihm selbst hätte kommen können und da musste Riuen lachen.


"Glaubst du es entsteht plötzlich Wundbrand oder mein Hirn bemerkt, dass es jetzt, wo es die Rechte nicht mehr Steuern kann, auch die Linke nicht mehr braucht und lässt sie dann urplötzlich Absterben
?", fragte er sarkastisch.
Nicht zu lange warten. Das er nicht lachte.
"
Aber da sie mir nicht den Gefallen tun wird, von alleine nach zu wachsen, hab ich mich schon nach Alternativen umgehört. Mechanisch oder geklont. Feine Auswahl, nicht?" Die Freude über die Auswahl drang sicherlich durch seine Stimme.
Und um keinen weiteren Kommentar darüber zu verlieren, schob Riuen sich eine Gabel Fleisch in sen Mund. Kaute fein säuberlich, schluckte und schickte sich dann an "
Danke" zu sagen und es auch zu meinen.

[Coruscant - Jedi-Tempel - Kantine] Riuen, Leela
 
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[Hyperraum nähe Coruscant - Die "Ayna-Seff" (Vor wenigen Wochen)] Kath

Die leuchtenden Linien zogen am Cockpit vorbei während das Schiff durch den Hyperraum jagte. Die alte Lady trug den Namen Ayna-Seff. Der Frachter hatte schon ein paar Jahre auf dem Rücken. Aber das machte dem Capitän nichts. Er liebte dieses Schiff. Auch wenn es unbewaffnet war und auch andere… Probleme mit sich brachte den 580-Frachter für seine Arbeit zu verwenden. Auf der anderen Seite empfanden die Meisten das Schiff als harmlos. Ein Umstand der ihm gefiel. Man würde die Ayna-Seff wohl konsequent unterschätzen. Es würde ihm bei seiner Arbeit mehr als nur entgegen kommen. In der Tat wirkte es auf den Captain so als wären die Kontrollen dadurch ein wenig lockerer. Noch hart, aber nicht so sehr als wenn er mit etwas Bewaffneten unterwegs wäre. Ein paar Minuten hatte er noch. Dieser Auftrag war schon fast eine Herzensangelegenheit. Um ehrlich zu sein… Er ging am Ende sogar selbst ins Minus. Kath nippte so an seinem Kaff während sein Weg noch einmal in den Laderaum führte. Die Ladung war kaum nennenswert. Wirkte in den Laderäumen der Ayna-Seff gerade zu armseelig. Drei Kisten. Kaum größer als der Koffer von drei größeren Gewehren. Offiziell lieferte er einfach drei Koffer an einen guten Bekannten. Die Ladung war dabei so viel mehr wert. Nachdem Kath alles noch einmal überprüft hatte kehrte er zu seiner Unterkunft zurück, wo er erst einmal seine üblichen Vorkehrungen traf. Er legte seine Rüstung an und setzte den dazugehörigen Helm auf. Er betrachtete sich im Spiegel und musste ein leises Lachen unterdrücken. Er selbst hätte Angst vor einer Person die so aussah. Die dunkle Rüstung und dazu die roten Sichtschlitze.

„Ich bin ein böser Junge“

Nachdem er diese Worte zu sich selbst gesagt hatte kehrte Kath in das Cockpit zurück. Es dauerte nicht mehr lange und die Ayna-Seff verließ den Hyperraum. Sofort meldete er sich bei der Bodenkontrolle und ging die übliche Prozedur durch. Ziel nennen, Bestimmungsort, Schiffsname und Nummer weiter geben, warten und zu guter Letzt einen Einflugvektor anfordern. Wie sein Kontakt versprochen hatte teilte man Kath eine Plattform in den weniger hoch angesehenen Teilen der Stadt an. Das Schiff war nicht das Schnellste. Ein paar seiner Schmugglerkollegen murmelten etwas von antikem Museumsstück. Aber diese Sachen waren Kath egal. Er kannte sein Schiff und wusste auch um dessen Vorzüge. Es war unter anderem wendiger als der VT-1300 der am ehesten als Konkurrenz zu betrachten war. Dazu war der Laderaum angeblich größer bei der Ayna-Seff. Dazu war es für ein paar Arbeiter auf der Landeplattform schon fast was Besonderes einen 580-Frachter sehen zu dürfen. Die Antriebe surrten leise und zufrieden. Alles lief perfekt. Ohne Probleme trat das Schiff in die Atmosphäre Coruscants ein. Unter ihm breitete sich die legendäre Wüste aus Stahl und Beton aus. Alleine der Verkehr wäre für den Kel‘Dor ein Alptraum. Das ganze Treiben in der Luft… Es wäre einfach nicht seine Welt. Zumindest nicht als Pilot. Doch auf der anderen Seite war er an diesen Ort interessiert genug um die 24 Stunden nutzen zu wollen. Es gab sicher auch hier interessante Gelegenheiten um Zerstreuung zu finden. Eine Cantina, Plätze in der Oberstadt. Kath würde einfach wie so oft abwarten wohin der Weg ihn führen würde. Manchmal war es das Beste sich einfach treiben zu lassen. Und wer weiß? Vielleicht würde er hier einen weiteren Auftrag vorfinden?

Die Ayna-Seff setzte sanft auf der Landeplattform auf. Langsam stellte er die Antriebe ab und stand aus dem Pilotensitz auf. Langsam ging er zu der Landeplattform und überprüfte dabei noch seinen Blaster im Holster. Alles schien in Ordnung. Wenn Kath dazu käme wollte er den Alten noch einmal besuchen. Er hatte ihm einiges zu verdanken, denn weder das Schiff noch der Blaster hatten ihn je im Stich gelassen. Es wirkte eher so als wären Blaster und Schiff dankbar ihr Leben in guten Händen weiter führen zu dürfen. Kath trat heraus und schaute sich um. Die Landeplattform befand sich ein wenig unterhalb der Oberstadt. Sie wirkte nicht so gepflegt wie jene die eher weiter oben zu finden waren. Hier merkte man schon dass alles ein wenig herunter gekommen war. Ein etwas nervös und gestresst wirkender alter Keshiri kam auf ihn zu. Er wirkte ein wenig herunter gekommen und extrem angespannt. Gerade zu panisch fragte der Mann ob alles da sei. Kath würde sich am liebsten bei der Frage genervt an die Stirn fassen. Noch verdächtiger konnte man sich nicht verhalten. Prüfend wanderte sein Blick über die Landeplattform wobei der Kel‘Dor nur ein Nicken andeutete.

„Ich habe alles hier. Wie bestellt.“

Die Augen des Keshiri weiteten sich etwas. Kath ging hoch in den Laderaum wobei er seinem Gesprächspartner signalisierte zu folgen. Sobald der Keshiri die Kisten begutachtete und deren Inhalt prüfte wurde er richtig nervös. „Aber… So viel… kann ich nicht bezahlen! Ich hatte zwei, nicht drei Kisten bestellt… Ich meine, natürlich bin ich dankbar, alleine weil niemand den Job annehmen wollte, aber das kann ich nicht alles bez-“ Kath hatte nur beschwichtigend eine Hand gehoben.


„Es passt so. Es bleibt beim ausgehandelten Preis. Betrachten Sie es als eine Investition.“


Wie immer sprach Keth mit einer Kälte die selbst durch die Maske durch drang. Unter Freunden war das anders. Aber dies hier war immer noch ein Geschäft und er hatte tatsächlich einen Ruf zu verlieren. Er wollte nicht dass man ihn für die Heilsarmee hielt. Sein Kontakt holte einen Holocom heraus und rief damit eine Frau an. Das war der Punkt an dem Kath sich etwas zurück zog. Scheinbar redete er mit einer Nautolanerin. Sie wirkte ähnlich herunter gekommen und nickte nur hin und wieder. Auf den Gesichtern beider glaubte Kath eine unglaubliche Erleichterung zu erkennen. Es tat gut wenn man helfen konnte. Auch wenn das bedeutete hin und wieder dem Imperium oder der Republik ein Schnippchen zu schlagen. Es dauerte nicht lange bis die Nautolanerin ankam und mit dem Keshiri zusammen die Kisten aus dem Laderaum brachte. Draußen gab man Kath ein paar Credits und die beiden waren so schnell verschwunden wie sie gekommen waren. Die länglichen Kisten auf einem kleinen Transporttier gesichert. Es war einfach besser so. Kath stellte sich an den Rand der Landeplattform und schaute in die Tiefen zwischen den Gebäuden.


Es war wichtig diese Lieferung zu bringen. Irgendeine Krankheit gastierte hier. Medizin war Mangelware. Und auch seine Ladung wäre nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber wenn er dadurch auch nur ein oder zwei Leben gerettet hatte war es ihm Grund genug auch mal einen nicht wirklich lukrativen Job zu erledigen. Wenn jeder in der Galaxie nur an sich dachte wären am Ende schließlich alle verloren. Effektiv hatte Kath nun ein Minus von etwa 1500 Credits gemacht. Eine Summe die ihm schon nicht wenig schmerzte. Aber Opfer mussten erbracht werden. Sein Blick wanderte weiter auf die Straßen unter ihm. Er wirkte gerade eher wie ein Söldner oder Krimineller der irgendeine eher grausame Tat plante. Aber das war Kath recht. Er hatte gelernt sein aussehen so zu manipulieren dass es ihm Nutzte. Das Jahr in diesem Geschäft hatte den Kel‘Dor viel gelehrt. Auch wenn es Tage gab wo er schon gerne wieder ein wenig Urlaub in seiner Heimat machen wollte. Alleine um seinem Freund zu danken der ihm für einen guten Preis die Rüstung und den Helm angefertigt hatte. Ohne Fragen zu stellen. Oder um noch einmal mit dem Alten eine Runde Karten zu spielen. Bis heute konnte Kath nicht fassen wie viel Glück er gehabt haben muss genau in dem Moment das richtige Blatt gehabt zu haben und dieses Schiff, welches hinter ihm stand, zu gewinnen. So stand Kath Neroh am Rande der Landeplattform und war in Gedanken versunken.


[Coruscant - Mittlere Ebene - Landeplattform (vor wenigen Wochen] Kath
 
Coruscant-Jedi-Tempel-Garten-mit Freydis, Sam und Derya ( NPC)

Die Gehörnte fing an zu fantasieren. Sie habe gedacht, Sam und Ty seien auf einer Art Spionage-Mission oder sowas. Sie erklärte diesen Gedankengang damit, dass sie zu viele Krimis anguckte.

„Ja, ich glaub schon, dass du zu viel Holo´s guckst.“

bestätigte Ty, der damit noch nicht viel anfangen konnte. Seine Mutter schränkte Filme normalerweise sehr ein.

„Wir waren auf Geisterjagd vorhin. Wär beinahe schief gegangen. Zum Glück war Ian dabei. Er ist super. Aber dann sind alle Lichter ausgegangen und wir standen ganz im Dunkeln. Und ich hab in irgendwas weiches gefasst und dann waren da überall so Krabbelviecher.“

Ty´s T-Shirt und die Hose waren immernoch zerrissen und kleine rote Pünktchen markierten die Stellen, an denen Ty von den Spinnen gebissen worden war.

„Dann kam Markus Finn mit ein paar anderen Jedi und die haben uns aus dem Gang raus geholfen. Man sollte nie allein Geister jagen.“

Eine Lektion, die Ty auf jeden Fall gelernt hatte. Zumindest für die nächsten Wochen. Freydis erzählte auch, dass sie noch keinen Meister hatte. Das Gesicht des kleinen Jungen fing an zu leuchten.

„Vielleicht hast du ja bald jemanden. Ich schreib meiner Tante und frag, ob sie kommen kann.“

Freydis sah ihn verduzt an, weil sowohl seine Mutter als auch seine Tante Jedi waren. Ty sah sie irritiert an. Für ihn war das normal. Er kannte es ja auch nicht anders.

„Ja?“

fragte er darum nach. Gut, klar war das nicht in allen Familien so. In seiner aber schon. Zu der anderen Jedi, die ihm mitgeteilt hatte, dass sein Vater weggegangen war, wiederholte Freydis dann nochmal , was ihr hier passiert war. Im nächsten Moment bot sie an, auf Ty aufzupassen, während sie auf seine Tante warteten. Der Tolothianerin war das mehr als recht und sie stimmte dem Vorschlag zu.

„Sam ist ja sonst auch noch da.“

Auch wenn der Shistavane ihn gerade an seine Mutter verraten hatte, passte er immer auf Ty auf.
Wenig später waren sie der Jedi zu einem Zimmer gefolgt, das neben dem lag, dass er sich zuerst auf Coruscant angesehen hat.

„Ich glaube, das ist nicht Dad´s Zimmer da. Da sind Frauen-Sachen drin.“


erklärte er und blieb stehen.

„Laut Datenbank ist das aber das Zimmer deines Vaters.“

antwortete die Tolothianerin und öffnete das Zimmer, in das Ty einziehen sollte.

„Aber was, wenn das ein Fehler in der Datenbank ist?“

fragte Ty, der immernoch nicht bereit war, das Zimmer zu betreten.

„Dann kannst du später immernoch umziehen. Warte erstmal ab, bis dein Vater zurück kommt.“

antwortete die Jedi , die die Sache offensichtlich schnell hinter sich bringen wollte. Ty atmete tief durch und gab sich für den Moment geschlagen.

„Ok. Hat´s da nen Computer?“

Die Jedi rollte mit den Augen.

"Es gibt in jedem Quartier einen Computer, damit die Jedi arbeiten können.“

Damit war Ty zufrieden und die Tolothianerin sah zu, dass sie weg kam. Der Junge sah ihr kopfschüttelnd hinterher.

„Es gibt auch unfreundliche Jedi.“

merkte er an, warf dann seinen Rucksack auf das Bett und setzte sich an den kleinen Schreibtisch, um eine Nachricht an seine Tante zu verfassen.

„Hi Tante Firi.


Tut mir leid, dass ich abgehauen bin. Aber ich habe rausgefunden, das mein Dad noch lebt und er hat mich eingeladen, ihn hier zu besuchen. Es geht mit gut und ich hab schon ganz viele nette Leute getroffen. Leela und Meister Revan, Suna, Sarid, Ian, Markus Finn und jetzt auch Freydis. Sie ist neu hier und sucht noch einen Meister. Du hast doch keinen Schüler, oder? Magst du nicht herkommen und sie mal treffen? Sie ist ganz nett. Versprochen.


Liebe Grüße

Ty.“


Das schickte er ab und drehte sich dann zu Freydis und Sam um.

„Und was machen wir jetzt?“

Eigentlich war es spät, Ty war schon lange wach. Er hatte das letzte Mal auf dem Schiff nach Coruscant geschlafen und seit dem sehr sehr viel erlebt. Aber das wussten die beiden hier ja nicht. Was aber klar war: Er brauchte neue Kleidung. In seinem Rucksack waren – da er ihn ja selbst gepackt hatte- hauptsächlich Spielsachen, Schokolade, Limonade, Kekse und andere für ihn lebenswichtig erscheinende Dinge. Einschliesslich dem Kuschel-Hai, den er mit Nevis getauscht hatte und das sichtlich ältere Kuschelbantha, dass ihn eigentlich überall hin begleitete.

Coruscant-Jedi-Tempel-Ty´s Zimmer-mit Freydis und Sam
 
Coruscant - Jedi-Tempel - Trainingsraum - Krina A'Qin - Mit Emerald, Owen, Aelfstan und Maxard

Owen versuchte sich auf seinen Droiden zu konzentrieren, während er mit einem halben Ohr auf Emeralds Worte hörte. Vielleicht konnte er wirklich etwas von jemanden lernen, der die Theorie in die Praxis umsetzen kann und selbst noch nicht voll ausgebildet ist. Er hielt kurz inne, ist es so als würde man das gar nicht selbst machen, wiederholte er ihre Worte in Gedanken. Sein Blick ging starr auf seinen Droiden. Wieder ein Schuss. Dieses Mal waren Owens Reflexe deutlich zu langsam. Er war in Gedanken noch bei den Worten und nicht bei dem Droiden. Er verkniff für einen Sekundenbruchteil das Gesicht. Konzentrier dich, mahnte er sich selbst und nahm wieder Haltung an.

Von den beiden Zuschauern bekam er wenig mit. Er versuchte sie so gut es geht auszublenden. Sie sparten sich Kommentare, dass es bei ihm noch nicht lief. Das war eine Erleichterung. Sich beobachtet fühlen war die eine Sache, besserwisserische Kommentare das andere. Owen holte einmal tief Luft. Reagieren lassen, vielleicht war er zu verkrampft? Der nächste Schuss kam. Owen reagierte schnell und er konnte erkennen, dass eigentlich nicht mehr viel fehlte. Das musste doch gehen.

Coruscant - Jedi-Tempel - Trainingsraum - Krina A'Qin - Mit Emerald, Owen, Aelfstan und Maxard
 
Coruscant - Untere Ebenen, in Torgs Laden – Torg (NPC), Lianna, Alisah und Wes

Kaum zu verstehen und doch mit hörbarer Herablassung in der Stimmte brummte Alisah, nicht auf ein Lichtschwert angewiesen zu sein. Wes fragte sich, ob dem wirklich so war, sowohl in rein technischer als auch in psychologischer Hinsicht. Zumindest die Leute in dieser Bar, den Sakiyaner Torg eingeschlossen, dürften für eine junge Frau, die das Stahlbad des Sith-Ordens überstanden hatte, nicht die große Bedrohung darstellen. Wenn man über Illusionen auf ihrem Niveau verfügte und etliche andere Machtkräfte, war das Lichtschwert in diesem Fall ein optionales Accessoire. Die andere Möglichkeit war, dass sie nur demonstrativ Stärke bzw. Selbstsicherheit markierte, um nicht zugeben zu müssen, dass sich ein praktisches Lichtschwert als letztes Mittel am Gürtel doch recht beruhigend anfühlte. Keine Schwäche zeigen, das war ja schließlich so ein Sith-Ding. Da mochte auch ein demonstratives ›Ich bin auf deine Fürsorge nicht angewiesen, Wes! Ich kann auf mich allein aufpassen!‹ mit hineinspielen und das wollte Wes eher glauben als ersteres, ihre zweifellos vorhandene Fähigkeit, so einer Situation Herr zu werden hin oder her. Der Jedirat machte sich eine mentale Notiz, dass Alisah so schnell wie möglich ein Lichtschwert bekommen sollte, sobald sie zurück im Tempel waren.

Schließlich kam dieser Torg samt einer wohlbehaltenen Lianna aus dem Hinterzimmer zurück und beantwortete bereitwilliger, als Wes es zunächst angenommen hätte, die Fragen seiner anderen Padawan. Die Quelle war also ein abgelehnter Patient, der den Symptomen nach das Virus in fortgeschrittenem Stadium in sich trug. Von dieser Art der Metzgerei, die in den unteren Ebenen als Medizin durchging, hielt der Taanaber nicht viel, Torg machte jedoch sehr wohl den Eindruck, dass er wusste, wovon er sprach. Eben diese Person hätte er neulich wieder gesehen, quicklebendig und kerngesund. Die Emotionen, die Wes in Torg bei seiner Erzählung spürte und die jener auch deutlich erkennbar nach außen trug deuteten nicht darauf hin, dass die Sache eine Erfindung war. Nein, er hatte sie erlebt und glaubte, was er gesehen hatte.


»Diese Art von spontaner Genesung gibt es, aber nicht ohne Behandlung und Medikamentengabe in einem Krankenhaus, schon gar nicht einfach so unter den hygienischen Bedingungen der Unterstadt,«

Kommentierte Wes. Irgendwas musste also dran sein an der Geschichte. Irgendwer in der Unterstadt konnte also wenigstens so viel leisten wie das Galactic City Medicenter in der Oberstadt. Und dessen Patienten sich danach in der Lage fühlten, einem Typen wie Torg zu bedrohen, dem der Taanaber nicht im Dunkeln begegnen wollte, wäre er kein Jedi.

Von einer Bardak-Bar hatte Wes noch nichts gehört. Schließlich war er mit der Wiederinbesitznahme des Tempel und dessen Betrieb als riesiges Krankenhaus beschäftigt. Er konnte nicht ausschließen, dass andere Jedi, die mehr in der Unterstadt zu tun hatten, davon wussten. Lianna konnte man wohl dazu rechnen. Jedenfalls ließ die komplizierte Art, wie man zu jener Bar gelangte, den Schluss zu, dass die ›Geschäfte‹, welche dort abliefen, nicht ganz hasenrein sein mussten. Wäre es etwas anderes, müsste jemand wie Torg sicherlich nicht um sein Leben fürchten, weil er etwas ausgeplaudert hatte. Wes fragte sich, ob das ein schlechtes Zeichen in Bezug auf die Wunderheiler war. Dass diese Leute keine Jedi mochten, verstand sich unter den Umständen irgendwie schon fast von selbst. Nicht jedoch, was danach passierte.

Ging dieser Hüne von Sakiyaner doch mit einem Male auf Wes los. Körperlich wäre er diesem Kerl niemals gewachsen – automatisch ging seine Hand daher zum Lichtschwert an seinem Gürtel. Das benötigte er zwar nicht, aber Torg wagte es, ihnen zu drohen? Der Jedi war drauf und dran, ihm eine gepfefferte Antwort zu liefern, dass er ihm zeigen würde, wer hier ein alter Mann wäre und Lianna bei ihm viel besser aufgehoben wäre als sie es in ihrem noch kurzem Leben je irgendwo gewesen wäre. Was ihm überhaupt einfiel, ihm zu drohen! Auch eine schöne Machtlähmung wäre angebracht gewesen. Doch bevor er etwas sagen konnte, fing Alisah an zu lachen.

Wenn Torg so eine Drohung ausstieß, konnte nur Liannas Freund sein! Er schickte sie – und damit auch ihre Begleiter – nicht etwa wissentlich ins offene Messer. Alisah hatte völlig recht, und ihre neu gefundene Fröhlichkeit war ansteckend. Wes konnte gar nicht anders als breit zu grinsen und eine winzige Schutzblase auf der Spitze seines erhobenen Zeigefingers zu projizieren. (Er musste ja auch nicht dem ganzen Lokal mit dem Vorschlaghammer darauf stoßen, hier waren Jedi.)


»Keine Sorge, alter Mann,«


Das Kompliment gab Wes gerne zurück, obwohl er das Alter des Sakiyaners unmöglich einschätzen konnte.

»Lianna ist bei uns so sicher wie sie nur irgendwo auf Coruscant sein könnte. Erzählt uns einfach, woran wir den Kontakt erkennen – oder weißt du es schon, Lianna? – und Ihr seit uns los.«


Demonstrativ wandte er seinen Blick von Torg ab, als er sich Alisah näherte, um ihr etwas zu sagen. Die drei Jedi standen jetzt sehr dicht aufeinander. Die kleine Demonstration hatte er wie eine Seifenblase zerplatze lassen.


»Wenn du nicht gewesen wärst, wären die Dinge gerade eben wohl kleines bisschen eskaliert,«

Raunte er der Padawan so leise zu, dass nur sie es hören konnte, und fuhr lauter fort:


»Ich werde eine Verkleidung brauchen, wenn wir in diesem Laden irgendwas erreichen wollen.«

Coruscant - Untere Ebenen, in Torgs Laden – Torg (NPC), Lianna, Alisah und Wes
 
[Coruscant - Jedi-Tempel - Gänge] Ian

Die Kapseln waren längst eingesetzt, ihre Mission stand kurz bevor – und doch war das, was Ian jetzt nervös und aufgeregt sein ließ weder die Tatsache, dass da Gift in seinem Mund war, noch, dass Bastion ihr Ende bedeuten konnte. Jetzt war der dunkelhaarige Mensch schlicht aufgeregt, weil es das erste Mal war, dass er Eowyn richtig ausführte. Da war die Tatsache, dass er selbst einen Anzug trug und einmal nicht komplett in schwarz gekleidet war und beides schien Ewigkeiten zurück zu liegen. Und dann war da die wieder andere, noch viel aufregendere Tatsache, dass Eowyn richtig ausführte und keine Ahnung hatte, ob ihr das, was er für heute geplant hatte überhaupt gefallen würde. An ihrem Geburtstag war da schon ein Risiko geworden, aber heute… heute war es anders. Höher und damit weitaus bedeutungsschwerer für Ian. Er hatte keine Ahnung, wie oft er seine Fliege kontrolliert hatte. Zwischendurch überkam ihn immer wieder ein Gefühl der Beklemmung, denn normalerweise trug Ian weder Hemden noch Fliegen. Überhaupt – eigentlich kleidete Ian sich ganz anders. Aber er konnte Eowyn wohl kaum in seinem typischen Outfit ausführen, schon gar nicht, wenn er wusste, dass sie ein Kleid trug und auch das ließ seine Aufregung nur weiter steigen. Dabei war es lächerlich – sie waren schließlich nicht erst seit gestern zusammen und Ian wusste längst wie schön Eowyn war. Trotzdem. Sie in einem Kleid zu sehen, in ein paar Minuten direkt, nicht nur auf einem Bild… Es war, als wäre er fünfzehn und das machte die Fliege noch einmal ein bisschen enger. Die Haare, der Bart, der Anzug. Ian hatte dafür gesorgt oder eben sorgen lassen, dass er auch das Beste aus sich hatte herausholen können. Riuen hatte ihn ausgelacht und ihm zeitgleich versichert, dass er sich heute Abend entweder besonders eng an Eowyn halten, oder den anderen Frauen explizit aus dem Weg gehen sollte. Ein Kompliment, dass Ian noch mehr verunsichert hatte. Aber all das war längst in den Hintergrund gedrängt, als er zum hundertsten Mal überprüfte ob er auch alles dabeihatte. Aber die Karten waren bei ihm, selbst das Taxi stand längst bereit und das einzige was er jetzt noch tun musste war, Eowyn an ihrem Quartier abzuholen. Nichts, was er nicht schon häufiger getan hätte… Trotzdem klopfte sein Herz bis zu seinem Hals, wenn nicht sogar direkt in diesem. Noch einmal wischte er sich die Hände an einem Tuch ab, warf es in den Müll und sprach sich, für andere unhörbar, Mut zu. Der Besuch eines Theaters konnte nicht so wirklich schief gehen, oder? Auch wenn es kein tirhannisches Stück war, das aufgeführt werden würde, Ian hatte ihre Bücherchips durchforstet, hatte in den Wochen zuvor schon seltsame Fragen über Bücher und deren Schreiberlinge gestellt und er hatte sehr genau darauf geachtet, wann Eowyn, in den seltenen Momenten, in denen er extra nach einem der Chips gegriffen hatte, um ihr vorzulesen, besonders begeistert war. Und siehe da – es gab eines der Bücher, dass zu einem Theaterstück umgeschrieben worden war und das heute aufgeführt wurde.
Ein Theater zu besuchen war irgendwie zweierlei. Einmal Normalität in einem Alltag der alles andere als normal war und dann so ein bisschen etwas wie ein Abtauchen in eine andere Welt. So kurz vor Bastion etwas, dass Ian begrüßte. Etwas, dass er schon längst hatte mit Eowyn tun wollen und vielleicht, nein hoffentlich, nein, ganz bestimmt würde – musste genau das heute gelingen.
Das Klopfen an ihre Tür kam nahezu im gleichen, schnellen Rhythmus wie sein Herzschlag.

[Coruscant - Jedi-Tempel - vor Iowyns Quartier] Ian davor, Eowyn darin
 
Coruscant - Jedi-Tempel - Iowyns Quartier - alleine

Noch drei Tage.
Drei.
Jeder Tag war nun eine reine Qual. Einerseits verging er langsam, so langsam, dass die Zeit schier rückwärts zu laufen schien, andererseits rasten die Stunden nur so dahin. Da war nicht viel Zeit gewesen für Dinge, die vielleicht wichtig gewesen wären, aber heute Abend riss Eowyn sich zusammen. Das hier war eine Selbstmordmission. Sie hatte ihr Testament geschrieben, sie hatte Ian einen Brief hinterlassen - nun ging es darum, noch ihre Sachen zu sortieren, dafür zu sorgen, dass sie, falls der Fall eintrat, in die richtigen Hände kamen. Sicher, das meiste stand in ihrem Testament, aber da waren kleine Dinge... Ihr Lichtschwert zum Beispiel, ihr neues, sollte es irgendwie herauskommen, sie wollte, dass Aketos es bekam. Im Testament hatte sie davon nichts erwähnt, ein paar Zettel würden es tun müssen. Was sollte jemand anderes auch mit ihrem Schwert anfangen... und Ian hatte ihr altes. Er brauchte ihr neues nicht.
Ihr Quartier war nicht voll, das meiste würde in zwei Kisten passen, vermutlich. Aber diese Arbeit wollte sie niemandem sonst überlassen - es war ihr Job, schließlich wusste sie, worauf sie sich eingelassen hatte. Außerdem würde es vielleicht helfen, auf verdrehte Art und Weise. Einen Abschluss finden. Das war... besser. Sie musste abschließen. Denn egal, ob sie überlebte oder nicht - sie würde sich verändern.

Ian wusste nichts von alldem. Er hatte die Spätschicht übernommen, was ihr mindestens ein, zwei Stunden Zeit verschaffen würde, das hier alleine zu erledigen - das war wichtig. Sie brauchte diese Momente, um irgendwie ein klein wenig Abschied zu nehmen. Zuerst verschwanden ihre Bücherchips in der einen Kiste, seit Monaten hatte sie nicht mehr gelesen. Die Familienholos folgten, dann die Eheringe ihrer Eltern, schweren Herzens. Dieses Thema war momentan nicht gut, und sie waren zu kostbar, um sie die ganze Zeit mit sich herumzutragen. Nicht materiell gesehen, nein, aber symbolisch. Sie legte einen Zettel bei, um mitzuteilen, dass Ian die Ringe, falls er sie nicht wollte, an Mellah zurückgeben sollte, falls es möglich war. Ihr Bantha folgte, ihr altes Kuschelbantha, das sie nun schon so lange begleitete. Ian würde es in Ehren halten wollen, das ahnte sie, aber falls auch er fiel... Ein weiterer Zettel, ein weiteres Geschenk für Mellah. Ihre Tochter würde sicher Freude daran haben.
Die andere Kiste füllte Eowyn mit unpersönlicherem - ihrer Kleidung. Zumindest einem Großteil davon. Die wirklich persönlichen Kleidungsstücke lagen noch immer eingelagert auf Lianna, das meiste hier war schlichte Trainingskleidung oder Zeug für offiziellere Anlässe. Roben, all dieser Kram... Das Negligée, das Ian ihr geschenkt hatte, sowie das Abendkleid würden später in Kiste eins landen, am Ende, ganz zum Schluss, bevor sie flogen. Ihre T-Shirts hingegen... Mit vollen Händen griff Eowyn in den Schrank, sortierte ein paar Dinge für die letzten Tage heraus, packte jedoch das meiste weg. Diese Arbeit tat wirklich gut. Sie war beschäftigt, musste nicht über Dinge nachdenken, an die sie nicht denken wollte, und dennoch war es nicht allzu anstrengend. Ihr zweites Paar Stiefel landete in Kiste zwei, das eine Paar Schuhe, bei dem sich Eowyns Gesicht verunkelte, als sie an den Tag des Kaufes dachte, beinahe in Kiste eins, bevor ihr einfiel, dass sie morgen sicher auch noch andere Schuhe tragen würde als ihre gewöhnlichen Stiefel, und sie stellte sie wieder zurück. Übermorgen würden sie dann ihren Platz neben dem Abendkleid einnehmen.

Schließlich war ihr Teil des Schrankes leer - beinahe. Eine Schachtel Kekse lag noch darin, die sie an Yaro denken ließ, eine Packung Bonbons, ein Umschlag und außerdem ein Stück Schnur, von dem Eowyn keine Ahnung hatte, wie es hier hereingekommen war und wieso bei allen Sonnen sie überhaupt Schnur im Quartier gehabt hatten. Kekse und Bonbons brachte sie in die Küche, bevor sie den Umschlag öffnete, der ihr genauso wenig etwas sagte wie die Schnur. Sie zog zusammengefaltete Zettel heraus - ein Brief..? Stirnrunzelnd brauchte sie einen Moment, dann sank sie abwesend auf dem Bett nieder. Liebe Eowyn. Ein Brief an sie. Sie hatte ihn noch nie gesehen... halt, doch. Irgendwann war ihr mal dieser Umschlag aufgefallen, aber sie war zu sehr in Eile gewesen, hatte ihn weggeschoben, später aufräumen wollen... Wie lange lag er hier schon? Ians Schrift war unverkennbar. Wann hatte er ihn geschrieben? Und warum? Und warum hatte er ihn ihr nicht einfach gegeben? Fragen über Fragen schwirrten in Eowyns Kopf umher, bevor sie zu lesen begann.



Zehn Minuten später ließ sie die Seiten sinken, die Wangen durchnässt, die Nase schniefend, doch sie bemerkte es kaum. Die letzten Zeilen waren schwer zu lesen gewesen, so sehr war alles verschwommen, aber sie hatte immer wieder alles weggeblinzelt.
Warum? Warum so? Warum... Wann? Es musste direkt nach dem Beschluss von Bastion gewesen sein. Mellah. Davon hatte er noch nichts gewusst... Bei der Macht, als ob das wichtig war. Als ob das irgendwie wichtig war! Die Blätter fielen zu Boden, als sie ihr Gesicht in ihre Hände stützte. Eine solche Liebeserklärung... nicht bei allem, was er geschrieben hatte, konnte sie ihm zustimmen, aber darum ging es nicht. Es ging um das wie, ja, auch um das was, aber da war so viel "was" gewesen... Er hatte Dinge angesprochen, die wichtig waren, Dinge, über die sie schon gesprochen hatten, Dinge, die eher untergegangen waren. Dinge, von denen sie nicht gedacht hatte, dass sie ihm wichtig waren. Dass er an sie dachte. Es war doppelt gut, dass er nun nicht hier war. Das... ja, vielleicht hatte er den Brief deshalb versteckt. Weil er gewusst hatte, dass sie Zeit brauchen würde, um alles zu verarbeiten. Oh bei der Macht. Wie sollte sie... ausgerechnet jetzt. Drei Tage... Drei Tage! Er hatte alles getan, um sie vorzubereiten. Alles. Selbst einen solchen Brief geschrieben. Und sie? Sie hatte... geredet. Nur geredet. Ihn ermahnt. Ihn erinnert. Ihn abgewiesen, auf ihren Zeitdruck verwiesen. Und auf das Hinterher. Falls sie überlebte und er nicht... Sie konnte den Schmerzensschrei, der ihr entfuhr, kein bisschen aufhalten. Alles kam nun hoch, alles, was sie seit Tagen, Wochen zu verdrängen suchte. Falls Ian starb... sie würde es nicht ertragen. Nein, auf keinen Fall, er konnte, durfte nicht sterben. Die Kapsel... er hätte sie nicht bekommen dürfen. Wie hatte sie dem zustimmen können? Ian durfte nicht... nicht er. Nicht der beste, liebenswürdigste, bescheidenste Mann der Galaxis. Er hatte sie um einen Abend gebeten, einen verdammten Abend, selbst ihn hatte er ihr abringen müssen. Später. Später... sie hatte daran festhalten wollen, dass da ein später war. Aber vielleicht würde da keines sein. Kein Später. Kein Junge mit seinen Augen. Kein Haus im Grünen. Kein Tirahnn. Kein Ich will. Wie konnte sie das alles aufgeben? Wie? Warum? Warum... All diese Komplimente. All dieses Halten an ihr. All diese Zuversicht, dieses Sehnen, das aus dem Brief sprach. All diese Worte, um sie zu ermutigen. Sie aufzubauen. Und dann, zum Schluss, die Worte, an die sie immer geglaubt hatte - er bereute. Sie hatte es geahnt, immer, sonst hätte sie sich niemals in ihn verliebt, wäre niemals weitergegangen.

Wie sollte sie ihm nun unter die Augen treten? Er musste seit Wochen darauf gewartet haben, dass sie den Brief fand. Aber sie in ihrer Unordnung... Womit hatte sie jemanden wie ihn verdient? Nur, weil sie ein Mal, ein einziges Mal, im richtigen Moment, zugehört hatte? Sie wusste, dass das genau das Gegenteil war von dem, was er mit seinem Brief hatte erreichen wollen, und zwei Herzen schlugen in ihrer Brust; eines, das auf einen Schlag all die alten Muster zurückbrachte, die sie seit Wochen mal mehr, mal weniger erfolgreich zu bekämpfen versuchte, und eines, das all das zur Seite drängen wollte, das ihr sagte, dass all das egal war, dass es nur darum ging, was sie aus all dem machten. Drei Tage. Eigentlich zwei. Morgen, Übermorgen... am dritten Tag flogen sie. Dieser zählte nicht. Also zwei. Zwei Tage, um Ian zu beweisen, dass sie es vielleicht wert war. Zwei Tage, um ihim klar zu machen, dass er stark war, stärker als sie, dass er alles konnte. Wirklich alles. Er war nicht mehr der Mann, dem sie auf Nar Shaddaa vor über einem Jahr begegnet war. Nein, bei weitem nicht. Er war nicht mehr Keebo, aber er würde daher umso mehr in der Lage sein, ihn zu spielen. Weil er konnte. Weil er musste. Weil er IAN war.
Und weil er Ian war, musste sie alles davonschieben. All die Dinge, die gerade hochkamen, all die Selbstzweifel, all die Sorgen, all die Ängste. Ian hatte es verdient, dass sie stark blieb, dass sie ansatzweise versuchte, die Frau zu sein, die er in ihr sah.


Vorsichtig sammelte sie die Blätter auf, versuchte, sie wieder in die richtige Reihenfolge zu bringen, um den Brief noch einmal zu lesen. Dann machte sie sich bettfertig, verkroch sich unter die Decke, las ihn noch einmal, und noch ein viertes Mal, bevor sie ihn sorgfältig wieder in den Umschlag steckte und in die Nachttischschublade legte. Tränen liefen noch immer, jedes Mal, wenn sie über seine Worte nachdachte, und sie war ausnahmsweise heilfroh, dass Ian offensichtlich seinen Dienst ein wenig überzog. Sie musste weiter nachdenken. Nachdenken... verarbeiten... bereuen und verdrängen. Darüber schlief sie ein.

***

Sie hatte sich morgens aus dem Quartier geschlichen, ohne Ian zu wecken. Er musste mitten in der Nacht gekommen sein, vermutlich, denn selten schlief er länger als sie. Wieder etwas, wofür sie dankbar war. Sie war noch nicht bereit gewesen, mit ihm über den Brief zu reden. Heute Abend, ja, vielleicht, aber nicht so früh.
Heute Abend, das war schon bald. Von ihren geschwollenen Augen war nichts mehr zu sehen, als sie sich im Spiegel betrachtete. Die Visagistin hatte ohnehin ganze Arbeit geleistet. Eowyn hatte sie gleich heute früh hinzugebucht. Den Friseurtermin hatte sie ohnehin so gesetzt gehabt, dass es sich für Ians großen Abend lohnte, aber war Eowyn gestern noch eher widerwillig gewesen und sich unsicher, ob das alles eine gute Idee war, so kurz vor dem Abflug, war sie jetzt entschlossen, diesen Abend für Ian zu einem der schönsten seines Lebens zu machen. Ian hatte oft genug angedeutet, dass er sie gerne einmal etwas schicker sehen wollte, das Kleid war der Wink mit dem Gartenzaun gewesen. Nun gut, sie würde sein Spiel mitspielen. Was war schon ein Abend, was war schon etwas Make-Up?!
Ihr Gesicht war nicht übertrieben geschminkt, nein, Florence war ein Profi gewesen und hatte sofort erfasst, was Eowyn wünschte. Xaver hatte ähnlich gut gearbeitet. Ihre kurzen Haare waren ungewohnt, seltsam, ihr Kopf war leichter, und sie hatte sentimentalerweise, völlig abstrus, nein, völlig
absurd und unnötig, peinlicherweise, tatsächlich eine Träne verloren, als sie all die Locken auf dem Boden gesehen hatte. Doch es war die richtige Entscheidung gewesen. Wie sollte sie auf Bastion eine solche Haarwust zähmen? Nein.
Aber passend für heute Abend hatte er sie hochgesteckt, Ian würde den Unterschied zwar vielleicht bemerken, aber nur, wenn er genau hinsah. Sobald sie die Frisur lösen würde, ja, da würde es offensichtlich sein. Doch gerade... man konnte es übersehen, wenn man wollte.
Sanft strich sie über den glatten Stoff des Kleides. Es passte beinahe perfekt, war ihr nur um die Hüfte etwas zu weit, aber darüber konnte man gut hinwegsehen, Ian würde es nicht einmal bemerken. Ihre Hände zitterten tatsächlich leicht, als sie die zarte Kette anlegte, die noch nicht in einer ihrer beiden Kisten gelandet war, und ihr Herz klopfte, als sie in die Schuhe schlüpfte und dann auf dem Sofa niedersank. Fertig. Fünf Minuten vor der Zeit, zu der Ian sie abholen wollte... Ihre ID lag auf dem Küchentisch, mehr würde sie nicht brauchen, hatte Ian gesagt. Eine Jacke hatte sie sich dennoch herausgelegt. Sie war nicht gerade passend zu ihrem Outfit, aber bevor sie fror... Kurz schloss Eowyn die Augen, bemühte sich, sich zu beruhigen. Ein Abend. Ein Abend nur für sie beide. Ohne Bastion. Ohne Zweifel, Sorgen, Ängste. Dieser Abend sollte so werden, dass Ian noch lange davon würde zehren können. Ihm waren solche Dinge wichtig - sie wusste es, hatte es schon lange gewusst, es egoistischerweise ignoriert. Das war nun aber vorbei. Egal, was er mit ihr anstellte, egal, was er vorhatte, sie würde lächeln, nicken, und Spaß haben.


Die Entspannungstechniken halfen etwas, und als es schließlich klopfte, war Eowyn nur noch halb so nervös - wenn auch nervös genug, trotzdem aufzuspringen wie von einem Acklay verfolgt. Sich jetzt in den ungewohnten Schuhen den Knöchel zu verstauchen wäre wirklich die Höhe... Etwas langsamer ging sie durch den Flur, den Kopf über sich selbst schüttelnd. Es war Ian, der da vor der Tür stand. Ian. Ihr Verhalten war einfach nur albern!
Kurz entschlossen, ohne weiter darüber nachzudenken, öffnete sie die Tür, lächelnd, und sah Ian in einem ebenfalls grünen Anzug, allerdings wesentlich dunkler als ihr Kleid. Der Anzug stand ihm fantastisch, sie hatte ihn noch nie anders gesehen als in seiner üblichen Alltagskleidung, nicht einmal auf einem Bild. Der Bart war ordentlich gestutzt, die Haare frisiert, und für einen Moment blieb Eowyn das Mund offen stehen, das Lächeln verschwunden.
Wow, entwich es ihr dann, bevor ihr Blick wieder hochwanderte, vom Anzug zu seinem Gesicht, seinen Augen. Ihr Mund war plötzlich trocken. Vielleicht hättest du mich früher ausführen sollen... Ian war attraktiv, ja, sogar mehr als das. Aber hier, jetzt, gerade, in diesem Anzug, mit dieser Fliege, selbst der ungewohnte Bart und seine langen Haare... sie alle machten ein Gesamtbild aus ihm, das sie ganz tief festhielt, einpackte in ihre Kiste voller wichtiger Erinnerungen an ihn. Bei den Märkten, zum Glück hatte sie sich herausgeputzt. Niemals hätte sie sonst gegen Ian bestehen können, egal was er über ihre Schönheit in Briefen schrieb. Man wird dich für einen Holostar halten...

Coruscant - Jedi-Tempel - Iowyns Quartier - mit Ian
 
Coruscant - Jedi-Tempel - Iowyns Quartier - mit Eowyn

Ein schnell klopfendes Herz, das wusste Ian, war ein gutes Zeichen. Einmal, weil es bedeutete, dass man noch am Leben war und zum anderen eben, weil es ein sehr, sehr sicheres Zeichen dafür war, dass man noch empfand. Empfinden konnte und Ian fühle eine Menge. Jetzt, wo Bastion so kurz bevor stand waren da so viele Gefühle und Wünsche aufgetaucht, dass es völlig unmöglich war, sie alle zuzuordnen und Ian hatte den Versuch längst aufgegeben. Da waren schließlich auch eine Menge beängstigende und beklemmende Gefühle gewesen, vor allem nachts, wenn er hatte schlafen wollen. Manchmal, wenn Eowyn neben ihm lag, hatte er kaum gewusst, ob er Stunden mit ihr reden, ob er sie bloß halten, sie einfach nur betrachte oder ein ums andere Mal mit ihr schlafen wollte, jedes Mal mit der Angst, dass es das letzte Mal sein konnte. Jedes Mal in dem Versuch, sich alles zu merken und zu speichern, sich fest zu krallen an dem was war. Jetzt war da weniger die Angst um Verlust, sondern die seltsame Aufregung eines Mannes, der Großes geplant hatte und sich davor fürchtete, dass dieser Plan durchkreuzt werden konnte. Von Nichtgefallen oder schlicht von Eowyn – von einem sie besiegenden Pflichtgefühl, dass ihr verbieten wollte sich selbstvergessen auf diesen Abend einzulassen. Sie konnte nicht vor ihm verbergen, dass ihr Kopf andauernd auf Bastion war, egal wie gut sie es versuchte. Ihr manchmal abwesender Blick der nach innen gewandt zu sein schien. Selbst ihre Art zu antworten, ja sogar ihre Art zu schlafen oder ihn zu küssen – da waren so viele Anzeichen gewesen. Er kannte Eowyn einfach zu gut. Gut genug, um zu wissen, dass sie vermutlich genauso aufgeregt war wie er, als er mit klopfendem Herzen vor ihrem Quartier stand und sich seltsam an seinen so lange zurückliegenden Traum erinnerte. Der, in dem er gemeinsam mit Eowyn vor ihres Vaters Tür gestanden und geklopft hatte.

Er spürte ihre näherkommende Präsenz und hätte er nicht gewusst, dass es Einbildung war, hätte er sogar behauptet, Halet und Frea zu spüren. Wie sie links und rechts neben Eowyn standen und ihr erlaubten, sich von ihm, ausgerechnet ihm, Ian Dice, ausführen zu lassen. Da öffnete sie auch schon, trat hinaus und Ian wusste nicht wo er hinsehen sollte. Nein, absolut nicht. Ihre Haare waren hochgesteckt und sie waren deutlich kürzer – aber dieser Umstand löste kein Bedauern in ihm aus, schlicht, weil Eowyn so umwerfend aussah, dass er gar keine Zeit hatte, sich bloß auf die Haare zu fixieren. Nein. Sie war geschminkt, leicht geschminkt, aber sie hatte ihre Augen betont. Diese braunen Augen die vor Liebe, vor Wut oder vor Trotz funkeln konnten – sogar zeitgleich zusammen. Dann war da die Kette um ihren Hals, die er noch nie gesehen hatte und das satte grün des Kleides das sie aussehen ließ, als wäre sie einem Märchenbuch entsprungen. Es saß beinahe absolut perfekt, aber sie hatte abgenommen, ein kleines Bisschen. Trotzdem. Sie sah aus wie eine Prinzessin. Nein, wie eine Königin und Ian strahlte sie an, spürte zeitgleich einen seltsamen Stich, den er mindestens mit Rührung in Verbindung bringen musste. Sie hatte sich für ihn entschieden. Ausgerechnet. Dabei hätte sie vermutlich jeden Mann um den Finger wickeln können. Jeden.
„Ein feiner Anzug eben,“ lächelte er, Eowyn noch einmal musternd. „Und ich hätte dich früher ausführen sollen. Eindeutig.“ Schon, um sie viel früher so zu sehen. Ian war ein Mann in einem schönen Anzug, sie hingegen war eine wunderschöne Frau in einem schönen Kleid. Er bot ihr seinen Arm an. „Lady El’mireth, bereit, den Neid all der anderen Frauen auf Euch zu ziehen?“ Sie würde, keine Frage. Sie würde. „Ich muss das wow zurückgeben und mich glücklich schätzen,“ sagte er dann, lächelte erneut. „Dass sich die schönste Frau im Orden für mich entschieden hat, ist auch wow.“ Sie hakte sich ein und ja, Ian musste zugeben, dass er sie stolz aus dem Tempel führte. Sah er auch keine Trophäe in ihr, war sie trotzdem eine attraktive Frau an seiner Seite. An seiner. Nicht an der eines anderen.

Ian führte sie zum Taxi, machte ihr in diesem ein weiteres Kompliment und als sie angekommen waren, war da schon wieder Aufregung. Das Gebäude musste ihr bekannt sein.

„Leider gab es kein tirhannisches Märchen im Angebot, aber für heute möchte ich dich trotzdem entführen und vielleicht kann die Welt, in der wir gleich verschwinden ja sogar ein bisschen mithalten mit Tirhann?“ Er ließ ein Zitat folgen, dass sie bestimmt erahnen, nein, viel eher wissen ließ, welches Stück sie sich heute ansehen würden. Danach würden sie auf einer der Terrassen essen und vielleicht – ja vielleicht schenkte sie ihm dort auch einen Tanz?


Coruscant – Mittelere Ebenen - Theater - mit Eowyn
 
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[Coruscant - Jedi-Tempel - Kantine] Riuen, Leela

Nachdem Leela das Steak ihres Tischnachbarn (Riuen) fachgerecht zerlegt hatte, sah sie auf und war erstaunt, auf seinem Gesicht nun ein dankbares Lächeln zu entdecken. Der Ausdruck, der vorher so missmutig die Welt auf Abstand gehalten hatte, war aus seinen Zügen gewichen. Einen Moment zögerte die junge Frau, konnte sich eine kleine Gemeinheit in Form einer indiskreten Frage aber nicht mehr verkneifen. Der Stimmungsumschwung ihres Gegenübers kam für die Liannerin irritierend schnell. Ohnehin war es schwierig für sie, zu erahnen, was in anderen Wesen vor sich ging, während es für alle anderen um sie herum so selbstverständlich zu sein schien, wie das Lesen in einem Buch. Sie dagegen buchstabierte in den Gesichtern ihrer Mitwesen so langsam wie ein Analphabet - ein Defizit, das ihr durchaus bewußt war, aber sie nur sehr selten störte. Schließlich konnten die Leute auch einfach klar verbalisieren, was sie von ihr wollten, statt sie raten zu lassen.

Ein wenig bedauerte sie nun ihre kleinliche Reaktion. Nicht genug, um sich zu entschuldigen - schließlich hatte sie nur eine Frage gestellt - aber immerhin genug, um erleichtert zu sein, dass der armlose Blaue zu lachen begann. Der Sarkasmus in seiner anschließenden Antwort war beißend genug, dass selbst Leela ihn nicht überhörte, aber darauf zu reagieren erschien ihr zu heikel. Die Gefahr, in ein weiteres Fettnäpfchen zu treten zu groß. Daher ignorierte sie den für sie schwer zu deutenden Unterton und antwortete ausschließlich auf die Aspekte seiner Frage, mit denen sie sicher etwas anfangen konnte: dem reinen Informationsgehalt.


"Dass dein Hirn aus Sympathie zum fehlenden rechten auch den linken Arm absterben läßt, halte ich zwar nicht für unmöglich, aber aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen zumindest für sehr unwahrscheinlich. Darf ich?"

Mit einem fast schon entschuldigendem Lächeln bat die dunkelhaarige Ärztin um Erlaubnis und rückte ein wenig näher, um mit einer routinierten Bewegung das versehrte Körperteil sacht zu umfassen und den Ärmel soweit zurückzuschieben, dass sie den Stumpf genauer betrachten konnte.

"Um Wundbrand mußt du dir ebenfalls keine Gedanken machen. Der Stumpf wurde sachgerecht versorgt und heilt sauber. Hast du Schmerzen? Schläfst du gut?"

Dr. Kaveri gab den Arm wieder frei und lehnte sich etwas zurück, nachdenklich den Blick der beunruhigend roten Augen ihres Gegenübers suchend. Albträume nach einem derartigen Trauma waren nicht ungewöhnlich. Der Körper verkraftete ein fehlendes Körperteil oft nur schwer, weshalb eine mechanische Prothese - auch wenn sie die früheren Funktionen vollständig wiederherstellte - oft keine befriedigende Lösung war. Schließlich blieb die Ganzheit des Körpers nachwievor verletzt.

"Sowohl geklonte, als auch mechanische Prothesen haben Vor- und Nachteile. Die Entscheidung kann dir keiner abnehmen."

[Coruscant - Jedi-Tempel - Kantine] Riuen, Leela
 
[Coruscant - Jedi-Tempel - Kantine] Riuen, Leela

Sein Appetit verging von der einen auf die andere Sekunde und das, obwohl da jetzt die aussichtsreiche Möglichkeit bestand, mehr als nur Gemüse zu essen. Das Fleisch war zerteilt, ohne Probleme mit einer Hand zu essen und es war grotesk ausgerechnet jetzt eine Verbindung zu seiner fehlenden Hand zu ziehen. Als läge eben jene auf dem Teller vor ihm. Unbrauchbar in Einzelteile zerlegt. Ein Gedanke der ihm erst kam, als sein Gegenüber fragte, ob sie seinen Armstumpf betrachten durfte. Der Chiss, der sonst sicher keine Probleme mit Berührungen hatte wusste kurz nicht, was er davon halten sollte. Das hier war die Kantine, kein Untersuchungszimmer. Auf der anderen Seite hatte er kein Problem damit gehabt, sich Eownys bester Freundin nackt zu zeigen, da aber war er im Besitz aller Körerteile gewesen. Die Zeit der Überlegung war längst verstrichen, als die Frau nach seinem Arm griff und als ihre zwei kleinen, aber gesunden Hände sein Oberteil so zurechtrückten, dass Riuen den Stumpf in Perfektion sehen konnte. Sekunden wandte Riuen den Blick ab. Überwältigt von dem Gefühl des Ekels das aufsteigen wollte. Vielleicht war es ein ähnliches Gefühl das diejenigen beschlich, die mit keinem gesunden Selbstbewusstsein umherliefen. In jedem Fall war es äußerst unangenehm. Neu und befremdlich. Ob er gut schlief wollte die junge Frau wissen und wieder war da ein sarkastischer Kommentar auf seiner Zunge. Nein. Er schlief nicht gut, er schlief nicht einmal mehr mit Frauen. „Es ist nur eine Hand,“ war weder die Antwort auf die eine, noch auf die andere Frage, als Riuen den Ärmel wieder nach unten zog und selbst bemerkte, dass sein ‚nur‘ nach vielem, aber nicht danach klang, als spräche er von einer Lappalie und da wich er dem Blick der jungen Frau aus. Nur eine Hand. Nur eine Hand? Riuen wusste nicht, ob er seufzen oder doch lieber seinen Teller nehmen und in einer Geste des Zorns vom Tisch fegen sollte. Der Impuls für beides gegeben. Stattdessen verbarg er seinen Arm unter dem Tisch, strich mit der linken darüber. „Manchmal“, sagte er dann so einsilbig wie Ian manchmal war. „Manchmal ist es aber auch, als wäre sie noch da.“ Was weitaus schlimmer war als einen Schmerz zu spüren, der nicht da sein konnte, weil eben das fehle, was hätte schmerzen können.

„Immerhin, die Reste hat man mir sauber abgenommen,“ versuchte Riuen sich selbst aufzumuntern und scheiterte nicht völlig kläglich, als er ein Lächeln zustande brachte. „In jedem Fall klingt es, als wärst du vom Fach.“ Was keine Frage, sondern eine Feststellung war. Ihre Augen hatten seinen Stumpf zu fachgerecht gemustert. „Wird es lange dauern, bis ich mich an den Verlust gewöhne?“ Diese Frage erschien dringlicher als die nach den Vor- oder Nachteilen, die viel klarer auf … Hand lagen. Allerdings, wenn sie sich wirklich damit auskannte… „Gibt es eine Empfehlung?“ Jetzt war es der Blauhäutige der den Blick, nach einem kurzen erneuten Mustern, der Anderen suchte. „Und schläft es sich dann besser?“ Seine Augen zumindest würden seinem Gehirn bei einer Prothese welcher Art auch immer die richtigen Bilder liefern. Aber war es nicht vor allem sein Hirn das wusste, dass die neue Hand nun einmal nicht die echte war? Am Ende lief ohnehin alles über das Gehirn.


[Coruscant - Jedi-Tempel - Kantine] Riuen, Leela
 
Coruscant - Jedi-Tempel - Iowyns Quartier - mit Ian

Nein, nicht nur ein feiner Anzug. Mehr als das. Außerdem zählt, was drin ist, nicht die Hülle. Auch, wenn die Hülle ihn gut schmückte. Verdammt gut.
Ian hielt Eowyn den Arm hin, und sie hakte sich ein, etwas, das sie noch nie zuvor gemacht hatte. Vermutlich machte sie es auch völlig falsch... aber das spielte ja keine Rolle.
Nein, murmelte sie auf seine Frage, sah dann aber zu ihm hoch und gab sich Mühe, ihn anzulächeln. Das hier war sein Abend. Seiner. Keine wird dich kriegen, grinste sie schelmisch, sie können neidisch sein, so viel sie wollen. Denn er war mit ihr unterwegs. Er hatte sie wahrgenommen, keine der anderen, keine der sicherlich wahnsinnig attraktiven Ladys im Sith-Orden, von Alisah einmal abgesehen. Er sah in ihr etwas, das sie nicht verstand, aber sein Brief hatte deutlich gemacht, dass es wahr war, warum auch immer. Aber die schönste Frau im Orden..? Nun wurde Eowyn doch rot, wandte das Gesicht zur Seite. In Ordnung, das war übertrieben, aber... sein Abend. Ich sollte wohl lieber nicht fragen, wie viele Frauen du hier kennst, oder?, schmunzelte sie, während sie sich nach draußen führen ließ. Es dauerte nicht lange, und sie spürte es wieder - diese Sicherheit, nicht alleine zu sein, aber auf unangenehme Art und Weise. Trotzdem. Dieser Abend gehörte Ian, und sie würde ihre Beobachter noch mehr ignorieren als schon an den Tagen zuvor. Sollten sie sehen, wie glücklich sie war. Sollten sie sehen, wie normal sie sich verhielten. Sollten sie sehen, wie falsch es war, sie zu beobachten. Sie hatte nichts falsches getan. Nichts. Sie diente der Republik mit ganzem Herzen, mehr, als gut für sie war, und dennoch verdächtigte man sie - für was auch immer.

Hoch erhobenen Hauptes ließ sie sich von Ian ins Taxi helfen, was dank des für sie ungewohnten Outfits nicht ganz so blamabel war, wie es vielleicht sonst gewirkt hätte. Ian überschüttete sie mit dem nächsten Kompliment, das Eowyn so gut wie möglich versuchte, anzunehmen, bevor sie versuchte, herauszufinden, wohin sie unterwegs waren. Ian aber hielt dicht, ein geheimnisvolles Lächeln auf den Lippen, und für ein paar Momente schmiegte Eowyn sich einfach an ihn, ihre Hochsteckfrisur ignorierend, den Moment genießend.
Dann aber wurde das Taxi langsamer, und während Ian noch den Fahrer bezahlte, sah Eowyn sich um, beobachtete, wo sie angekommen waren. Sie waren nicht die einzigen, die sich aufgebrezelt hatten, Leute aus allen möglichen Welten strömten in das große Gebäude vor ihnen.
Ian trat wieder zu ihr, und Eowyn lehnte sich kurz an ihn. Theater. Wann war sie zuletzt im Theater gewesen? Die Antwort war ihr sofort im Kopf - es war eine Woche vor ihrer Rückkehr zum Orden gewesen, ein Klassiker der Geschichte war es gewesen. In dieser Zeit hatte sie oft Vorstellungen besucht, hatte auf manchen Planeten Abonnements besessen. Das Abtauchen in Welten hatte ihr schon von jeher zugesagt, und die Schauspielerei war in der Schule eines ihrer Hobbys gewesen. Aber bei den Jedi... war keine Zeit für solche Dinge, nicht einmal passiv. Sie sah wieder zu Ian hoch, als er ihr offenbarte, welches Stück sie sehen würden, und einen Moment lang fragte sie sich erneut, womit sie ihn verdient hatte. Er hätte sie vermutlich mit jedem Stück glücklich gemacht, aber ihm hatte das nicht gereicht, nein. Es hatte das perfekte Stück sein müssen, nicht irgendeines, das gerade zufällig gegeben wurde. Sie öffnete schon den Mund, um ihn das zu fragen, doch dann schloss sie ihn wieder. Es würde womöglich in grundsätzliche Themen münden, und das wollte sie nicht. Sein Abend.
Wunderbar, flüsterte sie daher nur, drehte sich zu ihm und reckte sich, um ihm einen Kuss zu geben - einen richtigen, einen, der vielleicht im Ansatz an den Kuss auf Va'art erinnern konnte, einen, der ihn nicht sehen lassen würde, dass bereits wieder senitmentale Tränen den Weg in ihre Augen gefunden hatten.

Dann hakte sie sich wieder ein bei ihm; schritt, bemüht, weder umzuknicken noch über das lange Kleid zu stolpern, die Treppe hinauf und betrat das opulente Foyer. Das hier war kein Kleinstadttheater, nein, es war eine der größeren Bühnen Coruscants, und wie viel Ian für die Karten gezahlt hatte, wollte Eowyn vermutlich gar nicht wissen, nein. Oder, wie er sie überhaupt bekommen hatte. Sie beschloss, jede Sekunde hier zu genießen, und als sie schließlich auf ihren Plätzen saßen, atmete sie einmal tief durch. Theaterluft. Auf all diesen Planeten, vor all diesen Bühnen - überall roch es am Ende doch irgendwie gleich. Wenn sie abtauchen würde in die Macht, dann würde sie spüren, wie die Darsteller voller Konzentration hinter den Vorhängen lauern würden, wie die ganzen Helfer, Friseure, Visagisten, Beleuchter und Tonverantwortliche eilig, aber ruhig ihre letzten Checks durchgingen, wie die Nervosität langsam zu steigen begann. So war es eigentlich immer, egal, wie berühmt das Ensemble war, das da vorne auftrat.
Doch dieses Mal verzichtete Eowyn darauf.
Sie lehnte sich an Ian, sog die summende Atmosphäre auf altmodische Art und Weise in sich auf, schloss die Augen und lächelte.
Ich liebe es jetzt schon, sagte sie dann leise, ohne ihn anzublicken, und fügte auch diesen Moment ihrer kleinen Schatzkiste hinzu.

Coruscant - Mittlere Ebenen - Theater - mit Ian
 
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