Zuletzt gekaufter/gesehener Film - Allgemeiner Filmthread

Bright (2017)

Wenn ich mich nicht täusche, ist Bright der oder einer der ersten Versuche von Netflix, mit verhältnismäßig hohem Budget Blockbuster exklusiv für die eigene Plattform produzieren zu lassen. Die Devise: hochwertiger Content durch große kreative Freiheit für die Filmschaffenden. Für den Regiestuhl gewann der Anbieter David Ayer (End of Watch, Fury), die Rollen wurden prominent mit Will Smith, Joel Edgerton, Noomi Rapace und Edgar Ramirez besetzt. Insbesondere Ayer betonte später mehrfach, wie viel Freiheit ihm bei der Produktion gelassen wurde und wie positiv diese Erfahrung war. Das heißt aber auch: Im Guten wie im Schlechten trifft Netflix keine direkte Schuld am Endergebnis.

Zur Handlung: In Bright finden wir uns in einer fiktiven Gegenwart wieder, in der neben Menschen u.a. auch Orks und Elfen als intelligente Wesen die Welt bevölkern. Die Rassen leben allerdings nicht in Harmonie und Gleichheit, sondern bilden entlang ihrer ethnischen Grenzen gesellschaftliche Klassen unterschiedlichen Standes. Die Elfen stellen die wohlhabende Oberschicht, die Menschen eine Art gebeutelte Mittelschicht und die Orks eine diskriminierte, kriminalisierte und ausgegrenzte Unterschicht. Offener Rassismus und Gewalt, vor allem zwischen menschlicher Polizei und Orks, sind an der Tagesordnung. In dieser Gemengelage muss sich Will Smith in der Rolle von Will Smith bzw. Polizist Daryl Ward neben familiären und finanziellen Herausforderung auch der eines ganz besonderen Kollegen stellen: Nick Jakoby ist Ork und sein Partner, ein von den Behörden angeordneter und bei den Kollegen sehr unbeliebter Versuch, etwas für die Integration und Verständnis der Rassen zu tun. Während eines Einsatz gabeln die beiden ein mächtiges Artefakt, den Wand, und seine Besitzerin, die junge Elfe Tikka auf. Schnell gerät die Gruppe ins Kreuzfeuer zwischen verschiedene Interessengruppen, allen voran einigen Elfen, welche das Artefakt nutzen wollen, um den Dark Lord zu beschwören und die Welt ins Chaos zu stürzen ...

Die Prämisse von Bright finde ich interessant, das Setting grundsätzlich vielversprechend. Warum nicht klassische Fantasy-Völker aus der traditionell mediävistischen Kulisse herausholen und ins 21. Jahrhundert versetzen? Mich hat das schon im Trailer an das Pen-&-Paper-Rollenspiel Shadow Run erinnert und ich fand die Aussicht, dass sich ein Studio daran versucht, sehr erfrischend. Nehmen wir das Setting zur Seite, geht es auf inhaltlicher Ebene vor allem um die Themen Rassismus, soziale Ungleichheit und Identität, und das den ganzen Film über mit einem ziemlich klaren Schwerpunkt. Das Drehbuch versucht außerdem, einen harten Cop-Thriller mit Buddy-Faktor unterzubringen, auch die große weltumspannende Bedrohung darf nicht fehlen.

An all diesen Front, die er eröffnet, ist der Film für mich leider gescheitert. Als Actionfilm zieht er sich zu lange und bietet höchstens durchschnittliche Schauwerte. Die ganze gesellschaftliche Thematik ist zwar sehr aktuell, wird hier aber so überdeutlich eingetrichtert, dass man sich den Aufwand mit dem Setting, dessen Potential nicht annähernd ausgeschöpft wird, auch hätte sparen können. Die Handlung und auch die Behandlung der genannten Themen ist so nach Schema F abgewickelt, dass sehr schnell das Gefühl von Langeweile einsetzt und die Action-Szenen gerade noch als Schadensbegrenzung hinhalten können. Die Charakterisierung der Figuren weist dieselben Merkmale auf: Will Smith gestehe ich trotz des immergleichen Auftretens zumindest ein gewisses Charisma zu, der Rest der Besetzung bekommt überhaupt keine Chance, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Einzig Joel Edgerton als Jakoby wurde mir zumindest etwas näher gebracht, aber selbst das gab es, vielleicht weniger orkisch, schon etliche Male. Lucy Fry als Tikka erinnert stellenweise an einen Abklatsch von Jovovichs Leeloo aus The Fith Element, Noomi Rapace wurde derart vergeudet, dass selbst die schwächsten Antagonisten des MCU oscarreif wirken.

Besonders schade ist das alles in Anbetracht der gepriesenen künstlerischen Freiheit, welche die Filmschaffenden angeblich hatten. Von Max Landis (Drehbuch) wird man aus anderen Gründen wohl glücklicherweise nichts mehr aus Hollywood hören, aber bei all den Möglichkeiten, welche alleine das Setting geboten hätte, ist es wirklich sehr enttäuschend, wie wenig letztendlich daraus gemacht wurde. Wozu bitte die Möglichkeit, sich kreativ austoben zu können, wenn ohnehin nur eine Geschichte von der Stange erzählt wird? Nach der Sichtung empfinde ich Ayers o.g. Kommentar als blanken Hohn, selbst wenn das sicher nicht seine Absicht war. Wenn ich mir die Rezeption anderer Netflix-Blockbuster anschaue, ist Bright offenbar kein Einzelfall, der Streaming-Titan tut sich mit seinen ambitionierten Filmprojekten nicht gerade leicht.

So vernichtend es sich bis hier liest und am Ende wohl auch ist, zumindest den leichten Shadow Run-Vibes konnte ich etwas abgewinnen, auch das Design der Orks finde ich klasse. Für einen verregneten Sonntag immer noch nicht die erste Wahl, aber es gibt sicher größere Enttäuschungen. Jedenfalls ein ganz heißer Kandidat für die "Was hätte daraus werden können"-Liste.
 
Bright spielt in der selben Liga, wie Warcraft. Letzterer sieht dank 3D und höherem Budget aber wenigstens deutlich besser aus. Das hätte echt so viel mehr sein können.
 
Man gönnt sich ja sonst nichts.
 

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Heute auf BD erstanden:
  • Complete Matrix Trilogy ... because of reasons
  • Die Gremlins Collection ... because of cult classic
Zudem noch eine Led Zepplin-Tasse ... because of Off-Topic^^
 
Ich hab in letzter Zeit einige Filmklassiker angeschaut:

Carpenters "The Thing" und "The Fog", die ich beide ziemlich cool fand.

Da ich schon dabei war, mich zu gruseln, hab ich den aktuelleren Film "Hereditary" von Ari Aster zwischenrein geschoben. Sehr spannend inszeniert, hat mir gut gefallen, wie die paranormale Story mit der "normalen" Geschichte über die Konflikte einer trauernden Familie verflochten war (auch wenn der paranormale Schluss dann etwas Holzhammer-mäßig rüber kam). Bin sehr gespannt auf "Midsommar".

Weiter ging's mit Hitchcock und "Psycho", der einfach immer wieder gut ist. Da das der einzige Hitchcock-Film ist, den ich früher schon mal geschaut hatte, hab ich mit dem Meister weitergemacht und seine Kriminalfilme "Bei Anruf Mord" (fand ich eher amüsant als spannend) und "Der Fremde im Zug" geguckt. Hat jemand Hitchcock-Empfehlungen? Welche sollte man auf jeden Fall geschaut haben? Da gibt's ja reichlich Material...
 
"Rear Window" und "Vertigo" fand ich ziemlich fad. Da würde ich eher "Dial M for Murder," "Strangers on a Train" und "Frenzy" empfehlen. Die find ich persönlich viel besser.

Als Alternative zu Hitchcock würde ich auch Fritz Lang empfehlen. "M - Eine Stadt sucht einen Mörder," "Das Testament des Dr. Mabuse," "Hangmen Also Die!," "Ministry of Fear" und "The Big Heat" kann ich da uneingeschränkt empfehlen. Für M habe ich mir sogar mal ein Kino gemietet, damit ich den mal auf der großen Leinwand geniessen konnte.
Ein weitere Alternative wäre "The Killing" von Stanley Kubrik.
 
"Rear Window" und "Vertigo" fand ich ziemlich fad. Da würde ich eher "Dial M for Murder," "Strangers on a Train" und "Frenzy" empfehlen. Die find ich persönlich viel besser.

"Dial M" und "Strangers on a Train" hat aber Jade's Fire bereits gesehen ;).

"Vertigo" hat auf alle Fälle ein sehr gemächliches Tempo. Allerdings finde ich dort die Auflösung genial.

Als Alternative zu Hitchcock würde ich auch Fritz Lang empfehlen. "M - Eine Stadt sucht einen Mörder,"

...

Für M habe ich mir sogar mal ein Kino gemietet, damit ich den mal auf der großen Leinwand geniessen konnte.

So unterschiedlich können Geschmäcker sein. Hab den Film vor rund einem Jahr zum ersten mal gesehen und mich regelrecht durchgequält, so fad fand ich ihn. War froh, als der Film endlich aus war. Ist aber immer noch besser wie die grausame Neuverfilmung dieses Jahr.
 
Danke für die Rückmeldungen @Darth_Seebi @Spaceball @Count Flo !

"Dial M" und "Strangers on a Train" hat aber Jade's Fire bereits gesehen ;).
Korräääkt! :-D Und ich fand sie gut!

Also, wenn "Vertigo" ein langsames Tempo plus guter Auflösung hat, bin ich direkt angefixt... Ich mag langsame Filme (und gute Auflösungen) ;-). Von Fritz Lang hatte ich noch nie was gehört (allerdings ist mir "Metropolis" ein Begriff), aber alleine schon, was bei Wikipedia über die Charakterisierung seiner Filme steht, klingt interessant. Muss ich definitiv im Hinterkopf behalten.
 
Ich habe gestern den Actionfilm Babylon A.D. von 2008 mit Vin Diesel in der Hauptrolle angefangen zu schauen, aber der hat mich nach ca. 45 Minuten verloren.
 
VORSICHT! BEIDE REVIEWS BEINHALTEN SPOILER!


Child's Play


Hab den Film vorgestern gesehen und fand ihn überraschend gelungen. Hatte beim x-ten Horror-Film-Remake eigentlich Null Erwartungen. Doch der Film hat mir fast besser als das Original gefallen. Dadurch, dass die Puppe diesmal nicht von dem Geist eines Serienmörders befallen ist, sondern reine Technik (und auch mit anderen Haushaltsgeräten verbunden ist) wirkte das Ganze sehr satirisch und wie eine Black Mirror Folge in Bezug auf Alexa etc.

Chucky empfand ich als sehr bedrohlich um Mark Hamills (Synchron)Stimme sehr passend. Für FSK16 wurde überraschend viel gesplattert, auch wenn eine Saw-artige Blutoper einem erspart bleibt. Im Gegensatz zu "ES: Teil 2" war die Länge genau richtig und man verzichtete auf unzählige nervige Jump Scares. Empfand den Film insgesamt überraschender Weise als das bessere Horror Remake heuer.

Negativpunkt ist, dass niemand Andy glaubt. Zumindest seine Mutter hätte einen Blick auf das Handy werfen können. Das nervte IMO.

Alles in allem
6 von 10 Buddies!



Angel Has Fallen

Von der "Handlung" her ne Mischung aus "24" (Attentat auf schwarzen Präsidenten) und "Auf der Flucht" (wobei Jack Bauer ja auch oft genug allein gegen die ganze Welt war
wink.gif
). Handlung habe ich bewusst unter Anführungszeichen geschrieben, denn im Grunde diente sie nur dazu von einer Actionszene zur nächsten zu hetzen. Alle Dialoge zusammen hätten es wohl nicht einmal auf eine "24"-Stunde gefüllt
wink.gif
. Und in Sachen Non Stop Action sah man heuer bei "John Wick 3" klar Beeindruckenderes.

Positiv zu erwähnen ist, dass es diesmal keinen Hurra-Patriotismus wie bei "London Has Fallen" gab und der Bösewicht nicht irgendwelche moslimischen Terroristen sondern ne amerikanische Firma und der Vize Präsident sind.

Bannings Vater als im Wald lebender Vietnam Veteran wirkte etwas aus dem Hut gezaubert, aber ok. Sorgte, wenigstens für 1, 2 herzerweichende Szenen (etwa als er seiner Schwiegertochter und seinem Enkelkind zum ersten mal begegnet).

Alles in allem finde ich den Film besser als "London Has Fallen", aber schwächer als "Olympos Has Fallen". Die Reihe bleibt aber insgesamt eher entbehrlich, da es einfach besseres Action-Kino zur Zeit gibt:

5 von 10 Ein Mann Armeen!
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank für diese Info - jetzt kann ich beruhigt für immer darauf verzichten =)

Warum? War IMO ein Pluspunkt des Films, da er sich so vom Original abhebt und dadurch ne größere Daseinsberechtigung hat. Wenn ich das Original sehen möchte, guck ich dieses und nicht das Remake. Bin kein Freund von 1:1 Remakes wie "Psycho", "Funny Games" oder über weite Strecken "Der König der Löwen".

Die besten Remakes (nBSG, Ben Hur - der Heston Film war schon ein Remake -, Departed, Die Mumie - meine damit den 90er Film -) gingen durchaus eigene Wege.
 
Warum? War IMO ein Pluspunkt des Films, da er sich so vom Original abhebt und dadurch ne größere Daseinsberechtigung hat.

Ne prinzipiell seh ich das ja auch so, aber da ich eh ein Fan des Originals bin, finde ich die Begründung mit "Technik" völlig daneben.

Findest du wirklich das in "Es:Teil 2" soviele Jump Scares enthalten sind ? Kam mir nämlich nicht so vor.

Das Problem war für mich nicht die Menge an Jump Scares, sondern der Tatsache dass der Film außer den Jump Scares gar keinen Horror parat hatte.
 
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