Haruun Kal (Al'Har-System)

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Mas hätte angenommen, dass Thyr ihm antworten würde, dass alles in Ordnung sein. Jedoch erklärte ihm sein Padawan, gelesen zu haben, dass meditieren mit leerem Magen vermieden werden sollte und er aktuell ein wenig Hunger verspürte. Der Jedi hatte von so etwas noch nicht gehört, aber als er einen Moment darüber nachdachte machte es Sinn und erschien ihm recht glaubhaft. Immerhin benötigte man eine hohe Konzentration und musste möglichst alles um sich herum ausblenden. Da Hunger zu haben war sicher eher kontraproduktiv.

Jedoch relativierte der Padawan im selben Moment seine Aussage und meinte, dass es noch nicht schlimm genug war. Das kam Mas natürlich umso gelegener und brachte seinem Schüler ein wohlwollendes Nicken des Jedi-Ritters ein. Da aber auch er etwas zu Essen vertragen konnte und sich seinem Gefühl nach sich der Tag dem Ende zuneigen musste, beschloss er, dass sie es nach diesem Versuch auf sich beruhen lassen würden, um sich etwas Abendessen zu besorgen. Gab es hier überhaupt so etwas wie eine Kantine? Mas hatte ursprünglich nicht damit gerechnet, allzu lange hier verweilen zu müssen, aber es war nun anders gekommen, was jedoch nichts allzu Umständliches für ihn darstellte, da er sowieso immer mit leichtem Gepäck unterwegs war.

„Nun, ich glaube der Tag neigt sich sowieso seinem Ende zu, Thyr, glaube ich. Auch ich kann etwas vertragen. Wir probieren jetzt noch einmal die Übung aus, so wie ich es erklärt habe und dann machen wir für heute Schluss, einverstanden?“

Er musste sich bremsen, da er Thyr nicht überfordern wollte und ihm zugleich auch nicht dasselbe Pensum abverlangen konnte, welches er jeden Tag seit Jahren absolvierte. Und so schien ihm das ein guter und hoffentlich erfolgreicher Abschluss des Tages zu sein.

Sein Schüler gab ihm kurz darauf dann auch das Zeichen, dass er bereit war. Mas nickte und bedeutete ihm anzufangen.

„Denk einfach daran, was ich dir gesagt habe, Thyr, und frag jederzeit, wenn etwas unklar ist.“

Der Junge verhielt sich so wie davor auch, er saß ruhig und in meditativer Haltung ihm gegenüber und hatte die Augen geschlossen. Mas musterte ihn ein wenig am Anfang und als er zuerst nichts Ungewöhnliches entdecken konnte, gab er sich selbst wieder einer gewissen Meditation hin.

Irgendwann jedoch spürte Mas eine Veränderung in Thyrs Gemüt. Er war nun deutlich unruhiger und schien eher in Gedanken versunken, als sich wirklich auf die Übung zu konzentrieren, was Mas als seinem Meister natürlich im Ersten Moment missfiel. Was hatte ihn wohl dazu gebracht, nun doch nicht die Übung noch einmal nachzumachen. Der Ärger von ihm war jedoch schnell verlogen, und Mas war eher neugierig und amüsiert darüber, was seinen gerade noch so motiverten Schüler abgelenkt haben könnte.

„Ich glaube nur nachzudenken, war keine meiner Anweisungen für die Übung, Thyr“, merkte Mas leicht grinsend an. „Wenn du dich nicht mehr konzentrieren kannst, dann ist das in Ordnung, es war ein langer Tag und du hast heute bereits viel geleistet und dich die Ersten Schritte auf den Weg der Jedi begeben. Das ist mehr als ausreichend für einen Tag, Thyr“, fügte er gleich darauf deutlich milder und ernster hinzu.


Mas nahm sich einen Moment um seinen Padwan zu mustern. Er war sich noch nicht so ganz sicher darin, die Gemütszustände des Jungen deuten zu können, aber sicher war, dass er sehr nachdenklich wirkte.

„Falls du mit mir über das reden willst, was dich bedrückt, dann höre ich gerne zu Thyr. Ich mag vielleicht manchmal etwas hart erscheinen, aber ich sehe keinen Sinn in unnötigem Druck auf dich.“

Noch einmal war eine kurze Pause zwischen Mas‘ Worten. Dann erhob er sich in einer fließenden Bewegung und legte Thyr eine Hand auf die Schulter.


„Was hältst du davon, wenn wir gemeinsam eine Kleinigkeit essen? Gibt es hier so etwas wie eine Kantine wo man hin gehen kann?“



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Irgendwann war klar, dass Thyr sich gedanklich nur noch im Kreis drehte, da der nächste notwendige Schritt die Praxis gewesen wäre. Er hätte etwas ausprobieren müssen. Weil sein Gedankengang aber nichts eindeutiges oder zumindest irgendwie vorzuziehendes hervorbrachte, waren seine beiden Vorschläge, wie man den Machtsinn angehen sollte, gleich gut oder schlecht. Dummerweise merkte er das selber und wurde dadurch auch noch unruhig. Sein Lehrer war über dies hinaus auch noch ein Jedi, sodass diesem das auch auffiel und er ihn daraufhin halb im Scherz, aber auch ernst darauf ansprach.

„Es ist nicht so, dass ich mich nicht konzentrieren kann, Meister. Ich kann mich nur nicht entscheiden.“ begann Thyr und fing dabei an seinen Körper zu entknoten, denn der Vorschlag mit dem Essen klang gut.
„Ich habe das Gefühl, ich habe meinen ersten Versuch zu schnell aufgegeben. Beides hat funktioniert, aber ich konnte es dann nicht zu Ende bringen.“

Thyr gestikulierte ein wenig, um seine Unentschlossenheit auszudrücken.


„Vielleicht war ja mein erster Ansatz richtig und ich habe nur nicht … äh … wie nennt man das … int ...inter...“

Mas half nach.

„...interpretiert, genau. Vielleicht war alles absolut richtig, nur ich habe es nicht verstanden. Vielleicht sollte ich nicht einfach so schnell weiter gehen und etwas anderes machen. Darüber habe ich nachgedacht und weil ich zu keinem Ergebnis kam...“

Ein Schulterzucken.

„Habe ich am Ende gar nichts gemacht. Wenn ihr nichts dagegen habt, Meister, dann würde ich gerne darüber schlafen. So haben es meine Eltern immer gesagt. Eine Nacht drüber schlafen. Aber vorher essen, ja, das klingt gut.“


Zusammen verließen sie den Meditationsraum und Thyr führte sie in Richtung der Kantine.

„Ja, die gibt es hier. Man sorgt sich gut um uns. Aber … noch mal zurück zum Machtsinn. Ich habe mir auch überlegt, ob ich beide Versuche kombiniere. Ich verlasse also nicht meinen Körper, benutze die Macht aber trotzdem wie Augen.“

Thyr hielt sich die zu einem Fernglas geformten Hände vor die Augen, wie er es schon seit Kindertagen nicht mehr getan hatte, weil er inzwischen echte Makroferngläser halten und verstehen konnte.


„Dann zoome ich eben einfach rein. Es gibt da so ein Spiel, ich weiß nicht ob ihr es kennt, da bewegt man sich selber nicht, aber das Bild wird direkt vor die Augen projiziert. Dann fühlt sich das für unser Gehirn so an, als würden wir uns wirklich bewegen.“

Der junge Farmerssohn zeichnete mit seinem rechten Zeigefinger ein paar Spiralen über seinen Kopf, dann schlug er halb energisch und halb erschöpft die Faust in die andere offene Handfläche.

„Ich habe es aber nie gespielt. Ich weiß nicht, wie es sich anfühlt zu sitzen oder zu stehen und trotzdem hinter eine Ecke schauen zu können. Gibt es das hier auch? Vielleicht hilft es ja, wenn ich diese Erfahrung gemacht habe. Wir Menschen, das habe ich aus dem Biounterricht, benutzen doch fast nur unsere Augen, um uns in unserer Umwelt zu bewegen. Von meinem Bauchgefühl her wäre das der richtige Ansatz.“

Ein frustriertes herauspressen der Luft aus den Lungen.

„Aber ich denke nur ständig nach. Ich habe keine Ahnung ob das alles wirklich stimmt oder funktioniert.“

Ein unsicheres Lächeln in Richtung Mas geschickt, dann noch eine Geste nach oben, damit sein Meister das Schild mit der Aufschrift „Kantine“ nicht verpasste und sie bogen in den entsprechenden Gang ab...

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Es dauerte einen kurzen Moment, bis Thyr Mas endlich seine Gedanken mitteilte. Für ihn war es äußerst interessant, zu hören das der Junge sich nicht entscheiden konnte, wie er sich an die Macht herantrauen sollte, denn der junge Jedi hatte sich solchen Fragen noch nie stellen müssen. Stattdessen war es für ihn von Anfang an Intuitiv gewesen. Hier erkannte man wohl womöglich die Unterschiede zwischen verschiedenen Jedi. Er war sich nicht ganz sicher, was für ihn das Beste war, doch Mas würde ihm am ehesten dazu raten, nicht so viel nachzudenken. Ob das Half, konnte er nicht abschätzen und er wollte Thyr zuerst die Möglichkeit geben, in Ruhe und ohne Unterbrechung seine Gedanken los zu werden. Die Idee, eine Nacht darüber zu schlafen, schien Mas ebenfalls eine Gute zu sein, auf die der Junge auch noch von selbst gekommen war. Eigentlich war dem nichts mehr hinzuzufügen.


„Nun Thyr, niemand zwingt dich dazu dich für eine Variante zu entscheiden. Viel eher finde ich deinen Ansatz gut, noch einmal darüber nachzudenken. Für mich kam das nur nie in Frage, da es für mich von Beginn an intuitiv war. Ich musste nicht groß nachdenken, es funktionierte einfach.“

Während Mas zu Ende sprach, standen sie bereits auf und verließen kurz darauf den Meditationsraum in Richtung der Kantine.

Es war gut zu hören, dass die Jünglinge hier versorgt waren und der Jedi-Ritter war sich sicher, dass kompetente Jedi über sie wachten, doch für ihn war ein dauerhafter Aufenthalt hier dennoch nicht das Optimum. Er kannte sich hier nicht aus und er glaubte ebenfalls, dass sich hier wohl kaum die Trainingsmöglichkeiten wie auf Coruscant oder Lianna boten. Er nahm sich vor, bei Gelegenheit den Rest des Abends zu nutzen, um sich mit dem Hort etwas vertraut zu machen.

„Ich sehe darin kein Problem. Für einen Jedi ist es immer gut, auch mal Außerhalb der Norm zu denken. Von mir aus kannst du auch diese Übungen selbstständig und in den Kombinationen, die du dir vorstellst, durchführen, wenn du zusätzliche Zeit darauf verwenden möchtest, was natürlich nicht heißt, dass du nicht jederzeit mit Fragen oder für Hilfe zu mir kommen kannst. Und du brauchst auch keine Angst zu haben, dass du deshalb Probleme bekommst, Thyr, konzentriere dich einfach auf dein Training, dass ist das wichtigste.“

Tatsächlich war das Spiel, von dem Thyr gerade sprach kein Begriff für Mas, was kein Wunder für ihn war, er war eben deutlich anders aufgewachsen als der durchschnittliche Bewohner der Republik, aber er fühlte sich dennoch selten so, als ob er etwas verpassen würde. Es klang aber durchaus interessant, was Thyr da vorschlug. Und als er so einige Details über dieses Spiel verriet, gelangte Mas auch zu der Erkenntnis, dass es vielleicht wirklich ein wenig helfen konnte für Thyr und selbst wenn nicht, so hätte er wenigstens einmal etwas Neues aus der Welt der Jugend kennengelernt. Und so wie es Thyr darstellte, klang es wirklich gut. Aber er gab auch ehrlicherweise zu, es selbst auch noch nicht gespielt zu haben, was seine Ausführungen weniger glaubwürdig für Mas machte.


„Also kennen tue ich das Spiel nicht, da bin ich mir sicher, aber einen Versuch lohnt es allemal und es klingt sowieso nach Spaß. Ich werde mal sehen, ob ich das in Erfahrung bringen kann, aber wenn sie es hier nicht haben, dann bestimmt im Tempel in Coruscant, Thyr. Und ich muss ehrlich sagen, je früher ich hier wegkomme, desto besser, dieser Jünglingshort ist nicht meine Welt.“


Mas war sich bewusst, dass diese wage Aussage verschieden interpretiert werden konnte, aber er wollte Thyr nicht mit der Wahrheit direkt konfrontieren und es genügt seiner Meinung nach, wenn sein Padawan bereits jetzt wusste, dass sie nicht ewig hier sein würden und sich so darauf einstellen konnte. Immerhin war Mas auf Abruf und konnte jederzeit irgendwohin in die Galaxie auf eine Mission beordert werden. So direkt wollte er es Thyr noch nicht sagen, aber wer wusste schon was die Zukunft barg.

Es dauerte noch eine Weile und einige Abzweigungen, bis Thyr Mas endlich in die Kantine gebracht hatte.


„Vielen Dank, Thyr, ohne dich hätte ich wohl heute Abend gefastet“, merkte der Jedi feixend an und schlug seinem Padawan dabei leicht und anerkennend auf den Rücken. „Dann schauen wir mal, was es hier so gibt!“

Ohne zu warten, ob der Junge sich ihm anschloss oder nicht, machte der Jedi sich daran, sich ausreichend mit den unterschiedlichsten Speisen zu versorgen. Als er nach seiner Meinung genug Essen genommen hatte – auf dem Teller hatte sich ein gefährlich instabiler Haufen Köstlichkeiten gebildet – suchte er sich einen Passenden Platz aus und bedeutete Thyr mit einer das Tablett energisch in die Richtung des Platzes schwenkenden Geste, wo er sich hinzusetzen gedachte. Er wollte den Jugendlichen nicht dazu zwingen, ihm Gesellschaft zu leisten, schließlich würden sie noch genügend aufeinander hängen und Thyr hatte ja hier auch Freunde, wobei die Kantine bereits recht geleert schien, auch wenn Mas darauf nur bedingt geachtet hatte. Er rechnete schließlich auch nicht damit, hier jemand bekannten zu treffen.



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Mas Bekenntnis, dass er nie über den Machtsinn hatte groß nachdenken müssen, weil es einfach von allein kam, war zuerst demotivierend, weil Thyr sich dadurch noch unfähiger fühlte und obendrein fehl am Platz. Er kannte nämlich auch sonst keine anderen Jünglinge und Padawane, die sich so den Kopf zerbrachen. Sie besaßen alle so ein Selbstvertrauen und Glauben. Er selbst besaß davon nur wenig. Woher auch nehmen? Seine Familie hatte mit dem Glauben oder überhaupt etwas glauben so wenig am Hut wie es nur ging. Sie gaben nicht einmal etwas auf alte Wetter-Weisheiten, die sich irgendwelche Prähyperraumgenerationen ausgedacht hatten, damals, zu einer Zeit, als es noch keine Wetterkontrolle, Satelliten und die moderne Wissenschaft gegeben hatte. Und obwohl Thyr noch am ehesten bereit war zu glauben, musste er es in Punkto Macht ja nicht einmal. Sie existierte und sie zeigte sich jedem Lebewesen auf unterschiedliche Art und Tausende von Jahren voller gesammelter Erfahrungen sagten definitiv und ohne jeden Zweifel aus: Thyr würde nicht zwangsläufig ein Jedi werden, denn die Macht konnte ihn schon zu diesem Zeitpunkt alles gezeigt haben, was sie ihm zeigen konnte. Vielleicht war er zu mehr nicht fähig. Deshalb fiel es ihm schwer optimistisch zu sein. Seine jüngsten Fehlschläge ließen dann auch noch sein Selbstvertrauen sinken und tja, was den Glauben betraf, da bedurfte er noch so manche Lehrstunde.

Dieser wortlose, beinahe nur aus Emotionen bestehende Gedankenstrom durchfloss ihn jedoch nicht allzu lange. Mas war kein grausamer Mensch, der ihm seine Unfähigkeit hatte vorhalten wollen. Er hatte einfach nur ehrlich zugegeben, dass er ihm da leider nicht wirklich weiter helfen konnte. Er konnte ihm keine Karte geben, nach der sich sein Schüler einfach nur zu halten hatte. Ironischerweise wäre dies Thyr sofort aufgefallen, könne er den Machtsinn schon besser beherrschen. Nachdem der negative emotionale Schluckauf vorüber war, sprach sein Meister auch schon weiter und ermunterte ihn es zu probieren. Also das Kombinieren seiner beiden bisherigen Techniken. Hauptsache er übte und dem stimmte Thyr gerne zu.


Bezüglich des Spieles konnte Mas auch nicht weiter helfen, doch wirklich wundern tat es den Padawan auch nicht. Sein Meister kam ihn nicht wie jemand vor, der sich mit solchen Dingen beschäftigte. Er selber kam sich wie jemand vor, der es tat, tat es aber gar nicht. Vielleicht war dieses Spiel auch nur eine Randerscheinung, die sonst eigentlich nirgendwo groß Anklang fand. Nichtsdestotrotz würde er es bei Gelegenheit ausprobieren. Bezüglich des Hortes und Mas Wunsch, diesen eher früher als später zu verlassen, nickte Thyr und sagte ein paar Sekunden später:


„Nun, Meister. Uns hält hier doch nichts oder?“


Noch einen Augenblick später fiel das Wort Coruscant endlich auf einen Widerstand in seinem Gehirn und eine Erinnerung wurde abgerufen.

„Ist Coruscant nicht noch unter Quarantäne oder ist die Lage inzwischen sicher? Ehrlich gesagt habe ich das ein wenig aus den Augen verloren.“

Und mit ein wenig meinte er absolut. Er würde dort gerne helfen, doch sich damit zu befassen, ohne tatsächlich etwas tun zu können, erzeugte ein dunkles kaltes Nichts in ihm. Seine Schwester würde irgendetwas in Richtung depressiv sagen und vielleicht hatte sie ja auch Recht. Macht – und Hoffnungslosigkeit führte wohl irgendwann dazu.


„Ich hoffe aber, dass sie es hinkriegen und wir daraus lernen. ICH möchte daraus lernen, damit wir nächstes Mal schneller etwas unternehmen können.“


Mit etwas Glück würde es natürlich nie wieder passieren, doch die Geschichte lehrte sie etwas anderes. Selbst ohne künstliches nachhelfen in Form von absichtlich eingebrachten Seuchen gab es genug Epidemien auf unzähligen Welten in unzähligen Ländern und Städten. Sollte Thyr jemals ein Heiler werden, er würde kein Problem damit haben Arbeit zu finden. Er würde nur die ungerechte Aufgabe haben zu entscheiden, wo er anfing und wo er aufhörte. Aber da war er noch nicht, wie ihm in dem Augenblick auffiel, als sie die Kantine betraten und Mas sich auf machte, diese leer zu futtern. Nachdem sein Meister sich – vor allem im Vergleich zu den Kindern – gleich drei Portionen auf einmal genommen hatte, folgte ihm der deutlich bescheidenere Thyr mit seiner einen. Sie würde ihn nicht satt in dem Sinne mache, also seinen Magen spürbar füllen, doch es würde bis morgen früh reichen. Als er jedoch so aß und Mas dabei zusahen, wie der tatsächlich ungefähr drei Bissen für jeden seiner eigenen nahm, musste er an die körperliche Ertüchtigung denken, die ihm der Ritter schon „angedroht“ hatte und plötzlich erschien ihm sein eigener Teller leer zu wirken, obwohl er eigentlich voll war, nur eben flacher als der vom Ritter. Zwischen zwei Bissen fragte Thyr dann auch gleich mal nach.


„Meister. Ihr habt von … äh … Trainingseinheiten gesprochen. Also für den Körper, für Muskeln und so. Ähm … wann fangen wir damit noch gleich an und … esst ihr deshalb so viel?“

Thyr kannte zwar persönlich niemanden, der essen konnte, was er wollte, ohne zuzunehmen, hatte aber im Holonet schon davon gehört. Vielleicht gehörte Mas auch zu ihnen. Oder er bereitete sich auf einen richtig fiesen Tag vor. So oder so würde er sich nun aber nicht mehr zu Essen holen. Er war es auch von zu Hause nicht so gewöhnt, wobei es dort eher an dem Mangel gelegen hatte. Dafür aß er nun aber schneller, falls Mas noch auf unschöne Gedanken kam und ihn noch heute irgendwohin rennen oder Sachen tragen lassen wollte und dafür war sein leerer Magen nun wirklich nicht bereit...


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Während sie so nebenher gingen konnte Mas immer wieder spüren, wie Thyr noch immer tief in Gedanken versunken war. Einige davon waren Negativ, aber irgendwann gelang es ihm, diese dann wegzuwischen und er begann sich wieder in einem normalen Gemütszustand einzupendeln. Was den Jungen wohl alles beschäftigen mochte?


Es war interessant zu hören, dass Thyr von sich aus sagte, ihn hielt hier nichts, das hatte Mas anders erwartet. Es zeugte von einer deutlichen Reife des Jungen, so befand er es zumindest in diesem Moment, ohne Details zu kennen. Das machte einen womöglich baldigen Aufbruch noch einfacher und eigentlich auch wahrscheinlicher, was den Jedi wiederum freudig stimmte.

Bei Coruscant hatte er gar nicht so weit wie sein Padawan gedacht. Beziehungsweise, wenn er ehrlich war, hatte er es schlicht vergessen.

„Puuh, da war ja was, stimmt“, meinte er überrascht. „Ganz vergessen. Ich glaube Coruscant ist noch unter Quarantäne, aber wir als Jedi kommen einfacher raus als andere, rein sowieso. Es gibt viele sichere Bereiche vor Ort, der Tempel zum Beispiel ist absolut sicher, aber auch Quarantänebereiche auf der Oberfläche selbst. Ich muss ehrlich sein, bis jetzt gab es noch keinen Grund für mich, mich darüber zu informieren. Eingesetzt war ich auf Coruscant direkt auch noch nicht.“


Eigentlich war das Thema damit für ihn erledigt, bis ihm nach einer kurzen Pause wieder einfiel, dass Thyr ja Heiler werden wollte. Da gab es keine bessere Adresse als Coruscant, da dort nahezu alle Heiler des Ordens sich die Klinke in die Hand gaben.


„Und außerdem wirst du nirgends in der Galaxie so viele Jedi-Heiler finden, wie aktuell auf Coruscant Thyr. Da kannst du dann von den Besten lernen!“


Der Junge Mann sagte selbst, dass er es hinkriegen wollte und erneut schien seine altruistische Ader deutlich zum Vorschein zu treten. In so einem Moment verstand Mas nicht, wie Thyr glauben konnte, in ihm stecke kein Jedi.


„Dazu wirst du mehr als genügend Gelegenheiten haben. Jede Hilfe ist Willkommen und das meine ich wörtlich, auch als Padawan gibt es dort in den Hospitälern mehr als genug zu tun und um eine Ansteckung brauchst du dir denke ich auch keine Sorgen machen, Thyr.“

Das Mas in der Kantine nicht gerade die erhabenste Figur beim Essen machte stand außer Frage, aber seine Devise war eben: Man weiß nie, wann man das nächste Mal etwas zu essen bekommt.

Dass sich daraus ein eigentlich äußerst ungesunder Essrythmus entwickelte lag auf der Hand. Aber er hatte seinen Körper daran gewöhnt und es machte ihm nichts mehr aus, auf andere, die es nicht gewohnt waren musste dies aber bisweilen ziemlich verstörend wirken. Er wunderte sich also nicht über die Frage seines Padawans, der sich, seinem Alter und seiner Gewohnheit entsprechend, eine Normale Portion geholt hatte.

Mas musste erstmal – so viel Manieren besaß er allemal - einen großen Bissen herunterschlucken, bevor er reden konnte:

"Ah ja, man kann nie genug Sport machen. Ich finde ein starker Geist wohnt nur in einem starken Körper.“

Er machte eine Pause und deutete mit seinem Löffel auf seinen unter Umständen leicht geschockten Padawan und grinste.

„Keine Angst, du musst nicht mein Sportprogramm durhalten, aber eine Grundlegende Fitness wirst du ab jetzt wohl pflegen müssen, ob du willst oder nicht. Und glaub mir Thyr: Es wird dir dadurch auch vieles andere leichter fallen.“

Dann ließ er den Löffel nach unten kippen und langsam mit seiner Hand auf den Teller sinken, um sich die nächste Fuhre aufzuladen.

„Das ich so viele Esse hat nichts mit dem Training zu tun, nein, es ist eigentlich sogar eher kontraproduktiv. Aber ich lebe nach dem Motto: Man weiß nie, wann man das nächste Mal was zu essen bekommt. In einer zivilisierten Umgebung wie hier, mit regelmäßigen Essen, mag einem das vielleicht unpassend vorkommen, aber an anderer Stelle kann es hilfreich sein. Und ich persönlich habe schon viele Momente erlebt, wo nichts essbares greifbar war.“

Sicherlich war diese Aussage für Thyr mehr als ungewohnt, vielleicht gar schockierend. Aber für jemanden wie Mas, der quasi von der Straße kam, der oftmals hungrig aufgewacht war, nicht wissend, ob er an diesem Tag etwas zu essen bekommen würde, war es ein Mechanismus des Überlebens, der sich nicht nach ein paar Jahren mit geregelten Essenszeiten einfach so in Luft auflöste.

Vielleicht irgendwann einmal, in einigen Jahren, wenn das was jetzt noch Luxus für ihn war Normal geworden ist, dann würde er dies vielleicht ändern, aber bis dahin blieb es so wie es war. Er war sich sicher, dass auch Thyr sich bald mit dieser Gewohnheit seines Meisters abfinden würde oder sie zumindest zur Gewohnheit wurde. Doch wer konnte wissen, in welche Situationen die beiden noch geraten würden, während sie gemeinsam ihren Weg bestritten.



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Mas eigene Gedanken und weltlichen Verbindungen zu Coruscant waren eher spärlich und eigentlich schien er sich nicht groß dafür zu interessieren. Dies verwunderte Thyr anfangs, doch als sein Meister einen Moment lang weiter aß und ihm somit Zeit gab, um darüber nachzudenken, kam er zu dem Schluss, dass das ja vielleicht sogar gut war. Denn wäre es dort wirklich so schlimm, dass so ziemlich jeder Jedi dort hin müsste, weil sie eben Leute brauchten, dann würde er anders darüber reden. Doch scheinbar hatte man das Gröbste bereits überstanden, was den jungen Padawan in zweierlei Hinsicht freute. Einerseits würde das Leid dann nun wohl endlich gestoppt werden, wenn auch nur jenes, welches von der Seuche verursacht wurde, und andererseits würde er selber nicht mehr hin müssen. Natürlich wollte er helfen, doch fühlte er sich mit dieser Aufgabe definitiv überfordert und fürchtete daher, dass er mehr Schaden anrichten würde als helfen konnte. Wenn sie selbst Jedi Ritter nicht anzufordern brauchten, dann würde ein Grünschnabel wie er auch eher hinderlich sein. Mas sagte zwar etwas anderes, doch in Thyrs Ohren klang es mehr nach Übertreibung im Sinne einer Aufmunterung. Von denen kannte er aber schon genug von zu Hause und er mochte sie nicht sonderlich. Er wollte lieber, dass man ehrlich mit ihm war. Nicht das er seinem Meister einen Lügner nannte. Dieses "es gäbe genug zu tun" war sicherlich richtig. Aber war es das Richtige für ihn?

„Was würdet ihr mir denn raten, Meister? Statt meiner Ausbildung lieber nach Coruscant gehen und dort … na ja … Erfahrung sammeln? Als Arzt oder zumindest Assistent? Oder wäre es sinnvoller mit Euch zu kommen, ein Jedi zu werden und mich dann besser um Bedürftige zu kümmern?“

Thyr dachte vor allem an Aufgaben, die genau so gut Droiden übernehmen konnten und die Mas sicherlich auch im Hinterkopf gehabt hatte, als er von „genug zu tun“ gesprochen hatte. Das war aber eigentlich nicht sein Wunsch, sein Antrieb. Sozusagen in der zweiten Reihe zu stehen war zwar auch wichtig, ja, manchmal sogar genau so wichtig wie die Heilung selbst, aber dann fühlte es sich trotzdem so an, als hätte er zu wenig getan. Als hätte er dem Kranken nur beim krank sein zugeschaut und eben ab und an dies gewechselt oder jenes dem behandelnden Arzt gebracht. Genau für so was gab es ja Droiden.

Aber die gibt es auch nicht überall. Und Strom auch nicht.
So ganz einig war Thyr mit sich selber nicht. Er fand genug Argumente für beide Positionen und so musste er sich schließlich eingestehen, dass abseits der Rationalität und kühlen Logik schlicht der Wunsch stand, selber aktiv zu werden. Vielleicht lag das ein bisschen daran, dass seine Schwester ihn – auf Grund seine Unerfahrenheit und damit verbundenen Unfähigkeit – immer nur hat zusehen und Botendienste hat machen lassen, wenn es um Roboter und dergleichen gegangen war. Thyr war das zusehen leid. Da half es auch nicht, dass es manchmal notwendig war niedere Arbeiten zu leisten oder einfach nur zu beobachten...

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Was für Thyr das Richtige war, konnte Mas nur bedingt beantworten. Zwar war es an ihm, als seinem Meister, zu entscheiden, auf welche Dinge er während der Ausbildung wert legte und gleichzeitig sicher zu gehen, dass der Padawan am Ende seiner Prüfung alle Grundfähigkeiten eines Jedi besaß.


Während er darüber nachdachte, klopfte er sich leicht mit dem Griff seines Löffels gegen das Kinn. Thyr hatte offenbar seine Worte etwas missverstanden.

Thyr, deine beiden Wege schließen sich nicht aus, im Gegenteil. Wir könnten nach Coruscant zurückkehren und gleichzeitig kann ich mich deiner Grundausbildung widmen und wir suchen für dich eine Heilerin oder einen Heiler, denen du etwas zur Hand gehen kannst. Die brauchen immer Hilfe beim Verbinden von Wunden und solchen Sachen. Du weißt schon, alles Mögliche an medizinischen Kleinstaufgaben, was weiß ich, was es da noch alles zu tun gibt, ich konnte mich bis jetzt immer weit ab von solchen Hospitälern halten“, endete Mas seine Ausführung leicht kichernd und seinem Padawan zuzwinkernd.


„Solange du den Rest deiner Ausbildung nicht zu sehr vernachlässigst, hätte ich damit kein Problem. Und so ein Tag ist lange genug, um mehrere Dinge zu tun. Außerdem musst du ja auch nicht jeden Tag helfen. Da gibt es also wirklich genug Möglichkeiten, das alles so weit aufzuteilen. Schließlich ist sich auch nicht jeder Padawan so früh schon bewusst, was genau er später mal machen möchte. Und das kann man dann schon fördern. Und ich würde es ja auch fördern, wenn ich es selbst überhaupt beherrschen würde.“

Während er sich erneut einen Löffel Essen in den Mund schob, dachte Mas darüber nach, dass es ja auch für ihn eine Chance darstellte, vielleicht ein wenig in die Grundlagen der Machtheilung einzutauchen, sofern er dazu in der Lage sein würde. So konnte er seinen Padawan vielleicht sogar selbst ein wenig in den Grundlagen anleiten. Was er so gehört hatte, war die Machtheilung eine äußerst mächtige Fähigkeit, aber nicht jeder besaß eben das Talent dazu, diese auch wirklich zu erlernen. Für Mas schien es in diesem Moment schon beschlossene Sache zu sein, dass sie so schnell wie möglich nach Coruscant aufbrechen würden, dort Thyrs Ausbildung fortsetzen und ein wenig in den Lazaretten des Ordens aushelfen würden. Und ihm gefiel dieser Plan. Endlich weg von diesem langweiligen Planeten, wieder nach Coruscant und in den Tempel. Thyr würde sicher Augen machen, wenn er das neue alte Hauptquartier des Ordens zum ersten Mal mit eigenen Augen erblicken würde.



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Etwa ab dem zweiten Satz verwandelten sich alle Worte von Mas automatisch in eine Bestätigung, dass sie nun nach Coruscant fliegen würden und als sein Meister schließlich wieder anfing zu essen, da reagierte Thyr auf eine ihm typische Weise, wenn er sich riesig über etwas freute und das auch ausdrücken wollte, aber auf Grund von äußeren Bedingungen - wie einem stillen Ort oder einer für andere Personen ernste Situation - eben dies nicht tun durfte. Es war, als wäre sein Mund voll Wasser und er müsse lachen, versuchte aber mit den Händen dieses am Verlassen zu hindern, was in einem halben Dutzend Rinnsalen endete, die seine Hand äußerlich und den Boden unter ihm nass spritzten. Auf das Gespräch übertragen sah man eindeutig, wie er erst freudig ansetzte, dann, noch bevor er das erste Wort über die Lippen bringen konnte, wieder ernst wurde und dann halb sachlich und halb vorfreudig sagte:

„Coruscant, ja, das wäre … äh … toll.“

Obwohl in seiner Familie seine Schwester Nil quasi der größte Fan dieses Planeten war, kam Thyr wohl gleich danach. Zuhause hatte man nur selten über ihn gesprochen, weil er – wie die Jedi und die Macht - nicht Teil ihres Lebens gewesen war. Aber hier und da war er in der Schule ein Thema gewesen und genau an diesem Tag war er es dann auch am Essenstisch gewesen, wenn selbst seine Eltern die eine oder andere Portion Wissen geteilt hatten. Dies plus einige Videos und Bilder aus dem Holonet und darüber hinaus all das, was er so von Klassenkameraden gehört hatte, war schließlich zu einer Art von Über-Etwas herangewachsen. Nicht ganz so mysteriös wie die Macht, aber fast.


Sein Vater, der sich um die Finanzen des Hofes gekümmert hatte, hantierte mit Zahlen und Statistiken und kannte sich auf gruselige Weise viel zu gut mit Mathematik aus, obwohl er auch keine bessere Schulbildung als Thyr genossen hatte, der seinerseits überhaupt nichts damit anfangen konnte. Und wollte. Aber wenn sein Vater dann im Zusammenhang mit Coruscant die Zahlen herausgeholt hatte, dann war selbst Thyr bereit gewesen zuzuhören. Der wohl bedeutendste Planet der Galaxis war schon seit vielen Tausend Jahren eine einzige gewaltige Stadt und mit Recht – in Thyrs Worten – ein sogenannter Un-Planet. Unglaublich, unfassbar, unmöglich, unvorstellbar und noch einige andere Beschreibungen mehr. Weil der Planet schon seit Ewigkeiten nicht mehr auf eigene Rohstoffe zurückgreifen konnte, waren unzählbar viele Schiffsladungen Durabeton, Durastahl und Transparistahl dorthin gebracht worden, um eine künstliche Oberfläche zu schaffen, die so weit über der tatsächlich lag, dass sein Vater gerne darüber scherzte. So meinte er mal, dass man, würde es ein Loch von der obersten Ebene bis zur steinigen Oberfläche geben und jemand würde hinein fallen, verhungern würde bevor man unten ankam. Natürlich ein Scherz, doch er fügte dann immer weit aus ernster hinzu, als wolle er seine beiden Kindern warnen, dass man tatsächlich erfrieren oder ersticken würde, würde es so ein Loch wirklich geben. Die künstliche Struktur war so hoch, dass weder Licht noch Wärme nach unten gelangte und jeder kleine Ausstoß von giftigem Irgendetwas, das schwerer als Luft war, sammelte sich unten. Letzteres hatte mal ein Kumpel von Thyr erzählt, der gerne Horrorgeschichten las. Außerdem sollte der Untergrund dort unten wohl wie ein Wald aussehen, weil jeden Meter irgendein Stützpfeiler oder gleich der richtige Turm platziert worden war, die wiederum nochmals hundert Meter in den Boden getrieben worden waren. Aber selbst dies reichte nicht aus, denn die Last war zu hoch, weshalb es überall Antischwerkraftprojektoren gab, die Coruscants Planetenstadt überhaupt erst möglich machte und sollten die ausfallen, so hatte der selbe Kumpel weiter erzählt, dann würde alles zusammenbrechen und Milliarden Leben auf einen Schlag ausgelöscht werden. Thyr hatte ihm nicht so recht glauben wollen, sich ehrlicherweise aber auch nicht getraut nachzulesen, ob dies wirklich möglich war.


Von seiner Schwester waren dann vor allem technische und elektronische Details gekommen, sodass Coruscant in Thyrs Kopf irgendwann zu einer Art gewaltigen Droiden geworden war, der nur noch darauf wartete, dass man ihm die Unabhängigkeit schenkte. Es gab so viel vernetzte Technik auf diesem Planeten, dass es den Padawan nicht wundern würde, sollte Coruscant irgendwann ein Hyperraumantrieb wachsen und er sprang wer weiß wo hin. Und würde man Nil auf ihn loslassen, sie würde vermutlich persönlich dafür sorgen. Das war aber natürlich noch nicht alles gewesen. Im Unterricht hatten sie dann auch noch über die zahllosen humanoiden Spezies, ihre noch zahlloseren Haustiere und Hauspflanzen, Kulturen, Sprachen, exotischen Eigenarten wie das Atmen von Gasen, die für Thyr absolut tödlich waren, Droiden, die man nur dort fand und zig Megakonzernen, die mehr Mitarbeiter beschäftigen als es Bewohner in der Hauptstadt von seinem Heimatplaneten Bandomeer gab, gesprochen. Alles in allem versprach Coruscant alles was sich ein Teenager wünschen konnte und bot weit mehr, als sich der Farmerssohn auch nur vorstellen konnte.

Doch wenn er ganz ehrlich war, dann schreckte ihn diese Gewaltigkeit auch ab. Seine Welt vor den Jedi hatte nur aus seiner Farm, dem Dorf, zu dem seine Farm offiziell gehörte, obwohl sie zig Kilometer trennten, die Schule und der eine halbe Tagesreise entfernt liegende Raumhafen gehört. Mehr nicht. Für ihn war es schon ein Ding der Unmöglichkeit gewesen sich vorzustellen, wie groß ein Land und wie groß ein Kontinent sein konnte. Selbst Städte hatte er nie besucht. Als ihn der Jedi mitgenommen und er einen Blick hatte zurückwerfen können, war es ihm schon nach kürzester Zeit unmöglich gewesen, auch nur zu erahnen wo sich seine Farm befand und das obwohl er natürlich dank des Schulunterrichts gewusste hatte, wo sie sich in etwa befinden musste. Planeten waren gewaltig. Also so richtig richtig gewaltig. Coruscant war an sich aber schon mal 50% größer als Bandomeer und besaß darüber hinaus eben diese eine Stadt. Kein gewaltiger Ozean wie Thyrs Heimatwelt. Keine Gebirgszüge, keine Wüsten, keine riesigen Tundren oder Wälder. Alles nur eine Stadt. Sein Vater hatte ihm gesagt wie viele Tonnen Baumaterial dafür über die Jahrtausende hinweg dorthin geschafft worden waren und wie viele dadurch eine Arbeit gehabt hatten, doch Thyr war früh ausgestiegen. Die Zahlen hatten sein Vorstellungsvermögen überstiegen. Woher sollte ein Farmerssohn wissen, was eine Million, eine Milliarde oder eine Billion, die ungefähre Einwohnerzahl von Coruscant, war? Der Planet war also nicht greifbar. So beängstigend wie verheißungsvoll. Und dank Mas fühlte Thyr sich nun ansatzweise bereit dazu, diesen zu betreten. Seine ganz eigene, nichts mit der Praxis zu tun habende Erfahrung mit Coruscant, fokussierte sich nun auf genau diesen Augenblick und der junge Padawan hatte alle Mühe sich zusammenzureißen. Er war bei den Jedi, in der Ausbildung UND würde bald nach Coruscant fliegen. Falls es so etwas wie ein Glücks-Konto gab, dann hatte er es auf Jahrmillionen im Voraus überzogen.


„Das … Euer Vorschlag klingt gut.... ja … das kriege ich hin! Wir können das wie in der Schule machen. Bis Nachmittag die Ausbildung und danach Hofar... äh... Hospitalarbeit.“


Thyr nickte sogar heftig und machte ein Gesichtsausdruck, als würde er gerade alles ganz genau planen, damit Mas auch ja nicht auf die Idee kam und glaubte, er wäre nicht enthusiastisch genug. Doch seine Vorfreude bekam einen kleinen Knacks, als ihm das zweite Thema einfiel, über das sie gerade gesprochen hatten. Nebenbei hatte Thyr außerdem natürlich seinen Hunger und damit auch sein Essen vergessen. Die Zauberworte „Wir fliegen nach Coruscant, um dort deine Ausbildung fortzusetzen.“ waren quasi gefallen. Was interessierte ihn da Essen? Besagtes zweites Thema durfte aber nicht fallengelassen werden. Auch hier durfte Mas nicht denken, dass er wegen Coruscant alles andere vergaß. Oh nein. Coruscant durfte nicht in letzter Sekunde aus seiner Reichweite gerissen werden.

„Und was den Sport betrifft. Ich werde tun, was auch immer ihr für richtig haltet. Wenn ich am Ende des Tages tot ins Bett falle, dann ist das eben so. Wir haben dann ja Heiler in der Nähe.“

Spätestens jetzt würde jemand, der Thyr kannte, merken, dass dieser „materielle Verlustängste“ hatte. Der junge Farmerssohn war eben in eine relativ arme Familie hinein geboren worden, wo Geschenke eine Seltenheit gewesen waren. Die „Grundlagen des zivilisierten Lebens“ wie Essen, ein Dach über den Kopf und ein Bett in dem er schlafen konnte, ein ihn liebende Familie, egal wie klein sie auch sein mochte, Schulbildung und dergleichen hatte er besessen. Doch darüber hinaus kaum etwas. Entsprechend freute er sich über solche Dinge. Aber dementsprechend fürchtete er sich auch davor, diese kurz vor knapp doch nicht zu bekommen. Und wenn immer er dies glaubte, fing er an zwei Dinge zu tun. Zuerst versprach er alles zu geben und danach scherzte er darüber, dass er sich auch im Zweifel gerne – metaphorisch – tot schinden würde, damit sein Gönner auch ja keinen Rückzieher machte. Machte Thyr Witze, dann hatte er immer Angst. Wusste er selber, konnte er aber auch nicht abstellen. Vielleicht machte er auch deshalb ungern welche...


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Ein beachtliches Spiel an Emotionen huschte abwechseln oder vielleicht gleichzeitig über das Gesicht von Mas‘ jungem Padawan. Thyr hatte bereits im Gespräch davor eine gewisse Begeisterung für Coruscant erkennen lassen, die, so wie sich der Jedi zu erinnern glaubte auch viel seiner Schwester geschuldet war, doch jetzt war er offenbar noch ein wenig aufgewühlter darüber, was nicht weiter verwunderlich war, da ja Mas irgendwo klar gemacht hatte, dass es sie früher oder später nach Coruscant führen würde. Jetzt aktuell wohl eher früher als später.


Dennoch blieben diese vielschichtigen Emotionen des Jungen für Mas etwas schwer zu deuten. Auch weil er sich irgendwie nicht richtig entscheiden konnte, ob er sich darüber freute oder eher Angst haben sollte. Selbst mit Hilfe der Macht war es schwer eine herausstechende Emotion bei Thyr zu finden. Auch seine bestätigenden Worte machten es nicht einfacher, aber Der Ritter beschloss es darauf beruhen zu lassen. Nachvollziehbar war es, auch ein wenig Respekt vor der schieren Gewaltigkeit Coruscants zu haben.

Kurz darauf war dies schon wieder vergessen und Thyr war bereit, alles zu tun, um nach Coruscant zu kommen. Er versprach sogar, Sport bis zum Umfallen zu machen und noch seinen Tag voll mit anderem Unterricht und dem helfen bei den Heilern zu packen, was Mas zum Lachen brachte.

„Aber, aber, warten wir erstmal ab, wie es sich entwickelt. Und, wie ich glaube ich bereits gesagt hatte, ich werde dich bei der Fitness nicht bis zum Äußersten treiben, nur eine gewisse Grundfitness solltest du mitbringen Thyr. Am Anfang wird dir das womöglich noch schwerfallen, aber der Körper gewöhnt sich sehr schnell daran und dann geht das alles einfacher von der Hand!“

Dennoch war Mas sich ziemlich sicher, dass sie noch eine Weile hier auf Haruun Kal zubringen würden. Der Planet war recht unbedeutend für die Jedi und daher kamen sicher nicht täglich Schiffe hier an. Aber so hatten sie genügend Zeit, sich auf die Grundlagen zu konzentrieren, die Thyr sicherlich auch auf Coruscant zur Hilfe kommen würden.

„Ich werde mich morgen, direkt nach unserem Frühsport, einmal in aller Ruhe erkundigen, wann der nächste Reguläre Flug nach Coruscant abfliegt. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es mindestens noch ein paar Tage lang dauern wird. Bis dahin werden wir jedoch genug damit zu tun haben, an den Grundlagen zu arbeiten. Je besser du sie beherrschst, desto einfacher wird es dir auch mit dem Jedi-Heilen fallen, Thyr.“

Es gab für die beiden schließlich keine Eile, nach Coruscant zu kommen, also mussten sie auch keine unnötigen Mittel des Ordens bemühen. Vielleicht klang Mas dennoch etwas über-enthusiastisch. Aber er war froh, von diesem langweiligen Planeten runter zu kommen und wieder etwas mehr Action zu haben. Für einen Padawan war so etwas als Ort der Ausbildung auch nicht optimal in seinen Augen, denn so lernte man nichts von der Galaxie kennen, in der man später einmal eingesetzt sein würde. Wobei selbst Mas noch viel zu viel von der Galaxis zu lernen hatte. Selbst als Jedi Ritter zahlte er oft genug Lehrgeld. Man lernte eben nie aus. Und natürlich lauerten auf Coruscant etliche Gefahren. Für Jedi, aber noch viel mehr für Padawane, selbst wenn sie sich zum Großteil im Tempel aufhielten. Aber genau dafür würde er Thyr vorbereiten. Mit Sport, Machtübungen und womöglich eher früher als später auch den ersten Schritten im Kampf. Mas hatte den Vorteil, auch im unbewaffneten Nahkampf versiert zu sein, was Thyr für den Anfang sicher mehr liegen würde, als halbgar ein Lichtschwert zu schwingen. Nachdem er sich, während er seinen Teller geleert hatte, diese Gedanken gemacht hatte, klopfte er sich innerlich selbst auf die Schulter. Für ihn klang das nach einem guten, Grundsoliden Plan. Training, Training und dann direkt ins kalte Wasser. Sicher nicht der pädagogischste Ansatz, aber bei Mas hatte er auch funktioniert und er würde Thyr dabei ja die gesamte Zeit begleiten, also sah er den jungen Padawan bereits jetzt zu keiner Zeit in Gefahr. Und je weiter er in seiner Ausbildung mit Mas voranschreiten würde, desto wehrhafter würde Thyr selbst werden, so zumindest Mas Plan, obwohl er bereits wusste, das Thyr seine Zukunft eher als Heiler sah.



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Wieder nickte Thyr eifrig, auch wenn er eigentlich Bedenken hatte. Die behielt er aber erst einmal für sich. Das Thema Coruscant wurde von seinem Meister auf den nächsten Tag verschoben, was in dem Padawan kurz besagte Verlustängste auslöste, doch es war nur eine instinktive Regung gewesen, die seinen ersten bewussten Gedanken nicht standhielt. Natürlich würden sie nicht sofort losfliegen. Wobei er tatsächlich davon ausgegangen war, dass sein Meister ein eigenes Schiff besaß und auch Pilot war, obwohl der Ritter – logischerweise – nie etwas in der Richtung behauptet hatte. Thyr war einfach automatisch davon ausgegangen, weil die Kenobis ebenfalls welche besaßen. Und natürlich war der Farmerssohn ein wenig enttäuscht darüber, dass sie nun im schlimmsten Falle Tage oder Wochen noch hier bleiben mussten, doch da er niemanden die Schuld daran geben konnte, verpuffte die Enttäuschung schließlich und machte Gedanken über diesen diabolischen „Frühsport“ platz. Allein der Zusatz „früh“ machte den Padawan schon nervös. Gab es etwa auch noch zur Mittagszeit, am Nachmittag oder gar am Abend Sport? Mas sagte zwar, dass er ihn nicht überfordern und er sich wohl auch bald daran gewöhnen würde, doch wusste der Ritter ja nicht, wie sportlich Thyr war. Beziehungsweise wie er es eben nicht war. Am heutigen Tage wollte er ihm das aber nicht noch lang und breit erklären, sondern ihn am morgigen Tag einfach mal demonstrieren. Und ihn damit hoffentlich nicht allzu sehr enttäuschen.

Nachdem Mas aufgegessen und demonstrativ auf Thyrs noch halb vollen Teller geschaut hatte, woraufhin der Padawan den Rest geradezu hinunter geschlungen hatte, waren sie getrennte Wege gegangen. Da sie sich schon um 6 Uhr morgens im Trainingsraum treffen wollten, auch um dann ungestört zu sein, gab der Ritter Thyr genug Zeit um a. seine Gedanken bezüglich des Machtsinns zu ordnen und b. sich auszuruhen, denn morgen würde es natürlich mörderisch werden. Er hatte es mit seinen eigenen Worten und nicht ganz so drastisch ausgedrückt, doch Thyr verstand schon.


In seinem eigenen kleinen Quartier angekommen, goss sich Thyr sich erst einmal ein Glas Wasser ein und trank es in einem Zug aus. In der Kantine hatte er das Trinken völlig vergessen gehabt. Danach flog seine Kleidung mit Ausnahme der Unterwäsche auf den einzigen Stuhl im Raum, nur um etwa einen Herzschlag später etwas ordentlicher zusammengelegt zu werden. Zuhause auf Bandomeer war er einer von diesen Getragene-Klamotten-auf-tragbaren-Haufen-stapel-Kinder gewesen, die diesen Haufen je nach dem, was sie gerade tun wollten, vom Stuhl auf das Bett, in den Schrank, auf den Boden oder den Tisch legten. Nur eben nie in den Wäschekorb, weil … weil … aus Gründen eben. Doch jetzt, da er sich tatsächlich wie ein Mitglied des Jedi Ordens fühlte, wollte er ordentlicher sein, musste sich aber immer noch daran erinnern und diese schon lange in seine Nerven eingebrannten schlechten Gewohnheiten bewusst ablegen. Und es klappte tatsächlich. Der Putzdroide, der hier manchmal durch kam, fand nie etwas und auch sonst räumte hier ja keiner auf und trotzdem sah alles ordentlich aus. Was Thyr nicht gleich mit Stolz erfüllte, doch aber immerhin ein schmales Lächeln auf sein Gesicht zauberte, als er an sein Zimmer auf der Farm dachte.

Da zumindest sein Quartier keinen flauschigen Teppich oder eine Bodenheizung besaß und er nun barfuß war, sprang er auf sein Bett und setzte sich dort knapp unter dem Kissen in den Schneidersitz, den Rücken an die Wand gelehnt. Als diese ihre spürbare Kälte verloren hatte, schloss Thyr seine Augen und dachte über den heutigen Tag nach, wobei er sich im Grunde eigentlich nur auf den Machtsinn konzentrierte. Da er laut Chronometer noch satte zwei Stunden hatte, bevor er sich hinlegen musste, damit er rund eine halbe Stunde mit dem Einschlafen zubringen und dann volle acht Stunden schlafen konnte, hatte er es nicht eilig. Er ging jeden einzelnen Schritt, jede einzelne Minute der beiden Herangehensweisen durch und versuchte dabei eine zu finden, die besser als die andere war. Das Kombinieren der beiden würde er erst später probieren, wenn er die beiden an sich verstanden hatte.

Ungefähr neunzig Minuten später öffnete er wieder die Augen, wartete dann noch kurz und legte sich dann hin, wobei er auf und nicht unter der Bettdecke lag. Eben gerade hatte er nochmals versucht den Machtsinn einzusetzen. Also auf beide Weisen. Doch er war wieder nicht weiter gekommen. Es ärgerte ihn aber nicht wirklich. Wäre es möglich Machttechniken schon beim zweiten Versuch zu erlernen und danach immer wieder gezielt einzusetzen, es würde wohl deutlich weniger Jedi Meister oder zumindest deutlich kürzere Ausbildungszeiten geben. Nein, er musste Geduld haben. Das redete er sich auch flüsternd ein und es war ja auch sinnvoll. Aber wie es eben so war, scherte sich sein Unterbewusstsein herzlich wenig darum, was rational war. Er fühlte die Ungeduld nach wie vor. Um durch diese nicht in eine düstere Gedankenspirale zu gelangen, stand Thyr auf und begab sich ins Bad. Nachdem er sich gewaschen und auch ansonsten fertig fürs Bett gemacht hatte, blieb er noch vor dem Spiegel stehen und betrachtete seinen Körper.


„Vorteil: Ich habe kein Gramm Fett am Leib.“


Thyr drückte mit seinem rechten Zeigefinger auf seiner Haut herum, mal auf die Brust und dann auf den Arm, bis er schließlich zufällig einen Muskel erwischte, den er auch sogleich anspannte.

„Nachteil: Ich habe überhaupt keine Muskeln.“

Wie es Jungs und Teenager in seinem Alter gerne mal taten, wenn sie sich mit anderen maßen, tat Thyr nun so, als wäre er ein Kraftsportler, der vor einem mannshohen Siegel stand und seine gewaltigen Muskeln zur Schau stellte. Die Arme zur Seite gestreckt, dann die Oberarmmuskulatur angespannt, die sicherlich einen eigenen Namen besaß, welchen er aber nicht kannte, und danach die zur Fäusten geballten Hände in Richtung Kopf gezogen. Dann noch die Bauchmuskulatur angespannt und er sah beinahe wie ein Kämpfer aus. Na ja. Wenn man beide Augen zudrückte.

„Das wird in einer Katastrophe enden.“ flüsterte Thyr und war sich dessen absolut sicher. Er wusste noch genau, wie sein Sportlehrer immer geschaut hatte, wenn er ihm irgendetwas hatte vorführen sollen. Es war nicht unbedingt Enttäuschung gewesen, aber dafür vielleicht so etwas wie Ungläubigkeit. Thyr war nicht stolz drauf, doch einige der Mädchen in der Klasse hatten ihn in so ziemlich jeder Disziplin in den Schatten gestellt und das war in dem Alter eine echte Blamage gewesen. War es eigentlich immer noch.
„Es sei denn ich schließe die Ausbildung bei Meister Mas ab.“
Dann war er nicht nur ein Jedi, sondern sicherlich auch total muskulös und besaß eine beeindruckende Statur. Er konnte es sich noch nicht so richtig vorstellen, also im wahrsten Sinne, doch theoretisch möglich war es. Wenn Planeten wie Coruscant existierten konnten, dann konnte auch diese Version von ihm entstehen oder? Ja. Ja, eigentlich klang das machbar.

Nachdem Thyr sich überzeugt hatte, dass er nicht doch noch irgendwo zufällig Muskelmasse angesetzt hatte, sprang er wieder ins Bett, diesmal aber unter die Decke, löschte das Licht per Sprachbefehl und schloss danach sofort die Augen. Wie lange er schließlich brauchte, um – trotz aller in seinem Kopf herum wirbelnder Gedanken - tatsächlich einzuschlafen, konnte man im Nachhinein natürlich nie sagen, doch als er am nächsten Morgen erwachte, fühlte er sich nicht nur ausgeschlafen, sondern bereits voller Adrenalin. Die Bettdecke flog förmlich von seinen Füßen und landete schließlich auch auf dem Boden, wurde aber sogleich wieder aufgehoben und zurückgelegt. Danach schnell ins Bad, dann eine neue Robe angezogen, einen der drei übrigen Müsliriegel genommen und die Hälfte davon sofort aufgegessen und Thyr war bereits auf dem Weg zum Trainingsraum. Laut Chronometer hatte er noch genug Zeit, doch er wollte einen guten Eindruck hinterlassen, indem er schon früher da war, denn auch sein Meister würde sicherlich schon da sein. Zumindest konnte sich der Padawan, dem der Rrst des Riegels gerade wie eine Zigarre aus dem Mund hing, nicht vorstellen, dass Schüler jemals früher da waren als ihre Lehrer...

[-- Haruun Kal - Pelek Baw - Jünglingshort - Gang in der Nähe der Trainingsräume - Thyr alleine mit ein paar Putzdroiden --]
 
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Bald nach dem Essen verabschiedeten sich Meister und Schüler, um den Abend in Ruhe voneinander zu verbringen. Jedoch machte Mas klar, dass er Thyr am nächsten Morgen um sechs Uhr im Trainingsraum erwarten würde. So konnte der Padawan genügend Schlaf finden, sodass er morgen womöglich keine allzu schlechte Figur beim Sport machen würde. Nicht das Mas viel erwarten würde. Der Junge hatte ja klar gemacht, dass Sport nicht seins war und Mas hatte ihm versichert, dass er darauf Rücksicht nehmen würde. Zumindest ein bisschen. Er würde es sehen.


Doch zuerst wollte er selbst noch ein wenig trainieren, wenn auch deutlich fortgeschrittenere Techniken. Es war schon wieder eine ganze Weile her, dass er mit dem Lichtschwert geübt hatte. Zwar würde er hier nur alleine üben können, aber es war besser als nichts. Also irrte Mas ein wenig durch den Hort, bis er einen bequemen Zugang zum Dach fand. Er genoss es einfach sehr, wenn er an der frischen Luft sein konnte. Die Tür zum Dach war für ihn auch kein Problem. Zwar hätte er sie womöglich sogar per Hand geknackt bekommen, aber die Macht half natürlich sehr dabei.

Auf dem Dach angekommen ließ Mas sich einen kurzen Moment Zeit, den Ausblick auf das nächtliche Pelek Baw zu genießen. Er setzte sich auf einem Belüftungsrohr in den Schneidersitz und löste sein Lichtschwert von seinem Gürtel. Zuerst betrachtete er die Klinge und drehte sie in seinen Händen hin und her. Er hatte eine simple Griffform gewählt, die aber genauso robust und zuverlässig war. Und bis jetzt hatte er seine Waffe noch nicht wirklich benutzen müssen. Dann ließ er mit Hilfe der Macht die Waffe vor sich schweben und nahm sie mit seinem Geist Stück für Stück auseinander, bis alle Komponenten, einschließlich des Kristalls vor ihm in der Luft schwebten. Fasziniert, aber auch akribisch begutachtete der Jedi Ritter alle Bestandteile seiner Waffe, bevor er sie ebenso genau und geübt wieder zu einem tödlichen Kampfinstrument vereinte.

Mit der Klinge in beiden Händen stand Mas nun auf und begab sich in die Grundstellung der Form V. Er aktivierte die Klinge mit einem zischen und sogleich war sein Gesicht und die Umgebung in ein schales blaues Licht gehüllt. Kurz darauf sauste die Waffe auch bereits durch die Luft. Mas probierte sich an verschiedenen Abläufen. Einige davon hatte Nei ihm gezeigt, wieder andere hatte er sich selbst angelesen. Nach einer Weile, er war bereits ein wenig ins Schwitzen gekommen, begann er diese Bewegungen gleichzeitig noch mit denen von Form IV zu verbinden. Mas war bereits jetzt ein eindrucksvoller Kämpfer in dieser äußerst akrobatischen und anstrengenden Form. Ab einem gewissen Punkt gingen seine Bewegungen rein in einer Abfolge aus Bewegungen des Ataru auf. Schon nach wenigen Minuten unter Dauerbelastung keuchte der Jedi schwer und Schweiß stand ihm auf der Stirn. Die wohl größte Schwäche von Ataru war schlicht und ergreifend die Immense Ausdauer, die es benötigte, um lange damit durchzuhalten. Daher hatte Mas sich auch schnell entschieden, auch Djem So, die zweite Ausprägung der Form V zu seinem Eigen zu machen, um im Kampf variieren zu können, denn Shii-Cho, Form I, hielt er für wenig zielführend im ausgewachsenen Kampfgeschehen und lediglich geeignet, um Padawanen die Grundlagen des Lichtschwertkampfes zu lehren. Er genehmigte sich eine kurze Pause und deaktivierte sein Lichtschwert. Ob er wohl ein wenig seine Kenntnisse der Form I wieder ins Gedächtnis rufen sollte? Immerhin würde er eher früher als später auch mit Thyr die Übungen im Lichtschwertkampf beginnen. Vielleicht sogar schon morgen? Mas war etwas unschlüssig, ob es gut sein würde, dass schon so bald in Angriff zu nehmen. Da er aus der Puste war und es sowieso schon recht spät war, beschloss er, darüber ein wenig zu meditieren.

Er machte es sich wieder auf dem abgedeckten Lüftungsschacht bequem und beruhigte seinen Körper und seine Atmung. Diesmal dauerte es selbst für den geübten Jedi-Ritter etwas länger, was schlicht an seinen gerade durchgeführten Kampfübungen lag. Auch die Ausbildung zum Jedi konnte die Ausschüttung von Adrenalin und anderen Hormonen nicht verhindern und diese mussten erst einmal wieder abklingen, dass Mas‘ Körper sich wirklich beruhigen konnte. Doch bald darauf gelang ihm es und er driftete zuerst in seine Gedanken ab. Recht schnell kam er zu dem Schluss, abzuwarten, wie der Sport mit Thyr laufen würde. Danach konnte er etwas besser beurteilen, wie viel Vorarbeit es benötigen würde, bevor er den Jungen Padawan an ein Übungslichtschwert heranlassen konnte, ohne dass er sich damit verletzte. Bald darauf wurden seine Gedanken jedoch eins mit der Macht und die reale Welt um ihn herum verschwand. Wie es wohl für einen noch erfahreneren Jedi sein mochte zu meditieren? Die Zeit wurde dann nur noch eine Ebene, in der man beliebig wandeln konnte, wenn man manchen alten Schriften glauben konnte. Für Mas war es vor allem entspannend. Er nahm aus seinem direkten Umfeld nichts mehr bewusst war, obwohl er trotzdem noch immer aufmerksam blieb. Keine Kälte, kein Wetter, hier blieb alles immer gleich.

Irgendwann am nächsten Morgen öffnete Mas wieder die Augen. Hatte er keine Sekunde geschlafen, so war dennoch sein Körper mehr als erholt und bereit für das Training mit Thyr. Die Sonne ging gerade langsam am Horizont hinter Pelek Baw auf und der Jedi Ritter ließ sich noch einen Moment verweilen, während er das Spektakel beobachtete. Erst danach blickte er auf sein Chronometer, dass er in einer der Taschen seines Multifunktionsgürtels aufbewahrte. Es war schon später als er angenommen hatte. Zwar immer noch vor sechs Uhr, aber er musste noch durch das Gebäude um den Trainingsraum zu finden.

Ein wenig im Stress stieg er vom Dach herunter und eilte durch den Hort. So wie er Thyr einschätzte, würde er sicher extra früh da sein wollen, um seinen Meister zu beeindrucken. Und wenn er nicht aufpasste, würde er bereits auf ihn warten. Mas schloss seine Augen und fokussierte sich auf die Macht, die ihn durströmte. Er konnte jetzt wirklich ein wenig Hilfe bei der Navigation gebrauchen.

Tatsächlich stand er wenige Minuten später bereits leicht außer Atem im Trainingsraum. Thyr wartete schon auf ihn, ein Umstand der Mas nicht besonders gefiel, aber was sollte er machen.

„Guten Morgen, Thyr, wie ich sehe hast du den Trainingsraum gefunden und bist sogar pünktlicher als ich, sehr vorbildlich von dir, muss ich wirklich sagen“, begrüßte Mas seinen Padawan mit einem gewinnenden Grinsen, nur um danach direkt in Medias Res einzusteigen. „Gut, bevor wir anfangen: Was hast du denn schon so an Erfahrungen im Sportlichen Bereich machen können? Gibt es irgendwelche Dinge, die du unbedingt mal ausprobieren möchtest oder welche die dir gar nicht gefallen?“


Die letzte Frage stellte er mehr aus Höflichkeit. Sollte Mas Dinge geplant haben, die Thyr nicht so gefielen, würde er vermutlich trotzdem eher schwerlich darum herumkommen. Jedoch war der Jedi auch nicht so gemein, diese unbeliebten Übungen gegen seinen Schüler zu verwenden. Außer es ging nicht anders.



\\ Mid Rim ~ Al'har-System ~ Haruun Kal | Pelek Baw ~ Jedibasis, Trainingsraum ~ Mas und Thyr //
 
[-- Haruun Kal - Pelek Baw - Jünglingshort - Trainingsraum 1 - Thyr alleine --]

Laut Chronometer kam Thyr zehn Minuten und ein paar Sekunden zu früh beim Trainingsraum an. Das an Stolz erinnernde Gefühl, welches ihn in diesem Augenblick durchströmte, erkaltete in just dem Moment, als er erkannte, dass der Raum leer war. Er hatte kaum einen Fuß hinein gesetzt, da hob er den rechten kurz an, drehte sich auf dem Absatz des Linken um 180 Grad und marschierte kurz zurück, um zu schauen, ob er auch zum richtigen Trainingsraum gelaufen war. Doch das Schild wies ihn auf Raum 1 hin, zu welchem sie auch gehen wollten, sollte es mehrere geben. Als Mas darüber gesprochen hatte, hatten beide nicht gewusst, wie viele es gab. Also der Zusatz mit dem Ersten. Doch Mas war nicht da. Thyr runzelte die Stirn, schaute sicherlich noch drei mal auf Chronometer an der Wand im Trainingsraum und auf den in seinem Kommunikator integrierten und auf das Schild. Auch ging er nochmals seine Erinnerungen durch, um auszuschließen, dass er gerade träumte. Schlussendlich stand er in der Raummitte und sah sich um, während er gefühlt tausend Begründungen durch ging, weshalb sein Meister noch nicht da war. Da waren Klassiker wie „verlaufen“, „verschlafen“ und „im Raum geirrt“ dabei, aber auch exotische Varianten, wie die spontane Atomisierung seines Meisters. Manche Horrorfilmgeschichten, die man Thyr im Laufe seines Lebens erzählt hatte, waren nicht sonderlich förderlich, wenn es um „sich keine Sorgen machen“ ging. Alle diese Gedanken führten schließlich dazu, dass der Padawan erst einmal gar nichts machte. Mas über den Kommunikator zu rufen, bevor es 6 Uhr war, erschien ihm übertrieben. Denn vielleicht war der sportliche Ritter ja einfach ein überpünktlicher Mensch, der es auch als ineffizient betrachtete, wenn man zu früh erschien. Schließlich musste Thyr deshalb im Zweifel zehn Minuten lang warten, anstatt diese Zeit in zum Beispiel Schlaf zu investieren.

Da er sich also zu warten entschlossen hatte, sah er sich wie gesagt um. Neben den Sitzbänken an den Wänden, welche in die Wände geschoben werden konnten, sodass man sich bei einem hitzigen Duell nicht an ihnen verletzten konnte, gab es in den Ecken auch noch zwei Schränke. Einer davon besaß eindeutig die Art von Schloss, die man nur mit der Macht öffnen konnte. In ihnen befanden sich meist die Trainingslichtschwerter, die nicht in die Hände von herumstreunenden Jünglingen fallen sollten, die sich damit durchaus ein Auge ausbrennen konnten. Außerdem konnte man diese Waffen theoretisch auch in echte Lichtschwerter umbauen, wenn man wusste wie. Thyr wusste es nicht, würde sich aber ohnehin von diesen zylindrischen Gegenständen fernhalten, so lange er es denn konnte. Er mochte durchaus geschickt sein, wenn es um kleinteilige Dinge ging. Aber sobald seine Extremitäten ins Spiel kamen und er auch seine Hände grober einsetzen musste, wurde es unsicherer und er sah sich schon, wie er so ein Trainingslichtschwert bereits in der ersten Übungsbewegung gegen seine eigene Schulter schlug und so den Stoff seiner Robe verbrannte. Zu behaupten, er hätte Respekt vor diesen Waffen, war die Untertreibung des Jahrhunderts. Er wollte eigentlich nichts mit ihnen zu tun haben und würde sich nur deshalb mit ihnen abmühen, weil sie zu den Jedi dazugehörten und ehrlicherweise einen guten Schutz abgaben, wenn man sich nur verteidigen wollte. Er wollte Heiler werden und kein Krieger.

Im zweiten Schrank, der ebenfalls geschlossen, aber nicht verschlossen war, befanden sich vermutlich Übungsdroiden. Selber benutzt hatte Thyr sie noch nie, doch schon erfahrene Jünglinge damit üben sehen. Es gab runde, wie große Insekten fliegende Kugeln, die extrem schwache Irgendetwas-Projektile abfeuerten, welche man mit einem Trainingslichtschwert abwehren, aber nicht reflektieren konnte. Dann humanoide Exemplare, die einen Duellpartner ersetzten konnten, falls man mal alleine trainieren musste oder niemanden fand, der auf dem selben Stand war wie man selber. Thyr hatte sich schon immer vorgestellt, dass so wohl seine Trainingsraumzeit aussehen würde. Er hatte sich noch nie vorstellen können, jemand zu finden, der mit ihm üben wollte. Wer wollte schon mit wem kämpfen, der das Lichtschwert in seinen Händen für ein zweischneidiges Schwert mit einem dornenbesetzten Griff hielt, welches den Träger nicht im schlimmsten Falle, sondern zwangsläufig verletzte. Anders ausgedrückt: Er wollte niemandem zur Last fallen.


„Und jetzt bin ich hier... mit einem Meister.“

Thyr konnte nicht anders als zu grinsen und das breite Grinsen verschwand auch nicht, als er den Schrank mit dem vermuteten Inhalt anblickte, welcher ihn bis vor kurzem immer regelrecht mit Angst erfüllt hatte. Allein einen Meister zu haben schien ihm Rückendeckung zu geben, sodass er sich im Moment zumindest vorstellen konnte, so eine Waffe doch mal in die Hand zu nehmen. Aber nicht heute, nicht diese Woche und Monat und nicht an diesem Ort. Sport stand an. Also die Grundlage, damit Thyr überhaupt dazu in der Lage war ein Duell zu bestreiten. Wie diese körperliche Ertüchtigung wohl aussehen mochte? Das fragte sich der Padawan gerade, den Blick auf nichts bestimmtes gerichtet, als er Schritte hörte und sich daraufhin zu dieser Quelle umdrehte. Seine Gedanken lösten sich im selben Moment auf und sein Verstand machte sich bereit sehr schnell zu schalten und unangenehme Informationen aufzunehmen.

Mas begrüßte und lobte ihn zugleich, was Thyr mit einem leichten Kopfschütteln und den Worten „Ich bin ja auch schon länger hier als ihr Meister und ihr seid pünktlich. Ich bin zu früh da gewesen.“ beantwortete. Beide lächelten sich an, doch zumindest Thyrs Lächeln erstarb, als der Jedi Ritter weiter sprach. Mas wollte nämlich wissen, welche Erfahrung er schon gesammelt hatte und was ihm gut lag und was nicht. Diese Fragen als unangenehm zu bezeichnen, wäre dann schon die zweiten Untertreibung dieses Jahrhunderts gewesen.


„Ich hatte natürlich Sport in der Schule.“begann Thyr und kratzte sich im Nacken, obwohl es dort nicht juckte. Außerdem trat er von einem Fuß auf den anderen und tat auch sonst alles, damit auch ein Kurzsichtiger auf dreißig Metern Entfernung erkennen konnte, dass er dieses Thema lieber nicht besprach.
„Und ehrlich gesagt... mein Lehrer war nicht so zufrieden mit mir.“ Dritte Untertreibung des Jahrhunderts.
„Eigentlich kann ich nur gut das Gleichgewicht halten.“
schloss Thyr schließlich nach fast einer Minute und Mas musste klar sein, dass der Padawan wirklich sehr gründlich nachgedacht und zu keinem besseren Ergebnis hatte kommen können. Doch noch bevor der Ritter antworten konnte, fiel Thyr doch noch etwas ein.
„Oh. Ach ja. Kurz bevor man meine Machtsensivität entdeckt hatte, war ich bei so einem Musterungsarzt gewesen. Für die republikanische Armee. Ich wollte nicht eintreten, aber mein Vater meinte... ach, egal. Worauf ich hinaus wollte: Der Arzt meinte, dass ich einen ganz guten... äh... Körper... also... äh körperlich gesehen könnte ich alles machen. Keine Gendefekte oder so. Ich bin also nur so dünn, weil ich nichts gemacht habe. Ich könnte auch so … äh … fit sein wie Ihr.“

Thyr stieß angestrengt Luft aus und straffte danach seinen Körper, als wäre er nun in der republikanischen Armee.


„Was ich sagen wollte: Vielleicht halte ich noch nicht lange durch, aber ich kann alles machen, was ihr wollt.“


Nur bitte keine Klimmzüge, fügte der Padawan gedanklich hinzu, als er sich an eine Sportstunde von vor ungefähr einem halben Jahr erinnerte, in welcher er kläglich versagt hatte...


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Thyr schien gar nicht ungehalten darüber zu sein, dass Mas später als er ankam. Im Gegenteil, es wirkte auf ihn sogar so, als ob der Junge den Fehler bei sich suchte. Kurz überlegte er, ob er es kommentieren sollte, doch Mas entschied sich dagegen und nickte nur verständnisvoll, begleitet von einem Lächeln. Vielleicht später, in einer ruhigeren Minute, denn er fand es keineswegs schlimm, dass Thyr so dran früh war, sondern eher gut, es zeigte immerhin seinen Ehrgeiz und auch seinen Respekt gegenüber seinem Meister, denn er wollte Mas auf keinen Fall auf ihn warten lassen. Mas führte dieses Verhalten wohl auf das geringe Selbstbewusstsein seines Schülers zurück, dass er berits jetzt schon zur genüge hervortreten gesehen hatte. Sobald sich aber die ersten Erfolge einstellen würden, da war sich der Jedi sicher, würde auch Thyrs Selbstbewusstsein ansteigen. Sicher, er hatte gestern nicht den Erfolg gehabt, den er sich erhofft hatte, aber dafür würde Mas versuchen, ihm heute ein paar Erfolge beim Training zu verschaffen. Sicher auch nicht so einfach, da der Junge noch kein Sportler war, aber sicher deutlich einfacher, als beim Versuch, sich mit der Macht zu verbinden, fand Mas.


Das seine Lehrer mit Thyr nicht so zufrieden waren, so etwas in der Art hatte Mas schon geahnt, da der Junge es bereits zuvor angedeutet hatte. Als er das Gleichgewicht halten als seine Stärke hervorhob nickte Mas zufrieden. Das war immerhin etwas, womit er arbeiten konnte. Viele mussten sich ein wirklich gutes Gleichgewicht erst antrainieren, wobei man hier natürlich zwischen dem normalen aufrecht stehen und dem Gleichgewicht bei sportlicher Anstrengung und entsprechenden Übungen unterscheiden musste. Mas ging natürlich davon aus, dass sein Padawan von letzterem sprach.

Die Geschichte mit dem Musterungsarzt, die Thyr noch einfügte, bevor er seinen Meister überhaupt zu Wort kommen ließ, war im ersten Moment recht unglaublich, nach allem was Thyr erzählt hatte. Dennoch war sich der Jedi sicher, dass der Junge keinen Grund hatte ihn hier zu belügen. Darauf konnte man gut aufbauen. Vielleicht würde es etwas länger dauern, Thyr sportlicher zu trainieren, aber er war nun überzeugt, dass es kein Hexenwerk darstellen würde.

„Na das klingt doch alles gar nicht so schlecht, Thyr. Einen guten Gleichgewichtssinn zu haben, kann sehr wichtig sein und das solltest du nicht unterschätzen! Und der Rest kommt mit der Zeit, ich bin mir sicher der Militärarzt wusste, was er sagte“, Mas versuchte möglichst enthusiastisch zu klingen, sicher würde Thyr heute genügend Gelegenheit haben, sich miserabel zu fühlen, wie Mas wusste. Der Erste Tag Training war immer der härteste.


Jetzt konnte er sich auch endlich einmal bewusst im Raum umsehen. Ein einfacher Trainingsraum, wie er sie schon auf Lianna und im Tempel von Coruscant gesehen hatte. Mas vermutete in den Schränken das übliche Trainingsequipment, wobei er beispielsweise hölzerne Waffen vermisste, aber man konnte nicht alles haben und vor allem würden sie das sicher noch nicht brauchen. Auch den verschlossenen Schrank mit den Trainingslichtschwertern streifte er nur mit seinem Blick. Es würde sie nur von ihrer eigentlichen Tätigkeit abhalten, wenn Mas jetzt damit beginnen würde. Vor allem da er sich sicher war, dass Thyr es kaum erwarten konnte, zum ersten Mal eine der Sagenumwobenen Waffen der Jedi in seinen Händen zu halten, selbst wenn sie nur zur Übung gedacht war.

Stattdessen begann er sich einen Trainingsplan zu überlegen, mit was sie alles an Übungen anfangen konnte. Und vor allem wo sie am besten Laufen konnten. Der Trainingsraum war doch recht klein dafür, wie Mas fand, wobei es zur Not auch gehen würde, hier Runden zu drehen. Vielleicht wäre es schlau gewesen, sich vorher einmal kurz und grob zumindest Gedanken zum Ablauf des Trainings zu machen.

„In Ordnung Thyr, ich denke mal, ich brauche nicht noch extra Fragen ob du bereit bist oder?“, feixte Mas, während er das Wort nach längerem, erwartungsvollen Schweigen wieder an seinen Padawan richtete, legte er seine weite Robe ab, die beim Sport eher hinderlich sein würde, und hängte sie an einen Haken, den man aus der Wand ausklappen konnte, so dass er normalerweise kein Hindernis darstellen konnte.


Damit fertig, ging Mas zurück in die Mitte des Raumes und rieb sich erwartungsvoll die Hände. Er war jetzt auf jeden Fall bereit für das gemeinsame Training.


„Falls du dich noch irgendwie umziehen musst oder so, dann bitte jetzt, ansonsten werden wir dann mit einem kurzen Lauf zum Aufwärmen starten, also nichts direkt Schwieriges oder schwer zu Erklärendem. Danach fangen wir dann erst richtig mit den Übungen an.“


Jetzt gab es kein zurück mehr für Thyr und Mas versuchte auch bewusst so zu klingen, dass er jede Widerrede im Keim ersticken würde. Er wollte nicht noch mit Thyr diskutieren müssen oder ihn noch großartig überreden oder zwingen müssen, er wollte einfach mit dem Sport starten. Das war die Gefahr, man musste einfach anfangen und es durchziehen. Und natürlich war Mas dabei bewusst, dass nicht jeder seinen Willen und seine Disziplin besaß.



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Mas Reaktion war, gemessen an dem, was Thyr genannt hatte, schon mal gar nicht so schlecht. Dem Padawan wäre es zwar lieber gewesen, wenn der Ritter gesagt hätte, dass der Gleichgewichtssinn wichtig IST und nicht nur sein KANN, doch immerhin zweifelte er nicht den Arzt an. Was Thyr wichtiger war, als man vielleicht hätte glauben können. Denn so schmächtig er auch war, der Umstand, dass er theoretisch alles tun und auch Sportler werden konnte, wenn er wollte, war ihm durchaus wichtig. Er hatte es zuvor nicht gewollt, aber wie es nun mal so war: Lieber haben und nicht brauchen als brauchen und nicht haben. So gesehen besaß er beim Thema Körperertüchtigung oder eben Sport das, was er als Machtnutzer nicht unbedingt besaß. Ein Talent. Es musste nur eben gefördert werden, denn wie hatte sein Klassenlehrer - der zugleich auch selber nebenbei Farmer war - schon immer gesagt: Talent ohne Übung war wie eine Farm mit einem perfekte Humusboden, genug Regen und keinerlei Schädlingen, dafür aber einem stinkendfaulen Farmer. Dort draußen mochte ein potentielle gottgleiches Wesen der Macht sein, doch weil es nie von einem Meister entdeckt werden würde, würde das Talent nie gefördert werden und deshalb zu nichts führen. Mas würde nun Thyrs Talent fördern. Darauf hatte der zwar wenig Lust, doch es gehörte zu seiner Passion, ein Jedi zu werden, dazu. Zumindest wenn er Mas als Meister haben wollte. Aber selbst wenn der dies nicht fordern wollen würde und selbst wenn Thyrs Sportlehrer UND Eltern nicht ebenfalls dafür gewesen wären, dass er mal mehr machen solle, hätte er es irgendwann eh von sich aus gemacht. Denn wann immer er sich als Heiler im Kampfeinsatz vorstellte, musste er irgendwen stützen, gleich ganz tragen oder sonst irgendetwas körperliches tun und schon im nächsten Moment fiel ihm dann ein, wie er im Augenblick absolut überhaupt nicht dazu in der Lage war dies zu leisten. Sofern seine Patienten keine Kinder waren.

„Nein. Es kann los gehen.“ antwortete Thyr auf die rhetorische Frage und zog dabei selber ebenfalls seine gefühlt zu große Robe aus, sodass seine nicht weniger weite Tunika zum Vorschein kam, die seine dünne Statur nur noch mehr unterstrich. Laut dem Droiden, welcher ihm seinen ersten Satz an Kleidung gegeben hatte, war diese lange Version eines Shirts dafür geeignet bei körperlicher Belastung getragen zu werden. Sie waren nicht per se dafür entwickelt worden, doch Thyr besaß ohnehin nichts anderes. Also würde er darin schwitzen müssen.

Als nächstes sprach sein Meister über das Aufwärmen. Eine Prozedur, die dem Padawan noch gut im Gedächtnis hängen geblieben war, die er aber nie verstanden hatte. Als Kinder hatten sie auch immer mit vollem Körpereinsatz gespielt und sich nicht zuvor aufgewärmt und dann ist trotzdem nichts passiert. Weshalb er dies nun als Quasi-Erwachsener oder eben Teenager tun musste, verstand er nicht, traute sich aber nicht zu fragen, weil es in seiner Klasse auch nie einer hinterfragt hatte und er nicht dumm dastehen wollte.

Sie wollten laufen, doch so wie Mas den Raum musterte und sein Gesicht dabei leicht, aber sichtbar verzog, hielt er nicht viel von ihm. Tatsächlich waren sie in der Schule auch immer große Runden bzw. Strecken, die möglichst wenige Kurven besaßen, gelaufen. Warum genau dies sinnvoll war, wusste Thyr ebenfalls nicht. Würde aber schon Sinn machen, nahm er an. Doch was nun tun? Es war so früh, dass es immer noch Schüler bzw. Jünglinge gab, die im Augenblick noch schliefen. Weshalb der komplette Quartier-Bereich gemieden werden sollte. Dann konnte es gut sein, dass an anderer Stelle gerade Putzdroiden dutzendweise anzutreffen waren, wobei sie die nicht vorhersehen konnten.


„Wollen wir am äußeren Ring entlang laufen?“ fragte Thyr im Glauben, dass Mas froh darüber wäre, wenn sein Schüler, der sich hier besser auskannte, einen Vorschlag machen würde. Besagter Ring war natürlich kein Ring in dem Sinne. Doch es verlief ein Gang am Rand des gesamten Komplexes herum und keine Quartiertür zeigte in eben diesen Gang.
„Als Ihr hier angekommen seid, wart Ihr auch schon in ihm. Er führt einmal herum. Wir müssen aber manchmal hintereinander laufen, weil zu dieser Zeit wahrscheinlich die Putzdroiden dort sein werden. Falls Euch das nicht stört...“
Womit es damit also beinahe so etwas wie ein Hindernislauf wäre...

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Wie bei der klassischen Jedi-Bekleidung, die Thyr gewählt hatte, zu erwarten gewesen war, legte der Junge die Robe ab. Sie war auch bei solchen, körperlichen Betätigungen eher hinderlich. Mas war sich ziemlich sicher, dass sie nur noch zeremoniell war, denn auch für Kälte und Regen gab es mittlerweile deutlich effektivere und adäquatere Bekleidung. Und im Endeffekt war die Kleiderordnung im Neuen Orden auch nicht mehr so streng. Mas war eben ein Traditionalist. Ob Thyr wohl auch einer war? Oder ob dies ihn nur an die legendären Jedi erinnerte, wie sie omnipräsent waren.

Mas wartete geduldig, bis sein Padawan fertig war und ihm signalisierte, dass er keine Fragen mehr hatte. Zufrieden stellte er außerdem fest, dass Thyr zumindest ein wenig motiviert für den Sport war und er es nicht nur als lästige Pflicht ansah. Viel mehr konnte er gerade um diese frühe Uhrzeit vermutlich auch nicht unbedingt erwarten.

Auch Mas war bereit. Er hatte vor sich später zu duschen, nach dem Sport und daher sollte sich das ganze auch ein wenig lohnen. Wenn er nicht wirklich schwitzte, fand er es auch etwas unnötig, sich zu duschen. Auch so ein Überbleibsel aus seiner Vergangenheit. Wenn man jeden Tag überlegen musste, ob man unter einer Überdachung schlafen konnte und was man abends essen sollte, dann war Körperhygiene keine Priorität, außerdem gab es dann meist auch keine Möglichkeit, diese durchzuführen. Zwar versuchte der Jedi-Ritter, dies in der Zivilisation ein wenig zu minimieren und sich halbwegs regelmäßig zu duschen. Er wollte schließlich auch nicht gerochen werden, bevor man ihn sehen konnte.

Thyr hingegen war Mas abschätziges Mustern des kleinen und minimalistischen Trainingsraumes nicht entgangen. Der Jedi war froh, dass der etwas ortskundigere Junge, eine alternative zum Warmlaufen vorschlug. Ein Rundgang also, maximal mit einigen Putzdroiden bevölkert, die auch direkt als Hindernisse dienen konnten. Nun das klang doch schon besser für ihn, wobei er Thyr natürlich auch nicht direkt über die Droiden springen lassen konnte. Aber das war zumindest eine Möglichkeit für zukünftige Sporteinlagen hier, auch wenn es nicht an einen Hindernislauf im Tempel von Coruscant herankam. Das würde Thyr auch noch blühen, dachte Mas und musste sich ein klein wenig zusammenreißen, nicht zu schmunzeln. Den aktuellen, unsportlichen Thyr über umgefallene Säulen und hoch und runter mit Hilfe der Macht springen zu sehen, war ein wenig amüsant. Auch wenn sein Padawan dann sicherlich die Früchte des Trainings und der Ausbildung seines Meisters ernten konnte. Für Mas war es ein erhebendes Gefühl gewesen, am Ende der Ausbildung zu sehen, wie er sich nun mit Hilfe der Macht fortbewegen konnte.

"Gute Idee Thyr, das setzen wir um. Ich kann zwar noch nicht von dir erwarten, mit mir mit zu halten oder die Droiden als richtige Hindernisse in den Lauf mit einzubeziehen, aber zumindest musst du so während dem Laufen konzentriert sein“, damit war die Entscheidung gefallen. Mas trat an Thyr voraus in den Gang und joggte leicht, gefolgt von Thyr, in die Richtung, die ihm sein Padawan aufzeigte, bis sie den Ringgang erreichten und Mas noch einmal stoppte und sich kurz umsah, bevor er sich zu Thyr umdrehte.


Er überlegte kurz, wie weit der Gang sich wohl um das Stockwerk erstreckte. Es war sicherlich eine ordentliche Strecke für den Anfang. Wie viel konnte und wollte er Thyr zumuten?

„Also, für den Anfang laufen wir drei Runden um das Gebäude herum. Ich werde am Anfang noch neben dir Laufen, aber dann später ein oder zwei Runden mehr drehen, dich also überholen. Das heißt aber nicht, dass du in der Zeit Pause machen kannst, Thyr, es geht hier ja vor allem um dich und deine Fitness!“, Mas Worte waren diesmal sehr besserwisserisch und fast schon schulmeisterlich. Er konnte es nicht überwachen, ob Thyr sich daranhielt, wollte sich aber auch nicht die ganze Zeit dem Tempo seines Schülers unterwerfen. Er beschloss, die erste Runde gemeinsam mit Thyr zu laufen, um zu sehen, welches Tempo der Junge hinlegen konnte und ihm zur Not etwas Hilfestellung zu geben. Vielleicht würde er auch die gesamte Zeit neben seinen Padawan laufen, wenn es die Situation erforderte.


„Vielleicht laufe ich auch die ganze Zeit neben dir, das sehen wir. Und nach den drei Runden sehen wir mal, wie lange die Strecke gewesen ist“, dabei zwinkerte er seinem Schüler fast ein wenig diabolisch zu, da er genau wusste, wie wenig Thyr diese Worte gefallen mussten.


„Bereit? Dann los!“, mit diesen Worten lief Mas los. Er wählte ein Tempo, dass etwas schneller als das gerade auf dem Weg hierhin war, aber in seinen Augen immer noch sehr moderat, ja fast schon gemächlich, war. Überlasten wollte er seinen Padawan natürlich nicht, es brachte ihnen beiden nichts, wenn er nach zwei Minuten zusammenbrach und er ihn auf die Krankenstation bringen musste.



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Mas nahm Thyrs Vorschlag ohne groß zu zögern an, was den Padawan so lange freute, bis sein Meister auf den Lauf zu sprechen kam. Drei Runden sollten es werden und obwohl Thyr nur schätzen konnte, wie lang diese Strecke war, wusste er, dass er noch nie in seinem Leben so lange am Stück gelaufen war. In der Schule hatten man ihn nie derart gefordert, worüber er damals froh gewesen war, nun aber doch nicht so gut fand. Der berühmte Wurf ins kalte Wasser stand ihm bevor. Er sprach es aber nicht an und nickte einfach nur mit vorgetäuschtem Mut, obwohl ihm schon jetzt sein Japsen in den Ohren klingelte und die Vorzeichen einer brennenden Lunge und brennender Beinmuskulatur spürbar waren, da ihm schon jetzt das Adrenalin durch den Körper jagte. Er fürchtete sich davor zu versagen.


Mas Andeutung, Thyr würde bei der erstbesten Gelegenheit betrügen, um die vollen drei Runden nicht wirklich durchlaufen zu müssen, nahm der Padawan einfach mal so hin. Es stimmte schon, dass er gerne gewisse Dinge zu umgehen versuchte und dafür auch so manche Anstrengung unternahm. Doch war er erst einmal in einer unangenehmen oder lästigen Situation, dann versuchte er auch ohne zu schummeln durchzuhalten. Eine Art von Arbeits- oder Lernmoral besaß er also durchaus. Er versuchte halt nur manchmal, dass diese nicht dazu kam anzuschlagen. Doch nun würde er laufen und er würde durchhalten. Höchstwahrscheinlich würde er immer langsamer werden. Aber stehenbleiben? Nein. So hatte man ihn nicht erzogen, so würde er auch nicht vorgehen. Das hatte auch nichts mit Stolz oder Ehre zu tun, wie ihm schon vor Jahren bewusst geworden war. Vielleicht hatte es etwas mit seinem Selbstwertgefühl zu tun, vielleicht aber auch mit seiner Abneigung gegenüber Drückebergerei. Was erst einmal paradox erscheinen mochte, weil er ja selber gerne Dinge zu umgehen versuchte. Aber es gab eben auch Menschen, die selbst notwendige Dinge ignorierten und einfach nicht tun wollten. Das konnte Thyr gar nicht ausstehen. Und als Schüler von Mas war es notwendig fit zu sein. Also würde er es sein. Punkt und Ende.


„Keine Sorge, Meister. Und wenn ich die dritte Runde kriechend hinter mich bringe, ich werde nicht stoppen.“ sagte der Padawan und machte dabei ein durchaus ernstes Gesicht. So schlimm würde es nicht werden, doch am Ende würde es wohl wirklich nur noch ein gemächliches Joggen sein, das sah er schon jetzt kommen. Beim Ring selbst angekommen, ging es Thyr noch relativ gut. Dann begann der eigentliche Lauf jedoch und Mas zog das Tempo an.

Fast sofort begann Thyr das umzusetzen, was ihn sein Sportlehrer bezüglich Atmung und Körperhaltung beigebracht hatte, damit er so lange wie möglich durchhalten würde. Wie lange das auch immer sein mochte. Gefühlte fünf, aber wahrscheinlich nur eine Minute später kamen die ersten Droiden in Sicht. Käferartig waren sie und konnten auf Boden, Wänden, Fenstern und der Decke entlang gleiten und jede glatte und sogar leicht unebene Flächen reinigen, wobei sie nie alleine arbeiteten, sondern mindestens zu dritt, da jeder eine andere Aufgabe übernahm. Wie Thyr wusste, waren die Droiden darauf programmiert worden, dass sie Humanoiden rechtzeitig aus dem Weg gingen. Doch für gewöhnlich lief man ihnen nicht in diesem Tempo entgegen, weshalb der erste Trupp nur gerade so eben aus dem Weg schweben konnte.


„Das waren die kleinen. Da gibt es noch größere.“ ließ Thyr seinen Meister wissen und lächelte leicht. Noch ging es ihm gut und für den Moment wirkte es so, als würde er die drei Runden tatsächlich schaffen. Und auch als der nächste Trupp auftauchte, diesmal in Begleitung mit zwei der Großen, fiel es ihm nicht schwer selber einen leichten Ausweichkurs einzuschlagen. Er traute sich in dem Augenblick sogar so viel zu, dass er nach dem Behälter auf dem großen Droiden griff. In diesem steckten genau jene Müsliriegel, die Thyr in seinem Quartier hatte und die eigentlich zurück in die Kantine gebracht werden sollten. Das Duo war – unter anderem – dafür zuständig liegengelassene Nahrungsmittel einzusammeln. Was bei einem Haufen junger Kinder natürlich öfter mal vorkam. Thyrs Eifer wurde jedoch nicht belohnt. Zu kurzfristig hatte er sich dafür entschieden und so ging sein Griff ins Leere. Doch mit etwas Glück würde er in der nächsten Runde eine weitere Chance erhalten. Denn Hunger hatte er immer noch. Sein Frühstück war ja mehr als kläglich gewesen.

Die erste Runde endete dann schließlich auch ohne weitere Vorkommnisse und Thyr hielt mit Mas mit. Noch schwitzte der Padawan auch nicht im großen Maße, während seine Beine hingegen bereits protestierten. Würde er nun aufhören, so war ihm durchaus klar, dann hätte er sagen können, dass er noch locker hätte weiter machen können. Doch er merkte auch, dass die Schmerzen nicht linear anstiegen. Was freilich nichts neues für ihn war. So begann die zweite Runde mit bösen Vorzeichen, was sich sofort in Thyrs Gesicht widerspiegelte. Seine bereits angekündigte verbissene Mimik, die bewusst übertrieben war, wurde zur Schau gestellt. Mit dieser machte er sich ein wenig über sich selbst lustig und wie er glaubte, tat er dies, um sich abzulenken. Von was er sich aber nicht ablenken konnte, waren die Geräusche, die er nun dank seiner Atmung von sich gab. Es klang nicht gleich nach Atemnot oder gar Asthma, doch das lag auch mehr daran, dass er bewusst leise zu atmen versuchte, während er gleichzeitig durch den Mund immer schneller einatmete. Was ihn jedoch nicht daran hinderte den erhofften Müsliriegel zu bekommen. Den riss er mitten im Lauf auf, schlang ihn herunter, als gäbe es nie wieder etwas und warf dann die Verpackung weg. Nur um sich in exakt diesem Moment wieder daran zu erinnern, dass er jetzt auf Ordnung achtete. Außer Atem zu sein und brennende Muskeln zu haben waren schließlich keine akzeptable Ausrede für das Wegwerfen von Müll. Also schwenkte er in eine extrem enge Kurve ein und sammelte die Verpackung wieder ein, wobei er dabei aus dem Tritt geriet und kurzzeitig stehenbleiben musste. Dafür drehte er sich dann wenigstens auf dem Absatz um und lief sofort weiter, wobei er kurzzeitig schneller lief, um Mas gleich wieder einzuholen.


„Blöde … Angewohnheiten … ich … arbeite daran.“

Noch einmal eine Minute später begann dann der Anfang vom Ende. Thyr merkte selber, wie er Stück für Stück langsamer wurde und er nicht einmal mehr Lust hatte das Gesicht zu verziehen. Er starrte einfach nur noch vor sich hin und versuchte einfach nur … nun ja, nicht gleich „zu überleben“, aber zumindest... durchzuhalten. Und das mit seinen neuen besten Freunden: Den Seitenstichen...

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Ob Thyr es wohl einhalten würde, nicht zu stoppen? Mas war noch nicht ganz überzeugt, wollte sich das aber nicht anmerken lassen. Immerhin sollte sein Padawan die Möglichkeit bekommen, sich zu beweisen und seine Worte mit Taten folgen zu lassen.

Für Mas war das Tempo nicht wirklich schnell, aber bewusst hatte er auch nicht gemächlich angefangen. In seinen Augen war das Tempo genau richtig, schnell genug um seine Wirkung nicht zu verfehlen, aber doch auch so langsam, dass ein ungeübter Läufer nicht direkt in Probleme geriet.

Die ersten Droiden auf die sie trafen machten alle Anstalten, ihnen auszuweichen und sich in Sicherheit zu bringen, bei dem Tempo der beiden Jedi nicht gerade einfach. Mas persönlich wäre es lieber gewesen, die Droiden für eine kleine Sprungeinlage zu nutzen, doch dass war noch nicht nötig. Thyr informierte ihn darüber, dass es noch größere Droiden gab, auf die sie treffen konnte und der Jedi war dabei fast erstaunt, wie normal sich die Stimme des Jungen noch anhörte. Offenbar steckte doch mehr in ihm, als er erwartet hatte, zumindest für den Anfang.

Kurz darauf tauchte dann die nächste Gruppe Droiden auf, diesmal in Begleitung der angesprochenen Großen. Mas verlangsamte hierfür sein Tempo ein wenig und ließ sich ein paar Meter zurückfallen, damit die Droiden etwas mehr Platz bekamen. Thyr umlief die Gruppe gekonnt und versuchte sich einen Müsliriegel zu klauen, was ihm jedoch misslang. Mas schmunzelte einerseits, über diese Zurschaustellung kindlichen Übermutes, andererseits zog er anklagend eine Augenbraue nach oben. Das war gerade seiner Meinung nach unnötig. Doch da sein Padawan ihn in diesem Moment nicht sehen konnte, ging jeder stiller Tadel sowieso am Ziel vorbei. Und Mas musste sich jetzt auf sich selbst konzentrieren. Denn er hatte für sich beschlossen, den Lauf noch etwas akrobatischer zu gestalten. Mas sprang gekonnt nach rechts an die Wand neben den Droiden, stieß sich daran ab zur linken Seite, von dort noch einmal und landete dann mit einem Salto hinter der Gruppe mechanischer Arbeiter, die natürlich kein Staunen kannten. Aber das war auch nicht sein Ziel gewesen, anzugeben. Es war ein gutes Training. Vor allem weil es deutlich schwerer war, aus der Bewegung heraus solche Stunts zu vollbringen. Thyr hatte das ganze vermutlich nicht einmal gesehen, aber das war auch nicht das Ziel von Mas gewesen.

Nach dem Salto lief er direkt, ohne stehen zu bleiben weiter und beschleunigte um seinen Padawan wieder einzuholen. Wieder gleichauf mit ihm, liefen sie schweigend für den Rest der ersten Runde nebeneinander. Thyr wirkte zuerst noch relativ fit, was Mas überraschte, doch schon kurz in der zweiten Runde merkte man dem Jungen an, dass ihn seine Kräfte verließen. Sein Gesicht würde fast schon übertrieben verbissen und seine Atmung war alles aber nicht gleichmäßig. Man hörte Thyr an, das er versuchte leise zu atmen, obwohl er dadurch viel zu wenig Luft bekam. Trotzdem suchte er erneut dem Droiden einen Müsliriegel zu stibitzten, was ihm gelang und er schlang ihn ohne Rücksicht auf Verluste im laufen runter. Eigentlich eine Leistung für sich, dass er sich während er halb außer Atem war dabei nicht verschluckte und halb daran erstickte. Trotzdem war Mas nicht begeistert. Amüsiert beobachtete der Jedi, wie sein Padawan darauf die Verpackung auf den Boden warf nur um sich direkt wieder danach umzudrehen, sie aufzuheben und sich dafür zu entschuldigen. Das Essen während dem Sport schien für ihn komplett selbstverständlich zu sein. Mas hatte nur kurz sein Tempo verlangsamt, um sich das anzusehen und Thyr musste dennoch einen kurzen Sprint hinlegen, um ihn einzuholen.

Mas Blick sagte vermutlich fast schon alles, doch Thyr war offenbar mehr mit sich selbst beschäftigt. Einfach kurz stehen zu bleiben und das Essen zwischendurch taten nicht gut, dass wusste er, aber Thyr wusste es scheinbar nicht. Der Blick des Jungen wanderte in die Ferne und er konzentrierte sich nur noch auf sich, während sie dem Ende der zweiten Runde entgegenliefen. Doch nachdem was sich Thyr gerade geleistet hatte, würde Mas ihn nicht so einfach davonkommen lassen.


„Los, vorwärts, Thyr, wer während dem Laufen essen kann, der kann auch weiterlaufen“, dabei klatschte er ein paar Mal motivierend in seine Hände, um das Tempo des Jungen anzuziehen. „Du hast noch eine ganze Runde vor dir, mein junger Padawan!“

Im Endeffekt hatte Thyr sich das selbst zuzuschreiben, denn eigentlich war Mas mit seiner Leistung recht zufrieden gewesen, es war ein guter Anfang. Aber das Essen während dem Laufen, das war eine Unart, die sich der Padawan gleich wieder abgewöhnen sollte, vor allem wenn er jetzt merkte, wie das Essen Seitenstechen begünstigte. Mas wurde gerade erst richtig warm und bekam so richtig Spaß am Laufen. Er zog ein wenig das Tempo an, so dass er ein paar Schritte vor seinem Padawan lief und blickte dann mit betont harter Miene zu ihm zurück, nur um dann ungewollt zu schmunzeln, als er sah, wie Thyr mit sich selbst kämpfte.

„War im nachhinein wohl doch keine so gute Idee während dem Laufen etwas zu essen, Thyr hm?“, Mas lächelte hierbei ziemlich fies zu seinem Padawan zurück, der mit sich selbst am kämpfen war. Sicher, dass war nicht gerade nett, was er jetzt veranstaltete, aber er hatte Thyr gewarnt, dass er den Sport ernst nahm und der Junge hatte sich verpflichtet dies ebenfalls zu tun, aus mehr oder weniger freien Stücken.



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Natürlich wurde es immer schlimmer. Wäre Thyr besser in Mathe gewesen, er hätte sicherlich berechnen können, wie viel schneller es schlimmer wurde. Einer umgekehrten Lawine gleich, die sich nicht immer schneller vergrößerte, sondern eben im Gegenteil, immer schneller kleiner wurde, schien ihm die Energie oder die Kraft aus dem Körper zu fließen. Obwohl er Mas Worte hörte, konnte er eigentlich nicht wirklich darauf reagieren. Sein Gehirn schien voll und ganz damit beschäftigt zu sein Kühlmittel auf seine brennenden Muskeln zu gießen und da blieb kein Raum mehr für etwas anderes. Ein Schritt nach dem anderen, darauf kam es nur an und sich darauf zu konzentrieren war alles was er gerade konnte. Aber er tat es. Er machte weiter, ganz wie versprochen.


Auch nachdem sein Meister ihn ein zweites Mal ansprach und etwas übers essen sagte, antwortete Thyr nicht, doch dafür hellte sich sein Gesicht kurz auf und es deutete sich eine Mienenspiel auf diesem an, welches mit einem Schulterzucken zu vergleichen war. Doch der Moment war schnell vorbei und er sah wieder in sich gekehrt aus. Und diesmal schien der Jedi Ritter zu verstehen und rannte weiter. Es machte keinen Sinn mehr zusammen zu laufen, da Thyr inzwischen – etwa eine halbe Runde vor Schluss – eh kaum mehr lief, als das er schnell ging. Genau genommen lief er noch, was man auch an seiner Körperhaltung ablesen konnte, doch von der Geschwindigkeit her hätte ihn ein es eilig habender und trotzdem nur gehender Gleichaltriger überholen können.

Zum Schluss änderte sich dies aber wenigstens nicht mehr. Doch selbst als er die Quasi-Ziellinie sah, wollte Thyr keine Reserven mehr aufbieten und doch noch einmal schneller laufen. Vielleicht konnte er es auch nicht. Da Mas noch in seiner Extrarunde steckte, kam der Padawan alleine an und fiel mehr oder weniger wie ein nasser Sack zu Boden. Da sich Thyr noch lange nicht als stolzer Jedi fühlte, der immer eine gewisse Haltung zu wahren hatte, fiel es ihm nicht schwer wie ein Erschlagener am Boden zu liegen und kläglich vor sich hin zu keuchen und gleichzeitig das Gefühl zu genießen, welches ihn nun durchfloss, weil alle seine soeben überstrapazierten Muskeln nun ruhen konnten. War er zufrieden mit sich? Schwer zu sagen. Kam wohl darauf an, was er erwartet hatte. Doch als er nun, mit geschlossenen Augen auf dem rechten Ohr liegend darüber nachdachte, wollte ihm nicht wirklich einfallen, womit er gerechnet hatte. Nur das es ihn überfordern würde, er aber trotzdem durchhalten wollte. Was ja auch so geschehen war. Insofern hatte er Recht gehabt. Nichtsdestotrotz hoffte man natürlich insgeheim immer, dass man sich doch irrte und alles besser laufen würde. Daher wohl auch das leise an ihm nagende Gefühl der Unzufriedenheit.


Eine unbestimmte Zeit später hörte Thyr dann schließlich die noch viel zu energiegeladenen Schritte seines Meisters, wie sie regelrecht über den Boden flogen. Selbst ihm fiel auf, wie wenig diese Schritte mit seinen eigenen letzten, geradezu zombiehaften gemein hatten. Aber immerhin zwangen sie ihn dazu sich aufzusetzen, da er dann doch nicht so gefunden werden sollte, wie er sich fühlte. Seine Arme hatten noch Kraft, weshalb er dies sogar recht flott hinbekam und schließlich an die Wand gelehnt in eine Art lockerem Schneidersitz dasaß. Die an ihm klebende Tunika, sein sicherlich gerötetes Gesicht und die Atmung verrieten aber wahrscheinlich sowieso wie er sich fühlte. Ach ja. Und die Macht natürlich.

„Können wir eine Pause machen?“ fragte Thyr und hob dabei die Hand, als wolle er Mas grüßen, wobei der Padawan in diesem Augenblick selbst nicht wusste, weshalb er es tat.

„Und äh... Ihr sagtet essen ist schlecht. Also während des Laufens. Habe ich das richtig verstanden?“
Scheinbar hatte sein Unterbewusstsein doch mitbekommen, was sein Meister gesagt hatte und nun, da er den sportlichen Ritter wieder sah und auch normal nachdenken konnte, kam wieder alles hoch.
„Hat mein Sportlehrer auch gesagt. Dachte aber, dass Essen Energie bringt. Das sich das doch irgendwie... äh … ausgleicht. Warum ist das denn schlecht?“
Mit der Erklärung hatte ihr Lehrer nämlich gerne mal gegeizt. In den naturwissenschaftlichen Fächern hatte es vor allem Erklärungen für alles mögliche gegeben, doch dafür war es oftmals um nicht alltagstaugliche Dinge gegangen und in Sport war es eben anders herum gewesen. Hätte sich Thyr mehr für diese Fächer interessiert, dieser Umstand hätte ihn sicherlich gestört. Doch nun war er auf dem Weg ein Jedi zu werden. Nun wollte er genau wissen wieso etwas gut und wieso etwas schlecht war. Er wollte es richtig machen. Wollte es gut machen. Für sich selbst, für Mas und für die Jedi und damit im Endeffekt für alle. Er konnte nicht mehr nur an sich denken. Als Jedi war er Teil von etwas, das alles zum Guten verändern konnte. Gleichgültigkeit konnte und wollte sich Thyr nicht mehr leisten. Und ebenso konnte er sich einen untrainierten Körper nicht mehr leisten. Auch wenn ihm dieser Gedanke gar nicht gefiel...

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Thyr kämpfte sich erstaunlich wacker durch das Lauftraining, trotz alles Widrigkeiten. Er schaffte es jedoch nicht, bis zum Ende durchzuhalten. Mas fand ihn irgendwann, ziemlich erschöpft an der Wand lehnen, irgendwo kurz vorm Ziel. Da hatte er bereits eine Extrarunde gedreht und ihn überholt. Wild gestikulierte er seinem Meister, stehen zu bleiben und bat um eine Pause. Der Jedi tat wie verlangt und blieb vor Thyr stehen. Thyrs Anblick war irgendwo zwischen grauenvoll und lustig. Aber offenbar saß er schon ein wenig da, sodass sich sein Körper bereits ein klein wenig erholt hatte.


„Ja, es ist schlecht während oder kurz vor dem Sport zu Essen. Vor allem größere Mengen davor. Aber während dem Laufen. Du hast es vielleicht selbst gemerkt, aber nach dem gegessenen Riegel solltest du deutlich stärkeres und schneller Seitenstechen bekommen haben. Ich denke mal, dass du durch das Essen deine Atmung durcheinanderbringst, das würde es für mich zumindest erklären.“


Mas selbst hatte auch seine Erfahrungen damit gemacht. Er war mehr als einmal auf der Suche nach Essbarem kriminell geworden. Dabei hatte er auf die Harte Tour gelernt, dass man sich und seine Beute erst in Sicherheit brachte, bevor man sie selbst verspeiste. Und hier war es nicht ganz so schlimm, aber eine ähnliche Situation.

„Ich rate dir ab jetzt, maximal eine Kleinigkeit vor dem Morgensport zu essen und lieber danach, wenn wir fertig sind ordentlich zu frühstücken. So bekommst du auch gleich wieder mehr Energie für den Rest des Tages und dein Muskelkater fällt nicht einmal halb so schlimm aus wie normalerweise.“

Er war sich nicht sicher, ob Thyr diese Erklärung genügen würde, aber viel besser konnte es Mas nicht erklären, dass waren ja alles Dinge, die er selbst aus negativen Erfahrungen heraus wusste. Nie hatte er dazu ein Buch gelesen oder die biologischen Zusammenhänge dahinter erklärt bekommen.

Noch einmal beäugte er dann seinen Padawan, der halb wie ein nasser Sack und halb wie ein sitzender Zombie an der Wand lehnte. Mit einem gutmütigen, fast väterlichen Grinsen im Gesicht schüttelte er den Kopf.

„Das war doch gar nicht so schlimm, wie ich erwartet hatte. Aber wir sind noch nicht fertig, Thyr. Ein bisschen Krafttraining muss auch noch sein und davor dehnen wir uns jetzt erstmal. Also, hopp, aufstehen!“

Der Jedi machte eine klare, motivierend gemeinte Geste, damit sein Schüler sich aufraffte. Aus eigener Erfahrung konnte er sagen, je länger man so dasaß, desto schwerer wurde es aufzustehen. Und auch wenn er noch sehr entspannt war, so hatte doch in seiner Stimme ein leicht fordernder, unnachgiebiger Unterton gelegen. Es sollte weiter gehen mit dem Training und danach konnten sie sich ausruhen und ausgiebig frühstücken. Auch Mas bekam tatsächlich langsam Hunger, obwohl er sich am Abend davor so ausgiebig in der Kantine vollgestopft hatte. War das vielleicht ein Zeichen einer Gewöhnung an den Luxus, regelmäßig essen zu können?

Es dauerte etwas und war zugleich amüsant und kopfschüttelnd zu beobachten, wie Thyr sich aufraffte. Ganz bewusst half ihm Mas nicht, auch wenn der Junge doch etwas von seinem Mitleid erregte. Es sollte eine kleine Lektion sein, dass man sich manchmal auch selbst helfen können musste, denn nicht immer war jemand da, der einen retten konnte oder der einem den Rücken stärkte. Selbst bei den Jedi nicht, so viel auch von Mitgefühl und Kameradschaft gepredigt wurde.

Dann endlich konnten sie mit dem Dehnen fortfahren. Mas stellte sich gegenüber seinem Schüler auf und begann, zuerst die Beine ausgiebig zu dehnen und zu strecken. Dabei hatte er Thyr erklärt, dass er einfach seine Übungen nachmachen sollte. Mas war der Meinung, dass das gepaart mit ein paar einfachen Erklärungen, auf was er zu achten hatte und welchen Muskel er jetzt spüren sollte, ausreichen würde, doch er musste doch das ein oder andere Mal eingreifen und seinem Padawan ein wenig Hilfestellung geben.

„Dehnen ist fast noch wichtiger als der Sport selbst, es beugt vor allem Verletzungen der Muskeln und Sehnen vor, da sie so belastbarer und, wie der Name schon sagt, dehnbarer werden. Also falls du irgendwann mal in Versuchung kommst, alleine Sport zu machen, dann vergiss das Dehnen danach nicht!“

Ob es wohl jemals zu dem Tag kommen würde? Mas glaubte es jedenfalls. Thyr schien sich wirklich fest vorgenommen zu haben, sich in seine Ausbildung rein zu hängen, ein sehr gutes Zeichen, fand Mas, vor allem wenn man die Uhrzeit bedachte, zu der niemand gerne wach war.

Als sie mit dem Dehnen fertig warten, wurden die Gänge ganz langsam etwas geschäftiger, da mittlerweile die meisten Bewohner des Hortes aus ihren Betten krochen. Um nicht unangenehm aufzufallen und niemanden zu stören, beschloss Mas also die Kraftübungen wieder im Trainingsraum durchzuführen.


„Lass uns für die Kraftübungen zurück in den Trainingsraum gehen, da stören wir beide niemanden!“, teilte er nun seinem Padawan die Entscheidung mit und sie beide machten sich direkt auf den Weg zurück zum Trainingsraum, um dort ihr morgendliches Trainingsprogramm zu beenden.


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Sich selbst einzureden, man würde die Zähne zusammen beißen und schon durchhalten, weil man ja dies und das in der Zukunft vor habe, war ziemlich einfach. In der Phantasie war jede noch so schwere Last und Herausforderung machbar, egal ob man ihr schon einmal begegnet war oder nicht. Das Gehirn wusste schon, wie es das Bewusstsein zu manipulieren hatte. Der nicht sportliche Thyr hatte auch so gedacht. Na dann würde er eben schwitzen und keuchen müssen, dann würde er eben mit Muskelkater und Müdigkeit durch die nächsten Wochen gehen und so weiter. Aber er würde es schaffen. Dieser sogenannte Plan zog einen jedoch nur dann nicht herunter, wenn er exakt so in der Realität stattfand, wie man zuvor geglaubt hatte. Nun offenbarte Mas, dass man vor dem Training sogar gar nichts essen sollte. Also viel zu früh aufstehen, nichts essen und dann bis zum Umfallen den Körper schinden. Zugegebenermaßen war Thyr nicht der große Esser und er ließ auch mal Mahlzeiten aus. Doch nun musste oder sollte er sie zumindest aussetzten und das war wieder was anderes. Der junge Padawan starrte seinen Meister mit unbewegter Miene an, nicht dazu in der Lage seine Bestürzung Ausdruck zu verleihen. Wenn es nun zum Laufen und sich anderweitig körperlich ertüchtigen ging, hatte er zuletzt vor acht, zehn oder zwölf Stunden etwas gegessen. Sein kleiner Magen war dann leer, so wie er sich trotz des Riegels auch jetzt anfühlte.

„Okay.“ hauchte Thyr und rappelte sich auf. Mas hatte ihm zwar nur einen Ratschlag gegeben, den er nicht zwingend einzuhalten brauchte, doch für ihn waren solche nicht gesetzmäßigen Meinungen seines Meisters trotzdem so etwas wie ein Gesetz. Es kam für ihn gar nicht in Frage, sich nicht daran zu halten. Also über Monate hinweg müde und hungrig zu Boden fallen. Na wenigstens konnte ihn die harte Welt dort draußen dann nicht mehr überraschen, versuchte Thyr sich selbst aufzumuntern.

Viel Zeit ließ Mas ihm jedoch nicht. Es ging mit dem Dehnen weiter. Das kannte er schon von der Schule und wie gesagt, er verstand es nicht. Als würden Kinder sich vorher dehnen, wenn sie Kräfte zehrende Spiele spielten. Sie taten es einfach und zumindest Thyr hatte nie davon gehört, dass das schief gegangen war. Die Erklärung seines Meisters deckte sich so ziemlich genau mit der des Sportlehrers, womit sie wieder an einem Punkt angelangt waren, in welchem ein Naturwissenschaftler nützlich gewesen wäre. Doch Thyrs Vorsatz, keine offene Frage ungefragt zu lassen, griff in diesem Moment nicht, da sich der Farmerssohn zu schwach fühlte, um sich auch noch zu unterhalten. Alle seine verfügbaren Worte waren zum Thema „Beim Laufen etwas essen“ verbraucht worden. Diese Dehnungssache musste einfach später geklärt werden. Nun musste er sich auf Muskeln und Sehnen konzentrieren bzw. genauer gesagt darauf, dass er nicht hinfiel. Mas Korrekturen, die hin und wieder notwendig waren, nahm Thyr wortlos an. War dies sogar eines der Ziele, fragte der Padawan sich zwischendurch. Die Schüler so auszulaugen, dass sie keine Fragen stellen konnten? Mas besaß definitiv die Stränge eines erzieherisch tätigen Vaters, der bereits ein Bild von seinem zukünftigen Kind um Kopf hatte und kaum Abweichungen akzeptierte. Nur war er nicht Thyrs Vater, was man an den hier und da eingestreuten Nettigkeiten erkannte. Was nicht viel half, da sich der Schüler selbst unter Druck setzte, um dem Meister zu gefallen.


Als es langsam lauter und voller wurde, da entschied Mas, dass sie doch lieber wieder in den Trainingsraum zurückgehen sollten und taten dies auch. Die Jünglinge, die an ihnen vorbei zogen, erkannten manchmal Thyrs Erschöpfung und fanden dies aus vielerlei Gründen witzig, während die Erwachsenen sie entweder nur höflich grüßten und ebenso höflich Thyrs Erscheinungsbild ignorierten oder ihn sogar dezent ermutigend zunickten oder anlächelten. Und das half scheinbar, denn mit Erreichen ihres Zieles war Thyr beinahe wieder guter Stimmung. Kraftübungen hatte Mas gesagt und meinte damit Muskelaufbau oder so etwas.


Ziemlich schnell wurde klar, dass es sich um die exakt selben Übungen handelte, die sie auch in der Schule hatten machen müssen. Nur das er diesmal nicht benotet wurde, was Thyr aber auch kein Stück nachlassen ließ. Die Meinung seines Sportlehrers war ihm ohnehin immer recht egal gewesen und da er vor seinen Mitschülern sowieso von Anfang an für eine sportliche Niete gehalten worden war, hatte er sich auch nie übermäßig angestrengt. Mas hingegen strahlte etwas aus, dass den Padawan antrieb. Der Ritter musste nichts sagen, musste ihn nicht mit energischen Gesten antreiben, sondern einfach nur da sein und zuschauen. Es half aus Gründen, die Thyr wohl erst später verstehen würde. Nichtsdestotrotz war es schwer. Kniebeugen, Sit-ups, Liegestütze und sogar die verhassten Klimmzüge kamen dran. Mit letzteren hatte Thyr gar nicht mehr gerechnet, da es in dem Raum scheinbar nichts dafür gab, doch die Konstrukteure des selbigen waren findige Mistkerle gewesen, die allerhand in den Wänden versteckt hatten und Mas hatte nur den einen oder anderen Knopf drücken müssen und schon war in diesem Falle die an der Wand befestigte Haltestange herausgefahren. Und das so weit über dem Boden, sodass nicht einmal ein Wookiee schummeln konnte.


Natürlich hatte es an diesem frühen Morgen keine Wunder gegeben. Thyr hatte sein normales schulisches Pensum geschafft, denn alle Vorteile von Mas Ausstrahlung war dadurch zunichte gemacht worden, dass sich Thyr nun wirklich Mühe gab alles richtig zu machen. In der Schule gab es eben nur einen Lehrer mit einem Paar Augen. Da zu schummeln war leicht und er hatte es immer getan. Nun tat es Thyr selbst dann nicht, wenn Mas nicht hinsah, obwohl er es sowieso fast immer getan hatte. Aber der innere Antrieb, nur durch Betrug ans Ziel zu kommen, war in Thyr nie aufgekommen. Was den Farmerssohn am Ende, als er wieder auf dem Boden saß und sich nicht mehr bewegen wollte, doch schon überraschte. Das ihn dieser Ort und die Jedi eine so schlechte Angewohnheit, die er über Jahre hinweg gepflegt und gehegt hatte, so einfach austreiben konnte, grenzte glatt an ein Wunder.


„Reicht das … dann für heu- .. diese Woche?“
fragte Thyr und versuchte sich an ein Lächeln. Man konnte es ja mal probieren...

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