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Gedanken und Worte sprudelten einer Quelle gleich aus dem Mund des Nichtmenschen hervor. Er sah sich den Duros einen Moment lang an, als dieser seinen schier nicht enden wollenden Monolog beendet hatte. War er überhaupt ein Duros, oder doch eher ein Neimodianer? Seine Kopfform, die Größe seines Craniums, hatten ihn zu der ersten Annahme verleitet. Neimodianer hatten einen viel schmaleren Kopf. Doch Neimodianer hatten eine gräuliche Textur in ihren Pigmenten, während dieser Nichtmensch eher einen Grünstich aufwies. Er blieb dabei, diese Kreatur musste ein Duros sein. Etwas anderes beschäftigte den Sith, eine Enigma die sich ihm hier offenbarte. Wieso verfügte ein profaner Mechaniker über die rhetorische Gabe, die Ruul hier vorzeigte? Die meisten seiner Berufsgenossen waren kognitiv eher bodenständig gewesen. Schon während seiner Zeit auf Nar Shaddaa hatte er die Erfahrung gemacht, dass sich mit den Mechanikern selten über so tiefsinniges reden ließ. Es mochte an seiner Überheblichkeit und Arroganz liegen, doch erkannte Draconis noch nicht den Zusammenhang zwischen seiner technischen Begabung und seinem sprachlichen Feinschliff.

„Ruul.“ wiederholte der Sith den Namen dieses Duros und ließ den Namen dabei in seinem Mund wandern wie einen Wein, über den es noch ein geschmackliches Urteil zu fällen gab.

Am Boden kauernd zeigte Ruul eine Unterwürfigkeit, die selbst Darth Draconis ein Stück weit unangenehm wurde. Er hatte nichts dagegen wie ein Gott verehrt zu werden, doch wollte er es nicht einfach nur aufgrund seines Ranges, sondern weil die Kreaturen um ihn herum an ihm glaubten. Das hier war lediglich ein gesellschaftlich indoktriniertes Verhalten, dass Ruul jedem anderen höhergestellten Sith auch entgegengebracht hätte. Wer weiß, vielleicht hätte er sich sogar vor Niphira in den Staub geworfen, wenn sie mit ihrer Duraplast Rüstung hier hereinmarschiert wäre. Er wollte mehr. Viel mehr. Dieser Ruul war ein interessanter Zeitgenosse, sodass sich Draconis entschied ihm noch einige Augenblicke mehr zu widmen. Vielleicht würde er ihn ja überraschen. Einen Jünger mit einer gewissen technischen Expertise konnten sie bei dem Abstieg durchaus gebrauchen. Im Endeffekt suchte er nur lebende Schutzschilde, die sowohl ihm als auch Niphira die Wirkungsweise des Artefaktes demonstrieren würden und zeigten, welche Formen von Schaden die Kreaturen der Katakomben ihnen, respektive den Jüngern, zufügen konnten. Der Sith lehnte sich mit seinem Rücken an den Tischrand ab und deutete mit einer Handbewegung dem Duros sich zurück auf seinen Platz zu setzen. Als dieser seinem Befehl nicht folgte, blickte er zu diesem. Sein Kopf war soweit gesengt, dass Ruul nicht sah, dass er ihn aufforderte Platz zu nehmen. Der Sith räusperte sich geräuschvoll, als wohl auch dem Duros auffiel, dass die Stille unnatürlich war und folgte dann, als er seinen Blick hob, der Geste des Siths. Zwar sah er somit immer noch auf den Duros herab, doch war es nicht mehr direkt die Unterwürfigkeit, die aus ihrer physischen Position sprach.


„Wissen ist eine unschätzbare Ressource. Sie ist der Schlüssel zu den großen Mysterien der Macht und damit auch der Welt um uns herum. Sie ist die treibende Kraft unzähliger Sith.“ begann der Sith dozierend und ließ offen, welche Sith das waren.

Noch würde er dem Jünger nicht offenbaren, dass auch er auf der Suche nach altem Wissen war. Darth Draconis würde sich einen Spaß daraus machen den Duros zu testen und zu umgarnen, denn dieser schien nicht auf den Kopf gefallen zu sein. Es wäre ein leichtes für den Sith Executor gewesen diesem Nichtmensch zu befehlen ihm zu folgen, ihm zu dienen und sein Schiff in Schuss zu halten oder in den Katakomben als lebendes Schutzschild zu fungieren. Doch das war zu leicht. Darin lag weder eine Herausforderung noch wirklich Macht. Er wollte, dass seine Untergebenen an ihn glaubten und bereitwillig für ihn in den Tod gingen. Nicht weil er es befahl, sondern weil sie ihr Leben für seine Mission geben wollten. Manch einer mochte das vermessen nennen, vielleicht sogar ineffizient, Doch den Krayt Drachen interessierte das Gejaule der Kath-Hunde nicht.

„Sag mir, Ruul, wie kommt es, dass ein Mechaniker so wortgewandt ist, wie du es bist?“

Es war nur der erste Teil seiner Fragen, die er an den Duros hatte. Die zweite Frage schoss der Sith direkt hinterher. Wenn der Duros wirklich so intelligent war, wie er sich hier zeigte, dann würde er damit zurechtkommen und nicht wie so mancher Gamorreaner bereits die massige Stirn in Falten werfen und beim Denken anfangen zu schwitzen.

„Und was versprichst du dir davon, diese alten Maschinen ausfindig zu machen? Hat unser Technologielevel nicht einen Status erreicht, der uns erlaubt Planeten dank Kyerkristalltechnologie auszulöschen und Sternzerstörer zu bauen, die jedes Schiff der Vergangenheit verblassen lassen?“

Die Fähigkeit Planeten in ihre einzelnen Atome zu vernichten war unbedeutend im Vergleich zu den Geschenken, die die dunkle Seite der Macht bereit war zu offerieren. Es gab schließlich Schicksale, die weitaus schlimmer waren als der Tod.

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Der Erhabene reagierte mit einer Ruhe, die Ruul überraschte. Mehr noch, er ließ den Duros dozieren, bestrafte ihn dafür jedoch nicht. Sogar auf einen Tadel verzichtete er. Der technisch ach so versierte Nichtmensch war außer sich vor Freude. Als der Sith ihm dann gebot, Platz zu nehmen, ließ er keinen Augenblick verstreichen und setzte sich folgsam. Dann wurde Ruul mit weiteren Fragen konfrontiert - nachdem der Mächtige ihn, den viel Geringeren, noch an sinistrer Weisheit teilhaben ließ. Der Duros schluckt schwer, starrte den Düsteren heimlich aus lidlosen Augen an und fokussierte all seine Konzentration, denn er befürchtete, geistig wieder zum Bauteil abzudriften. Das wollte er unter allen Umständen vermeiden.

Wissen war eine Ressource - so sprach der Sith. Wie Recht er damit hatte. Er verstand. Er, der große Machtanwender, sah die Welt offenbar so, wie Ruul sie sah. Der Duros jedoch sah in Wissen sogar noch mehr. Wissen war nicht nur eine Ressource, sie war ein formbares Element. Und daraus ließ sich eine Waffe schmieden. Eine mächtigere Waffe als jedes Lichtschwert oder jeder Turbolaser.

Die eigentliche Frage des Sith beschwor den Nichtmenschen jedoch neuerlich in die reale Welt. Warum er so sprach, wie er sprach - das wollte der große Lord wissen. Wieder sann Ruul kurz nach, ging in sich .. und fand keine passable Antwort. Er hatte nie durch besondere Schläue brilliert .. zumindest hatte ihn niemand je dafür gelobt. Andererseits hatte man ihn seit jeher eher selten gelobt. Seine Fähigkeiten und besonderen Beziehungen zu Technologie im Allgemeinen hatten Anklang und Faszination gefunden, aber oftmals auch Neid und Missgunst erzeugt. Warum sprach er eigentlich so?

>>Großer Lord, ich denke .. ich habe oft und viel gelesen. Meist alte Dateien und technische Abhandlungen. Wenn Euch meine Ausdrucksweise stört .. ich kann sie ändern, mein Herr!<<, erwiderte der Duros. Störte es den Sith denn wirklich? Oder war er schlichtweg neugierig? Wollte er ihm vielleicht mithilfe seiner sicherlich endlosen Kräfte die Stimmkraft rauben? Sollte Ruul fortan ein schweigendes Dasein fristen? Gut, seine fiktiven Lehrstunden konnte er sicherlich weiter geben, aber es wäre nicht dasselbe. Zudem hatte er ... DER BOLZEN SITZT NACH WIE VOR NICHT PERFEKT!

>>
NEIN!<<, kreischte der Duros ... ertappte sich dann jedoch dabei, dass er seiner inneren Stimme laut antwortete. Und sofort haspelte er, innerlich aufgewühlt und panisch, eine Antwort auf die letzte Frage des großen Lords. >>... alles lässt sich verbessern, alles kann modernisiert werden. Herr ... ich bin mir sicher, dass sich eine Vielzahl von versteckten Mysterien und zur Erweiterung taugliche technische Errungenschaften in vielen Archiven finden lassen. Natürlich habt Ihr Recht, großer Lord. Wir haben einen hochtechnologischen Stand .. im Alltag, bei Kriegsgeräten .. doch habt Ihr nicht den Eindruck, dass vieles davon umständlich zu bedienen ist. Mit hohem Aufwand an Personal? Ich meine, es ließe sich besser automatisieren und kontrollieren. Ich WEISS, dass es Möglichkeiten gibt. Und ich meine auch, dass diese Hände ...<< - wobei er seine grünlichen Gliedmaßen hob - >>.. in der Lage sind fast alle technischen Geräte zu verbessern - wenn ich mit der Technik dahinter gesprochen habe. Äh .. sie verstanden habe.<<, ergänzte der Duros. Hoffentlich hatte der Erhabene nicht gehört, dass er mit der Technik sprach. Oder die technischen Geräte eine Form der Kommunikation wählten, die der Duros verstand. Niemand hatte ihm das je geglaubt und seine Behauptung hatte selten zu größerer Beliebtheit bei anderen geführt.

Oh ihr Götter, er redete sich um Kopf und Kragen. Eben noch hatte er in den Skizzen und Texten zu Schwebern gelesen und plötzlich machte er sich vor einem Erhabenen lächerlich. Das musste der schlimmste Tag in der Geschichte aller Jünger sein. Ruul konnte ja nicht einmal flüchten, weil der mächtige Sith ihn zu Boden schleudern konnte .. durch den bloßen Einsatz von Willenskraft. Jämmerliches Flehen und Bitten um das eigene Leben hatte sicherlich auch keinen Zweck. Er war verdammt. Oh, wie dumm war es von ihm gewesen, in die Bibliothek zu gehen. Er hätte bei den Speedern und Raumern bleiben sollten.

DER BOLZEN ...


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Die dunkle Seite der Macht war imstande ein Wesen zu bereichern oder verkümmern zu lassen. Sie war Gift und Medizin zugleich. Die Fantasie konnte durch ihre Einwirkung beflügelt werden oder von Paranoia und Trugbildern zersetzt werden, bis nur noch ein fransiger, löchriger Teppich übrigblieb, der zuvor das Gewebe eines gesunden Geistes darstellte. Doch der Firnis der Realität war dünn und leicht abzukratzen, darunter befand sich die bodenlose schwarze Leere Bogans, den unendlichen weiten des Alls gleich. In diesen Abrund musste man sich als Sith stürzen, der weg musste erst hinab führen, bevor man aufsteigen konnte. Bei näherer Betrachtung fragte sich Darth Draconis, von welchen Kräften der dunklen Seite dieses Wesen geplagt wurde. Irgendwas in seinem Inneren schien zu arbeiten, zu zerdenken und zu zerstreuen. Doch weder seine Aura noch ein Abtasten seiner Gedanken konnten Draconis nicht erkennen. Sie waren wirr und im ständigen Fluss, einem glitschigen Aal gleich entzogen sie sich widerstrebend einer näheren Betrachtung.


„Mäßige deinen Ton, Ruul.“
sprach Draconis mit einem strafenden Unterton. In seiner Gegenwart erhob niemand die Stimme, es sei denn, der Sith Executor erlaubte es.

Einen Moment lang verharrte sein Blick auf den Duros. Prüfend. Abwägend. Eine belastende Ewigkeit schien zu vergehen, auch wenn tatsächlich laut Chrono nur einige Augenblicke vergangen waren. Zeit hatte die widerliche Angewohnheit sich exorbitant auszudehnen, wenn man es am wenigsten wollte und wie Sand zwischen den Fingern zu verrinnen, wen man sie dringend brauchte.


„An deiner Art zu sprechen ist nichts falsch. Sie ist nur ungewohnt für einen Jünger. Nutze es. Umgarne deine Mitwesen und lasse sie für dich arbeiten.“

Eine Empfehlung, die für ihn als Oberen auf der Hand lag, doch war das auch dem Duros bewusst? Was für ihn offensichtlich war, konnte einem Jünger verborgen bleiben. Ein Miasma aus Neid, Angst und Furcht ließ selbst das hellste Licht verkümmern. Doch die Flamme der dunklen Seite konnte nur lodern, wenn man sich von den Fesseln anderer Meinungen befreite und seinen eigenen Weg fand. Ruul schien ein Wesen zu sein, dass nie viel Aufmerksamkeit bekommen hatte. Das erleichterte es dem Sith Executor ihn zu bezirzen und ihm seinen Willen nicht mit der Macht aufzuzwingen, sondern bereitwillig den Invasor in seinen gedanklichen Kosmos einzuladen.

„Mir scheint, du bist ein wirklich… intensiver Jünger. Deine Ideen klingen interessant. Fortschritt ist das, was uns Sith antreibt. Was uns von den Jedi unterscheidet. Stillstand bedeutet Tod und nur über die Weiterentwicklung können wir als Sith die Ketten ablegen, die uns daran hindern unser Potenzial zu verwirklichen.“ Die Worte des Duros waren zwar in gewisser Weise Musik in den Ohren des Siths, doch blieb er argwöhnisch ob es der Duros auch wirklich so meinte. Er unterstellte ihm nicht einmal zu lügen. Die Macht hätte ihn verraten. Doch das, wonach wir uns wirklich sehnten, bleibt nur so lange interessant bis wir es erhalten. Ein gieriger Geist kennt keine Ruh‘ und der Geist des Duros schien überaus gierig zu sein, wenn auch ohne Fokus. „Doch fehlt es dir noch einer führenden Hand. Du benötigst einen…“ Darth Draconis überlegte kurz. Er kannte sich mit technischen Belangen nicht besonders gut aus und suchte daher nach einem passenden Terminus. „Administrator, der deine Funktionen in die richtigen Bahnen lenkt.“

Erneut ließ der Sith offen, ob er dieser Administrator sein würde, der Ruul zu seinem persönlichen Glück führen würde. Versprechungen konnte er viele machen, doch beschränkte er sich nur auf jene, die er auch tatsächlich einzuhalten gedachte. Das war seine Währung im Orden der Sith. Sowohl Niphira, als auch Nergal und Dopa Maskey gegenüber.

„Du verfügst über einen technischen Sachverstand, der deinesgleichen...“ attestierte ihm der Sith schmeichelnd, dabei warf Darth Draconis einen beiläufigen Blick auf die anderen Jünger. „überflügelt.“

Wie eine Schlange schlangen sich seine Worte um den Jünger, nahmen ihn ein und sollten an sein Ego appelieren.


„Ich plane einen Abstieg hinab in die Katakomben des Ordens.“ Begann der Sith langsam seinem Gegenüber seine Pläne zu offenbaren. „Welche technischen Geräte würdest du für ein solches Unterfangen empfehlen?

Der Sith ging davon aus, dass die Katakomben selbst Ruul ein Begriff waren. Jünger sprachen untereinander, versuchten Vorteile zu ergattern und neideten einander jeden Erfolg. Ihm hier vor allen Jüngern diese Zeit zu widmen konnte sowohl Geschenk, als auch Fluch sein. Wer würde wohl Anstoß an seinem neu gefundenen Bekannten finden und ihn um einen Gefallen errpessen? Wenn es darum ging andere zu unterjochen konnten Jünger des Tempels auf erfrischend ausgefallene Ideen kommen um ihren Willen zu bekommen. Viele dieser Wege endeten in den Katakomben. Entweder durch Mord oder durch eine Neugierde und Gier, die sie auf eine Suche nach vermeintlichen Schätzen in den dunklen Gewölben trieb. Doch dort unten lauerten keine Schätze, nur der Tod und selbst der war oftmals nicht das Ende der Reise…

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Da war er nun endlich, der Tadel. Die Zurechtweisung. Das dräuende Unheil. Fast war der Duros bereit, sich vor dem Sith in den - kaum vorhandenen - Staub zu werfen. Doch einmal mehr musste er sich über die eigene Courage wundern. Ruul verharrte, glotzte mit seinen lidlosen Sehorganen eisern auf den Boden und ... ließ den kurz aufflammenden Schwall spürbaren Zorns über sich ergehen. Sogleich wurde der Erhabene wieder ruhiger und sachlicher. Und Sachlichkeit war etwas, das Ruul wirklich schätzte. Das war sein Metier. In fachlichen Abhandlungen und sachlichen Diagrammen fühlte er sich geborgen, heimisch und behütet.

Nach dem beißend scharfen Tadel kam dann eine wohlig-warme Aufmunterung. Derartiges hatte der Duros bisher eher selten erfahren. Schon gar nicht im Ordensgebäude. Hier wurde unterdrückt, gebrüllt, drangsaliert und unterjocht. Es wurde auf jede erdenkliche Art und Weise Gewalt ausgeübt. Es war ein Überlebenskampf, den man annahm oder direkt verlor. Außer man war ein unscheinbares Geschöpf, das sich um die technischen Problemen anderer kümmerte. Ruul hatte, obschon er es liebte Raumschiffe zu tunen, alle erdenklichen Arten von Gerätschaften repariert. Auch hier im Orden. Wann immer etwas nicht so funktionierte, wie es sollte, wurde er gerufen. Und das schon seit mehreren Standardmonaten.

Da der Nichtmensch mit dieser Form der Zuwendung nicht klar kam, benötigte er rasch einen Hafen der Sicherheit, um nicht ein weiteres Mal in den zürnenden Fokus des Mächtigen zu geraten. Also griff der Duros in die Tiefen seiner Taschen. Die bloße Berührung des Hydrospanners auf der einen und des Hyperraumantrieb-Bauteils auf der anderen Seite beruhigte ihn über das Maß hinaus. Seine Finger erforschten das Metall, glitten über Einkerbungen, Markierungen und Aktivierungsschalter gleichermaßen. Dann erst realisierte er, dass der Machtvolle weitersprach.

Ein Administrator? Ja, da hatte er Recht. Das fehlte Ruul in der Tat. Nie konnte er sich an jemanden wenden, schon gar nicht an dieselbe Person zweimal. Stets musste er bei einem anderen Ordensmitglied vorsprechen, musste sein Anliegen vortragen und erhielt dann zumeist einen strafenden Blick. Ein Administrator wäre hingegen ein echter Fortschritt. Der Nichtmensch konnte seine Freude darüber kaum im Zaum halten.

Dann lobte der Großmächtige noch einmal, hob die technischen Fertigkeiten Ruuls hervor. Was für ein prächtiger Tag! Zugegeben, der Duros wusste natürlich um seine Befähigungen und man musste ihm nicht sagen, dass er in diesem Feld herausstach. Aber es fühlte sich wie Balsam für seine geschundene Seele an. Endlich fand er die Anerkennung, die ihm logischerweise zustand. Vielleicht war es doch kein Unglück, dass er seinen Frust an dem Terminal entladen hatte. Dieser große Sith-Lord hier sah im Duros offenbar ein nützliches Zahnrad im großen Maschinenkreislauf. WO DU SCHON VON ZAHNRÄDERN SPRICHST ... IN DER LINKEN HAND IST DAS BAUTEIL MIT DEM UNJUSTIERTEN BOLZEN ... IN DER RECHTEN DER HYDROSPANNER!, erinnerte ihn die innere Stimme. O welch Pein! Er hatte Werkzeug und Werkstoff gleichermaßen in den Händen und einzig die Anwesenheit des Sith-Lords hinderte ihn daran, endlich die abschließende Feinarbeit durchzuführen. Welch Ärger, welch Qual! Ruul hatte das Gefühl, als wäre er in der großen Seelenmühle gefangen. Marter und Leid waren seine ständigen Begleiter.

Wie wunderbar es da war, als der Sith den jungen Duros nach seiner Meinung fragte. Mit einem Mal war Folter vergessen. Freude bemächtigte sich des Nichtmenschen. Sofort überschlugen sich die Gedanken, nur um dann gerastert geordnet zu werden. Aus dem Chaos im Kopf von Ruul wurden binnen weniger Nanosekunden eine maschinenartige Ordnung. Wie in einem Lager ordnete der Duros alles. Nach Abteilungen, Abschnitten, Branchen, Themen und Systemen.

>>Zu gütig, mein Herr! All' dies' Lob. Gern will ich Euch meine bescheidene Expertise zur Verfügung stellen ...<<, begann der Nichtmensch. In seinem Kopf ratterte es und er legte eine Liste anhand von Prioritäten an. >>Nehmt auf jeden Fall eine Luftlinse mit Euch. Ein selbstfliegendes Vergrößerungsgerät von unschätzbarem Wert. Es erleichtert die Arbeit an Feinst- und Kleinstmechanik, müsst Ihr wissen. Dazu ist ein Hydrospanner natürlich immer hilfreich .. den habe ich sogar hier ..<<, fachsimpelte er, holte das Werkzeug hervor und präsentierte es. >>Ihr solltet auch unbedingt ein simples Reparatur-Set mit Euch führen, für den Fall das eine Tür elektronisch versiegelt.<<, dozierte er. Kurzerhand griff er unter seine Robe und löste die am Oberschenkel befindliche Tasche. >>So wie diese hier.<<, erklärte Ruul mit einem leicht verlegenen Grinsen. Hydrospanner und Reparatur-Kit legte er neben sich ab. >>Wenn Ihr Bio-Proben nehmen wollt, wäre auch ein Enzym-Extrahierer nicht verkehrt. Den habe ich allerdings gerade nicht zu Hand. Ein Datapad würde bei der Dokumentierung sicher von großem Nutzen sein. Oder vielleicht sogar ein Aufzeichnungs-Droide? Ich könnte Euch sicher dabei behilflich sein, eine Liste von weiteren Expeditions-Werkzeugen zu erstellen. Das dürfte nur wenig Eurer wertvollen Zeit in Anspruch nehmen, mein Lord.<<, brachte er rasch hervor. Möglicherweise war er dem großen Sith ja nun wahrhaftig von Nutzen. Mit Werkzeugen und technischem Gerät kannte sich der Duros aus. Ob der Sith die fachlich kompetenten Bediener der Werkzeuge hatte, wusste er allerdings nicht. Doch das lag ja nicht in seinem Verantwortungsbereich. Der Erhabene verfügte sicher über ein halbes Heer an Dienern und Jüngern. Da musste es doch einige kräftige oder zumindest versierte Handwerker geben.



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Kaum hatte er mit dem Sprechen aufgehört, sprudelte es aus dem Duros heraus. Und wie der sich Wissen angeeignet hatte! Darth Draconis nickte schließlich, stand auf und gab zu verstehen, dass auch Ruul sich erheben sollte. Die beiden Männer standen sich nun gegenüber, blickten sich auf Augenhöhe in ihre gänzlich unterschiedlichen Gesichter. Die Intensität des Rots seiner Augen war aus der Nähe erstaunlich. Die Andersartigkeit seiner Sehorgane, die sich gänzlich von denen eines Menschen unterschieden, zeigten dem Sith ein weiteres Mal, dass die Natur immer noch der beste Lehrmeister der dunklen Seite war. Dasselbe Ziel – das Sehen – konnte auf unterschiedliche Arten und Weisen erreicht werden. Wahrnehmungen unterschieden sich auf mannigfaltige Arten und Weisen. Wenn er sein Verständnis der Sith Magie vertiefen konnte, würde er vielleicht dazu in der Lage sein selbst Herr der Natur zu werden. Er würde über Leben und Tod bestimmen. In Anbetracht des Artefaktes, dass sie aus den Fängen der Katakomben befreien wollten, rückte für ihn dieses Ziel in greifbarer Nähe. Doch er musste vorsichtig sein. Die Pyramide der Hexer würde ihm niemals so ein Artefakt einfach überlassen. Vielleicht war es ja, wie er bereits zuvor vermutet hatte, eine Falle. Umso wichtiger würde es sein das entsprechende Equipment mitzuführen um möglichst viele Eindrücke von dem Artefakt sammeln zu können, bevor er es berühren würde.

„Das ist eine wirklich beachtliche Sammlung an Gerätschaften.“ begann der Sith, warf die Stirn in Falten und bedachte den Duros eines vielsagendes Blickes. Das Equipment war nicht schlecht, genauso wie die Vorschläge des Duros. Wichtig war vor allem die Größe dieser Gerätschaften. Sie würden dort unten keinen Repulsorwagen schieben können, es musste alles in Rücksäcke passen und auch die durften nicht zu klobig sein. Je kleiner, desto besser.

Doch bevor er zur Expedition kommen würde, musste Ruul den Eindruck gewinnen dem Sith vertrauen zu können. Vertrauen war in den Hallen des Sith Tempels ein seltenes Gut. Besonders untereinander herrschte kaum Vertrauen, denn jeder war auf seinen eigenen Vorteil aus. Was prinzipiell eine lohnenswerte Einstellung war, isolierte jedoch massiv und halt nur oberen Sith dabei ihre Macht zu verfestigen. Wer am Thron des Imperators rütteln wollte, benötigte eine breite Basis, die willentlich der eigenen Person bis in die sieben corellianischen Höllen folgen würde. Ruul hatte hier, eventuell unwissentlich, ihm einen Verstoß mit einem Stolz offenbart, der in Anwesenheit eines Wächters aus dem entsprechenden Zirkel fatal gewesen wäre. Sein Glück, dass er auf Darth Draconis gestoßen war. Jüngern war es normalerweise nicht gestattet persönliche Gegenstände in diesem Umfang mitzuführen. Natürlich war es eine Grauzone, wenn er gerade sich in einer wichtigen Reparatur befand und deswegen die Bibliothek aufgesucht hatte um das erwähnte Wissen zu akkumulieren. Aber Auch hier galt, dass man Jünger versuchte möglichst bedürftig zu halten. Eine Armee wahllos bewaffneter Jünger, an einem Ort der von so viel Kraft der dunklen Seite durchströmt wurde, dass ein willensschwaches Wesen dem Wahnsinn anheimfallen konnte, waren eine gefährliche Kombination. Auch wollte man so verhindern, dass ein Sith auf die Idee kam eine Revolution der Jünger provozieren könnte und diese sich wie ein Tsunami über den Orden ergießen würde. Auf dieser Welle reitend natürlich der provozierende Sith. Daher galt auch hier das Sprichtwort des „teilen und herrschen“, möglichst die Jünger in Kämpfe mit sich selbst verwickelnd, nicht die Chance offerieren sich gegen „die da oben“ zur Wehr zu setzen. So mächtig die Sith auch sein mochten, mit dieser Masse konnte selbst der Imperator nicht auf einen Schlag fertig werden.


„Vielleicht solltest du deine Gerätschaften nicht hier so offen präsentieren. Es gibt viele Neider und Jünger sollen eigentlich keine Waffen mit sich führen.“ Dabei blickte der Sith den Duros verschwörerisch an, während er mit dem Zeigefinger feixend auf den Hydrospanner deutete. Werkzeug. Waffe. Einerlei. In der richtigen Hand konnte selbst ein archaischer Bleistift zu einer tödlichen Waffe werden.

„Dein Geheimnis ist bei mir sicher, Ruul. Bestraft wird nur, wer sich erwischen lässt.“ flüsterte ihm der Sith verschwörerisch mit einem kurzen Augenzwinkern zu.

Es war tatsächlich so, dass die Sith den Besitz von Waffen nicht nur straften, weil sie einen Regelverstoß darstellten, sondern weil der Delinquent sich hatte erwischen lassen. Verrat war der Weg der Sith, wer es schaffte listig seine Motive zu verschweigen und sie auszuführen wurde von der dunklen Seite belohnt während jene, die es nicht vermochten sich entsprechend vorzubereiten und ihre Verschwörung am Leben zu erhalten im selben Atemzug zuweilen auch ihr eigenes Leben – oder zumindest ein Körperteil – verwirkt hatten.


„Deine Ausführungen klingen gut. Ich übertrage dir hiermit die technische Leitung dieses Unterfangens. Du wirst alles besorgen was du für angebracht hälst. Zudem benötigen wir reißfeste Seile, die das hohe Gewicht tragen können und einen Abstieg von mehreren Ebenen aushalten.“ begann der Sith nun, nachdem er wieder eine gewisse Distanz zu dem Nichtmensch aufgebaut hatte, lauter zu sprechen. „Wir brauchen außerdem weitere Jünger, die uns begleiten werden.“

Die Inklusion, die Draconis hier vollzogen hatte, sollte Ruul Hinweis genug gewesen sein, dass der Sith Executor beabsichtigte den Duros mitzunehmen.

„Betrachte sie als Programme, die wir benötigen…“ begann Draconis die Notwendigkeit von weiteren Jüngern zu erläutern und versuchte dabei Metaphern zu verwenden, die den technisch ausgerichteten Geist des Duros animieren würden. „...oder als Werkzeuge in einem Reparatur-Kit.“ fügte er ergänzend hinzu. Wenn er mit diesem Wesen weiterarbeiten wollte, würde er sich die Termini, die der Nichtmensch fallen ließ, wohl aneignen müssen.

„Wir benötigen ein oder zwei Werkzeuge, die wie ein Hydrospanner auch als Waffe eingesetzt werden können. Aber nicht so klobig wie ein Hammer. Die Gänge in den Katakomben sind zuweilen eng.“ bediente sich Draconis erneut der Metapher Jünger mit Werkzeugen zu vergleichen.

Die Katakomben waren ein weit verzweigtes Netz, dass je tiefer man in darin vordrang, weniger Raum für Wesen mit Platzangst bot. Gänge wurden instabiler, die verwendeten Materialien wechselten von Durastahlbeton zu Granit zu Sandstein, es war ein Unterfangen dass selbst dann zum Tode führen konnte, wenn man sich gegen die dunkle Seite behaupten konnte, aber die Architektur zum unüberwindbaren Feind wurde. Selbst ihm war nicht ganz klar, was sie alles dort unten erwarten würde.

„Von Vorteil wären zudem noch ein Jünger, der dir bei dem Bedienen deiner Werkzeuge zur Seite steht. Außerdem wirst du zwei Jünger nach deinem eigenen Ermessen aussuchen. Ich will anschließend hören wieso du sie ausgesucht hast und wieso sie nützlich für unser Unterfangen sein können.“

Es war wichtig möglichst früh eine Dienerschaft aufzubauen. Auch wenn die Jünger formal alle denselben Rang bekleideten, hatte Draconis schon öfters gehört, dass sich wie in Gefängnissen eine gewisse Gang-Kultur etabliert hatte. Das Erpressen von Schutzgeld, Gefälligkeiten und Dienste inklsuive. Früh übt es sich ein Sith zu sein und wenn dieser Duros irgendwann in die Fußstapfen der Sith treten wollte, benötigte er eine Dienerschaft, die ihm seine Wünsche von den Lippen ablas. So wie der Duros es für Darth Draconis tat.


„Am besten gehören diese Jünger zu Spezies, die von ihrer… Hardware aus eine Affinität dazu haben in der Abwesenheit von Licht ihre Umgebung gut erfassen zu können.“

Wenn ihn nicht alles täuschte, konnte der Sith Executor bereits sehen wie die Zahnräder im Kopf des Duros arbeiteten. Wusste er bereits, was zu tun war? Mittlerweile hatte er aus seinen Fehlern, die er mit Niphira gemacht hatte, gelernt. Er konnte nicht davon ausgehen, dass jedes Wesen seinen Gedanken folgen konnte, daher würde er sich rückversichern müssen.

„Hast du noch Fragen?“


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Und abermals ein Lob vom mächtigen Machtanwender. Der Duros wurde von einer weitere Woge wärmender Zufriedenheit übermannt. Ungewollt verzerrte sich sein Gesicht zu einer Fratze purer Glückseligkeit. Dass das im Zusammenspiel mit seinen rubinroten Augen eine geradezu entstellende Wirkung hatte, war dem Nichtmensch nur bedingt bewusst. Als der Sith-Lord sprach, wurde Ruul ein wenig schwindlig, konnte er doch die Vielzahl an Eindrücken und Empfindungen schlichtweg nicht verarbeiten. Wie ihm der Erhabene geheißen hatte, klaubte der Duros seine Werkzeuge, die 'Waffen', rasch zusammen und verstaute sie wieder in und unter seiner Robe. Ihm war der verbrecherische Charakter sein Tat ganz unbewusst gewesen, hatte er sich doch nichts dabei gedacht, nützliche und dienliche Geräte mit sich zu tragen. Wem sollte er denn Böses wollen? Er war doch Ruul, der oftmals gerufene Techniker. Er kümmerte sich um flackernde Projektoren, um störanfällige Umluftventilationen, um wenig effiziente Triebwerkbauteile ... HYPERRAUM-BESTANDTEILE .. nichts davon hatte einen destruktiven Charakter.

Dann, erneut, wurde Ruul übermannt. Der Lord hatte ihn soeben zum technischen Leiter der Expedition gemacht! Sein Mund wurde von einem Augenblick zum anderen so trocken wie die Wüsten von Tatooine. Die Welt begann sich zu drehen und kurz schwankte der Duros. Warum nur hatte der Lord ihm befohlen, sich wieder aufzurichten. Der Nichtmensch rang mit seinem Gleichgewicht, dachte dann schnell an den Bauplan eines Anti-Vereisungsstrahler für den Einsatz an Raumhäfen und wurde wieder Herr seines Körpers.

>>Ich danke Euch, Herr, für Eure Verschwiegenheit und Euer Zutrauen. Ihr ehrt mich damit, Euch bei Eurer Expedition unterstützen zu dürfen. Ich werde mein Bestes für Euch und Euer Anliegen geben. Wie viel Zeit, o großer Lord, habe ich, Euer ergebendster Diener, für die Vorbereitung und Zusammenstellung der Gruppe?<<, wollte der Duros dienstbeflissen wissen. Innerlich freute er sich arg darauf, die hiesigen Werkstätten und Lager plündern zu können. Andererseits bereitete es ihm arges Unwohlsein beim Gedanken daran, sich mit verschiedenen Jüngern im sozialen Austausch zu versuchen. Hoffentlich bekam er eine Möglichkeit sich auszuweisen, um nicht zum Gespött der Jünger und Diener zu werden.

>>Reißfeste Kletterseile, natürlich. Wie konnte ich es nur vergessen? Verzeiht mir, o nobler Herr. Ich werde mich zukünftig bessern.<<, katzbuckelte der Duros, weiter darauf bedacht, den Sith-Lord in keinster Weise zu verärgern. Ihm lag an seinem Leben und er wollte es nicht durch eine unbedachte Aussage fort werfen.

>>Einige Fusionsschneider also, natürlich. Ich werde sie besorgen, mein Herr.<<, ergänzte Ruul unbesorgt. Diese Werkzeuge zu finden, war ihm ein Leichtes. Das war eine Aufgabe auf die er sich freute.

Kurz rekapitulierte er seine Situation. Binnen weniger Minute war er von einem zornigen Jünger zum technischen Leiter einer Sith-Expedition geworden. Wie wandelbar das Schicksal doch war. Der Duros, immer noch leicht wacklig auf den Beinen, atmete hörbar aus und versuchte diesen Moment der Selbstgerechtigkeit zu vereinnahmen. Ein Impuls schoss durch seinen Körper, als sich eine kaum gekannte Arroganz seiner bemächtigte. Er war nun wesentlich bedeutender als die übrigen Jünger in diesem Raum. Diese Erkenntnis war wie eine Droge. Zwar war ein Nichts im Vergleich zum Erhabenen, aber er war der König unter den Maden!

DU VERNACHLÄSSIGST DEINE ARBEIT!, erklang die innere Stimme, gerade da sich eine neue, nie dagewesene Selbstsicherheit ausbreiten wollte. Ruuls charakterlicher Vormarsch erfuhr ein jähes Ende. Frustriert zog sich der neue, starke Duros wieder tief in den grauen Strudel des Geistes zurück. Es half nichts. Er musste sich zunächst um die zahlreichen Aufgaben kümmern, die man ihm nun zugewiesen hatte. Ruul musste dem Sith seinen Wert beweisen.



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[Bastion - Center - Tempel der Sith - Ebene der Oberen - Domizil von Darth Draconis - Darth Draconis Audienzraum - Niphira, Darth Draconis]




Wenn Niphira eines hatte… Dann einen wachsenden Hass auf ihre Mutter. Auf den Grund der sie hierher geführt hatte. Diese Frau. Sie musste sich aber beherrschen. Ihre Aufgabe wäre nur erfolgreich, wenn sie ihr Training weiter führte. Was das alles zu bedeuten hatte…? Sie wusste es nicht. Nur eines war ihr klar. Cathar schien, wenn es stimmte was sie wusste, jener Ort sein, an dem sie sterben sollte. Der Tag an dem sie dahin zurück kehrte sollte jener sein an dem sie starb. Zumindest flüsterte etwas in ihren Geist. Einen Moment wankte sie. Wollte weg rennen. Aber da gab es ein paar Dinge. Ihr Meister, der gerade festlegte, dass bald Cathar ihr Ziel wäre… Und zum Anderen, dass Niphira entschlossen war ihr Schicksal selbst zu bestimmen. Die Macht würde sie nicht in den Tod schicken, sondern nur einen Sieg schenken. Ein unheimlich gutes Gefühl zog ihren Rücken hoch. Ein Gefühl, welches ihr ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Ein Lächeln, welches etwas manisches an sich hatte. Dennoch war Niphira noch Herrin ihrer Sinne. Sie badete geradezu in der dunklen Seite. Ihre Augen schienen zu glühen. Ihre Leidenschaft. Ihre Liebe. Ihr Körper sehnte sich wieder danach zu kämpfen. In der Tat war es eine der Sachen, die sie mehr als alles liebte. Ruhig stand Niphira auf. Bei der Anweisung von Darth Draconis verneigte sie sich tief und ging zum Waffenschrank. Sie würde für das Training wohl auf die Übungsdroiden zurück greifen müssen. Um die Automata nicht zu beschädigen nutzt Niphira eines der Übungslichtschwerter. Sie wollte das Training weiter anspruchsvoll halten. Es fehlte Zeit. Die Katakomben und danach Cathar. Beides Orte die für sich gefährlich waren. Die Katakomben aus den offensichtlichen Gründen, jedoch Cathar weil es ihren Tod bereithalten könnte. Wenn es wirklich Visionen waren, dann würde zumindest sie die Katakomben überleben. Cathar? Was auch immer sie da erwarten würde, würde nicht zimperlich sein. Niphira würde sich gegen alles stellen, was man ihr in den Weg stellen würde.

Sobald Niphira alleine war aktivierte sie ihr Übungslichtschwert. Sie hatte sich dafür entschieden Barriere und den Machtschild unter möglichst realen Bedingungen zu trainieren. Die Technik war klar, Nun musste sie diese nur beherrschen. Jeder noch so kleine Fortschritt wäre wichtig. Zudem wäre es peinlich noch vor den Jüngern zusammen zu brechen. Daher fing sie wie im Training zuvor mit der ersten Technik an. Ein Schild. Sie würde so lange kämpfen bis der Schild nachlassen würde. Sich erholen und damit weiter machen. Sollte sie wiedererwarten den Schild doch stabil halten können, würde sie parallel versuchen das Netz zu weben. Weder ihr Meister noch sie selbst hatten Zeit zu verschenken. So wie die Lage jetzt war, wäre es töricht sich sicher zu fühlen. Sie spielte nicht mehr in der Kategorie in der es in Ordnung gewesen wäre, wenn sie nach wenigen Metern zusammengebrochen wäre. Jetzt musste sie liefern. Der Droide war an sich nicht gut. Es war allerdings auch nicht das Ziel dieser Methode. Es ging nur darum den Körper in Bewegung zu halten. Nicht darum einen guten Nahkampf abzuliefern. Inzwischen war das errichten der Barriere um einiges Leichter. Es war noch nicht so weit, dass es ein Selbstläufer wurde, jedoch fiel der Aufbau und das Halten nun deutlich leichter. Nach ein paar Minuten unterbrach Niphira das Training und nickte ruhig. Die Barriere war stärker geworden. Nun war allerdings der Machtschild an der Reihe. Langsam stellte sich Niphira in den Zentrum des Raumes und fing wieder an die Fäden zu spinnen. Noch immer waren die Maschen unregelmäßig. Und immer wenn sie versuchte die großen Löcher enger zu weben wurden sie andernorts nur größer. Dieses Muster war nicht erfolgversprechend. Vielleicht musste sie nur ein festes Muster wählen. Aber welches? Rauten? Quader? Dreiecke? Langsam setzte sich die Schülerin und begann zu meditieren, während sie ihr Netz weiter webte. Sie experimentierte mit den Mustern der Fäden. Versuchte sich in verschiedenen Formen der Maschen. Schließlich endete sie bei einem Muster aus Rauten welche halbiert wurden, sodass quasi wieder dreiecke entstanden. Langsam schaffte sie es regelmäßigere Muster zu produzieren. Das Netz sogar recht fein zu weben. Wenn auch noch die Feinheit eines Draconis fehlte, so war das Netz gemessen an ihren ersten Versuchen doch schon solide. Langsam konnte sie es vergrößern. Jedoch würde sie noch Zeit brauchen bis sie es effektiv würde Nutzen können. Zu lange benötigte die Schülerin noch um die Fäden zu einem Netz zu verbinden. Es groß genug zu schaffen um damit sich selbst schützen zu können. Ihr Schild würde derzeit wohl kaum etwas abhalten. Aber immerhin war da nun ein Netz. Etwas was sie versuchen konnte um ihren Körper zu legen, so wie es Draconis getan hatte. So wie es ihr Meister ihr gezeigt hatte. Ein Anfang. Doch noch lange nicht genug.

Was Niphira bei ihrem Training zusätzlich ins Auge fasste war ihre Ausdauer. Sie konnte die Barriere und den Schild bisher nicht lange aufrecht erhalten, ohne dass deren Stärke erheblich einbrach. Es war ein großer Schwachpunkt. Einer den sie, so lange ihr Meister unterwegs wäre, so gut wie möglich eindämmen musste. Oder eben Tricks entwickeln um diese Schwäche auszugleichen. Ihr Wurfmesser wären in den Katakomben nutzlos. Die Mächte da unten waren zu groß. Zu wenig an ein einzelnes Wesen gebunden um die kleinen Messer effektiv verwenden zu können. Mehr Macht… Sie benötigte mehr von allem. Ihre Grenzen waren zu niedrig. Ihre Ausdauer zu schnell verbraucht. Es gab nur eine Lösung… Weiter machen. Immer wieder erzeugte Niphira das Netz. Immer wieder legte sie es um ihren Körper, nur um es teils verfallen zu sehen. Immer wieder erzeugte die Schülerin die Barriere und hielt sie so lange und stark wie möglich aufrecht. Sie würde jedes Bisschen brauchen können. Ihr Fokus lag auf den beiden Fähigkeiten und ihrer Ausdauer. Sie durfte nicht fehlen! Versagen war KEINE Option! Eine Blamage wäre sie vor den Jüngern, wenn sie dort unten brechen würde. Eine Schande für ihren Meister. Eine Blamage für den Orden der Sith. Versagen… Niemals! Entschlossen machte Niphira weiter. Auch wenn ihr Geist, ihr Körper nicht wollte. Man musste seine Grenzen überschreiten um voran zu kommen. Manchmal wenn die Zeiten es erforderten auch mit der Brechstange. Zunehmend nutzte Niphira auch nun die dunkle Seite der Macht. Wollte auch hier ihre Grenzen kennen lernen. Wollte wissen, wie viel derzeit zu viel wäre. Sie würde auch diese Fähigkeiten brauchen. Die Macht der Dunkelheit musste eine Ressource werden. Durfte nicht mehr ihren Geist benebeln wenn sie es nicht wollte. Ein wacher Geist, ein starker Körper, ein scharfer Verstand. Drei der wichtigsten Säulen eines Kriegers. Niphira war eine Kriegerin. Sie würde nicht einfach aufgeben, nur weil die Situation derzeit schwierig wäre. Sie würde nicht aufhören, nur weil irgendetwas oder jemand es ihr vorschrieb. Es gab nur eine Art von Grenzen, nämlich jene die man sich selbst setzte. Entschlossen führte Niphira so ihr Training fort. Es gab keine Schmerzen, kein Leid. Wenn man ermüdete musste man weiter machen um seine Grenzen zu erweitern. So war es mit allen Dingen in der Galaxie. Niphira würde ihre Grenzen so lange sprengen, bis sie nicht mehr existierten. Würde ihr eigener Herr werden und damit einen großen Sieg erringen. Ihre Grenzen waren gerade Lachhaft. Gerade deswegen musste sie jetzt Fortschritte machen. Nergal und Draconis wurden auch mit jedem Tag mächtiger. Sie musste mindestens das vierfache von Ihnen tun um am Ende nennenswerte Fähigkeiten zu haben, die auch nur im Ansatz irgendwann mit ihnen würden mithalten können. Training war das A und O. Niphira hatte keine Zeit für Pausen. Keine Zeit nachzulassen. Nicht mit den Katakomben und Cathar vor sich. Beides Dinge, die nach ihrem Kenntnisstand ihr Ende bedeuten könnten. Nur sie selbst hatte nun in der Hand ob sie dem Schicksal entrinnen könnte, oder aber sich seinem Willen würde beugen müssen. So oder so… Bald würde sie ihre vielleicht bisher härtesten Prüfungen bestehen. Jede für sich härter als alle vorherigen...



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Braxant Sektor :: Sartinaynian System :: Bastion :: Center :: Sith Tempel :: Domäne der Lernenden :: Bibliothek :: Darth Draconis, Ruul und Sith
Die dunkle Seite der Macht war das Instrument der Versklavung und Anbindung durch metaphysische und physische Ketten. Eine Naturgewalt, die dazu da war Kreaturen, von der Macht berührt wie unberührt, in eine Abhängigkeit zu bringen, die ihr dienlich war. Die ewige spirituelle Rebellion der Sith war also nicht nur ein Kampf gegen die helle Seite der Macht, sondern auch ein Kampf gegen die reißerischen Kräfte der dunklen Seite der Macht. Ein ewiger Widerstreit um die Kontrolle. Wie zwei Schlangen, die sich ineinander verkeilt hatten und darauf lauerten den ersten Biss beißen zu können, das Gift in den anderen zu pumpen. Wesen wie Ruul waren Wesen, die das Knie beugten und darauf hofften Brotkrumen dieser Macht zu erlangen, unwissend in welchen ewigen Chaoskampf sie sich begeben würden. Ein Widerstreit, der erst enden würde, wenn der letzte Atemzug getan war. Darth Draconis musste sich selbst ermahnen, sich von den Schmeicheleien des Nichtmenschen nicht einlullen zu lassen. Auch der niedrigste Diener konnte in seinen Roben einen Dolch verstecken, der den Fixpunkt der eigenen Existenz darstellen konnte. Doch Ruul würde schlauer sein als zu versuchen ihn zu hintergehen. Er würde ihn dazu erziehen, schlauer als das zu sein. Die Ehrerbietung des Nichtmenschen stand in einem krassen Gegensatz zu Niphira Minora, die sturköpfige und eigenwillige Schülerin des Sith Executors. Doch beide würden eine Sache gemein haben: Sie würden loyale Subjekte seiner Machtbasis sein, Sith die mit seiner Hilfe ihr Potenzial erreichen und alle Erwartungen des Meisters überflügeln würden. Doch sie würden auch der Beweis für sein Dogma sein: Die dunkle Seite der Macht interessierte sich nicht für Spezies oder Geschlecht. Nur die Mächtigen obsiegen, egal woher sie kommen. Eine Frau und ein Nichtmensch, Kronen der Sith, Erben des Vermächtnisses der Sith.

„Du hast den Rest des Tages dafür Zeit, also nutze deine Zeit weise.“

Normalerweise hätte er einem Jünger ein „Beeile dich!“ entgegengeworfen, doch er war schlauer geworden. Einen Untergebenen anzublaffen war zwar ein Weg sie in Bewegung zu setzen, doch war Motivation und Moral ein größerer Faktor, als viele Sith zu begreifen inder Lage waren. Nur weil man die Macht hatte, anderen ihren Willen aufzuzwingen, hieß es nicht zwangsläufig dies bei jeder Gelegenheit zu tun. Die wahre Macht der dunklen Seite lag in der Verführung. Auch wenn Zeit nur ein Konstrukt war, wollte er nicht länger warten. Seine innere Ungeduld obsiegte, zumal sie alle Informationsquellen angezapft hatten. Er hätte natürlich versuchen können sich Zugang zu den geheimen Bibliotheken der Pyramide der Hexer Zugang zu verschaffen, doch wären seine Suchbegriffe auffällig gewesen. Einen solchen Einbruch in die digitalen Archive waren nachverfolgbar, egal wie gut der Slicer wäre, den er dafür engagieren würde. Die Sith hatten Wege und Möglichkeiten solche Informationen von Personen zu gewinnen, die selbst nach Maßstäben des Galaktischen Imperiums grausam waren. Es war also an der Zeit bald mit dem Abstieg in dieses Höllennest zu beginnen. Die Katakomben, Geburtsort des Grauens und Fixpunkt zahlreicher Kreaturen. Doch sie würden wiederkehren, auf eine Art und Weise, die niemand für das eigene Schicksal hätte gerne haben wollen. Die Suche nach der Unsterblichkeit hatte die Sith dazu verleitet Wege zu ergründen, die nicht nur nach Auffassung der Jedi unnatürlich waren. Sie waren Trugbilder einer Unsterblichkeit. Die bloße Existenz einer sich bewegenden Materie sorgte noch lange nicht dafür, dass auch das Wesen einer Kreatur nach dem formellen Tod weiterexistierte. Auch Klone waren in dieser Hinsicht Augenwischerei. Sie waren Abbilder einer Person. Sie waren für jede Person Wirklichkeit, außer für das Wesen des Kopierten selbst.
Wer weiß, vielleicht war Ruul einer der Schlüssel zu dieser Unsterblichkeit, nach der sich die Sith so sehr sehnten. Er würde den Duros fördern, solange dieser sich als nützlich erwies. Die Macht verriet Draconis mit welcher Freude und Aufregung ihn seine Worte erfüllt hatten. Der chaotisch und wirr erscheinende Abdruck, den Ruul in der Macht hinterließ, schien sich zu ordnen, in gewisse Bahnen zu lenken. Es war erfrischend ein Wesen in der Macht zu spüren, dass sich so gänzlich anders anfühlte als die Sith oder Aspiranten auf diesen Titel, mit denen der Sith Executor sonst Umgang pflegte. Es lag schon eine beinahe naive Euphorie in Ruul sich dieser Aufgabe zu widmen. Ohne Hintergedanken. Ohne großen Plan. Einfach ein reiner Gedanke, erfüllt von Aufgabe und Pflichtbewusstsein. Er bedeutete dem Duros ihm zu folgen, was dieser gewissenhaft auch tat. Sie schritten durch die Bibliothek des Ordens, während Darth Draconis erneut das Wort an den Nichtmenschen richtete.


„Vergiss nicht, die Auswahl der Jünger soll gut begründet sein. Sie sollen wie Werkzeuge funktionieren. Sollte jemand dich aufgrund fehlender Liquidität zur Rede stellen, sag ihnen, dass du im Auftrag von Darth Draconis handelst.“

Nun hatte der Sith seinem neuen Diener auch seinen eigenen Namen genannt. Allein die Tatsache, dass Ruul sich so bereitwillig in seine Dienste begeben hatte, unwissentlich um wen es sich da handelte, welchen Ruf dieser Sith vielleicht genoss und ob dieser überhaupt mit seinen Jüngern gut umging oder sie, für jede Kleinigkeit, ihres Lebens beraubte, zeigte dem Sith mit welcher Bereitwilligkeit Jünger versuchten diesem Urschlamm, diese Larvenexistenz die ein herrenloser Jünger lebte, zu entkommen. Wenn er eine Sache von seiner Schülerin gelernt hatte, dann das Aufgabenstellungen und besonders wichtige Dinge mehr als einmal gesagt werden mussten. Mit Vehemenz musste man bestimmte Punkte formulieren, sodass auch dem ausgehungerten Geist eines Akolyths, der von Leid und Ausbildung geplagt wurde, klar war, worauf es dem Herrn ankam.

„Über diese Frequenz wirst du mich erreichen.“ sagte der Sith, als er mit einem Machtgriff das Comlink des Duros an sich brachte und dort seine Frequenz einspeicherte. Nun sollte Ruul alles haben, was er benötigen würde, um seinen Willen hinauszutragen und zu erfüllen.

„Ich erwarte Großes von dir, Ruul.“

Wie so oft waren die Worte des Sith Executors auf mehrere Arten deutbar. Sie waren Drohung wie Lobpreisung zugleich. Er erwartete viel von dem Duros, doch allein die Tatsache, dass er ihm das so sagte, konnte auch als Kompliment verstanden werden. Der Sith glaubte daran, dass dieser Nichtmensch ihn überraschen konnte. Sein Gehirn schien anders verzweigt zu sein, als er es zum Beispiel bei Niphira erlebt hatte, doch gerade das machte es für den von Neugier geplagten Sith so interessant zu sehen, wozu der Duros in der Lage wäre. Mit einem entsprechenden Blick und einer ausladenden Handbewegung lud Darth Draconis den Duros dazu ein sich zu entfernen, was dieser auch unter mehreren Verbeugungen und Lobpreisungen auch tat. Die joviale Natur des Dieners war eine erfrischende Abwechslung zur rebellischen Ader seiner Schülerin. Doch er musste auch zugeben, dass er es beinahe vermisste, keine Widerworte zu erhalten. Ein verrückter Gedanke. Der Sith hielt kurz inne. Bevor er sich mit Niphira und den ausgewählten Jüngern in die Katakomben von Bastions Sith Tempel begeben konnte, musste er einige lose Fäden abwickeln.

Der nächste Weg führte Draconis in die Krankenstation, der Westflügel im Phollow Trakt, wo er seinen einstigen Schüler in spe, Seth Duroth, zurückgelassen hatte. Mit ihm hatte alles begonnen und mit ihm würde alles enden. Er hatte ihn auf der Kolanda Station aufgelesen und in Betracht gezogen ihn als Schüler auszubilden. Diese Zeit kam ihm wie eine halbe Ewigkeit vor, eine Zeit, die vor der Zeit stattgefunden haben muss. Doch rein rechnerisch war es gar nicht so lange her. Und doch, hatte Seth, bedingt durch seine Verletzungen, kaum noch Anteil an seinen Plänen im Sith Tempel nehmen können. Er war das Opfer eines Angriffes von Darth Malevolos‘ Schergen gewesen. Sie waren die Kriegserklärung, die Darth Draconis vor Augen geführt hatte, dass er sich um dieses Relikt seiner Vergangenheit kümmern musste, dass er Darth Malevolos zu einem Kaggath herausfordern würde. Seth Duroth würde in diesem galaktischen Dejarik Spiel eine Schwachstelle sein. Der Sith betrat wortlos die Krankenstation, deutete dem Xexto Arzt, der sich bisher um Seth gekümmert hatte, dass er seine Ruhe wollte und sich entfernen musste. Zumindest war es das, was der Xexto aus dem Blick des Sith Executors deutete, denn er verschwand. Als der Sith an das Krankenbett des Arkaniers kam, zog er das tabloide Datapad hervor, auf dem die Daten zu seinem Zustand standen. Darth Draconis hatte weder einen medizinischen Abschluss noch eine sonst wie geartete Ausbildung als Sanitäter erhalten. Seine Fähigkeiten in der Machtheilung waren stark genug um sich selbst zu heilen, doch die dunkle Seite war nicht als bindende, sondern als zerstreuende Kraft bekannt. Die Daten, die er las, bestätigten seine Vermutungen, soweit er sie verstand. Mit der Macht ließ er den schlafenden Arkanier erwachen, wie ein Gongschlag hallte der Ruf des Despoten in seinen Ohren wider.

„Ah, so sehen wir uns wieder, alter Freund.“ sprach Darth Draconis den noch benommenen Arkanier an. Sein Anblick, an den ganzen Zugängen angeschlossen, ekelte den Sith an. Die Schwäche, die Seth nach all der Zuwendung des Arztes ausstrahlte, war in seinen Augen falsch.

„Was ist… ich verstehe nicht… was ist passiert?“

Die Benommenheit hatte wohl noch nicht von dem Arkanier abgelassen. Sein einstiger Weggefährte war ein Wrack. Körperlich wie geistig. Wie sollte der Sith etwas mit ihm anfangen können? Scheinbar hatte Seth auch ein Bein verloren. In Zeiten kybernetischer Prothesen kein Problem, doch war es eine Schwachstelle. Ein weiterer Defekt.

„Du wurdest angegriffen und schwer verletzt. Du musstest sogar in ein künstliches Koma versetzt werden. Du hast dich an der Schwelle zwischen Leben und Tod befunden.“

Seine Worte waren mit einer gewissen Milde gewürzt, die Seth Duroth in Sicherheit wiegen sollte. Doch gerade der letzte Satz hatte einen leicht vorwurfsvollen Unterton. Es wäre für alle Beteiligten besser gewesen, wenn er die Zeichen der Zeit erkannt hätte und einfach diesen Fixpunkt seiner Existenz akzeptiert hätte. Roon Vass, der Kel Dor in Diensten von Darth Sacris hatte deutlich mehr Glück gehabt, doch wer weiß welche Schlüsse Seth in Zukunft aus diesem Treffen schließen würde. Welche Gedanken in seinem Kopf keimen und Wurzeln schlagen würden. Voller Verrat. Voller Rachsucht. Eigentlich gute Treibfedern der dunklen Seite. Doch gegen wen würden sie sich richten? Ein Risiko, dass Darth Draconis nicht eingehen konnte.

„Deine Verletzungen sind schwerwiegend. Dauerhaft.“

Es klang mehr wie ein Urteil, etwas, dass auch dem Arkanier durch den Nebel seiner Benommenheit schlagartig klar wurde. Die Macht bestätigte sein Gefühl, der Arkanier spannte sich an, versuchte sich von seinen Zugängen zu befreien. Er haderte mit seinem Schicksal, doch war es längst besiegelt.

„Aber… ich hatte doch einen Traum. Ein Sith werden und meine Schwester finden. Mit euch das Imperium verändern. Endlich innere Ruhe finden…“


Die Augen des Arkaniers strahlten flehend den Sith an. Dieser Narr hatte wirklich geglaubt, dass er an dem Ort, an dem er Draconis gefolgt war, so etwas wie Mitgefühl und Gnade ihren Platz finden konnten. Doch das waren Vokabeln, die im Wortschatz der Sith fehlten.

„Mein lieber Seth…“ begann Darth Draconis mit beinahe väterlicher Zuneigung zu sprechen. Milde drückte sich in seinen Augen aus, ein kurzweiliges Lächeln umspielte seine Lippen, als er den Namen des Arkaniers in den Mund nahm. „Das ist ein schöner Traum.“

Die Augen des Arkaniers weiteten sich. Er schien mit sich zu ringen, versuchte sich loszureißen. In solchen Augenblicken, so sagte man, entwickelten Wesen unnatürlich starke Kräfte. So auch in diesem Moment. Seth schaffte es sich loszureißen, fasste sich an den Hals.


„Manchmal muss der Träumer sterben, damit der Traum in Erfüllung geht.“

Seth Duroth rang nach Luft, seine Augen quollen förmlich aus ihren Augenhöhlen hervor. Panisch versuchte er vergeblich die unsichtbaren Schlingen des eisernen Griffes von seinem Hals zu entfernen. Er rang nach Luft, auswegslos, kämpfte gegen das Schicksal an, dass Darth Draconis für ihn ausgesucht hatte. Der Sith kappte die letzten Verbindungen zu seinem Exil, zu einer Vergangenheit, die ihm Unbehagen verschaffte. Seth Duroth war nutzlos geworden, schwach und von einem gebrochenen Geist beseelt. Er würde ihn irgendwann verraten. Variablen die der Sith nicht akzeptieren konnte. Dieser lose Faden musste zerschnitten werden. Als die Tat vollbracht war und das Lebenslicht des Arkaniers erloschen war, nickte Draconis dem leblosen Kadaver seines einstigen Schülers in spe zu, ein letzter Akt der Ehrerbietung, bevor er die Krankenstation verließ. Es war nicht so, dass der Mord an seinem einstigen Weggefährten den Sith Executor gänzlich kalt ließ. Unbehagen, ja sogar eine Spur bedauern mischten sich in seinen emotionalen Kosmos. Doch schirmte sich der Lord der Schatten nach innen wie nach außen ab. Er würde nicht an seiner Entscheidung zweifeln. Seth Duroth war eine Gefahr für ihn geworden, die er nicht erst heranreifen lassen wollte. Er würde sich von nichts und niemanden stoppen lassen.

Zurück in der Domäne der Oberen angekommen, begab sich Draconis wieder in sein Domizil und suchte seine Schülerin in ihrem Quartier auf. Seine Augen fokussierten Niphira mit einem eisernen Blick, der von Erwartung und Aufforderung sprach.


„Ich bin gespannt darauf deine Fortschritte zu sehen. Gewährst du mir eine Kostprobe?“

Der leicht sarkastische Unterton des Sith Meisters, der seiner Schülerin begegnete, wurde für ihn untypisch nicht von einem sardonischen Lächeln begleitet. Seine Mine war eisern und zeugte von einer gewissen Erwartungshaltung. Er wollte Ergebnisse sehen und dieses Mal war ihm nicht danach Entschuldigungen oder sonstiges zu hören. Der Sith schien ganz und gar lodernd.


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Einmal mehr wurde der Duros von unermesslicher Freude übermannt, als der Sith - Darth Draconis - ihm all diese Verantwortung übergab. Und damit im Metatext natürlich einen großen Vorschub an Vertrauen gab. Ganz offenbar hatte Ruul den Erhabenen durch seine fachliche Kompetenz von sich überzeugen können. Oder aber all das hier war eine Farce. Hatte er sich doch so tölpelhaft angestellt, dass der große Sith-Lord nun sein Spielchen mit ihm trieb? Aber nein! Der Mächtige war weise und weitsichtig. Er wusste, dass seine Fähigkeiten unverzichtbar auf der Exkursion waren. Zudem hatte Ruul ein sehr geschicktes Händchen für Werkzeuge. Er wusste genau, WAS er zu suchen und zu benutzen hatte. Die schwierigere Komponenten war die Wahl der anderen Expeditionsteilnehmer. Hier war eine gute Recherche gefragt.

Als der mächtige Sith nach gut gemeinten Ratschlägen und einer Möglichkeit zur Kontaktaufnahme seiner Wege ging, überprüfte der Duros seinen Comlink. Sofort verzog er das Gesicht zu einer schiefen Maske seiner selbst. Nun war WIRKLICH besser als die anderen Jünger hier. Er konnte einen Sith kontaktieren. Allerdings durfte er es nur tun, wenn er zuvor all seine Aufgaben erledigt hatte. Um sich selbst Mut zu machen, nickte Ruul - ganz so, als sei er sich über die nächsten Schritte vollkommen im Klaren.

Sicherheit hatte er allerdings nur in der Wahl der Ausrüstung. Neben den erwähnten Werkzeugen und Hilfsmitteln, plante der Duros noch eine Reihe von Vermessungs- und Kartographierungsutensilien mitzunehmen. Devotionalien aller Art wollte er als reine Vorsichtsmaßnahme in Hülle und Fülle mit sich führen. Und, so hatte es der große Lord angeordnet, auch Werkzeuge, die sich in der Not als improvisierte Waffen verwenden lassen würden. Ruul würde also eine ganze Reihe an Fusionsschneidern einpacken müssen. Doch dafür brauchte er starke Hände, die er selbst nicht besaß. Darth Draconis hatte zudem mit keinem Wort die Hilfe von Droiden erwähnt, was dem technisch so versierten Nichtmenschen weitere Schwierigkeiten bereitete. Seinem haarlosen Kopf stand eine Menge Arbeit bevor. Ruul plante, zunächst einmal eine Liste der Werkzeuge und Gegenstände zu machen, die er plante mitzunehmen. Erst danach wollte er sich mit der lästigen Suche nach geeigneten Kandidaten machen - die soziale Interaktion mit den anderen Jüngern war ihm schon jetzt ein Graus. Wie konnte der große, mächtige, famose Sith-Lord ihn nur so plagen? Womit hatte er den Erhabenen denn verärgert?

WEIL DU DEINE ARBEIT NICHT SORGFÄLTIG MACHST!, erklang die innere Stimme des unbekannten Ichs. Der Duros zuckte zusammen, rammte die Hände in die Taschen seiner Robe und betastete Hydrospanner auf der einen, wie Hyperraumantriebs-Bauteil auf der anderen Seite. Er hatte doch jetzt die Aufgabe des Sith bekommen - da durfte er sich nicht mit Kleinheiten wie der Justierung eines Bolzens ... KLEINHEIT?!?, ertönte es wieder. Erneut zuckte Ruul zusammen. Er wusste, dass er seinem inneren Trieb nicht dauerhaft Widerstand leisten konnte. Ja, er musste als technischer Leiter der Expedition für die Ausrüstung und die Mannschaft sorgen .. aber .. dieses Bauteil war nur dann wirklich effizient, wenn er die die ...

Rasch klaubte der Duros Werkzeug und Gegenstand hervor und drehte den Bolzen in die - seiner Meinung nach - perfekte Position. Eine Woge der Erleichterung breitete sich aus. Nun konnte er sich wirklich und wahrhaftig seiner Aufgabe widmen. Erst musste er die Liste schreiben, dann die Jünger einsammeln. Und dann .. nein, der Bolzen saß nicht richtig! BIST DU DIR SICHER?, säuselte die Stimme?
Unsicherheit nagte am Gewissen vom Duros? Was, wenn er ein Opfer seiner eigenen Versessenheit wurde? Durfte er sich stets von dieser inneren Stimme derart plagen und herumschubsen lassen? Sollte ER selbst nicht derjenige sein, der befahl? Zumindest seinem eigenen Selbst-Ich, denn der große Darth Draconis gab ja nun Order und Anweisungen. Aber im eigenen Kopf zumindest musste Ruul doch bestimmen können. Dort durfte es keine zweite Stimmung mit gewichtiger Meinung geben. Es war zum Verzweifeln. Er musste jetzt klar Linie bekennen. Kurzerhand nahm er noch einmal Hydrospanner und Bauteil hervor, nur um dann wieder abzusetzen.

DAS WAGST DU NICHT! ES IST GRUNDLEGEND FALSCH!, kreischte das Ich. Der Nichtmensch zauderte, haderte. Er blickte sich um, beobachtete die anderen Schüler, die ihren Lehren und Studien nachgingen und ihn nicht beachteten. Ihn, der der technischer Leiter einer Sith-Expedition war. Ihn, der ihnen allen stets half, wenn sie Schwierigkeiten mit technischem Gerät hatten. Aber warum sollten sie ihn auch beachten, wenn er sich selbst kaum beachtete.

Ruul rammte den Hydrospanner in den Bolzenschlitz, machte eine halbe Umdrehung, verfiel dabei in sichtbare Panik und drehte den Bolzen zumindest zur Hälfte wieder zurück. Nun befand sich das schraubenartige Konstrukt wieder in der Stellung, in der es nun schon längere Zeit in seiner Tasche gelegen hatte. Eine nicht komplett effiziente Stellung .. aber eine Form von klarer Aussage. Der Duros hörte in sich hinein, doch die Stimme gab nur ein beleidigtes Grummeln von sich. Hatte er soeben triumphiert? Oder nun eine wahre Dummheit begangen?

>>Fusionsschneider, Vermessungsgerät und vielleicht auch Grabungsutensilien ...<<, flüsterte der Nichtmensch vor sich hin. Eine Übersprungshandlung, um sich selbst abzulenken. Es war an ihm allein, seinen Fokus zu gewinnen.


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Bastion - Bastion Center - Sith-Orden - Domäne der Lernenden - Trainingsraum Darth Angelus, Odile Lemaire

Alleine schon die Tatsache, dass die junge Frau seiner Aufforderung nachkam, ohne sie zu hinterfragen oder zu diskutieren, überraschte Darth Angelus positiv. Fehler, die er selbst einst als Schüler begangen hatte und die das anfängliche Verhältnis zu seinem eigenen Meister nicht gerade gefördert haben. Und gerade deshalb hatte er eigentlich schon fest eingeplant, erst den Zorn der filigranen Künstlerin erwecken zu müssen, um dieser eine ansatzweise mit einer Attacke vergleichbare Reaktion zu entlocken. Doch sowohl ihre Entschlossenheit, als auch der schnelle Satz nach vorn, gefielen dem Krieger, der mit einem leichten Lächeln auf den Lippen schon zur Seite wich, bevor Odile mit ihrem Hieb auch nur in seine Reichweite zu kommen vermochte. Ihr Vorstoß hatte gewissermaßen die Anmut eines Fechters, denn mit dem doch etwas unhandlichen Rohrstock stach sie mit einem Ausfallschritt wie mit einem Degen in seine Richtung - und damit auch ins Leere. Selbst wenn der Schlag einen normalsterblichen Kontrahenten getroffen hätte, wäre die Wirkung wahrscheinlich nur minimal gewesen. Ihre Attacke war zwar nicht wirklich langsam, doch eine Wucht dahinter so gut wie kaum vorhanden. Mit einer lockeren und in sich ruhenden Körperhaltung verharrte der junge Krieger kurz dicht neben seiner Schülerin stehend, die sich reflexartig umdrehte und nun etwas bestimmter auf ihn losging. Fast vollkommen ohne seine übernatürlichen Kräfte stand Sabar seitlich zu Odile und musste seinen ohnehin beweglichen Oberkörper nur leicht neigen, um die Adelige abermals ins Leere schlagen zu lassen. Noch während sie durch die fehlgeleitete Energie ihres Schlags taumelnd ins Nichts stolperte, ging Sabar mit langsamen Schritten weiter in die entgegengesetzte Richtung und konnte bereits den Ansatz eines leicht erschöpften Atems hören, als Odile um sich fuhr und ihm hinterher lief.

Darth Angelus drehte sich um 180 Grad und neigte sein Haupt. Nur noch knappe zwei meter trennten ihn von der heranstürmende Frau, die aus dem vollen Lauf angreifen wollte. Doch diesmal war es eine unmenschlich schnelle Abfolge von Bewegungen, die von außen betrachtet eher einem humorlosen Schattenspiel glichen, mit der der Sith reagierte; wie ein schwarzer Schatten wich er aus, drehte sich blitzschnell um und gab der vorbeirennenden und ihn verfehlenden Odile einen Stoß in den Rücken, mittig platziert zwischen die Schulterblätter. Ein vergleichsweise schwacher Hieb, und doch geriet sie aus dem Gleichgewicht und landete auf dem staubigen Boden.


"Zu vorhersehbar. Zu langsam. Zu schwach."

Raunte er bloß, ohne sie eines Blickes zu würdigen, ehe er sich wieder umdrehte und langsam zum anderen Ende des Raumes schritt. Dieses Mal war sich der Meister unter den beiden übenden Kontrahenten gewiss, dass die Schülerin nicht mehr aufstehen und weitermachen würde. Sie hatte vermutlich schon längst eingesehen, dass sie sich in keiner Welt mit ihm messen konnte und jeder Angriff vergebens war - und jetzt sogar mit leichten Schmerzen verbunden. Schmerzen, die die hochgeborene Adelige vermutlich nicht kannte, denn eine Kampferfahrung hatte sie allem Anschein nach nicht vorzuweisen. Dann spürte er es; die Entschlossenheit und einen fast schon eisernen Willen, die wie eine schnelle Frequenz durch den Raum schossen, just bevor Odile sich mit einem ansehnlichen Manöver aufrichtete und ihm erneut hinterherjagte. Das bedeutete, dass seine Worte gefruchtet haben. Zum ersten Mal während ihres ersten Übungsduells wandte sich Darth Angelus nun frontal der heran springenden Adeligen zu.

Kurz vor dem Aufeinandertreffen zuckte plötzlich seine rechte Hand, ehe genau aus ebendieser Position der Griff seines Lichtschwertes quer durch den Raum schoss und passgenau in seiner Hand landete. Mit einem martialischen Zischen fuhr die Klinge zeitgleich aus dem Schaft und mit einem präzisen Hieb durchtrennte Sabar die metallene Waffe seiner Schülerin, der die Überraschung förmlich ins Gesicht geschrieben stand. Ein Manöver, welches eine immense und durch die Macht gelenkte Präzision erforderte, um sie selbst nicht zu berühren und damit vermutlich auch zu töten. Mit einem fließenden Übergang ließ er Odile folglich ins Leere rennen. Dann deaktivierte er seine Waffe wieder.

"Falls du dich gefragt hast, was uns Sith überhaupt überlegen macht, dann weißt du es nun. Es ist einzig und allein unsere Macht. Eine Macht, von der normalsterbliche Wesen nichts verstehen. Genau jene Macht, durch die mein Lichtschwert quer durch den Raum in meine Hand geschwebt ist, um deinen Rohrstock den Bruchteil einer Sekunde später schon in zwei Hälften zu zerteilen. Das Schicksal hat dich mit dem Privileg gesegnet, diese Macht in dir zu tragen, auch wenn du sie noch nicht so spüren und nutzen kannst. Ich denke du verstehst, auf was wir uns ab heute konzentrieren werden, Schülerin."

Mit einem ruhigen Nicken signalisierte Darth Angelus, dass der praktische Teil seiner ersten Lektion hiermit beendet war. Das Piepsen seines Comlinks lenkte seine Aufmerksamkeit kurz auf sich, also gönnte er Odile die kurze Verschnaufpause und sah nach, ob sich seine Vermutung bestätigte. Und tatsächlich war es genau die Nachricht, die er heute noch erhofft hatte. Dopa Maskey hatte sich schon jetzt zurückgemeldet und war bereit, sich mit ihm zu treffen, woraufhin ihm der Krieger unmittelbar antwortete. Um Mitternacht am genannten Treffpunkt würde ihr Treffen also steigen.

"Die erste Lektion ist hiermit beendet, denn zunächst sollst du deine neue Ausrüstung bekommen. In der Rüstkammer wirst du dich an die zuständige Person wenden und ein Übungslichtschwert, sowie eine leichte Rüstung besorgen - potentielle Kosten egal welcher Art sind mir gleich, aber leicht, verstanden? Teste sie so lange wie nötig, bis du weißt, welche am besten sitzt. Wenn du das erledigt hast, steht es dir frei, wie du deine restliche Zeit verbringst. Aber schlafe nicht ein, denn um Mitternacht werden wir einen Ausflug in den Untergrund des Ordens machen, um dort einen potentiellen Verbündeten zu treffen. Ich bin derweil in meinem Quartier und treffe die nötigen Vorkehrungen. Wir treffen uns kurz vor Mitternacht genau hier. Sei pünktlich."

Ohne weitere große Worte verließen die beiden Menschen den geräumigen Trainingsraum. Ein Stück weit begleitete Sabar seinen Schützling noch, ehe eine Gabelung der Flure ihre Wege trennte. Der Sith gab Odile eine kurze, aber simple Wegbeschreibung zur nahe liegenden Rüstkammer, ehe er im Lift in die oberen Ebenen der Domäne der Wissenden verschwand. Noch vor seinem Quartier machte er einen kurzen Abstecher zu den logistischen Archiven des Ordens, denn für sein Treffen mit Dopa Maskey benötigte es noch einige Informationen. Als er dann endlich hinter dem massivhölzernen Schreibtisch in seinen Räumlichkeiten saß, entledigte er sich zuerst seines Umhangs und des darunter liegenden Sakkos, bevor er sich an die Arbeit machte. Irgendwann zog er den Datastick mit den wichtigen Daten aus seinem System und schnaufte tief durch. Odile war vermutlich schon längst fertig mit ihrer Aufgabe und wartete sicherlich gespannt auf die vereinbarte Stunde. Der Sith legte sich auf sein bequemes gepolstertes Bett, welches kein Vergleich zu den Feldbetten in den Jüngerquartieren war, und starrte einfach die Decke des abgedunkelten Raumes an. Bilder schossen durch seinen Kopf, Sequenzen seiner Erinnerungen. Schreie, Schüsse, Explosionen. Darth Angelus spürte die Finsternis, die diese Erfahrungen in ihm auslösten, grinste düster in Richtung Decke und verlor sich für die nächsten paar Stunden in seinen verworrenen Gedanken und triumphalen Emotionen dunkelster Art.

***

Zufrieden stellte der adelige Krieger fest, dass Odile Lemaire sich an die Abmachung hielt und bereits auf ihn wartete. Er beäugte sie kurz und stellte fest, dass sie seiner Forderung nachgekommen war. Mit einem leichten Nicken würdigte er diese Tatsache, ehe sie Seite an Seite die Gänge hinab schritten und einige Minuten später die bestimmte Treppe hinab in die Katakomben erreichten. Darth Angelus zog sich die Kapuze seines Umhangs tief ins Gesicht und ging voran, um die steinernen und dennoch bröseligen Stufen herunterzusteigen. Unten angekommen, spürte er sofort die kalte Dunkelheit der Katakomben, die junge Künstlerin wie einen Schlag treffen musste. Die zweite Lektion des heutigen Tages, die gewisse Gefühle und Regungen kanalisieren sollte, wenn auch in einem maßvollen Umfang. Der Ritter hatte kein Interesse daran, dass seine Schülerin schon jetzt den Verstand verlor, also legte er ihr eine Hand auf die Schulter und wartete noch eine halbe Minute, um die trockene Stille aufzusaugen, die hier unten herrschte. Währenddessen spürte er, dass sich Odile hier deutlich unwohler fühlte, als in den oberen Etagen des Tempels. Er konnte sich selbst an den Dienst erinnern, den er zu Beginn seiner Zeit im Orden hier unten zu verrichten hatte; es war das Kleistern ebenjener Mauer, hinter der direkt ihr Treffpunkt lag. Die Anweisung eines sadistischen Wesens, welches genau wusste, wie sehr der adelige Jünger mit dieser Aufgabe zu kämpfen hatte, die er 'bedauerlicherweise' nicht mehr zu Ende führen konnte, da ein gewisser Darth Sting auf ihn aufmerksam wurde. Wie in so vielen Fällen, hatte es Odile besser als er damals; sie musste hier unten nicht allein mit anderen minderwertigen Jüngern herumirren und sich vor Angst einpissen, sondern nur ihrem Meister folgen, der sich zudem ein wenig Mühe gab, auf ihre etwas aufgewühlten Emotionen während des Weges einzuwirken. Er nahm einer der lodernden Fackeln von der Wand, um den stockdüsteren Weg zu erhellen, der hinter einer der ihm wohlbekannten Abzweigungen auf sie wartete. Ihr Ziel lag in den untersten Ebenen und je weiter Sabar sie durch die Gänge hinabwärts lotste, ertönten aus der Umgebung Geräusche. Beinahe, als würde das bröselige Gemäuer um sie herum wimmern und das Fundament des Untergrundes in weiter Ferne schmerzhaft schreien.

Mal war es das Rauschen von Wasser, mal das Stampfen von der Maschinerie des Tempels, die die Atmosphäre während ihres Ganges nahezu minütlich änderten. Der Krieger schloss seine Augen und folgte beinahe blind seinem Gefühl. Fast unten angekommen passierten sie ein an der Wand sitzenden und vor sich hin
wimmernden Nichtmenschen mit tentakelartigem Haupt. Sabar merkte, wie die verlorene Seele verzweifelt nach Odiles Bein zu greifen versuchte und trat dieser gegen die Schläfe. Nicht sonderlich hart, doch bestimmt genug, um das Geheule nach Gnade verstummen zu lassen. Sie waren fast da und im schimmernden Licht seiner Fackel erkannte Darth Angelus bereits die besagte Mauer am Ende des Ganges und roch den beißenden Geruch, der von dort herrührte. Ein klickendes Geräusch ertönte aus der Richtung und der Sith konnte die starke Präsenz des Wesens nun deutlich spüren, welches dahinter auf sie wartete. Als hätte er es schon dutzende Male gemacht, stieg der muskulöse Mensch geduckt unter dem Gemäuer hindurch und sprang mit einem eleganten Satz knapp nicht mannshohe Böschung hinab. Mit einem dumpfen, aber dennoch gedämpften Ton kamen seine edlen Lederstiefel begleitet vom Wehen seines schwarzen Umhangs auf dem Geländer des Stegs auf, nur kurz danach Odile.

Er hob seine Fackel und erkannte die
schlanke Silhouette, die am rostigen Geländer lehnte und geschickt mit einer spitzen Handwaffe hantierte. Von hier aus betrachtet, war die Gestalt nur ein Schatten und ohne einen Schritt weiter zu machen, erhob Darth Angelus seine von zwei Seiten wiederhallende Stimme:



"Hallo Dopa Maskey...vor nicht allzu langer Zeit stand ich in einer verrotteten Kanalisation wie dieser. Nur nicht auf Bastion, sondern auf dem verwüsteten Galantos im Koornacht Cluster. Zwei Tage später habe ich dem yevethanischen König Kal Fraan in seinem Palast auf N’zoth das Haupt vom Leib geschlagen."

Dann trat er mit langsamen Schritten aus dem Schatten empor und erkannte nun das grünhäutige Gesicht, des in diesem tätowierten Fastmenschen. Von der Gestalt her wirkte der Fremde wie der Prototyp eines Holo-Stars. Schlank, athletisch und sogar nur in seiner am Geländer lehnenden Person elegant und geschmeidig, wie er mit seinem Dolch fuhrwerkte. Seine Präsenz war ebenso bestimmt wie sein Auftreten und so sehr sich der Krieger bemühte, in der kurzen Zeit irgendetwas Markantes aus dieser hinauszulesen, gelang es ihm nicht wirklich. Es stand nur eines fest: der Mann fürchtete sich nicht, weder vor den Katakomben noch vor Darth Angelus. Etwa zwei meter vor ihm blieb er stehen und ließ mit einer ebenfalls eleganten Bewegung die Kapuze fallen. Seine grünen Augen funkelten im Licht der Fackel, die er langsam senkte und sein Gegenüber von Kopf bis Fuß musterte.

"Ich bin Darth Angelus und habe einen Auftrag für Dich, für den es List, Geschick und Heimlichkeit benötigt. Doch zuvor würde ich gerne wissen, wer Dopa Maskey ist, und was er hier zu tun gedenkt... und ob ich Dopa Maskey trauen kann.“




Bastion - Bastion Center - Sith-Orden - Katakomben - Gang 169 - Steg über dem unterirdischen Kanalisationsystem - Darth Angelus, Odile Lemaire, Dopa Maskey


 
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Mit einer peniblen Hingabe sammelte der Duros wenig später Utensilien zusammen, die bei der großen Forschungsreise von Nutzen sein sollten. Die geplanten Fusionsschneider verstaute er in stählernen Transportboxen, ebenso wie einige Powerschaufeln und weiteres Grabunsgerät. Haltbare Seile packte er zu Scan-Gläsern. Stück für Stück arbeitete Ruul seine selbst verfasste Liste ab. Er musste sich nicht rechtfertigen, denn schließlich war er der technische Leiter der Expidition und war damit nur sich selbst - nebst dem glorreichen Darth Draconis -Rechenschaft schuldig. Diese bedeutsame und verantwortungsvolle Position ließ im Nichtmenschen eine neue, kaum gekannte Eigenart wachsen. Mit jeder Minute wuchs und gedieh' sie. Sie expandierte, streute und wurzelte weiter, ergriff Besitz von ihm, tauchte ihn in selbstgefällige Freude: Stolz. Er genoss das Zutrauen eines Dunklen Lords. Er war durch den Ruhm und die Reputation von Darth Draconis seinerseits bedeutungsvoll und wichtig.

Der Duros bemerkte nicht, als ein weiterer Bediensteter des Ordens die Lagerräume betrat. Er konzentrierte sich vollkommen auf die Zusammenstellung aller Ausrüstungsgegenstände. Klaubte hier ein Datapad, dort einen weitere Hydroschraubenschlüssel zusammen. Dann, gerade als er eine Reihe von magnetischen Seilhalterungen greifen wollte, legte sich eine in dunklen Stoff gekleidete Hand auf die seine. Ruul zuckte zusammen, seines ganzen Arbeitsfokusses beraubt. Und er blickte in eine einfache, glatte Maske eines Jüngers.

"Du hast hier keinen Zutritt, Kreatur!", herrschte der Verhüllte. Sofort bekam der Duros Schnappatmung. Jemand stellte ihn hier zur Rede. HIER! Das ging doch nicht. Er war in einem wichtigen Auftrag unterwegs. Er war bedeutend. Er war ... er ... ach ... was sollte er tun?! Dann fiel ihm wieder ein, was der Erhaben gesagt hatte.

>>Der große Darth Draconis schickt mich. Wenn Du mir den Zutritt versagst, versagst Du IHM damit den Zutritt. Nenn' mir Deinen Namen und ich werde berichten, wie Du entschieden hast ...<<, giftete der Grünhäutige mit einem Mut, den er zuvor noch nie erfahren hatte. War es der Sith-Lord, der ihm diese Kräfte vermacht hatte? Oder genügte der mit ihm verbundene Rückhalt, um über den eigenen Schatten springen zu können? Ruul war sich nicht sicher. Doch seine kurze Zurechtweisung tat ihre Wirkung. Der verhüllte Jünger nahm seine Hand zurück, duckte sich Schutz suchend und antwortete.

"Vergib' mir meine Unwissenheit, Schüler Draconis'!", beschwichtigte der Jünger. Sofort glomm eine befriedigende Wärme in der Brust des Duros. Schüler von Draconis? Die verhüllte Gestalt hielt ihn, den Techniker, für einen Sith-Schüler? Konnte er derart fehlgeleitet und dumm sein? Reichte die bloße Nennung eines bekannten Sith aus, um Angst und Schrecken zu bringen? Der Nichtmensch wusste es nicht einzuordnen. Aber er beschloss, einen Nutzen aus der Situation zu ziehen. Das taten sie schließlich alle im Orden der Sith.

>>Dann hilf' mir und ich werde vergessen, was Du getan hast.<<, befahl er und feixte innerlich über seine Scharade. Sicherlich gäbe es einige Hiebe vom Jünger, fände er heraus, dass Ruul gar kein Schüler war. Aber hatte nicht Darth Draconis höchstpersönlich gesagt, dass nur derjenige bestraft wurde, der auch erwischt wurde? Ja, so hatte er gesagt. Sofort richtete sich der Duros weiter auf, um imposanter und selbstsicherer zu wirken. Das Schauspiel musste glaubhaft sein.

>>Bring' diese Transportboxen hier zum südlichen Hangar. Ich werde weitere Behälter füllen.<<, beschied der Techniker. Ohne auf eine Reaktion des anderen Jüngers zu warten, widmete sich Ruul wieder seiner Liste. Er hatte nur noch wenige Punkte abzuarbeiten. Seine Luftlinse musste er noch einpacken, wie auch einige Reparatur-Sets. Im Grunde war er aber schon sehr zufrieden mit seinem Fortschritt. Wenn er jedoch weiterhin in diesem Tempo arbeitete, musste er sich bald schon an die unliebsame Aufgabe der Jünger-Suche machen. Das schmeckte ihm nicht. Er hasste die Interaktion mit anderen Lebewesen. Technologie war um soviel besser. So unendlich besser händelbar. Doch der Sith hatte es angeordnet und somit war es ein in Stein gemeißelter Befehl.


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[Bastion - Center - Tempel der Sith - Ebene der Oberen - Domizil von Darth Draconis - Darth Draconis Audienzraum - Niphira]


Die Welt verschwamm bis zu dem Punkt der Unkenntlichkeit. Der Raum wurde zu einem bizarren Abbild seiner selbst. Der Fokus entglitt einem meist erst wenn es bereits zu spät wäre. Sie war schwach. Zu schwach. Ihr Geist rebellierte gegen die Dunkelheit. Nach wie vor kämpfte das Licht welches die Familie Minora über Generationen begleitet hatte dafür, das verlorene Kind wieder zurück zu holen. Seiner Bestimmung zurückzuführen während die Dunkelheit es mehr und mehr vereinnahmte. Das Licht oder die Dunkelheit. Eine von beiden seiten musste den Triumph erlangen. Niemand würde dauerhaft zwischen beiden Extremen wandeln. Das Leben, die Existenz war einfach nur schrecklich eintönig wenn man dem Licht verschrieben war. Am Ende war es zwecklos den Schwachen zu helfen. So würden sie niemals lernen sich selbst zu schützen. Darth Draconis hatte Niphira angefangen zu zeigen wie man fischte und ihr nicht einfach einen Fisch gegeben, wie es ein Jedi getan hätte. Eben aus diesem Grund waren die Jedi ein Problem. Sie hielten die Wesen der Galaxis schwach und wehrlos, nur um sich selbst als Helden und Retter fühlen zu können. Die schwachen würden sterben. Die Starken regieren. Gerade jetzt war allerdings auch sie ein schwaches Wesen. Alleine weil ihre Macht begrenzt war. Sie mehr und mehr begriff was ihre Mutter gemeint hatte, dass ihre Familie nicht stark mit der Macht verbunden war. Sie waren keine Wesen, die in der Lage waren stark in der Macht zu werden. Doch waren sie stark genug mit eben dieser verbunden um zumindest Jedi zu werden. Meist gelehrte und Heiler die hinter den Linien zu finden waren. Niphira hatte einen Weg eingeschlagen, der komplett dieser Tatsache gegenüber stand. So musste sie immer wieder Pausen einlegen. Musste sich erholen, nur um dann wieder weiter zu machen. Wenn auch nur für kurze Zeit. So hatte sie immer wieder ihr Limit nicht nur übertreten, sondern auch die Mauer dahinter gespürt. Grenzen legte man sich nur selbst auf. Was allgemein nicht unwahr wäre, änderte nicht was ihre Natürlichen grenzen anging. So wie Niphira niemals Gift spucken, oder ihre Hautfarbe würde ändern können würde sie immer in ihren Machtfähigkeiten limitiert sein.

Nachdem sie gefühlt zum tausendsten Mal gegen die Wand dieses Limits gestoßen war resignierte Niphira und setzte sich auf den Boden. Es hatte keinen Sinn. Vorerst war das alles. Sie musste sich erholen. Für die Mission. Sie würde nun nicht mehr schnell genug vorankommen, dass eine weitere Verzögerung ein Gewinn wäre. Erschöpft war Niphira so in ihr Quartier gegangen. Hatte sich auf den Boden gesetzt um zu meditieren. Nach allem was geschehen war, war es jedoch fast unmöglich. Ihr Geist war aufgewühlt. Die nächsten Schritte alleine waren ein Risiko. Dazu Cathar. Sie wollte nur ungern dahin zurück. Irgendetwas riet Niphira davon ab in ihre Heimat zurück zu kehren. Sie würde kein Glück dort finden. Nur Leid und Elend. Cathar war ihre Heimat. Auf der anderen Seite… Würde sie überhaupt die Gräber besuchen dürfen? Es waren drei Stück. Jenes ihres Meisters, das Grab ihrer Tante und der Ort wo Niphira nahe ihres zu Hause ihre Tante begraben hätte. Langsam aber sicher wäre es aber an der Zeit. Sie musste sich darauf vorbereiten. Die Katakomben erschienen ihr plötzlich wie ein angenehmeres Ziel. Auch wenn es gefährlicher wäre. Langsam aber sicher wurde der Schülerin unwohl. Sie hielt inzwischen fast permanent die Machtsicht aufrecht um sich zu schützen. Die Jünger welche hier als Wachen standen waren ihr ein Dorn im Auge. Sie alle könnten versuchen sie zu erledigen. Nur um ihren Platz einzunehmen. Wer sollte sie davon abhalten? Gerade wenn der Meister abwesend war? Am Ende musste sie alleine mit ihnen fertig werden können. Wäre sie dazu nicht in der Lage, dann würden sie bestätigen wie Schwach Niphira noch war. Ihre eigene Schwäche kotzte sie an. Warum konnte sie nicht von mächtigeren Sith oder auch nur Jedi abstammen? Nein! Sie musste vom Bodensatz aller Machtanwender kommen. In jedem Buch stand es. In jeder Aufzeichnung. Ihre Fähigkeiten in der Macht würden stets stark begrenzt sein. Sie wäre so gerne wer anderes. Jemand mit mehr Macht. Selbst wenn sie trainierte. Jede Wache hier wäre in der Lage stärker in der Macht zu werden als sie selbst. Resigniert ließ die Schülerin den Kopf hängen.

Zwecklos…

Dieses Wort hämmerte auf ihren Kopf ein. SIe tat was sie konnte und doch waren ihre Fortschritte kaum noch der Nennung wert. Es kam jedoch schlimmer. Schritte. Schritte welche sie nur zu gut kannte. Seine Stimme war wie immer. Seine Mimik jedoch sprach Bände. Sie würde ihn enttäuschen. Sie atmete tief durch. Versuchen. Wenn auch nur das. Sie streckte ihren Rücken durch und fixierte ihn. Kein Widerwort. Es war mehr wie ein Soldat der stramm stand. Sie nickte knapp, baute Schild und Barriere auf. Sie war noch nicht ganz ausgeruht. Aber es musste mal wieder reichen. Sie sah durch die Machtsicht wie die Angriffe kamen. Sie prallten ab. Niphira spannte sich an. Strengte sich mit jedem Angriff mehr an. Langsam fing sie an sich dabei fließend zu bewegen. Die Angriffe würden den Schild bald durchbrechen. Es musste vorerst reichen. Unauffällig baute sie Machtgriffe in die Bewegungen ein, die Dinge in Draconis Richtung warfen. Jede noch so kleine Ablenkung nutzte Niphira um ihre Verteidigung weiter zu stärken. Jedoch reichte es nicht. Sie sah es kommen. Ihr Meister durchbrach die Barriere. Wieder einmal mit einer furchteinflößenden Leichtigkeit. Niphira befand sich abermals in einer leeren Dunkelheit. Lief langsam in dieser umher. Streckte kurz ihre Hand aus. Hier war nichts. Mit einem Mal hörte sie das Surren von Lichtschwertern. Jedoch waren die Klingen nicht rot. Ihre Farben waren mannigfaltig. Blau, Grün, Gelb, Violett. Keine einzige rote Klinge war dabei. Die Dunkelheit war erleuchtet. Es waren viele. Sehr viele von ihnen. Jedi. Männer und Frauen. Viele von ihnen erkannte Niphira aus Abende mit ihrer Mutter. Sie alle waren ihre Vorfahren. Jedi. Wesen die dem Licht gedient hatten. Teils Ritter. Sie drehte sich im Kreis. Es waren zu viele. Wie konnten sie hier sein? Wo war HIER überhaupt? Aus dem dunklen Raum wurde einer der geradezu unerträglich hell wurde. Lediglich der kleine Fleck auf dem Niphira stand war noch ein Quell der Dunkelheit. Ein Schatten der um seine Existenz rang. Die helle Seite flüsterte ihr ins Ohr. Redete ihr ins Gewissen. Wollte sie für sich vereinnahmen. Ihre Familie wollte sie wieder in ihre Reihen wissen. Allen voran das Abbild ihrer Tante welches sich vor ihr Manifestierte. Das erste Mal sah Niphira sie in den braunen Roben der Jedi. Auch sie hielt ein Lichtschwert. Ein Grünes. Der Griff kunstvoll gearbeitet. Langsam umarmten sie sich. Bis die Illusion abbrach. Niphira kniete mitten im Raum. Hatte wahrscheinlich starr die Wand angestarrt. Langsam fasste sich die Schülerin an den Kopf. Hatte sie geweint? Wie peinlich. Wie schwach. Erschöpft stand die Menschenfrau auf.Starrte auf ihre Hände. Warum tat es ihr so weh? Warum war es so hart? Dieser Weg… Wäre… Nein… es gab keinen Weg mehr zurück. Ihr Weg war vorbestimmt. Immer noch leicht zittrig verneigte sich Niphira tief vor ihrem Meister. Ein weiteres Bild der Schande. Ein weiteres Versagen. Die ganzen Fragen. Warum? Warum war ihre Verbindung zur Macht so schwach? Niemand würde diese Frage beantworten können. Niemand eine Lösung zu dem Problem haben. Daher war es auch sinnlos ihren Meister zu fragen. Diesen Mann, der nicht unter diesem Problem zu leiden hatte. Am Ende war genau dies Niphiras Schicksal. Sie würde nie mehr sein als jemand der mit einer Klinge umher fuchteln konnte. Etwas was so viele hier besser verstanden als Niphira selbst.

Resignation machte sich in ihr breit. Sie war schwach. Irgendwann würde sie nicht mehr genug liefern können um ihren Meister zufrieden zu stellen. Um seine Schülerin zu sein. Bald würde er sie ersetzen durch jemanden, der besser dazu geeignet wäre als sie. Eine bessere Schülerin, die nicht widersprach. Die leichter zu unterrichten wäre. Dankbarer wäre. Instinktiv war ihre Verbeugung ungewöhnlich tief geworden. Das Urteil würde kommen. Bald. Jede Sekunde. Dieser Mann brauchte jemand starkes an seiner Seite. Nicht ein Fehlerhaftes Werkzeug. Keine Waffe die nahezu nutzlos war. Eine ernüchternde vorstellung. Dennoch würde Niphria versuchen was sie konnte ihm keine zu große Last zu sein. Kein Wort kam ihr über die Lippen. Allgemein war sie still geworden. Sprach nicht mehr viel. Redete nur noch ungern. Eine Waffe durfte nicht reden. Egal wie schwach sie auch war.


[Bastion - Center - Tempel der Sith - Ebene der Oberen - Domizil von Darth Draconis - Niphiras Quartier - Niphira, Darth Draconis]
 
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Braxant Sektor :: Sartinaynian System :: Bastion :: Center :: Sith Tempel :: Domäne der Oberen :: Darth Draconis Domizil :: Darth Draconis, Niphira Minora, und Bedienstete
Der Kampf zweier Willen, zweier Geister die sich auf der metaphysischen Ebene der Macht duellierten war ein Kampf, der mehr Können und Expertise abverlangte, als das Schwingen einer Plasmaklinge oder das genaue Zielen mit einem Blaster. Die Kräfte, die einem die Macht schenkte, überstiegen diese archaischen Formen des Krieges. Sie waren gewöhnlich, geradezu profan. Die Macht zwang jeden Nutzer dazu sich mit sich selbst auseinander zu setzen, eine Introspektion durchzuführen und den Weg der Selbstverbesserung anzutreten oder dem Tod übergeben zu werden. Niphira hatte sich bis zu einem gewissen Punkt seinen Angriffen auf ihren Geist zur Wehr gesetzt und es sogar geschafft die Macht dazu zu nutzen einige Gegenstände nach ihm zu werfen. Auch wenn Darth Draconis sie abwehren konnte ohne in Bedrängnis zu geraten, entlockte ihm dieser Versuch seine Konzentration zu stören doch ein flüchtiges Grinsen. Sie hatte zugehört und seine Worte in die Tat umgesetzt. Niphira machte Fortschritte, das konnte der Sith Executor nicht mehr von der Hand weisen und das Ergebnis gefiel ihm. Doch wühlten ihn die Geschehnisse aus der Krankenstation immer noch auf. Für ihn war es schlimmer, dass sie ihn aufwühlten, als was er dem Arkanier angetan hatte. Diese Energien manifestierten sich unweigerlich und in diesem Fall sogar unabsichtlich in seinen Attacken auf seine Schülerin, was in einer besonders arglistigen und schwerwiegenden Illusion für Niphira Minora endete. Entschuldigen würde er sich nicht. Er musste sie abhärten. So wie Halbstarke ihre Handknöchel abstumpften indem sie ihre Fäuste gegen Wände donnerten, so musste er seine Schülerin mit dem Grauen der dunklen Seite konfrontieren.

„Nicht schlecht, Niphira. Mich mit anderen Gegenständen abzulenken war eine gute Umsetzung meiner Lektion. Konzentriere dich beim nächsten Mal aber mehr auf Barriere. Noch kannst du deine Kräfte nicht gewinnbringend aufteilen, warte lieber auf den richtigen Moment.“

Dann erst nahm der Sith das unterdrückte Schluchzen wahr. Ihr Kopf war gesengt, ihre eigenwillige Frisur verdeckte dabei einen Teil ihres Gesichtes, sodass es dem Sith Executor in seinem Narzissmus gar nicht erst aufgefallen war. Empathie war nicht die Stärke des Lords der Schatten. Doch in diesem Moment würde er sich seiner Schülerin annehmen. Trotz seiner gemischten Gefühle wegen des unausweichlichen Todes, nein, Mordes an Seth Duroth. Oder vielleicht genau deswegen.

„Was ist das?“ sprach er, nachdem er die Distanz zwischen sich und Niphira überbrückt hatte und mit einem Anflug von väterlicher Zärtlichkeit ihr Kinn packte und sachte nach oben drückte, sodass sie in seine goldroten Augen blickte.

Noch immer bahnte sich eine große, dicke Träne ihren Weg über ihre marmorfarbene Wange. Sein Blick war wie so oft eine Mischung aus mehreren Gefühlslagen. Ihre emotionale Schwäche widerte ihn an. Doch er ermahnte sich selbst zur Mäßigung. War er nicht einst genauso gewesen? Er hätte es sich zwar nie gewagt vor Darth Ysim auch nur eine Träne zu vergießen, doch war diese Form des emotionalen Ausdrucks auch nicht sein Ventil. Blinde, ungezügelte Wut hatte ihn damals gepackt. Auf dem Requena Berg Bastions, als er seinen Meister angegriffen hatte. Blinde Wut und ein Zorn, den er am liebsten hinausgeschrien hätte, wie die kreischenden Motoren eines TIE Fighters.

„Weinst du etwa? Gibst du etwa auf?“

Seine Stimme war ein Konvolut aus Strenge, Necken und dem sarkastischen Tonfall eines Vaters, der sein Kind fragte, ob es wirklich notwendig war zu weinen, nachdem die Schwerkraft sich als ärgster Feind herausgestellt hatte. Anders wusste sich Darth Draconis in dieser Situation nicht zu helfen. Es gab Momente, in denen eine eiserne Hand gefragt war. Dieser Moment war es jedenfalls nicht, soviel konnte selbst der Sith verstehen. Doch es gab noch eine Herangehensweise, die er in diesem Fall wählen würde.

„Vergiss das sofort. Ich habe gesagt, dass ich dich ausbilden werde und ich halte mein Wort. Das bedeutet, dass du nicht aufgeben kannst. Nicht aufgeben darfst.“

Sie hatten einen Vertrag. Ohne unbedingt seine emotionale Sicht auf diese ganze Geschichte zu offenbaren, erinnerte er seine Schülerin an den Pakt, den die beiden geschlossen hatten. Loyale Dienste, und im Gegenzug würde er sie in die Mysterien der Macht einweisen. Es schien an ihr zu nagen, dass sie sich nicht so tief in die Macht fallen lassen konnte, wie er oder Nergal es tun konnten. Der Unterschied zwischen den drei Sith war, dass sich Nergal und Draconis eingehender mit dem Wesen der dunklen Seite vertraut gemacht hatten. Man konnte keinen Rancor reiten, wenn man nicht verstand was diese Bestie wollte und nicht wollte. Er hatte versucht ihr diese Werte zu vermitteln, doch sie hatte nicht hören wollen. Nun stand sie vor den Trümmern ihrer eigenen Existenz, gebrochen an einigen Illusionen, die im Endeffekt sie selbst heraufbeschworen hatte. Er war nur ein Kreislauf gewesen, die Energie, die sie zu diesen Bildern animiert hatte, wohnte in ihr selbst. Sie war sich selbst ihr größter Feind. Zuerst musste man Macht über sich selbst erlangen, bevor man als Sith versuchen konnte Macht über andere auszuüben.

Allerdings war Darth Draconis nicht unbedingt unzufrieden mit ihren Leistungen. Das, was sie ihm präsentiert hatte, war durchaus sehenswert. Vor nicht allzu langer Zeit konnte sie nicht einmal einen Ball von der Größe ihrer Faust schweben lassen und nun hatte sie ihren Meister mit der Macht mit Gegenständen beworfen, während sie sich gegen seine mentalen Attacken zur Wehr gesetzt hatte. Ihre große Willenskraft war es gewesen, was sie daran hinderte an seinen Illusionen gänzlich den Verstand zu verlieren. Ihre Willensstärke würde es auch sein, was sie in den Katakomben unter Umständen retten würde. Daher durfte sie gerade jetzt, gerade nach all‘ den Strapazen, die die beiden miteinander und gegeneinander ausgefochten haben, diese Eigenschaft nicht verlieren.

„Ist es dein Fortschritt, der dich zweifeln lässt?“ Der Sith erlaubte sich ein flüchtiges Lächeln, dass mehr an das Blecken der Reißzähne eines Wolfes erinnerte. „So ein Unsinn. Dein Fortschritt liegt im vertretbaren Rahmen. Greife nach den Sternen, aber erwarte nicht zu viel auf einmal! Die dunkle Seite gibt schneller als die helle Seite der Macht, doch auch diese Schenkung hat ihre Grenzen.“

Ungeduld war eine Sünde, die auch Draconis nicht fremd war. Er war ungeduldig und wollte alles am liebsten sofort und ohne zu zögern präsentiert bekommen, doch so funktionierte die Macht nicht. Es war ein schrittweiser Prozess. Hätte er früher gewusst, dass sie diese Reise antreten würden, hätte er auch dementsprechend früher begonnen ihren Geist zu schulen. Doch das bedeutete es eben Sith zu sein: Auf alles vorbereitet zu sein.

„Wenn wir die Katakomben betreten und uns in die arkanen Bereiche dieses Gewirrs vorwagen werden, darfst du nicht zweifeln. Der Zweifel wird deine Konzentration und damit auch deine geistige Barriere schneller zusammenbrechen lassen, als es jede Fremdeinwirkung könnte.“

Was nützte einem die größte Festung mit den stärksten Turbolasern, die das Galaktische Imperium zu bieten hatte, wenn der Feind im Inneren hockte und die Durastahlschotten öffnete? Gar nichts. Der Sith half seiner Schülerin mit der Macht wieder auf die Beine, hielt sie so lange mit seinen Machttentakeln fest, bis sie selbst wieder auf ihren eigenen Beinen stehen konnte und ließ sie immer noch nicht aus den Augen.

„Glaube an dich so sehr, wie ich an dich glaube, meine Schülerin.“

In jedem anderen Kontext wären diese Worte ein bloßes Mutmachen eines Mentors gewesen. Darth Draconis hatte noch nie Zeit gehabt einen Jedi bei der Ausbildung ihrer so genannten Padawane zu beobachten. Dafür waren ihre Aufeinandertreffen zu schnell von aggressiver Diplomatie geprägt gewesen. Doch hätte er vermutet, dass dies Worte wären, die ein Meister oft zu seinem Schüler in diesem Orden sagen würde. Für Draconis war es eine große Überwindung diesen Einblick in sein Innerstes seiner Schülerin preiszugeben, ja geradezu ihr dieses kleine Geheimnis anzuvertrauen. Der verschwiegene Sith war kein Freund eines seelischen Striptease, weshalb er es bei dieser Äußerung auch beließ und nach der Stille, die sich wie ein Mantel um die beiden Anwender der manifestierten Dunkelheit, gelegt hatte, das Thema wechselte.


„Du hast einmal erwähnt, dass du bereits vor deiner Ausbildung einen Fuß in die Katakomben gesetzt hast. Erzähl mir davon.“

Die Erinnerung an Details ihrer Erwähnung dieses Vorkommnisses waren verblasst, ein weißer Fleck.

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[Bastion - Center - Tempel der Sith - Ebene der Oberen - Domizil von Darth Draconis - Niphiras Quartier - Niphira, Darth Draconis]



Niphira brauchte einen Moment um wieder ihr Umfeld zu erkennen. Starrte ängstlich in die Augen ihres Meisters. Sie hatte ihre Schwäche gezeigt. Sie war nicht genug. Sie wäre nicht genug. Es gab keinen Weg diese extremen defizite auszugleichen. Es war unmöglich. Nicht machbar. So einfach war es. Sie würde brauchen. Brauchte Zeit um von der Frau die sie großgezogen hatte abschied zu nehmen. Wie sollte Niphira die Jedis hassen, wenn die Frau, welche sich um die Sithschülerin von klein auf gekümmert hatte selbst eine Jedi gewesen war? Wie hatte sie den Weg einer Sith einschlagen können, wo doch die Sith ihr alles genommen hatten? Es war nun egal. Es gab kein Zurück mehr. Keinen Weg ins Licht. Dieser Weg war von ihr gewählt worden. Dieser Weg war ihr Weg. Sie starrte diesem Mann in die Augen. Spürte wie eine Träne ihre Wange runter lief. Seine Frage war schlimmer als jeder physischer Schmerz. Was sah er in ihr nun? Man merkte dass sie komplett verstört war. Dass die Illusion sie komplett aus der Bahn geworfen hatte. Nur leise antwortete sie ihm. Eine Stimme die gerade zu zerbrechlich wirkte.

“Ich habe nur etwas im Auge…”


Kam es leise. Sie würde nicht aufgeben. Konnte es nicht. Wenn sie hier aufgab war alles umsonst gewesen. Alles was bis hierhin geschehen war. Langsam senkte sich ihr Blick. Langsam fiel ihr Blick auf die Hände. Dann wieder zu ihrem Meister. Schwäche. Sie war ein Beispiel grenzenloser Schwäche. Sie versuchte seinen Blicken auszuweichen. Aber sein Griff fühlte sich wie jener eines Schraubstockes an. Oder war sie selbst zu geschwächt um sich dagegen zu wehren? Sie weinte. Das musste Niphira nicht beantworten. Aufgeben? War es überhaupt eine Option? Zittrig kämpfte sich Niphira auf ihre Beine. Wo war der Hass nun? Wo war die Wut? Wie sollte sie gegen ihre Herkunft ankommen? Ihrem Schicksal weiterhin davon laufen? Sie hatte keine Ahnung wie sie darüber reden sollten. Langsam drehte sie sich weg. Nicht aus Respektlosigkeit. Sie war sichtlich von sich selbst angewidert. Hasste sich selbst mit jeder Faser ihres Herzens. Nachdenklich holte sie eines der Wurfmesser heraus. Eines jener Dinge die aus ihrem alten Schwert gefertigt worden waren. Wenn sie ernsthaft kämpfen würde, wären sie gute ablenkungen. Dazu würden sie nicht einfach schmelzen wenn sie ein Lichtschwert treffen würden. Sie drehte die kleine Klinge vorsichtig in ihrer Hand, nur um sie wieder an ihrem Platz verschwinden zu lassen. Langsam wischte sie sich ihre Tränen weg. Atmete tief durch. Nun war es Darth Draconis der zu viel redete. Er sprach sein Wort an. Dass sie nicht aufgeben dürfe.

“Sith verraten einander ständig…”


Setzte sie trocken an. Starrte in eine undefinierte Ferne. Ballte ihre Fäuste und ein dunkler Schatten legte sich auf ihr Gesicht. Sie legte die dunkle Seite wie einen Mantel um ihre Schultern. Sie packte ihr Lichtschwert und war wütend ob seiner Bedeutungslosigkeit. Es hatte keine Geschichte. Noch nicht. Es war nur irgendeine Waffen. Egal ob sie diese Führte oder wer anderes. Vermutlich würde jeder andere besser damit umgehen. Diese Machtlosigkeit. Was sie war. Gab es keinen Weg das zu ändern? Konnte man nicht beeinflussen WAS man war? Nach ein paar Sekunden des Schweigens setzte Niphira ihre Worte fort.

“... und nein… Aufgeben ist keine Option… Niemals! Für jeden Meter den man mich zurück treibt werde ich den Verantwortlichen zehn nehmen…”


Ihre Stimme hatte eine gewisse Härte wieder genommen, die eindeutig an sich selbst gerichtet war wodurch man leicht merkte, dass sie die Worte mehr an sich selbst richtete als an ihren Meister. Langsam aber sicher schaffte sie das Zittern zu unterdrücken. Ihr Blick blieb dennoch in die Ferne gerichtet. Es war ihr Weg. Nicht der ihrer Familie. Nicht der ihrer Mutter. Das Schicksal würde sie besiegen. Ihren vorbestimmten Tod. Ihren Untergang. Ihre Zukunft. Seine Worten bauten sie auf. Auch wenn sie offenbarten, dass die Gedanken in eine komplett falsche Richtung gingen. Daher rang sich die Sith-Schülerin nur ein müdes Kopfschütteln ab. Es war die falsche Richtung. Sie atmete tief durch.

“Ich weiß… dass es nicht echt war… Aber…”


Niphira senkte ihren Blick. Es wäre hart. Sie würde die Abscheu ihres Meisters abermals beschwören. Seinen Hass ins unermessliche erhöhen. Aber es war wohl der Zeitpunkt gewisse Dinge anzusprechen. Langsam drehte sie ihren Kopf zu Darth Draconis. Sie wusste nicht wie sie die Worte fortsetzen sollte. Jedoch war es genau das was ihr nun wichtig wäre.

“Ich habe alle meiner Vorfahren gesehen die empfänglich für die Macht waren… Nicht einer ist auch nur ein Anwender der dunklen Seite der Macht geworden. Sie alle waren Jedi… Ich habe meine Tante gesehen, die mich großgezogen hatte… Eine Art Stimme hatte versucht mich zu überreden in die Reihen meiner Familie ein zu kehren. Alles war so hell… Nur ich stand in einem kleinen Fleck Dunkelheit… Ich glaubte zu verbrennen... Keiner meiner Familie war jemals stark mit der Macht verbunden gewesen. Jeder meiner Blutlinie war für Tätigkeiten wie Bibliothekare und Wächter genutzt worden. Vielleicht noch Heiler. Unsere Verbindung zur Macht war schon immer schwach… und ich habe das Gefühl langsam meine Grenzen zu erreichen. Dass bald der Punkt kommt wo ich selbst mit allem Willen… Allem Training nicht mehr nennenswert voran kommen kann… Ich will nicht zu einer Enttäuschung werden…”


Auch wenn sie wieder redete. Viel zu viele Worte von sich gab wollte sie wenigstens einmal… ein letztes Mal offen sprechen. Langsam wandte sie sich ihrem Herren zu. Ging langsam in die Knie. Schloss ihre Augen und bereitete sich Mental auf eine Züchtigung vor. Sie glaubte es nicht nur. Es war sicher, dass ihre Machtfähigkeiten stets eingeschränkt wären. Als wäre sie ein Wesen dessen Gliedmaße teils verloren gegangen waren. Dennoch war da diese Frage. Diese eine Frage. Dieser eine Gedanken.

“Kann ich irgendwie ändern… was ich bin?”

Es schwang eine Schwache Hoffnung in der Frage. Vielleicht kannten die Sith einen Weg. Eine Lösung dafür? Vielleicht. Wer wusste das schon? Ihr Meister vielleicht. Es war eine Chance. Mehr nicht. So oft hatte sie ihm nicht zugehört. So oft nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt. Und nun waren sie wieder hier. Sie in Erwartung einer Strafe ob ihrer mentalen Schwäche. Sie wäre bereit. Würde den Schmerz als Lehrer willkommen heißen. Doch es kam nicht. Noch nicht. Die Sache mit den Katakomben? Es war als läge es ewig zurück. Langsam öffnete Niphira ihre Augen. War sichtlich irritiert wegen der Frage. Wusste nicht genau was der Sith als Antwort erwartete. Langsam atmete Niphira durch und nickte kaum merklich.

“Ich war Führer für zwei lästige Sithschüler. Ein Chiss und ein Menschenmädchen. Der Chiss konnte kaum Basic… Und die Menschenfrau war lästig genug um selbst mich in den Schatten zu stellen… Wir hatten im Trainingsraum eine Art Sparringskampf gehabt. Ich habe die Menschenfrau klar besiegt. Sie war irgendwie… sehr emotional danach geworden und ist in die Katakomben gerannt. Ich habe halt wie immer ein paar Phrasen in einem Kampf fallen lassen. Es hat sie gekränkt und sie mich gebissen wie ein Kathhund. Warum auch immer. WIr sind ihr hinterher. Ich bin mit ihm die Treppe runter.”

Niphira erinnerte sich nur ungern an jene Situation. Schließlich war sie damals nur ein Halber Geist gewesen. Ihre Erinnerungen nicht komplett. Sie hatte es ihrem Meister schon gegenüber erwähnt. Also schloss sie ihre Augen um sich zu konzentrieren.

“Damals waren meine Erinnerungen noch blockiert. Ich wurde immer von einer Stimme geplagt die Rache wollte. Was immer da unten gewesen war hat es verschlimmert. Ich habe die Geschichten über Jedi im Kopf gehabt die meine Mutter mir immer erzählt hatte. Vorgetragen mit meiner eigenen Stimme die sie verhöhnten… Ich wollte nur da raus. Mein Kopf schmerzte. Eine Illusion die mir schon damals sagte, dass die Person die ich damals war nicht echt wäre… Ich stand mir selbst gegenüber… dieses Abbild meinte… Wir hätten gefunden wonach wir gesucht hätten… dass sie die Kontrolle übernehmen will… Wir würden die Wahrheit nun kennen… Ich müsse mich nur noch von der letzten Lüge lösen…”


Niphira schaute ruhig zu ihrem Meister auf. Es musste irritierend klingen. Gerade weil Niphira keine Ahnung hatte was diese Worte bedeuten sollten. Was das alles gewesen war. Sie atmete tief durch. Wenn sie schon so viel geredet hatte musste sie auch das ganze beenden.

“Ich dachte irgendwann die Bedeutung dessen begriffen zu haben. Diese Version von mir war so stark… Erschien mir übermächtig… Ich bin mir nun nicht sicher ob ich am Ende mich nicht doch irre und diese Illusion von mir vielleicht etwas anderes gemeint hatte…”


Damit beendete Niphira ihre Ausführungen und senkte ihren Blick wieder demütig. Vielleicht war es gut wenn der Sith vor ihr von allem wusste. Vielleicht konnte er die ganzen Dinge besser verstehen. Besser begreifen was sie da gesehen hatte. Was diese Worte bedeutet hatten. Wieso endeten ihre Ängste immer wieder bei ihr selbst? Warum musste sie immer wieder abbilder ihrer Selbst bekämpfen wenn man sie in derartige Illusionen fing. Entweder musste sie gegen ihre Vorfahren, tote Freunde oder sich selbst kämpfen. Nie jemand anderes. Was bedeutete das? Es war so verwirrend! Kannte der Mann vor ihr die Problematik? Sie wusste es nicht. Sie wollte nicht mehr unverschämt sein. Sprach kaum noch beim Kampf auch wenn es ihrem Naturell einfach widerstrebte. Wieder legte sich Niphira Ketten an anstatt sie zu zerbrechen. Warum? WARUM tat sie das? Sie wollte doch frei sein! Nicht gefangen in der Enge ihrer Vergangenheit. Freiheit. Freiheit war ihr Ziel. Um jeden Preis...




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Braxant Sektor :: Sartinaynian System :: Bastion :: Center :: Sith Tempel :: Domäne der Oberen :: Darth Draconis Domizil :: Darth Draconis, Niphira Minora, und Bedienstete
Auf dem Pfad zur dunklen Seite ist es keine Seltenheit, dass Bruchstücke des eigenen Seins auf dem Weg verloren gehen. Ein fragmentierter Geist ist die Folge, in dringender Suche nach einem Sinn der eigenen Existenz. Dieser Geist wehrt sich gegen die zahlreichen Bestien der dunklen Seite die Aßfressern gleich versuchen sich ein Stück ihrer selbst anzueignen. Was auch immer Niphira Minora in dieser Illusion gesehen hatte, musste sie erschüttert haben. Das Bild vergangener Jedi aus ihrer Blutlinie, die Erinnerungen an die Schrecken der Katakomben, die Angst vor dem eigenen Versagen im Angesicht eines despotischen Meisters der Sith. Diese Dinge nagten an der Sith Schülerin, ließen sie beinahe wie Espenlaub zittern. Doch zitterte sie nicht aus Angst, sondern auch aus dem lodernden Feuer ihrer Determiniertheit. Ihre Entschlossenheit den Weg der Sith zu gehen war nicht nur ein bloßes Lippenbekenntnis. Ihre Zweifel waren Teil des Weges, doch waren es nicht Zweifel die verwerflich gewesen wären, sondern die Hingabe zu diesen Zweifeln. Doch sie entschied sich anders. Ein ums andere Mal schob sie ihre Zweifel beiseite, auch wenn sie ihnen ein Ohr lieh, und entschied sich für den Pfad zur dunklen Seite, einem Pfad, der so viel zu bieten hatte, wenn man stark genug war.

„Nun, Niphira… wenn du deinen Gegner provozierst, wird dein Gegner auch unberechenbarer. Animalischer. Dich zu beißen war zu erwarten, wenn sie sich ihren Instinkten hingegeben hat. Aktion gebärt Reaktion.“ sprach der Sith mit einer unterschwelligen Belustigung. Was hatte sie erwartet, Dankbarkeit? Die Technik des Dun Möch war ein Weg seinen Gegner aus dem Konzept zu bringen, doch es konnte den Anwender auch wie ein Bumerang einholen und dem Gegner neue Kraft bringen. „Doch diese Schüler liegen hinter dir. Du hast die Katakomben überlebt und dich damit als stärker erwiesen, als viele andere Jünger.“

Diese Worte ließ der Sith verhallen und setzte sich nun selbst auf den Boden um mit seiner Schülerin auf Augenhöhe sprechen zu können. Er setzte sich in den Schneidersitz, ähnlich wie er es tat, wenn er sich auf eine Meditation vorbereitete. Den Rücken gerade durchgedrückt, legte er seine Handflächen auf seinen Knien ab und fokussierte erneut Niphira mit seinem Blick.

„Die Sith sind Meister der Erneuerung und Veränderung. Kaum ein Sith, der in diesen Hallen wandelt, ist mit der Person vergleichbar, die vor dem Eintritt in den Orden existierte.“ Betont ließ er offen inwieweit das auf ihn zutraf. Das war eine Geschichte für ein anderes Mal. Er insinuierte hier bewusst, dass die Sith der Schlüssel zu ihrem Wunsch nach Veränderung waren. Bewusst wob er nun ihren Drang nach einem Wandel ihres Daseins in die Lehren der Sith ein. „Um diese Veränderung zu manifestieren, legen einige Sith ihren Geburtsnamen ab, sobald sie ihre Ausbildung abgeschlossen haben. Sie nehmen den Titel des Darth an.“

So wie auch er damals nach seinem Triumph in der Schattenwelt seines Meisters über den Drachen einen neuen Namen angenommen hatte. Die Technik der Nightmare Trap war ein Weg der dunklen Seite, der definitiv unnatürlich war. Sein Meister hatte damit etwas geschaffen, dass die Grenze zwischen Illusion und Wirklichkeit zu einem dünnen Firnis werden ließ, der schneller riss als der Geduldsfaden eines Wookiees mit schlechtem Kartenglück. In diesem Moment war es egal ob Niphira die Geschichtsstunde wollte, sie musste über die Herkunft und Traditionen der Sith lernen. In ihnen würde sie die Weisheiten dieser dunklen Krieger erkennen. Niemand war an seine Vergangenheit gekettet, denn ein Sith war ein selbstständiges Individuum, dass in der Lage war sein eigenes Schicksal zu schmieden. Frei von den Jedi. Frei von der Familie. Frei von allen äußeren Einwirkungen. Perfekt.

„Diese Worte stammen aus einer archaischen Zeit, als eine Spezies über die Galaxis herrschte, die man die Rakata nannte. Auch die Spezies der Sith wurde von den Rakata versklavt. Sie siegten über ihre einstigen Besatzer. Zur Verhöhnung setzten sie die Worte ihrer Unterdrücker zusammen: Darr bedeutet Triumph und tah bedeutet Tod. Triumph über den Tod und damit auch über die eigenen Gegner. Entgegen aller Widrigkeiten hat man die härteste Ausbildung der Galaxis überlebt. Man hat sich neu erfunden und das alte Sein hinter sich gelassen.“

Mit einem verschwörerischen Blick beendete der Sith seine Ausführungen. Eine Augenbraue schnellte nach oben, seine Augen schauten sie kurz erwartungsvoll an. Ein gespielter Wink mit dem Zaunpfahl, von dem er hoffte, dass Niphira ihn verstehen würde. Die Sith waren der Schlüssel zu einer Selbsterneuerung. Sie waren Herren über die Kraft der Zerstreuung und der Bindung, über Leben und Tod. Sie machten die Realität zu dem, was ihnen gefiel und sorgten dafür, dass Dinge aus dem Soll-Zustand in den Ist-Zustand versetzt wurden.

„Deine Familie ist stark in der Macht, Niphira. Ich spüre es. Da drin.“ Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, tippte der Sith ihr mit seinem Zeigefinger drei Mal gegen die Stirn, jedes Mal ein klein wenig stärker, doch nicht in der Absicht ihr irgendwelche Schmerzen zuzufügen. „Doch lass dich nicht von der Vergangenheit anketten. Zerbrich deine Ketten, schaffe deine eigene Zukunft. Lass die Vergangenheit sterben. Töte sie, wenn es sein muss.“

Die Worte entwichen seinem Mund mit einer gewissen Vehemenz die zwar nicht aggressiv war, doch von einer gewissen Passion zeugte. Wie eine Schlange schlängelten sich die Worte in ihre Ohren, die dunkle Seite der Macht flüsterte ihr listig Suggestionen in den Geist. Darth Draconis glaubte an diese Worte, denn er hatte sie selbst praktiziert. Ein Meister konnte nur predigen, was er auch selber lebte, ansonsten wäre er ein Herr der Lügen.

„Jede dieser Erinnerungen ist wie ein Anker, der dich auf den Grund eines tosenden Meeres hinab zieht. Zerbrich die Ketten zu diesem Anker. Jedes Glied, bis du frei bist. Frei von diesen Wesen, die nicht an dich geglaubt haben, so wie ich es tue.“

Er hätte sie am liebsten geschüttelt. Wie oft musste man ihr sagen, dass sie Macht hatte und einfach nur mutig genug sein musste, nach den Früchten der dunklen Seite zu greifen? Doch hier bewies Darth Draconis für einen Augenblick, dass er selbst von einer Ungeduld beseelt war, die an ihm nagte wie an seiner Schülerin. Seine Gedanken waren verschlossen hinter den durastählernen Mauern seiner Festung, doch konnte der Sith seine Gedanken und Gefühle nicht vor sich selbst verheimlichen, eine Introspektion, die ihn vor sich selbst offenbarte. Auch er würde an sich arbeiten müssen, wenn er vollkommen, wenn er Sith’ari sein wollte. Doch auch ein Sith’ari brauchte eine Schattenhand, die frei von Zweifeln war. Sie musste erkennen, dass sie selbst den Schlüssel in den Händen hielt ihre eigene Kreation der Existenz in die Welt zu setzen. Sie alleine bestimmte, wer Niphira Minora sein würde. Sie existierte zwar bis zu diesem Punkt, doch sie würde entscheiden müssen ab wann sie wirklich leben würde. Ein Unterschied, der bereits den alten Sith geläufig war. Das in Dasein bringen der eigenen Person, eine Schöpfung aus dem eigenen Geiste heraus.


„Diese Stimme, die du gehört hast, warst du selbst. Es war dein eigenes Ich, das nur begierig darauf wartet zu erwachen. Endlich leben zu dürfen. Es war keine Illusion, Niphira. Es war ein Abbild deiner selbst. Die Schmerzen, die du gespürt hast, sind typisch, wenn die eigene Wahrnehmung auf den Kopf gestellt wird. Kognitive Dissonanz. Es ist leichter eine Lüge zu glauben, als die Wahrheit anzunehmen. Folge der Stimme, wachse an deinem Schmerz und du wirst zu jener Frau werden, die du als stark und mächtig empfunden hast.“

Einen Moment lang sah der Sith seine Schülerin abwägend an. Sie war gefangen in einem Netz aus ihren eigenen Neurosen, ein Schleier, der ihr verwehrte einen Blick auf ihr wahres Ich zu werfen. Sie knechtete sich selbst mit einem Anker von Erwartungen, die ihre Familie, ihr alter Meister und wahrscheinlich in ihren Augen auch Draconis an sie richtete. Es war an der Zeit diesen Schleier zu zerschneiden. Wenn sie wirklich so loyal war, wie Niphira es stets behauptete, würde auch der Sith Executor keinen Grund sehen sie zu verraten. Das Bündnis zwischen ihm und Nergal war das zwischen zwei Despoten, eine kongruente Linie von Interessen. Diese Interessensgemeinschaft war brüchig, fragil und nur die Macht wusste, wie lange dieses Bündnis halten würde. Doch ein Imperium kann nicht alleine auf Verrat und Zwietracht, auf List und Tücke aufgebaut werden. Wenn er wirklich absolute Macht wollte, benötigte er an seiner Seite Wesen, die es wert waren ihren Platz zu seiner linken und zu seiner rechten Seite einzunehmen. Sie würde eines dieser Wesen sein und heute in Blut getauft werden.

„Ich verspreche dir, wir werden diese Frau in dir finden.“ Erneut tippte der drei Mal, diesmal auf das obere Brustbein. „Verrat mag der Weg der Sith sein, doch wir werden diesen Aspekt verraten.“

Er nahm das Schrapnell eines der Gegenstände, die er gegen die Wand geworfen hatte, und schnitt sich damit in die Hand. Er übergab das Stück seiner Schülerin mit der unverletzten Hand und hielt ihr die blutende Hand auffordernd entgegen. Ein Pakt wurde mit Blut besiegelt, wenn er ernst gemeint war. Blut war weit mehr als nur eine Körperflüssigkeit. In der Sith Alchemie und in der Sith Magie wurden dieser Substanz weitaus wichtigere Qualitäten zugesprochen. Blut war schließlich auch der Ort, an dem die Midi-Chloriane lebten, diese eigenwillige Form von Bakterien, die einem Wesen mit hoher Konzentration die Fähigkeiten schenkten die Macht zu nutzen. Blut war das Bindeglied und Weg in die Unsterblichkeit.


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Niphira schaute ihrem Meister langsam wieder in die Augen. Augen die sie irgendwie selbst gerne hätte. Sein Wissen, sein können. Eine gewisse Sehnsucht schlich sich in ihren Blick. Aber da war noch so vieles mehr. Ihre Seele frohlockte während sie morden konnte. Wenn sie kämpfen durfte. Ihr Leben war ein Kampf. Sie liebte das Kämpfen mehr als alles andere. Jedoch durfte sie sich nicht von blinder Wut leiten lassen. Es war so ein schmaler Grad auf dem sie zu wandeln versuchte. Während ihr Umfeld es ohne Mühe tat fiel es ihr schwer einen Schritt vor den anderen zu setzen. Ihre Familie… Ihre Vorfahren verstanden es nicht. Waren in ihrer friedlichen Welt gefangen. Daher waren sie vielleicht schwach geblieben. Wenn man ein Raubtier war durfte man sich nicht zähmen lassen. Auch wenn man ein schwaches Raubtier wäre. Instinkte und der eigene Wille mussten stets geschärft werden. Bis sie selbst Diamanten zu zerschneiden vermochten. Ihr Wille war nicht der ihrer Mutter. Ihr Wille unterschied sich von jenem welchen all die anderen folgten. Sie hatte auch andere Bedürfnisse und Wünsche als Darth Draconis. Langsam würde sie ein eigenständiges Individuum werden. Irgendwann wäre die Schülerschaft vorbei. Doch würde sie bereit dafür sein? Sie musste lächeln als er schon fast belustigt darauf hinwies, dass sie mit ihrer Art den Biss selbst herauf beschworen hatte. Sie selbst musste leicht mit dem Kopf schütteln und konnte dabei ein Lächeln nicht ganz verbergen.

“Sie war ein harmloser Kathhund ohne nennenswerte Fähigkeiten. Ich habe mich damals von meinem Neid lenken lassen, dass ein Hirnloser Muskelberg und eine arrogante Zicke irgendwo eingesammelt wurden während ich zu dem Zeitpunkt als Jüngerin die ehrenvolle Aufgabe hatte mich herum schubsen lassen zu müssen… Aber ja… das ist vergangenheit.”


Ihr Meister kniete sich vor ihr hin. Der Sith erwähnte die Veränderungen die jeder hier durchgemacht hatte. Selbst Niphira unterschied sich schon jetzt sehr stark von jener Person, die damals die Hallen hier betreten hatte. Sie war stärker, klüger und Selbstbewusster geworden. Alles hatte sie an sich selbst verbessert. Langsam nickte sie. Es stimmte. Mit jedem Tag der hier vergangen war, war sie weiter von dem entfernt gewesen, was sie bei ihrem ersten Betreten dieser heiligen Hallen gewesen war. Der Titel eines Darth… Seine Worte hämmerten auf ihren Verstand ein. Es war wahr. Sie könnte eines Tages auch den Titel Darth tragen. Einen Titel, der so viel Gewicht hatte. Bei dem Gedanken musste sie schlucken. Es stimmte. So weit war es nicht weg. So weit musste sie nicht mehr gehen. Allgemein waren ihre Fähigkeiten gemessen an dem was ihre Mutter und auch Tante prophezeit hatten erstaunlich geworden. Oder war es nur wieder eine Lüge gewesen? Eine Lüge sie von ihrem Weg abzubringen? Kurz verfinsterte sich Niphiras Blick bei dem Gedanken. Lügen. Alles Lügen. Die Dunkelheit in die sie sich gehüllt hatte begehrte auf. Ihre Mutter würde nicht einfach sterben. Sie würde erfahren was wahres Leid wäre. In der Tat hörte Niphira gebannt zu als ihr Meister die Geschichte der Sith ansprach. Sie wäre damals Sklavin gewesen? Sie legte den Daumen unter das Kinn und überdachte diese Worte genauer. Es war faszinierend. Unbewusst hatte sie sich nach vorn gelegt. Sie war wieder ganz die Kriegerin. Wurde langsam sicherer und fand ihre Fassung wieder. Langsam nickte sie und ließ die Worte auf sich wirken. Seine Worte zogen die Schülerin regelrecht in ihren Bann. Sie würde ihre Vergangenheit verbannen. Würde sich auf ihre Zukunft fokussieren. Am Ende würde Cathar der Ort sein wo sie ihre Vergangenheit begraben würde. Daher nickte sie bei seinen weiteren Worten deutlich.

Der Mann vor ihr hat sich ihrer angenommen als es niemand getan hatte. Er hatte sie unter seine Obhut genommen. Ungeachtet ihrer Art. Ungeachtet ihrer rebellischen Natur. Dieser Mann glaubte an sie. Glaubte dass sie all die Strapazen wert war. LAngsam nickte Niphira noch einmal. Langsam verstand sie wie die Lage hier war. Auch wenn man ihr immer wieder was anderes gesagt hatte. Die Überzeugung ihres Herren ließ sie nicht kalt. Stark in der Macht? Es mussten also wirklich Lügen gewesen sein. Widerlich. Ihre Rache würde kommen. Bald, hart. Ohne rücksicht oder Gnade. Warum hörte sie überhaupt auf diese Vergangenheit? Diese Lügen der Jedi. Langsam streckte sie sich. Atmete ruhig durch. Nickte langsam. Lächelte dann und verstand langsam wie die Lage war. Genauso sprach Draconis die Freiheit an. Etwas wonach Niphira sich mehr als alles andere sehnte. Sie wusste, dass sie genau hier diese Freiheit finden könnte. Ja. Es war ihre Chance. Ihr Weg. Eines Tages würde sie wahrhaftig mächtig werden. Der Weg mit diesem Mann wäre es der ihr diese Macht einbringen würde. Sie sollte der Stimme folgen. Jener Stimme von damals. Es fühlte sich richtig an. Ein Wesen wahrer Kraft. Ruhig nickte sie ein weiteres Mal.

Als Draconis auf ihr Brustbein tippte schaute sie zu ihm auf. Verstand nicht ganz was er meinte. Bis seine Worte zu ihr durch drangen. Verrate den Verrat? Was hatte er vor? Etwas verwirrt bemerkte sie wie der Sith eines der Schrapnelle nahm, die er gegen die Wand geworfen hatte. Beobachtete wie der Sith sich schnitt und dann den scharfen Gegenstand ihr entgegen hielt. Etwas ungläubig und misstrauisch wanderte Niphiras Blick auf die Verletzung welche sich der Sith selbst zugefügt hatte. Blutsbänder? Sie hatte irgendwann davon gelesen. Wusste um ihre Bedeutung. Fast zaghaft schnitt Niphira sich selbst. Nicht aus Angst vor den Schmerzen. Nein. Es ging ihr mehr um die Symbolik. Mit der nun verletzten Hand nahm sie jene ihres Meisters. Diesmal hielt die Schülerin den Blickkontakt. Umfasste die Hand und nickte anerkennend. Wie so oft hatte ihr Meister die Schülerin überrascht. Hatte ihr wieder eine Art zukunft gezeigt. Einen Weg weiter zu machen. Es war… Erstaunlich.

“Ich danke Euch für Eure Geduld mit mir…”


Es klang aufrichtig sowie auch kleinlaut. Sie wusste welche Last sie bisweilen für den Sith war. Aber so war es nun einmal. Dennoch war sie mehr als nur Dankbar für alles was er ihr bisher beigebracht hatte. Und dafür dass er oftmals sehr geduldig mit ihr gewesen war bis zum jetzigen Zeitpunkt.


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Lange vor dem Galaktischen Imperium, als die Sith noch im Verborgenen aktiv waren, galt ein Dogma über den anderen: Die Regel der Zwei. Ein Zweibund, der zwei Individuen miteinander verband und über die Sterne hinweg fühlen ließ, wenn der anderen Person etwas zustieß. Eine solche emotionale wie physische Verbundenheit konnte nur zwischen Personen hergestellt werden, die eine Schicksalsgemeinschaft bildeten. Familien, Liebende oder eben Meister und Schüler. Was sie Jedi als ein heilbringendes Konstrukt der Macht sahen, war für die Sith Segen und Fluch zugleich. Es hatte ihnen geholfen über Generationen hinweg sich vor den wachsamen Augen ihrer Erzfeinde zu verstecken, doch Zwietracht und List hatte den Zweibund immer wieder aufgelöst, zersetzt und neu zusammengebracht. Ein Meister, der das Wissen in seien Händen hielt, ein Schüler der bereit war dieses Wissen aus den Händen des Meisters zu reißen. Die Bildung des Ordens der Sith nach den Dogmen des ersten Imperators Darth Arcanious hatten diesen Zweibund aufgelockert. Es war nicht mehr nötig den Meister zu töten um die Supremat des Schülers zu etablieren. Der Imperator stand nun über allen Sith und war Vaterfigur wie Feindbild für die Sith. Doch noch immer war Verrat der Weg der Sith und Darth Draconis hatte nicht vor, Opfer dieser ungeschriebenen Regel zu werden. Mit Genugtuung sah er, wie Niphira das Stück Blech nahm und sich in ihre Hand schnitt, um daraufhin die seinige zu ergreifen. Blut mischte sich mit Blut. Ein Bund wurde geschlossen, ein Pakt mit dem roten Lebenselixir unterschrieben.

„Vergiss niemals Niphira, dass diese Geduld nicht aus Altruismus geboren wird, sondern aus deinem Versprechen der unerschütterlichen Loyalität.“

Seine Worte sollten Mahnmal und Erinnerung zugleich sein. Sith waren keine Wesen die Dinge aus der Güte ihres Herzens taten, sie verfolgten ein Ziel. In seinem Falle war es die Erweiterung seiner Machtbasis. Einem Schneeballsystem gleich würde sie eines Tages einen weiteren Schüler ausbilden während er den nächsten Schüler ausbilden würde. Schaffte er es diese Sith alle zu einen, konnte er mit einer Machtbasis rechnen, die seinesgleichen suchte. Natürlich versuchte jeder Sith seine Basis auf diesen und anderen Wegen zu erweitern, doch spürte Darth Draconis, dass er mit dieser Frau eine Sith an seiner Seite hatte, mit er die kommenden Gefahren bezwingen und als Sieger hervorgehen konnte. Die Ketten würden gesprengt werden. Wehe allen, die dann in seinem Weg stehen würden.

Das Blut tropfte noch immer als Erinnerung an den soeben gesprochenen Schwur auf den Boden. Eine Verletzung dieser Art konnte in den Katakomben zu einem Nachteil werden. Sie wussten nicht, mit welchen Mächten sie es dort unten zu tun bekommen würden. Eine Infektion wäre das letzte, was sie benötigen würden. Auch wusste er noch nicht, wie das Artefakt es fertig brachte Materie nach dem Ableben des Animus wieder in Bewegung zu setzen und „am Leben“, oder wie man auch immer diese Perversion der Schöpfung nennen mochte, hielt. Daher nahm der Sith erneut seine Hand und benutzte die Macht der dunklen Seite. Obwohl Bogan eine zersetzende Kraft ist, die Materie teilt und selten bindet, kann ein mächtiger Sith sich dieser Kraft bedienen um eine Bindung zu erzwingen. Diese Form der Heilung würde von den Jedi als unnatürlich wahrgenommen werden, als eine Perversion der Macht. Doch war es genau dieser Punkt, der damals zum Schisma im Orden der Jedi geführt und die Sith in ihrer jetzigen Form gebärt hatte. Die Jedi Exilanten wollten die Macht dazu nutzen um neues zu schaffen und zersetzende Kräfte zu nutzen um neues zu erschaffen. Jeder Akt der Schöpfung ist zuerst ein Akt der Zerstörung, doch waren die Jedi von ihren Dogmen geblendet. In einem mühseligen Selbststudium hatte sich Darth Draconis diese Fähigkeit selbst beigebracht und so die Kräfte der Zerstörung zu einem Akt der Schöpfung zwingen können. Während seine Hand die seiner Schülerin hielt, animierte der Sith über die Midi-Chloriane die Zellen ihrer Hand zur Heilung. Prozesse wurden beschleunigt, Fleisch fand zueinander, dass zuvor zersetzt worden war. Als er ihre Hand losließ, war die Wunde verschwunden.


„Die dunkle Seite öffnet das Tor zu Fähigkeiten, welche die Jedi als unnatürlich ansehen würden.“

Für ein Wesen, dass nicht sein Leben lang in den Hallen der Macht gewandert war, mussten die Kräfte der Jedi und Sith wie Wunderwerke von Halbgöttern wirken, doch wusste Darth Draconis, dass auch seine Kräfte Grenzen hatten. Er hatte noch nie ausprobiert, wie weit seine Kräfte der Heilung reichen würden, doch wollte er es nicht unbedingt in den Katakomben herausfinden, wo diese Grenze genau lag. Eine Nachricht ploppte auf seinem Comlink auf und eine kurze Unterredung später hatte er Ruul die Order gegeben sich und die Jünger in einer Fähre zu ihm in die Domäne der Oberen zu begeben, samt der notwendigen Authentifizierung. Die Zeit war gekommen die Früchte seiner Arbeit zu begutachten.
Der Sith erhob sich und bedeutete seiner Schülerin mit einer Handbewegung ihm zu folgen. Sie schien keine weiteren Fragen zu haben oder sie dachte noch über das gerade geschehene nach, denn sie verhielt sich diesmal stumm und folgte ihm nun. Der Sith wusste nicht ob es Einbildung war oder ob er zuviel interpretierte, doch fand er, dass ihr Gang deutlich aufrechter war, mit erhobenem Kinn. So wie es sich für eine Schülerin eines Sith Executors auch gehörte. Sie wurde ihrer Rolle zunehmend gerechter, begann die Attitüde an den Tag zu legen, die er von einer Schülerin seines Standes erwartete. Der Sith war mit Niphira zufrieden. Als sie den Hangar erreicht hatten, wandte er sich erneut an seine Schülerin.

„Wir werden hier auf einen Sith Jünger warten, der meine Aufmerksamkeit erregt hat. Sein Name ist Ruul und ich habe ihm aufgetragen sich um alle technischen Belange dieser Expedition zu kümmern. Er wird uns auch mit den entsprechenden lebenden Schutzschilden versorgen. Ein Detail, dass wir ihnen nicht auf die Nase binden sollten.“

Ein verschwörerischer Blick samt der Andeutung eines Lächelns sollten Hinweis genug für Niphira sein, dass er hier zwar etwas selbstverständliches aussprach, das aber für seine Verhältnisse das Gerippe eines Witzes waren. Doch seine Mine verfinsterte sich bei den folgenden Worten.


„Was auch immer da unten passiert: Unser Überleben steht an erster Stelle. Ich werde nicht zulassen, dass du oder ich zu einem dieser wandelnden Abnormalitäten werden.“

In diesem Moment setzte der TIE Reaper wie ein bedrohlicher Raubvogel zur Landung an und öffnete die Ladeluke, nachdem die entsprechenden Fahrwerke ausgefahren und sicher gelandet waren…

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[Bastion-System | Bastion | Center | Tempel der Sith | Hangar in der Ebene der Oberen] Janus, Brianna, Kate, Jarael, Darth Keebo, Eowyn

Die Position eines Vollstreckers im Orden der Sith war begehrt und umkämpft, in den dunklen Gängen des Tempels und darüber hinaus hungerten viele ehrgeizige Krieger und selbst manch besonders ehrgeiziger Schüler nach der Macht, dem Wissen und dem Prestige, die dieser Titel mit sich brachte. Als Auszeichnung für diejenigen, die sich in den Augen der Dunklen Seite und des Imperiums bewährt hatten, war es allerdings Fluch und Segen, in diese Sphären vorzudringen. Wer erst einmal Vollstrecker war, rückte ins Zentrum der Aufmerksamkeit und wurde von Rivalen, Neidern, Speichelleckern, Günstlingen – und solchen, die es werden wollten – umlagert und misstrauisch beäugt. In einer solchen Lage war es klug, ein Netzwerk von Informationen und Spionen zu unterhalten, die einen mit mehr oder weniger nützlichen Informationen versorgen konnten. Wer etwas wusste, konnte planen und handeln, und wer etwas wusste, bevor es andere taten, konnte dies umso besser. Ein faszinierendes Spiel, in dem Gerüchte, Halbwahrheiten, Lügen und Intrigen die Mittel der Wahl waren, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Janus hatte einiges an Credits, Ressourcen und Zeit in Jünger investiert, die ihm in dieser Hinsicht nützlich sein konnten, und während er in Richtung des landenden Schiffes und der Personen, die es schließlich verließen, blickte, grub er in seinem Gedächtnis die entsprechenden Informationen heraus. Das Schiff selbst mochte ihm nicht allzu viel sagen – die meisten Sith besaßen verschiedene Transportmittel, je nach Einsatzzweck. Aber die Person, die das Vehikel verließ, die war ihm nicht unbekannt, jedenfalls war es die Beschreibung nicht. Die für menschliche Verhältnisse ungewöhnlich große Gestalt, dunkles Haar und braune Augen, das Sith-Taith, das die aufmerksamen Augen des Grafen auf der linken Hand des Mannes erspähten, all dies ließ nur einen Schluss zu: Darth Keebo war nach Bastion zurückgekehrt.

Damit hatte Janus nun ein Gesicht und einen Namen für den Heimkehrer und somit eine Grundlage, mit der er arbeiten konnte. Der Vollstrecker verfügte über ein exzellentes Gedächtnis und fasste für sich rasch zusammen, was er wusste. Darth Keebo war ein Sith, der von Gerüchten umgeben war – nicht ungewöhnlich bei einem Mann seines Ranges, aber einige dieser Mutmaßungen waren in der Tat beachtenswert. Früher hatte dieser Mensch mal die Position des Zirkelmeisters der Hexer bekleidet, was naturgemäß Neider und Intriganten auf den Plan gerufen hatte. Wie viel also an den Berichten, Darth Keebo sei ein begabter Heiler und noch nie dabei ertappt worden, Jünger zu quälen, dran war, war schwer einzuschätzen. Janus für seinen Teil nahm an, dass der andere Sith seine sadistische Ader vielleicht einfach nur diskreter auslebte als die meisten und wenn er wirklich über Heilkräfte verfügte, kamen dem fastmenschlichen Aristokraten auch einige nützliche Anwendungen im Bereich der Folter in den Sinn. Schlussendlich war einiges auch nur Spekulation, solange er nicht mehr wusste, würde er Darth Keebo so behandeln wie die meisten anderen Sith: Potentielle Bedrohung und potentieller Verbündeter gleichermaßen. Damit verlagerte sich das Interesse von Janus auf das Objekt – besser gesagt die Person – die der Neuankömmling mit sich trug. Eine menschliche Frau (Eowyn), blondes, lockiges Haar, offenkundig bewusstlos. Ihre Aura hatte den penetranten Geruch von Doppelmoral und „Rechtschaffenheit“, die der blasse Adlige mit Jedi assoziierte. Eine Gefangene? Tatsächlich glaubte Janus, sie schon einmal in diesem Zusammenhang gesehen zu haben. Alter und Statur passten, das Gesicht ebenfalls. Der Sith war sich nicht absolut sicher, hatte aber den Eindruck, es mit der Jedi Eowyn El´mireth zu tun zu haben. Nun, insofern man mit jemandem etwas zu tun haben konnte, der wie ein nasser Sack auf den Armen eines Vollstreckers lag. Wenn es sich tatsächlich um die Rätin handelte, wäre dies ein außergewöhnlicher Fang – augenblicklich stieg das Interesse von Janus und er präsentierte ein höflich-respektvolles Lächeln, als er sich der Begrüßung von Darth Keebo widmete.

Wenn Sith aufeinander trafen, erinnerte das nicht selten an Begegnungen von Raubtieren in freier Wildbahn. Man beäugte und beschnupperte sich, steckte Territorien ab und achtete darauf, dem Gegenüber nicht zu nah zu kommen, während man es vermied, den weichen Unterleib zu entblößen. Ja, sie waren zivilisierte Raubtiere, und als solche gab es gewisse ungeschriebene Gesetze, an die es sich zu halten galt, wenn man sich nicht exponieren wollte. Es schien, als wären Darth Keebo diese Gesetze bekannt und er geneigt, sich an sie zu halten, seine Eröffnungsworte an den Grafen fielen in Auswahl und Ton angemessen aus. Als Reaktion neigte Janus leicht den Kopf und wartete auf die obligatorische Verbeugung, er ließ seinem Gegenüber Zeit, erst einmal die Lage in Augenschein zu nehmen – was in diesem Fall hauptsächlich darauf hinauslief, dass Brianna taxiert wurde. Nicht verwunderlich, die gefallene Jedi war jemand, der ohne Zweifel einen zweiten oder dritten Blick wert war, ihre Aura passte noch nicht zu diesem Ort. Noch nicht. Als Überläuferin würde sie auch in Zukunft noch weiteres Interesse auf sich ziehen, daran bestand kein Zweifel. Janus für seinen Teil lächelte weiterhin, sein Gesicht eine glatte, kultivierte Maske, die nichts preis gab. Schlussendlich verneigte sich sein ranggleicher Gegenüber, was der Graf zum Anlass nahm, es beinah zeitgleich ebenfalls zu tun. Ein kleiner, aber feiner Unterschied. Bevor er die verbale Begrüßung erwiderte, wurde er jedoch zunächst Zeuge einer kleinen Darbietung, Darth Keebo ließ seine Gefangene zu Boden fallen, direkt vor Briannas Füße. Weder Zufall noch Absicht, das Lächeln des dunkelhaarigen Menschen sprach Bände. Janus gestattete sich ein dezentes Schmunzeln, bevor seine glatte, ruhige Stimme – gewürzt mit dem leichten Akzent seiner Heimatwelt Taris – erklang.


„Willkommen auf Bastion, Darth Keebo. Es ist Ehre und Vergnügen, Euch hier zu begrüßen. Ganz besonders angesichts Eurer illustren Begleitung. Ihr kehrt als Triumphator nach Bastion zurück – so, wie ich es tue.“


Nachdem beide Sith ihre Verbeugungen vollendet hatten, richtete sich Janus wieder auf und verschränkte die Arme hinter dem Rücken, seine vornehme Haltung strahlte höfliche Neugier aus, ohne aufdringlich zu wirken. Fast ebenso sehr wie auf das Verhalten des anderen Vollstreckers achtete er dabei auf Briannas Reaktion. Es war eine Sache, sich von den Jedi abzuwenden, eine andere jedoch, eine ehemalige Kameradin wie ein Stück Vieh vor sich auf den Boden fallen zu sehen. Was nun passierte, würde ohne Zweifel sehr aufschlussreich sein. Zunächst aber war Darth Keebo an der Reihe. Er hatte diese Partie Dejarik mit einem dramatischen Zug eröffnet und setzte nun nach, er bekundete seine Freude darüber, nun wieder auf Bastion zu sein – was eine längere Abwesenheit zumindest vermuten ließ – bevor er auf Brianna zu sprechen kam und offenbar rasch erkannte, dass sie aus freien Stücken hier war. Prompt folgte eine Gratulation, der diese mit einem höflichen Nicken quittierte und dann beiläufig auf Eowyn deutete.


„Ihr seid zu großzügig. Denn wie ich sehe, ist Euer Erfolg nicht zu unterschätzen. Eine Rätin des Jedi-Ordens, erst seit kurzem in dieser Position, wenn ich mich recht entsinne. Sie macht einen etwas ruhigeren Eindruck als im Holonet. Nun, das soll die Gefangenschaft so mit sich bringen, nicht wahr? Ein großer Tag, in der Tat. Der Tag der Rache. Der Tag des Sieges. Der Tag der Sith. Ich muss gestehen, ich bin ausgesprochen neugierig, wie Ihr eine solche Beute zur Strecken bringen konntet. Der Imperator – Ruhm seinem Namen – wird gewiss erfreut sein. Lasst uns gemeinsam diesen erhabenen Moment genießen.“


Janus vollführte eine ausladende Geste, die den ganzen Raum umfasste, und auf einen mentalen Befehl des Grafen hin begannen seine Leibwächter, ihre Schockstäbe im Takt auf den Boden zu stoßen. Funken flogen und das Dröhnen erfüllte den Hangar, während der Graf seinen Hofstaat ohne ein Wort dazu anhielt, den Namen von Darth Keebo und seinen eigenen zu rufen und ihre Erfolge zu bejubeln, was auch enthusiastisch geschah, einige besonders eifrige Speichellecker schrien sich in diesen Momenten vermutlich heiser. Subtil verstärkte Janus mit der Macht die Gefühle, ließ Bewunderung zu fanatischer Begeisterung werde, Jubel zu anhimmelnder Hingabe, Lob zu Lobpreisung. Es war in dieser Atmosphäre der Erwartung, dass Brianna vortrat, sie hatte den anderen Vollstrecker bereits zornig angefunkelt und eine Welle der Abneigung rollte über sie hinweg, als sie ihn und Eowyn ansah und schließlich – gewohnt offensiv und scharfzüngig das Wort erhob. Sie machte aus ihrer Antipathie gegenüber Person und Verhalten keinen Hehl, äußerte sich mitleidig-geringschätzig auch über Eowyn und natürlich fehlte auch nicht eine Spitze gegen ihre Mitschülerinnen. Janus ließ sie erst einmal gewähren, seine Miene neutral, und auch, als sie schließlich Eowyn vom Boden aufhob und ihm nun – auf „würdige“ Weise – übergab, zuckte der schlanke Fastmensch nicht mit der Wimper. Brianna bestätigte, dass es sich in der Tat um eine Jedi-Rätin handelte, eine Person, die über enormes Wissen verfügte, doch auch dabei zeigte der Graf keine Reaktion. Er ließ seine neue Schülerin eine ganze Weile im unklaren, seine Miene so sorgfältig abgeschirmt wie seine Aura, bevor er die Spannung endlich auflöste und ihr huldvoll zunickte.


„Ich weiß den Respekt zu schätzen, den Du mir mit dieser Tat erweist, Brianna. Es spricht für Deine wachsenden Einsichten in die Dunkle Seite, aber vergiss nicht, dass Rätin Eowyn El´mireth weder meine Gefangene ist noch die Deine. Sie ist die Gefangene von Darth Keebo, der sie zur Strecke gebracht hat und dessen Respekt sie sich offenbar nicht verdient hat. Und somit obliegt es ihm, wie mit der Jedi weiter verfahren wird. Ohne Zweifel wird der Imperator interessiert sein an den Informationen, die sie enthüllen kann, doch sollten er und Ihr, Darth Keebo einverstanden sein, wäre es mir eine...Herzensangelegenheit, bei der Befragung dieser Jedi mitzuwirken. Der Zirkel der Inquisitoren und ich wären ihm für diese Gelegenheit, die Geheimnisse unserer Feinde in Erfahrung zu bringen, zu Dank verpflichtet.“


Die weißen Zähne des Sith blitzten wie Dolche in der Nacht auf, als er so sprach, und niemand, der ihn so sah, würde bezweifeln, dass sich hinter der glatten, höflichen, kultivierten Fassade ein Monster verbarg, das gelernt hatte, seine wahre Natur sorgfältig zu verbergen. Janus nickte Darth Keebo zu und das Monster kehrte in seine Höhle zurück, machte wieder dem charmanten Mann von Welt Platz.


„Euren Worten entnehme ich, dass Ihr längere Zeit auf die Annehmlichkeiten der imperialen Zivilisation und unseres Ordens verzichten musstet. Zur Feier unserer Triumphe würde ich mich daher geehrt fühlen, wenn Ihr Euch uns anschließen würdet, Darth Keebo. Wenn Ihr es wünscht, kann ich auch für Euren Gast entsprechende Vorkehrungen treffen lassen. Vielleicht lockern Häppchen und Champagner ihre Zunge besser als Schmerz und Demütigung – aber wie ich bereits sagte: Diese Entscheidung obliegt Euch.“


In den Worten des Vollstreckers lagen weder Falschheit noch – bemerkenswerterweise – boshafte Absichten. Körperliche Qualen, Folter und Tod mochten ohne Zweifel unterhaltsam sein, aber diesen Methoden fehlte in seinen Augen eine gewisse Eleganz. Finesse. Ungleich befriedigender war es doch, einen Gefangenen geistig von Grund auf zu brechen – genauer gesagt, die Fundamente seiner Überzeugen zu erodieren – und ihn Stück für Stück neu zu formen, nach den eigenen Vorstellungen umzugestalten. Eine Jedi-Rätin, die ihr Wissen preis gab, war ein Erfolg. Eine Jedi-Rätin, die ihr Wissen preis gab, sich für die Dunkle Seite öffnete und im Holonet voller Überzeugung die Lügen ihres alten Ordens denunzierte...nun, das war ein Triumph. Und Janus hatte Geschmack an Triumphen gefunden.


[Bastion-System | Bastion | Center | Tempel der Sith | Hangar in der Ebene der Oberen] Janus, Brianna, Kate, Jarael, Darth Keebo, Eowyn
 
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[Bastion :||: Center :||: Le château blanc :||: Tisch im Hauptsaal] Lortan Toral, Treeya Reed

Treeya Reed wirkte erschöpft und müde, als sie das Lokal betrat und er wusste nicht, ob sie ihre Sonnenbrille trug, weil sie ihre roten Augen verbergen wollte, oder weil sie ... nun ja lichtempfindlicher als normal waren. Dennoch verhielt sie sich ausgesprochen höflich und der stilvollen Umgebung angemessen, was dem älteren Toral nur ein anerkennendes und subtiles Nicken entlockte. Sie schien es auch zu verstehen, einen älteren Herren um den Finger zu wickeln und verstrickte ihn in Smalltalk, der darin endete ihr ein Gericht zu empfehlen. Nachdem er für sie beide bestellt hatte, hob sie das Glas und sie stießen gemeinsam an.

„Nun, ich bin schon sehr gespannt auf das Konzert heute Abend“, er grinste gönnerhaft, „besonders jetzt, nachdem ich weiß, dass Miss Lemaire auch sehr lange unterwegs war. Wie steht’s denn mit ihnen? Freuen sie sich schon auf das Konzert? Sie scheinen Miss Lemaire ja besser zu kennen als ich.“

Wie blöd konnte man eigentlich sein, seinem Geschäftspartner beim Geschäftsessen zu stecken, dass man die Nacht davor quasi durchgemacht hatte. Doch Treeyas professionelles Lächeln, oder zumindest das, was sie dafür hielt, schwand nicht, während sie ihm antwortete: „Wir waren eine Zeit lang auf der selben Schule, doch nicht für lang. Odile arbeitete danach an ihrer Ausbildung als Tänzerin und Sängerin.“ Sollte sie ausplaudern, dass sie danach nach Csilla zurück gekehrt war und sich dort dreimal wohler und sicherer gefühlt hatte, als in den Kernwelten? Vielleicht lieber nicht.

„Und Sie Mrs. Reed?“

Vielleicht lieber doch.

„Ich habe meine Schulausbildung und schließlich auch mein Studium auf Csilla fortgeführt,“ sagte sie rasch. Wie viel wusste der Alte eigentlich von ihrer Familie? Sie konnte sich kaum vorstellen, dass ihre Mutter fröhlich aus dem Nähkästchen geplaudert hatte, wer in der Familie Reed mit wem verwandt war – solche familiären Angelegenheiten hatten schließlich keinen Platz bei geschäftlichen Themen. Ob sie den Dreh hin zu Geschäftlichem suchen sollte?

„Falls Sie nach den Gründen fragen möchten,“ setzte sie also rasch hinzu „ich hielt die Ausbildung in der Chiss Ascendancy für besser – im Gegensatz zu den Schulen, die ich beispielsweise auf Muunilinst besucht habe, war man hier immer einen kleinen Schritt weiter. Und die Ausstattung der Biomedizinischen Fakultät der Universität in Csaplar ist exzellent, genau wie ihr Ruf.“

Den schmalen Grat zwischen Arroganz und Selbstbewusstsein zu meistern war noch nie eine ihrer Stärken gewesen, dennoch hatte sie ja nichts Unwahres gesagt. Und immerhin war jetzt hoffentlich auch die Basis gelegt für ein weniger persönliches Gespräch.

Leicht überrascht hob Lortan Toral seine Augenbrauen, als Treeya Reed erklärte, dass sie quasi eine alte Freundin der berühmt-berüchtigten Künstlerin war, auf der anderen Seite allerdings, war es auch nicht besonders überraschend, wenn jemand aus ihren Kreisen mit Berühmtheiten verkehrte.

„Oh, Sie und Odile sind beide auf Muunilinst gewesen, auf welcher Schule waren sie denn?“, fragte er während er versuchte hochzurechnen, ob Mile beide Damen auch zeitlich getroffen haben könnte. Denn das würde dem gesamten Arrangement etwas mehr ... Würze geben. Ob es das Ganze zum Guten oder zum Schlechten ändern würde, konnte er jetzt noch nicht sagen. Aber es waren knapp zehn Jahre Altersunterschied zwischen den beiden und er bezweifelte, dass sich beide je in der Schule getroffen haben.

„Wir gingen auf die Imperator Arcanius High School“

„Ah, nun dann dürften Sie meinen Neffen wohl nie getroffen haben“, bemerkte Lortan beiläufig.

Einmal mehr wunderte Treeya sich über das Verhalten der Menschen ... wieso ruderte er von einem ganz sachlichen Thema denn schon wieder zurück auf die persönliche Ebene? Es machte ihr zu schaffen, auch wenn sie beinahe ein wenig gelächelt hätte. Der ältere Herr hatte bereits im Café über seinen Neffen gesprochen, offenbar war ihm der junge Mann äußerst wichtig. Dieser herzliche, familiäre Zusammenhalt war ihr wiederum ebenfalls fremd, aber dies war etwas, das sie sich eigentlich in all den Jahren gewünscht hätte. Wann hatte sie eigentlich ihren Onkel zuletzt gesehen?

Schickte es sich, hier genauer nachzufragen? Oder würde sie dann wie ein neugieriges Gör wirken? Doch diese Entscheidung wurde ihr zum Glück abgenommen, als der Ober mit dem Essen zu Ihnen kam und ihnen zunächst die ausgewählte Vorspeise brachte. Ob Treeyas angeschlagener Magen den Salat mit dem gebratenen Gemüse wohl vertragen würde? Langsam und vorsichtig nahm sie einen Bissen, gratulierte dem Gegenüber zu seiner ausgezeichneten Beratung und versuchte, nicht einzuschlafen. Ihr Kopf schmerzte, als wollte ihre linke Hirnhälfte in den Hyperraum springen, um ihren Schädel endgültig zu verlassen. Während sie ein Schluck Wasser zu sich nahm, herrschte das, was Neetra früher abfällig als „gefräßiges Schweigen“ betitelt hatte – immer in den Phasen der Schwester, in denen diese sich weigerte Nahrung zu sich zu nehmen.

Auf die Vorspeise folgte nahtlos der Hauptgang und Treeya versuchte ihren Kopf wieder mit ein paar Gläsern Wassern in dieser Dimension zu behalten.

Als die Speisen angereicht wurden, verebbte das Gespräch und Lortan Toral konnte sich in dieser Zeit seine weitere Vorgehensweise zurechtlegen. Als dann der Hauptgang begann, beschloss er das Gespräch wieder auf das Geschäftliche zurückzuführen:

„Haben Sie schon Pläne, wo sie den Hauptsitz ihrer Firma errichten werden? Sie scheinen sehr an Csilla zu hängen, aber Muunilinst scheint auch der traditionelle Stammsitz ihrer Familie zu sein.“

„Tatsächlich schwanke ich noch, je nachdem wie die Transportkosten und andere Nebenkosten sich gestalten werden,“ erklärte Treeya und tat, als hätte sie Ahnung von dem, wovon sie sprach. Auf Csilla waren Transportwege gewiss günstiger, dafür war der Import langwieriger und von außenstehenden Firmen auch teuer, während auf Muunilinst lästige Dinge wie Steuern und Stromkosten anfielen. Ein wenig eingelesen hatte sie sich ja und sie war sehr erleichtert darüber, das Gespräch endlich zu seinem eigentlichen Zweck hinzuführen. Wenn das flaue Gefühl in ihrem Magen jetzt noch weg ginge, stünde einem erfolgreichen Abend nichts mehr im Weg. Peinlich berührt merkend, dass sie kurz nachdenklich geschwiegen hatte, führte sie ihren Satz fort: „Verstehen sie mich nicht falsch, wenn ich sage, dass ich denke, dass auf Csilla eine freiere Forschung möglich ist, besonders an den Projekten, die ich mir für Insight Research vorstellen könnte“ – sie machte eine kurze, gewichtige Pause – „und auf Muunilinst reizt mich primär nur die Landschaft.“ Kurz lachte sie falsch auf, während sie an die wenigen, aber beschissenen Schuljahre auf dem maritimen Planeten zurück dachte. Sie konnte nun schlecht sagen, dass ihre Mutter darauf bestehen würde, das Nesthäkchen wieder in die engen Gefilde der Familie zurück zu holen.

Irritiert blickte Lortan die junge Frau an und, während er langsam begann zu lächeln und dabei einen Schluck Wasser nahm, begriff der alte Geschäftsmann, dass das junge Porgküken vor ihm noch gar nicht ahnte, welche Konsequenzen die Firmengründung mit sich brachte. So ein durchtriebenes Spiel hatte er der alten Reed durchaus zugetraut, war aber auch überrascht, dass er mit seinen eigenen Familienangehörigen offener spielte, als sie.

„Sicherlich ist die Nähe zu den anderen exzellenten Forschungseinrichtungen der Chiss auf Csilla auch ein weiterer Vorteil, aber eine Familie funktioniert nicht tadellos, wenn die Entfernungen zu groß werden.“

Innerlich schnaubte Treeya wütend. Wie peinlich! Hatte ihre Mutter sich denn allen Ernstes bei dem alten Toral darüber beklagt, dass die jüngste Tochter nun so weit weg studierte? Das konnte weder ihr noch sein Ernst sein! Doch die Züge der jungen Frau blieben beherrscht und freundlich, auch, wenn ihr dies schon einmal leichter gefallen war.

„Meine Familie ist zum Glück sehr tolerant gegenüber den Entfaltungswünschen ihrer Kinder,“ log Treeya und kam sich erbärmlich vor „meine Brüder und Schwestern hat es schließlich auch weit weg von zuhause hin verschlagen.“

Tatsächlich. Die alte Reed hatte ihrer Tochter nichts gesagt. Hatte ihr nur von der Firmengründung erzählt, die Hochzeit aber wissentlich ausgelassen? An einen Zufall dachte er jetzt nicht. Es wäre doch eine Schande, wenn ihr das jetzt irgendjemand erzählte ... Nachteile konnte er sich jetzt nicht ausmalen. Würde Treeya Reed weinend das Lokal verlassen, könnte er damit planen, dass die Kooperation nicht stattfinden würde und würde sie die Offenbarung nicht verstören, so wüsste er, dass Treeya Reed eine härtere Geschäftspartnerin ist, als er sich gedacht hatte – und es wäre auch ganz hübsch, wenn er sich als der ehrlichere Geschäftspartner präsentieren könnte.

Er nickte nur, als er Treeyas Antworten hörte und dann weiter sprach:

„Wissen Sie denn schon, welche Schwerpunkte sie in ihrer Firma setzen wollen?“

Treeya lächelte, denn sie hatte auf diese Frage gewartet. Ihre Antwort war nicht nur in Wirklichkeit ihr Forschungsziel, sondern auch ein kleiner Test, ob ihr Gegenüber wohl dieselbe xenophobische Einstellung vertrat, die im Imperium üblich war und die sie – vor allem von Muunilinst – leider auch selbst zu gut kannte.

„Ich hatte gehofft, meinen Forschungsschwerpunkt aus dem Studium weiter entwickeln zu können,“ setzte sie an „ich arbeite seit zwei Semestern in einem Arbeitskreis zur Erforschung der Wirkung von Bacta und Kolto auf verschiedene Organismen – Menschen, Nahmenschen, Nichtmenschen. Ziel ist erst einmal eine Studie, die die Wirksamkeitsabweichungen genau beschreibt und langfristig die medizinische Versorgung, vor allem im Heer, auf die Bedürfnisse der verschiedenen Personenkreise anpassen kann.“

Interessiert und ruhig blickte sie ihn an. Ob jetzt wohl eine rassistisch geprägte Rede folgte, die ihre Idee ins Lächerliche ziehen wollte?

Interessiert hörte Lortan zu. So sehr das junge Mädchen ihre Mutter auch unterschätzt hatte, wusste sie doch genau, welcher Planet für ihre Forschungsarbeiten besser geeignet war. In der Tat schienen bei ihrem Forschungsgebiet die Chiss ein besseres Umfeld zu geben, auch wenn der alte Mann da doch etwas überrascht war, dass sich die Chiss überhaupt für andere Spezies interessierten.

„Nun, ich vermutete tatsächlich, dass ihr Forschungsprojekt in der Chiss Ascendancy durchaus weniger stark reglementiert wird. Wobei ich mir aber durchaus vorstellen kann, dass auch das imperiale Militär Interesse daran zeigen könnte, beide Medizinprodukte effizienter einzusetzen. Ich glaube auch, dass sie auf Muunilinst, selbst wenn hier die Forschung ein stärkeres Interesse der Obrigkeit nach sich zieht, leichter an private Geldmittel kommen würden.“

„Sehen Sie sich denn in diesen Forschungsschwerpunkten wieder? Schließlich gehe ich nicht davon aus, dass ihr wirtschaftliches Interesse einem reinen Mäzenatentum gleich kommt.“ Das zweite Glas Wein hatte Treeya dies ein wenig unverblümt sagen lassen, aber die Euphorie darüber, dass der ältere Herr sich für ihre Ideen interessierte, hatte ein wenig zu stark auf sie übergegriffen.

Die Antwort Treeyas zauberte Lortan ein weiteres, gönnerhaftes Lächeln auf die Lippen und war die Steilvorlage, auf die er gewartet hatte. Zufrieden lehnte er sich in dem bequemen Restaurantstuhl zurück und verkündete mit einer einladenden Geste:

„Miss Reed, machen Sie sich darüber keine allzu großen Gedanken. Das Ganze wird bis dahin einen ganz anderen, familiäreren Kontext haben.“

Mit sehr viel Mühe konnte Treeya verhindern, dass ihr die Gabel aus der Hand fiel. Was genau war denn jetzt in den alten Knaben gefahren? Einen familiäreren Kontext? In ihrem Kopf rauschte es, während sie versuchte, unbeteiligt einen Schluck Wein zu nehmen, der es kaum ihren Hals hinunter schaffte, da sie unwillkürlich ein bisschen zu hastig und einen etwas zu großen Schluck genommen hatte. Um alles in der Welt musste sie eine gelassene Miene behalten, aber vor lauter Verwirrung fiel ihr nicht ein wie. Also riskierte sie es und blickte ihn fragend an.

Er erwiderte den Blick mit der besorgten Miene eines gütigen Vaters und konnte sich gerade so noch ein triumphierendes Grinsen verkneifen, als er nur knapp entgegnete:

„Davon hat Ihnen doch ihre wehrte Frau Mutter erzählt...“

Hmmm nein, offenbar hatte sie das nicht. Offenbar, und irgendwie ahnte Treeya dies an dem erschrockenen Ausdruck des Geschäftspartners, hatte ihre Mutter ihr da das ein oder andere klitzekleine Detail verschwiegen. Die junge Viertelchiss straffte die Schultern, sah sich kurz hilflos um und dachte fieberhaft nach. Sie konnte doch nun nicht einfach ihre Familie bloßstellen und ‚Ne, was denn?‘ fragen, aber sie musste wissen, worauf der Alte da gerade anspielte. Irgendwie schwante ihr mit einem Mal Schreckliches.

„Ich konnte mit meiner Mutter leider nicht die genaueren Vertragsdetails besprechen, Sie wissen ja, wie beschäftigt sie ist!“

Lortan Toral nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas, ehe er mit der linken Hand abwinkte:

„Meine Liebe, so etwas wird auch nicht in Verträgen geregelt, so etwas regelt man auf einer viel verbindlicheren, persönlicheren Ebene.

Eine Olive verdrehte sich quer in Treeyas Hals und sie schluckte ein paar Mal etwas zu heftig. Wieder ein großer Schluck Wein. WOVON SPRACH DER ALTE DENN DA BITTE? Alles in ihr bebte, die Übelkeit verstärkte sich. Familiäre Ebene... verbindliche, persönliche Ebene... . Was wollte er denn nur von ihr? Sie war doch bitte viel zu jung für ihn und hatte er nicht auch erwähnt, dass er neben seinem hoch gelobten Neffen auch einen Sohn hatte? Unwiderruflich musste er doch dann auch eine Frau haben oder war zumindest Witwer, das gehörte sich dann doch nicht, einem so jungen Ding wie ihr Avancen zu machen und das ganze dann auch noch auf geschäftlicher Ebene. Fieberhaft überlegte sie. Sie durfte nicht sagen, was ihr auf der Zunge lag und dennoch entwich ihr ein: „Ich bin nicht sicher, auf welches Detail sie gerade ansprechen. Wir hatten kaum Zeit zum Reden, es ging damals alles recht schnell. Mutter ist in letzter Zeit wirklich sehr stark eingebunden.“ UND SO GUT WIE TOT!

Für einen kurzen Augenblick schwieg der alte Toral. Zum einen, damit die junge Frau weiterhin allein ihrer Fantasie überlassen blieb und zum anderen, weil er selbst nicht wusste, ob er sich darüber freuen sollte, die alte Reed überrumpelt zu haben oder ob er Mitleid mit seiner angeheirateten Nichte in Spe haben sollte. Worin er sich aber sicher war, war die Tatsache, dass die Reeds doch zerstrittener waren als angenommen.

„Nun, Miss Reed machen Sie sich darüber jetzt keine allzu großen Gedanken. Ihre Frau Mutter hatte sicherlich ihre Gründe. Wir sollten uns jetzt auf das gemeinsame Konzert freuen und wenn ihre Mutter wieder mehr Zeit hat, können Sie sie dann ja zu einem klärenden Gespräch bitten. Ich denke aber, dass mein Neffe sich sehr freuen wird Sie dann mal kennen zu lernen.“

Sein Neffe also. Den sollte sie kennen lernen. Natürlich, klar. Kennen lernen, ohne jedweden weiteren Hintergedanken. Wenn die beiden dachten, sie könnten Treeya in irgendeiner Form verkuppeln, dann waren sie aber ganz schief gewickelt. Es war nicht der erste junge Mann aus gutem Hause, den ihre Mutter in einem arrangierten Treffen der jungen Frau vorstellen würde, sie hatte das schon ein paar Mal überlebt – natürlich klar, daher kamen auch die Fragen nach dem Verbleib der Firma irgendwo da, wo sie ihn auch mal „zufällig“ treffen würde. Fast erleichtert leerte die junge Frau ihren Wein und sagte nur: Mir wäre es ebenfalls eine Freude.“

Ein breiteres Lächeln und ein seltsames Glänzen in den Augen traten auf das Gesicht ihres Gegenübers und während er begann, die Karte erneut zu studieren, drehte es in ihrem Kopf weitere Kreise. Sie hatte sich erfolgreich beruhigen können im entscheidenden Moment, war nicht irritiert laut geworden oder hatte dumme Dinge gefragt. Doch nun schoss ihr Verstand ein wildes Lasergefecht in ihrem Kopf. Warum hatte der Alte eigentlich von familiären Verbindungen gesprochen? Was genau hatte er in diesem Kontext mit der VERBINDLICHEN persönlichen Ebene gemeint. Die Übelkeit in Treeyas Magen steigerte sich, sodass sie sich kurz, aber elegant eine Serviette gegen die Lippen presste. Verbindlich... verbindlich. Verbindlich? Verbindlich. Nein. Nein, nein, nein, ihre Mutter hatte sie doch bitte nicht verschachert wie auf dem Viehmarkt? Wenn der Alte so überzeugt sprach, anstatt einfach ein paar lockere Floskeln fallen zu lassen, dass so eine junge hübsche Geschäftspartnerin ja auch unbedingt mal seinem Neffen kennen lernen müsste, dann schien es genauere Pläne zu geben. Ihre Mutter hatte sie doch nicht einfach jemand anderem versprochen? Das hätte sie doch nicht gewagt. Sollte sie es wagen damit zu spielen? Sie würde kaum ein Wort herausbringen, aber sie musste es wissen. Kurz atmete sie stockend ein, dann senkte sie die Serviette und fragte ruhig: Was sagt denn ihre Familie, vor allem ihr Neffe zu der geplanten... Verbindung?“

So. Wenn hier wirklich VERBINDLICHE Planungen liefen, würde der Alte ja jetzt auspacken und wenn nicht, würde er denken, sie fragte nur nach der Firmenfusion. Treeya hasste es, alles auf eine Karte zu setzen.

„Schön, dass Sie der ganzen Sache so aufgeschlossen gegenüber stehen, ihre Mutter hat hier nicht zu viel versprochen. Mein Neffe hat da ja etwas zurückhaltender reagiert. Immerhin ist die Entscheidung zur Ehe keine alltägliche Entscheidung, die man trifft und ich vermute, ihre Mutter hat hier sicherlich eine plausible Erklärung dafür, sie im Unklaren gelassen zu haben. Aber schön zu sehen, dass nicht nur bei den Torals die Interessen der Familie an oberster Stelle stehen.“

Er nahm einen erneuten Schluck Wasser und blickte von der Karte auf, als er gewinnend lächelte. Nun war die Bombe geplatzt und er hatte hier mehr über die Familie Reed erfahren, als es ihm ein geheimdienstlicher Bericht hätte sagen können. Blieb nur zu hoffen, dass Treeya Reed ihm nun mehr vertraute, als ihrer eigenen Mutter.

„Möchten Sie noch ein Dessert?“, fragte er beiläufig und begann die Karte nun eingehender zu studieren.

„Nein Danke,“ sagte Treeya und lächelte mit letzter Kraft ihr freundlichstes Lächeln, während die Muskeln in ihren Wangen vor Anstrengung bebten „aber würden Sie mich für einen kurzen Moment entschuldigen?“

Sie wusste nicht ob und wie ihre Beine sie tragen würden, doch sie schaffte es halbwegs anmutig durch den nun deutlich geleerten Raum zu gehen. Kurz steuerte sie die Toilette an, fand dann jedoch die Tür zum Außenbalkon des Restaurants, auf dem heute Abend bei leichtem Nieselregen nicht einmal mehr Tische standen. Zitternd sank sie an die Wand und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. Das war doch gerade nicht passiert. Das musste ein schlechter Scherz eines alten Mannes sein, der offenbar für seinen Neffen keine gute Partie mehr fand und sie nun versuchte, zu erpressen. Allerdings... „Trau ihr nicht, trau keinem ihrer Worte und erst recht keinem Angebot ohne ersichtliche Gegenleistung“ sie brauchte nicht erst ihr Com aus der Tasche zu ziehen, damit ihr Kaels Worte wieder ganz präsent waren. Er hatte so Recht gehabt. Und sie war ein kleines, dummes, naives Ding. Hatte sich mit Toral getroffen, das Ganze ins Rollen gebracht, ohne das Kleingedruckte zu lesen. Hatte sich blamiert, ihre Familie blamiert und gerade einfach ihre Freiheit in den Wind geschossen. Was blieb ihr denn nun noch übrig? Sie musste unbedingt mit ihrer Mutter sprechen. Rasch zog sie ihr Com und hatte schon gewählt, als sie kraftlos die Hand sinken ließ. Freudlos lachte sie in die Stille des feinen Regens. Welchen Sinn hatte das denn bitte? Eiskalte Vorwürfe über ihr verfrühtes Handeln, ein Vortrag über die Familienehre und hinterher ein Satz in die Richtung „auch du wirst irgendwann begreifen, dass man tun muss, was getan werden muss. Der Wind in den Häusern der Macht ist nicht lau!“. Nein, das war er nicht. Und gerade deshalb hatte Treeya nie nach oben gewollt. Nun war sie ganz unten. Tränen rannen über ihre schmalen Wangen und in kurzen, krampfartigen Zuckungen umklammerten die Muskeln ihrer rechten Hand immer wieder das Com und ließen es dann beinahe fallen. Kael! Sie könnte ihn anrufen aber... schon beim letzten Mal hatte er sie eher abgewiesen, als Offenheit gezeigt. Und wenn sie es sich richtig eingestand, hatte sie Angst, ihm zu schreiben. Und Natali? Sie hatte tatsächlich zu wenig Vertrauen zu ihrer eigenen Schwester, wusste nicht, wie eng diese mit Mutter war. Wie sollte sie der jungen, erfolgreichen und eloquenten Frau denn bitte erklären, dass sie sich gerade bis auf die Knochen blamiert hatte? Odile anrufen? Die bereitete sich gerade auf ihr Konzert vor, sie hatte wohl kaum einen Nerv hierfür. Nach der Show müsste sie mit der Freundin reden können, das nahm sie sich vor. Und dennoch, sie fühlte sich gerade so einsam, wie schon lange nicht mehr in ihrem Leben. Langsam ließ sie ihr Com in die schmale Handtasche zurücksinken, als ihre Finger etwas in der Tasche ertasteten, das sie heute Mittag einfach hastig von ihrer Hosentasche hinüber in die Handtasche verfrachtet hatte. Ein winziger Datastick? War der von ihr? Sie schob ihn in das Com und ihr wurde eine Nachricht angezeigt von der etwas fatalen Begegnung der letzten Nacht (Scytale). Inklusive seiner Nummer.

Sie hörte sich selbst in die Dunkelheit hinein schluchzen, während sie nur ein Wort tippte und an die fremde Nummer schickte: Hilfe!“

Erneut ließ sie sich an die Wand sinken, wartete, bis die Tränen versiegt waren und haste dann rasch auf die Toilette, um sich ein wenig zurecht zu machen. Sie musste da wieder raus. Ohne weitere Verzögerung. Und sie musste souverän sein, zumindest noch solange, bis sie das Konzert hinter sich gebracht hatten. Ein bisschen Kraft brauchte sie noch.

Der besorgte Blick des alten Mannes folgte der jungen Frau auf die Toilette, als er sein eigenes Comlink zuckte und seinen Sekretär eine kurze Nachricht zuschickte.

T. wusste tatsächlich nichts davon. Was jetzt? L.T.

Nicht weiter darauf eingehen. Thema wechseln. K. P.S.: Konzert fällt aus. Lemaire verschwunden.

Kam prompt die Antwort seines Sekretärs während der Geschäftsmann von Muunilinst grüblerisch seinen eigenen Gedanken nachhing. Hatte die alte Reed tatsächlich ihre eigene Tochter verschachert wie Jawas gebrauchte Droiden? Getrübt wurde seine Stimmung noch weiter dadurch, dass das Konzert heute Abend abgesagt wurde. Aber vielleicht war das in Anbetracht der Umstände für alle Beteiligten das Beste. Als seine Gesprächspartnerin dann zurückkehrte ging Lortan Toral gar nicht mehr weiter auf das vorangegangene Gespräch ein und tat so, als ob nichts gewesen wäre – in der Hoffnung und dem Glauben er würde tatsächlich das Richtige machen.

„Miss Reed, ich fürchte, dass ich Sie heute Abend leider vertrösten muss. Wie es scheint findet das Konzert ihrer Freundin nicht statt, da Miss Lemaire unpässlich ist.“

Unpässlich? Treeya hätte in einem besseren Moment mit sich selbst gewettet, dass Odile noch verkatert in dem Bett eines der Kerle hing, den sie am gestrigen Abend abgeschleppt hatte. Wer es wohl war? Doch das ging sie nichts an und sie atmete kurz erleichtert auf, sodass ihr Gegenüber es wohl kaum hören mochte.

Ich werde mich erkundigen,“ sagte sie nur und bin sicher, ich bekomme dabei den ein oder anderen Konzerttermin genannt, auf dem wir ein weiteres Mal unser Glück versuchen könnten.“ Treeya fiel sofort auf, dass ihr Gegenüber auch ein wenig peinlich berührt wirkte, als er ihr die Hand schüttelte und sich höflich und überschwänglich bei ihr für das Gespräch bedankte und ihr noch eine schöne Zeit auf Bastion wünschte. Er hatte bereits gezahlt – einer von der alten Schule. Treeya bedankte sich ebenfalls höflich und stand verloren vor dem Restaurant, als Toral Senior in seinen Gleiter stieg.

[Bastion :||: Center :||: Vor dem Le château blanc] Treeya Reed
 
[Outer Rim - Braxant-Sektor - Sartinaynian-System - Bastion - Bastion Center - Apartment] Scytale

Den Nachmittag verbrachte der 27-jährige Bastioner mit dem Zappen durch die unterschiedlichsten imperialen Holosender, blieb hier und da kurz hängen, sah sich etwas länger eine Sonderberichterstattung über die Niederschlagung des Terroraufstandes auf Dubrillion an. Endlich war diesen abartigen Rebellen das Handwerk geschlagen worden! Prada hatte tatsächlich ausgezeichnete Arbeit dort geleistet. Ein wahrer Vertreter des Pax Imperia!

Nach dem kurzen Bericht mit Aufnahmen aus den Schlachten, folgte eine für Scytale uninteressante Telenovela in ihrer x-ten Staffel. Er konnte nicht verstehen, wieso man sich einen solchen Mist reinzog, es war über alle Maßen hinweg schlecht aber dennoch so erfolgreich. Unverständlich. Schnell schaltete er um, bevor er in Versuchung kam, sich noch weitere Gedanken über das Thema "schlechte HoloNet-Produktionen" zu machen. Unmerklich nickte er weg. Bis ihn plötzlich ein lautes Piepen aus seinem Dornröschenschlaf erweckte.

Was ihn da so netterweise weckte, war sein persönliches Comlink. Seltsam, die Nummer kannte er doch gar nicht? War es etwa sein One-Night-Stand von letzter Nacht? Es war nur ein einziges Wort: "Hilfe". Nun gut, das konnte jeder sein? Scytale überlegte Hin- und Her, sollte er die Behörden informieren? Sollte er "helfen"? Schlussendlich entschied er sich für die zweite Option. Mit einem Handgriff initiierte er den Anruf, schnappte sich seine Jacke und seine Keycard, und begab sich von seinem Apartment in Richtung Gleiterbucht. Der Anruf wurde abgenommen und anhand der Stimme konnte er zu 75%-Sicherheit sagen, dass es Treeya war. Apathisch beantwortete sie seine Frage, wo sie denn sei, und legte dann auf. Dem Taxifahrer gab er die Adresse durch. Was ihr wohl passiert war? Sie klang nicht gerade so, als sei sie auf eine zweite Runde mit ihm aus. Hatte man sie überfallen und ausgeraubt? Was war los? Fragen über Fragen, die er fürs erste allesamt beiseitewischte.

Bereits wenige Minuten später standen sie, inmitten eines absoluten Nobelviertels, vor der von ihr genannten Adresse eines Luxusrestaurants. Ein Überfall? Etwas abwegig, angesichts der reinen Lokalitäten. Scytale gab dem Fahrer zu verstehen, er solle doch warten, als er ausstieg und nach ihr suchte. Eine kleine Herausforderung, hatte der schwache Fisselregen sich doch zu einem ausgewachsenen Schauer entwickelt. Da erblickte er sie! Sie stand etwas abseits unter einem kleinen Dachvorsprung. Ihr Blazer wirkte schon durchnässt. Wie lange stand sie dort schon? Der Offizier eilte zu ihr und sprach sie an.
"Hey, Treeya!" Emotionslos blickte sie ihn an. Doch anstelle nachzudenken, reichte er ihr schlicht seine Jacke und brachte sie zum Taxi, gab seine Adresse durch und versuchte eine Reaktion zu provozieren. "Bastion an Treeya, was ist los? Was ist passiert?" Keine Antwort. Nur Schweigen. Unverständlich drehte er sich wieder weg, und lehnte sich in den Sitz.

Auch als er sie in seine Wohnung begleitete, kam keine Reaktion. Nur eine eingefrorene Miene. Als sie endlich im Trockenen waren, wurde das ganze Ausmaß des Regens sichtbar.
"Sag mal, wie lange standest du denn da jetzt?", fragte er und schob sie mehr oder weniger in das Badezimmer. "Ich koche besser 'nen Caf, und du, trocknest dich, würde ich vorschlagen." Erklärte er, ein Stück weit unsicher wie er mit der Situation umgehen sollte.

[Outer Rim - Braxant-Sektor - Sartinaynian-System - Bastion - Bastion Center - Apartment] Treeya, Scytale
 
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