Haruun Kal (Al'Har-System)

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Auf dem Weg zum Trainingsraum kamen ihnen vor allem Jünglinge, meist in kleineren Gruppen entgegen. Die einen waren wohl gerade erst aufgestanden und dackelten entsprechend schlaftrunken durch die Gänge zu ihren Zielen, andere waren offenbar auf dem Weg zum Frühstück oder zu ersten Kursen. Die meisten Erwachsenen auf, die sie trafen, schienen gar keine Jedi, sondern Zivile Angestellte zu sein, was Mas nicht unbedingt verwunderte. Die wenigsten Jedi, würden sich hier Tag für Tag aufhalten wollen und die Kinder betreuen. Mas machte sich auch nicht mehr Gedanken um diesen Umstand, er hatte wirklich wichtigere Dinge im Kopf zu haben und auch wenn er es so niemals offen zugeben würde, er fühlte sich doch ein wenig den Jedi hier überlegen.

Im Trainingsraum trieb er Thyr dann noch einmal so gut es ging an seine körperlichen Grenzen, ohne diese jedoch zu sehr auszureizen. Immerhin ging es darum, dass er sich während der Ausbildung generell steigern musste. Und so etwas passierte nicht innerhalb eines Tages, es war eher sogar hinderlich. Außerdem wusste er, dass die Übungen, die jetzt noch blieben, schnell vorüber gehen würden. Für die Kniebeugen, Sit-ups und Liegestütze brauchte er noch nicht einmal ein Hilfsmittel. Mas war sich sicher, dass sein Padawan diese Übungen bereits aus der Schule kennen musste. Und er hoffte, dass Thyr sie bald auch selbständig durchführen würde. Als sie eigentlich schon fertig waren, fiel Mas auf, dass es hier, genau wie im Tempel in Coruscant eine Vorrichtung gab, mit deren Hilfe, man verschiedenste Geräte aus den Wänden und von der Decke ausfahren konnte. Er probierte etwas herum, bis er eine Stange für Klimmzüge ausgefahren hatte.


„Da ich das gerade entdeckt habe, machen wir noch zum Abschluss ein paar Klimmzüge Thyr! Ich denke drei solltest du schaffen.“

Mas versuchte das Ziel so zu setzen, dass es nicht zu einfach war und eine gewisse Herausforderung darstellte, und gleichzeitig aber auch zu schaffen war, um ihm noch ein Erfolgserlebnis zu bescheren. Und Thyr gelang es tatsächlich, mit viel Überwindung und Motivationsreden von Mas, die drei Klimmzüge einigermaßen sauber zu vollenden. Dann endlich konnte sich der Padawan in aller Ruhe ausruhen. Thyr fragte natürlich auch direkt, mit gespieltem Scherz, ob es das letzte Training diese Woche sein würde, worauf Mas Lachen musste.

„So schlimm scheint es ja nicht gewesen sein, wenn du noch scherzen kannst, Thyr! Aber ich glaube für eine ganze Woche reicht es noch nicht ganz, mal sehen!“, scherzte er ebenfalls, wurde dann aber wieder ein wenig ernster, weil er die folgenden Sätze nicht als scherzhafte Bemerkung verstanden haben wollte. „Ich finde, du hast dich wirklich ausgesprochen gut geschlagen heute, Thyr, dass erfüllt mich ein wenig mit Stolz als dein Meister. Nichtsdestotrotz haben wir beide noch einen langen Weg vor uns.“


Danach folgte eine Pause und Mas musterte seinen Padawan, wie er die Worte aufnehmen würde. Es war sicher ein wenig Balsam für seine nun so physisch geschundene Seele.

„Wie wäre es, wenn wir beide uns kurz frisch machen und ich mich nach den Flügen nach Coruscant erkundige und wir uns dann in einer Stunde zum Frühstück treffen, sofern du noch nicht planst, mit jemandem anderen zu frühstücken?“

Mas hatte überlegt, ob er Thyr anbieten sollte, dass sie jetzt direkt frühstücken würden und sich danach dann frisch machen konnten und Zeit für sich haben würden, aber er hatte es so für besser befunden, so konnten sie nach dem Frühstück relativ zeitnah mit anderen Lektionen starten. Was natürlich pädagogisch wertvoller war, darum scherte sich Mas nicht, wusste er doch nichts mit diesem Begriff anzufangen, bei ihm kam alles aus seiner Intuition heraus. Er hatte sich auf der anderen Seite noch keine wirklichen Gedanken darüber gemacht, was er Thyr heute beibringen würde. Das würde er alles spontan entscheiden. Vielleicht hatte Thyr sogar selbst Fragen oder Wünsche, über die sie reden konnten? Das würde sich sicher noch klären. Und auch wenn es Mas nie wirklich viel bedeutet hatte, auf seine Körperhygiene zu achten, so wurde er doch auch hier mehr und mehr zivilisierter und begann die Vorzüge eines sauberen Körpers und einer heißen Dusche mehr und mehr zu genießen.



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Thyrs Scherz, geboren aus seiner Erschöpfung und vor allem der Befürchtung, es könne jetzt noch so weiter gehen, kam bei Mas nicht ganz so an, wie der Teenager sich das vorgestellt hatte. Er würde seinen Meister aber nicht darauf hinweisen. Irgendwann würde der Ritter schon merken, dass Thyr kein Mensch war, der Humor normal benutzte. Was dann folgte war ein Musterbeispiel an Erziehung. Egal was sein Meister auch meinte, als er das „mal sehen“ hinterher schob, war alles null und nichtig. Thyr kannte es nur zu gut. Als Kind hatte er es sich oft anhören dürfen, wenn er mal wieder unrealistische Forderungen an seine Eltern gestellt hatte und die ihn nicht zu direkt hatten enttäuschen wollen. „Mal sehen“ bedeutete natürlich schlicht und einfach „nein“. Inzwischen war er zu alt und erfahren, um sich noch so von seiner Mutter und seinem Vater abspeisen zu lassen. Für seine Eltern zum Glück war er aber auch erwachsener geworden, sodass eh kaum noch Gespräche geführt werden mussten, in welchem dieses „mal sehen“ benutzt werden konnte. Das Mas es nun ebenfalls benutzt, ließ den Padawan innerlich ironisch lächeln, ganz so, als würde er ein Geheimnis kennen und sich diebisch darüber freuen, dass sein Meister es nicht bemerkte. Im Endeffekt war die Situation aber nicht ernst genug und Thyr respektierte Mas zu sehr, als das er sich ernsthaft darüber freute. Er schob das Gefühl daher schnell zur Seite und konzentrierte sich mehr auf die folgenden Worte des Ritters.

Das Wort Stolz fiel und Thyr merkte schnell, dass er damit nicht umgehen konnte, denn er grinste reflexartig wie ein geistig Umnebelter oder zumindest Betrunkener, nur um dann den Kopf zu senken, damit man es nicht sehen konnte. Krafthaft versuchte er dann die Mundwinkel zu senken, musste schließlich aber sogar seine Hand zur Hilfe nehmen, schaffte es so aber dann immerhin. Seine Eltern waren aus diesen, seine Schwester aus jenen Grünen mal mehr mal weniger stolz gewesen und ja, auch dies hatte ihn dann gefreut, doch er merkte in diesem Augenblick, dass es offenbar einen Unterschied machte in welcher Beziehung er zu der Person stand, die stolz auf ihn war. In der Schule, bei seinen Freuden oder im nahegelegenen Örtchen hatte es ja nie die Gelegenheit gegeben, dass mal jemand stolz auf ihn sein konnte. Und er auf sich selbst schon gar nicht.


„Dann sorge ich dafür, dass Ihr noch sehr viel stolzer auf mich sein könnt.“ versprach Thyr und es fühlte sich wie ein Versprechen an, welches vom Herzen kam. Nicht dieses „Ja Mama, ich räume mein Zimmer danach ganz bestimmt auf, wenn ich JETZT spielen darf.“-Versprechen von Kindern, die so wenig wert waren, dass kein Hutte einen Creditchip darauf verwetten würde, sei er auch noch so verzweifelt. Mas nächsten Vorschlag nahm Thyr quasi sofort an, damit der Ritter es sich nicht noch anders überlegen konnte. Er fühlte sich wirklich kaputt und freute sich auf eine Dusche der Kategorie „einfach nur drunter stehen“.

„Da bin ich dabei und nein Meister, ich habe nichts geplant. Dann bis nachher.“


Die beiden trennten sich also und Thyr gab sich redlich Mühe normal zu wirken. Doch als Mas außer Sicht war, Thyr versicherte sich dessen mit einem Schulterblick, fing der junge Padawan an zu humpeln, denn irgendwie hatte er es geschafft, dass nun sein linker Fuß weh tat, als wäre er damit auf etwas getreten. Humpelnd schaffte er es schließlich ins sein Quartier, wo sogleich alle Kleidung zu Boden ging und dort auch blieb, denn im Augenblick hatte Thyr keinen Nerv für gutes Benehmen. Leise „Autsch“ vor sich hin murmelnd, wann immer er mit dem linken Fuß auftrat, begab er sich ins Bad und stellte sich vor den Spiegel. Misstrauisch fiel sein Blick zuerst auf den blauen Fleck auf seiner Brust und als er sich nach rechts und links drehte, ohne dabei den Unterkörper zu bewegen, bemerkte er einen weiteren Fleck an der linken Seite. Hatte er doch einen Droiden angerempelt? Er konnte sich gar nicht daran erinnern. Schmutz war es aber nicht, denn als er Druck auf die Stellen ausübte, taten sie weh, wenn auch nicht allzu schlimm. Etwa eine halbe Minute lang durchforstete er sein Gedächtnis, dann gab Thyr auf und zuckte innerlich mit den Schultern. Danach ging es wie geplant unter die Dusche, die er laut Chronometer erst mehr als eine halbe Stunde später wieder verließ. Was folgte war mindestens mitleiderregend, wenn nicht armselig. Mit bleiernen Gliedern, schmerzendem linken Fuß und noch gut einem halben Dutzend anderer schmerzender Stellen begann Thyr sich anzuziehen und versuchte sich dabei so wenig wie möglich zu bewegen, was auf Grund der Natur der Sache natürlich äußerst schwierig war. Beziehungsweise unmöglich. Entsprechend oft rutschte ihm ein „Autsch“ heraus und er verzog sein Gesicht, als würde man ihn gerade verprügeln, doch am Ende schaffte er es ohne ohnmächtig zu werden. Na das war doch schon mal was, dachte Thyr ernsthaft erleichtert, als er fertig war und gehen konnte.

Der normalerweise in fünf bis zehn Minuten zu bewältigende Weg zur Kantine verbrauchte nun fast zwanzig, wobei Thyr den Anschein zu waren versuchte, dass er nicht langsam ging, weil alles weh tat, sondern weil er einfach die Zeit dafür hatte. Wann immer ein Schüler, Lehrer oder anderweitig Angestellter sein Gesicht sehen konnte, tat er bemüht so, als wäre alles in Ordnung. Was auch mal dazu führte, dass er die Luft anhielt und stehenblieb, damit er seinen linken Fuß mal kurz entlasten konnte. Schließlich kam er aber an und Mas war schon da, obwohl Thyr schon fünf Minuten zu früh dran war, weil er geglaubt hatte, dass er länger brauchen würde. Ob dem Ritter die Sache beim Trainingsraum wohl noch nachhing, vermutete der Padawan und näherte sich seinem Meister dabei, wobei er sich schon mal demonstrativ umsah, sodass sein langsames Gehen darauf zurückzuführen sein könnte. Wobei Mas wahrscheinlich eh wusste, dass sein Schüler gerade nur eine Show abzog...


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Ob Thyr sein allzu euphorisch gemachtes Versprechen halten konnte? Mas nahm sich vor, nicht weiter darüber nachzudenken oder es zu bewerten, stattdessen sollte sein Padawan Taten für sich sprechen lassen. Und da war er gerade auf einem guten Weg, so viel hatte Mas bemerkt, Thyr strahlte einfach ein ganz anderes Set an Emotionen aus. Eine äußerst positive Veränderung die sich da bei dem Jungen vollzogen hatte.

Sein Padawan war mit seinem Vorschlag einverstanden, das hatte Mas zwar erwartet, aber bei so etwas Fragen, war ja nicht schlimm. Sie trennten sich ohne größere zu wechseln und gingen in verschiedene Richtungen davon.

Er beschloss, sich zuerst zu duschen, bevor er sich bei einem Droiden oder Terminal nach einem Flug nach Coruscant erkundigen würde. Bis er das kleine Quartier, das ihm während seines Aufenthaltes hier zugewiesen worden war, gefunden hatte, vergingen einige Minuten. Es war simpel aber komfortabel eingerichtet, wie vieles, was man in den Einrichtungen des Ordens fand. Opulenter Luxus war hier fehl am Platz, aber trotzdem schaffte man es eine gemütliche Atmosphäre zu erzeugen. Ein einfaches Einzelbett befand sich an der linken Wand, an der rechten ein Metallspind und ein kleiner Arbeitstisch mit Stuhl, dahinter der Zugang zu einer kleinen Nasszelle und ein Fenster, das zur Rückseite des Hortes ausgerichtet war. Der Raum war gedacht, dass man sich hier zum Schlafen aufhalten konnte, vielleicht noch um in Ruhe zu arbeiten und dass war es auch schon, für den Rest gab es genug andere Einrichtungen. Den entsprechenden Charme versprühte das Zimmer auch. Mas würdigte das Ensemble nicht wirklich eines Blickes, stattdessen wanderten seine Klamotten auf einen Haufen auf das Bett und er in die Dusche. Eine schnelle, heiße Dusche war ausreichend und sehr erfrischend. Zu seiner Freude befand sich im Spind sogar eine neue Tunika in seiner Größe, die vermutlich irgendwann von einem Versorgungsdroiden dorthin gebracht worden sein musste. Ein Service, den er hier so nicht erwartet hatte, aber den der Jedi gerade dann doch zu schätzen wusste. Schnell und gekonnte schlüpfte er in die Frischen Kleider, dann legte er darüber seine Robe und seinen Multifunktionsgürtel wieder an und die dreckige Wäsche gab er in einen Behälter, sodass sie abgeholt werden würde. So verließ er das Zimmer fast unberührt und äußerlich im gleichen Zustand wie zuvor.

Auch hier konnte er es im Zweifel ohne Dusche aushalten, aber die Gesellschaftlichen Konventionen waren eben anders und als Jedi-Ritter repräsentierte er auch den Orden und entsprechend kleidete und verhielt er sich auch, zumindest die meiste Zeit. Jetzt jedoch galt es sich nicht zu sehr der Blöße der Orientierungslosigkeit zu geben und möglichst schnell die Informationen über die Flüge nach Coruscant einzuholen.

Zuerst noch etwas desorientiert eilte Mas durch die Gänge seines Stockwerkes. Erst als er endlich einen der Turbolifte fand, die einen nach unten bringen konnten, war er so gut wie am Ziel. Diese führten direkt in die kleine Lobby des Hortes, auf Straßenebene. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis er sich in der Lobby befand. Ein Protokolldroide begrüßte hier Besucher und stand für andere Anfragen und Gesuche bereit und diesen hatte der Jedi zum Ziel. Ohne Umschweife richtete er die Frage nach den nächsten Flügen nach Coruscant an den Droiden. Dieser bat Mas um Geduld, um in einem Terminal nachzuschauen. Die Bewegungen des Droiden, ein älteres Modell, waren entsprechend auch nicht gerade rund. Stattdessen benötigte dieser kurze Moment des Wartens doch etwas Geduld, dem Droiden beim tippen zuzusehen. Aber im Endeffekt lieferte er dann doch irgendwann das gewünschte Ergebnis für den Jedi.

Zu Thyrs und Mas‘ Glück, ging schon in wenigen Tagen ein Flug nach Coruscant. Das waren wirklich gute Nachrichten, die die Laune des Jedis, die ohnehin nicht schlecht war, noch einmal deutlich anhoben. Und mit einem zufriedenen Grinsen fuhr er wieder nach oben, um sich mit Thyr vor der Kantine zu treffen.

Dort angekommen, hatte er sogar noch einige Minuten, bis zu ihrem vereinbarten Treffpunkt. Er musste dennoch nur kurz auf Thyr warten, der sich irgendwann mehr schlecht als Recht auf den Eingang der Kantine zu schleppte. Offenbar trat jetzt erst langsam die Anstrengung des morgendlichen Sports zu Tage. Der Junge versuchte tapfer seine Schmerzen zu verbergen, aber es war doch recht offensichtlich, dass er welche hatte.

„Glaub mir, Thyr, es wird nur besser werden“, rief er ihm halblaut und mit einem breiten Grinsen entgegen. „Ich hoffe, du bist nicht ernsthaft verletzt, sondern es ist wirklich alles nur Muskelkater…“


Mas war kein Heiler, aber ein wenig konnte er solche Verletzungen beziehungsweise Muskelkater, wie er vom Sport herrührte dann doch abschätzen. Doch bei Thyr war er sich nicht sicher. Es konnte ja wirklich irgendetwas unvorhergesehenes passiert sein, ging es ihm durch den Kopf, während er seinen Padwan noch einmal eingehend musterte.

„Ich schlage vor, wir essen zuerst einmal und dann wird es dir schon viel besser gehen, wie du sehen wirst! Außerdem habe ich sehr gute Neuigkeiten, was unseren Aufbruch nach Coruscant betrifft!“

Mit diesen Worten schob er den Jungen leicht in Richtung der Kantine. Zuerst würden sie etwas essen und dann konnten sie immer noch über etwaige Verletzungen Thyrs reden.



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Auf Mas Behauptung hin lächelte Thyr schwach und nickte ein paar mal, dann erreichte er auch schon den Tisch seines Meisters.

„Ich vertraue da ganz auf eure Weisheit, Meister.“ zitierte der Farmerssohn einen Mitschüler von vor ein paar Wochen, als dieser eine für ihn völlig unverständlichen Lektion in Punkto Macht erhalten hatte. Nur den ursprünglichen ironischen Unterton ließ er weg, da er es ernst meinte. Auf die zweite Bemerkung hin konnte Thyr nur mit den Schultern zucken, ließ es aber bei dem gedanklichen, da er ja gerade jede unnötige Bewegung zu vermeiden versuchte.


„Muskelkater, ja.“ behauptete er und ließ dabei die blauen Flecken und den unerklärlicher Weise schmerzenden Fuß unter den Tisch fallen. Was hätte es auch gebracht darüber zu jammern?


„Und Essen klingt gut, Meister.“

Seine Hand, die sich bereits auf die Lehne eines Stuhles gelegt hatte, nahm er wieder runter und machte einen Schritt zurück, damit Mas aufstehen und sie zusammen zur Essensausgabe gehen konnten. Die Ankündigung, dass es gute Nachrichten bezüglich Coruscant gab, schüttelte Thyrs Gedankenwelt durch und er vergaß für einen Augenblick seine Schmerzen. Nicht fähig mehr vorzutäuschen, als das er körperlich besser dastand als es der Fall war, kam seine Vorfreude unverfälscht durch und seine Augen leuchteten kurz auf, nur um dann durch seinen linken Fuß wieder eingeengt zu werden.


„Wann geht es los?“ wollte Thyr sogleich wissen und umging damit bewusst alle kleinen Abzweigungen, die so ein Gespräch nehmen konnte, wenn einer oder beide Gesprächspartner den wahren Kern der Unterhaltung zu umschiffen versuchten, um diese länger am Leben zu halten.


Bevor Mas antworten konnte oder wollte kamen sie auch schon an die Reihe. Die beiden Jünglinge vor ihnen, beides Mitglieder einer Spezies, die Thyr nicht kannte, die aber aussahen wie grünhäutige und grünhaarige Menschen ohne Nasen, hatten ihr Essen quasi im Vorbeigehen mitgenommen, als würden sie jeden Tag dasselbe essen und daher jedes Gespräch unnötig sein. Mas und Thyr waren da nicht ganz so schnell, entschieden sich dann aber schließlich auch recht zügig. Der Ritter nahm mal wieder eine ordentliche Portion verschiedenster Dinge, die in Thyrs Augen nicht zusammen passten. Er selber, von zu Hause aus an Essen gewöhnt, welches optisch aufeinander abgestimmt zu sein schien, nahm sich einfach nur ein Hauptgericht. Da es auf der Farm früh morgens schon mit der Arbeit losgehen konnte, war das Essen entsprechend reichhaltig gewesen und deshalb sah Thyrs Essen auch mehr nach Mittagessen aus als nach Frühstück. Und da er gerade ein für ihn unmenschliches Training absolviert hatte, hatte er es sich auch verdient. Dachte er nicht, fühlte es aber innerlich.


Wieder am Tisch aßen beide Machtnutzer erst einmal und diesmal konnte Thyr mit Mas mithalten. Zumindest anfangs. Irgendwann in der Mitte gab der Padawan jedoch das inoffizielle Rennen auf und lehnte sich zurück, um den Inhalt seines vollen Mundes ordnungsgemäß durchzukauen. Dabei musterte er Mas und ihm fiel auf, dass der Ritter zwar gut zuschlagen konnte, er dabei aber nicht wie ein … wie hieß diese Spezies noch gleich … Gamo-irgendetwas … aß. Zielgerichtet landete das Essen im Mund und nicht zur Hälfte an den Lippen, darüber und darunter oder auf seiner Kleidung. Thyr war, was man schwer verbergen konnte, nicht ganz so geschickt. Er fühlte das Essen um seinen Mund herum und bereute bereits in diesem Augenblick, dass er MAL WIEDER eine Servierte vergessen hatte. Nun. Eine bekam man automatisch überreicht. Doch die reichte höchstens für das Ende. Nun musste Thyr sie aber schon vorzeitig zücken und benutzen, um nicht ganz so wild und unzivilisiert auszuschauen. Als er damit fertig war, konnte der Padawan weiter essen, nach wie vor darauf gespannt, was sein Meister sogleich sagen würde. Nun, genau genommen wartete er nur auf eine Zahl in Verbindung mit dem Wort Tag oder Stunde. Gerne würde er auch „heute“ oder „gleich hier nach“ hören, doch er wollte nicht zu ungeduldig wirken. Ein „morgen“ wäre auch okay...


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Mas lächelte breit zurück. Nun ob er schon so etwas wie Weisheit besaß, bezweifelte der selbst noch junge Jedi-Ritter dann doch stark. Aber in dem Fall hoffte er, um Thyrs Willen Recht zu behalten. Immerhin sollte er nicht jeden Tag so gebeutelt wie gerade durch die Gegend stapfen müssen.


Dabei schaute er seinen Padawan noch einmal von oben bis unten an. Er strahlte eine Mischung von Schmerz und Erschöpfung aus, aber auch ein wenig Stolz, was Mas gefiel. Dann machten sie sich gemeinsam auf den Weg zur Essensausgabe. Ob es wirklich nur Muskelkater war? Mas war sich da nicht so ganz sicher, die Ausstrahlung Thyrs, wenn er sie richtig lesen konnte, verriet da etwas anderes, aber er wollte es fürs erste dabei belassen. In den nächsten Tagen würde er sich erneut nach dem befinden seines Padawans erkunden. Immerhin wollte er Thyr nicht zerstören, sondern ihn nur Fit machen. Wenn er sich dabei schwer verletzte, musste er sich schonen, sonst würde es nur noch schlimmer werden.

Thyr wollte natürlich sofort wissen, wann es losging, jedoch kamen sie zuerst an die Essensausgabe. Das hielt den Jedi erst einmal von einer Antwort ab, stattdessen bekamen sie ihr Essen gereicht. Mas wählte dabei eher wahllos einige Gerichte und Kombinationen aus, die vielleicht gar nicht so zusammen passten, aber auf die er gerade einfach Appetit hatte. Zwar war die Portion etwas kleiner, als am Abend zuvor, aber immer noch deutlich größer, als nötig. Dann begannen sie erst einmal schweigend am Tisch zu Essen. Seinem Padawan gelang es nicht ganz so gut, wie ihm, schnell und präzise zu Essen, was den Jedi amüsierte, immerhin halfen Machtsinne auch bei einer solchen Trivialen Tätigkeit weiter. Die eine Servierte, mit der der Junge versuchte, seine Sauerei zu beseitigen, war nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Mas musste sich sein Lachen verkneifen, sonst wäre es ihm mit vollem Mund wohl ähnlich gegangen. Mit dicken Backen kichernd hielt er Thyr ein Paar seiner Servierten über den Tisch hin. Dann nahm er sich Zeit zu kauen. Ihm war wieder eingefallen, dass er Thyr ja noch erzählen musste, wie es weiterging.

„In zwei Tagen geht ein Flug nach Coruscant. Zwar ein Versorgungsschiff des Ordens, aber das wird schon gehen, die haben auch Passagierplätze. Ich denke es ist auch in deinem Interesse Thyr, ein paar Abstriche beim Luxus zu machen und dafür früher wieder im Tempel zu sein, falls nicht, tut es mir leid, denn ich habe uns bereits zwei Plätze reservieren lassen.“

Während Mas diese Worte aussprach, merkte er selbst, wie sich sein Gemüt bei dem Gedanken aufhellte. Coruscant, der Tempel, das war einfach etwas anderes als Haruun Kal, so gastfreundlich diese Welt auch bis jetzt zu ihm gewesen war, er brauchte doch etwas mehr Geschäftigkeit und Action. Dabei beobachtete er auch seinen Padawan gegenüber und versuchte noch immer zu deuten, ob es ihm nicht wirklich etwas schlechter als von ihm behauptet ging. Die neue Nachricht schien ihm jedenfalls zu gefallen und sein Gemüt zu heben, was Mas auch freute.

„Daher denke ich auch, dass wir am besten zuerst noch etwas an deiner Verbindung zur Macht arbeiten, bis wir abreisen. Und morgen früh noch einmal ein wenig Sport treiben, denn der Tag der Reise bringt dir ja dann automatisch etwas Erholung.“

Im Stillen fügte er für sich hinzu, dass er sehen wollte, wie es Thyr ging, wenn er sich wirklich verletzt hatte und es bis morgen nicht wegging, würde er den Sport aussetzen oder sich etwas anderes überlegen.

Mas hatte sich auf diesen Plan festgelegt, da er hoffte, sie würden während dem Flug vielleicht etwas Zeit finden, mit der Gewöhnung an das Lichtschwert zu beginnen. Auch wenn das Lichtschwert sich damals für Mas quasi sofort als Teil seiner selbst und als zugehörig anfühlte, schätzte er Thyr nicht so ein. Daher wollte er ihn auch langsamer und vorsichtig an die Waffe gewöhnen, die auch für einen Heiler Bestandteil der Ausrüstung war und die man benutzen können musste. Genauso wie auch ein angehender Jedi-Beschützer, auch wenn sich beide im Können natürlich um Welten unterschieden.

Mas war sich ziemlich sicher, dass er so einen entspannten Nachmittag für Thyr gestalten konnte. Vielleicht fanden sie ja auch etwas Zeit, das Archiv der Basis zu besichtigen. Es war sicherlich in der Größe kein Vergleich zu Lianna oder gar Coruscant, jedoch fanden sich auch hier, so seine Hoffnung, ein Großteil der grundlegenden Schriften. Zu fortschrittlichem Wissen hatten Padawane sowieso nur Zutritt, wenn sie ihn von einem Jedi bekamen. Er fand es war auch wichtig, Thyr einmal zu zeigen, wie er sich selbständig neues Wissen anlesen konnte und wie er die Archive benutzte. Zwar gab es überall die Hilfestellung durch dafür zuständige Jedi oder Droiden, aber er persönlich würde sich komisch vorkommen, bei jeder kleinsten Anfrage an das Archiv auf Hilfe angewiesen zu sein und er hatte sich dieses Wissen selbst erarbeiten müssen.



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Die dargereichten zusätzlichen Servierten schaute Thyr ein paar Sekunden lang an. Er dachte dabei nicht nach und ihm durchflossen auch keine Gefühle, doch es schien, als würde sein Unterbewusstsein gerade die Geste des Jedi Ritters analysieren und dann im völligen Einklang mit seinem Egoismus zugreifen, ohne dabei das Bewusstsein irgendwie mit einzubeziehen. Das er Mas damit welche wegnahm spielte bei seinen Instinkten natürlich keine Rolle. Die waren ja nur darauf ausgelegt ihm zu helfen. Doch kaum hatte er sie angenommen, fühlte er diesen schwachen, weit entfernt fühlenden Stich, den er immer empfand, wenn er etwas genommen hatte, von dem er überzeugt war, dass er es nicht verdiente. Da Mas danach aber sogleich antwortete, konnte Thyr sich nicht auf dieses schlechte Gefühl konzentrieren. Zwei Tage sollten es noch sein. Nicht gut, aber auch nicht schlecht. Der Padawan fand es okay. Aber auch nur okay. Deshalb brachte er ein Nicken zustande, welches nur einen Hauch Begeisterung anhaftete.


Die Erwähnung von Luxus, auf den Thyr nun verzichten musste, verstand er nicht, nahm aber einfach mal an, dass er die dahintersteckende potentielle Ironie nicht verstanden hatte. In Sachen Luxus nahmen sich das Leben hier und bei sich zu Hause nämlich nichts. Es sei denn, dass Mas doch tatsächlich das Essen dazu zählte. Entsprechend irritiert reagierte Thyr in seinem Inneren, was sich äußerlich in einem kurzen Anstarren seines Meisters widerspiegelte. Dann sprach der Ritter aber auch schon weiter und der Padawan unterbrach den Blickkontakt. Heute sollte es mit der Machtverbindung weiter gehen und morgen dann natürlich nochmals das Training. Thyr wie wohl auch Mas wussten, dass der Farmerssohn morgen früh schwer aus dem Bett kommen würde, doch das hielt den Ritter nicht auf.

Was vermutlich auch vernünftig war, da Thyr bereits merkte, wie sein Gehirn sich Ausreden überlegte, mit denen er weiteres Training umgehen konnte. Den Mechanismus dahinter hatte er vor gar nicht mal so langer Zeit in der Schule gelernt, als man ihnen sinngemäß erklärt hatte, wieso sie ALLE so faul waren und nichts für die Schule tun wollten. Mal davon abgesehen, dass das nicht wirklich auf alle zutraf, erschien Thyr die gelieferte Erklärung aber durchaus plausibel. Das Gehirn wollte nicht arbeiten und es wollte auch nicht, dass der Körper über Gebühr ständiger Belastung ausgesetzt war. Der natürliche Mensch war nicht so sportlich wie ein … nun … Sportler eben. Das Gehirn versuchte ständig den - scheinbar überflüssigen - Verbrauch von Energie zu verhindern. Auch deshalb waren die Schüler, deren Eltern sich für ihre Kinder und ihre Zukunft interessierten und sie aktiv unterstützten bzw. häufig vor allem antrieben, auch besser als jene Schüler, deren Erziehungsberechtigte dies aus unterschiedlichsten Gründen nicht taten. Und so sehr Thyr seine Eltern auch mochte: Die Schule war ihnen eher egal. Für sie war eh klar gewesen, wo ihr Sohn landen würde und da war es ihnen egal ob er sich mit komplizierter Mathematik, Physik oder Politik auskannte. Alles notwendige lernte er ja eh von seinen Eltern. Und welches Kind war nicht froh, wenn er nichts für die Schule tun musste?

„Einverstanden.“ meinte Thyr zu Mas und während sein Bewusstsein froh über diese sinnvolle Einstellung von ihm war, grummelte und seufzte das Unterbewusstsein, weil es jetzt doch nicht herum liegen und nichts tun durfte. Der Padawan wusste aber, dass er diesen Kampf eigentlich erst morgen früh ausfechten würde, wenn Letzterer deutlich stärker war als Ersterer, der dann noch von Schlaf, Hunger, Durst und körperlicher Erschöpfung geschwächt war. Insofern war Mas wahrlich die beste Wahl als Meister. Der Jedi verhandelte nämlich gar nicht erst.


Für solche geradezu philosophischen und psychologischen Gedanken hatte Thyr den Rest dieses und den nächsten Tag hingegen so gar keine Zeit. Nach dem Essen ging es zurück zu den Meditationskammern und sie taten bis zum Abend in der „Arbeitszeit“ nichts anderes als der Macht näher zu kommen. Wenig überraschend fiel es dem Padawan wegen der Schmerzen noch schwerer als sonst, doch er kam am Ende dennoch so weit wie letztes Mal, was eben in Kombination mit den neuen ablenkenden Faktoren doch als Erfolg zu werten war. Der Tag darauf verlief ähnlich. Thyrs schmerzender Fuß schien jedoch den Durchhaltewillen seines Herren bemerkt und aufgegeben zu haben, als hätte das Unterbewusstsein bemerkt, dass es nicht gewinnen konnte und daher beschlossen, die vorgetäuschten Schmerzen abzustellen. Nach einer halben Runde um den Hort hatte er wieder normal laufen können und auch danach alle anderen Trainingseinheiten relativ normal, wenn auch im Vergleich zum Vortag in abgeschwächter Form, absolvieren können. Kein um die Droiden herum laufen oder über sie springen, kein zwischendurch essen und auch sonst hatte sich der Padawan mehr konzentriert, um alle Tipps und Hinweise seines Meisters zu beachten. Was in den Essenspausen sogar zu einem zielsichereren „Essen in den Mund befördern“ führte. Lediglich die zusätzlichen Servierten hatte Thyr in der Hälfte der Fälle mal wieder vergessen. Am Vortag der Abreise stagnierte Thyrs Fortschritt bei der Verbindung zur Macht, wenn sie nicht sogar schlechter geworden war, da er die Erschöpfung vom Vortag nicht vollständig hatte „weg-schlafen“ können. Und je kaputter er sich fühlte, desto schwächer wurde sein Wille und er fühlte wie sein Gehirn ihn sabotierte und er immer wieder gedanklich abdriftete, sodass er sich nicht mehr auf die Macht konzentrierte. Doch Mas hatte Verständnis dafür, gab aber auch zu verstehen, dass das kein Grund für eine Änderung seines Vorgehens war. Es bedurfte einfach Zeit und am Anfang würde es eben schwerer sein als am Ende. Was logisch klang, aber für Thyr freilich wenig angenehm war, da er sich ja nicht am Ende, sondern noch am Anfang dieses Programms befand.


Am Tag der Abreise fühlte sich Thyr noch erschöpfter, aber zugleich auch irgendwie oben auf. Es zehrte an seinen Kräften, aber es machte ihn auch milde stolz, dass er durchhielt. Denn wenn er ehrlich war, dann musste er zugeben, dass er früher längst aufgegeben hätte. Die letztenTage waren ja nur schmerzhaft und anstrengend gewesen, ohne das es einen sichtbaren Fortschritt gegeben hätte. Natürlich gab es noch keinen sichtbaren Wachstum in den Muskeln, keine spürbar größere Ausdauer oder Verbindung mit der Macht. Aufzugeben wäre also gefühlt sinnvoll gewesen und Thyr war froh, dass Mas als leuchtendes Beispiel neben ihm stand und ihm immer genug von seinem eigenen Selbstvertrauen und Willenskraft abgab, damit der Padawan durchhielt. Als sie nun auf dem Landeplatz standen und dem Transporter dabei zusahen, wie dieser landete, schaute Thyr kurz nach links zu Mas, der wie auch er selber sein weniges Gepäck vor sich abgestellt hatte. Er ist kaum älter als ich, fiel ihm mal wieder auf. Tatsächlich fand er überall, wohin er sah, Gründe weiter zu machen, wann immer er Schwäche zeigte und aufgeben wollte. Der ganze Ort und seine Bewohner und – im Falle von Mas – Gäste schienen dazu da zu sein zu motivieren, während sie einem gleichzeitig forderten. Aber zu behaupten, dass Thyr hier glücklich war oder er nirgendwo lieber wäre, wäre wohl eine Übertreibung gewesen. Doch in seiner Phantasie freute er sich bereits auf den Moment, wenn er selber Jedi sein und auf diese Tage zurück blicken würde und er war sich sicher, dass er dann sich selbst zunicken würde. Manchmal brauchte es eben genug Abstand, räumlich wie zeitlich, damit alle Fasern des Ichs diese Tatsache akzeptierten. Nur eines konnte und wollte Thyr noch nicht vorhersagen. Wo er sein würde, wenn dieser Moment gekommen sein und wer dann neben ihm stehen würde. Immer noch Mas, der ihn gerade befördert hatte oder sogar sein eigener Padawan?


Übertreib es nicht, ermahnte sich Thyr schließlich selbst stumm und bückte sich, um sein Gepäck in die rechte Hand zu nehmen. Der Transporter war gelandet und während Waren ausgeladen und der scheinbar einzige Passagier, ein Nautolaner mit smaragdgrüner Haut und wohl ein Jedi, an ihnen vorbei ging, marschierten Mas und Thyr in das Innere des Schiffes...


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Haruun Kal - ??? - Zelle - Elise - Wachen außerhalb

Ein Strategiespiel ist ein Spiel bei dem der Spieler durch eine sorgfältige Planung des eigenen Vorgehens eine entscheidende Lösung zum Sieg findet. Ferner wird ein Strategiespiel weniger durch Glück entschieden, sondern hängt maßgeblich von den Fähigkeiten, Eigenschaften und Attributen der Spieler ab. Eine Schlacht kann gewonnen werden, in dem der vermeintlich Unterlegene mit perfektem Kalkül eine viel größere und besser ausgerüstete Streitmacht zu einem gelegenen Schlüsselzeitpunkt oder an einem dementsprechendem Ort überwältigt. Andererseits kann ein perfekt durchdachter Plan durch eine unbekannte Variable vollständig durchkreuzt werden, was einen Sieg bei unvorteilhaften Verhältnissen massiv erschwert.

In ausweglosen Situationen in denen Minuten wie Stunden, Stunden wie Tage und Tage wie Wochen erscheinen, lassen sich mental tollkühnste Skizzen zeichnen. Die eigene Fantasie wirkt wie abgekoppelt, alles dagewesene vollkommen überflügelnd. Wenn keine äußeren Einflüsse, egal wie schrecklich sie auch sind, durch den fokussierten Geist dringen, dann kann sich ein Zustand vollkommener und zeitloser Stille einstellen. Ein Zustand in dem alle Sinne über sich hinauswachsen und jeden noch so zerstreuten, zweifelnden Gedanken versiegeln, um sich auf das eine zu lösende Problem zu fokussieren.

Eine Gefangenschaft ist so eine Situation. Und aus eben so einer zu entkommen, ein entsprechendes Problem. In einer Ganzkörperfessel, die bei jeder Berührung mit den Verschlüssen elektrisch geladene Schübe durch den ganzen Körper jagte, erfolgte die körperliche und geistige Zermürbung langsam und stet. Die Intensität war am Anfang unerträglich, und mischte man diverse, maximal invasive Eingriffe zur Entnahme von Proben aus jedem vorstellbaren Körperteil hinzu, wurde ein Problem eine beinahe unlösbare Herausforderung. Paralysierende Furcht versteinerte den Körper, Wut folgte, Zorn auf sich selbst, auf die Peiniger, auf die Brüder und Schwestern des Ordens, auf Riuen, Markus oder Murrrarchesch. Berechtigt oder nicht. Mit jeder Stunde, jeder Potenzierung von Schmerz und dem Gefühl von Einsamkeit und Verzweiflung stieg langsam aber sicher lodernder Hass an die Oberfläche. Und als klar wurde, dass in wenigen Iterationen weiterer Erhöhung von Schmerz und Leid das Leben aus ihr endgültig entweichen würde, geschah etwas, das die Alderaanerin nachhaltig verändern würde.

"Deine Aufgabe hat gerade erst begonnen!"

Und als hätte die Zeit plötzlich aufgehört voranzuschreiten, versank sie in tiefe Trance und durch die Macht wie beseelt, errichtete sie einen Schild, der ihren Körper eng umgab, und sie vor allen äußeren Einflüssen schützte.

"Erhebe dich, akzeptiere die Schande, mach sie wieder gut. Für so etwas hier bleibt keine Zeit. Das hier ist nicht das Ende. Unsere Ideale müssen weiterbestehen! Denk an das, was du durch mich gelernt hast!"

Ihre Pupillen rasten unter ihren verschlossenen Augenlidern hin und her und die Maschinen, an die sie angeschlossen war, sprengten jede Skala, auf der sie sich einordnete. Ohne dass sie je persönlich mit ihm gesprochen hatte, wusste sie ganz genau, wer zu ihr sprach.

"Meister Qno."

Keine weitere Antwort folgte.
Der Hass, die Wut, der Zorn - alles bröckelte letztlich. Die Tugenden, denen sie sich verschworen hatte, durchdrangen die dunklen Gebilde wie explodierendes Licht und zerschmetterten schließlich auch den Selbstzweifel.

Als Wochen wieder Tage, Tage wieder Stunden und Stunden wieder Minuten waren, lag die Lösung glasklar vor der Ritterin. Dieses Strategiespiel, als das sie es nach der Überwindung ihrer leidvollen Barrieren betrachtete, wurde mit dem richtigen Timing gewonnen. Es gab immer wieder die selben Abläufe. Die beiden Wachen waren Killer, Handlanger von Crooolk, einem Machthasser, der daran forschte, wie viel Schmerz ein Machtanwender aushielt, bis er schließlich seiner Pein erlag. Einer prüfte ständig die Konsole auf Vitaldaten und dokumentierte Messungen, hielt Rücksprachen, während der andere patrouillierte und visuell überprüfte, ob noch alles 'roger' war. Doch schon als Elise sich in ihren Machtkokon zurückzog und die Schocks keine Wirkung mehr zeigten, waren die Wachen zu Plan B über gegangen und stürmten die versiegelte Zelle. Und die Strategie, die sich die Ritterin im Bruchteil einer Sekunde zurechtgelegt hatte, nahm ihren Lauf. Ihr Schild hatte sich gelöst und mit ihm die Fesseln und mit einem riesigen Satz beförderte sie sich hinter die schwer bewaffneten Kämpfer. Das Feuer das sie eröffneten stoppte noch lange bevor es Elise erreichte und wurde mit einem Hieb in die Gegenrichtung befördert, wo es sofort vollzog. Die schwere Tür schloss sich nach systemseitiger Erkennung der Gefahr automatisch, doch Elise war schnell gewesen. Ihre ganze Flucht aus der Vorrichtung dauerte ganz wenige Sekunden. Es folgten Gänge über Gänge und immer das gleiche Spiel. Die Ritterin arbeitete sich durch eine tiefe, verwinkelte Basis, in dem sie immer wieder Energiefeuer zu seinem Absender zurückbeförderte, aggressive Nahkämpfer mit unbeschreiblicher Wucht gegen Wände schleuderte oder ihre Widersacher durch perfektionierte Körperbeherrschung Kraft ihrer Kampfkunst terminierte. Sie war zu einer funktionierenden Maschine geworden, mutig, zielgerichtet und völlig nüchtern. Es waren kein Hass und kein Zorn mehr da, der sie bestimmte nur Einklang mit der Macht und ihrer Aufgabe. Sie tat, was sie tun musste, um sich zu verteidigen, um zu überleben. Als sie schließlich in einer gesicherten Kammer ihre Ausrüstung wiedererlangte, arbeitete sie sich bis zum Kontrollraum vor, nur um am Ende zu entdecken, dass Crooolk ihr entkommen war.

Als sie das grelle Licht des Tages erblickte erstreckte sich ein schier endloser Dschungel um sie herum. Grün, so weit das Auge reichte. Die Macht hatte ihr aus dem unterirdischen Gefängnis geholfen und ein endloser, mühsamer Weg durch dichteste Flora führte sie zurück nach Pelek Baw, aus dem sie nur noch halb anwesend und gewiss nicht unversehrt schnellstmöglich den Rückflug nach Coruscant antrat.

Haruun Kal - Pelek Baw - Raumhafen - CR-90 Jedi-Korvette "Harmonia" - Gastquartier - Elise
 
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