1917 (Sam Mendes 2019)

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Darth_Seebi

ganz böser Sith
Noch gar kein Thread zum heurigen Golden-Globe-Gewinner, welcher vermutlich auch bei den Oscars kräftig abräumen wird?

Hab den Film am Wochenende gesehen und hat mir im Großen und Ganzen sehr gut gefallen. Optisch ist er auf alle Fälle ne Wucht. Der Film besteht im Grunde nur aus 2 eeewig langen Einstellungen. Mir ist schon klar, dass es ziemlich sicher versteckte Schnitte gegeben hat (das alles auf einmal drehen dürfte unmöglich sein), aber diese erkennt man echt nicht. Von dem her versteh ich die Nominierung für die Beste Kamera voll und ganz. Warum der Film nicht auch noch für den Besten Schnitt nominiert wurde, ist mir ein Rätsel (weil man diese nicht erkennt?). Auf alle Fälle wird dadurch ne einzigartige Atmosphäre geschaffen, so dass der Zuseher selbst das Gefühl hat mitten drinnen zu sein.

Ebenfalls sehr gut finde ich die Musik. Hatte tlw. etwas Episches an sich und hat die opulenten Bilder sehr gut unterstützt. Dazu trug sie zur tlw. massiven Spannung bei.

Der Smalltalk zwischen den beiden Hauptcharakteren (der Rest wie Benedict Cumberbatch, Andrew Scott oder Colin Firth haben allesamt nur Minirollen) war ebenfalls recht gelungen und hat im besten Tarantino-Stil nicht gelangweilt. "Tommen Baratheon" hat aber seit GoT ziemlich zugelegt
wink.gif
.

Einzige Länge war IMO, gegen Schluss als der Melder eeewig lange zum singenden Lager maschiert und sich dann auch noch dort das Lied gemütlich zu Ende anhört. Auch hätte ich am Ende gerne noch ne wirkliche Schlacht statt nur Leute hineinlaufen gesehen, aber das wäre mit einem Schnitt wohl nur sehr schwer umzusetzen gewesen.

Ein weiterer Minuspunkt ist, dass die Deutschen schon sehr pöhse dargestellt werden. Auch wenn es in deren Baracken Familienfotos und Frauennamen gibt, die den Feind etwas menschlicher erscheinen lassen, sind im Grunde alle deutschen "Charaktere" Schurken. Hab letztens erst "Im Westen nichts Neues" gesehen, welcher weitaus unparteiischer ist.

Alles in allem, wie gesagt, aber trotzdem ein beeindruckendes Kinoerlebnis und ich hab meinen Favoriten für den heurigen "Best Picture"-Oscar gefunden. Schade, dass "Knives Out" dafür nicht nominiert wurde, denn diesen finde ich noch einen Deut besser (mag aber generell Agatha-Christie-Krimis lieber denn Kriegsfilme):

Gute
8 von 10 Punkten!
 
Einzige Länge war IMO, gegen Schluss als der Melder eeewig lange zum singenden Lager maschiert und sich dann auch noch dort das Lied gemütlich zu Ende anhört.

Meinst du mit "Melder" den Hauptdarsteller, als er sich an dem Baum gelehnt hat?

Auch hätte ich am Ende gerne noch ne wirkliche Schlacht statt nur Leute hineinlaufen gesehen, aber das wäre mit einem Schnitt wohl nur sehr schwer umzusetzen gewesen.

Ooooh ich auch.....und wie sehr ich mir eine Schlacht gewünscht hätte.


Ein weiterer Minuspunkt ist, dass die Deutschen schon sehr pöhse dargestellt werden.

Hmm....das habe ich jetzt schon öfter gelesen. Ich empfand das nicht so.....hättest du dazu noch ein paar Beispiele?
 
Meinst du mit "Melder" den Hauptdarsteller, als er sich an dem Baum gelehnt hat?

Jup den Hauptdarsteller. Sein Freund war zu dem Zeitpunkt ja schon tot.

Hmm....das habe ich jetzt schon öfter gelesen. Ich empfand das nicht so.....hättest du dazu noch ein paar Beispiele?

Am meisten hat mir der schwer verwundete Flieger sauer aufgestoßen, welcher schwer verletzt seinen Helfer trotzdem noch abstechen muss.

Oder dass der eine in der brennenden Stadt erst nickt, er wäre ruhig, aber dann trotzdem noch rumschreit anstelle sein eigenes Leben zu retten. Aber das kann man IMO noch am ehesten "verschmerzen".

Generell waren die Deutschen allesamt gesichtslose Feinde, die auf einen Engländer anscheinend nur wild drauflos ballern und eeeewig lange verfolgen um ihn ja töten zu können (obwohl sie nichts von seiner wichtigen Mission wussten).
 
Jup den Hauptdarsteller. Sein Freund war zu dem Zeitpunkt ja schon tot.

In der Szene dachte ich sogar kurz, er wäre gestorben als er an dem Baum gelehnt saß. Ich glaube, er hat sich das Lied nicht zuende gehört, sondern war kurz davor, abzukratzen. Seine Kopfwunde war sicherlich nicht ohne und der Schlag gegen den Felsen hat auch ganz schön gerummst. :o


Ansonsten geb ich dir in den zwei Punkten recht, hier hätte man die Deutschen etwas "normaler" darstellen dürfen.
 
Ja - was für ein Film. Definitiv mein Preisverleihungsfavorit für Kamera, Make up und Produktionsdesign. Diese leeren, verwüsteten, von menschlichen und tierischen Leichen übersähten Schlachtfelder des Niemandslandes empfand ich als bedrückend und beeindruckend realistisch. Die Koordination der Szenen war richtig toll und hat mich oft ans Theater erinnert (im positiven Sinne). Der Film hat einen durch diesen persönlichen Blick richtggehend eingesaugt.

Dass die Deutschen als böse dargestellt wurden und es keine Schlacht gab, passt für mich gut in den Film. Es geht doch darum, dass die beiden durch das Gebiet laufen, in dem gerade gar keine aktive und zielgerichtete Kriegshandlung herrscht, weil die Kriegsparteien sich in ihren Schützengräben verschanzt haben. Es sollte doch darstellen, dass die banale Aufgabe, einen Zettel über eine Wiese zu tragen in diesem schrecklichen Krieg zu solch einem traumatisierenden Erlebnis wird und in der vermeintlichen Stille und Verlassenheit an jeder Ecke Lebensgefahr lauert. Zumindest hab ich das so interpretiert. Und die Feinde sind aus dieser Sicht nun mal die Deutschen. Auch eine Schlacht wäre daher für mein Empfinden fehl am Platze gewesen. Ich fand es gut gelöst
dass am Ende der Angriff, der verhindert werden soll, bereits begonnen hat. Ich hatte wirklich Angst, dass der Weg der beiden und Blakes Tod am Ende völlig sinnlos war und MacKenzie sich über den Befehl hinwegsetzt und einfach weitermacht.

Die Musik fand ich auch sehr passend, sie wurde mir jedoch in den spannenden Momenten etwas zu aufdringlich (Lautstärke-mäßig), sodass ich aus dem realistischen Erlebnis etwas herausgerissen wurde. Das meine ich aber gar nicht als Kritik, das hab ich nur so für mich festgestellt.

Die Sterbeszene hat mich tief berührt.

Ich hoffe, der Film räumt bei den Oscars ab. Aber das hoffe ich dieses Jahr schon bei so vielen Filmen, dass ich mich gar nicht recht entscheiden kann. :-)
 
Ich habe den Film heute auch im Kino gesehen. Er hat mir gut gefallen, ich muss aber auch sagen: Den ganz besonderen und grandiosen Film, zu dem er teilweise erklärt wird, sehe ich darin nicht. Bis etwa zur Hälfte habe ich mir einige Male doch noch gedacht "Oh ja, der Film wird vollkommen zu Recht als Meisterwerk behandelt. Verdammt, ich hab meinen Favoriten für den besten Film 2020 schon", weil er mich wirklich enorm in seinen Bann gezogen hat. Aber ohne dass die Qualität auffällig gesunken wäre, hat mich der Film dann irgendwie ein bisschen verloren. Die Machart ohne Schnitte und mit der auf die Protagonisten zentrierte Kamera hatte zu Beginn eine enorme Wirkung und sorgte dafür, dass man sich ganz nah am Geschehen fühlte. Mit der Zeit verliert dieses Stilmittel meiner Ansicht nach jedoch ein bisschen an Wert und wirkt einfach nicht mehr so. Während ich von dieser Darstellungsweise erst noch tief beeindruckt war, nahm ich sie zum Ende hin gar nicht mehr wirklich als herausstehend wahr.

Nichtsdestoweniger sind die schauspielerischen Leistungen und auch die beklemmende, bedrückende Atmosphäre als sehr gelungen zu bezeichnen. Letztere erzeugt der Film auch gekonnt ohne den Einsatz von viel Blut und Gewalt, ähnlich wie "Dunkirk" aus dem Jahr 2017 - wobei ich diesen in jedem Fall als den besseren Film des Genres bezeichnen würde. Alles in allem ist "1917" in meinen Augen ein guter und sehenswerter Film, das auf jeden Fall, aber kein Meisterwerk.

Ein weiterer Minuspunkt ist, dass die Deutschen schon sehr pöhse dargestellt werden. Auch wenn es in deren Baracken Familienfotos und Frauennamen gibt, die den Feind etwas menschlicher erscheinen lassen, sind im Grunde alle deutschen "Charaktere" Schurken. Hab letztens erst "Im Westen nichts Neues" gesehen, welcher weitaus unparteiischer ist.

Kann ich genau so unterschreiben, und genau das fand ich auch enttäuschend und hätte ich ehrlich gesagt von diesem Film, der sich dem Thema des Ersten Weltkriegs so ambitioniert widmet, auch nicht erwartet.

Hmm....das habe ich jetzt schon öfter gelesen. Ich empfand das nicht so.....hättest du dazu noch ein paar Beispiele?

Ich kann da noch ein paar mehr als die von @Darth_Seebi ganz richtig genannten Beispiele bringen.

Deutsche Soldaten erschießen wehrlose Kühe, ein Satz wie "Die Deutschen hassen ihre Frauen und Mütter... Deutschland muss ein richtiges Drecksloch sein" wird völlig unreflektiert ausgesprochen und so stehen gelassen.

Hier hätte ich mir, gerade bei diesem Film, schon eine differenzierte Darstellung gewünscht. Die einfachen deutschen Soldaten hatten am Ausbruch des Ersten Weltkriegs keine Schuld und sie haben ihr Dasein an der Front bestimmt auch nicht übermäßig geil gefunden, zumindest sicher nicht jeder Einzelne von ihnen. So kommt es im Film teilweise aber rüber. Meine Güte, da hatte ja ein Film wie der WK II-Film "Fury", dem man ausufernden USPatriotismus und eine Anti-Deutschland-Haltung vorgeworfen hat, ein differenzierteres Bild. Dort haben sich US-Soldaten auch mal wie die letzten Schweine aufgeführt und am Ende war es sogar ein deutscher Soldat, der für das Überleben eines der Protagonisten verantwortlich war.
 
Deutschland muss ein richtiges Drecksloch sein" wird völlig unreflektiert ausgesprochen
wird völlig unreflektiert ausgesprochen und so stehen gelassen.

Was sollen sich Soldaten denn anderes über deren Feind erzählen? Sie hassen den Gegner über alle Maßen und haben sich sicherlich noch schlimmere Dinge "völlig unreflektiert" erzählt. Ich finde das schon in Ordnung, auch wenn man als objektiver Zuschauer weiss, dass auf beiden Seiten ganz normale Menschen gekämpft haben ;-)
 
Was sollen sich Soldaten denn anderes über deren Feind erzählen? Sie hassen den Gegner über alle Maßen und haben sich sicherlich noch schlimmere Dinge "völlig unreflektiert" erzählt. Ich finde das schon in Ordnung, auch wenn man als objektiver Zuschauer weiss, dass auf beiden Seiten ganz normale Menschen gekämpft haben ;-)

Mir ist bewusst, dass es solche Dialoge in Wirklichkeit sicher auch gegeben hat. Aber genau deswegen, weil auf beiden Seiten ganz normale Menschen gekämpft haben, wird es sicher auch Soldaten gegeben haben, die weiter gedacht haben, denen bewusst war, dass "der Feind" im Grunde nicht der einfache Soldat ist, der im anderen Schützengraben liegt, dass dieser im Grunde in genau der gleichen Situation ist. Ich habe das Original von "Im Westen nichts Neues" nur teilweise gesehen, kann mich aber an eine Szene erinnern, in der Soldaten sogar darüber philosophiert haben, dass sie aus diesem Grund eigentlich keine Soldaten der anderen Seite töten wollen. Bereits 1930 (und möglicherweise auch schon davor im zugrunde liegenden Buch, das aber kann ich nicht beurteilen) war man fähig, das Thema auch von dieser Seite her aufzuziehen. Ich sage nun nicht, dass "1917" eine durchgehende philosophische Abhandlung darüber hätte werden sollen, dass die Soldaten ja alle Menschen waren, darauf liegt ja auch gar nicht der thematische Schwerpunkt des Films. Aber wenn man die Thematik schon angeht, und das macht der Film ja, hätte man, meine ich, beide Perspektiven beleuchten sollen und nicht nur eine. Es hätte ja auch gar nicht viel sein müssen - ich erinnere da mal an eine Szene aus "Der Soldat James Ryan", in der ein verwundeter US-Soldat von einem deutschen Scharfschützen erschossen wird, woraufhin ein anderer US-Soldat (in dieser Situation wohl absolut verständlich) etwas von "Diese Schweine!" brüllt, woraufhin sein Kommandeur meint, er solle sich beruhigen und sie hätten umgekehrt genau so gehandelt. So eine kleine Einzelheit reicht doch völlig, um die Message auszusenden "im Krieg gibt es kein Schwarz-Weiß, die kämpfenden Soldaten sind alles Menschen und auf beiden bzw. auf allen Seiten geschehen menschliche und unmenschliche Dinge". Und genau das ist es, was mir bei "1917" eben fehlt. Es wirkte einfach wie "Gute britische Soldaten vs. böse deutsche Soldaten". Wie gesagt, ich mochte den Film, ich finde ihn nicht übermäßig herausragend, aber gut. Dennoch ist mir diese im Film dargestellte Sichtweise einfach zu platt und zu einseitig.
 
Es hätte ja auch gar nicht viel sein müssen - ich erinnere da mal an eine Szene aus "Der Soldat James Ryan", in der ein verwundeter US-Soldat von einem deutschen Scharfschützen erschossen wird, woraufhin ein anderer US-Soldat (in dieser Situation wohl absolut verständlich) etwas von "Diese Schweine!" brüllt, woraufhin sein Kommandeur meint, er solle sich beruhigen und sie hätten umgekehrt genau so gehandelt. So eine kleine Einzelheit reicht doch völlig, um die Message auszusenden "im Krieg gibt es kein Schwarz-Weiß, die kämpfenden Soldaten sind alles Menschen und auf beiden bzw. auf allen Seiten geschehen menschliche und unmenschliche Dinge". Und genau das ist es, was mir bei "1917" eben fehlt.
Du hast Recht, solch eine kleine reflektierende Szene hätte den Film noch mehr aufgewertet. Trotzdem sehe ich das Fehlen einer solchen Szene nicht als Mangel, da die Dinge, die über den Feind gesagt wurden und dessen Handeln auf mich in der Kriegssituation realistisch wirkten. Für mich hat der Film emotional und menschlich von Anfang bis zum Ende richtig gut funktioniert, sodass ich ein England vs Deutschland gar nicht wahrgenommen habe, sondern viel mehr diese persönliche und menschliche Geschichte zweier Jungs, die die Kriegschrecken am eigenen Leib erfahren. Dass der Film solch einen klitzekleinen Ausschnitt als Handlung herauspickt, ist für mich die eigentliche Stärke des Films. Der Film hätte für mich in gleicher Umsetzung auch aus Sicht der Deutschen genauso gut funktioniert.

Die Szene, die ich im Kino zunächst für irgendwie fehl am Platze hielt, war
die mit der junge Frau und dem Baby. Mittlerweile find ich die Szene aber eigentlich recht gut eingesetzt, weil sie wie eine Traumsequenz wirkt. Dass Schofield da was vor sich hin halluziniert, hätte mit seinen Traumatisierungen, Anstrengungen und Verletzungen auch gut zusammengepasst. Von daher find ich so eine traumartige Szene, die aber real war, gar nicht so schlecht eingesetzt.
 
1917 ist für mich aufgrund seine gesamten Intention auch eher ein Film aus dem Krieg als über den Krieg. Reflektion ist eine schöne Sache, aber machen wir uns nichts vor, sie ist im Krieg ein seltenes Gut. Die Deutschen bereiten da eine Falle vor in denen tausende Kameraden (und Geschwister) abgeschlachtet werden sollen. Die beiden Protagonisten wandeln im Niemandsland und wir sehen eben auch nur einen sehr verkürzten intensiven Auszug. Eine Passage der Reflektion finde ich da sogar eher aufgesetzt und plakativ oder einfach nur ideenlos plump.
 
Es hätte keine großartigen Reflektionen gebraucht. Aber, dass die Deutschen dermaßen plakativ böse dargestellt werden, wie
der Verwundete, der seinen Retter zum Dank noch erdolcht,
hätte einfach nicht sein müssen.
 
Es hätte keine großartigen Reflektionen gebraucht. Aber, dass die Deutschen dermaßen plakativ böse dargestellt werden, wie
der Verwundete, der seinen Retter zum Dank noch erdolcht,
hätte einfach nicht sein müssen.

Es ist aber logisch. Sogar von beiden Seiten. Der Deutsche will der Kriegsgefangenschaft entkommen, die Briten haben eine Mission zu erfüllen. Für Missionen im Niemandsland bedeuten Kriegsgefangene im Grund dass die Mission beendet ist. Man kann den Kriegsgefangenen nicht mitführen und man kann (und darf) ihn nicht zurücklassen, ohne die Mission zu gefährden. Motivation ist also für beide Parteien gegeben.
 
Es hätte keine großartigen Reflektionen gebraucht. Aber, dass die Deutschen dermaßen plakativ böse dargestellt werden, wie
der Verwundete, der seinen Retter zum Dank noch erdolcht,
hätte einfach nicht sein müssen.
Es wundert mich doch, dass diese Szene als so kritisch wahrgenommen wird.
Es ist Krieg. Der deutsche Kampfpilot ist gerade von Engländern abgeschossen worden. Er wird sterben, so oder so. Wäre er im Cockpit verblieben, hätte er ein schnelleres Ende gefunden, als an seinen schweren Verbrennungen ohne Aussicht auf kompetente medizinische Hilfe aufs freie Feld gezerrt zu verenden. (Darüber haben die beiden ja auch nicht nachgedacht, bevor sie ihm geholfen haben...) Bei den schweren Verbrennungen, die er erlitten hat, hätte medizinische Hilfe ohnehin nur aus Schmerzlinderung bestehen können. Was kommt denn in so einer Situation alles für diesen armen abgeschossenen Kerl zusammen? Kriegsschrecken, Adrenalin, Todesangst, Schmerzen, Wut, Hass, Frustration, Panik, Hilflosigkeit, vielleicht sogar noch Trauer und Entsetzen, dass das eigene Leben so zu Ende geht. Dass man da in den wenigen schrecklichen Minuten, die man noch hat, noch auf Rache am Feind sinnt, statt zu reflektieren, dass dieser hilfsbereite Junge da gar nichts dafür kann, kann ich nachvollziehen. Ich kann es keinesfalls gutheißen (ebensowenig kann ich gutheißen, dass der Engländer ihn abgeschossen hat oder überhaupt ein Land dem anderen den Krieg erklärt) - aber ich halte sein Handeln nicht für plakativ grausam, sondern kann mir vorstellen, dass solche Sachen passiert sind. Letztlich ging es in dem Film doch auch darum, durch das Niemandsland zu gehen, wo eben überall ungeahnte Schrecken warten - die die beiden dann eben auch alle erleben. Ein Kriegsfilm dieser Sorte ist ja vor allem auch ein Anti-Kriegsfilm, weil er uns zeigt, wie sinnlos Krieg ist und wie unmenschlich er uns Menschen macht.

Hm. Geht es hier darum, dass das eben ein Deutscher war? Ich hätte es auch nicht als verunglimpfend für einen Engländer (oder jede andere Nationalität) wahrgenommen, wenn der Film aus Sicht der Deutschen gedreht worden wäre. :zuck:

Wie gesagt, solch einen kleinen Satz, der aufzeigt, dass im Krieg ja alle im gleichen Boot sitzen, wie @Admiral X aus "Der Soldat James Ryan" als Beispiel gebracht hat, hätte ich auch als aufwertend für den Film wahrgenommen. Aber ich sehe das nicht als Mangel an, siehe meinen vorherigen Beitrag.
 
Ich sehe es, wie schon dargelegt, ganz ähnlich wie @Darth_Seebi. Jedoch muss ich sagen, dass ich eigentlich genau diese Szene in diesem Kontext nicht als negativ empfand.

Der Pilot hat gerade einen Absturz hinter sich und wurde brennend aus seinem Flugzeug gezerrt. Ich bin mir sicher, dass er in diesem Zustand nicht in vollem Besitz seiner geistigen Kräfte war. Er hat gerade noch ein Luftgefecht mit britischen Flugzeugen hinter sich, ist nun vielleicht so halb bei Bewusstsein und sieht einen britischen Soldaten vor sich. Da wundert es mich nicht, dass er so reagiert, wie er reagiert, und deshalb sehe ich diese Szene nicht als Verunglimpfung der deutschen Soldaten und somit auch nicht als Beispiel für meinen Kritikpunkt.
 
Ja, seh ich auch so.
Ich denke, er ist vollgepumpt mit Adrenalin, von seinen Verletzungen halb von Sinnen und vermutlich dadurch auch noch mitten im Kampfgeschehen und nicht hellwach und soweit orientiert, dass er erfasst, dass ihm gerade eigentlich geholfen wird. Dass da nur noch der Reflex "Rache / Feind töten" kommt, halte ich für realistisch.
 
Ich habe kein Problem damit, dass die Deutschen als böse dargestellt werden. Sie haben schließlich beide Weltkriege begonnen. Wenn das nicht Grund genug ist, weiss ich auch nicht.

Dass das sovielen sauer aufstößt, kann ich nicht nachvollziehen. Einige meiner Freunde sehen sich gar keine Kriegsfilme an, nur weil die deutschen immer die bösen sind. Verstehe nicht, weshalb sich da jemand getriggert fühlt. Diese Romantisierung des Krieges nervt mich sehr, alle haben sich gegenseitig gehasst, eine "Reflektion" gab es sicherlich so gut wie gar nicht. Machen wir uns doch nichts vor.
 
Ich habe kein Problem damit, dass die Deutschen als böse dargestellt werden. Sie haben schließlich beide Weltkriege begonnen. Wenn das nicht Grund genug ist, weiss ich auch nicht.

Wobei man WK1 schon differenzierter ansehen muss. Haben sich hier Russland und Frankreich als ziemliche Kriegstreiber erwiesen und Serbien geraten nicht das Ultimatum für den Mord am österr. Thronfolger anzunehmen, weil sie ihre Chance sahen die Habsburger in ihrer Macht zu schwächen.

Und Hitlers Machtübernahme wäre wohl auch nicht sooo geglückt, wenn die Siegermächte des WK1 nicht Deutschland dermaßen ausbluten haben lassen. Nicht umsonst wurde nach dem WK2 der Marschallplan etc. ins Leben gerufen, damit es einen neuen Hitler nicht wieder so schnell gibt.

Aber Sieger schreiben bekanntlich die Geschichte ;).
 
Ich habe kein Problem damit, dass die Deutschen als böse dargestellt werden. Sie haben schließlich beide Weltkriege begonnen. Wenn das nicht Grund genug ist, weiss ich auch nicht.

Na, na, na... "die Deutschen" haben beide Weltkriege sicher nicht begonnen. Das waren wenn dann die Staatsoberhäupter, und hier, wie @Darth_Seebi richtig schreibt, zumindest beim Ersten Weltkrieg auch nicht das von Deutschland alleine (wobei Kaiser Wilhelm II. sicher alles andere als unschuldig war, muss man natürlich auch sehen). Die einfachen Soldaten haben nicht zum Ausbruch des Kriegs beigetragen, die waren dann halt das Kanonenfutter an der Front. Und genau diese einfachen Soldaten werden im Film aber verunglimpft und teils sehr negativ dargestellt und das ist es, worauf meine Kritik abzielt. Wenn ein Satz gefallen wäre wie "Wegen diesem blöden Wilhelm II. von Deutschland sitzen wir in dieser Sch**ßsituation" (überspitzt ausgedrückt), hätte ich darin auch kein Problem gesehen.
 
Die einfachen Soldaten haben nicht zum Ausbruch des Kriegs beigetragen, die waren dann halt das Kanonenfutter an der Front.

Das ist mir völlig klar, aber den Soldaten damals doch nicht wirklich. Die haben gekämpft, größtenteils aus voller Überzeugung, gegen einen verhassten Feind anzutreten! Man darf ja auch nicht vergessen, dass "Krieg" noch etwas völlig anderes war als heute. Ich möchte nur darauf hinaus, dass den Menschen im Krieg ALLES erzählt wurde, nur um sie aggressiv zu halten und aufzuheizen. Die Informationsmöglichkeiten für einen Soldaten lag geradezu bei NULL.
Da saßen keine politisch interessierten Männer in den Gräben, sondern Menschen, die gar nicht wissen, ob sie morgen noch leben. Bedeutet für mich, viele waren sehr grausam - auf beiden Seiten. Nur weil wir im Jahre 2020 solch ein Menschenrechtsbild haben, bedeutet das nicht, dass damals auch alle so dachten wie wir es tun.


Zu dieser Diskussion würde ich gerne unseren Fachmann befragen - @Jedihammer Wie siehst du das?
 
Das ist mir völlig klar, aber den Soldaten damals doch nicht wirklich. Die haben gekämpft, größtenteils aus voller Überzeugung, gegen einen verhassten Feind anzutreten! Man darf ja auch nicht vergessen, dass "Krieg" noch etwas völlig anderes war als heute. Ich möchte nur darauf hinaus, dass den Menschen im Krieg ALLES erzählt wurde, nur um sie aggressiv zu halten und aufzuheizen. Die Informationsmöglichkeiten für einen Soldaten lag geradezu bei NULL.
Da saßen keine politisch interessierten Männer in den Gräben, sondern Menschen, die gar nicht wissen, ob sie morgen noch leben. Bedeutet für mich, viele waren sehr grausam - auf beiden Seiten. Nur weil wir im Jahre 2020 solch ein Menschenrechtsbild haben, bedeutet das nicht, dass damals auch alle so dachten wie wir es tun.


Zu dieser Diskussion würde ich gerne unseren Fachmann befragen - @Jedihammer Wie siehst du das?

ich sehe es eigendlich ähnlich wie Du.
Natürlich zog man gerade auf deutscher und französischer Seite zunächst begeistert und mit großem Patriotismus in den I.Weltkrieg.
Der Spaß war aber spätestens vorbei als die Fronten im Stellungskrieg verstarrten und und es nur noch Matsch,Trommelfeuer,Elend und tausendfaches Sterben gab.
Die Hölle der Schlachten bei Verdun und an der Somme taten ihr übriges.
Der I.WK war in seiner Kampfführung brutaler als der II.WK.
Mörderisches,manchmal tagelanges Artillerietrommelfeuer,um dann in erbarmungslosen Grabenkämpfen zunächst durch massives MG-Feuer zu laufen und sich dann in den Gräben mit Totschlägern,Keulen und Handgranaten abzuschlachten. Ein paar hundert Meter Raumgewinn wurden mit tausenden von Toten bezahlt. Und beim Gegenangriff wieder verloren.
Unfähige Generäle,alte Männer,unbeweglich in ihrem veraltetem Denken gefangen,die nichts von der Führung eines Krieges mit Milionenheeren verstanden.
Da war nichts mehr mit den normalen Soldaten von Kriegsbegeisterung zu sehen. Abgesehen von ein paar Spinnern die es immer gibt.


Ich würde hierzu mal den Film Paschendale empfehlen. da wird so etwas von kanadischer Seite m.E.n. sehr gut gezeigt wie der Frontalltag selbst einen Helden verändert.


Zu dem hier erwähnten Film selber :
ich werde ihn im Kino wohl nicht ansehen.
Vieleicht später mal auf BR.
 
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