Weltraum (Neue Republik)

Hyperraum - vermeintlich unterwegs von Coruscant nach Ithor – an Bord der Nightmare - Kombüse - mit Ian

Sie aß automatisch, stoisch, als wäre sie ein Droide, der sich aus nichts aus der Ruhe bringen ließ. Es war diese Vorstellung, dieses laufende Band, das sie davon abhielt, mehr nachzudenken. Sie musste das Ziel sehen, wie bei einem Marathon einfach weitermachen. Weiter und weiter und weiter, kleine Schritte, bis sie irgendwann ankam.
Die Menge auf ihrem Teller wurde weniger und weniger, und irgendwann war da die letzte Gabel, die sie in den Mund schob. Die letzte Gabel. Henkersmahlzeit. Genau das war es doch. Der Gedanke, den sie verdrängt und nicht zugelassen hatte, jetzt, wo sie fertig war, war er präsent und ließ sie nicht mehr los. Das war ihre Henkersmahlzeit gewesen. Die letzte vielleicht, vielleicht wirklich die letzte in ihrem ganzen Leben, die sie in Freiheit...
Eowyn atmete einmal tief ein und wieder aus, bevor sie ruckartig aufstand und ihren Teller fein säuberlich aufräumte. Sie tat jeden Schritt, jede Bewegung absolut bewusst - und dann verließen sie die Kombüse. Schweigend. Denn da war einfach nichts mehr.


Sie betraten das Quartier, das einmal, vor so so langer Zeit, die ihr vorkam wie ein halbes Leben, ihr Schlafplatz gewesen war - in einer Nacht, in der sie Ian noch überhaupt nicht gekannt hatte, in der nicht daran zu denken gewesen war, wohin sie das alles führen würde. Mit möglichst ruhigen Fingern steckte Eowyn die kleinen Ohrringe in die Löcher, die sie extra hatte machen lassen, und dann... war sie fertig. Nicht bereit, nein - aber fertig. Fertig und vorbereitet für das, was da vor ihr lag, was auch immer das sein würde.
Sie wartete darauf, stumm, dass Ian ihr die kleine Tablette reichen würde, als er sich umdrehte, beinahe ruckartig, auf jeden Fall um einiges energtischer, als er die letzten Minuten gewesen war.

Kinder?! Verständnislos sah Eowyn ihn an. Kinder. Sie sollten... verdammt, Ian! Ob sie Kinder hatten oder nicht, das spielte aktuell keine Rolle. Als ob das gerade wichtig war. Und als ob sie nicht schon darüber gesprochen hatten! Die Sache war erledigt. Vorbei. Sie runzelte die Stirn, doch Ian machte weiter. Schwimmen, ihm beibringen? Weshalb beibr... er konnte nicht schwimmen?! Das war etwas, das sie nicht hatte kommen sehen, aber das war noch viel unwichtiger! Stang, was war nur los? Er griff nach ihrem Arm, zog sie rüde an sich, und Eowyn ließ es sich gefallen, war sie doch viel zu überrascht und schockiert von diesem Wandel. Er brachte staccatoartig hervor, was sie zu tun haben würden. Pläne.
Nein.
Befehle.
Das... war beinahe schon der Ian, der er bald sein würde. Keine Bitten. Keine Gespräche oder gemeinsamen Entscheidungen. Nein. Das hier, der Griff, seine Worte, der Tonfall... Alles Dinge, die sie normalerweise in einer Sekunde auf 180 bringen würden. Dominanz. Machtausübung. Aber jetzt... Nein, er merkte vermutlich selbst nicht, was da gerade mit ihm geschah. Er
verlangte. Als ob er so etwas verlangen konnte! Einen kurzen Moment wollte sie sich wehren. Gegen alles. Seine Worte. Seinen Griff. Wegrennen. Die Tür zuschlagen. Aber all das würde nichts ändern. Und Ian... Ian würde es schaden.
Ihr Körper hatte sich kurz angespannt, nun bemühte sich Eowyn um Entspannung. Sie schloss die Augen, führte die Techniken durch, die sie seit Jahren begleiteten. Ihre Atmung war zu flach, viel zu flach. Sie ertrug seine Nähe nicht. Seine Nähe, sein Geruch, seine Stimme, seine
Berührung... wie sollte sie klarkommen ohne all das? Wenn er sie nicht bald losließ, wenn er nicht bald sah, dass er es nur noch schwerer machte... Er konnte nicht. Er würde nicht.
Sie musste.

Wir werden über all das reden, Ian, sagte sie ruhig, die Augen noch immer geschlossen. Zusammenreißen. Stark bleiben. Für ihn. Ich verspreche dir, dass wir darüber reden werden. Und war das nicht auch irgendwie ein Versprechen dafür, dass sie überleben würde? Sie hoffte inständig, dass sie es nicht brechen würde... Langsam bewegte Eowyn einen Arm, obwohl sie Ian am liebsten abgeschüttelt und ihn angeschrieen hätte, löste mit dieser Hand den Schraubstockgriff um den anderen Arm; tat dann das gleiche auf der anderen Seite. Erst danach atmete sie tiefer und schlug die Augen wieder auf. Sein Gesicht, so nah an dem ihren... Sie musste ihn berühren. Musste sich vergewissern, dass er da war, aber... wenn sie das tat... sie würde die Pille nicht schlucken können. Niemals. Und das konnte sie Ian nicht antun.

Eowyn trat einen Schritt zurück, schnell, so lange sie noch dazu in der Lage war, bevor die Anspannung in ihrem Körper, die wieder aufs beinahe Unerträgliche gestiegen war, ihr das untersagte. Dann ging sie um ihn herum, nahm die Tablette und die Flasche Wasser, bevor er auch nur irgendwie protestieren konnte, und setzte sich damit auf das schmale Bett. Ich weiß alles, sagte sie, noch immer so ruhig wie sie konnte, und sah Ian tief in die Augen. Ich weiß, dass du mich liebst. Ich weiß, dass du alles tun wirst. Ich weiß, dass du nichts so meinen wirst. Und ich weiß auch, dass du es schaffen wirst. Ich weiß alles, Ian. Sei dir dessen sicher. Sie musste es tun, bevor sie darüber nachdenken konnte, bevor sie auch nur ansatzweise begriff, was sie da gerade tat. Ein wenig erinnerte sie die Situation an Va'art - sie mit der Frucht, von der sie abbiss, Ian, der sie nicht abhalten konnte. Und auch dieses Mal wartete sie nicht, bis Ian Einwände erheben konnte. Sie nahm schlicht die kleine Tablette in den Mund, setzte die Flasche Wasser an und trank. Vorbei. Es war geschehen. Nun gab es kein Zurück mehr. Sie musste die Tränen aufhalten, unbedingt, die sich da den Weg bahnten, denn es dauerte nicht lange - und dann hatte sie es geschafft. Im Gegensatz zu Ian. Du bist stark. Und ich bin es auch. Denk daran. Ich vertraue dir... in allem. Immer. Sie spürte, wie ihre Augen schwerer wurden. Aber da waren noch Dinge, die sie ihm sagen musste. Ich glaube an dich. Auch die Zunge wurde schwerer, und sie konnte ihren Körper kaum mehr halten. Aber das musste sie ihm noch sagen. Sie musste, auch wenn sie es nur flüstern würde. Und ch lb dch... Hatte er es noch verstanden? Eowyn hoffte es, bevor die Dunkelheit sie umfing.

Hyperraum - vermeintlich unterwegs von Coruscant nach Ithor – an Bord der Nightmare - kleines Quartier - mit Ian
 
Hyperraum - vermeintlich unterwegs von Coruscant nach Ithor – an Bord der Nightmare - kleines Quartier - mit Eowyn

Die Enge in seinem Inneren, in seiner Brust, in all seinen Eingeweiden, sie war nicht kaum, sie war nicht auszuhalten. Da war diese Pille, diese verdammte, verfluchte Pille. Was – was hatte er sich dabei gedacht, auch je nur in Erwägung zu ziehen, nach Bastion zu gehen? Eowyn, Wes, sie waren dagegen gewesen von Anfang an. Als Fehler hatte Eowyn es bezeichnet und jetzt, jetzt kam es auch dem Dunkelhaarigen vor wie ein Fehler. Bei allen Planeten. Bastion. Ausgerechnet. Dort hatte er keine Chance ihr beizustehen, dort würden ihm de Fäden aus der Hand genommen. Dort würde er wieder die Marionette der Sith sein. Etwas – Ian musste etwas tun oder etwas sagen, dass ihn handlungsfähig ließ. Irgendetwas und da packte er Eowyn an Arm. Da waren so viele Wünsche. Da waren so viele Sorgen und nichts, nichts davon hatte Ian in der Hand. Nie hatte er sich als Beschützer gesehen aber das war es, was er jetzt sein wollte – und nicht sein konnte. Kaum möglich überhaupt noch richtig zu atmen waren es keine Wünsche, sondern Befehle die aus seinem Mund kamen und so zu formulieren, es schien das einzige zu sein, was er überhaupt noch konnte. Alles andere? Alles andere ließ ihn seine Hilflosigkeit zu deutlich spüren und jetzt schon, jetzt schon war alles so eng und zusammengezogen. Eowyn schloss die Augen und Ian wollte sie anbrüllen sie zu öffnen, wollte sie wiederum an sich ziehen, sie einfach nur Halten. Ihr Versprechen, so hohl, wenn sie ihn dabei nicht ansah! Er wollte, dass sie ihn ansah, wenn se schon log, sollte sie ihn ansehen. Wie er hasste was sie sagte und zeitgleich… zeitgleich wollte er, dass sie es wiederholte, ihn dabei ansah. Aber sie löste nur seine Hand die nachgab, die sich lösen ließ, als wäre seine Berührung bloß ein Hauch gewesen. Nichts. Unfähig sie festzuhalten, als wäre das hier schon Bastion und da löste sie seine zweite Hand. Zwei Sekunden verstrichen, in denen er wieder nach ihr greifen, in denen er sie küssend an die Wand drängen wollte. Zwei Sekunden, in denen sie zurück ging. Zwei Sekunden, in denen sie nach der Pille und dem Wasser griff. Zwei Sekunden. Dann nahm ihr Blick ihn gefangen. Ich weiß alles.
Nein, er wollte das nicht hören, wollte sie nicht ansehen, wollte fliehen, jetzt, jetzt sofort. Ich weiß, dass du mich liebst und deswegen, deswegen konnte er sie nicht nach Bastion bringen. Er hatte Tahiri verloren. Damals… er hatte genau gespürt, dass etwas nicht stimmte, er hatte sich beeilt, aber er war zu spät gewesen. Jetzt… jetzt wusste er, was geschehen konnte und er brachte Eowyn auch noch an diesen Ort. An diesen Ort!

Ich weiß, dass du alles tun wirst.
Er durfte nicht alles tun. Wenn dem so wäre – er würde nicht nach Bastion fliegen. Er wollte nicht nach Bastion fliegen! Was scherte ihn der Rest der Galaxis, wenn er im Begriff war, alles zu verlieren? Für was? Für die Aussicht im Gefängnis zu landen? Für die Aussicht das über kurz oder lang ein neuer Imperator etwas Neues erfinden würde um Tod oder Vernichtung zu bringen? Sie sollte leise sein! Aber er konnte sie nur anstarren. Nur anstarren.

Ich weiß, dass du nichts so meinen wirst.
Das stimmte nicht. Nein, das war nicht wahr – jetzt, jetzt wollte er nicht nach Bastion, es war ihm egal, was das bedeutete. All die anderen. All die Unschuldigen. Es, es war egal! Nicht sein Virus, nicht seine verdammte Schuld. Warum – warum sollte er sich darum kümmern? Warum?

Und ich weiß auch, dass du es schaffen wirst.
Das war nicht zu schaffen. Das ging über sein Vermögen hinaus! Aber er konnte sie nur anstarren.

Ich weiß alles, Ian. Sei dir dessen sicher.
Da war mehr als Enge. Das Gefühl zu zerreißen, es kehrte zurück. Kehrte zurück, als sie die Pille in ihren Mudn steckte. Als sie trank, als Ian nichts weiter tun konnte, als sie anzusehen, zur Bewegungslosigkeit verdammt.
Du bist stark.
Ian biss die Zähne zusammen, als sein Gesicht außer Kontrolle geraten wollte. Stark… das war das letzte, das allerletzte was er gerade fühlte.
Und ich bin es auch, war das einzige, was sich so anfühlte.
Ich vertraue dir... in allem. Das… er brachte sie nach Bastion. Wie konnte - Immer.
So sehr Ian auch die Zähne zusammenbiss, diese Worte, es funktionierte nicht. Seine Mine begann zu bröckeln. Ich glaube an dich. Sie schwankte und die Tränen, gegen die sie kämpfte, hatten seine Augen längst erreicht. Er musste etwas tun. So lange sie noch hören konnte, aber da kamen nur noch Buchstaben, einzelne Buchstaben, die er dennoch verstand. Da schwankte sie auch schon bedrohlich, doch ehe sie auf den Boden aufkommen konnte, hatte Ian sie aufgefangen, nur, um mit ihr auf den Boden zu gehen und er presste sie an sich, vergrub seinen Kopf in ihrem Haar. Ein stiller Schrei der Verzweiflung – dann waren da nur noch Tränen, als er Eowyn in seinen Armen wog, sie schaukelte. Als er sich erinnert fühlte... An den Tag, als Tahiri in seinen Armen gelegen hatte, tot und sein beständiges Flehen, sie möge ihn nicht alleine lassen, solle zurückkommen. Bloß das er jetzt nicht diese Worte nutzte. Sie nicht anflehte zurück zu kommen. Weil da gar keine Worte mehr waren, nur noch ein Gefühl tiefster Verzweiflung.

Du bist stark.

Eine halbe Minute vielleicht, konnte Ian nicht stark sein. Du bist stark. Und bin ich es auch. Bis er mit einem Schluchzen, dass sich wie ein Ersticken anhörte, dem Tränenstrom Einhalt gebot. Dann stand er auf, Eowyn in seinen Armen. Nicht in diesem Quartier sollte sie bleiben. Damals, als sie Fremde gewesen waren, hatte sie hier geschlafen. Jetzt brachte er sie in sein Quartier, legte sie behutsam, wie einen Schatz in sein Bett, nahm ihr die Waffen ab und gab ihr einen langen Kuss auf die Stirn. Sie glaubte an ihn. Sie vertraute ihm. Trotz Bastion. Ihr Stiefelmesser befestigte er an seinem eigenen Schuh, hängte ihr Lichtschwert zu seinem an den Gürtel. Küsste sie noch einmal und ging, mit zitternden Beinen ins Cockpit. Löschte die Koordinaten von Ithor. Ersetzte sie mit denen von Bastion.


Hyperraum – unterwegs nach Bastion – an Bord der Nightmare - Cockpit - Ian
Weiter im Weltraum Imperium :eek:
 
[Weltraum (Republik) | Hyperraum nach Coruscant | Consular-Klasse „TTX-17“ | Quartier | Arkadi Duval

Eine Mission endete, eine andere begann, als eine Schmerztablette sich langsam in Caf auflöste, bevor Arkadi die Tasse ansetzte und trank. Die Kopfschmerzen, die den blonden Agenten schon seit Jahren plagten, waren mit der Mission auf Kafrene mit verstärkter Heftigkeit zurückgekehrt, stechende Nadeln in seinem Schädel, die seine Konzentration störten und ihn nachts kaum schlafen ließen. Auch ein entschlossener Geist und ein trainierter Körper hatten ihre Grenzen, konnten nicht dauerhaft über Gebühr belastet werden. Aber das spielte keine Rolle. Eine Mission endete, eine andere begann. Langsam ließ der schlanke Mann den Kopf ein wenig kreisen und setzte sich wieder, um an seinem Bericht weiterzuarbeiten. Das spartanisch eingerichtete Quartier an Bord der Consular-Klasse im Dienst des NRGD bot nicht viele Möglichkeiten, sich ablenken zu lassen, eine Tatsache, für die Arkadi durchaus dankbar war. Es gab einiges, das dokumentiert und analysiert werden musste, einiges, über das er nachdenken musste. Einen vorläufigen Bericht hatten seine Vorgesetzten – sowohl die regulären als auch die bei der Sektion Null – bereits erhalten, eine nüchterne Zusammenfassung der Ereignisse. Teilweise kam es ihm immer noch surreal vor, wenn er die Worte vor seinen Augen sah und mit den Geschehnissen verband. Eine größenwahnsinnige KI, weitaus fortschrittlicher als alles, was in der Neuen Republik existierte, eine Station, die in Chaos und Blut versunken war, Verrat und unerwarteter Heroismus. Arkadi versuchte, sich an die wichtigsten Punkte zu halten: Die KI Arianna Trallok war vernichtet worden, die Slicerin Nani, die besonders tiefe Einblicke in die Natur dieses künstlichen Lebewesens besessen hatte, tot. Einen Moment schloss Arkadi die Augen und sah in schrecklicher Klarheit das von Panik und Todesangst verzerrte Gesicht der Weißhaarigen, als er verzweifelt versucht hatte, sie aus der Luftschleuse zu befreien. Er hatte schon viele Leute sterben sehen und es wäre gelogen, wenn er behauptet hätte, dass der Tod der Kriminellen ihn emotional allzu sehr bereute, aber explosive Dekompression war eine grauenhafte Art, aus dem Leben zu scheiden. Zumal damit auch alles Wissen und die Fähigkeiten der jungen Frau für immer verloren gegangen waren. Bedauerlich, vielleicht aber auch besser so.

Bei einer anderen Gruppe sah es besser aus, mit den „Erzengeln“ hatte Arkadi als Repräsentant des NRGD eine Übereinkunft erzielen können. Und den anderen, die an seiner Seite gekämpft hatten, hatte er ein Angebot unterbreitet, in Zukunft erneut unter der Hand für den Geheimdienst tätig zu werden. Pumpkin, Ral, Charlie, sie alle konnten eines Tages noch einmal nützlich werden. Was die Raumstation Kafrene selbst anging, so standen ihr schwierige Zeiten bevor. Das Vakuum, das Arianna Trallok hinterlassen hatte, musste irgendwie gefüllt werden, die überlebenden Söldneranführer und Gangsterbosse würden sich irgendwie arrangieren müssen. Aber die Station und ihre Bewohner hatten überlebt, keine Selbstverständlichkeit angesichts dessen, was dort passiert war. Arkadi überlegte einen Moment, als er Revue passieren ließ, seine Taten bewertete und prüfte. Kurz zögerte der Agent, als er bei den Gestorbenen Haken setzte, dann huschten seine Finger über das Datapad. Seine Vorgesetzten bei der Sektion Null waren enttäuscht gewesen, dass Arianna Trallok vollständig zerstört worden war, ebenso hatten sie den Verlust von Nani kritisch registriert. Beide hätten wertvolle Aktivposten im Kampf gegen das Imperium sein können. Oder gewaltige Gefahren, die niemand kontrollieren konnte, fügte der ehemalige Soldat grimmig hinzu. Wer mit dem Feuer spielte, konnte sich leicht die Hände verbrennen.

So oder so, Kafrene lag hinter ihm. Neue Befehle waren bei ihm eingegangen, er würde auf Coruscant einen letzten persönlichen Bericht erstatten und dann einen Auftrag zugewiesen bekommen. Laut Gerüchten, die ihm sein Führungsoffizier bei der Sektion Null mitgeteilt hatte – unter dem Siegel der Verschwiegenheit natürlich – ging es um die Jedi, ein neuer Versuch der Zusammenarbeit. Arkadi gestattete sich ein bitteres Lächeln, als er die Chancen für eine erfolgreiche Kooperation abwog, ignorierte diese unprofessionellen Gedanken aber rasch wieder. Er hatte seine Pflicht zu erfüllen, egal wann, egal wo, egal wie und egal mit wem. Alles andere war ein Luxus, den sich ein Agent der Sektion Null nicht leisten konnte.

Eine Mission endete, eine andere begann.


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| Outerrim-Territorien – Hyperraum – JumpMaster 5000 | Craton Minara


Die erste Etappe die Craton zurück legen musste, verlief ohne Schwierigkeiten. Er konnte die Hypercomboje außenbords schaffen und sich der beiden Leichen entledigen, nachdem er sie durchsucht hatte. Zumindest einer von ihnen hatte seine Größe und Statur und die Stiefel des anderen passten ihm wie angegossen. Zwei leichte Blaster vom Typ A-180 und DL-18 befanden sich nun auch im Besitz der Mirialaners. Doch das interessanteste an diesem Teil der Reise waren die Gespräche. Gespräche die er zunächst im Traum mit der älteren Erscheinung seiner Selbst führte. Doch alsbald führte er die Gespräche nicht nur im Traum, das Flüstern wurde mehr und mehr zu seiner Stimme und in den Momenten vor dem Einschlafen und dem Aufwachen, wenn sein Geist entspannt war, fühlte, nein sah er Dinge. Er nahm seine Umgebung anders war, Stück für Stück, doch fehlten ihm entscheidende Informationen. Die richtigen Lektionen und jedesmal wenn er versuchte, ja was versuchte er überhaupt? Seine Ausbildung zu vollenden? Übungen zu machen die er nicht kannte? In seiner Hilflosigkeit begann Wut in ihm anzusteigen. Wut auf sich, das er es nicht wusste wonach er wirklich suchte, Wut auf seine ehemalige Meisterin, mit ihren leeren Versprechungen und ihrem letztendlichen Verrat. Dann musste er sich ablenken und er begann damit das Schiff zu durchsuchen. Oder sich um die ergatterten Waffen zu kümmern.

Dann während der zweiten Hyperraumsprung Etappe hatte er das Schiff auf den Kopf gestellte und einige nützliche Dinge zu Tage gefördert. Eine dunkle Ledrisjacke die ihm passte, ein paar Stiefel, mehrer ärmellose Shirts, ein Flugoverall mit Verstärkungen an Knien und Ellenbogen in Dunkelgrau. Sowie eine Montur, bestehend aus einer dunkelblauen, fast schwarzen Hose mit gelben Streifen an der Hosennaht, vom schnitt wie sie bei Kavalleristen wohl einst mal in Mode waren und ein schwarzes Hemd aus Chandrillanischer Seide. Dieser Aufzug war wahrlich ein repräsentatives Stück Kleidung, doch wollte er wie ein Dandy auftreten? Mit dem Overall und der Jacke würde er wie Vier Dutzend andere Raumfaherer aussehen und das würde ihm Helfen mit der Menge in jedem Raumhafen zu verschmelzen. Doch die endgültige Entscheidung hätte noch Zeit, denn noch lagen Tage im Hyperraum vor ihm.

Bei seiner Kurskorrektur nahe Columex, erreichte ihn eine Botschaft über mehrere Relais-bojen, ein Sith Executor namens Darth Draconis versprach ihm reiche Belohnung und Schutz vor seiner ehemaligen Meisterin. Was ein kehliges Lachen bei dem Mirialaner hervorrief, Craton würde den Sith auf Bastion finden können. Ein Executor, das hörte sich doch interessant an, ihm waren sicherlich mehr Geheimnisse bekannt als Lady Liviana und Dopa Maskey würde herrausfinden, ob er bereit war sie mit ihm zu teilen. Ob er schon jetzt antworten sollte? Die Nachricht würde ja einiges an Zeit benötigen um nach Bastion zu gelangen. Oder sollte er die Nächste Sprung Etappe zum ausformulieren nutzen? Bis Botajef währen es etwas mehr als Zwei Tage, einer inneren Eingebung folgend, jagte der Mirialaner den JumpMaster 500 in den Hyperraum.

Hiernach vollzog er das was einer Meditation für ihn am nächsten kam, er ließ sich im Pilotensessel nieder und versuchte sich zu entspannen. Darth Darconis, ein Name den er im Tempel nicht vernommen hatte, nicht gehört, gelesen oder der sonst wie Erwähnung gefunden hatte. Hatte er sich mit Absicht bedeckt gehalten? Er sinnierte noch weiter über den Namen des Sith und seinen Titel Executor nach, bis er irgendwann eine Botschaft verfasste.


"Ma Lorda, gerne nehme ich euer Angebot an. Meine Reise wird jedoch noch Tage dauern bis ich Bastion erreiche."

Konnte er das so lassen? War es richtig formuliert? Dann verzog ein Grinsen das Antlitz der Mirialaners und er löschte die Botschaft um eine neue aufzuzeichnen.

"Ma Lorda, rechnet mit meiner Ankunft in wenigen Tagen."

Das war es, kurz knapp und ohne Umschweife das was er ausdrücken wollte. Er würde da sein und sich das Angebot des Sith-Executors anhören. Wenn das was er bot interessant für ihn war, würde er seine gemietete Klinge sein. Wenn nicht, würde er sicher jemand anderen finden. Denn er war Dopa Maskey


| Outerrim-Territorien – Hyperraum – JumpMaster 5000 | Craton Minara
 
\\ Mid Rim ~ Al'har-System ~ Haruun Kal | Pelek Baw ~ Jedibasis, Gänge ~ Mas und Thyr //


Der Rest des Essens verlief ohne weitere Zwischenfälle und Thyr zeigte sich damit einverstanden, wie sie die beiden restlichen Tage zur Abreise verbringen würden. Was Mas jedoch verwunderte, war die Tatsache, dass er sich doch nicht so sehr über diese Nachrichten zu freuen schien, wie er angenommen hatte. Lag es vielleicht daran, dass es nicht sofort losging? Oder hatte er seine Meinung doch geändert? Der Jedi war etwas unschlüssig, ob er nachfragen sollte oder es lieber auf sich beruhen lassen sollte. Er war einfach nicht so gut darin, was so komplexe Gefühlsdinge anging. Und die Entscheidung war getroffen, er würde sie nicht revidieren.

Danach gingen sie in den Meditationsraum und machten da weiter wo sie aufgehört hatten. Thyr machte auch weiterhin langsame Fortschritte. Für Mas war es daher wichtig, seinen Padawan weiter zu motivieren damit er nicht aufgab. Sie beendeten den Tag auf einem ähnlichen Stand wie zuvor. Was in Anbetracht der Anstrengung des Tages gar nicht so schlecht war.


Am nächsten Tag stellte es sich ähnlich dar. Doch diesmal machte Thyr weniger Fortschritte. Auch hier war es an ihm als Lehrer, die negativen Gefühle und eventuelle Frustration abzufangen und den Padawan weiter zu motivieren. Denn das war entscheidend. Es gelang nicht immer alles direkt, man musste am Ball bleiben, damit etwas wirklich gut wurde. Und Thyr würde ein Jedi werden, das versicherte Mas dem Jungen immer und immer wieder. Er würde es nicht zulassen, dass sein erster Schüler aufgab, wo er doch auf dem besten Weg war. Genauso brauchte es auch beim Sport eine gewisse Zeit, bis sich die Veränderungen bemerkbar machten.

Die Nächte hatte der Jedi erneut auf dem Dach verbracht, um für sich selbst zu trainieren und zu meditieren. Seine Schritte in Form V verbesserten sich allmählich und man konnte vorsichtig von so etwas wie Routine sprechen. Dennoch hatte er noch so viel zu lernen. Und noch wichtiger: Er hatte seine Fähigkeiten noch im echten Kampf zu beweisen. Der kurze Schlagabtausch gegen den Sith-Lord (Nergal) auf Ruusan konnte man nicht als Kampf bezeichnen. Und selbst wenn, war es eine krachende Niederlage für ihn gewesen, welche er nicht wiederholen wollte.


So kam sehr schnell der Tag der Abreise. Bevor er sich mit Thyr zu einem letzten Frühstück im Jünglingshort traf, besorgte er noch aus einem Lagerraum im Keller ein Übungslichtschwert für Thyr und einige Übungsdrohnen. Er würde zwar auf Coruscant nicht unbedingt um die Sicherheit seines Padawans fürchten müssen, jedoch wollte er ihn so früh wie möglich auch an das Tragen der traditionellen Waffe der Jedi gewöhnen. Sicher, Thyr würde womöglich nie ein wahrer Meister mit der Klinge werden, jedoch grundlegendes würde auch er erlenen und verinnerlichen müssen. Dazu besorgte er noch einige Aufzeichnungen zu den Grundlegenden Formen des Kampfes, die Thyr bei weiterem Interesse selbst lesen konnte. Das alles passte in eine kleine Tasche, die somit auch sein einziges Gepäck darstellte, welches er nicht direkt bei sich trug.

Gemeinsam mit seinem Padawan gingen sie zur entsprechenden Landeplattform. Dort angekommen mussten sie nicht lange warten, bis sie ihre Fähre nach Coruscant auch schon betreten konnten. Ihnen kam nur ein Nautolanischer Jedi entgegen, der hier offenbar das Ende seiner Reise erreicht hatte. Mas und er tauschten einige höfliche Grußworte, wie man das unter Jedi so tat, doch es entwickelte sich kein tieferes Gespräch.

„Bereit Thyr?“, fragte Mas und blickte zu seinem Padawan, bevor sie gemeinsam das Frachtshuttle bestiegen.


Einer der beiden Piloten begrüßte die beiden und zeigte ihnen kurz alles wichtige. Es gab eine kleine Passagierkabine, in der ein Stockbett stand und eine gleiche Kabine für die Piloten. Das war es auch schon mit dem Luxus. Ansonsten bestand das Shuttle aus dem Frachtraum und einem Maschinenraum. Danach ließ er die beiden alleine, damit sie sich in ihrer Kabine einrichten konnten. Da es für Mas nicht viel einzurichten gab, warf er den Rucksack in eine Ecke und setzte sich auf einen der beiden Stühle in der Kabine um Thyr zu beobachten, der offenbar etwas mehr Gepäck hatte. Mas kam nicht umhin zu kichern.

„Ich bevorzuge es ja mit möglichst wenig Gepäck zu reisen, mein junger Padawan und wenn ich dich so sehe, bestärkt mich das nur in dieser Ansicht. Im Endeffekt habe ich alles Wichtige, was ich brauchen könnte hier an meinem Gürtel!“, neckte er Thyr ein wenig.


Sie würden ein paar Tage gemeinsam hier verbringen. Und für Mas war es mehr als ausreichend, wenngleich es für Thyr womöglich eine gewisse Abstufung zu seinem Zimmer im Jünglingshort war. Er würde sich damit so oder so arrangieren müssen.

Während sie noch mit dem einleben beschäftigt waren meldete sich der Pilot, der ihnen auch alles gezeigt hatte, über das Intercom. Bei ihm handelte es sich um einen außergewöhnlich freundlichen Dug, wobei dass bei dieser Spezies bedeutete, er verhielt sich normal so ähnlich wie ein Mensch. Sie waren bereit zum Abflug und Mas und sein Padawan sollten in das Cockpit kommen, damit sie sich dort sicher anschnallen konnte, bis sie im Hyperraum waren.

Mas sprang von seinem Stuhl auf und bedeutete Thyr, dass er ihm auch folgen sollte.

„Es ist für mich immer noch ein Abenteuer, mit einem Raumschiff zu fliegen. Und vom Cockpit aus haben wir die beste Aussicht um den Abflug live zu beobachten“, die Aufregung in der Stimme des Jedis war unüberhörbar. Er war bis jetzt auch noch nicht sonderlich oft mit einem Raumschiff geflogen. Vielleicht würde sich das auch irgendwann legen, wenn man daran gewöhnt war und es Normalität wurde, doch noch war er davon weit entfernt.


Stattdessen machten sich die beiden auf den Weg ins Cockpit, welches nur wenige Schritte entfernt am Bug des Shuttles lag. Der Dug und sein zweiter Pilot, ein junger Mann, saßen bereits auf ihren Plätzen. Hinter den beiden Pilotensitzen befanden sich die Sitze für die Passagiere, die etwas erhöht waren, sodass man auch von dort einen vorzüglichen Blick durch die Durastahlfenster nach draußen hatte.

Die beiden setzten sich hin und schnallten sich an. Kurz darauf wurde auch schon Startfreigabe erteilt und dass Schiff machte sich auf in die Atmosphäre und von dort in den Hyperraum Richtung Coruscant. Mas beobachtete fasziniert ihren Anflug in den Weltraum und dachte dabei an die kurze Zeit auf Haruun Kal zurück.

Mit Thyr hatte er einen Padawan gefunden, der zwar viel Anleitung benötigen würde, aber auch das Potential zu einem gütigen und guten Jedi besaß. Mas war sich sicher, wenn der Junge sein Ziel, Heiler zu werden, beibehielt, würde er sicher sehr vielen Menschen helfen können. Doch während dem Flug stand als erster die Gewöhnung an die traditionelle Waffe eines jeden Jedi an. Das Lichtschwert.



\\ Mid Rim ~ Al'har-System ~ Hyperraum bei Haruun Kal ~ Frachtshuttle des Jedi-Ordens ~ Mas und Thyr, sowie die beiden Piloten (NPCs) //
 
[-- Haruun Kal - Pelek Baw - Jünglingshort - Landeplattform - Mas und Thyr --]

Mas Frage nach der Bereitschaft Thyrs beantwortete der mit dem selben Wort und musste dabei nicht einmal ein aufgeregtes Gesicht aufsetzen, denn dieses hatte sich schon von allein gebildet, als alle Erschöpfung in den Hintergrund getreten war und den Gedanken Platz machte, welche sich um das Raumschiff und den Weg nach Coruscant drehten. Thyr war zwar kein gewöhnliches Gewohnheitstier, doch er blieb dennoch lieber am selben Ort. Mal von dem Traum abgesehen, welcher ihn als Jedi zu diesem oder jenem Planeten führen würde, hatte er nie das Bedürfnis verspürt zu reisen. Als er nun das Schiff betrat und mehr gedankenverloren als zielstrebig einem der Piloten folgte und sich mit Mas alles ansah, hing er dennoch Gedanken nach, die hier mit zu tun hatten. Der Schulunterricht konnte begeistern, aber genau so gut auch abschrecken. Das ganze „eklige Zeug“ aus Bio hatte ihn nie beunruhigt, wohl auch, weil er auf der Farm schon so manch echt Widerliches hatte sehen, riechen und manchmal sogar anfassen müssen. Dagegen waren die Geschichten aus Physik etwas für seine Albträume. Dort hatte er irgendwann, es war gefühlt und wohl auch wirklich kaum ein Jahr her, gelernt, wie Raumschiffe und ihre Technik funktionierten und wie sie es schafften in den Hyperraum zu kommen und alles drum herum. Es war zum fürchten, obwohl Thyr die nötigen rhetorischen Fähigkeiten fehlten, um diese Furcht mit eigenen Worten zum Ausdruck zu bringen. Dafür kannte er aber einen Holofilm, der ihn in diesem Zusammenhang maßgeblich geprägt und ihm einen ganzen Kuhstall voll Zitate für immer ins Gedächtnis eingebrannt hatte.

Natürlich hätte er diesen weder in seinem Alter schon sehen dürfen noch verstand er alles. Aber zusammengefasst konnte man sagen: An Schiffen wie diesen arbeiteten hunderte Personen. Manche direkt, andere bedienten Droiden, andere programmierten diese nur, wider andere lieferten Materialien oder bearbeiteten diese und noch einmal andere überwachten dies und das, waren für jenes verantwortlich und SIE ALLE konnten VIELES übersehen oder gar ignorieren. Und alles das kam zusammen, damit die unbeschreibliche Kälte, tödliche Strahlung, Kleinstasteroiden, Feinde mit Laserwaffen und wer weiß was noch die papierdünne Hülle nicht durchschlugen und sie alle binnen eines Herzschlages töteten. Hatte Thyr durch den Film gelernt. Am Ende waren alle gestorben und das auf geradezu fotorealistische Weise, als wolle man den Zuschauer dazu einladen die Szenerie anzufassen. Unglücklicherweise musste - der zu diesem Zeitpunkt erst vierzehn Jahre alte – Thyr später durch Recherchen im Holonet herausfinden, dass der Film zwar in 99 von 100 Fällen maßlos übertrieben hatte und keinesfalls ernst genommen werden sollte, die Gefahren aber so tatsächlich existieren und tatsächlich all das Gezeigte genau so passieren konnte. Und natürlich hatte er es damals nicht für nötig gehalten nachzuschauen, wie wahrscheinlich so etwas denn war. Heute wusste er um diesen Missstand, kannte die Zahlen aber immer noch nicht. Inzwischen glaubte er einfach nur, dass es wohl unwahrscheinlich war. Oder war es Hoffnung? Hoffte er es? So recht konnte er es nicht sagen.

Auf jeden Fall manifestierten sich alle diesen Sorgen, die er in diesem Augenblick binnen weniger Sekunden durchlitt und dann – dank viel Erfahrung - auch wider genau so schnell abschüttelte, dadurch, dass er einfach nur dastand und die Wand anzustarren schien. Dann war der Moment vorbei und eine Flut von Eigenbeschwichtigungen stürzte über ihn herein. Sprüche wie „Du kennst keinen einzigen Menschen, der jemals in einem Raumschiff gestorben ist“ oder „auch nur einen Unfall mit einem hatte“ durchzuckten in schneller Folge seinen Geist. Ein Prozess, der schließlich durch Mas nächste Worte unterbrochen wurde. Er sprach Thyrs Reisegepäck an.


„Ich bin es von zu Hause gewöhnt.“ antwortete er und stellte seine Tasche auf den leeren Stuhl, öffnete sie und ließ Mas einen Blick hinein werfen.
„Auf der Farm haben wir zwei Waschmaschinen. Eine für die Arbeitskleidung. Die lief … hm, glaube ich jeden Tag, so weit ich zurück denken kann. Aber die andere, für alles andere, nur … ein Mal pro Woche … oder alle zwei Wochen.“

In der Tasche befand sich fast nur Unterwäsche. Zuvor hatte er noch normale Kleidung besessen. Hosen, Shirts und so etwas. Das hatte er inzwischen aber alles abgegeben. Er hatte eh nie wirklich daran gehangen. In der vom Orden ausgegebenen Robe bzw. Tunika herumzulaufen gefiel ihm ohnehin viel besser. Aber bei der Unterwäsche … nun, er war es gewöhnt nie darüber nachzudenken, ob er genug hatte. Hatte er im Hort auch nicht müssen. Aber wenn er unterwegs war, dann brauchte er doch saubere Kleidung oder? War das etwa mit fehlendem Luxus gemeint gewesen? Wochenlang die selbe Kleidung zu tragen? Thyr wollte Mas grade danach fragen, was denn mit diesem Luxus genau gemeint war, da meldete sich der Pilot von vorhin. Sie sollen doch bitte ins Cockpit kommen. Da sein Meister sofort aufsprang, als hätte er nur darauf gewartet, verschluckte Thyr seine Frage und folgte dem Ritter schweigend.

Während Mas über seine Beziehung zu solchen Reisen sprach, hörte der Padawan nur zu und ließ seinen Blick schweifen. Beunruhigt musste er feststellen, dass es überall an den Wänden Haltegriffe gab. Geschickt platziert wie sie waren, behinderten sie niemanden, doch jetzt erkannte Thyr auch, weshalb der Dug sich vorhin so merkwürdig bewegt hatte. Mas Körper hatte immer ein wenig die Sicht blockiert, sodass es ihm zuvor nicht aufgefallen war. Der Mann lief nicht nur auf seinen „Händen“, sondern auch noch teilweise an den Wänden und als er nun an die Decke schaute, nur um sicher zu gehen, dass dort keine Griffe waren, fand er sie doch. Und beunruhigt war er deshalb, weil er nun befürchtete, dass es auf diesem Schiff normal war, wenn mal die Schwerkraft ausfiel. Wieso sonst sollte es sie geben? Selbst für einen Dug war das doch ungewöhnlich oder? Nicht das Thyr mehr über die Spezies wusste als ihren Namen und wie sie aussahen.

„Für mich auch.“ antwortete Thyr nach einer Weile, als ihm aufgefallen war, dass er das wohl tun sollte. Die Aufregung seines Meisters teilte er wie gesagt auch. Nur die Gründe dafür dürften sich deutlich unterscheiden. Im Cockpit setzten sich beide Machtnutzer, wobei Thyr hinter dem Dug saß und somit den anderen Piloten, einen jungen Mann, ähnlich alt wie Mas, von der Seite sehen konnte. Konnte man in dem Alter schon so ein Schiff fliegen? Oder hatte Thyr einfach nur zufälligerweise bisher ausschließlich alte Piloten gesehen? Jetzt reg dich ab, maßregelte er sich selbst, schloss kurz die Augen und atmete bewusst ein und aus. Er war ja schon mehrfach geflogen und nie hatte es Probleme gegeben. Seiner eigenen – zugegebenermaßen begrenzten – Erfahrung nach war das Fliegen mit einem Raumschiff sicher. Also warum dachte er jetzt an diesen Film? Warum nicht damals, als er mit Meisterin Kenobi geflogen ist? Oder als er seine Heimatwelt verlassen hatte? Lag es daran, dass Mas entfernt dem Protagonisten aus besagtem Film ähnelte? War es so einfach?


Schließlich verbrachte Thyr die Zeit bis kurz vor dem Sprung in den Hyperraum in seinem eigenen Kopf und kam zu dem Schluss: Es ergab alles keinen Sinn. Also hörte er auf darüber nachzudenken und sah nach vorne, um den tatsächlich besten Moment in der Raumfahrt bewusst mitzuerleben. Der Sprung in den Hyperraum. Selbst die Details aus dem Physikunterricht vermiesten ihm das nicht. Das die Beschleunigung für den Sprung in den Hyperraum zum Beispiel nur eine Illusion war, weil kein Schiff in dieser Galaxis dazu in der Lage war binnen einer Sekunde auf Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen und später auch wieder genau so schnell abzubremsen. Es sah schlicht und einfach wunderschön aus und Blau war sowieso schon immer eine von Thyrs Lieblingsfarben gewesen. Nach dem Sprung und dem Geruckel konnten sich Meister und Schüler wieder abschnallen, was sie auch taten, da es im Augenblick sonst nichts spannendes mehr im Cockpit gab. Natürlich hätten sie den Piloten dabei zuschauen können, wie diese auf diesen oder jenen Knopf drückten oder irgendetwas auf irgendwelchen Bildschirmen betrachteten und sich auch darüber unterhielten. Aber scheinbar war Mas nicht sonderlich daran interessiert und Thyrs war es definitiv nicht. Da war der Padawan wie ein klassischer Gleiterbesitzer. Er mochte sie steuern und an den Zapfsäulen aufladen können, doch wollte er weder wissen wie sie genau funktionierten noch wie man alles mögliche an ihnen reparierte. Hatte ohnehin alles mit viel zu viel Mathematik zu tun und das war ja nun gar nichts für ihn.

Zurück in ihrem Raum kramte Thyrs seine Frage von vorhin wieder heraus. Seine Tasche lag inzwischen neben dem Bett und da sie noch nicht geklärt hatten, wer wo schlafen würde, blieb sie dort auch erst einmal. Thyr selbst setzte sich wie Mas auf einen Stuhl und stellte dann die Frage.



„Was genau meintet ihr eigentlich mit Luxus?“

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Der Anfang eines interstellaren Fluges war für Mas immer das größte Highlight, sogar größer als das Ende. Das Abheben, wie das Schiff dem Horizont des Planeten entgegenflog und diesen dann alsbald für das dunkle nichts des Weltalls verließ. Dann flogen sie noch eine ganze Weile in Richtung des dunklen Nichts bevor die Piloten die Hyperraumtriebwerke anwarfen und sie in Lichtgeschwindigkeit beschleunigten. Faszinierend war, wie sich die Planeten und Sterne plötzlich zu langen Strichen wanden und vorbeirauschten wie Bäume am Straßenrand. Zwar war dies häufig von einem gewissen Ruckeln begleitet, aber das war maximal eine kleine Unannehmlichkeit. Mas beobachtete noch eine Weile ihren Flug, was für ihn etwas Beruhigendes und gleichzeitig Spannendes hatte, dann ging er aber mit Thyr zurück in ihre Passagierkabine. Den ganzen Flug im Cockpit sitzen war dann auch nicht so seines.

Zurück in der kleinen Zwei-Mann Kabine griff Thyr ihr Gespräch von vor dem Start wieder auf. Der Padawan war neugierig, was Mas mit dem Wort „Luxus“ meinte. Eine gute Frage, denn Der Jedi selbst hatte auch schnell gelernt, dass für jeden einzelnen Luxus eine andere Bedeutung hatte. Mas hatte vorhin bereits für sich bemerkt, dass er so viele Unterwäsche wie sie Thyr mitschleppte auch als Luxus ansah, wenn auch als absolut unnötigen.

„Luxus ist für jedes Individuum, wie du dir sicher schon denken kannst, Thyr, etwas komplett anderes. Ich selbst bin da sehr anspruchslos. Vor dem Orden war es ein Luxus für mich, regelmäßig zu Essen, ein Dach über dem Kopf oder passende Kleidung zu haben. Heute ist Luxus für mich eine Heiße Dusche, ein gemütliches Bett und eine Warme Mahlzeit“, bei den letzten Worten kicherte er, als er den Ausdruck seines Padawans sah, eine Mischung aus ekel und Bewunderung und er wusste sofort, dass es um seine Exorbitanten Portionen beim Essen auf Haruun Kal ging. „Das ist genau so ein Beispiel. Ich denke mir immer, ich weiß nicht, wann ich das nächste Mal zu Essen bekomme, daher lange ich immer ordentlich zu. Hier meinte ich, dass wir einige Zeit in einem engen Raum verbringen werden, dessen Luft nur gefiltert ist, der keine wirklich guten Sanitären Anlagen besitzt und die Betten sind auch nicht das wahre. Für mich ist das kein Problem, ich bin es gewöhnt auf dem Boden zu schlafen beziehungsweise meditiere ich meist sowieso. Aber viele andere würden das hier als Kaschemme oder so etwas empfinden.“

Mas machte eine erzählerische Pause, damit Thyr das gerade aufgezeigte verarbeiten und verstehen konnte, bevor er weitererzählte.

„Die Jedi des Alten Ordens lebten in Enthaltsamkeit und ohne eigenen Besitz. Heutzutage sind diese Regeln zwar etwas aufgeweicht, jedoch habe ich persönlich mich den alten Regeln verschrieben, denn jemand mit Besitz, wird irgendwann zuerst seinen eigenen Interessen dienen wollen und diese können nicht immer mit denen der Allgemeinheit in Einklang gebracht werden. Es passt nicht zu einem Jedi, in Reichtum zu leben und dies zur Schau zu stellen. Ich habe keinen eigenen Besitz und dennoch mangelt es mir an nichts. Der Orden stellt mir frische Kleidung zur Verfügung. Die Zimmer sind zwar simple eingerichtet, aber dennoch komfortabel, vor allem wenn man den Tempel in Coruscant betrachtet, glaub mir die werden dir gefallen. Ich bekomme in jeder Basis fast jederzeit etwas zu Essen und eine warme Dusche. In meinen Augen sorgt der Orden für alles wichtige, damit sich die einzelnen Jedi auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können.“

Warum sollte ein Jedi auch materiellen Besitz benötigen. Der Ritter verstand, wenn die heutigen Jedi Erinnerungen an ihre Familien und Freunde behielten, die sie ja häufig erst spät aufgaben. Gegen so etwas war auch in seinen Augen nichts einzuwenden, aber das Jedi Reichtum besaßen, statt im Tempel in eigenen Luxusappartements hausierten und ihre eigenen Sternenjachten flogen, das war ein Gebaren, dass er an den Egoismus des Sith-Ordens erinnerte, als dem Kodex der Jedi gerecht zu werden. Ein Jedi sollte immer nach bestem Gewissen für die Allgemeinheit entscheiden, wenn jedoch die Interessen eigenen Besitzes dagegen sprachen wurde dies schwerer und ein Konflikt unausweichlich. Sicher, mancher würde sich für die Allgemeinheit entscheiden und nach dem Kodex handeln, aber mancher eben auch nicht. Selbstverständlich konnte Mas an diesem Zustand aktuell nichts ändern. Aber falls seine Stimme einmal mehr Gewicht im Orden der Jedi haben sollte, so würde er mit Sicherheit seine Stimme auch genau für solche Dinge erheben.

„Achja, da ich vermutlich fast keine Zeit in einem der Betten verbringen werde, kannst du dir ruhig eines aussuchen, Thyr, fügte er noch an.


Vielleicht hatte sein Padawan den Satz mit dem meditieren nicht richtig interpretieren oder verstehen können. Doch jetzt hatte er es direkt gesagt und somit konnte sich der Junge in seinem Bett so einrichten, wie er wollte. Er selbst hätte in so einem Fall immer das obere Bett genommen, es war einfach etwas, was er selbst so sonst nie erleben konnte und daher hätte es ihn als Kind sicherlich gereizt. Wenn man kleiner war, kam einem ja auch alles einfach viel Größer vor.

„Du kannst meinetwegen auch beide haben!“, fügte er noch breit grinsend und gefolgt von einem kurzen Lacher, an. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es so kommen würde. Andererseits kannte er Thyr schlecht. Vielleicht würde er eines der Betten mit seinem Gepäck belagern und das andere zum Schlafen nutzen?


Nein, so unordentlich würde der Padawan sicher nicht in der Gegenwart seines Meisters sein.



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Mas Sicht der Dinge war für den jungen Thyr zwar nichts völlig neues, da er ja durchaus die verschiedenen Arten von Armut kannte, doch sie von einem Jedi zu hören, war wie ein Schock. Es fühlte sich an, als hätte er Zeit seines Lebens in einem Gebäude gestanden, welches diesen Orden repräsentierte und in seiner Phantasie bestanden alle Wände, Böden und Decken, Türen und Fenster, Möbel und Einrichtungsgegenstände aus irgendeinem polierten und unzerstörbaren Material. Schön anzusehen und zugleich wehrhaft, ohne dabei protzig und dekadent zu wirken. Bodenständig und zugleich auf alles vorbereitet. Aber jetzt wiederholte und schmückte Mas das aus, was er zuvor schon in der Kantine gesagt hatte und plötzlich tauchten dreckige Fußabdrücke auf dem Boden von Thyrs Gebäude auf und Schatten entstanden in den Ecken, weil er plötzlich annehmen musste, dass es Wahrheiten über die Jedi gab, die nicht zu den gehörten Geschichten passten. Als Mas eine Kunstpause einlegte, da musste der Farmerssohn zugeben, dass er das eben gehörte lieber gar nicht gehört hätte.

Waren die Jedi nicht die wichtigste Kraft in der Republik? Wie konnte es sein, dass sie wie mittellose Abenteurer durch die Galaxis flogen, Probleme beseitigten und Bürgern der Republik, aber auch Bürgern anderer Systeme halfen, sich dafür nicht bezahlen ließen und nicht selten sogar opferten, wenn nicht zumindest aufopferten UND dann NICHT angemessen ausgerüstet wurden, um dabei wenigstens ein halbwegs normales Leben zu führen? War es so teuer einen Jedi auf Reisen die Geldmittel zur Verfügung zu stellen, damit er irgendwo übernachten konnte? In einem Hotel oder so? Das hatte Thyr zumindest - auch durch Holofilme darin bestärkt – immer geglaubt. Oder, dachte er eine Nanosekunde bevor Mas weiter sprach, war Mas einfach nur die Ausnahme?


Witzigerweise erübrigten sich einige der Gedanken von Thyr nun, da sein Meister über den alten Orden, ihre Regeln und seine Ansichten sprach. Er schien gar keinen „Luxus“ oder „Standards der modernen Zivilisation“ zu wollen. Durch das, was er zu den Jedi Basen sagte, kam Thyr zu dem Schluss, dass Mas tatsächlich einfach nur selten in diesen war und deshalb normale Dinge wie eine Dusche, warmes Essen und ein Bett als seltenes Gut ansah. Aber nicht weil es dieses nicht gab, sondern weil er einfach nur immer woanders war. Diese Erkenntnis ließ den Dreck in Thyrs imaginären Jedi Tempel wieder verschwinden, beließ die Schatten aber wo sie waren. Nebenbei sickerte dazu noch der Gedanke in Thyrs Bewusstsein ein, dass er als Schüler von Mas wahrscheinlich schon bald ebenso denken würde wie dieser. Beziehungsweise war es durchaus möglich, dass sie die meiste Zeit der Ausbildung eben nicht in den Ordensgebäuden verbringen würden.


„Ich schlafe lieber unten.“ meinte Thyr schließlich und sah kurz zum Bett hinüber.
„Wieso meditieren wir eigentlich nicht im Liegen? Ist das nicht bequemer?“

Die Frage war nicht wirklich ernst gemeint.

„Ähm, was ich aber eigentlich wissen wollen würde... keinen Besitz ...“

Thyr deutete auf das Lichtschwert seines Meisters.

„Dann gehört dies auch dem Orden? Bedeutet das, dass jeder Jedi kommen und es von euch nehmen könnte? Ohne zu fragen? Solange er es braucht? Oder selbst wenn nicht?“

Der Padawan lehnte sich zurück und sah sich demonstrativ um. Und machte dann einen Scherz, als ihm Angst und Bange wurde, weil er daran denken musste, dass tatsächlich jeder Zeit irgendwer kommen und ihm alles wegnehmen könnte und sich im Zweifel nicht mal erklären müsse.


„Und wenn der Orden euch keine Kleidung stellen würde und ihr keinen Besitz haben wollt … würdet ihr dann nackt durch die Galaxis reisen?“

Die Frage war natürlich nicht ernst gemeint und war, um ein paar Ecken gedacht, mit einem Witz verwandt, den er immer von seiner Schwester zu hören bekam, wenn er irgendetwas dummes sagte. Und ähnlich wie bei ihr, fehlte auch hier die sarkastische Spitze in der Stimme, damit es nicht fälschlicherweise als Beleidigung oder dergleichen aufgefasst werden konnte. Es war mehr ein sich necken.


Nachdem die Späße gemacht und alle Missverständnis ausgeräumt waren, stellte Thyr am Ende dann aber doch eine ernstgemeinte Frage. Eine, die er schon so manchen Meister gestellt und wegen der er sich auch schon in der Bibliothek im Hort informiert hatte. Sie gründete sich auf die eine Angst, die zugleich begründet und nebulös war.

„Wie kann ich es verhindern ein gefallener Jedi zu werden?“


Das war sein schlimmster Albtraum. Von einem Sith derart verderbt zu werden, dass er willentlich zu seiner Familie zurückkehrte, nur um sie dann zu töten. Als Jemand, der helfen und heilen wollte, auszuziehen und dann als Monster zurück zu kehren. Die anderen Meister hatten aus Gründen nicht zu viel darüber erzählen oder ins Detail gehen wollen und etwas schriftliches darüber zu finden war schwierig, da es keine „Anleitung“ gab, nach der man sich richten konnte, um ein Dunkler Jedi zu werden. Doch die Furcht davor saß tief in Thyr. Er war schließlich niemand, dem man allzu große Willensstärke und Disziplin unterstellen konnte. Er bemühte sich, ja, aber war er nicht dennoch ein leichtes Opfer für die Manipulationen eines Siths? Thyr musste einfach wissen, wie er sich davor schützen konnte. Als Jedi würde er nicht wenige schlechte Tage haben, nicht wenige schlimme Situationen durchleben. Und war denn nicht dieses Leid Grund für den Fall eines Jedi? Thyr war nicht Mas. Er glaubte nicht, dass er die Schrecken dieser Galaxis einfach so abschütteln konnte...

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Während Mas über den Besitz und sein Verständnis davon gesprochen hatte, konnte er beobachten, wie sein Padawan angestrengt über diese Thema nachdachte, seine Stirn in Falten legte. Mit Sicherheit gingen ihm einige Fragen durch den Kopf. Doch zuerst ließ er den Jedi fertig erklären. Eine gute Entscheidung, so erübrigte sich die ein oder andere Frage meist recht einfach.

Das Thyr lieber das untere Bett benutzte war nicht mehr als eine nützliche Information. Er würde mit großer Sicherheit, wie er es schon angedeutet hatte, nicht schlafen, sondern stattdessen meditieren. Wieso die Jedi nicht im Liegen meditierten, war Mas noch nie in den Sinn gekommen. Das hatte er nie hinterfragt, es war stattdessen von Anfang an für ihn klar gewesen, dass ein Jedi im sitzen meditierte.


„Puuh, das habe ich mich tatsächlich nie gefragt. Für mich war das immer eher ein Grundprinzip, bei dem ich keinen Grund gesehen habe, es zu hinterfragen“, gab der Jedi-Ritter offen zu, während er sich eine Antwort überlegte. „Vielleicht liegt es daran, dass man mit der Meditation einen speziellen Geisteszustand erreichen will. Würde man sich hinlegen, driftet der Geist genau wie der Körper automatisch in den Schlaf ab und macht es schwieriger, diese Geisteszustand zu erreichen. Es ist jedoch nicht verboten, dies auszuprobieren. Wenn es für dich funktioniert, dann tu es, fühl dich von mir nicht aufgehalten, Thyr.“


Zwar war dies in Mas Augen selbstverständlich, dass Thyr dies ausprobieren konnte, doch er fühlte sich dazu genötigt es seinem Padawan ausdrücklich zu erlauben. Er selbst jedoch verspürte nicht den Drang so zu experimentieren.

Die Frage mit dem Lichtschwert konnte Mas schon besser beantworten. Es war einfach: Für ihn gehörte sein Lichtschwert zu seinem Körper und zu seinem Leben, wie eine Hand oder ein Auge auch, ohne diese Dinge war es einfach nicht das gleiche.

„Nein, dieses Lichtschwert gehört mir allein. Jeder Jedi erlernt am Ende seiner Ausbildung die Fähigkeit, sich sein eigenes Lichtschwert zu bauen. Die benötigten Teile kann man entweder selbst besorgen oder herstellen oder man holt sie sich aus den Lagern des Ordens mit Hilfe seines Meisters. Der einzige Bestandteil, den man suchen muss, ist der Primärkristall, der essenziell für die Erzeugung der Klinge ist“, Mas nahm sein Lichtschwert von seinem Gürtel und ließ es vor seinem Körper in der Luft schweben, während er es mit Hilfe der Macht vorsichtig in seine Einzelteile zerlegte.


„Die grundlegenden Bestandteile neben dem Kristall sind ein zweiter, sogenannter, Fokussierkristall, eine Energiezelle und eine Stabilisierung. Dazu kommen noch weitere elektronische Bauteile und eine Hülle, die man entweder selbst gestalten kann, oder man nimmt eine einfachere, die vorgefertigt wurde.“

Mas ließ Thyr einige Zeit und ließ die einzelnen gerade beschriebenen Teile nach vorne fliegen, damit sein Padawan sie zuordnen konnte.

„Mein Lichtschwert besteht aus einem vorgefertigten Gehäuse und einem Kristall, den mit meine Meisterin, Nei Sunrider, auf Coruscant gegeben hat. Traditionell jedoch sucht jeder angehende Jedi den Planeten Ilum auf, um dort den zu ihm passenden Kristall zu finden, beziehungsweise sich von ihm finden zu lassen. Dies habe ich auch mit dir vor. Diese Waffe ist ein Teil von mir, ich habe sie so gefertigt, wie es am optimalsten für mich und meine Hände ist und so tun es die meisten Jedi auch. Niemand würde es wagen, die Waffe eines anderen Jedi ungefragt oder ohne triftigen Grund zu benutzen!“

Nachdem Mas geendet hatte, setzte er sein Lichtschwert akribisch wieder zu einem zusammen und verstaute es danach wieder an seinem Gürtel.

„Wir werden demnächst auch mit deinem Lichtschwerttraining beginnen, Thyr, dann werde ich dir noch einiges genauer erläutern. Und nein, wenn der Orden mir keine Kleider stellen würde, dann würde ich mir eben selbst funktionale, aber einfach Kleidung besorgen. Der Orden versorgt aber jeden Jedi entsprechend. Es stehen immer Gelder und Möglichkeiten zur Verfügung, auch auf Missionen gut versorgt zu werden, jedoch komme ich auch ohne aus, ich bin es einfach von früher gewohnt und habe daher ohnehin geringe Ansprüche. Es ist immer ausreichend, jedoch eben kein unnötiger Luxus, was völlig in Ordnung ist, denn die Jedi dienen der Galaxie und ihren Bewohnern, dabei müssen sie dennoch mit ihren Grundbedürfnissen versorgt sein.“

Jetzt wurde seine Aussage von gerade eben vielleicht etwas verständlicher. Mas lehnte dies natürlich nicht ab, aber er lehnte Jedi ab, die großen eigenen Besitz ihr Eigen nennen, obwohl sie dem Orden angehören und nach dem Kodex leben.

Thyrs nächste Frage traf Mas ziemlich unerwartet. Wie konnte man es verhindern ein gefallener Jedi zu werden? Mit so einer tiefgehenden Frage hatte sich der Jedi-Ritter noch nicht beschäftigt, für ihn war klar, dass er, wenn er nach den Prinzipien und Regeln des Ordens lebte, ihm dies nicht passieren konnte. Nachdenklich fuhr er sich über sein kahl rasiertes Kinn und danach durch die längeren Haare, um sie nach hinten zu wuscheln.

„Das ist eine sehr tiefgründige Frage Thyr, die ich hier und jetzt vielleicht nicht in Gänze beantworten können werde. Es kann frustrierend sein, sich dem Guten zu verschreiben und das ganze Leid sehen, dass die Sith und der Krieg über die Galaxie gebracht haben. Mir hilft es, den Kodex der Jedi zu verinnerlichen und an die lebendige Macht zu glauben. Wenn etwas noch nicht gut ist, ist es nicht das Ende, dies gilt im Guten wie im Bösen. Die Macht führt uns, Thyr, sie gibt uns sogar mit etwas Training Visionen, die uns die Zukunft zeigen können. Denk daran: Es gibt keine Unwissenheit, nur Wissen, die Macht umgibt uns und durchdringt die Galaxie, wenn wir uns von ihr leiten lassen, gehen wir nicht fehl. Es gibt kein Chaos, es gibt Harmonie. Auch wenn es für uns im kleinen wie Chaos wirkt, so müssen wir das Große und Ganze betrachten und den Willen der Macht erkennen. Du kannst nicht das Schicksal der Galaxis auf deine Schultern laden, genauso wenig wie ich das kann, stattdessen vertrauen wir darauf, dass die Macht uns führt und wir unsere Rolle, unser Schicksal erkennen und erfüllen.“

Mas atmete beruhigend aus. Thyr schien wirklich Angst davor zu haben, der dunklen Seite zu verfallen. Vielleicht wegen seiner Familie? Oder gab es einen anderen, tieferen Grund, den er nicht erkennen konnte.


„Wie wäre es, wenn wir zusammen meditieren und uns der Macht öffnen. Lass dich von ihr leiten, du musst dich deinen Gefühlen, deinen Ängsten stellen, um Frieden zu finden, Thyr. Niemand, auch nicht die Jedi sind unfehlbar. Es ist unser Umgang mit dem Fehlerhaften, der uns zu Jedi macht. Wir stellen uns unseren Gefühlen und lernen, dass sie keine Rolle spielen, denn die Macht bestimmt unser aller Handeln und Tun. Es gibt keine Gefühle, es gibt nur Frieden Thyr. Du musst Frieden mit dir selbst schließen.“



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Thyr winkte lächelnd ab, als Mas seine Frage bezüglich der Meditation im Liegen beantwortete. Sein Meister hatte schon recht. Zu liegen war eine Spur zu bequem. Sollte man im Sitzen doch mal einschlafen, dann würde der Kopf nach vorne sacken und man damit geweckt werden, wie es wohl schon jedem mal passiert war, der im Sitzen auf irgendetwas hatte warten müssen und dabei weg genickt war. Ein kurzer heftiger Ruck im Nacken und man war wieder wach. Würde Thyr sich hinlegen, er würde wohl tatsächlich einfach einschlafen. Vor allem wenn er an diesem Tag mit Mas trainiert haben würde.

„Nein, nein, ihr habt schon recht, Meister. Ich würde dabei einschlafen.“

Was der Ritter danach über sein Lichtschwert bzw. im Allgemeinen über diese Waffe erzählte, überraschte den Padawan insofern, dass er jetzt gar nicht mit einem Vortrag darüber gerechnet hatte. Es war, wenn überhaupt, ein Scherz gewesen. Und ZACK, wieder zurück in die Schule.
Aber dieser Unterricht war wenigstens spannend, auch wenn es wieder um Technik ging. Deshalb beugte sich Thyr auch vor, als die zylindrische Waffe in ihre Bestandteile zerlegt wurde, wobei er dabei einen respektvollen Abstand von ihr wahrte, als würde es dort ein elektrisches Feld geben und er würde einen Schlag bekommen, sollte er zu nahe heran gehen. Doch Mas half ein wenig und ließ abwechselnd die Teile zu ihm heran kommen und benannte sie, auch wenn der Farmerssohn bezweifelte, dass er sie sich jetzt alle würde merken können. Kristalle und Energiezelle bekam er noch hin. Doch beim Rest des Innenlebens sah er schwarz.
Moment mal. Hat er gerade gesagt, dass der Kristall mich findet?
Die stumm gestellte Frage warf sofort Falten auf seiner Stirn auf, doch er behielt sie so lange für sich, bis Mas den Lichtschwert-Vortrag abgeschlossen hatte.

„Habe ich mich verhört? Habt ihr gesagt, dass der Kristall mich finden wird?“

Das konnte sich der Padawan schwerlich vorstellen. Falls es wahr war, war es auch insofern interessant, dass Thyr diesen Teil bisher unbeabsichtigt umgangen war. Nun gut, er hatte die Lichtschwerter natürlich bewusst gemieden. Aber nicht ihre Theorie. Doch es gab wohl solche und solche Details.

Auch zum Thema Besitz gab es noch etwas zu sagen. Mas hatte, was Thyr jetzt nicht ernsthaft wunderte, mit „keinen Besitz haben“ nicht wirklich gemeint, dass er gar nichts sein eigen nannte. Es ging viel mehr um alles, was man nicht zum Leben brauchte. Luxus war in dem Falle wohl einfach alles, was es besser machte. Und dazu gehörte auch warmes Wasser auf der Haut oder eine solche Mahlzeit im Magen. Das verstand der Schüler durchaus, konnte sich im Moment aber nicht so recht damit anfreunden. Wie Mas selber sagte, wurde den Jedi ja tatsächlich Mittel zur Verfügung gestellt. Und sich wohl im eigenen Körper zu fühlen, war doch auch eine Grundvoraussetzung für einen Jedi oder? Na ja. Zumindest hatte das der Sozialkunde und Philosophie Lehrer an Thyrs Schule mal erzählt, wobei er sich dabei freilich nicht auf die Jedi im Speziellen bezogen hatte. Nun. Es war ja auch nicht so, dass Mas von ihm eine ähnliche Enthaltsamkeit forderte. Aber irgendwie fühlte sich Thyr ihm da natürlich schon verbunden. Er konnte schwerlich ein Hotelzimmer annehmen, wenn es sich sein Meister lieber unter einem Baum oder in einer Höhle gemütlich machte.

„Ich verstehe, Meister. Ich werde mich bemühen, eurem Beispiel zu folgen.“

Wenn die Gesellschaft sie sozusagen bezahlte, dann war es nur recht und billig, dass sie mit diesen Mitteln nicht verschwenderisch umgingen. Wahrscheinlich gönnten ihnen die Bürger durchaus ein Bett oder eine warme Mahlzeit. Andererseits gab es auch in der Republik Armut. Sogar gar nicht mal so wenig, wenn er an seinen Sozialkundeunterricht zurück dachte. Wie konnte er es sich dann derart gut gehen lassen? Nein … nein, Mas hatte schon recht.


Und bei der letzten Frage, die Thyr zuvor an seinen Meister gerichtet hatte, gab es endlich mal eine erfreuliche Nachricht, denn es schien, als wäre der Teenager wenigstens einmal halbwegs gut auf etwas vorbereitet, ohne sich bewusst vorbereitet zu haben. Wichtig war es nämlich, dass man an die lebendige Macht glaubte und das fiel dem Padawan alles andere als schwer. Tatsächlich war es kein Glauben mehr, sondern Gewissheit. Ähnlich wie Magnetismus und Gravitation gab es keinen Zweifel, dass es sie gab und ähnlich wie Werkzeuge war sie erst einmal positiv oder maximal neutral, aber niemals von Grund auf böse. Die Nutzer machten etwas böses daraus. Doch so wenig wie die Schwerkraft an einem schlechten Tag plötzlich nichts mehr galt, so wenig veränderte sich auch die Macht. Thyr war froh, wie gut Mas Antwort zu dem passte, was er aus seinem drittliebsten Jedi-Holofilm kannte. Zugegeben, er hatte nicht immer alles verstanden, weil gefühlt die Hälfte sich um Dinge gedreht hatten, die nur ein Jedi bzw. Machtnutzer verstehen konnte, doch dieser geäußerte Gedankengang seines Meisters deckte sich so wunderbar mit den Gedanken des Protagonisten, dass es geradezu gruselig war. Und Thyr war auch noch gut darin.

„Hm... kann man nicht fallen, wenn man den Glauben nicht verliert?“

Es klang fast zu einfach. Thyr war – wenn überhaupt – Durchschnitt. Es mussten doch schon bessere Jedi gefallen sein oder erwischte es immer nur Schüler?

„Kann ein Ritter wie ihr oder sogar ein Meister noch fallen? Oder ist es nur eine Sache für Schüler?“

Noch bevor Mas antworten konnte, schob Thyr eine weitere Frage hinterher, die er aus reiner Neugier stellte.

„Und seid ihr schon mal einem Sith begegnet? Habt ihr miteinander gekämpft? Sind sie, wie man es sich sagt?“

Offensichtlich lebte sein Meister noch und offensichtlich war er nicht von diesem hypothetischen Sith korrumpiert worden. Falls es diese Begegnung gegeben hatte, dann war sein Meister siegreich daraus hervorgegangen. Und mal ehrlich: Mas war ein Wanderer. Er war immer irgendwo dort draußen. Es mussten diesen Kampf schon einmal gegeben haben. Während sein Meister sich eine Antwort überlegte, hatte Thyr bereits neue Fragen. Bezüglich des Kodex zum Beispiel. Und mit ein wenig Glück lenkte Thyr den Ritter derart ab, dass er diese Sache mit dem Lichtschwert vergaß. Gefühlt machten sie damit nämlich eine weitere Baustelle auf, während jene, die für die Verbindung mit der Macht stand, bisher noch kaum angerührt worden war. Aber offen wollte Thyr Mas auch nicht darauf ansprechen. Irgendwie glaubte er ja doch, dass der Ritter es besser wusste...


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Offensichtlich war Thyr der Gedanke an die Meditation doch nicht so ernst gewesen, wie es den Anschein gehabt hatte. Oder Mas Worte hatten ihn wirklich überzeugt. Tatsächlich hatte ihn die Frage seines Padawans selbst etwas nachdenklicher gestimmt. Vielleicht fand er irgendwann einmal die Zeit, es auszuprobieren, auch wenn er sich sicher war, dass seine Erklärung der Wahrheit schon recht nahekommen dürfte.

„Ja, der Kristall wird dich finden, Thyr, ich habe es selbst noch nicht erlebt, aber es gibt Berichte davon, dass Jedi auf Ilum ihre Kristalle nicht spüren konnte, aber doch durch die Macht zu ihnen geführt worden waren. Ich glaube, wenn man es noch nicht selbst erlebt hat, wird man es nur schwer verstehen oder beschreiben können.“

Mas hatte dies leider auch noch nicht erlebt, jedoch nahm er sich in diesem Moment fest vor, am Ende von Thyrs Ausbildung Ilum aufzusuchen und dort einen Kristall für sich und seinen Padawan zu finden. Konnte man das sagen? Oder eher einen zu suchen? Jedenfalls würden sie beide mit ihren Lichtschwertkristallen von diesem Planeten zurückkehren.

Dass Thyr Mas Beispiel der fast schon asketischen Enthaltsamkeit folgen wollte, begrüßte er zwar im ersten Moment, jedoch dachte er auch etwas darüber nach. Es galt abzuwägen, ob er es dem Jungen zumuten wollte, schon jetzt so zu leben, oder ob er die Entscheidung seines Padawans respektieren würde. Jedoch bezweifelte, dass er die Entscheidung rein aus seinem Herzen getroffen haben konnte.

„Wie ich sagte, Thyr, du musst nicht so Leben, außerdem beziehe ich im Tempel in Coruscant genauso ein Quartier mit der entsprechenden Ausstattung und allem Drum und Dran, genauso wie du auch ein Einzelquartier zugewiesen bekommen wirst, wie ich annehme. Also warte einfach ab und mach dir darüber nicht zu viele Gedanken, es wird sicher noch dauern, bis du dich mal auf einer Mission in der Lage befinden wirst, draußen schlafen zu müssen.“

Er wollte niemandem, schon gar nicht Thyr, seinen Lebensstil aufzwingen. Vielleicht würden sie auf eine Mission geschickt, wo es keine andere Wahl gab, als so zu leben, aber dass war eine andere Sache, als freiwillig so zu Leben wie er. Und selbst Mas schätzte die Annehmlichkeiten, die ihm der Tempel auf Coruscant bot mit jedem Tag den er dort verbrachte mehr.

Offenbar hatte Mas Vortrag über die lebendige Macht und das Vertrauen, dass Thyr in sie haben musste einen gewissen Eindruck bei dem jungen Padawan gemacht.

„Die Gefahren der dunklen Seite lauern immer und überall, Thyr, und jeder kann ihnen ausgesetzt sein, aber unsere Ausbildung als Jedi gibt uns die nötigen Mittel an die Hand, ihr zu begegnen und ihre Versuchungen zu wiederstehen. Und ja, jeder Jedi ist diesen Versuchungen ausgesetzt, aber je tiefer man die Macht und ihre Helle Seite versteht, desto besser wird man dagegen gewappnet sein. Mach dir keine Gedanken, Thyr, die Versuchungen sind nur sehr gering und selten. Meistens benötigt es den direkten Kontakt zu einem Sith, der die Gedanken eines Jedi vergiftet und möge Macht mit dir sein, vermutlich wirst du nie in deinem Leben einem Sith begegnen, der dich bekehren will!“


Mas nahm sich noch einmal Zeit, nach bestem Wissen und Gewissen zu antworten und schaffte so unbewusst auch eine Überleitung auf die nächste Frage Thyrs.

„Tatsächlich bin ich schon einmal Sith begegnet, auf Ruusan, im Tal der Jedi. Es war sogar eine Gruppe von ihnen, aber sie versuchten es nicht einmal, jemanden zu bekehren, sondern griffen uns direkt an. Damals war ich noch ein Padawan wie du und konnte gerade so mein Lichtschwert halten, ohne mich selbst zu verletzen. Also versuchte ich mich aus dem aktiven Kampf heraus zu halten. Leider hatte es jedoch einer der Sith auf mich abgesehen und versuchte mich anzugreifen. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich keine Chance gegen ihn gehabt. Glücklicherweise kam mit jedoch eine der Jedi-Ritterinnen zur Hilfe und lenkte den Sith ab, sodass ich verschont wurde. Seit diesem Tag trainiere ich, denn wenn ich das nächste Mal auf einen Sith treffe, werde ich nicht verlieren, das kann ich dir versprechen Thyr!“, zum Ende seiner Geschichte hin wurde der Jedi-Ritter ein wenig Emotional und aufgebracht.


Es war seine bis dahin schlimmste Niederlage gewesen und er hatte sich so hilflos wie sonst noch nie zuvor gefühlt. Das konnte und durfte sich nicht noch einmal wiederholen. Von diesem Zeitpunkt an hatte er sich vorgenommen immer weiter zu trainieren, um sich selbst und alle, die seinen Schutz benötigten auch verteidigen zu können. Und zwar egal gegen welche Übermacht er stehen würde, er würde nicht wanken und nicht zurückweichen.

„Es ist schwierig, die Sith zu charakterisieren, dass sie nach individuellen Zielen streben. Jeder von ihnen hat einen anderen Antrieb, andere Pläne und sie raufen sich nur zusammen, wenn sie das gleiche Ziel haben. Sie ziehen nicht wie die Jedi alle gemeinsam am gleichen Strang oder verschreiben sich höheren Zielen, ihnen ist nur nach persönlicher Macht und Einfluss. Du bist charakterlich so weit von einem Sith entfernt, wie man es nur sein kann, selbst weiter als ich, Thyr, Mas hatte sich genauso schnell, wie er die Fassung verloren hatte auch schon wieder beruhigt.


Mit dem letzten Satz, der eher scherzhaft gemeint war, versuchte er die Stimmung etwas aufzulockern. Doch er enthielt auch eine Wahrheit. Mas Willenskraft und Stärke konnten genauso gut auch ein Katalysator für die dunkle Seite der Macht sein, auch wenn er sich voll und ganz den Jedi ihrer, Philosophie und ihrer Mission, Frieden in die Galaxis zu bringen, verschrieben hatte.



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Die Sache mit dem Kristall war also kompliziert. Nun, das hätte man erahnen können, wobei Thyr es nicht hatte. Es ging ja „nur“ um ein Lichtschwert. Andererseits fiel ihm in diesem Moment auf, dass eigentlich ausschließlich Machtnutzer eine solche Waffe nutzten. Warum eigentlich? Liegt es an dem Kristall? Um Mas aber nicht noch eine weitere Zwischenfrage unterzujubeln, behielt Thyr sie für sich. Wird sich wahrscheinlich eh irgendwann klären, dachte er und lehnte sich wieder zurück. Ilum hatte Mas gesagt. Kannte er den Planeten? Hatte er in der Bibliothek schon mal davon gelesen? Er konnte sich nicht erinnern. Und das würde er jawohl, wenn er von diesen Kristallen gelesen hätte, die dank der Macht – irgendwie – ihren Nutzer fanden. Das etwas totes derart mit der Macht „zusammen arbeitete“ hatte Thyr nicht einmal geahnt. Er hatte es sogar ausgeschlossen. Doch so neugierig Thyr jetzt auch war und er gerne mehr gehört hätte, wollte er seinen Meister doch lieber weg führen von diesem leidigen Thema Lichtschwert. In einem oder mehreren Jahren, wenn er sich bewiesen hatte, konnten sie es ja gerne wieder aufnehmen. Bis dahin durfte es gerne auf Eis gelegt werden.

Also nickte Thyr diesmal nur nachdenklich und konzentrierte sich danach auf das nächste Thema, wobei dies eigentlich genau so schnell beendet war, da es dazu im Augenblick nichts mehr zu sagen gab. Wenn der Zeitpunkt gekommen war, wie ein Abenteurer ohne feste Bleibe durch die Galaxis zu reisen, dann würde sich der Padawan dem nicht entziehen. Er freute sich auch nicht darauf, weil es nach Überforderung klang, doch mit Mas an seiner Seite würde es wohl trotzdem klappen.


Mas darauffolgenden Gedanken und Geschichte über die dunkle Seite, die Sith und all dem, was mit ihnen kam, ließen Thyr mit gerunzelter Stirn zurück. Er erkannte, dass er dieses Thema jetzt nicht abschließen konnte und darüber nachdenken musste, weil ihn bei dem, was er eben über die dunkle Seite gehört hatte, Unterrichtsstunden in Sozialkunde einfielen und er nicht spontan das eine mit dem anderen kombinieren konnte. Und auch die Begegnung mit den Sith bedurfte mehr Zeit, um darüber nachzudenken. Spontan, aus dem Bauch heraus, war Thyr aber schon milde geschockt, dass „einfach so“ Sith auf Ruusan herumgelaufen waren. Dazu kam dann Mas geradezu hitzige Reaktion darauf, dass er einen nicht zu gewinnenden Kampf verloren hatte und das nie wieder vorkommen sollte. Thyr, der sich ja schon immer eher als Verlierer gesehen hatte, konnte sich nicht wirklich in seinen Meister hinein versetzen und verstand die Reaktion deshalb nicht. Aber dies war sicherlich nicht der richtige Zeitpunkt um nachzuhaken.


Die nur allzu menschliche Reaktion auf eine Niederlage beeinträchtigte den Ritter aber nicht sonderlich lange und er fand schnell zurück zu seiner normalen Form, was Thyr darin bestätigte, dass es nicht ratsam war, diese alte Geschichte auf Ruusan bis ins Detail zu analysieren. Was Mas über die Sith erzählte, deckte sich erfreulicherweise mit dem, was er aus Filmen kannte. Sie waren also wirklich jene Art von Monster, die nur sich selbst nahe standen. Wie viel musste bei ihnen schief gelaufen sein, dass sie so endeten? Ob es wohl möglich war, mit der Macht nicht nur Wunden, sondern auch die Seele zu heilen? Noch so eine Frage, die er für sich behielt. Er schien seinem Meister ohnehin schon zu viele zu stellen und ihm damit immer wieder auflaufen zu lassen, weil er ja auch noch nicht so lange im Orden war. Die meisten seiner Fragen sollte er wohl lieber einem sich langweilenden Jedi Rat fragen, der gerne Fragen beantwortete.


„Danke für eure Antworten, Meister. Ich muss aber glaube ich erst einmal darüber nachdenken, bevor ich weiter darüber reden kann.“

Kaum ausgesprochen, lehnte sich Thyr zur Seite und zog seine Tasche zu sich, nur um dann aus dieser ein Pad zu holen. Er tippte ein paar mal darauf herum, um die nicht sonderlich kreative Sicherung zu deaktivieren und begab sich dann im Menü zu seinen abgespeicherten Dateien. Eine davon hieß „Jedi Kodex“ und diese öffnete er.

„Ich habe schon mehreren Meistern Fragen über den Kodex gestellt und alle haben etwas anderes gesagt. Ich weiß, ich nehme ihn zu wörtlich, doch ich wollte trotzdem mal eure Meinung darüber wissen. Ich würde gerne jede Zeile durchgehen. Ist das in Ordnung?“

War es.

„Okay, danke. Also. „Es gibt keine Gefühle, nur Frieden.“ - Ich verstehe, dass man es nicht wörtlich nehmen soll. Doch ich frage mich, wieso man es dann nicht … na ja … eindeutiger macht? Wieso man es nicht neu … ich weiß nicht … ist es eine Übersetzung aus einem alten Text? Oder eine alte Version von Basic? Ich finde das irgendwie komisch.“

Thyr warf Mas einen Blick zu, dann machte er weiter.

„“Es gibt keine Unwissenheit, nur Wissen.“ - Selbes Problem. Ich weiß nicht wie ein Gleiter funktioniert. Also bin ich unwissend. Was genau bedeutet es also eigentlich?“

Noch ein Blick, dann weiter.

„“Es gibt keine Leidenschaft, nur Gelassenheit.“ - Hier, denke ich, meint man, dass wir Jedi nicht wie die Sith den Emotionen nachgeben sollen, richtig?“

Kurze Pause, damit Mas antworten konnte.

„“Es gibt kein Chaos, nur Harmonie.“ - Darüber habt ihr eben schon mal was gesagt. Könntet ihr das noch mal ein bisschen genauer erklären? Und ehrlich gesagt … ich weiß nicht, was mit Chaos gemeint ist. Dachte es bedeutet Unordnung. Ein nicht aufgeräumtes Zimmer zum Beispiel. Da hat meine Mutter immer von Chaos geredet.“ Ein schüchternes Lächeln. „Das ist aber wohl nicht damit gemeint oder?“

Und schließlich die letzte Zeile.

„“Es gibt keinen Tod, nur die Macht.“ - Ähm … um ehrlich zu sein … hier muss ich passen. Es klingt für mich wie eine Religion. Wisst ihr, wir hatten eine Zeit lang eine Schülerin in unserer Klasse, eine Bimm. Und sie und ihre Familie glaubten an irgendeinen … na ja, Gott oder so. In dieser Religion gibt es ein Leben nach dem Tod. Aber als wir sie danach gefragt haben, hat sie uns nicht sagen können, woher sie das weiß. Weil ja nie jemand von dort zurück kam.“

Thyr legte das Pad wieder weg und beugte sich ein Stück weit vor.

„Aber die Macht ist real. Man muss nicht an sie glauben. Bedeutet diese letzte Zeile also tatsächlich, dass es für uns ein Leben nach dem Tod gibt? Oder irgendetwas in der Richtung?“

Er selbst glaubte an nichts dergleichen. Keiner aus seiner Familie war religiös. Wozu auch? Sie nutzten knallharte Wissenschaft und Mathematik bei der Bestellung des Hofes. Es bedurfte keines Gebetes, um das Wetter zu beeinflussen oder so. Aber so gesehen bedurfte auch die Austauschschülerin keines Glaubens. Sie hatte ihn dennoch besessen bzw. besaß ihn hoffentlich immer noch. Sie hatte Thyr eigentlich immer gemocht, auch wenn sie wegen diesem komischen Gott manchmal merkwürdige Dinge getan hatte...

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Mas war fast etwas erstaunt, als Thyr die Fragen plötzlich auf sich beruhen ließ, meinte dass er erst einmal darüber nachdenken musste und sich bedankte. Mas runzelte ebenso die Stirn, wie sein Padawan es gerade bei seiner Geschichte über Ruusan getan hatte. Hatte er ihn etwa damit verängstigt? Nun kein Jedi war unfehlbar und ja, er machte sich Vorwürfe, verloren zu haben, aber auf der anderen Seite was sollte er als grüner Padawan schon gegen einen ausgebildeten Sith-Abschaum machen. Dennoch beschloss er, die Entscheidung seines Padawans zu respektieren und es fürs Erste darauf zu belassen. Sicher würde sich irgendwann eine passende Gelegenheit zu einem passenden Zeitpunkt ergeben, wo dieses Thema dann angebrachter ist.

Dennoch war es nicht das Ende der Fragen, was Mas amüsiert nach einer kurzen Pause feststellen konnte. Thyr zog ein Datapad heraus und begann darauf herum zu tippen. Vielleicht öffnete er irgendeine Datei, Mas kannte sich mit diesen Dingern noch immer nicht so besonders aus. Klar, grundlegend konnte er sie verwenden, aber tiefere Dinge waren nichts für ihn und da er nun wirklich bei so etwas nicht gerne um Hilfe bat, beließ er es eben dabei und manövrierte drumherum.

„Nur zu, Thyr, dafür bin ich dein Meister und hier!“, merkte Mas mit einer nach rechts wischenden Handbewegung an, die bedeutete, dass sein Padawan fortfahren konnte.


Und sofort kamen die Fragen. Thyr wollte nicht über einzelne Aspekte des Kodex diskutieren, nein, er zählte direkt alle einzelnen Absätze auf und wollte ihren tieferen Sinn ergründen. Dies brachte Mas zum Grinsen. Es gab Jedi, die ihr gesamtes Leben dem tieferen Verständnis und der Meditation über die Grundsätze des Kodex widmeten und selbst sie konnten nicht alles in seiner tiefsten Bedeutung ergründen.

„Es ist sogar die neuere Fassung, Thyr, die Ältere Zeile lautete: Gefühle gibt es nicht, Frieden gibt es. Es ist eine Erinnerung daran, niemals unbesonnen zu Handeln und seine und die Taten anderer immer mit Blick auf die lebendige Macht zu sehen. Auch sollte es unseren Kontakt mit anderen auf diese Weise bestimmen. Ein Jedi lässt sich nicht durch Gefühle seinem Gegenüber in irgendeiner Weise beeinflussen. Das ist das Ideal, nach dem wir streben. Es ist nichts, was man von Anfang an perfekt beherrscht, denn ein Jedi zu sein bedeutet stetiges Lernen. Stetig. Ein Leben lang. Wenn du deine Ausbildung bei mir abgeschlossen hast und zum Jedi-Ritter wirst, habe ich dir gerade mal die Grundlagen beigebracht. Viele Jedi spezialisieren sich danach noch in ihre Fähigkeiten. Du willst Heiler werden, das ist eine Spezialisierung. Dann gibt es aber noch Diplomaten, die vor allem Rhetorisches Geschick zeigen und die Verhandlungen im Namen der Jedi oder der Republik führen. Dann gibt es die Jedi-Ermittler, die spezielle Fähigkeiten besitzen, die ihnen dabei helfen Verbrecher jeder Art aufzuspüren. Die Jedi-Schatten sind sagenumwoben und sie dringen oft verdeckt tief in feindliches Gebiet ein auf ihren Missionen. Ich selbst bin ein angehender Jedi-Beschützer, ein starker Kämpfer mit dem Lichtschwert, in der Lage auch gegen mehrere Gegner und Sith zu bestehen. Jedi-Forscher erforschen alte Ruinen, suchen Holocrons oder andere Artefakte. Wer sich entscheidet ein Jedi-Visionär zu werden, der folgte der Lebendigen Macht und versucht in ihre Tiefen vorzudringen. Und zu guter Letzt gibt es noch die Jedi-Wächter, die ähnlich wie die Jedi-Beschützer, die Bewachung der Einrichtungen der Jedi übernehmen. Wie du siehst, es ist für jeden etwas dabei. Und manche Jedi spezialisieren sich auch in zwei oder mehr Bereichen. Denn auch als Heiler wirst du stetig weiter lernen müssen und können, Thyr.“

Mas machte eine Pause und benetzte seine Lippen mit der Zunge. Er war etwas vom Weg abgekommen und hatte Thyr direkt mit quasi der gesamten Weiterführenden Struktur des Ordens konfrontiert. Das war vermutlich schon genug zu verarbeiten, aber es deckte gerade mal eine seiner Fragen überhaupt ab.

„Dieser Leitsatz ist essenziell als Grundlage für alles weitere, als Jedi müssen wir uns klar werden, und ist in den Archiven nahezu das gesamte Wissen der Galaxie verfügbar. Dennoch reicht ein Menschenleben definitiv nicht aus, alles zu lernen und zu verstehen und das müssen wir auch gar nicht. Du musst genauso wenig wie ich wissen, wie man einen Gleiter repariert und falls doch, können wir ins Archiv gehen und uns die Anleitung dazu holen“, Mas grinste breit. Wenn Thyr unbedingt seine Zeit damit verbringen wollte irgendwann, würde er ihn nicht aufhalten, aber für den Corellianer war es nichts.


„Es gibt keine Leidenschaft, nur Gelassenheit, dieser Satz ist eine Abwandlung des Ersten Grundsatzes. Und ja, du hast es richtig erfasst, dass bedeutet es auch. Es bedeutet aber eben auch, Dass man eigene Interessen nie über das Gemeinwohl oder die Mission stellen darf. Wir Jedi gehen stets beherrscht und mit Bedacht vor, das ist unsere Stärke. Natürlich geht das mal mehr mal weniger gut, aber dennoch sollte man dies immer im Hintergrund behalten. Eine unüberlegte, schnelle Entscheidung kann manchmal mehr zerstören, als zu warten und alles abzuwägen. Und ich betone hier bewusst, dass manchmal. Wenn jemand in unmittelbarer Gefahr ist, sollten wir nie zögern und ihm helfen.“

Dieser Satz war selbst für den Jedi-Ritter aufgeweicht. Er schöpfte aus seiner Leidenschaft für den Orden und sein Training auch einen Teil seiner Stärke. Dennoch war auch ihm bewusst, dass er sich mehr in Gelassenheit üben musste und konnte. Impulsiv zu handeln war ein Pfad auf die Dunkle Seite.

„Wir Jedi haben ein Gespür für das große Ganze, wir können mit den Jahren die Fähigkeit erlangen, die Pfade der Macht zu verstehen. Aber wir müssen uns immer bewusst sein, dass die Macht uns leitet und auf sie Vertrauen. Das Universum mag für einen Nicht-Jedi oder auch für einen Padawan wie Chaos wirken. Dinge passieren, die keinen Sinn machen, die niemand versteht, nicht wahr? Dennoch, wir Jedi erkennen, die Wege der Macht, sehen, wie etwas zusammenhängt und können entsprechend diesem Wissen überlegt handeln. Die Macht ist in uns und um uns herum, sie beeinflusst alles und jeden und verbindet auch alles und jeden miteinander. Ein einfaches Beispiel: Ich wurde nach Haruun Kal gesendet, ohne genauen Grund, ich wusste nicht wieso, bis ich dich getroffen habe, Thyr, und erkannt habe, dass die Macht mich als deinen Meister ausgemacht hat. Wäre ich ein erfahrener Jedi und würde die Macht besser verstehen, hätte ich dies vielleicht schon gewusst, bevor ich dich kennen gelernt hätte. Und so siehst du, was jetzt noch keinen Sinn macht, macht es in der Zukunft. Und die Jedi sind in der Lage, die Zukunft zu sehen, wenn auch auf unterschiedliche Weise und selten direkt, so haben viele doch Visionen, die richtig gedeutet die Zukunft vorhersagen…“

Mas benetzte erneut seine Lippen in einer Redepause großzügig mit seiner Zunge. So langsam redete er sich ein wenig den Mund fusselig. Natürlich tat er dies sehr gerne und freute sich, Thyr seine Sicht auf den Kodex darlegen zu können, doch ein Schluck Wasser könnte ihm jetzt definitiv nicht schaden.

„Hm, nun vielleicht sind die Jedi so etwas wie eine Religion. Es gab schon immer Dinge, die man nicht verstanden hatte. Manches wurde durch den Fortschritt erklärt, aber es gibt noch immer Dinge, die nicht einmal die Jedi oder die Sith wirklich bis ins Detail verstehen. So ist es auch mit der Macht. Wir verstehen so viele Aspekte und dennoch werden wir vielleicht nie ihr Wesen bis ganz auf den Grund ergründen können. Wird die Macht für immer hier sein? War die Macht schon immer hier? Ist die Macht ein Lebendiges Wesen? Eine Naturgewalt? All das sind Fragen auf, die auch tausende von Jahren der Geschichte der Jedi noch keine Antwort gefunden haben. Doch bis jetzt ist es so, dass alles stirbt, aber die Macht weiterlebt. Wir sind Teil des großen Ganzen, wir spielen zwar nur eine kleine Rolle, die uns die Macht zugedacht hat. Danach ist die Macht immer noch da, auch wenn wir sterben. Wir sind nur ein Werkzeug der Macht. Und nach unserem Tod werden wir wieder eins mit der Macht. Was das jetzt genau heißt, das kann ich dir nicht sagen!“

Mas ließ wie zur Bestätigung einen metallenen Becher auf dem Tisch mit Hilfe der Macht schweben.

"Ja, die Macht ist lebendig und sie existiert, trotzdem glaubt nicht jeder an sie. Und wenn uns der Glaube fehlt, dann könnten wir sie vielleicht auch nicht einsetzen. Nicht jeder Bewohner der Galaxie ist machtsensitiv, wenn man es genau nimmt ist es nur eine äußerst verschwindend geringe Zahl. Was ist die Macht für diese Menschen? Ist sie auch nur ein Hirngespinst einer Religion, die sich Jedi-Orden nennt? Wir kennen nur unsere Wahrnehmung auf die Dinge, das heißt aber nicht, dass diese die einzige ist, die existiert. Ich bin mir sicher, auch die Sith haben eine andere Wahrnehmung von der Macht, als wir Jedi das tun, aber wir werden es nie herausfinden. Zumindest sollten wir es nie herausfinden…“

Der letzte Satz machte nun auch Mas nachdenklich. Er griff nach einer Karaffe Wasser auf dem Tisch und schenkte sich mit der Hand in den noch immer zwischen den beiden schwebenden Becher etwas davon ein. Warum er das so machte? Er dachte selbst gerade nicht darüber nach. Seine Gedanken waren dabei abzudriften. Verstanden die Jedi nur die Hälfte der Macht? Das konnte nicht sein, oder?



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Wie schnell man sich mit der Antwort auf eine Frage sogleich selbst überfordern konnte, musste Thyr schon beim ersten Vers feststellen. Anstatt mit ähnlich vielen Worten zu antworten, wie er gebraucht hatte, um zu fragen, bekam er gefühlt drei Seiten Text zu hören und thematisch blieben diese nicht beieinander. Dementsprechend verlängerte sich die Liste an Dingen, über die Thyr noch einmal im Stillen nachdenken musste, erheblich. Natürlich war es im Augenblick nicht wirklich relevant, inwiefern er sich spezialisieren konnte und tatsächlich merkte der Padawan während des Monologs seines Meisters, dass er nicht ernsthaft versuchte sich das alles zu merken. So wie es immer geschah, wenn einem jemand eine Hand voll Möglichkeiten aufzählte, obwohl man sich bereits entschieden und diese Meinung auch nicht mehr ändern wollte. Man hörte höflich zu, doch eigentlich hätte man schon am Anfang die Hand heben und den Gesprächspartner darauf hinweisen müssen. Was die Information aber per se nicht wertlos machte. Thyr war durchaus milde erstaunt, wie viele benannte, also offizielle, Wege es gab. Dazu kamen dann wahrscheinlich noch drei mal so viele Mischformen und nicht näher benannte Spezialisierungen, die Mas selbst dann nicht aufzählen könnte, wenn er sie alle kennen würde, weil sie dann schon längst angekommen sein würden. Um seinen Meister nicht durcheinander zu bringen und immer wieder im Gedankenfluss zu unterbrechen, wie er es gerne in der Schule getan hatte, um die unliebsamen Themen in Fächern wie Mathematik und Physik zu umgehen. Inzwischen tat es ihm leid, auch weil er damit interessierte Schüler gestört hatte. Aber immerhin hatte er sich dahingehend weiter entwickelt. Thyr schwieg also und nickte nur.

Bezüglich des Wissens und der Unwissenheit schien sich der Vers nur auf den aktuellen Moment eines jeden Jedi zu beziehen. Selbst wenn man etwas nicht wusste, so gab es das Wissen doch irgendwo, gerne auch in den Archiven des Ordens. Mas Sicht der Dinge war im Übrigen etwas, so dachte Thyr innerlich, nichts für Nil, seiner Schwester. Denn sie hätte nun herausfordernd behauptet, dass es sehr wohl Dinge gab, die man nicht wissen konnte und die nirgendwo standen. Dem Padawan fielen zwar gerade keine Beispiele ein, doch sie kannte welche, da war er sich sicher. Außerdem war er nicht sie und forderte seinen Meister daher nicht – halbherzig – heraus. Für den Moment war der Padawan gewillt anzuerkennen, dass er für sehr lange Zeit keine Situation geben würde, in welcher ihm nichts und niemand eine Antwort geben konnte.


Der dritte und damit sozusagen auch der erste Vers waren am Kodex noch am ehesten verständlich. Vor allem, wenn man sich mit den Jedi auch nur oberflächlich beschäftigt hatte. In diesem Falle war Thyr auch durchaus gut aufgestellt, wobei dies zugegebenermaßen damit zusammen hing, dass er sich für nicht sonderlich stark, mächtig, schnell, ausdauernd und anderweitig überlegen hielt. Er hatte schon immer länger darüber nachdenken müssen, was er als nächstes tat, wollte er nicht „gegen eine Wand laufen“. Manchmal, gerade wenn er mal wieder über die dunkle Seite nachdachte, fragte sich Thyr, ob er genau deshalb nicht perfekt für den Sith Orden geeignet wäre, weil er im ersten Moment greifbarer Macht sofort ausrasten würde, da er bisher Zeit seines Lebens eben NICHT dazu fähig gewesen war. Sonderlich gravierend war diese Angst aber nicht. Wie Mas schon festgestellt hatte, war Thyr weit davon entfernt charakterlich zu diesen Machtnutzern zu zählen. Auch wimmelten seine Tagträume und Phantasien nicht davon, wie er gewonnene Macht aggressiv und egoistisch einsetzte und das obwohl er schon eine Hand voll Filme über die Jedi und manchmal auch Sith gesehen hatte und dementsprechend die Möglichkeiten kannte. Wenn er in sich hinein horchte, dann hörte er nicht einmal das Flüstern einer Stimme, die ihn zu Gewalt anstachelte. Deshalb hinterließ Mas Gedanken über den dritten Vers keinen Nachhall oder nachhängende Gedanken.


Der vierte Vers bot noch mit die größte Augen-öffnende-Kraft des Kodex. Thyrs Familie gehörte zur Zufalls-Fraktion. Vor allem sein Vater war ein eindeutiger Verfechter der Idee von Wahrscheinlichkeiten und Nil, als Fan von Robotik und allem anderen technischen Kram, stimmte ihm da zu. Sie waren der Meinung, dass wenn man nur alle Faktoren kannte, die es gab, dann konnte man alles berechnen und seien es auch nur die Wahrscheinlichkeiten für irgendetwas. Weil aber meist dieses Wissen um die Faktoren fehlte, gab es eben Zufälle. Folglich mochte man nun meinen, dass sie deshalb auch an die Macht oder Götter glaubten, die sie einfach nur nicht verstanden. War aber nicht so. Für sie konnte man nicht alles wissen und es gab auch niemanden, der jemals dazu fähig sein würde, weil eben zu viele Faktoren. Die Visionen der Jedi waren für sie genau so unrealistisch, wie es die Anhänger von Religionen waren. Oder, um diese Ansicht auf Mas und Thyrs Werdegang zu beziehen: Die Macht hatte UNMÖGLICH irgendetwas geplant oder hier und da kleine Strippen gezogen, um sie zusammen zu bringen. Dafür war die Welt zu komplex und die Macht zu wenig ein allwissender Gott. Sie war – und da stimmte Thyr ihnen auch irgendwie zu – eher ein Naturgesetz. Wie Schwerkraft. Mas und Thyr hatten sich also einfach nur zufällig getroffen. Das passierte eben. So wie auch Asteroiden auf Planeten einschlugen, obwohl das Universum derart leer war, dass man selbst MIT Hyperraumantrieb Hunderttausende, wenn nicht Millionen von Jahren brauchte, um das Universum zu durchqueren und dabei konnte man immer noch fast ohne Stopp fliegen, so leer war es. Thyr sah es aber anders. Es passte zu gut, als das er an einen einfachen Zufall glauben konnte. Es hatte keinen sinnvollen Grund gegeben, weshalb Mas dort gelandet war und eigentlich auch keinen, weshalb Thyr sich dort aufgehalten hatte. Warum war er nicht direkt zu einem Tempel gebracht worden und hatte dort gewartet? Weil er Mas dann nicht begegnet wäre. Einen ganz speziellen Baum fand man schließlich auch eher mitten auf einer Wiese, als im Wald. All diese Gedankenfetzen rauschten geradezu durch Thyrs Kopf, als sein Meister darüber sprach und schlussendlich schwieg Thyr auch bei diesem Thema. Es gab nichts hinzuzufügen, auch wenn er trotzdem noch einmal darüber nachdenken musste.


Die letzte Zeile konnte Mas dann leider nicht wirklich entschlüsseln und musste zugeben, dass auch den Jedi hier und da nichts anders übrig blieb, als die Macht einfach nur zu benutzen und von ihr leiten zu lassen, obwohl sie nicht verstanden wieso. Doch sie unterschieden sich dennoch von dem Jungspund, der sich gerade von seinem ersten Gehalt einen Gleiter gemietet hatte und damit durch die Stadt raste, obwohl er nicht verstand, wie die Technik unter dem Gehäuse ihm dies überhaupt ermöglichte. Die Jedi studierten die Macht seit … vielen Tausend Jahren und scheinbar waren sie schlichtweg nicht dazu in der Lage zu verstehen, wie sie genau funktionierte. Für manche Dinge musste man eben einen gewissen Punkt in seiner Entwicklung erreicht haben, wie Thyr nur allzu sehr bewusst war. Er konnte sich noch sehr gut daran erinnern, wie er vor nicht einmal fünf Jahren nicht verstanden hatte, wieso ein Raumschiff fliegen konnte. Die ganze Angelegenheit war für ihn damals genau so weit entfernt gewesen wie das Leben nach dem Tod. Und vielleicht standen die Jedi an einem ähnlichen Punkt und es brauchte nur noch ein bisschen und sie waren am Ziel, konnten es jetzt aber nicht sehen, weil es zu viele Richtungen gab, in die man schauen und gehen konnte. Mas Antwort war leider dennoch nicht sehr befriedigend für den jungen Padawan. Er hatte sich natürlich erhofft, dass er unsterblich sein würde. Irgendwie, irgendwo, mit irgendwem.


Thyr lehnte sich zurück und sein Stirnrunzeln war so tief und ausgeprägt, als müsse er gerade über alles Wissen der Galaxis nachdenken. Es fühlte sich auch so an.

„Danke, Meister... das … war viel. Ich muss jetzt erst einmal darüber nachdenken. Aber-“... fügte Thyr noch hinzu und lächelte dabei leicht... „- ich kann schon mal sagen, dass ich eure Gedanken besser verstehe, als die von den Meistern im Hort.“
Die hatten sich ja auch schon länger mit dem Kodex beschäftigt, als Mas überhaupt auf der Welt war und hatten – vielleicht – deshalb auf eine weniger greifbare Weise geantwortet. Thyr hatten die Antworten überfordert, weshalb er ja auch immer wieder unterschiedliche Jedi dazu befragt hatte...


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Mas hatte sich mit dem letzten Satz einige Gedanken aufgeworfen, die er bei Gelegenheit noch weiterverfolgen wollte. Konnte er wirklich einfach so die Lehren der Sith als unwertig abtun? War es nicht zu einfach? Natürlich würde er nie der Dunklen Seite verfallen, er war klar auf der Hellen Seite. Jedoch konnte man nicht die Lehren der Sith studieren, um noch einen tieferen Einblick zu bekommen?

Kurz stieg Angst in ihm auf. Das waren Gedanken, wie sie ein Jedi nicht haben sollte. Es kostete ihn trotz seines Fokus einige Mühe, sie beiseite zu schieben und sich wieder auf seinen Padawan fokussieren. Thyr hatte gerade sehr viel Wissen in sehr kurzer Zeit aufnehmen müssen.

Der Jedi-Ritter spürte, wie sehr sein Schüler darüber aufgewühlt war. Dafür brauchte man nicht einmal die Macht benutzen. Die Spalte auf der Stirn des Jungen war größer als so manche Häuserschlucht Coruscants. Ohne weiter zu zögern erhob sich Mas und legte Thyr beschwichtigend eine Hand auf die Schulter und blickte ihm dabei in die Augen. Es war sehr gut, dass der Padawan ehrlich war und zugab, dass es viel für ihn zu verstehen war.

„Das verstehe ich, Thyr, es ist viel zu verstehen und zu lernen. Aber – und das ist besonders wichtig – du kannst nicht von dir erwarten, jetzt schon den Kodex und die Macht so zu verstehen wie ein Meister, der den Großteil seines Lebens mit der Meditation über die Texte verbracht hat. Auch mir geht es so und ich muss Dinge, die ich gerade nicht zu verstehen in der Lage bin, als gegeben akzeptieren, bis ich sie vielleicht erst nach Jahren wirklich verstehen kann. Ein Pause ist wichtig und auch Ruhe von allem.“

Mas machte eine Pause und drehte sich von Thyr weg. Er begann in der kleinen Tasche zu kramen und sprach dabei weiter:

„Vielleicht ist es besser, wenn wir uns kurz einem anderen Thema annehmen. Danach haben wir dann wirklich genug für heute getan. Der Flug soll ja auch etwas zur Erholung dienen… Ah hier ist es!“

Triumphierend zog der Ritter das eingepackte Übungslichtschwert aus dem kleinen Reiserucksack. Es hätte eigentlich nicht so schwer zu finden sein sollen, aber jetzt hatte er es ja herausgefischt.

„Das hier ist ein Übungslichtschwert, Thyr. Keine Angst, die Klinge ist entschärft, damit kann dir nichts passieren. Ein Treffer mit dieser Waffe führt maximal zu einer leichten Betäubung der Stelle und nichts weiter.“

Das war zwar nicht ganz die Wahrheit, auch ein Treffer mit der Übungsklinge konnte unangenehm wehtun, aber es war bei weitem nichts Schlimmeres zu befürchten. Mas drehte die Waffe vor den Augen seines Padawan. Thyr hatte bereits mehrmals angekündigt, dass er eine gewisse Angst vor der Waffe hatte und es war nun an seinem Meister, also an ihm, dem Jungen diese Angst so gut es ging zu nehmen.

„Dir ist es sicher genauso recht, wenn wir es mit dem Training langsam angehen lassen. Daher werden wir jetzt auch nichts mit der aktivierten Waffe machen. Ich möchte, dass du das Übungsschwert an dich nimmst und es dir genau anschaust, den Griff mit allen seinen Unebenheiten und Merkmalen kennenlernst, sodass du ihn auch im Schlaf finden würdest.“

Mit diesen Worten war es an seinem Padawan, die Waffe nun zum ersten Mal zu halten und kennenzulernen. Während Thyr dies Tat, wurde er genau von Mas beobachtet, während er weitersprach.

„Das Lichtschwert der Jedi ist weit mehr als nur eine edle Waffe. Sie ist ein Teil von uns. Jedi führen ihr Lichtschwert immer bei sich. Sie zu verlieren ist wie eine Hand zu verlieren. Aber es dient uns auch als unser Werkzeug. Mehr als genug Jedi müssen ihr Lichtschwert nie gegen einen Feind aus Fleisch und Blut erheben und benutzen es dennoch regelmäßig. Fürs erste wirst du diese Waffe ab jetzt immer bei dir tragen, sie nicht verlieren und dich an ihre Anwesenheit und an das Schwert an sich gewöhnen“, mit diesen Worten endete Mas und blickte Thyr an, falls dieser Fragen zu dieser Aufgabe hatte.


Sein Blick verriet dabei jedoch auch, dass er Ausreden, es nicht tun zu müssen nicht akzeptieren würde. In seinen Augen war dies so eine sehr gute Möglichkeit, dem Padawan langsam, aber sicher die Angst vor der Waffe zu nehmen, bevor sie bald darauf mit dem eigentlichen Training der Benutzung des Lichtschwertes beginnen würden. Routine war in Mas‘ Augen eine der besten Möglichkeiten, Ängste abzubauen. Wenn Thyr an das Lichtschwert gewohnt war, bevor er es zum ersten Mal aktivierte, würde ihm das sicher sehr helfen.

Instinktiv strich er mit seiner Hand bei den Gedanken über sein eigenes Lichtschwert, dessen Griff an seinem Gürtel einsatzbereit hing. Es war eine einfache Konstruktion, aus vorgefertigten Teilen, die der Orden bereitstellte. Mas war mit der Waffe mehr als zufrieden, sie erfüllte ihren Zweck, aber je weiter er seinen eigenen Lichtschwertstil ausbaute und vom reinen Kampf mit Ataru abwich, desto unpassender erschien ihm die Waffe zu sein. Stattdessen zog es ihn immer mehr dazu, sich ein neues, eigenes Lichtschwert zu bauen. Dazu fehlte ihm dann nur noch der passende Kristall, den er hoffentlich bei seiner Reise mit Thyr nach Ilum, am Ende von dessen Ausbildung finden würde.



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Mas Verständnis war hilfreich, wenn auch nicht, um alle eben gehörten Inhalte im Gedächtnis zu behalten. Thyr wusste schon jetzt, dass er später entweder im Bett wach liegen und die letzte Stunde nochmals möglichst Schritt für Schritt durchgehen würde oder er zumindest vor irgendeiner Wand stehen und ins Leere blicken würde, um eben auch nur nachzudenken. Er durfte ja nichts von dem vergessen, was sein Meister gerade gesagt hatte. Wozu sonst fragen? Nur um die Zeit tot zu schlagen und von unliebsamen Themen abzulenken?
Oh. Richtig. Oh.
Oh nein.

Es war zu spät. Mas hatte sich bereits seine Tasche geschnappt und wühlte nun in ihr und Thyr war klar, was nun geschehen würde. Entsprechend sah er den zylindrischen Gegenstand an, der ihm nun gereicht wurde. Zugegebenermaßen half es aber tatsächlich, dass es sich nur um eine Trainingswaffe handelte und Mas ihm kein echtes Lichtschwert gereicht hatte. Eben wie eine nicht geladene Waffe.

„Die Idee gefällt mir.“ antwortete er auf die Aussage seines Meisters, dass er erst einmal nur den Griff untersuchen sollte. Zu aller erst fiel dem Padawan die Größe auf, denn obwohl die Waffe durchaus ein bisschen zu groß für seine geradezu zierlichen Hände war, war sie auch nicht riesig. Ein Stück weit über das Idealmaß hinaus sozusagen. Gleich danach bemerkte er die Kälte des Metalls oder, was wohl wahrscheinlicher war, seine eigene Hitze. War das da Schweiß an den Handinnenflächen? Aber wie für Metall dieser Dicke und Größe üblich, nahm es schnell seine eigene Temperatur an und er konnte sich auf all die Erhebungen, Rillen und sonstigen scheinbar rein ästhetischen Feinheiten konzentrieren. Es war sogar noch schlichter als das von Mas und ein Vergleich mit dem von zum Beispiel Meister Iht'kulza bot sich gar nicht erst an. Der Harch aus dem Hort, welcher ihn privat unterrichtet hatte, weil Thyr deutlich älter gewesen war als die normalen Jünglinge, hatte mehr Lichtschwerter besessen, als ein Mensch überhaupt gleichzeitig führen konnte und die Griffe waren außerdem an seine Spezies angepasst gewesen und in Thyrs Augen die exotischste Möglichkeit ein Lichtschwertgriff zu modifizieren, ohne dabei die Funktion zu beeinträchtigen. Damals hatte er sich freilich nicht getraut danach zu fragen, ob er sie mal anfassen durfte. Und hätte er auch dann nicht, wäre der Meister keine gewaltige humanoide Tarantel gewesen, mit Augen so groß wie Kinderfäuste und „Zähnen“ größer als Thyrs Daumen samt Handballen. Aber er schweifte ab.

Thyrs Trainingslichtschwert war also schlicht. Es gab eigentlich nicht viel mehr dazu zu sagen und es anzuschauen und abzutasten erforderte auch keine große Konzentration, weshalb er gleichzeitig seinem Meister zuhören konnte. Die große Rede über die Lichtschwerter. Thyr hatte schon damit gerechnet und freute sich auch gar nicht auf den Moment, in welchem seine Ungeschicklichkeit den Verlust des Lichtschwertes nach sich zog. Ob es wohl besondere Verschlüsse für Schüler wie ihn gab? Die auch ganz bestimmt nicht ungewollt aufgingen, weil er aus Versehen mal dran kam? Natürlich fragte er nicht danach. Eigentlich hoffte er sogar, dass ihn die Macht inzwischen vor solchen Missgeschicken bewahrte, auch wenn es im Hort, bei dem im Kreis laufen, nicht geklappt hatte. Die blauen Flecken hatte er ja doch irgendwoher bekommen, obwohl er immer noch nicht wusste woher genau. Aber wie dem auch sei, Thyr wusste, was er zu sagen hatte.

„Ich verspreche euch, dass ich mich bemühen werde.“

Er würde gar nicht erst versprechen, dass er es niemals verlieren würde. Erfahrungsgemäß reichte ein ehrlicher Wunsch, etwas richtig und nach den Vorgaben anderer zu erledigen, nicht aus, damit es auch wahr wurde. Oft schon, ja, durchaus, aber eben nicht immer. Und Mas anlügen oder irgendwelche schwerlich zu haltenden Versprechen machen wollte er nicht.

Kaum hatte er es gesagt, nahm er die Waffe nun das erste Mal genau so in die Hand, wie er es in den nächsten Jahren wohl häufiger tun würde. Er stand sogar dabei auf und stellte sich an den Platz in den kleinen Raum, welcher noch am weitesten von Wänden, Betten und den Stühlen entfernt lag.


„Hm … der Kristall, der mich finden wird, der macht doch die Klinge oder? Und der zweite Kristall? Wozu ist der? Und muss der mich auch finden?“

Thyr hatte noch andere Fragen. Zum Beispiel, wie genau so ein Lichtschwert funktionierte oder wieso die Klinge ab einer gewissen Höhe aufhören konnte, obwohl er im Physikunterricht von nichts gehört hatte, was das erklären konnte. Andererseits hatte er – was sich später als schädlich für Klausuren und Test erweisen sollte – auch oft genug nicht zugehört, sobald es zu tief in die Materie gegangen war. Man brauchte für einen Laser einen Edelstein oder einen Kristall oder so, setzte den unter Storm oder so ähnlich und dann kam ein Strahl heraus, mit dem man arbeiten konnte. Irgendwie so ähnlich würde das Lichtschwert wohl funktionieren und selbst wenn Mas exakt wusste, wie es ging und er jedes Fitzelchen Physik dahinter verstand, Thyr würde sich hüten danach zu fragen. Es war für den Padawan definitiv zu früh am Morgen um sich jetzt schon wieder durch einen staubtrockenen Vortrag einschläfern zu lassen.

Hm. Wie muss man sich eigentlich hinstellen? So? So? Ich hätte besser aufpassen sollen... so? Ne, das sieht komisch aus … so? Ähm , Meister, Hiiiilfe...

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Es war sehr gut, dass Thyr sich mit Mas Idee einverstanden erklärte, denn es ließ darauf schließen, dass er es versuchte, sich an die Waffe zu gewöhnen. Er kam ja sowieso nicht darumherum, sich mit der traditionellen Waffe der Jedi auseinanderzusetzen. Man musste nicht wie Mas einen Großteil seines Trainings auf den Umgang mit dem Lichtschwert verwenden, aber die Grundlagen musste jeder Jedi lernen.

„Ich bin mir sicher, du wirst mich nicht enttäuschen, Thyr. Ich habe noch keinen Jedi gesehen, dem seine Waffe vom Gürtel gefallen ist. Und im Kampf wird manchmal selbst der beste Krieger entwaffnet werden. Wichtig ist, diese Waffe immer bei sich zu haben und zu wissen, wie man richtig mit ihr Umgeht, sodass man keinen Schaden an Unschuldigen oder an sich selbst anrichtet“, merkte Mas noch einmal an.


Die Grausamen Details zu Verletzungen, die ein Lichtschwert anrichten konnte, brauchte sein Padawan zuerst einmal nicht zu hören. Dafür war später noch genug Zeit. Mas nahm sich noch einmal ausdrücklich vor, nicht wieder extrem abzuschweifen und seinen Padawan wieder direkt mit viel zu viel Informationen zu bewerfen.

Währenddessen beobachtete er mit Wohlwollen, wie sich der Junge mit dem Griff der Übungswaffe vertraut machte. Thyrs Angst schien einer Mischung aus Respekt und Neugier gewichen zu sein, was eine sehr gute Kombination für die ersten Lektionen an der Waffe war. Man durfte nie zu leichtsinnig da heran gehen. Mas hatte diesen Fehler auch in seiner Ausbildung mit dem Lichtschwert begangen, aber er hatte daraus gelernt.

Sein Padawan stand kurz darauf sogar auf, nahm die Waffe in beide Hände und hielt sie wie zum Angriff bereit. Mas dachte schon, dass er sie jeden Moment einfach ohne vorherige Anweisung aktivieren würde. Zwar konnte nicht viel passieren, aber Thyr würde die ausdrücklich Anweisung seines Meisters dahingehend ignorieren, was nicht Sinn und Zweck der Übung war.

„Der zweite Kristall dient zur Stabilisierung der Klinge. Meines Wissens nach werden sie synthetisch im Orden hergestellt, aber ich kann nicht ausschließen, dass es auch natürliche Kristalle gibt, die man hierfür verwenden kann“, tatsächlich hatte Mas sich mit dem Fokussierungskristall noch nicht genauer befasst.


Wollte er bei seinem irgendwann neu konstruierten Lichtschwert einen natürlichen Kristall als Fokussierung benutzen? Wenn es sie gab. Und wo waren sie zu finden? Er beschloss, dass dieses Thema einer genaueren Recherche in der Bibliothek des Ordens bedurfte.

„Ich werde das auf Coruscant nachschauen, Thyr, ich weiß die Antwort darauf noch nicht!“

Das war genau das, was er Thyr vorher, als sie über den Kodex geredet hatten, vermitteln wollte. „Es gibt keine Unwissenheit, nur Wissen.“ Mas wusste auch sehr viele Dinge nicht, aber er wusste, dass dieses Wissen existierte und es ihm zugänglich war. Hier natürlich einfacher als bei manchem anderen Thema, aber das spielte gerade keine Rolle.

Dennoch spürte Mas kurz darauf eine große Verwirrung seines Padawans, der noch immer in der Mitte des Raumes mit dem Lichtschwert in beiden Händen stand. Das konnte kaum seiner Frage über die Kristalle gelten. Der Jedi überlegte kurz, bis ihm klar wurde, dass es auf der Hand lag: Thyr musste sich Fragen, wie die Grundlegende Haltung mit dem Lichtschwert in der Hand aussah.

„Lass mich raten, Thyr, du fragst dich, wie die Haltung aussieht, wenn man das Lichtschwert in der Hand hält, stimmts?“, Mas blickte seinen Padawan mit seinem schelmischen Lächeln an und machte eine Geste, dass sein Padawan ihm folgen sollte, ohne eine Antwort auf diese rhetorische Frage zuzulassen. „Hier ist viel zu wenig Platz für ordentliche Übungen. Auch wenn ich es eigentlich langsam angehen lassen will, mit deinem Lichtschwerttraining, kann es vielleicht nicht schaden, auch die Grundlagen so als Trockenübung durchzugehen.“

Mas ging durch das Schiff in den Frachtraum. Dies war der einzige Raum, der halbwegs groß genug war, um ordentliche und gefahrlose Bewegungen auszuführen. Zwar war das nur das Minimum des Anspruches an einen Trainingsraum, aber sie waren eben noch nicht in Coruscant. Lediglich ein paar Kisten standen im Weg einer freien, größeren Fläche in der Mitte des Frachtraumes. Der Jedi zuckte ungeniert mit den Schultern und levitierte die Kisten zur Seite, sodass sie jetzt eine freie Fläche hatten, bei der sie nebeneinander oder gegenüber stehen konnten, ohne sich permanent mit den Armen und Händen im Weg zu sein.

„Das hier ist viel besser. Platz ist immer wichtig, wenn man solche Bewegungen übt, einfach um sie ohne Hindernisse trainieren zu können“, dies musste als Begründung für diese kurzfristige Aktion für Thyr genügen. Mas dachte gar nicht daran eine Pause zu machen. Stattdessen stellte er sich vor Thyr auf und fuhr fort:


„Ich möchte nicht wieder zu sehr ausschweifen, aber nur zu deiner Information, Thyr, die Jedi kennen im Grunde sieben unterschiedliche Lichtschwertformen. Diese haben sich nacheinander entwickelt und allesamt einzelne Stärken und Schwächen. Das jetzt genau zu erklären sprengt den Rahmen viel zu sehr und ist im Endeffekt auch nicht relevant für einen Anfänger. Als Grundlage für das beginnende Training mit dem Lichtschwert dient seit jeher Form eins, häufig auch Shii-Cho. Sie wird auch der Weg des Sarlacc genannt und ist die älteste der Lichtschwertformen. Sie stammt sogar noch aus der Zeit, als die ersten Lichtschwerter die traditionellen Klingen ersetzten. Sie ist recht ausgewogen und bietet eine gute Grundlage sich sowohl im Nahkampf als auch im Fernkampf zu verteidigen…“

Mas stellte sich nun, um es Thyr zu demonstrieren, in der Grundstellung von Form I auf. Dabei stellte er seinen linken Fuß nach vorne, den rechten ein wenig nach hinten versetzt und ging dabei leicht in die Knie. Den Oberkörperrichtete er nach vorne. Danach nahm er sein Lichtschwert vom Gürtel und hielt es mit beiden Händen nach vorne, von seinem Körper Weg. Bewusst aktivierte er auch seine Klinge nicht, wie er es sonst bei jeder Übung tun würde, um seinen Padawan nicht zu verschrecken. Stattdessen blieb er so stehen und sprach weiter.

„Im Grunde ist diese Stellung sehr einfach. Sie konzentriert sich auf einen festen Stand, der aber immer noch elastisch genug ist, auch mit einer flexiblen Bewegung zu reagieren“, bei diesen Worte klopfte er auf seine leicht gebeugten Knie und fuhr fort. „Dabei nimmst du den Schwertfuß, also die Seite, mit deren Hand du dein Lichtschwert hältst, leicht nach hinten und den gegenüberliegenden Fuß nach vorne, wie ich es auch gemacht habe. Das Schwert wird mit zwei Händen gehalten und achte darauf, dass du den Griff und damit auch später die aktivierte Klinge leicht von deinem Körper schräg nach oben weghältst. Versuch es einfach mal, dich so hinzustellen und dann das Lichtschwert ausgeschaltet so wie bei mir in beide Hände zu nehmen und vor den Körper zu halten. Die Stärke von Shii-Cho liegt in seiner Einfachheit und in seiner Vielseitigkeit, aber gleichzeitig ist der Stil auch nicht spezialisiert und findet darin seine Schwächen.“


Mas schaffte es gerade noch so, seine Ausführungen zu unterbrechen, da er selbst festgestellt hatte, schon wieder dabei zu sein, abzuschweifen. Er hätte jetzt noch über die Entwicklung von Form II referieren können, und was dazu geführt hatte, dass sie eben speziell gegen die Duellweise mit Shii-Cho entwickelt worden war. Stattdessen beobachtete er jetzt Thyr dabei, wie dieser die gerade vorgegebene Haltung am einnehmen war und bereitete sich darauf vor, korrigierend einzugreifen. Es war leicht für Mas zu akzeptieren, dass Thyr kein Kämpfer war und es auch nie werden würde, aber das bedeutete nicht, dass er ihm die Grundlagen schludrig beibringen würde. So viel Zeit musste sein, auch wenn man sich eigentlich auf andere Disziplinen konzentrieren wollte.



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Zur Stabilisierung diente er und war oft oder vielleicht auch immer nur künstlich. Damit war für Thyr alles notwendige gesagt worden und er würde Mas so schnell nicht wieder nach dem zweiten Kristall fragen. Das sein Meister nicht mehr wusste und deshalb extra dafür auf Coruscant nachlesen wollte, was genau es damit auf sich hatte, erzeugte in dem Padawan einen kurzen Stich der Reue, weil er das gar nicht beabsichtigt hatte. Er war sogar kurz davor Mas davon abzuraten, schluckte es dann aber herunter, weil das Wissen später auf Ilum vielleicht doch wichtig war. Wobei darauf wiederum der nächste Gedanke folgte, der Thyr auch weiterhin ein schlechtes Gewissen bescherte. Er musste nämlich zugeben, dass wenn er schon ein Lichtschwert tragen musste, dann hätte er schon gerne ein besonderes. Auf Bandomeer hatte er – vor der Entdeckung seiner Machtsensitivität - schlicht nie die Chance erhalten, sich besonders zu fühlen oder irgendetwas zu besitzen, was nur er hatte. Ihn hatte deshalb nicht gleich der Neid aufgefressen, doch Kinder und Jugendliche verglichen sich dann eben schon gerne mit Gleichaltrigen und konnten weniger gut damit umgehen, wenn sie „benachteiligt“ wurden und Thyr war da keine Ausnahme gewesen und wie er nun feststellen musste, war dieser Wunsch nach einem Alleinstellungsmerkmal nach wie vor tief in ihm verwurzelt. Was zuvor kein Problem gewesen war. Nun, als Padawan, nahm er an, dass er so nicht denken sollte, das er so nicht sein sollte.

All das kam jetzt aber nicht zur Sprache. Auf Thyrs stummes Drängen nach Hilfestellung, wies Mas darauf hin, dass ihr Quartier zu klein war und sie gingen in den Frachtraum, wo sein Meister sogleich ein wenig für Platz sorgte. Und das mit einer Beiläufigkeit, die den Padawan nach wie vor beeindruckte. Bevor es mit der Übung losgehen konnte, wollte Thyr aber noch richtig antworten. Bei dem zweiten Kristall hatte er nur schülerhaft einsilbig geantwortet und genickt, wie man es eben so tat, wenn man etwas erfuhr, dass einem gerade nicht weiter brachte oder womit man überhaupt nichts anfangen konnte.


„Ihr müsst nicht unbedingt nachschauen, wie das mit dem zweiten Kristall ist.“
sagte er deshalb und versuchte sich damit durchaus auch selbst zu läutern, da er inzwischen absolut sicher war, dass es sich für einen Jedi, egal ob man nun Schüler von Mas Nerlo war oder nicht, nicht gehörte, wenn man solche Wünsche hatte.

Da das Thema aber im Prinzip – vorerst – durch war, ging es nun mit der ersten Form los, wie Mas erklärte. Dem sogenannten Shii-Cho. Er erklärte sogar ein bisschen über die Geschichte und Thyrs Zunge war schon wieder kurz davor gewesen, eine Frage aus seinem Mund heraus zu werfen, doch er presste die Lippen zusammen. Bevor Mas das Lichtschwert ausgepackt hatte, war das Hinauszögern dieser Übungen bewusst wie unbewusst Thyrs Taktik gewesen. Nun akzeptiere er sein Schicksal und er wollte Mas nicht ständig unterbrechen. Falls er jemals genug Interesse aufbringen würde, um sich wirklich mit den Lichtschwertern und ihren Formen zu beschäftigen, er würde sich das alles selbst anlesen. Versprach er sich gerade selbst. Wenn auch mit dezent ironischem Unterton, da er nicht glaubte, dass dieser Tag jemals kommen würde.

Mas erzählte aber nicht nur, er führte auch vor. Und sprach dabei weiter. Konzentriert starrte Thyr ihn dabei an und stellte sich schließlich direkt neben den Jedi Ritter, um die Pose mit seinem eigenen Lichtschwertgriff zu kopieren, wobei die unterschiedliche Physis für eine gewisse Verschiebung bzw. Fehlstellung bei dem Padawan führte, die Mas aber schnell zu korrigieren wusste, als hätte er schon genau gewusst, inwiefern Thyr etwas falsch machen würde.


„So, ja? Hm … okay … ich denke … das kriege ich hin. Hm... ihr sagtet, man kann sich damit auch im Fernkampf verteidigen.“

Thyr machte sich ein wenig locker und senkte seine beiden Arme und damit auch das Lichtschwert.
„Ich glaube, dass würde ich gerne lernen. Wie man sich und andere verteidigt. Nicht unbedingt der Angriff, für ein Duell oder so. Ist Shii-Cho dafür da? Oder gibt es bei den anderen sechs Techniken eine, die besser geeignet ist?“

Woher stammte eigentlich dieser Name? Thyr konnte zugegebenermaßen nur 2 1/10 Sprachen, aber dieser Eigenname klang so gar nicht nach Basic, Meerianisch oder Huttisch.
Es ist aber auch die erste Form von vor wer weiß wie vielen Tausend Jahren. Die Sprache gibt es wahrscheinlich gar nicht mehr.
Während Mas antwortete, fiel dem Padawan außerdem noch auf, dass in den Holofilmen über Jedi nie über die Formen geredet worden war und es hatte wirklich viele Techniken gegeben. Manche hatte man nur zur Abwehr von Blastergeschossen benutzt, andere zur Verteidigung und dann hatte es natürlich diese wilden und akrobatischen Angriffe gegeben, wobei Letztere sicherlich gut zu Mas passten, auch wenn sie in den Filmen hauptsächlich von Sith eingesetzt worden waren...

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Es war eine nette Geste von Thyr, zu sagen, dass Mas doch nicht die Bedeutung und die Arten von Fokussierkristallen nachschauen musste, jedoch hatte er es sich bereits so oder so vorgenommen, auch weil er sich dieses Wissen für die Konstruktion seines eigenen Lichtschwertes aneignen wollte. Kommentarlos nickte er jedoch die Aussage beiseite, es gab wichtigeres, auf was sie sich jetzt in diesem Moment fokussieren mussten.


Zwar war die Grundstellung des Shii-Cho ziemlich einfach zu erlernen und Thyr machte dies bereits bei seinen Ersten Versuchen keinesfalls schlecht. Was Mas nicht passte Korrigierte er entweder durch verbales oder physisches Eingreifen.

„Sehr gut Thyr, ein guter Stand ist sehr wichtig, ebenso wie sein Lichtschwert nicht zu fest zu greifen. Natürlich auch nicht so locker, dass es einem leicht aus der Hand rutschen kann, aber klammer die nie am Griff fest, dass kann eher dazu führen, dass die Waffe dir aus der Hand geschlagen wird“, mit diesen Worten deutete er auf die Hände seines Padawans, die wie so häufig bei den ersten Versuchen viel zu verkrampft den Griff umklammerten.


Kleinigkeiten, aber diese konnten gravierende Folgen haben und wenn die Grundlagen nicht funktionierten, konnte man natürlich auch keine Fortgeschrittenen Techniken erlernen. Mas selbst hatte sich erst kürzlich mit den Grundlagen der ersten sechs Formen, soweit er sie nicht schon tiefer erlernt hatte, befasst um zumindest rudimentär ein Verständnis für ihre Stellungen, Stärken und Schwächen aufzubringen. Dies würde mit Sicherheit auch Thyr zu Gute kommen.

Dieser hatte sich bis jetzt erstaunlicherweise sehr gut mit seiner neuen Waffe arrangiert, stellte sogar wieder Fragen zum Kampfstil und hatte offenbar auch schon eine gewisse Vorstellung, wie sein Stil einmal aussehen konnte. Das war in den Augen des Jedi-Ritters ein mehr als gutes Zeichen und er nickte Thyr anerkennend zu.

„Es ist immer gut eine gewisse Vorstellung von seinem Stil zu haben. Und ja, die Jedi kennen eine Form, die sich speziell auf die Verteidigung fokussiert. Sie wurde zu der Zeit entwickelt, als sich Blaster rasant in der Galaxis verbreiteten, dient aber ebenso auch als Defensive Antwort auf den allzu duellistischen Stil der Form zwei. Es handelt sich dabei um die dritte der traditionellen Lichtschwertformen, auch Soresu oder der Weg des Mynock, genannt. Ich kann dir gerne die Grundlagen dieser Form zeigen und sie dich lehren, aber vorher gilt es für dich zuerst einmal die Grundlagen des Shii-Cho zu meistern, da es von dort aus wesentlich einfacher ist, sich andere Formen des Lichtschwertkampfes anzueignen“, Mas hatte es diesmal geschafft nicht direkt wieder abzuschweifen und auch noch zusätzlich die Geschichte der Form II zu erzählen.


Stattdessen wandte er sich jetzt wieder dem Training mit der Form I zu.

„Gut, jetzt werden wir ein paar grundlegende Bewegungen des Shii-Cho durchgehen. Geh bitte wieder in die Grundstellung, wie ich es dir gerade gezeigt habe, Thyr…“

Mas machte eine Pause, brachte seinen eigenen Körper wieder in die Grundstellung und korrigierte dann noch eine Kleinigkeit an Thyrs Haltung des hinteren Fußes, den er zur Seite abwinkeln sollte, dann fuhr er mit der Erklärung der Bewegungen fort.

„Zuerst werden wir ein paar Bewegungen durchgehen. Diese dienen als Grundlage, um dir zu zeigen, wie sich der Stil zusammensetzt. Natürlich kannst du sie später auch anders kombinieren und abwandeln und so weiter. Rein nach einem Muster einen Schlagabtausch zu führen ist nur am Anfang beim Lernprozess zielführend und wird dennoch für spätere Kreativität benötigt. Also pass gut auf, wenn ich dir jetzt mit meinem aktivierten Lichtschwert die Bewegungen vorführe, damit du sie besser nachahmen kannst…“

Mas stellte sich ein paar Schritte von Thyr weg, so dass dieser seine Bewegungen gut beobachten konnte. Zwar vertraute der Jedi in seine Fähigkeiten mit der Waffe, aber wie sich sein Padawan in dieser Situation verhalten würde war für ihn nicht ganz einzuschätzen und so würde er auf Nummer sicher gehen.

Danach atmete er einmal aus, während er noch einmal kurz seinen Griff um das Lichtschwert anpasste. Dann erwachte die Klinge mit dem vertrauten Zischen. Danach führte Mas eine einfache Angriffsbewegung aus.

Zuerst hob er die Klinge rechts über die Höhe seiner Schulter und dehnte seinen Oberkörper, um zu einem weiten Schlag auszuholen. Dann führte er einen von rechts oben bis in die Mitte seines imaginären Gegners geführten Schlag mit seinem Lichtschwert aus. Damit fertig ging er wieder in die Grundstellung der Form.

Danach drehte er seinen Oberkörper nach links und hob seine beiden Arme nach links, diesmal jedoch deutlich näher an seinem Körper und nicht zum Angriff, sondern zur Verteidigung seiner linken Körperseite, die Klinge jedoch bog sich dabei auch nach innen über seinen Kopf, um so einen von oben geführten Schlag abwehren zu können. Aus dieser Bewegung herausfließend, aber so langsam, dass es Thyr gut sehen konnte führte er dann einen auf Halshöhe geführten Schlag Schlag nach links aus, um danach wieder in die Ausgangsstellung zu gehen.

„Das waren jetzt einmal zwei Bewegungsmuster. Das eine ein einfacher von oben geführter Angriff, die Zweite Bewegung war ein Block eines Angriffes von links oben gefolgt von einem nach links geführten Schlag“, mit diesen Worten deaktivierte Mas sein Lichtschwert fürs erste wieder und fuhr dann fort. „Wichtig sind beim Shii-Cho die einfach geführten Bewegungen, immer vor dem eigenen Körper. Dabei gibt es logischerweise nicht nur diese Angriffe, die ich dir gerade gezeigt habe. Die Defensive ist ebenso von einfachen Paraden und entsprechenden Bewegungen geprägt, die man sowohl zum Ablenken von Lichtschwertern als auch von Blasterschüssen verwenden kann. Dazu haben wir Jedi spezielle Trainingsdrohnen, die Blasterschüsse simulieren, die nur ein wenig piksen. Aber fürs Erste werden wir das ganze trocken üben.“

Mas hatte gerade auch keine Lust, zurück zu ihre Koje zu laufen und eine der Drohnen aus seinem Rucksack zu holen. Dazu hatten sie später, wenn Thyr einmal die Grundlagen verstanden hatte, noch immer Zeit.



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Die Sache mit dem Lichtschwert hatte ja dann doch recht einfach begonnen, nur um dann eine unerwartete Wendung zu nehmen, als es um die Festigkeit des Griffes ging. Klingt einfach? War es für Thyr nicht. Mas Warnung, sich nicht an den Griff festzuklammern, weil er dann aus den Händen geschlagen wurde, drohte ihm doch auch, wenn er sie zu lasch um den Zylinder legte. Deshalb folgte in den nächsten zwei Minuten ein komisches Theaterstück, in welchem der Meister dem Schüler ganz genau, also wirklich ganz ganz genau, zeigen musste, wie fest er zupacken durfte. Thyr schob dafür sogar die Ärmel hoch und gab dann richtig Gas, sodass selbst seine schmächtigen Muskeln unter der Haut hervorstachen. Dann nahm er immer mehr Kraft weg, bis Mas zufrieden war. Dann noch ein paar mal losgelassen und den selben Druck erneut aufbauen und schließlich, es waren wohl fünf Minuten vorbei, schien Thyr den Dreh raus zu haben. Zumindest in dieser Situation. Ob er es ebenso konnte, wenn er bedroht wurde? Es würde sich wohl zeigen müssen. Aber dann wohl eher auf Coruscant.

„Soresu.“ wiederholte Thyr flüsternd, als Mas ihm von der Form III erzählte. Wobei erneut der Name von etwas fiel und nun war die Zunge des Padawan doch schneller als sein Verstand, denn er fragte:
„Was ist ein Mynock? Und dieses Sarlacc? Sind das die Personen, die diese Techniken erfunden haben?“

Die Fragen wurden auch beantwortet, wobei Thyr danach verlegen lächeln musste. Nicht, weil jedes Kind diese Wesen kannte, sondern weil ihm dann schließlich doch einfiel, dass er die Mynock zumindest vom Namen her kannte, weil mal ein Frachterpilot über sie gesprochen hatte. Klein und grün hinter den Ohren, wie er gewesen war, hatte er den Zusammenhang aber nicht verstanden.

Da das Thema schnell abgehakt war, ging es mit der Form I weiter, da diese als Grundlage für alles galt und nicht ausgelassen werden sollte. Da Mas für Thyr eine Koryphäe im Lichtschwertkampf war – und das unabhängig davon, dass er seinen Meister nie hatte ernsthaft kämpfen sehen -, kam es dem Padawan gar nicht in den Sinn, die Entscheidung des Jedi Ritters in Frage zu stellen. Er hätte ihm alles verkaufen können. Es folgten ein paar Erklärungen und dann stellte sich Mas auch schon neu auf und Thyr ahnte schon, dass er jetzt lieber zur Seite gehen sollte und tat das dann auch, wobei eine Wand recht schnell in seinem Rücken auftauchte. Ein oder zwei Herzschläge dauerte es noch, dann erwachte die grelle weiße Klinge mit dem blauen Schimmer zum Leben. Kurz fochten Thyrs instinktive Furcht vor der tödlichen Waffe und der Schönheit dieser miteinander, dann mischte sich das geradezu meditative Summen der aktiven Waffe ein und irgendwie entspannte sich der Padawan ein wenig. Auch wenn das Vertrauen in die Fähigkeiten seines Meisters deutlich mehr zur Entspannung beitrug.


Es folgten zwei einfache Bewegungen, die selbst Thyr nicht kompliziert vorkamen und bei denen er sich relativ sicher war, dass selbst er das hinbekommen würde. Wobei man dann natürlich die geschliffene Eleganz seines Meisters abziehen und seine eigene kantige Grobschlächtigkeit hinzu rechnen musste. Aber im PRINZIP würde er es genau so schaffen können. Thyr war doch tatsächlich optimistisch. An das Kombinieren von Schlagabfolgen wollte er aber noch nicht denken. Und kreativ werden. Ich. Hah. Na mal schauen.


Mas erklärte noch ein wenig und dann begann ein Training, welches bis zur Ankunft im Orbit von Coruscant andauerte und nur durch körperlich bedingte notwendige Pausen unterbrochen wurde. Da der Stadtplanet – in Hyperraumrouten gemessen – eine halbe Galaxis von ihrem Startpunkt entfernt lag, hatten sie viel Zeit. Einen Monat genau gesagt. Die erste Woche blieben sie bei den Trockenübungen und Mas testete Thyr jeden Tag, manchmal auch mehrfach, ob er das Lichtschwert immer noch richtig festhielt und dies auch unter Stress nicht vergaß. Anfangs ging das natürlich schief, da Mas nie ankündigte, wann er seinen Schüler mal spontan testete. Ebenfalls geübt wurde der Stand und dann auch immer mit beiden Beinen als „Führungsbein“. Abgeschlossen wurden die Tage dann immer mit Meditation, in welcher Thyr der Macht näher zu kommen versuchte, während sein Körper eigentlich schon nach Schlaf und Ruhe schrie.


Ab der zweiten Woche wurde die Trainingsklinge dann aktiviert, was im Prinzip nichts hätte ändern sollen, da sie fast keine Masse besaß. Tat es aber, denn eine glühende blau schimmernde Klinge teilweise keine dreißig Zentimeter vom Gesicht entfernt schweben zu haben und nur ein Stolpern davon entfernt zu sein, sich diesen Stab ins eigene Fleisch zu drücken, änderte doch einiges und es war fast so, als hätten sie die letzte Woche gar nichts geleistet. Es zeigte sich, dass Thyr sich derart darauf konzentrierte, sich und Mas nicht zu verletzten, dass er hinten herum den Stand versemmelte und den Griff nicht mehr richtig festhielt, weshalb es dem Jedi Ritter nicht schwer fiel ihm die Waffe aus den Händen zu schlagen. Von Angst auf gesundem Respekt umzustellen brauchte dann ungefähr zwei Tage. Inklusive etwas, von dem Mas womöglich nicht einmal wusste, weil der Schüler einen Moment abpasste, in welchem sein Meister nicht im Raum war. Thyr schlug sich selbst mit der Klinge auf den linken Unterarm, wohl wissend, dass die Stelle sich verfärben konnte und sein Meister würde es trotzdem nicht merken, da über dieser ja seine Tunika lag. Und es zwickte tatsächlich ordentlich, doch rückblickend betrachtet war es doch nicht so schlimm wie gedacht. Eher so, als hätte Nil ihn mal wieder gekniffen und nicht verbrannt. Gegen das Gesicht wollte er die Klinge immer noch nicht kriegen, aber in den darauffolgenden Tag besserte sich seine Beziehung zum Lichtschwert und ab der dritten Woche schien es nie ein Problem gegeben zu haben.


Was nicht ganz stimmte, weil Thyr sich wohl bewusst war, dass ihn das Trainingslichtschwert nur bei dem dümmsten aller anzunehmenden Zufälle ernsthaft verletzen konnte. Für die letzten zwei Wochen spielte das aber keine Rolle. Fast alle vier Tage kam ein neues Muster dazu und wurde integriert, wobei Mas auch jedes Mal auf Vor- und Nachteile einging. Was sie in dieser Zeit hingegen nie probierten, war dieser Teil mit der Kreativität. Thyr war, da waren sich beide einig, noch nicht so weit. Im Bereich der Macht näher kommen machten sie auch ein paar Fortschritte. Vor allem in den letzten paar Tagen, in welchem sich der Padawan bzw. sein Körper endlich an die täglichen Trainingseinheiten gewöhnt hatte, weshalb er abends nicht mehr ganz so fertig war. Wobei das mit dem „abends“ eine witzige Sache war, denn eigentlich waren Mas und er immer ungefähr 14 Uhr ins Bett gegangen, da die Haruun Kal Planetenzeit sich natürlich von der galaktischen Standardzeit unterschied. Doch sein Meister und er waren beide noch jung und die Umstellung würde ihnen leicht fallen, war sich der Jedi Ritter sicher und bisher sprach alles dafür.


Am letzten Tag im Hyperraum wollten sie Thyrs Training mit einem besonderen Erfolg krönen und gleich zwei neue Dinge ausprobieren. Einmal ein komplettes „Schattenduell“, bei dem es um die Anwendung alles gelernten ging und schließlich die Anwendung der ersten sogenannte aktiven Grundfertigkeit, der Levitation. Um es kurz zu machen: Letzteres funktionierte überhaupt nicht. Womöglich, so mussten die beiden sich eingestehen, hätten sie das „Duell“ vielleicht lieber danach und nicht davor machen sollen. Doch immerhin dieses war für den Padawan eine Erfahrung gewesen. Der Grund, weshalb es pro Woche meist nur ein neues Bewegungsmuster gegeben hatte, war nicht, weil Thyr so lange brauchte, um sie zu erlernen. Sondern um sie zu kombinieren und Mas war es wichtig gewesen, dass er sich dabei nicht wie Steifgefrorener bewegte. Oder anders ausgedrückt: Nicht das Muster selbst, sondern der Moment dazwischen war wichtig und genau das hatte ungefähr 75% der Zeit gekostet. Im Frachtraum hatte es zwar keine Spiegel gegeben, doch Thyr hatte auch so gemerkt, dass er am Anfang tatsächlich ziemlich unbeholfen war. Statt geschmeidig den Wechsel von einem Muster zum anderen zu vollziehen, sodass ein Kontrahent diesen gar nicht mitbekam, hatte man es sofort gesehen und der Meister hatte seinem Schüler am Start eines neuen Musters auch immer die Zeit gegeben, sich selbst Gedanken zu machen, wie er diesen lückenlosen Übergang hinbekam. Am Ende reichte dieser eine Monat aber nicht aus, damit Thyr das ohne Hilfe schaffte. Das „Schattenduell“ am letzten Tag im Hyperraum war für Thyr dennoch ein Erfolg, denn auch wenn sein Stil nach wie vor Ecken und Kanten besaß, hatte es sich nie „organischer“ angefühlt als zu diesem Zeitpunkt. Abgeschlossen wurde es dann im Übrigen durch eine von Thyrs eignen Wünschen, nämlicher durch den Einsatz der Übungsdrohne. Angespornt durch seinen Erfolg, sollte sein Meister diese sogar nicht nur auf der niedrigsten Stufe einstellen, bei der selbst ein Ungeübter ohne große Verbindung mit der Macht mithalten konnte. Nein, er hielt sich ja für besser. Natürlich irrte er sich und wurde regelrecht zusammengeschossen. Thyr hatte zwar nicht mitgezählt, aber gefühlt nur 1/3 der betäubenden Blitze getroffen. Der Rest war durch die Tunika hindurch auf seine Haut geprallt.


Dieser kleine Misserfolg, der Thyr tatsächlich ein wenig runter gezogen hatte, weil er sich für besser gehalten hatte, war aber von Mas vollständig negiert worden, als dieser verkündete, wie stolz er auf Thyr war, da er binnen eines Monats seine Scheu vor dem Schwert abgelegt und zugleich Ehrgeiz entwickelt hatte, nicht nur das Mindeste zu tun. Und sein Meister hatte recht, wie dem Padawan aufgefallen war. Kaum hatte er akzeptiert, dass er sich jetzt damit auseinandersetzen musste, hatte er es auch richtig machen wollen. Der Wunsch nach Vermeidung von Erschöpfung und Schmerz war verschwunden und nur noch das gute Gefühl geblieben, welches den Körper durchströmte, wenn man nach einem harten Tag ins Bett fiel und sich ausruhen konnte. Warum ihm dies hier, in dieser engen Dose aus Durastahl, ganz wenig Transparistahl und viel millionenfach aufbereiteter Atemluft passierte, konnte sich der junge Farmerssohn nicht erklären. Reichte es wirklich aus, dass er ein konkretes Ziel besaß, um solche Widrigkeiten zu überstehen und ihnen manchmal sogar etwas positives abzugewinnen? In der Schule war das nämlich nie passiert.


Diese Frage hing dem Padawan auch noch nach, als er und sein Meister kurz vor dem Verlassen des Hyperraums wieder im Cockpit saßen. Der eine Monat war an den beiden Machtnutzern nicht gänzlich spurlos vorbei gegangen. Beide waren ein wenig blasser geworden und während dort die Veränderungen bei Mas mehr oder weniger auch schon beendet waren, konnte man an Thyr seinen Wunsch ablesen, sich einen Bart wachsen zu lassen, auch wenn es dazu noch nicht so recht reichte. Einer seiner Lieblings-Holofilm-Jedi trug nämlich auch einen und sah damit richtig cool aus. Im Kampf wirkte er damit bedrohlicher, während er in ruhigeren Zeiten weise und wie ein Vater wirkte. Also so ziemlich genau das, was auch Thyr wollte...


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TW: nach Coruscant
 
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