Tagespolitik allgemein

Vor allem provoziert Trump damit die Demonstranten. Wär es mal nicht an der Zeit für eine versöhnliche Rede des Präsidenten an die amerikanische Bevölkerung? In solchen Zeiten ist das mehr als notwendig.
 
Während das gesamte Land über einen rassistischen Mord aufgebracht ist, demonstriert und viele Chaoten auch randalieren, kündigt Trump an "die Antifa" als Terrororganisation einzustufen. Da frage ich mich wie soll das gehen? Es gibt nicht "die Antifa" und jeder US-amerikanische Held im zweiten Weltkrieg ist streng genommen Teil der antifaschistischen Bewegung. Jeder Demokrat sollte das meiner Meinung nach sein.
Wir hatten diese Diskussion hier schon mal, wenn ich mich recht erinnere: Die Antifa als homogene Masse, Organisation oder Verein gibt es nicht. Es gibt nicht den Anführer oder Leiter der Antifa.
Es gibt militante, linksextreme Gruppen die unter dem Banner von antifaschistischen Aktionen gegen alles pöbeln, hetzten und randalieren was nicht in ihr Weltbild passt. Natürlich gehört sowas verurteilt und verboten, aber wie man jetzt "die Antifa" als Terrororganisation einstufen möchte bleibt interessant.

Bei dem Thema bin ich zwiegespalten. Zunächst einmal: Es ist nichts falsch daran, antifaschistisch eingestellt zu sein - im Gegenteil sollte das eigentlich zum Selbstverständnis eines jeden Demokraten gehören, wie du ganz richtig schreibst.

Was aber das Thema Antifa angeht: Das hat mit Demokratie schon nichts mehr zu tun, sondern ist nur die Kehrseite der Extremismus-Medaille, die nicht besser ist als das, wogegen sie sich stellt. Du schreibst, und ich habe das auch schon oft gelesen, dass es "die" Antifa als Organisation nicht gibt. Das mag stimmen, dass sie nicht konkret irgendwo festgeschrieben ist. Aber es hat schon seinen Grund, dass viele Leute, und da zähle ich mich selbst mit dazu, die von dir genannten Aktionen militanter, linksextremer Gruppen sofort mit dem Begriff "Antifa" in Verbindung bringen. Natürlich könnte man den Begriff auch als Sammelbegriff für alle Menschen sehen, die sich gegen faschistisches Gedankengut aussprechen. Ich glaube aber, dass die wenigsten, auch nicht die, die sich zur Antifa zugehörig fühlen (und solche Leute sprechen übrigens durchaus auch von "der" Antifa), den Begriff so weit fassen. Ich hatte schon mehrmals mit Leuten, die laut eigener Aussage bei "der" Antifa waren, zu tun, und kann dir aus meiner Erfahrung versichern, dass keiner von ihnen die Demokratie nach dem Verständnis, welches wir beide wohl davon haben, geschätzt hat, und dass jeder von ihnen antidemokratische und nicht mit den Prinzipien des Rechtsstaats vereinbare Mittel wie Gewalt als völlig legitim gegen "Nazis" - wozu nach deren Weltbild übrigens auch Leute aus der politischen Mitte oder sogar gemäßigte Linke gehören - ansah.

Was nun speziell die Situation in den USA und Donald Trumps Ankündigung betrifft: So weit rechts und so faschistisch wie Trump eingestellt ist, kann ich mir durchaus vorstellen, dass nach seinem Weltbild sowieso alle demokratisch denkenden Menschen unter dem Begriff "Antifa" zu subsumieren sind. Insofern hat er, wenn er davon spricht, vermutlich nochmal eine ganz andere, ganz eigene Konzeption, die sicher nicht der Realität entspricht.

Summa summarum: Wenn es darum geht, gegen Rassismus und gegen Faschismus eingestellt zu sein, dann bin ich dabei. Das hat für mich übrigens auch nichts mit "links" zu tun, sondern es ist eine ganz grundlegende Selbstverständlichkeit, die eigentlich alle Menschen vom linken Spektrum über die politische Mitte (in der ich mich verankert sehe, um es mal so deutlich zu sagen. Ich denke aber, dass man das anhand meiner Beiträge hier und auch anhand meiner hier bereits Geführten Diskussionen ganz gut herauslesen kann ;)), ja sogar bis hin zum gemäßigten (!) rechten Spektrum miteinander verbinden müsste. Was aber das betrifft, was hierzulande gemeinhin unter dem Begriff "Antifa" verstanden wird und ja auch selbst unter diesem Begriff operiert, bin ich mehr als nur vorsichtig.
 
Vor allem provoziert Trump damit die Demonstranten. Wär es mal nicht an der Zeit für eine versöhnliche Rede des Präsidenten an die amerikanische Bevölkerung? In solchen Zeiten ist das mehr als notwendig.

Das wäre angesichts seines bisherigen Habitus schon als grotesk einzustufen.

Aber ja, für Einsichtigkeit sollte man in der Situation dankbar sein.
 
Ehrlich. Wenn es Trump nicht mal schafft eine Rede zu halten, um die aufgebrachte Nation zu beruhigen. Wofür ist er dann da? Solche Reden sind das absolute Minimum in dem Job.
 
@Aurelian Natürlich waren die USA schon immer ein Land in dem Rassismus strukturell und institutionell bedingt war. Das ganze Land gibt es, vereinfacht gesagt, im Grund genommen ja erst dadurch, dass indigene Völker getötet oder beraubt wurden. Ich meinte damit eher der Steoretyp "American Dream" wird immer offensichtlicher nicht mehr erreicht.

@Admiral X
Also es gibt "die Antifa" nicht, aber "die Leute" die sich als "die Antifa" sehen und deswegen gibt es "die Antifa" eben doch!? :konfus:
Noch mal: Antifa = eine Abkürzung für Antifaschismus = Gegen Faschismus sein.

Ja, es gibt autonome, gewaltbereite, linksextreme Gruppen, die sich selbst zur Antifa-Bewegung zählen. Dann spricht man aber in der Regel von einer "autonomen Antifa" und selbst das ist noch eine sehr inhomogene Bewegung.

Man darf "die Antifa" also gerne differenziert betrachten. Aber wie gesagt: Das wurde in diesem Thread schon unlängst von verschiedenen Usern immer und immer wieder beschrieben.

Ansonsten operiere ich ungern in einem simplen links-rechts Schema. Dafür ist unsere politische Landschaft mittlerweile viel zu divers, denn ich möchte ungern eine CDU mit einer NPD über einen Kamm scheren. ;)
 
Es ist genau anders. Antifa steht für die Antifaschistische Aktion, die ursprünglich zur KPD gehörte und nach der sich heute viele verschiedene Gruppen benennen. Nicht jedoch für die politische Strömung des Antifaschismus an sich.

Okay, das mag sein. Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass es "die Antifa" als autonome, gewaltbereite, linksextreme Terrororganisation nicht gibt.
 
Das mag ja sein. Aber prinzipiell ist "Die Antifa" im Sinne von "Die Demonstranten mit Antifafahnen", wesentlich wahrscheinlicher autonom, gewaltbereit und linksextrem, als die bürgerlichen Demonstranten daneben oder?
Ich wage mal zu behaupten so wird "die Antifa" wahrgenommen. Sagt man Antifa, denkt man nicht an diese Antifaschisten, sondern wohl eher an diese. "Die Antifa gibt es nicht", stimmt also organisatorisch und ist bei Überwachungs- und Verbotsverfahren wichtig. Aber in Laiendiskussionen behaupte ich einfach mal, ist es recht eindeutig wer mit "Antifa" gemeint ist. Eben nicht die Familie, die auf einem Konzert "gegen Rechts" den Sonntag verbringt. Daher finde ich die Diskussion ein wenig müßig.
 
"Die Antifa gibt es nicht", stimmt also organisatorisch und ist bei Überwachungs- und Verbotsverfahren wichtig. Aber in Laiendiskussionen behaupte ich einfach mal, ist es recht eindeutig wer mit "Antifa" gemeint ist. Eben nicht die Familie, die auf einem Konzert "gegen Rechts" den Sonntag verbringt.

Aber dann ist es doch umso wichtiger, gerade im Zusammenhang mit der trump'schen Ankündigung, auf das genaue Wording zu achten. :kaw:
 
Also es gibt "die Antifa" nicht, aber "die Leute" die sich als "die Antifa" sehen und deswegen gibt es "die Antifa" eben doch!? :konfus:

Ich habe dir nicht darin widersprochen, dass es "die Antifa" als konkret irgendwo festgeschriebene Organisation nicht gibt. Es ist dennoch so, dass ziemlich klar umrissen werden kann, welche Klientel damit gemeint sind, wenn von "der Antifa" die Rede ist, siehe dazu auch die aus meiner Sicht sehr guten Beiträge von @THX1138. Und diese Gruppe weist sich ja durch Symbole wie eben diese typische rot-schwarze Antifa-Fahne ja selbst aus. Ich würde mich ja eines Besseren belehren lassen, aber ich habe noch niemandem erlebt, der exakt dieses Symbol getragen hat und friedfertig gewesen wäre. Umgekehrt habe ich es auch noch nicht erlebt, dass Leute mit, sagen wir mal vereinfacht (dazu unten gleich mehr), linker Gesinnung, die diese Gesinnung aber friedlich leben und nicht gewaltbereit oder antidemokratisch sind (kurzum also Linke, aber nicht Linksextreme), sich selbst zur Antifa oder antifaschistischen Bewegung gezählt haben.

Ansonsten operiere ich ungern in einem simplen links-rechts Schema. Dafür ist unsere politische Landschaft mittlerweile viel zu divers, denn ich möchte ungern eine CDU mit einer NPD über einen Kamm scheren. ;)

Ich ja auch nicht, ich unterscheide klar zwischen links und linksextrem sowie rechts und rechtsextrem und halte diese Unterscheidung auch für wichtig. Dann gibt es dazwischen noch die politische Mitte, die gerne übersehen wird - leider, wie ich hinzufügen darf. Und ja, selbst diese Einteilung in diese fünf Kategorien ist natürlich noch unzureichend, da es zwischen diesen Kategorien natürlich fließende Übergänge gibt. Dennoch leistet diese Unterscheidung immerhin mehr Differenzierung als ein, wie du sagst, simples links-rechts-Schema, in dem sehr viele Leute meiner Erfahrung nach leider aber denken.
 
Umgekehrt habe ich es auch noch nicht erlebt, dass Leute mit, sagen wir mal vereinfacht (dazu unten gleich mehr), linker Gesinnung, die diese Gesinnung aber friedlich leben und nicht gewaltbereit oder antidemokratisch sind (kurzum also Linke, aber nicht Linksextreme), sich selbst zur Antifa oder antifaschistischen Bewegung gezählt haben.

Nee? Dann lass dich eines besseren Belehren und checke mal den Twitter-Account z.B. des SPD Parteivorstandes.
Neben Esken, Klingbeil und vielen weiteren PolitikerInnen, hat sich quasi die gesamte SPD zur Antifa bekannt. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass die SPD im Geheimen "die Antifa" ist und Karl Lauterbach heute Abend noch Steine aus der Rigaer wirft. :zuck:

Vielleicht hilft es ja auch nochmal zu erwähnen, dass es laut wissenschaftliche Dienstes des Bundestages "die Antifa" eben auch nicht gibt. (Stand: September 2019)

Es ist dennoch so, dass ziemlich klar umrissen werden kann, welche Klientel damit gemeint sind, wenn von "der Antifa" die Rede ist [...]

Nee, kann es eben nicht. Siehe Solidarisierung von verschiedenen PolitikerInnen, StudentInnen, BürgerInnen, etc. Das ist doch genau der Knackpunkt. :konfus:
Antifa ≠ Antifa ≠ militante Antifa

Aber ich bin jetzt raus aus dieser Diskussion, da es nichts Neues gibt was ich jetzt noch hinzufügen könnte, was nicht @Crimson, @Ben und Co. nicht auch schon vor Monaten bzw. Jahren geschrieben hatten.
 
Ich glaube ja nicht das die, die 1945 in Buchenwald, den Buchenwaldschwur schwörten linksextreme Chaoten waren.
Und ich glaube nicht das ein Antifaschist, der Antifaschist ist weil er sich mit der Geschichte dieses Landes auskennt, Sinn darin sieht einen Golf in Brand zu stecken, oder vom Tante Emmaladen die Scheiben ein zu werfen.

Antifaschismus ist und bleibt für mich persönlich 1. immer eine Sache die jeder Demokrat, aufgrund unserer Geschichte, verinnerlichen sollte und 2. Der Schwur von Buchenwald.
 
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Jetzt werden wieder reihenweise Events abgesagt. EA verschiebt die Ankündigung ihres Spiels „Madden“, Sony verschiebt die Vorstellung der Playstation 5 und ihrer Spiele. Findet ihr das übertrieben, oder angesichts der Situation angebracht?

bei „Madden“ kann ich das noch eher verstehen, das ist ein Spiel für den amerikanischen Markt (Football eben). Aber Sony ist ein internationales Unternehmen, und die Playstation hat Millionen Fans diesseits des Atlantiks.
 
Da es gegen den Coronavirus keine Impfung gibt und sich viele Menschen noch sehr verantwortunglos verhalten finde ich die Absage mehr als angebracht. Ich würde mir eher Gedanken darüber machen, ob uns vielleicht künftig noch eine zweite Welle erwischt.
Der Grund ist nicht Corona, sondern die Ausschreitungen in den USA.
 
Was ich auch lustig finde: Diese randalierenden Volltrottel (nicht die friedlichen Demonstranten die Vorsicht walten lassen) rennen jetzt in gewaltigen Menschenmassen auf den Straßen rum und pfeifen auf jedwede Vorsichtsmaßnahme. Und am Ende ist wieder die Regierung schuld wenn die Coronazahlen ins Unermessliche steigen.
 
So gesehen verschiebt man so ein Event ins Ungewisse. Wer sagt dass die Situation in 2, 3 Wochen besser ist als jetzt? Klar, es ist eh bloß eine Videoaufzeichnung die einfach nur abgespielt werden muss, dennoch ist das grad ein wenig gepokert.

ich glaube aber man verschiebt das ganze vor allem auch aus Furcht, dass dann Moralapostel mit Rassismusvorwürfen und ähnlichem ankommen.
 
Was ich auch lustig finde: Diese randalierenden Volltrottel (nicht die friedlichen Demonstranten die Vorsicht walten lassen) rennen jetzt in gewaltigen Menschenmassen auf den Straßen rum und pfeifen auf jedwede Vorsichtsmaßnahme. Und am Ende ist wieder die Regierung schuld wenn die Coronazahlen ins Unermessliche steigen.

Ich stimme dir zu. Was aber Vollidioten angeht, müssen wir auch unsere unverantwortlichen Blitzbirnen beachten, die sich heute schön lecker an den Berliner Badeseen getummelt haben.
 
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