Cadomai

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Hätte er etwas für diese Art von Unterhaltung übrig, dann wäre er sicher ein guter, nein hervorragender Sabbac-Spieler, glaubte Jart von sich selbst, ohne dabei auch nur Raum für ein Körnchen Zweifel zu lassen. Doch in dem Moment, als Kratas leibhaftig seinen fabulösen Andeutungen zustimmte, versagte seine so viel gerühmte Selbstbeherrschung völlig und der grünhäutige Twi'lek blinzelte mehrmals verlegen mit seinen rötlichen Augen, als sei das eben Gesagte nur eine blendende Illusion, die man wegblinzeln konnte. Das vorsichtige Lächeln des ehemaligen Großadmirals schockte Jart fast und er wich unbewusst mit dem Oberkörper einige Zentimeter zurück, nachdem er sich aus seiner schnodderigen Sitzhaltung wieder aufgerichtet hatte.

"SIE lassen sich wirklich auf dieses Spiel ein, Kratas?", erkundigte er sich noch immer ungläubig, denn so ... mächtig eine Zusammenarbeit mit diesem Ex-Imperialen auch wäre, eine warnende Stimme in seinem Hinterkopf wollte noch immer nicht die Möglichkeit abtun, dass er hier gerade gefährlich verarscht wurde bzw. Kratas die Eier hatte, sich einen gehörigen Scherz auf seine Kosten zu leisten. Das wäre selbstverständlich eine Dummheit ohne Grenzen, doch Jarts Erfahrung hatte gezeigt, dass man eine Person nur weit genug in eine Ecke drängen musste, um sie zu grundsätzlich irrationalem Handeln anzuspornen.

"Sie wissen, dass wir hier von einem sehr gefährlichen Spiel reden, das unter Umständen Jahre dauern wird, Unmengen an Ressourcen verschwenden wird und das nach Regeln gespielt wird, die ihrem imperialen Selbstverständnis ... na sagen wir, nicht gerade gefallen werden?"

Kein Widerspruch, nur ein beharrliches Nicken. "Bantha-Poodoo, wer hätte das gedacht?" Jart stieg vorsichtig in das Lächeln seines Gegenübers ein, während seine Lekku verräterisch zuckten. Nur langsam verkroch sich der Unglaube, denn niemals hätte er damit gerechnet, dass ein Kratas, und damit meinte er auch die Sith-Schlampe, die dieser hier Schwester nannte, so weit gehen würde. War Kratas so verzweifelt oder hatte man ihn nur lange genug über Wasser gehalten, wie einen Gubba-Fisch, der feststellte, dass er nicht der König der Welt war. Jart lehnte sich in seinem Sessel in die Lehne und verschränkte die sehnigen Arme vor der Brust, bevor er meinte:

"Also schön, Sie meinen das ernst. ... Es wäre eine Untertreibung zu behaupten, dass ich damit auch nur entfernt gerechnet hätte, aber ja, der gegenseitige Gewinn könnte beträchtlich sein."

Es vergingen einige Momente, in denen sich beide gegenseitig beäugten, jeder auf die ihm eigene Art, schließlich lastete auf ihrer 'Beziehung' eine Lebensfeindschaft. Zu glauben, dieses Bündnis war etwas Anderes als eine reine Zweckehe, war lächerlich und absurd zugleich, und es war klar, dass alte Rechnungen dadurch nicht getilgt wurden, sondern bestenfalls mit einem Zahlungsaufschub versehen. Das war auch Kratas klar, daran hegte Jart keinen Zweifel. Doch bis dahin ...

"Es gibt zwei Dinge, die wir relativ unmittelbar in Angriff nehmen müssen, genau genommen sogar drei." Jart spielte mit dem Gedanken, noch einmal die Flasche mit der furchbar öligen Flüssigkeit in seine Hand gleiten zu lassen, konnte sich jedoch nicht so recht aufraffen. "Erstens benötigen wir eine Möglichkeit miteinander in Kontakt zu treten, die sicher ist. Elektronische Vorrichtungen taugen nichts, denn irgendwo hört irgendwer immer mit und eine Enttarnung wäre das Letzte, was wir gebrauchen könnten."

Kratas und sich selbst als 'wir' zu bezeichnen, klang vollkommen dämlich, dachte Jart, fuhr mit seiner Aufzählung jedoch ungerührt fort.

"Zweitens müssen wir einen Plan schmieden, der alle nötigen Schritte enthält, zeitlich abstimmt und dennoch genügend Freiraum für Improvisation lässt, denn davon werden Sie und ich eine Menge benötigen. Nichts entwickelt sich so, wie man es sich fein säuberlich am Zeichenbrett ausgedacht hat, Kratas."

"Und drittens müssen wir diese Situation hier noch klären, und zwar auf die Art, dass niemand auf die Idee käme, dass zwischen Nereus Kratas und Jart Ga'lor sich irgendetwas geändert hat."

Hat es ja auch nicht! ... In Gedanken ging Jart bereits die nächsten Schritte durch, doch egal, wie er es auch drehte und wendete, um Kratas in dem Maße nützlich sein zu können, die notwendig war, musste Jart weiter die Treppe des Ba'vodu empor klettern, und zwar am besten mit Riesenschritten. Es wäre nämlich ganz und gar nicht wünschenswert, wenn der da ihn plötzlich nicht mehr brauchen würde. Nachdenklich runzelte Jart die Stirn, denn damit war klar, dass dies einer der Punkte war, die er niemals aus den Augen verlieren durfte.


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[Äußerer Rand, Cadomai-System, am Transitpunkt, Steady Profit, Konferenzraum]- Jart Ga’lor, Nereus Kratas

Für einen Moment hatte Nereus die Befürchtung, dass sich Ga’lors hochtrabendes Gerede am Ende als anmaßender Bluff oder zumindest als sinnentleerte Phrasendrescherei erweisen würde, da der unansehnliche Twi’lek ungeachtet seiner zuvor aggressiv vorgetragenen Überzeugungsversuche fast den Eindruck machte, jetzt noch eine Kehrtwende einlegen zu wollen. Er hatte nicht mit Erfolg gerechnet? Dafür hatte er seine und Nereus‘ Zeit aber bedenkenlos und gründlich verschwendet. Der Mund des ehemaligen Großadmirals verzog sich unwillig, ehe Ga’lor schließlich mit dem etwas lahmen Hinweis darauf schloss, dass ein Plan wie jener, den er offenkundig im Auge hatte, Zeit und Ressourcen verschlingen würde. Konnte seine hochgelobte Black Sun also tatsächlich keine spontanen Wunder vollbringen? Er hätte das gedacht.

„Meinem „imperialen Selbstverständnis“ habe ich mehrere Monate in republikanischer Haft zu verdanken, Ga’lor… während eine groteske Mischung aus Kybernetik und einem das Imperium als sein persönliches Selbstverwirklichungsparadies betrachtenden Noghri auf dem Thron sitzt. Ich denke, ich habe meine Lektion gelernt.“

Zumindest, so lange er noch nicht wieder die blütenweiße Uniform des Großadmirals der imperialen Streitkräfte trug. Falsches Spiel hatte ihn an den Ort gebracht, an dem er sich jetzt befand, und falsches Spiel sollte ihn nun wieder dorthin katapultieren, wo er hingehörte. Je mehr Nereus sich das einredete, desto mehr glaubte er tatsächlich daran.

Leicht ungeduldig hörte er sich die „zwei, nein drei“ Schritte an, die Ga’lor für den Moment als am wichtigsten betrachtete. Natürlich war ihre hauptsächliche Funktion, den schleimigen Nichtmenschen zunächst vollkommen schadlos zu halten, während Nereus immer noch nicht mehr als vage Versprechungen darüber hatte, was die Black Sun angeblich für ihn tun konnte. Die Forderungen des Anderen jedenfalls säten erhebliche Zweifel an den Mitteln des Syndikats.

„Sie wollen mir also sagen, dass Ihre Black Sun über keinerlei Mittel verfügt, mit Ihren angeblich so zahlreich vorhandenen Gewährsleuten im Imperium zu kommunizieren, ohne dass der IGD oder das ISB davon Wind bekommen?“

Hatte Ga’lor nicht eben noch behauptet, dass ganze imperiale Flottenbewegungen auf Geheiß seines Ba’vodu (nannte man so den enigmatischen Anführer der Black Sun?) befohlen werden konnten? Wurden derlei Instruktionen etwa per Rauchzeichen übermittelt?

„Jedes Überwachungssystem kann überlistet werden und entweder Ihre Black Sun verfügt über die Möglichkeiten, das zu tun… oder ich muss wohl daran zweifeln, dass sie überhaupt dafür geeignet ist, mir nützlich zu sein. Wie ich schon sagte, Ga’lor… es ist das Galaktische Imperium, mit dem sie sich anlegen wollen, nicht die Provinzregierung von Cadomai.“

Ungnädig verschränkte Nereus die Arme vor der Brust. Tatsächlich genoss er es ein wenig, dass er derzeit ein wenig Oberwasser hatte, auch wenn er kaum daran zweifelte, dass der windige Twi’Lek sich irgendwie wieder auf die Beine stellen würde. Das tat er immer.

„Zu Ihrem dritten Problem… zwischen Jart Ga’lor und Nereus Kratas hat sich rein gar nichts verändert.“

Nachdrücklich tippte er die vor ihm liegende Maske an.

„Nereus Kratas ist noch tot, schon vergessen? Und Commodore Vilius Trayn hat angesichts der sich bietenden Pattsituation wohl keine andere Wahl, als Sie nach unseren Konsultationen ziehen zu lassen. Mit einer Kopie der Forschungsdaten, die sie zweifelsohne bereits erbeutet haben.“

Es gefiel Nereus nach wie vor nicht, Ga’lor mit derlei potenten militärischen Forschungsergebnissen davonkommen zu lassen. Doch wenn diese unheilige Allianz, die sie im Begriff waren zu schließen, auf einen grünen Zweig gelangen sollte, dann blieb ihm wohl kaum etwas anderes übrig.

„Den tatsächlichen Prototypen wird der Commodore seinen Vorgesetzten natürlich präsentieren. Ich bin nicht bereit, meine Stellung gegenüber der CSA aufgrund ihrer bisher vagen Versprechungen zu gefährden.“

Er legte seine Hände wieder auf die Tischplatte vor ihm.

„Und was den Plan angeht… was ich am dringendsten brauche, bevor ich mich zu erkennen gebe, ist eine gewisse Sicherheit, dass Liquidierungsmaßnahmen durch Allegious und ihm nahstehende Institutionen entweder keinen Erfolg haben, oder gar nicht erst anlaufen. Im nächsten Schritt muss es uns mit gewisser Überzeugungsarbeit der Kontakte der Black Sun gelingen, mich zumindest wieder an einigermaßen einflussreicher Stelle innerhalb der imperialen Flotte zu installieren.“

Nereus grinste wölfisch, eine mimische Regung, die Ga’lor vermutlich ebenso wenig bei ihm erwartet hätte. Es war schon erstaunlich, an welcher Art von Vorgehen man plötzlich Gefallen finden konnte, wenn man mit dem Rücken zur Wand stand.

„Und wenn das passiert ist… dann bieten sich uns vollkommen neue Möglichkeiten.“

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Was denn? Wollte Kratas jetzt, dass man ihm wegen seiner schier nicht enden wollenden Zeit in einer republikanischen Haftanstalt auf die Schulter klopfte und gut zuredete? Jart hätte verächtlich eine Augenbraue hochgezogen, hätten Twi'leks diese besessen. Ein republikanisches Gefängnis war eine Lachnummer, gemessen an anderen Anstalten, beispielsweise denen der Hutts. Kratas besaß noch alle Gliedmaßen und zudem schien an ihm nichts irgendwie ... verkümmert zu sein. Doch was erwartete man auch von einem imperialen Offizier, der die besten Jahre seines Lebens hofiert wurde und der niemals sich mit existenzielleren Dingen beschäftigen musste. Nichts! Flüchtig brachen einige Gedanken aus seiner Jugend zu Jart durch, von der Zeit auf Ryloth, doch die Erinnerungen gingen vorüber. Mit einem ungehaltenen Funkeln in den Augen reagierte er schließlich auf die Stichelei von Seiten des ehemaligen Großadmirals.

"Vor wenigen Minuten musste ich mir noch Ihr selbstherrliches Loblied auf den IGD und seine Fähigkeiten anhören und nun, mit einem Mal, räumen Sie - dem völlig widersprechend - ein, dass man letztlich doch deren Möglichkeiten einfach umgehen kann?"

Jart versuchte nicht zu ätzend zu wirken, doch bei so viel Ignoranz, fiel ihm dies sichtlich schwer. Wenn das alles so einfach war, wie der werte Herr Großadmiral tat, dann wäre ihre gesamte Übereinkunft ohnehin wertlos, zürnte Jart, behielt jedoch diesmal die Kontrolle. Er zischte nur ungehalten:

"Ich hab mich nie darüber geäußert, wie wir mit unseren Leuten in der imperialen Administration in Kontakt treten, Kratas und das bleibt auch so. Was jedoch IHRE Person betrifft, so will ich jeden Fehler oder Lapsus vermeiden." Jart verschränkte die Hände vor der Brust und erwähnte nicht explizit, dass er mit Blick auf die operative Sicherheit ihm noch weniger vertraute. "Und das sollte in Ihrem Sinne sein, denn landet die ganze Angelegenheit doch auf einem Schreibtisch des IGD, dann rollt Ihr Kopf, nicht meiner."

Das stimmte zwar nur bedingt, aber doch würde Kratas aufgrund seiner Popularität und als öffentliche Person im Zuge einer solchen Anklage nicht einfach darauf hoffen können, dass ihn sein Charisma immer noch schützte.

"Wie Sie bereits sagten, Technik kann umgangen werden und ob jemals eine Seite in diesem Wettstreit die Oberhand haben wird, ist mir zu unsicher. Wir werden mit Boten arbeiten, die per Shuttle in gewissen Abständen die Informationen an einen Ort bringen, wo wir einen toten Briefkasten installieren. Wählen Sie den Piloten aus dem Kreis Ihrer Vertrauten aus. ... Es ist umständlich, doch es funktioniert, eben weil es simpel ist."

Kurz dachte Jart über Kratas Worte bezüglich der weiteren Planung nach, dann nickte er schlicht. Das wölfische Grinsen seines 'Partners' wirkte ungewohnt, doch wer wusste schon, was im Kopf eines Nereus Kratas geschah, nachdem man ihn in die Unterwelt gestürzt hatte. Es wird wohl nicht die letzte Überraschung für ihn sein, mutmaßte Jart, bevor er beipflichtend anmerkte:

"Das klingt realistisch. Ich werde alsbald um eine Audienz bei einem Vigo ersuchen, um die Möglichkeiten der Unterstützung für dieses Unterfangen mit ihm zu besprechen. Er wäre ein Narr, würde er nicht einsteigen, insofern überlassen Sie die Überzeugungsarbeit ruhig mir. ... Es wird jedoch ein wenig dauern, den Kontakt her zu stellen, sowie die nächsten Schritte zu realisieren."

Nun sah Jart seinem ehemaligen Widersacher direkt in die Augen.

"Das bedeutet, dass Sie erstmal die Rolle weiterspielen. Und erst, wenn die wichtigsten Arrangements installiert sind, heben Sie den Kopf aus dem Loch. ... Wissen Sie schon, Kratas, wo Sie das tun wollen oder wie?"

Zeit war im Moment noch keine Mangelware, doch in dem Moment, wo Kratas sein Ableben als Missverständnis klar stellt, dürfte es, gelinde gesagt, ziemlich turbulent um seine Person werden. Dann musste die Black Sun bereit sein, rasch Informationen zu liefern, Druck auf bestimmte Personen aus zu üben und auch dafür zu sorgen, dass gewisse Individuen, die so überhaupt nicht von der Stichhaltigkeit der vorgebrachten Argumente und Sichtweisen zu überzeugen waren, einen plötzlichen Verkehrsunfall erlitten. Allein schon das Wissen um all diese Dinge und die Verbindung zu einem gewissen Großadmiral, würde sich später gehörig auszahlen, schließlich konnte man jederzeit diese vergrabenen Leichen wieder ausbuddeln und jenem Großadmiral mit einigen freundlichen Bitten zusammen unter die Nase reiben. So lief das Spiel nun einmal.


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Ein wenig enttäuscht war Nereus darüber, dass er Ga’lor nicht dazu hatte verleiten können, zumindest anzudeuten, wie die Black Sun mit ihren bereits bestehenden Kontakten im Imperium – und insbesondere im Flottenkommando – kommunizierte. Diese nach und nach auszuschalten wäre durchaus ein reizvolles Ziel gewesen, wenn er sich erst wieder in einige einigermaßen einflussreiche Position befördert hatte. Denn auch wenn er sich nun praktisch mit dem Syndikat verbündet hatte, machte er sich keine Illusionen darüber, dass es zwingend erforderlich war, den Einfluss dieser zwielichtigen Organisation auf das Imperium so gering wie möglich zu halten. Aber vermutlich wusste Ga’lor nicht einmal um derlei Details – wie er über so viele Dinge offenkundig bedeutend weniger wusste, als er versuchte durchblicken zu lassen.

„Ich habe nicht gesagt, dass es einfach wäre…“, knurrte der ehemalige Großadmiral leicht ungehalten, da ihm die Haarspaltereien des Nichtmenschen allmählich doch lästig wurden.

„Wenn es einfach wäre, dann bräuchte ich die Hilfe Ihrer Organisation wohl nicht, oder? Ich nahm lediglich an, dass Ihre Behauptungen sich womöglich sogar durch Fakten untermauern ließen…“

Das änderte allerdings nichts daran, dass die Idee eines toten Briefkastens, wie der Twi’lek sie favorisierte, grundsätzlich nach einem brauchbaren Vorschlag klang. Irgendjemanden aufzutreiben, dem Nereus genug vertraute, um ihn in dieses Konstrukt einzuweihen – das wäre die eigentliche Herausforderung. Denn Personen, die ihm gegenüber loyal waren, waren es auch dem Imperium gegenüber – und das implizierte eine natürliche Abneigung dagegen, sich Hilfsmitteln wie einer Involvierung der Black Sun zu bedienen.

Die fortwährende Erwähnung des IGD durch Ga’lor ließ Nereus indes schmunzeln. War sein gegenüber möglicherweise bereits des Öfteren mit dem Geheimdienst aneinandergeraten?

„Ich glaube, um den Geheimdienst müssen Sie sich mehr Sorgen machen als ich… schließlich ist es nicht weit hergeholt, davon auszugehen, dass dieser bereits das eine oder andere Mal mit der Black Sun zu tun gehabt hat und vielleicht sogar Ihre Laufbahn nach Ihrer Lossagung vom Imperium aufmerksam gefolgt ist.“

Langsam schüttelte Nereus mit dem Kopf.

„Nein, sobald ich wieder auf der Bildfläche erscheine, wird es das imperiale Sicherheitsbüro sein, das versuchen wird, mich auf Schritt und Tritt zu überwachen. Diese Aufmerksamkeit gilt es zu zerstreuen oder gänzlich zu vermeiden. Die Methoden des ISB sind… nicht unbedingt angenehm.“

Er schmunzelte finster.

„Und sollte es soweit kommen… glauben Sie nicht, dass ich der einzige sein werde sein werde, der dann Probleme bekommt. Nur, um Sie davon abzuhalten, unser Arrangement irgendwann einseitig aufzukündigen.“

Natürlich traute er Ga’lor nicht von ihr bis zum anderen Ende des lädierten Konferenztisches. Keine Sekunde zweifelte er daran, dass der Twi’lek ihn kalt lächelnd ans Messer liefern würde, sobald er von ihm hatte, was er wollte. Um diese Zusammenarbeit als zu einer werden zu lassen, deren Beendigung sich keiner von beiden leisten konnte, würden gewisse Vorkehrungen getroffen werden müssen.

Nereus nickte beifällig, als Ga’lor ihm seine nächsten skizzierte und anmerkte, sich zunächst an einen Vigo wenden zu müssen – vermutlich der Titel der in der Hierarchie, falls man das so nennen konnte, der Black Sun, der das Bindeglied zwischen Wesen wie Ga’lor und dem ominösen Anführer des Syndikats darstellten. Natürlich garantierte ihm das immer noch nicht, dass der Nichtmensch tatsächlich liefern konnte, was er versprach, doch bisher hatte Nereus ihm auch nichts gegeben, was er nicht ohnehin bereits besessen hätte.

„Ich werde mir einen Überblick über die imperiale Flotte verschaffen müssen“, antwortete er dem anderen auf dessen Frage sein weiteres Vorgehen betreffend.

Allegious wird nicht jeden einzelnen Offizier ausgelöscht haben können, der mir gegenüber eine gewisse Verpflichtung oder gar Loyalität empfunden hat. Wäre dem so, dann hätte die Republik sich nicht mit einem Friedensschluss aufhalten müssen, sondern stünde jetzt vor den Toren von Bastion.“

Eine vielleicht gewagte These, doch Nereus musste davon ausgehen, dass der Halbnoghri nicht mächtig genug war, die gesamten Streitkräfte binnen kürzester Zeit in getreue Vasallen seiner abscheulichen Person umzuwandeln ohne sie dabei zeitgleich zu verkrüppeln. Wenn doch, dann hatten Nereus‘ Pläne auch mit Unterstützung der Black Sun wenig Aussicht auf Erfolg.

„Für diesen Überblick dürften allerdings die Ressourcen ausreichen, die mir der Auditor-General der CSA zur Verfügung stellen kann. Vielleicht finde ich so ein Umfeld, in dem es einigermaßen sicher ist, diese Scharade aufzuheben. Ich wäre dabei lieber von einer Flotte Sternenzerstörer umgeben, deren Kommandanten mit einigermaßen gewogen sind.“

Er tastete nach der auf dem Tisch liegenden Maske – Ga’lors abrupter Schlag hatte sie glücklicherweise nicht nachhaltig beschädigt – und befestigte sie vorsichtig wieder an den vorgesehenen Verbindungspunkten. Mit einem Zischen würde aus Nereus Kratas wieder der versehrte Ex-Commodore der imperialen Streitkräfte und Offizier der Sicherheitsdivision im Korporationssektor Vilius Trayn.

„Lassen Sie sich nicht zu viel Zeit, Ga’lor. Ich kann nicht ausschließen, dass Umstände eintreten werden, die die Enthüllung meiner Identität unaufschiebbar werden lassen.“

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Jart schaute dem vor ihm stehenden Menschen ungerührt zu, wie dieser die Maske vom Tisch hob, sich kurz von ihrer fortwährenden Nützlichkeit überzeugte und sie dann mit einer gewissen Leichtigkeit sich wieder über stülpte. Die Schläuche, die zwei rot glimmenden kybernetischen Augen, das alles wirkte durchaus martialisch und aggressiv, doch leider zog diese Fassade nicht mehr bei ihm, denn Kratas war nichts von beidem, ganz im Gegensatz zu seiner Schwester. Ob die Verkleidung wohl lediglich rein pragmatischen Umständen geschuldet war? Oder vielleicht dem unausgesprochenen Wunsch, selbst jemand zu sein, der auch körperlich MACHT ausstrahlte? Ganz abwegig fand Jart den Gedanken nicht, schließlich hatte sich Kratas im Laufe seiner viel besungenen Karriere immer wieder Individuen geschlagen geben müssen, die ihm in dieser Hinsicht deutlich überlegen waren. Welch Ironie! Langsam und genüsslich dehnte der drahtige Twi'lek seine Nackenmuskeln, bis sich auch die letzte Verspannung durch ein erfrischendes Knacken auflöste. Verschmitzt sah er dem frisch gebackenen CSA-Commodore in die Augen:

"Siehe da, es geht also noch! Hässlicher macht Sie die Maske jedenfalls nicht, Kratas. Menschen! ... Ich habe nie nachvollziehen können, wie eine derart durchschnittliche Spezies sich so viel auf ihre Errungenschaften und Kulturgüter einbilden kann."

Doch die Macht der Menschen war keine Fiktion, sondern gehörte zu einer der unumstößlichen Säulen, auf denen die Wirklichkeit zu beruhen schien. Zwar hatte selbst das Imperium einsehen müssen, wohl unter Zwang, glaubte Jart, dass für viele Aufgabenfelder es geeignetere Charakteristika gab, als Menschen mitbrachten, doch die hohen Zirkel der imperiale Bürokratie und Flottenorgane waren noch immer stramm in ihrer Hand. Nicht einmal Allegious hatte sich getraut, an diesem Felsen zu rütteln. Jarts Gesichtsausdruck verlor auch den Rest seiner Ausdruckslosigkeit und glitt in kühlere Gefilde hinab, sich auf Kratas letzte Worte berufend:

"Ja, das kann geschehen! Doch wie es scheint, werde ich in nächster Zeit ein gesteigertes Interesse daran haben, dass Ihr Kopf da bleibt, wo er hingehört, nämlich zwischen Ihren Schultern." Jart schnaubte. "Ich halte meine Zusage, Kratas, auch wenn ich weiß, dass Sie auf Worte nichts geben. Wir werfen beide viel in die Waagschale. ... Gehen wir!"

Mit einladender Geste deutete Jart auf die stark ramponierte Tür dieses Konferenzraumes und es überraschte ihn nur wenig, dass Kratas auch kein gesteigertes Interesse daran hatte, sich länger als notwendig auf diesem dem Untergang geweihten Schiff zu verbringen. Amüsiert ging er voran. Oder war Kratas Einwilligung nur dem ungeheuerlichen Umstand geschuldet, dass er ihn möglichst schnell los werden wollte? Unfug! ... Man musste Jart nicht bitten, als Erster die deformierte und nur noch lose baumelnde Tür zu durchqueren, bevor es schließlich Richtung Aufzug ging. Von einem Weg konnte hier keine Rede sein, eher von einem Hinternisparkour, doch er beherrschte sich, ungehalten ein achtlos herumliegendes Trümmerteil einfach beiseite zu treten. Der Blick nach hinten zeigte Jart einen deutlich umsichtigeren Menschen, doch immerhin hatte Kratas insofern dazu gelernt, dass er nicht mehr mit diesem dämlichen Blaster herum hantierte. Die Liftkabinen schlossen sich stärker quietschend als gewöhnlich, dann rumpelte der stählerne Horizontalschlitten so weit hinab, bis sie die Hangargallerie erreicht hatten.

"Also Kratas, die Söldner hier unten gehören Ihnen, mit Ausnahme des Mädchens. Verfahren Sie mit Ihnen, wie Sie es für richtig halten." Der drahtige Twi'lek grinste so höhnisch, wie es nur jemand zustande brachte, der sich um Einzelschicksale herzlich wenig kümmerte, so sie nicht seinen Interessen dienten. "Ihr Blut besiegelt gewissermaßen unsere Vereinbarung. Und, naja ... ich habe praktischerweise die Beute durch ein paar weniger Köpfe zu teilen. Das Los der Selbstständigen",

schwadronierte er weiter und achtete beim Herausgehen aus dem Aufzug darauf, dass seine Körperhaltung zu dem Ergebnis passte, dass er und Kratas augenscheinlich ausgehandelt hatten. Die begrenzte Hangarfläche, die tiefrote Alarmbeleuchtung und auch der spannungsgeladene Waffenstilstand führten dazu, dass beide Befehlshaber augenblicklich die Aufmerksamkeit aller im Raum stehenden Personen genossen. Knapp nickte Jart Severina zu, die sich offenbar von den schwer bewaffneten Sicherheitskräften der CSA nicht sonderlich hatte beeindrucken lassen, was für ihren 'Charakter' sprach. Die übrigen Söldner würdigte Jart keines Blickes. Wozu auch, ihr Schicksal stand bereits geschrieben. An Severina gewandt, wobei er nicht anhielt, sondern eilig weiterschritt, befahl er nur:

"Wir sind hier fertig! Komm mit!"


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[Äußerer Rand, Cadomai-System, am Transitpunkt, Steady Profit, Konferenzraum]- Jart Ga’lor, Nereus Kratas

Ga’lors Provokation die vermeintlich nicht vorhandene Eignung der Menschen betreffend ignorierte Nereus mit einem dünnen Lächeln unter der Maske des Vilius Trayn und ersparte es sich, den Twi’lek auf das erbärmliche Dasein seiner Artgenossen hinzuweisen, welches diese unter imperialer Knute auf Ryloth fristeten, ein unterworfenes Volk unter vielen. Er hatte selbst nie viel von den Mythen menschlicher Überlegenheit gehalten, die die COMPNOR regelmäßig propagierte – die Thronbesteigung Allegious‘ musste in der Kommission für eine Reihe von Herzanfällen gesorgt haben – doch er erkannte an, dass die menschliche Spezies im Gegensatz zu vielen anderen vernunftbegabten Wesen in der Galaxis eher in der Lage schien, ein gewaltiges Konstrukt wie das Imperium am Leben zu halten. Ordnung in das Chaos zu bringen. Selbstverständlich verstand der Piratenkommandant im Sold der Black Sun davon so viel wie ein Hutt von karitativem Engagement.

Er folgte dem Nichtmenschen durch die übel zugerichteten Gänge der zu einem halben Wrack geschossenen Sternengaleone und in den Turbolift, wo Ga’lor ein weiteres Mal bekräftigte, dass die Truppen der Espos mit den Söldnern an Bord verfahren konnte, wie es ihnen beliebte – mit einer Ausnahme. Nereus‘ Stirn runzelte sich ein wenig – handelte es sich bei dieser mysteriösen Frau, die um jeden Preis am Leben bleiben sollte, am Ende tatsächlich um eine Konkubine des Twi’leks? Alleine der Gedanke daran drehte dem ehemaligen Großadmiral den Magen um.

Natürlich waren sie das Zentrum der Aufmerksamkeit, als die Lifttüren sich erneut öffneten und er feststellte, dass die beiden Gruppen sich immerhin noch nicht gegenseitig umgebracht hatten. Nicht, dass ihn das überraschte – ungeachtet der finsteren Miene, die Captain Donos an den Tag legte, waren die Espos viel zu diszipliniert für einen derartigen Fauxpas und die Söldner vermutlich durch die Anwesenheit der schwer bewaffneten Paramilitärs zu sehr eingeschüchtert.

Als Ga’lor der Menschenfrau mit herrischer Geste bedeutete, ihn zu begleiten, ohne seinen übrigen Handlangern auch nur einen Blick zuzuwerfen, erkannte Nereus mühelos die unausgesprochene in ihrem Gesicht und schüttelte leicht mit dem Kopf, bevor er das Wort ergriff.

„Captain, verhaften Sie diese Personen wegen schwerer Piraterie und des Mordes an Angehörigen der CSA in mehreren Fällen.“

Beiläufig ließ er seine eigene rechte Hand in der unmittelbaren Nähe seines Blasters zur Ruhe kommen.

„Sollten Sie auf Widerstand treffen… töten Sie sie.“

Bereits nach dem ersten Satz hatte sich jedwede in Besitz eines Angehörigen der Sicherheitspolizei befindliche Waffe auf einen der unansehnlichen Söldner gerichtet, die von dieser Entwicklung angesichts der Tatsache, dass ihr Anführer den Turbolift als freier Mann verlassen hatte, mehr als überrascht schienen.

„Dann verständigen Sie die Collateral, dass wir ein Team brauchen, um dieses Schiff wieder flugfähig zu machen. Der Munificient-Kreuzer hat meine Erlaubnis, sich aus diesem Sektor zu entfernen.“

Donos nickte grimmig, auch wenn nicht zu erkennen war, ob sich diese emotionale Regung auf die Söldner bezog oder die Tatsache, dass man das Piratenschiff ziehen ließ.

„Ich erkenne hier Widerstand, Sir.“

Keiner der Söldner hatte sich auch nur einen Millimeter gerührt, seit die Espos auf sie angelegt hatten. Unter seiner Maske lächelte Nereus dünn. Er wusste, wonach es Donos und den übrigen Angehörigen der CSA nach Auffinden der zerschossenen Galeone dürstete – und er sah keinen Grund, es ihnen zu verweigern.

„Ich ebenfalls, Captain.“

Wenig später erfüllte eine Kakophonie aus Blasterschüssen und Schmerzensschreien den Hangar. Nereus wandte seinen Blick nicht ab. Manchmal musste man sich anpassen, um zu überleben.

[Äußerer Rand, Cadomai-System, am Transitpunkt, Steady Profit, Hangar]- Commodore Vilius Trayn, Captain Donos, Espos, tote Söldner
 
[Äußerer Rand, Cadomai-System, Sternengaleone „Steady Profit“, Hangar]- Severina, Magna Guards, Söldner, Espos

Mit der Zeit wurde das Warten unerträglich. Mittlerweile hatte Severina die zweite Cigarra aus ihrem erbeuteten Vorrat langsam in süßlichem Rauch aufgehen lassen und als sie den abgebrannten Stummel vor ihre Füße warf und mit dem Absatz ihres Stiefels zerdrückte, fragte sie sich amüsiert, wie wohl die Espo-Blondine reagieren würde, wenn sie erfuhr, dass sie eben diesen Vorrat aus den toten Finger eines eigenhändig neutralisierten Agenten der Korporationssektorverwaltung geborgen hatte. Vermutlich wäre der uniformierten Schlampe in dem Fall vollkommen egal, was ihr deformierter Vorgesetzter mit dem Piratenadmiral meinte, bereden zu müssen – es würde Blut fließen. Mit einem süffisanten Grinsen tastete sie nach dem dritten Glimmstängel…

Ein plötzliches Geräusch aus den Schatten hinter ihr ließ die Coruscanti alarmiert herumfahren – und ihrer Wachsamkeit wich leichter Panik, als sie die zierliche Gestalt erkannte, die sich versuchte, bestmöglich hinter einem halb zerstörten Container zu verbergen und die Szenerie – schwer bewaffnete Espos und schwer bewaffnete Söldner – mit schreckgeweiteten Augen beobachtete, bevor sie den Blick der Frau suchte, mit der sie gemeinsam von Coruscant geflohen war.

Bist du wahnsinnig?“, wisperte Severina hektisch.

„Verschwinde!“

Doch es war zu spät. Das charakteristische Knacken einer entsicherten Waffe ertönte hinter ihr und als sie sich umdrehte, erkannte sie einen der gepanzerten Espos, der seine Waffe auf sie richtete.

„Was ist hier los?“

Die Augen des Mannes waren hinter dem durchsichtigen Visier seines Helmes zu misstrauischen Schlitzen verengte, als er seine Waffe schließlich auf Teela richtete.

„Was machst du da hinten? Komm da raus! Zu den anderen.“

Der Mirialanerin blieb keine andere Wahl – hektisch leistete sie den Anweisungen des Sicherheitspolizisten Folge, schaffte es aber zu Severinas Überraschung, im Vorbeigehen den Rucksack zu ihren Füßen liegen zu lassen – jenen Rucksack, in dem sich das Glitzerstim befand, für das sich vermutlich auch die Espos brennend interessieren würden. Doch der braununiformierte Mensch merkte davon nichts – da sich in diesem Moment auch die Tür des Turbolifts öffnete und Ga’lor mit dem Cyborg zurückkehrte.

Es traf sie gänzlich unerwartet, als der Twi’lek sie im Passieren in mit befehlsgewohnter Stimme anwies, ihr zu folgen, sodass sie zunächst lediglich mechanisch reagierte, den Rucksack an sich nahm und ihm – und seinen Droidenleibwächtern – folgte. Erst, als sie die mechanisch verzerrte Anweisung des CSA-Commodores an seine Leute hörte, dämmerte ihr, was hier gerade im Begriff war, zu geschehen.

„Was haben Sie mit ihm besprochen…?“, erkundigte sie sich etwas weniger unterwürfig, als der selbsternannte „Admiral“ es sich vermutlich vorgestellt hatte, während sie versuchte, mit seinem schnellen Gang in Richtung des Shuttles Schritt zu halten.

Dann waren hinter ihnen plötzlich Schüsse und Schreie zu hören – und ihre Nackenhaare stellten sich zu Berge…

[Äußerer Rand, Cadomai-System, Sternengaleone „Steady Profit“, Hangar]- Jart, Severina, Magna Guards
 
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Die plötzlichen Schüsse und die daran anknüpfenden Schreie jener, die dieses Blutbad gegen jede Erwartung doch schwer verletzt überlebt hatten, veranlasste Jart nicht dazu, seinen Gang zu verlangsamen, eher das Gegenteil war der Fall. Die Dinge hatten sich nicht so entwickelt, wie er das beim Betreten dieses ausgedienten Frachtraumers noch angenommen hatte, doch obgleich er nun den Tod einiger Söldner würde erklären müssen, war er mit der Entwicklung doch sehr, sehr zufrieden. Severina hatte zu ihm aufgeschlossen, das war ebenfalls gut, denn ihre Fähigkeiten würde er in nächster Zeit wahrlich gut gebrauchen können. Noch gut zehn Meter, dann hatte das Quartett bestehend aus ihnen beiden sowie Jarts metallischen Wächtern die Luftschleuse erreicht, an der eines der imperialen Enterboote festgemacht hatte. Ein schmales Lächeln kam dem grünhäutigen Twi'lek jetzt doch über die Lippen, während er Severina kurz musterte:

"Geschäfte gemacht, ... oder hast du erwartet, dass die CSA in ihrem eigenen Hoheitsgebiet", auch wenn das formal gesehen kaum Bestand hatte, "einfach so kapituliert?"

Eine weitere Salve Schüsse war zu hören, ebenso wurden hinter ihnen Kommandos gebellt, die Jart jedoch nicht mehr verstand. Ohne zu zögern schlug er auf den Knopf, der die Druckverriegelung hin zum Enterboot öffnete und deutete mit der Hand einladend in das Innere.

"Ein gewisser ... Vorschuss war fällig, doch die Rendite könnte größer nicht sein. Das heißt, wenn alle einen kühlen Kopf bewahren und das tun, was ich sage."

Konnte er sich der Loyalität dieser Frau wirklich gewiss sein? Schwierig, das mit Bestimmtheit zu sagen, da schon Einiges dazu gehörte, ihm gegenüber loyal zu sein, denn mal ehrlich, im Grunde war den allermeisten nur beschienen, in seinen Pläne mitzuspielen, und zwar nach seiner Pfeife. Und nach dem Spiel wurde eben das Spielfeld abgeräumt. Es gab Ausnahmen wie Mol und Wilm, doch im Grunde war es ihm auch lieber, nicht zu viele Personen zu nahe an sich heran zu lassen. Das führte nur zu ... Komplikationen.

Zischend rastete die Druckverriegelung ein und im gleichen Moment stürzte Jart bereits auf die Kontrollen zu und fuhr die Energieversorgung des Schiffes hoch. In einer halben Stunde wollte er ganz aus dem System sein, und zwar lebend. Wie gut Kratas in seinem Possenspiel auch sein mochte, das hier ein krummes Ding vor sich ging, musste doch selbst dem dümmsten Schiffskommandanten irgendwann einleuchten, und wenn dieser Moment gekommen war, wollte er zwischen sich und dem Cadomai-System bereits einige Parsecs gebracht haben. Kurz ruckte es einmal, dann war das Shuttle frei und beschleunigte in einer bogenförmigen Flugbahn mit Kurs auf die Fast Fortune, die noch immer da lag, wo Jart sie zurück gelassen hatte. Wieder an Severina gewandt fragte der dunkel gekleidete Twi'lek völlig ungerührt von ihrer anhaltender Bestürzung:

"Wenn du noch immer zur Black Sun möchtest und dich in meine Dienste stellst, dann werde ich dich jemandem vorstellen, der das ganze ... amtlich macht. Wenn nicht, kannst du bei nächster Gelegenheit gehen."

Die Vorstellung, dass ein Ökzar Wugun und das Wort 'amtlich' in einem Atemzug genannt werden konnten, erfüllte Jart abermals mit einer gewissen Belustigung. Das einzig ärgerliche war, dass er selbst mit genau diesem auch würde sprechen müssen, jedoch nicht über Kratas. Diese Art von Deals war nicht die richtige Kragenweite für diesen Besalisken. Man ließ schließlich auch keinen Fleischer eine Herzoperation durchführen, richtig? ... Er würde sich an eine höhere Stelle wenden müssen, einen Vigo direkt, doch um einen der Fürsten der Black Sun überhaupt zu Gesicht zu bekommen, war es notwendig, dass er in den Rang eines Nerra aufstieg. Symbolisch schlug sich Jart tätschelnd auf eine Seitentasche seiner Uniform. Wie gut nur, dass er auch daran gedacht hatte.

Gut fünfundvierzig Minuten später, nachdem das einzelne Enterboot angedockt hatte, Jart wieder die Brücke betreten und die entsprechenden Befehle erteilt hatte, aktivierte die Fast Fortune schwerfällig ihre Hyperraumgeneratoren und machte den Sprung durch die Lichtmauer. Das Schiff hatte einige Schäden aus dem Gefecht mit den Sternengalleonen davon getragen, was in Jarts Ohren noch erbärmlicher klang, als es vermutlich war. Wie dem auch war, sie würden einige Tage im Hyperraum verbringen, einige Tage, in denen er Zeit hatte, sein Zusammentreffen mit dem Sub-Vigo bei den Vergesso Asteroiden genauestens zu planen.


[Weltraum | Hyperraum nach Vergesso | MUN Fast Fortune | Brücke] Ad'ika Ga'lor, Commander Orus Wilm, Severina
 
[Äußerer Rand, Cadomai-System, am Transitpunkt, VSD II Collateral, Quartier des Commodore]- Nereus

Die Szene kam bekannt vor. Wieder lag die Maske des Vilius Trayn auf dem Tisch und wieder stand ein ordentlich gefülltes Glas voll von Rubinwein neben ihr, dazu eine ähnlich an der Grenze ihrer Kapazität befindliche, kunstvoll verarbeitete Glaskaraffe. Wahrscheinlich ein Werk der Mon Calamari, dem eleganten Schwung nach zu urteilen, innerhalb des Imperiums kaum zu bekommen – dafür sorgten wohl auch im Friedenszustand Handelsembargos oder empfindliche Strafzölle. Der Korporationssektor schien diesbezüglich weniger Probleme zu haben. Offenkundig brachte vermeintliche Neutralität – selbst wenn sie sich so tendenziös gestaltete wie die der CSA – durchaus ihre Vorteile mit sich.

Betont langsam genehmigte Nereus Kratas sich einen Schluck. Eine knappe Stunde war es her, dass er mit Captain Donos und den Espos auf die Collateral zurückgekehrt war, nachdem vom Flaggschiff eine Gruppe Techniker die Sternengaleone Steady Profit übergesetzt war, mit dem Befehl, das von Jart Ga’lors Piratenkreuzer übel zugerichtete Schiff wieder einigermaßen flott zu machen, damit es eine Reise nach Bonadan überstehen konnte. Zeitgleich hatte er die Anweisung erteilt, den Container mit dem Panzerungsprototypen und den Forschungsdaten direkt in den Frachtraum des Sternenzerstörers der Victory-II-Klasse zu verbringen – das dieser an Bord eines unzureichend verteidigten Frachtschiffes nicht gut aufgehoben war, hatten die jüngsten Ereignisse schließlich eindeutig bewiesen.

Der Wein war ausgezeichnet – ein exzellentes Zeugnis des guten Geschmacks, den Commodore Trayns Vorgänger auf der Collateral für sich verbuchen konnte – doch so wirklich konnte der ehemalige Großadmiral den edlen Tropfen nicht wertschätzen. Zu unruhig wanden sich seine Gedanken um die alles entscheidende Frage: hatte er einen Fehler gemacht? Hätte er sich womöglich niemals – nicht zum Schein, nicht aufrichtig, nicht einmal theoretisch – auf Ga’lor und seinen teuflischen Pakt einlassen sollen? Vor zwei Jahren wäre die Antwort auf diese Frage geradezu trivial gewesen – im Grunde hätte es die Frage nicht einmal gegeben. Aber jetzt? Er wusste es nicht… und so blieb das mulmige Gefühl, Dinge in Gang gesetzt zu haben, die sich zu einem späteren Zeitpunkt – mit den notwendigen Informationen für eine vollends rationale Entscheidungsbildung – nicht mehr aufhalten ließen. Der gerissene Twi’lek wusste bereits zu viel – und wer konnte schon sagen, wie sprunghaft sich der Kreis der Mitwisser erweitern würde, wenn sein Raumschiff erstmal am Ende der Hyperraumreise angelangt war, die es durch die Schiffe der Sicherheitspolizei gänzlich unbehelligt hatte antreten dürfen?

Nereus leerte den Rest des Glases mit einem kräftigen Zug, um sich den Geschmack mit Gewalt ins Bewusstsein zu drängen. Es funktionierte – zumindest zum Teil. Als seine rechte Hand nach der Karaffe tastete, um für ein entsprechendes nachzuschenken, meldete sich zirpend das Schiffsinterkom und wies so auf einen eingehenden Sprachanruf hin. Bevor er ihn entgegennahm, wusste Nereus bereits, dass es sich um Donos handeln musste – er hatte der Kommandantin des Sternenzerstörers zu verstehen gegeben, ihn auf rein akustischem Weg zu kontaktieren – so sparte er sich die Mühe, die nach Ga’lors Übergriff noch ungemütlicher sitzende Maske wieder anzulegen.

„Ja?“

Er bemühte sich nicht, eine gewisse Gereiztheit aus seiner Stimme zu verbannen. Im Grunde hatte er die nächste Statusmeldung erst in einer Stunde erwartet.

„Sir, die Arbeiten an der Steady Profit schreiten den Erwartungen entsprechend voran“, meldete Donos‘ Stimme dienstbeflissen.

„Außerdem haben wir ein offizielles Kommuniqué der Regierung von Cadomai erhalten, in dem diese die jüngsten Vorfälle – ich zitiere – „zutiefst bedauert“. Was auch immer das wert sein mag.“

Nereus schnaubte.

„Nicht viel.“

Er selbst jedenfalls hatte sich vorgenommen, der Korporationssektorverwaltung nahezulegen, jedwede Verträge, die sie mit den Snivvianern geschlossen haben mochte, mehr als gründlich zu überdenken.

„Wollten Sie mich deshalb sprechen?“

„Nein, Sir. Sie haben eine verschlüsselte Nachricht erhalten – rein textbasiert. Ich habe sie an Ihr Terminal weitergeleitet. Und… dann ist da noch etwas…“

Donos schien zu zögern.

„Sprechen Sie ruhig, Captain“, ermunterte Nereus sie, bemüht, seine Stimme etwas neutraler klingen zu lassen. Seine tüchtige Flaggkommandantin hatte es nicht verdient, unter seinen Zweifeln zu leiden, die durch ein Gespräch hervorgerufen wurden, von dessen tatsächlichem Inhalt sie nicht einmal wissen konnte.

„Nun… die Reckoning hat sich während unserer Arbeiten in die nächstgelegene Holonetzrelaisstation eingeloggt und ist vor kurzem mit den jüngsten Nachrichten zurückgekehrt. Darunter war die an Sie adressierte Botschaft… und ein Bericht des Galactic Economist, der Sie ebenfalls interessieren könnte… schließlich waren Sie ebenfalls einst Offizier der imperialen Flotte.“

Bei diesen Worten stellte sich in Nereus ein ungutes Gefühl ein. Ein Bericht in einem öffentlichen Presseorgan mit Informationen das Imperium – oder die imperiale Flotte- betreffend, die ihn interessieren könnte…?

„Was für ein Bericht?“

„Es… es hat einen antiimperialen Aufstand gegeben. Im Koornacht-Sternenhaufen. Die Yevethaner haben sämtliche dortige Welten unter ihre Kontrolle gebracht und wollen nun anscheinend weiter kernwärts vorstoßen – das besagt zumindest der Bericht.“

Für eine Weile sagte Nereus nichts. Ein ganzer Sternenhaufen, binnen kürzester Zeit komplett im Aufstand? In der Geschichte des Imperiums schien ihm eine solche Tragödie ohne gleichen – wenn man vielleicht von den durch Janem Menari instrumentalisierten Chiss und ihrer Unterstützung seines Putschversuches absah.

„Ich verstehe.“

„Nun… ich dachte mir, dass sie das vielleicht schnellstmöglich hätten erfahren wollen.“

„Vollkommen richtig, Captain. Ich danke Ihnen.“

Nereus seufzte schwer.

„Trayn Ende.“

Mit einem raschen Knopfdruck unterbrach Nereus die Verbindung zur Brücke und starrte dann für eine Weile ins Leere, bevor er seinen durch den Anruf unterbrochenen Gedankengang zu Ende führte, sich aus der Karaffe nachgoss und einen kräftigen Schluck folgen ließ. Er wusste nicht viel über die Yevethaner – natürlich war er sich ihrer Existenz und der groben Lage im Koornacht-Sternenhaufen bewusst, aus seiner Zeit als Oberbefehlshaber – doch die Tatsache, dass es ihnen gelungen war, das Imperium offenkundig vollständig aus ihrer Domäne zu vertreiben, deutete unheilvoll darauf hin, dass sie zu einem Problem werden konnten, dass zu bewältigen einem durch den Sith-Bruderkrieg und die Offensive der Republik geschwächten Imperium nicht zwingend leicht fallen würde.

Als er sein Glas erneut geleert hatte und sich zum zweiten Mal nachschenken wollte, fiel sein Blick auf das dezent blinkende Lämpchen an seinem Terminal. Natürlich – die Nachricht, von der Donos gesprochen hatte. Bereits etwas fahrig aktivierte Nereus den Bildschirm, solange er noch in der Lage war, einen geschriebenen Text in Gänze zu erfassen und zu begreifen.

Commodore. Ich hoffe, Ihre Operation war von Erfolg gekrönt. Sollte der Prototyp sich in Ihrem Besitz befinden, treffen Sie mich mit der Ware in dem System, in dem auch unser erstes Treffen stattgefunden hat. Ich habe einen neuen Auftrag… oder besser eine neue Chance für Sie. Sie werden sie mögen.

Moriera

Für ein paar Minuten starrte Nereus auf die Nachricht, während sich bedingt durch den hastigen Weingenuss bereits ein leicht dumpfes Taubheitsgefühl seines Körpers bemächtigte. Plötzlich hatte er wieder verstärkt das Gefühl, zwischen allen Stühlen zu sitzen – womöglich, weil genau das auch tatsächlich zutraf. Er holte ein paar Mal tief Luft, bevor er erneut einen Kontakt zur Brücke herstellte:

„Captain… neue Befehle. Die Reckoning und die Honest Trade sollen die Sternengaleonen nach Bonadan eskortieren. Lassen Sie für die Collateral einen Kurs an den Rand des Mytus-Systems berechnen und führen Sie den Sprung umgehend durch, sobald dieser feststeht. Alarmieren Sie mich eine halbe Standardstunde vor Rückfall in den Normalraum.“

Ohne auch nur auf eine Bestätigung zu warten, unterbrach er die Verbindung wieder. Sein Blick fiel auf die noch zu etwas mehr als der Hälfte gefüllte Karaffe. Auf ihn wartete noch eine Aufgabe…

[Äußerer Rand, Cadomai-System, am Transitpunkt, VSD II Collateral, Quartier des Commodore]- Nereus
 
Cadomai Prime Ѻ Brella Ѻ Raumhafen Ѻ Danair Petinom und Reisende

Die Zeit schien sich, je nach Begebenheit, eigen zu verhalten. Mal verrann sie wie Sand zwischen den Fingern, mal wollte sie nicht vergehen. Die Raumfahrt Richtugn Cadomai war genau so ein Moment, der für Danair Petinom endlos erschien. Der AA-9 Transporter musste prinzipiell die gesamte Galaxis durchqueren. Immer wieder wurde der Pyn’gani kontrolliert, sei es als sie das astrografische Territorium der Theokratischen Republik Christophsis durchquerten und sich dann entlang des Corellian Runs ihren Weg zur Mitte der Galaxis bahnten. Angespannt beobachtete der Inkognito Agent der Republik die anderen Fahrgäste. Unterschiedliche Spezies füllte das bauchige Schiff, aus allen Richtungen der Galaxis. Spezies, die Danair zuvor noch nie gesehen hatte, andere wiederum waren so verbreitet wie die Menschen. Sah man einen Muun, so fragte man sich, was diese äußerst clandestine Spezies hier im südlichen Teil der Galaxis machte, doch das war das großartige an der großen und freien Republik: Man ließ sie einfach walten. Als sie imperiales Territorium durchquerten, sah das ganz anders aus. Patroullientruppen durchkämmten den Transporter, ein Gefühl an, das sich der Agent niemals gewöhnen würde. Er musste seinem Impuls widerstehen seine Blaster zu zücken, als er die gepanzerten Truppen ihrer Majestät sah. Solange die galaktische Astrografie so fragmentiert war, wie sie es zum Zeitpunkt der Verhandlungen auf Umbara war, konnten sie nichts anderes tun als diese Kontrollen über sich ergehen zu lassen. Irgendwann, da würden auch diese Welten vom imperialen Joch befreit werden und die Neue Republik würde den Platz einnehmen, den die Alte Republik vor ihr bereits innehatte.

Es war ein notwendiges Übel gewesen. Über den Hutten Raum wollte Danair Petinom nicht fliegen. Dann doch lieber das Galaktische Imperium. Zu viele Kopfgeldjäger, die ihn unter Umständen suchten. Zu viele lose Fäden, die zu ihm zurückführen könnten. Hätte er doch Naboo nie verlassen, das Idyll seiner Klippe. Vielleicht hatte ihn der Wind tatsächlich verrückt gemacht, dass er diesen Auftrag angenommen hatte. Vielleicht war es seine Bestimmung.

Früh am Morgen des siebten Tages ihrer Reise kamen sie, nach etlichen weiteren Kontrollen, die bei jeder Neujustierung des Hyperraumvektors vorgenommen wurde, endlich auf Cadomai an. Nach einer Nacht, in der er nur wenig und unruhig geschlafen hatte, ging er mit rotgeränderten Augen rasch durch den belebten Raumhafen und trat auf die Plaza vor dem imposanten Gebäude hinaus. Als erstes fielen ihm die zahlreichen Speedbikes auf: Tausende von Speedbikes in unzähligen Reihen. Dazu überall Snivvianer. Nicht ungewöhnlich, war es doch ihre Heimatwelt. Hier waren alle Humanoiden die Fremden. Die Nichtsnivvianer.
Diese am nördlichen Ende des Hydian Way gelegene Welt hatte eine brutale Vergangenheit hinter sich, die man dieser possierlichen Spezies nicht zutrauen würde. Scheinbar war es die Kälte, die diese Wesen verrückt machte, nicht der Wind. Die Temperaturen waren jedoch für den Pyn’gani nichts ungewöhnliches, war es seine Spezies doch gewöhnt, fühlte sich gar wohl in diesen kalten Gefilden. Nach einer Woche in der unerbittlichen Kälte des Welttraums mit eingesparten Lebenserhaltungssystemen war die Wärme Naboos nur noch eine ferne Erinnerung.


Sein erster Weg führte ihn zu einem geschlossenen Speedertaxi, dass ihn in das zentral gelegene Hotel Ambassade brachte. Dort trug er sich als Geschäftsmann von Canto Bight ein. Er verbrachte eine Stunde am Holocommtransmitter, wechselte für den Fall, dass jemand in der Vermittlung des Hotels mithörte, mehrmals die Sprache und gebrauchte den Tarnwortschatz des kriminellen Untergrundes. Danach schlief er ein bisschen und vor Mittag saß er am Fenster eines rauchigen Cafés unweit des Hotels. Er trank einen Caf und versuchte sich beiläufig einen Überblick über das Straßennetz Brellas zu machen. Nachdem er gezahlt und das Café verlassen hatte, ging er wieder los. Er blieb er mehrmals unvermittelt stehen, er kramte in den Auslagen der Händler und kaufte an einem Kiosk von einem dickbäuchigen Snivvianer eine Filsmiplastzeitung. Er betrat eine öffentliche Holozelle und tat so, als würde er telefonieren. Jedes Mal suchte er seine Umgebung sorgfältig ab, ohne irgendein Anzeichen dafür entdecken zu können, dass er beschattet wurde.

Petinom schlenderte eine Viertelstunde lang kreuz und quer durchs Viertel mit den langen, schmalen Gassen die an vielen Orten in Eingänge in das unterirdische Tunnelsystem Cadomais mündeten. Die Luft roch nach Gewürzen, Kälte und Speederabgasen. In einer Bar trank er ein Bier und blätterte durch die Filmsiplastzeitung, die er gekauft hatte. Auch dabei fiel ihm nirgends ein Beschatter auf. Er trank sein Bier aus und verließ die Bar.

Der Treffpunkt entsprach genau Towallas Beschreibungen. Es lag im zweiten Stock eines alten Hauses. Vom Gehsteig aus sah Petinom, dass die auf die Straße hinausgehende Fensterfront dunkel war. Und er stellte fest, dass über der Haustür eine kleine Holocamera installiert war, damit die Mieter sehen konnten, wer sie besuchen wollte. An der Ecke lag ein Bistro mit gutem Blick auf das Appartement und den Hauseingang. Petinom fand einen Fenstertisch und bestellte das Bantha Tartare nach Art des Hauses und eine Flasche Bier. Das kleine Lokal war typisch für dieses Viertel: Warm und laut, hauptsächlich von Viertelbewohnern und Geschäftsmännern aus dem Korporationssektor beseelt, die dank des Friedens in der Neuen Republik auf neue Absatzmärkte hofften. Während er auf das Essen wartete, las Petinom nach einmal seine Filmsiplastzeitung mit den aktuellesten Ereignissen der Galaxis.

Ein Mann, der das Wohnhaus betrat, erregte seine Aufmerksamkeit. Petinom musterte ihn eindringlich. Klein, schütteres blondes Haar, eine stämmige Ringerfigur, die bereits etwas Fett angesetzt hatte. Der Schnitt seines Mantels wies ihn als Eriaduaner aus. An seinem Arm hing eine hübsche Dirne, größer als er mit schulterlangen schwarzen Haaren und knallroten Lippen. Der Mann schloss die Tür auf und die beiden verschwanden im dunklen Hausflur. Wenig später ging im zweiten Stock das Licht an. Petinoms Laune änderte sich schlagartig. Er hatte befürchtet in eine Falle zu tappen. In einer fremden Wohnung, aus der es keinen Ausweg gab, wäre er eine leichte Beute gewesen, falls der Treff von einem seiner Feinde arrangiert worden wäre. Aber ein Agent, der eine Dirne in ein sicheres Haus mitnahm, konnte ihn nicht wirklich gefährden. Nur ein Amateur oder ein undisziplinierter Profi wäre dieses Risiko eingegangen. Petinom beschloss, morgen zu dem Treffen zu gehen.

Am nächsten Morgen stand Petinom früh auf und joggte. Er trug einen dunkelblauen Anorak, um sich vor dem Nieselregen zu schützen, der einen zarten Schleier über die Szenerie legte. Er lief eine Dreiviertelstunde lang in flottem Tempo, der Kies der Wege seiner Route knirschte unter seinen Schuhen. Auf den letzten Kilometern legte er einen Zahn zu. Schließlich stand er keuchend und nach Atem ringend, wo Menschen an ihm vorbeihasteten, auf ihrem Weg zur Arbeit. In seinem Hotelzimmer duschte er und zog sich um. Seine Blaster hatte er dabei immer in bequemer Reichweite. Es war ein merkwürdiges Gefühl, sie im Hotel zu lassen, aber Petinom würde sich an die offiziellen Vorgaben halten. Er zog einen Pullover an, schloss die Blaster in dem kleinen Wandsafe ein und ging nach unten. Der Agent frühstückte im Hotelrestaurant, einem behaglichen Raum, dessen Fenster auf die Straße hinasugingen, und las in aller Ruhe die morgendlichen Nachrichten, vor allem die Updates von Coruscant und der aktuellen Lage mit dem C-Virus. Er verließ den Speisesaal als letzter Gast.

Er fuhr mit einem Taxi bis zum Bistro, dass er bereits am Vortag besucht hatte. Der Nieselregen hatte aufgehört, deshalb setzte er sich an einen der Tische auf dem Gehsteig. Nicht viele saßen hier, meistens nur die Snivvianer, denn das Klima von Cadomai Prime war nicht gerade das sommerliche Idyll, dass sich viele Wesen der Galaxis wünschten. Doch er war es gewohnt, seine gesamte Kindheit hatte er in solchen Temperaturen zugebracht. Trotz des bewölkten Himmels trug er eine getönte Brille mit dicker schwarzer Fassung. Es war Viertel vor neun republikanischer Standardzeit. Er bestellte Milchcaf und ein Gebäck und beobachtete die Fenster des Appartements im zweiten Stock. Der Mann mit der Ringerfigur ließ sich zweimal hinter den Fenstern sehen. Beim erstnemal trug er einen Bademantel und hielt ebenfalls einen Cafbecher umklammert. Petinom musste dem Drang widerstehen ihm zuzuprosten, doch für derlei Späße war bei einer Beschattung wie dieser kein Raum. Fünf Minuten später trug er einen dunklen Anzug und sein schütteres blondes Haar war ordentlich gekämmt.

Petinom suchte die Straße ab. Auf dem Gehsteig drängelten sich die Fußgänger. Zwei städtische Arbeiter hatten einen Kanaldeckel geöffnet, hinab in das weitreichende Tunnelsystem unter ihren Füßen, und kletterten eine Eisenleiter hinab. Ein Straßenkehrer sammelte den Kot vorbeilaufender Aakhunde ein. Das Bistro hatte sich nach und nach gefüllt. Ohne es zu wissen, konnte Petinom auf allen Seiten von Beschattern umgeben sein. Um zehn Uhr legte er etwas Geld auf den Tisch und ging über die Straße. Nachdem er geklingelt hatte, kehrte er der Überwachungskamera den Rücken zu. Als der Türöffner summte, stieß er die Tür auf und betrat den Hausflur. Es gab keinen Aufzug, nur eine breite Treppe. Petinom ging rasch nach oben, blickte dabei in alle Richtungen. Im Haus selbst war es still, aus den anderen Wohnungen drang kein Laut. Er erreichte den zweiten Stock, ohne gesehen zu werden. Towalla hatte ihn angewiesen, nicht zu klingeln. Die Tür wurde sofort geöffnet und der Ringer forderte Petinom mit einer Bewegung seiner dicken Pranke zum Eintreten auf.

Der Agent musterte die Umgebung, während der andere Mann ihn langsam und methodisch nach Waffen absuchte. Erst mit den Händen, dann mit einem Magnetometer. Die Einrichtung war maskulin nüchtern: Eine bequeme schwarze Ledersitzgruppe um einen Couchtisch mit Glasplatte. Bücherregale aus Shyyriwook Holz mit Sachbüchern, Biografien und Romanen. Sicherlich alle ungelesen. Die freien Wände waren kahl, aber schwache Umrisse ließen erkennen, wo früher gerahmte Bilder gehangen haben. Er sah keine Fotos, keien Post, kein Notizblock neben dem Commlink.

„Kaffee?“ fragte der Ringer, als er fertig war.

Petinom nickte. Er nahm seine Sonnenbrille ab, während der Agent in die schwarz eingerichtete Küche ging um Kaffee zu machen. Neben der Küche befand sich ein Essplatz, hinter dem ein kurzer gang ins Schlafzimmer führte. Auf dem Esstisch befand sich ein Holoterminal. Der Agent kam mit zwei Bechern schwarzem Caf zurück.

„Wir warten noch auf deinen Partner, dann kann es losgehen.“

PARTNER?!

Cadomai Ѻ Brella Ѻ Wohnhaus Ѻ Danair Petinom und NRGD Agent [NPC]
 
Hyperraum Hydianische Handelsstraße AA-9-Frachter [Anreise auf Cadomai Prime] Tramas Qubenter, Q1 und Passagiere

Wie programmiert weckte Tramas die Vibration seines Chronometers zu passender Stunde. Laut Timer musste ihre Ankunft auf Cadomai unmittelbar bevorstehen. Mit einer schnellen Bewegung wischte sich der Agent die Müdigkeit aus den Augen, ehe er die Umgebung analysierte. Seit ihrem letzten Halt hatte sich nichts verändert, er erblickte weiterhin die bekannten Gesichter unter den Passagieren und auch sein Gepäck und Inventar fand sich an zuletzt gesehener Stelle wieder.

„Q1, Statusbericht“, erfragte er sicherheitshalber. Das darauffolgende Piepen sagte ihm, dass auch der Droide keine nennenswerte Veränderung während seines Schlafes registriert hatte. Inwieweit er sich tatsächlich auf die Daten seines Begleiters verlassen konnte, musste er im Nachhinein noch überprüfen. Eine detaillierte Auswertung der Daten und je nach Ergebnis nachfolgende Überprüfung der Algorithmen stand nach diesem ersten echten Einsatz ohne Frage aus. Wenn es zeitlich einzurichten war, dann im Idealfall vor Antritt ihrer eigentlichen Mission im Korporationssektor.

Nur wenige Minuten danach hatten sie es dann geschafft, als zunächst eine Droidenstimme über das Interkom des Frachters die zeitnahe Ankunft auf Cadomai Prime verkündete. Geschäftig begannen die Passagiere an Bord ihre Habseligkeiten zusammenzupacken, teils hatte man diese wie im häuslichen Umfeld breit um sich ausgelegt. Verständlich, wenn man überlegte, dass sich einige andere Individuen ähnlich wie Tramas bereits für mehrere Tage an Bord befunden hatten. Als schließlich die Freigabe zum Ausstieg erteilt worden war, reihte sich der Chandrilaner hinter der snivvianischen Familie ein, die er von Zeit zu Zeit immer wieder beobachtet hatte. Es war ein Familiengefüge, wie es seine eigenen Erinnerungen nicht hergaben. Seine Familie war bedeutend kleiner, auch bedeutend stiller. Aber vielleicht lag dies auch in der Natur der Snivvianer. Tramas wusste es nicht, sparte sich eine endgültige Beurteilung der Situation. Einzig hätte er sich gewünscht, dass seine Eltern noch am Leben waren.

Die frische Brise mit Austreten aus dem Frachter kühlte die Emotionalität seiner Gedanken jedoch rasch ab und die Dunkelheit des Nachthimmels von Brella, der Hauptstadt von Cadomai, umfing ihn. Tagelang war ihm natürliches Licht verwehrt geblieben und ausgerechnet bei seiner Ankunft grüßte ihn eine ähnliche Finsternis, wie ihn diese bereits bei Abreise von Coruscant verabschiedet hatte. Einhergehend mit dem winterlich kalten Klima des Planeten herrschten nur kurze Sonnenphasen, wie sich der Agent an die Informationen aus den studierten Dossiers erinnerte. Es war daher wahrscheinlicher in Dunkelheit anzureisen als in der strahlenden Helle der Sonne. Über all dem stand schließlich ohnehin noch die Tatsache, dass der überwiegende Teil des Lebens auf Cadomai in unterirdischen Höhlen- und Tunnelsystemen herrschte. Natürliches Licht fand sich dort wenn überhaupt in spärlichem Ausmaß. Tramas fragte sich dagegen, ob die Temperaturen in den Höhlensystem wärmer waren als unter freiem Himmel. Die Snivvianer schien es nicht zu stören – insbesondere das Kind, das er geraume Zeit beobachtet hatte, war sofort spielend umhergerannt. Vielleicht vermisste es auch einfach die Möglichkeit, sich frei bewegen zu können. Tramas auf der anderen Seite zog den wärmenden Parka enger um sich. Solche Temperaturen war er nie ausgesetzt gewesen und entsprechend nicht an sie gewöhnt. Die integrierten Wärmeaggregate wollte er allerdings noch nicht aktivieren. Er wollte seinem Körper wenigstens die Chance lassen, sich gegebenenfalls an die Umgebung anzupassen. Diese Testphase währte jedoch nicht lange und umso erfreuter war er, als er die weiten Terminalhallen des Raumhafens erreicht hatte. Q1, der erneut auf seinem Gepäck Platz genommen hatte, schien die Temperaturen gut überstanden zu haben, wenn nicht besser als er. Eigens für Wetterextreme hatte der junge Tüftler den Droiden mit Thermomodulatoren ausgestattet, um ihm einen eigenen Schutzmechanismus bei Einwirken extrem hoher oder niedriger Temperaturen zu gewähren. Es stand daher außer Frage, dass dieser die Temperaturen besser verkraftete als sein frierender Erbauer.

Die Eingangshallen unterschieden sich unwesentlich von denen anderer Raumhäfen, die ihm bislang bekannt waren. Es war betriebsam, eine Fülle von Spezies erfüllte die Korridore mit Lärm und Geruch und Durchsagen zu An- und Abflügen übertönten noch all dies zusätzlich. Der zentrale Raumhafen von Brella schien jedoch, einer der gehobeneren der Galaxis zu sein. Das schlug zumindest dessen einzigartig feinsinnige Ausstrahlung vor. Mosaike aus unbekannten Gesteinen schmückten die Wände aus, erfüllten die Atmosphäre mit einem schillernden Reiz. Hie und da fanden sich traditionelle Skulpturen, die die weiten Flure säumten. Welche Spezies sie darstellen sollten, konnte Tramas nicht sagen. Es war gleichsam wahrscheinlich, dass es sich um aus kreativen Gedanken geformte Figuren handelte, die keiner der bekannten Spezies entsprachen. Der Raumhafen war in der Tat ein sehenswerter erster Eindruck der künstlerischen Ader der Snivvianer.

Am Ende der Eingangshallen erblickte Qubenter schließlich sein erstes Ziel auf der Etappe seiner Ankunft. Es war ein hochgewachsener Mensch gekleidet in einen dicken, gleichsam feingewobenen und samtig goldenen Stoff, der ihn mit einem makellosen Lächeln begrüßte, um ihn zu seiner Destination der Wahl während seines Aufenthaltes auf Cadomai Prime zu geleiten.

„Willkommen auf Cadomai Prime, Mister Crove. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise. Es ist mir eine Freude, Sie hier wohlbehalten in einem der galaxisweit kreativsten Zentren von Kunst und Kultur begrüßen zu dürfen. Bitte folgen Sie mir zu Ihrem Transport zum Hotel.“

Derun Crove, seines Zeichens Lyriker und Liebhaber von Kunst und Kultur, war eine der gewählten Tarnidentitäten, die sich der republikanische Agent zurechtgelegt hatte. Die Inspiration, der Ausdruck von kreativem Feingefühl, all jene Dinge, die Kaya ihm in ihrer Passion für die Künste nähergebracht hatte, hatten dabei eine wesentliche Grundlage für die Erschaffung dieses Charakters dargestellt. Und sobald er die übergeordnete Mentalität verinnerlicht hatte, musste er seinen Verstand nur noch um die Fakten bereichern. Gerade letzteres fiel dem Chandrilaner um einiges leichter.

Anlass seines Aufenthaltes, des Aufenthaltes von Derun Crove, war die alsbald beginnende Kunstausstellung mitsamt seinen Chancen auf höhere künstlerische Anerkennung. So hatte Tramas letztlich bei Tätigung seiner Reservierung kundgetan. Es waren die Basisinformationen, die er über diesen Charakter an die Oberfläche hatte dringen lassen. Entsprechend sorgsam war man mit ihm – wie nun auch bei seiner Ankunft – umgegangen, wollte man nicht einen Vertreter des ästhetischen Faches, welches eine immanente Bedeutung in snivvianischer Tradition innehatte, vergraulen. Behutsam und weiterhin seine Umgebung beobachtend stieg er mit dem Menschen in den Gleiter, der ihn den geschwungenen Weg zu seiner Unterkunft fuhr. Qubenter bedachte ihn nach initialer Inspektion derweil keines weiteren Blickes, legte einen künstlerischen Manierismus an den Tag, dass man nur glauben konnte, er sei in Eitelkeit geschwängert oder in künstlerischen Gedanken verloren. Der Gleiter bahnte schließlich seinen Weg in einen Tunnel, der nach kurzer Fahrstrecke von einer gigantischen Höhle abgelöst wurde. Hie und da waren Lichter im Stein angebracht, dass Tramas die Ausmaße des Baus erst nachvollziehen konnte. Nahezu der komplette Berg, dessen Umrisse er vor Einfahrt in den Tunnel nur noch vage gegen den Nachthimmel hatte erkennen können, schien ausgehöhlt zu sein. Es war sichtlich beeindruckend.

Am Ende eines Platzes angekommen blieb der Gleiter schließlich vor einem imposanten Bauwerk stehen, dessen Fassade mit grazilen Verzierungen, in ihrer Art Pflanzen und Blumen nachempfunden, ausgeschmückt war und in dessen Mitte sich der Titel des Hotels ablesen ließ. Sie waren angekommen am
'Grand Cado'. Seine Recherchen titulierten das Hotel als einen der Dreh- und Angelpunkte kunstinteressierter Fremdweltler, entsprechend einfach fiel die Wahl auf eine dortige Unterbringung unter falschem Deckmantel. Sein Fahrer, der gänzlich anonym verblieben war, geleitete ihn die Treppenstufen hinauf und in das Gebäude hinein, nur um den Neuankömmling am Empfang vertraut zu machen. Mit einem sachten Nicken entfernte er sich schließlich von dem scheinbaren Lyriker. Ungeachtet seiner höfischen Art hatte Tramas das Gesicht des Mannes eingespeichert. Auch als Derun Crove musste er ein wachsames Auge auf seine Umgebung haben.

„Im Namen der erlesensten Künste, ich begrüße Sie im Grand Cado auf Cadomai Prime, Mister Derun Crove! Es freut mich, dass Sie hier wohlbehalten angekommen sind.“ Es war ein weiterer Mensch, stämmiger gebaut als der letzte, und inmitten seines Antlitzes prangte ein kräftiger, dunkler Schnurrbart. Generell schienen hier weniger Snivvianer zugegen zu sein.

„Durchaus.“ Qubenter hielt die Antwort knapp, suggerierte mit einem flüchtigen Blick scheinbares Desinteresse. Er war von Natur kein Mann großer Worte, mit einem Hauch gespielter Eitelkeit gelang ihm jedoch eine gänzlich andere Wirkung auf seine Gegenüber als sonst.

Sein Gegenüber nickte, weiterhin ein strahlendes Lächeln aufgesetzt.
„Wenn Sie mir bitte Ihre Reservierung und Identikarte aushändigen. Ich bereite alle Gegebenheiten vor. Lassen Sie derweil die Atmosphäre um sie herum auf sich einwirken.“

Qubenter legte die im Vorfeld bereits sorgsam zusammengelegten Dokumente seiner Tarnidentität zusammen und schob sie dem Rezeptionisten zu. Ehe er sich allerdings, wie ihm geheißen, von ihm abwandte und den Saal inspizierte, blieb seine Aufmerksamkeit bei dessen Tätigkeit stehen. Relativ nüchtern scannte der Mensch hinter dem Tresen, dessen hochformelles Basic mit Einschlag ins High Coruscanti, seinesgleichen zu suchen schien, die ausgehändigten Dokumente. Nur halbherzig schaute sich der Agent hin und wieder um, Zeit dafür würde er gleich noch haben. Wichtiger war, die Feinheiten des Umgangs des Rezeptionisten mit seinen Unterlagen zu beobachten. Ein unwillkürliches Zucken der Augenbrauen, eine zu lange Pause – jede Information konnte hinweisend sein. Wenige Sekunden später hatte sein Gegenüber dann die Registration abgeschlossen, schaute mit glänzender Miene zu ihm empor, dass sich eine leichte Kurvatur in den Schnurrbart des Mannes legte.
„Bitte, Ihre Dokumente, Mister Crove. Zimmer 1701 steht für Ihren Aufenthalt bereit. Man wird sie dort hinten an den Turbolifts hinaufführen.“ Er wies in eine Richtung und es folgte ein respektvolles Nicken. „Genießen Sie Ihren Aufenthalt im Grand Cado.“

„Es sei gedankt“, kam die Antwort weiterhin gespielt kokettierend. Mit seiner Reisetasche in der Hand begab sich Qubenter zu benannten Turbolifts, da wurde dem neuen Gast bereits angeboten, ihm die Last des Gepäcks abzunehmen. So sehr es dem Agenten widerstrebte, in seiner Rolle hatte er dieses Detail mitzuspielen. Seine Tasche glitt daher ohne Worte in die Hände des Pagen. Q1 verblieb derweil stumm und reglos auf dem Gepäck sitzen, man hätte ihn für ein künstlerisches Accessoire halten können.

In Begleitung des Pagen begab sich der Chandrilaner zu dem reservierten Zimmer. Dankend nahm der Page, der allenfalls so alt wie Tramas selbst erschien, die Credits entgegen, die der gespielte Künstler ihm bei Eintritt in sein Zimmer entgegenhielt, ehe der Agent nach dessen Verschwinden die Tür sorgsam versiegelte. Auch das Hotelzimmer war in traditionelle Kunst der Snivvianer gehüllt, nicht zuletzt zierte eine der typischen snivvianischen Transnovellen die Wand. In anderen Teilen der Galaxis hätte man an selber Stelle höchstwahrscheinlich ein Gemälde erwartet, nicht so scheinbar hier.

„Q1, Umgebungsanalyse“, gab Qubenter den Befehl, während er sich auf sein Datenpad fokussierte. Er hatte noch einige Etappen für den Abend bis in die Nacht vorgesehen. Am morgigen Tag stand bereits das Treffen an, über das ihn eingangs Emicka auf Coruscant in Kenntnis gesetzt hatte. Tramas inspizierte die Routen zu den jeweiligen Zieladressen ausgehend vom Grand Cado. Kaya hätte es für eine Schande gehalten, hätte sie gewusst, dass er nur zur Tarnung in dieses vor Kunst und Kultur nur so strotzende Hotel eingezogen war. Ein Gutes musste Tramas' relative Gleichgültigkeit der Kunst gegenüber jedoch haben.

Piepsend näherte sich Q1 wieder dem Agenten, ihm mitteilend, dass er keine Auffälligkeiten entdeckt hatte.

„Sehr gut“, bestätigte Tramas und ging selbst noch einen Kontrollgang durch das Hotelzimmer, das einen höfischen Stil mit Hang zur subtilen Dekadenz zierte, doch Weiteres ergriff auch nicht seine Aufmerksamkeit.

Der junge Chandrilaner schnaufte einmal kurz auf. Nach langer Reise verschwand er dann flüchtig in der Nasszelle, nur um wenig später erfrischt wieder hinauszutreten. Sein Chronometer suggerierte eine späte Stunde. Es war Zeit, die Vorbereitungen abzuschließen.


Cadomai Brella Hotel 'Grand Cado' Hotelzimmer 1701 Tramas Qubenter [alias Derun Crove] und Q1
 
Cadomai Brella Hotel 'Grand Cado' Empfangshalle Tramas Qubenter [alias Derun Crove] und Q1

Erst während der Fahrt im Turbolift hinunter, ließ sich Tramas auf die Atmosphäre der riesigen Empfangshalle des Grand Cado ein. Durch die transparente Hülle des Turbolifts hatte er uneingeschränkten Blick auf das Gesamtbild der Halle. Wie in seinem luxuriös eingerichteten Hotelzimmer fanden sich mehrere Transnovellen an den Wänden der nach oben hin zur Kuppel abgerundeten Halle unterbrochen und umschmückt durch fein in den Stein gearbeitete Reliefs und Mosaike. Als Tramas Blick weiter zum Boden der Halle wanderte, setzte sich das Bild der kunstverzierten Halle nur fort, wenngleich sie eben nur von diesem hohen Aussichtspunkt ihre volle Wirkung entfalten konnte. Zentral fand sich auf dem Boden der Empfangshalle durch feine Mosaiksteine zusammengelegt, die Abbildung eines Horizonts über Berge. Sehr wahrscheinlich war sie der allgegenwärtigen Natur, der natürlichen Beschaffenheit Cadomais mit all seinen rauen, teils schneebedeckten Gebirgsketten nachempfunden. Die Snivvianer wussten, ihre Kunst überall in verschiedener Form und Art zu platzieren.

In der Empfangshalle angekommen schritt der Agent seinen Weg Richtung Ausgang, spürte dabei die Blicke der Hotelangestellten. Q1 saß derweil unbekümmert auf seiner Schulter, seine Sensoren stets aktiv. Bereits aus dem Augenwinkel hatte Qubenter den Rezeptionisten wahrgenommen, der allem Anschein nach der höfischen Etikette wegen lediglich um ein kurzes Grüßen wegen um seine Aufmerksamkeit buhlte. Der Agent blieb jedoch unbeeindruckt, zückte gar sein Komlink hervor und begann ein kurzes Schauspiel mit gut hörbarer Stimme.

„Natürlich. Mir ist die Wichtigkeit dieser Veranstaltung bewusst. Darum empfehle ich Dein baldiges Aufschlagen, wenn ich gleich am Ausstellungsort sein sollte. Du solltest schleunigst Deinen Weg aus Deinem Dom der himmlischen Inspiration, Deinem selbsternannten Refugium, machen.“

Mit Hinaustreten in die Kälte – in der riesigen Höhle war es immer noch kalt, wenn auch weniger kalt als unter freiem Himmel – trat wie von Qubenter bereits erwartet der Rezeptionist an ihn heran.
„Mister Crove, bitte, haben Sie einen Moment Geduld. Es wird augenblicklich ein Taxi zu Ihrer Verfügung stehen und Sie zum Veranstaltungsort der baldigen Ausstellung fahren.“

Kaum hatte der kräftige Mensch gesprochen, war bereits der Gleiter vorgefahren und mit dankendem Nicken stieg Qubenter ein. Auch während dieser Fahrt blieb der Agent schweigsam, selbst sein Ziel musste er nicht benennen. Unweigerlich laut und offen hatte er noch in der Empfangshalle des Grand Cado gesprochen, dass man nun seine scheinbare Destination unmittelbar ansteuerte. Zumindest war es das Ziel von Derun Crove. Das sollten sie wissen, das war der Plan. Diese kleine Täuschung hatte gut funktioniert. Entsprechend erreichten sie nach einiger Fahrtzeit eine weitere größer ausgebuchtete Höhle unter den Gebirgsmassivs von Cadomai. Seinen Informationen zufolge lag der Großteil der Hauptstadt einschließlich wichtiger Regierungsgebäude, Finanzzentren und selbstverständlich Galerien, Museen und Theatern subterrestrisch, wenige Ausläufer hatten sich im Laufe der Jahre nach außen bahnen können. So war auch ihr gegenwärtiges Ziel durch Unmengen Gestein von Mond- oder Sonnenlicht getrennt, als sie bereits an der Westseite der Höhle am Rande eines Gebäudes anhielten. Offenkundig waren sie an der snivvianischen Kunsthalle von Brella, die die baldige Ausstellung beherbergen sollte, angekommen. Qubenter stieg in graziler Manier, wie es Derun Crove zu tun pflegte, wieder aus dem Gleiter, Q1 weiterhin ruhig auf der Schulter ruhend, und machte die ersten Schritte zum Gebäude bis der Gleiter durch einen der Zufahrtstunnel wieder entschwunden war. Für eine geraume Zeit hielt er die Fassade des Lyrikers noch aufrecht, der im Eingangsbereich hinter einer Ansammlung von Säulen zusehends aus dem Blickfeld des großen Plazas vor der Kunsthalle wich. Wenig später machte Qubenter dann seinen Weg entlang einer Seitenstraße, mied dabei die Sonnen helle Abendbeleuchtung der Wandlichter und tauchte mitsamt der Identität von Derun Crove unter.

‚Wegzeit 22 Minuten – Verbindungstunnel – Lebensmittelmarkt – Regierungsgebäude der Chevram – Correlianische Botschaft – Kunsthochschule‘. Die Eckdaten seiner Route erschienen in seinen Gedanken, als er sich den Weg durch die Stadt bahnte. Mittlerweile war es ebenso an der Zeit gewesen, die Wärmeaggregate in seinem Parka zu aktivieren. Die kalten Temperaturen war der Chandrilaner einfach nicht gewohnt. Er hoffte nur, dass die Wärmeaggregate reichten. Wenn nicht, dann musste er die kühlen Temperaturen irgendwie aushalten.

Mit einem Piepsen erkundigte sich der Droide auf seiner Schulter, über seine körperliche Verfassung.

„Ja, es ist kalt“, antwortete Tramas. „Zumindest für mich. Deine integrierten Thermomodulatoren sollten Dir als guter Schutz dienen und das Material Deiner Systeme ist äußerst witterungsfest. Mach' dir keine Sorgen, Q1.“

Ein anders gefärbtes Trillern entwich dem Droiden. Er klang sichtlich beruhigt.

Nach Ablauf der vorher bestimmten Wegzeit erreichten sie auf die Minute ihr nächstes Ziel auf ihrer nächtlichen Etappe. Die Arme verschränkt stand Tramas vor dem Gebäudekomplex, der mit schillernd leuchtender Beschilderung als Snivvian Sleeves bezeichnet war. Im Vergleich zum Grand Cado eine deutlich bescheidenere Unterkunft. Schnellen Schrittes huschte der junge Chandrilaner zwischen den vorbeifahrenden Gleitern des abendlichen Verkehrs durch, um zur anderen Straßenseite zu gelangen. Derun Crove hatte er bereits an der Kunsthalle abgelegt, nun galt es allerdings eine neue Identität zum Leben zu erwecken.

‚Lockerer, unkomplizierter Auftritt – direkter Augenkontakt, lange wahrend, eventuell einschüchternd – bestimmte und präsente Körpersprache‘, ratterten die Stichworte durch seinen Verstand, als er seinen Weg zur Rezeption machte und die Gedanken Einfluss auf seinen Körper nahmen. Das Licht war gedämpft, der Empfang weniger herzlich und die Kälte von draußen zog weit in die Halle hinein. Der Snivvianer hinter dem Empfangstresen beäugte den Agenten kurz, das Interesse verflog allerdings schnell wieder. Hier galt ein anderer Umgang als im Grand Cado.

Qubenter wuchtete die notwendigen Dokumente auf die Theke, dass die beiliegenden Credits beinahe in weitem Bogen direkt auf den Snivvianer zuflogen. Mit flacher Hand konnte der Chandrilaner das Konglomerat aus Identifikationspapieren und Credits allerdings noch geradeso auf dem Tresen zusammenhalten.
„Ein Zimmer, Abreise noch nicht bestimmt.“

Ob des kurzen Krachens bei Vorlegen der Dokumente und Credits hatten die Augen des Snivvianers ohnehin bereits Qubenter im Visier. Als letzterer dann seine Hand hochhob, um das Dargebotene für sein Gegenüber freizugeben, sortierte dieser schnell die Credits zusammen. Eine Wolke feuchten Atems entwich den Nasenlöchern des Nichtmenschen angesichts der kalten Umgebungstemperatur.
„Name?“

„Onik Tigon, überprüf' das System.“


Der Snivvianer beäugte zunächst die Identikarte, die ihm vorgelegt worden war, und glich die Daten dann mit denen am Computerterminal ab. Qubenter nutzte den Moment, um sich flüchtig umzuschauen, sich zu vergewissern, dass er keine weitere Aufmerksamkeit erregt hatte. Bis auf zwei Cigarra qualmende Snivvianer in einer Ecke war die Eingangshalle allerdings leer. Auch säumten den Raum lediglich zwei gearbeitete Skulpturen von Snivvianern in Originalgröße, deren farbliche Gestaltung hie und da bereits der Witterung dieses trostlosen Ortes nachgab. Es lag ein parsecweiter Unterschied zwischen den beiden Unterkünften.

Der Rezeptionist schob die Dokumente wieder zu Qubenter hinüber, händigte zudem eine Chipkarte aus.
„Zimmer 214. Erneute Zahlung in 2 Tagen.“

Qubenter, mehr Tigon, nickte und schlenderte dann selbstgefällig zur Treppe neben der Theke. Im genannten Zimmer angekommen erfolgte dasselbe Prozedere wie bereits im Grand Cado. Sowohl Q1 als auch er inspizierten das Zimmer gründlich in Erwartung, mögliche Auffälligkeiten ausfindig zu machen. Doch auch dieses Zimmer war sauber, strahlte nur wesentlich weniger Ambiente aus wie im imposanten Hotel nahe des Raumhafens. Dieser Tatsache zum Trotz legte sich der Agent für eine Weile auf dem Bett nieder, einzig um Zeit verstreichen zu lassen. Es wäre mehr als auffällig gewesen, das Snivvian Sleeves sofort wieder zu verlassen, wenngleich das hier weniger Individuen kümmerte als im auffallend ausladenden Grand Cado. Als Qubenter nach einer Weile wieder sein Chronometer prüfte, entschied er schließlich, dass es an der Zeit war, die letzte Etappe des Abends anzutreten. Die Besichtigung ihres morgigen Treffpunktes stand aus. Zwar hatte er sich zuvor bereits noch in seinem Apartment auf Coruscant über eine sichere Leitung in die Sicherheitskamera eines gegenüberliegenden Lokals eingeklinkt, der Informationsgewinn war allerdings dürftig. Und falls es sich um eine Falle handelte, war es besser, jetzt Bescheid zu wissen als morgen.

So stand der junge Agent wenige Momente später wieder vor dem Snivvian Sleeves, ehe er den Koordinaten, die er gedanklich abgespeichert hatte, zu folgen begann. Er war nur kurze Zeit unterwegs, da stellte er unweigerlich fest, wie er zu frösteln begann. Das Klima auf diesem Planeten war wahrlich von weit aus anderem Kaliber, als er es gewohnt war. Noch dazu musste er auf seinem Weg zum Treffpunkt, in einen Stadtteil von Brella außerhalb der unterirdischen Höhlensysteme. Die Kälte dort war mit Sicherheit um einiges intensiver. Sich umblickend kam Qubenter am Straßenrand zu stehen und hob die Hand bis eines der Taxen seine Geschwindigkeit drosselte. Der Gleiter fuhr den Chandrilaner nach Fahrt durch mehrere Stadtteile durch einen Verbindungstunnel hinaus in einen der außenliegenden Bereiche der Hauptstadt. Gleichsam dunkler wurde es bei Verlassen des Gebirgsmassivs um sie, schien die Beleuchtung der unterirdischen Höhlensysteme einen Funken mehr Licht ins Dunkel zu bringen als der Mond über Cadomai. Dabei war es nicht bewölkt, wie ein Blick zum klaren Himmel verriet. Und das bedeutete wiederum, dass die Kälte des Alls noch unablässiger auf ihn einwirken konnte. Noch gewärmt von der Taxifahrt entschied der Agent daher schnell, die Wärmeaggregate seines Parkas frühzeitig zu aktivieren, ehe sein Körper den Witterungsbedingungen mit unkontrolliertem Zittern nachgab, und ging tiefer in das Viertel, an dessen Rand er ausgelassen worden war.

Seiner Kenntnis nach handelte es ich am ehesten um die Quartiere der industriellen Arbeiterschaft Brellas. Entsprechend wenig künstlerisch erschienen die eher pragmatisch errichteten Wohnblöcke der Anwohner. Mehrere Minuten schlenderte Tramas durch die Straßen, lediglich das fahle Licht der dürftigen Straßenbeleuchtung zeichnete seinen groben Weg vor. An den Häuserfassaden erblickte er die ein oder andere ausströmende Lichtquelle durch die Fenster, in der Gesamtheit blieb es allerdings ein düsterer Eindruck. Die Straßen waren leer, es gab keine Spur von anderen Individuen.

Mit einem Piepsen kündigte Q1, der sich weiterhin mit seinen kleinen metallenen Beinen auf dem Schulterpolster von Tramas' Parka festgekrallt hatte, an, dass ihr Ziel nicht mehr weit war.

„Gut“, bestätigte Tramas. „Aktiviere die Speicherung der Daten Deiner Photorezeptoren, Q1.“ Still observierend schweifte der Blick des Agenten dann über die Straße, von Fassade zu Fassade, erblickte hie und da einen Schemen am Fenster.

Q1 antwortete mit einer Abfolge weiterer schriller Töne. Seine Photorezeptoren zeichneten die Umgebung auf. Wenn er sicher gehen wollte, dass er wirklich nichts verpasst hatte, dann konnte ihm eine Aufnahme seines Zielortes sicherlich mehr Informationen verschaffen. Er hoffte nur, dass die tiefen Temperaturen der Qualität der Aufnahmen nicht zusetzten.

Vor ihnen erschien schließlich das Bild eines Cafés und das bedeutete, dass sie an ihrem Ziel angekommen waren. Zumindest lag dieses gegenüber vom Lokal, auf dessen Sicherheitskameras Tramas von Coruscant bereits zugegriffen hatte. Kritisch beäugte der Chandrilaner die Fassade des auf der anderen Straßenseite liegenden Gebäudes. Es unterschied sich in keinster Weise von den anderen in Blöcken strukturierten Quartieren. Im Café gegenüber fand sich eine kleine Ansammlung von Snivvianern auf einem Haufen zusammengerottet, sich mit Getränk und Gesellschaft der Kälte der Nacht entziehend.

„Visiere mit Deinen Photorezeptoren die Fassade gegenüber an, Q1“, wies Qubenter den Droiden an. „Und aktiviere Deine Infrarot-Bewegungssensoren für mögliche Wärmeabdrücke.“ So sehr er auf das verwendete witterungsfeste Material in Q1 vertraute, die kühlen Temperaturen brachten den Chandrilaner trotz Wärmeaggregate leicht zum Frösteln und förderten damit einhergehend Spuren von Zweifel zutage. Wenn er schon an den Aufzeichnungen der Photorezeptoren zweifelte, dann umso mehr an letzteren. Die Infrarot-Bewegungssensoren waren äußerst sensibel, reagierten in Ihrer Bildqualität bei geringen Temperaturunterschieden bereits bedeutend. Die Kälte legte sich allem auf, selbst sein Gesicht spürte Tramas kaum mehr. Angesichts der Umgebungstemperatur war die Effektivität der Systeme von Q1 daher kaum einzuschätzen. Arbeit mit Technologie hatte der technikaffine Chandrilaner jedoch stets als dynamischen Prozess verstanden. Es gab nicht immer eine Lösung. Es gab dafür immer die nächste Modifikation. Es war ein stetes Lernen, ein stetes Verbessern auf Grundlage der gemachten Erfahrungen. Q1 stand noch ganz am Beginn seiner Entwicklung.

Im Halbschatten der nächtlichen Beleuchtung spielte der Agent vor, eine Cigarra zu rauchen, während er die Umgebung analysierte. Q1 tätigte währenddessen die Aufnahmen. Mit bloßem Auge konnte Qubenter nichts Auffälliges ausmachen. Er war nun aber mit seiner Umgebung vertraut und das barg Vorteile gegenüber blanker Unwissenheit. Sachte ließ er dann den Stummel der aus Alibi gepufften Cigarra zu Boden fallen, dass die letzte Glut ihr Leben auf dem kalten, steinernen Boden verlor. Nach knappem Schritt darauf, zog er seinen Parka enger um sich.
„Ich denke, wir haben einen ausreichenden Ersteindruck. Zurück in die Wärme.“

Cadomai Brella Äußere Stadtviertel Arbeiterquartiere vor ausgewähltem Treffpunkt Tramas Qubenter und Q1
 
Cadomai Brella Hotel 'Grand Cado' Hotelzimmer 1701 Tramas Qubenter [alias Derun Crove] und Q1

Die Erkenntnis über die Qualität der von Q1 gespeicherten Daten war ernüchternd. Das betraf zumindest die Daten der Infrarot-Bewegungssensoren. Tramas hatte zwar bereits im Vorfeld seine Zweifel, gleichzeitig aber dennoch die Hoffnung gehegt, dass er Unrecht haben würde und die Qualität der Daten nicht zu schlecht würde. Das allgemeine Rauschen bunter Farben, das sich auf seinem Bildschirm abspielte, war in jeglicher Hinsicht ohne Wert. Die Aufzeichnungen waren nicht beurteilbar, die Umgebungstemperatur hatte einen zu großen Einfluss gezeigt. Immerhin zeigten sich die Aufnahmen der Photorezeptoren des Droiden brauchbar. Auch wenn sich der Chandrilaner manches Detail der unmittelbaren Umgebung von seinem Zielort vom bloßen Anblick eingeprägt hatte, so konnte er sie nun im Nachhinein noch mal in Ruhe analysieren. Er spulte die Aufzeichnungen mehrfach vor und zurück, hielt an mancher Stelle abrupt an und passte die Einstellungen des Datenpads an, um Einzelheiten im Bild abzugrenzen. Das Ziel lag im zweiten Stockwerk des Wohnquartiers gegenüber vom Café, an dem er noch am Vorabend gestanden hatte. Tramas erinnerte sich an keine Lichter auf der Ebene und nach Sichten der Aufzeichnungen konnte er dies mit garantierter Sicherheit als bestätigt ansehen. Letztlich musste die Information nichts Konkretes bedeuten. Ob mit oder ohne Licht seine Kontaktperson konnte bereits vor Ort gewesen sein und jegliche Art von Falle bereits gestellt. Sicher aus dem Gesehenen ableiten, konnte er nichts. Einzig die Daten des Infrarot-Bewegungssensors hätten eine weitere Stütze dafür sein können, aber diese waren nunmehr kein brauchbares Werkzeug.

Qubenter studierte die Aufnahmen noch eine ganze Weile, erkannte hie und da Kleinigkeiten, die er sich einprägte. ‚Drei parkende Gleiter vor Wohnkomplex – Seitenausgang Westseite mit Außentreppe – Funkeinheit auf benachbartem Wohnquartier.‘ Die Stichworte umspülten sein Gehirn bis Q1 ihn schließlich darauf aufmerksam machte, dass die berechnete Zeit zur geplanten Abreise erreicht war. Tramas verstaute die letzten Informationen in Gedanken, ehe er seine Ausrüstung wieder zusammenräumte und sie in seiner Tasche im Wandschrank des Hotelzimmers im Grand Cado verschwinden ließ. Einzig auf dem großen hölzernen Tisch, der einen sonderbar süßen Duft von sich gab, verblieben verstreute Haufen aus Flimsiplast mit lyrischen Versen bis hin zu kleinen Zeichnungen. Sollte das Hotelpersonal seiner Neugierde nachgehen und den Machenschaften ihres Gastes nachgehen wollen, sollten sie die Werke von Derun Crove bestaunen dürfen. Seine C-303 am Gurt verstaut und den schützenden Parka übergeworfen, kämmte sich der junge Agent durchs Haar, um der besser gepflegten Frisur von Derun Crove nachzuempfinden. Mit Q1 auf der Schulter verließ er dann das Hotelzimmer.

Prinzipiell ähnelte seine Anreise zur Destination in den Äußeren Bereichen von Brella seiner gestrigen Erkundungstour durch die nächtlichen Stadtviertel und da ihm der Großteil bereits bekannt war, konnte Qubenter sein Hauptaugenmerk auf andere Details lenken. Wenngleich er zugeben musste, dass die Atmosphäre in den unterirdischen Höhlensystemen zur Tageszeit nun eine andere Stimmung angenommen hatte. Die Beleuchtung war wesentlich intensiver. Man bemühte sich scheinbar, trotz Fehlens von natürlichem Licht einen Tag-Nacht-Rhythmus aufrechtzuerhalten. Angekommen an der snivvianischen Kunsthalle verkündete er seinem Fahrer, dass er noch lediglich eine Kleinigkeit zu essen in einem der am Plaza lokalisierten Restaurants zu sich nehmen wolle. Eine Hand von Credits dem Chauffeur überreichend, durfte das Taxi kehrt machen und dem Hotel seine sichere Ankunft an der Kunsthalle verkünden. So wartete Qubenter erneut zwischen den hohen, eine Überdachung abstützenden Säulen der Kunsthallte bis er genug Zeit verstrichen sah, ungesehen eine neue Richtung einzuschlagen. Mit Ankunft an der Correlianischen Botschaft stieg er dann in ein freies Taxi und ließ sich wie am Vorabend in die Nähe der Arbeiterquartiere außerhalb der Höhlensysteme bringen.

Die Einfachheit der Wohnquartiere wurde bei Tageslicht noch deutlicher. Es fand sich keine Spur snivvianischer Kunst bis auf einige eher wild anmutende Graffitis in den Gassen zwischen den Wohnkomplexen. Zu seiner Freude war die Temperatur hier draußen wesentlich erträglicher als noch in der Nacht. Die Wärmeaggregate im Parka waren allerdings weiterhin nötig, das bemerkte der Chandrilaner auf seinem Fußweg zum Zielort. Im Gegensatz zum nächtlichen Spaziergang waren die Straßen nun mit einigen Snivvianern gefüllt und einige Gleiter bahnten ihren Weg durch die schlichten Gassen der Wohnkomplexe. Je näher Tramas dabei dem Zielort trat, umso mehr der noch im Hotel studierten Aspekte der Umgebung fielen ihm auf und bereits von weitem erkannte er die dünne Antenne der Funkeinheit auf dem Nachbarkomplex seines Ziels.

„Q1, Tarnmodus aktivieren“, wies Qubenter schließlich seinen Droiden an, als sie dem Wohnblock nähertraten, und binnen weniger Sekunden war der Begleiter des Agenten auf seiner Schulter wie verschwunden. Das geringe Gewicht auf seiner Schulter war das einzige, das ihn an die physische Anwesenheit seines Begleiters erinnerte. Wenn er den Droiden dadurch schützen konnte und gar für ein Überraschungsmoment bei Vorliegen einer Falle sorgen konnte, dann kam ihm diese Sonderfunktion, auf die er bereits bei Entwurf des Droiden gepocht hatte, sehr entgegen.

Am Eingang des Gebäudes angekommen blickte sich Qubenter flüchtig um. Durch die breite Fensterfront des gegenüberliegenden Cafés konnte er regen Betrieb erkennen. Wie in der Nacht hatte sich eine Versammlung von Snivvianern eingefunden. Ob es dieselben waren, vermochte er nicht zu erkennen. Mit Sicherheit aber – das suggerierte der immerwährend rege Andrang - war das Café der soziale Dreh- und Angelpunkt der Arbeiterschaft der unmittelbaren Umgebung. Während er sich umblickte, betätigte Qubenter wie natürlich und als hätte er diesen Ort bereits mehrfach besucht, die Klingel. Der Überwachungskamera über ihm war er sich bewusst – ein weiteres Detail, das er seinen Aufzeichnungen entnommen hatte, weswegen er es nun aber umso weniger berücksichtigte. Er wollte so natürlich wie möglich erscheinen.

Ein Surren verkündete den möglichen Einlass und mit einer schwunghaften Bewegung betrat der Agent das Gebäude. Ein gewisser Nervenkitzel bahnte sich innerhalb kürzester Zeit an. Bislang war Tramas auf alles vorbereitet gewesen. Alle Schritte bis Erreichen dieser Tür waren von ihm seit Erhalt der Missionsdaten geplant gewesen. Erst jetzt betrat er wieder Neuland, das Ungewisse. So tuend als würde er sein Chronometer prüfen, betätigte er eine Druckfläche an dessen flacher Seite. Q1s Sensoren waren nun auf die unmittelbarste Umgebung eingestellt. Vorsichtig und mit ruhigen Schritten bewegte sich der Agent die Treppe zur zweiten Etage hinauf. Das Interieur des Gebäudes, dominiert von betongrau und abgenutzt durch die hiesige Witterung, kam der Einfachheit der Außenfassade gleich. Die Luft im Treppenhaus war dabei unerwartet arm jeglicher Geruchseindrücke. Als sich der Agent schließlich im Korridor der zweiten Etage widerfand, öffnete sich bereits eine Tür und ein dunkelblonder Mensch stattlicher Statur winkte ihn schweigend und ohne weitere Anstalten hinüber. Der weitere Korridor erschien leer.

Qubenter konnte nur einen kleinen Eindruck vom Raum hinter der Tür erahnen, als er zum Mann getreten war und dieser den Chandrilaner noch in der Tür untersuchte und abtastete. Ein Hauch Wärme entwich dem Inneren seines Parkas, als dieser vom Fremden geöffnet wurde.

„Q1, Tarnmodus deaktiveren“, verkündete Tramas und die kompakte Halbkugel auf seiner Schulter wurde wieder sichtbar. Der Agent erntete dafür einen flüchtigen, gleichsam mahnenden Augenkontakt, als sein Gegenüber für einen Moment zu dem Droiden hochstarrte. Der Blaster an Qubenters Hüfte wunderte ihn weniger als der plötzlich anwesende Droide. Derlei Ausrüstung gehörte wahrlich nicht zur Norm, war mehr die Ausnahme als die Regel. Prinzipiell war so ein Droide schließlich auch eine zu berücksichtigende Sicherheitslücke. Die installierten Sicherheitsprotokolle hatte Tramas mit entsprechend großer Akribie und Redundanz erstellt und in mehreren Testläufen und Simulationen geprüft. Selbst die Kollegen von Sektion 03 für Forschung und Entwicklung hatten den Droiden weiteren Prüfungen unterzogen bis er auch aus ihrer Sicht keine nennenswerte Gefahr für Informationsverlust darstellte.

Dass er nicht in eine Falle getappt war, ließ die relativ ruhige Reaktion seines Gegenübers vermuten.
„Gut. Treten Sie ein.“

Qubenter tat, wie ihm geheißen, erblickte daraufhin das Interieur einer regelrecht normal erscheinenden Wohnung. Sowie einen weiteren Mann [Danair Petinom]. Doch eine … ‚Falle – Überzahl – Angriffswinkel‘.

„Ihr Partner“, entschärften die Worte des Fremden, der ihm Einlass gewährt hatte, die drohend düstere Wolke, die in Tramas' Gedanken aufgezogen war. „Wollen Sie auch einen Kaff?“

Qubenter zögerte. Für einen Moment musste der junge Chandrilaner die entschärfte Situation auf ihn wirken lassen. Er musterte den anderen Mann [Danair Petinom] im Raum, der ihm als sein Partner angekündigt worden war. Sein Antlitz war eingerahmt durch ein volles aber mattes Schwarz, das sein Haupthaar und insbesondere ein mächtiger Bart erschufen. Ein fraglich undurchsichtiger Blick lag ihm dabei im Gesicht. Tramas erinnerte sich gedanklich selbst daran, auf seinen Gesichtsausdruck zu achten. Mimik und Körpersprache konnten viel über das Gegenüber mitteilen.

„Ja, gerne“, antwortete er schließlich in nüchternem Tonfall. Wach war er zwar allemal, die Wärme des Kaffs war es hingegen auf die er es angesichts der Temperaturen abgesehen hatte. Nachdem er den initialen Schock eines doch möglichen Hinterhalts überstanden hatte, schien ihn nun die Erkenntnis über einen Partner allmählich erreicht zu haben. Sie wurden für diese Mission augenscheinlich zu einem Team zusammengestellt. Es blieb die Frage, wie viele sie würden.

Als ihr Kontaktmann mit einer Tasse Kaff wieder bei ihnen erschien und diese dem Neuankömmling überreichte, verflog aber auch dieser Gedanke ohne weitere Nachfrage. Der Mann wies auf einen Tisch mit Holoprojektor.
„Gut. Wir sind komplett. Bitte setzen Sie sich. Wir beginnen die Besprechung.“

Cadomai Brella Äußere Stadtviertel Arbeiterquartiere Geheimer Treffpunkt Tramas Qubenter, Q1, Kontaktmann des NRGD [NPC] und fremder Agent [Danair Petinom]
 
Cadomai Ѻ Brella Ѻ Wohnhaus Ѻ Danair Petinom und NRGD Agent [NPC]

Verbindungen waren eine eigenartige Sache. Es gab Tiere, die funktionierten alleine ausgezeichnet. Geborene Jäger, ihre Körper darauf ausgerichtet alleine auf die Pirsch zu gehen, ihre Beute zu erlegen und sich dann in das Dickicht wieder abzusetzen, ungesehen und nur ihr letztes Mal ließ überhaupt einen Rückschluss darauf zu, dass es sie gab. Andere Tiere wiederum jagten im Rudel, fühlten sich in dieser Konstellation wohl, weil es ihnen evolutionär stets einen Vorteil verschafft hatte. Vertrauen, Achtsamkeit, Verbundenheit. Ein Rudel konnte stark sein. Doch der Mensch war dem Menschen ein Wolf und das galt auch für andere Spezies. Danair Petinom hatte während seiner Zeit, in der er undercover für Rabaras den Hutten unvorstellbare Verbrechen begangen hatte, - alles im Namen der großen und freien Republik – gelernt niemandem zu vertrauen. Absolut niemandem. Selbst dem Geheimdienst nicht. Seine Zeit auf Naboo sollte eine Auszeit sein, für ihn war es ein vorläufiger Ruhestand, mit dem er gut leben konnte. Doch so arbeiteten Geheimdienste nicht. Sie waren ein Sog, der niemanden verschonte, sobald diese Konstrukte einmal deinen Namen kannten. So kam es, dass Danair Petinom nun hier war. Auf Cadomai. Der Heimatwelt der Snivvianer, deren Verfilmung ihrer Transnovellen, in einer gewissen Lautstärke über den Bildschirm flimmerte. Der Ringer schien eine gewisse Sympathie für diese Form der Unterhaltungskunst gefunden zu haben. Auch eine Form der Anpassung, die man als Agent des NRGD lernte.

„Lumashand-u min-tempi es min-conta. „Ich werde für den Rest meines Lebens an dein Holo denken“, eine wirklich berührende Transnovelle.“ Kommentierte der Ringer, als er Petinoms Blick zu dem Bildschirm gefolgt war. Der Agent reagierte nur mit einem undeutbaren Grunzen.

Die Vorstellung eines Partners war für den Pyn’gani absolut unvorstellbar. So ins kalte Wasser geworfen zu werden, ließ ihn nervös werden. Danair hasste es nervös zu werden. Seine Augen ruhten auf den Ringer, suchten nach Anzeichen für Verrat, Zwietracht oder andere Ausreden sein Leben hier und jetzt zu beenden, doch fand er keine. Wie zwei große Schneekugeln schienen seine Augen aus der Höhle hervorzutreten, das braune, beinahe schon schwarze Innere seiner Iris bewegte sich dabei hurtig von links nach rechts und wieder zurück, ein intensiver Blick, der schon viele Wesen nervös gemacht hatte. Lang atmete Petinom aus seiner großen, hakenförmigen Nase aus und presste die Lippen zusammen. Für seine Abneigung gegen einen Partner fand der Ringer keine Worte, denn es war ihm schlichtweg egal. Er war nicht hier, um den Agenten glücklich und zufrieden zu machen, sondern um eine Botschaft zu überbringen. Mit kurzen, schlürfenden Schlücken trank der Ringer seinen Caf. Sein schütteres Haar streng nach hinten gekämmt, ließ der Ringer den Agenten nicht aus den Augen.

Die Stimmung war angespannt, geradezu aufgeladen. Schon oft hatte man ihm attestiert, eine eigenartige Energie auszustrahlen. Unterbrochen wurde dieser Austausch von Negativität nur durch das Klingeln der Tür. Angespannt sah sich der Agent um, schaute nach Gegenständen, die er zur Waffe umfunktionieren konnte. Obschon sie sich hier in einer Fassade des NRGD befanden, neigten Agenten dazu niemals zu vertrauen, selbst ihrem eigenen Geheimdienst nicht. Nur wenige Agenten erreichten das Rentenalter und das hatte seine Gründe. Besonders in „Friedenszeiten“ wie diesen erlebten die Männer, Hermaphroditen und Frauen des NRGD eine wahre Hochkonjunktur, denn wenn der Krieg nicht mehr mit offenen Mitteln eingesetzt wurde, dann brauchte man den verdeckten Krieg in den Schatten. Doch diese Schatten plagten Petinom, sie plagten ihn seitdem er die Dienste Rabaras des Hutten verlassen hatte.

Es dauerte nicht lange, da hatte eine fremde Person den Sichtbereich des Agenten betreten. Stumm musterte ihn. Eindringlich. Der Mann schien jünger als er zu sein, vom Körperwuchs unterschieden sich Petinom und der Fremde nur geringfügig. Sein braunes Haar war geordneter als die Mähne des Pyn’gani, doch was direkt auffiel, waren die durchdringenden, olivgrünen Augen des Fremden. Rein äußerlich war der Mann das perfekte Agentenmaterial. Unauffällig genug, um in der Masse unterzugehen, doch mit genügend Reizen ausgestattet, um im Notfall auch seinen Weg über einen gewissen Charme gehen zu können. Doch etwas an ihm brachte Petinom aus der Ruhe. Seine Bewegungen waren von einer gewissen Eile geprägt, die Situation schien ihm genauso wenig zu schmecken wie dem Agenten mit der Lockenpracht. Als sich ein Droide auf der Schulter des Mannes enttarnte, musste der Agent dem Drang widerstehen seinen Caf auf die androide Nichtlebensform zu schütten. Droiden waren Wesen ohne Seele. Ein Verstand, der nur 1 und 0 kannte, nur so schlau war, wie die eigene Programmierung. Sie waren Petinom suspekt. Stumm nickten sich die beiden Agenten einander zu, wobei es der noch namenlose Fremde war, der die nötige Sozialkompetenz von beiden bewies und die Hand zu einem Händeschütteln ausstreckte. Zuerst zögerlich, dann jedoch mit einem festen kurzen Händedruck, nahm Danair Petinom die Einladung an, blickte dabei aber abwechselnd in das Gesicht des fremden Agenten und zu dem Insektendroiden.

„Vielleicht stelle Ich Sie einander erstmal vor. Agent Quebenter, das ist Agent Petinom. Agent Petinom, das ist ihr Partner für diese Mission, Agent Qubenter.“ stellte der Ringer die beiden Männer unverblümt, kurz und schmerzlos einander vor. Er schien beinahe eine gewisse Freude dabei zu verspüren, als er merkte, wie unangenehm es dem dunkelhaarigen Mann zu sein schien.

Petinoms Augen durchbohrten den Mann mit dem schütteren Haar. „Deshalb verschweigst du uns deinen Namen, im Namen der Transparenz.“ schoss es Petinom durch den Kopf. Wie konnte er es wagen seinen wahren Namen zu nehmen? Wozu gab es Decknamen? Wozu gab es Protokolle? Die Datadisk, welche schräg gegenüber auf einem Stapel Magazine lag, wäre scharf genug, um seine Trachea zu beschädigen… nein. Kurz schloss er die Augen, besann sich. Die Wut schien ihm ins Gesicht geschrieben zu stehen, denn der Ringer presste die Lippen zusammen, als wäre er es leid diese Ansprache immer wieder halten zu müssen.

„Sehen sie mich nicht mit so großen Augen an, Petinom. Sie befinden sich hier unter Kollegen. Sie sollen Vertrauen zueinander aufbauen. Das geht nicht mit Decknamen. Sie sind beide sauber. Wenn der Hintergrundcheck der Firma gut genug war, wird er auch für Sie gut genug sein.“

Ob sich diese Unvorsichtigkeit, ja geradezu Gefährdung ihrer Identität als Fehler erweisen würde, blieb abzuwarten. Petinom gefiel es ganz und gar nicht. Der Ringer war ein Störfaktor. Die buschigen Augenbrauen zusammengezogen, funkelte er den Mann mit dem schütteren, blonden Haar über den Rand seines Bechers an, als er weiteren Schluck Caf zu sich nahm. Doch er blieb vorerst stumm, wollte sich nach diesem Bruch nicht noch weiter offenbaren. Zumindest vorerst. Innerlich sehnte er sich nach Naboo zurück. Dort war das Leben einfacher gewesen. Unkomplizierter. Er lebte dort mit zwei Gesichtern, das war klar, doch war es ein deutlich angenehmeres Leben gewesen. Mehr Licht, mehr Farbe. Leichtigkeit. Das gute Essen. Der Eopiekäse. Doch ein blauer Schimmer riss den Agenten aus dieser Reminiszenz an schönere, bessere Tage, sodass sein undurchdringlicher Blick der holografischen Darstellung eines Planeten wich.

Etti IV. Hauptwelt des Korporationssektors, enger Handelspartner des Galaktischen Imperiums, manche würden sogar behaupten der kapitalistische Cousin des Imperiums mit freundlicherem Kundenservice.“ begann der Ringer mit seiner gefärbten, allgemein gehaltenen Erklärung, während weitere Darstellungen des Planeten und seiner Oberfläche aneinander abwechselten. „Es ist gleichzeitig Ort des Hauptquartiers von Cybot Galactica.“

Ein Seitenblick des dunkelhaarigen Agenten zu dem Droiden auf der Schulter von Agent Qubenter konnte Petinom nicht unterlassen. Es handelte sich also um einen der technisch begabteren Agenten, ein Metier, dass der Pyn’gani nicht beherrschte. „Droiden. Warum müssen es immer Droiden sein.“ fragte sich Petinom in diesem Zusammenhang. Eine Aversion, die er undercover gelernt, ja verinnerlicht hatte. Im Gegensatz zu anderen Hutten, hatte Rabaras neben den typischen Sklavenspezies der Hutten auch vermehrt auf Droiden gesetzt, ja gar seinen eigenen Körper durch kybernetische Komponenten aufwerten lassen.

Cybot Galactica hat Berichten unserer Quellen zufolge einen neuen Typus Droiden entwickelt, der zur Infiltration dienen soll. In welchem Umfang konnten unsere Quellen nicht berichten, allerdings spricht die Dringlichkeit ihrer Wortwahl, sowie die erhobenen Daten dafür, dass es ernstzunehmend ist.“


„Von welcher Art „Infiltration“ sprechen wir hier? Symbiotisch?“ meldete sich nun Petinom erstmalig zu Wort. Seine Stimme war rau, hatte er doch lange geschwiegen, der Caf tat sein Übriges.

Der Ringer schien von seiner Frage überrascht, doch schien er zufrieden zu sein, dass Petinom mitdachte. Ein symbiotischer Befall durch kybernetische Komponente war eine reale Gefahr, die in den Strategiepapieren der Neuen Republik als Gefahrenquelle durchaus erkannt wurde, allerdings in großer Zahl noch nicht zum Einsatz gekommen war. Noch.

„Dazu haben wir keine näheren Angaben erhalten. Hier kommen sie beide ins Spiel. Sie sollen sich Zugang zu dem geheimen Labor verschaffen und dort eindringen und einen solchen Prototypen mitnehmen und hierherbringen, sodass wir ihn analysieren können.“


Darum ging es also. Sie sollten infiltrieren, entwenden und verschwinden. Jetzt wurde ihm auch klar, wieso er beteiligt war. Doch noch immer war er unzufrieden. Er kein technologisches Know-how, war in dieser Hinsicht klassischer als andere Agenten, die mit allerlei technologischem Pomp ihre Missionen bewältigten. Zwölf Jahre unter den Hutten hatten ihm einen anderen modus operandi gelehrt, ein Jahr auf dem beschaulichen Naboo gezeigt, dass man wenig Technologie brauchte, um glücklich zu werden. Doch das alles würde sich nun ändern, bläute ihm während er weiterhin den Droiden seines… Partners anstarrte.


Cadomai Ѻ Brella Ѻ Wohnhaus Ѻ Danair Petinom,Tramas Qubenter und NRGD Agent [NPC]
 
Cadomai Brella Äußere Stadtviertel Arbeiterquartiere Geheimer Treffpunkt Tramas Qubenter, Q1, Kontaktmann des NRGD [NPC] und fremder Agent [Danair Petinom]

Die Atmosphäre war steril. Anders war das Aufeinandertreffen dieser Individuen nicht zu beschreiben. Wer sollte den ersten Schritt machen? Wer durfte den ersten Schritt machen? Der blonde Mensch, der ihn hineingelassen hatte, durchbrach die langanhaltende, nahezu unangenehm gewordene Stille.

„Vielleicht stelle ich Sie einander erstmal vor. Agent Qubenter, das ist Agent Petinom. Agent Petinom, das ist Ihr Partner für diese Mission, Agent Qubenter.“

Es dauerte bloß einen Wimpernschlag, da erkannte Tramas die unmerklich leichte Veränderung in den Gesichtszügen des Agenten [Danair Petinom], der nun als sein Partner deklariert wurde. Zusammengekniffene Augen, ein leichtes Runzeln auf der Stirn und der deutlich sichtbar angespannte Kiefer seines Gegenübers suggerierten einen Anflug von Entsetzen bis Wut. Es musste die Tatsache gewesen sein, dass Sie nicht mit den Personalien ihrer Tarnidentitäten angesprochen worden waren, sondern ihr wahrer Name zur Aussprache kam. Den Grad notwendiger Vorsicht musste ihrem Mittelsmann sicherlich ausreichend durch den Kopf gegangen sein, ehe er sich für eine solche Offenheit entschieden hatte. Die Vorbereitungen des NRGD waren in der Regel von höchster Genauigkeit und somit Sicherheit und Tramas vertraute jenen mit großer Überzeugung.

Interessanter war dagegen die rasche emotionale Regung seines zukünftigen Partners Petinom. Seinen grundsätzlichen Missmut hinsichtlich der aktuellen Situation konnte Tramas nachvollziehen, wenngleich er an seiner Stelle anders reagiert hätte. Wenige Momente später war der misstrauisch bis erboste Ausdruck auf dem Antlitz des Menschen mit dem kräftigen Bart einer schlichten Ruhe gewichen. Seine Gesichtszüge glätteten sich. Ob dieser Mann häufiger zu aufbrausenden Reaktionen neigte? Tramas kannte Petinoms Erfahrung und Expertise in seiner Arbeit für den NRGD nicht, rief sich jedoch die Tatsache vor Augen, dass im Rahmen seiner geringen Missionserfahrungen Ruhe und Konzentration trotz unvorhersehbarer Wendungen gleichsam einem Retter kamen, brenzlige Situationen zu entschärfen. Fürs Erste hatte er sich eine erste mentale Notiz über seinen Partner [Danair Petinom] gemacht.

Als dann eine holographische Projektion eines Planeten den Raum erfüllte, schwenkte die Aufmerksamkeit des Chandrilaners auf den Kontaktmann des NRGD. In sachter Rotation bewegte sich der Planet – es war Etti IV. Wenn dort ihr eigentliches Missionsziel sein sollte, dann schlug Tramas‘ Herz gleich aus zwei Gründen höher. Zwar leistete ihm sein mit Wärmeaggregaten gespickter Parka gute Dienste und hielt die unwirtliche Kälte von Cadomai von seinem Körper fern, jedoch wäre es ihm lieber gewesen, darauf verzichten zu können. Etti IV, so hatte er während seiner ersten Recherchen über den Korporationssektor vor Abreise von Coruscant in Erfahrung gebracht, war klimatisch betrachtet ein bedeutend wärmerer Planet.

Der zweite Grund, der sein Herz höherschlagen ließ, ging schließlich dem Kontaktmann des NRGD während seiner Missionseinführung über die Lippen: Cybot Galactica.
‚Protokolldroiden – Sicherheitsdroiden – Droidenfunktionsmodule – Sprachmodule …‘ Tramas blickte für einen Moment auf seine Schulter, erblickte Q1. Ohne die genialen Köpfe hinter Cybot Galactica hätte er Q1 mit seiner Vielfalt an Funktionen nicht fertiggestellt. Cybot Galactica war zugleich eines der größten und renommiertesten Technologieunternehmen in der Herstellung von Droiden. Noch während seines Studiums gab es eine große Zahl an Mitstudenten, die nach Abschluss ihres Studiums eine Karriere im Wissenschafts- und Technologieressort des Konzerns anstrebten. Der Andrang war groß, Plätze dagegen rar. Umso verlockender war nun die Erwähnung ebenjenes, Tramas seit Kindheitstagen bekannten Unternehmens und umso aufregender erschien der Hintergrund ihrer Mission: ein neuer Typus Droide.

Mit gespitzten Lippen nahm der Chandrilaner Petinoms Idee einer symbiotischen Infiltration auf. Er kommentierte sie jedoch nicht. Mikrotechnologien waren ein interessantes Gebiet und bargen großes Potential, Mikro- oder Nano-Droiden gehörten für Tramas jedoch nicht dazu. Seiner Ansicht nach waren Droiden eigenständige Lebewesen, zu denen man eine emotionale Bindung und andersherum aufbaute. Ein möglicher Droide zur symbiotischen Infiltration war für Tramas daher nichts anderes als ein modifizierter Computervirus mit Zielstrukturen im humanoiden Organismus. Höhere Funktionen bis auf die Ausführung ihrer Programmierung waren ihnen nicht gegeben. Metaprogrammierung, welche die Entwicklung einer Persönlichkeit ermöglichte, – Tramas blickte erneut zu Q1 – war für den jungen Tüftler ein entscheidender Bestandteil eines Droiden. Cybot Galactica konnte ihn sicherlich eines Besseren belehren, doch er zweifelte daran.

Nichtsdestotrotz stellte die Information einer neuen Art der Infiltration eine Gefahr ungeahnter Dimensionen dar, dachte der Chandrilaner bei sich. Wenn man bedachte wie viele Sicherheitsprotokolle und Abwehrsysteme installiert waren, um technische Infiltration der Datenarchive des NRGD zu verhindern, so musste diese Neuentwicklung – ob symbiotisch oder nicht – sehr ausgefeilt sein. Wie ausgefeilt, oblag nun ihnen herauszufinden. Nie in seinem Leben hätte sich Tramas – nach dem Wandel in seinem Leben – vorgestellt, den Laboratorien von Cybot Galactica einen Besuch abzustatten. Zumindest nicht auf diese Art. Und aller Vorerfahrungen und seiner guten Ausbildung zum Trotz war er sicherlich kein Experte der Infiltration, wenn man darüber hinaus noch die Dimensionen ihrer Zielstruktur bedachte. Welche Vorerfahrungen Petinom mitbrachte stand noch offen. Ohne Zweifel mussten ihre Vorbereitungen ausgesprochen gut und lückenlos sein.

„Haben Sie nähere Informationen zum Missionsstart?“

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Als Agenten des Geheimdienstes der Neuen Republik war es ihre Aufgabe Informationen zu sammeln, kompilieren und zu analysieren um dementsprechend zu handeln. Was sie bisher geboten bekommen haben war eher spärlich gewesen, die Sicherheitsvorkehrungen waren, trotz ihrer gegenseitigen Blanklegung ihrer Namen, erstaunlich hoch. In den Augen von Danair Petinom lief hier etwas falsch. Nicht nur sollte er mit einem Partner zusammenarbeiten, sondern sollte auch einen Ort infiltrieren, der ihm so fremd war wie den Jawas die Dschungel von Felucia. Er vertraute dem Burschen nicht, er schien… weich. Einen Großteil seiner beruflichen Laufbahn beim Geheimdienst hatte er undercover gearbeitet und dabei die widerwärtigsten und verwerflichsten Wesen der Galaxis treffen dürfen, die alle dem selben Hutten gedient hatten. In den Augen des anderen Agenten konnte der Pyn’gani nicht erkennen, ob dieser zum Äußersten bereit war, wenn es darauf ankam und das machte den auch so schon eher volatilen Agenten unruhig.
Unruhig wippte Petinom mit dem Knie, seine passiv-aggressive Unruhe trat hervor, als er auf eine Antwort auf die Frage seines ungebetenen Partners wartete. Wie genau sich ihre Dienstherren vorstellten, dass die Etti IV betreten sollten, war ihm genauso ein Rätsel. Wie weit würde ihre Infiltration reichen, welche Identitäten würden sie annehmen und welche Schwierigkeiten mussten sie aus dem Weg räumen? Fragen, die ihnen der Mann, den Petinom mental nur als „der Ringer“ abgespeichert hatte, noch schuldig war.


„Ein einfacher Einbruch samt Extraktion wird in diesem Fall nicht möglich sein, Cybot Galactica hat seine Sicherheitsvorkehrungen für seine Forschungsrichtungen erhöht.“

Kein gutes Signal. Etwas musste vorgefallen sein. Er beäugte den Ringer kritisch, denn irgendwas erzählte dieser den beiden Agenten nicht. Sie waren es gewohnt nur so viel gesagt zu bekommen wie sie wissen mussten, doch hatte der Ringer zuvor den Eindruck gemacht, dass selbst der NRGD nicht allzu viel über den Droiden wusste, den sie aus dem Labor entwenden sollten. Die Puzzleteile passten für Petinom noch nicht zusammen, das Mosaik war unvollständig und ergab für den Agenten des NRGD noch kein kohärentes Gesamtbild.

„Allerdings haben Sie das Glück, dass Cybot Galactica bei einem Unfall einige Mitarbeiter verloren, darunter Droidenschmiede und Automatisten. Sie, Petinom, werden als Absolvent der technischen Hochschule von Theed auftreten, während sie Qubenter…“ ein flüchtiger Blick des Ringers auf ein in blauem Filmsiplastumschlag gehüllten Haufen Dokumente „… als Absolvent der prestigereichen Rigovianischen Technischen Universität mit Kussmund empfangen werden.“

Sie bekamen beide ihre Umschläge mit allen notwendigen Dokumenten, Informationen und Authentifizierungen überreicht. Petinom kannte das Spiel. Man löschte seine eigene Persönlichkeit aus, um die eines anderen Wesens aufzunehmen. Es glich einer kosmischen Ironie, dass die Ähnlichkeit zur Speicherüberschreibung eines Droiden so ähnlich war.

Doch dem Mann mit dem intensiven Blick fehlten in diesem Moment jegliche Fühler für die Feinheiten dieser Ironie, er fühlte sich zum zweiten Mal innerhalb einer Stunde völlig überrumpelt. Männer vom Schlage Petinoms mochten keine Überraschungen, hing doch das Leben eines Agenten davon ab, dass alles nach Plan verlief und seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten folgte. Dazu gehörte, dass er keine Partner wollte und nicht als etwas auftrat, wovon er keine Ahnung hatte.
In seinem Metier war das lebensgefährlich. Hier ging es schließlich um weit mehr als ein peripheres Wissen, mit dem er die Damenwelt in der Cantina beeindrucken sollte, sondern profunde Kenntnisse eines Wissensbereiches, der ihm fremd war. Für Rabaras den Hutten zu arbeiten war eine Sache gewesen, denn um ein Straßenschläger zu sein, ein Blender mit eiserner Faust, dazu gehörte nicht viel, solange der Körper mitspielte. Doch das hier? Er würde Wesen täuschen müssen, die Experten auf ihrem Fachgebiet waren. War das eine besonders eloquente Form der Beseitigung eines Agenten? Mit kritischem Blick musterte der Mann mit der intensiven Aura seinen Gegenüber und riskierte auch einen Seitenblick zu seinem Partner in spe, Agent Qubenter.


„Das ist doch ein Witz. Ich habe keine Ahnung von Droiden.“ gab Petinom offen zu, die Augen geweitet, aus der Höhle tretend und die Arme beinahe schon entschuldigend ausgebreitet, zuckte der Pyn’gani mit den Schultern.

„Dann lernen Sie es.“

Eine Antwort, die so hilfreich war wie eine Socke an einer kybernetischen Prothese. Der Pyn’gani schnalzte mit der Zunge und rollte seine Augen, während er geräuschvoll ausatmete. Diese ganze Angelegenheit gefiel ihm ganz und gar nicht.

„Wäre es nicht einfacher einem Droidenschmied aufzulauern, ihn zu erpressen, um uns Zugang zu gewähren und dann den Droiden da rauszuholen?“

„Leider nein, es hat seine Gründe wieso Cybot Galactica seine Sicherheitsvorkehrungen hochgefahren hat.“

Der Satz ließ Petinom aufhorchen. Bedeutete es etwa, dass der NRGD diesen Weg bereits versucht hatte und dieser Versuch der Infiltration mit grober Hand überhaupt erst der Grund war, wieso sie herangeholt wurden? Der Pyn’gani runzelte die Stirn. Das Gesicht des Ringers hingegen schien beinahe vergnügt, als würde er hier ein Abenteuer vor den beiden Agenten ausbreiten, an dem er zu gerne teilnehmen würde. Sein Blick huschte zu Qubenter, der ihm als Partner vorgesetzt wurde. Nach dem ihn begleitenden Droiden zu urteilen, wusste der Agent etwas über diese Wesen, hatte sein Blick doch mehrmals die künstliche Intelligenz aufgesucht. Er selbst hatte ein eher stiefmütterliches Verhältnis zu Droiden. Er bevorzugte die Kunst, Stille und Ruhe. Die Welt war voller Farbtöne und Nuancen, da war wenig Platz für eine binäre Weltsicht.

„Über dieses Verfahren werden ihre Retina für die entsprechenden Scans verwendet.“

„Und niemand wird Verdacht schöpfen, wenn wir aus heiterem Himmel dort auftauchen?“

Nun war es an dem Ringer ein gehüsteltes Lachen ertönen zu lassen, geformt durch schmale Lippen und einen berechnenden Blick, der das Lachen nicht begleitete, sondern den Agenten mit der lockigen Haarpracht ganz genau beobachtete.

„Machen Sie sich keine Sorge Petinom. Die Einbettung ihrer Personen ist bereits seit Monaten in Arbeit.“


Mit einem wissenden Lächeln schlug der namenlose Agent die Beine übereinander und schlürfte geräuschvoll aus einer Tasse den dampfenden Caf. Petinom konnte das Schlürfgeräusch nicht ausstehen, generell Geräusche die andere Wesen beim Essen machten, sodass er sich, durch die Gesamtsituation sowieso schon gereizt, über die Hand strich während sein Nasenflügel zuckte. Er schaffte es die Impulse zu unterdrücken, die ihm in diesem Moment durch den Kopf gingen, lehnte sich zurück und starrte einige Augenblicke, geistesabwesend an die Decke. Die Augenbraue des Ringers schnellte in die Höhe als er bemerkte, wie Petinom sich verhielt und schien sich eine geistige Notiz zu machen, bevor er die Tasse ablegte und beide Agenten ansah.

„Haben Sie noch Fragen?“

Tausende. Doch Petinom wurde das Gefühl nicht los, dass ihm die Antworten ganz und gar nicht gefallen würden.

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Cadomai Brella Äußere Stadtviertel Arbeiterquartiere Geheimer Treffpunkt Tramas Qubenter, Q1, Danair Petinom und Kontaktmann des NRGD [NPC]

Wenn die Maßnahmen, wie vom Kontaktmann des NRGD erwähnt, erhöht wurden, musste eindeutig etwas vorgefallen sein, dachte sich Qubenter. Die Beschreibung seines Gegenübers suggerierte eine klare Lücke im Informationsfluss, welche ihnen vorenthalten wurde. Missionsdaten wurden im Vorfeld stets mit größter Sorgfalt zusammengestellt. Ein Agent sollte nur so viel wissen, wie es ihm nutzte und ohne die Organisation zu gefährden. Zwar bedeutete dies häufig einen gewissen Interpretationsspielraum gegebener Informationen, die Wahrheit verbarg sich jedoch weiterhin unter dem Schatten der Ungewissheit. Entsprechend horchte Tramas zunächst den weiteren Ausführungen des Mittelsmannes, dessen Gesicht nur noch vage im gedämpften Licht des strategischen Hologramms zu erahnen war.

Eine einfache Infiltration war der höheren Sicherheitsprotokolle wegen nun also nicht mehr möglich. Ein neuer Plan musste her, ein kreativer noch dazu. Kaum hatte er daran gedacht, wurde dieser schon offenbart. Tarnidentitäten als Mitarbeiter von Cybot Galactica. Bei der Macht, so ein Szenario war im Rahmen des Möglichen, so etwas hatte sich der junge Chandrilaner nur nicht erträumen können. Seine Augen weiteten sich merklich, sein Puls beschleunigte sich.

‚Rigovia – Innerer Rand – Höchste Anzahl von Technologie-Preisträgern.‘

So sehr er seine heimatliche Universität schätzte, der Ruf der Technischen Universität von Rigovia war mit ihrem nicht zu vergleichen. Wie Nar Shaddaa, der berüchstigste Mond des Huttenraums, der Perle jeglicher Schmuggleraktivität entsprach, so genoss die Technische Universität von Rigovia unter Kennern für Droidentechnik einen ähnlich berühmten Ruf. Im Umkehrschluss schlossen hier die galaxisweit talentiertesten Jungwissenschaftler ihr Studium ab. Wenn Tramas als Absolvent der Rigovianischen Universität bestehen wollte, musste er daher sämtliche Droidenmodule und die dahintersteckende Physik bis ins Detail kennen. Nicht dass er an seinem Talent für Technologie zweifelte, in vielen Belangen kannte er sich schließlich bis in die letzte Platine und Elektrode aus. Die Zusammensetzung sämtlicher Module in Q1 konnte er im Schlaf durchgehen. Ihm etwas vorzumachen, war daher nicht einfach. Nun musste er jedoch anderen bedeutend mehr vormachen und wenn ihm dies nicht gelang, so stand nicht nur sein, sondern ebenfalls das Leben seines Partners [Dainar Petinom] auf dem Spiel.

Dieser Gefahr war sich sein Partner [Dainar Petinom] wohl ebenfalls bewusst, als dieser in aller Offenheit seine fehlende Kenntnis über Droiden offenbarte. Angesichts der Wichtigkeit ihrer Mission konnte Tramas die Aufregung des anderen Agenten [Dainar Petinom] nur zu gut verstehen. Letztlich wurden sie gerade wegen ihrer Expertise vom NRGD als Team zu dieser Mission zusammengestellt. Und nun sollte Petinom, dessen Schwerpunkte offensichtlich in anderen Bereichen lagen, fachliche Expertise über ein ihm bislang nahezu fremdes Wissenschaftsgebiet einholen? Zweifel legten sich in die Gedanken des Chandrilaners.

Zweifel, die Petinom – sofern Tramas dessen Gesichtszüge richtig deutete, bereits in ebenjene geschrieben waren, als dieser nach einer Möglichkeit, einer anderen Umsetzung ihres Plans zu suchen schien. Petinom sollte sein Partner werden und je früher Tramas versuchte, in ihm zu lesen, umso besser war er vorbereitet. Der Vorschlag des anderen Agenten [Dainar Petinom] stieß jedoch auf erneute Ablehnung. Und erneut erwähnte ihr Mittelsmann des NRGD die erhöhten Sicherheitsprotokolle von Cybot Galactica.

Zu diesem Zeitpunkt war es klar.
‚Redundanz in vager Aussage‘, fasste Tramas in einem schnellen Gedanken zusammen. Man schien vorherige Vorfälle und deren Ausgang, vor ihnen geheim zu halten. Tramas wusste, dass explizite Nachfragen erstens keine Antwort finden würden und zweitens lediglich für mehr Unmut sorgen würden. Es gab Vorgaben im Procedere und man hatte sich daran zu halten.

Jedes Stück Information des Mittelsmanns des NRGD schien allerdings für mehr Missmut zu sorgen, zumindest sofern er Petinoms Reaktion richtig interpretierte. Wenn er den bärtigen Mann [Dainar Petinom] betrachtete, vermochte Tramas jedoch nicht genau zu sagen, was in seinem Gegenüber für mehr Unbehagen sorgte. Die Tatsache der unterlassenen oder vage genannten Informationen. Die starke Körpersprache und der barsche Tonfall der Wortwahl seines Partners [Dainar Petinom] ließ an dem generellen Gedanken von Abneigung jedoch wenig Zweifel zu und Tramas musste sich eingestehen, nicht anders zu empfinden. Ein überaus mulmiges Gefühl hatte sich auch in ihm ausgebreitet. So strukturiert und organisiert der NRGD arbeitete, so fremd erschien dem Chandrilaner diese Situation. Es passte nicht zusammen. Wenn man bedachte, dass der NRGD wohl merklich über die Erhöhung der Sicherheitsvorkehrungen von Cybot Galactica informiert war, konnte eine Mission zur Infiltration und Extraktion eines Droidenprototyps dann auf so dünnen Stelzen errichtet werden?

Qubenter blieb der fehlenden Informationen wegen nicht umhin auf die Nachfrage des Mittelsmannes einzugehen.
„Ja. Sie erwarten eine professionelle Vorbereitung auf die Mission, wann erwarten Sie den Missionsbeginn?“, fragte dieser neutral. „Mit Verlaub sollte Ihnen bewusst sein, dass die Aneignung ausreichender Expertise einige Zeit Vorbereitung brauchen wird. Wir werden nur einen Anlauf nehmen können, ehe man uns bereits nach kurzer Zeit die Ehre nimmt, für einen galaxisweit hochangesehenen Droidenhersteller arbeiten zu dürfen, uns in den nächsten Gleiter vor den Forschungseinrichtungen setzt und den nächsten Bewerber von Rigovia, Corellia oder Chandrila einstellt.“

Tramas bemühte sich die emotionale Färbung aus seiner Botschaft fernzuhalten, es gelang ihm jedoch nicht gänzlich. Er hoffte, ihm wurde dies nicht zur Last ausgelegt. Andererseits hatte er sich bislang zurückgehalten, sämtliche Ausführungen seines Gegenübers so hingenommen. Vielleicht gaben ihnen die ausgehändigten Dossiers zu der Mission genug Aufschluss über die Details, wenn aber nicht, dann war dies die einzige Gelegenheit nachzuhaken. Eine Möglichkeit, die angesichts der in aller Genauigkeit notwendigen Planung entscheidend war. Da war der Chandrilaner penibel.


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Es hatte Momente im Leben des Agenten gegeben, in denen hatte er sich nichts sehnlicher gewünscht als einen Cocktail in der Hand an einem der weißen Sandstrände von Scarif zu liegen und einfach alles um ihn herum zu vergessen. Sein „Urlaub“ auf Naboo kam dem noch am nächsten. Wie gerne würde er wieder in seiner steinernen Hütte sitzen, mit einem guten Stück Eopiekäse und einem Glas Rotwein. Es wäre ein Traum gewesen. Doch stattdessen würde er bald nur noch Einsen und Nullen spucken, sich in einem Metier bewegen, dass so gar nicht sein Fachgebiet war. Er wusste wie man untertauchte, doch bei dem, was der Ringer da von ihm verlangte, waren alle Augen auf ihn gerichtet, etwas das ihm zuwider war. Je länger er dem Ringer zuhörte, die Vergnüglichkeit in seinen Augen sah die beiden Männer hier durch die sieben corellianischen Höllen zu treiben, desto mehr wuchs in Petinom der Wunsch diesem Kerl einen Schlag ins Gesicht zu verpassen. Er hatte ein ganz mieses Gefühl bei dieser Sache. Es war nicht von der Hand zu weisen, dass die Kritik, die sein ungewollter Partner anbrachte durchaus berechtigt war. Sie hatten genau eine Chance diese Sache zu schaukeln und würde das daneben gehen…

„Da muss ich Junior recht geben.“ presste der Pyn’gami zwischen seinen Zähnen hervor, seine Geduld und Nerven angefressen von der Vorstellung der vor ihnen liegenden Aufgabe.

Doch der Ringer schien das das zu übergehen, lachte leise und schlug die Hände zusammen, als habe die Macht soeben vor ihren Augen ein Wunder vollbracht und sie alle waren Zeuge dieses Ereignisses.

„Sehen Sie, Petinom? Das nenne ich Bonding. Dann wird das doch noch was mit ihrem Partner.“

Süffisant lehnte er sich der Ringer nach dieser Aussage wieder zum anderen Agent. Es schien beinahe, als nehme er Qubenter ernster als Petinom, doch war Ersterer auch deutlich qualifizierter für den Job als es der belockte Agent war.

„Was ihre Bedenken angeht, Agent Qubenter. Sie und ihr neuer Partner haben exakt einen Monat Zeit sich auf diese „Prüfung“ vorzubereiten.“

„EINEN Monat?“ platzte es aus dem Pyn’gami heraus, sodass selbst der Ringer zusammenzuckte. Es schien als würden die auch so schon intensiven Augen des Agenten bald aus ihren Höhlen fallen, so sehr wölbten sie sich nach vorne. „Sind Sie von allen guten Geistern verlassen? Wir sehen doch alle den Veermok im Raum, oder?“ sagte der Agent und blickte dabei in Richtung Qubenters, in Erwartung einer Art von verbaler Rückendeckung.

Das Problem war offensichtlich, man musste kein Analyst sein, um zu erkennen, dass die Zahlen nicht wirklich in ihrer Gunst standen, die Wahrscheinlichkeit damit durchzukommen war gering. Petinom war ein guter Blender, wenn es darauf ankam, doch war er ein Blender der Unterwelt. Die blankgeleckte Welt der Wissenschaft, der schlauen Leute, das war nichts für den Pyn’gami. Er wusste wie man mit einer Speederbatterie jemanden zum sprechen brachte, nicht wie man einen Protokolldroiden aus Schrottteilen zusammenschraubte.
Doch von seinem Protest ließ sich der NRGD Agent, der sie hier anleiten sollte, überhaupt nichts anmerken. Für ihn war das kein Spiel, das war allen dreien klar, aber als Überbringer des Willens einer Entourage die weit über seinem Gehaltscheck lag, interessierten ihn die Details nicht. Die Agenten waren es gewohnt Dinge zu schaffen, die unmöglich erschienen. Zu Zeiten der Rebellion hatten sie es schließlich auch geschafft mehrmals die Pläne für Todessterne zu entwenden, einen sogar über Korriban zu vernichten. Nein, nichts lang im Bereich des Unmöglichen für die Männer und Frauen des NRGD. Der Ringe lehnte sich in seinem Sitz zurück, beobachtete Petinom genau, dessen unruhige, wilde Augen hin und her wackelten, als er versuchte auch nur einen Funken Empathie in den Augen seines Gegenübers zu finden, vergebens.


„Mindestens und ja. Sie werden ausgedehnte Unterlagen auf einem Server finden. Die Codes dazu befinden sich auf ihren Comlinks in… genau… jetzt.“ erwiderte der Ringer trocken und hob zur Provokation eine Augenbraue, während er auf einem Bildschirm seines Datapads einen virtuellen „Knopfdruck“ tätigte.

„Mit Verlaub, das ist doch Wahnsinn.“ schnaufte Petinom und schlug die Hand auf den Oberschenkel, dass es klatschte.

„Meine Herren, Sie machen das Unmögliche möglich. Und damit das Recht bald geschieht, sollten Sie nun aufbrechen.“

Gerade als der Ringer aufstehen und sie zur Tür geleiten wollte, platzte schließlich Petinom der Kragen. Er stand auf und schlug beide Hände lautstark auf den Tisch.

„Nein, nein, nein.“ echauffierte sich der Nahmensch nun, seine Geduld war am Ende. Er würde sich doch nicht in den sicheren Tod schicken lassen, sollte doch der Ringer an seiner Stelle gehen. „Niemals in Malachor werde Ich mit Droiden hantieren. Nicht so. Nicht seitdem ich fast in New Vertica an Disentrie gestorben wäre, schwor ich mir diese Blechbüchsen zu meiden.“

Es schien, als wäre die Temperatur auf dem ohnehin schon eisigen Planeten soeben um weitere zehn Grad gefallen, als sich der Ringer zu Petinom umdrehte und ihn mit einem Blick fixierte, der plötzlich keinerlei Scherze und Witze mehr zuließ, sondern das wahre Naturell des Agenten offenbarte. Die Blicke trafen sich, auf der einen Seite die wirren, starrenden Augen des Pyn’gami, auf der anderen Seite der Blick des Ringers.

„Wachsen Sie über sich hinaus, Agent. Dieser Auftrag ist ein Befehl.“ Besonders das letzte Wort betonte der Ringer mit einer Schärfe, die so schneidend wie ein Lichtschwert war. „Nicht, dass die falschen Leute hören, wo Sie sich herumtreiben, hm?“

Bei diesen Worten lief es Danair Petinom kalt den Rücken herunter. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Wagte er es ihm zu drohen ihn an jene Leute auszuliefern, die er sich für die Neue Republik zum Feind gemacht hatte? Er wusste, wann er in der Unterzahl war, wann er geschlagen war und so heftig sein Ausbruch gewesen war, brachte ihn das wieder zur Räson. Er war nicht lebensmüde, im Gegenteil: Eigentlich hing der erratische, manchmal sogar volatile Agent ziemlich an seinem Leben. Seine Lippen zitterten vor Wut, doch konnte er keinen Ton herausbringen. Er ballte die Faust, doch beließ er es dabei. Er wusste, wann er sich geschlagen geben musste, doch er würde nicht vergessen.

„Hab ich’s mir doch gedacht. Und nun seien Sie gute Agents und machen sie sich an die Arbeit. Möge die Macht mit Ihnen sein.“

Der Ringer bugsierte sowohl Danair als auch Tramas Qubenter hinaus, nachdem sie ihre Unterlagen mitgenommen hatten, in das stille Treppenhaus. Die Tür schloss sich hinter ihnen, weder leise noch laut. Keine besonderen Vorkommnisse generieren. Beide Agenten kannten das Spiel zu gut, als dass sie im Treppenhaus angefangen hätten Konversation zu betreiben. Stattdessen gingen sie, wie normale Besucher, die einen Freund verließen, hinaus. Die Kälte des Planeten schlug ihnen entgegen, sodass Petinom den Kragen seines Mantels aufrichtete und die zu Fäusten geballten Hände in den Manteltaschen vergrub. Er atmete tief aus, es glich einem Luftstoß. Er ging einige Schritte im Kreis, schüttelte den Kopf und blieb dann abrupt stehen, fixierte den Mann an, der das Wissen besaß, dass er benötigte.

„Also… zu mir oder zu dir?“


Auch wenn er es nicht mochte, er war auf Agent Qubenter angewiesen. Dieser besaß deutlich mehr Wissen von und über Droiden. Allein wie er über diese sprach war… eloquenter als man es von Petinom sagen konnte. Mit einem auffordernden, eindringlichen Blick wartete er die Antwort seines Partners ab.

Cadomai Ѻ Brella Ѻ Straße vor dem Wohnhaus Ѻ Danair Petinom,Tramas Qubenter und Bevölkerung
 
Cadomai Brella Äußere Stadtviertel Arbeiterquartiere Geheimer Treffpunkt Tramas Qubenter, Q1, Kontaktmann des NRGD [NPC] und Danair Petinom

Der junge Chandrilaner war verdutzt ob des Spitznamens, mit welchem sich der offensichtlich ältere der beiden auf ihn bezog. Die emotionale Färbung, mit welcher Petinom die Aussage in den Raum geworfen, nahezu enerviert in den Raum gespuckt hatte, war hierbei unüberhörbar. Es schien ein weiterer Ausdruck des nicht enden wollenden Missmuts des anderen Agenten zu sein. Wenn Tramas richtig in ihm las, ging es ihm nicht um Tramas als Person. Sein zukünftiger Partner wollte die Situation nicht wahrhaben, er bäumte sich vehement dagegen auf und wenn es nicht gelang, die Situation zu entschärfen, versprach der ersten Anflug seines Temperaments einen hochemotionalen Sturm.

Als der Mittelsmann des NRGD schließlich auf die initial gestellte Frage nach ihrer Vorbereitungszeit antwortete und die Mission als
'Prüfung' titulierte, fand sich Qubenter noch in einer ersten Welle aus neuen Gedanken wieder, während es aus Petinom erneut einfach nur herausstob. Der Sturm war nahezu entfacht und von nun an, war es nicht zu leugnen. Im Blick des anderen Agenten lag absolute Erschütterung. Entgegen der gereizten Stimmung im Raum, die einer mit Tibanna-Gas gefüllten Gaspatrone eines Blasters glich, wusste Tramas nicht, den Blick zu erwidern oder eine andere Reaktion zu zeigen. Wie so oft, versank er daher in seinen eigenen Gedanken, in der Hoffnung dort eine Lösung zu finden. Seit Kindheitstagen war das die natürliche Reaktion des Chandrilaners auf fordernde Situationen. Er war lösungsorientiert und nur eine analytische Bewertung der Gegebenheiten konnte zum Ziel führen, wenngleich sie bedeutete für einen Moment in sich zu gehen. Sie waren der Situation schließlich ausgesetzt, da brachte es nichts, eine Alternative heraufzubeschwören. Dennoch konnte Qubenter Petinoms Unmut verstehen, denn es war offensichtlich, dass ihre Vorbereitungen einem Unterfangen glichen, welches bis ins letzte Detail vorbereitet werden musste. Erfreulicherweise erhielten sie zu diesem Zweck autorisierten Zugriff auf hinterlegte Datenpakete, wie der Mittelsmann ihnen zusicherte. Tramas sah das kurze Aufblinken seines Komlinks, als die genannten Codes übersandt wurden. Ob der unerwarteten Fülle und Fremde, die sie erwartete, stellte Tramas auch eine grundlegende Neugierde über die bevorstehenden Informationen für ihre Mission in sich fest.

‚Qualitative Datensichtung, -analyse und bewertung – Erfassung von Defiziten – Strukturierter Zeitplan.‘

Qubenters Gedanken formten sich. Er musste die Daten sichten, das stand außer Frage. Erst dann konnte er ausreichend beurteilen, ob der vom NRGD veranschlagte Monat zur Vorbereitung tatsächlich ausreichte. Nicht die Quantität, viel mehr die Qualität der Daten war entscheidend und darüber hinaus die erfolgreiche, gemeinsame Analyse derer mit seinem neuen Partner.

Doch während Tramas versuchte, sich konstruktiv mit der Thematik zu befassen, ertönte erneute Skepsis aus Petinom.
‚Unnachgiebigkeit – hohe Emotionalität‘ und … ‚Abneigung gegenüber Droiden.‘ Hatte er das richtig gehört? Offensichtlich schien sein bärtiger Partner negative Vorerfahrungen mit Droiden gemacht zu haben. War das ein weiterer Grund seiner überaus barschen Haltung gegenüber der Mission? Ob die Entscheidung, ihn in diesem Fall als Agent hinzuzuziehen richtig gewesen war? Der NRGD hatte sicherlich seine Gründe, dachte Tramas bei sich, konnte die Irritation dennoch nicht abschütteln. Missions- und Agentenprofile wurden stets sorgfältig ausgewertet, um das Risiko eines Missionsversagens so gering wie möglich zu halten. Es ergab keinen Sinn, jemanden mit fehlenden Fähig- und Fertigkeiten für eine bestimmte Mission einzusetzen. Petinoms Beteiligung musste daher seine Gründe haben. Gründe, die Qubenter nicht kannte und die er momentan nicht deduzieren konnte.

Gedanklich zurückkehrend in die gegenwärtige Situation wusste Tramas dennoch nicht, wie er sich zu verhalten hatte. Petinom war außer sich.
‚Empathie gegenüber Partner – Treue zur Hierarchie.‘ So sehr er vermutete, Petinoms Beweggründe zu verstehen, so sehr wusste er auch, dass er selbst nicht im Stande war, diese Situation für sie alle zu entschärfen. Insbesondere nicht den harten Diskurs, der zwischen Petinom und dem Mittelsmann des NRGD entstanden war. Letzterer ergriff schließlich einen strengen Tonfall und erwischte mit seiner letzten Aussage offenbar einen wunden Punkt, wenn man Petinoms Reaktion bedachte. Dabei glich diese einer subtilen Drohung. Konnte es sein, dass der NRGD stets selbst etwas gegen die Männer und Frauen in den eigenen Reihen in der Hand hielt? Ein befremdlicher Gedanke, wie Tramas befand, so dass er den Gedanken rasch abschüttelte. Während seiner bisherigen Dienstzeit hatte er keinen Grund am NRGD zu zweifeln.

Nur einen Moment später hatte die Unterredung ein abruptes Ende gefunden, als die beiden Agenten ohne weitere Umschweife vom Mittelsmann entlassen wurden.
„Möge die Macht mit Ihnen sein“, erwiderte Qubenter noch, bevor er sich zusammen mit Petinom Richtung Ausgang bewegte.

Gemeinsam verließen die beiden Agenten dann den geheimen Treffpunkt im Apartment, Q1 mit aktiviertem Tarnmodus. Eine kühle Stille umfing die Männer, die schweigend aus dem Wohnkomplex traten, und intensivierte sich, als die fröstelnde Außentemperatur von Cadomai auf sie einwirkte. Tramas zog seinen Parka enger um sich, während Petinom sich ebenfalls vor der Kälte rüstete, dann fragte, wohin sie gingen.

Unter anderem hierfür war eine Anreise unter multiplen Tarnidentitäten praktikabel. Selbst wenn man ihrer in einer der ausgewählten Unterkünfte gefügig wurde, es gab noch andere Rückzugsorte. Tramas mussterte Petinom von Kopf bis Fuß und entschied daraufhin, dass das Snivvian Sleeves aktuell die bessere Wahl für ein erstes Kennenlernen war. In die hochnoble und prunkvolle Atmosphäre des Grand Cado passte Petinom aktuell nicht ins Bild.
„Kommt“, meinte Tramas nur und neigte sein Haupt nach rechts. Ein kurzer Seitenblick zum Café auf der anderen Straßenseite suggerierte ihm immer noch hohe Besucherzahlen, während sich auf den Straßen der Arbeiterquartiere einige Passanten befanden, die sich trostlos ihren Weg durch die Kälte der Straßen bahnten. „Mit Cadomais Klima werde ich mich vermutlich nie anfreunden können“, sagte Qubenter beiläufig, als sie sich weg vom Wohnkomplex bewegten. Sie konnten sich nicht ewig anschweigen und für relevantere Themen befanden sie sich noch in der Angreifbarkeit der Öffentlichkeit. „Ich mag mir nicht vorstellen, wie es auf Hoth im Anoat-Sektor sein muss. Auf Obroa-Skai gibt es sogar Eiswüsten und gefrorene Ozeane. Erblicken würde ich sie schon gerne, die Temperaturen halten mich nur davon ab. Man kann sich wohl nicht immer alles wünschen.“

Tatsächlich hatte Tramas vor seinem Beginn beim NRGD über einen Besuch von Obroa-Skai nachgedacht. Galaxisweit war der Planet im Inneren Rand ein unerschöpfliches Reservoir an Informationen, ein Segen für Wissenschaftler und umhin bekannt als die Bücherei der Galaxis. Nicht zuletzt wegen des Celebratus Archiv, welches Teil der Liste der zwanzig Wunder der Galaxis war. Für einen Moment dachte Tramas an Kaya. Sie hatte sich das große Ziel gesetzt, sämtliche der zwanzig Wunder zu besuchen. Wie sie sagte, war das Leben eine Reise, die man aktiv leben musste, denn es gab so viel zu entdecken. Nach ihrem Umzug nach Coruscant hatte sie das erste Wunder, den Palast der Republik, binnen weniger Tage bereits besucht. Tramas und Kaya hatten schließlich einander versprochen, einander zu begleiten, wenn der eine oder der andere Obroa-Skai einen Besuch abstatten würde. Neben dem Celebratus Archiv befand sich auf dem kalten Planeten ebenfalls das aus Türmen aus Transparistahl und Kristallplas geformte Museum der Angewandten Photonik mit Schwerpunkt für Hologrammtechnologie, welches den jungen Chandrilaner seit seiner Jugend faszinierte. Kaya hatte nun mal recht; es gab in dieser Galaxis viel zu entdecken.

„Warst du bei Gelegenheit auf eine dieser Welten?“, adressierte er die Frage an Petinom.

Angepasst an die Bevölkerung schlenderten sie weiter durch die Straßen. Tramas hatte den Weg, der ihn zum geheimen Treffpunkt geführt hatte, genau vor Augen, als sie diesen nun in entgegengesetzter Richtung verfolgten. Hin und wieder machte der Agent einen Seitenblick, nur um sicherzugehen, dass sie nicht verfolgt wurden. Wenn er es richtig beurteilte, machte es aktuell jedoch nicht den Anschein danach. An der Ecke eines Wohnkomplexes angekommen, blieb Qubenter plötzlich stehen und ergriff einen Flüsterton.
„Snivvian Sleeves. Nächstes Speedertaxi in 30 Standardminuten. Sehen uns da.“

Tramas löste sich aus dem Schatten des Gebäudes und lief zur Parkbucht auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Mit einem knappen Gruß hieß der snivvianische Fahrer den Chandrilaner willkommen, als Tramas in das Speedertaxi stieg. Der Agent grüßte zurück und gab dann das Ziel der Fahrt an.


„Zum Snivvian Sleeves.“

Ein letzter Blick vor Abfahrt des Speedertaxis verriet ihm, dass Petinom die Schatten in der Häuserkluft nicht verlassen hatte. Sie würden sich gleich wiedersehen.


Cadomai Brella Äußere Stadtviertel Arbeiterquartiere Speedertaxi-Bucht Tramas Qubenter, Q1 und Danair Petinom
 
Cadomai Ѻ Brella Ѻ Straße vor dem Wohnhaus Ѻ Danair Petinom,Tramas Qubenter und Bevölkerung

Kälte. Sie war überall. Sie war alles einnehmend. Drang in die letzten Poren, wenn sie die Möglichkeit hatte, breitete sich wie eine Decke über und um die Gliedmaßen, wenn man nicht in Bewegung blieb. Die Kälte umgab sie. Die Kälte fühlte sich nach Heimat an. Auf Polus, der Heimatwelt des Agenten, Temperaturen jenseits der fünfzig Grad unter Standard Null für den Pyn’gani Normalität. Eine kühle Brise wehte ihm um die Nase, als Danair Petinom zusammen mit Agent Qubenter außerhalb des Wohnhauses standen, in dem sie gerade ihre Befehle bekommen hatten. Die Frage des Pyn’gani beantwortete sein neuer Partner wider Willen eher ausweichend in dem er ihn dazu aufforderte ihm zu folgen. Partner. Der Nahmensch schnalzte mit der Zunge, ließ das Wort auf seiner Hirnrinde zergehen. Der verwegene, deutlich jüngere Agent machte einen selbstsicheren Eindruck, doch fragte sich Petinom, aus welchem Mineral dieser gemacht worden war. Seiner Meinung nach gab es zwei Formen von Agenten: Agenten aus kaltem Eisen und Agenten aus heißem Stahl. Agenten aus kaltem Eisen wirkten souverän, geradezu keck und unnahbar. Doch sie waren nicht flexibel, wurden bei zu langer Beanspruchung porös und verloren ihre Aura der Unverwundbarkeit, verloren sogar die Nerven. Solche Qualitäten waren in einem Soldaten der Spezialeinheiten wünschenswert, aber nicht in einem Agenten des Geheimdienstes. Petinom bevorzugte Agenten aus heißem Stahl. Sie konnten gewalzt, gebogen, gezogen oder geschmiedet werden, hatten ein Leben abertausend Gesichter.

Während sie durch die Straßen Brellas flanierten und die Arbeiter der Frühschicht ihren Feierabend in einem der umliegenden Kneipen zelebrierten, kam sein neuer Partner ins Erzählen. Er versuchte wohl, meteorologisch passend zum Klima dieser Schneekugel, das Eis zwischen ihm und dem Pyn’gami zu brechen. Doch so leicht würde Agent Qubenter ihn nicht kriegen. Das Wehklagen ließ der Agent unkommentiert, konzentrierte sich lieber auf die Schaufenster um sie herum, tat so als würde er im Vorbeigehen interessante Angebote finden. Doch in Wahrheit konzentrierte sich Petinom darauf festzustellen, ob sie verfolgt wurden. Er betrachtete genau in den Spiegelungen der Schaufenster, ob Gestalten ihnen mehr als zwei Straßenzügen auffällig folgten, passte sein Tempo dementsprechend an, sodass Agent Qubenter und er mal langsamer und mal schneller liefen. Überholten ihn die verdächtigen Passanten, waren sie wohl keine Verfolger. Taten sie es nicht… nun es blieb den beiden Männern vorerst nichts anderes übrig als aufmerksam zu sein.

Als der Mann schließlich auf Hoth und Obroa-Skai zu sprechen kam, hielt Petinom inne und blickte den Agenten einen Moment lang kritisch an. Vermutete er etwa, nur weil er von einer arktischen Welt stammte, dass er auf beiden Planeten gewesen war? Dass alle Spezies, die von kalten Welten kamen automatisch wie die Motte zum Licht hin von diesen Welten angezogen wurden? Sah er etwa wie ein rasierter Talz für den jungen Mann aus? Doch Petinom atmete tief ein. Das Gespräch mit dem Ringer hatte ihn aufgewühlt, hatte ihn volatil gemacht. Diese Arbeit, dieses Leben, sie machten ihn mürbe. Zwölf Jahre unter dem schlimmsten Gesindel der Galaxis hatten ihn dünnhäutig gemacht, jede Bemerkung wurde daraufhin gewertet, ob sie seinen sozialen Status innerhalb des Kollektivs aus Abschaum und Verkommenheit angriff. Status war in diesen Kreisen alles gewesen. Doch er war nicht mehr da. Er war nicht mehr auf Nar Shaddaa sondern auf Cadomai. Er musste sich auf diesen neuen Auftrag konzentrieren, auf ein neues Gesicht, dass er anlegen musste. Zu diesem Gesicht passte die grobschlächtige Natur seines alter egos aus vergangenen Zeiten nicht mehr. Doch wie schnell konnte man ein Naturell begraben, dass zwölf Jahre lang wie eine zweite Haut, einem Handschuh gleich, den Körper bedeckt hatte?

„Teile dieser Antwort würden Sie nur beunruhigen, mein Freund.“ antwortete Petinom ausweichend und spielte die öffentliche Rolle zweier Männer, die über die Straßen flanierten.

Die gespielt neckische Antwort war Teil der Scharade, doch waren die Augen des Pyn’gani unmissverständlich, dass dies eines von zahlreichen Themen war, über die er lieber nicht sprechen wollte. Schweigend verharrten die beiden Männer auf ihrem scheinbar ziellosen Spaziergang. Hierbei übernahm Qubenter die Rolle des Navigators, gab er doch die Richtung ihres Weges vor. Scheinbar hatte der Mann etwas im Sinn, sodass Petinom sich seiner Spur anschloss und ihn machen ließ.


An der Ecke eines Blockkomplexes angekommen, beugte sich Qubenter zu ihm und flüsterte ihm die Adresse ihres Treffpunktes zu, bevor er sich verabschiedend in einem Speedertaxi von ihrem Ort entfernte. Hierbei handelte der Agent nach Protokoll, würden ihnen doch Verfolger so deutlich schlechter auflauern können, wenn sich die beiden Männer aufteilten. Während das Speedertaxi seines Partners sich sehenden Auges entfernte, unternahm Petinom den Versuch ein weiteres Speedertaxi heranzurufen. Die Aufgabe stellte sich als schwieriger heraus, als er anfänglich angenommen sodass es ein wenig über eine halbe Stunde gedauert hatte bis seine Versuche von Erfolg gekrönt wurden. Ein rustikales TX-3 Modell, kam es mit seinen acht von Servo-Motoren gestützten Beinen zum Stehen.

„Katpat.“ begrüßte Petinom den Fahrer nach Art der Snivvianer, setzte sich auf die Rückbank und formte ein Lächeln. „Snivvian Sleeves, grazo.“

Der Fahrer schien über die Versuche des Außerweltlers seine Sprache zu sprechen auf eine freundliche Art und Weise amüsiert zu sein. Die Erwähnugn des „Snivvian Sleeves“ entlockte ihm zudem die Art von Lachen, die ein Wesen nur von sich gab, wenn es einen derben Witz gemacht hatte. „Was für ein Ort war das?“ fragte sich Petinom und blickte aus dem abgerundeten Transparistahlfenster auf das rege Treiben außerhalb des Gletiers.

„Insel los verryos.“ kommentierte der Taxifahrer das Wetter und blickte dann über den Rückspiegel zu Petinom, mit einem breiten Grinsen. Er sprach sehr langsam und gedehnt, als wolle er den Fremden nicht mit der Sprache überfordern, gleichzeitig aber dazu einladen seine Sprachfähigkeit zu schulen.

Sein Snivvianisch war allerdings eher rudimentär, sodass sich Petinom nicht zu weit auf das Glatteis der sprachlichen Gewirre verlieren wollte, und stattdessen bei den wenigen Worten und Phrasen bleiben würde, die er kannte, sofern er genug von dem verstand, was sein gegenüber von sich gab.

„Sep.“ bejahte der Agent kurz und knapp die Bemerkung des redefreudigen Fahrers.

„Locan-u vizzintar kwa-essen?“ hakte der Taxifahrer nun weiter nach und versuchte eine Konversation aufzubauen.

„Warum will nur jeder wissen, auf welchen Planeten ich bereits war?“ fragte sich Petinom, seine intensiv blickenden Augen versuchten einen Konzentrationspunkt außerhalb der Fahrgastzelle ausfindig zu machen.


„Uchevram.“ gab sich Petinom erneut einsilbig, denn seine Antwort umfasste tausende von Systemen und Abertausende von Planeten, die Teil der Neuen Republik waren.

Empathisch nicht ganz auf den Kopf gefallen, fiel dem Taxifahrer die wortkarge Natur seines Fahrgastes aus. Ob es aus einer Furcht vor niedrigem Trinkgeld war oder aus einem ehrlichen Gefühl der Gastfreundschaft herauskam, dachte der Fahrer er hätte seinen Gast irgendwie beleidigt, sodass er zu einer Entschuldigung ansetzte.

Slurd-u pas pas min.“ Dabei hob der Fahrer entschuldigend die Schultern, als würde sein Achselzucken seinen Worten eine tiefere Bedeutungsebene verleihen.

Petinom hingegen winkte nur schmallippig ab, schüttelte den Kopf und versuchte den Fahrer zu versichern, dass alles in Ordnung war. Den Rest der Fahrt verbrachten die beiden Männer in friedlichem Schweigen, auch wenn der Snivvianer immer wieder besorgt auf die Rückbank blickte und wohl dachte, er hätte seinen Fahrgast mit seiner Neugierde irgendwie belangt. Beinahe belustigt musste Petinom daran denken, dass auf Nar Shaddaa keinem Gleitertaxifahrer jemals einfallen würde sich Sorgen um die Unversehrtheit seiner Gefühlswelt sorgen zu machen, eher noch würden sie dieser Verletzung noch eine physische Verletzung hinzufügen.
Lange dauerte die Fahrt nicht mehr und nachdem Petinom den Fahrer bezahlt und sich für die Fahrt bedankt hatte, stieg er aus. Seine Augen, wie Finger über den Anblick tastend, konnten nur schwer in Worte fassen, was er da sah. Lange nicht so schmierig wie die Etablissements auf Nar Shadaa, doch deutlich weniger Erhabenheit und Charme ähnlicher Orte auf Naboo, war sich Petinom nicht sicher was er sah.


Die Distanz zu seinem Partner wider Willen überwindend, begrüßte er ihn ohne großes Vorgeplänkel mit den Worten: „Was ist das für ein Ort?“

Cadomai Ѻ Brella Ѻ Vor dem Snivvian Sleeves Ѻ Danair Petinom undTramas Qubenter
 
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