Zuletzt gekaufter/gesehener Film - Allgemeiner Filmthread

Das Problem mit dem Film ist schlicht dass er viel zu viel Zeit mit ihrer Familie verschwendet, dem Zuschauer aber überhaupt nicht erklärt für was für eine Organisation sie arbeitet und warum sie darin das Schwarze Schaf ist. Na, außer natürlich dass sie mit ihren "Kunden" redet.

Ich kann mir vorstellen, dass mich das sogar noch mehr gelangweilt hätte. Es ist halt die typische 0815-Agentur/Sekte/Gilde, die im Interesse der nationalen Sicherheit etc. pp. bestimmte Personen ausschaltet. Mehr gab es da wahrscheinlich nicht zu erzählen und diesen Aspekt haben andere schon zu Genüge und besser aufgegriffen. Da jetzt noch tiefer einzusteigen, ist ohne den nötigen Unterbau gar nicht notwendig.
 
Irreversible

Der Film galt damals 2002 als ziemlicher Skandal-Film und da ich jetzt nicht DER Fan von zu krasser Gewaltdarstellung bin, hab ich bis heute einen Bogen darum gemacht. Da der Film aber nun (uncut) auf Prime erschienen ist, gab ich ihm gestern doch noch ne Chance.

Der Anfang hat mir nicht wirklich gefallen. Die eeeelendslange Suche nach dem Vergewaltiger mit verwackelter Kamera, dass man fast nichts erkannte, hätte man klar kürzen können. Anschließend wird auch noch dem Falschen extrem explizit der Schädel eingeschlagen.

Danach wurde der Film aber merklich besser. Dieses Rückwärts-Erzählen konnte alles "Memento" schon etwas. Dazu gefällt der fast dokumentarische Stil mit keinen erkennbaren Schnitten. Die Kameraführung ist oftmals echt genial (vor allem bei der Schlussszene im Park). Beste Szene war IMO die, wo Alex mit Marcus und Pierre in der U-Bahn fährt und die drei über Orgasmen reden. Hatte IMO etwas von Quentin Tarantino.

Die Vergewaltigungsszene selbst war natürlich viiiiiiel zu lange (dafür aber weniger explizit als erwartet). Der Spannungsaufbau davor hat mir gefallen, aber danach wäre weniger klar mehr gewesen. Hätte es in der Hälfte bzw. Viertel der Zeit auch getan.

Alles in allem ein Film mit Höhen und Tiefen. Die Gewaltdarstellung war schon einen Deut zu heftig für meinen Geschmack und der Anfang hätte klar Kürzungspotential gehabt. Ansonsten aber ein von der Machart faszinierender und tlw. wunderschöner Film:

7 von 10 Punkten!
 
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Sound of Metal

Der Titel ist halbwegs ne Mogelpackung, geht es um Metal nur seeehr entfernt, sondern vielmehr um einen Menschen, der sein Gehör verliert und wie er damit umgeht.

Schauspielerisch ist der Film dahingehend top und der Hauptdarsteller (bekannt aus "Rogue One" ;)) spielt sehr eindringlich. Zu recht oscarnominiert. Selbiges gilt für den "Besten Sound". Vielleicht noch nie einen Film gesehen, wo mich der Sound dermaßen fasziniert hat. Als Zuseher hat man tatsächlich das Gefühl selbst sein Gehör zu verlieren, so dass man mit der Figur perfekt mitfühlen kann. Schätze mal, dass hier das Rennen um den Oscar bereits gelaufen ist.

Ansonsten hat mich der Film recht berührt, ohne dass er zu kitschig gewesen wäre. Gerade die Szenen im Gehörlosenheim waren wunderschön. Das Ende fand ich allerdings so lala. So kann ich nicht nachvollziehen, warum man ihm erst nen Job im Heim anbietet und anschließend, wenn er das Transplantat annimmt, rauswirft. Der Leiter scheint ja auch normal hören zu können. Auch endet der Film völlig offen. Dank der ganzen Störungen nimmt der Hauptchar das Implantat raus und bleibt auf der Bank sitzen. Geht er jetzt wieder zurück ins Heim? Hätte hier gerne mehr gesehen.

Alles in allem ein toller Film, nur die letzten 20 Minuten haben mich etwas gestört:
7 von 10 Punkten!
 
Ant-Man

Überraschend gut. Kurzweilig, witzig, recht guter Cast. Ich fühlte mich durchaus unterhalten.

6/10



Ant-Man and the Wasp


Ähnliches Niveau wie der erste Teil, vielleicht etwas überzogener.

6/10



Dr. Strange

Gähn..... zu lang, zu 08/15 zu zäh. Überhaupt nicht mein Fall. Teilweise kam einem der Film vor als hätte man ein verworfenes Batman Begins Drehbuch aus dem Altpapier gezogen.

4/10



Captain Marvel

Nett! Überlanges Finale (recht Marveltypisch), fühlt sich aber eher wie Sci-Fi als wie ein Superheldenfilm an. Die Story ist ganz nett, der Cast überzeugt und die Chemie zwischen Brie Larson und Samuel L. Jackson ist sehr gut.

6/10



Deadpool

Witzig. Teils etwas überzogen und dadurch anstrengend, aber gut gemacht. Unter den Gags sind einige echte Rohrkrepierer, aber insgesamt unterhaltsam.

6/10



Deadpool 2

Macht konsequent da weiter, wo Teil 1 aufhört. Allerdings ging mit den Machern der Gaul durch. Mir zu überdreht, zu gewollt lustig, zu viele schlechte Witze und Julian Dennison wird im Laufe der Story immer anstrengender und nervt irgendwann nur noch. Highllight: Superheldencasting und Fallschirmabsprung.

4/10



The Rocketeer

Comicverfilmung aus den 90ern, die ich bis dato nie komplett gesehen hatte. Schönes Design, die Performance von Timothy Dalton ist einfach großartig, die Besetzung ist insgesamt nicht schlecht. Aber die Story ist träge, Spannung kommt kaum auf und die Comicvorlage ist derart Disneyfiziert, das es weh tut.

5/10



Soul

Wow! Meisterwerk. Ein herrlicher Film. Emotional, mal lustig und mal traurig, aber ohne auf die Tränendrüse zu drücken. Trotz des Themes aber Lebensbejahend und einer von Pixars ganz großen Filmen. Meiner Meinung nach verdient er den Oscar als bester Film. Tipp: Originalton schauen!

10/10



Onward

Leichte Unterhaltung aus dem Hause Pixar. Hat nicht die Klasse von Soul, auch nicht die von Findet Nemo, Toy Story etc, aber er macht Spaß.

8/10



Toy Story 4

Zum Abschluß der Reihe hat sich Pixar nochmal so richtig ins Zeug gelegt: Ein ganz toller Film. Schöne Geschichte, überraschende Wendundungen und ein wunderschöner (wenn auch trauriger) Abschluß.

9/10



Rendel


Finnischer Superheldenfilm, der Handwerklich durchaus gut gemacht ist. Und dem man hier und da auf postive Art anmerkt, es ist kein US-Film. Die Geschichte ist allerdings träge, uninteressant und es fehlt ein Spannungsbogen

5/10



Der Junge muß an die frische Luft


Muß man gesehen haben. Sensationell gute Leistung von Julius Weckauf, der dem insgesamt guten Cast die Schau stielt. Schön inszeniert, teils unheilmlich witzig und ebenso traurig.

8/10



Der goldene Handschuh


Weniger Killerfilm, sondern ein teils verstörendes Portrait von Randexistenzen der 70er Jahre. Starker Film, der nachwirkt.

8/10




Neues aus der Welt


Der Film mag etwas gehypt sein. Keine Sensation wie viele meinen aber dennoch ein sehr schöner und anngenehm ruhiger Western. Und Tom Hanks kanns noch.

8/10



Guns Akimbo


Daniel Radcliffe geht voll in der Rolle auf. Ansonsten ist nach einer Stunde endgültig die Luft raus, da der Film quasi nur aus Geballer, Herumfluchen und derben Beleidigungen besteht. Don´t believe the Hype.

4/10



Anmerkung: Einige dieser Filme hab ich in den zwei Monaten geschaut, in denen ich ein aktives Disney+ Abo hatte. Und nach den zwei Monaten war die Luft dann auch raus. Mein Abo endete einen Tag nachdem "Stars" dazukam, dort habe ich allerdings auch nichts mehr gefunden was mich gereizt hätte. Ansonsten zuviel Kitsch und heile Welt. Irgendwann werde ich mir sicher mal wieder ein Monat gönnen, aber mangels Vielfalt langfristig keine Alternative zu Prime oder Netflix.
 
"Starship Wars 2"
Hat Teil 1 noch ein paar gute Ideen gehabt, so klaut die Fortsetzung schamlos bei Star Wars. Was kann man bei einem Budget von 140.000 erwarten? Der Protagonist heisst tatsächlich "Lucas Skyrunner"! Lächerlich. Allerdings ist der Plot um einen als Laserkanone umgebauten Planeten ganz clever. Aber warum erfährt man rein gar nichts über den Bösewicht, der nur grimmig guckt? Oder warum kann der Roboter AR56H plötzlich fliegen und singen? Naja. Trotzdem hatte der Film einen gewissen rudimentalen Charme. Und der Cliffhanger mit der Cyborg-Weltraumkrake, die Skyrunner verspeist, ist natürlich Geil. Auch wenn Teil 3 bislang auf sich warten lässt!
4/10
 
Godzilla vs. Kong (2021)

He... hehehe..... hehehehahahahamuahaha. Gott, war das geil :kaw:

Muahahahahajaaaaa....der Film war echt abgefahren! :D
Ich schätze, ich muss ihn mir heute gleich nochmal ansehen ^^

Er hat für mein Empfinden aber auch ein paar Schwächen, weshalb ich noch nicht sicher bin, wie genau mein Ranking ausfallen wird. Aus dem Grund auch der Rewatch. Beim ersten Mal Gucken war ich schon ziemlich müde, und nicht mehr ganz so aufnahmefähig..auf jeden Fall liefert der Film viele tolle Kong-Momente. Meine Lieblingsechse jedoch zeigt sich hier von ihrer schlechtesten Seite (...böser Godzilla, böse! Im Trailer hätte es passenderweise heißen müssen: "Godzilla's out there...hurting King Kong! )
 
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The Royal Tenenbaums

Hab den Film gestern auf Disney Plus nachgeholt. Eigentlich mag ich Wes Anderson und den Großteil seiner Filme, aber irgendwie bin ich (trotz der massiven Star-Riege) bisher nie dazu gekommen, mir den Film anzusehen.

Hat mir eigentlich ganz gut gefallen. War stellenweise echt witzig (wenn auch keine großen Schenkelklopfer dabei) und der Film war sehr emotional. Ich konnte mit den großteils sympathischen Figuren gut mitfühlen. Das Ende, wo der Vater dann doch stirbt, war traurig, aber nicht zu melancholisch. Immerhin hat er es schafft die Familie wieder zu vereinen.

Alles in allem ein Film mit dem Herzen am rechten Fleck und sehr unterhaltsam:
7 von 10 (Fast-)Inzest-Geschwistern!



Der fantastische Mr. Fox

Wenn schon ein Wes-Anderson-Abend hab ich auch den letzten mir noch fehlenden Film von ihm nachgeholt. Optisch war das Stop Motion ala "Isle of Dogs" mal etwas anderes, auch wenn es in den Bewegungsabläufen alles andere als perfekt war (das hat man schon 2000 bei "Chicken Run" besser hinbekommen).

Die Story war für meinen Geschmack etwas zu skurill (war schon bei "Isle of Dogs" so). Und auch wenn der Film etwas Herz aufwies, war er dann doch weniger "kitschig" als man es von Animations-Filmen gewöhnt ist - und ich mag dort den Kitsch ;).

Insgesamt wurde ich schon recht gut unterhalten, hätte mir aber, gerade bei der hohen IMDB-Wertung, mehr erwartet. IMO mit "Isle of Dogs" Wes Andersons bisher schwächster Film:

6 von 10 abgeschossenen Schwänzen!
 
No Turning Back (2013)

Wer kennt noch den Spruch "Ein Mann und sein Auto" aus einer 80er-Kultserie? In ganz gewisser Weise trifft dieser Spruch auch auf "No Turning Back" zu, denn viel mehr als den großartigen Tom Hardy in der Rolle des Ivan Locke bei einer Autofahrt, auf der er mehrere Telefonate per Freisprechanlage tätigen muss, gibt es in dem Film tatsächlich nicht zu sehen. Dennoch bzw. genau deswegen ist "No Turning Back" ganz großes, künstlerisch überaus ansprechendes Kino. Es handelt sich nämlich um ein minimalistisches, aber sehr tiefsinniges und feinfühliges Drama, das existenzielle Fragen aufwirft, dem Zuschauer hierbei aber sehr viel Freiraum für eigenständige Reflexion lässt. Tom Hardy als einziger (sichtbarer) Darsteller spielt seine Rolle herausragend und die Dialoge, die den Film maßgeblich tragen und die Handlung voranschreiten lassen, sind exzellent geschrieben.
 
Passengers (2016)

(Achtung, Spoiler zu diesem Machwerk)

Ich bin einigermaßen erschüttert darüber, dass ein Film, der die perfekte Gelegenheit hatte, mutig zu sein, am Ende derart mut- und einfallslos ist. Dabei ist die Ausgangslage vielversprechend und der Film liest sich in der ersten Hälfte wie eine spannende Diskussion über das moralische Dilemma und die Entscheidung des Protagonisten Jim, und er stellt darüber hinaus eine interessante Reflexion über das Thema Einsamkeit (gerade in einer hochtechnisierten, digitalen Umgebung, der aber eben das Menschliche fehlt) und wozu diese einen Menschen treiben kann dar. Spätestens im letzten Drittel geht dann jedoch alles, was man bis dahin verheißungsvoll aufgebaut hatte, den Bach hinunter. Während der Film, und das ist für einen modernen Sci-Fi-Blockbuster ja alles andere als typisch, die ganze Zeit über ohne Action auskommt (und dennoch nie langweilt), muss am Ende natürlich doch noch das Effektgewitter präsentiert werden. Die äußerst interessante, moralisch eben sehr ambivalente Hauptfigur Jim bekommt natürlich seine "Redemption", er hat zwar Auroras Leben im Prinzip zunichte gemacht und sie für sein eigenes Wohlergehen mit in den Dreck gezogen (die von Laurence Fishburnes Charakter genutzte Metapher des ertrinkenden Mannes, der unbedingt jemanden mit sich ins Wasser ziehen will, ist sehr treffend), aber natürlich verzeiht sie ihm. Jim ist eigentlich auch schon tot, dies wird sogar bestätigt, aber natürlich fuhrwerkt man minutenlang herum, bis er auf magische und ach so unerwartete Weise doch überlebt. Kurz gesagt: Ein Klischee reiht sich an das nächste, damit sich in Hollywood ja jeder wohl fühlt und damit bloß keine Kontroverse, bloß keine Reibung entsteht. In diesem Sinn steht dann auch das Ende, welches dem Film den endgültigen Todesstoß versetzt: Aurora entscheidet sich nicht dafür, sich wieder in Stasis zu versetzen und, wie es geplant war, in der Zukunft zu erwachen, lieber verbringt sie den Rest ihres Lebens mit dem geläuterten, uns am Anfang als ambivalent vorgestellten, aber jetzt doch ganz braven Jim, den man einfach gern haben muss. Aus einer vielversprechenden und nicht unbedingt typischen Figurenkonstellation wird somit doch das zuckersüße, bereits tausende Male gesehene Filmpärchen. Ich hatte bei der Szene nach dem Zeitsprung die Hoffnung, dass Aurora nun mit den anderen Passagieren erwacht - damit nämlich hätte der Film eine effektive Schlusspointe aufgewiesen, nämlich die Erkenntnis, dass Auroras dann lediglich scheinbare Verliebtheit in Jim auf der reinen Pragmatik basiert hätte, nicht alleine sein zu wollen. Genau so, wie dies ja ihn letztlich motiviert hat, sie aus der Stasis zu erwecken. Dies geschah, auch wenn er sich das einredet, ja nicht aus aufrichtiger Liebe zu ihr, sondern deswegen, weil sie gerade die Person war, in der er die Möglichkeit sah, seiner Isolation zu entfliehen.

Aber gut, derartige Gedankengänge sind für diesen Film wohl zu tiefsinnig und zu psychologisch. Mit etwas mehr Mut hätte man es aber genau hierauf hinauslaufen lassen können, stattdessen entschied man sich für das konventionellste 0815-Ende, das man dieser Geschichte hätte aufsetzen können. Damit ist "Passengers" am Ende doch nur ein weiterer - immerhin optisch sehr gut gemachter und schauspielerisch hervorragend besetzter - Mainstream-Hollywood-Blockbuster der banalen Sorte. Das ist sehr schade, da der Film in der ersten Hälfte mehrmals das Gefühl vermittelt, genau das nicht zu sein.
 
Le Clan des Siciliens/Der Clan der Sizilianer (1969)

Kommissar Le Goff (Lino Ventura) ist gerade ein spektakulärer Erfolg gelungen: endlich hat er den gefürchteten Killer Roger Sartet (Alain Delon) dingfest gemacht. Was allerdings zum größten Triumph des altgedienten Gesetzeshüters hätte werden sollen, endet in einem blamablen Fiasko, als Mitglieder des sizilianischen Manalese-Clans den Gefangenen auf dem Weg zur Hinrichtung in einer konzertierten Aktion befreien - und das auch noch am hellichten Tag. Entsandt hatte sie Familienoberhaupt Don Vittorio (Jean Gabin), der Sartets Expertise für einen lange geplanten Diamantenraub in Rom braucht. Dem auf Diskretion bedachten Patriarchen alter Schule missfällt die rücksichtslose Art des jüngeren Mannes zunehmend, während dieser wiederum Vittorios französischer Schwiegertochter Jeanne (Irina Demick) näher kommt. Indes hat Le Goff die Jagd noch lange nicht aufgegeben und setzt alles daran, Sartet endgültig zur Strecke zu bringen...

Es gibt, in aller Ehrlichkeit, genau vier Gründe, um diesem an sich wenig bemerkenswerten Film eine höhere Bewertung zu verleihen. Sie lauten: Lino Ventura, Alain Delon, Jean Gabin und Ennio Morricone. Tatsächlich dürfte es Regisseur Henri Verneuils größte Leistung hier gewesen sein, dieses legendäre Quartett im Rahmen seines Projekts zusammengeführt zu haben. Sollte man - trotz mancher plot holes, zäher Momente, oder teilweise hölzern wirkender Nebendarstellerleistungen - doch kennen, meine ich.





7/10 Panzerwägen mit ausgeschnittenem Boden
 
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I compagni/Die Peitsche im Genick (1963)

Italien ist Ende des 19. Jahrhunderts eine junge, aufstrebende Nation, deren Industrialisierung insbesondere von den Städten im Norden des Landes getragen wird. Der Fortschritt hat jedoch seinen Preis, welchen in erster Linie jene Millionen Menschen, die unter teilweise fürchterlichen Bedingungen leben und arbeiten, bezahlen müssen. Pautasso (Folco Lulli), Martinetti (Bernard Blier) und Cesarina (Elvira Tonelli) sind nur drei, deren trister Alltag in einer Turiner Textilfabrik kaum Zeit dazu lässt, die wenigen schönen Seiten des vom Existenzkampf geprägten Daseins auszukosten. Als einer ihrer Kollegen nach einem Arbeitsunfall zum Invaliden wird und das Trio mit dem Gesuch, die 14-stündigen Werktage zu kürzen, bei der Firmenleitung abblitzt, ruft es zum Widerstand auf. Der geplante Streik scheitert trotz anfänglicher Euphorie jämmerlich, denn es fehlt an allem: an Mut, an Erfahrung, ganz besonders aber an organisatorischer Effizienz. Von Arbeitgeberseite her belässt man es in "großmütiger" Siegerlaune bei mahnenden Worten, relativ milden Disziplinarstrafen und erklärt das Thema im Angesicht der völlig zerstrittenen Arbeiterschaft für erledigt.

Just da entsteigt einem aus Genua ankommenden Zug der polizeilich verfolgte, sozialistische Intellektuelle Professor Sinigaglia (der legendäre Marcello Mastroianni in seiner vielleicht besten Rolle), und übernimmt, nachdem er mitbekommt, was passiert ist, den zentralen Part in der Organisation des Kampfes um bessere Arbeitsbedingungen. Doch dafür muss er seine Schäfchen zunächst darauf einschwören, dass die bevorstehende Auseinandersetzung mit Großbürgertum, Justiz und Exekutive ihre Opfer fordern wird...

Mario Monicellis Film ist mal komisch, mal tragisch, in jedem Fall unverhohlen politisches Werk; ein mitreißendes, stark von historischen Ereignissen beeinflusstes Plädoyer für die Entrechteten, deren Leid das System am Laufen hält. Mastroianni, den man sonst eher aus (qualitativ nicht immer zweifelsfreien) Liebesdramen kennt, läuft als Agitator zur Bestform auf.

9/10 bei Protestmärschen enthusiastisch gesungenen Arbeiterliedern
 
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Accattone (1961)

Wenn es "Accattone!" (dt: Bettler/Penner) durch die Straßen Roms schallt, weiß man im Milieu schon, wer gemeint ist: nämlich der mit bürgerlichem Namen Vittorio Cattaldi (Franco Citti) geheißene Zuhälter, dessen süßes Nichtstun auf dem Rücken "seiner" Prostituierten Maddalena (Silvana Corsini) ein jähes Ende findet, als sie von Freunden eines Mannes, den sie bei der Polizei verpfiffen hat, zusammengeschlagen wird und daher für's Erste nicht mehr "verdienen" kann. Das stellt Accattone - welcher weder über eine relevante Ausbildung verfügt noch fähig oder gar willens wäre, Arbeiter zu werden - vor ein Problem: Woher nehmen und nicht stehlen? So begleitet ihn der Zuschauer zwei Stunden lang auf der Suche nach neuen Möglichkeiten im Überlebenskampf.

Pier Paolo Pasolinis Filmdebüt widmet sich den zwielichtigen Gestalten am unteren Ende der gesellschaftlichen Leiter: Arme, Diebe, Tagelöhner, Herumtreiber und Konsorten sind hier die Hauptfiguren; Außenseiter, Nonkonforme, denen gegenüber er als Homosexueller ein gewisses Zugehörigkeitsgefühl empfunden haben muss. Und es wäre wohl kein gelungener Film, hätte er nicht auch inmitten ärgster Notsituationen augenzwinkernde Momente heiterer, infantil anmutender Gelassenheit zu bieten - ganz wie das Leben selbst.

8/10 gestohlenen Motorrädern
 
Only God Forgives (2013)

Ich weiß nicht, ob es mir schon jemals so schwer fiel, Eindrücke von einem Film in Worte zu fassen, wie in diesem Fall. Nachdem ich diesen sehr speziellen Ausnahmefilm gestern gesehen hatte, waren es im wesentlichen zwei Gedanken, die mich nicht mehr losließen: Erstens, "Was für grandiose, kunstvolle Bilder und Kamerafahrten!" und zweitens, "Was zum Geier war das jetzt eigentlich?" Ich werde den Film wohl nochmal ansehen müssen, um halbwegs klare interpretatorische Gedanken dazu fassen zu können, denn wenn der Film eines nicht bietet, sind es großartige Erklärungen. Die grundlegende Story um einen doppelten, im Prinzip in zwei Richtungen laufenden Racheakt, ist überschaubar. Was aber daraus gemacht wird, ist bisweilen äußerst morbide, aber großartige Kunst. Im Prinzip lässt sich jede Szene und vor allem jeder Charakter des Films als eine Allegorie verstehen. Auch wenn sich mir noch nicht alles vollends erschlossen hat, spielt der Titel des Films hierbei wohl definitiv eine sehr große Rolle. Bekannt und auch kritisch rezipiert wurde der Film für seine expliziten Gewaltdarstellungen, und die überspannen den Bogen das eine oder andere Mal durchaus. Wie es zu einer FSK 16-Freigabe kommen konnte, ist für mich allerdings ebenso fragwürdig, wie dass man den Film teilweise als gewaltverherrlichend rezipiert hat. Wenn es einen Film gibt, der Gewalt von ihrer scheußlichsten und abschreckenden Seite präsentiert, dann ist es wohl dieser. Diese Momente werden durch eine Vielzahl von Momentaufnahmen und Kamerafahrten von höchster Ästhetik konterkariert, denen wiederum eine atemberaubende Schönheit innewohnt. Alles in allem ist "Only God Forgives" ein Film, den man selbst erlebt haben muss und von dem man sich wohl höchst unterschiedliche Bilder machen kann, was gewiss auch so gewollt ist. Eine der intelligentesten und besten Metaphern des Films ist jedenfalls das Publikum bei den immer wieder gezeigten (freilich ohne Kontext und Erläuterung auskommenden) Gesangseinlagen einer der Hauptfiguren. Die Zuschauer sind so gebannt vom dem Geschehen auf der Bühne, dass sie nicht ein einziges Mal blinzeln. Im Prinzip spiegelt das hervorragend die Zuschauer wider, die sich diesen Film ansehen, von dem man einerseits angewidert ist, aber doch nicht die Augen davon lassen kann.
 
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Nomadland

Hab den Film mit im Vorfeld der gestrigen Oscar-Verleihung (galt ja als großer Favorit) angesehen. Leider hält sich meine Begeisterung mehr als in Grenzen.

Mal zum Positiven: Francis McDermott spielt wieder hervorragend und ihr Charakter ist auch sehr sympathisch. Dazu ist es ein interessantes Grundthema, welches erfrischend unverbraucht wirkt und durchaus sozialkritisch ist. Dazu gibt es einige schöne Landschaftsbilder

Das war's aber schon mit dem Positiven, ist der Film laaaaaaaangweilig. Einen wirklichen Spannungsbogen sucht man vergebens. Der Film startet. Es gibt ein paar mehr oder weniger zusammenhängende Szenen. Der Film ist aus. Eine wirkliche Story erkennt man auch so gut wie nicht. Vielleicht wäre das Ganze als Doku besser gewesen.

Von dem her kann ich den Oscar- und Globe-Regen nicht wirklich nachvollziehen (auch sind die 7,5 auf IMDB, obwohl die Wertung für einen Best-Picture-Film eher ernüchternd ist, auf IMO überbewertet). Meiner Meinung nach der schlechteste "Best Picture"-Gewinner seit "The Artist". Da hätte es selbst im Corona-Jahr IMO würdigere Vertreter gegeben (etwa "The Trial of the Chicago Seven" oder der auf IMDB überschwällig bewertete "The Father", den ich allerdings selbst noch nicht gesehen habe).

Schwache
5 von 10 Punkten!
 
Judas and the Black Messiah

Hab ich mir auch im Oscar-Vorfeld angesehen. Eigentlich hatte ich kaum Erwartungen an den Film, hab ich in letzter Zeit etwas zu viele POC-Gleichberechtigungsfilme (alleine 2021 schon "A Night in Miami" und "Ma Raineys Black Bottom") und Biografien gesehen. Allerdings fand ich den Film dann doch sehr unterhaltsam. War großteils auch mehr Maulwurfs-Thriller alles "Departed".

Die beiden Hauptdarsteller haben sehr gut gspielt und vor allem Daniel Kaluuya ("Get Out") hat zu Recht den Oscar dafür bekommen. Warum aber bei beiden "Bester Nebendarsteller" kann ich nicht ganz nachvollziehen. Vielleicht dachte man, sie hätten sonst gegen Chadwick Bosman keine Chance? ;)

Insgesamt war die Inszinierung sehr kraftvoll und die Musik (allen voran der Titelsong) war sehr gut. Die Chars waren ebenfalls interessant gezeichnet (was liebte ich weißen den FBI-Knilch zu hassen) und es wurde mir bei über 2 Stunden Laufzeit keine Sekunde langweilig.

Zwar gibt es bessere Filme zu dem Thema ("Malcom X", "BlackKklansman", tlw. "Green Book"), aber für gute

7 von 10 politischen Reden reichts!

Hätte ich den Oscar mehr als "Nomadland" gegönnt.
 
Il generale Della Rovere/Der falsche General (1959)

Der Genuese Emmanuele Bardone (Vittorio De Sica*) gehört wohl zu den schäbigsten Zeitgenossen einer an solchen wahrlich nicht armen Epoche: im von den Deutschen besetzten Norden Italiens spielt er Familien, deren Angehörige verhaftet wurden, den gut vernetzten Samariter vor, welcher verspricht, sich gegen stattliche Summen für deren Freilassung einzusetzen -- was er, sobald er kassiert hat, selbstverständlich unterlässt. Doch weil Emmanuele seine Beute hinterher jedes Mal an irgendwelchen Spieltischen verprasst, werden stets neue Hilfesuchende für seine perfiden Vorstellungen benötigt. Da holt das Schicksal zum Gegenschlag aus, der es in sich hat: eine von ihm einst hereingelegte Frau denunziert den Betrüger, was ihn geradewegs ins Büro des SS-Obersturmbannführers Müller (Hannes Messemer) befördert. Müller bietet dem unverhofften "Gast" einen Deal an: entweder übernimmt er die Rolle des kürzlich im Widerstand getöteten Generals Della Rovere und infiltriert die Partisanengruppe des Mailänder Gefängnisses San Vittore, oder er begleicht die Rechnung für seine Verbrechen. Herzlich wenig darauf bedacht, Bekanntschaft mit dem Henker zu schließen, willigt Emmanuele ein; aber noch ahnt der Genötigte nicht, dass die Rolle des Della Rovere ihn stärker als gedacht verändern wird..

Man muss es Roberto Rossellini lassen: er beherrschte diese Kriegsdramen mit glaubwürdigen Protagonisten. Die Geschichte der Bekehrung - und letztlich Läuterung - des im Laufe zweier Stunden immer sympathischer werdenden Ganoven Emmanuele Bardone hat fast schon etwas Religiöses. Wahrlich großes Kino, besonders das denkwürdige Ende.

8/10 zum Tode Verurteilten

*in diesem Thread erwähnt worden, wiewohl hauptberuflich eigentlich Regisseur und bedeutsamer Vertreter des ital. Neorealismus; siehe auch Ladri di biciclette
 
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Ar-Risālah/The Message (1976)

Tief im Landesinneren der Arabischen Halbinsel ereignen sich im 7. Jahrhundert christlicher Zeitrechnung Geschehnisse, deren immense Bedeutung sich viel später zeigen wird, als ein bis dato unauffälliger Kaufmann aus Mekka seine Berufung zum Propheten Gottes deklariert, um Kunde vom einzig wahren Glauben zu verbreiten -- der Islam betritt die Bühne der Weltgeschichte. Dessen Verkünder Muhammad hat mit allerlei Widerstand der polytheistischen Mehrheitsgesellschaft zu kämpfen, aber auch Befürworter; allen voran den als ruhmreicher Krieger bekannten Hamza ibn Abdul-Muttalib (Anthony Quinn). Zunächst unterliegen die Muslime den mächtigen Kaufleuten Mekkas, welche im neuen Glauben aufgrund gewisser sozialrevolutionärer Aspekte nicht nur einen gefährlichen Zündstoff für Aufruhr sehen, sondern ihren wichtigen Wirtschaftsstandort - mit der Kaaba, dem Götterpantheon im Zentrum - behalten wollen....

Moustapha Akkads fast dreistündige Reise zu den Ursprüngen islamischer Geschichte hatte mit einige großen Problemen zu kämpfen: Wie soll man einen Film drehen, wenn der Protagonist (samt engster Verwandter, zB Schwiegersohn Ali) nicht gezeigt werden, ja man nicht einmal "seine" Stimme hören darf, er somit nicht Teil des Films sein kann? Befriedigende Lösungen für ein solches Dilemma können schwer gefunden werden, und so wiederholen anwesende Nebenfiguren immer das, was er gerade gesagt haben soll, hörbar für die Zuschauer. Das hilft aber nicht, soll die Hauptfigur für das Publikum nachvollziehbar oder sympathisch werden: sie ist einfach nicht da.

Die ausufernde Länge tut überdies wenig Gutes für das Werk. Bis zu Hamzas Entschluss, militärische Gegenwehr im Namen des Glaubens zu leisten, plätschert der Film langsam vor sich hin, langweilt geradezu; das Pacing ist nicht gelungen, eher schlecht choreographierte Schlachten auch keine begrüßenswerte Abwechslung.

Was mich am meisten ärgerte, ist der gen Ende immer stärker einsetzende, unverhohlen propagandistische Ton: die frühislamische Ära wird in äußerst schönfärberischer Version geschildert, Muhammad und die ersten Muslime sind durch die Bank idealistische Helden oder Märtyrer. Solcherart einseitige Inszenierung kostet Glaubwürdigkeit und Größe. Schade, denn Maurice Jarres tolle Musik hätte bessere Begleitung verdient gehabt.

5/10 per Boten an fremde Herrscher gesandten Aufforderungen zur Konversion
 
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