Tagespolitik allgemein

Ich muss mir mal etwas Luft machen:
In Bayern geht es ja gerade um die Integrationsbeauftragte Brendel-Fischer heiß her:

Rassismus steht im Raum, ob dieser Aussage: "»Ukrainischen Geflüchteten muss nicht erklärt werden, wie eine Waschmaschine funktioniert, oder dass auf dem Zimmerboden nicht gekocht werden darf.«
(...) Der bayerische Flüchtlingsrat kritisierte daraufhin, Brendel-Fischer leiste »rassistischem Denken Vorschub« – als seien europäische Flüchtlinge zivilisiert und andere nicht.
(...) die Integrationsbeauftragte [erklärte], ukrainischen Geflüchteten seien zuletzt Erstorientierungskurse angeboten worden, deren Inhalte nicht auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet seien"

Ich verstehe diese bescheuerte Debattenkultur in diesem dummen Land nicht mehr. Und ich habe sie auch satt.
Ich habe, zugegebenermaßen, absolut keine Ahnung von Flüchtlingsintegration. Habe nie in dem Fach gearbeitet oder mich engagiert, aber dass unterschiedliche Herkunftsländer, soziale, finanzielle Hintergründe unterschiedliche Integrationsbemühungen erfordern, sollte doch eine Binsenweisheit sein. Wie kann man da bitte Rasissmus herbeischreien?

Muss man einen Flüchtling der noch nie einen Computer in der Hand hatte und einem entflohenem IT-Entwickler gleichermaßen den Word-95-Kurs absolvieren lassen, obwohl der eine damit über- und der andere unterfordert ist? Nur damit alle "gleich" sind?
Kein Wunder dass die deutsche Bürokratie Jahrzehnte hinterher ist.

Falls irgendjemand von euch das auch rassistisch findet. Bitte erklärt es mir. Ich verstehe es nicht.
Meiner Meinung nach ist das nur ein Debatte, die Energie von der realen Flüchtlingshilfe abzieht, ohne dabei auch nur einem einzigen zu helfen und dabei noch Wasser gibt auf die Mühlen der Das-darf-man-ja-noch-sagen-Fraktion.
Diese kleinen dummen Geschichten sind es meiner Meinung nach, die Pegida oder der AfD oder den Coronaleugnern immer wieder Aufwind geben, denn sie bleiben im Gedächtnis. Und Deppen wie der bayrische Flüchtlingsrat leisten dem auch noch Vorschub.
 
Manche empfinden wohl subjektiv ein nach zweierlei Maß messen, nachdem zuletzt der Eindruck entstand dass Flüchtlinge aus der Ukraine mehr willkommen seien als aus Syrien und co, obwohl in den Gebieten nach wie vor auch Krieg herrscht.

Zumindest erlebt man da aktuell ein größeres Gefühl der Solidarität. Das könnte dann Reaktionen wie die vom Flüchtlingsrat mit erklären.
 
Die Sache ist eher das er darauf anspielt das er glaubt das alle Syrer und Afgahnen zurückgebliebene Bauern sind die keine Ahnung haben wie man sich in der großartigen westlichen Welt verhält, weil sie alle nur im Zelt irgendwo in der Wüste, oder den Bergen Afghanistans leben.

"»Ukrainischen Geflüchteten muss nicht erklärt werden, wie eine Waschmaschine funktioniert, oder dass auf dem Zimmerboden nicht gekocht werden darf.«
(...) Der bayerische Flüchtlingsrat kritisierte daraufhin, Brendel-Fischer leiste »rassistischem Denken Vorschub«
Er sagt das da auch ganz deutlich wie ich finde.

Ich bring mal seine Aussage so auf den Punkt wie ich sie verstehe:
"Die Ukrainer leben auf unserm Kontinent, wissen wie eine moderne Welt funktioniert, sind zivilisiert aber die aus Syrien und den andern Ländern des Abendlands, die sind einfach nur unzivilisiert." Das war seine Kernaussage.
Und die ist falsch und eben im Kern rassistisch.

Muss man einen Flüchtling der noch nie einen Computer in der Hand hatte und einem entflohenem IT-Entwickler gleichermaßen den Word-95-Kurs absolvieren lassen, obwohl der eine damit über- und der andere unterfordert ist? Nur damit alle "gleich" sind?
Kein Wunder dass die deutsche Bürokratie Jahrzehnte hinterher ist.

Das ist allerdings nicht nur ein Problem für Flüchtlinge, sondern auch für Arbeitslose die in Maßnahmen gesteckt werden. Da gehts auch nur drum die Leute zu beschäftigen, nicht ihnen was bei zu bringen.
 
Ob Ukrainer willkommener sind als andere, ist aber eine gänzlich andere Frage, als ob Ukrainer vielleicht andere Hilfe brauchen als andere.


Edit:

"Die Ukrainer leben auf unserm Kontinent, wissen wie eine moderne Welt funktioniert, sind zivilisiert aber die aus Syrien und den andern Ländern des Abendlands, die sind einfach nur unzivilisiert." Das war seine Kernaussage.
Und die ist falsch und eben im Kern rassistisch.

Ich nehme mal an mit er meinst du sie? Brendel-Fischer?
Woher kommt der explizite Vergleich mit Syrern her? Den denkst du dir ja jetzt?
Und letztens, warum ist das rassistisch, zu bedenken zu geben, dass manche Flüchtlinge keine Waschmaschinen benutzen können? Das ist ja vermutlich nicht erfunden.
 
Ob Ukrainer willkommener sind als andere, ist aber eine gänzlich andere Frage, als ob Ukrainer vielleicht andere Hilfe brauchen als andere.
Naja das Gefühl des Nicht willkommen seins schwingt vielleicht mit wenn man unterstellt dass Flüchtlinge aus der Ukraine weniger Unterstützung bei technischen Dingen benötigen (sprich fortgeschrittener sind). Als ob es in Syrien keine Waschmaschinen, Handys und Computer gibt.
 
Ich habe, zugegebenermaßen, absolut keine Ahnung von Flüchtlingsintegration. Habe nie in dem Fach gearbeitet oder mich engagiert, aber dass unterschiedliche Herkunftsländer, soziale, finanzielle Hintergründe unterschiedliche Integrationsbemühungen erfordern, sollte doch eine Binsenweisheit sein. Wie kann man da bitte Rasissmus herbeischreien?

Weil die Pressemitteilung halt durchaus reißerisch formuliert ist:

Die Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung Gudrun Brendel-Fischer, MdL appelliert an den Bund, Ukrainerinnen und Ukrainern schnellstmöglich und koordiniert einen Zugang zu Sprachkursangeboten zu ermöglichen: „Ukrainischen Geflüchteten muss nicht erklärt werden, wie eine Waschmaschine funktioniert oder dass auf dem Zimmerboden nicht gekocht werden darf. Wichtiger und vor allem zielführender ist ein schneller und koordinierter Zugang zu Sprachkursangeboten. Sprache ist und bleibt der wichtigste Baustein für gelingende Integration!“, so die Beauftragte.

https://www.brendel-fischer.de/de/n...g-zu-sprachkursen-fur-ukrainische-gefluchtete

Es geht um Integration durch Erlernen einer Fremdsprache. Was da der Passus über Kochgewohnheiten oder Waschmaschinen inhaltlich verloren hat, weiß wohl nur die Frau selber...
 
Syrer wurde also nicht gesagt. Dann ist doch an der Aussage generell nichts falsch.
Naja in dem Moment wo man sich einbildet, nur anhand der Herkunft eines Flüchtlings darüber urteilen zu können ob man ihm eine Waschmaschine erklären muss oder nicht wird das schon problematisch.
Wieviele Deutsche Studenten können keine Waschmaschine bedienen weil immer Mama zu Hause wäscht? Umgekehrt hatten sicher auch einige Flüchtlinge aus arabischen oder afrikanischen Ländern in ihrem Herkunftsland Zugang zu einer Waschmaschine. Ich kann sowas doch nicht bloß anhand des Herkunftslandes festmachen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es geht um Integration durch Erlernen einer Fremdsprache. Was da der Passus über Kochgewohnheiten oder Waschmaschinen inhaltlich verloren hat, weiß wohl nur die Frau selber...

Sie ruft doch gerade dazu auf, dass man Sprachkurse füllt und eben nicht mit so einem Unsinn wie Waschen und Kochen Zeit vertrödelt, weil die das nicht brauchen. Es gibt also anscheinend Wasch- und Kochkurse. Wenn da die Ämter falsche Prioritäten stellen ist der inhaltliche Zusammenhang doch ganz offensichtlich gegeben.

Naja in dem Moment wo man sich einbildet, nur anhand der Herkunft eines Flüchtlings darüber urteilen zu können ob man ihm eine Waschmaschine erklären muss oder nicht wird das schon problematisch.
Wieviele Deutsche Studenten können keine Waschmaschine bedienen weil immer Mama zu Hause wäscht? Umgekehrt haben sicher auch einige Flüchtlinge aus arabischen oder afrikanischen Ländern Zugang zu einer Waschmaschine. Ich kann sowas doch nicht bloß anhand des Herkunftslandes festmachen.

Jein. Kommt halt drauf an. Zu sagen: Syrer/Afrikaner/XY können keine Elektronik bedienen ist natürlich Quatsch. Aber das ist ja auch nicht passiert. Es wurde umgekehrt gesagt: Ukrainer können das. Andere evtl. nicht.

Herkunft hast du jetzt gesagt. Und das ist immernoch recht unproblematisch. Denn soziale Herkunft macht durchaus einen Unterschied, z.B. in der Fähigkeit mit dem Internet umzugehen. Einfach weil es in ärmeren Gegenden einen Mangel an Möglichkeiten gibt, das hat mit Rassismus aber gar nichts zu tun.

Kurz zwei Anekdoten dazu, (wie gesagt zu Flüchtlingen hab ich keine Erfahrungswerte):

Ich wohne seit mehreren Jahren mit Studenten aus aller Herren Länder zusammen.
Folgende zwei Fälle hab ich mitbekommen. Ein paar Stipendiaten haben uns Kochtöpfe komplett verbrannt und Feueralarm ausgelöst, weil sie tatsächlich nicht wussten wie ein Herd funktioniert und offenes Feuer gewohnt waren.

Ein anderes Mal gab es an einer uneinsichtigen Gebäudeseite eine große Rauchentwicklung. Eine Bewohnerin ruft den Notruf.
Die Polizei und die Feuerwehr arbeiten sich durch die Zimmer um den Brand zu finden. Das Resultat: Ein Austauschstudent am Ende seines Aufenthalts verbrennt auf dem Balkon große Mengen Papier, um das vor der Abreise zu entsorgen. Dass Papier ebenfalls in den Müll gehört und in Deutschland nicht selbstständig verbrannt wird, hat ihm in 6 Monaten niemand erklärt.

Diese Leute, waren die Top-Studenten ihrer Länder/Unis, weswegen sie für einen Aufenthalt hier stipendiert wurden. Trotzdem waren die mit ganz banalen Alltagsdingen komplett überfordert. Und was hatten die gemeinsam? Die kamen aus Gegenden, wo der Lohn verschwinden gering war, ein paar Euro am Tag, wenn überhaupt, und praktisch keine durchgängige Infrastruktur existierte. Kein Wasser, kein Strom, keine öffentliche Müllabfuhr.

Wenn das bei Studenten schon problematisch sein kann, warum dann nicht bei Flüchtlingen, die gar nicht geplant hier hinkommen?
Ist doch super, wenn es dann Kurse gibt, wo man denen Mülltrennung und Herde und was auch immer die nicht kennen beibringt.
Aber dass die ukrainische Ingenieurin aus Kiew die nicht braucht, das zu erwähnen, sollte keinen Shitstorm auslösen.
Es sollte gar nicht erwähnt werden, weil die deutsche Bürokratie eigentlich in der Lage sein sollte, da ein wenig mehr nach den Bedürfnissen der einzelnen zu schauen. Schlimm genug, dass es anscheinend nicht so ist.
 
Sie ruft doch gerade dazu auf, dass man Sprachkurse füllt und eben nicht mit so einem Unsinn wie Waschen und Kochen Zeit vertrödelt, weil die das nicht brauchen. Es gibt also anscheinend Wasch- und Kochkurse. Wenn da die Ämter falsche Prioritäten stellen ist der inhaltliche Zusammenhang doch ganz offensichtlich gegeben.

Und noch einen Meter weiter gedacht: Können diejenigen, die nicht kochen und waschen können, denn schon unsere Sprache? Oder muss man denen erst die Flausen mit dem Rohrstock austreiben, ehe diese Leute überhaupt würdig für den gehobenen Vokabelunterricht sind? :konfus:
 
Und noch einen Meter weiter gedacht: Können diejenigen, die nicht kochen und waschen können, denn schon unsere Sprache? Oder muss man denen erst die Flausen mit dem Rohrstock austreiben, ehe diese Leute überhaupt würdig für den gehobenen Vokabelunterricht sind?

Manche brauchen anscheinend Technik- und Sprachkurse und manche nur Sprachkurse. Sollte nicht so schwierig zu organisieren sein.
 
THX1138 schrieb:
Ich wohne seit mehreren Jahren mit Studenten aus aller Herren Länder zusammen.
Folgende zwei Fälle hab ich mitbekommen. Ein paar Stipendiaten haben uns Kochtöpfe komplett verbrannt und Feueralarm ausgelöst, weil sie tatsächlich nicht wussten wie ein Herd funktioniert und offenes Feuer gewohnt waren.
Und bei mir hat damals eine Kommilitonin Deutscher Herkunft im Chemie Labor eine Arbeitsplatte angekokelt weil sie nicht wusste wie rum eine Herdplatte auf dem Tisch liegen muss. ;)

Aber ich schätze das geht zu weit. Es war einfach dumm ausgedrückt und ich kann verstehen wenn Leute das in den falschen Hals kriegen.
 
Und bei mir hat damals eine Kommilitonin Deutscher Herkunft im Chemie Labor eine Arbeitsplatte angekokelt weil sie nicht wusste wie rum eine Herdplatte auf dem Tisch liegen muss.

Und genau darum finde ich es vollkommen logisch anzunehmen, dass ein Mensch der im Gegensatz zu deiner Kommilitonin nur offenes Feuer gewöhnt ist, mit einem modernen Herd erst Recht überfordert sein könnte.
 
Es ist völlig irrelevant, welche Vorkenntnisse ein Flüchtling hat. Entscheidend ist, ob er deutsch kann. Das ist hier, völlig verzerrt und an der eigentlichen Sache vorbei, von einer Ressortpolitikerin betont worden. Man könnte fast meinen, dass ihr das selber mit der deutschen Sprache noch nicht so ganz liegt, geht man mal von dem Echo auf ihre Aussagen aus?

Beispiel: Italienischstämmige Migrantenkinder müssen nicht erst lernen, wie man nicht in der Nase popelt, bevor sie in die erste Klasse kommen. :crazy
 
Als jemand der zumindest mal ein paar Monate in Afghanistan war kann ich mir sehr gut vorstellen, dass das moderne Leben in dem Strom 24/7 zur Verfügung steht, ohne den Dieselgenerator anzuschmeißen, schon eine Herausforderung darstellen kann. Sowohl für den Flüchtling, als auch für die Stelle die für diesen verantwortlich ist. Wenn es dafür also irgendwelche dedizierten Schulungen gibt, dann wäre es in der Tat sinnvoller diese nur Flüchtlingen anzubieten die dafür auch Bedarf haben. Warum für so einen No-Brainer aber eine Presseerklärung braucht ist mir nicht ganz klar.
 
Als jemand der zumindest mal ein paar Monate in Afghanistan war kann ich mir sehr gut vorstellen, dass das moderne Leben in dem Strom 24/7 zur Verfügung steht, ohne den Dieselgenerator anzuschmeißen, schon eine Herausforderung darstellen kann.

Besser ist es da doch, unter Ansehung des jeweils betroffenen Individuums zu entscheiden und nicht einen Rundumschlag nach irgendwelchen willkürlichen Nationalitätenkriterien durchzuziehen. Umgekehrte Diskriminierung ist es halt immer noch, wenn man allen Menschen aus der Ukraine einen bestimmten Kenntnisstand unterstellt, so wie hier offensichtlich geschehen.
 
Manche empfinden wohl subjektiv ein nach zweierlei Maß messen, nachdem zuletzt der Eindruck entstand dass Flüchtlinge aus der Ukraine mehr willkommen seien als aus Syrien und co, obwohl in den Gebieten nach wie vor auch Krieg herrscht.

Zumindest erlebt man da aktuell ein größeres Gefühl der Solidarität. Das könnte dann Reaktionen wie die vom Flüchtlingsrat mit erklären.

Es ist auch objektiv so, dass geflüchtete Ukrainer von der Politik anders behandelt werden als die Flüchtlinge, die seit 2015 nach Deutschland kamen (oder kommen). Das zeigt sich unter anderem daran, dass man ohne zu zögern den Ukrainern den Hartz IV-Satz zugesteht und sie trotz ihrer laufenden Asylverfahren schneller in den Arbeitsmarkt integrieren möchte.

Grüße,
Aiden
 
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