Argai

- Argai - Sah Gosta - Stadtrand - Forschungseinrichtung für Technologie - Server und Kontrollraum im im Südwestflügel - Maalraas, Stellar Dematar Kosh

Die wachsamen braunen Augen des Kriminellen schossen über die dutzenden verschiedenen Bildschirme mit den verschiedenen Kamerapositionen in den verschiedenen Ebenen, Flügeln und Trakten der Einrichtung. Immer wieder fiel sein Blick zurück auf die aktuellen Positionen des inneren Teams in der dritten Ebene um Etara und die Imperialen, die sich mit schnellem Tempo ihren Weg ins Innere der Einrichtung und in die Nähe ihres Ziels bahnten. Simultan zur Überwachung ihrer Bewegungen und etwaiger Bedrohungen war die Suche nach ihrem Ziel, dem naheliegenden Schatz, der in einem Laborraum versteckt sein musste, die zweite Priorität und Aufgabe, die den beiden Slicerteams Maalraas und Spectre zufiel. Und daneben galt es noch, auf der Hut zu bleiben und Bewegungen in ihre eigene Richtung, dem Kontrollraum frühzeitig aufzudecken und notfalls darauf zu reagieren. Der Hybrid legte seine Kappe ab und fuhr sich durch das lange zusammengebundene Haar. Sie hatten jedes Detail in ihrer Planung berücksichtigt, doch was ihm nach wie vor Kopfschmerzen bereitete, war die Suche nach dem Ziel. Das innere Team alle Korridore und Gänge auf gut Glück absuchen zu lassen, stand aus seiner Sicht nicht zur Debatte, weil in diesem Fall die Zeit sowohl ihr größter Feind, als auch Freund zu sein schien. Wenn sie die Sache zügig und stringent hinter sich bringen konnten, würde sie es ermöglichen, unbemerkt und ohne weitere Komplikationen zu verschwinden - ein optimales Szenario, auf das sie alle hinarbeiten sollten. Oder aber sie würden ihre kostbare Zeit vertrödeln und früher oder später mit den Konsequenzen in Form eines Alarms leben müssen. Es gab einige Räume, die stärker bewacht waren, sowohl durch mehrere Kamerasysteme, als auch Personal. Doch einer der Räume bestach durch eine gepanzerte Legierung und Maalraas war sich schnell ziemlich sicher, dass sie sich kurz vor dem Ziel befanden. Diese Informationen teilte er dem Inneren Team noch schnell mit, ehe er schnell um sich fuhr. Der Räuber schob die Senatorin zu sich und deutete auf sechs Überwachungsaufnahmen, die sich auf den Raum um sie herum bezogen.

"Hier sind wir gerade. Bei aller Freude sollten wir nicht vergessen, unsere eigene Position zu überwachen. Behalte alles im Auge und schrei, sobald Dir irgendetwas Beunruhigendes ins Auge fällt. Aber schrei bitte leise."

Er klopfte der älteren Frau, die sich erstaunlich professionell und ruhig verhielt, ermutigend auf die Schulter und wollte gerade in sein Comlink zu Spectre sprechen, als sich eine vermeintliche Katastrophe anbahnte. Zwei Droiden klapperten die Gänge nahe der Panzertür ab, in denen das Innere Team just in diesem Augenblick noch feststeckte. Aus dem toten Winkeln der Kameras heraus waren die Maschinen sozusagen unter ihrer Überwachung hindurchgeschlüpft und nun auf direktem Konfrontationskurs gen Etara und den beiden Imperialen. Den Informationen seines HUD entnahm Maalraas, dass es sich um zwei Kampfdroiden des Typus Zerstörer handelte - versehen mit tödlichen Zwillingsrepetierblastern und je nach Baureihe einem für Handfeuerwaffen undurchdringlichem Schildgenerator. Maalraas stimmte auf die schnellen Anweisungen Spectres hin umgehend zu und beobachtete auf seiner taktischen Karte, wie sich ihre Komplizen ein Stück weit absetzen und in einem der zahlreichen Büroräumlichkeiten verstecken konnten. Dabei spaltete sich das Team und dem Hybriden glitt ein nicht jugendfreier Fluch über die Lippen. Fieberhaft suchte er nach Spike, dem weißhaarigen Imperialen, der sich von Etara und Noak getrennt und auf eigene Faust nach einem Versteck gesucht hatte. Etara erkundigte sich unterdessen ungeduldig nach dem Status, woraufhin Maalraas ihr direkt antwortete:

"Das sind zwei Zerstörerdroiden, die den Gang patrouillieren. Sie kommen aus dem hinteren nördlichen Flügel der Etage und patrouillieren offensichtlich einen relativ großen Quadranten der Einrichtung, wobei sie sich teilweise fernab der Überwachung bewegen. Wenn sie euch passiert haben, sollte die Luft für die nächsten Minuten rein sein. Euer verloren gegangener Freund ist direkt neben Euch - er ist safe. Und nun Augen auf den Preis - er ist in greifbarer Nähe!"

In Richtung Spectre fügte er an:

"Du hast recht. Kein tiefer schneidender Eingriff, als notwendig. Vor allem jetzt, wo das Ziel direkt vor unserer Nase liegt und wir ein ruhiges Zeitfenster erwíscht haben."

Kurz darauf konnten sie verfolgen, wie sich das Innere Team wieder zusammenschloss und sich umgehend daran machte, ihnen Zugriff zu verschaffen. Maalraas schnaufte durch und sah etwas entnervt hinüber zu Kosh, die verständlicherweise auch deutlich nervöser wirkte. Alles verlief ab da nach Plan und das Team stieß ins Innere des Laborraums vor. Spike, der seinen Job mehr als professionell erfüllte, machte sich an das Slicen der Blackbox und Maalraas beobachtete die Korridore, um Bewegungen zum Laborraum frühzeitig erkennen und mit Spectres Hilfe hoffentlich umleiten können würde. Zwei aufeinanderfolgende Patrouillen konnten sie durch Zugriffe auf die Lichtsteuerung in anderen Korridoren und die dadurch gestiftete Ablenkung umleiten, was ihnen die nötigen Sekunden verschaffen sollte, den Job unbemerkt über die Bühne zu bringen und ohne gesehen zu werden zu verschwinden. Sein Pulsschlag verdoppelte sich förmlich, als er Unruhen und Chaos aus dem Inneren des Raumes vernehmen konnte, jedoch beim besten Willen keine Gefahr ausmachen konnte. War der Laborraum selbst mit Überwachungsdroiden versehen? Maalraas faltete die Hände über der Stirn zusammen und grübelte fieberhaft, während sie letztlich bloß hoffen konnten, dass ihre Komplizen dort drinnen die Lage im Griff hatten. Ewig erscheinende Sekunden verstrichen, ehe sich letztlich herausstellte, dass nichts weiter schlimmes vorgefallen war und Maalraas abermals entnervt aufseufzte. Sie hatten, was sie wollen und Etara gab ihnen das Signal, sich auf den Weg zu machen. Der Job war beendet und plangemäß warteten Maalraas und Kosh noch weitere sechzig Sekunden ab, um die Evakuierung des Inneren Teams im "heißesten" Part der Einrichtung überwachen zu können, ehe sie schließlich selbst verschwinden würden.

Maalraas setzte sich wieder seine Schirmmütze auf, zog sich die Halbmaske tief unter die Augen und wog seine Westar prüfend in der Hand und neben seinem Ohr, ehe er sie griffbereit vor sich auf den Tisch legte. Im Seitenblick beobachtete er die Korridore der dritten Etage um den Laborraum herum und bereitete sich unterdessen mental auf den Weg nach draußen vor.


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[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | Forschungseinrichtung für archaische Technologie || Drittes Stockwerk | Labor || Lieutenant Noak Fremyn, Etara, Slicer Spike und eine unheimliche, uralte Metallkugel]

Das kugelrunde, leicht ramponierte Metallding, das er kurz zuvor selbst (versehentlich!) zum Leben erweckt hatte, umkreiste ihn in einen sehr gemächlichen Tempo, während ein grünlicher Lichtstrahl seinen Körper von Kopf bis Fuß (und wieder zurück!) überaus gründlich abtastete. Hier und da gab das schwebende Ding eine Vielzahl an pfeifende, surrende und trillernde Töne von sich. Und sobald er eine Hand nach dem Ding ausstreckte, schreckte es blitzschnell einen knappen Meter zurück, ließ zwei, drei Lämpchen nahe dem großen, mittigen Photorezeptor warnend rot aufleuchten und begann anschließend erneut mit dem Abtasten. Da er die Droidensprache „Binär“ nicht beherrschte, konnte der junge Bakuraner in diesem Augenblick überhaupt nicht sagen, ob diese Geräusche „gut“ oder „schlecht“ waren. Folgte er aber seinem Bauchgefühl, das nervös grummelte, steckte er wohl gerade tief, sehr tief in der Klemme.

Derweil das Metallding zu seiner nächsten Umrundung ansetzte, sah Noak kurz unsicher zu seinen beiden Begleitern. Etara schien einem zerstörerischen Wutausbruch äußerst nahe zu sein, während Spike sich wohl offensichtlich sehr unterhalten fühlte. Ein scharfer, äußerst frostiger Unterton lag in der Stimme der drahtigen Chiss als sie auf ihn einredete, nachdem sie sich ihm auf zwei, drei Meter genähert hatte. Ein kurzes, warnendes Tröten der schwebenden Kugel hatte sie letztlich inne halten lassen. Unter der anonymisierenden Maske, die er vor dem Gesicht trug, ließ ihm langsam der kalte Schweiß die Stirn sowie die Schläfen hinab. Wäre der imperiale Lieutenant in diesem Augenblick nicht in der Gesellschaft einer attraktiven Frau gewesen und würde sich nicht ein ganzes Königreich auf sein Tun verlassen, hätte er wohl außerdem sichtlich mit den Knien geschlottert. So schluckte er die aufkommende Angst mit eisernem Willen herunter.


Es… es scheint… zie-… ziemlich harmlos zu sein“, merkte der Bakuraner trotz allem mit einem leichten Zittern in der Stimme an. „So-… so-… sofern es mich… ni-… nicht radioaktiv ver-… verstrahlen möchte, ha-… habe ich vie-… vielleicht Glück.“

Sah man einmal von dem (lediglich für Noak) schmerzhaften Verhör von vor wenigen Tagen ab, bei dem sich die beiden unweigerlich ein bisschen näher gekommen waren, kannte der junge Bakuraner die etwa gleichaltrige Chiss kaum. Er konnte sie deshalb nur schwer einschätzen. Doch in diesem Moment – als sie unruhig auf und ab tigerte – hatte er beinah den Eindruck, dass sie sich tatsächlich Sorgen um ihn machte. Obwohl diese mit einem Mal auftauchende Erkenntnis allenfalls als „vage“ zu bezeichnen war und mit Sicherheit auch ganz andere Faktoren (wie beispielsweise die Angst vor einem fehlschlagenden Einbruch) in ihr momentanes Verhalten hinein spielten, stutzte der Imperiale unwillkürlich. Sogleich kam ihm die eine Frage in den Sinn: ‚Steckt da womöglich ein wenig mehr dahinter? Mag sie mich etwa wirklich?‘ Bei diesem Gedanken stockte ihm kurzzeitig der Atem. Ein flüchtiges Glücksgefühl, dessen Ursprung er nicht näher definieren konnte, überkam ihn mit einem Mal.

Etara, die anscheinend zu dem Schluss gekommen war, dass das Metallding in der Tat keine Gefahr für diesen Einbruch darstellte, wandte sich kurz darauf wieder dem fahlen Slicer zu, der sich bislang noch immer mit dem Hacken der Blackbox beschäftigte. Das winzige Gerät, das er an den klobigen Kasten angeschlossen hatte, brummte noch immer ziemlich emsig. Jedoch wirkte der Arkanier doch im diesem Augenblick ausgesprochen gelassen. Der Slicer machte in den Tat den Eindruck, dass es sich bloß noch um ein paar wenige Minuten handeln würde. Demonstrativ ließ er noch einmal seine langen Finger knacken und tippte dann in kürzester Zeit eine Reihe knapper Befehle in die schmale Konsole ein, die zu dem angeschlossenen Gerät gehörte.

Obwohl Spike ebenso eine Maske trug, konnte man dessen süffisantes Schmunzeln hören als er zu der Chiss sagte:
„Nur ruhig Blut, Kleine. So eine alte Dame ziert sich einfach nach all der Zeit ein kleines Bisschen mehr als so mancher junger Hüpfer. Weil ihr aber mich habt, einen echten Profi in solchen Dingen, kann ich nun – zu eurer aller Erleichterung – voller Stolz verkünden: Ich hab’ die Daten … und im Austausch ist mein Virus auf der Blackbox.“

Mit einer Ruhe, die auf ziemlich viel Routine schließen ließ, löste der Slicer erst die Verbindung zur Blackbox und steckte dann sein Gerät weg. Dem alten Kasten war überhaupt nicht anzusehen, dass sich gerade eben erst jemand Zugang zu dessen (verschlüsselten) Daten verschafft hatte. Nachdem er das Ding – sozusagen zum Abschied – noch einmal liebevoll getätschelt hatte, schloss er erst schnellen Schrittes zu Etara auf und näherte sich dann Noak. Die schwebende Metallkugel hatte in der Zwischenzeit das Umkreisen eingestellt. Jene Lämpchen, die kurz zuvor noch rot aufgeleuchtet hatten, waren zudem mittlerweile entweder gänzlich erloschen oder blinkten von Zeit zu Zeit – höchstens flüchtig – in einem sanften Grün auf. Darüber hinaus gab es seit ein, zwei Minuten auch kein einziges Geräusch mehr von sich. Vorsichtig beugte sich der Slicer ein bisschen nach vorn, um anscheinend das kuriose Ding etwas besser in Augenschein nehmen zu können.

Nachdenklich rieb sich Spike das bloß zum Teil von seiner Maske bedeckte Kinn.
„Was auch immer es gerade noch getan hat“, begann er in Richtung zu sagen, „es scheint damit wohl tatsächlich fertig zu sein … Und weil unser Freund hier…“ Er deutete auf Noak. „… noch am Leben ist, gehe ich mal stark davon aus, dass das Ding ungefährlich ist.“

Puh“, atmete der Bakuraner erleichtert aus.

Doch kurz bevor ihm der schlaksige Arkanier belustigt auf die Schulter klopfen wollte, erwachte die schwebende Metallkugel abermals aus ihrer ruhigen Haltung, schnellte binnen Millisekunden – mit einem trötenden Warnlaut sowie rot aufblitzenden Lichtern – vor den überraschten Bakuraner und gab einen kurzen, grellen Elektroschock ab. Fluchend zuckte Spike zurück, während Noak ebenfalls instinktiv zwei, drei Schritte zurück ging. Das Ding, das dem Slicer anschließend noch eine knappe Abfolge pfeifender Töne an den Kopf war, drehte kurz darauf wieder um und umkreiste abermals den perplexen Imperialen. Ja, dieses Mal steckte er wirklich in der Klemme. Immerhin schien diese Metallkugel nun irgendeinen nicht näher bekannten „Besitzanspruch“ auf seine Wenigkeit zu stellen – und er hatte natürlich keine Ahnung wie er das beenden konnte.

Da Etaras Geduld zweifelsohne fast erschöpft war, trieb sie die beiden Imperialen – trotz der Kugel – nun dazu an, dass sie drei dieses Labor unverzüglich zu verlassen hatten. Sie wollte offensichtlich keine Minute länger in dieser Einrichtung verweilen. Mit einem schnellen, routinierten Handgriff an ihrem Funkgerät stellte sie eine sichere Verbindung zu Maalraas sowie Sinaesh her, gab in knappen Worten durch, dass man die benötigten Daten hatte, und vereinbarte im Anschluss daran, dass man sich auf dem Dach treffen werde. Denn weil der Energiezaun, der das Gebäude umgab, wieder aktiv war, musste man auf einem anderen Weg den Tatort verlassen. Zwei Optionen standen den beiden Teams dabei zur Verfügung: Seilrutsche oder Gleiter.

Als man bei der im Vorfeld stattfindenden Besprechung bei diesem Punkt angelangt war, hatten sich der rothäutige Gehörnte (Jevan Vassic) und Sinaesh mit einem Mal eine überaus leidenschaftliche Diskussion geliefert. Immerhin war die Chiss, die bislang deutlich schweigsamer als ihre Freundin Etara aufgetreten war, der Meinung, dass eine Seilrutsche die beste Möglichkeit war, um vom Dach aus das Gelände zu verlassen. Höchstens der knallende Schuss aus der Pistole, um einen mit einem belastbaren Draht versehenem Enterhaken zu einem niedrigen Gebäude zu schießen, war ein wenig laut. Das anschließende Gleiten war im Gegensatz dazu fast geräuscharm. Neben dem anfänglichen Krach gab es aber noch ein zweites Manko, hatte der Gehörnte sogleich mit höhnischem Grinsen angemerkt: Der Draht würde sich nach dem Benutzen nicht spurlos in Luft auflösen…

Mit dieser Aussage als argumentativem „Rückenwind“ hatte der breitschultrige Kerl daraufhin in der Besprechung seinen eigenen Vorschlag unterbreitet: Derweil die beiden Teams ihren jeweiligen Aufgaben in dem Forschungsinstitut nachgingen und Sinaesh (bewaffnet mit einem zur Verfügung gestellten Scharfschützengewehr) von einem nahen Dach aus aufmerksam die ganze Nachbarschaft im Auge behielt, würde er sich in der Zwischenzeit nach einem passenden Gleiter umschauen und anschließend alle auf dem Dach einsammeln. Den Einwurf, die Sicherheitskräfte könnten abermals Überwachungsdrohnen in der Luft haben, wischte der Gehörnte mit einer abfälligen Handbewegung und einem selbstsicheren Lachen zur Seite. Durch Stellar Demeter Koshs spurloses Verschwinden habe man auf Argai momentan andere Probleme als das Beaufsichtigen irgendwelcher Institute in den Außenbezirken.

Etara, die den beiden Imperialen keine Zeit zum Warten gelassen hatte, führte die Gruppe wieder an als man auf dem Weg zum Treppenhaus war. Noch immer war es auf den Korridoren dieser Etage dunkel; sah man einmal von den wenigen Fluchtwegkennzeichnungen ab. Jener Droide, der sie vor einigen Minuten beinah erwischt hatte, war nirgends zu sehen und zu hören. Möglicherweise hatte ihn das andere Team in der Zwischenzeit vom Überwachungsraum aus ausgeschaltet. Doch da man sich in solchen Dingen nicht sicher sein konnte, ließ man weiterhin ein hohes Maß Vorsicht walten und bewegte sich bloß von Ecke zu Ecke, von Tür zu Tür und von Schatten zu Schatten vorwärts.

Seit die drei maskierten Gestalten den geschützten Bereich wieder verlassen hatten, hatte Noak ein weiteres Mal die Nachhut übernommen. Mit der Blasterpistole in der Hand folgte der Imperiale mit ein paar Schritt Abstand dem Slicer und der Kriminellen in Richtung Treppenhaus. Die schwebende Metallkugel blieb dabei weiterhin in seiner unmittelbaren Umgebung, schien mittlerweile aber ihr zeitweiliges Pfeifen, Trillern und Surren eingestellt zu haben. ‚Sei ja nicht Grund, dass das hier am Ende nicht klappt!‘, mahnte er das eigensinnige Ding in seinen Gedanken. ‚Ich habe nämlich keine Lust meinen Aufenthalt auf dieser öden Staubkugel zu verlängern!‘ Ja, je schneller er wieder auf der „Alièstra“ war, desto schneller würde er sich wieder wohl fühlen.

Das Treppenhaus, in das sie traten, war genauso verlassen wie anfangs der Personaleingang. Keine Menschenseele war weit und breit zu sehen oder zu hören. Kurz atmeten die drei Gestalten durch, sortierten ihre Gedanken und machten sich dann daran die verbliebenen Treppenstufen zum Dach möglichst lautlos hinter sich zu bringen. Da die Metallkugel auch in diesem Moment stumm blieb, blieb Noak glücklicherweise auch weiteren von vorwurfsvollen Blick verschont. Selbstverständlich war die Tür zum Dach für die Chiss, die ihnen schon den Zutritt zu diesem Forschungsinstitut und einem kleinen Büro verschafft hatte, kein Problem. In Rekordzeit hatte sie den Schließmechanismus ausgetrickst und die Tür zischte leise zur Seite. Obwohl sie sich noch im Gebäude befanden, wehte ihnen auf der Stelle eisigen Nachtluft ins maskierte Gesicht. Bei dieser Kälte erschauderte der junge Bakuraner unwillkürlich.

Kaum hatten sie ein paar Schritte aufs Dach gemacht, hielten alle drei auf einmal inne und Spike flüsterte ihnen zu:
„Mist. Da vorn scheinen zwei Wachleute den Blackout genutzt zu haben, um eine Raucherpause einzulegen…“ Mit Sicherheit verzog der fahle Fastmensch in diesem Moment unter der Maske das Gesicht zu einer säuerlichen Grimasse. „Mit deren Gesellschaft können wir unsere Seilrutsche nicht so einfach anbringen…“

Der Blackout scheint auch ein paar Drohnen angelockt zu haben“, merkte Noak an und reckte den Kopf kurz in Richtung Nachthimmel, wo zwei, drei der kugelförmigen Droiden in großzügigem Abstand das im Dunkeln liegende Viertel in Augenschein nahmen. „Was sollen wir nun tun?“, fragte er ratlos in die Runde.

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Die Mimik der Ex-Imperialen verhärtete sich und der Kiefer knackte. Sie waren mit den Daten auf dem Rückweg. Jetzt kam es darauf an, ob alles nach Plan lief, Ihrem Plan.

Ein paar Slicer-Befehle später öffnete Sie einen Kanal, den nur Ihre BS-Kollegen empfangen konnten:



„Sorgt dafür, dass Kosh und Noak als letzte raus gehen.“



Dann unterbrach Sie die Verbindung wieder und stellte auf den abgesprochenen Kanal um.



„Ich kümmere mich um die Drohnen und Wachen, gabt mir ein paar Augenblicke…. und keine Panik.“


Sie setzte das Headset ab und griff nach einem einfachen Kom-Gerät. Auf jedem Planeten war es eines der ersten Dinge, die sich kaufte. Ein einfaches Kom der örtlichen Anbieter. So konnte Sie Anrufe führen, die sich nur schwer auf die Chiss zurückverfolgen ließen. Schnell tippte Sie die Nummer der örtlichen Sicherheitsbehörden.



„Ja, Guten Abend. Mein Name ist Lira Leordis. Ich bin gerade auf dem Heimweg von einer Party und habe ein paar seltsame Gestalten über das Gelände der Forschungseinrichtung an der Serenya-Straße huschen sehen. Ich glaube die brechen ein…
Ja, Sir, da bin ich mir sicher…
Danke..
Natürlich stehe ich für Rückfragen zur Verfügung…
Ja…
Danke…“



Mit einem Lächeln legte Sie auf. Stadtpläne waren manchmal so hilfreich. Es dauerte keine Minute, bis auf dem Gelände die Alarmsirenen hallten und auf der südlichen Seite die Scheinwerfer angingen. Die Drohnen zogen in diese Richtung ab und die beiden Wachen warfen hektisch Ihre Kippen weg. Auch Sie machten sich schnell auf den Weg ans andere Ende der Einrichtung. Sie sprangen förmlich in die Leiter und rutschen diese herunter.



„Jetzt, bevor Sie merken, dass ich Sie verarscht habe. Ihr habt schätzungsweise 1 Minute bis die Drohnen wieder kommen.“


Gab Sie den Einbrechern durch und legte sich wieder hinter Ihr Gewehr. Ihres, nicht das, was Sie sich von den Imps geliehen hatte. Das würde schön hier liegen bleiben, gemeinsam mit dem Kom...

Dann richtete sich Ihre Aufmerksamkeit auf die Gleiter und die beiden Opfer Kosh und Rowan (Noak). Verfolger schüttelte man am besten dadurch ab, dass man Ihnen etwas zum Beschäftigen gab. Und wer würde den beiden schon glauben, dass sie mit der Black Sun zusammen gearbeitet hatten, wenn alles so eindeutig zusammenzupassen schien. Eine der ersten Regeln, die sie beim ISB gelernt hatte: Eine falsche Spur legen um den Rückzug zu sichern. Und ein Attentat spielte da nach den selben Regeln wie ein Diebstahl.



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Ich will die beiden nicht umbringen, sondern den Gleiter mit einem Schuß so beschädigen, dass Sie nicht gut wegkommen. Geht natürlich nur, wenn Kosh und Noak als letztes starten. Wenn es Euch nicht passt, dann umgeht das einfach. :P:whistling:;-)
 
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Bei einem Einbruch konnte so vieles schief gehen, dass es in der Regel ein kleines Wunder war, wenn zumindest die grundlegenden Dinge einigermaßen glatt abliefen. Das galt für den schnellen „Einkauf“ in einem ranzigen Supermark auf dem Schmugglermond ebenso wie für die Infiltration einen Forschungsanlage. Ausspähen, Eindringen, Abstauben, Verschwinden, diese Prinzipien waren unabhängig von Zeit und Ort, und so war Etara im Großen und Ganzen recht zufrieden. Die Hindernisse, mit denen sie bis jetzt auf Argai konfrontiert worden waren, hatten sich als überwindbar herausgestellt, noch heulte kein Alarm und sie hatten sich auch bis jetzt den Weg frei schießen müssen. Aber dass sich Noak ausgerechnet jetzt, wo die Gruppe es endlich in das Labor geschafft hatte, einen kleinen, kugelrunden, leuchtenden und piependen Gefährten hatte anlachen müssen, trübte die Laune der blauhäutigen Verbrecherin dann doch reichlich – es war ja nicht so, dass sie nicht ausdrücklich davor gewarnt hatte, irgendetwas anzufassen. Der Imp hatte Glück, dass er so niedlich war, denn die Chiss hatte gute Lust, ihm die Ohren lang zu ziehen, für die Mission schluckte sie ihren Ärger aber widerwillig herunter und beließ es dabei, den jungen Mann mit mörderischen Blicken aus roten Augen zu bedecken. Diese fliegende Kugel, irgendein uraltes Droidenmodell wahrscheinlich, hatte zusätzlich auch noch warnend getrötet, als sie auf seinen neuen Kumpanen zugestampft war, und auch wenn das alles mögliche bedeuten konnte, ging Etara erst einmal lieber auf Nummer sicher und wahrte Abstand. Nicht, dass das Ding noch anfing, wie eine Sirene zu heulen und sämtliche Wachen auf den Plan zu rufen. Sie waren so nah – jetzt mussten sie die Sache nur noch in trockene Tücher wickeln. Also Noak schließlich seinen Mut zusammennahm und ihr versicherte, dass die Sache wohl nicht so schlimm war, gab Etara ein Schnauben von sich und winkte ab, während sie unruhig auf und ab ging und dem dunkelhaarigen Menschen vielsagende Blicke zuwarf.


„Fang lieber an zu beten, dass Du recht hast. Du bist wirklich niedlich, aber nicht so niedlich, dass ich einen radioaktiven Typen und seine Strahlekugel mitschleife. Bah...Imps! Sagt man euch, ihr sollt nichts anfassen, tatscht ihr alles an, was nicht bei drei auf den Bäumen ist! Schlimmer als eine Zeltron auf Gewürzen!“


Das Grummeln auf Basic wurde ergänzt durch einige raue, gutturale Worte in Huttese, kombiniert mit Kraftausdrücken aus ihrer Muttersprache, was als Ergebnis ein recht dissonantes Wortspiel zur Folge hatte. Der Gedanke, dass dieser Droide irgendetwas mit Noak anstellte, behagte Etara tatsächlich nicht, aber im Moment war sie zu angesäuert, um das in irgendeiner Form zu zeigen. Er war eben schon wirklich knuffig – es wäre ein Jammer um dieses hübsche Gesicht. Um auf andere Gedanken zu kommen, wandte sich die Kriminelle also stattdessen Spike zu und verfolgte dessen Arbeit an der Blackbox, der aschfahle Arkanier schien sein Handwerk wirklich zu verstehen und verkündete schließlich stolz, dass er fertig war, die gesuchten Daten waren in seinem Besitz und er hatte ein Virus eingeschleust, um die Spuren entsprechend zu verschwinden. Etara gab einen Daumen nach oben und ignorierte die selbstgefällige Art des Slicers, im Moment hatte sie wirklich andere Sorgen. Als Spike schließlich dazu kam, die fliegende Kugel in Augenschein zu nehmen, gab es weitere gute Neuigkeiten, das Ding war tatsächlich ruhig und leuchtete auch nicht mehr so grell, so dass der Arkanier erst einmal eine Unbedenklichkeit bescheinigte. Die Erleichterung im Raum war spürbar, löste sich allerdings rasch wieder auf, als der Droide bei der Annäherung des IGD-Agenten schrille Warnlaute von sich gab, nach oben raste und Blitze abfeuerte. Etara machte mit einem Fluch einen Sprung zur Seite und schaute dann vorsichtig hinter einem Schreibtisch hervor. Da die Situation doch arg absurd war, musste die Chiss kichern, wurde aber rasch wieder ernst und kühl.


„Glückwunsch. Du hast jetzt Deinen eigenen, fliegenden Keuschheitsgürtel. Okay...alle mal schön Abstand halten, es sei denn, ihr wollt gegrillt werden. Das war bis jetzt gute Arbeit von jedem, also vermasseln wir es auf den letzten Metern nicht. Wir verschwinden jetzt ganz ruhig und flott. Bereit? Dann auf.“


Keine Zeit für große Worte, nun galt es, die Sache zu Ende zu bringen. Etara huschte hinter dem Schreibtisch vor und aktivierte im Gehen ihr Komlink, um die anderen auf den neusten Stand zu bringen und sich zu koordinieren. Maalraas und Stellar hatten im Sicherheitszentrum wirklich sauber geliefert, die Sache mit dem Wachdroiden wäre ohne sie wohl gänzlich anders abgelaufen. Entsprechend flocht die Chiss ein knappes Lob in ihre Nachricht ein, beließ es aber dabei und konzentrierte sich darauf, die Flucht zu koordinieren. Die nächste Station war das Dach der Anlage, und so arbeiteten sich die Einbrecher methodisch und vorsichtig nach oben vor. Stück für Stück, Schritt für Schritt, Schatten für Schatten. Etara spürte, dass ihr Körper trotz des rauschenden Adrenalins langsam durch die stetige Anspannung gefordert wurde. Das war die gefährlichste Phase bei jedem Bruch, wenn man zwar das hatte, was man wollte, aber die Konzentration nachließ und man beim Sprint zur Zielgerade irgendwo anrempelte. Die attraktive Rotäugige wischte sich ein paar Schweißperlen von der Stirn und holte tief Luft, als sie sich schließlich an der Sicherung der Dachtür zu schaffen machte.

Kalte, staubige Nachtluft empfing sie, aber Etara konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Damit blieb nur noch ein Problem: Von dem Gelände verschwinden. Dafür hatten sie während der Planungsphase zwei Optionen besprochen, die allerdings beide nach einem kurzen Blick erst einmal ins Wasser fielen: Zwei Wachleute gönnten sich ganz in der Nähe eine Raucherpause und am dunklen Himmel kreisten gleich mehrere Drohnen. Etara verkniff sich einen Fluch und ging erst mal in die Hocke, als sie sich umsah. Ja, ihre beiden imperialen Begleiter hatten recht, das machte die Flucht um einiges komplizierter. Rasch ging die Chiss ihre Möglichkeiten durch: Die Wachleute waren ein gutes Stück entfernt, sie per Betäubungsschüssen zu erledigen zwar möglich, aber riskant – solange sie an Ort und Stelle blieben, würden sie die Seilrutsche auf jeden Fall bemerken. Abzuwarten, bis sie verschwanden, war zwar eine Option, erhöhte aber das Risiko, dass eine der Drohnen auf die Einbrecher aufmerksam wurde. Etara fuhr sich über die Stirn, um sich zu konzentrieren, da knackte ihr Komlink. Es war eine Nachricht von Spectre, und zwar auf der Frequenz, die nur für die Black Sun bestimmt war. Unauffällig starrte Etara weiter in die Nacht und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen – ihre Freundin hatte offenbar einen Plan, der davon abhing, dass Noak und die Senatorin als letzte an Bord der Gleiter gingen. Bevor Etara groß darüber nachdenken konnte, wechselte die ehemalige Imperiale auch schon die Frequenz und erklärte bündig, dass sie eine Lösung im Sinn hatte. Ein Grinsen schlich sich auf das Gesicht der Chiss, als ihr klar wurde, was Spectre bezweckte: Ein Ablenkungsmanöver! Scheinwerfer sprangen an, Sirenen heulten auf, und hastig stürmten die Wachleute in südliche Richtung los, mit einem Surren zogen auch die Drohnen in diese Richtung ab. Etara lachte leise und tippte an ihr Komlink.


„Süße, ich könnte Dich küssen – und das werde ich auch. Bewegung, Leute! Captain V, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um zu verschwinden.“


Etara winkte ihren Begleitern zu und kletterte dann an den Rand des Dachs, vorsichtig balancierte sie näher an den Abgrund und machte sich bereit zum Sprung, als das Heulen eines mit hoher Geschwindigkeit fliegenden Gefährts lauter wurde. Die markante Silhouette eines Fahrzeugs kam näher, immer näher, hob vom Boden ab und gab in dessen buckligen Cockpit den Blick auf einen gehörnten Zeitgenossen mit roter Haut und einem verwegenen Ausdruck auf dem Gesicht frei – was auch immer der gute Captain hatte anstellen müssen, es schien, als hätte er Glück gehabt: Er steuerte nichts geringeres als ein zwar offenkundig ganz schön altes und klappriges, aber zumindest flugfähiges Kanonenboot, ein LAATi! Etara stieß einen anerkennenden Pfiff aus, hielt einen Moment inne, als sie zu ihren Begleitern sah, dann zuckte sie mit den Schultern und ließ sich fallen. Sollten Noak und die Senatorin die Letzten sein, dann war das eben so – aber sie hatte nicht vor, die beiden aktiv zurückzulassen. Jedenfalls nicht, solange sie mit den beiden noch etwas Spaß haben konnte. Mit einem Poltern landete die Chiss im hinteren Bereich und klammerte sich fest – das würde ein wilder Ritt werden, und die Uhr tickte...


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Planungen… Planungen waren immer gut, doch wie lange hielt so ein Plan? Bis fünf Minuten vor Feindkontakt? Bis der erste Schuss fiel? Oder bis sich jemand dazu entschied etwas außerordentlich Dummes zu tun? Der Devaronianer hatte im Laufe seines Lebens schon mit vielen Crews zusammen gearbeitet, einige davon waren von der Sonne, wieder andere waren ein zusammengewürfelter Haufen Halsabschneider und Taugenichtse… Fast so wie bei der Sonne nur ohne einen Kodex den es zu beachten gab. Und so hielten viele dieser Arrangements nicht lange, doch diesen Deal den Maalraas, Captain Etara, ihr Anhang (Spectre) und seine Wenigkeit mit den Beiden (Noak & Stellar) aus dem Museum geschlossen hatten. Nun im Grunde waren sie Teilzeit Partner und über einen Bruch der Absprachen hatte der gehörnte Pirat nachgedacht, diese Gedanken dann aber wieder verworfen.

Seine Aufgabe bei der bevorstehenden Aufgabe würde es sein als Fluchtplan B, er hatte auf Fluchtplan V für Vassic bestanden, zu agieren. Er sollte einen Gleiter besorgen für den Fall, das alle Stricke rissen… oder besser Gesagt man sich nicht mit dem Durastahlseil vom Dach abseilen könnte. Während also die anderen zur ihren jeweiligen Aufgaben aufbrachen und er mit etwas Rauschen aufgrund der Atmosphäre und dem darin gefangenen Staub und Sand, der Statik verursachte, ihrem Com verkehr beiwohnte, macht er sich an seine Aufgabe.

Zunächst war er durch eine der Favelas gestrichen um einen passenden Gleiter ausfindig zu machen, doch das Angebot in diesem heruntergekommen Teil der Stadt Sah Gosta sagte ihm überhaupt nicht zu. Die eine oder andere Mühle wäre absolut Maalraaas Style gewesen, mit verbreiterungen, Spoilern und irren Lackierungen, doch nicht ganz das was er im Sinn hatte.

Weiter im inneren der Stadt, wurde die Gegend gediegener, die Fahrzeuge weniger auffällig, doch der Platz der hiesigen Karossen stellte sich als problematisch heraus. Und so zog der rothäutige weiter und kam letztendlich bei der großen Permabetonfläche an die als Parkplatz für das Museum diente. Hier waren immer noch einige Fahrzeuge abgestellt und so schlenderte Jevan auf einige der Gleiter zu. Das erste Modell war ein XP-30, Sitze für Fahrer und Beifahrer und anständig Platz auf der Ladefläche. Doch würde die alte Dame (Stellar) oder gar Captain Etara auf der Ladefläche flüchten wollen? Im Notfall sicherlich, doch nicht sein Stil. Also der Nächste, ein AV-21 Landspeeder, der Devaronianer pfiff anerkennend durch die Zähne. Solch eine schnelle Maschine hatte er hier nicht erwartet, doch war der Platz hier zu beschränkt. Als galt für dieses Modell ähnliches wie für die aus den Favelas.

Er fand noch ein Repulsorskiff, was nach seinem Kurzschluss versuch jedoch nicht starten wollte, die Repulsoren husteten ein paar Mal und gingen dann stotternd wieder aus. Auf allen Sprachen denen er mächtig war fluchend, und das waren einige, kletterte aus dem Steuerstand des Skiffs und kratzte sich am Hinterkopf. Der Rollkragen den er ähnlich der anderen Trug kratze ihn und nervte und missmutig trat er gegen das Vehikel das sich ihm verweigert hatte. Mit einem lauten „Bong“ durchfuhr seinen Fuß ein unsäglicher Schmerz, weiter fluchend und nun auf einem Bein hüpfend drehte sich Jevan im Kreis.

Als der Schmerz langsam nachließ, stand er der großen Freifläche des Museums zugewandt da und sein Blick viel auf ein altes LAAT/I und er schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn, warum hatte er da nicht früher dran gedacht? Er schlendert zum XP-30 zurück, holte seinen langen Draht hervor um die Tür zu öffnen und als er sich hinter das Steuer warf musste er noch nicht mal den Speedertruck kurzschließen, denn der Schlüssel viel ihm in den Schoß als er die Sonnenblende herunter klappte. Langsam und dabei Summend, manövrierte er den Truck mit der Ladefläche an den Zaun des Museums, stieg dann über diesen auf das Gelände und ging auf das Kanonenboot zu. Mit seinen 17 Metern Flügelspannweite und den 17,4 Metern Länge ragte es auf seinem Podest über ihm auf. Und die Bemalung tat ihr Übriges, ein Maul war auf die Front gemalt, der Rest der dunklen Lackierung war zerkratzt, es war ein Schatz, und genau sein Stil.

Captain Vassic rieb sich die Hände als er die Hand und Fußgriffe erklomm um in das Cockpit zu gelangen. Es war ein einfaches Schloss an der Kanzel angebracht, mit dem sein Blaster kurzen Prozess machte. Dann schwang er sich in den Pilotenstand, flippte den Schalter für das Warmlaufen der Triebwerke an. Es wahr Jahrzehnte her das er so ein Ding geflogen hatte, doch am Ende war es wie Gravbike fahren… oder etwa nicht? Er ging weiter Instrumente durch, schaltete die Beleuchtung der Instrumententafel ein und startete letztendlich die Triebwerke. Dröhnend erwachten diese zum Leben, wie ein Brüllender Krayt, so viel zu seiner Heimlichkeit. Die Repulsoren sprangen jaulend an und das LAAT/I erhob sich langsam vom Boden, ungefähr 5 Meter, dann war Schluss, Jevan erhöhte die Triebwerkleistung, doch das einzige was passierte ist das er etwas wie das knallen einer Peitsche hörte und nun um den Sockel im Kreis flog.

Was war hier los? Warum flog er im Kreis und warum war der Ausstellungssockel sein Zentrum? Nun begann auch noch die Treibstoffanzeige zu Blinken, routiniert legte er einen Schalter um und das Lämpchen erlosch. Mit der Kampfreserve hätte er einige Minuten gewonnen. Noch immer flog er im Kreis und die Fliehkräfte sorgten langsam dafür, das er, nicht angeschnallt wie er war, der rechten Cockpit Seite immer näher kam. Okay, eins nach zwei anderen… Er ließ kurz den Steuerknüppel zwischen seinen Beinen los, legte sich die Gurte über die Schultern und drückte das Schloss zu. Dann wechselte er den Com-Kanal und fast sofort meldete sich der Dug Mathazar auf Huttisch. Eine Schimpftirade später, hatte er einen Treffpunkt für das Betanken seines Gefährtes ausgemacht. Wozu hatte man eine gute Crew? Dann wechselte er wieder zurück um nicht seinen Einsatz zu verpassen. Langsam wurde ihm schlecht vom im Kreis fliegen, also zog er mit der Linken an der höhen Kontrolle während der mit der Rechten den Steuerknüppel entgegen der Kreisbewegung bewegte. Er gab noch mehr Schub, hinter ihm wurde die Nacht fast Tage hell als die Treibwerke auf Überlast gingen und mit einem Ruck schoss das LAAT/I in die Nacht davon. Zwei Durastahlseile der Sturmsicherung hinter sich her ziehend, brauste der Devaronianische Pirat seinem Tankstop entgegen.



Outer Rim / Tion Cluster / Cronese Mandate / Argai System / Argai / Über Sah Gosta / LAAT/I / Jevan Vassic
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | Forschungseinrichtung für archaische Technologie || Drittes Stockwerk | Labor || Lieutenant Noak Fremyn, Etara, Slicer Spike und eine unheimliche, uralte Metallkugel; im Hintergrund zwei Wachleute sowie ein paar Drohnen in der Luft]

Die beiden Wachmänner, die gerade auf dem Dach standen, rauchten und die in Dunkelheit gehüllte Nachbarschaft betrachteten, waren zwar eine unschöne Überraschung, aber unüberwindbar schienen sie nicht zu sein. Während Etara und Spike mit gezückten Blasterpistolen die beiden Ahnungslosen im Auge behielten, beobachtete Noak weiterhin den klaren Sternhimmel. Denn der Blackout, den seine Leute zuvor als Ablenkung verursacht hatten, hatte inzwischen einige Überwachungsdrohnen angelockt. Zwar hatten sich diese kugelrunden, schwebenden Droiden noch nicht dieser Einrichtung angenommen, aber Dank der vorherrschenden Schwärze konnte man deutlich sehen wie sie nun ein Gebäude nach dem anderen scannten. In diesem Moment ruhte seine Hand mehr aus einer Intuition heraus auf dem Griff seiner Blasterpistole. Leise schlich er – seinen beiden Begleitern folgend – zu einem kleinen, auf das Dach montiertem Kühlgerät.

Sie hatten sich gerade in Position gebracht, da ertönte auf einmal ein Alarm und jene Scheinwerfer, die von dem Notstromgenerator versorgt wurden, sprangen synchron an. Verdutzt sah sich der junge Bakuraner um. Keine Spur von Maalraas! Keine Spur von Stellar Demeter Kosh! Bislang waren sie noch nicht zu ihnen gestoßen. ‚Sind sie nun doch noch erwischt worden?‘, fragte er sich und zückte dabei in einer flinken Handbewegung die Blasterpistole. Sein Blick ruhte währenddessen die ganze Zeit auf den beiden losrennenden Wachleuten. Sobald das Tröten der Sirene begonnen hatte, hatten sie hörbar nach Luft geschnappt, achtlos ihre noch glühenden Zigarettenstummel weggeworfen und waren dann gemeinsam in Richtung Tür gesprintet. Dass sich in diesem Augenblick drei Einbrecher ganz in ihrer Nähe befunden hatten – und sie daher dem Tod nur knapp von der Schippe gesprungen waren –, bemerkte keiner der beiden.

In seinem mit dem militärisch genutztem Funkgerät verbundenem Ohrstöpsel hörte er plötzlich die Stimme der Chiss. Sie dankte erst einer „Süßen“ – höchstwahrscheinlich Sinaesh; unter Umständen aber auch die Senatorin –, forderte dann sowohl den Slicer als auch ihn auf sich in Bewegung zu setzen und wandte sich anschließend an den rothäutigen Gehörnten (Jevan Vassic), der sich um die zweite Fluchtmöglichkeit zu kümmern hatte, dass nun der passende Zeitpunkt zum „Verschwinden“ sei. Noaks Herz, das eigentlich im Begriff gewesen war, wieder ruhiger zu werden, fing nun erneut an in einem wilden Tempo zu schlagen. Ein Fluch lag ihm auf der Zunge. Doch just in dem Moment als er der professionellen Kriminellen zum Rand des Daches folgen wollte, spürte er plötzlich wie Spike ihm eine Hand auf die Schulter legte und ihn zurückhielt. Sichtlich verwirrt drehte sich Noak zu dem fahlen Slicer. Dieser deutete jedoch bloß stumm auf sein Ohr.

Bevor er überhaupt realisieren konnte, was sein Gegenüber von ihm wollte, hörte er auf einmal die ziemlich stark verzerrte Stimme von Brennan Diar’mon in seinem Ohr. Der Geheimdienstler schien keine Zeit vertrödeln zu wollen. Ohne Umschweife – und in einem anmaßenden Befehlston – sagte er:
[Junge, wir gehen zu Plan B über. Jetzt!]

Obwohl er in seiner bisherigen Karriere als imperialer Flottenoffizier schon etliche Raumgefechte – sowohl simuliert als auch real – erlebt hatte und demnach mental ziemlich robust war, überforderte ihn diese hektische, bizarre Situation im ersten Moment komplett. Und als sich mit einem Mal ein ohrenbetäubendes Maschinendröhnen jenseits des Daches zu dem allgegenwärtigen, lauten Tröten der Alarmsirene gesellte, wirkte der schwarzhaarige Bakuraner auf einen Schlag noch verlorener als zuvor. In diesem Moment registrierte allenfalls sein Unterbewusstsein, dass der neben ihm stehende Slicer nach seinem Rucksack griff, um kurz darauf das mit einem simplen Enterhaken versehene Seil herauszuholen. Folgende Dinge bemerkte ebenfalls nur sein Unterbewusstsein: Jene Drohnen, die bis zum Erwachen des Alarms bloß die benachbarten Gebäude in Augenschein genommen hatten, näherten sich nun aus verschiedensten Richtungen dem Institut, in der Ferne zeichneten sich ganz schwach erste Einsatzvehikel der hiesigen Sicherheitskräfte ab und Maalraas betrat – mit Stellar im Schlepptau – das Dach.

Der Fluchtwagen ins dort drüben“, brüllte Noak in Richtung des rennenden Kriminellen als er sich endlich dessen Anwesenheit bewusst wurde. Eine klapprige Maschine, die schon bessere Tage gesehen hatte, erhob sich langsam – und weiterhin mit einem wirklich ohrenbetäubenden Dröhnen – über den Rand des Daches. Etara ist schon drin!“

Eine Drohne, die dem Dach samt der in der Luft schwebenden Maschine offensichtlich zu „nah“ gekommen war, sprühte plötzlich von einem Schuss getroffen grelle Funken und stürzte kurz darauf in die Tiefe. Noak – noch immer mit dem Blasterpistole in der Hand – nickte knapp dem rennenden Kriminellen sowie dessen Begleiterin zu. Hätte der junge Bakuraner in diesem Augenblick keine anonymisierende Maske getragen, hätte man dessen ernste Miene sehen können. Allem Anschein nach hatte er sich allmählich wieder im Griff. Doch anstatt seinen beiden Miteinbrechern zu folgen, schloss er sich schweigend dem Slicer an, griff ebenfalls in eine Tasche seines Rucksacks und holte gezielt ein Seil nebst Enterhaken heraus. Eine robuste Antenne, die auf dem Dach stand, diente ihm als Widerstand zum Abseilen. Mit einer geübten Bewegung schleuderte er den Enterhaken um die Stange und begann dann – genauso wie Spike – die dem ganzen Geschehen abgewandte Seite hinab zu klettern.

Und wie kommen wir nun an dem Energiezaun vorbei?“, fragte Noak den Slicer, nachdem sie das erste Stockwerk in Richtung Boden überwunden hatten. „Der Generator speist nun das Ding“

Begleitet von Schnaufen und Ächzen erwiderte Spike: „Der Lieutenant hat Plan B befohlen … also hat er auch eine Idee wie wir aus der Sache herauskommen, Junge.“

Säuerlich verzog der Imperiale das Gesicht. Als sie das Dach ohne jegliche Zwischenfälle erreicht hatten, hatte er eigentlich angenommen, dass sie in den nächsten Stunden diese Staubkugel würden verlassen und langsam in Richtung Pourriture würden aufbrechen können. Der legendäre Schatz war Dank Etara und ihrer zwielichtigen Begleiter in jenem Augenblick tatsächlich zum Greifen nah gewesen! Erhobenen Hauptes und mit vor Stolz geschwellter Brust hätte er dann nach Cygnus B an den Königlichen Hof zurückkehren können. Womöglich hätte ihn nach diesem großen Erfolg sogar eine Beförderung zum Lieutenant Commander erwartet! ‚Was war hier bloß vorgefallen?‘, fragte er sich ein weiteres Mal, während er sich geübt die raue Fassade hinab abseilte. ‚Liegt es an meinem neuen Begleiter? Hat dessen „Erwachen“ einen stillen Alarm ausgelöst?‘ Er schluckte bei diesem Gedanken. Immerhin verpufften dadurch schlagartig sämtliche Träume von einer Beförderung.

Zu diesem Zeitpunkt schien Noak zwei Details zu ignorieren: Zum einen hielt sich die Drohne, die er in dem Labor versehentlich aktiviert hatte, noch immer in seiner unmittelbaren Nähe auf. Selbst als er an dem Seil die Fassade hinab kraxelte, blieb sie – etwa auf Höhe des oberen Rückens – bei ihm. Zum anderen drang seit mehreren Minuten kein einziger Funkspruch der Kriminellen mehr zu ihm durch, da Ozuar, der Abhörspezialist im imperialen Team, auf Brennan Diar’mons Befehl hin extern diese Kanäle gesperrt hatte. Sollte die eine Seite versuchen die andere über die jeweiligen Kanäle zu erreichen, bekam sie als Antwort höchstens statisches Rauschen zu hören.

Die Sirenen der sich auf der anderen Seite dem Forschungsinstitut nähernden Einsatzvehikel waren zu hören als die beiden Imperialen den Boden erreichten. Fast schon synchron zückten beide jeweils ihre Blasterpistole und rannten dann auf den leuchtenden, surrenden Energiezaun zu. Über ihrer beider Köpfen kreisten – weiterhin mit lautem Maschinendröhnen – das ursprünglich angedachte Fluchtvehikel sowie mehrere Überwachungsdrohnen. Noch im Laufen schossen Spike, Noak und dessen neuster, kugelrunder Begleiter auf all jene Droiden, die ihre Aufmerksamkeit mit einem Mal auf sie richteten. Beide Imperiale waren noch etwa zwanzig Meter von der energetischen Barriere entfernt als auf einmal ein weiteres Maschinengeräusch zu hören war. Jenseits des Energiezauns tauchte plötzlich ein ziviler Landgleiter auf einer zum Institut führenden Straßen auf und raste mit seiner Maximalbeschleunigung kurz darauf in einen der aufgestellten Pfeiler. Eine grelle Explosion ging bloß Millisekunden nach dem Einschlag von dem einstmaligen Hindernis aus.

Die Druckwelle, die ihren Ursprung in der Explosion hatte, riss sowohl den Slicer als auch Noak jäh von den Beinen. Keuchend landete der junge Bakuraner auf seinen Rücken und im ersten Moment durchzuckten Schmerzen seinen gesamten Körper. Doch weil die alte Drohne, die er aktiviert hatte, im Bruchteil eines Wimpernschlages zwei, drei Schritte vorgestürmt war und dann einen schwachen Deflektorschild erzeugt hatte, blieb er – im Gegensatz zu dem schlanken Arkanier – von all jenen Schrapnellen verschont, die in ihre Richtung geflogen waren. Da sie trotz allem keine Zeit verlieren durften, rappelte er sich sogleich auf, obwohl er noch leicht benommen war, humpelte zu Spike und stützte ihn. Ächzend setzten sie gemeinsam ihren Weg in Richtung Straße fort.

Weil der explodierende Pfeiler zu einer jähen Überladung der energetischen Barriere geführt hatte, war der Boden genau an den Stellen aufgerissen, wo zuvor noch dieses Hindernis gewesen war. Der öde, steinige Grund, der eigentlich wie überall auf dieser Wüstenwelt eine rostige Färbung besaß, war darüber hinaus nun kohlrabenschwarz. Beiläufig registrierte Noak dieses Detail zwar als sie diese Schneise überquerten, aber sein Bewusstsein, das gerade mit ganz anderen, viel wichtigeren Dingen beschäftigt war, schob die Information einfach zur Seite. Immerhin war die Explosion nicht gerade dezent gewesen und eine Fluchtmöglichkeit, die auf der Hand lag, schien in diesem Moment weit und breit nicht in Sicht zu sein. Erneut kam dem Bakuraner ein unflätiger, unbedachter Flucht über die Lippen. Was war bloß passiert, dass die Sache so schief gegangen ist?

Bevor die ersten Einsatzvehikel der planetaren Sicherheitskräfte den zerstörten Pfeiler erreichten, hielt ein anderer, bulliger Landgleiter vor den beiden ratlosen Imperialen. Eine Seitentür wurde mit einer raschen Bewegung geöffnet und die beiden maskierten Einbrecher blickten mit einem Mal in Corporal Martanos grimmiges Gesicht. Der Mensch, den man aus den Reihen des Flottenregiments für diese Geheimoperation rekrutiert hatte, schulterte sein schweres Blastergewehr und reichte dem verletzten Slicer die Hand. Während der Arkanier ächzend einstieg, sicherte Noak mit seiner Pistole – sowie der um ihn kreisenden Drohne – die Umgebung. Da das LAAT inzwischen geflüchtet war, beobachteten die verbliebenen Überwachungsdrohnen nun sie aus sicherer Entfernung. Kein Schuss schien sie auf diese Distanz treffen zu können. Trotz allem leerte der Imperiale auf diese Weise in kürzester Zeit. Er hörte erst mit dem Schießen auf und stieg in den Gleiter als ihm der Soldat kurz auf die Schulter tippte.

Sobald Noak ins Innere gestiegen war und irgendeinen Griff zum Festhalten gefunden hatte, setzte sich der Gleiter nach einem kräftigen Ruck in Bewegung. Während das bullige Fluchtvehikel rasant an Geschwindigkeit zunahm, behielt Martano die Tür noch einen Augenblick lang offen, lehnte sich mit seinem breitschultrigen Oberkörper samt schwerem Blastergewehr hinaus und feuerte dann mit der lauten Waffe auf die ihnen folgenden Überwachungsdrohnen. Innerhalb der ersten Minuten landete er auf diese Weise zwei, drei ordentliche Glückstreffer, sodass die anderen Droiden rasch die Verfolgung abbrachen. Ein ziemlich zufriedenes Grinsen war auf dem sehr kantigen Gesicht des kampferprobten Flottensoldaten kurzzeitig zu sehen als er seinen Oberkörper wieder ins Innere des Gleiters schwang, die Seitentür geräuschvoll schloss, das Gewehr abstellt und sich setzte.

Sein Blick ruhte auf Noak als er sagte:
„Da habt ihr zum Schluss ja allerhand Mist verzapft, was?“

Der Bakuraner, der sich in der Zwischenzeit ebenfalls erschöpft auf einen Sitz hatte fallen lassen und die anonymisierende Maske von seinem verschwitzten Gesicht genommen hatte, starrte seinen Gegenüber im ersten Moment ausdruckslos an, während sich die alte Drohne, die ihm anscheinend keine Sekunde mehr von der Seite wich, mit einem Mal leise trillernd und pfeifend in seinen Schoß „kuschelte“. Was war da drin bloß geschehen? Mehr aus einem Reflex heraus fuhr Noak mit einer Hand streichelnd über deren zerkratzte, kühle Metalloberfläche. Langsam, ganz langsam fiel jene Anspannung von ihm, die sich in den letzten Minuten aufgebaut hatte. Sie machte einer unheimlich starken Müdigkeit Platz. Seufzend lehnte sich der junge Imperiale zurück und schloss die Augen.

Ich habe keine Ahnung…“, murmelte er erschöpft. „Es hieß plötzlich ‚Plan B‘ … also setzten Spike und ich ‚Plan B‘ in die Tat um.“

Martano grunzte. „Dann geht es also euch wie uns…“ Mit seinem Kinn deutete er in Richtung des Fahrers. „Schließlich hat selbst der Major keine Ahnung.“

„Mir reicht es zu wissen, wo ich den nächsten Gleiter geparkt habe“
, brummte auf der Stelle Major Crix „Pappy“ Sinaan, der hinterm Steuer saß. „Hoffen wir, dass fliegende Rostlaube der anderen, die um die Einrichtung gekreist war, mehr Aufmerksamkeit erregt als diese lahme Mühle hier.“

[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | irgendwo || bulliger Fluchtgleiter || Lieutenant Noak Fremyn, Slicer Spike und Corporal Martano; hinterm Steuer Major Sinaan]
 
- Argai - Sah Gosta - Stadtrand - Forschungseinrichtung für Technologie - Server und Kontrollraum im im Südwestflügel - Maalraas, Stellar Dematar Kosh

Als sich alles allmählich in Bewegung setzte und das innere Team um die Chiss Etara sich unlängst auf dem Weg nach draußen befand, warteten Maalraas und Stellar noch im vorgesehenen Zeitfenster ab, um den Rückzug des Teams - welches die Beute in Form des Datenkontingents der Blackbox und damit den Sinn und Zweck ihrer Operation bei sich trug - noch bestmöglich zu decken. Über Comlink bedankte sich Etara noch bei den beiden ungleichen Komplizen, die bis zuletzt die Stellung im Kontrollraum des Südwestflügels gehalten haben und schob ein paar lobende Worte hinterher. Maalraas jedoch konnte dies nur halb unterstreichen und rümpfte die unter der Maske versteckte Nase; vorhin, als die Zerstörerdroiden unter ihrem augenscheinlich wachsamen Blick hindurchschlüpfen konnten, wäre beinahe alles aufgeflogen und hochgegangen und es war einzig und allein ihr Glück, das Schlimmeres zu verhindern vermochte. Im Großen und Ganzen lief also zwar alles nach Plan, jedoch hatten sie nicht ausschließlich geglänzt und amateurhafte Fehler sind ihnen unterlaufen, die sich in der Vorbereitung der Operation fußten. Der Trick mit den Droidekas in den toten Winkeln war schließlich kein Hexenwerk und hätte durchaus vorhersehbar sein können, vielleicht ja mit einem geldgierigen Informanten aus den Reihen des Personals der Einrichtung. Doch nun genug des Kopfzerbrechens über Fehler, die der bereits Minuten zurückliegenden Vergangenheit angehörten.

Maalraas nickte in Richtung der Senatorin und nahm seine Westar vom Tisch, ehe sie sich ohne weitere Umschweife auf den Weg nach draußen machten. Der Weg zum Dachzugang war etwas länger als ihre vorherige Route hinein ins Kontrollzentrum, jedoch sollte ihnen das Herumtänzeln um die Kameras des streng bewachten Ladebereichs erspart bleiben, was in der Endrechnung eine ordentliche Zeitersparnis bedeutete. Der Puls des Kriminellen stieg weiter und wurde schließlich mit einem warnendem Signalbild am oberen rechten Rand seines HUDs gewürdigt - wie aufmerksam. Auch die Senatorin wirkte nun beinahe übervorsichtig und deutlich angespannter als auf dem Weg ins Innere und man konnte es ihr nicht verübeln. Jetzt, wo der Sieg zum greifen nah war, wäre eine Niederlage doppelt bitter gewesen, zumal in Kürze der Alarm losgehen dürfte, was bedeutete, dass ein Teil ihrer Flucht nach draußen hier drinnen äußerst heikel sein würde. Immer wieder zehrte Maalraas die für ihre Verhältnisse außerordentlich mutige Politikerin mit, wenn ihr Weg zu sehr zu stocken drohte. Hier und da wurde es etwas heikel, wenn sich ihre Wege mit denen des Wachpersonals zu kreuzen drohten, doch durch ihr flinkes und leises Vortasten hatten sie es schließlich geschafft und standen nun vor dem Zugang zum Dach.

Maalraas stockte für einen Moment, als hätte er es bereits geahnt und vorhergesehen. Ruckartig bekam er Kosh an der Schulter zu fassen und schob sie zu sich in den letzten Seitengang vor ihrem Ziel. Das laute Alarmsignal begann just in diesem Augenblick aufzuheulen und Maalraas legte seinen Zeigefinger auf den Mund, um kurz für absolute Ruhe zu sorgen. Bei der Macht! Dem Plan nach hätten sie zumindest das Dachen erreichen sollen, ehe das Personal und die Drohnen alarmiert sein würden. Und nun? Scheiße im Kanonenrohr. Zeitgleich empfing Maalraas eine Meldung von Spectre, die ihm glatt die Sprache verschlug. "Sorgt dafür, dass Noak und Stellar als letztes raus gehen. ... bevor sie merken, dass ich sie verarscht habe..." Der Kanal war für Stellar nicht hörbar, sondern einzig und allein für die Komplizen der Sun, jedoch merkte die Senatorin, dass etwas nicht stimmte und sah den Hybriden fragend an.

Der Gauner schloss für einen Moment seine durch die getönten Gläser verschleierten Augen und presste sich ein Stück näher an die Wand, als zwei Wachmänner durch den Dacheingang preschten und an ihnen vorbei den Gang hinabsprinteten. Echuta! Wollten sie ihn genauso zurücklassen und hinters Licht führen wie den Imperialen und die Senatorin, oder warum hatte sie niemand gewarnt? Maalraas atmete durch und warf einen Blick hinüber zu Kosh. Letzten Endes konnte er nicht wissen, ob es ein Alleingang Spectres war, oder hinter ihrer aller Rücken von Etara aufgetragen. Jedoch sah er keine andere Option, als sich daran zu halten, so sehr er es auch hasse und sich wünschte, der Chiss dafür hier und jetzt das Fell über die Ohren ziehen zu können.

"Verstanden"

Ertönte schließlich seine kalte Stimme im Comlink. Zu Stellar gerichtet meinte er kurzgebunden:

"Wir haben eine erhöhte Präsenz von Sicherheitspersonal auf dem Dach. Ich muss vorausgehen und unseren Weg absichern. Warte 30 Sekunden und folge mir nach, wenn du nichts Gegenteiliges von mir hörst!"

Dies war das Zeitfenster, dass Spectre erwartet hatte, um ihr Manöver - was auch immer sie bezweckte - durchzuführen. Mit diesen Worten wandte sich Maalraas ab und trat durch den Eingang aufs Dach, dass bereits von Scheinwerfern und heulenden Sirenen durchflutet war. Aus der Entfernung näherten sich bereits die aufheulenden Transporter der hiesigen Sicherheitskräfte und Drohnen schwirrten am Nachthimmeln umher. Das HUD von Maalraas glich in diesen Augenblick einer verdammten Pilotenkanzel - alles blinkte und leuchtete auf und kein normaler Mensch konnte mit hundertprozentiger Genauigkeit sagen, was genau eigentlich vor sich ging. Die Luft auf dem Dach war rein und er erblickte das Shuttle, das Jevan hatte erbeuten können für ihre Flucht.

Der Hybrid stieß einen lauten Fluch aus und ließ gereizt seinen Nacken aufknacken. Dann hob er seine Westar und lief zurück zur Tür, hinter der er ungewöhnlichen Krach ausmachte. Sein HUD verriet ihm ebenfalls, dass dort etwas nicht stimmte. Langsam öffnete er den Zugang, hielt seine Westar im Anschlag und erkannte durch den schmalen Spalt, wie Kosh durch einen Wachmann des Sicherheitspersonals anvisiert wurde, der sie lauthals aufforderte, sich augenblicklich zu ergeben. Sie war aufgeflogen! Der schwarz gerüstete Mann war alleine und einer der beiden Männer, die vom Dach gekommen waren - offenbar hatte er im Alleingang gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Maalraas biss sich auf die Lippen und unterdrückte einen weiteren Fluch.

Dann blickte er kurz hinab auf das Eisen in seiner Hand, hob es an, legte an und drückte ab. Er konnte sie oder irgendwen sonst ihres Teams nicht zurücklassen und den Wölfen zum Fraß vorwerfen- ausgeschlossen. Es war schlichtweg zu gefährlich. Die aufheulende Salve des kräftigen Blasters traf den Sicherheitsmann genau zwischen den Schulterblättern und augenblicklich ging er zu Boden. Maalraas sprintete hinüber zur aufgeschreckten Senatorin und packte sie am Arm:

"Er trägt eine Schutzweste und wird es überstehen. Also los, jetzt nichts wie weg hier!"

Auf dem Dach erblickte der Räuber den Imperialen Noak, sowie Spike, die sich weiter entfernt am anderen Ende des Daches befanden. Im Vollsprint bremste Maalraas scharf ab, als sich vor seinen Augen ein rasend schneller Flugkörper aufbäumte, der sich ihnen näherte. "Verdammt, das war es dann wohl" schoss durch seinen Kopf, während er noch versuchte, rechtzeitig seine Waffe zu ziehen und das Ziel rechtzeitig anzuvisieren. Dann ging der Flugkörper - ohne sein Einwirken - in einem Feuerball auf und Maalraas sah das respektvolle Nicken des vermummten Imperialen, der ihm soeben die Haut gerettet hatte und dementsprechend noch nichts von dem Verrat ahnte, der sich anscheinend abspielen sollte. Noak folgte ihnen jedoch nicht, sondern blieb aus welchen Gründen auch immer zurück und der Hybrid hatte keine Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Mit einigen mehr oder weniger athletischen Einlagen überquerte er die letzten Hindernisse und bahnte sich gemeinsam mit Kosh den Weg über den schmalen Rand des Daches, der hinüber zu Jevan und dem Kanonenboot führte.

Maalraas sprang zuerst und kam nach dem recht weiten Sprung fat schon flamboyant im offenen Seitendeck des Militärshuttles auf. Nun war die Senatorin an der Stelle und mit Unterstützung von Maalraas und Etara, die sie beide synchron am Arm zu fassen bekamen, hatten sie es nun geschafft. Seufzend stützte sich Maalraas an der Wand ab und merkte, wie sich sein Pulsrasen allmählich beruhigte. Aus seiner Jackentasche kramte er sich eine Zigarette hervor und zündete sie mit leicht zittrigen Händen an. Er nickte in Richtung Etaras und erhob seine noch immer atemlose Stimme.

"Die Daten der Blackbox... haben wir sie?"


- Argai - Sah Gosta - Kanonenboot - Maalraas, Stellar Dematar Kosh, Etara, Spectre, Jevan Vassic


 
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[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | irgendwo || bulliger Fluchtgleiter || Lieutenant Noak Fremyn, Slicer Spike und Corporal Martano; hinterm Steuer Major Sinaan]

Obwohl der von den Imperialen verursachte Blackout die umliegende Nachbarschaft noch immer in seinem Griff hatte, waren allerhand Anwohner auf den Straßen als sich der bullige Landgleiter vom Tatort, dem „Forschungsinstitut für archaische Technologie“ entfernte. Ein gewisser Teil der Leute, die um diese späte Uhrzeit außer Haus war, gehörte mit Sicherheit zu jenen, die Nacht für Nacht an illegalen Partys in Sah Gostas Außenbezirken teilnahmen. Doch beim überwiegenden Rest handelte es sich höchstwahrscheinlich eher um Schaulustige, welche vom schrillen Sirenengeheul der sich nähernden Einsatzfahrzeuge, der ohrenbetäubenden Alarmanlage der betroffenen Einrichtung, den paar lauten Schüssen sowie dem dumpfen Dröhnen des in der Luft schwebenden militärischen Truppentransporters angelockt wurden. Gleich einem großen, unruhigen Schwarm Motten, der von jeglichem Licht angezogen wurde, gingen mehr und mehr Anwohner, die von ihrer Neugier gepackt worden waren, auf das hell erleuchtete Gebäude zu.

Derweil der hinterm Steuer sitzende Crix Sinan fluchend den schwerfälligen Gleiter durch die noch immer dunklen Straßen lenkte, kamen die im hinteren Teil sitzenden Einbrecher, Noak Fremyn und der Slicer Spike, in Gesellschaft des Flottensoldaten Martano allmählich zur Ruhe. Langsam, ganz langsam baute der drahtige Körper des jungen Bakuraner das zuvor ausgeschüttete Adrenalin ab. Er wurde demnach allmählich ruhiger. Doch mit der Ruhe kam auch die Müdigkeit. Herzhaft gähnend fuhr er sich durch das verschwitzte, schwarze Haar, nachdem er die anonymisierende Maske, die er bis vor wenigen Minuten noch getragen hatte, abgenommen hatte. In seinem Schoß hatte es sich in der Zwischenzeit die antike Drohne bequem gemacht, die er beim Warten auf den abgeschlossenen Download – selbstverständlich ohne jegliche Absicht! – zum Leben erweckt hatte.

Ein unfreundlicher Tritt ans Schienbein ließ ihn just in dem Moment hochschrecken als ihm gerade die Augen zufallen wollten. Er hörte Sekunden später Martanos brummende Stimme:
„Jetzt bloß nicht einschlafen, Lieutenant. Reichen Sie mir lieber mal den Erste Hilfe-Kasten.“

Im ersten Moment sah der drahtige Offizier den breitschultrigen Flottensoldaten nur ganz verdutzt an. Er brauchte tatsächlich zwei, drei volle Sekunden, um zu begreifen, dass der Erste Hilfe-Kasten für den fahlen, fastmenschlichen Slicer gedacht war. Denn offenbar hatten ein paar der Schrapnelle, die zum Schluss durch die Luft geschossen waren, den weißhaarigen Arkanier an verschiedenen Stellen verletzt und nun, da man ein kleines Bisschen zur Ruhe kam, war das austretende Blut an den besagten Stellen natürlich deutlich zu sehen. Unwillkürlich fluchte Noak, griff nach der kleinen Box, die an der Wand befestigt war, öffnete sie und reichte dem Flottensoldaten Bacta-Pflaster, eine Flasche Desinfektionsmittel und Bandagen. Brummend nahm der Muskelberg die Sachen entgegen, nachdem er sein schweres Blastergewehr zur Seite gestellt hat.

Major Sinan drehte sich ein wenig nach hinten als er sagte:
„Ihr solltet das blasse Kerlchen schnell zusammengeflickt bekommen. In ein paar Minuten erreichen wir das Parkhaus. Dort wechseln wir den fahrbaren Untersatz.“

Der Bakuraner fluchte abermals und erhob sich, nachdem sich die Drohne – eher widerwillig – von seinem Schoß erhoben hatte, um dem Kameraden beim „Verarzten“ zur Hand zu gehen. Ein wenig wackelig fühlten sich seine Beine in diesem Augenblick an. Möglicherweise lag das an der ziemlich ruppigen Fahrweise des hinterm Steuer sitzenden Piloten oder aber nach all den Anstrengungen, die der Einbruch von ihm gefordert hatten, war der Großteil seiner Kraftreserven zu diesem Zeitpunkt einfach fast vollständig aufgebraucht. Nachdem er die zwei Meter zu Spike erfolgreich überwunden hatte, stützte sich Noak unbeholfen auf dessen Schulter ab, während er eine Wunde an dessen Hüfte erst notdürftig reinigte, dann das Bacta-Pflaster beinah mittig aufklebte und zum Schluss noch eher schlecht als recht bandagierte. Der fahle Fastmensch verzog kaum eine Miene. Man sah ihm jedoch an, dass er in diesem Moment nicht mehr ganz bei Bewusstsein war.

Da seit Senatorin Koshs „Verschwinden“ die Sicherheitslage auf Argai äußerst angespannt war und man aus diesem Grund inzwischen bei „Vorfällen“ viel mehr Präsenz zeigte als noch vor gut einer Standardwoche, brauchte das imperiale Fluchtfahrzeug letztendlich eine gute Standardstunde, um das noch immer in kompletter Dunkelheit gelegene Viertel der Außenbezirke zu verlassen. Denn sobald das schrille Heulen der Sirenen der planetaren Sicherheitskräfte aus der Richtung zu hören war, in die sie wollten, mussten sie rasch auf irgendwelche nahen Nebenstraßen ausweichen oder schnell am Straßenrand halten, um einer Kontrolle zu entgehen. Die lokalen Nachrichtensender berichteten mittlerweile schon von dem angerichteten Chaos – unter anderem aufgrund des von der Black Sun eingesetzten Truppentransporters. Zu deren Glück schienen die hiesigen Behörden aber zu diesem Zeitpunkt auf ein Hinzuziehen das sich im Orbit befindliche neurepublikanische Militär zu verzichten. Anscheinend war man von den in manchen Außenbezirken herrschenden Banden ein ganzes Stück weit mehr gewohnt.

Nachdem Martano und er den Slicer notdürftig „geflickt“ hatten und er wieder auf seinem Platz saß, lehnte er sich zurück, seufzte vor Erschöpfung und ließ dann seine Gedanken wandern. Obwohl er der blauhäutigen Kriminellen (sowie deren Begleitern) zutraute, dass sie ihren Kopf heil aus dieser Schlinge würde ziehen können, machte er sich dennoch Sorgen. ‚Was ist da zum Schluss nur schief gelaufen?‘, fragte er sich. Hatten sie etwa beim Betreten der Einrichtung irgendwelche potenziellen Augenzeugen übersehen gehabt? Hatten sie im Labor einen stillen Alarm ausgelöst? War vielleicht sein Erwecken der Drohne der Grund gewesen? Oder hatten sich Maalraas und Stellar womöglich nicht „sauber“ zum Überwachungsraum vorgearbeitet gehabt? Oder hatte sie die Senatorin am Ende doch verraten? ‚Es gibt einfach zu viele Möglichkeiten.‘ Diese Erkenntnis stieß ihm sauer auf.

Der Imperiale rief sich noch einmal die „Dachszene“ ins Gedächtnis. Zwei Wachmänner hatten sich auf dem Dach befunden. Sie hatten in aller Ruhe geraucht. ‚Einen stillen Alarm kann ich also mehr oder weniger ausschließen… oder?‘ Er kratzte sich grübelnd am Kinn. Seine Gedanken wanderten in der Zwischenzeit ein Stückchen weiter. Kaum war der öffentliche Alarm angesprungen und diese beiden Männer in Richtung Tür gestürmt, da hatte er hören können wie sich Etara zuerst bei einer „Süßen“ bedankt hatte. Kosh oder Sinaesh?‘ Er rieb sich weiter das Kinn. Während er vor wenigen Tagen allein von der tonangebenden Chiss „verhört“ worden war, hatten sich deren Komplize Maalraas und die Senatorin allein – und darüber hinaus in einem anderen Raum! – miteinander unterhalten. Hatten sie da schon ein Komplott gegen die Imperialen geschmiedet?

Dass Sinaesh in die ganze Sache verwickelt war, konnte er hingegen ausschließen. ‚Immerhin hielt sie sich in dem Moment auf einem anderen Dach auf und sie hatte nur die Ausrüstung besessen, die wir ihr gegeben haben‘, dachte er. ‚Deren Funk war also genauso die ganze Zeit von Diar‘mon und Ozuar überwacht worden wie der Rest der Truppe. Wie hätte sie da den öffentlichen Alarm auslösen sollen?‘ Zwar hatte er im Unterschlupf die beiden Chiss mehrere Male dabei erwischt wie sie sich gegenseitig „unverfängliche“ (aber dennoch eindeutige) Kosenamen zugeworfen hatten. Weil Noak in den letzten Tagen aber gelernt hatte, dass er Etara zu keinem Zeitpunkt unterschätzen durfte, war er sich nicht ganz sicher, ob das nicht ihre Absicht gewesen war. ‚Vielleicht hintergeht sie ja sogar ihre eigene Kameradin‘, mutmaßte er mit einem Mal.

Dieser Gedanke versetzte ihm einen leichten Stich ins Herz. Schließlich bedeutete diese Erkenntnis auch, dass das ganze „Knistern“ nicht echt war, welches er in den letzten Stunden (und Tagen) in ihrer Gegenwart verspürt hatte. Möglicherweise hatte sie also weitaus mehr mit ihm gespielt als er gedacht hatte. Musste er demnach Diar’mon dankbar für dessen schnelles Handeln sein? Hatte der fahle, meist eher schlecht gelaunte Geheimdienstler deren Plan etwa von Anfang an schon insoweit durchschaut gehabt? Oder hatte der Bakruaner am Ende bloß von dessen „Berufskrankheit“, einfach nichts und niemanden zu trauen, profitiert? Mit einem Mal machte sich ein äußerst dumpfes Gefühl in seiner Magengegend bemerkbar. Irgendwie verspürte er plötzlich (noch mehr als in den letzten Tagen) den Wunsch Argai schnellstmöglich zu verlassen. ‚Lieber noch heute als morgen!‘

Der Landgleiter, der die ganze Zeit in Richtung der Stadtpyramide gefahren war, sortierte sich rasch in den gängigen Straßenverkehr ein, sobald man das in Dunkelheit liegende Viertel verlassen hatte, und folgte eine Weile lang (scheinbar ziellos) den Massen. Eingequetscht zwischen anderen großen Transportgleitern, flinken Speedbikes, halbleeren Busgleitern und normalen Gleitern schwebte man an der untersten Stufe der Pyramide vorbei. Dass die bei den Pyramidenzugängen sich befindenden Kontrollposten in dieser Nacht besonders stark besetzt waren und man Kontrollen offenkundig sehr genau nahm, konnte man schon auf den ersten Blick erkennen. Das Fluchtfahrzeug der Imperialen hielt sich schon allein aus diesem Grund stets von jenen Spuren fern, die früher oder später in die Pyramide führten. Stattdessen scherte das Vehikel wieder in Richtung Außenbezirke aus, nachdem man etwa die Hälfte der zentralen Stadtpyramide umrundet hatte.

Bevor der Gleiter in das Parkhaus schwebte, verringerte der hinterm Steuer sitzende Crix Sinan – entsprechend den hiesigen Vorschriften – die Geschwindigkeit, löste ein Einlassticket und fuhr dann langsam eine Parkebene nach der anderen ab. Irgendwelche Bewohner der Stadt waren zu so später Stunde nicht zugegen. Eine unheimliche Stille beherrschte demnach das Parkhaus – sah man einmal von den Motorgeräuschen des Gleiters ab. Sobald der Gleiter die fünfte Ebene erreicht hatte, wurde die Geschwindigkeit abermals reduziert. Beinah im äußerst gemächlichen Schritttempo fuhr es die einzelnen (bloß teilweise) Reihen ab bis sich ihnen mit einem Mal (in ausreichendem Abstand) eine Gestalt in den Weg stellte: Brennen Diar’mon.

Der Geheimdienstler stellte sich dem Gleiter breitbeinig (mit den Händen in den Hosentaschen) in den Weg. Seine Stimme klang überaus nüchtern, fast emotionslos als er in Richtung Fahrzeug rief:
„Meine Herren; Aussteigen, Umziehen und in das Ersatzfahrzeug. Hopp, hopp, hopp.“

[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | irgendwo || Parkhaus ||bulliger Fluchtgleiter || Lieutenant Noak Fremyn, Slicer Spike und Corporal Martano; hinterm Steuer Major Sinaan]
 
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Dicht über den Häusern der Stadt rauschte das Gefährt, das genau für solche Zwecke gebaut worden war dahin. Die Augen fest auf den künstlichen Horizont gerichtet, das Boden Nahverfolgungsradar meldete dem gehörnten jedes Gebäude das sich auf seiner Flugbahn befand. Die Cockpit Beleuchtung warf einen Schimmer auf das Antlitz des Devaronianischen Piloten und gab ihm ein leicht Wahnsinniges aussehen. Kaum dass er die Bezirke mit den kleineren Häusern verlassen hatte und in den Bereich der Favelas kam, wo wilder Bau wuchs das Stadtbild beherrschte wechselte er dazu tief über die Straßen zu fliegen. Seine Crew hatte einen Tankstop für ihn vorbereitet inmitten dieser Bauten, auf einer größeren Freifläche und genau auf diese hielt Jevan jetzt zu. Bremste hart ab und zog die Nase seines Gefährtes nach oben, bevor er in den schwebe Flug wechselte und langsam mit dem Knüppel auf dem seine Linke ruhte den Sinkflug einleitete.

Nachdem er das LAAT/I aufgesetzt hatte, sprang er auch schon aus der Pilotenkanzel, der Dug und der Duros kamen sofort mit dem Schlauch und der Handpumpe heran, während der Neimodianer mit einem länglichen Gegenstand in einer Decke näher kam.


“Boss ich dachte mir da das Museumsstück sicher Demilitarisiert wurde, könntest du ne Kleinigkeit für die Tür gebrauchen.“ “Herzlichsten Dank, Mister Ornil, bauen sie es gleich ein.“

Der Neimodianer nickte und entühllte einen alten Z-6 Rotationsblaster, als er die Decke in die Offene Seitentür legte und zurück schlug. Man wusste ja nie und haben war besser als brauchen, war schon immer der Stand dieser Crew gewesen. Als nächstes kam der Dug Mathazar heran und schimpfte vor sich hin. In einer seiner Fuß-Hände hatte er ein Stahlkabel, gestikulierend schimpfte er weiter und das in so einem schnellen Huttisch, das selbst der versierte Devaronianer nicht hinter her kam. Anscheinend waren diese Stahlseile der Grund warum Jevan im Museum im Kreis Gefolgen war und der Dug hatte sie nun entfernt.

Nach weniger als einer halben Standardstunde, war alles an dem LAAT/I bereit zum Abflug und Captain Vassic checkte noch einmal das Fluggefährt durch, bevor er sich erneut ins Cockpit schwang. Er ließ das Kanonenboot in den Nächtlichen Himmel über Sah Gosta steigen und folgte seinen Sensoren durch die Häuserschluchten zum Institut, er flog möglichst tief fast auf Gleiter Niveau um nicht auf den Luftüberwachungssensoren der Stadt aufzutauchen. Dann kraspelte es in seinem Com und er bekam die ersten Stimmen des Einsatzteams wieder herein. Anscheinend hatten sie ein günstiges Zeitfenster erwischt… gut, das hörte man gerne. Der Teufel des Balor-Nebels flog in weitem Bogen zu dem Gelände zurück. Dann hörte er eine Weibliche Stimme auf dem Zweitkanal, also Black Sun intern, das Kosh und Noak als letztes das Gebäude verlassen sollten. Was hatte das denn zu bedeuten? Noch während der Devaronianer über das Gehörte nachgrübelte kam auf dem normalen Com-Kanal der Ruf einer anderen Weiblichen Stimme vermutlich Captain Etara, verfluchte Statik, verfluchte Imperiale Coms… Dass es jetzt der perfekte Zeitpunkt zum Verschwinden wäre.

Und so erhöhte er die Geschwindigkeit und Zog das LAAT/I über die Häuserdächer um direkt auf das Gelände zuhalten zu können. Er sah eine einzelne einsame Gestalt am Rande des Daches und er hielt auf sie zu, ging ein wenig Tiefer und rollte leicht auf die Seite, denn diese Wahnsinnige Gestalt sprang einfach in die Tiefe. Wenn das wirklich jemand von dem Team Einbruch war, dann musste er sie auffangen. Mit einem Poltern landete die Gestalt im Passagierbereich des Kanonenbootes, während Jevan das Gefährt wieder gerade ausrichtete und eine Schleife zog. Er rief nach hinten:


“Was ist mit den anderen?“

Doch anstatt einer Antwort zu bekommen sah er eine grelle Explosion nahe des Dachs und Blasterfeuer. Erneut auf das Dach zu haltend rief er:

“Wir haben etwas Feuerkraft dabei, falls es von Nöten ist.“

Dann war das Gefährt auch schon am Rand des Daches und er wechselte erneut in den Schwebemodus, dann kam auch schon Maalraas heran geflogen und landete im Passagier Bereich. Dann folgte die Senatorin, etwas weniger elegant. Kurz wartete der Devaronianer noch, ob noch weiter Passagiere zusteigen wollten, doch nur ein greller Blasterblitz peitschte gegen die Panzerung ihres Gefährtes. Und so gab Captain Vassic Schub und verschwand von dem Gelände. Über das Com sagte er mit ruhigen und etwas nasalem Ton:

“Herzlich willkommen auf dem Flug BS-Industries, hier spricht ihr Captain. Bitte schnallen sie sich an und stellen sie das Rauchen ein, wir erwarten einige Turbulenzen.“

Denn nachdem sie durch die Nachtluft geschnellt waren und sich von dem Instituts Gelände entfernt hatten, machte der Gehörnte Pirat noch einen weiten Bogen um zu sehen ob er Etaras Partnerin abholen musste, bevor er wieder in die Straßenschluchten abtauchte. Seine Augen verließen das Bodennahverfolgungsradar nicht und schweiß begann ihm langsam, trotz der kühlen Nachtluft, den Nacken herunter zu laufen. Hinter ihnen schrillten Sirenen, wurde die Nacht durch Scheinwerfer zum Tag gemacht. Doch sein Ziel war wieder die einsame Freifläche in den Favelas, dort würde ein unauffälliger Großraum Gleiter auf sie warten… und wenn nicht, würde sicher einer der Gangs dort gerne mit einem Gefährt aushelfen.


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Es gehörte zum Leben als Kriminelle, dass Dinge nicht so liefen, wie man sie sich vorgestellt hatte. Wer damit nicht zurechtkam, musste sich ein anderes Dasein suchen, sich was ruhiges und langweiliges raus picken. Also nichts, das für Etara in Frage kam. Die junge Chiss liebte das Chaos, das Durcheinander, den ständigen Wechsel. Genau das war ihr Ding, und auch ihr Aufstieg in den Reihen der Black Sun hatte daran wenig geändert. Sicher, sie musste nun einiges an Verantwortung schultern, immerhin war sie nun eine Führungspersönlichkeit, und die Lebewesen, die in der Hackordnung über ihr standen, verlangten Ergebnisse, aber davon wollte sich die Blauhäutige nicht die Leichtigkeit nehmen lassen. Zumal sie unter solchen Umständen am Besten funktionierte, schnelle Entscheidungen treffen, dem Instinkt folgen, Gelegenheiten am Schopf packen. Deshalb hatte sie auch nicht lange gezögert, sich in das Kanonenboot fallen zu lassen, mit dem Captain Vassic aufgetaucht war. Woher der Gehörnte das rostige Vehikel her hatte, ob es wirklich flugtauglich war – egal! Etara legte den Kopf in den Nacken, ließ ihr schwarzes Haar im Wind flattern und lachte herzhaft, als sie sich festklammerte und ihre roten Augen zusammenkniff. Wo steckte der Rest? Aufmerksam spähte Etara hinaus in die Dunkelheit und zählte im Kopf herunter, denn die Zeit drängte – es würde nicht mehr lange dauern, bis Spectres Ablenkung ihre Wirkung einbüßen würde. Jetzt zählte jede Sekunde, und als zwei Gestalten durch die Finsternis näher eilten, streckte die hübsche Blauhäutige einen Arm aus und lehnte sich etwas nach vorne, als sie Maalraas erkannte. Der junge Mann sprang elegant ab und legte eine saubere, wenn auch polternde Landung hin, was ihm ein Grinsen von Etara einbrachte, und als er sich aufrappelte, sorgten sie gemeinsam dafür, dass auch die Senatorin Stellar einigermaßen heil in dem Kanonenboot ankam. Etara klopfte der Politikerin auf den Rücken und drehte dann den Kopf, denn die Imperialen waren nicht zu sehen. Wo steckten die denn? Die Verbrecherin glaubte, ihre Gestalten irgendwo auf der anderen Seite des Dachs erkennen zu können, aber die Imps schienen nicht bestrebt zu sein, sich zu ihnen zu gesellen. Etara hob eine Hand, um zu winken, aber ihr Blick fiel dabei auch auf ihr Chrono – ein paar Sekunden, mehr ging nicht. Während die Uhr tickte, biss sich die rotäugige Frau auf die Unterlippe, aber schlussendlich blieb keine andere Wahl, ein Blasterblitz, der das Vehikel traf, gab schlussendlich den Ausschlag.


„Weg! Wir hauen hier ab!“


Brüllte sie über den Lärm der Triebwerke in Richtung des Piloten und hielt sich gut fest, um durch die abrupte Beschleunigung nicht aus dem Kanonenboot geschleudert zu werden. Ein flüchtiges Grinsen konnte sich Etara nicht verkneifen, als Captain Vassic seine Passagiere im besten Flieger-Tonfall an Bord begrüßte, aber ihre Gedanken wurden rasch ernst. Was war da gerade passiert? So gut es in dem ruckelnden Kanonenboot ging begab sich Etara nach vorne und klopfte dem Gehörnten kurz anerkennend auf die Schulter, bevor sie in den Passagierbereich sah. Maalraas zündete sich gerade mit zitternden Händen eine Zigarette an und lockte die Chiss damit näher heran, stumm bat sie ebenfalls um einen Glimmstängel und blies dann zufrieden Rauch in die Luft, was ihre Nerven zumindest etwas beruhigte. Die Frage ihres Komplizen, ob sie die Daten der Blackbox hatten, brachte sie allerdings rasch wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Etara kniff ihre roten Augen zusammen, warf einen Blick in Richtung des Forschungsinstituts, das sie rasch hinter sich ließen, und schüttelte dann langsam den Kopf. Ihre Stimme war rau und belegt, die attraktive Verbrecherin machte keinen Hehl aus ihrer Verwunderung und Ärger.


„Nein. Und in ein paar Minuten werde ich wissen, wieso. Behalt die Senatorin im Auge – ich brauche momentan auf keinen Fall noch mehr Ärger. Verlass mich auf Dich.“


Etara nickte knapp und begab sich dann wieder zum Cockpit, um mit Captain Vassic zu sprechen. Der Gehörnte hatte bei ihr was gut, sein Auftauchen genau zur rechten Zeit hatte den Einbrechern einige Probleme erspart. Die Chiss fragte sich, wie genau er an dieses rostige, aber durchaus kampfstarke Gefährt gekommen war – und wie er es flugtauglich bekommen hatte. Offenbar war er ein Mann mit vielen Talenten und einer gehörigen Portion Glück. Ohne große Umschweife kletterte Etara zu ihm, nickte kurz und deutete hinaus in die Nacht, während sie über ihr Kom-Link Navigationsdaten übertrug.


„Das war verdammt gutes Timing, Captain. Sobald wir ein bisschen Abstand gewonnen haben, will ich, dass sie einen kleinen Schwenk machen und Spectre bei diesen Koordination aufsammeln. Danach...ah, ich sehe, das ist schon eingeplant. Die Favelas, gut. Dort Fahrzeugwechsel und erst mal durch schnaufen.“


Anerkennend drückte sie die Schulter des Piloten und begab sich dann in den Passagierbereich, um mit frostiger Miene Spectre in Empfang zu nehmen. Sie machte sich nicht die Mühe, ihrer Freundin an Bord zu helfen – die andere Chiss war ein großes Mädchen, sie kriegte das schon selber hin. Die Arme vor der Brust taxierte Etara die andere Blauhäutige und ohne ein einziges Wort hing die Frage mehr als deutlich im Raum: Was zur Hölle war da gerade passiert? Eine ganze Reihe Leute schuldeten Etara Antworten – und die würde sie auch bekommen.


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Der Wind pfiff um das Fluggefährt aus einer längst vergangen Zeit, die Gauner der Schwarzen Sonne… und die Senatorin… waren darin untergekommen. Captain Etara hatte ihm die Koordinaten übermittelt wo sie ihre Partnerin abholen sollten, auch dies war mehr oder minder ohne Schwierigkeiten möglich. Doch von den Imperialen, die ihre Partner bei diesem Bruch sein sollten, fehlte jede Spur. Kein mucks im Com, keine sonst wie verschlüsselte Botschaft, selbst der Sah Gostaische Sicherheitsfunk schwieg sich dazu aus. Was wurde hier gespielt? Jevan steuerte ihr LAAT/I auf die Favelas zu genauer, auf die Freifläche wo das Gefährt noch vor nicht ganz einer Stunde betankt worden war. Er zog eine Schleife im Tiefflug über den Platz, schaltete dann die Landescheinwerfer ein, zog die Nase hoch und ging in den Schwebeflug über. Etwas ruckelig setzte er auf der unebenen Piste auf und hustend und stotternd kamen die Triebwerke und Repulsoren zum Stillstand.

”Alles aussteigen, Endstation.“

Rief der Devaronianer seinen Passagieren zu und begab sich selbst aus dem Cockpit. Er zeigte auf einen unauffälligen, rostigen Lastenspeeder am Ende er Straße. Nachdem nun alle anderen aus dem Truppenabteil ausgestiegen waren, öffnete der Teufel des Balor-Nebels den Tankstutzen des Luftgleiters, Stopfte eine Lunte hinein, vergoss Treibstoff aus einem Reservekanister im Abteil und riss ein Zündholz an. Es flackerte in der dünnen Atmosphäre von Argai, wie konnten seine Kumpanen hier nur ständig rauchen? Mit einem Schulterzucken schnippte er das Holz auf die Treibstofflache, drehte sich um und marschierte langsam von dannen als sich hinter ihm das Feuer ausbreitete. Als es den Tank erreichte, den Restlichen Treibstoff und die Gase darüber entzündete, wurde das LAAT/I ein letztes mal in die Lüfte erhoben. Jevan nahm in dem Lastenspeeder Platz und klopfte mit der Hand aufs Dach zum Zeichen das sie losfahren konnten. Dann fasste er die Chiss Captain ins Auge. Langsam entblößte er seine spitzen Zähne als er fragte:

”Haben wir das wofür wir kamen? Und wo bei allen Sternen sind unsere Partner hin verschwunden? Was war da los?“

In Anbetracht, das die Senatorin mit im Vehikel saß blieb er bewusst wage, doch sein Blick und seine Körperhaltung sprachen Bände. Irgendjemand hatte große Scheiße gebaut und er wollte wissen wer.


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„Fuck, fuck, fuck…“



Die Scharfschützin fühlte sich so erbärmlich ausgetrickst. Die Imps hatten natürlich auch Vorsorge getroffen. Wütend sichte Sie durch das Visier nach einem klaren Schussfeld auf…. Ach, egal auf wen… Aber keiner der Imperialen gab sich die Blöße. Stattdessen verschwanden Noak und der Hacker in einem Landgleiter, der zuvor durch kleinere Explosionen am Zaun für genug Deckung gesorgt hatte.

Dann sah Sie dem fliehenden Transporter der Imperialen nach. Die Mühe die Kennung zu notieren machte Sie sich nicht und ein Trackinggeschoß hatte Sie nicht. Dafür waren die Imperialen zu gewitzt. Sie würden das Fahrzeug mindestens einmal wechseln.

Sie seufzte und stand auf. Während Sie den Rendevouzpunkt mit Jevan bestätigte, überlegte Se kurz noch de Ausrüstung einfach liegen zu lassen. Aber das konnte für alle nachteilig sein. Also nahm Sie den vorbereiteten Explosivkörper, stellte den Timer und begab sich zum Treffpunkt.

Wenigstens der Rest war von Jevan herausgeholt worden. Zugegeben, der Kerl konnte fliegen, das musste Sie ihm lassen. Die Aktion sah mehr als elegant aus. Aber auch das war etwas worüber Sie sich keine großen Gedanken machen konnte. Etara war sicherlich nicht erfreut.


Kurze Zeit später war Sie auch in dem gestohlenen LAAT/I und der Blick von Etara ließ Sie frösteln. Aber zunächst blieb Spec Ihr eine Antwort schuldig. Mit zusammengepressten Lippen und Arbeitendem Kiefer setzte sich die Maritima auf einen Sitz und lehnte sich an.

Nach dem Sie das Gefährt gewechselt hatten, gab die Chiss eine Erklärung ab.


„Die Ablenkung was das einfachste, was ich auf die Schnelle organisieren konnte, um die 2 Raucher vom Dach zu bekommen. Und was die Planänderung angeht: ich vertraue den Imperialen nicht. Zurecht! Sie wollten uns offensichtlich abservieren, sonst hätten Sie Dir wohl keinen Plan B vorenthalten. Sie haben uns verarscht und ich konnte es nicht verhindern. Vermutlich war das von Anfang an geplant.“



Das Sie einen Fehler gemacht hatte kam ihr gar nicht in den Sinn. Sie machte keine Fehler. Sie hatten sich von der imperialen Unterstützung abhängig gemacht.



„Vielleicht war es einfach ein Fehler den Hacker der Imperialen mitzuschleppen. Wenn es unser Hacker gewesen wäre, dann hätten wir jetzt wenigstens die Daten.“


Prompt meldete sich die Eifersucht...

"Vielleicht hat Dir der Kleine ja den Kopf verdreht und Dich mit den eigenen Waffen geschlagen...."



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Wer ein Leben als Gesetzlose führte, musste immer damit rechnen, dass man übers Ohr gehauen wurde. Das konnte ja schon dem braven Bürger regelmäßig passieren, ob beim schmierigen Händler für gebrauchte Speeder – die „natürlich“ einer alten Dame gehört hatten, die damit „nur zum Einkaufen geflogen war“ - oder bei der überteuerten Versicherung gegen Hochwasserschäden auf Tatooine. Aber für diejenigen, die sich außerhalb der ehrbaren Gesellschaft bewegten, war das Risiko noch einmal deutlich größer. Schließlich konnte man kaum bei der Polizei Anzeige erstatten oder einen Beschwerdebrief in einem Holojournal veröffentlichen, wenn sich das angeblich hochwertige Gewürz als exorbitant verschimmelte Pampe erwies. Das musste man untereinander regeln, und umso wichtiger, weil selten und kostbar, war Vertrauen. Leute, auf die man sich verlassen konnte, das war die wohl wichtigste Ressource, für den kleinen Straßenganoven bis rauf zum Hutten-Großverbrecher. Umso schlimmer war es, wenn man daneben griff. Im besten Fall verlor man Credits und Ruf, im schlimmsten Fall Freiheit und Leben. So verwunderte es nicht, dass Etara in alles anderer als guter Stimmung war.

Die Gedanken der jungen Chiss rasten und kreisten, als sie versuchte, zu verstehen, was da gerade passiert war. Die Tatsache, dass sie alle noch am Leben und soweit unversehrt waren, bildete da immerhin einen Lichtblick, aber trotzdem: Das Ganze war das reinste Schlamassel. War es ein Fehler gewesen, sich mit den Imperialen einzulassen? Etara schüttelte den Kopf und ihr schwarzes Haar flatterte im Flugwind, als das von Captain Vassic geschickt gelenkte rostige Kanonenboot tiefer ging, begleitet von wenig vertrauenerweckenden Geräuschen aus Richtung der Triebwerke. Fehlte noch, dass sie abstürzten, aber das Ding würde mit etwas Glück gerade noch lange genug durchhalten, um die Armenviertel zu erreichen. Bis dahin hatte die hübsche Blauhäutige genügend Zeit, um ein paar vorläufige Antworten zu erhalten. Nicht von den Imps, die waren mucksmäuschenstill. Und Spectre machte zunächst auch keine Anstalten, trotz des bohrenden Blicks ihrer Freundin, große Töne zu schwingen. Erst, nachdem Captain Vassic die Rostlaube gelandet hatte, kam mehr Bewegung in die Truppe. Etara verfolgte beiläufig, wie der Gehörnte Treibstoff verteilte und dann Zündholz durch die Lüfte schnippte. Während das uralte Vehikel von einem Feuerball ein letztes Mal in die Höhe gehoben wurde und brennende Trümmer vom Himmel regneten, drehte sich Etara um, murmelte einen Fluch auf Huttese und marschierte von dannen, ihr Rücken erhellt von dem flammenden Inferno. Das Gefährt, das sie nun von hier wegbringen würde, stand bereit, zum Trödeln war keine Zeit. Etara klopfte kurz Captain Vassic auf die Schulter, der Devaronianer hatte mehr als ordentliche Arbeit geleistet, aber auch ihm standen die Fragen ins Gesicht geschrieben. Während sich der Speeder rumpelnd in Bewegung setzte und Staub und Dreck aufwirbelte, ließ Etara seine von gefletschten Zähnen begleitete Frage im Raum hängen und drehte sich halb zu ihrer Freundin um. Dass rote Augen frostig wirken konnten, hörte man nicht alle, war aber hier definitiv der Fall.

Bei allem Ärger und Verwirrung musste Etara der anderen Chiss zugestehen, dass sie im Großen und Ganzen einen kühlen Kopf bewahrte – und das, obwohl sie das Temperament der Piratin nur zu gut kannte. Spectre setzte zu einer Erklärung an, die Scharfschützin begründete ihr Vorgehen mit tiefsitzendem Misstrauen gegenüber den Imperialen, die ihrer Meinung nach von Anfang an mit falschen Karten gespielt hatten. Als Beweis führte sie ins Feld, dass ihre „Partner“ keine Anstalten gemacht hatten, sie über ihren Plan B zu informieren, und sich nun ohne ein Wort verdrückt hatten. Das alles sprach in der Tat nicht für die Imps, und blind vertraut hatte Etara dieser Truppe ohnehin nicht. Aber entsprach es wirklich den Tatsachen, oder trübten Spectres Gefühle ihr Urteilsvermögen? Was das Imperium anging, war sie nicht gerade objektiv. Etara hörte zunächst einmal schweigend zu, die Arme vor der Brust verschränkt, als die andere Blauhäutige meinte, dass es vielleicht ein Fehler gewesen war, sich auf einen imperialen Slicer zu verlassen. Etara reagierte mit einem undefinierten, frustrierten Geräusch. Ja, natürlich war das nicht optimal gewesen, aber dieser Weißhaarige hatte sein Handwerk verstanden, was man nicht von jedem behaupten konnte. Die Chiss hing noch an diesem Gedanken fest, so dass sie einen Moment brauchte, um den nächsten Satz ihrer Freundin zu verstehen. Etaras Brust hob und senkte sich, als sie zischend Luft holte...und dann schnellte ihre Hand nach vorne und sie packte grob Spectres Kinn, als sie sich drohend zu ihr herüber beugte und sie aus roten Augen anstarrte. Wut verzerrte ihr sonst so attraktives Gesicht und ihre Fingernägel gruben sich in das Fleisch der anderen Chiss, aber ihre melodische Stimme war leise und ruhig. Zu ruhig.


„Überleg Dir sehr, sehr gut, ob Du diesen dämlichen Satz zu Ende sprechen willst. Ich bin hier nicht diejenige, die sich Gedanken über ihre Objektivität machen sollte. Ja, vielleicht haben die Imps uns reingelegt – ob spontan oder von Beginn an. Vielleicht aber auch nicht. Und in dem Fall war es Deine eigenmächtige Aktion, die diese Kooperation torpediert und uns alles gekostet hat. Du solltest lieber beten, dass das nicht der Fall ist. Wir sprechen noch darüber. Unter vier Augen.“


Etara funkelte die ehemalige Imperiale an, griff noch etwas fester zu und presste dann einen zornigen Kuss auf ihre Lippen, begleitet von einem Biss, der ein wenig Blut tropfen ließ. Ruckartig löste sich die Piratin von der anderen Frau, lehnte sich zurück und legte ihren Kopf an die Wand, bevor sie seufzte und die Arme ausbreitete.


„So viel zur Frage, was passiert ist - beide Varianten sind plausibel. Klar ist allerdings folgendes: Wir haben die Daten nicht. Die Imps haben sie, und die werden um keinen Preis der Welt damit heraus rücken. Wenn wir Glück haben, lässt sich vielleicht nochmal Kontakt herstellen und wir können eine Belohnung für unsere Hilfe aushandeln, aber darüber hinaus? Die Sache ist tot. Wir trauen ihnen nicht, sie trauen uns nicht. Das hier ist fertig. Ich werde Argai in Kürze verlassen, zu grüneren Gefilden und neuen Geschäften aufbrechen. Wer Interesse daran hat, ist herzlich eingeladen, mich zu begleiten. Ihr habt alle gute Arbeit geleistet, und da ich diese Aktion geleitet habe, geht ihr Scheitern auf meine Kappe. Wer sich deshalb mit mir prügeln will – bitte. Natürlich wird jeder von euch fair ausbezahlt. Mein Wort gilt noch etwas. Apropos...Senatorin, Sie können gehen. Wir schmeißen Sie an einem gastlichen Ort raus und dann trennen sich unsere Wege. Wenn Sie sich rächen wollen, nur zu, aber ich denke, so kleinlich sind Sie nicht. Kann immer nützlich sein, jemanden wie mich zu kennen.“


Mit einem Stöhnen streckte Etara ihre langen Beine aus und rieb sich die Stirn, sie spürte, wie ihr Schädel brummte. Umso froher war sie, dass die Senatorin schließlich ohne große Umschweife wieder auf freien Fuß gesetzt werden konnte, und einige Tage später kam sogar ein – wenn auch kurzer und nüchterner – Kontakt mit den Imperialen zustanden. Dieses Mal über Mittelsmänner, die sich an einem öffentlichen Ort trafen und tatsächlich eine Aufwandsentschädigung aushandeln konnten – man war sichtlich bemüht, halbwegs im Guten auseinander zu gehen. Etara ließ sich sogar gnädig dazu herab, Grüße und viel Erfolg ausrichten zu lassen, und für den schnuckligen Lieutenant Fremyn waren sogar noch ein paar weitere Zeilen dabei, deren Inhalt sich ausgesprochen verheißungsvoll las. Damit war die Angelegenheit erst mal erledigt, und mit ihrem Shuttle kehrte Etara zusammen mit jenen, die sie weiterhin begleiten wollten, zur „Blue Huntress“ zurück. Die Bankenclan-Fregatte hatte unauffällig ihre Position am Rand des Systems gehalten und erfreulicherweise war hier alles in Ordnung – jedenfalls so weit die Dinge auf einem Piratenschiff in Ordnung sein konnten. Dafür brodelte es an anderer Stelle, und zwar nirgendwo anders als auf ihrer Heimatwelt, dem Schmugglermond Nar Shaddaa. Etara stieß einen Pfiff aus, als sie das Dossier genauer studierte. Bandenkriege gehörten dort zum Alltag, aber dieses Mal waren die Banden größer, gemeiner und vor allem deutlich schwerer bewaffnet. Selbst die fetten Schnecken, die den Schmugglermond im Griff hielten, wurden offenbar langsam nervös. Eine gute Gelegenheit für die Black Sun, die schon lange versuchte, dort mehr Einfluss zu gewinnen – und vielleicht auch eine Chance für Etara, verlorenes Kapital und Prestige zurückzugewinnen.

Beseelt von neuer Energie verschwand die Chiss in ihrem Quartier kurz unter der Dusche und legte sich dann auf ihr Bett, zufrieden streckte sie ihre Glieder und warf dann noch mal einen Blick auf ihr Datapad. Immer wieder wurde gemutmaßt, dass die Waffen für den Bandenkrieg auf Nar Shaddaa von Serenno stammen könnten – eine Welt, auf der in der Tat ordentlich was los war. Etara rieb sich nachdenklich übers Kinn und verschickte dann eine Reihe von Kom-Nachrichten an alte und neue Bekannte. Wenn sie auf dem Schmugglermond mitmischen wollte, würde sie Unterstützung brauchen. Zufrieden mit der Aussicht auf neue Abenteuer legte die Chiss das Datapad zur Seite und drehte sich um. Wenn sich eine Tür schloss, öffnete sich eine andere...


[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Bankenclan-Fregatte „Blue Huntress“ | Quartier der Captain | Etara
 
- Argai - Sah Gosta - Kanonenboot - Maalraas, Stellar Dematar Kosh, Etara, Spectre, Jevan Vassic

In der Welt des Verbrechens, des Raubens und der Gaunereien war Maalraas kein unbeschriebenes Blatt. Nein, er hatte dort gelebt, seit er lesen, schreiben und schlüssig denken konnte und fühlte sich in dieser Welt seit jeher heimisch. Sein Erfahrungsschatz bot zahlreiche Erfolge, wie auch schwere Misserfolge und Niederlagen und als schwerste von einer dieser beiden Kategorien würde der Coup von Argai in seine persönliche Geschichte eingehen. Schon Tage vor dem Einbruch hatte er sich dies klar gemacht und deshalb jedwede Nebensächlichkeiten dem Erfolg der Operation untergeordnet. Ob es Meinungsverschiedenheiten waren oder Unstimmigkeiten in der Planung, persönliche Differenzen oder letztlich einfach nur Ärger über bestimmte Personen: er hatte den Mund gehalten und sich professionell verhalten, um die Operation zu schützen. Und jetzt, wo er auf die vorbeiziehende Landschaft unterhalb des Speeders blickte und dann auf das verärgerte Gesicht ihres weiblichen Bosses, der in letzter Konsequent wohl versagt hatte, dämmerte es ihm mit einem Mal. Sie hatten verloren. Der klitzekleine Funke an Restfunken erlosch augenblicklich, als Spectre das bestätigte, was er noch während ihrer Fluchtbewegung vermutet hatte. Sie hatte entweder in Absprache mit ihrer Freundin oder eigenmächtig versucht, sowohl die Flucht ihrer imperialen, als auch republikanischen "Verbündeten" zu sabotieren. Ihre Motivation lag ihrer Aussage nach zwar darin, dass sie den Imperialen nicht traute, jedoch musste Maalraas daraufhin nur bitter lachen. Die Senatorin, die genauso sprachlos war wie alle anderen, stand unmittelbar neben ihnen. Er wusste genauestens darüber Bescheid, dass Spectre in Wahrheit auch sie auf die Schlachtbank führen wollte. Misstrauen war bestimmt nicht ihre Motivation. Es ging ihr einzig und allein darum, die Beute nicht mit den anderen beiden Parteien aufteilen zu müssen. Vielleicht wären Maalraas und Vassic ja nun als nächstes dran gewesen? Denn wie konnte die misstrauische Chiss denn diesen beiden Komplizen vertrauen, wenn sie sie erst seit wenigen Tagen kannte? Der Hybrid unterdrückte den in ihn aufkeimende Tobsucht und hielt den Mund. Spectre sprach nämlich eine Sache an, die auch ihm aufgefallen und missfallen war, nämlich das ständige Kokettieren ihres Bosses mit dem imperialen Agenten. Neben der Profitsucht reihte sich hiermit die Eifersucht als zweite und vielleicht sogar primäre Motivation für ihre selten dämliche und vollkommen unprofessionelle Aktion ein.

Denn dann fing Etara an, zu sprechen, was es aus Sicht von Maalraas nicht besser machte. Sah diese Frau eigentlich alles als Spiel? Existierte in dieser Galaxie eigentlich irgendein Szenario, in dem sie vielleicht einfach mal bei der Sache bleiben und sich ihrer Stellung angemessen verhalten konnte, anstatt sich ungezügelt ihrer nymphomanischen Zwangsneurose hinzugeben? Maalraas hatte als Jugendlicher seine Familie verloren, weil er als Verbrecher Fehler begonnen hatte, die ihn bis heute verfolgten. Er wusste, was es bedeutete, alles aufs Spiel zu setzen und mit dem höchstmöglichen Einsatz zu pokern. Manche Dingen geboten einen gewissen Ernst, dem man wenigstens halbwegs gerecht werden sollte. Aber Etara? Sie brach in ein schwer bewachtes Forschungsgebäude ein, mit Parteien, deren Kollaboration Staatsaffären auslösen konnte, und turtelte über Funk mit einem Mitglied dieser. Und dann wunderte sie sich, wenn sie damit eine Kurschlussreaktion ihrer Freundin - wenn sie überhaupt ihre echte Freundin war - , die schon zuvor unüberlegt und impulsiv gehandelt hatte, auslöste.

Er beobachtete das manische Verhalten Etaras, dass dem gegenüber des imperialen Jungchens als Gefangener ähnelte, mit steinernem Blick und wäre nun am Liebsten in freier Fahrt aus dem Gefährt gesprungen. Für ihn war in diesem Moment nur eines klar: für kein Geld dieser Galaxie würde er sich jemals wieder auf eine Zusammenarbeit in dieser Konstellation einlassen. Das Thema war durch und sowohl er als auch Jevan standen nach dem verhunzten Aufenthalt auf Serenno erneut mit leeren Händen dar. Verdammt. Gemeinsam mit dem Devavorianer und dessen Crew hätte er das gesamte Museum leerräumen und weniger Chaos entfachen können als inmitten dieser Shitshow.

Apathisch nahm er an der finalen Ansprache der Chiss teil, die sich den Misserfolg des Coups ohne weiteren Kampfeswillen eingestand und ihn auf ihre Kappe nahm. Was hätten sie auch sonst machen sollen? Einen Krieg mit dem Imperium entfesseln? Lust sich mit Etara zu prügeln hatte er jedenfalls keine, ebenso wenig mit Spectre oder sonst wem. Wie angekündigt, machte der Speeder kurz darauf Halt, wo die Senatorin frei gelassen wurde. Maalraas warf ihr einen kalten Blick zu, in den sich nicht einmal im Ansatz eine entschuldigende Natur hinein interpretieren ließ. Jetzt, wo er über alles Bescheid wusste, war er es schließlich, der ihr mehr oder weniger das Leben gerettet hatte. Das war er ihr unter Umständen schuldig. Der Rest interessierte ihn nicht mehr.

Hiernach warteten sie die nächsten Tage noch und tatsächlich erfolgte noch ein Kontakt des Imperiums, das es wohl nicht darauf anlegte, dass ihre Kooperation unter Umständen publik gemacht werden würde. Stattdessen ließen sie als Geste des guten Willens eine kleine Summe Credits als Beteiligung springen, die natürlich deutlich geringer war, als ausgehandelt.

Nach dem frostigen Abschied der Gruppe und einem wohlgesonnenem von Vassic und dessen Crew entschied sich Maalraas noch einige Tage auf eigener Faust in den Favelas und Szenevierteln Sah Gostas zu verweilen. Eine Bar folgte in den endlosen durchzechten Nächten auf die nächste und Maalraas konsumierte in dieser Zeit mehr Alkohol und Spice und vergnügte sich mit mehr Gespielinnen, als jemals zuvor in seinem Leben. Ein Leben, dem er eigentlich ursprünglich den Rücken zugekehrt hatte, doch gehörten diese Vorsätze nun der Vergangenheit an und schlugen ins exakte Gegenteil um. Es war eines Nachmittags, als er noch halb zugedröhnt und flankiert von zwei wildfremden mirlilianischen Schlangentänzern, deren Namen er nicht einmal kannte, in seinen Armen aufwachte und eine neue Nachricht Etaras auf seinem Comlink las. Es verschlug die Chiss nach Serenno und Argai nun nach Nar Shaddaa und sie suchte nach Verbündeten. Müde strich er sich übers Kinn und überlegte. Er hatte ansonsten nichts zutun, sein Anteil war nahezu verprasst und er stellte sich einem Gedanken: würden alle guten Dinge drei sein oder sollte er Abstand halten?

- Argai - Sah Gosta - Hotelzimmer in den Favelas - Maalraas, mirlianische Tänzerinnen
 
Outer Rim / Tion Cluster / Cronese Mandate / Argai System / Argai / Auf den Straßen der Favelas / Großraumspeeder / Jevan Vassic, Etara, Maalraas, Stellar, Spectre​


Da hatte er seine Antwort, misstrauen, Eifersucht, Blödheit, alles war mit dabei. Missmutig schnaubte der Devaronianer, dafür hatten sie so viel riskiert? Nun die anderen mehr als er aber dennoch, sie hatten alles riskiert und dabei alles verloren. Wie beim Territory Roulette wenn man sein gesamtes Vermögen und das noch dazu geliehene, mitsamt seinem Schiff auf Rot setzte und dann kam… die Null.

”Rien ne va plus, Nichts geht mehr…“

Murmelte er vor sich hin, während sie die Senatorin absetzten. Am Raumhafen verabschiedete er sich mit den Worten:

”Die Sonne kennt mein Konnte, wenn zumindest was für den verflogenen Sprit rüberwächst, wäre das zumindest etwas…“

Und an den Gauner Maalraas gewandt fuhr er fort.

”Willst du noch gemeinsam mit mir einen breiten Schatten werfen? Oder lassen wir das unterfangen ruhen und gehen davon aus das Fortuna uns beiden zusammen nicht hold ist?“

Der Blick des Mannes sprach mehr als tausend Worte und so holte er nur noch seine Sachen aus der ‚Rusting Giant‘ während Jevan seine Mannschaft informierte was es für eine Shitshow auf diesem Planeten war und das sie sich für den Abflug bereit machen sollten.



Eine Tage später Zwischen den Sternen erhielt die ‚Rusting Giant‘ eine Nachricht von Captain Etara. Jevan, las sie einmal, zweimal, dann noch einmal, letztendlich warf er das Datapad an die Schottwand, goss sich noch einen Whisky ein und verfluchte die Sonnen, die schwarze Sonne vor allem und das Loch aus dem diese beiden Chiss hervorgekrochen waren. Seit er auf diese Frauen gestoßen war, war es wie verhext, nichts gelang ihm oder seiner Crew noch… und dennoch lagen sie auf der Lauer auf einen schnellen Handelsfahrerer. Er war beschäftigt, und tat das was er am besten konnte und da würde er auf keine Nachricht einer Chiss reagieren, war sie auch noch so anziehend.



Outer Rim / Zwischen den Sternen / ‚Rusting Giant‘ / Jevan Vassic, & Crew
 
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„Wir sprechen noch darüber. Unter vier Augen.“


Hatte Sie auf Argai gesagt. Seit dem hatten die beiden Chiss kaum ein Wort miteinander gewechselt. Nach der Rückkehr an Bord war Etara erst einmal mit den normalen Dingen beschäftigt, die ein Captain wohl so zu tun hatte und Spectre hatte sich in Ihr Quartier zurückgezogen. Wie oft Sie ihren Blaster zerlegt und zusammengebaut hatte wusste sie schon gar nicht mehr. Es war ihre Art nachzudenken. Aber das hatte nicht geholfen. Die Maritima war zu keinem zufriedenstellenden Schluss gekommen.

Und dann war da noch die verschlüsselte Kom-Nachricht gewesen.


Wir erwarten, dass so etwas nicht mehr passiert.


Ohne Unterschrift, ohne Absender. Das brauchten Ihre Vorgesetzten der Maritima auch nicht. Der Absender war eindeutig, zumal Sie die Einzige war, die diese Nachricht erhalten hatte. Aber der Fehler lag nicht bei Ihr, auch wenn Maalraas und Jevan beim Abschied keinen Hehl daraus gemacht hatten wem Sie die Schuld zuschoben.


Jetzt stand Sie vor Etaras Kabine und zögerte. Ihre Freundin war sauer, soviel war sicher. Es waren Ihr und der Black Sun viele Credits durch die Finger geglitten. Sie setzte ein 3. Mal an und klopfte.

Nachdem Etara die Tür geöffnet hatte, salutierte Spectre.


„Captain, melde mich zur Nachbesprechung wie befohlen.“



[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Bankenclan-Fregatte „Blue Huntress“ | Quartier der Captain | Spectre, Etara
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Bankenclan-Fregatte „Blue Huntress“ | Quartier der Captain | Etara, Spectre

Ein Gespür für günstige Gelegenheiten war eine der wichtigsten Eigenschaften, die man als Kriminelle haben konnte. Den richtigen Riecher, den berühmt-berüchtigten sechsten Sinn, Instinkt, man mochte es nennen, wie man wollte, schlussendlich spielte es keine Rolle, aber man musste es besitzen oder die Karriere in der Unterwelt fand ein schnelles und blutiges Ende – oder einen langen und langweiligen Epilog hinter Gittern, was für eine freiheitsliebende Person wie Etara das schlimmere Schicksal war. Schon als kleine Straßenratte in den schmutzigen Gassen des Schmugglermondes hatte die Chiss gewusst, dass man manchmal einfach auf seinen Bauch hören musste, auf die leise Stimme im Hinterkopf. Bis jetzt war sie damit ziemlich gut gefahren, hatte sich ein eigenes Schiff und eine wichtige Position in einem der mächtigsten Syndikate der Galaxis erkämpft. Nicht schlecht für jemanden, der damit angefangen hatte, Speeder auf Nar Shaddaa zu knacken. Aber es gab immer noch mehr. Es ging immer noch mehr. Das war die andere wichtige Eigenschaft: Hungrig bleiben. Es sich nicht bequem zu machen, sich nicht wie ein fettes, träges Nexu den ganzen Tag in die Sonne legen. Erfolg konnte eine tückische Falle sein, so mancher Aufsteiger hatte es sich in der neuen Position zu gemütlich gemacht, hatte die Schärfe verloren, die Härte, die notwendig war. Das verhielt sich wie mit Firaxa-Haien, so wie diese Raubtiere Blut im Wasser rochen, spürten Kriminelle Schwäche und Nachlässigkeit. Und dann war in der Regel die ehrgeizige, jüngere, hungrigere Nummer Zwei nicht fern, die gierig auf den Thron schielte und den alten König stürzte.

Etara gab ein unzufriedenes Brummen von sich und rollte sich auf dem Bett in ihrem Quartier zur Seite, bevor sie sich schließlich etwas aufrichtete und die Decke anstarrte, die junge Chiss blickte gedankenverloren nach oben. War sie zu weich geworden? Zu etabliert? Hatte sie sich bei den Imperialen, bei Spectre oder sogar bei beiden getäuscht? Zu viel auf einmal gewollt? Ärgerlich verzog die attraktive Blauhäutige das Gesicht, beugte sich zur Seite und zog erst mal eine Linie Gewürze, um ihre Stimmung zu verbessern. Es dauerte nicht lange, bis das potente Rauschmittel seine Wirkung entfaltete, und mit einem zufriedenen Grinsen streckte und räkelte die Verbrecherin sich, verfolgte mit den Händen bunte Punkte und ließ sich dann in ihr Kissen fallen, bevor die unerfreulichen Gedanken zurückkehrten. Spectres Worte hallten nach. Hatte sie sich wirklich von diesem niedlichen, unschuldigen Noak aufs Kreuz legen lassen? Etara kicherte, denn das Bild war per se ja durchaus angenehm, und fuhr mit den Fingerspitzen über die Decke, bevor sie den Kopf schüttelte. Nein, so dämlich war sie nun wirklich nicht. Außerdem war der junge Lieutenant ohnehin nicht derjenige gewesen, der die Entscheidungen getroffen hatte. Das hatten ältere, erfahrenere, abgebrühtere Gestalten im Hintergrund getan. Hatten sie eine günstige Gelegenheit gewittert, da auf dem Dach? Das konnte Etara ihnen nicht einmal verübeln. Dennoch, es war nicht gut gelaufen, und mit Recht war Maalraas und Captain Vassic die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben gewesen. Oder lag es vielleicht doch an Spectres Aktion, die das fragile Bündnis zerstört hatte? Frustriert schnappte sich die junge Chiss eine Flasche Hochprozentiges, leerte sie in einigen tiefen Schlücken und warf sie dann achtlos in eine Ecke. Zerbrochen. Kaputt – schöner Mist. Etara fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund und setzte sich dann schließlich auf. Es brachte wenig, der Vergangenheit hinterher zu trauern, sie musste nach vorne blicken. Eine neue Gelegenheit beim Schopf packen. Aber auf wen konnte sie sich dabei verlassen? Die hübsche Chiss fuhr sich nachdenklich über Kinn und Hals, als sie ihre Optionen durchging. Sie brauchte warme Körper, um für Ärger zu sorgen, und zwar reichlich davon. Eine kleine, schlanke, gemeine Truppe, ohne große Anhänge oder komplizierte Logistik. Etwas, das schnell und hart zuschlagen und dann wieder verschwinden konnte. Etara kramte ihr Komlink hervor und begann, einige Nachrichten zu verschicken. Ein paar davon gingen an alte Bekannte auf ihrer Heimatwelt, andere zu neuen Gesichtern, einige an Mitglieder der Black Sun, einige an Freischaffende. Freischaffende wie diese Sam, die sie wie Maalraas und Captain Vassic Serenno kennengelernt hatte. Die Frau mit den strohweißen Haaren hatte eine seltsame Truppe bei sich gehabt, aber kompetent gewirkt - und sie schuldete Etara noch einen Gefallen für die Hilfe bei der Dekodierung dieser Informationen. Die Blauhäutige grinste und begann, zu tippen.

- Kom-Nachricht an Sam Cochran -

Etara von der Black Sun hier. Wir hatten vor einer Weile das Vergnügen auf Serenno und meine Leute haben Dir unter die Arme gegriffen. Wenn Du noch in einem Stück bist und Credits brauchen kannst, habe ich ein sehr lukratives Angebot. Geht um einen Job auf dem Schmugglermond - Details von hübschem Angesicht zu hübschem Angesicht. Vorschläge für Zeit und Ort im Anhang. Drinks gehen auf mich.

- Kom-Nachricht an Sam Cochran -

Dass es just in diesem Moment an ihrer Tür klopfte, war vermutlich Zufall. Vermutlich – es sei denn, die Person, die dort wartete, hatte ein paar Talente in der Hinterhand, von denen Etara nichts wusste. Sie wiederum hatte eine ziemlich gute Ahnung, wer sie da sprechen wollte. Mit einem unwilligen Seufzen und lediglich bedeckt mit einem Handtuch stand die blauhäutige Nichtmenschin auf, schüttelte sich kurz, um ihren Kopf frei zu bekommen, und ging langsam zur Tür. Ganz bewusst ließ sie ihre Freundin schmoren. Vielleicht konnte die ehemalige Imperiale ja wirklich nichts dafür, wie die Dinge gelaufen waren. Aber selbst in diesem Fall war es wichtig, dass klar war, wer schlussendlich das Sagen hatte. Sie waren schließlich nicht „nur“ ein Liebespaar – und hatten im Bezug auf die Länge ihrer Beziehung bereits sämtliche Rekorde gebrochen – sondern eben auch Anführerin und Untergebene. Etara trat zur Tür und drückte den Knopf daneben, so dass sie sich mit einem Zischen öffnete. Und tatsächlich stand ihr Spectre gegenüber, die Scharfschützin wartete in tadelloser Habachtstellung und salutiere so formell, wie sie sich zur Nachbesprechung meldete. Etara kniff ihre roten Augen zusammen und wedelte mit einer Hand.

„Schwing Deinen Hintern rein.“


Die Verbrecherin wartete gar nicht erst auf eine Reaktion, bevor sie sich umdrehte, sich aufs Bett fallen ließ und ihrer Freundin bedeutete, stehen zu bleiben. Einige Sekunden verstrichen, in denen Etara nichts tat, außer zu atmen, dann stützte sie sich auf ihre Ellenbogen und musterte die andere Chiss. Ihr Blick war nicht feindselig, aber definitiv kühl – und tadelnd. Ohne große Worte kommunizierte Etaras Haltung und Mimik, dass sie Antworten erwartete, und zwar gute Antworten. Ihr melodisches Basic klang ein wenig rauer und härter, als sie schließlich das Schweigen brach.


Das war ein Debakel. Eigentlich unnötig, das nochmal zu sagen, aber ich tue es trotzdem gerne noch mal. Warte. Streich das „gerne“. Ich weiß nicht, wie genau alles den Bach runter gegangen ist, jedenfalls noch nicht. Und da Imps leider nicht mehr anrufen, wirst Du mir erklären müssen, was da unten passiert ist. Ich hoffe, es ist eine gute Erklärung. Eine gute, logische Erklärung, die mir zeigt, dass Du vernünftig und effektiv gehandelt hast und ich mich weiterhin auf Dich verlassen kann.“


Etara ließ ihre Worte in der Luft hängen, dann stand sie langsam auf, trat an Spectre heran und umkreiste die andere Chiss. Ihre Fingerspitzen huschten über ihre Schulterblätter und ihren Nacken und sie kam ihr so nah, dass die Scharfschützin ihren Atem auf ihrer Haut spüren konnte, als Etara schließlich ihre Arme um den Bauch der anderen Blauhäutigen legte und sie mit einem festen Ruck alles andere als sanft an sich zog, ihre Zähne gruben sich schmerzhaft in ihr Ohr und Etaras Stimme war gefährlich leise und ruhig.


„Enttäusche mich nicht, Spec. Nicht jetzt. Nicht morgen. Du hast eine Menge wiedergutzumachen. Beim nächsten Auftrag erwarte ich Dich in Bestform. Egal, mit wem wir zusammenarbeiten oder mit wem wir uns anlegen. Ich führe solche Gespräche nur sehr, sehr ungern. Und ich führe sie nicht oft. Mit niemanden. Ist das klar?“


Die roten Augen der Piratin funkelten, als sie ihre Worte unterstrich, indem sie eine Hand an Spectres Hals legte und zudrückte. Sie ließ nur los, um der anderen Chiss eine Gelegenheit zu geben, zu antworten. Um ihretwillen hoffte Etara, dass sie einige verdammt gute Argumente auf Lager hatte.


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Das Verhalten von Etara sprach Bände. Spectre hatte die Kriminelle noch nie in einer so düsteren Stimmung gesehen. Sicher, bei der Sache mit Mol war sie aus der Haut gefahren und hatte rumgeschrieen, aber das jetzt war dunkler, gefährlicher.

Anpfiffe war Sie vom IGD gewohnt, aber das Etara Ihr zutraute nicht logisch gehandelt zu haben… Ihr! Das war verdammt hart. Dabei war doch offensichtlich, dass die Imps schuld waren.

Etaras Worte taten Ihr übriges, um die ehemalige Agentin darin zu bestätigen, dass Die Ad’ika einen Schuldigen brauchte. Die Reaktion auf den starken Ruck und Schmerz an Ihrem Ohr könnte die Maritima unterdrücken, auch wenn Sie bereits in Gedanken abdriftete. Viel zu gut kannte Ihre Freundin ihre Schwäche und sie biss sich auf die Lippen um ruhig zu bleiben.

Die offene Drohung der Schmugglerin beantwortete Sie lediglich mit einem schwachen Nicken, während ein dünner Blutsfaden von Ihrer Lippe zum Kinn lief.


Ihre Augen waren noch halb geschlossen, als plötzlich ein Ruck durch die Attentäterin ging. Der Griff der Schmugglerin hatte sich gerade gelockert, als Spectre herumfuhr und Ihre Freundin anging.



„Ich soll nicht vernünftig und effektiv gehandelt haben? Wie kommst ausgerechnet Du darauf. Glaubst Du die Imperialen hätten mit uns die Daten freiwillig geteilt? Es war die perfekte Gelegenheit uns in eine bessere Verhandlungsposition zu bringen!

Das war los!
Und hättet Ihr alle schnell genug geschaltet, dann wäre der Slicer mit den Daten bei uns gelandet und nicht bei den Imperialen!
Hast Du wirklich geglaubt, die halten sich an das Abkommen, wenn Sie alles in den Fingern haben?
Die spielen nicht mit offenen Karten, Etara, niemals.
Also such Dir jemand anderen als Schuldigen.“


fauchte sie.
Ja, diese Imperialen waren die Schuldigen und was hatte diese Senatorin überhaupt gemacht? Nichts.





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Kontrolle war für Etara ein ausgesprochen reizvolles Thema. Wer sie wann und auf welche Art und Weise ausübte, das interessierte die abenteuerlustige Piratin. Ihr Leben auf dem Schmugglermond hatte ihr in dieser Hinsicht einige nützliche Lektionen erteilt, die wichtigsten von allen aber war: Man durfte sich nie darauf verlassen, dass man wirklich alles und jeden im Griff hatte. Das galt schon für brave, normale und gesetzestreue Lebewesen, ganz besonders aber galt es für Kriminelle, Verbrecher und Abschaum aller Art. Personen, die bewusst auf die Regeln der sogenannten zivilisierten Gesellschaft pfiffen, hatten nicht selten ganz generell ein Problem damit, sich unterzuordnen. Natürlich gab es auch in der Schattenwelt so etwas wie ungeschriebene Gesetze und eine Art Kodex, ob nun persönlicher Natur oder als Ethos einer Gruppierung oder Organisation. Von der kleinen Swoop-Gang bis hin zu galaktischen Syndikaten wie der Black Sun existierten Verhaltensweisen, die erwünscht waren, und solche, die es nicht waren. Etara störte sich daran nicht, solange sie sich nicht eingeengt fühlte, konnte sie sich problemlos mit so etwas arrangieren. Aber seitdem die hübsche Blauhäutige selbst zu einer Führungspersönlichkeit geworden war, Autorität besaß und Verantwortung trug, konnte sie die Dinge nicht mehr ganz so locker sehen wie früher. Nicht unbedingt etwas, worüber sich Etara freute, aber das gehörte dazu und war in der Regel zu schultern. Die Sache auf Argai jedoch hatte an ihren Nerven gezehrt und ihr vor Augen geführt, wie verflucht schwierig die Dinge manchmal sein konnten. Man durfte in ihrem Milieu keine Schwäche zeigen, niemanden gegenüber. Nicht mal bei denen, die man liebte - ganz besonders nicht bei ihnen. Entsprechend streng und unerbittlich ging die Chiss mit Spectre ins Gericht, ihre Freundin wortwörtlich fest im Griff zu haben war etwas, das sie als notwendig erachtete. Und natürlich machte es auch Spaß. Es war aufregend, dass sie ganz genau wusste, welche Knöpfe sie bei der ehemaligen Imperialen drücken musste, welche Worte und Berührungen bestimmte Reaktionen hervorriefen. Umso schöner war es, wenn Spectre versuchte, sich dem zu widersetzen, so wie jetzt, und Etara doch ganz genau spüren konnte, wie wie schwer das der anderen Blauhäutigen fiel. Als Etara ihren Griff schließlich lockerte, trat sie einen Schritt zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte triumphierend, sichtlich zufrieden mit sich und der Galaxis und der Tatsache, dass sie die Fäden in der Hand hielt. Und was nun?

Die Antwort auf diese Frage kam prompt, Spectre wirbelte herum und setzte zu einer wütenden und empörten Gegenrede an. Fauchend wie ein in die Ecke getriebenes Tier zweifelte die Scharfschützin Etaras Urteil an. Ihrer Meinung nach hatten die Imperialen von Anfang an ein falsches Spiel gespielt, nie die Absicht gehabt, sich an den Deal zu halten und die Daten zu teilen. Etaras rote Augen wurden schmaler und ihr Lächeln kühler, aber sie ließ ihre Freundin erst mal ausreden und sich Luft machen - und die Gelegenheit nutzte Spectre ausgiebig. Sie machte weiterhin die Imperialen und den Rest des Teams verantwortlich und lehnte es ab, zum Sündenbock gemacht zu werden. Die sonst so eisige und beherrschte Attentäterin redete sich sichtlich in Rage und machte ihrem Unmut Luft. Ironischerweise war es nun Etara, die das verbale Gewitter mit stoischer Ruhe über sich ergehen ließ, auch wenn sie nicht verhindern konnte oder wollte, dass ihr Unterkiefer etwas mahlte. Als Spectre schließlich zum Ende kam, antwortete die Piratin erst einmal eine ganze Weile nicht und ließ das Gesagte unkommentiert im Raum stehen. Sekunden streckten sich zu einer gefühlten Ewigkeit und die Zimmertemperatur näherte sich den Verhältnissen auf Csilla an, bevor Etara schließlich kurz die Augen schloss, seufzte und den Nacken knacken ließ. Als sie ihre roten Augen wieder aufschlug, war sie bereits in Bewegung, mit zwei schnellen Schritten und den Reflexen und effizienten Bewegungen einer Straßenkämpferin überwand sie die Distanz zu der anderen Frau, streckte eine Hand aus und packte sie am Kinn, während sie ihrem Gesicht so nahe kam, dass Spectre ihren - bemerkenswert gleichmäßigen Atem - spüren konnte. Die Stimme der Schmugglerin war ruhig, aber gewürzt mit einer unüberhörbaren Schärfe, die diese Ruhe gefährlich wirken ließ.


"So. Das war also das. Schön, dass wir so offen miteinander reden können. Dann mache ich gleich mal weiter. Wenn Du der Ansicht bist, ich hätte es vermasselt, dann sprich es aus. Sag es mir direkt in Gesicht. Aber tue verdammt noch mal nicht so, als hättest Du ein Musterbeispiel an Professionalität abgegeben. Vielleiht haben die Imps uns von Anfang an verarscht. Vielleicht auch nicht. Aber eines weiß ich: Du warst drauf und dran, diesem Frischling in dem Moment die Augen auszukratzen, in dem ich ihn länger als zwei Sekunden angeschaut habe. Krieg diese elende Eifersucht in den Griff. Reiß Dich zusammen. Ich bin, wie ich bin, und ich gehöre niemanden. Nicht der Black Sun. Nicht Dir. Mein Weg ist meiner und Du kannst ihn entweder Seite an Seite mit mir gehen ober überhaupt nicht. Aber versuch nie, nie, nie wieder, mir Handschnellen anzulegen und mich in eine bestimmte Richtung zu ziehen. Das kann ich nicht ab. Nicht. Ein. Bisschen."


Etara verlieh ihren Worten Nachdruck, indem sie fester zudrückte und direkt in die Augen der anderen Chiss starrte. Hier gab es keine Zweideutigkeiten oder Missverständnisse, ihre Intentionen ließen an Deutlichkeit nicht zu wünschen übrig. Die Piratin hielt diese Haltung noch einige Augenblicke aufrecht, dann lockerte sie ihren Griff ein wenig und beugte sich nach vorne, um Spectre zu küssen. Wenn hier irgendwer irgendwem gehörte, dann sie ihr. Und auch daran hatte es keine Zweifel zu geben.


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- Kom-Nachricht an Etara -

"Ich hab hier gerade noch so ein Ding am Laufen und muss ein paar Typen in den Arsch treten. Zu kostenlosen Drinks sag ich aber grundsätzlich nie Nein. Eines meiner Prinzipien, du verstehst. Lass dich auf Nar Shaddaa nicht abknallen, ein paar Finger sind hier aktuell etwas nervös."

- Kom-Nachricht an Etara -
 
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