Da ist ein UFO (vermutlich gesteuert von Reptiloiden), das in Sachsen die Wälder entflammt für manche vermutlich eine bessere Erklärung, als ein menschgemachter Klimawandel.
Der Double-Facepalm war nicht ganz zufällig ausgewählt. Sicher, es ist schon sehr bescheuert, in ein Videoartefakt ein UFO rein zu deuten. Aber die schiere Menge an (bewusst) doofen Menschen zeigt, dass man vielleicht ganz grundsätzlich völlig neue Maßstäbe an die Methodiken der Öffentlichkeitsarbeit stellen sollte.
Es reicht nicht mehr, darauf zu hoffen, dass sich der gesunde Menschenverstand bei demokratischen Mehrheitsentscheidungen schon durchsetzen wird. Eine wesentliche Kontrollfunktion einer Demokratie an sich, nämlich eine informierte, selbstgewählte Entscheidung auf den Prinzipien von Moral, Ethik und Rationalität zu fällen, ist gerade auf dem Prüfstand. Wir sind derzeit sehr viel näher an dem Wahlkampfmodus der letzten Jahre der Weimarer Republik dran, als an den Tugenden der Logik, des Wissens und der Vernunft. Es reicht, ein paar reißerische Videos mit Click-Bait-Überschriften in den virtuellen Äther abzufeuern und schon wird man gemäß den Mechanismen hinter Werbung und Konsum GA-RAN-TIERT ein Publikum erreichen, das sich nur all zu gerne sogar noch von der allerletzten Grütze mit Wonne überzeugen lassen wird. Lagerdenken ist längst Teil der Gesellschaft und zwar Weltweit.
Ich denke, dass die bisherigen Methoden der Wissensvermittlung und der politischen Bildung mittels Leitmedien langsam, aber sicher versagen werden und dies angesichts der faktischen Konkurrenz sogar auch müssen. Es wäre vielleicht mal an der Zeit, ernsthafte Studien darüber anzustrengen, wie viele Informationen ein Mensch am Tag überhaupt sinnvoll aufnehmen kann. Ich merke es ganz klar an mir selbst, dass es deutlich angenehmer ist, eine konkret von mir benötigte Information zu googlen, anstatt mir vorher auf bloßen Verdacht hin ein breites Grundlagenwissen anzueignen, von dem ich einen Großteil aber ohnehin niemals nutzen werde. Ich persönlich weiß aber auch, dass Wissensfundamente am Ende den Experten vom Laien unterscheiden. Und damit sind wir dann auch direkt bei der Funktionsweise der Schulbildung angekommen. Es versteht sich IMHO von selbst, dass ein Smartphone ein ernstzunehmender Konkurrent zum Lehrer vorne am Pult ist. Die Unterrichtsstunde ist irgendwann vorüber und die Bestimmungsgewalt des Lehrpersonals über das eigene Smartphone in der Hosentasche endet dann spätestens mit dem Schultag am Tor, welches das Schulgelände von "der echten Welt" trennt. Wie soll man Zugang zu einem jungen Menschen erlangen, der nur darauf wartet, dass der Lehrer endlich die Klappe hält und die Pause verkündet, damit man sich die Dröhnung von Make-Up-Tipps, Witzbildchen, Binge-Watching und Drohnenflug-Tutorials geben kann?
Unter dem Strich denke ich, dass man, konkret auf den vorliegenden Fall bezogen, die Fliege im Bild lassen sollte ODER technisch gut genug sein muss, um derlei Artefakte komplett unkenntlich zu machen. JETZT ist die nächste Verschwörungstheorie geboren. Das wäre nicht geschehen, wenn man das Video noch 5 Minuten länger (und besser) bearbeitet hätte, oder man einfach NIX getan hätte und alle Menschen mit kurzer Aufmerksamkeit eben mit nem Käfer im Bild belastet. Von einem Leit-Medienformat im 21ten Jahrhundert, inmitten einer postfaktischen Mutation der Gesellschaft, MUSS so ein Gedankengang bei den Verantwortlichen einfach vorgekommen sein und die richtigen Konsequenzen gezogen werden. Der Zweite Facepalm ist also für die Verantwortlichen hinter der Kamera selbst.