[Buch/Film] Richard Adams: Watership Down

Wraith Five

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Medium: Buch
Sprache: britisches Englisch (mittelschwer)
Genre: nicht definierbar
zuerst erschienen: 1972
Seiten: 494
Autor: Richard Adams
Titel: Watership Down (Unten am Fluss; August 2002)

Ich sitze jetzt schon seit geschlagenen 10 Minuten vor dem Bildschirm und frage mich, wie ich anfangen soll. Da aber um 10 eine Dokumentation über Sherlock Holmes beginnt, nehme ich einfach diesen nichtsagenden Satz als Startpunkt (aber erzählt das keinem meiner Schüler, die wollen sonst alle eine Note besser ;)).

Watership Down beginnt damit, dass Fiver, der kleine Bruder von Hazel (alles Kaninchen, nicht, dass wir uns missverstehen), eine Vision hat, in der die ganze Sippe von Menschen vernichtet wird. Nur sehr wenige glauben ihm, und als das 'Chef-Kaninchen' sich gänzlich unbeeindruckt zeigt, zieht dieses knappe Dutzend unter Führung von Hazel alleine los, um sich eine neue Heimat zu suchen.
Das schaffen sie etwa zur Hälfte des Buches. Bis dahin erleben die Hasen (Verzeihung, Kaninchen) einige Abenteuer... doch lasst euch von diesem Begriff nicht in die Irre führen. WsD funktioniert auf drei Ebenen:
1. Abenteuer (eigentlich nur dazu da, um die diversen Elemente der anderen beiden 'Schichten' zu verbinden und um Hintergrund zu liefern; versteht mich nicht falsch, es ist äußerst spannend und hervorragend geschrieben, doch das wichtigste ist diese Ebene nicht)
2. Zeugnis der Grausamkeit der Menschen der Natur gegenüber und der Auswirkungen ihrer Intervention
3. Aneinanderreihung zahlreicher Allegorien, von denen manche mehrere Kapitel lang sind, andere nur ein paar Zeilen (z.B. stoßen die Kaninchen im Verlauf des Buches auf Efrafa, eine Kaninchensiedlung, in der das Chef-Kaninchen unumschränkter Führer (der Ausdruck ist natürlich Absicht) des Baus ist und durch seine starke Geheimpolizei durch Unterdrückung und Furcht herrscht)
Der letzten beiden Schichten wegen würde ich das Buch nicht für Jugendliche unter 15 Jahren empfehlen. Sicher ist da noch die erste, aber wenn man nur die versteht, ist das Buch nichts anderes als eine teilweise äußerst brutale Abenteuergeschichte, und das ist ja nicht der Zweck des Buches.

Da manche hier Tolkien als den größten Literaten des 20. Jdts. preisen, muss ich dies hier noch anfügen:
Richard Adams ist ein absoluter Meister seiner Sprache. Er hat sie vielleicht nicht studiert, aber vielleicht gerade deswegen ist sein Schreib-Stil bei weitem nicht so angestaubt (ich meine damit nicht evtl. altertümliche Wörter und Grammatik!) wie der eines gewissen Geschichts-Professors. Wenn man sich mal die Literatur der letzten hundert Jahre anschaut, so wird man kaum glaubwürdige Protagonisten finden als Adams' Nagetiere. Und: Adams kann sich seitenweise über die Vorzüge von Blumenkohl Karrotten gegenüber auslassen, und es wird trotzdem nicht langweilig... haben Sie das gehört, Mr. T?

An Sprachschwierigkeit entspricht WsD in etwa dem LotR, was bedeutet, dass ich das Buch niemandem empfehlen würde, der nicht mindestens den Englisch-Grundkurs im Gymnasium besucht hat. Natürlich sollte das alle Anderen nicht abhalten, im August bringt Heyne eine Neuauflage heraus, und in den meisten Bücherein sollte man die deutsche Ausgabe auch finden.

Und eins noch zum Schluss, sollte das nicht rüber gekommen sein: WsD ist definitiv Super-BLAU, eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe! Noch nicht mal Deborah Chester hat es mit Lucasfilm's Alien Chronicles geschafft, dass ich mich so in die Charaktere hineinversetzen und so mit ihnen mitleiden konnte -- und ich sage noch einmal, Adams' 'Helden' sind Kaninchen!


Medium: Film
Sprache: britisches Englisch (mittelleicht)
Genre: Zeichentrickfilm
erschienen: 1978
Länge: 92 Minuten
Titel: Watership Down, UK-DVD (Unten am Fluss)

Und, wie versprochen, habe ich heute den Film auf Englisch gesehen (die Übersetzung habe ich leider nicht auf Video, obwohl ich sie kenne, werde das aber nachholen, wenn's über die Feiertage kommt; ich empfehle übrigens jedem, der das hier liest, ebenfalls den Video-Rekorder anzuschmeißen).
Notwendigerweise musste er brutal gekürzt werden, wie sonst will man 500 Seiten in Anderthalb Stunden packen? Überraschenderweise blieb der Geist des Autors erhalten, und die wichtigsten Haltepunkte auf der Reise der Vierbeiner sind ebenfalls dabei. Dafür musste der Regisseur (gleichzeitig Drehbuchschreiber) zwar etwas tricksen (so wird Holly z.B. nicht erst von Hazel nach Efrafa geschickt, sondern war schon dort, als er vor Watership Down auf die Sippe trifft), aber solange es funktioniert...
Und, von diesen minimalen Änderungen abgesehen, gibt es keine (soll's geben, gell, Herr Jackson?).
Wenn man das Buch nicht kennt, muss man den Film sicher mehrmals sehen, um den ganzen Symbolismus an jeder Stelle zu begreifen, aber wenigstens tut man's dann schließlich (wieder ein Seitenhieb zu einem gewissen Film, der heute/morgen Nacht hoffentlich fast ganz leer ausgehen will, hehehe).

Die Stimmen sind sehr gut besetzt (auch im Dt., wenn mich meine Erinnerung nicht trügt; Näheres dann nach den Feiertagen) und passen haargenau auf die jeweiligen Charaktere (auch auf Silver, Blackberry und die anderen Nebencharaktere, die im Film leider etwas flach rauskommen).

Nun gibt es, wie ich seit kurzem weiß, auch eine TV-Serie. Und zufälligerweise habe ich vor einer Woche eine Folge gesehen (damals hatte ich WsD schon, jedoch noch nicht gelesen).
Nun ist WsD so in Kapitel geteilt, dass man daraus wirklich gut eine Serie machen könnte, ohne irgend etwas zu ändern. Genau das war - zumindest in dieser einen Episode - leider er Fall: Pipkin wird von Woundwort enftührt, Campion (im Buch eine Art Baron Fel, im Film Woundworts blutrünstigser und loyalster Gefolgsmann) wird zum Verräter an Efrafa... von der Qualität der Animation ganz zu schweigen. Vielleicht werd ich mir noch mal eine Folge antun, ich bezweifle aber, dass mir die besser gefallen wird...
 
Als ich klein war hab ich mir imer den Film angeschaut. Die Serie find ich aber gar nicht soo übel. (ich weiss ich bin kindisch) und Campion läuft doch später zu Hazel (oder so..) über, oder täusche ich mich da?
 
Original geschrieben von Darth Mizuno
Als ich klein war hab ich mir imer den Film angeschaut. Die Serie find ich aber gar nicht soo übel. (ich weiss ich bin kindisch)
Wieso das? Ich sehe mir sehr gerne Kinderfilme und -serien an (wobei ich noch einmal betonen will, dass, bloß, weil etwas ein Zeichentrickfilm ist, es nicht gezwungenermaßen auch nur für Kinder sein muss).

und Campion läuft doch später zu Hazel (oder so..) über, oder täusche ich mich da?
Das schloss ich zumindest aus dieser einen Folge (und das ist imho schon eine ziemlich tiefgreifende Änderung)...
 
Das Buch habe ich (bis Jetzt) noch nicht gelsesen. Daher fallen mir die Veränderungen gar nicht auf. Hab das Buch schon seit ewigkeiten zu Hause rumstehen, aber noch nichteinmal angefangen zu lesen. (Sollte ich vielleicht mal mahen, oder? ;) ) Das mit dem schwarzen Kanninchen des Todes hab ich nähmlich (im Film) nicht so ganz gerafft.

Damit das Zeichentrickfilme nicht nur Kinderram sind stimme ich dir zu. Man sollte nur mal an Filiday (ich hab vergessen wie das geschreiben wird...naja, ich meine das mit dem "Katzendedektiv") denken, der ist gewiss nichts für Kinder. Mal von den etlichen Animes abgesehen z.B Neon Genesis Evangelion: Das könnte zwar ein Kind sehen, aber verstehen würde es wahrscheinlich nicht sehr viel.
 
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