Diskriminierung - wie gefährlich ist oder kann diese werden?

Scytale Mentel

Militärpate | Imperialer Captain
Definition "Diskriminierung" seitens Wikipedia, abgerufen am 01.08.2018: https://de.wikipedia.org/wiki/Diskriminierung#

"Diskriminierung bezeichnet eine Benachteiligung oder Herabwürdigung von Gruppen oder einzelnen Personen nach Maßgabe bestimmter Wertvorstellungen oder aufgrund unreflektierter, z. T. auch unbewusster Einstellungen, Vorurteile oder emotionaler Assoziationen."
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Ich habe mir erst kürzlich Online-Artikel zum Thema 'Rassismus' bei ZeitOnline durchgelesen. [https://www.zeit.de/serie/alltag-rassismus] und habe mir zum wiederholten Male eine Frage gestellt, die mich schon seit längerem beschäftigt. Viele Berichterstattungsunternehmen (Radio-Sender, Fehrnsehsender, Zeitungen, Zeitschriften, etc...) nennen in ihren Berichten über Gewalttaten nebem dem Geschlecht und dem Alter auch in der Regel die Staatsangehörigkeit beziehungsweise das Herkunftland des Täters.

Wenn ich jetzt aber genau hinhöre, wirkt es auf mich, dass bei Deutschen niemals "der Täter mit deutscher Staatsangehörigkeit..." erfolgt. Schüren damit die Berichterstatter nicht immer wieder indirekt die Aussage "dass alle Ausländer gewalttätig seien"? Verknüpfen junge Menschen dadurch nicht von klein auf die eben genannte Assoziation und erschaffen wir 'Verantwortlichen' mit diesem Verhalten nicht automatisch Vorurteile, die wir dann im Laufe der Jahre wachhalten und bestätigen?

Jugendliche, aber auch Grundschüler werden zwar nicht immer eine Zeitung anrühren oder ein Radio laufen haben, aber sie hören Musik, und zwar nicht wenig. Eines der beliebtesten Genres auf deutschen Schulhöfen ist Rap, der in Subgenres sehr breit aufgestellt ist - ebenso wie Metal und weitere "Ober"-Musikrichtungen.
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Definition "Gangsta-Rap" seitens Wikipedia, abgerufen am 01.08.2018: https://de.wikipedia.org/wiki/Gangsta-Rap:

"Gangsta-Rap ist ein Genre der Rapmusik, das gewaltorientiert und (mittlerweile) klischeehaft das Lebensumfeld eines Gangsters – im Sinne von „Mitglied einer (Jugend-)Gang“ – beschreibt."
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Sicher, jeder hat seinen Musikgeschmack und möglicherweise ist auch nicht jede Zeile ernst gemeint, aber ich finde es bedenklich, dass bereits Grundschüler sich diese Musik anhören. Fakt ist, solche jungen Leute haben einen anderen Bezug zur Realität als geistig gereifte Menschen. Sie sind stark beeinflussbar, nehmen die Worte auf, verstehen sie als Ernst und nicht wie möglicherweise ursprünglich gedacht, als Unterhaltung. Als Kunst seitens der Texter und Rapper. Wie sehr prägen gewaltverherrlichende/sexistische/homophobe Textzeilen die Zukunft dieses Landes? Werden sie es ausblenden, werden sie diese Aussagen aktiv und offen leben? Schwer abzuschätzen, doch gänzlich unbefleckt wird es nicht sein. So etwas ist einfach schlicht nicht möglich. Wichtig ist, wie wir darauf reagieren.

Natürlich ist das eine etwas "direkte" Art der Diskriminierung - doch sie existiert auch im Alltag. Seien es spezielle Blicke zum Gast im Restaurant, nur weil er fremdländisch wirkt, nicht gut Deutsch spricht oder dergleichen, bis hin zum Ignorieren einer ganzen Person bei einer Wohnungsbesichtigung.¹

Doch was machen wir gegen Diskriminierung? Provozieren wir eine Abschottungspolitik gegenüber allem Neuen, allem erst Fremdwirkenden? Oder beginnen wir aufzuklären, versuchen unser Bestes um Diskriminierung von Kindesbeinen an dem Nachwuchs abzugewöhnen, damit sie direkt erkennen: Das ist falsch!
Immerhin ist es doch gesetzlich in Artikel 3 des Deutschen Grundgesetzes festgeschrieben: "Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden." https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_3.html, abgerufen am 01.08.2018.

Wie lange dauert es, bis diese Diskriminierung offener und gesellschaftsfähiger wird? Wie lange dauert es, bis sie in Hass und darauffolgend blinder Gewalt umschlägt? Oder aber ist dies bereits geschehen? Woher kommt diese Wut, die die letzten Jahre Deutschland und die westliche Welt überrollte und dem Nationalismus Feuer gab?²


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Anmerkung des Autors:
¹: Tatsächlich ist dies bei einem Verwandten von mir geschehen. Die Wohnung wurde anschließend nicht gekauft und das Paar reichte schriftlich eine Beschwerde beim Immobilienbüro ein. Was mit der Maklerin geschah, ist mir oder den beiden Personen nicht weiter bekannt.

²: Für kommende Diskussionen empfehle ich die Einhaltung der allgemeinen Netiquette und der Forenregeln, die hier nachgeschlagen werden können.

Da ich wenig Erfahrung und oder ebenso wenig Wissen habe, bin nicht auf Themen wie Sexismus und die Gleichstellung der Geschlechter/andere Themen zur 'Diskriminierung' eingegangen. Alle hier getätigten Aussagen entsprechen meiner Meinung.
 
Viele Berichterstattungsunternehmen (Radio-Sender, Fehrnsehsender, Zeitungen, Zeitschriften, etc...) nennen in ihren Berichten über Gewalttaten nebem dem Geschlecht und dem Alter auch in der Regel die Staatsangehörigkeit beziehungsweise das Herkunftland des Täters.

Gemäß dem Pressekodex ist die Nennung der Herkunft/Staatsangehörigkeit eigentlich nur dann legitim, wenn diese Information im Zusammenhang mit der Tat steht.

Mittlerweile folgen einige Redaktionen dieser Maxime nicht mehr (oder folgten ihr wie beispielsweise die BILD nie,), weil man damit mehr Auflage macht bzw. Klickzahlen erreicht.

Grundsätzlich ist das Beispiel also nicht ganz so passend.

Grüße,
Aiden
 
@Agustin Prada

Wenn ich mir wie gesagt manche Texte des Gangsta-Rap ansehe, dann beschreiben die Zeilen, besonders im Deutschrap, die Androhung von Gewalt, Drogenkonsum und zum Teil auch Homophobie / Religionsablehnung. Viele Menschen können Fiktion und Realität auseinanderhalten. Aber solche Musik wird nicht nur von solchen konsumiert, sondern auch von Jugendlichen und Kindern. Sie hören es sich Anscheinend gerne an, weil es ihrem Musikstil entspricht - aber legitimiert die ständige Wiederholung dieser Themen nicht auf Dauer die Anwendung von Gewalt gegenüber anderen? Führt es auf Dauer nicht zu einer Art Verrohung der Sprache und des Verhaltens?

Ich bestreite nicht, dass es auch Rap gibt, der diese Themen nicht aufgreift, doch gerade dieses Genre des 'Deutsch-Gangsta-Rap' scheint aus meiner Erfahrung sehr beliebt auch bei jüngeren Schülern zu sein.

Ich weiß nicht ob es z.T. am 'DGR' liegt oder ob es einfach in Mode gekommen ist, aber viele der jüngeren Schüler können 'Ich' nicht mehr richtig aussprechen und sagen stattdessen "Isch". Sollte das hier komplett vom Thema abweichen, dann ignoriert es, wollte ich aber mal ansprechen :)

@Aiden Thiuro

Inwiefern legitim? Was spielt es denn für eine Rolle, woher der oder die Täterin stammt? Ich sehe da keinen Sinn, die Nationalität zu nennen, denn im Endeffekt kann es nur Vorurteile schüren. Das ist also, wie du gesagt hattest, für höhere Auflagen und Klickzahlen. Aber, ist das dann noch Journalismus wenn man immer nur das berichtet, was gerade am meisten Auflage bringt?

Freundliche Grüße

Scytale


EDIT: Sollte ich hier Fakten behaupten, die ich aufgrund meiner Informationen für richtig halte aber diese in Warheit falsch sind, so bitte ich freundlichst um Korrektur :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Latente, unterschwellige, "ist doch gaaaar nicht soooo gemeint"-Diskriminierung ist ziemlich gefährlich. Sie findet nämlich Resonanz:

der_eigentor.jpg


Quelle: https://www.focus.de/politik/focus-titel-der-eigentor_id_9326138.html

Hier läuft diese widerwärtige Masche über ein vermeintliches Unvermögen zur korrekten Benutzung der deutsche Sprache ab, die einem ehemaligen Nationalspieler mit deutscher Staatsbürgerschaft unterstellt wird. Das ist an sich schon total absurd und die Leute, die so etwas feiern, lassen natürlich nicht lange auf sich warten.

Das wirklich erbärmliche an dieser Sache ist nämlich, dass ein Mesut Özil in einem Interview direkt nach einem Spiel rein sprachlich gesehen immer noch eine deutlich bessere Figur macht, als so manch anderer Fußballspieler:


 
Sie hören es sich Anscheinend gerne an, weil es ihrem Musikstil entspricht - aber legitimiert die ständige Wiederholung dieser Themen nicht auf Dauer die Anwendung von Gewalt gegenüber anderen? Führt es auf Dauer nicht zu einer Art Verrohung der Sprache und des Verhaltens?

Tolles Thema! Zum Rap und der einhergehenden Verrohung: Da besteht mMn kein direkter Zusammenhang. Menschen hören keine Musik und verändern daraufhin ihr Verhalten, so einfach kann der Mensch zum Glück nicht manipuliert oder konditioniert werden. Ich habe in meiner Jugend, auch wenn dieses Bsp. subjektiv statt repräsentativ ist, u. a. Body Count gehört und bin auch nicht zum Polizistenmörder geworden. Die meisten Jugendlichen können sehr wohl ihren Konsum reflektieren und auch Ironie bzw. Kunstrollen von tatsächlichem Verhalten unterscheiden. Oft dient ihnen diese Musik als Form der Abgrenzung oder "Rebellion" gegen die Welt der Erwachsenen, oder sie nehmen sie nicht ganz ernst.
Das viel größere Problem ist, in punkto Gewalt bzw. Diskriminierung, das Elternhaus und der Freundeskreis. Diese haben einen viel, viel größeren Einfluss auf das Verhalten und die Ansichten von Jugendlichen. Dieser kann, je nach Maßstab natürlich auch positiv sein. ;-)
Das Problem mit dem "isch" ist sehr marginal. Die meisten Benutzer dieses "Personalpronomens" können je nach Gesprächspartner auch zum "ich" switchen. Außerdem ist Sprache lebendig, vielleicht sagen in ein paar Jahren alle nur noch isch und dann hat sich dieses "Problem" von selbst erledigt.

Ich glaube @icebär hat hier auf das eigentliche Problem verwiesen. Rassismus und Nationalismus sind Gesellschaftsfähig geworden. Dies funktioniert leider durchaus als Multiplikator. Was früher nur hinter vorgehaltener Hand oder im eigenen Dunstkreis gesagt wurde, wird heute offen und öffentlich ausgesprochen und hat auch Einzug in die Politik gefunden und damit meine ich nicht nur die AfD.
 
Wie tief ist dann unsere Gesellschaft bitte schön gesunken? Es ist einach unfassbar, dass Nationalismus und Rassismus salonfähig geworden sind, insbesondere im Hinblick auf die Zeit des Nationalsozialismus - doch wo wird dagegen groß angegangen?

An meiner ehemaligen Schule war das Zertifikat "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" im Eingangsbereich angebracht. In meinen 6 Jahren auf dieser Schule gab es keine einzige Aktion, die diese Aussage unterstützt oder das Bewusstsein gegen Rassismus stärkt. Ich weiß nicht, ob sich schlicht kein Lehrer dazu bereit erklärt hat, da etwas zu organisieren - aber an Schulen sollte doch mit Aufklärung begonnen werden und das am Besten mit staatlicher Unterstützung.
 
Wie tief ist dann unsere Gesellschaft bitte schön gesunken? Es ist einach unfassbar, dass Nationalismus und Rassismus salonfähig geworden sind, insbesondere im Hinblick auf die Zeit des Nationalsozialismus - doch wo wird dagegen groß angegangen?

An meiner ehemaligen Schule war das Zertifikat "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" im Eingangsbereich angebracht. In meinen 6 Jahren auf dieser Schule gab es keine einzige Aktion, die diese Aussage unterstützt oder das Bewusstsein gegen Rassismus stärkt. Ich weiß nicht, ob sich schlicht kein Lehrer dazu bereit erklärt hat, da etwas zu organisieren - aber an Schulen sollte doch mit Aufklärung begonnen werden und das am Besten mit staatlicher Unterstützung.

Dieses Zertifikat wird nur verliehen, wenn man in dieser Richtung als Schule aktiv ist. Von daher gehe ich davon aus, dass auch deine Schule/Lehrer nachweislich etwas gegen Rassismus unternommen oder ihm präventiv entgegengewirkt haben. Solche Aktionen werden dann aber nicht immer als solche, mit Bezug auf dieses Siegel, kommuniziert. Das kann schon im Kleinen anfangen, z. B. die Küche einer anderen Region im Kochunterricht thematisieren. Im Geschichtsunterricht ist die Auseinandersetzung mit dem NS-Regime, dem Nationalismus und auch aktuellerer Formen des Neonazismus curricular verankert. Sollte das bei dir tatsächlich nicht im Unterricht stattgefunden haben, was ich stark bezweifel, hätte die Schule bzw. deine Lehrer gegen die Landesvorgaben gehandelt. Falls dem so war, hättest du sie darauf hinweisen können.
 
Was sich im schlimmsten Fall aus Diskriminierung ergeben kann sieht man an der Geschichte des dritten Reiches.
Aber das ist natürlich die extremste Form. Auch weit davor hat es schon große Auswirkungen. In Deutschland gibt es eine strukturelle Diskriminierung von Menschen, die tatsächlich oder scheinbar von woanders sind, Muslime, Geschlecht und Behinderung. Das führt dazu, dass diese Menschen nicht die gleichen Chancen im Leben haben. Das wiederum führt dazu, dass die Menschen an den Rande der Gesellschaft gedrängt werden. Das inaktzeptabel.

Entsprechende Einstellungen werden sicherlich nicht nur durch einen Faktor begünstig, sondern durch eine ganze Reihe. Diskriminierung bekämpfen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
 
Definition "Diskriminierung" seitens Wikipedia, abgerufen am 01.08.2018: https://de.wikipedia.org/wiki/Diskriminierung#


Wenn ich jetzt aber genau hinhöre, wirkt es auf mich, dass bei Deutschen niemals "der Täter mit deutscher Staatsangehörigkeit..." erfolgt. Schüren damit die Berichterstatter nicht immer wieder indirekt die Aussage "dass alle Ausländer gewalttätig seien"? Verknüpfen junge Menschen dadurch nicht von klein auf die eben genannte Assoziation und erschaffen wir 'Verantwortlichen' mit diesem Verhalten nicht automatisch Vorurteile, die wir dann im Laufe der Jahre wachhalten und bestätigen?
Inzwischen wird auch häufig dazu genannt, wenn es sich um einen Täter mit deutscher Staatsangehörigkeit handelt. So oder so ist es keine Form von Diskriminierung, wenn die Staatsangehörigkeit genannt wird.
Hier ist außerdem zwischen Vorurteilen und Diskriminierung zu trennen. Das sind zwei unterschiedliche Themen, zwei unterschiedliche Sachen.
Hierzu gibt es einen interessanten Artikel, der näher beschreibt, was diese beiden Dinge und Stereotype sind.

Ich weiß nicht ob es z.T. am 'DGR' liegt oder ob es einfach in Mode gekommen ist, aber viele der jüngeren Schüler können 'Ich' nicht mehr richtig aussprechen und sagen stattdessen "Isch".
Beachte hier bitte, woher die Leute kommen bzw. welchen Dialekt sie nutzen. Hier bei mir in meiner hessischen Umgebung ist es völlig normal, dass "ich" mit "sch" ausgesprochen wird. Mit Verrohung der Sprache muss das nicht immer zusammen hängen.



Menschen hören keine Musik und verändern daraufhin ihr Verhalten, so einfach kann der Mensch zum Glück nicht manipuliert oder konditioniert werden.

Diese Aussage halte ich nicht für zutreffend. Nicht umsonst werden Psychologen beauftragt zu überlegen, mit welchem Methoden man Menschen zum Beispiel länger in einem Kaufhaus behalten kann. Das geht auch über Musik, damit sich der Kunde wohler fühlt (https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/einkaufen-mit-musik-gegen-online-shopping-1.2517897). Musik wird therapeutische Kraft zugeschrieben. Melodien sind es, die "die uns auf so einfache Weise mit Glück erfüllen können, die derart präsent sind und einen so großen Einfluss auf unser Leben" (https://www.zeit.de/zeit-wissen/2012/01/Psychologie-Musik).
Musik kann man für ziemlich vieles nutzen, Konzentration steigern etc. Warum sollten Liedtexte einen dann nicht beeinflussen? Wenn ich als Kind immer höre, dass ich nichts wert bin, werde ich das als Erwachsener vermutlich nicht anders sehen. Mit Musik ist es, so denke ich, nicht sehr viel anders. Ein Beispiel, an dem du den Einfluss von Musik selbst testen kannst: Schalt mal den Ton in bestimmten Filmszenen ab, die besonders eindrücklich sind und guck, ob und wie stark dein Gefühl dann noch beeinflusst wird.


Wie tief ist dann unsere Gesellschaft bitte schön gesunken? Es ist einach unfassbar, dass Nationalismus und Rassismus salonfähig geworden sind, insbesondere im Hinblick auf die Zeit des Nationalsozialismus - doch wo wird dagegen groß angegangen?
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Na ja, wenn das an deiner Schule nicht der Fall war, ist das aber nicht auf das Gesamtbild zu übertragen.
Das AGG (Allgemeine Gleichstellungsgesetz) zum Beispiel trat 2006 in Kraft, "das den Schutz vor Diskriminierung aus rassistischen Gründen oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität durch private Akteure (z. B. Arbeitgeber, Vermieter, Anbieter von Waren und Dienstleistungen) umfassend regelt" (http://www.antidiskriminierungsstel...echt_und_gesetz/DasGesetz/dasGesetz_node.html)
Also wird hier auf juristischer Ebene schon was getan, was ich durchaus als "groß" bezeichnen würde.

Dann gibt es da noch die "No hate speech" Kampagne, die europaweit gegen Hassreden einsetzt.
#Ichbinhier wäre eine weitere Bewegung, die sich auch mit diesen Themen beschäftigt.
Es gibt neben der Antifaschistischen Bildungsinitiative e.V. immer wieder Fortbildungen zum Thema Nationalismus und Rassismus. Ausflüge in KZs kommen ja auch nicht von ungefähr.
 
Diese Aussage halte ich nicht für zutreffend. Nicht umsonst werden Psychologen beauftragt zu überlegen, mit welchem Methoden man Menschen zum Beispiel länger in einem Kaufhaus behalten kann. Das geht auch über Musik, damit sich der Kunde wohler fühlt (https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/einkaufen-mit-musik-gegen-online-shopping-1.2517897). Musik wird therapeutische Kraft zugeschrieben. Melodien sind es, die "die uns auf so einfache Weise mit Glück erfüllen können, die derart präsent sind und einen so großen Einfluss auf unser Leben" (https://www.zeit.de/zeit-wissen/2012/01/Psychologie-Musik).
Musik kann man für ziemlich vieles nutzen, Konzentration steigern etc. Warum sollten Liedtexte einen dann nicht beeinflussen? Wenn ich als Kind immer höre, dass ich nichts wert bin, werde ich das als Erwachsener vermutlich nicht anders sehen. Mit Musik ist es, so denke ich, nicht sehr viel anders. Ein Beispiel, an dem du den Einfluss von Musik selbst testen kannst: Schalt mal den Ton in bestimmten Filmszenen ab, die besonders eindrücklich sind und guck, ob und wie stark dein Gefühl dann noch beeinflusst wird.
Für eine emotionale Beeinflussung kann Musik, meist Instrumentalmusik, wunderbar verwendet werden, da stimme ich dir zu. Jedoch bezweifel ich stark, dass das alleinige hören von G-Rap Menschen kriminell oder rassistisch macht. Wenn die Veranlagungen durch Erziehung oder Peergroup geprägt, bzw. geschaffen worden sind kann eine weitere Auseinandersetzung mit prorassistischem Inhalt dieses Verhalten verstärken. In diesem Fall sucht der jenige Mensch aber nach diesen Medien: Musik, Film, Literatur, Soziale Netzwerke und Internetplattformen. Um so etwas komplexes, wie die politische Gesinnung zu bilden und zu prägen bedarf es mehr als nur Musik.
Das Problem mit diesen Studien ist, dass man oft nicht sagen kann, was die Aktion und was die Reaktion ist (wie man hier gut sehen kann). Hört jemand Musik mit rassistischen Inhalten weil er Rassist ist oder ist er Rassist, weil die Musik ihn dazu gemacht hat. Das lässt sich mit empirischen Studien eigentlich kaum darlegen. Hierfür müsste man ein Verhaltensexperiment machen. Ähnliche Beispiele gibt es ja für Shooter zu genüge.

Beachte hier bitte, woher die Leute kommen bzw. welchen Dialekt sie nutzen. Hier bei mir in meiner hessischen Umgebung ist es völlig normal, dass "ich" mit "sch" ausgesprochen wird. Mit Verrohung der Sprache muss das nicht immer zusammen hängen.

Du musst von den Mittel- oder Südhessen reden, die Nordhessen sagen: ich! Aber die Südhessen sind in der Tat ein sehr nettes Völkchen und sagen immer alles frei heraus! :inlove:
 
Wenn ich mir wie gesagt manche Texte des Gangsta-Rap ansehe, dann beschreiben die Zeilen, besonders im Deutschrap, die Androhung von Gewalt, Drogenkonsum und zum Teil auch Homophobie / Religionsablehnung. Viele Menschen können Fiktion und Realität auseinanderhalten. Aber solche Musik wird nicht nur von solchen konsumiert, sondern auch von Jugendlichen und Kindern. Sie hören es sich Anscheinend gerne an, weil es ihrem Musikstil entspricht - aber legitimiert die ständige Wiederholung dieser Themen nicht auf Dauer die Anwendung von Gewalt gegenüber anderen? Führt es auf Dauer nicht zu einer Art Verrohung der Sprache und des Verhaltens?

Gangster Rap beschreibt und verarbeitet aber nun mal nicht selten Situationen im Alltag, mit denen Menschen aus allen möglichen Generationen und Nationalitäten in sozialen Brennpunkten konfrontiert werden. Ich sehe darin nichts schlechtes, wenn man über das Leben erzählt, von dem wahrscheinlich weder du noch ich in Deutschland viel mitbekommen. Dort spricht man halt so und benimmt sich so. Und deshalb ist es authentisch, das ganze musikalisch zu verarbeiten und genau deshalb wurde dieses Genre auch in Amerika so erfolgreich. Ich kann genauso sagen, dass Gangsterfilme gefährlich sind, weil da eigentlich auch nichts anderes passiert. Natürlich gibt es auch diese verwöhnten Kinder aus der Oberschicht, die das ganze hören und nicht einmal im Ansatz verstehen, worum es in den Texten eigentlich geht. Stattdessen legen sie sich die Musik aus, wie es ihnen passt, und dann treten die Probleme auf, mit denen du wahrscheinlich oft konfrontiert wirst. Viel eher bekomme ich aber das kotzen, wenn ich sehe, wie die Kinder heutzutage nur noch auf Youtube herumhängen und ständig diese Hampelmänner dort nachplappern und sich dabei toll fühlen. Früher hat man noch Kinderserien im Fernsehen geschaut, heute irgendwelche Lets Plays und peinliche ‚Pranks‘, was mMn die Jugend wirklich negativ beeinflusst. Ich habe aber z.B auch eine Abneigung gegenüber depressiver Musik und sehe überhaupt keinen Sinn darin und sogar große Gefahr. Keine Ahnung, was für Botschaften darin vermittelt werden sollen, außer dass das Leben scheiße ist und es mir ach so schlecht geht. Die Künstler verdienen damit einen dicken Batzen Geld, mit den Emotionen ihrer Zuhörer zu spielen (ich meine die, die nicht nur die Musik an sich gut finden) und nutzen diese schamlos aus. Das finde ich bei Weitem widerwärtiger, als Musik darüber zu machen, wie es ist es auf der Straße zu überleben und sich durch die Musik aus dem Elend zu befreien.
 
Als wenn hier irgendeiner auf der Straße überleben müsste. Klar die Hintergründe und Anfänge des ganzen Rap hatten viel mit realen Problemen zutun und verarbeiteten gesellschaftliche und soziale Konflikte aber genau wie die ganzen Schnulzensongs über Liebe, verarbeitet lange nicht jeder Interpret tatsächlich sein Leben und Erfahrungen. Das ganze Thema ist ziemlich komplex, ich finde allerdings diese Verteidigungshaltung beim Rap mittlerweile etwas unfreiwillig komisch. Das sind nicht alles missverstandene Künstler und da wird auch nicht ständig irgendein hartes Leben verarbeitet. Da gibts Leute die haben ganz normal ihr Abitur gemacht und da gibt es Leute die einfach nur Geld mit etwas verdienen wollen was sie können, zumeist in schneller Abfolge Texte zu reimen, die mit Kraftausdrücken durchsetzt sind. Unterschiede erkennt man nämlich schon recht gut, wenn man sich mal Musik aus dem Genre vor einigen Jahrzehnten mit dem was hier so in den 00ern richtig groß und bekannt wurde vegrleicht. Das ist ein ziemlicher Unterschied wie Tag und Nacht.

Letztendlich sehe ich aber auch keinen Grund nun gleich zu behaupten dass ein kausaler Zusammenhang zwischen Musik und Gewalt besteht. Es sind viele Faktoren involviert, natürlich allen voran das engste Umfeld. Ich sehe aber schon einen Unterschied zwischen dieser speziellen Musik und Videospielen oder Horrorfilmen, der in den Texten liegt. Es ist nicht viel anders wie bei Reality Dokus, wenn Stereotype abgespult werden und da lange nicht alle Interpreten auch tatsächlich eine Rolle spielen, sondern eben wirklich das vertreten was sie so Rappen, ist es eben auch deutlich schwerer den Inhalt nicht eben als ernstgemeinte ideologische Äußerung zu interpretieren. Dagegen finde ich es recht irritierend, auf Youtube oder Let's Plays zu zeigen, klar sind da Idioten aktiv (Stichwort Logan Paul) aber die überwiegende Mehrheit sind harmlos und Let's Plays sowieso. Das ist schon etwas anderes als selbstverständlicher Sexismus, Homophobie und Gewaltrelativierung (die gewöhnliche Gewaltverherrlichung alà Horrorfilme ist ja gemeinhin nie verknüpft mit einer Botschaft, dass es tatsächlich okay wäre irgendjemanden einfach mal in die Fresse zu geben).

Von demher sehe ich die Musik schon als deutlich größeren Faktor als Medien sonst aber letztendlich bleibt es, dass tatsächlich entscheidend alles andere ist. Wenn Eltern oder allgemein das direkte Umfeld Kindern nicht von Anfang an beibringt, dass Menschen die nicht genau so sind wie man selbst trotzdem zu respektierende, normale Menschen sind, egal ob sie schwul oder weiblich oder schwarz sind, dann ist es völlig egal ob man so eine Musik hört oder nicht, das Inviduum wird es wohl schwerer haben aus so einem Umfeld auszubrechen und rational zu denken.

Ich denke es kommt immer zum Problem, wenn es an dem "Gewissen" fehlt, Eltern, Freunde, auch andere Medien die einen erinnern wie es wirklich ist. Der Fokus bspw. nimmt genau dieselbe Rolle ein wie die Musik - die Bestätigung. Die Echo-Kammer. Mal ganz stilisiert und verienfacht, die Eltern sagen Gruppe X steht unter mir. Ich fange an zu denken, vielleicht steht diese Gruppe X wirklich unter mir. Dann konsumiere ich Medien, die genau diese Ansicht bestätigen und ich umgebe mich mit Freunden, die das auch glauben. Das Mantraartige wiederholen einer diskriminierenden Ansicht, verfestigt selbige bis sie zu einem Kern meiner Persönlichkeit wird, den herauszubekommen unendlich schwer wird. Während ich der Meinung bin, dass man in der Kunst ziemlich weit gehen können sollte, sieht es ganz anders aus bei der Presse. Hier kann man sich nicht mehr mit "Verarbeitung von Erfahrungen" rausreden, nicht damit dass man eine Story erzählen will. Und auch der enge Freundeskreis, Eltern, Familie und Bekannte können sich nicht herausreden, gerade Eltern nicht die eine direkte Verantwortung als Erziehungsberechtigte haben.
 
Als wenn hier irgendeiner auf der Straße überleben müsste.

Ich glaube, du weißt was ich damit meine. Nicht das Dasein als Obdachloser (wobei es sogar in dem Fall teilweise zutrifft), sondern „Straße“ im kriminellen Slang. Willst du auch leugnen, dass es sowas gibt?

Da gibts Leute die haben ganz normal ihr Abitur gemacht und da gibt es Leute die einfach nur Geld mit etwas verdienen wollen was sie können, zumeist in schneller Abfolge Texte zu reimen, die mit Kraftausdrücken durchsetzt sind.

Ja, die gibt es auch. Und jetzt?

Unterschiede erkennt man nämlich schon recht gut, wenn man sich mal Musik aus dem Genre vor einigen Jahrzehnten mit dem was hier so in den 00ern richtig groß und bekannt wurde vegrleicht. Das ist ein ziemlicher Unterschied wie Tag und Nacht.

Ja, weil es kommerziell und massentauglich geworden ist. Und wenn das junge Leute dazu ermutigt, keine Drogen mehr zu dealen, sondern sich in der Musik zu versuchen, dann ist das auch gut so.

Dagegen finde ich es recht irritierend, auf Youtube oder Let's Plays zu zeigen, klar sind da Idioten aktiv (Stichwort Logan Paul) aber die überwiegende Mehrheit sind harmlos und Let's Plays sowieso. Das ist schon etwas anderes als selbstverständlicher Sexismus, Homophobie und Gewaltrelativierung (die gewöhnliche Gewaltverherrlichung alà Horrorfilme ist ja gemeinhin nie verknüpft mit einer Botschaft, dass es tatsächlich okay wäre irgendjemanden einfach mal in die Fresse zu geben).

Rap wird aber nicht für Kinder gemacht. Lets Plays und andere peinliche YT-Formate zielen hingegen genau darauf ab. Gangsterrapper führen ihr Publikum im Optimalfall in einen auf reellen Tatsachen basierenden Film, genauso wie wir das bei der Pate, Scarface, Gomorrha usw auch kennen. Da regt sich aber niemand auf, wobei genau DAS meistens nicht einmal ansatzweise so authentisch ist, weil die Akteure im Filmbusiness oft keine Ahnung davon haben, wie es in der Realität aussieht.
 
Ne, aber vielleicht ein Tupac, Notorious BIG oder Kendrick Lamar. Aber nur vielleicht.

Und wie kann man ZU „Gangster“ sein, um eine Freiheitsstrafe anzutreten. Was für nen „Gangster“ kennst du denn, der das machen würde? :kaw:
 
Zuletzt bearbeitet:
@Augustin
Ich leugne sicher nicht dass es schwierigere Gegenden gibt aber die Straße im kriminellen Slang ja. Und ja das habe ich auch so verstanden, ich dachte nicht nur an Obdachlose, nur eben auch. Deutschland ist nicht gleichzusetzen mit den USA, wo es ziemlich üble Ghettogebiete mit weitverbreiteter Perspektivlosigkeit, eingeteilt in Gangebiete mit Drive-by Shootings. Entsprechend gibt es hier auch nicht viel zu verarbeiten. Nicht viel heißt wie gesagt nicht absolut gar nichts, sondern nur eben marginal. Und das führt dann eben zwangsläufig dazu, dass es Interpreten gibt, die eben nichts verarbeiten, sondern ideologischen Quatsch verbreiten um Geld zu machen. Von mir aus können sie das, ich halte es aber eben für genauso richtig das zu kritisieren. Den Teil mit den Drogen verstehe ich dabei nicht, Dealen und Musikmachen kann man doch gleichzeitig, das ist doch keine Entweder-Oder Entscheidung. Wenn Rapper Filmempfehlungen abgeben, vor Drogen warnen und Co. ist das natürlich super aber Scarface und Co. sind schon Filme und haben auch schon eine ziemlich klare Botschaft.

Dagegen sehe ich nicht, was man großartig an Let's Plays kritisieren will. Die einen propagieren Diskriminierung, die anderen spielen einfach nur Videospiele und lassen sich dabei zusehen. Ein Unterschied wie Tag und Nacht.
 
@Scytale Mentel Ich bedanke mich aufrichtig für den Eingangs-Post, weil er einige Dinge anspricht, die ich ganz ähnlich sehe und die mir auch immer wieder durch den Kopf gehen. Insbesondere der Aspekt

Viele Berichterstattungsunternehmen (Radio-Sender, Fehrnsehsender, Zeitungen, Zeitschriften, etc...) nennen in ihren Berichten über Gewalttaten nebem dem Geschlecht und dem Alter auch in der Regel die Staatsangehörigkeit beziehungsweise das Herkunftland des Täters.

Wenn ich jetzt aber genau hinhöre, wirkt es auf mich, dass bei Deutschen niemals "der Täter mit deutscher Staatsangehörigkeit..." erfolgt. Schüren damit die Berichterstatter nicht immer wieder indirekt die Aussage "dass alle Ausländer gewalttätig seien"? Verknüpfen junge Menschen dadurch nicht von klein auf die eben genannte Assoziation und erschaffen wir 'Verantwortlichen' mit diesem Verhalten nicht automatisch Vorurteile, die wir dann im Laufe der Jahre wachhalten und bestätigen?

beinhaltet im Grunde exakt das, was ich auch seit Jahren zu dem Thema sage und empfinde. Es mag nicht direkt unter Diskriminierung fallen, wenn die Herkunft eines Straftäters erwähnt wird, dennoch sollte den Verantwortlichen bewusst sein, dass dies zur Stärkung von Ressentiments erheblich beiträgt. Als ich einmal in einer Diskussion gefragt habe, was das Problem des Diskussionspartners mit Personen ausländischer Herkunft sei, lautete die Antwort sinngemäß "schau mal Nachrichten, dann weißt du es". Das ist leider oftmals genau das Ergebnis solcher Berichterstattung, wie du sie erwähnst. Natürlich spielt da auch der Umstand eine gewichtige Rolle, dass viele Menschen tatsächlich auch alles, was in der Berichterstattung geschildert wird, exakt so für bare Münze nehmen und nicht differenzieren können oder wollen. Aber genau deshalb sollten sich die Medien ihrer Rolle auch bewusst sein und ich würde sogar so weit gehen, zu unterstellen, dass die einseitige Darstellung oftmals sogar gewollt ist. Das betrifft allerdings nicht nur Nachrichtendienste: Wenn ich zum Beispiel mitbekomme, dass die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY - Ungelöst" läuft, die ja eigentlich den positiven Grundgedanken hat, ungelöste Kriminalfälle zu präsentieren und damit vielleicht für eine nachträgliche Aufklärung zu sorgen, finde es offen gesagt jedes Mal aufs Neue zum Kotzen, dass die besprochenen Fälle selektiv fast ausschließlich solche sind, in denen die unbekannten Täter allen Hinweisen nach ausländischer Herkunft sind. Ich meine, irgendjemand muss ja die Entscheidung treffen, welche ungelösten Fälle gezeigt werden, und wenn diese Personen dann von fünf Fällen vier auswählen, in denen der Täter vermutlich aus einem anderen Herkunftsland kommt, kann ich mir nur schwer vorstellen, dass das nicht tendenziös ist.

Was das Thema Gangster-Rap angeht, das Thema sehe ich gewissermaßen zwiespältig, was auch daran liegt, dass ich offen gesagt auch mal in dieser Szene war. Ich war zwar nie der, ich sage mal "Klischee-Hip-Hopper", der mit Baggypants und Goldketten durch die Gegend spaziert, dennoch war (vorwiegend deutschsprachiger) Gangster-Rap einmal meine hauptsächliche Musik. Ich hab entsprechend auch Texte gehört, die den genannten Kriterien entsprachen und es ging sogar so weit, dass ich meine eigenen Texte geschrieben habe, die nun auch nicht ohne waren. Wenn ich heute so darauf zurückblicke, kann ich mir ehrlich gesagt gar nicht mehr genau erklären, warum ich das gemacht habe, was mich daran so begeistert hat. Was ich allerdings weiß, ist, dass ich persönlich schon differenzieren konnte zwischen Musik und Realität. Ich hätte nie daran gedacht, nach dem teils wirklich heftigen Inhalt der Lieder zu leben, war trotzdem freundlich, zuvorkommend und friedfertig, ich ging auch aufs Gymnasium, wo ich so ziemlich der Einzige mit dieser musikalischen Vorliebe war (und aufgrund dessen übrigens auch diskriminiert und ausgeschlossen worden bin, so zum generellen Thema dieses Threads ;) ) Pauschal zu sagen, dass diese Musik den Hörer in seinem Denken und Verhalten beeinflusst, halte ich daher für falsch. Allerdings war ich in der Zeit eben auch kein Kind mehr, sondern zwischen 14 und 15 als sich diese Phase richtig ausgeprägt hat. Dass, und das ist nun die Kehrseite der Medaille, Kinder teilweise im Grundschulalter schon mit dieser Musik aufwachsen, halte ich in der Tat ebenfalls für bedenklich, weil ich bei Kindern in dem Alter auch eine größere Gefahr der Identifikation sehe (was natürlich nicht für alle gelten muss). Und was die konkreten Inhalte von deutschsprachigem Gangster-Rap angeht, dürfte klar sein, dass das nichts ist, was zur Identifikation geeignet ist - das war mir in der Zeit, als ich diese Musik konsumiert und wie gesagt in Teilen sogar selbst reproduziert habe, auch stets bewusst. Sicher gibt es auch Songs, wie hier schon genannt worden ist, die zur Verarbeitung von Erlebnissen herangezogen werden, aber ich finde es ist schon ein Unterschied, ob man nun schwere Zeiten lyrisch verarbeitet, oder aber so darüber textet, als sei man stolz darauf. Ich zitiere mal ein paar Textstellen, die ich aus dem Gedächtnis aus meiner Hip-Hop-Zeit noch in etwa zusammen bekomme:

"Deine Kinder fick' ich alle, du willst Stress? Na komm runter, Spast!"

"Ich bin asozial, primitiv - in deiner Mutter steckt mein Pimmel tief".

"Berlin wird wieder hart, denn wir verkloppen jede Schwuchtel".

"Du hast irgendwas zu sagen? Komm erzähl es meinem Gürtel".

Bei allem Verständnis, aber solche Zeilen kann man nun wirklich nicht als Verarbeitung auslegen, sondern es werden aus der Ich-Perspektive Drohungen und Taten geschildert, wobei sich keine kritische Einstellung des Sprechers zum Gesagten erkennen lässt. Die genannten Textstellen mögen zum Teil wie Extrembeispiele wirken und sicher finden sich auch mildere Ausdrucksformen, dennoch weiß ich aus eigener Erfahrung, dass solche Texte durchaus repräsentativ für den im deutschen Gangster-Rap vorherrschenden Duktus sind. So war es jedenfalls in "meiner Zeit", wie sich das heute verhält, kann ich fairerweise nicht ganz beurteilen, gehe allerdings nicht davon aus, dass sich groß was daran geändert hat. Der Clou dabei ist, dass sich viele der Musiker in Interviews dann doch von den Inhalten distanzieren, darauf verweisen, dass es eben nur lyrische und fiktive Inhalte sind und sie selbst weder danach leben, noch andere dazu ermutigen wollen, dies zu tun. Was das betrifft, würde ich auch gar nicht so weit gehen, ihnen das nicht zu glauben - ich traue einigen Rappern durchaus zu, da für sich eine Differenzierung vorzunehmen zwischen dem, was sie in ihren Texten zum Ausdruck bringen und dem, was sie in Wahrheit fühlen und denken. War bei mir nicht anders, auch wenn es irgendwo paradox erscheinen mag, etwas in Textform zu verfassen, womit man sich so gar nicht identifizieren kann. Das Problem sehe ich daher eher weniger in der Musik selbst (auch wenn man natürlich schon der Frage nachgehen könnte, was es eigentlich über einen Menschen aussagt, überhaupt bereit zu sein oder auf die Idee zu kommen Zeilen wie die oben genannten zu verfassen), sondern in der Rezeption durch die Zuhörer, die oftmals vielleicht wirklich deutlich weniger kritisch und differenziert ist, als das nötig wäre und das betrifft sicher nicht nur Kinder, sondern gewiss auch ältere, ausgewachsene Hörer. Natürlich gehören dazu, dass das in den Texten propagierte Verhalten ausgelebt wird, sicher noch mehr Faktoren als das bloße Hören der Musik, aber in diesem Kontext ist die Frage denke ich durchaus berechtigt, ob den Hip-Hop-Musikern, auch wenn ich ihnen wie gesagt per se nicht unterstelle, ihre Texte allesamt bierernst zu meinen und Hörer zu diesem Verhalten animieren zu wollen, ihre Vorbildfunktion für einige Hörer nicht bewusst ist und damit die Gefahr, Einfluss auf deren Denk- und eventuell sogar Handlungsweisen nehmen zu können (ähnlich eigentlich wie oben beschrieben bei den Medien).
 
Die zu vorstellenden Fälle werden von den zuständigen Kriminalpolizeien vorgeschlagen und die Redaktion prüft die Fälle ob sie zur Öffentlichkeitsfahndung geeignet sind.
Wenn ich zum Beispiel mitbekomme, dass die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY - Ungelöst" läuft, die ja eigentlich den positiven Grundgedanken hat, ungelöste Kriminalfälle zu präsentieren und damit vielleicht für eine nachträgliche Aufklärung zu sorgen, finde es offen gesagt jedes Mal aufs Neue zum Kotzen, dass die besprochenen Fälle selektiv fast ausschließlich solche sind, in denen die unbekannten Täter allen Hinweisen nach ausländischer Herkunft sind. Ich meine, irgendjemand muss ja die Entscheidung treffen, welche ungelösten Fälle gezeigt werden, und wenn diese Personen dann von fünf Fällen vier auswählen, in denen der Täter vermutlich aus einem anderen Herkunftsland kommt, kann ich mir nur schwer vorstellen, dass das nicht tendenziös ist.

Schon mal auf die Idee gekommen das dieses Klientel sich besonders im Bereich der Schwerkriminalität hervor tut und demzufolge die meisten Täter genau dort zu verorten sind?
 
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