Eigen- und Fremdwahrnehmung

Aiden Thiuro

Storyteller mit Leidenschaft
Teammitglied
Hallo liebe Spieler,

Eigentlich beschäftige ich mich gar nicht so sehr mit "Rollenspieltheorie", also unter anderem mit Mechanismen und Abläufn hinter dem eigentlichen Spiel, aber von Zeit zu Zeit gibt es trotzdem Themen, die ich ganz interessant finde. Das Thema Eigen- und Fremdwahrnehmung ist so ein Beispiel.

In der Sozialpsychologie gibt es das sogenannte Johari-Fenster. Das visualisiert meiner Meinung nach ganz gut, wie Eigen- und Fremdwahrnehmung funktioniert:

https://de.wikipedia.org/wiki/File:Johari2.svg

Die "Öffentliche Person" soll in diesem Thread weniger das Thema sein, sondern viel mehr die beiden anderen Bereiche "Mein Geheimnis" und "Blinder Fleck". Es geht also - wie der Titel schon sagt - um die Eigen- und Fremdwahrnehmung unserer Charaktere: Wie stellen wir unsere Charaktere dar? Wie wollen wir sie präsentiert haben? Und wie wirken sie tatsächlich auf andere? Darüber hinaus möchte ich mit diesem Thread dazu anregen, dass man vielleicht über den eigenen Tellerrand schaut und womöglich den einen oder anderen Gedankengang eines anderen Teilnehmers übernimmt (falls dieser Blickwinkel gefällt). Man kann demzufolge sagen, dass hier folgende Phrase gilt: Alles kann, nichts muss.

Um die Diskussion mal anzustoßen, fange ich einfach bei meinen Charakteren an:

Bei meinem Piloten Aiden Thiuro versuche ich seit seinem Aufstieg zum Staffelführer den Spagat hinzubekommen zwischen distanzierter Profi und ordentlicher, nahbarer Kommandant. Da es sich bei ihm um meinen ersten Rollenspielcharakter handelt, fehlte mir da zu Anfang vielleicht etwas die Übung. Ich lehnte ihn damals nämlich an Jag Fel (einen im Chiss-Reich aufgewachsenen Menschen) an. Bei Aiden begründet sich die Kühle aber viel mehr aus seiner Hintergrundgeschichte (seine große Liebe starb bei einem Einsatz in ihrem TIE). Diese Distanziertheit versuche ich vor allem dann auszuspielen, wenn er im Cockpit sitzt (und deshalb funktionieren muss). Ich denke, der Part fällt mir an den Stellen gar nicht so schwer. Problematischer ist wohl eher der Umgang mit seinen Mitmenschen/Staffelkameraden. Allzu vertraut beim Interagieren mit anderen kann ich ihn nicht darstellen (außer er hat zwei Persönlichkeiten), oder etwa doch? Wie würdet ihr so einen Charakter glaubhaft darstellen?

Ich freue mich auf eine rege Diskussion.

Grüße,
Aiden
 
Ich versteh zwar nicht ganz, was du mit: 'Allzu vertraut beim Interagieren mit anderen kann ich ihn nicht darstellen' meinst, aber an sich klingt es schon gut schlüssig. In Kampfsituationen schaltet jeder auf 'Überlebensmodus' worauf viele soziale Kompetenzen wegfallen. Man wird rauer im Ton, grober im Verhalten, weil im Kampf geht es ums Überleben, nicht um Freundschaften schließen. Man bekommt einen Tunnelblick.
Außerhalb des Kampfes gibt es die Möglichkeiten, das breite Spektrum des Chars auszubreiten. So kann er privat der 'Sofi' sein, der 'Große Bruder' oder Freund, im Kampf halt das kalte A...loch. Privat kann er ja zb. distanziert sein, äußerst sich eher einsilbig bei Fremden, weil er noch nicht weiß, ob er denen vertrauen kann. Bei Untergebenen kann er auch distanziert sein, weil zb. sein eigener Ausbilder ihn beigebracht hat, seine Untergebenen immer etwas 'von Oben herab' anzuschauen, damit die Vermischung von Beruf und Privat nicht zu sehr verwässert. Weil Vorgesetzter ist Vorgesetzter. Bei Ranggleichen Kollegen kann er auch zb. nur gewisse Personen bevorzugen. Nicht jeder Arbeitskollege ist ein Freund. 'Beste Freunde' haben wir nur sehr wenige. Warum daran was ändern?
Vllt hat er aufgrund seiner Story halt gelernt, dass man sich erst den Respekt oder Vertrauen verdienen kann. Somit öffnet er sich nur Mitmenschen oder Staffelkameraden, mit denen er durch Blut und Schweiß gegangen ist?! Wenn es hilft, können vllt auch NPC-Kollegen der etwas vertrautere Part sein, der den Char lehrt, etwas lockerer zu sein oder offener, auf die Art -> Kollege: Komm Aiden, erzähl mal was von dir. Von mir weißt du bereits, dass meine Schwester.. und Bruder.. und Mutter und Vater.. Stück für Stück.. es muss ja auch nicht gleich ein Seelenstriptease sein, es geht ja auch, wenn er mal beiläufig in der Kaninte erwähnt, dass er gewisse Geschmackssorten nicht mag oder hasst, weil ihn dies an etwas erinnert?!
 
An sich wirkt Aiden für mich schon so, wie du ihn beschrieben hast: Als die PSW-Version von Jag Fel. Kühl, unnahbar, eiskalter Profi in dem was er tut. Zwischenmenschlich, nun tatsächlich habe ich darüber bisher wenig gelesen, wenn ich Postings mal gelesen habe, dann doch welche, in den er immer als Profi im Cockpit saß (aber selbst da ist mir doch mal der ein oder andere gute Spruch aufgefallen, der ein wenig das lockere, lustige in ihm gezeigt hat).

Und ja, traumatische Erlebnisse (der Tod eines Geliebten z.B.) verändern Charaktere, verändern Menschen. Gerade deine Hintergrundgeschichte erklärt doch gut, warum Aiden so kühl ist, wie du ihn beschreibst. Aber Menschen verändern sich immer. Vielleicht hat Aiden Glück und er schafft es alleine aus dem Loch heraus. Vielleicht bekommt er aber auch einen Vorgesetzten, der ihm ne Therapie verdonnert oder ihm befielt sich mehr mit seinen Kameraden zu beschäftigen, weil das gut für die Moral ist und Aiden darüber dann merkt, was ihm eigentlich die ganzen Jahre gefehlt hat in der er sich abgeschottet hat. Oder er merkt es von alleine. Oder es ist ein Kamerad, der Aiden gegenüber vielleicht einen Spruch oder einen Satz fallen lässt, der eine Erinnerung von Aiden triggert, ihn an eine Zeit erinnernt, in der er selbst an der Stelle des Kameraden war und sich geschworen hatte, nie so zu werden wie der Vorgesetzte ihm gegenüber war und er selbst merkt, fuck, ich bin ja doch so geworden.

Ich, für meinen Teil, denke, dass Aiden auf jeden Fall einen äußeren Zwang braucht, der ihm aufzeigt: Änder dich oder du verlierst alles was dir lieb ist. Vielleicht ist es ja eine drohende Dienstunfähigkeit oder so. Irgendwas muss seine bisherige Lebensweise bedrohen und ihn zwingen etwas zu ändern.
 
Ich möchte mich natürlich erst einmal für eurer beider Input bedanken. Und hoffe nun, dass ich das Ganze nicht zu einer Zitatschlacht verkommen lasse. ^^

Ich versteh zwar nicht ganz, was du mit: 'Allzu vertraut beim Interagieren mit anderen kann ich ihn nicht darstellen' meinst, aber an sich klingt es schon gut schlüssig.

Mein Charakter ist als Kampfpilot zwar in erster Linie Soldat, aber manchmal verschlägt es ihn auch für kurze Zeit ins Zivilleben. In solchen Fällen mag seine kühle, distanzierte Art zwar konsequentes Charakterspiel bedeuten, aber das Zusammenspielen mit anderen ist ja das eigentlich tolle am Rollenspiel. Mir geht es also eher um diesen Spagat.

In Kampfsituationen schaltet jeder auf 'Überlebensmodus' worauf viele soziale Kompetenzen wegfallen. Man wird rauer im Ton, grober im Verhalten, weil im Kampf geht es ums Überleben, nicht um Freundschaften schließen. Man bekommt einen Tunnelblick.

Es gehört zwar nicht ganz zum Thema, glaube ich, aber in dem Punkt habe ich mir schon überlegt wie ich das in meinen Beiträgen "besser" darstelle. In den letzten Beiträgen auf Eadu (als ich mit Aiden einen Testflug beschrieben habe) habe ich es komplett vermieden seinen Namen zu schreiben. Vielleicht kann ich das noch ein bisschen ausbauen, um ihn für solche Momente noch distanzierter/kälter darzustellen.

Außerhalb des Kampfes gibt es die Möglichkeiten, das breite Spektrum des Chars auszubreiten. So kann er privat der 'Sofi' sein, der 'Große Bruder' oder Freund, im Kampf halt das kalte A...loch. Privat kann er ja zb. distanziert sein, äußerst sich eher einsilbig bei Fremden, weil er noch nicht weiß, ob er denen vertrauen kann. Bei Untergebenen kann er auch distanziert sein, weil zb. sein eigener Ausbilder ihn beigebracht hat, seine Untergebenen immer etwas 'von Oben herab' anzuschauen, damit die Vermischung von Beruf und Privat nicht zu sehr verwässert. Weil Vorgesetzter ist Vorgesetzter. Bei Ranggleichen Kollegen kann er auch zb. nur gewisse Personen bevorzugen. Nicht jeder Arbeitskollege ist ein Freund. 'Beste Freunde' haben wir nur sehr wenige. Warum daran was ändern?
Vllt hat er aufgrund seiner Story halt gelernt, dass man sich erst den Respekt oder Vertrauen verdienen kann. Somit öffnet er sich nur Mitmenschen oder Staffelkameraden, mit denen er durch Blut und Schweiß gegangen ist?! Wenn es hilft, können vllt auch NPC-Kollegen der etwas vertrautere Part sein, der den Char lehrt, etwas lockerer zu sein oder offener, auf die Art -> Kollege: Komm Aiden, erzähl mal was von dir. Von mir weißt du bereits, dass meine Schwester.. und Bruder.. und Mutter und Vater.. Stück für Stück.. es muss ja auch nicht gleich ein Seelenstriptease sein, es geht ja auch, wenn er mal beiläufig in der Kaninte erwähnt, dass er gewisse Geschmackssorten nicht mag oder hasst, weil ihn dies an etwas erinnert?!

Das sind sehr interessante Ansätze. Danke. Ich muss mal schauen wie sich das im Spiel richtig umsetzen lässt. Momentan gibt es beim Imperium bloß einen bespielten Flügelmann. Vielleicht findet sich aber außerhalb des Militärs eine Gelegenheit. :)

Nun aber aus reiner Neugier zu dir: Wie empfindest du denn das Spielen eines Droiden? Orientierst du dich in deiner Darstellung allein an HK aus KotOR bzw. SWTOR?

An sich wirkt Aiden für mich schon so, wie du ihn beschrieben hast: Als die PSW-Version von Jag Fel. Kühl, unnahbar, eiskalter Profi in dem was er tut. Zwischenmenschlich, nun tatsächlich habe ich darüber bisher wenig gelesen, wenn ich Postings mal gelesen habe, dann doch welche, in den er immer als Profi im Cockpit saß (aber selbst da ist mir doch mal der ein oder andere gute Spruch aufgefallen, der ein wenig das lockere, lustige in ihm gezeigt hat).

Dankeschön. Wäre es denn deiner Meinung nach sinnvoll bzw. atmosphärischer solche Sachen stärker zu betonen?

Und ja, traumatische Erlebnisse (der Tod eines Geliebten z.B.) verändern Charaktere, verändern Menschen. Gerade deine Hintergrundgeschichte erklärt doch gut, warum Aiden so kühl ist, wie du ihn beschreibst. Aber Menschen verändern sich immer. Vielleicht hat Aiden Glück und er schafft es alleine aus dem Loch heraus. Vielleicht bekommt er aber auch einen Vorgesetzten, der ihm ne Therapie verdonnert oder ihm befielt sich mehr mit seinen Kameraden zu beschäftigen, weil das gut für die Moral ist und Aiden darüber dann merkt, was ihm eigentlich die ganzen Jahre gefehlt hat in der er sich abgeschottet hat. Oder er merkt es von alleine. Oder es ist ein Kamerad, der Aiden gegenüber vielleicht einen Spruch oder einen Satz fallen lässt, der eine Erinnerung von Aiden triggert, ihn an eine Zeit erinnernt, in der er selbst an der Stelle des Kameraden war und sich geschworen hatte, nie so zu werden wie der Vorgesetzte ihm gegenüber war und er selbst merkt, fuck, ich bin ja doch so geworden.

Ich, für meinen Teil, denke, dass Aiden auf jeden Fall einen äußeren Zwang braucht, der ihm aufzeigt: Änder dich oder du verlierst alles was dir lieb ist. Vielleicht ist es ja eine drohende Dienstunfähigkeit oder so. Irgendwas muss seine bisherige Lebensweise bedrohen und ihn zwingen etwas zu ändern.

Du hast hier ähnliche Gedanken wie Orcamaster. Ich könnte mir vorstellen, dass er vielleicht außerhalb des Militärs einen seelischen Anker findet. (Sobald er die Sache mit Cassie erfahren und verarbeitet hat). Meinen Charakter könnte ich hierfür nehmen oder es ergibt sich vielleicht auch spontan eine Möglichkeit. Planen kann man solche Sachen ja immer nur bedingt.

Und auch an dich die Frage: Wie sieht es denn bei deinen Charakteren aus?

Grüße,
Aiden
 
Nun aber aus reiner Neugier zu dir: Wie empfindest du denn das Spielen eines Droiden? Orientierst du dich in deiner Darstellung allein an HK aus KotOR bzw. SWTOR?

Um ehrlich zu sein, habe ich Kotor oder SWTOR nie gespielt. Angespielt, 2x ja, aber nie durchgespielt. Ich weiß nur die Eckdaten und von Recherchen. Ich finde es sehr herausfordernd. Derzeit warte ich wieder sehr lange auf Postingpartner und merke, wenn ich alleine spiele, komme ich (logisch) deutlich weiter voran. ^^' Dh. alleine ist meine Ereignisdichte deutlich höher, aber rein 'persönlich' siehts mau aus. ^^' Von den Ereignissen oder Problemen agiert er schon manchmal individuell/außerhalb seiner festgelegten Programmierung, da er aber keine Mimik hat, kann ich auf den Aspekt nicht groß eingehen. Auch Gestik-Technisch siehts schwer aus, weil ein Droide hampelt schlecht wild umher. Menschen reiben sich zwar mal am Kinn, fahren sich durchs Haar, aber für den Droiden fallen viele menschliche Gestiken weg. Dh. an sich ist er ziemlich steif. xD Es gibt und gab bis jetzt 2-3 Möglichkeiten, ihn etwas 'humaner' zu spielen. Nicht permanent die Killermaschine.
Zb. hat er auch mal aus 'Nächstenliebe' nen Befreiungsauftrag gemacht ohne Bezahlung. Oder hat Geschäftsbeziehungen oder Investoren geholfen, die er als 'selbstsüchtige Maschine' sonst nicht tun würde.
Meist spiele ich den Droiden viel über Handlung oder Gedanken, wie er über seine Umwelt oder Personen denkt, was seine Pläne sind etc., aber groß 'Persönlichkeitsentwicklung' habe ich kaum gespielt. Fällt mir auch sehr schwer, weil der Attentäterdroide sollte auch nicht zu soft werden, weil das würde seiner Ur-Programmierung zuwider laufen.
 
Hallo liebe Spieler,

Wie wollen wir sie präsentiert haben? Und wie wirken sie tatsächlich auf andere?
Das sind sehr interessante Fragen, die ich mir anfangs auch gestellt hab. Teilweise bin ich davon aber wieder zurückgetreten da ich glaube, dass es nötig ist viele, wenn nicht alle Beiträge eines Charakters zu lesen, um wirklich "hinter die Fassade" blicken zu können. Bei drei, vier Posts ist der Interpretationsspielraum einfach zu groß.
Ich glaube, dass dann sogar eine "Gefahr" besteht, den Char fehl zu interpretieren. Dann kann ein Wutausbruch übertrieben wirken, ein Post zu selbstmitleidig etc.

Problematischer ist wohl eher der Umgang mit seinen Mitmenschen/Staffelkameraden. Allzu vertraut beim Interagieren mit anderen kann ich ihn nicht darstellen (außer er hat zwei Persönlichkeiten), oder etwa doch? Wie würdet ihr so einen Charakter glaubhaft darstellen?

Ich freue mich auf eine rege Diskussion.

Unter der Prämisse, nicht viele Posts von Aiden gelesen zu haben glaube ich, dass es hier trotzdem ein paar Möglichkeiten jenseits der multiplen Persönlichkeitsstörung.
Du könntest mit "Persönlichkeitsanteilen" arbeiten, was gerade bei einem Trauma keine Seltenheit ist.
Und wenn man so will, haben wir alle "Anteile" die in unterschiedlichen Situationen aktiviert werden können.

So könnte es Situationen geben, in denen Aiden besonders distanziert ist. Vor allem, wenn sie der TIE Situation ähneln.
Personen, bei denen er es besonders distanziert ist (vielleicht sogar vorrangig weibliche).
Vielleicht fasst er auch vor allem dann kein Vertrauen, wenn er spürt, dass er die Person besonders sympathisch findet?

Denkbar wäre für mich auch, dass er gar nicht in die Vermeidung geht, sondern exzessiv versucht sich in ähnliche Situationen zu begeben, um Wiedergutmachung zu leisten, sich zu bestrafen, zu verarbeiten etc.
Letztlich bleibt auch die Frage offen, ob Aiden überhaupt bemerkt (bemerken will), wie schwer es ihm fällt Vertrauen zu fassen und ob er daran denn was verändern will.
Das eröffnet dann noch mal eine Menge andere Perspektiven.

(Ich selbst achte bei Ian ziemlich stark auf "psychologische Gereimtheiten")
 
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