Eine Geschichte über Exar Kun

S

Sharad Hett

Gast
Tod und Wiedergeburt Teil 1

Allein, ich bin allein. So lange schon. Allein im Dunkeln. Erhöre mich. Erhöre meinen Ruf. Erwecke mich. Komm zu mir. Weck mich auf. Hörst du mich?
Yui Rha Talask erwachte schweißgebadet und setzte sich schwer atmend in ihrem Bett auf. Wieder einmal hatte sie die Stimme vernommen. Die Stimme, die sie rief, seitdem sie ihre erste Nacht auf Yavin 4 verbracht hatte - und das war immerhin bereits einige Monate her. Anfangs hatte sie geglaubt, es handelte sich um Träume, doch als sie sie auch während des Tages vernahm, war sie sich sicher, dass es ein real existierendes Wesen sein musste, das sie immer wieder rief.
Sie stand auf und trat ans Fenster. Draußen säuselte der Wind durch die Zweige, die Nacht war sternenklar und friedlich. Es war kaum zu glauben, dass vor etlichen Jahren hier der berühmte Kampf gegen den ersten Todesstern stattgefunden haben sollte. Heute waren beinahe keine Spuren mehr von den Anfängen der Rebellenallianz zu sehen. Yui hätte manchmal gerne gewuss Eigentlich konnte sie froh sein, in Zeiten wie diesen zu leben, in Ruhe und Frieden. Ihre Eltern, Eleana und Jerai Talask, hatten gleich zwei Kriege miterlebt. Manchmal fragte sich Yui, wie sie diese Kriege überstanden haben mussten, ohne psychische Schäden und dergleichen.
Yui konnte nicht mehr schlafen und zog sich an. In drei Stunden würde sie ohnehin geweckt werden, es hatte keinen Sinn mehr, es noch einmal mit Schlaf zu versuchen. Leise öffnete sie die Tür zum Korridor. Im Tempel herrschte Totenstille, nur vereinzeltes Schnarchen war zu vernehmen. Sie schloss die Tür ebenso leise und schlich dann den dunklen Korridor entlang. Wohin sie genau wollte, wusste sie nicht, doch dann fand sie sich in dem riesigen Hörsaal wieder wo ihre täglichen Unterrichtsstunden stattfanden. Sie zögerte, doch dann betrat sie das Podest hinter dem Pult, wo Luke Skywalker immer stand und zu den Schülern hinunterblickte. Hier könnte sie eines Tages auch stehen, überlegte sie sich. Zwar hatte sie spät mit der Ausbildung begonnen - ihr Zwillingsbruder Ian hatte bereits mit zwölf Jahren diesen Weg beschritten und ließ sich nun seit fünf Jahren im Jedi-Tempel auf Coruscant ausbilden - doch sie glaubte, dass sie es eines Tages schaffen könnte, Jedi-Meisterin zu werden.
Es war nicht so, dass sie nicht machtbegabt gewesen war, vielmehr hatte sie niemals den Drang verspürt, Jedi werden zu wollen. Sie wollte viele Welten besuchen und ihr eigenes Raumschiff fliegen. Yui hatte nie sehr großes Interesse an der Macht gehabt, bis sie vor knapp einem Jahr feststellte, dass sie ihre Fähigkeiten nicht immer unter Kontrolle halten konnte. So hatte sie sich letztendlich doch für die Laufbahn eines Jedi entschieden und war dann nach einigen Monaten auf Coruscant nach Yavin Vier gegangen, um sich dort ausbilden zu lassen. Es war ein gutes Stück von zu Hause entfernt doch sie liebte die Natur über alles, etwas, das es auf Coruscant nicht mehr gab. Echte Bäume und Sträucher hatte sie dort nur in botanischen Gärten gesehen, künstlich erzeugt. Vom ersten Tag an hatte sie Yavin Vier geliebt. Warum Ian sich auf Coruscant so wohl fühlte hatte sie niemals verstanden. Vielleicht, weil er so oft bei Vater und Mutter sein konnte, die dort lebten. Yui vermisste sie manchmal, doch ihre Mutter und sie standen über das Holonet in regem Kontakt. Von der Stimme, die sie manchmal hörte, erzählte Yui ihr jedoch nichts. Sie wollte sich nicht ächerlich machen. Außerdem hätte sich ihre Mutter dann nur unnötige Sorgen gemacht. Durch die Deckenöffnung fiel leichtes Sonnenlicht auf sie hernieder. Stand sie schon so lange hier, dass bereits der Morgen graute? Yui vernahm das leise Öffnen und Schließen der großen Türen.
"Yui Talask", tönte Luke Skywalkers Stimme zu ihr hinüber. ie schrak leicht zusammen. "Oh, Master Skywalker. Verzeiht mir, ich wollte nicht unhöflich sein." Yui sprang schnell vom Podest. Skywalker schritt langsam die Treppenstufen hinunter. Yui konnte nicht sagen, ob es am Alter lag oder ob er dies aus Würde tat. Immerhin war er bereits 52 Jahre alt. Er blieb vor ihr stehen und bedachte sie mit einem warmen Lächeln. "Das ist nur ein Podest, Yui", sagte er langsam. "Du musst kein Jedi-Meister sein um dort oben stehen zu können, das kann jeder. Ich weiß, dass du gerne eine Meisterin sein möchtest, doch dazu gehört einiges mehr als eine gute Figur auf einem Podest zu machen." "Ja, Master Skywalker." Yui blickte beschämt zu Boden. Woher wusste er es? Niemand wusste, dass sie selbst einmal die Macht und die Stärke einer Jedi-Meisterin haben wollte.
"Warum bist du überhaupt schon hier?" fragte er. "Der Unterricht beginnt erst in zwei Stunden."
"Ich konnte plötzlich nicht mehr einschlafen", antwortete sie. "Ich werde sofort wieder in mein Quartier zurückkehren, Master Skywalker." Sie wandte sich zum Gehen, doch Skywalker hielt sie fest. Ich habe dir keinen Vorwurf gemacht, Yui", sagte er leise. "Du brauchst dich nicht vor mir zu fürchten, ich will dir nichts befehlen. Respekt ist gut, doch zuviel führt unweigerlich zu Furcht und diese wiederum zu Unsicherheit."
Yui wusste nicht, was sie erwidern sollte und schwieg. Skywalker schwieg ebenfalls und die Stille war erdrückend.
"Wie geht es deiner Mutter?" fragte er schließlich. Er fragte gelegentlich nach ihr, dennoch wunderte sie sich nun über diese Frage.
"Oh, gut", antwortete Yui schnell. "Auch Vater geht es gut, beide genießen die Ruhe, die sie jetzt haben, auch wenn Mutter oft im Jedi-Tempel gebraucht wird. Und da ist ja auch noch Lyra, meine kleine Schwester. Sie ist vor kurzem vierzehn geworden."
"Lebt sie noch bei ihren Eltern?" erkundigte sich Skywalker.
"Ja, und soweit ich weiß will sie gar nicht weg von zu Hause." Yui lächelte. "Ich kann sie verstehen, ich mochte mein Zuhause auch immer. Sie will später Pilotin werden."
Er schmunzelte. "Ja, das sind die Gene der Antilles-Familie. Und deine anderen Geschwister?" Yui seufzte. "Ian lässt sich auf Coruscant ausbilden und ist vor zwei Jahren zum Padawan-Schüler ernannt worden. Lhamo, mein ältester Bruder, ist vor vier Jahren nach Taichin geflogen und laut seinen Holonet-Nachrichten ist er dort sehr glücklich."
Skywalker nickte. "Nur zwei Talask-Kinder, die Jedi-Ritter wurden", meinte er dann. "Lhamo kenne ich persönlich. Ein unglaublicher junger Mann."
"Ja, und er sieht unserem Vater so ähnlich", entgegnete Yui leise.
Skywalker blickte sie an. "Nun, du allerdings auch", meinte er lächelnd. Yui hatte langes, dichtes schwarzes Haar und mandelförmige Augen, die jedoch vom selben Blau waren wie die ihrer Mutter. Ihr Aussehen wirkte dadurch leicht exotisch und Yui wusste, dass sie eine besondere Wirkung auf andere Menschen hatte. "Ian ebenfalls", bestätigte sie. "Lyra ist die einzige von uns, die "Ja, aber komm nicht zu spät zur Lesung", rief er ihr noch hinterher. Doch das war eigentlich nicht nötig, denn Yui war bisher noch nie unpünktlich gewesen.

Ich kann dir Macht geben. Viel Macht und Stärke. Alles, was du willst. Wenn du zu mir kommst. Erhöre meinen Ruf, junge Jedi. Komm zu mir, errette mich.

Yui wunderte sich immer wieder, dass niemand sonst diese Stimme hörte. Um sie herum waren mindestens einhundert Jedi-Anwärter und auch einige Meister, irgend jemand musste sie doch ebenfalls wahrnehmen. Doch dem war nicht so. Sie verstand nicht, warum ausgerechnet sie helfen sollte. Gerne hätte sie geantwortet, doch fürchtete sie sich auch etwas, zumal sie fühlte, dass das Dunkle mit im Spiel war. Es gelang ihr, ihre Neugierde zu bezähmen und abzuwarten, bis sie sich dieser Herausforderung gewachsen fühlte.
Nachdem sie ihr Frühstück beendet hatte, kehrte sie zurück in den Hörsaal, wo sich schon viele Adepten versammelt hatten und angeregt miteinander sprachen. Sie suchte sich einen guten Sitzplatz und wartete auf den Beginn der heutigen Unterweisung. Nach und nach trafen alle Zuhörer ein, und Skywalker stieg als letztes die Treppe herunter. Sofort kehrte ehrfürchtige Ruhe ein. Er betrat die Tribüne und bestieg das steinerne Podest.
"Die Macht sie mit euch", sagte er lächelnd. "Heute werden wir etwas vollkommen anderes durchnehmen als sonst. E-4PR, kommst du bitte?"
Ein grauer Protokoll-Droide stakste die Stufen hinunter. Er trug bräunliche Säcke und sein leises Klagen und Jammern zerriss die ehrfürchtige Stille. "Also nein, dass ich so etwas erleben muss, und das in meiner Position, als Protokoll-Droid. Da beherrsche ich sechs Millionen von Kommunikationsformen und muss Säcke schleppen. Wie furchtbar. Eine Schande. Wenn mein Erbauer das wüsste, nein nein nein." 4PR jammerte den gesamten Weg und aus den Reihen der Jedi-Schüler drang verhaltenes Lachen und Glucksen. Yui schmunzelte leicht als der Droide mit einem lauten Scheppern die Säcke vor Skywalkers Füßen ablud.
"So sei doch vorsichtig!" fuhr er den Droiden an. "Der Inhalt ist wichtig."
"Sie müssen schon verzeihen, Sir, doch ich bin für diese Art von Tätigkeit nicht programmiert worden. Ich rate Ihnen, das nächste Mal Lastenheberdroiden oder dergleichen zu benutzen, oder eventuell diese Arbeit selbst..."
"Ja, ja, schon gut", unterbrach ihn Skywalker unwirsch. "Danke, 4PR. Du kannst dich jetzt wieder deinen anderen Aufgaben widmen." Der Droide stakste Kommunikationsformen und muss Säcke schleppen. Wie furchtbar. Eine Schande. Wenn mein Erbauer das wüsste, nein nein nein." 4PR jammerte den gesamten Weg und aus den Reihen der Jedi-Schüler drang verhaltenes Lachen und Glucksen. Yui schmunzelte leicht als der Droide mit einem lauten Scheppern die Säcke vor Skywalkers Füßen ablud.
scheinbar beleidigt die Treppe hinauf und sogleich kescheinbar beleidigt die Treppe hinauf und sogleich kehrte wieder Stille ein. Skywalker griff in einen der Säcke und zog einen langen, zylindrischen Gegenstand hervor. Die Schüler hielten gebannt den Atem an. "Das ist ein Lichtschwert", erklärte Skywalker überflüssigerweise, denn jeder im Saal wusste, um was es sich handelte. "Heute werden wir mit dem Kampftraining beginnen." Ein paar unterdrückte Jubelschreie wurden laut, doch Skywalker hob die Hand. "Das heißt, zumindest einige von euch, die dazu bereit sind. Der Rest von euch - was der Großteil sein wird - wird heute von Tionne unterrichtet, die von Coruscant hierher gekommen ist, um mir zu helfen." Er wies auf eine schlanke, jung aussehende Frau mit langem Silberhaar und bleicher Haut, die neben der Tribüne stand und ein paar Schriftrollen in den Händen hielt. "Ich werde jetzt die Liste derer verlesen, die am Kampftraining teilnehmen werden. Wessen Name nicht genannt wird, möge bitte aufstehen und zur Tür hinaufgehen, wessen Name genannt wurde, bleibt hier." Er zog einen Datenblock unter seinem Umhang hervor und begann die Namen auszurufen. "Bitte, lass mich auf der Liste stehen, bitte lass mich auf der Liste stehen," murmelte Yui leise vor sich hin. Sie wünschte sich seit einem Jahr nichts sehnlicher als im Schwertkampf unterwiesen zu werden, doch eine innere Stimme sagte ihr, dass sie nicht dabei sein würde. Und es war plausibel, denn sie war noch nicht sehr erfahren, wenn es um die Macht ging.
"...Eled Rolvar, Char Saron, Jiiro Sor und Dened Sujur.", las Skywalker vor. Er wollte die Liste aus der Hand legen, doch dann hielt er inne. "Und Yui Talask."
Yui traute ihren Ohren kaum. Wie konnte es sein? Sie war seit einem Jahr in der Ausbildung, wie konnte es sein, dass sie mit Schülern trainieren durfte, die seit zwei oder drei Jahren hier waren? Sie sah Skywalker an, der die Liste mit einem Stirnrunzeln bedachte. Es wurde laut, als der Großteil der Schüler sich erhoben und Tionne aus dem Hörsaal folgten.
 
Skywalker blickte nachdenklich zu Yui hinunter. Als wieder Ruhe eingekehrt war, sagte er mit einem eigenartigen Unterton in der Stimme: "Ich kann mich erinnern, dass ich dich nicht auf die Liste gesetzt habe, Yui." Die zurückgebliebenen Adepten starrten sie an und Yui fühlte sich gar nicht gut in ihrer Haut. "Wollt Ihr mir vorwerfen, ich hätte die Liste manipuliert?" fragte sie ungläubig.
Er lächelte schief. "Nein, das nicht. Du konntest nichts davon wissen. Jemand anders muss es getan haben, was an sich praktisch unmöglich ist, denn die Liste befand sich, sicher eingeschlossen, in einem machtleeren Raum meines Quartiers. Niemand hätte dorthin gelangen können, kein Jedi und schon gar kein Sith. Und ein Wesen ohne Potential wäre an dem Code gescheitert, mit dem ich den Raum verschlossen hatte. Ich verstehe das nicht." Er kratzte sich ratlos am Kopf.
Jiiro Sor, ein nichtmenschlicher Jedi-Adept, dessen Rasse Yui unbekannt war, meldete sich zu Wort. "Master Skywalker, vielleicht habt Ihr Yuis Name doch auf die Liste gesetzt und es bei all Euren Aufgaben vergessen."
Skywalker bedachte ihn mit blitzenden Augen. "Ich weiß was du damit andeuten willst, Jiiro, aber an meinem Alter liegt es mit Sicherheit nicht."
Jiiro blickte beschämt zu Boden.
Uvari Lorg, eine Twi'Lek, hob die Hand. "Master Skywalker - vielleicht war es der Wille der Macht, dass sie auf der Liste steht." "Das mag sein, Uvari, doch ich bezweifle es." Er seufzte tief und sah Yui an, die nervös auf der Stelle hin und hertrat. "Yui, ich sehe und fühle, wie sehr du es wünscht, im Kampf unterwiesen zu werden. Du sollst deine Chance erhalten, doch sobald ich bemerke, dass du Schwierigkeiten hast, werde ich dich wieder aus der Gruppen herausnehmen. Ist das klar?"
Sie nickte eifrig. "Ja, Master Skywalker. Ich verstehe."
"Dann lasst uns beginnen."
 
2-

Skywalker griff in beide Säcke und holte je eine kugelförmige Trainingseinheit und einen zylindrischen Schwertgriff heraus und gab jedem Schüler eines von diesem Paar. Yuis Schwert sah uralt und sehr abgenutzt aus. Der Griff war mit Symbolen verziert, die sie nicht recht entziffern konnte und lag schwer in ihrer Hand. Als sie die Klinge aktivierte, schoss ein leuchtend grüner Lichtstrahl heraus, der summend die Luft durchschnitt. "Das hier werden eure Trainingsschwerter sein bis ihr in der Lage seid, eure eigenen zu konstruieren", sagte Skywalker nachdem alle ihre Waffen begutachtet hatten. "Ihr dürft sie mit in eure Quartiere nehmen und mit den Trainingseinheiten so oft üben wie ihr möchtet. Und kommt gar nicht erst auf den Gedanken, Übungskämpfe machen zu wollen, die Klingen sind auf die niedrigste Energiestufe eingestellt worden und können nicht verstellt werden - zumindest nicht von euch." Er lächelte und auf einigen Gesichtern zeigte sich Enttäuschung. "Aber habt keine Sorge, ihr werdet schon früh genug mit kleinen Kämpfen Mann gegen Mann anfangen." Er nahm sein eigenes Schwert von seinem Gürtel und schaltete es ein. Dann griff er eine der kugelförmigen Trainingseinheiten und aktivierte sie ebenfalls. Summend erwachte der kleine Apparat zum Leben und blieb, nachdem er losgelassen wurde, kurz in der Luft stehen, bevor er begann, um Skywalker herumzuschwirren. "Es ist eigentlich recht simpel", begann er und verfolgte die Kugel mit seinen Augen. "Ihr müsst die Schüsse der Kugeln mit euren Schwerstern abwehren." Sogleich feuerte der Apparat einen Schuss auf ihn, den Skywalker sofort abblockte. "Verfehlt ihr den Schuss und werdet davon getroffen, so habt keine Angst. Es tut nicht sonderlich weh", versicherte er und ließ sich demonstrativ anschießen. "Noch Fragen?" Er blickte in erwartungsvolle Gesichter. "Dann fangt jetzt an."
Yui schaltete ihre Trainingseinheit ein und begab sich in eine - wie sie dachte - gute Abwehrhaltung. Die Kugel schwirrte einige Male um sie herum bevor sie ihren ersten Schuss abfeuerte, den Yui reflexartig abwehrte. Den zweiten Schuss verfehlte sie jedoch und duckte sich statt dessen, um nicht getroffen zu werden. Yui hatte recht schnell das Prinzip herausgefunden und bald wehrte sie alle Scheinangriffe ab. Jiiro Sor sah ihr beeindruckt zu. "Hast du das schon einmal gemacht?" fragte er sie. "Noch nie", erwiderte sie angespannt und wirbelte herum, als die Kugel blitzschnell hinter ihrem Rücken zwei Schüsse abfeuerte.
"Dann bist du wirklich gut", sagte er anerkennend.
"Erstaunlich gut, sogar", meinte auch Skywalker und stellte sich neben Jiiro, der weiterhin Yui zusah. "Fast schon zu gut, angesichts der Tatsache, dass sie es zum ersten Mal macht."
Yui deaktivierte die Klinge und wischte sich einige Schweißperlen von der Stirn. "Aber ich habe auch genügend Fehler gemacht, bevor ich das Prinzip verstanden hatte."
Skywalker griff nach einer weiteren Kugel und schaltete sie ein. Yui sah ihn erstaunt an. "Mach ruhig weiter", forderte er sie auf, "ich möchte nur testen, inwieweit du dieses Training schon beherrschst." Sie tat wie ihr geheißen und nach nur wenigen Sekunden hatte sie sich auf zwei Gegner eingestellt.
Jiiro kam aus dem Staunen nicht heraus, als Skywalker ihr erst eine dritte und kurz danach eine vierte Kugel zuwarf. "Das ist doch nahezu unmöglich", flüsterte der junge Catharer.
Skywalker nickte kaum merklich und beobachtete Yui, die ganz in den Kampf vertieft war. In ihren Augen lag ein seltsames Funkeln, das ihn erschaudern ließ. Er hatte selten jemanden gesehen, der so voller Entschlossenheit kämpfte, auch wenn es sich nur um einen Kampf gegen Trainingsmaschinen handelte.
"Yui", sagte er, doch sie reagierte nicht. "Yui!" rief er und sie hielt in ihrer Bewegung inne. "Ja, Master Skywalker?" keuchte sie außer Atem.
"Sei ehrlich, hast du zu Hause schon einmal trainiert?" fragte Skywalker.
Sie schüttelte den Kopf. "Nein, noch nie. Weder meine Mutter, noch mein Vater haben mir jemals das Kämpfen beigebracht."
Er nickte bedächtig. "Lässt du mich etwas ausprobieren?" fragte er und sie nickte. Er zog ein schwarzes Tuch aus seiner Tasche und verband ihr damit die Augen. "Zeig mir, wie du jetzt kämpfst." Seine Stimme klang merkwürdig hart.
"Aber ich sehe gar nichts mehr", erwiderte Yui.
"So soll es sein", antwortete Skywalker. "Ein Jedi kann mit der Macht sehen. Ich bin gespannt, ob du das schaffst."
Yui begab sich in Kampfposition. Die vier Kugeln umschwirrten sie und schossen beinahe gleichzeitig auf sie. Sie schrie schmerzerfüllt auf und stürzte zu Boden. "Yui!" rief Jiiro entsetzt und wollte ihr helfen, doch Skywalker hielt ihn zurück. "Lass sie ganz in Ruhe", sagte er leise. "Ich weiß, was ich tue. Vertrau mir." Yui stand langsam auf. Es mochte stimmen, dass man von einem Schuss nicht viel spürte, aber gleich vier schmerzten sehr wohl. Sie versuchte, sich zu konzentrieren, nicht nur auf ihre Machtsinne, sondern auch auf ihr Gehör. Dann plötzlich sah sie etwas. Schemenhaft zwar, aber sie erkannte ihre nächste Umgebung, sah die vielen Gestalten um sie herum und die vier schwirrenden Kugeln. Sie verfolgte sie und schließlich konnte sie die Schüsse abwehren. Zunächst langsam, dann immer schneller bis sie alles um sich herum vergaß und nur noch die angreifenden Apparate wahrnahm.
"Das genügt jetzt, Yui", drang Skywalkers Stimme zu ihr durch und sie hielt in der Bewegung inne. Jiiro deaktivierte die Kugeln und Skywalker nahm ihr die Augenbinde ab. Die anderen Schüler starrten sie mit einer Mischung aus Erstaunen und Entsetzen an.
"Habe ich... etwas falsch gemacht?" fragte sie nachdem sie in die Runde geblickt hatte.
Skywalker lächelte. "Nein, Yui. Du hast gekämpft wie keiner meiner Schüler jemals zuvor während seiner ersten Stunde gekämpft hat. Aber lass dir das nicht zu Kopf steigen, hörst du?"
Yui lachte. "Nein, ganz sicher nicht." Skywalker sah sie prüfend an und stellte erleichtert fest, das die Wärme in ihren Blick zurückgekehrt war. Dennoch fragte er sich wie eine Anfängerin so übermäßig gut im Kampf sein konnte. Doch schließlich gab es überall Naturtalente. Woher sie das nur hatte? Von ihrer Mutter bestimmt nicht. Er erinnerte sich, dass Eleana niemals besonders gut im Kampf gewesen war. Jiiros Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. "Master Skywalker? Es ist beinahe Mittag."
"Ja, Jiiro. Ihr könnt jetzt essen gehen." Die Schüler nahmen die deaktivierten Kugeln und Lichtschwerter und verließen den Saal.

Komm zu mir. Komm. Ich brauche deine Hilfe. So lange bin ich hier, so lange. Ich weiß, dass du mich hören kannst. Komm, junge Jedi. Hilf mir. Yui hielt im Laufen inne und wartete bis die Stimme verstummt war. Bald würde sie antworten, bald. Wenn sie die Furcht überwunden hatte und sicher war, dass ihr nichts geschehen konnte. Und dennoch war ihre Neugier verführerisch groß. Aber sie würde abwarten.
"He, Kampfmaschine!" hörte sie Uvaris gehässige Stimme hinter sich. Ein paar Lacher folgten und Yui drehte sich langsam zu der Twi'Lek um.
"Was willst du?" fragte sie kühl.
"Kamst dir wohl ganz großartig vor, wie?" fauchte Uvari und ahmte Yuis Stimme nach: "Nein, Master Skywalker, ich habe noch nie zuvor gekämpft, nein Master Skywalker, meine Mami und mein Papi haben nicht mit mir trainiert." Yui sah sie zähneknirschend an. "Hältst du uns alle für blöd? Niemand kämpft ohne Übung so gut. Du schon gar nicht, wo du doch erst vor einem Jahr angefangen hast. Hast wohl zuwenig Potential gehabt um dich zu bewerben, wie? Oder hat deine Mami, diese Eleana, die Master Skywalker so vergöttert, dir nicht erlaubt, von zu Hause wegzugehen?" Yui kochte vor Wut, doch sie wusste, dass sie ihren Gefühlen nicht nachgeben durfte. Sie war eine Jedi, Hass und Zorn durften ihr nichts anhaben. Und trotzdem wurde sie von diesen Gefühlen durchdrungen und erfüllt, dass sie sich nicht mehr lange unter Kontrolle halten konnte. Sie wollte weitergehen, doch Uvari warf einen Stein nach ihr. Er traf sie im Genick, es tat nicht weh, aber es genügte, um ihren Zorn überkochen zu lassen.
Yui wirbelte blitzschnell um die eigene Achse. Uvari und drei ihrer Anhänger wichen erschrocken einen Schritt zurück. Skywalker stand in einiger Entfernung unsichtbar für die Streitenden in einem Versteck und beobachtete die Szene mit gemischten Gefühlen. Hass flammte in Yuis Augen auf und sie hatten die Hände zu Fäusten geballt. "Wage es nicht, so mit mir zu reden", herrschte sie Uvari an. "Und vor allem, wage es nicht, meine Familie in irgend einer Weise noch einmal zu beleidigen." Uvari sah sie amüsiert an. "Und was wenn nicht? Verprügelst du mich dann oder greifst mich mit deinem Lichtschwert an? Oh, ich hab ja solche Angst." Sie lachte spöttisch.
"Das ist nicht komisch", brüllte Yui. "Halt den Mund, du falsche Schlange. Ein weiteres Wort von dir und ich raste aus." "Ja, und das wollen wir doch auf keinen Fall verpassen, wenn du ausrastest", sagte Uvari und verschränkte die Arme vor der Brust. "Mach dich nicht lächerlich, meine Machtfähigkeiten übersteigen die deinen bei weitem, Anfängerin. Mami kann dir jetzt auch nicht mehr helfen."
Yui stieß einen lauten Kampfschrei aus und dann ging alles rasend schnell. Sofort hatte sie das Lichtschwert gezückt und aktiviert, Uvari hatte keine Chance zu reagieren. Yui rannte auf sie zu, schlug wutentbrannt nach ihr und traf ihre linke Schulter sowie eine ihrer Lekku. Dort, wo sie sie getroffen hatte, verbrannte die Haut und Uvari schrie hell auf und brach dann zusammen. Yui überragte sie mit hoch erhobener Klinge und starrte blind vor Hass auf sie herunter. Skywalker stürzte aus seinem Versteck und warf sich auf Yui, die sofort zu Boden stürzte und das Lichtschwert fallen ließ. Sie wand sich und versuchte ihn abzuschütteln, doch er setzte sich halb auf sie, packte ihre Handgelenke und drückte ihre Hände mit aller Kraft gegen den Boden.
"Yui, komm zu dir", herrschte er sie an, doch sie widersetzte sich weiterhin. "Yui, verdammt, komm zu dir!" brüllte er. Yui gab den Widerstand auf und erschlaffte. Ihr Blick klärte sich. Sie sah auf in Skywalkers entsetztes Gesicht. Was hatte sie getan?
"Master Skywalker...", stammelte sie. Dann traten Tränen in ihre Augen und rannen über ihr Gesicht. Skywalker ließ vorsichtig ihre Handgelenke los und stand dann langsam auf, doch sie blieb mit starrem Blick bewegungslos liegen. Nur Tränen flossen unaufhörlich aus ihren Augen.
Inzwischen hatten zwei Medi-Droiden die bewusstlose Uvari auf eine Bahre gelegt und waren gerade dabei, sie zur Krankenstation zu bringen.
"Yui", sagte Skywalker sanft und kniete sich neben sie auf den Boden. "Es ist alles wieder gut, hörst du? Ich bin nicht böse auf dich, ich werde dich nicht des Tempels verweisen, wie du jetzt denken magst. Kannst du aufstehen?" Er reichte ihr eine Hand und Yui streckte ihre zitternd nach seiner aus. Dann half er ihr, sich langsam aufzusetzen.
"Es... es tut mir so leid", schluchzte Yui und fiel ihm in die Arme.
Skywalker lächelte hilflos und winkte Jiiro zu sich heran, der etwas abseits des Geschehens stand. "Hilf mir bitte, sie in ihr Quartier zu bringen", wies er ihn an, und der Catharer hob Yui vom Boden auf als hätte sie kaum Gewicht. Für ihn mochte das vielleicht auch so erscheinen, denn seine Rasse war stark und kraftvoll; den Wookiees sehr ähnlich. Yui klammerte sich an Jiiros Fell fest während er sie die Treppen hinauf in ihr Quartier trug, das fast unter dem Tempeldach lag. Skywalker folgte ihnen die Korridore entlang.
 
In Yuis Quartier angekommen, legte Jiiro sie vorsichtig auf ihr Bett. Sie weinte noch immer.
"Master Skywalker. Was ist mit ihr?" erkundigte sich Jiiro und sah besorgt auf Yuis von Schluchzern gebeutelten Körper.
"Das, Jiiro, ist die dunkle Seite der Macht, vor der ich euch immer wieder warne. Yui wurde für ein oder zwei Minuten von ihr beherrscht." Er schluckte. "Für jemanden wie sie, der noch jung und - sagen wir - unberührt im Geiste ist, muss es eine schreckliche Qual gewesen sein. Ich weiß es, denn es erging mir nicht anders." "Kann ich etwas für sie tun?" fragte Jiiro, der Yui bis dahin noch nicht sehr viel beachtet hatte.
Skywalker sah ihn erstaunt an. "Seit wann zeigst du denn Interesse für andere?"
"Seitdem ich weiß, dass sie anders ist als die Menschen. So wie auch ihr. Ihr wisst, was ich meine."
Skywalker nickte. Jiiro war von den letzten imperialen Kriegsherren als Sklave gehalten worden wie auch seine Familie zuvor. Jahrelang hatte er alles menschliche gehasst und verachtet bis er auf Skywalker getroffen war, der in ihm ein immenses Potential entdeckte und ihn mit nach Yavin Vier nahm, wo er seit fünf Jahren ausgebildet wurde. Er war weit über Vier Standartjahre alt, doch für einen Catharer bedeutete dies nicht mehr als das Ende der Jugendzeit. Und seitdem Yui ihm heute gezeigt hatte, dass auch Menschen Talent zum Kampf besaßen, war sie ihm sympathisch. Doch nicht nur deswegen, sie war so zerbrechlich, dass sie seinen Beschützer-Instinkt weckte.
"Ja, ich weiß, was du meinst, Jiiro. Bleib nur bei ihr, bis es ihr wieder besser geht. Lass sie reden, wenn sie reden möchte und nimm sie in den Arm, wenn sie das Bedürfnis danach ist." Er ging zur Tür. "Ich werde jetzt nach Uvari sehen, so schlimm kann sie nicht verletzt sein. Wenn Yui mich sucht, ich befinde mich in meinem Quartier." Damit ließ er ihn und Yui allein im Raum.
-3-

Yui hatte inzwischen aufgehört zu weinen. Sie lag ausgestreckt auf ihrem Bett und starrte an die kahle Decke. Jiiro zog sich einen Stuhl heran, setzte sich ans Bett und sah sie prüfend an. Ihr Geist arbeitete fieberhaft, das wusste er, doch von außen wirkte sie eher apathisch.
Yui bemerkte, dass er sie ansah und sah ebenfalls zu ihm hin. "Ich hätte sie beinahe getötet", sagte sie schließlich leise. "Wenn ich besser gezielt hätte." "Wolltest du das denn?" fragte er.
Sie nickte langsam. "In diesem Moment schon. Es war ganz merkwürdig." Sie holte tief Luft. "Für einen Augenblick, da stand mir alles offen, da war ich zum ersten Mal in der Lage über Tod und Leben zu entscheiden. Wer weiß was geschehen wäre, wenn Master Skywalker nicht eingegriffen hätte. Erst jetzt verstehe ich, warum die Jedi-Meister immer wieder vor der dunklen Seite warnen", sagte sie mit einem Schaudern. Nach längerem Schweigen fragte er: "Kann ich irgend etwas für dich tun? Brauchst du etwas?"
Yui lächelte. "Vielen Dank, Jiiro, aber ich brauche nichts. Aber wenn du aus freien Stücken hier bist und nicht von Master Skywalker dazu angewiesen wurdest, dich um mich zu kümmern, dann wirst du sicher Verständnis haben, wenn ich dich bald bitten werde, mich alleine zu lassen."
"Sicherlich werde ich dich alleine lassen, wann immer du das möchtest", versicherte der Catharer. "Doch ich glaube, du brauchst jetzt einfach nur einen guten Freund. Und der würde ich gerne sein."
Yui griff nach seiner Hand. "Danke, Jiiro, vielen Dank. Ich weiß das wirklich zu schätzen."
Bis zum frühen Abend saß Jiiro jedoch in Yuis Quartier und unterhielt sich mit ihr über alles, was ihnen gerade einfiel und er fühlte sich so wohl wie schon lange nicht mehr. Dann gingen sie zusammen hinunter zum Abendessen.
Uvari war ebenfalls wieder anwesend. Ihre Wunden waren nicht mehr zu sehen, die Medis hatten sie ausreichend mit Bacta behandelt und sie dann wieder aus der Krankenstation entlassen. Skywalker hatte ein paar ernste Worte mit ihr gewechselt und sie wagte gar nicht erst, Yui anzusprechen. Es mochte auch an Jiiro liegen, der sie feindselig anstarrte.
"Ich hoffe, sie tyrannisiert mich nicht", murmelte Yui und löffelte missmutig ihre Gemüsesuppe. Jiiro schlang ein mächtiges Stück Fleisch herunter, doch Yui störte das nicht. Vielmehr störten sie die neugierigen Blicke der anderen Schüler. Nur weil sie einmal die Kontrolle über ihre Gefühle verloren hatte, war sie plötzlich der Mittelpunkt aller Gespräche im Tempel. Oder mochte es daran liegen, dass sie in ihrer ersten Trainingsstunde gekämpft hatte wie jemand, der es schon seit Jahren beherrschte? Yui wusste es nicht und wollte es auch nicht wissen.
Nach dem Abendessen trennten Jiiro und sie sich und trotz dass sie ihn sehr gerne hatte, war sie nun doch sehr froh endlich etwas alleine zu sein. Sie schloss die Tür zu ihrem Quartier und lehnte sich müde dagegen. Ein Bad wäre jetzt nicht schlecht, dachte sie, doch es gab hier nur kleine Erfrischungszellen. Ein Bad konnte sie nur unterhalb des Tempels nehmen wo sich ein See mit heißen Wasser befand., doch das war nicht gestattet, da man nicht wusste, welche Wesen in diesem See hausten. Yui nahm an, dass kein einziges Wesen dort unten lebte, doch sie beschloss, das besser nicht auf die Probe zu stellen. Statt dessen nahm sie in der Erfrischungszelle eine kurze Dusche und wollte danach sogleich zu Bett gehen. Sie war kaum unter die Decke gekrochen, als sie wieder die tiefe, dunkle Stimme vernahm, die nur in ihrem Kopf zu existieren schien.
Du warst auf der dunklen Seite. Ich habe es gefühlt. In dir steckt einiges. Mehr, als auch ich zunächst vermutete.
"Ja, schön", antwortete Yui. "Ich war auf der dunklen Seite. Für ein paar Sekunden und vollkommen unbeabsichtigt. Ich habe sicherlich nicht vor sie noch einmal zu versuchen." Wie wunderbar deine Stimme zu hören, Yui Rha Nadera Talask. Wirklich, es freut mich außerordentlich. Ich war es allmählich leid, Selbstgespräche zu führen, musst du wissen.
Anhand des Tonfalls schloss Yui, dass es ihr Gesprächspartner ernst meinte. "Ich dachte, du existierst nicht", sagte sie.
Die Stimme lachte. Oh, mitnichten, ich bin so real wie auch du. Warum hast du mir nicht schon früher geantwortet, Yui? Ich brauche dich doch. "Ich hatte ein wenig Angst, muss ich sagen", gab sie zu. "Wie und warum sollte ich dir helfen? Ich weiß weder wer du bist, noch warum du sosehr meine Hilfe benötigst."
Meinen Namen wirst du nicht kennen, darum ist es unnütz ihn zu nennen. Ich möchte einfach nur fort von diesem verfluchten Waldmond. Ich verlange nichts weiter von dir, als dass du mir hilfst, mich zu befreien. Du brauchst dich nicht vor mir zu fürchten, Yui. Ich will dir nichts antun.
"Aber du bist nicht menschlich, oder?"
Komm auf das Dach des Tempels und ich zeige mich dir. Hab keine Angst vor mir. Ich brauche dich viel zu sehr, als dass ich dir etwas Böses tun würde. Du kannst mir vertrauen. Komm hoch auf das Dach, Yui, und ich zeige dir, wer und was ich bin.
Yui dachte nach. "Gut", sagte sie dann. "Ich komme. Aber keine Tricks, klar?" Die Stimme lachte. Gewiss nicht. Yui zog sich rasch ihre Jedi-Kleidung an und schlich dann hinaus auf den Korridor. Da sie praktisch unter dem Dach wohnte, musste sie nur ein paar Stufen hinaufsteigen um dorthin zu gelangen. Der Wind war in dieser Nacht etwas stärker und der Himmel von Wolken verhangen. Sie fror leicht. "Da bin ich", sagte sie leise und war sich sicher, dass sich außer ihr niemand dort befand.
"Ich bin hinter dir", sagte die Stimme, die sich jetzt nicht mehr in ihrem Kopf in ihrem Kopf befand.
Yui sah sich vorsichtig um und erschrak. Hinter ihr schwebte eine grauschwarze, von blauem Leuchten umgebene, durchsichte Gestalt. Ein Geist. "Und ich dachte, Geister gibt es nicht."
"Ich bin ein Jedi-Geist", sagte der Geist vorwurfsvoll. "Mein Schiff ist vor vielen tausend Jahren hier auf Yavin Vier abgestürzt und ich bin nicht mehr in der Lage, in meinen Körper zurückzukehren. Ich bitte dich, meinen Körper wieder herzustellen." Der Geist schwebte näher zu ihr. Yui fröstelte plötzlich. "Sieh, dort hinten am Horizont steht ein alter Tempel, dort findest du die nötigen Hilfsmittel, damit sich mein Körper wieder regenerieren kann." Sein spinnenartiger Arm wies in Richtung Norden. "Würdest du das für mich tun?"
"Ich weiß nicht recht", antwortete Yui unsicher. "Hast du denn immer noch Jedi-Kräfte?"
"Ja, sicher. Soll ich es dir beweisen?"
"Ja, zeig es mir."
"Glaubst du, du kannst vom Dach des Tempels springen?" fragte der Geist und Yui war sich sicher, dass er lächelte, auch wenn sie sein Gesicht nicht erkennen konnte. "Ich bin doch nicht lebensmüde", antwortete Yui entsetzt.
"Was sollte denn geschehen? Ich brauche dich, ich werde dich bestimmt nicht hinunter stürzen lassen. Hab Vertrauen zu mir."
Yui trat mit zitternden Knien an den Rand des Daches und blieb dort stehen. "Auf deine Verantwortung", sagte sie und sprang hinab. Der Weg nach unten war lang und sie bekam Todesangst als nach halber Wegstrecke nichts weiter geschah. Nur der Wind rauschte in ihren Ohren und sie hielt die Augen geschlossen, vorbereitet auf ihr Ende, als sie nur wenige Meter vor dem Aufprall abgefangen wurde. Vorsichtig blickte sie durch halb geöffnete Augenlider. Yui schwebte für einige Sekunden, fühlte, wie die Macht sie umgab und durchdrang, dann zog der Geist sie mit derselben irrsinnigen Geschwindigkeit nach oben zurück und hielt sie mehrere Meter über der Dachplatte in der Luft. Er schwebte auf gleicher Höhe wie sie. "Bist du nun überzeugt, junge Jedi?" fragte der Geist amüsiert und Yui, die schlaff in der Luft hing, konnte nur nicken. Er ließ sie vorsichtig zurück auf den Boden gleiten.
Sie zitterte am ganzen Körper. "Hättest du mir das nicht auch anders beweisen können?" fragte sie.
"Doch, aber so bin ich sicher gegangen, dass du mir traust. Ich danke dir sehr dafür. Wirst du mir nun helfen?"
"Na schön, warum nicht", resignierte Yui. "Wenn ich weiß, wohin ich zu gehen habe, werde ich mich gleich morgen früh auf den Weg machen, damit ich die Sache hinter mir habe." Nicht, dass sie ihn nicht mochte, doch seine Stimme, die sie seit Monaten quälte, wollte sie endgültig loswerden.
"Wenn du wieder unten in deinem Quartier bist, wirst du eine Landkarte finden", erklärte der Jedi Geist. "Außerdem werde ich auf deinem Weg zu mir immer um dich sein um dich zu beschützen."
"Das ist doch nicht nötig", sagte Yui.
"Ich will nur nicht, dass dir etwas geschieht. Ich habe so lange auf dich gewartet."
"Warum ich?" Das wollte Yui schon lange wissen, warum ausgerechnet ihre Hilfe benötigt wurde.
"Ist dir aufgefallen wie du kämpfen kannst?" Yui nickte und verdrehte die Augen. Das hatte sie heute schon zu oft gehört "Du bist anders als die gewöhnlichen Jedi. In dir steckt der Geist der alten Jedi-Schule. Du bist so, wie ich einst war als ich ausgebildet wurde, du besitzt Stärke und Mut. Außerdem bist du als einzige in der Lage, die alten Schriftzeichen zu entziffern. Doch nun geh zurück in dein Quartier, Yui. Morgen früh sehen wir uns wieder."
"Darf ich noch eine Frage stellen?" Der Geist hielt inne. "Wenn ich schon nicht deinen Namen erfahren darf, dann sag mir wenigstens wie alt du bist."
"Als ich meinen Körper verlor war ich 21 Jahre alt, wenn es das ist, was du wissen möchtest. Und jetzt geh." Yui nickte und eilte zurück in ihr Quartier. Dort packte sie zunächst einige Sachen zusammen, die sie brauchen würde um dem Jedi zu helfen und ging dann zu Bett. Alsbald fiel sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Und auf Coruscant erwachte Eleana Talask gerade aus einem Alptraum.
 
Noch bevor die Sonne am nächsten Tag aufgegangen war, stahl sich Yui aus dem Jedi-Tempel, wo alles noch friedlich schlief. Sie hatte einen weiten Weg vor sich und würde bestimmt zwei oder drei Tage unterwegs sein.
Eigentlich war es den Schülern untersagt, den Dschungel allein zu erkunden. Es hieß, dass dort draußen gefährliche Dinge lauerten, Sith-Artefakte und wilde, unberechenbare Tiere. Yui glaubte schon, dass der dichte Wald gefährlich sein konnte, doch die Existenz von uralten, verhexten Sith- Instrumenten zweifelte sie stark an. Seit über 30 Jahren war Yavin Vier der Neuen Republik bekannt. Kein Bürokrat hätte die Einrichtung einer Jedi- Akademie gestattet, wenn tatsächlich Gefahren für die Adepten entstehen könnten.
Yui warf einen letzten Blick zurück auf den Tempel, bevor sie im Dickicht der Zeige verschwand. Nachdem sie eine Zeitlang gelaufen war und sich mühsam mit ihrem Lichtschwert durch das Geäst gekämpft hatte, erschien der Jedi-Geist. Im Licht der aufgehenden Sonne war er jedoch kaum zu erkennen.
"Ah, meine junge Jedi. Ich bin erfreut, dich zu sehen. Wenn du allerdings in dieser Geschwindigkeit fortfährst, brauchst du vielleicht drei oder vier Tage, bis du den alten Tempel erreichst, neben welchem mein Raumgleiter vor langer Zeit abgestürzt ist."
Yui wischte sich den Schweiß von der Stirn. "Ich hätte auch einen alten T-16 Skyhopper nehmen können, doch dann hätte man meinen Weggang sofort bemerkt. Da war es doch klüger, zu Fuß zu gehen um dir zu helfen."
"Trotz dieser Tatsache kämst du wesentlich schneller voran, wenn du dich der Macht bedienen würdest."
Sie starrte ihn nur an. "Lass mich dir helfen."
"Und wie? Willst du mich zu deinem Tempel tragen?" fragte sie spitz. "So viel Kraft auf einmal besitze ich nicht mehr. Aber ich kann das hier tun." Und er hob seine spinnenartigen, dünnen Arme. Aus seinen Fingerspitzen zuckten gefährlich rote Strahlen. Er berührte damit den Boden und feuerte die tödliche Energie ab. Durch den Wald zog sich eine Schneise der Zerstörung. Dort wo die Strahlen den Boden, Büsche und Bäume berührt hatten, waren nur noch verkohlte Reste übriggeblieben. Yui starrte ungläubig auf den gewalttätig entstandenen Weg. "Erstaunlich", entfuhr es ihr. "Ihr Jedi von damals müsst tatsächlich um einiges mächtiger gewesen sein als wir heute."
"In der Tat", entgegnete der Geist und seine Stimme klang müde. "Ich habe einen Großteil meiner Kraft aufgebraucht. Sei nun vorsichtig, ich kann dir nur noch bedingt helfen, solltest du in Gefahr sein. Doch ich denke, dass die wilden Tiere durch diesen Machtstoß abgeschreckt wurden und dem Pfad nicht zu nahe kommen werden. Du kannst weitergehen."
Yui nickte und setzte ihren Weg fort.

-4-

Das Gesicht von Eleana Talask erschien auf dem Holonet-Schirm. Skywalker lächelte trotz der frühen Stunde. Seine ehemalige Schülerin war ihm immer eine willkommene Gesprächspartnerin, selbst wenn sie ihn im Morgengrauen aus dem Bett holte.
"Guten Morgen, Eleana", sagte er und gähnte. "Wenn ich mich nicht irre, ist es auf Coruscant jetzt ungefähr zwei Uhr früh. Und hier ist es sechs Uhr. Was bringt dich dazu, mich zu solch früher Stunde zu kontaktieren?"
"Guten Morgen, Luke", erwiderte sie ungeduldig. Erst jetzt erkannte Skywalker, dass Eleanas Gesicht von Sorge gezeichnet war. "Ich hatte eine Vision. Etwas stimmt bei dir nicht."
"Nun ja, deine Tochter hatte gestern einen Wutausbruch, aber ansonsten war alles ruhig", antwortete er.
"Ich habe gefühlt, dass Yui kurz auf der dunklen Seite war", sagte sie und seufzte. "Das beunruhigt mich zwar ebenfalls, doch das ist es nicht. Es ist etwas sehr viel gravierenderes. Habe bitte ein Auge auf sie, ich weiß, dass es etwas mit ihr zu tun hat."
Skywalker nickte. "Ich habe fast immer ein Auge auf Yui, wenn ich es entbehren kann", antwortete er ihr. "Sie soll sich zunächst einmal ausruhen. Ein Catharer wacht über sie, ihr wird nichts mehr geschehen."
Eleana runzelte die Stirn. "Ich weiß nicht recht, Luke. Ich habe ein ungutes Gefühl. Sei wachsam. Meine Machtsinne haben mich noch nie betrogen."
"Ich verspreche dir, ich werde Acht geben, so gut ich kann", sagte Skywalker. "Und ich werde Yui nach dem Frühstück besuchen um mich zu vergewissern, dass alles bestens ist. Soll ich dich danach wieder kontaktieren?"
"Ich bitte darum", antwortete Eleana fast vorwurfsvoll und ihr Gesicht füllte beinahe den gesamten Schirm aus, als sie näher herankam. "Luke - ich meine es verdammt ernst dieses Mal." Die Verbindung wurde unterbrochen. Skywalker seufzte tief. Es stimmte was sie sagte, ihre Vorahnungen trafen fast immer zu. Doch es hatte seit über fünfzehn Jahren keine unangenehmen Zwischenfälle mehr gegeben und das schlimmste Ereignis überhaupt, Kyp Durrons Bekehrung zur dunklen Seite durch Exar Kun, konnte sich nicht wiederholen.
Skywalker glaubte zwar nicht recht, dass etwas passiert sein konnte, was er zweifelsohne wahrgenommen hätte, doch er beschloss, sogleich nach Yui zu sehen.

Gegen Abend erreichte Yui tatsächlich den Tempel, der auf der Landkarte eingezeichnet war. Ehrfürchtig blieb sie davor stehen. Der Tempel war pyramidenförmig und aus schwarzem Stein. Ein kleiner See umgab ihn und er wirkte eher unscheinbar, doch Dunkelheit und Kälte umgaben das uralte Gebäude und Yui bekam eine Gänsehaut. "Dieser Ort ist erfüllt von Dunkelheit", sagte sie zitternd.
Der Geist schwebte neben ihr. "Ich weiß. Das war der Grund, weshalb ich hier abstürzte. Die Massassi, die hier in diesem Tempel lebten, zerrten mich aus meinem Raumschiff um mich als Opfergabe für ihren närrischen Götterglauben zu gebrauchen. Ich hatte Glück, ich starb bereits im Verlies."
"Ich möchte diesen Ort lieber nicht betreten", erwiderte Yui. "Du wolltest mir helfen", erinnerte der Geist sie. "Du bist so weit gekommen. Überwinde deine Furcht. Dort drinnen ist nichts mehr, das dir Schaden zufügen könnte. Du kannst mir vertrauen, Yui. Du musst mich wiederbeleben."
"Warum tust du es nicht selbst?"
"Wenn ich es könnte, dann hätte ich es doch schon längst versucht", antwortete der Jedi-Geist unwirsch. "Geh dort hinein, deine Jedi-Freunde suchen bereits nach dir." Yui nahm ihren gesamten Mut zusammen. Dann überquerte sie den See, indem sie von Stein zu Stein sprang. Vor dem Eingang der Pyramide zögerte sie noch, doch dann trat sie ein.

Sie war verschwunden. Skywalker stand wie von Donner gerührt in der Tür zu Yuis Quartier. Sie musste es eilig gehabt haben, denn ihr Kleiderschrank stand weit offen und die Bettdecke lag auf dem Boden. Ihr Übungsschwert hatte sie mitgenommen. "Wo kann sie nur sein?" fragte er sich selbst und schloss die Tür hinter sich. Er hatte ihr Fehlen nicht bemerkt. Für gewöhnlich spürte er, wenn einer seiner Schüler abwesend war, doch dieses Mal hatte er nichts wahrgenommen. Auch jetzt nicht. Er sagte vorsorglich alle Unterrichtsstunden ab und nachdem er die Schüler gebeten hatte, ihn nicht zu stören, zog er sich in sein Quartier zurück um zu meditieren. Yui war nicht dazu fähig, sich aus der Macht zu entfernen, nur gut ausgebildete Jedi oder die Meister konnten dies und wenn, dann nur unter großem Kräfteaufwand.
Skywalker setzte sich bequem auf eine Bodenmatte und schloss die Augen. Mit der Macht nahm er jeden Schüler des Tempels wahr, Uvari, Jiiro, auch Tionne, die statt seiner jetzt im Hörsaal Unterricht hielt. Doch wo war Yui? Sein Geist entfernte sich vom Jedi-Tempel und durchsuchte den Dschungel. Drei seiner Schüler fand er dort, die die Gegend auskundschafteten, doch von Yui war noch immer keine Spur. Es war früher Morgen, weit konnte sie nicht gekommen sein. Für einen kurzen Augenblick nahm er eine erstaunlich große Erschütterung der Macht wahr, doch bevor er erkennen konnte, um was es sich handelte, war es auch schon wieder verschwunden. Irgend etwas ging nicht mit rechten Dingen zu, das stand fest. Er fand Yui auch nach weiterem Suchen nicht und beschloss, nach ihr zu suchen.
Als er vom Boden aufstand waren drei Stunden vergangen und der Mittag war gekommen. Skywalker nahm lustlos sein Mittagessen ein und stellte dann einen Suchtrupp zusammen, der mit ihm zusammen den Dschungel durchqueren sollte. Die älteren Jedi-Schüler wirkten verwirrt, folgten ihm dann jedoch ins Dickicht.

Im Inneren der schwarzen Tempelpyramide war es stockdunkel und Yui musste ihr Übungsschwert einschalten, um wenigstens schemenhaft den Weg erkennen zu können. Der Geist schwebte über ihr und trieb sie zur Eile an.
"Beeil dich. Je schneller du mich wiederbelebt hast, desto schneller können wir von hier verschwinden. Mir ist dieser Ort auch nicht sehr geheuer."
"Sagtest du nicht, ich hätte nichts zu befürchten?" erkundigte sich Yui ängstlich.
"Ja, das sagte ich, und es entspricht durchaus der Wahrheit, aber sag mir, Yui, fühlst du dich wohl hier? Überall umgibt dich die dunkle Seite, überall Kälte..."
"Ich fühle es auch, allerdings eher schwach", gestand sie. "Ich habe erst vor kurzem mit meiner Jedi-Ausbildung begonnen."
"Ah, so ist das", sagte der Geist für sich und hielt an. "Hier ist es, das Labor." Er wies auf eine steinerne Tür, die Yui nicht erkennen konnte. "Links von dir."
Yui erkannte die Hieroglyphen an den Wänden, als sie das Lichtschwert näher zur linken Wand hielt um die Labortür zu beobachten. Als sie näher trat, spürte selbst sie, dass das Böse von diesem Ort ausging. "Und hier soll ich dich wiederbeleben können?" fragte sie ungläubig. "Dieser Ort schreit ja förmlich vor schwarzer Magie und dergleichen."
"Ich weiß, doch es gibt keinen anderen Weg. Ich weiß es, ich habe lange darüber nachgedacht. Jetzt geh da hinein!" wies er sie unwirsch an und Yui betrat schweren Herzens das dunkle Laboratorium.

In den späten Abendstunden erst kehrte der Suchtrupp wieder zum Jedi-Tempel zurück. Sie hatten jeden Ort abgesucht, den Yui innerhalb eines Tages erreichen konnte, doch die Suche war erfolglos geblieben. Skywalkers Angst wuchs. Als letzte Möglichkeit durchsuchte er die Gänge, die unterhalb des Tempels zu den anderen, verbotenen Tempeln auf Yavin Vier führten, doch er kehrte nach nur wenigen Metern Yui war und blieb verschwunden und er machte sich schwere Vorwürfe. Er musste Eleana kontaktieren. Sie hatte ein Recht darauf, zu erfahren was geschehen war. Er erhielt jedoch eine automatische Rückmeldung, als er sie über das Holonet anrief. Die ganze Familie konnte doch nicht plötzlich auf einer Urlaubsreise sein - wie es in der Nachricht hieß. Hier stimmte ebenfalls etwas nicht und Skywalker war allmählich am Ende seines Lateins angelangt.
Warum war sie fortgegangen? Und wieso hatte sie niemandem etwas davon erzählt? Wohin konnte sie gegangen sein? Und warum konnte er ihre Person in der Macht nicht mehr fühlen? Nur Tote konnte er nicht wahrnehmen, doch er war sich sicher, dass sie lebte. Was, wenn sie den Planeten verlassen hatte?
"Unsinn!" wies er sich selbst zurecht. Hätte sie einen Raumjäger entwendet, wäre das jedem im Tempel aufgefallen.
"Yui", sagte er leise, als er spät nachts zu Bett ging, "wo bist du?"
 
Bis spät in die Nacht hatte Yui alle Schriftrollen und Bücher, die im Laboratorium herumlagen, studiert, doch erst als sie kurz davor war, einzuschlafen, stieß sie auf das notwendige Rezept.
"Ich hab es", sagte sie müde und der Geist kam sofort angerauscht.
"Ja, das ist es", bestätigte er. "Großartig. Und nun fang an. Du dürftest alles hier finden, was du benötigst."
Yui las sich die Anweisungen gut durch. Sie brauchte vor allem einen ausreichend großen Kristall und einen gebündelten Lichtstrahl. Außerdem stand noch etwas von Dämpfen auf der Liste - doch sie stellte schnell fest, dass dies nur äußerlich dem Ritual diente und der Geist stimmte ihr zu, als sie vorschlug, ohne ätherische Öle und dergleichen zu arbeiten.
Einen gebündelten Lichtstrahl hatte sie schnell aufgetrieben. Sie hatte einige Modifizierungen an einem uralten Blaster vorgenommen, den sie nach längerer Suche zufällig im Labor gefunden hatte. Ein Glück, dass sie zu Hause gelernt hatte, wie Strahlenwaffen aufgebaut waren. Doch woher sollte sie Kristalle nehmen? "Komm mit", sagte der Geist nur und führte sie in eine große, mit Trümmern gefüllte Halle. Einige der Bruchstücke stellten sich als echtes Kristall heraus und Yui sammelte sie schnell ein. Sie fragte sich, woher er das gewusst haben konnte, wenn er diesen Ort für gewöhnlich gemieden hatte.
Zurück im Labor befestigt sie das größte kristalline Bruchstück mit einem einfachen Faden an der Decke; den modifizierten Blaster legte sie darunter auf den Boden. Doch etwas fehlte noch. "Ich brauche einen Gegenstand von dir", sagte Yui. "Sonst wird es nicht funktionieren."
"Von mir ist wohl nicht mehr viel übrig", antwortete der Geist trocken.
Sie überlegte eine Zeitlang. "Und was ist, wenn du dich selbst zwischen dem Kristall und dem Lichtstrahl befindest? Würde das gehen?"
Der Geist dachte ebenfalls längere Zeit nach. "Soweit ich weiß, ja. Doch käme es auf einen Versuch an." Er hielt inne. "Ich will es versuchen." Und er schwebte zwischen Kristall und Blaster.
Yui setzte sich neben den Blaster auf den Boden. "Bist du bereit?" "Ja. Du kannst beginnen."
Und Yui schaltete den Blaster ein, den sie so modifiziert hatte, dass er einen konstanten Lichtstrahl von sich geben konnte. Sie nahm die Schriftrolle und las die magische Formel vor, die laut der Anleitung zur Wiedererweckung nötig war, doch kam sie ihr überflüssig vor.
Nach nur kurzer Zeit entstand Leben im Inneren des Kristalls und er begann, rötlich zu glühen. Yui entfernte sich etwas von ihm und sah gebannt zu, wie das Leuchten immer größere Ausmaße annahm und schließlich den gesamten Astralkörper des Geistes einrahmte. Der Jedi-Geist selbst leuchtete nun von Innen heraus und Yui erkannte, wie sich ein neuer Körper formte. Der Geist wand sich und schrie einige Male gequält auf, doch es dauerte nicht lange bis er verstummte. Er war bewusstlos geworden. Skeptisch sah Yui zu, wie der neue Körper nach und nach Gestalt annahm. Das Gesicht war hager und die Wangen wirkten eingefallen, der gesamte Körper knochig und ausgemergelt; die Haut bleich. Die Prozedur schien beendet, als der Jedi wieder erwachte. Mit einem finalen Aufschrei stürzte er zu Boden und der Kristall erlosch. Yui deaktivierte den Blaster und beäugte den wiedergeborenen Jedi in der fahlen Laborbeleuchtung. Langes, schwarzes Haar bedeckte den gesamten Rücken des Jedi, der mit dem Gesicht nach unten auf dem kalten Steinboden lag; mehr erkannte sie nicht. Fast dachte sie, er wäre tot, doch dann regte er sich langsam wieder. Zitternd richtete er sich auf und strich sich das Haar aus dem Gesicht. Dann blickte er zu ihr hinauf.
Yui schrak zurück. Er hatte kalte, grüne Augen die Bosheit ausstrahlten, selbst wenn er es eigentlich nicht beabsichtigte. Über die rechte Wange, fast bis zum Haaransatz, zogen sich drei hässliche Narben und auf der Stirn trug er ein Zeichen, dessen Sinn sie nicht kannte.
Der Jedi stand auf. Erst schwankte er noch, doch dann stand er sicher. "Ich danke dir, Yui", sagte er, doch es klang eher höhnisch und ihre Abneigung ihm gegenüber wuchs noch mehr. "Du hast das getan, was deine Mutter nicht tun wollte: du hast mich wiedererweckt."
"Wer bist du?" fragte Yui zitternd.
Der Jedi richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Er überragte Yui um mindestens zwei Köpfe. "Ich bin der mächtigste Jedi, den die Galaxis jemals gesehen hat." "Mich täuschst du nicht mehr", erwiderte sie fest. "Du bist kein Jedi." "Ich bin ein dunkler Jedi, du unwissendes Ding! In deinem Tempel lernst du nichts über mich, doch mein Name dürfte jedem geläufig sein, der nur ein einziges mal von der Geschichte der Jedi gehört hat: Ich bin Exar Kun!"

Exar Kun... Exar Kun... Ich bin Exar Kun... Die Worte hallten in Skywalkers Kopf wieder und ließen ihn aus dem Schlaf schrecken. Auch andere Schüler des Tempels erwachten plötzlich und weit draußen in der Galaxis brach Eleana Talask an Bord ihres Raumschiffs Starstorm Two zusammen.
Der Aufschrei ging durch die gesamte Galaxis. Der Jedi-Rat auf Coruscant versammelte sich noch in derselben Nacht und die Dunklen Jedi, die versteckt auf den Tag ihrer Wiederkehr warteten, ebenfalls. Sämtliche Jedi nahmen den Schrei wahr. Und sie alle wussten, was geschehen war.

-5-

Yui starrte den Dunklen Jedi an, den sie wiedererweckt hatte. Schlagartig wurde sie sich ihres Fehlers bewusst. Was hatte sie getan? Sie hatte ein Monstrum ins Leben zurückgeholt. Doch über die wahren Ausmaße ihres Tuns konnte sie noch nichts wissen.
Kun lachte böse. "Wie dumm und naiv du doch bist. Du warst in der Lage, mich zu durchschauen, Jedi, doch du hast es nie bemerkt, ja, nicht einmal versucht." Er drängte sie näher zur Wand hin und zog sein Lichtschwert. "Und deine Gutgläubigkeit wird dir jetzt zum Verhängnis werden. Schade eigentlich, aus dir hätte noch viel werden können."
Während er sprach versuchte Yui, an ihm vorbei zu gelangen, doch seine Reflexe waren noch immer gut. Seine linke Hand schnellte noch im Reden hervor und schloss sich schraubstockartig um ihren Hals. Yui hustete und schnappte verzweifelt nach Luft, doch er kannte kein Erbarmen. Ruckartig hob er sie hoch. "Kleine Närrin!" herrschte er sie an. "Für einen Augenblick war ich geneigt, dich am Leben zu lassen, wenn du bei mir bleiben würdest, doch nun wirst du dem Tod ins Auge sehen müssen." Seine Hand schloss sich fester und Yui schrie erstickt auf. "Nein, bitte, lass mich leben!" röchelte sie panisch. "Lass mich leben. Ich will nicht sterben!" "Ein Jedi, der nicht für den Tod bereit ist?" lachte Kun. "So etwas sieht man selten."
"Bitte... ich habe dich wiedererweckt. Du bist mir etwas schuldig!" Yui fragte sich, wie ihr Gehirn anhand dieser Situation noch solche Ideen hervorbringen konnte.
"Du wirst meine Gnade noch erkennen, Jedi, denn ich erspare dir einen qualvollen Tod - wenn ich erst wieder an der Macht bin, würdest du dir solch einen gnädigen Tod wünschen."
"Und wenn... wenn ich mich dir... anschließen würde?" fragte Yui fast tonlos.
"Das fiele dir nicht im Traum ein", höhnte Kun. "Würde ich dich gehen lassen, würdest du allen meinen Zufluchtsort verraten - nicht dass dies eine Gefahr für mich darstellen würde - und ich bleibe lieber inkognito, wenn du mich verstehst." Yui schüttelte den Kopf insofern sie dazu noch in der Lage war. "Sieh es ein, Jedi, dir und mir bleibt keine andere Möglichkeit." Doch plötzlich hellte sich Kuns Gesicht ein wenig auf, als ihm etwas einfiel. "Doch warte... es gibt noch eine Möglichkeit, die mir deine angebotene Loyalität beweisen wird." Und er schleuderte Yuis nahezu leblosen Körper mit aller Kraft gegen die Wand. Sie schrie schmerzerfüllt auf als etliche ihrer Knochen brachen und wurde sofort ohnmächtig.

Jerai Yeka Rha, Yuis Vater, trug Eleanas bewusstlosen Körper aus der soeben gelandeten Starstorm Two. Skywalker rannte ihm - sofern er es auf Grund seines Alters noch konnte - entgegen.
"Was ist mit ihr?" fragte Jerai den Jedi-Meister. "Plötzlich schrie sie auf und brach zusammen. Ich kann es mir nicht erklären."
"Hast du nicht den Aufschrei des Dunklen Jedi in deinem Geiste vernommen?" fragte Skywalker den durchaus machtsensiblen Taichiner.
"Natürlich", erwiderte Jerai vorwurfsvoll. "Aber was war das?"
Skywalkers Gesicht verhärtete sich. "Exar Kun, der mächtigste Dunkle Jedi überhaupt, ist wiederauferstanden. Sein Schrei wurde von allen Jedi - auch den Dunklen - erhört, egal, wo sie sich gerade befanden. Eleana traf es besonders, da sie Kun einst persönlich begegnete. Und die kleine, fast unsichtbare Narbe, die sie im Gesicht trägt, stammt von der Waffe eines Dunklen Jedi. Sie ist besonders empfindlich für das Dunkle."
"Was ist mit Yui?" erkundigte sich Jerai besorgt während sie über das Landefeld hinüber zum Tempel gingen.
"Ich weiß es nicht", antwortete Skywalker müde. "Ich bin mir sicher, sie lebt, doch ich kann sie nicht innerhalb der Macht wahrnehmen. Ich weiß nicht, wo sie ist."
Jerai sah den Jedi-Meister durchdringend an. "Ich verstehe nicht viel von der Macht und von dem Weg eines Jedi, doch könnte das Erscheinen dieses Exar Kun etwas mit Yuis Verschwinden zu tun haben?"
Skywalker fiel es wie Schuppen von den Augen und er blieb stehen. Wie konnte er nur so dumm sein? Wieso hatte er nicht gleich daran gedacht, als er den Schrei gehört hatte? Yui war bei ihm oder fungierte als neuer Wirtskörper für seinen verdorbenen Geist. Deshalb hatte er sie nicht wahrnehmen können - weil seine Kräfte ausreichten, eine Barriere um sich herum aufzubauen, die er, Luke, nicht zu durchdringen vermochte. "Warum ist mir das nicht schon viel früher aufgefallen? Ich bin so ein Idiot!" schalt er sich selbst. "Die Schüler haben Recht - ich werde allmählich alt."
Jerai legte Eleanas bewusstlosen Körper auf eines der Betten der Krankenstation, die sie soeben erreicht hatten. "Zweifelsohne werden wir alle nicht jünger. Doch ich denke, das Alter hat nur äußerlich Spuren bei dir hinterlassen. Wie hättest du auch auf die Idee kommen können, dass eine unerfahrene Adeptin etwas mit dieser Sache zu tun haben könnte?"
Skywalker setzte sich auf eines der Krankenbetten und ließ die Schultern hängen. "Ich hätte es besser wissen müssen, Jerai. Ich bin doch ein Jedi- Meister. Ich muss doch auf meine Schüler Acht geben. Ich habe versagt." Jerai sah ihn längere Zeit prüfend an und erkannte dann, dass ein paar Tränen zu Boden tropften. Skywalker weinte leise. Der Taichiner setzte sich neben den Helden der Neuen Republik und legte ihm einen Arm um die Schultern. "Weinen ist keine Schande, Luke", sagte er leise. "Auch für einen Jedi-Meister nicht."

Yui kam zu sich und wollte sofort wieder in den bewusstlosen Zustand zurück. Die Schmerzen waren unerträglich, es gab keine Stelle ihres Körpers, die nicht schmerzte. Sie versuchte zu sprechen, doch selbst das bereitete ihr größte Qualen und Anstrengung. Wie viele Stunden mochten vergangen sein? Drei? Vier? Ein Tag? Mehrere Tage? Sie wusste es nicht und wollte es eigentlich auch gar nicht wissen.
Wo war Exar Kun? Sie konnte nicht glauben, dass er sie zurückgelassen hatte. Ihre Vermutung wurde bestätigt als sich sein ausgemergeltes Gesicht über sie beugte. "Endlich", sagte er und seine Stimme klang sehr weit entfernt. "Ich dachte schon, du wachst überhaupt nicht mehr auf." Yui blinzelte nur zwei Tränen aus ihren Augen und sagte nichts. Sie fühlte, wie ihre Kräfte sie verließen. Ganz langsam. Sie wusste, sie würde sterben. "Deine Knochen sind gebrochen", fuhr der Dunkle Jedi fort und musste lächeln - er erinnerte sich an etwas, das ihm vor langer Zeit selbst widerfahren war. Etwas, das sein Übertritt zur dunklen Seite gewesen war. "Du wirst sterben, Jedi. Willst du leben?" Yui würgte ein "ja" hervor.
 
"Dann musst du dich für die Dunkle Seite der Macht empfänglich zeigen. Akzeptierst du die Dunkle Seite?" "Ich... akzeptiere", sagte Yui langsam und schloss gequält die Augen.
Kun lachte. "Du sagst es, aber du sprichst nicht mit dem Herzen. Akzeptierst du die Dunkle Seite? Du willst leben? Dann ergib dich der Dunklen Seite."
"Ich ergebe mich ihr", brachte Yui stöhnend hervor und spürte einen Aufschrei in sich aufsteigen. "Ich will leben, Kun."
Der Dunkle Jedi war erfreut. "Gut. Nun bist du offen dafür. Lass mich dich heilen." Er kniete neben ihrem bewegungsunfähigen Körper nieder und berührte sie mit beiden Händen. Ein unbeschreiblicher, langanhaltender Schmerz durchdrang ihren gesamten Körper, als eine starke Kraft von seinen Händen ausging, die ihre Knochen wieder zusammenwachsen ließen. Yui bäumte sich auf, wand sich in Agonie und schrie, wie sie noch niemals zuvor geschrieen hatte. Draußen vor dem Tempel flogen ein paar Vögel auf als die Schreie die Stille des Urwalds durchdrangen und in kilometerweiter Entfernung durch die Macht verstärkt von Skywalker wahrgenommen wurden. Eleana erwachte in diesem Moment aus ihrer Ohnmacht. "Yui", flüsterte sie und erkannte schlagartig, dass sie ihre Tochter soeben verloren hatte.
Auf Coruscant dagegen empfand Ian Talask für den Bruchteil einer Sekunde einen nie gekannten Schmerz und auch er hörte ihren Schrei. "Yui!" rief er in die Stille des Meditationsraumes hinein, in dem er sich gerade befand. "Verlass mich nicht!"

"Was ist geschehen?" fragte Jerai, der kaum etwas von alldem, was in der Macht vor sich ging, wahrnehmen konnte.
Eleana weinte und drückte sich an ihn. Sie konnte jetzt nicht sprechen.
Skywalker sah bleich und verstört aus und Tionne, die herbeigeeilt war, schien ebenfalls einem Zusammenbruch nahe.
"Yui erlischt", antwortete Skywalker mit rauer Stimme. "Das Licht in ihrem Herzen verschwindet. Die Kräfte des Dunklen haben Besitz von ihr ergriffen und beginnen nun, sie zu vergiften."
Jerai verstand nicht gleich und überlegte kurz. "Das heißt, dass sie... nicht länger ein Jedi ist - und nicht mehr zu einem solchen werden kann?" erkundigte er sich und sah fragend von einem zum anderen.
"Im Prinzip schon", erwiderte Tionne leise. "Noch ist sie nicht wirklich verloren - bis wir sie jedoch finden, ist alles zu spät. Zunächst wird die helle Seite in ihr blockiert, sie kann die Macht nicht mehr einsetzen. Dann wird ihr nichts anderes übrig bleiben als auf die Dunkle Seite zurückzugreifen. Exar Kun hat sie wahrscheinlich ebenso mit der Dunklen Seite der Macht vergiftet wie er einst von Freedon Nadd verführt wurde."
Alle außer Jerai wussten, was dies bedeutete. Er fragte erst gar nicht, sondern schwieg betroffen.
Eleana hatte sich von ihm gelöst und sah ihn nun direkt an. In ihrem Gesicht spiegelte sich so viel Schmerz wieder, dass er sie nicht lange ansehen konnte. "Yui kann nicht einfach zurückgeholt werden, Jerai. Wenn sie zurück ins Licht will, muss sie es aus eigener Kraft und eigenem Willen tun. Wir können sie hierher bringen, doch sie wird sich vor uns verschließen, wird uns vielleicht sogar töten wollen." Sie schluckte. "Wir haben sie verloren, Jerai."
Nun war es der Taichiner, der sich an Eleana drückte und keine Worte mehr fand. Tionne räusperte sich. "Vielleicht gibt es einen Weg."
Skywalker, der bis dahin nur verbittert geschwiegen hatte, sah auf. "Welchen?"
"Wir brauchen Yuis Geschwister und auch euch beide", sie sah dabei Eleana und Jerai an, "ihre Eltern und Geschwister könnten sie eventuell zurückholen."
"Doch dazu müssen wir sie erst einmal hierher bringen", meinte Skywalker und seufzte. "Das wird nahezu unmöglich sein." Eleana nickte. "Doch wir müssen es zumindest versuchen - auch wenn dieses Wort hier verpönt ist." Sie sah ihren Mann an. "Jerai, du versuchst Lhamo zu finden. Ich nehme Kontakt mit Coruscant auf und hole Ian und Lyra hierher."
"Und ich", sagte Skywalker grimmig, "ich stelle einen Jedi-Trupp zusammen, der mit mir kommen und gegen Exar Kun antreten wird."
"Dazu müssen wir doch erst einmal wissen, wo er sich befindet, oder etwa nicht?" bemerkte Jerai.
"Nun... ich weiß wo er und Yui sind", antwortete Tionne. "Zumindest noch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er hier bleiben wird." Sie hielt kurz inne. "Sucht nach einer schwarzen Pyramide, die von einem See umgeben ist."
"Und ich dachte, damals, als die Sache mit ihm und Kyp Durron ausgestanden war, hätten wir seinen Geist ausgelöscht", murmelte Skywalker.
"Man kann nie sicher sein", meinte Tionne und erinnerte sich mit Schaudern an die damalige Zeit, als auch sie noch Adeptin der Macht war. "Jetzt lebt er und ist gefährlicher als je zuvor."

Yui lag noch immer erschöpft auf dem kalten Boden des Labors und hatte Mühe, ihre Augen offen zu halten. Die Schmerzen waren verflogen, sie war geheilt. Doch all das hatte an ihren Kräften gezehrt. Sie war müde und wollte schlafen.
Kun trat neben sie und beugte sich zu ihr hinunter. "Du hast soeben ein neues Leben erhalten, Yui Talask. Es ist jetzt kein guter Zeitpunkt zum Schlafen."
"Ich bin aber müde", widersprach sie und öffnete die Augen. Kun sah plötzlich ganz anders aus. Nicht mehr bösartig und von Zorn erfüllt sondern auf seltsame Weise plötzlich vertrauenswürdig. Er strahlte große Stärke aus und Yui fühlte eine starke Verbindung zu ihm. "Du wirkst anders auf mich", sagte sie. Er reichte ihr eine Hand und half ihr, sich aufzusetzen. "Wir sind jetzt gleich, Yui. Du hast dich der dunklen Seite geöffnet, selbst wenn du es bisher noch nicht bemerkt hast."
"Mag sein, Kun, doch werde ich der dunklen Seite mächtig sein - nicht ihr Sklave so wie du einer sein magst."
Kun lachte hässlich. "Ich bin kein Sklave der Macht und war es nie. Du wirst sehr schnell erkennen, dass die dunkle Seite dir sehr viel mehr Möglichkeiten eröffnet. Aber du hast sie ja bereits kennen gelernt."
Yui erinnerte sich mit Schaudern an ihren Wutausbruch. "Es war schrecklich."
"Wenn du richtig mit deiner Kraft umgehen kannst, wirst du feststellen, dass es sehr angenehm sein kann, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen."
"Dennoch, Kun, ich bleibe dabei: die dunkle Seite wird mich nicht beherrschen, sondern ich sie."
"Du wirst noch schnell erkennen, dass dein törichtes Denken falsch ist", antwortete er wegwerfend. "Und nun gib mir dein Lichtschwert. Es ist an der Zeit, dass du lernst, wie man wirklich damit umgeht." Yui stand langsam auf und wühlte in ihrem Rucksack danach. Als sie es gefunden hatte, gab sie es ihm und Kun stellte die Intensität der Klinge auf volle Kraft. Dann gab er es ihr zurück. "Keine Sorge, ich werde dich lehren, wie man sich gegen tatsächliche Angreifer zur Wehr setzt. Du hast ein außerordentliches Talent im Kampf, ich habe dich beobachtet."
Yui starrte ihn sprachlos an. "Dann warst du es also, der meinen Namen auf die Liste gesetzt hat", sagte sie dann.
Kun lachte. "Natürlich, wer denn sonst? Es war zwar nicht einfach, doch mit einigen Manipulationstechniken konnte ich letztendlich in den Raum gelangen und dich auf die Liste setzen."
"Warum diese Mühe?" Er hob die Schultern. "Ich dachte, du seist es wert", meinte er. "Und ich hoffe doch sehr, das es nicht umsonst war. Also enttäusche mich nicht, meine Schülerin."
"Ich bin nicht deine Schülerin", widersprach Yui heftig. "Ich bin Master Skywalkers Schülerin."
"Glaubst du, er wird dich noch einmal in den Jedi-Tempel aufnehmen, wo du doch ohne Erlaubnis einfach so verschwunden bist?" fragte Kun rhetorisch. "Denkst du wirklich, er gibt dir eine zweite Chance, gefallener Jedi? Du wirst des Tempels verwiesen werden, wenn du zurückkehrst. Niemand wird dich mehr aufnehmen wollen, selbst deine Familie nicht. Alle werden dich hassen, Yui Talask. Alle."
Seine Worten trafen sie wie beabsichtigt mit voller Wucht. Yui sah ihn hasserfüllt an. "Du lügst!", schrie sie und spürte, wie Hass in ihr aufflammte, sie ganz erfüllte. Sie atmete schwer und versuchte, sich unter Kontrolle zu halten. "Das ist nicht wahr! Meine Familie liebt mich!"
"Ach ja?" Kun lächelte schief. "Ich fürchte, keiner liebt einen Dunklen Jedi. Nicht einmal die eigenen Eltern. Und deine Mutter wird dich hassen, da sie das Dunkle noch nie vertragen hat. Du bist verdammt, Yui Talask. Verdammt, ein Leben als Geächtete zu führen." Yui konnte sich nicht länger beherrschen. Wut und Zorn übermannten sie. Blitzschnell hatte sie ihr Lichtschwert gezogen und eingeschaltet und mit einem lauten Schrei stürzte sie sich auf den viel größeren Dunklen Jedi, der fast im selben Augenblick sein Schwert aktiviert hatte. Blind vor Zorn schlug sie nach ihm und er hatte keine Mühe, ihre unbeholfenen Angriffe aufzuwehren.
"Komm nur, meine Schülerin. Du kannst mich nicht besiegen. Niemand konnte das bisher. Du schon gar nicht", stachelte er sie weiter an. Yui war wie von Sinnen und schlug unkontrolliert auf ihn ein. Lässig blockte er ihre Schläge ab. "Durch Raserei erreichst du hier nichts."
Doch sie ließ sich dadurch nicht weiter stören. Der Kampf zog sich einige Minuten hin, dann wurde Kun es überdrüssig. "Das genügt, findest du nicht?" fragte er sie. "Beruhige dich und hör auf! Ich bin dieses Theater leid." Doch Yui war wie von Sinnen und dachte nicht daran. Es sollte seine Worte büßen. "HÖR AUF!" schrie er sie an und packte ihr rechtes Handgelenk so fest, dass sie ihr Schwert fallen ließ. Sein eigenes richtete er auf ihren Hals und hielt es nur wenige Zentimeter davon entfernt fest. "Du wirst sterben, wenn du nur einen einzigen Schritt tust", herrschte er sie an und Yuis Zorn ebbte allmählich ab. "Also, komm wieder zu dir!"
Yui amtete schwer und sah ängstlich auf die türkisfarbene Klinge, die auf sie gerichtete war. Kun schaltete seine Waffe aus und ließ ihre Hand los.
 
Wie wärs mal,wenn ihr zur Abwechslung was zur Geschichte sagen würdet,anstatt hier rumzumaulen? Mag ja sein,das ers im falschen Forum gepostet hat,aber er kann das Thema ja nicht verschieben,oder?;)
 
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