[Fiktion] Emmergens

Das Spiel ist fertig und ich muss nur noch das Brett ausdrucken und 200 Platinmünzen bearbeiten (Bauchtanzmünzen abfeilen)... hat weniger Zeit in Anspruch genommen, als ich befürchtet habe und mir gefällt das Endresultat.

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Dann kann ich mich ja endlich auch an die Witcher Chronik für @Ben @Conquistador und Co machen :kaw:
 
Und eine neue Diskussion zwischen Taubenfels und Neunklee, die den Geheimnissen von Emmergens weiter auf den Grund gehen :braue



Das historische Manuskript XI
Der Name der Welt

von Minza





Auf der Veranstaltung von Herrn Franzosius von Schellrig konnten sich die Gelehrten Taubenfels und Neunklee ein weiteres Male absondern und im Stillen eines kleinen Teeraumes über die Rätsel dieser Welt reden...



Karl Taubenfels: Es geht einfach nichts über einen Abend im schönen Cruhn, nicht wahr?



Frydwien Neunklee: So ist es, Herr Kollege. Die Lichter. Die Leute. Die Schneeflocken, die aus der Nacht hinab auf die vereiste Krunar fallen.



Karl Taubenfels: Ja, was wäre Cruhn ohne die Krunar?



Frydwien Neunklee: Vermutlich etwas Orkisches...



Karl Taubenfels: Bitte...?



Frydwien Neunklee: Etwas Orkisches, Herr Kollege.



Karl Taubenfels: Wie meint Ihr das?



Frydwien Neunklee: Die Stadt wurde ja schon lange vor dem Fall des Sternes, vermutlich sogar schon vor dem alten Imperium von Taarlian, nach dem Fluss benannt, an dessen Ufer sie gebaut wurde.



Karl Taubenfels: Ja, soweit kann ich Euch folgen...



Frydwien Neunklee: Aber der Fluss hatte natürlich zuvor einen anderen Namen.



Karl Taubenfels: Zuvor?



Frydwien Neunklee: Bevor die ersten Siedler sie Krunar nannten. Man geht davon aus, dass Krunar der Name einer wichtigen Dame war, die einem der Anführer der Siedlergruppe am Herzen lag.



Karl Taubenfels: Und wie hieß die Krunar vorher?



Frydwien Neunklee: Das ist nicht ganz klar. Man weiß nur, dass der Fluss einen orkischen Namen hatte.



Karl Taubenfels: Verständlich. Dies war alles Orkgebiet, habe ich Recht?



Frydwien Neunklee: So ist es. Vor der Ankunft unserer Vorfahren trugen alle Dinge hier Namen, die für unsere Ohren gar nicht mal so vorteilhaft klingen.



Karl Taubenfels: Wobei es ja einige Orkworte gibt, die sich schon gut anhören...



Frydwien Neunklee: Einige. Nicht viele.



Karl Taubenfels: Aber schade, dass man nicht weiß, welchen Namen die Krunar in der Vorzeit trug...



Frydwien Neunklee: Irgendetwas mit emer, soviel sollte sicher sein. Vielleicht sogar einfach nur emer.



Karl Taubenfels: Wie der Fluss in Tarleen?



Frydwien Neunklee: So ist es. Daraus wurde dann letztendlich Emerald. Somit hat dieser Stadtname auch einen orkischen Hintergrund, obgleich die Stadt nichts mit Orks zu tun hatte oder hat.



Karl Taubenfels: Aber warum?



Frydwien Neunklee: Weil emer ein Wort aus dem Orkischen ist.



Karl Taubenfels: ...Ihr scherzt?



Frydwien Neunklee: Mitnichten. So entstand doch auch schließlich der Name dieser Welt.



Karl Taubenfels: ...



Frydwien Neunklee: Ach, Ihr wusstet das nicht?



Karl Taubenfels: Nein...



Frydwien Neunklee: Emer bedeutet "Fluss" und kenz bedeutet "flach" in der Sprache der Orks.



Karl Taubenfels: "Flussflach"?



Frydwien Neunklee: Eher "der flache Fluss", Herr Taubenfels.



Karl Taubenfels: Unsere Welt heißt "der flache Fluss"?



Frydwien Neunklee: Begründet auf einer Verwechslung, ja.



Karl Taubenfels: Welche Verwechslung?



Frydwien Neunklee: Der Name Emmergens wird das erste Mal in Legenden erwähnt, die ihren Ursprung rund um die Ankunft unserer Vorfahren in dieser Welt haben. Anscheinend hat einer dieser Pioniere damals einen alten, friedliebenden Ork gefragt, wie dieses Land heißt, das sie betreten hatten. Der Ork verstand die Worte nicht und sah nur, dass der Andere gen Horizont deutete, während er eine erkennbare Frage stellte.



Karl Taubenfels: Und er antwortete "Emmergens"?



Frydwien Neunklee: Nein. Er antwortete emer'kenz. Das war der Name des Flusses, auf den der Fragesteller beiläufig gezeigt hatte, als er eigentlich die ganze Welt in seine Geste aufnehmen wollte.



Karl Taubenfels: "Der flache Fluss"? Das war der Name, den die Orks diesem Strom gegeben haben und der so zum Namen unserer Welt wurde?



Frydwien Neunklee: Warum nicht?



Karl Taubenfels: Und welcher Fluss soll das sein?



Frydwien Neunklee: Einige vermuten, dass es die Teng war.



Karl Taubenfels: Die wo fließt..?



Frydwien Neunklee: In Corossus, Herr Kollege. Sie sollten bei Zeiten wieder eine Landkarte zur Hand nehmen...



Karl Taubenfels: Und die alten Spezies fanden es nicht seltsam, dass plötzlich alle vom "flachen Fluss" sprachen?



Frydwien Neunklee: Doch, natürlich. Aber zum Einen war die Aussprache natürlich eine vollends andere. Aus emer'kenz wurde ein rollendes "Emmergens". Zum Anderen gibt es dutzende Witze auf Orkisch, die sich über diese Sache lustig machen.



Karl Taubenfels: Und schon sind wir wieder bei Witzen angelangt...



Frydwien Neunklee: Die Orks haben ihren eigenen Sinn für Humor. Einen grässlichen, wenn mir diese Anmerkung erlaubt ist.



Karl Taubenfels: Und Orks sagen mittlerweile auch "Emmergens"? "Flacher Fluss"? Obwohl sie das wissen?



Frydwien Neunklee: Aber nein.



Karl Taubenfels: Sondern?



Frydwien Neunklee: [trinkt von seinem Wein]



Karl Taubenfels: Nun lasst Euch doch nicht alles aus der Nase ziehen, Herr Neunklee.



Frydwien Neunklee: "Wer beim Feste nicht den Wein genießt, der hat kein schlagend Herz."



Karl Taubenfels: Von wem ist das?



Frydwien Neunklee: Ein gewisser Hjip Nurgler. Völlig verkannter Dichter aus den Fünfzigerjahren. Jedenfalls nennen die alten Völker die Welt foraseli. "Der Garten der Mutter".



Karl Taubenfels: Und aus diesem Garten wurde dann ein Fluss...?



Frydwien Neunklee: Ah. Ihr kennt also wenigstens diesen Orkwitz.



Karl Taubenfels:



Frydwien Neunklee: Dann mischen wir uns doch noch etwas unters Volk, bevor Ihr vollends vom Glauben abfallt, Herr Kollege. [grinst]



Karl Taubenfels: Besser ist das, Herr Neunklee. Besser ist das.
 

Ein paar neue und alte Kurzgeschichten, die Emmergens ausbauen sollen... enjoy!



DURCH DIE EINLADUNG durch einen reichen Cruhner Geschäftsmann und Wissenschaftsfreund kamen die beiden Gelehrten Neunklee und Taubenfels an einem frostigen Winterabend wieder zusammen und ergriffen die Gelegenheit beim Schopf, sich erneut ins Gespräch zu stürzen...



Karl Taubenfels: Dass man Euch hier wiedersieht, ist eine äußerst erfreuliche Überraschung, Herr Neunklee. Was treibt Euch auf eine solche Veranstaltung?



Frydwien Neunklee: Och, Herr Kollege. Ich kenne den Herrn von Schellrig schon seit einigen Jahren. Und er hat mich gebeten, heute bei der Veröffentlichung seines neuesten Werkes an seiner Seite zu stehen.



Karl Taubenfels: Ich beneide Euch. Ich bin zwar auch eingeladen, aber nur als interessierter Gast. Nicht als Freund des Autoren selber.



Frydwien Neunklee: Keine Sorge. Ihr seid nun mit mir hier. Ihr werdet noch die Gelegenheit haben, mit Franzorius zu sprechen.



Karl Taubenfels: Herrn Franzorius von Schellrig?



Frydwien Neunklee: Kennt Ihr einen weiteren Franzorius auf diesem kleinen Treffen?



Karl Taubenfels: Äh, nein.



Frydwien Neunklee: Seht Ihr... und da ich an seinem Buch ein wenig mitgewirkt habe, werdet Ihr somit auch mehr im Rampenlicht des Abends stehen, als Ihr das vor einer Stunde vielleicht noch gedacht habt.



Karl Taubenfels: Ach was...?



Frydwien Neunklee: Aber ja. Der Herr von Schellig hat mich in einigen kleineren Dingen konsultiert, auch wenn er auf diesem Fachgebiet natürlich soviel mehr weiß als der unscheinbare Gnom, der vor Ihnen steht.



Karl Taubenfels: Also Herr Neunklee...



Frydwien Neunklee:Nein nein. Wirklich. Es ist bemerkenswert, welche Klasse mit dieser Wissenssammlung erreicht wurde. Außergewöhnlicher Stoff.



Karl Taubenfels: Und das alles zum Thema Parallelrealitäten?



Frydwien Neunklee: Nicht nur. Es geht auch um vollends andere Wirklichkeitsebenen, exotische Gebiete in unserer Welt und die Reise zwischen diesen.



Karl Taubenfels: Also auch um die Schattenebene?



Frydwien Neunklee: Mitunter...



Karl Taubenfels: Stimmt es, dass sie während der Traumkriege von den Göttern erschaffen wurde, um die Menschen damit in Fallen zu locken und die Realität in den umkämpften Gebieten für immer zu verändern?



Frydwien Neunklee: Das vermuten wir, ja. Genauso wie die Lichtebene, die von den Göttern damals eventuell als Abkürzung genutzt wurde. Oder als Sammelpunkt für ihre Armeen? Wir wissen es nicht genau. Wir wissen nur, dass die Götter diese beiden Realitäten dermaßen gut konstruierten, dass sie bis heute bestehen. Mit all ihren Vorteilen und Nachteilen.



Karl Taubenfels: Und das gilt aber nicht al Parallelwelt, oder?



Frydwien Neunklee: Jain, Herr Kollege. Jain. Parallel bedeutet ja "nebenher". Wenn ich - oder der Herr von Schellig - von einer Parallelebene sprechen, dann meinen wir meist etwas sehr sehr ähnliches. Die Schattenebene könnte da schon hineinfallen. Genauso wie die Lichtebene.



Karl Taubenfels: Aha.



Frydwien Neunklee: Weil sie eben an den meisten Punkten die selben Merkmale aufweist. Klar ist dann bei Canyon vielleicht keine Höhlenstadt zu finden, sondern ein undurchdringliches Schattenlabyrinth mit fiesen Gestalten, die dort lauern...



Karl Taubenfels: Keine schöne Vorstellung.



Frydwien Neunklee: Nein, bestimmt nicht. Aber alles in allem ist das doch sehr ähnlich: der Fluss, die Klippe, vermutlich auch die Höhle, wie ich gerade beschrieb.



Karl Taubenfels: Ahja.



Frydwien Neunklee: Das selbe gilt für die Lichtebene, auch wenn diese natürlich auch ihre Tücken hat.



Karl Taubenfels: Die da wären?



Frydwien Neunklee: Sie gilt als sehr verwirrend für den Normalsterblichen. Und auch hier können Wesen lauern, die in einem wandernden Abenteurer eine gelegene Mahlzeit sehen. Außerdem sollte man dort nicht mit einer Augenentzündung unterwegs sein...



Karl Taubenfels: Warum das denn?



Frydwien Neunklee: Das Licht, Ihr versteht?



Karl Taubenfels: Ihr alter Scherzbold, Ihr! [lacht laut auf]



Frydwien Neunklee: [schmunzelt] Ich kann mir nicht helfen... jedenfalls ist das schon parallel genug, um hier in diese Kategorie eingegliedert zu werden. Aber es gibt Parallwelten, die noch viel pralleler sind, als das alles.



Karl Taubenfels: Und wie kann ich mir das vorstellen?



Frydwien Neunklee: Stellt Euch eine Realität vor, in der wir heute nicht zusammen gefunden haben, weil Ihr mit einer Magenverstimmung im Bett liegt...



Karl Taubenfels: Warum sollte ich?



Frydwien Neunklee: Weil Ihr gestern etwas verdorbenes gegessen habt?



Karl Taubenfels: Habe ich doch nicht...



Frydwien Neunklee: Aber der Karl Taubenfels in der genannten Realität eben schon.



Karl Taubenfels: Ooooooh.



Frydwien Neunklee: Ihr seht?



Karl Taubenfels: Ansatzweise. Ja. Und welche Variationen gibt es da?



Frydwien Neunklee: Theoretisch unendlich viele mit unendlich verschiedenen Unterschieden, ob groß oder klein.



Karl Taubenfels: Was?



Frydwien Neunklee: Natürlich. In einer Parallelebene sitzen wir gerade bei Ihnen und trinken einen schönen Wein, in der anderen nehme ich gerade einen Preis entgegen, den es in unserer Wirklichkeit gar nicht gibt. Und in einer ganz anderen seid Ihr nie geboren worden, weil Eure Mutter in frühen Jahren Priesterin in einem Tempel wurde und nie Kinder bekam.



Karl Taubenfels: Ich... bin entsetzt.



Frydwien Neunklee: Keine Sorge. Das macht Euch nicht unechter in dieser Realität. Wirklich ist hier wirklich. Nur woanders schaut das halt anders aus.



Karl Taubenfels: Und man kann rein theoretisch zwischen diesen Wirklichkeiten umherwandern?



Frydwien Neunklee: Mit den richtigen Zaubern geht das, ja. Es gibt Aufzeichnungen über solche Reisen.



Karl Taubenfels: Ach ja: die McMuffin Werke beschreiben so etwas doch auch, oder? Das haben wir doch letztens erst besprochen. Arvids Gatte und die Weltenreise.



Frydwien Neunklee: [schweigt]



Karl Taubenfels: Verzeiht.



Frydwien Neunklee: Kein Problem. Diesem Geist muss ich mich stellen.



Karl Taubenfels: Also geht das. Großartig. Also könnte ich mich selber treffen?



Frydwien Neunklee: Natürlich. Und Ihr könntet Euch selber sicher einige interessante Dinge erzählen, da sich diese Welten dann eben doch hier und da unterscheiden.



Karl Taubenfels: Dazu hätte ich jetzt wirklich Lust...



Frydwien Neunklee: Seid nicht zu übereifrig. Es gibt schließlich auch Realitäten, wo Cromshell ein Hort des Dunklen geworden ist.



Karl Taubenfels: Aber vielleicht bin ich dort dann der dunkle Herrscher. [grinst breit]



Frydwien Neunklee: Übertreibt dann mal nicht. Eine solche Realität gibt es gewiss nicht.



Karl Taubenfels: Irgendwie schade.



Frydwien Neunklee: Das ist Eure Sicht der Dinge.



Karl Taubenfels: Und die fernen, exotischen Länder in unserer Realität, von denen Ihr spracht?



Frydwien Neunklee: Die wurden von Resham und den umliegenden Kontinenten aus zwar sporadisch erkundet, aber anscheinend gibt es da viel zu viele, als dass man wirklich alle dokumentieren kann.



Karl Taubenfels: Also ist es eh unsinnig, in anderen Existenzen zu suchen, wenn man nicht einmal in der Realität hinterher kommt?



Frydwien Neunklee: Könnte man so sagen, ja.



Karl Taubenfels: Habt Ihr ein Beispiel für die Fremdartigkeit eines solchen Landes?



Frydwien Neunklee: Hmmm... [überlegt] Es gibt etwa irgendwo einen Kontinent, der über und über mit haushohen Kristallen überwachsen ist. Da lebt kein Käfer und wächst kein Grashalm. Ein Magier ist vor einhundert Jahren durch Zufall auf dieses Kristallreich gestoßen und hat lange einen Weg zurück in die Zivilisation suchen müssen, da seine Magie durch die kristallinen Strukturen verzogen und umgepolt wurde. Erst nach gut ein dutzend Jahren schaffte er es, den Zauber derart angepasst zu weben, dass seine Rückreise von Erfolg gekrönt war.



Karl Taubenfels: Da lebte wirklich gar nichts?



Frydwien Neunklee: Eventuell lebten die Kristalle. Vielleicht war er die ganze Zeit von einer ganzen Schar Golems umgeben, die sich ihm nie offenbarten.



Karl Taubenfels: Aber wie konnte er dann über zehn Jahre dort überleben? Was aß er?



Frydwien Neunklee: Anscheinend einige Kristalle. Er beschrieb sie als leicht zuckrig. Aber fragt nicht, wie sein Zahnfleisch aussah, als er nach Hause zurückkehrte.

Dann gibt es irgendwo eine Landmasse, die über und über mit einer Art Sekret überzogen wurde, die aus den Hinterleiben von Insekten stammen. Eine Art gigantischer Megabau. Davon wissen wir nur, weil einige der besten Seher des alten Imperiums immer wieder Wahnvorstellungen über diesen Ort hatte. Er schrie über Tage hinweg, während er diese Bilder in seinem Kopf aushalten musste.



Karl Taubenfels: Kann das kein Anfall gewesen sein? Oder ein Blick in eine andere Dimension?



Frydwien Neunklee: Möglich wäre es schon. Aber anscheinend haben andere Seher und auch Gelehrte bestätigt, dass der gute Mann da wirklich nicht in eine andere Realität blickte, sondern in der unsrigen war.



Karl Taubenfels: Gruselig.



Frydwien Neunklee: Freilich.



Karl Taubenfels: Was es nicht alles für fremdartige Dinge gibt, wenn man sich nur weit weg von Cromshell bewegt.



Frydwien Neunklee: So weit muss man sich da gar nicht bewegen, wie Ihr das denkt, Herr Kollege.



Karl Taubenfels: [blinzelt überrascht]



Frydwien Neunklee: Hinter den Sonnenscheininseln im Westen liegt ja der Kontinent Tarmyn. Und an dessen Westküste sind einige Inselgruppen, die ebenfalls äußerst seltsame Kulturen hervorgebracht haben.



Karl Taubenfels: Inwiefern "seltsam"?



Frydwien Neunklee: Es gibt dort einen Stamm sehr primitiver Wesen, die anscheinend nicht ganz dem Tierreich angehören.



Karl Taubenfels: Pflanzen?



Frydwien Neunklee: Auch nicht. Etwas anderes. Vielleicht kamen sie vor langer Zeit auch als Reisende in diese Welt. Aber das tut nichts zur Sache. Diese Wesen sehen aus wie große Säcke, halb durchsichtig wie einer dieser Schleimwürfel, die in einigen Ruinen anzutreffen sind. Aber friedlich. Und sie haben ihren ganz eigenen Sinn für Humor.



Karl Taubenfels: Ein guter Witz ist doch etwas Feines.



Frydwien Neunklee: Das stimmt schon, aber außer ihnen versteht niemand anderes ihren eigenwilligen Humor.



Karl Taubenfels: Habt Ihr ein Beispiel für mich?



Frydwien Neunklee: Es gibt auf den Inseln eine Art Lurch oder Vogel oder eine seltsame Mischung aus beidem... und der macht ein unverwechselbares Geräusch, wenn sich die Nacht über die Sümpfe des Inlandes senkt. Es ist kein Zwitschern und kein Zirpen, sondern eher ein Laut, wie ihn auch ein Gnom oder Mensch machen könnte.



Karl Taubenfels: Aha.



Frydwien Neunklee: Eine Art "bua". Und das ziemlich laut und im Chor des Schwarms geschrien. "Bua bua bua bua bua bua".



Karl Taubenfels: [wird leicht rot, als andere Gäste zu ihnen blicken]



Frydwien Neunklee: Und nun haben diese seltsamen Stämme einen ganz markanten Witz, den sie dermaßen lustig finden, dass sie ihn sich tagelang erzählen und darüber lachen könnten. Aber niemand anderes kann nur ansatzweise verstehen, worin nun die Spitze des Gesagten steckt.



Karl Taubenfels: Erzählt ihn doch mal. Vielleicht habe ich ja einen Geistesblitz.



Frydwien Neunklee: Wenn Ihr meint...



Karl Taubenfels: [nickt]



Frydwien Neunklee: Bua bua bua bua bua bua bua bua bua bua-iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii.



Karl Taubenfels: ...ich...



Frydwien Neunklee: Genau.



Karl Taubenfels: Und das...?



Frydwien Neunklee: Ja.



Karl Taubenfels: Ich verstehe, was Ihr meint, Herr Neunklee.



Frydwien Neunklee: Und nun lasst uns doch nun lieber zu Franzorius gehen. Ich glaube, der wird gleich seine Rede halten wollen und da sollten wir dann doch vor Ort sein. Außerdem habe ich eben jemanden mit einem Gläschen bestem Sil-Mirtha Wein gesehen und ein solches würde ich mir auch gönnen wollen.



Karl Taubenfels: Da bin ich ganz bei Euch, Herr Neunklee. Und danke für diesen kleinen Ausflug in ferne Länder.



Frydwien Neunklee: In Cruhn ist es dann doch am schönsten, oder?



Karl Taubenfels: Ihr sagt es, Herr Neunklee. Ihr sagt es.



Auf der Veranstaltung von Herrn Franzosius von Schellrig konnten sich die Gelehrten Taubenfels und Neunklee ein weiteres Male absondern und im Stillen eines kleinen Teeraumes über die Rätsel dieser Welt reden...



Karl Taubenfels: Es geht einfach nichts über einen Abend im schönen Cruhn, nicht wahr?



Frydwien Neunklee: So ist es, Herr Kollege. Die Lichter. Die Leute. Die Schneeflocken, die aus der Nacht hinab auf die vereiste Krunar fallen.



Karl Taubenfels: Ja, was wäre Cruhn ohne die Krunar?



Frydwien Neunklee: Vermutlich etwas Orkisches...



Karl Taubenfels: Bitte...?



Frydwien Neunklee: Etwas Orkisches, Herr Kollege.



Karl Taubenfels: Wie meint Ihr das?



Frydwien Neunklee: Die Stadt wurde ja schon lange vor dem Fall des Sternes, vermutlich sogar schon vor dem alten Imperium von Taarlian, nach dem Fluss benannt, an dessen Ufer sie gebaut wurde.



Karl Taubenfels: Ja, soweit kann ich Euch folgen...



Frydwien Neunklee: Aber der Fluss hatte natürlich zuvor einen anderen Namen.



Karl Taubenfels: Zuvor?



Frydwien Neunklee: Bevor die ersten Siedler sie Krunar nannten. Man geht davon aus, dass Krunar der Name einer wichtigen Dame war, die einem der Anführer der Siedlergruppe am Herzen lag.



Karl Taubenfels: Und wie hieß die Krunar vorher?



Frydwien Neunklee: Das ist nicht ganz klar. Man weiß nur, dass der Fluss einen orkischen Namen hatte.



Karl Taubenfels: Verständlich. Dies war alles Orkgebiet, habe ich Recht?



Frydwien Neunklee: So ist es. Vor der Ankunft unserer Vorfahren trugen alle Dinge hier Namen, die für unsere Ohren gar nicht mal so vorteilhaft klingen.



Karl Taubenfels: Wobei es ja einige Orkworte gibt, die sich schon gut anhören...



Frydwien Neunklee: Einige. Nicht viele.



Karl Taubenfels: Aber schade, dass man nicht weiß, welchen Namen die Krunar in der Vorzeit trug...



Frydwien Neunklee: Irgendetwas mit emer, soviel sollte sicher sein. Vielleicht sogar einfach nur emer.



Karl Taubenfels: Wie der Fluss in Tarleen?



Frydwien Neunklee: So ist es. Daraus wurde dann letztendlich Emerald. Somit hat dieser Stadtname auch einen orkischen Hintergrund, obgleich die Stadt nichts mit Orks zu tun hatte oder hat.



Karl Taubenfels: Aber warum?



Frydwien Neunklee: Weil emer ein Wort aus dem Orkischen ist.



Karl Taubenfels: ...Ihr scherzt?



Frydwien Neunklee: Mitnichten. So entstand doch auch schließlich der Name dieser Welt.



Karl Taubenfels: ...



Frydwien Neunklee: Ach, Ihr wusstet das nicht?



Karl Taubenfels: Nein...



Frydwien Neunklee: Emer bedeutet "Fluss" und kenz bedeutet "flach" in der Sprache der Orks.



Karl Taubenfels: "Flussflach"?



Frydwien Neunklee: Eher "der flache Fluss", Herr Taubenfels.



Karl Taubenfels: Unsere Welt heißt "der flache Fluss"?



Frydwien Neunklee: Begründet auf einer Verwechslung, ja.



Karl Taubenfels: Welche Verwechslung?



Frydwien Neunklee: Der Name Emmergens wird das erste Mal in Legenden erwähnt, die ihren Ursprung rund um die Ankunft unserer Vorfahren in dieser Welt haben. Anscheinend hat einer dieser Pioniere damals einen alten, friedliebenden Ork gefragt, wie dieses Land heißt, das sie betreten hatten. Der Ork verstand die Worte nicht und sah nur, dass der Andere gen Horizont deutete, während er eine erkennbare Frage stellte.



Karl Taubenfels: Und er antwortete "Emmergens"?



Frydwien Neunklee: Nein. Er antwortete emer'kenz. Das war der Name des Flusses, auf den der Fragesteller beiläufig gezeigt hatte, als er eigentlich die ganze Welt in seine Geste aufnehmen wollte.



Karl Taubenfels: "Der flache Fluss"? Das war der Name, den die Orks diesem Strom gegeben haben und der so zum Namen unserer Welt wurde?



Frydwien Neunklee: Warum nicht?



Karl Taubenfels: Und welcher Fluss soll das sein?



Frydwien Neunklee: Einige vermuten, dass es die Teng war.



Karl Taubenfels: Die wo fließt..?



Frydwien Neunklee: In Corossus, Herr Kollege. Sie sollten bei Zeiten wieder eine Landkarte zur Hand nehmen...



Karl Taubenfels: Und die alten Spezies fanden es nicht seltsam, dass plötzlich alle vom "flachen Fluss" sprachen?



Frydwien Neunklee: Doch, natürlich. Aber zum Einen war die Aussprache natürlich eine vollends andere. Aus emer'kenz wurde ein rollendes "Emmergens". Zum Anderen gibt es dutzende Witze auf Orkisch, die sich über diese Sache lustig machen.



Karl Taubenfels: Und schon sind wir wieder bei Witzen angelangt...



Frydwien Neunklee: Die Orks haben ihren eigenen Sinn für Humor. Einen grässlichen, wenn mir diese Anmerkung erlaubt ist.



Karl Taubenfels: Und Orks sagen mittlerweile auch "Emmergens"? "Flacher Fluss"? Obwohl sie das wissen?



Frydwien Neunklee: Aber nein.



Karl Taubenfels: Sondern?



Frydwien Neunklee: [trinkt von seinem Wein]



Karl Taubenfels: Nun lasst Euch doch nicht alles aus der Nase ziehen, Herr Neunklee.



Frydwien Neunklee: "Wer beim Feste nicht den Wein genießt, der hat kein schlagend Herz."



Karl Taubenfels: Von wem ist das?



Frydwien Neunklee: Ein gewisser Hjip Nurgler. Völlig verkannter Dichter aus den Fünfzigerjahren. Jedenfalls nennen die alten Völker die Welt foraseli. "Der Garten der Mutter".



Karl Taubenfels: Und aus diesem Garten wurde dann ein Fluss...?



Frydwien Neunklee: Ah. Ihr kennt also wenigstens diesen Orkwitz.



Karl Taubenfels:



Frydwien Neunklee: Dann mischen wir uns doch noch etwas unters Volk, bevor Ihr vollends vom Glauben abfallt, Herr Kollege. [grinst]



Karl Taubenfels: Besser ist das, Herr Neunklee. Besser ist das.[/spoiler]
 
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Am 22. Oktober des Jahres 2.566 nach dem Gefallenen Stern wurde im Zuge einer Mahnwoche zum Erkalten der Sonne eine Diskussion zwischen den Historikerinnen Dshulya Endwangel und Ka Teri Dobbs im Reshamer Megaplex, dem Megaplex der Vereinten Föderation von Araishu, Teilen der Shuko Fēicháng Gòuzào und der Tarmyn Wohnfläche Ost übertragen. Wegen einem Rechtsstreit zwischen den Sendern RNNW (Resham Nachrichten Netzwerk) und dem PLE (Pilõsan LumaEjoa ; gs. Pilõsan Stimmenfluss) wurde die Sendung auf dem Sonnenschein-Archipelkonstrukt nicht ausgestrahlt. Die Moderation übernahm die bekannte zwergische RNNW Sprecherin Uhim Windtscmydter...


Uhim Windtscmydter: Ich begrüße Sie heute hier im Studio, Frau Endwangl. Frau Dobbs.



Dshulya Endwangl: Es ist mir eine Freude, Frau Windtscmydter.



Ka Teri Dobbs: Seid gegrüßt. Und danke für die Einladung und die Gelegenheit.



Uhim Windtscmydter: Frau Endwangl. Frau Dobbs. Sie sind beide äußerst bewandert auf dem Gebiet der antiken Geschichte, vor allem wenn es um den Westen Reshams geht. Sehe ich das richtig?



Dshulya Endwangl: [nickt]



Ka Teri Dobbs: Ich habe das ein oder andere Buch darüber gelesen. Zwei oder drei selber geschrieben.



Uhim Windtscmydter: Waren es letzten Frühling nicht fünf?



Ka Teri Dobbs: "Der Weg ins Abendrot" ist im April erschienen, ja.



Dshulya Endwangl: Glückwunsch, verehrte Kollegin. Ich habe große Teile des Werkes recht genossen.



Ka Teri Dobbs: Ich danke Ihnen.



Uhim Windtscmydter: Unsere Zuschauer wollen nun wissen, was Sie in dieser Mahnwoche zu der Situation sagen, in der sich Emmergens seit geraumer befindet. Frau Endwangl?



Dshulya Endwangl: Zu aller erst möchte ich davor warnen, in die Panikmache einzusteigen, die manche Medien und Parteien verfolgen. Das hilft niemanden, schafft nur mehr Probleme und legt den wirklichen Lösungsversuchen nur Steine in den Weg.



Ka Teri Dobbs: Dem stimme ich so zu.



Dshulya Endwangl: Dann möchte ich noch anmerken, dass diese Welt schon seit Urgedenken immer wieder in solche misslichen Situationen kam und selbst bei großen Unglücken immer wieder erholte. Ich bin zuversichtlich, dass es sich hier nicht anders verhalten wird.



Uhim Windtscmydter: Von welchen Unglücksfällen sprechen Sie, wenn ich da nachhaken darf? Vom Ygg Krieg?



Dshulya Endwangl: Zwar ein Konflikt, der zwei Kontinente nachhaltig geprägt hat, aber nicht die Ausmaße, an die ich dachte, nein.



Ka Teri Dobbs: Ich denke, Frau Endwangl spricht hier nicht nur einen "einfachen" Krieg an, der über vier Jahre anhielt.



Dshulya Endwangl: [nickt]



Ka Teri Dobbs: Aber die Opferzahl wurde letztendlich auf zwei Komma fünf Millionen geschätzt, wenn ich richtig liege...



Dshulya Endwangl: Das schon...



Ka Teri Dobbs: ...aber selbst der Große Krieg, der siebzehn Jahre lang das Gesicht des westlichen Reshams veränderte, würde nicht in eine diese Kategorie fallen. Oder was meinen Sie, Frau Kollegin?



Dshulya Endwangl: Sehe ich auch so. Der daraus folgende Konflikt aber sehr wohl...



Uhim Windtscmydter: Warum das?



Dshulya Endwangl: Weil die nächsten einhunderundfünfzig Jahre fast so viele Leben kostete, wie der direkte Aufschlag des Gefallenen Sterns.



Uhim Windtscmydter: Sie scherzen...? Wirklich so viele?



Dshulya Endwangl: Selbstverständlich. Die Eroberung Farthings durch die Untotenheere aus Zurul, die Unterwerfung Zuruls im Vorfeld, der Einmarsch in Cromshell und Tarleen und schließlich die Invasion in die Reiche im Osten des Großen Gebirges. Das waren nicht nur einige hunderttausend Opfer. Das waren Abermillionen, die dort unter dem Einfluss des Nekromanten ihr Ende fanden und gleichzeitig seine Armeen verstärkten.



Uhim Windtscmydter: Eine wirklich verstörende Vorstellung. Zum Glück ist so etwas heute nicht mehr möglich...



Dshulya Endwangl: Denken Sie das wirklich? Wissen Sie, welche alten, verbotenen Schriften aus Bassus noch irgendwo herum liegen? Wo sich ein alter Ritusort mit Energie auffüllt, bis er zum Bersten gefüllt ist und nur darauf wartet, seine unheilige Magie in alle Winde zu streuen?



Ka Teri Dobbs: Dennoch ist es unwahrscheinlich, das muss klar sein.



Dshulya Endwangl: Natürlich. Ich will hier auch nicht für mehr Panik sorgen. Ich will nur aufklären.



Ka Teri Dobbs: Fest steht, dass die Untoteninvasion der westlichen Reiche Reshams eine unglaubliche Katastrophe war. Und dennoch hat sich die Zivilisation davon erholt. Genauso wie der eben angesprochene Fall des Sterns. Auf einen Schlag wurde das alte Imperium zum großen Teil von der Landkarte radiert. Nur die Wenigsten überlebten auf der westlichen Seite des Großen Gebirges den direkten Aufschlag, die nächsten Wochen brachten noch mehr Tote hervor. Die nächsten Jahrzehnte ein Mehrfaches, dieser Zahlen, da keiner auf die ewige Wolkendecke vorbereitet war, die die Sonne verdeckte und die meisten Pflanzen eingehen ließ.



Dshulya Endwangl: ...oder auf den magischen Niederschlag, der nicht nur Resham verseuchte, sondern auch unsere Nachbarkontinente.



Ka Teri Dobbs: Und vergessen wir nicht, dass der Aufschlag nach heutigen Erkenntnissen auch Oaupoc auf Tarmyn aufweckte.



Uhim Windtscmydter: Wobei dieses Problem ja mehr oder weniger unter Kontrolle ist.



Ka Teri Dobbs: Mittlerweile, ja. Aber denken Sie an die zweitausend Jahre davor. Wo die Bestie unkontrolliert durch die Täler und über die Ebenen donnerte und nur die mutigen tarmynischen Wächter es immer wieder in vorgegebene Bahnen lenkte. In die Zeit vor dieser Strategie, als Oaupoc vollends losgelassen die Städte aufbrach. Jahrhunderte neben einem solchen Titanen leben, der Jahr um Jahr Opfer fordert... und dennoch ist der Tarmyn Megaplex ein stolzer und kulturell und wirtschaftlich wertvoller Verbündeter Reshams.



Dshulya Endwangl: Und genau das meine ich: es gibt eine Katastrophe. Es sterben Leute. Und dennoch geht die Welt nicht unter. Emmergens überlebt. Es erholt sich. Es wächst und blüht auf.



Ka Teri Dobbs: Nach dem Stern. Nach dem Nekromanten. Nach Oaupoc. Und wenn man so will auch nach dem Ygg Krieg und dem Großen Krieg.



Dshulya Endwangl: ...die Traumkriege, der Konflikt zwischen Shuko und Shushima lange vor dem Fall, die ersten beiden Invasionen... nun auch die dritte, haben wir ja nicht schon genug Probleme.



Ka Teri Dobbs: Alle auf ungefähr auf einer Ebene mit dem Ygg Krieg, wenn man so will. Ja.



Uhim Windtscmydter: Auch die Traumkriege?



Dshulya Endwangl: Auf eine andere Art und Weise, natürlich.



Uhim Windtscmydter: Ich denke, die Zuschauer hätten da gerne eine Erläuterung...



Dshulya Endwangl: Die Traumkriege veränderten die Gesamtstruktur Araishus. Politisch, magisch, geografisch und biologisch. Und das extrem.



Ka Teri Dobbs: Zudem verstreute es den penetrantesten Parasiten von ganz Emmergens auf so vielen Kontinenten, dass die sich davon wirklich nie wieder erholen werden...



Dshulya Endwangl: Ich vergaß...



Uhim Windtscmydter: Von was sprechen Sie?



Ka Teri Dobbs: Dem Menschen.



Uhim Windtscmydter: Aber Sie beide sind doch...



Dshulya Endwangl: Kleiner Scherz unter Historikern.



Uhim Windtscmydter: [räuspert sich] Nun dann. [an die Redaktion] Sind die Einblendungen bereit? [bekommt Zeichen]



Ka Teri Dobbs: Ah. Hier sehen wir anscheinend eine Kurve über die Veränderung der Sonnenstrahlung in den letzten zwanzig Jahren.



Uhim Windtscmydter: Zudem haben wir hochauflösende Fotos, die vor sechzehn Jahren von der Gimbahtin aufgenommen wurden.



Ka Teri Dobbs: Oh, hübsch.



Dshulya Endwangl: Und hier sehen wir auch die erkalteten Flecken und Wirbel, die durch die Veränderungen entstanden sind.



Ka Teri Dobbs: Das sind zwar schöne Aufnahmen, aber sie werden den Zuschauern vor ihren Bildschirmen zuhause auch nicht verständlich machen, dass es nun gilt, den Kopf oben zu halten.



Uhim Windtscmydter: Ist dies Ihre Botschaft an unser Publikum?



Ka Teri Dobbs: Mehr oder weniger.



Dshulya Endwangl: Kopf hoch und durch!



Uhim Windtscmydter: Ist das nicht etwas kurzsichtig...?



Ka Teri Dobbs: Ganz und gar nicht.



Dshulya Endwangl: Ich denke nicht, nein.



Ka Teri Dobbs: Kurzsichtig wäre es, wenn wir hier mit Stammtischparolen, Weltuntergangsstimmung und kruden Scherzen für Panik sorgen würden. Wir sind nicht Taubenfels und Neunklee, deren in Szene gesetzten "Historischen Manuskripte" das RNNW rauf und runter nudelt.



Uhim Windtscmydter: Im Zuge historischer Aufklärung...



Ka Teri Dobbs: Ändert aber nichts daran, dass die beiden Herren eine ziemlich beschränkte Sichtweise auf die Welt hatten.



Dshulya Endwangl: Sie waren Produkte ihrer Zeit, das dürfen Sie nicht vergessen, Frau Dobbs.



Ka Teri Dobbs: Das stimmt schon. Ich vergesse immer wieder, dass die beiden Schwätzer vor eineinhalbtausend Jahren ihre Diskussionen führten. Das RNNW hat mit seiner moderneren In-Szene-Setzung dafür gesorgt, dass es wirkt, als würden sie heute noch ihren Schwachsinn verbreiten.



Dshulya Endwangl: Ist doch niedlich.



Ka Teri Dobbs: Niedlich ist was anderes.



Uhim Windtscmydter: [räuspert sich] Also bleiben Sie dabei? Es besteht keine wirkliche Gefahr? Frau Dobbs? Frau Endwangel?



Dshulya Endwangl: Das haben wir nicht gesagt. Aber es wird weitergehen. Auf die ein oder andere Art und Weise.



Ka Teri Dobbs: Wie meine Kollegin sagte: Kopf hoch und durch.



Uhim Windtscmydter: [dreht sich zur Kamera] Ich bedanke mich bei meinen Gästen und gebe ab an Rudrig Pollegel mit seiner Sendung "Die Gimbahtin - Was im Jahr 2550 wirklich passiert ist". Einen schönen Abend.




DER STERBENDE KLERIKER gurgelte weitere Worte hervor, die Murydea mit einem befriedigten Grinsen quittierte. "Die Entborenen," hustete er schwach. "Die Entborenen, die nicht schlafen."



Murydea, Herr der Dämmerung, streichelte über den mit Blut verkrusteten Haarschopf des jungen Wesens. Ein Mischling aus Elf und Mensch, wie ihm gesagt worden war. So unglaublich anziehend und doch ein Klumpen Fleisch, den es zu formen und zu zerreißen galt.

Ja, in der Sprache dieses Wirklichkeitsechos waren sie die Entborenen, die nicht schlafen. Die Entborenen, die leben. Der zuckende Kleriker mag den Sinn dieser Worte nicht von Anfang an verstanden haben, aber das konnte Murydea auch nicht erwarten. Hier waren alle wie die unfertigen Versionen, die sie ständig mit sich führten. Die aus ihren Leibern schlüpften und irgendwann selber gebaren. Im Weltenleib gebar man nicht. Man war ungeboren. Man lebte. Man schlief nicht. Leben und wachen als eine Wirklichkeit. Als untrennbares Zusammenspiel. Die Onysi Vuuladym. Zu komplex, um von der primitiven Sprache dieser Wesen wirklich erfasst zu werden.



Der Herr der Dämmerung legte seinen Kopf schief, als er mit seinen schönen Fingern das verschmierte Gesicht des Sterbenden umgriff. Keiner hier wusste, was die Onysi Vuuladym wirklich wollten. Was sie aus dem Weltenleib in dieses Echo führte. Nun schon zum zweiten Male in solchen Massen, dass es keine Möglichkeit für die Bewohner des Echos gab, dem Ansturm Stand zu halten. Bucepharius führte sie an. Kein Caleas und kein Sionis. Kein Nafrit. Nein, der wunderschöne Bucepharius mit all seiner Macht.

Sollten Achluodh und Nigal Hagurath doch gegen sie sprechen und diesen Versuch, den Weltenleib zu vergrößern, verurteilen. Ihre Zeit würde noch kommen. Nun war es Bucepharius' Zeit. Murydeas Zeit. Zeit, das Echo zu formen und in ihm zu erschaffen, es zu zerbrechen, neu zu gestalten, zu zeugen, zu verbinden, anzugleichen. Es zu überwerfen, zu verdrehen, zu ordnen, den Bewohnern dieses Wirklichkeitsechos etwas zu lehren... und von ihnen zu lernen.

Sie sollten Herrscher in diesem neuen Teil der wachen Realität sein, und ihrer Kreation dienen.



Es war wirklich ein glücklicher Zufall gewesen, dass sie dieses Echo gefunden hatten. Vor so vielen Herzschlägen des Lebens, an das sie nun auch diese Wirklichkeit anpassen wollten. Hätte damals Hafrete, eine hohe Fürstin unter Caleas nicht ein Fenster in dieses Echo geöffnet und sich in dieses Wesen verliebt, wärem die Onysi Vuuladym nicht auf die Idee gekommen, als nächstes diese Wirklichkeit als Ziel zu wählen. Dieses... Kind... eine Gnomin, wenn Murydeas Diener ihrem Herren die Kunde richtig übermittelt hatten, war die Erschafferin dieses Werkes. Die Herrin der Angleichung, wenn es nach Murydea ging. Doch war sie schon lange tot. Wie so viele der Echobewohner. Wie so viele der Onysi Vuuladym.

Aber dies war ihr Weg. Ihre heilige Aufgabe. Zu erschaffen und zu brechen. Zu lehren und zu dienen. Wie in so vielen Wirklichkeitsechos vor diesem. Sie waren die Onysi Vuuladym. Die Entborenen Wachen/Lebenden.

Und vor ihnen verbeugte sich das Leben.


ICH SITZE BEIM Lagerfeuer im verschneiten Wald. Nux neben mir, das dunkle Fell seines riesigen Körpers zum Teil im Schatten verborgen. Ich blicke in die Nacht und weiß, dass dort etwas wartet. Was, entzieht sich meiner Sicht...



Die Worte meiner Mutter prasseln wie feiner Sommerregen an mir ab. Ich sei kein Wolf, sagt sie. Ich solle mich mit meinesgleichen abgeben, tadelt sie. Die Leute meines Stammes sehen mich vorwurfsvoll an. Sie denken wie Nel. Denken wie Menschen. Wann habe ich aufgehört, wie ein Mensch zu denken? Wann habe ich aufgehört, Nels Tochter zu sein? Angefangen, Nux als meine Familie zu sehen? Ich blicke an meiner Mutter vorbei, an den Hütten vorbei und in den Wald hinein. Ich weiß, dass dort etwas wartet. Was, entzieht sich meiner Sicht...



Der Mooshirsch fiept einen Warnruf, der von den Mooshühnern aufgenommen und durch ihre Magie am ganzen Berghang verteilt wird. Wenn wir uns nicht beeilen, werden weitere Wesen mit dem Moosparasiten einen Schutzwall um den Gejagten bilden. Er ist als Wirt zu groß, um vom Parasiten einfach so aufgegeben zu werden. Die Natur hat faszinierende Wege entwickelt, seine Kinder zu schützen. Nux sprintet nach vorne und Nels Gefährten werden schneller. Sie wollen sich die Beute nicht von einem jungen Düsterwolf streitig machen lassen. Ich sehe an seiner Schulter vorbei, hinein ins Dickicht. Ich weiß, dass dort etwas wartet. Was, entzieht sich meiner Sicht...



Die Flammen des Sommersonnenwendfeuers versengen die Spitzen meiner Haare und das Fell, das ich um meine Schultern trage. Der Stamm singt sein Lied, während ich zum ersten Mal an den Tänzen teilnehme, die einen großen Teil meiner Kultur ausmachen. Meine fünfte Sommersonnenwende ist wie ein Zauber, der auf mich gelegt wurde. Ich sehe zu den Sternen empor, zu denen die Funken des großen Feuers tanzen. Ich weiß, dass dort etwas wartet. Was, entzieht sich meiner Sicht...



Ich bin eine alte Frau, einsam auf dem leblosen Boden eines toten Landes sitzend. Auf den Tod wartend, der nicht kommen mag. Den Rest der Welt hat er nicht vergessen. Meine beinah blinden Augen blicken in den Dunst der Ferne. Ich weiß, dass dort etwas wartet. Was, entzieht sich meiner Sicht...



Große Schatten bewegen sich um mich herum. Von ihnen geht wenig Gefahr aus, auch wenn sie wie Geister im Nebel wirken. Sie wirken unecht, fremdartig. Ziehen ihr eigenes Bild hinterher, als wären sie in einer anderen Realität verankert. Und dennoch habe ich das Gefühl, als ginge ein Schutz von ihnen aus. Mein Blick wandert umher, doch kann ich Nux nirgends sehen. Mein Herz sinkt, weiß ich doch, dass er eins mit der Mutter geworden ist. In meinem Seelenhort werde ich immer mit ihm an diesem Lagerfeuer sitzen, doch fehlt mir seine Berührung, sein Geruch. Ich blicke in die Nebelschwaden, die uns umschwimmen... und höre das Stöhnen aus Abertausenden Kehlen.

Ich war nicht bei ihnen. Sie starben, weil ich sie nicht schützen konnte.



Ich wache auf und weine.




Demnächst dürften 200 Silbermünzen für den Bauchtanz ankommen, die ich dann für mein Brettspiel weiterverarbeite, zudem ist am Sonntag das nächste Die Schatten Emeralds Abenteuer dran, eine Woche drauf das neue Kapitel von Geschichten von Tod und Wiedergeburt. Und nächsten Monat gehts dann mit Abenddämmerung weiter, das auch langsam seinem Ende entgegen steuern sollte, wenn ichs richtig verstanden habe ^^
 
Zuletzt bearbeitet:
Minza hat ja schon angedeutet das wir Rollenspielberichte in Form von eBooks veröffentlichen. Das Ganze läuft unter dem Label Pilosan, das für den Zweck gegründet wurde. Bisher haben wir auch drei Rollenspielberichte veröffentlicht:







Der Kampf der Spielleute und Grenzland kann man sich auch kostenlos herunterladen. Von Helden und Schurken Band 1 Schattenseite kann man für 99 Cent bei Amazon beziehen.
 
Vielen Dank, Spaceball... nach der Werbung schalten wir dann wieder direkt nach Emmergens, wo sich einiges zusammen gebraut hat:

Leichen und Blumen



DIE SONNE STAND heiß am Himmel, als ich am späten Nachmittag des 21. Augusts 750 in die Wasserrose geladen wurde. Mit mir waren der Don, Leo und Guntram geladen. Guntram sah ich seit der ganzen Sache mit seiner Freundin Keera zum ersten Mal seit langem. Irgendwie war ich erleichtert, dass er das ganze Schwarzschnabel-Debakel überstanden hatte, und wieder musste ich daran denken, dass mir ähnliches bevorstehen könnte, würde Leo etwas passieren. Und bei den Göttern, hatte ich Recht mit meiner Angst. Zumindest ansatzweise...



Maleko in Begleitung von Umm (wieder nur starrend, immer mehr wie eine jeden Fehler bestrafende Bedrohung wirkend) saßen in der kleinen Schreibstube und erklärten uns, was die Bundväter dieses Mal von uns wollten. Wir sollten eine Probe der gefährlichen Kadaverblumen holen und sie im Mantel dem bereits informierten Wirt übergeben. Dafür würden wir achtzehn Platinstücke erhalten.

Da die Kleriker und die Männer und Frauen des RSWE beim letzten Ausbruch des Pilzes ziemlich gute Arbeit geleistet hatten, war es vermutlich eher schwer, ein Exemplar des räuberischen Wesens zu finden und zu sichern. Nach dem Krieg hatte ich noch eines dieser Gewächse auf einem toten Pferd gesehen, in der Zwischenzeit war es aber beinahe unmöglich, an eine Kadaverblume zu gelangen, wenn man sie nicht in einem kleinen Glaskasten hielt wie gewisse Alchemisten dies getan hatten.

Im Südlichen Viertel bestand die beste Aussicht auf einen solchen Fund, entschieden wir und wir meinten, dass wir die Kadaverblume am besten in einer Flasche oder einem Schraubglas befördern sollten. Während uns Maleko ein altes Einmachglas aus einem anderen Zimmer holte, besprachen wir, dass wir noch Handschuhe und Ölfläschchen kaufen sollten, um vollends sicher zu sein.



Wir sicherten Maleko (und Umm) zu, unser Bestes zu tun, und eilten los, um uns auszurüsten. Während wir lange Handschuhe und Öl kauften, ging der Don zu seiner Vermieterin in die Schräbergasse und lieh sich von ihr einige Gartenwerkzeuge und einen ganzen Korb voller Einmachgläser. Als gemeinsamer Treffpunkt war der Nohtplatz im Südlichen Viertel ausgemacht und als wir drei dort ankamen, war schon eine ganze Traube an Bewohnern dort, um sich wild durcheinander sprechend um das Schwalbennest zu drängen. Wir sahen schon den Don auf uns zukommen, doch drängte sich nun bereits Leo durch die Masse und Guntram und ich folgten schnell, war die Ecke Barfußgässchen und Sichelscheiderstraße mit all den Schaulustigen komplett unübersichtlich und wollten wir sie nicht aus den Augen verlieren.

Leo fragte eine der Dirnen, was denn los sei und die meinte nur, dass es einen Mord gegeben hatte. Wir drängten uns weiter durch die Menge. Zuerst wollten uns die Schläger der Freudenhauses nicht durch lassen, doch sprach ich mit ihnen und machte ihnen verständlich, dass wir nur besorgte Bürger waren und während der Don mit seinem Korb auf dem Platz wartete, siegte mein Charm und wir wurden ins Schwalbennest gelassen.



Drinnen erwarteten uns noch mehr entsetzte Leute, die an der großen Treppe standen und schluchzend. In einem Raum im zweiten Stock standen uns noch mehr der breiten Sicherheitsmänner im Weg, wir konnten aber dennoch sehen, dass sogar Bett und Wände voller Blut waren. In der Mitte des Raumes lag in einer roten Pfütze ein kleiner Körper mit dem Gesicht nach unten und anscheinend begriff nicht nur ich, dass es sich hier um den Dirnenknaben Dai Di Dink handelte, bei dem Eztli für gewöhnlich wohnte. Eztli selber lag immer noch im Koma und in Astariels Villa, ihre Zimmergenossin aber war ermordet worden. Von wem, war nicht ersichtlich.

Eine der Huren hob die Tote in ihre Arme und trug sie weinend an uns vorbei. Einige sahen mich an, war ich doch genauso wie Dai Di Dink ein Halbling, aber ich war aus ganz anderen Gründen entsetzt. Dai Di Dink hatte sich für ein solches Leben entschieden und musste nun er/sie die Konsequenzen tragen... aber so etwas hatte niemand verdient!

Ich versuchte trotzdem wie ein Bundagent zu wirken und meinte, dass man manchmal das bekam, was man verdient hätte. Kam nicht wirklich gut an, wie ich an den Blicken meiner werten Kollegen erkennen konnte. Aber es wurde nicht großartig thematisiert, da Guntram schon meinte, dass der Mord eventuell gegen den Bund gerichtet war. Ein Zeichen der Gilde, war doch Dai Di Dink etwas wie ein Anhängsel von Eztli. Leo nickte nur, war sie anscheinend bereits auf die selbe Idee gekommen.



Als wir zurück auf den Platz kamen war er beinahe leer, standen doch noch alle beim Schwalbennest herum, wo die Huren trauerten. Unter den wenigen Verbliebenen war der Don, der seinen Korb mit den Einmachgläsern neben sich abgestellt hatte und eine Zimtschnecke knabberte, die er sich bei einem Bauchladenhändler gekauft hatte. Mir war vom Anblick des vielen Blutes immer noch etwas schlecht und Guntram schien wütend zu sein, während Leo halbwegs gefasst vorschlug, dass wir die Pfeilerstraße in Richtung Süden bis zum Stadtrand wandern sollten.

Sie riet davon ab, dass wir uns im Südlichen Viertel bei der Durchsuchung alter Häuserruinen aufteilen sollten. Wie in einem Kupferheftchen, in dem das nächste Opfer mit der Laterne alleine in den Keller geschickt würde, meinte sie. Und sie hat vollends Recht.

Wir wollten Hinterhöfe und längst zum Abbruch bereite Gebäude abklappern, bis wir einen dieser Raubpilze fanden. Aber in der drückenden Hitze des Sommerabends fanden wir auf der leeren Pfeilerstraße nur Abfall und Ratten, die sich nicht einmal durch unser Kommen verscheuchen ließen.



Als wir Stimmen aus einer der Häuserruinen hörten, stapfte der Don sofort in diese Richtung und wir folgten ihm vorsichtig in das verfallene Gebäude, das nicht einmal mehr ein Dach hatte. Dort saßen im Schutt drei Straßenkinder (eher Jugendliche), die an einem kleinen Lagerfeuer gerade etwas halbwegs essbares warm gemacht hatten. Eine Halborkin, eine Elfin und ein Menschenjunge.

Der Don grüßte sie und der Junge fragte skeptisch, ob wir etwas suchen würden. Kurz erklärte der Don, dass wir hinter einer Probe der Kadaverblume her wären und die Elfin nickte schon wild und meinte, dass sie eine Stelle kennen würde, an der solche Pilze wuchsen.

Doch bevor sie etwas ausführlicher werden konnte, fragte die Halborkin, was sie dafür bekommen würden. Kurz überlegte der Don, dann versprach er jedem ein Goldstück. Guntram war äußerst überrascht und raunte eine kurze, ungläubige Frage, doch der Entschluss des flauschigen Barden stand fest: er wollte die obdachlosen Jugendlichen entlohnen.

Schnell besprachen sich die drei mit zusammen gesteckten Köpfen und wir hörten nur Fetzen wie "so viel Geld!" und "so viel Tchalc!". Ganz toll: wir hatten Tchalcer aufgegabelt und finanzierten gerade ihren Konsum. Einfach genial...



Der Don wirkte hoch zufrieden mit sich und als die drei Straßenkinder uns aufforderten, ihnen zu folgen, und wir erkannten, dass sie weiter in Richtung Stadtrand gingen, sahen wir schon bald die Verurteiltengasse und das ehemals protzige Gebäude des Schachtes. Das alte Gefängnis, das Jahrzehnte lang die Verbrecher und Taugenichtse der Landes verwahrt und das vor fünfzehn Jahren endgültig seine Tore geschlossen hatte. Die Insassen hatten dem Gefängnis den Namen gegeben. Der Schacht. Weil man meist nicht mehr herauskam.

Aber nun wurden die Verurteilten in andere Einrichtungen im Umland gebracht, einige in den wenigen Zellen unter der Hauptwache versorgt. Der Schacht war dicht. Und zerfiel am Rande des Südlichen Viertels. Eine große, hohe Mauer war um das Hauptgebäude und die beiden Seitenflügel gezogen, um den großen Platz, wo damals Zwangsarbeit geleistet wurde.

Giss (so hieß die Elfin, hatten wir gerade herausgefunden) meinte, dass der Pilz auf dem alten Schachtgelände wachsen würde. Sofort kletterten sie, Kir (die Halborkin) und Rodon (der Mensch) über die vier Meter hohe Mauer, war das verrostete Tor immer noch in seinen Angeln, und wir kletterten hinterher. Als ich es auf Anhieb nicht schaffte und vorschlug, zurückzubleiben und Schmiere zu stehen, wurde ich böse angeschaut und Guntram hob mich hoch, damit ich mit ihnen kam. Anscheinend muss ich am Vertrauen arbeiten, da ist einiges in letzter Zeit schief gelaufen.



Auf der anderen Seite entzündete Leo eine Fackel und der Don beschwor einige schwirrende Lichtlein, die seinen Kopf wie Glühwürmchen umtanzten. Ich meinte zwar, dass die Lichter zu viel Aufmerksamkeit auf uns ziehen würden, meine Begleiter wollten davon aber nichts wissen. Sie fühlten sich hier sicher, wussten sie doch, dass im Südlichen Viertel nur selten Beamte des RSWE unterwegs waren.

Giss führte uns um das Haupthaus und des Westflügel herum, um hinter den Schacht zu kommen, wo einige Senken in den Boden gebaut worden waren... für was, wusste ich nicht genau. Die Dächer, die darüber errichtet worden waren, waren schon lange verrostet und eingestürzt und in den Senken lag der alte Schutt und Schrott, den niemand hier wegräumen wollte. Zwischen dem alten Zeug sahen wir einige tote Hunde, die hier verendet waren und während die Straßenkinder am Rand der Senke blieben, wagten wir uns hinunter und blickten uns zwischen den alten, morschen, aufgebrochenen Knochen um.

Während die anderen an ihren Enden der Senke suchten, drehte ich vorsichtig einige Bretter und Platten am Senkenrand um und erschrak ziemlich stark, als mir auf einmal ein Pilzkörper entgegen pulsierte. Er wuchs aus einem Spalt in der aufgerissenen Senkenwand und hatte sich bis zu einer Ratte am Boden vorgearbeitet, die nun quiekend vor mir zuckte. Ihre Hinterfüße und ihr Schwanz war in der saugenden Masse verschwunden, mit den zitternden Vorderbeinen versuchte sie noch der lebenden Falle zu entkommen.



Die anderen kamen schnell zu mir, hatten sie meinen entsetzten Aufschrei deutlich hören können, und Leo erschlug das arme Tier, bevor es weiter leiden musste. Dann versuchte der Don mit der Gartenschaufel von Frau Federhut, das Pilzstück mit der Ratte zu lösen, doch wehrte sich die Kadaverblume insofern, dass die Schaufel in der Masse stecken blieb. Als Guntram versuchte, das Gerät zu lösen, brach der Stiel ab und fluchend packte der Halbork die Ratte mit seinem Handschuh und schob sie in das von Maleko vorbereitete Glas.

Ich fischte die Schaufelreste aus der Masse und gab sie einem unglücklich dreinschauenden Don, während Leo Öl über den Rest der Kadaverblume goss. Kurz wurde noch das Äußere des Einmachglases mit dem Feuer gesäubert, dann die Fackel zur Kadaverblume geworfen. Sofort begann es zu brennen, zu zischen und zu knistern. Dann poppten einzelne Pilzkörper auf und wir gingen schnell zurück zu den Tchalcern, die gierig auf ihre Bezahlung warteten.

Der Don gab jedem wie versprochen ein Goldstück und die Elfin Giss schluckte die Münze schnell hinunter, meinte dann zu ihren Kameraden, dass es so am sichersten wäre. Nun konnte ihr niemand mehr so schnell das Geld nehmen. Kir meinte, dass sie uns nun auch aus dem Schacht führen würden, das wäre im Preis inbegriffen gewesen.



Der Weg zurück zur Mauer, die an die Verurteiltengasse führte, wurde stumm zurückgelegt und nur noch die schwirrenden Lichter des Dons erhellten unseren Weg durch die Nacht. Das Feuer des brennenden Pilzes war hinter dem verlassenen Haupthaus des alten Schachtes verschwunden. Wir kletterten wieder, ich dieses Mal sogar recht gut, doch fiel nun Giss zurück. Ihr ging es nicht gut, meinte sie schwach und die beiden Halborks halfen ihr freundlicherweise. Das Glas in Guntrams Griff war sicher, die Ratte nun vollends unter einer Schicht Kadaverblume begraben. Die Gläser im Korb vom Don waren alle unberührt. Wir verabschiedeten uns von den Straßenkindern und ließen sie an der Mauer zurück, doch als wir nur wenige dutzend Schritte die Pfeilerstraße hoch gelaufen waren, hörten wir das Geräusch eines umfallenden Körpers und einen Schrei. Wir blickten uns um und sahen, wie Giss zu Boden gegangen war. Die Halborkin versuchte ihre Freundin auf die Beine zu stellen und schrie sie an, während der Mensch nur verwirrt da stand und sie anstarrte.

Ich lief los, um zu helfen, die anderen mir fluchend und grummelnd dicht auf den Fersen. Als wir bei den dreien ankamen, war Giss bleich und schwitzte kalt. Guntram riet, sie zum Übergeben zu bringen und Rodon steckte ihr zwei Finger in den Hals, woraufhin die Elfin wirklich erbrach.



Leo, die einige kleinere Zauber wirken konnte, heilte das Mädchen vorsichtshalber, die meinte nur verwirrt und schwach, was passiert wäre. Leo wollte sie nicht aufstehen lassen, wusste sie doch, dass ihre Magie nicht wirklich gegen Krankheiten wirkte... Rodon wischte sich das Erbrochene vom Finger, sah sich um und taumelte einen Schritt zur Seite, sah uns dann schwerfällig blinzelnd an. Wir erkannten die Warnsignale und Guntram raunte, dass wir uns zum nächsten Tempel aufmachen sollten.

Doch Kir und Rodon schüttelten nur den Kopf und versuchten, Giss hochzuheben. Es sei nur eine Verschmutzung an der verschluckten Münze gewesen, die der Elfin nun zu Schaffen machte. Guntram fuhr sie an, dass sie in Gefahr waren, die Münze hätte Sporen der Kadaverblume an sich getragen und nun war nicht nur Giss krank, sondern auch Rodon direkt in Kontakt mit infizierter Körperflüssigkeit gekommen. Schnell machte Kir einen großen Schritt zurück.

Genauer sah Leo die zitternde Elfin an und als sie uns mit geröteten Augen anstarrte, sahen auch wir kalten Schweiß auf ihrer Stirn. Leo hatte sich angesteckt! Sie spürte es und ich bekam Panik.



"Zum Tempel!" schrie Guntram und nun halfen auch die Proteste von Kir und Rodon nichts. Ich rief, dass der nächste Tempel der St. Piad Schrein in der Landbüttelstraße im Kutschenwerkviertel sei und schon wollten die beiden Tchalcer ihre elfische Kameradin in Richtung des Emerufers ziehen, als sie erneut zusammenbrach und auch Rodon wankte und stürzte.

Guntram hob die Elfin in seine Arme und sah, dass sie aus dem Mund blutete. Es war schlimmer als gedacht. Wir liefen los, Kir Rodon stützend. Neben mir lief Leo, die immer mehr schwitzte und als sie sich den Schweiß aus dem Gesicht wischte, erkannte sie mit Entsetzen in ihren Augen, dass sie Blut an der Hand hatte! Aus ihrer Nase rann dicker, schwärzlicher Körpersaft und sie fing an zu würgen.

Guntram brüllte Kir zu, dass sie zum Tempel vor laufen und den Priestern Bescheid geben sollte und die Halborkin setzte sich sofort schnell in Bewegung. Rodon sackte, an einer rauen Hauswand lehnend, auf den Boden und der Don zerrte ihn wieder auf die Füße. Ich wollte ihm helfen, merkte aber auch schon, dass mich die Infektion erwischt hatte: die Welt drehte sich langsam, mir wurde heiß und kalt und ich spürte, wie sich mein Magen umstülpte.



Rodon war dem Griff des Dons entglitten und lag sich den Bauch haltend und krampfend im Schmutz der Straße, als Guntram Kir ein paar unsichere Schritte hinterher machte. Dann ließ er seinen Kopf hängen. Giss in seinen Armen war tot, ihr Mund schwarz vom Blut und die Lippen und Wangen von aufgebrochenen Blasen überzogen, aus denen fusselige Sporen in die Luft schwebten.

Sofort hielt Guntram den Atem an, um nicht noch mehr von der Saat der Kadaverblumen einzuatmen. Er legte den toten Körper von Giss ab und untersuchte uns andere. Auch er hatte kalten Schweiß im Gesicht, während er jeden anschaute. Nur der Don schien halbwegs gesund zu sein und sah sich etwas verloren um. Guntram bat ihn, auf uns aufzupassen und stolperte dann die Pfeilerstraße hoch hoch, weiter auf das Flussufer zu. Das Einmachglas mit der vom Bund bestellten Probe hatte er fest im Griff.



Die Leute, an denen er vorbei kam, schauten ihn nur skeptisch an und gingen ihm aus den Weg und als er schließlich in die Landbüttelstraße einbog, sah er Kir am Boden liegen, ein Wachmann des RSWEs auf ihr kniend und ihre Hände gerade hinter ihrem Rücken fesselnd. Zwei weitere Beamte der Stadtwache standen daneben. Kir schrie. Sie schrie, dass ihre Freunde sterben würden und sie Hilfe brauchten, doch die Wachen wollten nicht hören.

Wütend rief Guntram den Beamten zu, dass sie dumm wären und blickte dann zum St. Piad Schrein, der nur einige Hausnummern weiter stand. Zwei Priester standen im Schein der Feuerschalen und sahen dem Gerangel der Halborkin und der Stadtwachen zu. Als sie Guntram hörten, machte sich einer auf, um zu ihm zu kommen, der andere verschwand im Schrein.

Doch nicht nur der Priester näherte sich nun Guntram. Auch die beiden Wachen liefen auf ihn zu. Und Kir, die immer noch unter dem dritten Mann lag, krampfte bereits hustend und spuckte Blut. Ob sie immer so mit Leuten in Not umgehen würden, wollte Guntram knurrend wissen, einer der Wachen bellte aber nur "dreckiger Halbork!"



...und zum Glück haben meine treuen Feen die Gesichter dieser RSWE Beamten aufgezeichnet. So etwas kann und darf nicht sein. Nicht in meiner Stadt. Nicht in dieser Zeit. Ich verstehe Meinungen über Goblins, aber Halborks sind doch keine Unholde. Ich hatte damals sogar einen in meiner Klasse!

Das wird den Hauptmann doch interessieren, denke ich...



Guntram spuckte die Wachen an, traf sogar einen direkt im Gesicht und wich dann einem Schlag aus, der ihm bestimmt gewesen war. Wütend setzten ihm die beiden Männer nach.



In der Zwischenzeit hatte der Don einige Heilzauber auf uns gesprochen. Rodon blutete stark aus dem Mund und einige Blasen, die sich nun auch bei ihm gebildet hatten, platzten bereits auf. Der Don rief den Passanten auf der Straße zu, dass sie ihm helfen sollten, doch die eilten nur schnell weiter und schenkten ihm lediglich angsterfüllte Blicke.

Dann zuckte der Don. Er würgte und ein Schwall Blut quoll ihm aus der langen Schnauze. Er sah verwundert die dunkle Flüssigkeit auf seiner pelzigen Hand an, die er vor den Mund gehalten hatte und krampfte dann plötzlich, als sich sein Körper teilweise in die Bashu Kampfform wellte. Dann war er wieder er selbst, rund und flauschig, und atmete tief ein. Es ging ihm gut. Die Kampfform hatte die Infektion in seinem Körper anscheinend vollends abgewehrt.

Dann beugte er sich über Leo und streichelte ihr über den nassen Kopf. Auch sie blutete aus Mund und Nase. Auch sie hatte Blasen an Lippen, Mundwinkeln und Wange.



Guntram hatte derweil den unbewaffneten Kampf mit den Stadtwachen aufgenommen. Er war zwar geschwächt durch die Infektion, aber immer noch stärker als ein Mensch und erst als er einen der Wachen zu Boden riss, wurde er mit nach unten gezogen. Als er versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, bemerkte er, dass er nicht die Kraft dazu hatte. Gerade hatte er noch das Einmachglas mit der Ratte und der Kadaverblume in der Hand gehalten, nun sah er schwerfällig um sich, entdeckte den zum Glück unbeschädigten Behälter eine Armlänge von sich liegen.

Hinter dem Glas konnte er einen Priester des St. Piad erkennen, der über Kir gebeugt war und ihr eine leuchtende Handfläche auf die Brust hielt. Hilfe war endlich gekommen!

Erneut versuchte er hochzukommen, fiel schwer zur Seite, als sich die Welt unter ihm drehte und dann war ein anderer Priester bei ihm und begann, ihn zu versorgen. Mit letzter Kraft hauchte er ein "die anderen" hervor, dann füllte sich sein Mund mit Blut und er wurde ohnmächtig.



Der Don saß immer noch bei uns und versuchte verzweifelt, unsere Leben zu retten. Als er sah, dass einige Priester und sogar ein schwer bewaffneter Kleriker in unsere Richtung eilten, rief er ihnen laut zu und drückte sich dann in die nächste Gasse. Er lief los, nun sicher, dass sich um uns gekümmert wurde, und nahm einen langen Umweg zum Mantel, wo er sich zu entspannen versuchte.



Wir wachten im Haupttempel des St. Piad auf. Man hatte uns geheilt und erklärte uns nun, dass es mutierte Sporen der Kadaverblumen waren, die uns so zu schaffen gemacht hatten. Warum sie mutiert waren, wusste niemand, die Verbreitung war aber schnell eingedämmt worden. Außer uns hatten sich noch andere angesteckt, die uns zu nahe gekommen waren, aber auch die hatten die Priester mit ihrer Magie schnell ausfindig gemacht und die Infektion aufgehalten. Außer Giss war noch Rodon gestorben, alle anderen hatten es geschafft.

Heiser beschwerte sich Guntram über die RSWE Wachen, die Priester versprachen ihm, ein Auge auf solche Dinge zu werfen.



Zwei Tage mussten wir in den Hallen bleiben, bis man uns gehen ließ. Guntrams Mutter kam vorbei und sie brachte uns leckere Sachen, die wir dankbar annahmen. Immer wieder sah ich zu Kir, die verstört und alleine in ihrem Bett lag und an die Decke starrte. Ihre beiden Freunde hatten die mutierten Kadaverblumen nicht überlebt.

Als wir den Tempel verließen, wurden wir von einem Boten kontaktiert, der uns in die Wasserrose bat. Dort warteten Throat und Umm auf uns... eine Kombination, die nichts Gutes versprach. Doch Throat war eher nett zu uns und gab uns sogar unseren Teil der Bezahlung. Der Don hatte seinen Anteil bereits erhalten. Sie erkundigte sich nach unserem Wohlbefinden und man meinte fast, dass es ihr leid tat, was wir durchmachen hatten müssen. Dann fragte sie, ob wir alle einverstanden waren, eine Blutprobe zur Untersuchung abzugeben. Somit konnte der Bund sicher gehen, dass wirklich keine Sporen überlebt hatten. Die anderen Agenten hatten bereits ihren Teil zu diesem Test beigetragen.

Wir sahen uns müde an und ich fragte mich, welche neuen Wege sie als nächstes entdecken würden, um uns zu foltern. Blutproben für eine Diagnose? Hatte der Bund neuerdings Alchemisten in seinen Reihen?

Dennoch willigten wir ein, Guntram wenn auch eher unter Druck. Ihm wurde gesagt, dass er und seine Familie ansonsten ein Riskio für Bund und Stadt darstellen würde. Also gab auch er sein Blut ab.



Später erfuhren wir, dass an dem Tag, an dem Dai Di Dink ermordet worden war, Eztli aus ihrem Koma erwachte. Warum genau an diesem Tag? Ich weiß es nicht und will es vermutlich auch gar nicht wissen.

Gerade bin ich nur froh, dass es Leo und mir gut geht. Und meine Stadt nicht unter einer dicken Wolke Pilzsporen liegt...
 
Grad hab ich wieder so nen kleinen Hirnfurz, der mich beschäftigt. Nachdem ich mittlerweile Logo und Co für unsere kleine Welt habe, bilde ich mir eine Art "Intro"-Song ein, der zwar vermutlich nie vor einer HBO Serie oder einem Videospiel laufen wird, aber das dennoch was schönes wäre.
Ich habe Freunde, die grad für Studium und Co MIDIs rauf und runter basteln, aber ich stelle mir da was verspieltes vor, was ansatzweise episches. Nicht ganz so bombastisch wie Game of Thrones, eher in Richtung der weicheren Melodien von Lord of the Rings...

Etwa so:


...mit etwas davon:


Vielleicht mit nem Schwenker ins Orchestrale... hm. Also wer mir da nen Schubs in die richtige Richtung geben kann, @icebär hat mir da schonmal geholfen und mir ein bisschen meine Hoffnung untergraben (dann ist der Fall weicher)... wäre sehr dankbar :kaw:
 
@Raidi bastelt gerade (nach einem wunderschönen Kochspiel mit dem Namen "Zum Blauen Stern") an einem neuen Spiel für Emmergens, in dem man sich im Königreich Cromshell um die Macht prügeln darf... militärische, politische, klerikale und wirtschaftliche Personen gilt es um sich zu scharen und es kommen Herolde, Spione, Meuchelmörder und Kurtisanen zum Einsatz, um seinen Stand zu sichern.

Schönes Projekt und diesesmal sind sogar drei Leute dran beschäftigt: @Conquistador zeichnet nämlich die 20 Charakterkarten, ich inke sie und Raidi wird alles kolorieren und dann zusammenfügen. Bin schon gespannt, wie das dann im Endeffekt wirkt... die conqu'esken Zeichnungen mit meiner Tusche sind schon mal interessant ^^

Hagard Lichtbringer (Grenzland), Shern Connor (Cruhn), Roshana (Brunnenbach).jpg

v.l.n.r.: der Paladin Hagard Lichtbringer, Kardinal Shern Connor von der Kirche des St. Piad, die Druidin Roshana... alles Karten für die Fraktion des Klerus

Das sind alles Charaktere aus unserer alten "Von Helden und Schurken" Kampagne, PCs sowie NPCs. Ist schon schön, wenn man noch andere Spielerein aus seiner Fiktion in den Händen hält... damit wären das jetzt 10 (!) Brettspiele, die in Emmergens angesiedelt sind. Da kann man einen Brettspieltag mehr als füllen :D
 
Am 22. Oktober des Jahres 2.566 nach dem Gefallenen Stern wurde im Zuge einer Mahnwoche zum Erkalten der Sonne eine Diskussion zwischen den Historikerinnen Dshulya Endwangel und Ka Teri Dobbs im Reshamer Megaplex, dem Megaplex der Vereinten Föderation von Araishu, Teilen der Shuko Fēicháng Gòuzào und der Tarmyn Wohnfläche Ost übertragen. Wegen einem Rechtsstreit zwischen den Sendern RNNW (Resham Nachrichten Netzwerk) und dem PLE (Pilõsan LumaEjoa ; gs. Pilõsan Stimmenfluss) wurde die Sendung auf dem Sonnenschein-Archipelkonstrukt nicht ausgestrahlt. Die Moderation übernahm die bekannte zwergische RNNW Sprecherin Uhim Windtscmydter...


Uhim Windtscmydter: Ich begrüße Sie heute hier im Studio, Frau Endwangl. Frau Dobbs.



Dshulya Endwangl: Es ist mir eine Freude, Frau Windtscmydter.



Ka Teri Dobbs: Seid gegrüßt. Und danke für die Einladung und die Gelegenheit.



Uhim Windtscmydter: Frau Endwangl. Frau Dobbs. Sie sind beide äußerst bewandert auf dem Gebiet der antiken Geschichte, vor allem wenn es um den Westen Reshams geht. Sehe ich das richtig?



Dshulya Endwangl: [nickt]



Ka Teri Dobbs: Ich habe das ein oder andere Buch darüber gelesen. Zwei oder drei selber geschrieben.



Uhim Windtscmydter: Waren es letzten Frühling nicht fünf?



Ka Teri Dobbs: "Der Weg ins Abendrot" ist im April erschienen, ja.



Dshulya Endwangl: Glückwunsch, verehrte Kollegin. Ich habe große Teile des Werkes recht genossen.



Ka Teri Dobbs: Ich danke Ihnen.



Uhim Windtscmydter: Unsere Zuschauer wollen nun wissen, was Sie in dieser Mahnwoche zu der Situation sagen, in der sich Emmergens seit geraumer befindet. Frau Endwangl?



Dshulya Endwangl: Zu aller erst möchte ich davor warnen, in die Panikmache einzusteigen, die manche Medien und Parteien verfolgen. Das hilft niemanden, schafft nur mehr Probleme und legt den wirklichen Lösungsversuchen nur Steine in den Weg.



Ka Teri Dobbs: Dem stimme ich so zu.



Dshulya Endwangl: Dann möchte ich noch anmerken, dass diese Welt schon seit Urgedenken immer wieder in solche misslichen Situationen kam und selbst bei großen Unglücken immer wieder erholte. Ich bin zuversichtlich, dass es sich hier nicht anders verhalten wird.



Uhim Windtscmydter: Von welchen Unglücksfällen sprechen Sie, wenn ich da nachhaken darf? Vom Ygg Krieg?



Dshulya Endwangl: Zwar ein Konflikt, der zwei Kontinente nachhaltig geprägt hat, aber nicht die Ausmaße, an die ich dachte, nein.



Ka Teri Dobbs: Ich denke, Frau Endwangl spricht hier nicht nur einen "einfachen" Krieg an, der über vier Jahre anhielt.



Dshulya Endwangl: [nickt]



Ka Teri Dobbs: Aber die Opferzahl wurde letztendlich auf zwei Komma fünf Millionen geschätzt, wenn ich richtig liege...



Dshulya Endwangl: Das schon...



Ka Teri Dobbs: ...aber selbst der Große Krieg, der siebzehn Jahre lang das Gesicht des westlichen Reshams veränderte, würde nicht in eine diese Kategorie fallen. Oder was meinen Sie, Frau Kollegin?



Dshulya Endwangl: Sehe ich auch so. Der daraus folgende Konflikt aber sehr wohl...



Uhim Windtscmydter: Warum das?



Dshulya Endwangl: Weil die nächsten einhunderundfünfzig Jahre fast so viele Leben kostete, wie der direkte Aufschlag des Gefallenen Sterns.



Uhim Windtscmydter: Sie scherzen...? Wirklich so viele?



Dshulya Endwangl: Selbstverständlich. Die Eroberung Farthings durch die Untotenheere aus Zurul, die Unterwerfung Zuruls im Vorfeld, der Einmarsch in Cromshell und Tarleen und schließlich die Invasion in die Reiche im Osten des Großen Gebirges. Das waren nicht nur einige hunderttausend Opfer. Das waren Abermillionen, die dort unter dem Einfluss des Nekromanten ihr Ende fanden und gleichzeitig seine Armeen verstärkten.



Uhim Windtscmydter: Eine wirklich verstörende Vorstellung. Zum Glück ist so etwas heute nicht mehr möglich...



Dshulya Endwangl: Denken Sie das wirklich? Wissen Sie, welche alten, verbotenen Schriften aus Bassus noch irgendwo herum liegen? Wo sich ein alter Ritusort mit Energie auffüllt, bis er zum Bersten gefüllt ist und nur darauf wartet, seine unheilige Magie in alle Winde zu streuen?



Ka Teri Dobbs: Dennoch ist es unwahrscheinlich, das muss klar sein.



Dshulya Endwangl: Natürlich. Ich will hier auch nicht für mehr Panik sorgen. Ich will nur aufklären.



Ka Teri Dobbs: Fest steht, dass die Untoteninvasion der westlichen Reiche Reshams eine unglaubliche Katastrophe war. Und dennoch hat sich die Zivilisation davon erholt. Genauso wie der eben angesprochene Fall des Sterns. Auf einen Schlag wurde das alte Imperium zum großen Teil von der Landkarte radiert. Nur die Wenigsten überlebten auf der westlichen Seite des Großen Gebirges den direkten Aufschlag, die nächsten Wochen brachten noch mehr Tote hervor. Die nächsten Jahrzehnte ein Mehrfaches, dieser Zahlen, da keiner auf die ewige Wolkendecke vorbereitet war, die die Sonne verdeckte und die meisten Pflanzen eingehen ließ.



Dshulya Endwangl: ...oder auf den magischen Niederschlag, der nicht nur Resham verseuchte, sondern auch unsere Nachbarkontinente.



Ka Teri Dobbs: Und vergessen wir nicht, dass der Aufschlag nach heutigen Erkenntnissen auch Oaupoc auf Tarmyn aufweckte.



Uhim Windtscmydter: Wobei dieses Problem ja mehr oder weniger unter Kontrolle ist.



Ka Teri Dobbs: Mittlerweile, ja. Aber denken Sie an die zweitausend Jahre davor. Wo die Bestie unkontrolliert durch die Täler und über die Ebenen donnerte und nur die mutigen tarmynischen Wächter es immer wieder in vorgegebene Bahnen lenkte. In die Zeit vor dieser Strategie, als Oaupoc vollends losgelassen die Städte aufbrach. Jahrhunderte neben einem solchen Titanen leben, der Jahr um Jahr Opfer fordert... und dennoch ist der Tarmyn Megaplex ein stolzer und kulturell und wirtschaftlich wertvoller Verbündeter Reshams.



Dshulya Endwangl: Und genau das meine ich: es gibt eine Katastrophe. Es sterben Leute. Und dennoch geht die Welt nicht unter. Emmergens überlebt. Es erholt sich. Es wächst und blüht auf.



Ka Teri Dobbs: Nach dem Stern. Nach dem Nekromanten. Nach Oaupoc. Und wenn man so will auch nach dem Ygg Krieg und dem Großen Krieg.



Dshulya Endwangl: ...die Traumkriege, der Konflikt zwischen Shuko und Shushima lange vor dem Fall, die ersten beiden Invasionen... nun auch die dritte, haben wir ja nicht schon genug Probleme.



Ka Teri Dobbs: Alle auf ungefähr auf einer Ebene mit dem Ygg Krieg, wenn man so will. Ja.



Uhim Windtscmydter: Auch die Traumkriege?



Dshulya Endwangl: Auf eine andere Art und Weise, natürlich.



Uhim Windtscmydter: Ich denke, die Zuschauer hätten da gerne eine Erläuterung...



Dshulya Endwangl: Die Traumkriege veränderten die Gesamtstruktur Araishus. Politisch, magisch, geografisch und biologisch. Und das extrem.



Ka Teri Dobbs: Zudem verstreute es den penetrantesten Parasiten von ganz Emmergens auf so vielen Kontinenten, dass die sich davon wirklich nie wieder erholen werden...



Dshulya Endwangl: Ich vergaß...



Uhim Windtscmydter: Von was sprechen Sie?



Ka Teri Dobbs: Dem Menschen.



Uhim Windtscmydter: Aber Sie beide sind doch...



Dshulya Endwangl: Kleiner Scherz unter Historikern.



Uhim Windtscmydter: [räuspert sich] Nun dann. [an die Redaktion] Sind die Einblendungen bereit? [bekommt Zeichen]



Ka Teri Dobbs: Ah. Hier sehen wir anscheinend eine Kurve über die Veränderung der Sonnenstrahlung in den letzten zwanzig Jahren.



Uhim Windtscmydter: Zudem haben wir hochauflösende Fotos, die vor sechzehn Jahren von der Gimbahtin aufgenommen wurden.



Ka Teri Dobbs: Oh, hübsch.



Dshulya Endwangl: Und hier sehen wir auch die erkalteten Flecken und Wirbel, die durch die Veränderungen entstanden sind.



Ka Teri Dobbs: Das sind zwar schöne Aufnahmen, aber sie werden den Zuschauern vor ihren Bildschirmen zuhause auch nicht verständlich machen, dass es nun gilt, den Kopf oben zu halten.



Uhim Windtscmydter: Ist dies Ihre Botschaft an unser Publikum?



Ka Teri Dobbs: Mehr oder weniger.



Dshulya Endwangl: Kopf hoch und durch!



Uhim Windtscmydter: Ist das nicht etwas kurzsichtig...?



Ka Teri Dobbs: Ganz und gar nicht.



Dshulya Endwangl: Ich denke nicht, nein.



Ka Teri Dobbs: Kurzsichtig wäre es, wenn wir hier mit Stammtischparolen, Weltuntergangsstimmung und kruden Scherzen für Panik sorgen würden. Wir sind nicht Taubenfels und Neunklee, deren in Szene gesetzten "Historischen Manuskripte" das RNNW rauf und runter nudelt.



Uhim Windtscmydter: Im Zuge historischer Aufklärung...



Ka Teri Dobbs: Ändert aber nichts daran, dass die beiden Herren eine ziemlich beschränkte Sichtweise auf die Welt hatten.



Dshulya Endwangl: Sie waren Produkte ihrer Zeit, das dürfen Sie nicht vergessen, Frau Dobbs.



Ka Teri Dobbs: Das stimmt schon. Ich vergesse immer wieder, dass die beiden Schwätzer vor eineinhalbtausend Jahren ihre Diskussionen führten. Das RNNW hat mit seiner moderneren In-Szene-Setzung dafür gesorgt, dass es wirkt, als würden sie heute noch ihren Schwachsinn verbreiten.



Dshulya Endwangl: Ist doch niedlich.



Ka Teri Dobbs: Niedlich ist was anderes.



Uhim Windtscmydter: [räuspert sich] Also bleiben Sie dabei? Es besteht keine wirkliche Gefahr? Frau Dobbs? Frau Endwangel?



Dshulya Endwangl: Das haben wir nicht gesagt. Aber es wird weitergehen. Auf die ein oder andere Art und Weise.



Ka Teri Dobbs: Wie meine Kollegin sagte: Kopf hoch und durch.



Uhim Windtscmydter: [dreht sich zur Kamera] Ich bedanke mich bei meinen Gästen und gebe ab an Rudrig Pollegel mit seiner Sendung "Die Gimbahtin - Was im Jahr 2550 wirklich passiert ist". Einen schönen Abend.


Fortsetzung!

Am 13. Oktober des Jahres 2.583 nach dem Gefallenen Stern wurden nach weiteren starken Weltenbeben die Megaplexe der meisten Kontinente von Emmergens zum Teil evakuiert. Einige wenige, glückliche Bewohner von Resham konnten durch magische Portale reisen, um dem Untergang durch die sterbende Sonne zu entkommen.

Während sich die Evakuierten in alten Industriehallen vor den Durchgängen in andere Realitäten aufstellen, treffen die Historikerinnen Dshulya Endwangl und Ka Teri Dobbs ein letztes Mal aufeinander. Dieses Gespräch wurde von der DatenMADE eines Soldaten aufgezeichnet und in der Zufluchtswelt #45f in den primären Chronikspeicher aufgenommen...



Dshulya Endwangl: Frau Dobbs?



Ka Teri Dobbs: Frau Endwangel! Dass ich Sie hier treffe...!



Dshulya Endwangl: Das ist echt ein Zufall, das muss ich zugeben...



Ka Teri Dobbs: Wie geht es Ihnen?



Dshulya Endwangl: Den Umständen entsprechen. Selber?



Ka Teri Dobbs: Evakuierungen sind nicht so meines, habe ich gemerkt.



Dshulya Endwangl: Vor allem, wenn man weiß, dass hinter einem die ganze Welt den Bach runter geht?



Ka Teri Dobbs: Recht haben Sie. Stehen Sie an der Reihe zu Tor Nummer fünf an?



Dshulya Endwangl: Ja, das dort. Sie? Tor vier?



Ka Teri Dobbs: Tor vier.



Dshulya Endwangl: Wohin führt Ihres?



Ka Teri Dobbs: Wurde mir nicht gesagt. Ich wurde mehr oder weniger aus der Uni gezogen und dann hier abgestellt.



Dshulya Endwangl: Mein Tor führt in irgendeine Welt, die ein bisschen so ist wie der Hohe Norden vor zweitausend Jahren. Sagt man zumindest.



Ka Teri Dobbs: Dann viel Glück.



Dshulya Endwangl: [schweigt]



Ka Teri Dobbs: [schweigt]



Dshulya Endwangl: Das haben wir schön verkackt, was?



Ka Teri Dobbs: Das haben wir...



Dshulya Endwangl: Ja.



Ka Teri Dobbs: ...aber warum?



Dshulya Endwangl: Hm?



Ka Teri Dobbs: Warum haben wir das so verkackt?



Dshulya Endwangl: Weil wir keine Wahrsager sind...?



Ka Teri Dobbs: Hm.



Dshulya Endwangl: Eine Prophezeiung aufstellen ist eine Sache. Aber den Untergang einer Welt vorhersagen...?



Ka Teri Dobbs: Als wenn Prophezeiungen jemals etwas bewirkt hätten.



Dshulya Endwangl: Wie meinen Sie das? Die waren doch meist ganz einleuchtend bis hilfreich.



Ka Teri Dobbs: Naja...



Dshulya Endwangl: Nicht?



Ka Teri Dobbs: Wenn man sich die "wichtigste Prophezeiung aller Zeiten" anschaut, war das ein ziemlicher Reinfall...



Dshulya Endwangl: Duncan Broin? Aber der...



Ka Teri Dobbs: War ein ziemlicher Reinfall als Auserwählter.



Dshulya Endwangl: Natürlich! Er war die Geißel Reshams. Ein Monster, das seines Gleichen sucht.



Ka Teri Dobbs: Das hätte jeder sein können... oder keiner. Das ist genau mein Punkt.



Dshulya Endwangl: Wie?



Ka Teri Dobbs: Wissen Sie, wie die Prophezeiung aufgestellt wurde?



Dshulya Endwangl: Sie meinen jetzt schon immer noch die Prophezeiung rund um Broin, oder?



Ka Teri Dobbs: Natürlich. "In der Dunkelheit Herzen, wo die Schatten geh'n und zwischen Stein und Ranken steh'n. In der Dunkelheit Herzen, wo die Krähe fliegt blablabla"... der ganze Krampf um König, Blut und einen Knaben, der im Licht geboren wurde.



Dshulya Endwangl: Ja und?



Ka Teri Dobbs: Das ist das Geschwätz eines unter Drogen stehenden Irren, der nur zu bestimmten Anlässen seine Klosterzelle verlassen hat.



Dshulya Endwangl: Nicht so laut, Frau Dobbs. Die Leute schauen schon.



Ka Teri Dobbs: Sollen sie doch! Ist doch eh schon vorbei. Ist doch eh alles vorbei.



Dshulya Endwangl: Und... was sagt uns das mit den Drogen und dem Irren jetzt?



Ka Teri Dobbs: Nun gut. [holt Luft] Es zeigt, dass eine Prophezeiung aufgestellt wurde. Schön.



Dshulya Endwangl: [nickt]



Ka Teri Dobbs: Eine, die nicht einmal so falsch lag, wenn man das Ende mit seinem "bis alles ward nur noch Staub und Sand" betrachtet. Klar wurde sie falsch interpretiert, alles schön und gut. Und verständlich, wenn man bedenkt, dass Farthing damals der Arsch ziemlich auf Grundeis ging. Sie verloren mehr und mehr Fuß in Zurul und der Krieg war unter keinem guten Stern.



Dshulya Endwangl: So steht es in den Büchern, ja.



Ka Teri Dobbs: Und dann kommt ein Orakel und sagt, dass irgendwo ein Junge geboren wurde, der der Auserwählte ist.



Dshulya Endwangl: Genau.



Ka Teri Dobbs: Aber wer das ist, weiß niemand.



Dshulya Endwangl: Hm?



Ka Teri Dobbs: Es wurde anscheinend nicht einmal wirklich ein Dorf genannt. Einfach nur "ein Junge wurde geboren". Pflatsch. Fresst oder sterbt. Arbeitet damit.



Dshulya Endwangl: Aber wie haben sie ihn dann gefunden?



Ka Teri Dobbs: Sie haben geschaut, wer ungefähr zu dem Zeitpunkt geboren wurde. Plus minus einige Wochen oder Monate oder Jahre vermutlich. Den erst besten Jungen aus seiner Familie gerissen und dann nach Ginaz geschleift.



Dshulya Endwangl: Als Wunderwaffe gegen Zurul, klar.



Ka Teri Dobbs: Aber hätten sie auch seinen Nachbarn nehmen können? Bestimmt war da ein Junge im ungefähren Alter wie Broin, der ebenfalls im Licht geboren wurde.



Dshulya Endwangl: Ich...



Ka Teri Dobbs: Ach kommen Sie. Es ist eher unwahrscheinlich, dass kein Junge dieses Alters in direkter Nachbarschaft lebte.



Dshulya Endwangl: Vermutlich haben Sie Recht...



Ka Teri Dobbs: Und wäre der in Ginaz nicht auch zu einem Schwertmeister ausgebildet und dann nach Zurul geschickt worden? Hätte der nicht auch in den alten Tempeln das Wissen der Nekromantie an sich gezogen und damit Resham in die Knie gezwungen?



Dshulya Endwangl: Das weiß man doch nicht.



Ka Teri Dobbs: Nicht Duncan Broin hat den Krieg ins Absurde geführt und Millionen Leben genommen. Es war diese Prophezeiung. Die hat verzweifelte Eiferer los geschickt, um das Land nach einem Jungen abzugrasen, den sie in eine Waffe schmieden können. Der Auserwählte ist hier vollends austauschbar und nur ein Blatt im Wind, der durch alle möglichen anderen Gründe entfacht wurde: die Kah-Phee Route, die schwindende Macht des Königshauses in Farthing, Zollregelungen im Cromsheller Handelspakt, Armut und Sklaverei in den unteren Schichten des Zuruler Reiches, während der Adel in den Städten reicher und gieriger wurde.



Dshulya Endwangl: Also...



Ka Teri Dobbs: Also könnte in einer anderen Realität genauso Runwik Porzel nach Zurul geschickt werden und als Untoten kontrollierender Lord Pomwickl nach Farthing zurückkehren. Macht alles keinen Unterschied. Weil die Sache nur nicht passiert wäre, wenn niemand die Prophezeiung damals für Ernst genommen hätte. Vermutlich hätte Farthing dann einfach nach Jahren des Kampfes den Krieg aufgegeben und wäre in den Norden zurück gekrochen und hätte da geschmollt und seine Zolleinnahmen und den Kah-Phee vermisst.



Dshulya Endwangl: Einfach links liegen lassen?



Ka Teri Dobbs: Warum nicht? Man hat ja gesehen, was bei der ganzen Sache raus kam. Und welchen Jungen sie sich dann als Auserwählten schnappen, ist vollends egal. Weste wie Rock, wie die Halblinge zu sagen pflegten.



Dshulya Endwangl: Ich hoffe, hinter meinem Portal wird es Halblinge geben Ich vermisse guten Strudel.



Ka Teri Dobbs: Die vertragen die Kälte schon.



Dshulya Endwangl: Heißt aber nicht, dass sie auch dorthin evakuiert wurden.



Ka Teri Dobbs: Da haben Sie Recht.



Dshulya Endwangl: Oh, es geht weiter. Ich glaube, ich und die Leute vor mir sind als nächstes dran.



Ka Teri Dobbs: Dann wünsche ich Ihnen alles Gute, Frau Endwangel.



Dshulya Endwangl: Ich Ihnen auch. Auf dass wir in der nächsten Welt nicht wieder auf solche Weissagungen reinfallen.



Ka Teri Dobbs: Vor allem nicht auf unsere eigenen.



Dshulya Endwangl: Wohl wahr.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und weitere Rohformen für die Karten... wir brauchen immer noch einen Namen, keinem fällt aber was ein :verwirrt: Die Mächtigen Cromshells? Emporkömmling? Gunststreit? Ich weiß es nicht...

Egal, hier die Bilder:

Sarem Grón (Gilldring), Sommer Willkerner (Etharion), Hafli Grohel (Thor's Wacht).jpg

v.l.n.r.: der Gwandeshh KlerikerSarem Grón, der gnomische Händler Sommer Willkerner aus der Sil-Mirtha Freistadt Etharion, der zwerigsche Händler Hafli Grohel aus der Thor's Wacht (nördliches Grenzgebiet)...

Aglof Wurmringer (Canyon), Kreiia Arvid (Cruhn).jpg


Aglof Wurmringer ist ein halborkischer Händler aus Canyon, @Raidi 's "Von Helden und Schurken" Charakter Kreiia Arvid mit ihrem Handelsimperium rund um die Taverne "zum Blauen Stern"...

Ulfgar Thorson (Thor's Wacht), Dromm Curnâch (Cruhn), Heinrich von und zu Brunnenbach.jpg


Ulfgar Thorson als erste der politischen Karten, Dromm Curnâch mit seinem in seinem Konstruktkörper, Heinrich von und zu Brunnenbach...

Jonas von Hohenkamm (Hohenkamm), Tuana Reglon (Cruhn), Roland Schimmeldrexler (Brunnenbach).jpg

Jonas von Hohenkamm, die Generälin Tuana Reglon, Roland Schimmeldrexler...

Das wars erst mal, kommen noch 6 weitere, dann isses fertig :)
 
Kleiner Ausschnitt aus dem neuen Abenddämmerung Kapitel, in dem die beiden Flugschiffbesitzer (gespielt von @Raidi und Romy) und unser zwergischer Ermittler (gespielt von @Dyesce) miteinander am Flugschiff schrauben...

Enjoy:

Auf dem Flugplatz deutete Lucy mit zitterndem Finger auf ein langes Rohr, das an der Frachtrauminnenwand der Betsy befestigt war. "Wer hat das kaputt gemacht?!" Sie blickte vorwurfsvoll in Faraguts Richtung, der aber sah nur mit großen Augen zu Ossegar. "Das war vorher voller Beulen. Und jetzt ist es gerade!"



Ossegar musterte das Flugschiff um sich herum, dann seine Pilotin. "Die beiden haben den gleichen tollen Charm."



Kurz wollte Lucy schon beipflichten, dann zuckte sie zusammen. "Hey! Moment mal!"



"Schaut ein bisschen erschlagen aus, aber süß. Passt doch." Der Zwerg sah zu Faragut.



"Harte Schale..." Mit ernstem Gesicht nickte der Alchemist.



"Hört Ihr auf, Euch gegen mich zu verbünden?!"



Ossegar, der in der letzten Stunde die Übertragung der Drohnen auf die Pulte in der Kanzel umgeleitet hatte, damit die Mannschaft der Betsy ab jetzt alle Jay-Einheiten von einem Gerät aus kontrollieren konnten, zeigte auf die kleine Gerätschaft, die seit wenigen Minuten in einer Nische des engen Ganges ruhte. "Die Kah-Phee-Maschine ist übrigens fertig."



Lucy sah mit einer Mischung aus Erstaunen und Gier auf das unauffällige Konstrukt. "Das sieht noch lange nicht so kompliziert aus wie das, was Guts immer dastehen hat." Sie beugte sich zum Automaten, drehte ihren Kopf aber zur Seite, starrte den Techno-Kleriker aus engen Augenschlitzen an. "Wo sind die ganzen Schläuche und Blubberblasen? Und Tentakel?"



Ossegar zuckte mit den Schultern. "Dafür geht es schneller..."



Sie richtete sich auf und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. "Schon ein bisschen unbefriedigend."



Ossegar hob seine buschigen Augenbrauen. "...bis Ihr ihn getrunken habt."



Einer der Arbeiter des Flughafens blickte in die Frachtluke der Betsy, seine Kollegen hinter ihm. Er ließ einen erstaunten Pfiff los, sah dann breit grinsend die drei Tüftler an. "Fliegt das wirklich?"



"Natürlich!" Lucy klang verletzt.



"Sieht wie 'ne Drecksschleuder aus."



Entsetzt blickte Lucy zu Faragut. "Komm, wir gehen."



Sie drehte sich schon zur Pilotenkanzel, doch Faragut blieb stehen, wo er war. "Betsy ist echt ein Meisterwerk, die schaut nur niedlich aus." Er deutete auf die von der Decke hängenden Kabel.



"Die hat damals ein Islingor Schiff runtergeholt," grummelte Lucy beleidigt. "Die Beste..."



"Sie fliegt ohne Kristalle," grinste Faragut die amüsierten Arbeiter an.



Die raunten fassungslos. "Was?"



Lucys Stimmung hellte augenblicklich auf. "Ja klar. Schaut rein." Sie machte eine einladende Handbewegung.



Während nun Faragut nach dem angesetzten Treibstoff sah, der in großen Tonnen im hinteren Teil der Betsy vor sich hinköchelte, betraten die neugierigen Arbeiter skeptisch den Frachtraum und blickten sich kopfschüttelnd um. Die dahinter winkten andere herbei, die gerade an diesem Teil des Landefeldes vorbei kamen. Immer mehr Leute umringten das kleine Luftschiff.

Während Ossegar das Prinzip des mit Chemikalien gefüllten Antriebs erklärte und die Zuhörer von den beschriebenen kleinen Explosionen in den Bann gezogen wurden, prahlte Lucy laut damit, dass ein bisschen Gefahr einfach dazu gehörte. Außerdem war der Flug nur theoretisch gefährlich... praktisch würde die Betsy ja letztendlich fliegen.



"Die Zukunft der Luftfahrt," sagte sie stolz, während einige der Schaulustigen nun fragten, ob sie eine Runde mitfliegen könnten. Schnell hatte Faragut einen Preis von einhundert Einheiten pro Passagier ausgemacht und die ersten Fahrgäste sammelten sich neben dem fröhlichen Alchemisten.



"Ein Testflug ist eh sinnvoll," brummelte Ossegar Lucy zu. "Die Kleine braucht schließlich ein bisschen Auslauf."



Sie servierten frisch gebrühten Kah-Phee aus der Maschine des Techno-Klerikers und immer mehr und mehr Arbeiter warteten beim Landen schon auf ihre Gelegenheit, einen Flug zu ergattern. Schließlich wurden Bierflaschen geöffnet und Lieder gesungen und vergnügt flog Lucy Kreis um Kreis über den Dächern von Bassus.

Nur auf die penetranten Fragen, wie denn nun das Geheimnis ihres Antriebs genau aussehe, gaben die Rileahner und Ossegar keine Auskunft.


War eher ein kurzes Abenteuer, dafür konnte aber der ganze Bassus-Besuch endlich beendet und in Richtung Hoher Norden bzw Lidgard geschippert werden. Sehr dialoglastiger Teil unserer Jagd nach einem Kult und einem gestohlenen Buch, das das Ende der Welt heraufbeschwören kann :braue
 
Ich habe mir diese Woche ein neues Skizzenbuch, neue Stifte und eine Handvoll neuer Ideen für ein neues Enchiridion besorgt und angefangen, ein zweites DK-artiges "Was ist was in Emmergens" hochzuziehen... hier ist der erste große Eintrag, der gleich das neueste Kapitel aus @Dyesce ' "Ferne Länder" Kampagne thematisiert:

002 - Sturmwal.jpg


Ich hoffe, ihr habt weiterhin noch Spaß an den kleinen Ausflügen in meine Fiktion :kaw:
 
Und drei neue Seiten von meinem Enchiridion II

003 - Syvenmären und Xiomeran.jpg

Zwei Völker aus der "Ferne Länder" Kampagne von @Dyesce ...bei den PCs sind zwei Syvänmeren dabei, bei den Xiomeran waren wir leider ne Zeit lang gestrandet.

004 - Tieflinge.jpg

Tieflinge kommen seit meiner ersten DnD Kampagne in Emmergens vor... heutzutage haben sie in "Die Schatten Emeralds" eine deutlich größere Rolle, demnächst werde ich einen in der Minikampagne eines guten Freundes, der sich auch einmal in unserer Welt als Meister versuchen möchte, verkörpern.

005 - Ulag der Schlächter.jpg

Auch in einer Fiktion gibt es Fiktionen... und diese Fiktion haben unsere Reservats-Orks kurz nach dem Fall des Sterns in den Ruinen der Hauptstadt gefunden. Alle waren sehr geschockt :kaw:
 
Neuer Eintrag ins Skizzenbüchlein:

006 - Korfing-Slaadbrock.jpg

Meine Ork-Gruppe besuchte diesen Ort erst nach dem großen Unglück, das Resham heimsuchte. Korfing-Slaadbrock war da nur noch ein Haufen Asche mit einigen befestigten Häusern in der Mitte der Verwüstung (wo die Magierin ihren Zauber wirken ließ)... war nur ein kleiner Halt auf unserer Reise, ich wollte aber hinter den damaligen Namen dieses Ortes schauen, weil er ja dann doch recht seltsam ist ^^
 
Und nach @Conquistador und seinen geilen Artworks wieder was einfacheres von mir:

007 - Abeil und Mycnoiden.jpg


Die Abeil und die Mycnoids waren zwei sehr exotische Spezies, die nur kurz in den Anfängen unserer DnD Karriere erwähnt wurden: in "Splitter der Zeit" waren beide Rassen unter den Sklaven, die von einem Hobgoblin-Stamm als Minenarbeiter eingesetzt wurden (neben unseren, in Gefangenschaft geratenen Charakteren ^^°). Danach wurden sie nie wieder erwähnt, vielleicht ändert sich das aber nun schon bald... schließlich habe ich einige neue Geschichten am Start und der derzeitige Schamane unserer Orkkampange läuft mit einem Pilzhut rum...

:braue
 
Neuer Eintrag:

Iln Pashniad.jpg

Der Alte Mann der Wüste. Eine Gottheit, die ich mir für meinen Gharoodo-basierenden "Ferne Länder" Charakter Zena bint Adham at-Imaskai al-Saif erschuf. Damals noch nicht genauer definiert kamen immer wieder kleine Gebete und Artefakte (Knochenamulett, heiliges Salz) vor, später wurde aber von @Conquistador für die Kamapagne "Die Schatten Emeralds" eine Hexenjägerin aus der Ödnis erschaffen, die ebenfalls eine Gottheit brauchte.
Iln Pashniad entstand, ein Abbild des "klassischen" Gottes St. Piad. Schnell wurde uns klar, dass Iln Pashniad und der Alte Mann der Wüste in Wirklichkeit ein und dieselbe Person waren :braue
 
Neue Short zu meiner kommenden Kampagne, die zwar auch in den Schatten Emeralds spielt, aber fast 2.000 Jahre nach unseren aktuellen Abenteuern in der Unterwelt dieser Stadt :kaw:



Von Zwergenkriegern und Luftschiffen der Klasse Zwei



Eine Kurzgeschichte zum Buch "Die Schatten Emeralds"

von Minza



"SELIA VON DEN Grauwassern ist die Tochter der Wellen. Wirklich, nicht nur als Titel. Also, sie hat schon Eltern und so. Aber sie ist auch die Tochter der Wellen. Als eine Art grundlegende Magie oder so. Halt Hex-Hintergrund. Von ihrer Rasse und ihrer Klasse, das geht da Hand in Hand und deshalb auch die Hintergrundgeschichte. Jedenfalls ist Selia eine ziemlich gute Hex-Beschwörerin. Kann aber auch gut im Nahkampf 'rumtun. Aber ohne Waffen, sondern mit ihren Tentakeln. Das ist das geniale, wenn man einen Tintenfischmenschen spielt. Sie kann sich verwandeln und das als Reaktionshandlung. Einfach so und dann kann sie noch angreifen, wenn die Gegner nahe genug sind. Und sie hat durch ihre Arme halt gute Reichweite. Aber vor allem hext sie halt 'rum."



Sie bekam keine Antwort.



"Letzte Woche waren wir im Düringwald unterwegs und haben Grautruden gejagt. Ein Auftrag vom Großmagister der Schattenschule. Anscheinend braucht er Grautruden für ein Ritual oder so. Uns hat er nichts gesagt. Selia war da ziemlich nützlich, weil im Düringwald einige Flüsse starke Hex haben und sie halt immun dagegen ist. Also gegen die schwachen Hex jedenfalls. Und das ist ja ein eher schwaches Gebiet für niedrige Stufen. Aber das ist zu meta. Wir haben einige Grautruden gefangen und es war total witzig, weil einer in meiner Gruppe einen Typen spielt, der gar nicht gerne in Wälder geht und so. Der läuft lieber in Höhlen oder Kerkern 'rum. Aber sonst ist der echt nützlich. Ein Stufe sechs Zwergenkrieger."



Der Besitzer des Spieleladens sah kurz von seinem Bildschirm auf, die Lippen zusammengepresst und tief einatmend. Sein Blick zuckte zum zwergischen Kunden, der beim Regal mit den Streitaxt-Figuren stand und nun Lina dunkle Blicke entgegen schickte. Lina aber bemerkte davon nicht viel.



"Es war jetzt oft wirklich nützlich, einen Zwergen dabei zu haben. Die finden alles, wenn's nur dunkel genug ist. Und Ro spielt die echt gut, wirklich. Da hat er ein Händchen für. Mal schauen, ob er Selia auch helfen kann, wenn sie in ein paar Abenteuern - da hab ich unseren Meister schon gefragt, ob er da 'was machen kann für mich. Wir sprechen einige Dinge im Vorfeld ab in unseren Kampagnen. Jetzt nicht Ausgang oder so, aber Wünsche werden gerne angenommen und verarbeitet, wenn es geht - jedenfalls in ein paar Abenteuern sollte sich Selia auf so 'ne Art Ritusqueste begeben und sich einem Monster stellen, das uns vor 'nem halben Jahr so ziemlich den Arsch aufgerissen hat: der große Riesenneunauge im Kiesgraben von Uglen."



Sie wartete kurz, ob eine Reaktion kam, dem war aber nicht so und so fuhr Lina fort.



"Das Viech hat uns wirklich Probleme bereitet und wir waren da schon alle Stufe fünf. Und wir waren sechs Helden. Wenn wir jetzt..."



Sie wurde unterbrochen, als sich einer der anderen Kunden im Ladenraum einmischte: "Kannst das Monster doch mit Tinte zukleistern. Dann sieht er die Charaktere nicht." Seine Stimme überschlug sich leicht und seine Stirn glänzte fleckig.



Vier Augenpaare blickten Lina mit einer Mischung aus Neugierde und Langeweile an. Die meisten gehörten den jungen Männern, die hier im 'Grenzwald' für ihre Spieleabende einkaufen wollten, ein weiteres saß im Kopf des untersetzten Besitzers Jork Mohring, einem ständig erkälteten Halbelfen. Lina vermutete, dass es an seiner Diät aus gerösteten Kartoffelscheibchen und Pfefferbrause lag. Vermutlich hatte der junge Mann, der diese überaus dämliche Frage gestellt hatte, auch deshalb so starke Akne.

Lina entschied sich, dem Unbekannten zu antworten.



"Das kann sie erst mit Stufe acht." Kurz. Einfach. Direkt aus dem Grundregelwerk.



Ihr Gegenüber sah seinen Begleiter mit blitzenden Augen an. "Das ist ja doof. Tintenfische können das doch immer!"



Lina stutzte. "Hallo? Das ist Spielemechanik? Ich spiele ein Tintenfischmädchen und keinen echten Tintenfisch...? Beschwer' dich bei den Machern von 'Kerkermeister'...?"



Der junge Mann hob grinsend seine Augenbrauen.



"Oi, du erinnerst mich an Ro."



"Ich sag' doch nur, dass es keinen Sinn macht..."



Der zwergische Kunde vergrub sich wieder im Streitaxt-Regal, während Jork seufzend seinen Blick auf den Bildschirm senkte.



Lina wollte aber nicht aufgeben. "Warum bist Du hier im Laden, wenn du Abenteuerspiele so doof findest?"



Der Andere legte seine Stirn in Falten. "Mir müssen doch nicht alle Systeme gefallen..."



"Mehr Basis als 'Kerkermeister' geht ja wohl nicht." Lina starrte ihn mit großen Augen an.



Es kam keine Antwort und Lina drehte sich wieder zu Jork, der langsam seinen müden Blick hob.



"Und ich spiele ja noch andere Systeme mit meiner Gruppe. Also Gruppen. 'Sternenpfad' spiele ich mit anderen Leuten..."



"'Sternenpfad' ist für Kleinkinder," kam es gemurmelt aus der Richtung der beiden Freunde.



Lina ließ sich nicht irritieren. "Und halt 'Umbra', da spielen aber nicht alle aus meiner 'Kerkermeister' Gruppe mit. Ist einigen zu hart." Sie zuckte mit den Schultern.



Jorks Blick senkte sich wieder, was aber Lina nicht aufzuhalten schien.



"In 'Sternenpfad' spiele ich eine kleine Wex, die sich von ihrem Stern verabschiedet hat und nun mit einem Schiff die Weiten erkundet. Gunchi heißt sie und es ist irgendwie lustig, mit Speer und Lendenschurz 'rumzulaufen, während alle anderen mit Lichtpistolen und sonst'was ausgerüstet sind." Sie sah stolz Jork an, der nickte abwesend.



Die anderen Kunden wühlten in den Figuren und den Spielebüchern, warfen nur verstohlene Blicke zu Lina.



"Jedenfalls könnte ich mir vorstellen, dass der Zwerg noch nützlich sein könnte."



Mit etwas zu viel Wucht stellte der zwergische Kunde einen Karton mit einem noch nicht zusammengesetzten und unbemalten Streitaxt-Kriegswal zurück ins Regal, drehte sich dann schnaubend um. "Lass es einfach!"



"Was...?"



"Den rassistischen Scheiß, den du die ganze Zeit von dir gibst!"



"Ich tu was?"



Der Ladenbesitzer legte seinen Kopf auf den Kassentresen. "Leute..."



"Mädel, begreifst Du's nicht? 'Der Zwerg ist noch nützlich' und so. Hallo? Zwerg hier?" Er deutete an sich herab.



Lina beäugte ihn mit hochgezogener Augenbraue und vorgeschobener Unterlippe. "Hm."



"Was?"



"Ach komm. Das ist ein Spiel. Ein Abenteuerspiel und da sind einige Sachen halt überspitzt dargestellt. Dass Zwerge halt alle gut graben können und Gold riechen und so..."



Der Zwerg sah sie böse an.



"Und versuch's von der Seite zu sehen: Ro spielt das ziemlich gut..."



Schon wollte der Zwerg protestieren.



"...und hey: Rohenki darf einen Zwerg spielen, er ist selber ein Suin."



Wortlos und mit zitternder Lippe blieb der Zwerg starr stehen. Lina drehte sich zufrieden zu Jork, schließlich dachte sie, der Vergleich zu dem extrem seltenen, den Schweinen ähnlichen Volk würde die Diskussion ein für allemal für sie entscheiden.

Jork seufzte und lächelte sie an, nahm einen großen Schluck aus seiner Kah-Phees-Tasse.



"Dafür spiele ich bei 'Umbra' ja auch eine Menschenfrau. Ko. Und sie hilft der Gruppe..." Sie sah kurz den Zwerg aus dem Augenwinkel an. "...alles Zwerge, wie in 'Umbra' erwartet..." Sie nickte zufrieden, als der Andere immer noch kein Wort hervorbrachte. "...bei ihrer Suche nach einem sicheren Unterschlupf. Ziemlich fiese Welt, echt. Wir erleben da nur Scheiße und Ro spielt wieder 'nen Zwerg und ich würde mich da echt über mehr freuen, als nur ein paar Kurzgeschichtenbände. Da kann man doch noch 'was 'rauskitzeln. Schon alleine die Idee mit den dunklen Göttern und dieser aussichtslosen Lage, in der man sich ständig..."



"...die muss von dunklen Göttern reden," murmelte einer der anderen beiden Kunden. Der fleckige Mann nickte nur zustimmend. "Selber genügend Teufelsblut in sich und dann mit so'nem Scheiß 'rum tun. Als wenn die Dämonen nicht schon genügend Tote gefordert hätten in der letzten Zeit." Die letzten Worte waren lauter und lauter geworden.





Jork setzte schon an, um etwas zu sagen, als Lina ihre Hand hob und ihren Kopf schüttelte. Ihr zerzaustes, rötliches Haar umspielte die kurzen Hörner, die ihr aus der Stirn ragten.



"Tieflinge beleidigen ist einfach, ich weiß. Tu ich selber gerne, wenn ich mit meinen Alten streite. Aber..." Sie hob ihren Finger. "...wenn Du genügend Eier in der Hose hast, können wir das bei 'ner Runde in der Lichtbogenhalle ausmachen. Keeeein Problem. Oder wir würfeln es aus, wenn Dir das zu anstrengend wäre."



"Du hast 'nen Schaden...!"



Sie zuckte mit den Schultern. "Und wenn schon."



Jork ließ seine Handfläche auf den Kassentresen klatschen. "Es reicht." Nicht laut, nur ausgesprochen hart.



Schon wollte er nachlegen, als die Türe des 'Grenzwaldes' mit einem lauten Bimmeln aufging und eine kleine Halblingsdame herein gestolpert kam. In ihren Armen balancierte sie einige Kartons. "Die neuen 'Wolkenschiff' Zusätze sind da, Boss. Hab den Lieferanten auf dem Weg von der Pause getroffen..." Sie stellte die Kartons unbeholfen neben die Kasse.



"Uuuuuh," war das einzige, was aus Linas Mund drang, als sie mit einem fließenden Schritt an den Tresen trat und anfing, die Ware zu inspizieren. Ihr eher bleiches, mit Sommersprossen übersätes Gesicht rötete sich vor Aufregung.



Auch der fleckige Mann näherte sich dem Stapel, als ihn sein Freund zurückhielt. "Hey," flüsterte er, dennoch bis an die Kasse hörbar. "Die sind hier sauteuer. Wenn Du sie bestellst, kommst Du besser weg, glaub mir."



Der Zwerg hatte sich wieder dem Streitaxt-Regal zugedreht und Jork drehte sich zu den beiden Kunden. "Aha?"



Lina kramte ihren Geldbeutel aus der Hosentasche. "Ich unterstütze jedenfalls meinen Spieleladen," meinte sie trotzig und erntete ein breites Grinsen von Jork. Sie griff nach kurzem Zögern zu zwei Kartons mit der Aufschrift 'Gormach Wolkenkorvetten Klasse Zwei - Imperiale Luftstreitmacht' und schob sie dem Ladenbesitzer entgegen. "Meine Imps brauchen dringend Verstärkung, seitdem die Nebelfregatte 'rauskam. Die Salvenwerfer kann man da an allen Geschützpunkten installieren und die kosten nur fünf Punkte. Mit einer alleine hat mich ein Freund schon in den Boden gestampft und ich hatte Kring-Jäger mit Max-Schilden!"



"'nen Schaden..." kam es aus der Ecke der anderen Kunden.



Jork sah die beiden Männer an, dann schob er die beiden Kartons zu Lina. Die blinzelte ratlos. "Weißt Du was?" Jork nickte ihr mit einem freundlichen Lächeln zu. "Ich schenk Dir die."



"Ernst?"



"Aye."



"Wuuuh..." Linas Augen glänzten. "Danke!"



"Kein Problem. Willst Du 'ne Tüte?"



"Ja, danke. Bin zwar mit dem Röhrenzug da, aber hier im Emeralder Plex haben sie's ja nicht so mit der Wetterkontrolle. Sollen ja nicht nass werden, die beiden Schatzis."



Während Jork ihr lächelnd eine Tüte gab und die Halbling ächzend weitere Kartons in den Laden trug, sahen die anderen sie nur böse an. Lediglich der Zwerg hatte sich in eine andere Ecke mit einigen Farben und verschiedenen Würfeln verzogen und murrte dort vor sich hin.

Dann verneigte sich die Tiefling nochmals vor Jork und verließ glücklich summend den 'Grenzwald'. Die beiden Männer sahen ihr nach, dann stellten sie sich sichtlich irritiert neben die Kasse.



"Seit wann bekommt man hier was umsonst, wenn man Titten oder Hörner hat?"



Jork räusperte sich. "Trotz Hörner und ihrem Generve hat die Kleine mehr Fantasie, als Idioten, die von 'Teufelsbrut' und dergleichen sprechen." Er sah sie einige Sekunden lang an, als würde er eine Antwort erwarten. Es kam keine. "Und solche Spieler unterstütze ich mit meinem Laden auch genauso gerne, wie sie mich unterstützen wollen..."



Ihm keinen weiteren Blick würdigend machten die beiden Kehrt und verließen den Laden durch die wild bimmelnden Türe. Dann schenkte er sich weiteren Kah-Phee ein und sah zufrieden seiner Mitarbeiterin zu, wie sie Kartons mit Luftschiffmodellen sortierte.
 
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