Kurzgeschichten-Threat

Imbe

loyaler Abgesandter
So, ich mach dann mal den Anfang mit einer kleinen Geschichte...




Als ich aufwachte befand ich mich einem dunklen Raum. Ich wußte nicht, wo ich war und was ich hier sollte, doch ich wußte, es war ein Teil meines Weges. Ich richtete mich auf der Pritsche auf und merkte, daß sie sehr weich war. Zu weich für mich, dachte ich, denn mein Leben war sehr hart gewesen. Ich stand auf, da ich den nackten Boden unter meinen Füßen spüren wollte, doch auch der Boden war weich und warm. Ich bückte mich und befühlte den Boden unter mir. Er schien zu splittern, wenn ich mit meinen Händen darauf hin und her wischte, doch das Gefühl blieb, so lange ich es auch tat. Langsam richtete ich mich auf und nahm den Geruch wahr, der dieses Zimmer erfüllte. Er war mir völlig unbekannt, erinnerte an nichts, das ich bisher kannte. Ich war in einer fremden Welt...
Da hörte ich eine Stimme, doch es war nicht die meines Vaters: "Leg dich hin." Ich war überrascht und schockiert zugleich. Sie sprach mit einer Bestimmtheit, die selbst ich nicht zustande gebracht hätte. "Leg dich aufs Bett." wiederholte die Stimme. "Na, wirds bald?" sagte die Stimme, deren Richtung nicht zu orten war. Im Dunklen suchte ich nach dem Bett, fand es und legte mich darauf.

Da ging ein Licht an. Es war ein fahles Licht, ohne Glanz, ohne Kontur, einfach eine Helligkeit, die den Raum schwach ausleuchtete. Ich fühlte mich wie im Leib einer Frau, geborgen und erhalten. Und die Zeit schien still zu stehen. Es waren keine Fenster oder Türen in dem Raum, nur ich, auf dem Bett, darunter der harte Teppich, auf dem ich vorhin noch gestanden hatte und der in diesem fahlen Licht grünlich-gelb aussah.

Ein Stück der Wand, zu der hin meine Füße lagen, bewegte sich. Es war eine Tür, und sie wurde geöffnet. Ich sah hinter der Tür eine Gruppe von Menschen stehen und hörte, was sie sagten.
"Das isser," sagte der eine. Und die anderen feixten und lachten.
Da stand ich auf.
"Bleib sitze..." sagte der eine.
"Setz dich hin." sagte der nächste.

Als ich es tat, kamen sie ins Zimmer. Sie setzten sich mir gegenüber auf das andere Bett, dem ich bis jetzt keine Beachtung geschenkt hatte.
Ich kannte sie nicht, doch sie schienen mich zu kennen. Denn sie durchleuchteten mich mit ihren Blicken, und ihre Gesichter waren mir seltsam vertraut.

Ich wolte sprechen, doch einer sagte, gerade als ich daran dachte: "Ruhe!"

Eine Pause trat ein.

"Du hast gewonnen." sagte der dritte, mit einer hohen Stimme.

Es trat eine weitere Pause ein...

"So un jetzt?" fragte der erste.

Ich wußte es nicht.

"Das hab ich von Anfang an gewußt..." raunte der erste. "Ok, hör zu: Deine Nummer ist 243786. Und dein Name ist Peter Müller."
"Du hast gewonnen..." sagte der mit der hohen Stimme.

Dann gingen sie.

Als sich die Tür verschloß, merkte ich, daß meine Hände heil waren, so als wäre nie etwas geschehen.

Das Licht ging wieder aus.

"Peter Müller, morgen um 7.00 Uhr zur Essensausgabe, danach Eingliederung in die Bürgerschaft."

Ich lag im Dunkeln. Mir war kalt ums Herz und ich schlief ein.
 
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