Fan-Fiction SWtOR: Die Weißen Sith

Hallo liebe Star Wars-Fans,
ich habe vor Kurzem Teil 1 meiner Fanfiction abgeschlossen. Die komplette Geschichte findet ihr hier:
https://www.fanfiktion.de/s/5e03e74a0007a7cd1e34d3b2/1/Die-weissen-Sith-I-Verschwoerung

Ansonsten könnt ihr hier schon mal den Prolog lesen. Ich würde mich über Einschätzungen, Anregungen, Eindrücke eurerseits freuen. Viel Spaß beim Lesen!


Prolog



Angst trieb den Jungen durch die Dunkelheit. Angst vor dem Nichts, das nicht greifbar war und ihm dennoch das Atmen zur Qual machte. Weiter! Er musste weiter, doch je mehr er sich anstrengte, desto zäher wurde der Widerstand. Zitternd blieb der Junge stehen und versuchte, die Finsternis mit Blicken zu durchdringen.

Spielten seine Augen ihm einen Streich? Von grauen Nebelschleiern umhüllt zeichneten sich in der Ferne die Umrisse einer Person ab. Die Silhouette wurde deutlicher, als ginge eine Aura von ihr aus, die den Nebel überstrahlte.

„Vater?“

Die Gestalt wandte sich um. Der Junge wusste nicht, ob er die Stimme aus der Ferne mit seinen Ohren hörte oder in seinem Kopf:

„… ich muss gehen, mein Sohn. Versprich mir, dass du gut auf deine Mutter aufpasst!“

„Vater, warte! Lass mich nicht alleine!“ Doch das Kind wusste nicht, ob seine Worte den Schemen noch erreichten, bevor er in winzige Splitter zersprang.

„Vater …“

Einsamkeit. Kalte, schwarze Einsamkeit umfing ihn. Die Panik trieb ihn zur Flucht, hätte er nur gewusst, wohin er sich wenden sollte. Jede Richtung war so bedrohlich wie die andere. Das Stakkato seiner Herzschläge und das Rauschen seines Blutes betäubten ihn, so dass er die sanfte Stimme, die nach ihm rief, zuerst nicht wahrnahm.

„…erik, mein Liebling, ich bin bei dir.“

Das Kind fuhr herum. Noch eine Erscheinung, die nicht da war … nicht da sein konnte. Das liebevolle Gesicht seiner Mutter strahlte eine Wärme aus, die Nebel und Dunkelheit zurückdrängte.

„Mutter! Woher –“

„Hab keine Angst, mein Sohn. Ich bin immer für dich da!“ Der Junge schloss die Augen und spürte die sanfte Berührung, die seine Tränen fortwischte. Alles war gut, er war gerettet, geborgen, er war in Sicherheit; dieser Moment würde ewig dauern, die Geborgenheit würde nie mehr vergehen.

Doch als er die Augen öffnete, sah er, wie das Dunkel das Gesicht verschlang. Finsternis und Kälte senkten sich über das Kind, das verzweifelt seine Arme nach dem Schemen ausstreckte. In den Blick seiner Mutter hatte sich eine Traurigkeit geschlichen, die dem Jungen den Mut nahm.

„Mutter! Geh nicht!“

„Sei stark.“ Die Worte waren kaum noch zu verstehen. „Ich habe dich so lieb …“ Die Schwärze brach über das einsame Kind herein, das den Boden unter den Füßen verlor. Schreiend stürzte der Junge ins Nichts.



Arterik Treyado Taraniss schreckte hoch. Er rang nach Luft, die Augen aufgerissen, sein Herz raste. Künstliches Licht blendete ihn. Seine Haltung verriet, wie heftig er sich im Schlaf bewegt hatte.

„Du meine Güte.“

Eine vertraute weibliche Stimme holte ihn in die Wirklichkeit zurück. „Ich dachte schon, Ihr kriegt gleich ’nen Herzinfarkt!“ Die betont gelassenen Worte kamen von Kaliyo Djannis. Die Rattataki hatte Spaß daran, andere leiden zu sehen – und reichlich Gelegenheit, dieser Leidenschaft zu frönen.

„Schon wieder …“, murmelte Arterik, während er darauf wartete, dass sein Kreislauf auf menschliche Werte zurückfiel. Zuerst fand er sich nicht zurecht, bis ihm klar wurde, dass er mit Kaliyo in einem Transportshuttle saß, das ihn im Auftrag des Imperialen Geheimdienstes nach Dromund Kaas brachte.

Ein Glück, dass sie in einem eigenen Abteil saßen! Schwäche zu zeigen konnte im Imperium schnell tödlich enden. Schlimm genug, dass Kaliyo ihn so gesehen hatte; auch wenn sie das für den Augenblick nicht auszunutzen schien, sicher konnte man bei ihr nie sein. Als er sich bewusst wurde, dass seine Begleiterin ihn beobachtete, sah er sich um.

„Man bedenke“, knurrte er, „wie viel Zeit seit dem ersten bemannten Motorflug vergangen ist. Aber sie haben noch immer keine Sitze erfunden, die nicht an uralte Folterbänke erinnern!“

Kaliyo ließ ihren spöttischen Blick für sich sprechen.

Selbst Arteriks Kleidung hatte gelitten. Wie die meisten imperialen Uniformen war auch seine in schlichten Grautönen gehalten und wies ihn überall in der Galaxie als Vertreter des Imperiums aus. Der Agent des IGD richtete sein Äußeres, was Kaliyo nicht zum ersten Mal amüsiert beobachtete.

„Also für mich braucht Ihr Euch nicht alle Viertelstunde aufzubrezeln!“

„Fällt mir auch nicht ein!“, kam es postwendend zurück. „Aber vergesst nicht, dass ich ein Repräsentant des Imperiums bin!“

„Das vergesse ich schon nicht, dafür sorgt Ihr ja!“

„Wann kommen wir an?“

„Dürfte nicht mehr lange dauern. Ich glaube, ich spüre schon die Präsenz eurer Sith-Lords.“

„Sagt das lieber nicht so laut, sonst lassen die Euch noch ganz was anderes spüren als nur ihre Präsenz. Außerdem bezweifle ich stark, dass Ihr machtsensitiv seid.“

„Ach ja? Aber vielleicht besitze ich ja auch verborgene Kräfte. Dann sollen sie ruhig kommen, eure Lords!“

„Wäre gut, wenn Ihr das bald herausfinden würdet“, gab der Agent trocken zurück. „Das könnte uns immerhin die Mission erleichtern.“

Kaliyo setzte zu einer Erwiderung an, als ihr eine Durchsage zuvorkam, die die Landung auf Dromund Kaas ankündigte. Doch das brachte die Rattataki keineswegs zum Schweigen.

„Na, seht Ihr. Manchmal vergeht die Zeit wirklich wie im Traum, findet Ihr nicht?“

Arterik sandte ihr einen vielsagenden Blick. Die hat gut reden. Die verdammten Albträume quälten ihn in letzter Zeit wie ein rostiger Nagel in der Schuhsohle. Und mit seiner Begleiterin hatte er sich wahrscheinlich einen weiteren Nagel eingetreten.



Kaum hatte die Luke des Shuttles den Weg freigegeben, ergoss sich der Strom der Passagiere über die Rampe. Im Ankunftsterminal beobachtete Arterik, wie Routineaufgaben – Reinigung, Wartung, Überwachung, Gepäcktransport – so unauffällig wie präzise von Droiden wahrgenommen wurden. Die riesige Anlage war mit dem Fokus auf Ordnung und Effizienz konzipiert worden und vermittelte ankommenden Reisenden vom ersten Moment an einen Eindruck vom mächtigen Imperium.

„Ich bin echt erstaunt, wie sauber Eure Raumhäfen sind. Auf Hutta musste ich mir ständig Schmiere von den Stiefeln putzen. Allerdings kann ich auf Hutta auch nicht in den Knast wandern, nur weil ich in die falsche Richtung spucke.“

Den letzten Satz ignorierend antwortete Arterik nicht ohne Stolz:

„Im Gegensatz zu den Hutten achten wir eben selbst beim Spucken auf Zucht und Ordnung. Und ich bin heilfroh darüber – ich möchte mir meine Stiefel nämlich nicht auf Reisen versauen!“

„Na, wenn Ihr meint …“

Kaliyo aber kam gar nicht aus dem Staunen heraus, als sie die Warteschlangen vor der Zollabfertigung sah. Ruhig, ja beinahe regungslos harrten die Menschen und die wenigen Reisenden anderer Spezies aus, niemand beklagte sich. Es gab Orte in der Galaxie, an denen solche Wartegemeinschaften ein willkommener Aufhänger für Tumulte und Ausschreitungen waren, doch auf einem imperialen Raumhafen wagte niemand, die Ordnung zu verletzen.

„Sagt mal, flößt Ihr den Leuten vielleicht irgendwelche Drogen ein, um sie zu braven Zombies zu machen?“

Giftige Rattataki!, schoss es Arterik durch den Kopf. Jetzt nur nicht aus der Ruhe bringen lassen!

Die Vollstreckerin hatte offenbar ein Gespür dafür, wunde Punkte zu treffen. Das Leben im Imperium war für viele nur unter dem Einfluss verschiedener Substanzen zu ertragen, davon konnte nicht einmal Arterik sich ausnehmen.

„Das ist lediglich eine Frage der Erziehung, falls dieser Begriff Euch etwas sagt.“ Mit einem Stirnrunzeln bemerkte Kaliyo den Stimmungsumschwung. „Und im übrigen soll es ja Völker geben, die auch ohne Drogen zumindest wie Zombies aussehen!“

Das wiederum brachte Kaliyo zum Grinsen; unrecht hatte der Agent nicht, denn mit ihrer weißen Haut, der Glatze und den Augenringen ähnelten die Rattataki tatsächlich Untoten.

„Aber wenigstens verhalten sie sich nicht so“, schmunzelte sie. „Davon mal ab, rechnet Ihr damit, dass wir einen dieser gutgelaunten, freundlich lächelnden Zollbeamten noch heute erreichen? Und ohne von den Zombies gebissen zu werden?“

„Keine Sorge, Zombies sind auf der Suche nach Gehirnen. Ihr braucht euch also keinerlei Sorgen zu machen!“ Jetzt blieb der Vollstreckerin sogar für einen Moment der Mund offen stehen. „Ich rechne damit, dass wir die Abfertigung in zwei Minuten hinter uns gebracht haben. Folgt mir.“ Vielleicht eine Spur wichtiger als nötig marschierte er an der sich träge voranschiebenden Masse vorbei zu einer Kontrollstelle, die kaum jemand passierte. Agenten des Imperialen Geheimdienstes genossen einige Vorteile, zu denen auch eine Vorzugsbehandlung auf Reisen zählte. Immerhin war ihre Zeit zu wertvoll für Warteschlangen.

Kaliyo schaute den Kontrolleur im Vorbeigehen kokett an und grinste dreist. Die Miene des Imperialen verfinsterte sich zwar ein wenig, doch aus der Ruhe bringen ließ er sich nicht.



„Nun, Agent?“ Leider hatte der Zoll nicht Kaliyos loses Mundwerk beschlagnahmt, und das nutzte die Rattataki schamlos aus. „Werdet Ihr mich jetzt auf dem Imperialen Heimatplaneten willkommen heißen?“

Nicht zum ersten Mal wusste Arterik nicht zu sagen, ob sie ihn veralberte oder sich nur über ihn lustig machte. Und er hatte nicht den Nerv, darüber nachzudenken.

„Willkommen auf Dromund Kaas, Kaliyo“, antwortete er trocken.

„Schön habt Ihr das gesagt … Und ich hatte schon Angst, man würde mich hier nicht haben wollen!“

Arteriks Blick wäre nicht schwer in Worte zu übersetzen gewesen, doch stattdessen bemerkte er:

„Ich bin überrascht, dass Ihr noch nie hier gewesen seid.“

„Ich meide ja auch den imperialen Raum. Ich will bei einer Prügelei in einer Cantina draufgehen und nicht beim Zank mit irgend so einem Bürokraten. Mich wundert eher, dass das auch Euer erster Besuch ist.“

„Stimmt. Nach der Ausbildung auf Alderaan sollte ich auch erst hierher, aber dann kam Hutta dazwischen.“

„Tja, wenn die Pflicht ruft …“

„Ich sehe, Ihr versteht mich. Apropos Pflicht, wir sollten uns auf den Weg machen. Der Aufseher erwartet uns in der Zitadelle von Dromund Kaas. Und zwar...“

Der Agent holte ein kleines Notizbuch mit Ledereinband sowie eine goldene Taschenuhr heraus.

„In genau einer Standardstunde. Von daher sollten wir uns keine unnötigen Umwege mehr leisten.“

„Keine Stadtrundfahrt und kein Schaufensterbummel? Wie sehr ich Euch nicht beneide … und sagt mal: Aus welchem Jahrtausend stammt denn diese Kladde da? Von der Uhr ganz zu schweigen.“

„Das ist ein Abschiedsgeschenk von der Akademie. Euch mag das vielleicht altmodisch vorkommen, aber ich weiß das Buch zu schätzen. Die Uhr ist … etwas Persönliches.“

„Verstehe. Na gut, wie auch immer ... ich wette, die Zitadelle wird nicht schwer zu finden sein.“

„Vermutlich. Und versucht Euch zu benehmen. Wir haben eine Aufgabe und können auf unangenehme Zwischenfälle gut verzichten!“

„Macht Euch nur keine Gedanken, immerhin bin ich mit meinem Charme bis ins Herz des Imperiums vorgedrungen. Also, lassen wir den armen Aufseher nicht warten!“
 
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