Umbara



[ Umbara - unweit der Hauptstadt - Anwesen von Calista Scarwai ] Alkarin, Calista Scarwai (NPC), Diener

Dunkelheit. Nichts als Dunkelheit. Überall nur diese undurchdringliche Dunkelheit.

Alkarin liebte sie. Das Nichts. Das Schwarze. Das Undurchdringliche. Zumindest undurchdringlich für fast die gesamte Galaxis. Für ihn natürlich nicht. Wie denn auch, er war ja schließlich ein Umbaraner. Ein Wesen der Nacht, der Schatten. Nicht umsonst nannte man ihn und seinesgleichen auch das "Schattenvolk".

Um die Schatten um ihn herum durchdringen zu können, konzentrierte er sich wieder auf die ultraviolette Sicht und konnte den ganzen vor ihm liegenden Raum erkennen. Ein großes, geräumiges Zimmer mit hoher Decke lag vor ihm. Er stand auf einem fein gewebten Teppich, auf dem man Motive aus der umbaranischen Geschichte erkennen konnte. An den Wänden zog sich der Teppich in Form von Gobelins weiter und ging bis zur Decke, die holzgetäfelt war und ebenfalls auf Schnitzereien Motive aus der umbaranischen Mythologie darstellte.

Er saß auf einem zu tiefst bequemen Sessel aus feinstem Koolach-Seidenbrokat. Vor ihm stand ein kleiner Abstelltisch mit zwei Tassen, die manellanischen Kaspar enthielten, seinen Lieblingstee. Und ihm gegenüber saß seine Verbündete und Schwester Calista.

Ihr Verhältnis war wirklich etwas merkwürdig. Zwischen Umbaranern gab es normalerweise nicht so starke Familienbande wie bei anderen Völkern. Jeder achtete normalerweise darauf, dass nur er die alleinige Macht erreichte. Im Notfall opferte man auch gerne eines seiner Familienangehörigen. Dass die Scarwais vor zwei Jahren fast die uneingeschränkte Herrschaft über Umbara innehatten, war da eine beachtenswerte Ausnahme gewesen. Heute wie auch vor zwei Jahren war die Beziehung zwischen Calista und ihrem Bruder ausgesprochen gut. Und heute hatte sie ihn zum wiederholten Male in ihr Anwesen eingeladen.

"Ihr" Anwesen war eigentlich etwas falsch. Theoretisch hätte es bis zum heutigen ihren Eltern gehören müssen. Doch diese waren tot, begraben und würden nicht wieder aufstehen. Niemals mehr. Nicht, dass ihr mittlerer Sohn das alzu schlimm gefunden hätte. Gewiss, er bedauerte es, dass seine Erschaffer tot waren und er zwei wichtige Verbündete im Kampf um die Macht verloren hatte. Aber ihr Ableben hatte auch etwas gutes gehabt. Vorher war ihr Vater ihr großer Herrscher gewesen, dem sie sich hatten beugen müssen, doch nun konnten sie selbst entscheiden. Nun gehörten er und seine Schwester mit nur 26 und 28 Jahren zu den mächtigsten Lebewesen in dem gesamten Sektor. Nicht schlecht, fand Alkarin. Da bot sich noch viel Platz nach oben, aber nicht schlecht.

Der menschenähnliche Mann liebte die Gespräche mit seiner Schwester. Besonders in diesem Raum. Hier war er oft in jungen Kinderjahren umhergewandert, als es ihm nur darum ging, in der Schule oder in der Rangfolge der Kinder der mächtigste und stärkste zu werden. Unwillkürlich musste er lächeln. Die Konflikte damals erschienen ihm so bedeutungslos verglichen mit den Intrigen, mit denen er nun zu kämpfen hatte.

"Schmeckt Dir der Tee?", fragte seine Schwester ihn von der gegenliegenden Seite. Anders als ihr Bruder lag sie auf einen Divan ebenfalls aus dem gleichen Stoff wie Alkarins Stuhl.

Doch ihre Kleidung war ähnlich. Genauso wie er trug sie auch ein Gewand aus feinster umbaranischer Seide. Natürlich tat sie es, sie musste ja für die Produkte, die "Scarwai Industries" herstellte, auch gehörig Werbung machen. Und wie hätte man das besser gekonnt, als wenn ein Mitglied des Rootai die Gewänder aus eigener Herstellung selber trug? Die Rootai waren vollkommen, königgleich. Also mussten diese Kleider von allerhöchster Qualität sein!

Geistesabwesend zupfte Alkarin an seinen Gewändern und trank ein Schluck Tee.
"Ah, wie gut das tut! Du weißt nicht, wie lange ich den manellanischen Kaspar schon nicht mehr getrunken habe. Durch diesen idiotischen Krieg zwischen dem Imperium und der Republik ist es so schwer, Blätter von genügender Qualität zu finden. Mein Mundschenk sucht und sucht, aber findet nichts!"

"Hast Du vielleicht schon einmal daran gedacht, dass er einfach unfähig sein könnte? Wylia Erral, die oberste Händlerin vom Großen Markt, hat mir diese Blätter zum Geschenk gemacht und meinte, damit könnte ich Dir eine Freude machen. Nett, nicht wahr?"

Der Angesprochene verzog den Mund. "Das ist nicht Dein Ernst! Du weißt schon, dass Wylia Erral mich seit der Erhöhung der Einfuhrzölle aus dem republikanischen Raum verachtet und nur loswerden will? Wenn sie den Tee Dir geschenkt hat, könnte sie damit mich vergiften wollen!"

"Ach, hab Dich nicht so! Natürlich habe ich das Gebräu vor Dir erst mal vortesten lassen. Keine Störanfälle bei dem Probanten außer vielleicht ein kleines Ziehen im Schädel. Das könnte er aber auch von der Mangorizasuppe haben, die ich ihm vorher vorgesetzt habe."

"Dann ist ja gut. Aber wieso hast du ihm Mangoriza gegeben?"
, wunderte sich Alkarin. Das Nervengift wurde oft vom Imperium eingesetzt und konnte in Verbindung mit anderen Substanzen sogar tödlich sein. Wollte Calista unbedingt ihren sechsten Vorkoster innerhalb drei Monaten verlieren?

"Frag lieber nicht. Eines meiner Experimente, die Du ja so blöd findest." Sie zeigte ihre kleinen Zähne. "Ganz im Ernst, ich weiß nicht, was du daran findest. Man darf doch etwas experimentierfreudig sein!"

Ihr jüngerer Bruder legte nur die Stirn in Falten, sagte jedoch nichts. Er war es langsam gewohnt, dass sich seine Schwester neben dem alltäglichen Politikbetrieb auch gerne "naturwissenschaftlichen Experimenten" - wie sie diese zu bezeichnen pflegte - führte. "Dazu sage mal besser nichts mehr. Meine Meinung kennst Du ja. Kommen wir lieber zu den wirklich wichtigen Dingen. Du hast von den neuen Meldungen gehört?"

"Das mit Corellia? Eine schreckliche Sache! Laut meinen Informationen soll das Imperium keine Chance haben, diese Rebellen abzuwehren. Die Bewohner von Corellia sollen sogar langsam aufmüpfig werden."

"Tja, man müsste hier und da einfach mal ein Exempel statuieren und zeigen, wo der Hammer hängt. An Stelle des Imperators würde ich den zuständigen Governeur erst einmal standrichtlich erschießen lassen.", bemerkte der oberste Diplomat der hiesigen Regierung und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. "Aber kommen wir lieber auf die naheliegenden Probleme zu sprechen: Wenn das Imperium von einer der wichtigsten Kernwelten vertrieben wird, steht es nicht gerade gut um es, findest du nicht? Ich meine, wann musste das große intergalaktische Imperium in so kurzer Zeit so viele vernichtende Niederlagen hinnehmen? Kann mich kaum noch dran erinnern. Und dann die Republik wieder stärker wird, könnte es sein, dass der Wille zur Neutralität wieder stärker wird. Und wem spielt das in die Hände? Unseren Feinden!"

"Gute, stichhaltige Analysepunkte, die du da vorträgst, Brüderchen." Die 28-jährige Umbaranerin räkelte sich auf ihrem Divan. "Aber was sollen wir Deiner Meinung nach tun? Würden wir uns von unserem proimperialen Kurs verabschieden, würde das unsere Glaubwürdigkeit infrage stellen. Wie stände ich dann da als Innenministerin? Und du erst als Außenminister? Nein, das geht nicht!"

"Vielleicht müssen wir ja auch keine Kehrtwende vollziehen, Calista-Schätzchen. Vielleicht langt es auch, wenn wir der Bevölkerung nur wieder zeigen, dass das Imperium nicht so schwach ist, wie sie alle glauben?"

"Ach, wie willst Du das denn anstellen? Einfach mit Deiner ach-so-großen Flotte das Imperium unterstützen und so wieder Siege auf ihr Konto bringen? Überschätzt Du Dich da nicht ein bisschen?"

Alkarin musste seine Gedanken von eben revidieren. Fast schon hatte er vergessen, wie besserwisserisch seine Blutsverwandte sein konnte. Calista hatte es mit ihrem Geplapper mal wieder geschafft, ihm dieses Faktum wieder in Erinnerung zu rufen.

"Nein, ich hole das Imperium einfach hierher und zeige dem Pöbel da draußen, wie prunkvoll und mächtig es immer noch ist! Einen...ach, was weiß ich...einen...Groß-Moff werden die doch für paar Tage entbehren können, oder?"

"Kein schlechter Gedanke, Alkarlchen! Aber weißt Du was? Lass uns jetzt nicht von Politik reden, sondern lieber von dem Kleid, was ich heute abend anziehen soll."

Aha, von da wehte also der Wind! Das war also der einzige Grund, warum seine Schwester Alkarin auf ihr Anwesen eingeladen hatte. Er sollte ihr ein Kleid aussuchen? Lächerlich, aber auch etwas komisch. Aber so war seine Schwester eben. Etwas durchgeknallt. Und das liebte er so an ihr. Mit ihr konnte er als eine der wenigen Leute auch über etwas anderes als Politik und Intrigenspiele reden.

Er musste sogar kurz auflachen, als Calista, die bereits aufgestanden war, ihn hochzog und zu ihrem Kleiderzimmer schleifte. Das konnte ja was werden!

"Diener! Licht einschalten. Dimmstufe 3!", befahl die Frau vor ihm, die ihm nur bis zu der Nase reichte, in Richtung eines versteckten Bediensteten, der auf die Befehle seiner Meisterin wartete.

"Wollen wir doch mal sehen, was es hier schönes für heute abend zu finden gibt. Du kommst doch hoffentlich?" Sie eilte durch eine Schiebetür in den dahinterliegenden Raum, der nun etwas erhellt war. Mit "heute abend" meinte sie natürlich den großen Empfang von Sargo Sihin, den die graue Eminenz jeden zweiten Monat veranstaltete.

"Natürlich komme ich. Mir bleibt ja nichts anderes übrig. Einen offenen Affront gegen diesen Vixus wollen wir ja wohl noch nicht riskieren, oder?"

"Natürlich nicht", sagte Calista und eröffnete ihrem Bruder einen Blick auf ihr Allerheiligstes: Ihr Kleiderzimmer. Entnervt rollte Alkarin mit den Augen, als er die riesigen Ausmaße des Zimmers erfasste, was fast so groß wie die Eingangshalle sein musste. Bis heute abend würde er also schon mal eine Beschäftigung haben.

[ Umbara - unweit der Hauptstadt - Anwesen von Calista Scarwai ] Alkarin, Calista Scarwai (NPC), Diener
 
[ Umbara - unweit der Hauptstadt - Sümpfe - Hovercraft von Alkarin Scarwai ] Alkarin, Calista Scarwai (NPC), Fahrer

"Irgendwie sind diese Sümpfe ja etwas modrig, oder?"

Alkarin wandte sich vom Fenster ab, welches ihm sowieso nur Dunkelheit offenbarte. Zwar hätte er mit der ultravioletten Sicht seiner Augen Einzelheiten erkennen können, doch was dort draußen vor sich ging, war ihm jetzt relativ.

Er musste sich eher Gedanken machen, wie sich der heutige Abend entwickeln würde. Wirklich wichtige Intrigenspiele hatte er heute nicht geplant. Die gesamte Führungsschicht von Umbara sollte sich erst mal von dem letzten gerissenen Coup von ihm erholen. Wie er sich aus dem Stand wieder in den Rootai aufgerückt war und dann die Position des obersten Diplomaten erlangt hatte, war wirklich filmreif gewesen. Seine Gegner sollten fürs Erste zum Schweigen gebracht worden sein.

Um seine derzeitige Sicherheit brauchte er sich eigentlich auch keine Sorgen machen. Wenn nur sein persönliches Hovercraft durch den Rumpf gefahren wäre, hätte er sich etwas sorgen machen müssen. Mit drei Begleitfahrzeugen, die bis an die Zähne bewaffnet waren und zudem die Umgebung nach intelligentem Leben scannten, konnte er sich schon deutlich sicherer fühlen. Natürlich war sein privates Luftkissenboot extra mit Durastahl verstärkt und nur stärkste Waffen hätten Alkarin im Inneren etwas anhaben können. Aber Vertrauen war gut, aber Kontrolle besser. Also fuhren jetzt vier Hovercrafts durch die wilde Wildnis, in der jedes intelligentes Wesen sowieso hätte auffallen müssen. Neben stinkenden Bäumen und nach Fleisch strebenden Vixus gab es hier so gut wie gar nichts. Noch etwas Gefleuch, was eher zur Nahrung der großen Lebewesen diente, aber nichts Besonderes.

Seine Schwester und er lagen nun auf zwei Sofas und mampften genüsslich Capabarawurzeln. Köstlich, diese kleinen Dinger. Allerdings hätte er keine Lust, sich wie die Tal Nami nur von solchem Zeug zu ernähren. Kein Wunder, dass diese noch keinesfalls so weit entwickelt waren wie die Umbaraner.

"Hallo? Noch jemand zu Hause? Mir kommt es fast so rüber, als würdest Du mich ignorieren!"
Vorwurfsvoll schaute die Innenministerin dieses Planeten ihren Gegenüber an.

"Ähm, ja, natürlich. Ich war gerade in Gedanken versunken", beeilte sich Alkarin sofort zu antworten. "Fällt Dir aber auch früh auf, dass es hier nicht unbedingt so trocken ist!" Belustigt grinste er seine ältere Schwester an.

"Lach Du nur! Ich wollte doch nur nett sein und mit Dir ein Gespräch anfangen, aber wenn du nicht willst..."


Ein Gespräch anfangen? Alkarin war fürs Erste wirklich von Gesprächen mit seiner Schwester übersättigt. Wieder einmal hatte sich sein Verdacht erhärtet, sie wäre das einzige Lebewesen in der Galaxis, das ohne Punkt und Komma stundenlang durchquatschen konnte. Und dann konnte sie es nicht verstehen, wenn man EIN Mal seine Ruhe vor ihr haben wollte?

Doch so angespannt konnte er die Situation nicht lassen. Calista war schnell beleidigt und sehr nachtragend. Eine Woche nur noch Monologe mit ihr zu führen wollte der oberste Diplomat von Umbara dann auch nicht.

"Och, Calistchen! Das war doch nicht so gemeint! Du weißt doch, dass ich es zu schätzen weiß, dass Du versuchst, Dich mit mir zu unterhalten. Aber ich habe gerade an den Abend heute gedacht. Bin einmal gespannt, was uns da erwartet."

Zugegeben, das war gelogen, er hatte sich gerade stumm über die Vorzüge der Sümpfe ausgelassen, aber das konnte er seiner Schwester jetzt nicht sagen. Eher glaubte sie ihrem jüngeren Bruder und politischen Verbündeten, wenn er zum unendlichsten Mal wieder in die Tiefen der Politik verschwunden war.

"Du Dummerchen! Vergisst Du jetzt Deine Schwester, nur weil Du Angst vor Deinen Feinden hast? Wie süß!"

Sie wusste, wie allergisch er auf Begriffe wie "süß", "niedlich" oder "schnuckelig" reagierte. Ihm blieb jetzt auch nichts anderes übrig, als angenervt die Augen zu rollen und seine Tarnung noch etwas aufzubauen.

"Aber ich hab doch Recht! Heute abend könnte es mal wieder spannend werden. Wir begeben uns in die Höhle des Löwen. Einen sehr gefährlichen und heimtückischen Löwen. Ich schätze zwar nicht, dass unser allseits geliebter Strago zu einem Rundumschlag ausholen wird, aber wer weiß?"


Gerade, als er zu Ende geredet hatte, piepte sein Comgerät. Ein Hologespräch? Komisch, normaler Weise leitete sein Sekretär die Anrufe nicht auf sein Com weiter. Also musste es sich um einen wichtigen Anrufer handeln. Mit etwas zitternden Händen, die gar nicht zu ihm passten, aktivierte er den Holowerfer und hätte fast laut aufgestöhnt, als er Xam Arlos, die oberste Wirtschaftsministerin von Umbara, in Miniaturform und fast durchsichtig weniger als einen Meter von sich entfernt aufflackern sah. Für eine Angehörige des Schattenvolkes war sie besonders hässlich, was größtenteils an dem leicht krankhaften Gesichtsausdruck lag, den sie immer zur Schau stellte. Eine Mischung aus Wut und Drohung in einem zutiefst angestrengt wirkendem Gesicht. Von allen seinen Gegnern mochte Alkarin sie am allerwenigsten.

"Seid gegrüßt, oberster Diplomat Scarwai. Ihr ebenfalls, oberste Innenministerin Scarwai. Ich ersuche dringenst Ihre Ankunft in den glorreichen Hallen der hohen Regierung von Umbara. Bevor der diestägige Ball stattfindet, würde ich gerne ein vier-Augen-Gespräch mit Euch, Herr Scarwai führen. Ich denke, dass es zu unserer aller Vorteil wäre. Kann ich mit Eurer Anwesenheit rechnen?"

Vollkommen emotionslos hatte sie diese Worte gesprochen. Ihr Gesicht hatte sich außer den Mund um keinen Zoll bewegt. Es starrte immer noch ausdruckslos nach vorne und durchbohrte Alkarin mit einem eiskalten, berechnenden Blick. Dieser hatte sich aufgesetzt und musterte die kleine Holofigur in seiner Hand ebenfalls mit unbewegter Miene.

"Euch entrichte ich ebenfalls die besten Grüße, oberste Wirtschaftsminsterin. Wie Euch vielleicht bekannt sein könnte, habe ich vor dem Ball vom obersten Minister eine außerordentliche Sitzung des obersten diplomatischen Kreises einberufen, um über die derzeitigen Vorkommnisse aus Corellia zu sprechen. Würde die Unterredung mit Euch schnell vonstatten gehen? Meine Zeit ist heute sehr knapp bemessen."


"Nur einige Minuten. Es wäre mir eine große Ehre, mich mit Ihnen über eben jenes wichtige Thema kurz auszutauschen."

"Dann habe ich nichts dagegen einzuwenden. Wir sehen uns gleich im Saal des Rootai?"

"Sehr gerne. Ich freue mich auf die Begegnung. Herr Scarwai... Frau Scarwai..."

Nach einen unmerklichen Nicken in Richtung der beiden anderen Rootaimitglieder unterbrach Arlos die Verbindung. Ohne vorherige Verständigung atmeten Bruder und Schwester gleichzeitig aus. Im Nachhinein war es wirklich etwas merkwürdig, wie emotionslos beide bei Worten wie "Ich freue mich" oder "Sehr gerne" gewesen waren. Aber das gehörte wohl zu Gesprächen zwischen politischen Rivalen so dazu.

"Du willst da wirklich hin? Die alte Vixus könnte sonstwas mit Dir vorhaben!" Überrrascht schaute Calista ihren Bruder an.

"In dem Sitzungssaal würde sie es nicht wagen, ihre Mordgedanken auszuleben. Und wenn es wirklich um Corellia geht, sollte ich mich wirklich mit ihr reden. Könnte wichtig sein."

"Könnte es aber auch nicht. Aber gut, tu das, was Du nicht lassen kannst. Ich werde mich zumindest noch einmal hinlegen, bevor ich mich für den Ball fertig mache." Sie wirkte auch etwas müde, als er in ihre Augen schaute. Scheinbar hatte der gesamte Nachmittag mit den Anproben sie so ermüdet, dass sie jetzt keine Ausdauer mehr hatte.

"Mach das ruhig... Ah, wir sind da, aussteigen bitte!"

Ohne seine Geschwindigkeit beachtenswert zu drosseln, fuhr der Hovercraft, in dem sie beide saßen, eine elegante Kurve, sodass man aus dem rechten Fenster den Anlegesteg entdecken konnten, der sich düster vor ihnen erhob. Nur sehr schwach beleuchtet, war er dennoch sehr gut ausgebaut und ragte wie ein glatter, in Form geschliffener Fels aus dem modrigen Wasser. Das Luftkissenboot legte an und, nachdem der Steg von den Sicherheitsbeamten, die dort schon Wache standen, gesichert worden war, öffnete sich das gesamte Dach über ihnen. Behände gingen beide die Stufen im Hovercraft nach oben und gingen an Land. Kühle, stinkende Luft schlug ihnen entgegen.


"Ach, wie ich diese Luft vermisst habe! Schnell, zu meinem Wohnsitz, ich muss schlafen!" Calista marschierte nach einer kurzen Umarmung ihres Bruder von Sicherheitsbeamten begleitet davon.

Alkarin blieb jedoch noch eine Weile stehen und schaute wieder auf das Moor hinaus. Egal, wie sehr dieses auch stank, manchmal wünschte sich der oberste Diplomat Umbaras dorthin. Dort hätte er wenigstens Ruhe vom ganzen stressigen Politalltag gehabt, der ihm jetzt wieder bevorstand.

Mit einem Ruck drehte er sich um und verließ den Steg und den Gestank so schnell, dass seine Bodyguards, die bei seiner plötzlichen Drehung zusammengezuckt waren, Mühe hatten, ihm zu folgen. Der Sumpf konnte warten, er hatte seine Pflichten zu erfüllen!


[ Umbara - Hauptstadt - äußere Bezirke - Landesteg ] Alkarin, Bodyguards
 


[ Umbara - Hauptstadt - vor den Ratshallen des Rootai - Platz des höchsten Sieges ] Alkarin, einige Wachleute

Imposant ragte die steinerne Fassade des wichtigsten Gebäudes auf Umbara vor Alkarin auf. Die Ratshallen des Rootai waren vor tausenden von Jahren errichtet worden und beherrschten seitdem den Platz des höchsten Sieges. Große Spitzbögen, durch die man nur gähnende Schwärze erkennen konnte, nahmen die gesamte Frontseite ein. Einige Stufen führten zu ihnen, sodass der normale Betrachter vom wichtigsten Platz der Haupstadt, der schwach von grünen Licht erleuchtet wurde, von unten auf die Hauptportale schauen musste. Schon ein beeindruckendes Abbild der Macht und Niedertracht des umbaranischen Volkes, wie der oberste Diplomat von Umbara dem längst verstorbenen Architekten zubilligen musste.

Fast ausgestorben lag dagegen jedoch der Platz des höchsten Sieges vor ihm. Das grüne Leuchten kam mitnichten aus Lampen, sondern schien aus dem Boden zu kommen. Wie Alkarin wusste, reagierte der Stein, mit dem der Platz gepflastert war, auf das ultraviolette Licht der Sonne dieses Systems mit grünen Leuchten. So war eher der Boden beleuchtet, als dass die Lebewesen, die dort herumliefen erhellt worden wären. Ein etwas beunruhigender Anblick, der sich dem Mitglied des Rootai bot, doch dieser war bereits so daran gewöhnt, dass er ihn einfach ignorierte.

Zügig lief er über das große Feld; seine Sicherheitsbeamte folgten ihm auf den Fersen. Er konnte sich selbst zu dieser hoch qualifizierten Einsatztruppe beglückwünschen. Offiziell gehörten sie zum Militär von Umbara und trugen als solche natürlich die klassischen Uniformen mit den Helmen, die ein durchsichtiges Visier besaßen. Doch schnell hatte er sie mit eigenem Sold und eigenem Treueeid auf sich selbst verpflichtet. Sollte irgendjemand ein Attentat auf ihn versuchen, würde derjenige schon nach kurzer zeit im Laserhagel seiner "Special Force" krepieren. Allein die Vorstellung, wie seine Gegner von Blasterschüssen zersiebt vor ihm auf dem Boden lagen, zauberte Alkarin ein diabolisches Grinsen auf edle Gesicht.

Die Stufen zum Allerheiligsten der umbaranischen Politik brachte der Glatzkopf nach 98 Stufen - in Kinderjahren hatte er sie einmal gezählt - hinter sich, ohne auf die unterwürfigen Umbaraner zu achten, die sich vor ihm tief verbeugten und so einem Mitglied des Rootais Respekt zollten. Dies war alles so normal für ihn, dass er eher davon abgelenkt worden wäre, dass jemand sich nicht verbeugt hätte.

Dann trat er zwischen den riesigen Bögen hindurch und ging in die Dunkelheit. Wie immer überkam ihm eine Gänsehaut, wenn er die Schaltzentrale der Macht in diesem Sektor betrat. Fühlte es sich so an, wenn man nach Hause kam? Alkarin wusste es nicht, nur, dass er sich hier wohl fühlte. Sehr wohl.

Er war nur wenige Schritte weit gekommen, als sich auch schon Schatten aus der Dunkelheit lösten. Die ganze Vorderhalle war vollkommen leer, bis auf ihn und seine Bodyguards und die Gruppe, die nun auf sie zukam. Sie strahlte nur Kälte und Macht aus, doch alles auf eine sehr dezente Weise. Der Boden war mit Mosaiken bedeckt, die verschlungene Symbole zeigten, die scheinbar noch nie erhellt worden waren. Was genau sie bedeuteten, konnte Alkarin aufgrund der eingeschränkten Farbpalette durch die ultravioletten Sicht nicht genau erkennen, denn sie hoben sich kaum von der normalen Unterfläche ab. Im Gegensatz zu dem Boden war die Decke schon betont schlicht: Keinerlei Verzierungen und Ornamente, dafür kalter, harter Stein.

Endlich war die andere Gruppe nahe genug herangerückt, um Einzelheiten erkennen zu können. In der Mitte ging stolz erhobenen Hauptes Xam Arlos, die oberste Wirtschaftsministerin von Umbara. Dass ihre hässliche Fratze diesen heiligen Ort besudelte, schien ihr scheinbar nichts auszumachen. Mit leicht hoch gezogenen Mundwinkeln, die vielleicht ein Lächeln darstellten sollten, in ihrem Gesicht allerdings nur den Eindruck eines missgestaltenen, entsetzlichen alten Weibes verstärkten, kam sie auf Alkarin zu und nickte leicht ihr Hupt als Akt der Begrüßung. Der Sicherheitsabstand von fünf Metern wurde jedoch nicht überschritten.

"Seid gegrüßt, Alkarin Scarwai. Ich freue mich zutiefst, dass Ihr meiner bescheidenen Einladung gefolgt seid. Wenn Ihr mir folgen wollt.."

Sie wandte sich um und der Angesprochene schritt immer noch diese heiligen fünf Meter neben ihr her. Der Abstand ließ ihr Gespräch etwas lächerlich erscheinen, doch Vorsicht war schließlich die Mutter der Porzellankiste. Besonders bei einem solch mörderischen Volk wie den Umbaranern.

"Auch Euch entrichte ich meine besten Grüße. Herzlichste und wärmste von meiner ehrbaren Schwester Calista."


"Ah, die Innenministerin.. Über sie muss ich mich mit Euch gleich auch unterhalten. Doch zuerst einmal zu den außenpolitischen Dingen." Beide umliefen eine Säule, sodass sie kurze Zeit nicht mehr in Alkarins Sichtfeld war. "Wie Ihr wisst, steht es um das Galaktische Imperium im Moment nicht gut. Niederlage über Niederlage und keine Sicht auf bessere Tage."

Aha, schon wieder die alte Leier. Das Imperium sei ja so schlecht, wieso gab er seinen Widerstand nicht auf und schloss sich ihren Absichten an? Alkarin kannte die Worte von Xam Arlos mittlerweile fast auswendig.

"Ich will ehrlich zu Euch sein: Ihr selbst steht auf ähnlich verlorenen Posten wie die von Euch favorisierte Seite. Wieso sollte Euch noch jemand außenpolitisch vertrauen, wenn Ihr so falsche Positionen vertretet? Wollt Ihr nicht Eure Position noch überdenken? Meine Verbündeten, zu denen auch der werte oberste Minister Strago Sihin zählt, und ich würden alles in unserer Macht stehende tun, um Euch eine öffentliche Blamage zu ersparen. Und ich erinnere Euch, was mit Euren tragischen Verwandten passiert ist, die ebenfalls nicht auf unseren weisen Rat hören wollten. Bedauerlich..."

Für einen kurzen Moment hatte Alkarin überlegen müssen. Verlockend wäre das Angebot auf jeden Fall gewesen. Doch wie sehr konnte er seinen Feinden vertrauen? Spätestens mit dem Verweis auf seine toten oder gefangenen Blutsverwandte hatte er sich festgelegt: Er würde das Angebot auf gar keinen Fall annehmen.

"Tut mir unendlich Leid, doch leider kann ich Euer mildtätiges Angebot in keinster Weise annehmen. Ich weiß, wie viel Euch daran liegt, mir Gutes zu tun und mich von Fehlern zu retten, doch leider ist für mich nicht ersichtlich, wobei ich Fehler machen würde."


Selbst in der ultravioletten Sicht konnte Alkarin deutlich erkennen, wie sich Xam Arlos` Gesichtsausdruck änderte. Die Mundwinkel schlafften ab und zogen sich nach unten, die Stirn legte sich in Falten und die Augen wurden hart. Arlos schien ihre Maskerade fallen zu lassen.

"Wie könnt Ihr es wagen?! Wir bitten Euch ein so großzügiges Angebot und Ihr nehmt nicht an? Seid versichert, es wird das letzte dieser Art sein. Und ihr werdet unsere Wut zu spüren bekommen!"

"Aber, aber, kein Grund, gleich so aufbrausend zu werden, verehrteste Wirtschaftsministerin. Wir beide sind intelligente Wesen, zumindest dachte ich das bisher immer. Beweist es mir, indem Ihr Euch wieder Eures Ranges würdig mit mir unterhaltet."


Sie schien seinen Aufruf einfach überhört zu haben. Plötzlich trat sie vor und durchbrach den Kreis der fünf Meter, der um hohe Politiker eingehalten werden musste. Sofort richteten sich die Waffen von Alkarins Bodyguards auf ihren Kopf, doch sie ließ sich nicht verunsichern.

"Ihr werdet unsere Rache zu spüren bekommen!", wiederholte die Wirtschaftsministerin ihre letzten Worte und verengte ihre Augen zu Schlitzen. "Und wenn es das letzte ist, was ich tun werde!"

Angespannte Stille. Arlos zeigte mit ihren klauenartigen Fingern auf ihren Gegenspieler, der unberührt auf der Stelle stand und sie mit verschränkten Armen musterte. Beide Sicherheitsteams hatten ihre Waffen aufeinander gerichtet und hielten den Atem an. Dann zog die Umbaranerin ihren Arm weg und rauschte davon. Über ihre Schulter rief sie Alkarin noch eine Warnung zu.

"Seid Euch Eurer Sache nicht zu sicher. Noch ehe der nächste Tag angebrochen ist, werdet Ihr Euch wünschen, Ihr hättet unser Angebot angenommen! Bringt Eure Schwester heute bitte besonders herausgeputzt zum Ball!"


Mit diesen Worten eilte sie um eine Ecke und ließ Alkarin Scarwai noch lange Zeit in den dunklen Hallen des Ratsgebäudes stehen und über ihre letzten Worte nachdenken.


[ Umbara - Hauptstadt - Ratshallen des Rootai - Eingangshalle ] Alkarin, Wachleute
 
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[ Umbara - Hauptstadt - Höchste Behörde des Äußeren - Konferenzraum ] Alkarin, Diplomaten (NPCs)

Alkarin rieb sich die Stirn. Seit einer Dreiviertelstunde musste er schon seine kostbare Zeit mit diesen hohen Tieren aus dem diplomatischen Dienst opfern, die nichts anderes zu tun hatten, als unentwegt zu betonen, wie wichtig es sei, sofort eine Depesche an den Senat der Neuen Republik zu schicken und ihm für den unglaublichen Sieg über Denon zu beglückwünschen. Ausführlichst führten sie aus, dass man nun dem wiedererstarkten Sektorenbund schnellstmöglich seinen Respekt zollen solle, um die Senatoren zu einer Kooperation mit Umbara zu bewegen und diesen Planeten wieder positiv ins Augenlicht der republikanischen Öffentlichkeit zu schieben.

Der oberste Diplomat konnte ihre Visagen nicht mehr sehen und ihre Stimmen nicht mehr hören. Dass er eher proimperial eingestellt war, war schon seit langem kein Geheimnis mehr. Selbst der letzte Sklave in der letzten Seidenspinnerei wusste inzwischen von seiner Gesinnung. Deshalb war es ihm nur unerklärlicher, dass diese Volldeppen, denen scheinbar irgendjemand in das Gehirn gesch...ossen hatte, die ganze Zeit versuchten, ihn von einem solchen Schreiben zu überzeugen.

Um genau zu sein hatten diese Intelligenzbestien zum Teil sogar Recht. Wäre ein neutralistischer Politiker in dieser hohen Funktion, wären die Glückwünsche schon längst verschickt worden. Zwar wäre dadurch das Imperium nachhaltig verärgert worden, doch dieses schien erst einmal keine Gefahr mehr für die Unabhängigkeit Umbaras zu sein. Viel wichtiger war es, die Republik, die gerade machtpolitisches Hochwasser hatte, von den friedlichen Absichten der Umbaraner zu überzeugen.

Doch Alkarin konnte sich dem Drängen seiner Untergebenen nicht nachgeben. Wie hätte er seine öffentlich bezogene, proimperiale Stellung über den Haufen werfen sollen und gleichzeitig noch halbwegs vertrauenswürdig zu erscheinen? Gar nicht. Somit musste er den Vorschlag ablehnen.

Gerade trug ein alter, seit langer Zeit seinen Dienst versehender Umbaraner seine Meinung vor. Wie immer war es keine wirkliche Änderung zu den vier anderen Vorträgen, die Alkarin schon über sich hatte ergehen lassen müssen. Zum Glück umfasste der oberste diplomatische Rat von Umbara nicht noch mehr Leute als diese fünf hier Anwesenden. Der reiche Firmeninhaber hätte sich bei all diesen Vorträgen sonst in Grund und Boden gelangweilt.

Während der Alte gerade irgendetwas über diplomatisches Handeln zum Besten gab - sein Vorgesetzter hörte gar nicht wirklich zu -, schaute Alkarin sich im Konferenzraum um. Groß und geräumig besaß dieser nur einen lang gestreckten Tisch, an den ruhig an die zwanzig Verhandlungsteilnehmer gepasst hätten. Die einzelnen Regierungsvertreter saßen somit sehr weit voneinander entfernt, was dem am Kopfende des Tisches sitzenden 28-jährigen sehr angenehm war. So musste er nicht das Gebrabbel der alteingesessenen Beamten ertragen.

Die Decke war hoch, sodass die gedimmten Kronleuchter, die von der Decke hingen, diese gar nicht erreichten. Insgesamt machte dieser Raum mit den dunklen, schwach erhellten Farben einen zutiefst düsteren Eindruck. Auf jeden Außenstehenden musste es wahrscheinlich so wirken, dass sechs glatzköpfige, in lange Wänder gehüllte Gestalten um den Tisch saßen und irgendeine okulte Machenschaft planten. Wenn der außenpolitische Dienst etwas Okultes war, hätte jener Außenstehender sogar Recht gehabt.

Nach fünf Minuten war der haarlose Greis fertig und setzte sich schwer atmend. Sein Name war Alkarin entfallen, doch musste dieser sich gestehen, dass der eben noch Redende am besten die Mängel seines Vorhabens aufgedeckt hatte. Diesen musste er sich in Erinnerung halten, vielleich wurde ja bald ein Botschafterplatz auf irgendeinem unzivilisierten Outer-Rim-Planeten frei. Ehrgeiz bei seinen Untergebenen fand Alkarin nicht einmal schlimm. Intelligenz auch nicht. Wenn jedoch beide in einem dieser zusammentrafen, war es für ihn höchste Zeit, dieses Superhirn mit Ambitionen loszuwerden.

"Vielen Dank." Er nickte dem Alten freundlich lächelnd zu. "Ich danke Ihnen allen für diese Argumente, die Sie so deutlich und verständlich mir vorgebracht haben. Leider bin ich mir zutiefst sicher, dass es nicht im Sinne der umbaranischen Regierung sein kann, das Galaktische Imperium zu erzürnen. Warten Sie!", fuhr er einer jungen Frau ins noch nicht gefallene Wort. "Ich kenne Ihre Bedenken. Allerdings muss berücksichtigt werden, welche Rolle die Neue Republik in dieser Gegend spielt. Offen gesagt: Gar keine. Welches Interesse sollte sie Ihrer Meinung nach haben, die friedliche und militärisch vollkommen unterwürfige Regierung von Umbara anzugreifen? Eine solche Verletzung seiner Ideale würde der ehrenwerte Senat nicht dulden. Unserer ehrenvollen Souveränität droht vielmehr von Seiten des Imperiums Schaden. Deshalb setzte ich mich nach wie vor dafür ein, mehr Gewicht auf das Imperium als auf die Republik zu legen. Sie sind entlassen."

Seine Meinung war mal wieder kundgetan. Mit dem letzten Satz hatte er klar gemacht, was er von diesem zusammengewürfelten Haufen von politischen Anfängern wollte: Sie sollten sich schnellstmöglich beeilen, diesen Raum zu verlassen. Wie ein Mann kamen sie dieser Aufforderung auch nach. Die Autorität ihres Chefs konnte sie nicht angreifen, sodass die Diplomaten dazu gezwungen waren, ohne irgendeine weitere Äußerung wieder ihrer Arbeit anchzugehen.

Als schließlich - fast - alle gegangen waren, fiel Alkarin erst auf, dass der alte Greis noch geblieben war. Wollte er wirklich Streit oder sah er seine einzige Chance, seinen Lebensabend noch in diesem Sektor zu verbringen darin, sich bei dem Chefdiplomaten zu entschuldigen? Erwartungsvoll wandte sich dieser an den alten Opa, der seine Stirn in Runzeln gelegt hatte.

"Ist noch irgendetwas?"

"Allerdings. Zuletzt erreichten mich beunruhigende Meldungen, die Republik sei auf den Corellia-Sektor vorgerückt und die Imperialen hätten den Hauptplaneten des Systems abgesperrt. Wenn Sie darüber Bescheid wissen, finden Sie nicht, dass Sie uns das hätten mitteilen müssen?"


Gescheit, gescheit, dieser arme, alte, unvorsichtige Mann. Woher er diese Informationen hatte, die ihm aus höchsten Kreisen zugespielt sein mussten, war Alkarin ein Rätsel, im Moment jedoch eher unbedeutend. Zuerst einmal musste er vor diesem Rebell zeigen, wer Herr dieses nicht gerade kleinen Hauses war.

Er stand also langsam, sehr langsam auf und umrundete den Tisch.

"Wissen Sie, was ich meine, Ihnen sagen zu müssen, ist ganz allein meine bescheidene Angelegenheit. Ich habe Ihnen viel verheimlicht und ich werde Ihnen auch in Zukunft noch sehr viel verheimlichen. Und wissen Sie warum? Weil jeder Umbaraner so macht. Politiker sogar noch mehr als der durchschnittliche Bürger dieses glorreichen Planeten."

Er hatte den Tisch nun fast komplett einmal umrundet und blieb hinter seinem Kontrahenten stehen. Er beugte sich vor, sodass er klar die Schweißtropfen auf dem glatten Hinterkopf sehen konnte. Leise und bedrohlich war seine Stimme als er seinem Untergebenen ins Ohr sprach.

"Dies waren alles jedoch nur unwichtige Informationen. Sollten Sie aber dennoch eines schönen Tages auf die zutiefst abwegige Idee kommen, ich, Alkarin Scarwai, würde seinen Untergebenen überlebenswichtige Informationen unterschlagen, zögern Sie nicht, es laut auszusprechen. Ich würde jedoch NIE auf die Idee kommen, eine so schändliche Tat vorsätzlich zu verüben und jeder, der solche Äußerungen tätigt, muss sich der Konsequenzen bewusst sein."

Ruckartig zog er seinen Kopf vom Ohr des Gescholtenen weg und konnte einen leichten Hauch der Freude nicht verhehlen, als dieser leise vor Erleichterung aufseufzte. Nun hatte er wieder klar gesagt, was passieren würde, wenn der Alte irgendeine unkluge Äußerung vor der Öffentlichkeit aussprach. Dass er zugegeben hatte, dem Hohen Rat der Diplomaten etwas verheimlicht zu haben, war nicht wirklich klug gewesen, doch ihm einfach herausgerutscht. Das durfte nicht mehr passieren.

Noch im Hinausgehen musste er trotzdem grinsen. Alkarin liebte es nämlich, sich Strafen für seine Gegner auszudenken. Auf Tatooine oder Delastine war doch sicher ein Posten frei geworden.


[ Umbara - Hauptstadt - Höchste Behörde des Äußeren - Konferenzraum ] Alkarin, alter Diplomat (NPC)
 
[ Umbara - Hauptstadt - innere Bezirke - Anwesen von Alkarin Scarwai - Eingangshalle ] Alkarin, Diener (NPCs)

Der oberste Diplomat von Umbara richtete sein knöchellanges Gewand. Es war - mal wieder - ganz in rot und wies nur an den Seiten schwarze Streifen auf. Durchwirkt war es mit hauchdünnen goldenen Fäden, die jedoch kaum zu erkennen waren. Wenn dieses Kleidungsstück schon ein Vermögen gekostet hatte, dann entsprach die Kette, die der Umbaraner um den Hals trug, ein ganzes Haus im nobelsten Viertel der Hauptstadt. Es war eine Visgurakette, bestehend aus den Eierschalen von längst ausgestorbenen Riesenspinnen. Erst kürzlich hatte er auf den Streifzügen durch die teuersten Edelboutique dieses Prachtstück entdeckt. Dabei war der Preis wirklich vertretbar gewesen. Diese paar Millionen Credits bezahlte er mit seinem Bargeld.

Nun war es alle höchste Zeit, aufzubrechen. Es war schon spät, es war draußen schon dunkel. Innerlich musste Alkarin lachen und auch äußerlich zeigte sich kurz das Anzeichen eines Lächelns auf seinen Lippen. Dunkel war es ja wohl die ganze Zeit hier auf Umbara. Sonnenstrahlen wie auf anderen terrestrischen Planeten hatte es noch nie gegeben und würde es nie geben. Dafür war die Sonne, die das ganze Umbara-System "beschien", einfach eine ganz andere. Sie sonderte nämlich keine normalen Straheln ab, sondern nur welche auf der Wellenlänge des ultravioletten Bereichs. Zum Glück konnten die Umbaraner in eben jenen Bereich sehen.

Während in den Gedanken des jungen Mannes dieser wissenschaftliche Bericht ablief, kam ein unterwürfiger Diener auf ihn zu. Viele superreiche Herren des Kastensystems hatten mittlerweile auf Droiden umgestellt, doch Alkarin liebte die altmodischere Variante, unter anderen deshalb, weil es einfach von besonderen Reichtum zeugte, wirkliche Lebewesen, die ja um einiges anspruchsvoller waren, zu beschäftigen, anstatt irgendwelche Droiden, die nur ab und zu mit Öl gefüttert werden mussten. Und zur Unterstreichung, dass seine Diener die eines Mitgliedes aus dem Rootai waren, trugen sie ebenfalls Gewänder aus feiner umbaranischer Seide, was nichts wirklich Besonderes war, da ihr Herr eine Firma besaß, die eben jenen wertvollen Stoff produzierte. Der Diener kam auf Alkarin zu, verbeugte sich unterwürfig und begann mit leiser Stimme auf seinen Dienstherren einzureden.

"Mylord, Euch Transportmittel ist da. Es wird Euch unverzüglich zum Anwesen des höchsten Mitgliedes des Rootais bringen und wird selbstverständlich von einem Sondertrupp Eurer Leibwache eskortiert. Hätten Euer Gnaden die Güte, mir zu folgen?"

Ausgezeichnete Wortwahl. Der höher gestellte Umbaraner nickte wohlwollend in Richtung des dienstbeflissenen Butlers und folgte diesem, als er sich in Richtung der großen Pforte machte, die doppelt so groß wie jeder normale Bewohner dieses Schattenplaneten war. Mit würdevoller Eile tippte er den dreizehnstelligen Zahlencode ein, der das Tor aus gehärteten Quadaniumstahl öffnete. Am Ende der Treppe stand wirklich schon seine Luxusfahrzeug, was seinem gehobensten Rang entsprach. Begleitet wurde es von zwei weiteren Repulsorfahrzeugen, die für die Sicherheit des mittleren, längeren Gleiters verantwortlich waren und die ganzen Bodyguards des Chefdiplomaten transportieren würden. Geschmeidig stieg dieser in sein Fahrzeug und bedeutete seinem Fahrer mit einem fordernden Wink, loszufahren. Er war schon etwas zu spät, wobei dies eher gut sein würde. Die höchsten und edelsten Mitglieder des Rootai kamen immer als letztes zu solchen "Abend"- (Der Glatzkopf musste wieder grinsen) -Veranstaltung. Und er zählte sich wohl zu recht zu einen der höchsten und edelsten.

Sein Chauffeur drückte gehörig auf das Gas, sodass der Gleiter schnell an Geschwindigkeit zunahm und seine Begleitfahrzeuge sich mächtig ins Zeug legen mussten, um den Anschluss nicht zu verlieren. Ganz außer Sicht sollten sie allerdings nicht kommen, Alkarin wäre sonst zu ungeschützt gewesen. Also bedeutete er seinen aufmerksamen Angestellten, etwas das Tempo zu drosseln.

"Langsamer, Sie fahren den anderen noch davon. Ich bezahl Sie nicht dafür, mich vor irgendeine Wand zu setzen oder mit meinen Bodyguards Straßenrennen zu drehen. Also, langsamer!"

Sein Bediensteter nahm seinen Fuß vom Gas, doch weiterhin ging es mit einem Affenzahn durch die Häuserschluchten der inneren Bezirke und so dauerte es nicht lange, bis das riesige Anwesen von Strago Sihin unweit des Regierungsviertels erreicht war.

Wenn man das Anwesen von Alkarin als Haus bezeichnet hätte, würde man schon verrückt erklärt werden. Doch wenn man den Gebäudekomplex von Strago Sihin als klein bezeichnet hätte, würde man wahrscheinlich sofort mit Zwangsjacke weggeschafft werden. Es erinnerte an eine alte Tempelanlage, große Säulen umspannten den vorderen Eingang und eine Kuppel erhob sich in der Mitte des Komplexes. Das Hauptgebäude war hell erleuchtet, zu hell wie der ankommende Besucher fand. Doch der Hausherr wollte anscheinend, dass man noch am anderen Ende der Stadt dieses beeindruckende Gebäude erkannte. Der Rest des Gebäudes war jedoch bei weitem nicht so stark beleuchtet, hier nahm man anscheinend Rücksicht auf die empfindlichen Augen der anwesenden Umbaraner. Zwar waren auch Personen anderer Spezien eingeladen, doch den Großteil stellten natürlich Mitglieder des obersten Gesellschaftskreises dieses Planeten. Deshalb musste sich Alkarin auf seine ultraviolette Sicht verlassen, um zu erkennen, wie die Flügel des schlossähnlichen Gebildes aussahen. Im Grunde waren sie ein genaues Abbild des Hauptgebäudes, nur ohne Kuppelbau. Unzählige Säulen und sandfarbene Steinblöcke vermittelten dem Betrachter - in diesem Fall der oberste Diplomat Umbaras - einer alten, antiken architektonischen Meisterleistung und eben dieser musste gerade mit gehörigen Neid feststellen, dass es einer der beeindruckensten Gebäude in dieser Stadt waren.

Der Konvoi bremste langsam ab und hielt schließlich vor dem Haupteingang an. Davor standen Diener und Wachen, auch einige Besucher tummelten sich hier und wurden von den bedeutensten Sendern dieses Sektors interviewt. Eine Art roter Teppich, auf dem sich zur Zeit sogar einige Menschen tummelten, führte zu den Stufen des Anwesens herauf. Und genau diesen Teppich, der zu Alkarins Missfallen in gleißendes Licht gehüllt war, musste er nun hinauf. Er atmete also noch einmal kurz durch und dachte kurz an die Worte von Xam Arlos zurück. Vor wenigen Stunden hatte die Wirtschaftsministerin ihn vor einer Gefahr gewarnt, die ihn und besonders seine Schwester hier erwarten würde.

"Noch ehe der nächste Tag angebrochen ist, werdet Ihr Euch wünschen, Ihr hättet unser Angebot angenommen! Bringt Eure Schwester heute bitte besonders herausgeputzt zum Ball!"

Was sie genau damit gemeint hatte, blieb ihrem Widersacher bis jetzt verborgen. Beunruhigt hatte er versucht, Informationen von seinen Spionen zu erhalten, doch niemand konnte konkretes darüber berichten. Dabei bezahlte er seine Spitzel doch so gut! Langsam befürchtete er, dass er zu viel Credits für zu schlechtes Personal hinauswarf. Erst schlechte Informanten und nun dieser rasende Fahrer. Er musste wohl mal darüber nachdenken, einen Frühjahresputz bei seinen Bediensteten durchzuführen. Wenn sie in solchen Situationen, in denen er auf ihre Mitarbeit angewiesen war, sich als nicht zuverlässig erwiesen, konnte das irgendwann einmal seinen Sturz bedeuten!

Noch einen kurzen Moment sammelte er sich für den gesamten anstehenden Abend. Dann gab er sich einen innerlichen Ruck und stieg aus dem Gleiter. Mit einem Nicken verabschiedete er seinen stümperhaften Fahrer, der wenigstens auf den Gedanken gekommen war, seine Tür zu öffnen und wurde sofort von einem Hagel aus Kamerablitzlichtern in Empfang genommen. Wenn es etwas gab, was Umbaraner hassten, dann war das helles, blendendes Licht. Und auch jetzt musste er seine Augen fest zusammenkneifen, damit er nicht vollkommen blind wurde. Neben dem nervigen Blitzlicht kamen auch sofort Reporter in seine Richtung gelaufen, die jedoch glücklicherweise von seinem zuverlässigen Schutzpersonal aufgehalten wurden. Wenigstens auf die konnte man sich verlassen!

Einer der Reporter war sehr dreist und schaffte es, ihm ein Mikrofon unter die Nase zu halten. Es war ein Chandra-Fan, der aufgrund seiner geringen Körpergröße durch die Füße der Bodyguards geschlüpft war. Sein fledermausartiges Gesicht widerte er das Objekt seiner Begierde richtig an, sodass dieses kurz sein Gesicht verzog. Dann hatte sich Alkarin wieder unter Kontrolle und konnte dem kleinen Viech mit seinen Hasenzähnen zuhören, das mit hektischer Stimme mühsam eine Frage stellen konnte.

"Sir, Sir. Swarok Meluw von Imperial Holovision. Wenn Sie mir eine Frage erlauben: Heute Abend treffen sich hier alle gewichtigen Personen der umbaranischen High Society. Denken Sie, heute Abend werden wichtige Entscheidungen für den weiteren außenpolitischen Kurs dieses Sektors getroffen oder handelt es sich hier nur um einen Vergnügungsgipfel im großen Stil?"

Imperial Holovision? Dass ein imperialer Sender, noch dazu ein so hochoffizieller, hierher seine Journalisten schicken würde, kam für Alkarin nun doch sehr überraschend. Überraschend, aber auch erfreulich. Schließlich konnte er dadurch seine proimperiale Ausrichtung auch außerhalb dieses Sektors bekannt machen und seine Person auch auch anderen Leuten als Geheimdienstlern und Analysten näher zu bringen. Doch dass hier ein imperialer Reporter auftauchte, war sehr verwunderlich. Eigentlich gab es ja andere, wichtigere Dinge, die das ach so aufgeweckte und intelligente imperiale Volk vor der Glotze interessierten. Doch anscheinend hatte sein Chef diesen hässlichen Chandra-Fan nur hierher beordert, um ihn loszuwerden. Das konnte der oberste Diplomat nur verstehen. Schon dieses abstoßende Lächeln, das der ein Meter große Fledermausmann ihm schenkte, ließ in ihm den Wunsch aufkommen, diesen sofort von seinen Special Forces abführen zu lassen, aber er konnte sich beherrschen und sich sogar den Hauch eines Lächelns abgewinnen. Wenn er hier einen Reporter des glorreichen offiziellen Senders des Imperiums abschätzig behandelte, konnte ihm das noch teuer zu stehen kommen. Also zwang er sich, dem kleinen Gnom sogar mal außergewöhnlich nett zu antworten.

"Offiziell gesehen ist das natürlich nur ein - wie sagten Sie gerade noch so schön - Vergnügungsgipfel, doch inoffiziell hinter verschlossenen Türen könnte es tatsächlich Gespräche über die neue Ausrichtung der umbaranischen Regierung auf interstellar gehen. Ich hoffe, dass sie in eine ganz klare Richtung gehen und ich bin sicher, dass eben jene Neuausrichtung auch durchgesetzt wird."

Erfreut, dass der hohe Diplomat jetzt sogar mal etwas sagte anstatt die ganze Zeit nur böse mit seinen Augen zu funkeln, stürzten sich auch die anderen Journalisten auf Alkarin und stopften ihm mit ihren Mikrofonen fast den Mund. Glücklicherweise hielten die Bodyguards sie gerade so weit in Schach, dass das Ziel ihrer Begierde noch atmen konnte. Der Chandra-Fan setzte sofort nach.

"Ah, und können Sie mir sagen, welche Richtung das explizit ist? Durch intensive Recherche konnte Imperial Holovision erfahren, dass Sie sich hinter den Kulissen für ein Militär- und Handelsbündnis mit dem Galaktischen Imperim machen. Können Sie dem zustimmen?"

Intensive Recherche? Dieses geheuchelte Recherchieren war wirklich leicht amüsant. Wie sich das kleine Viech hier versuchte, sich in Szene zu setzen, war jedoch leicht lächerlich. Hässlich und gleichzeitig noch unfähig. Schlechteste Vorraussetzungen. Allerdings war er ein Imperialer, also musste hier Kontenance gewahrt werden.

"Da kann ich Ihre Recherchen wirklich nur loben. Bisher vertrat ich in internen Gesprächen durchaus die Ansicht, dass diese neutralistische Politik, die vom Großteil der Regierung praktiziert wird, eindeutige Schwächen hat."

"Wollen Sie damit indirekt auch den heutigen Gastgeber, Strago Sihin, kritisieren? Er hat öffentlich die bisher geführte Außenpolitik unterstützt."

Sehr aufmerksam, dieses fledermausartige Etwas da unter ihm. Doch dass der oberste Minister von Umbara und Alkarin auf Kriegsfuß standen, musste ja nicht gleich die gesamte Galaxis mitkriegen.

"Nun, was die außenpolitischen Ansichten von Mister Sihin angeht, sind wir tatsächlich einer anderen Meinung. Diese Differenzen beschränken sich jedoch nur auf diesen Bereich, sodass wir in anderen Dingen sehr gut und freundschaftlich zusammen arbeiten können. Ich schätze den obersten Minister wegen seiner kompetenten Vorgehensweise durchaus."

So viele Lügen auf einen Haufen waren fast schon zu viel und der junge Umbaraner musste sich anstrengen, alles Gesagte sofort zurückzunehmen und eine Schimpftirade auf seinen schärfsten Widersacher vom Zaun zu brechen. Jedoch kam ihn wieder seine Selbstbeherrschung zugute und er widerstand eben jenen Drang, die Wahrheit in die Welt hinauszuposaunen.

Nun war es jedoch Zeit zu gehen, zu gnädig wollte er nicht mit dem Hässlon zu seinen Füßen sein. Hinterher kamen die anderen Journalisten noch auf die Idee, er würde auf Fragen, die sie ihm stellten, antworten. Also verabschiedete er sich mit einem Nicken und ging die Stufen zur Eingangshalle hinauf, während seine Wächter Mühe hatten, ihm seine Groupiehorde vom Hals zu haben. Der Chandra-Fan wirkte jedoch einigermaßen zufrieden, sodass auch Alkarin zufrieden von dannen gehen konnte. Weitere Nervensägen kamen ihm glücklicherweise nicht mehr entgegen, sodass er durch die Pforte ins Innere des Hauptgebäudes gehen konnte, das zum Glück nicht mehr so stark erhellt war. Hier herrschte reges Treiben von Dienern, Gästen und persönlichen Bediensteten, sodass der glatzköpfige junge Mann relativ überrascht war, als er schließlich von einer dunklen, zu liebenswürdigen Stimme begrüßt wurde.

"Ah, der werte oberste Diplomat. Schön Sie hier zu sehen!"

Etwas überrumpelt schaute Alkarin in das faltenübersähte Gesicht von Strago Sihin. Dass er seinen Erzfeind nun so schnell begegnen musste, war wirklich äußerst ärgerlich.


[ Umbara - Hauptstadt - innere Bezirke - Anwesen von Strago Sihin - Eingangshalle ] Alkarin, Strago Sihin (NPC), viele Gäste und Diener(NPCs)
 
[ Umbara - Hauptstadt - innere Bezirke - Anwesen von Strago Sihin - Eingangshalle ] Alkarin, Strago Sihin (NPC), viele Gäste und Diener (NPCs)

"Wirklich, ausgezeichnet, dass Sie da sind, Scarwai!"


Der Gastgeber dieses phänomenalen Balles wiederholte sich. Nicht, dass das etwas Außergewöhnliches wäre. Strago Sihin, seines Zeichens oberster Minister von Umbara, repitizierte gerne das eben Gesprochene noch einmal. Vielleicht kam es sonst nicht in seinem Gehirn an, vermuteten seine Kritiker. Vielleicht wollte er bloß keine Fehler machen und jedes Wort genau überdenken, das er sagte, vermuteten seine Sympatisanten. Seine genauen Beweggründe wusste niemand. Alkarin, den der hohe Lord sofort die Hände geschüttelt hatte und nun vergnügt herumführte, vermutete, dass es einfach ein Tick von dem alten Umbaraner war. Zu denken, dieser hätte ein langsames Gehirn, hätte die Gefährlichkeit von dem obersten Minister unterschätzt und zu denken, er überlege jedes Wort genau, schmeichelte diesen zu sehr. Also blieb noch die Begründung mit dem kleinen Tick. Die passte am besten.

Der oberste Diplomat der umbaranischen Sektor-Regierung musterte seinen Gegenüber nur kühl. Sollte er jetzt diese wirklich dreiste Lüge von dem ebenfalls glatt rasiertem Mann vor ihm glauben? Eher nicht. Nie im Leben würde er dem Mörder seiner Eltern glauben. Doch es gehörte zur guten Etikette auf Umbara, einem Gegner gegenüber niemals böse zu werden, egal, wie sehr man ihn wirklich verachtete. Also schön, er würde nicht der erste Umbaraner seit einigen Jahrtausenden sein, der gegen die ungeschriebenen Gesetze der hiesigen Gesellschaft verstieß.

"Das kann ich ruhig bestätigen, Mr. Strago. Ihr Ball ist wie immer einfach prachtvoll insziniert. Wie haben Sie es nur wieder geschafft, diesem Event wieder so viel Würde zu geben ohne auf die Staubweben an Ihren verstaubten Vorhängen zu verzichten."

Oha, so ganz hatte sein Ehrgeiz also doch nicht auf eine Nadelspitze verzichten können. Wenn das nicht nach hinten losging. An dem Gesichtsausdruck vom obersten Minister sah man auch, dass er gar nicht über diese Provokation begeistert war. Schlagartig wurde das eh schon beiche Gesicht noch weißter und fahler. Allerdings hielt er seine Maskerade eines zuvorkommenden Gastgebers immer noch aufrecht. Nicht mal ein Blinzeln verriet seine aufgewühlten Gefühle, die im Moment wahrscheinlich nur Hass und Verachtung kannten. Also nichts anderes als Alkarins eigene. Mit ganz normaler Stimme, vollkommen ruhig, ein ebenso eingefleischter Umbaraner wie sein politischer Rivale antwortete er.

"Natürlich, ich gebe mir auch äußerst viel Mühe. Gebe mir Mühe, ebenso wie Sie mit Ihrem Club schießwütiger Tusken dort draußen. Wirklich, ich hoffe, dass Sie viel Spaß hier haben werden. Damit Sie schön viel Spaß haben, habe ich es mir nicht nehmen lassen, eine Überraschung für Sie vorbereiten zu lassen. Lassen Sie sich ruhig überraschen und genießen Sie! Ihre Schwester macht heute abend wirklich eine überaus reizende Figur, finden Sie nicht?"

Nun lächelte er sogar etwas. Ein sehr verstörender Anblick, entblößte er doch eine Zahnreihe mit sehr kleinen Zahnwurzeln, sodass durch sie hindurchschauen konnte. Mit dem Entblößen seiner Zähne wirkte er nur noch gruseliger als sonst schon. Seine Wangen waren auch so äußerst eingefallen, sein Blick trotz des eher verzweifelten Versuchs, nett und freundlich zu wirken, hart und kalt. Und wenn er nun lächelte, hatte es eher den Anschein als stände eine untote Mumie mitten in diesem prunkvollen Palast. Sehr beunruhigend!

Zum Glück kam ein menschlicher Gast mittleren Alters auf das ungleiche, gleiche Pärchen zu und belaberte Sihin sofort mit irgendeinem unwichtigen Gebrabbel über ein sehr wichtiges Geschäft im Outer Rim. Der jüngere Umbaraner dachte nicht einmal im Entferntesten daran, den Gastgeber von dem Plagegeist zu befreien. Endlich konnte er sich endlich von diesem losreißen!

"Nun, ich will Sie nicht weiter aufhalten. Wir sehen uns später, werter oberste Minister?"

Er wartete nicht einmal die Bestätigung oder den hoffnungslosen Versuch, sich aus der Umklammerung des kleinen Barzillus zu befreien, vom obersten Minister ab, sondern ging schnurstracks auf einen Kellner zu, der ein kleines Tablett hielt. Nachdem sich Alkarin mit dem corellianischen Cognac, den der Diener mühsam balanciert hatte, verstärkt hatte, ging er eine große Wendeltreppe hinauf, die in den großen Ballsaal führen würde. Dieser hatte wirklich gigantische Ausmaße. Die Decke war zwanzig Meter über dem Parkett, auf dem sich Stars und Sternchen und sonst alle wichtigen Mitglieder der umbaranischen High Society befanden und sich unterhielten. Irgendwo spielte ein kleines Bith-Orchester und vereinzelt tanzten sogar einige Besucher. Doch dem oberste Minister von Umbara war nun wirklich nicht nach Tanzen zumute. Er musste sofort seine Schwester suchen und sie schleunigst von hier fort bringen. Dass nun auch der Erzrivale seines Familienclans eine indirekte Drohung besonders gegen Calista ausgesprochen hatte, bestätigte den politischen Instinkt von deren Bruder und veranlasste ihn, seine Blutsverwandte schnellstmöglich von hier fort zu bringen. Besser jetzt als wenn es zu spät sein würde.

Einige Leute traten ihm in den Weg, forderten unterwürfig ein Gespräch mit ihm, wollten sich mit ihm unterhalten. Doch er wischte ihre Begehren mit einer Handbewegung beiseite. Nun war keine Zeit dafür, irgendwelche Verbündete zu sammeln, Ränke zu schmieden oder Geschäfte abzuschließen. Nun musste er handeln.

Schnell fand er sie. So unbeschwert wie immer tanzte sie über die Tanzfläche, vollkommen untypisch für eine richtige Umbaranerin. Vielen Leuten fiel diese Kaltblütigkeit, mit der Calista Scarwai andere Leute behandeln konnte, nicht im geringsten auf. Doch ihr Bruder hatte sie schon mehrfach in Aktion gesehen. Nicht umsonst hatte sie den beschwerlichen Aufstieg in die oberste Kaste und somit auch in den Rootai gleich zweimal geschafft. Und dass sie den Fall ihrer Familie ebenso gut weggesteckt hatte, wie ihr Bruder, zeigte doch, wie ausgesprochen fähig sie war, Komplotte zu schmieden und auch eiskalt durchzuführen. Wäre die Situation nicht so bitterernst gewesen, hätte Alkarin gelächelt, als er seine Schwester so schwerelos und elegant in Begleitung irgendeines unbedeutenden, menschlichen Geschäftsmannes sah. Aber dann gab er sich einen Ruck und versuchte, so schnell wie möglich zu der obersten Innenministerin durchzudringen.

Doch das war leichter gesagt als getan. Die ganze Menge vor ihm bewegte sich zur Musik und tanzte gerade in altmodischer, eleganter Weise über das Parkett. Dem jungen Umbaraner blieb somit nichts anderes übrig, als ebenfalls sich zu seiner Schwester "vorzutanzen". Wie das vom Rand aus gesehen aussehen musste, wollte er lieber nicht wissen. Seine lange Robe sah zwar ausgesprochen angemessen aus, war jedoch bei weitem nicht für eine Runde über die Tanzfläche gedacht. Irgendwie schaffte er es, sich durch die Masse zu hangeln und dabei aufdringlichen Frauen, die eine äußerst gute Partie machen wollten, auszuweichen. Nach einer Weile hatte er dann sogar seine Schwester erreicht und riss sie aus den Armen ihrer neuesten Eroberung.

"Hey...!"

Natürlich versuchte Calista sich zu wehren, um schnell wieder zu dem jungen Mann zurückzukehren, doch der Griff ihres Bruders war unerbittlich. Zu unerbittlich... Sie sah ihm kurz in die Augen, ihr Mund formte "So schlimm?". Alkarin nickte und zog sie aus der tanzenden Menge heraus. Nach drei Minuten schafften sie es, aus deren Umklammerung zu fliehen, sodass sie endlich wieder zum Ausgang und zur Treppe kamen. Dort konnten sich das Geschwisterpaar auch wieder unterhalten ohne von der Musik übertönt zu werden. Der Raum vor ihnen war leerer als wenige Minuten zuvor, anscheinend waren die ankommenden Gäste schon in den großen Ballsaal gestürmt.

"Was ist denn? Ich hatte jetzt nicht vor, mich wegen irgendeiner Lapalie von dem Vergnügen, das ich gerade mit diesem unbedarften Geschäftsmann hatte, abzuhalten."

"Irgendeiner Lapalie? Strago Sihin hat mir gegenüber Dir indirekt gedroht. Ich solle mich auch eine Überraschung freuen! Weißt Du, was das heißt?"

Immer noch völlig unschuldig schaute sie zu ihm auf. Ihr Gesicht war schön, sie brauchte nicht einmal Kosmetika um es irgendwie aufzubessern. Die violetten Augen waren weit aufgerissen, äußerst erschrocken und gefahrlos. Erfasste sie denn nicht, welches Schicksal ihr drohte, wenn sie nicht schnell von hier verschwand?

"Du gehst jetzt sofort von hier weg. Es ist nicht sicher, was jetzt gleich passieren wird. Also geh!"


Er stieß sie von sich, die Treppe hinab. Sie stolperte fast, hielt sich jedoch noch gerade so auf den Beinen und rannte geschwind die steinernen Stufen hinab. Endlich schien sie es geschnallt zu haben! Von keinem ließ sie sich aufhalten, eilte unbeirrt auf den Ausgang zu. Ihr Bruder ließ sie keine Sekunde aus den Augen. Erst als sie die hohe Pforte erreicht hatte und dahinter verschwunden war, atmete er auf. Nun war wenigstens die schlimmste Gefahr gebannt!


[ Umbara - Hauptstadt - innere Bezirke - Anwesen von Strago Sihin - Eingangshalle ] Alkarin, Gäste und Diener (NPCs)
 
~[Umbara - Hauptstadt - Raumhafen]~ Bajj Angan allein mit unbekannten Leuten um sich herum

Bajj hatte den, in fortwährender Dunkelheit liegenden, Planeten Umbara als Ziel erwählt. Sie war nur knapp den Auseinandersetzungen zwischen der Neuen Republik und dem Imperium entkommen. Letzten Endes waren ihr diese Auseinandersetzungen egal, doch wollte sich nicht unbedingt unmittelbar mittendrin sein. Corellia hatte ihr lediglich für ein paar Wochen Unterschlupf geboten. Sie war mit dem letzten Flüchtlingsschiff entkommen und fand auf Coruscant jemanden, der sie nach Umbara brachte, ohne lästige Fragen zu stellen. Was diese Person dort wollte, war der Rattataki ebenfalls egal, aber wie ein Schmuggler sah dieser nicht aus. Die Reise verlief völlig ereignislos und so fand sich die junge Frau mit der kalkweißen Haut am Raumhafen der Hauptstadt Umbaras wieder.

Sie hatte für den Transfer eine Menge Credits blechen müssen, sodass sie fast blank war und gerade noch ausreichend Geld hatte, das für ein schäbiges Hotelzimmer reichte. Doch Bajj war voller Zuversicht, dass sich hier irgendein Mittelsmann finden ließe, der ihr einen Auftrag erteilte.

Die Glatzköpfige wurde auch bald fündig. Ein, selbst bei diesen Lichtverhältnissen, sichtbar heruntergekommenes Hotel kam in ihr Blickfeld. Und die Rattataki begutachtete die Unterkunft mit kritischem Blick. Bajj war zwar solche Drecksställe gewöhnt, aber der toppte einfach alles, was ihr bisher untergekommen war.
Angewidert sprach sie in Gedanken: „ Naja, für ein paar Nächte muss es reichen. Also, Augen zu und durch!“


An der Rezeption stand ein, ebenfalls glatzköpfiger, Umbaraner. Eine sehr mysteriöse Spezies, wie die kalkweißhäutige fand. Aber einen Vorteil hatte es. Sie sah den Einheimischen relativ ähnlich, eventuell könnte ihr das einige Aufträge erleichtern. Aber vorerst versuchte sie sich mit dem Umbaraner, oder war es eine Umbaranerin, an der Rezeption zu verständigen. Bei deren gebrochenem Basic konnte die Verständigung allerdings schwer werden. Hoffentlich sprachen die Auftragsmittler anständiges Basic.

Nach einem etwa zehnminütigem Gespräch, in dem man die wichtigsten Dinge bloß erahnen konnte, hatte Bajj endlich die Key-Card für ihr Zimmer. Das Zimmer selbst übertrag ihre Vorstellung von Ekel noch einmal immens. Braune Beläge in der Nasszelle, muffiger Geruch, doch das Highlight gekräuselte Haare auf dem Bett.


„Uhh, Shistavanen-Schamhaare! Diese Fell-Viecher sind echt ekelig. Wann hier wohl das letzte Mal gereinigt wurde.“

Die Rattataki wollte in diesem Drecksloch keine weitere Minute verbleiben, weshalb sie ihr gröbstes Gepäck im Zimmer ließ und nur mit leichtem Gepäck und vor allem ihren Waffen sich auf die Suche nach Kontaktpersonen machte. Dabei waren die Kneipen und Clubs in Raumhafennähe wohl der beste Anlaufpunkt, obwohl hier auf dem Planeten alle Ecken dunkel genug waren, um düstere Gestalten zu beherbergen. Die Dunkelheit, an die sie, oder vielmehr ihre Augen, nicht gewöhnt waren, machte ihr zu schaffen, doch wollte sie es zunächst vermeiden das Nachtsichtgerät zu benutzen, damit sie sich nicht verriet.

Instinktiv steuerte Bajj die erste Kneipe an, die auf die Glatzköpfige am heruntergekommensten und am kriminellsten wirkte. An der Bar bestellte sie sich einen Drink. Das Getränk sah eher ungenießbar aus, weshalb die Rattataki nur alibiweise an dem Strohhalm zog, während sie den Gesprächen um sich herum lauschte, um aus den Gesprächsfetzen eventuell etwas Nützliches zu konstruieren. Und tatsächlich hatte sie Glück, dass sich ein paar wirklich düstere Gestalten, über eine Person unterhielten, deren Beschreibung perfekt auf die eines Auftragsmittlers passte. Sich umschauend, ob man sie beobachtete, notierte sie sich die Beschreibung des Mittelmannes und die Wegbeschreibung. Mit dieser Information in der Tasche verließ sie die Kneipe und ließ den Drink unberührt zurück.

Durch die Straßen der umbaranischen Hauptstadt irrend und sich den Weg erfragend, erreichte sie nach einer zweistündigen Tortur besagten Hinterhof, wo der Mittelsmann sich aufhalten sollte. Mit ihren normalen Augen, konnte sie in dieser Finsternis nichts ausmachen, weshalb Bajj jetzt den Hof mit ihrem Nachtsichtgerät absuchte und tatsächlich stand dort jemand. Die junge Frau mit der kalkweißen Haut und den schwarzen Lippen ging auf den Mann zu. Als sie ankam drückte dieser ihr schweigend einen Umschlag in die Hand. Völlig perplex, aber ohne weitere Fragen zu stellen, nahm sie den Umschlag an sich und machte sich auf den Rückweg in die Schädlingsabsteige.

Erst in ihrem staubigen, verdreckten Zimmer öffnete sie den Umschlag und ihr fiel die Beschreibung einer Person in die Hände. Sah aus wie ein Politiker und war Umbaraner. Die Beschreibung war ziemlich genau. Die Zielperson war mit 194cm hochgewachsen. Von nahem hätte dieser Mann sicher ein Problem für die 175cm große Rattataki werden können, doch bevorzugte sie ihre Opfer hinterhältig aus der Ferne zu liquidieren. Doch da waren noch mehr Informationen. Die Zielperson sollte heute Abend an einem Bankett teilnehmen hier in der Hauptstadt. Dies war doch die perfekte Gelegenheit. Schade, nur der Erlös stand nicht mit drin in dem Umschlag, aber es musste einiges für sie dabei rausspringen, wenn er ein hochrangiger Politiker war.

Bajj packte ihre Ausrüstung zusammen und begab sich zum Ort des Geschehens. Von weitem konnte sie den prächtigen Bau mit ihrem Nachtsichtgerät erkennen. Irgendwo dort drin musste er sein. Hier gingen lauter chic gekleidete Politiker ein und aus. Von wem der Mittelsmann den Auftrag wohl erhalten haben mochte. Ob es hier politische Ränkekämpfe gab und Intrigen? Der Spezies würde die Rattataki es allemal zutrauen. Doch was sah sie dort. Sie zoomte mit ihrem Nachtsichtgerät etwas näher heran. Das könnte ihre Zielperson sein, doch sie verließ das Gebäude und stieg in einen Speeder. Die kalkweißhäutige rief sich das nächstbeste Speedertaxi und ordnete dem Fahre an der Limousine unauffällig zu folgen. Allem Anschein nach fuhr er zu einem Privatanwesen.

„Parken sie etwas abseits!“, befahl sie dem Fahrer zischend, dann stieg sie aus und verschaffte sich ein Bild von der Lage, doch sie war sich nun sicher, dass dies die Zielperson war. Dies war Alkarin Scarwai, Mitglied des Rootai. In dem Umschlag steckten wirklich sämtliche Informationen, die für Bajj wichtig waren.

~[Umbara - Hauptstadt - innere Bezirke - etwas entfernt vor dem Anwesen von Strago Sihin]~ Bajj Angan allein
 
[ Umbara - Hauptstadt - innere Bezirke - Anwesen von Strago Sihin - Eingangshalle ] Alkarin, Gäste und Diener (NPCs)

Seine Gegner hatten ihn in hinters Licht geführt.

Wäre die Situation nicht so ernst und Alkarin Scarwai ein Lebewesen mit deutlich ausgeprägteren Sinn für Humor gewesen, hätte er nun über diesen Gedanken lächeln können. Denn wie sollte man einen Angehörigen einer Spezies, die sich perfekt darauf verstand, ohne Licht auszukommen, eben hinter jenes führen? Die angeborene ultraviolette Sicht verschaffte es dem Umbaraner die Möglichkeit, auch ohne Lichtstrahlen, die im normalen Spektrum lagen, die Umgebung vor sich klar zu erkennen. Fast konnte man davon sprechen, dass er einen Witz gemacht hatte. Zumindest in Gedanken.

Doch das war dem hochgewachsenen Glatzkopf in diesem Moment herzlich egal. Er starrte mit seinen goldenen Augen von der großen Freitreppe, die von der Eingangshalle des gigantischen Anwesens in den Ballsaal führte, ohne ein fixes Ziel zu haben in die Menge unter sich und dachte nach. Die Hände hatte er zu beiden Seiten in das marmorne Treppengeländer gekrallt, sodass sie noch weißer wirkten, als sie sonst schon waren. Jeder der Diener, die mit ihren Getränken oder kleinen Speisen auf ihren Tabletts umherhuschten, machten einen großen Bogen um die imposant gekleidete Gestalt, die schon so wirkte, als würde sie jede Ablenkung von ihrer meditationsartigen Grübelei mit dem Tod bestrafen. Die Gäste, die im Rang deutlich unter dem obersten Diplomaten des Rootai standen, wagten es auch ohne die bedrohliche Miene von diesem nicht, ihn offen anzusprechen. So war Alkarin trotz der vollen Halle doch in irgendeiner Weise allein mit sich und seinen Gedanken. Einen Kellner, der sich doch einmal traute, ihn anzusprechen, wurde sofort bestraft.

"Mylord, kann ich Ihnen einen corellianischen Cognac anbieten? Neuester Jahrgang, hervor..."

Der Blick, mit dem er daraufhin betrachtet wurde, ließ den Diener mit sofort verstummen und die Flucht antreten und in der Menge verschwinden. Der hohe Diplomat sah wieder in die Eingangshalle vor sich und ging noch mal seine jetzige Lage durch.

Zusammenfassend konnte man sagen, dass es nicht gut um seine Position an diesem Abend stand. Seine Gegner im Rootai, dem höchsten Regierungsrat dieses Sektors, hatten sich scheinbar wieder einmal versammelt, um einen gezielten Schlag gegen den Familienclan der Scarwais durchzuführen. Das jetzige Oberhaupt von diesem fühlte sich stark an den ersten Untergang seiner Familie vor einigen Jahren erinnert, als sie schon einmal gestürzt worden waren. Sein Vater und seine Mutter waren ermordet worden und sein Bruder aufgrund fadenscheiniger Argumente inhaftiert und das, obwohl sie damals noch mehr Verbündete um sich geschart hatten, als dieses Mal. Heute verfügte Alkarin, der sich stark proimperial profiliert hatte und nun unter dem gesteigerten Machtzuwachs der Neuen Republik in der gesamten Galaxis zu leiden hatte, nur noch über wenige Gleichgesinnte. Der meiste Teil unterstützte diese widerlichen Heuchler um Strago Sihin und Xam Arlos, die eine neutralistische Außenpolitik verfolgten und damit auf der sicheren Seite standen. Ebenso natürlich ihre Speichellecker und sogenannten "Verbündeten". Und nachdem alle politischen Feinde des jungen Umbaraners sich wieder zusammengetan hatten, war es an der Zeit, sich irgendwelche Gegenmaßnahmen zu überlegen. Seinen Posten verlieren oder sogar sterben wollte Alkarin beileibe noch nicht.

Doch in genau einer solchen prekären Lage fiel ihm einfach kein rettender Gedanke ein. Er konnte nicht einfach an die Öffentlichkeit gehen und diese von dem Plan seiner Feinde informieren, denn das würde gar nichts nützen. Ebenso wenig konnte er versuchen, einen Schlag gegen die andere Seite zu führen, indem er ein Mitglied des Rootai oder andere wichtige Feinde in hohen Positionen vor den Medien bloßstellte oder einen Auftragsmörder auf die Schnelle beauftragte. Leider hatte er nun keine stichhaltigen Politaffären in der Tasche und mit der Black Sun verstand er sich nach der Ermordung seiner Eltern durch eben diese nicht so gut. Um genau zu sein, hasste er das Verbrechersyndikat abgrundtief. Somit verbaute er sich durch seine eigenen Gefühle diese Optionsmöglichkeit. Der ganz in rot gekleidete Umbaraner wusste dies und eigentlich war es ihm zuwider, von Gefühlen geleitet zu werden. Aber Prinzipienfestigkeit musste man ihm in dieser Hinsicht schon zugestehen. Einen unabhängigen Auftragskiller zu bestellen dauerte in dieser Situation einfach zu lange, als dass dieser noch entscheidend etwas würde ändern können.

Somit blieben Alkarin nur noch wenige Möglichkeiten. Den einzigen großen Vorteil, den er gegenüber Sihin und seinen Handlangern besaß, war die Beliebtheit bei dem gemeinen Volk. Gut, viel würde dieses nicht unternehmen, um ein Mitglied des Rootais zu retten. Schließlich war die Furcht vor den Ordnungshütern der umbaranischen Regierung, die wirklich äußerst stark gegen Aufstände des Pöbels ausgerüstet waren, immer noch größer als irgendeine Begeisterung für ein hohes Tier, das eben dem verhassten Regime angehörte. Denn schließlich bestand die umbaranische Gesellschaft ja immer aus Beherrschern und Herrschern.

Aber vielleicht würden einige Bürger mit ihren Blastern zu ihm halten, wenn er ihnen Geld versprach und dann konnte ein Volksaufstand mit ihm an der Spitze die alten Eliten aus deren Amt fegen. Zugleich musste er sich jedoch eingestehen, dass das ein wahnsinniger Plan war. Wie hoch waren die Erfolgsaussichten? Er brauchte unbedingt noch einen weiteren Verbündeten, eine Gruppe, die seine Position ungeheuerlich stärken würde.

Mit einem Ruck stieß sich der höchste Diplomat Umbaras von dem Treppengeländer ab. Die um ihn herum stehenden Lebewesen zuckten wegen der plötzlichen Bewegung überrascht zusammen, während Alkarin sich umwandte und zu dem riesigen Gartenkomplex eilte, in dem es zu dieser Zeit bestimmt ruhiger zugehen würde. Gäste, die ihm auf dem Weg begegneten und sicher gerne mit ihm gesprochen hätten, ignorierte er einfach oder bedeutete er mit einem Wink, aus dem Weg zu gehen. So kam der Kahlköpfige recht ungestört zu einer breiten Glasfront, die zum Garten hinausführte. Davor gab es eine große Terrasse, die - wie erwartet - relativ leer war. Nur einige Falleen, die sich heftig mit einem Gran stritten, standen direkt an dem Eingang zum gewaltigen Hauptgebäude. Genauso war es dem in die Ecke getriebenen Umbaraner recht. Ein geheimes Gespräch führte man nicht gerne in Gesellschaft zahlreicher Zuhörer.

Nachdem er sich noch einmal vergewissert hatte, dass die dreiäugige Alien die geschuppten Falleen immer noch beschäftigte und keine weiteren ungebetenen Zuhörer vor Ort waren, holte Alkarin ein Com-Gerät aus seiner rubinroten Robe und wählte die Nummer des Anführers seiner persönlichen Leibwache. Mit kratziger Stimme meldete sich der von ihm exzellent besoldete Umbaraner.

"Sie wünschen, Mylord?"

"Kommen Sie sofort mit drei Ihrer besten Männer zu mir, ich denke, dass ich nicht lange mehr alleine bleiben werde. Beordern Sie zudem wieder die Limousine zum Eingang. Mir ist die Lust an dieser Party vergangen."

"Wie Sie wünschen, Mylord."

Einer der reichsten Männer in diesem Sektor beendete das Gespräch. Dass seine Bodyguards unverzüglich einen Weg zu ihm finden würden, stand für ihn außer Frage. Falls der Sicherheitsdienst dieses Anwesens sie nicht hereinlassen würde, würden sie diesen entweder niederschießen oder auf einen anderen, inoffizielleren Weg hineinkommen. Ihr Arbeitgeber hoffte, dass seine Soldaten die zweite Möglichkeit bevorzugen würden, da es ansonsten ziemlichen Stress mit Strago Sihin geben würde. Und das, bevor es ihm lieb sein konnte. In Gedanken versunken schaute der Umbaraner in die für ihn nicht undurchdringbare Dunkelheit.

[ Umbara - Hauptstadt - innere Bezirke - Anwesen von Strago Sihin - Gärten - Terrasse ] Alkarin, einige Gäste (NPCs)
 
[ Umbara-Sektor – Umbara - Hauptstadt – Höchste Behörde des Äußeren – Arbeitszimmer des Außenministers ] Alkarin

Grübelnd saß der hohe Minister des Äußeren in seinem herrschaftlichen Sessel und blickte stumpfsinnig an die Wand. Mit seiner Rechten massierte er seine kahle Schläfe, während seine Linke loose zu Boden fiel. Ohne zu blinzeln oder irgendeinen Gesichtsausdruck, völlig emotionslos verfolgte er die feine Maserung des Obsidiangesteins, aus dem die gesamte Wandvertäfelung gestaltet worden war. Das schaffte zugegebenermaßen einen etwas düsteren Flair, doch schluckte es alles unnötige Licht und entlastete somit die überempfindlichen Augen des Umbaraners. Das einzige Licht kam von einer schwach glühenden Deckenbeleuchtung, die jedoch so konstruiert war, dass die Lichtquelle auf die Decke strahlte, sodass es im gesamten Zimmer dämmrig war. Neben den feinen weißen Maserungen im Obsidian war der einzige Farbtupfer im Raum der strahlend weiße Tisch aus Alabaster, der sich ungemein stark von der Umgebung abhob. Durch zwei hohe, spitz zulaufende Fenster sah man hinaus auf die düstere Silhouette der umbaranischen Hauptstadt, wobei eine ebenso schwarze Büste eines längst verstorbenen, aber enorm wichtigen Vorgängers vor ihnen stand. Insgesamt machte das gesamte Büro einen surrealen Eindruck auf den Eintretenden, egal, ob Diener, Ministerialbeamter, Gast oder Außenminister. Selbst dieser hatte sich noch nicht mit seinem Dienstbüro angefreundet, obwohl er schon seit einiger Zeit hier arbeitete. Sein Vorgänger hatte offenbar einen etwas komischen Geschmack gehabt, was ihm jedoch bei der Hinrichtung wegen Hochverrats nicht viel genutzt hatte. Noch immer erinnerte sich Alkarin, der diese mit eingefädelt hatte, mit Freuden an die Schmerzensschreie, die sein Widersacher unter der winzigen Zuhilfenahme der Elektro-Manschetten ausgestoßen hatte, als er seine Schandtaten gestanden hatte.

Nun allerdings musste der junge Kahlköpfige darauf aufpassen, nicht selber mit diesen unschönen Armreifen oder sogar mit dem Brennen bestraft zu werden. Seit der Feier bei Strago Sihin, auf der alles seinen unrühmlichen Lauf genommen hatte, war schon ein Monat vergangen, doch die Auflösungserscheinungen seiner politischen Front waren immer deutlicher zu spüren. Im Rootai hatte seine inoffizielle Fraktion den kompletten Anschluss an die neutralistisch-nationalistische Gruppe unter dem Premierminister verloren. Selbst zum stellvertretenden Premierminister, einem Posten, auf den traditionell der Außenminister Platz nahm, war er nicht mehr gewählt worden. Eine offene Blamage, die in den Medien und in der Öffentlichkeit breit getreten worden war. Und als seine wichtigste Verbündete und Schwester auf mysteriöse Weise von Umbara geflohen war, war seine eigene Schwäche offenkundig zu Tage getreten. Obwohl es auch am Tag hier nicht wirklich hell wurde, musste er jeden Augenblick damit rechnen, dass Sicherheitsbeamten des Staatsdienstes in sein futuristisches Zimmer kamen und ihn verhafteten. Und das erste Mal in seinen Leben hatte er keine Idee, wie er aus seiner Bredouille kommen sollte. Nach dem Tod seiner Eltern hatte er gewusst, was er machen sollte. Nach der Verhaftung seines Bruders hatte er gewusst, wie er reagieren sollte. Doch nun saß er wie ein Haufen Bantha-Mist in seinem Zimmer und grübelte vor sich hin. Eine einzige Tragödie.

Schließlich riss er sich von dem hypnotischen Anblick der weißen Maserung los und drückte auf ein kleines Hologerät, um seine Sekretärin zu kontaktieren. Ihre sitzende blaue Silhouette wurde sichtbar. Schön sah sie aus, für umbaranische Maßstäbe zumindest. Doch Alkarin misstraute dem Schönen. Hinter der Fassade der Ästhetik verbarg sich zumeist die Fratze der Heimtücke, hatte er gelernt. Doch für einfache Büroaufgaben konnte er sie locker konsultieren.

„Ja, Mister Scarwai, womit kann ich Ihnen dienen?“

Ihre Stimme war zu hoch, um irgendwie ästhetisch zu sein. Wieder so eine Sache, die er nicht wirklich an ihr schätzte.

„Schicken Sie mir die Botschafterin der Neuen Republik hoch. Ich denke, ich habe sie lange genug warten lassen.“

Ohne ein weiteres Wort erlosch der Holoprojektor und mit ihm auch die blaue Gestalt im Raum. Holoprojektionen strengten die Augen des Außenministers jedes Mal unglaublich an, sodass er wieder zufriedener war, als der Raum sich wieder in das gewohnte Dämmerlicht legte. Kurz rieb er sich seine Augen, kontrollierte die perfekte Faltenschlagung seiner Robe und stellte sich - mit einem Lächeln bestückt – in die Nähe des recht großen Raumes. Nun endlich, nach einer halben Stunde Wartezeit, würde er sich kurz mit der Botschafterin unterhalten. Natürlich nicht zu lang, überlegte er, während seine Visgura-Kette abwesend durch seine Hände floss. Schließlich konnte er ihre Tiraden wegen seiner unklaren, eher proimperialen Haltung nicht lange anhören ohne selber ausfällig zu werden und sie des Zimmers zu verweisen. Wenn er etwas hasste, war es irgendein Widerspruch zu seiner eigenen Meinung. Schon gar nicht von der Botschafterin solch einer Gleichmacher-Republik.

Schließlich betrat sie auch den Raum, nachdem sich die Türe geräuschlos geöffnet hatte. Sofort musste Alkarin auf den Boden blicken und bedauerte sofort, die Botschafterin vorgelassen zu haben. Das Etwas, was da vor ihm stand, war überaus hässlich, konnte niemals mit der dunklen Eleganz der Umbaraner mithalten. Wieso hatte die Republik jemand in diesen Sektor geschickt, der so wenig in diesen passte? Fast schon wie ein Yava auf Mustafar. Oder wie ein Hutte auf Bespin. Jedoch lächelte der Außenminister einfach weiter. Dieses Geschäft war sein Metier, Verrat, Komplott, Intrige. Mit diesen Dingen kannte er sich aus. Intrige, Komplott, Verrat, das waren die Bereiche, in denen er sich sicher fühlte.

„Ah, Miss VeNee. Ich bin wirklich zutiefst betrübt darüber, dass ich Sie nicht früher empfangen konnte, aber Sie wissen ja, die Amtsgeschäfte müssen erfüllt werden und die diplomatischen Kanäle schlafen nie. Aber nichtsdestotrotz freut es mich, dass Sie so lange gewartet haben.“

Er drehte sich etwas und ging gemessenen Schrittes in Richtung des weißen Tisches. Davor war sogar ein Sessel für Gäste aufgebaut, jedoch war dieser viel zu groß für die ungebetene Besucherin.

„Kann ich Ihnen irgendetwas zu trinken anbieten? Daruvvianischer Sekt? Sullustanischer Gin? Corellianischer Cognac? Der war sogar besonders schwer zu bekommen in diesen unruhigen Zeiten.“

Ein kleiner Stich auf die wirtschaftlichen Folgen des militärischen Vorstoßes der republikanischen Flotte konnte er sich nun doch nicht verkneifen. Sein Lächeln wurde noch eine Spur breiter.

„Aber setzen Sie sich doch und sagen mir, was ich für Sie tun kann.“

[ Umbara-Sektor – Umbara - Hauptstadt – Höchste Behörde des Äußeren – Arbeitszimmer des Außenministers ] Alkarin, Xuri VeNee
 
[Umbara | Hauptstadt | Höchste Behörde des Äußeren | unterwegs zum Arbeitszimmer des Außenministers] Xuri VeNee (NPC)

Xuri VeNee blickte nicht auf die Uhr, als ihr endlich erlaubt wurde, das Büro des Außenministers aufzusuchen. Sie wusste auch so, dass sie über dreißig Minuten gewartet hatte. Aber darauf hatte sie sich schon eingestellt. Die Politik aller Planeten und Völker folgte gewissen gemeinsamen Grundregeln, doch sie hatte überall auch ihre Besonderheiten und eigenen Facetten. Einen Gast warten zu lassen, auch oder insbesondere wenn er einen hohen Rang innehatte, gehörte eigentlich zum Grundrepertoire. Es symbolisierte die eigene Stellung und die Wichtigkeit der eigenen Tätigkeit. Alkarin Scarwai, der neue Außenminister, würde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf unaufschiebbare Pflichten verweisen. Und sie würde es lächelnd akzeptieren. Es gehörte zum ›Vorspiel‹.

Im Lift hatte Xuri noch einmal die Möglichkeit, ihr Äußeres zu überprüfen. Eine Frisur, deren Sitz sie korrigieren müsste, hatte sie nicht, und sie trug auch kein Make-Up, das beschädigt werden könnte. Somit beschränkte sich ihre Aufmerksamkeit auf ihre Kleidung. Eigentlich fühlte sie sich nackt am wohlsten, und wann immer es möglich war, verzichtete sie auf die Hüllen. Doch solange sie in offizieller Funktion unterwegs war, hatte sie diese Möglichkeit nicht. Wie den meisten humanoiden Spezies, galt auch den Umbaranern Nacktheit als unschicklich. Die Etikette war der wichtigste Grund dafür, dass sie sich verhüllt hatte. Der zweite Grund war, dass Kleidung sehr viel ausdrücken konnte: Es fügte dem nonverbalen Teil der Kommunikation eine machtvolle Facette hinzu. Sie hatte sich für eine dunkle Robe aus langem, üppig wallendem Stoff entschieden und damit einen Stil gewählt, der dem Geschmack der Umbaraner entsprach. Das gab der Xamsterin die Möglichkeit, ihr Aussehen ein klein wenig weniger fremdartig zu machen. Allerdings konnte kein noch so gut geschneidertes Gewand die offensichtlichen Unterschiede zwischen ihrer Spezies und den Einheimischen wirklich ausgleichen. Weder ihr reptilienhaftes Gesicht mit dem gekrümmten, spitzen Schnabel und den riesigen Ohren, noch die großen, vierfingrigen Füße, für die es in der ganzen Galaxis keine passenden Schuhe gab, wurden von den Textilien verdeckt. Zudem war sie kaum mehr als einen Meter groß. Ein Geschöpf, dessen Grundbauplan aus einem Rumpf, einem Kopf, zwei Armen und zwei Beinen bestand, konnte sich von den fastmenschlichen Umbaranern kaum noch deutlicher unterscheiden. Äußerlichkeiten waren wichtig in der Politik. Akzeptanz durfte sie dank ihrer Andersartigkeit nicht erwarten, doch Xuri wusste, dass sie auch ihre Vorteile hatte. Sie repräsentierte die Neue Republik, indem sie schon auf den ersten Blick deutlich machte, dass die unterschiedlichsten Spezies dort gleichberechtigt miteinander lebten. Ein Prinzip, das viele Umbaraner nicht verstanden, aber nichtsdestoweniger eines, das der Republik und auch der Botschafterin sehr wichtig war.

Noch etwas führte sie auf ihre auffällige Erscheinung zurück: Dass sie in der Zeit auf Umbara noch nicht Opfer von Intrigen geworden war. Sie wirkte so andersartig, dass man sie offenbar nicht als Teil des allgemeinen Ränkespiels um Macht und Posten betrachtete. Es war ihr ganz recht, dass sie dabei außenvor gelassen wurde, denn die Umbaraner kannten kaum ein Pardon gegenüber ihren Gegnern. Soweit sie wusste, war Alkarin Scarwai da keine Ausnahme. Die Methoden, die man auf dieser Welt teils verdeckt, teils auch ganz öffentlich anwandte, wirkten auf Außenstehende oft sehr abschreckend. Aber Xuri VeNee war lange genug hier, um das System dahinter zu durchschauen und zu begreifen, dass dieser rücksichtslose Machtkampf keineswegs nur blindes Hickhack war, sondern einen festen Platz in der umbaranischen Tradition hatte und tief in ihrer Kultur verankert war. Als barbarisch empfand man es nur deshalb, weil der ganze Planet und seine Bewohner sowieso einen düsteren, mysteriösen Eindruck machte. Am hapanischen Königshof beispielsweise herrschten weit schlimmere Zustände, doch dort, in all dem Glanz und Prunk, nahm man Verrat und Intrige ganz anders wahr.

Die Botschafterin hatte sich jedenfalls mit den Besonderheiten der umbaranischen Kultur abgefunden und mit ihnen arrangiert. Sie hatte sich daran gewöhnt, dass politische Ämter häufiger neu besetzt wurden als in anderen Staatsgebilden. Und dass Absetzungen manchmal auf radikalere Weise passierten. Sie hatte schon mehr als einen Premierminister erlebt und auch mehr als einen Außenminister. Alkarin Scarwai bisher war ein weitgehend unbeschriebenes Blatt für sie und es war gut möglich, dass auch er nicht lange auf seinem Posten bleiben würde. Was für sie nur bedeutete, dass sie dann versuchen musste, mit einem anderen zusammenzuarbeiten, ebenso wie es auch jetzt der Fall war.

Doch dies war nicht nur ein Antrittsbesuch.

Das Büro des Außenministers hatte sich nicht verändert, seit sie das letzte Mal hier gewesen war. Es war noch immer ein düsteres, steinernes Loch, das eher einer Höhle ähnelte als einem Arbeitszimmer. Beim ersten Mal hatte es etwas einschüchternd auf sie gewirkt, doch mittlerweile hatte sie sich auch daran gewöhnt.

Wie erwartet bedauerte Scarwai die Wartezeit und begründete sie mit seinem vollen Terminkalender, zugleich bedankte er sich dafür, dass sie gewartet hatte. Nunja, natürlich hatte sie das - schließlich wollte sie etwas von ihm. Ihre Begegnung war also asymmetrisch: Er hatte sich über sie gestellt und sie hatte ihn auf dieser Position bestätigt.


»Um so mehr danke ich Ihnen, dass Sie ein wenig Ihrer kostbaren Zeit für mich erübrigen können, verehrter Minister«, antwortete sie glatt.

Dankend nahm sie Platz (was bedeutete, dass ihre krallenbewehrten, grünhäutigen Füße weit über dem Boden baumelten) und nahm auch ein Glas Sekt entgegen. Vorsichtig nippte sie an dem Kelch aus geschliffenem, düsterem Rauchglas. Nicht weil sie befürchtet hätte, dass man sie vergiften könnte, sondern einfach deshalb, weil sie alkoholische Getränke nicht besonders mochte. Doch einen Willkommenstrunk auszuschlagen, galt in keiner ihr bekannten Kultur als besonders höflich.

»Ich möchte Sie zunächst zu Ihrem Amtsantritt beglückwünschen und Ihnen im Namen der Neuen Republik eine lange und erfolgreiche Amtszeit wünschen. Ich hoffe, dass wir ebenso konstruktiv zusammenarbeiten werden, wie das mit Ihrem Vorgänger der Fall war.«

So außerordentlich konstruktiv war sie eigentlich nicht gewesen, aber der Satz war eine nette Verklausulierung dafür, dass man es in Zukunft ja besser machen konnte. Und dass die Botschafterin die Schuld nicht bei sich selbst sehen würde, wenn es nicht funktionierte.

»Ich hoffe, dass Sie schon die Gelegenheit hatten, sich einzugewöhnen, denn es wird sicherlich nicht lange dauern, bis schwierige Aufgaben besonnene und geschickte Lösungen erfordern werden.«

Mehr als eine Prophezeiung. Xuri wusste es. Denn sie brachte eine solche Aufgabe mit.

»Man hat mich von höchster Stelle beauftragt, mit einem besonderen Anliegen an Ihre Regierung heranzutreten, und ich bin der Überzeugung, dass Sie der beste Ansprechpartner dafür sind. Es handelt sich um eine Angelegenheit, die für die Neue Republik und vielleicht auch für die ganze Galaxis von großer Wichtigkeit ist und ich hoffe, dass Sie in Ihren und Umbaras Händen gut aufgehoben sein wird. Eine Angelegenheit, die vorerst noch nicht allzu bekannt werden sollte, wie ich hinzufügen möchte.«

Die Umbaraner waren gut darin, Geheimnisse zu bewahren. Aber sie waren ebenso gut darin, sie an der richtigen Stelle preiszugeben, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Doch gab es irgendeinen Ort in der Galaxis, wo es nicht so war?

»Mit Sicherheit haben Sie schon erfahren, dass kürzlich ein Waffenstillstand zwischen der Republik und dem Imperium zustande gekommen ist. Bei den Verhandlungen wurde auch beschlossen, dass baldmöglichst eine Friedenskonferenz stattfinden soll, um über die Möglichkeit eines dauerhaften Friedens zu sprechen. Zum ersten Mal seit vielen Kriegsjahren sieht es so aus, als könnte der Konflikt vielleicht mit diplomatischen Mitteln beigelegt werden.

Allerdings wird es ein weiter Weg sein, bis das gegenseitige Misstrauen überwunden ist. Deshalb haben die Abgesandten sich darauf geeinigt, die Konferenz auf einer neutralen Welt abzuhalten, einer, der beide Seiten vertrauen, und die auch in der Lage ist, die nötige Infrastruktur und Sicherheit einer solchen Veranstaltung zu gewährleisten. Dabei wurde schnell der Name Ihres Heimatplaneten ins Gespräch gebracht.

Minister Scarwai, glauben Sie, Ihre Regierung könnte sich bereit erklären, diese große Verantwortung auf sich zu nehmen und als Gastgeber der Friedensgespräche zu fungieren?«


[Umbara | Hauptstadt | Höchste Behörde des Äußeren | Arbeitszimmer des Außenministers] Xuri VeNee (NPC), Alkarin Scarwai
 
[ Umbara-System – Umbara – Hauptstadt – Höchste Behörde des Äußeren – Arbeitszimmer des Außenministers ] Alkarin, Xuri VeNee

Alkarin liebte den Himmel über Umbara. Diese Düsternis, diese Dunkelheit, diese fast undurchdringbare Nacht. Wirklich hell wurde es hier nie, doch war genau diese Tatsache die entscheidenste, weshalb er dieses Firmament so sehr liebte. Einige Sterne waren zu sehen, doch durch den lichtundurchlässigen Nebel um den Schattenplaneten waren sie kaum auszumachen und nur winzige Punkte erhellten die Schwärze. Schwärze, die sich auch auf die Gedanken der hiesigen Bewohner gelegt hatte. Schwärze, die so charakteristisch für das Volk von Umbara war.

Leider hatte er nur einen kurzen Blick durch die hohen Fenster werfen können. Diese nervige Botschafterin erwartete schließlich, dass er ihr wenigstens einige Augenblicke seine Aufmerksamkeit schenkte, bevor er sie mit irgendeinem nebensächlichen Grund davonscheuchte. Die Etiquette verbot ihm ein zu scharfes Auftreten. Sollte es so sein. In seiner jetzigen Situation hatte er sowieso keine andere Chance, als sich mit allen Personen von Macht gut zu stellen, um wenigstens einen kleinen Fitzel davon zu behalten. Und auch wenn die Neue Republik sich aus dem Gezänke und Intrigendschungel bisher wohlweißlich herausgehalten hatte, konnte er sie nicht dazu ermuntern, dies auf der Seite seiner Gegner bald zu tun. So ließ er sich auch zu keinem Kommentar hinreißen, als sich dieses stümpferhafte Wesen auf den viel zu großen Sessel niederließ, wobei sein Lächeln um einen kleinen Deut breiter wurde.

Nichtsdestotrotz konzentrierte er sich nun vollends auf seine Gesprächspartnerin. Nicht, weil sie irgendetwas Interessantes zu sagen hätte, im Gegenteil: Die Höflichkeitsfloskeln aus ihrem Mund waren wirklich nur das, was die Etiquette erwartete. Vielmehr interessierte ihn nicht ihre gesprochenen Worte, sondern die, die stumm in ihrem Kopf verschlossen waren. Gedankenlesen war wirklich eine herausragende Eigenschaft jedes Umbaraners, die auch erst zu ihrer großen Gefährlichkeit und Heimtücke führte. Sicher, weniger schlaue Individuen seiner Spezies waren nicht so ausgeprägt in der Lage, Gedanken anderer zu lesen und zu kontrollieren. Doch er war nicht umsonst in eine so hohe Stellung gekommen.

Zu Anfang waren Gedanken von VeNee sehr verschwommen und konfus, aber es war offensichtlich, dass sie eine wirklich dringliche Sache verschwieg, die ihr auf der Zunge brannte und von äußerster Wichtigkeit waren. Während der Gesichtsausdruck des Außenministers immer noch unaufdringlich-freundlich war, arbeitete sein Gehirn fieberhaft. Was konnte dies sein? Zugegebenermaßen, es gab sicher eine Neuigkeit, die wirklich wichtig war, doch diese war ihm schon vom Geheimdienst mitgeteilt worden. Die Waffen schwiegen an den Fronten des Corellian Runs und würden offenbar nicht sofort wieder ihre zerstörerische Kraft sprechen lassen. Schlimm genug, gab dies doch die Möglichkeit, dass sich eine der Großmächte auf das vergleichsweise kleine Umbara stürzte. Doch musste der Botschafterin nicht klar sein, dass er diese Nachricht nicht schon wusste?

Natürlich war ihr es klar, sie sprach es sogar aus. Ihm gegenüber war die Xamster recht neutral eingestellt, augenscheinlich hatte sie noch nicht von seinen Präferenzen gehört, wobei dies eigentlich ziemlich offenbar war. Nichtsdestotrotz kam sie zu Alkarin, um über eine Angelegenheit von galaxisweiter Tragweite zu sprechen. Dies hörte sich wirklich verlockend an. Da es sowieso keinen Vorteil mehr brachte, Gedanken, die sie sowieso aussprechen würde, weiter zu verfolgen, erhob er sich aus dem schwarzen Sessel und schaute wieder auf die Stadt hinaus, während er die ungeheuerlichen Nachrichten hörte, die VeNee ihm mitzuteilen hatte. Eine Friedenskonferenz, hier auf Umbara, zwischen den beiden Großmächten der Galaxis, dem Galaktischen Imperium und der Neuen Republik? Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Innerlich schalt er sich einen Narren, dass er nicht weiter die Gehirnströme der kleinen Botschafterin verfolgt hatte. Dann wäre ihm jetzt diese wahrlich überrumpelnde Überraschung erspart geblieben. Ein Glück stand er mit dem Rücken zum Tisch und mit der Vorderseite zu den Fenstern, sodass die Xamster nicht mitbekam, wie sich seine Gesichtszüge anspannten und dann wieder entspannten und wieder zu dem Lächeln wurden, welches er eigentlich immer aufgelegt hatte. Die Ausmaße dessen, was sich hier gerade ereignete, waren einfach zu groß und hatten ihn mit einem Male getroffen.

Welche Auswirkungen solch eine Konferenz auf sein eigenes Überleben – politisch wie biologischer Art – haben würde, waren wohl unermesslich groß. Erstens wurde so ein Angriff auf ihn persönlich erst einmal in weite Ferne gerückt. Nicht einmal seine ärgsten Feinde würden es wagen, vor den Augen der gesamtgalaktischen Öffentlichkeit ein Attentat oder einen Putsch durchzuführen. Schließlich war er der offizielle Repräsentant Umbaras nach außen und würde dieses wohl auch bei einer Konferenz, die vielleicht Wochen, Monate, Jahre dauern konnte, vertreten. Jahre, Monate, Wochen, die er – zweitens – dazu benutzen konnte, wieder zu erstarken. Seine Position innerhalb des Machtgefüges dieses Planeten würde sich wieder sprungartig verändern, wieder hinauf in alte Gefilde. Womöglich konnte er sogar die Macht seiner Rivalen – Strago, Arlos und wie sie alle hießen – wieder beschränken. Und drittens würde er so die Möglichkeit haben, direkt mit imperialen hohen Vertretern über engere Bindungen zwischen dem Imperium und Umbara zu sprechen, nachdem diese ihm erst einmal im innenpolitischen Machkampf den Rücken gestärkt hätten. Sicherheit, Macht, Zukunftsmöglichkeiten: Er musste diesen Wink des Schicksals auf alle Fälle ergreifen.

Nun jedoch nicht überstürzen. Alkarin war hier im Sumpf der Politik, der Diplomatie. Da gehörte es immer dazu, sich teurer zu verkaufen, als man eigentlich war. Er drehte sich wieder zu seinem Gast um und setzte sich diesem gegenüber.

„Zuerst einmal danke ich Ihnen für Ihre Glückwünsche. Ich denke, wir werden gut zusammenarbeiten, sodass wir den Probleme und Unsicherheiten, die diese Galaxis in sich birgt, zusammen begegnen können. Die Neue Republik und Umbara waren und sind eng vernetzt, wirtschaftlich, als auch politisch.“

Natürlich eine Lüge, Umbara lag recht abseits der üblichen Handelswege, die republikanische Kaufleute benutzten. Viel eher arbeitete man hier mit imperialen Staatsangehörigen zusammen. Doch schöne Worte waren neben Durchsetzungsvermögen alles, was in der Diplomatie zählte.

„Des Weiteren muss ich wirklich gestehen, dass mich Ihre Offerte überrascht. Nie und nimmer wäre mir in den Sinn gekommen, dass Ihre Unterhändler zusammen mit denen des Imperiums unsere bescheidene Welt dazu auserwählen würden, Pate einer solch wichtigen Unterredung zu werden.“

Sein Gesichtsausdruck war immer noch normal, wie immer hatte er sie vollkommen unter Kontrolle. Nicht so wie gerade vor dem Fenster. Es wäre ein Zeichen von Schwäche gewesen, dies der Botschafterin zu zeigen.

„Es freut mich stellvertretend für mein gesamtes Volk, dass wir ein so großes Vertrauen unter beiden Seiten genießen. Nichtsdestotrotz muss ich Sie jedoch fragen, welche Vorteile dies für Umbara zu bieten hätte. Schließlich bin ich in erster Linie dem Wohle meines Volkes verpflichtet.“

Oder eher seinem eigenen...

[ Umbara-System – Umbara – Hauptstadt – Höchste Behörde des Äußeren – Arbeitszimmer des Außenministers ] Alkarin, Xuri VeNee
 
[Hyperraum :: nach Umbara :: Lambda-Shuttle samt Eskorte :: Passagierraum :: Lieutenant Colonel Hojal Nashay und restliche Gesandtschaft]​

Sodbrennen. Inzwischen wütete der Schmerz nicht nur hinter seinem Brustbein, sondern kroch auch allmählich seinen Hals nach oben. Irgendwie fühlte sich Hojal Nashey vom Unglück verfolgt. Denn sein glühender Eifer für das glorreiche Galaktische Imperium, der ihm am Ende eine Karriere beim Diplomatic Corps beschert hatte, hatte ihm in diesem Fall einen Direktflug nach Umbara – oder wie er meinte: ins Ungewisse in den Ghost Nebula – verschafft. „Gefangen“ in einem Lambda-Shuttle und lediglich von drei zusätzlichen Xg-1 Starwings eskortiert, war der unglückliche Anaxsi, der laut imperialer Statuten den Rang „Lieutenant Colonel“ trug, vom sicheren Commenor aus gestartet. Bis Zeltros folgte die kleine Gesandtschaft um den imperialen Botschafter bloß der Trellen Trade Route. Danach wechselte man auf den Great Kaschyyyk Branch.

Nashey stöhnte leise. Irgendwie bekam ihm die Reise nicht. Oder lag es an der Bürde, die man ihm mit dieser Mission quasi auferlegt hatte? Bisher hatte er sich eher um kleine, unbedeutende Systeme gekümmert, die irgendwo an das imperiale Territorium grenzten und sich allein durch das Androhen einer militärischen Intervention seitens der Imperialen Armee eingliedern ließen. Ja, so verstand der Lieutenant Colonel das Dasein des Diplomatic Corps: Als imperialer Botschafter pries man solange die mannigfaltigen Vorteile einer freiwilligen Zugehörigkeit im Imperium an bis der Gegenüber nur noch das Rufen kampfbereiter Bodentruppen als allerletzte Möglichkeit übrig ließ. „Die Planeten zu ihrem Glück zwingen“ – so nannten die Ausbilder der Anaxes Citadel dieses Vorgehen salopp. Der Mensch, dessen Haar über die Jahre kreisrund ausgefallen war, blickte flüchtig zu seiner linken und dann zu seiner rechten Seite.

Links neben ihm saß sein langjähriger Sekretär, ein einfacher Angestellter der Verwaltung. Vor dem Start hatte rechts neben ihm ein Neimoidianer, ein Vertreter der semi-freien Handelsförderung, Platz genommen. Aufgrund von Erfahrungswerten ging der Botschafter davon aus, dass das Imperium die Politik der Umbaraner mit exklusiven Handelskonditionen gefügig machen wollte. Schließlich war die Rebellion ihnen mit einer eigenen, ständigen Vertretung zuvor gekommen, was das Risiko einer Fremdbeeinflussung erhöhte. Ein, ihm unbekannter, Protokollant und zwei wortkarge Soldaten der Infanterie hatten auf der anderen Seite des Shuttles ihre Sitze eingenommen. Sechs Personen für die Sondierung – viel war das nicht. Jedoch schätzten höhere Ebenen und Gremien das Mitspracherecht der Umbaraner in diesen Verhandlungen eh nicht sehr hoch ein. Beide Seiten nutzten den Planeten eigentlich bloß als Garantie für die Sicherheit der eigenen Delegation.

Ein Ruck ging durch das Lambda-Shuttle als man den Hyperraum verließ. Ungestört entfaltete sich das Umbara-System vor dem Pilot und dessen Co-Piloten. Sie hatten die lange Reise gemeistert. Sie hatten ihr Ziel erreicht. Gemäß sämtlichen Regularien und Protokollen funkte die kleine Besatzung der neutralen Macht in diesem Sternensystem den Grund für ihre Anwesenheit und bat gleich darauf um Landeerlaubnis im Raumhafen der planetaren Hauptstadt. Da man das Erscheinen der winzigen Gesandtschaft schon im Vorfeld kommuniziert hatte, ging Nashey von keinerlei Komplikationen bei der Einreise aus. Vor allem da die Imperialen auf jegliche Möglichkeit der Provokation verzichtet hatten, schätzte der Botschafter die Chancen gut ein. So verwunderte es ihn nicht als man höchstens fünf Minuten später seine Einschätzung bestätigte. Ungehindert setzte das Shuttle somit zum Anflug auf Umbara an.

Der Anaxsi, der die übliche schwarze Galauniform des imperialen Militärs sowie eine rote Schärpe als Erweiterung trug, bereitete noch einmal seine Mitreisenden – und natürlich ebenso sich selbst – auf das Treffen mit dem Außenminister der Umbaraner, einen gewissen Alkarin Scarwai, vor. Leider hatten der Imperiale Geheimdienst und das Diplomatic Corps bisher bloß eine recht magere Dichte an Informationen über den politischen Neuling sammeln können. Für Nashey, der zum ersten Mal einen Fuß auf umbaranischen Boden setzen würde, stellte dieser Mangel keinen guten Start dar. Da der Außenminister auf diese Weise ein beinah unbeschriebenes Blatt für ihn war. Somit musste sich der Botschafter am Ende einzig und allein auf sein Gefühl verlassen. War das vielleicht der Grund für sein Sodbrennen? Er wusste es nicht.


[Umbara :: Atmosphäre :: Lambda-Shuttle samt Eskorte :: Passagierraum :: Lieutenant Colonel Hojal Nashay und restliche Gesandtschaft]

[OP: Man kann Nashay gerne in Alkarins Büro auftauchen lassen :)]
 
[Umbara | Hauptstadt | Höchste Behörde des Äußeren | Arbeitszimmer des Außenministers] Xuri VeNee (NPC), Alkarin Scarwai

Im Umgang mit den Umbaranern erwies sich eine besonders geheimnisvolle Fähigkeit dieses Volkes oft als besonders problematisch: Ihr telepathisches Talent. Die Fastmenschen waren irgendwie in der Lage, die Hirnwellen ihrer Gesprächspartner wahrzunehmen. Oder vielleicht hatte es auch mit der Macht der Jedi zu tun, Xuri VeNee wusste es nicht. Jedenfalls war es schwer, einen Umbaraner zu belügen oder ihn zu verheimlichen. Doch es gab eine einfache Möglichkeit, ihnen diesen Vorteil zu nehmen: Ehrlichkeit. Xuri VeNee war deshalb so erfolgreich im Umgang mit den einheimischen Politikern, weil sie selten versuchte, ihnen etwas zu verheimlichen. Das bedeutete natürlich nicht, dass sie mit offenen Karten spielte. Es gab neben der unmittelbaren Lüge noch ganz andere Möglichkeiten, jemanden etwas glauben zu lassen. Man konnte durch geschickte Wortwahl und Andeutungen den Gesprächspartner dazu bringen, von allein falsche Schlüsse zu ziehen. Oder man sprach Dinge so aus, dass der Gegner sie für unwichtig hielt und überhörte. Und das Gegenteil funktionierte auch: Durch die entsprechende Formulierung aus einer Banalität eine bedeutende Angelegenheit zu machen, war ebenfalls keine Lüge. Die Botschafterin verlegte sich in der Regel auf diese Techniken, um sich nicht zum offenen Buch zu machen. Wieviel die Umbaraner letztlich tatsächlich durchschauten, wusste sie natürlich nicht, doch bisher gab der Erfolg ihr recht. Hoffentlich war es auch in diesem Fall so. Zwar gab es keinen Grund, Alkarin Scarwai zu täuschen: Sie sprach das Anliegen der Republik ganz offen aus. Aber nun begann der spannende Teil, das Feilschen. Wenn sie nicht preisgeben wollte, wie weit die Neue Republik wirklich zu gehen bereit war, um Umbara als Ausrichter der Friedenskonferenz zu gewinnen, musste sie um den heißen Brei reden. Denn der Außenminister konnte die Antworten nur aus ihrem Geist extrahieren, wenn er die richtigen Fragen stellte.

»Selbstverständlich erbittet die Republik nichts von Ihrem Volk und seiner Regierung, ohne eine angemessene Gegenleistung anzubieren«, sagte sie. »Natürlich wäre der Staatenbund Umbara zu großem Dank verpflichtet. Eine enge Zusammenarbeit auf dem Weg zum Frieden würde künftige diplomatische Kontakte beeinflussen und könnte sich zum Beispiel positiv auf Handelsvereinbarungen auswirken.«

Das war die Wahrheit. Sollte Alkarin in ihren Gedanken herumstöbern, würde er das merken. Nun ging es darum, ihn nicht zu tief graben zu lassen, damit er nicht auf diese Weise herausfand, um was für Übereinkünfte und welches finanzielle Volumen es sich im Einzelnen handeln könnte. Also sprach VeNee weiter, um von diesem Punkt wegzukommen und ihre sowie seine Gedanken auf etwas anderes zu lenken.

»Ich kann natürlich nicht für das Galaktische Imperium sprechen, aber mit Sicherheit wird auch dieses seine Verbundenheit auf ähnliche Weise zeigen. Sie erhalten auf diese Weise also die Möglichkeit, beide Großmächte der umbaranischen Regierung zu verpflichten. Sie können sich sicherlich denken, welches gewaltige Potential darin steckt, wenn man es auf die richtige Weise nutzt.«

Ein Versuch, seine Phantasie anzuregen. Solange er seinen eigenen Überlegungen nachhing, konnte er ihre nicht analysieren. Hoffte sie zumindest.

»Und dann wäre da natürlich noch das Medieninteresse, das die Friedenskonferenz auf sich ziehen wird. Nicht nur in Republik und imperium, sondern überall in der Galaxis wird man das Ereignis verfolgen wollen. Für einige Zeit wird Umbara in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung rücken - was für eine Chance für Ihre Welt, für sich zu werben. Umbara kann sich durch die Rolle bei den Verhandlungen und die allgemeine Aufmerksamkeit galaxisweit als bedeutende politische Macht beweisen.«

Nun hatte sie eine ganze Reihe von Vorteilen angepriesen - ohne dabei ein einziges klares Zugeständnis zu machen. Das merkte Alkarin Scarwai sicherlich: Wenn er es auf diesen Posten geschafft hatte, konnte er nicht dumm sein, und er machte auch keinen solchen Eindruck. Aber eigentlich konnte er kaum noch mehr fordern, ohne diese Vorzüge schlechtzureden, und das war eine rhetorische Herausforderung, die nur wenige meistern könnten. Um ihm ganz die Lust auf ein solches Experiment zu nehmen, fügte sie hinzu:

»Überlegen Sie es sich. Für beide Parteien wäre Umbara die erste Wahl.«

Und damit hatte sie zwischen den Zeilen gesagt: Es war nicht die einzige. Wenn diese Welt diese Chance ausschlug, würde sich eine andere finden, die bereitwillig zugriff und dann an Umbaras Stelle im Zentrum des Medieninteresses stehen würde, um seine eigene Bedeutung galaxisweit zu unterstreichen. Das war kein Bluff: Es gab wirklich andere Kandidaten. Eigentlich kam jede neutrale Welt mit einer halbwegs stabilen Gesellschaft und ausreichend entwickelter Infrastruktur in Frage. Das musste Scarwai auch ohne Gedankentricks klar sein.

Doch erst einmal kam es zu einer Ablenkung. Irgendein Gerät auf dem Schreibtisch piepste - vermutlich erhielt der Umbaraner eine Nachricht. Womöglich wurden sie jetzt durch eine dringendere Angelegenheit unterbrochen oder der Außenminister nutzte die Möglichkeit, die Botschafterin vorerst loszuwerden, um in Ruhe über die Sache nachzudenken. Falls dem so war, dauerte es hoffentlich nicht wieder zwei Monate, bis sich eine Gelegenheit zu einem Besuch bei ihm fand.

[Umbara | Hauptstadt | Höchste Behörde des Äußeren | Arbeitszimmer des Außenministers] Xuri VeNee (NPC), Alkarin Scarwai
 
[ Umbara-System – Umbara – Hauptstadt – Höchste Behörde des Äußeren – Arbeitszimmer des Außenministers ] Alkarin, Xuri VeNee

Die Ausführungen von VeNee interessierten den Außenminister nicht sonderlich. Es waren diplomatische Floskeln, nichts als Müll, was da ihre Lippen verließ und damit größtenteils deckungsgleich mit dem, was er von sich gegeben hatte. Wichtig war es, die Kerninhalte herauszufiltern und die eigentlichen Beweggründe zu identifizieren. Und wie konnte man dies besser tun, als hinter die Fassade zu schauen, direkt in das Gehirn der Xamster. Also konzentrierte er sich wieder einmal und schaute aus seinen goldenen, etwas leblosen Augen auf die kleine Botschafterin hinab. Seine Mundwinkelmuskeln ließen mit ihrer Arbeit etwas nach, sodass auch das Lächeln unbewusst etwas von seiner Kraft nachließ, während der gesamte Fokus seiner Gedanken auf dem hässlichen Flattervieh ruhte. Irgendetwas würde er schon herausbekommen, würde er aufdecken, würde er den Neuronströmen entlocken, die für ihn immer sichtbarer wurden. Wirtschaftliche Vorteile würden also tatsächlich möglich sein, das Interesse würde auch auf Umbara liegen, die Erläuterungen der möglichen Förderungen des Imperiums bloße Ablenkung, aber gab es da noch mehr? Dort musste noch mehr liegen. Doch irgendwie schaffte sein Gegenüber, sich immer auf andere Dinge zu konzentrieren und so die wirklich wichtigen wirksam zu verdrängen. Doch da, dort schlummerte etwas...

Plötzlich piepte sein Comlink vor ihm auf den Tisch. Seine gesamte Konzentration war dahin und er hatte nichts erreicht. Still verfluchte er den Absender der Nachricht, VeNee aufgrund ihrer Willensstärke und sein eigenes Unvermögen. Vielleicht sollte er noch einmal an willigen Sklaven üben, wenn er irgendwann noch einmal Zeit haben würde. In nächster Zeit würde es sicher nicht dazu kommen, doch wenn Alkarin seinen Posten erst einmal verteidigt hatte, bestand ja auch Hoffnung auf eine kleine Erholung mit gewissen Lockerungsübungen.

Nichtsdestotrotz musste er sich nun erst einmal auf die Besprechung jetzt konzentrieren. Er ging wieder vom Fenster zu dem weißen Tisch und griff sich sein Comlink.

„Tut mir Leid, in meiner Position muss man leider immer erreichbar sein. Das wird bei Ihnen wohl auch nicht anders sein. Aber fahren Sie ruhig fort.“

Der glatzköpfige Umbaraner setzte sich wieder an den Tisch. Wenn die Unterredung nun in den gewohnten Bahnen verlaufen wäre, in denen jeder Antrittsbesuch so verlief, würde er nun wahrscheinlich froh über diese Nachricht sein, die ihm als Entschuldigung dienen konnte, seinen Gast hinauszukomplimentieren. Doch nun hatte das Gespräch einen wirklich höchst interessanten Verlauf genommen. So war das Comlink nur eine Störung. Seine Hand ging schon zu dem Knopf, mit dem er dieses in den Standby-Modus bringen würde, doch schaute er einen kurzen Moment auf das Display, auf dem man die eingegangene Nachricht lesen konnte.

„Der Gesandte des galaktischen Imperiums ist soeben gelandet und befindet sich auf den Weg in Ihr Büro.“

Eine knappe Botschaft, jedoch mit sehr positiven Inhalt. Mit dem Imperium war es deutlich einfacher zu verhandeln, da ihre beiderseitigen Interessen deutlich näher beisammen lagen. Zudem musste man bei diesem größtenteils mit Menschen verhandeln, eine Spezies, die zwar dumm, aber wenigstens nicht hässlich war. Nun musste er allerdings wieder seinen derzeitigen Gast bedienen.

„Nun, Miss VeNee, Ihr Angebot ist wirklich sehr verlockend. Sicher können wir eine Einigung erzielen, die für alle drei Seiten ihrem Interesse entsprechen.“

Nun musste er vorsichtig vorgehen. Wenn es konkret um Entscheidungen – insbesondere Zugeständnisse - ging, war man in der Diplomatie immer übervorsichtig. Ob es bei der Botschafterin ebenso war und diese sofort ein Rückzieher machen würde, war gewiss nicht im Interesse Alkarins.

„Die umbaranische Regierung geht auf Ihr Angebot gerne ein. Als die einzigen Bedingungen stellen wir, dass die Schutzzölle für umbaranische Seide und Produkte aus diesem Stoff erlassen werden, Direktinvestitionen auf beiden Seiten leichter zugelassen werden und die höchste Behörde des Äußeren die Sitzung beider Seiten unabhängig leitet und den genaueren Verhandlungsort bestimmt.“

Insbesondere der letzte Punkt war für den Minister persönlich wichtig. Es würde sicher zu Kompetenzgerangel in den Regierungsreihen kommen; insbesondere Strago Sihin würde darauf bestehen, als Oberhaupt der Regierung die Verhandlungen zu leiten. Doch dazu durfte es nicht kommen. Alkarin würde es vor seinen innenpolitischen Feinden so aussehen lassen, als hätten die beiden Verhandlungsseiten auf sein Ministerium bestanden, während er es diesen gegenüber überhaupt nicht erwähnen würde, dass noch eine andere Instanz auf diesem Planeten dazu infrage kam, den Vorsitz über die Verhandlungen zu übernehmen. So würde er der Strippenzieher werden. Durch die erste Forderung würde nebenbei sein eigenes Unternehmen gefördert. Der republikanische Markt war bisher noch recht unerschlossen. Einige Werbebilder im Holonet, in der über diese Konferenz berichtet werden würde, würde den Popularitätsgrad dieser Kleidung sicher steigern. Das optimalste Ergebnis wäre ein Bild vom Imperator höchstselbst, der in eine Robe aus umbaranischer Schattenseide gekleidet wäre. Doch davon musste sich selbst der kühne Geist Alkarins verabschieden.

Einige Augenblicke später öffnete sich die Tür und eine einzelne Person trat in den Raum. Augenscheinlich war diese der angemeldete imperiale Gesandte, was durch die imperiale Uniform und die rote Schärpe unterstrichen wurde. Sein Gesicht hatte eine etwas ungesunde Färbung angenommen, während sich die wenigen Haare von seinem oberen Kopf zurückgezogen hatten und einen Tonsurschnitt erahnen ließen, der offenbar nicht einmal gewollt war. Alkarin stand sofort auf und begrüßte den Neuankömmling mit dem obligatorischen Lächeln, wobei es ihm dieses Mal leichter viel, als beim erssten Mal.

„Oh, ein imperialer Gesandter in meinen bescheidenen Gemächern? Welch eine Freude. Ihre Kollegin der republikanischen Seite hat mich bereits über Ihr Angebot in Kenntnis gesetzt. Wir waren eben dabei, die genaueren Bedingungen auszuhandeln.“

Er wies dem Menschen einen weiteren Platz am Tisch zu und nahm wieder dahinter Platz. Sein Sessel war bei weitem am prunkvollsten und stark verziert, was seine Stellung durchaus wiederspiegelte. Nun hatte er die Bedingungen zu diktieren, die beiden Abgesandten hatten brav zu nicken. Jetzt durfte er nur keinen Fehler machen.

„Ich schlage also vor, dass Sie uns einige Handelskonzessionen übergeben, die die finanziellen Verluste, die durch das Ausrichten einer solch großen Veranstaltung entstehen, ausgleichen sollten, und dem umbaranischen Außenministerium größtmögliche Unabhängigkeit bei den organisatorischen Dingen überlassen. So ist eine wirklich objektive und neutrale Vermittlerrolle von unserer Seite gesichert.“

[ Umbara-System – Umbara – Hauptstadt – Höchste Behörde des Äußeren – Arbeitszimmer des Außenministers ] Alkarin, Xuri VeNee, Hojal Nashay
 
[Umbara :: planetare Hauptstadt :: Gleiter :: Passagierraum :: Lieutenant Colonel Hojal Nashey und restliche Gesandtschaft (ausgenommen die beiden Soldaten)]

Irgendwie musste der Planet auf die auf ihm lebende Gesellschaft abgefärbt haben. Diesen Eindruck hatte jedenfalls Hojal Nashey, nachdem er einige soziologische Dossier über die Umbaraner gelesen hatte. Intrigen, Korruption, politischer Mord – beinah jede schlechte Eigenschaft, die man irgendwo auf dem diplomatischen Parkett finden konnte, hatte dieses fastmenschliche Volk über Jahrtausende zur Perfektion gemeistert. Für den menschlichen Imperialen, dessen bekannter Heimatplanet fernab in den zivilisierten Core Worlds lag, waren diese paar Informationen letztendlich nur ein Verstärker für sein Unwohlsein. So hatte im Moment er fast schon das Gefühl, dass sich die Magensäure durch seine geschundene Speiseröhre fressen würde. Doch davon war sein Körper weit entfernt.

Zu viert saßen sie in einem gesandten Gleiter des lokalen Ministeriums für äußere Angelegenheiten, nachdem sie die beiden Soldaten, die lediglich als Personenschutz dienen sollten, bei ihrem Lambda Shuttle lassen sollten. Offenbar traute man der imperialen Delegation nicht ganz – oder, was Nashey zur Zeit für wahrscheinlicher hielt: Man spielte die eigene Macht aus. Das Imperium besuchte diese neutrale Welt nicht wie üblich als Eroberer, sondern als Bittsteller. Im Nirgendwo zwischen Corellia und Rendili hatten sich eine Handvoll Vertreter beider Machtblöcke nach einem langen hin und her für Umbara als Ort der angestrebten Friedensverhandlungen entschieden. Damit hatte sich die Welt gegen prominente – und zum Teil mächtigere – Konkurrenten wie den Kooperationssektor oder die Hutten durchgesetzt.

Derweil der Gleiter durch die Häuserschluchten der planetaren Hauptstadt flitzte, überlegte sich der imperiale Diplomat seine Kandidaten für solch eine ehrenvolle Aufgabe. Bei Ord Mantell munkelte man hinter vorgehaltener Hand, dass Militär und Verwaltung ein großes Interesse am Bright Jewel-Cluster – insbesondere den beiden kleineren Handelsrouten – hatten. Folglich würde man kaum den Fokus der anderen Seite auf dieses Gebiet legen wollen. Eine andere, recht reiche Welt, wäre seiner Meinung nach Serenno gewesen. Jedoch befand sich – aus imperialer Sicht – bloß das antike Gebiet der Sith in der Nähe zu diesem Planeten. Demnach konnte man kaum für die Sicherheit der eigenen Delegation sorgen. 'Christophis', so überlegte Hojal Nashey kurz, 'wäre ebenso eine Möglichkeit für diesen Anlass gewesen.' Nur musste sich der Botschafter an dieser Stelle eingestehen, dass die Lage am Ende des Corellian Run für das Imperium nicht sehr förderlich gewesen wäre. Schließlich war Ryloth kein besonders guter Rückzugspunkt. Zuletzt kamen ihm noch die kaum bekannte Centrality in den Sinn. Allerdings lag dieser Planetenbund ganz am äußersten Rand des Outer Rim. Somit war dieses Territorium für keinen der beiden Machtblöcke reizvoll. Umbara, so ironisch das klang, war die beste Lösung. Fast hätte der Botschafter vor lauter Verzweiflung gelacht.

Sie brausten weiter. Haus für Haus schnellte an ihnen vorbei und in der Zwischenzeit wurde Hojal Nashey das Gefühl nicht los, dass man das Zwielicht, das auf diesem Planeten sichtlich dominierte, zu jeder Tages- und Nachtzeit vorfinden würde. Sonnige Tage und sternklare Nächte konnte man an diesem düsteren Ort vergebens suchen. Langsam bekam der kränkliche Anaxsi eine wage Vorstellung davon, weshalb die umbaranische Gesellschaft so war wie sie war. Ein wenig unruhig wurde er als der Gleiter zum Stehen kam. Ohne jegliche Zwischenstopp hatten sie das Gebäude erreicht, welches das hiesige Außenministerium beherbergte. Draußen wartete schon ein Umbaraner geduldig auf die vier Imperialen, während diese geordnet und ohne ein Wort zu sagen ausstiegen. Floskeln, höfliche Floskeln tauschte man aus, bevor der schlichte Angestellte die Delegation direkt zu Außenminister Scarwais Büro führte. Zu diesem Zeitpunkt wusste der imperiale Botschafter außerdem noch nicht, dass er erst einmal allein das Gespräch mit dem Politiker bestreiten sollte.

Bevor der Mensch das Büro betrat, ordnete er noch einmal seine Kleidung und die kaum vorhandene Frisur. Danach bereitete er in Gedanken ein weiteres Mal die Punkte auf, die er in diesem Gespräch als „bestätigt“ haben wollte. Er durfte seine Vorgesetzten nicht enttäuschen. Immerhin konnte solch ein Einsatz am Ende auch karrierefördernd auf ihn wirken. Nachdem sich der Anaxsi als nochmals alle wichtigen Punkte in seinem Bewusstsein präsent gemacht hatte, betrat er – nach einem knappen Klopfen – den Raum. Dabei stellte er unfreiwillig fest, dass der umbaranische Geschmack nicht der seine war. Jedoch kam es glücklicherweise nicht darauf an. Selbstbewusst, obwohl das Sodbrennen noch immer hinter seinem Brustbein glimmte, trat Nashey auf Scarwai zu, reichte ihm die Hand und ließ sich von dessen direkter Art vollkommen überraschen. Er musste sich sogar eingestehen, dass er beim Hereinkommen das überaus scheußliche Wesen (Xuri VeNee), das auf einem Stuhl vor dem breiten Schreibtisch Platz genommen hatte, übersehen hatte.


„Die Freude, Minister Scarwai, ist ganz auf meiner Seite“, sagte Nashey und versuchte dabei weiter im diplomatischen „Fluss“ zu bleiben. Gemäß den Anstandsregeln begrüßte er deshalb ebenfalls die republikanische „Kollegin“, bevor er sich setzte. „Mein Name ist Hojal Nashey, Lieutenant Colonel und diplomatischer Gesandter Seiner Majestät, AllegiousI. … Verzeihen Sie meine leichte Verspätung, aber mit dem großen Entzücken über den galaxisweiten Frieden scheinen manche Welten jegliche Besinnung verloren zu haben.“ Er lächelte verlegen. „Und so können Hyperraumreisen doch länger dauern als man anfangs angenommen hat.“

Nun kam der große Moment. Die umbaranische Regierung – in Form von Alkarin Scarwai – würde den weitaus mächtigeren Parteien ihre Bedingungen für Verhandlungen auftischen. Schon allein am vorhandenen Mobiliar konnte der Botschafter, der beileibe kein Dummkopf war, erkennen, dass hier in aller Deutlichkeit das derzeitige Machtgefüge dargestellt werden sollte. Sie waren die Bittsteller; Umbara der gönnerhafte Geber. Sie mussten die hiesige Politik für ihre Interessen kaufen; Umbara ließ sich unter deren Konditionen kaufen. Wertvolle Handelskonditionen und des Weiteren noch den unabhängigen Vorsitz bei den eigentlichen Verhandlungen. Dieser Versuch, die eigene Macht in der Galaxie auf diese Art und Weise zu mehren, war, nach Nasheys Auffassung, fast schon lehrbuchhaft und verdiente beinah den Applaus von seiner Seite. Bisher hatte der diplomatische Offizier noch nie mit solch einem Auftreten zu tun gehabt. Seine bisherigen Verhandlungspartner waren meist kleine, schwache Systeme, die Diplomatie in irgendeiner Form gar nicht kannten.

„Das Galaktische Imperium bietet Ihrer Regierung, Minister Scarwai, verschiedene Anpassungen in der momentanen Handels- und Geldpolitik“, sagte der Imperiale mit ruhiger Miene. „Gerne können Sie das als Geschenk für Ihre gutwillige Kooperationsbereitschaft sehen. Jedoch kann ich Ihnen da keine ganz exakten Auskünfte geben, weil der Vertreter der Handelsförderation, der gemeinsam mit mir hierher gereist ist, keinen Einlass erhalten hat. Jedoch können wir diese Formalien ohne jegliche Probleme zu einem späteren Zeitpunkt klären, sollte die Neue Republik an diesen Absprachen kein Interesse haben.“ Er blickte flüchtig auf das „Ding“, das noch immer neben ihm saß. „Bezüglich der organisatorischen Unabhängigkeit, die Sie wünschen, muss das Imperium leider provisorisch ein Veto einlegen.“ Nun begann der politische Drahtseilakt. „Bezogen auf den genauen Standort, die Sitzverteilung und den neutralen Vorsitz kommt Ihnen Seine Majestät gern entgegen. Jedoch sollten die Rahmenbedingungen, die im Vorfeld von beiden Parteien getroffen worden sind, unangetastet bleiben. Die Delegation bleibt beschränkt; ebenso die Zahl der Schiffe, die zum Transport und als zusätzliche 'Sicherheit' dienen.“ Er pausierte kurz. „Außerdem schlägt Seine Majestät vor, dass man eine 'Sperrzone' um Umbara aufrecht erhält, das heißt, keinerlei anderes Militär der beiden Parteien darf in einem gewissen Radius vorhanden sein. Dafür zieht sich das Imperium sogar temporär von Kaschyyyk zurück und überlässt dieses System dem umbaranischen Militär. Im Gegenzug erwarten wir, dass das Hapes Consortium sich genauso friedlich verhält und sein Territorium nicht verlässt.“

[Umbara :: planetare Hauptstadt :: Ministerium des Äußeren :: Büro von Minister Scarwai :: Lieutenant Colonel Hojal Nashey, Minister Alkarin Scarwai und Botschafterin Xuri VeNee]
 
[Umbara | Hauptstadt | Höchste Behörde des Äußeren | Arbeitszimmer des Außenministers] Xuri VeNee, Alkarin Scarwai

Welche Botschaft der Umbaraner empfing, wusste Xuri VeNee nicht, denn von ihrem Platz aus hatte sie (sinnvollerweise) keinen Einblick auf den Monitor. Es schien aber nichts zu sein, das sie betraf, denn sofort kehrte der Minister zu ihrem eigentlichen Gesprächsthema zurück. Offenbar war Alkarin Scarwai ein Mann der Tat. Ihm hatte die kurze Zeit schon ausgereicht, um die Situation zu begreifen, zu analysieren und herauszufinden, wo er für sich und sein Volk Vorteile herausholen konnte. Ohne lange nachzudenken, präsentierte er erste Forderungen. Umbaranische Seide sollte zollfrei in die Neue Republik eingeführt werden - wodurch sie zu einer Bedrohung für die Hersteller heimischer Produkte werden konnten. Dass es einen Schutzzoll auf diese Güter gab, bedeutete, dass jemand die neurepublikanische Seidenproduktion für schützenswert hielt. Aber ob das einem sozialen Gedanken folgte oder dem Wirken einer Lobby geschuldet war, wusste sie nicht. Jedenfalls war sie nicht bevollmächtigt, ein vom Senat beschlossenes Gesetz einfach aufzuheben, weswegen sie dem Außenminister diesbezüglich keine klare Zusage machen konnte. Doch Politik basierte sowieso nur selten auf klaren Ansagen.

»Ich werde dieses Anliegen der Regierung der Neuen Republik und dem Handelsausschuss vorlegen und bin sicher, dass man es wohlwollend prüfen wird«, sagte sie vorsichtig. »Ich bin zuversichtlich, dass eine Übereinkunft gefunden wird, von der die umbaranische Wirtschaft profitieren kann. Ein reger Handel mit Ihrem Volk ist im Interesse der Neuen Republik.

Was den genauen Ort der Friedenskonferenz anbetrifft, werden wir uns selbstverständlich gerne nach Ihren Empfehlungen richten. Ich bin sicher, dass Sie Räumlichkeiten finden werden, die den Bedürfnissen bezüglich technischer Ausstattung und Sicherheit genügen werden. Ich hoffe, Sie werden es nicht als Zeichen des Misstrauens verstehen, dass wir uns die Einbeziehung einiger unserer Sicherheitsbeamten wünschen, um gemeinsam die Abhörsicherheit zu gewährleisten. Das wird helfen, ein Gefühl der Vertraulichkeit zu erzeugen und damit die Gesprächskultur deutlich verbessern.«


Natürlich ging es nicht um das Wohlgefühl der Delegationen, sondern um die Möglichkeit, dass vertrauliche Gespräche belauscht wurden, und zwar von Umbaras Mächtigen. Dass die planetare Regierung in der Lage war, Unberufene selbst draußenzuhalten, konnte man als Tatsache betrachten, aber es war durchaus denkbar, dass sie selbst eigene Interessen damit verfolgte, sich Informationen zu verschaffen, die ihr nicht zustanden. Und natürlich konnte es auch im Interesse des Imperiums sein, sich auf diese Weise Vorteile zu verschaffen. Wenn aber imperialer, republikanischer und umbaranischer Geheimdienst zusammenarbeiteten, war die Wahrscheinlichkeit am größten, dass letztlich niemand den anderen übervorteilen konnte und tatsächlich so etwas wie Vertraulichkeit herrschen konnte.

Bevor sie diesen Punkt jedoch weiter erörtern konnten, öffnete sich die Tür und ein unerwarteter Gast trat ein. Xuri VeNee hatte natürlich damit gerechnet, dass früher oder später eine imperiale Gesandtschaft auftauchen würde, um ihrerseits die Friedenskonferenz vorzubereiten. Sie hatte sogar gedacht, dass das etwas früher der Fall sein würde. Allerdings war sie überrascht davon, dass Scarwai sie und den imperialen Gesandten direkt zusammenführte, anstatt mit jedem von ihnen einzeln zu sprechen. Der Umbaraner verpasste damit womöglich die Chance, sie gegeneinander auszuspielen. Auf den zweiten Blick betrachtet nahm er ihnen allerdings auch die Möglichkeit, dasselbe zu tun. Republik und Imperium waren nun gezwungen, das Gespräch unter dem wachsamen Blick des jeweils anderen zu führen, wodurch sie zweifellos in eine etwas schwächere Position gebracht wurden - was dazu führte, dass Umbaras Position automatisch gestärkt wurde.


›Sehr raffiniert‹, dachte sie sich.

Sie betrachtete den Neuankömmling, der sich als Lieutenant Colonel Hojal Nashey vorstellte, genau. Er sah eigentlich aus wie alle anderen Humanoiden auch; es fiel der Xamster seit jeher schwer, menschliche und fastmenschliche Individuen zu unterscheiden, was für ihre Arbeit natürlich ziemlich hinderlich war. Um Verwechslungen zu vermeiden, musste sie bewusst nach Auffälligkeiten in Statur, Pigmentierung, Haartracht und Haltung suchen. Doch bemühte sie sich, ihren gelblichen Reptilienaugen keinen allzu abschätzenden Ausdruck zu verleihen. Um den imperialen ›Kollegen‹ zu begrüßen, ließ sie sich von dem viel zu hohen Stuhl zu Boden gleiten, wobei ihre nackten Füße auf dem Steinboden ein patschendes Geräusch machten. Sie hielt dem Imperialen nicht die Hand hin, um ihn gar nicht vor die Wahl zu stellen, ob er diese ausschlagen wollte, sondern deutete stattdessen eine respektvolle Verbeugung an.

»Ich grüße Sie, Lieutenant Colonel Nashey«, sagte sie. Und da Scarwai sie nicht namentlich vorgestellt hatte, fügte sie hinzu: »Ich bin Xuri VeNee, Botschafterin der Neuen Republik. Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.«

Was sich natürlich erst noch herausstellen musste. Obwohl sie schon lange Mitglied diplomatischer Gesandtschaften war, hatte sie nur selten Begegnungen mit imperialen Diplomaten gehabt und dabei nicht nur gute Erfahrungen gemacht. Einige hatten die Nase so hoch getragen, dass nur ihre Wohlstandswampe sie daran gehindert hatte, nach hinten umzufallen, und in ihrem Betragen war nichts gewesen, das die Bezeichnung ›diplomatisch‹ gerechtfertigt hätte. Es blieb abzuwarten, ob Nashey ebenfalls zu dieser Sorte zählte oder ob sie das Glück hatte, an einen Verhandlungspartner zu geraten, der etwas umgänglicher war.

Sobald die Begrüßung und Vorstellung abgeschlossen war, verlor Scarwai keine Zeit, zum Thema des Tages zurückzukehren. Er ließ sich auf seinem ›Thron‹ nieder und wiederholte seine Forderungen nach Handelsprivilegien für seine Nation. Der Lieutenant Colonel signalisierte dabei die gleiche Gesprächsbereitschaft wie VeNee zuvor, hielt sich aber ebenso bei konkreten Zusagen zurück: Ebensowenig wie die Xamster für den Senat sprechen konnte, durfte Nashey dem Imperator die Entscheidungen abnehmen. Viel mehr konnte der Umbaraner heute nicht erwarten.

Der Imperiale machte aber deutlich, dass es für ihn an den bei Rendili getroffenen Vereinbarungen nichts zu rütteln gab.


»Ich stimme Ihnen zu, Mr. Nashey«, nickte die Botschafterin, und an Alkarin gewandt fuhr sie fort: »Auch auf das Verbot, bei den Verhandlungen Waffen zu tragen, sowie die Einschränkungen bei der Nutzung der Macht, möchten wir weiterhin bestehen. Das ist sicherlich in allseitigem Interesse. Umbaranische Sicherheitskräfte sollten sich in der Nähe aufhalten, um bei Problemen von innen oder außen rasch einscheiten zu können, doch würden wir es begrüßen, wenn auch sie sich nicht bewaffnet im Konferenzsaal aufhalten würden, solange die Umstände das nicht unbedingt verlangen.

Was das hapanische Militär angeht, so müssen Sie sich keine Sorgen machen, Lieutenant Colonel: Es ist mittlerweile in die Streitkräfte der Neuen Republik integriert worden und handelt nicht mehr unabhängig vom Kommandostab. Zwar können wir den Cluster unmöglich entblößen, wie Sie es freundlicherweise für das Kashyyyk-System anbieten, aber die Republik kann garantieren, dass es aus dieser Richtung keine Störungen geben wird.«


Zumindest hoffte sie das. Nach der Belagerung des Hapes-Sternhaufens durch die imperiale Flotte war das Verhältnis zwischen dem Königinnenhof und Bastion angespannter denn je. Es war nicht auszuschließen, dass viele Hapaner, insbesondere im Militär, nichts von den Friedensverhandlungen hielten. Aber um diese massiv zu stören, musste sich eine ganze Flotte von Kriegsschiffen ohne Befehl des Flottenkommandos auf den Weg machen. Das hielt sie nicht für sonderlich wahrscheinlich.

[Umbara | Hauptstadt | Höchste Behörde des Äußeren | Arbeitszimmer des Außenministers] Xuri VeNee, Alkarin Scarwai, Hojal Nashey
 
[ Umbara-System – Umbara – Hauptstadt – Höchste Behörde des Äußeren – Arbeitszimmer des Außenministers ] Alkarin, Xuri VeNee, Hojal Nashay

Nachdem er sich als Gesandter des Imperiums vorgestellt hatte, entschuldigte sich der Mensch für seine Verspätung und schob diese auf die chaotischen Verhältnisse auf den Hyperraumrouten. Dabei vergaß er jedoch sinnvollerweise darauf, zu erwähnen, dass seine Regierung keine auswärtige Vertretung auf Umbara besaß und deshalb diese lange Reise in Anspruch genommen werden musste. Warum die mächtigste Instanz in der gesamten Galaxis auf dem nicht einmal so unwichtigen Planeten im Geisternebel keine diplomatische Botschaft errichtet hatte, war für den kahlköpfigen Außenminister immer noch ein Rätsel. Und nun schickten sie noch einen etwas lädiert und schwächlich aussehenden Gesandten? Nicht gerade der klügste Schritt von dieser Seite.

Glücklicherweise stärkte es dabei aber auch Alkarin den Rücken. Vermutlich verbarg sich in diesem schwachen Körper auch kein allzu starker Geist. So würde es ein Leichtes sein, die Gedanken des anderen und damit auch die Absichten des Imperiums zu lesen. Wobei dazu fast keine Notwendigkeit bestand: Der Imperiale reagierte recht offen auf die Forderungen des Umbaraners, machte jedoch keine genauen Zugeständnisse. Offenbar war er dazu auch nicht befugt. Nun, dann würden eben lange Nebenverhandlungen neben den Hauptverhandlungen ablaufen müssen, die die Einzelheiten der Veränderungen im Handel und in den anderen Gebieten festlegen würden.

„Sehr gerne verhandelt mein Ministerium mit Ihrem Vertreter. Ich schicke sofort einen Ministerialbeamten, der sich mit diesem über die Einzelheiten austauscht.“

Mit diesen Kleinigkeiten würde er sich nicht abgeben, da gab es deutlich wichtigeres zu tun. Die anschließenden Worte des Gesandten waren übliche Widersprüche zu den Forderungen des Schattenmenschen. Alle Bedingungen konnte er nicht annehmen, da sonst die eigene Position zu stark geschwächt werden würde. Der kränkliche Mensch erinnerte an die Vereinbarungen des Waffenstillstands und forderte, dass diese auch eingehalten werden würden. Dazu würde er sogar das große Gebiet um Kaschyyyk in die Hände des umbaranischen Militärs zu legen. Eine ausgezeichnete Gelegenheit, entweder dort als wohltätige Besatzungsmacht aufzutreten oder die Bodenschätze auszubeuten. Bei der nächsten Kabinettssitzung würde er das Thema auf jeden Fall aufwerfen müssen.

Bevor er überhaupt zu den Einwendungen des Imperialen Stellung nehmen konnte, mischte sich die Xamster wieder ins Gespräch ein. Nachdem sie vor dem Eintritt von Nashay den Forderungen von Alkarin sehr weit entgegengekommen war, jedoch eine Zusammenarbeit der Geheimdienste verlangt hatte, war sie eine gewisse Zeit ruhig gewesen und hatte dem Menschen aufmerksam zugehört. Nun stimmte sie diesem überraschend zu und forderte zudem, dass die umbaranischen Sicherheitskräfte möglichst unbewaffnet an den Konferenzen teilnehmen sollten. Außerdem fügte sie hinzu, dass das Hapan Cluster von den dortigen Armeen und Flotten der Neuen Republik besetzt bleiben sollten, diese sich jedoch passiv verhalten würden.

„Nun, ich kann Sie beide beruhigen: Natürlich wird sich die umbaranische Regierung vollkommen neutral verhalten und auf Eingriffe, die die Konferenz empfindlich störend könnten, verzichten. Ihre Bedingungen nehmen wir dahingehend umfassend an.“

Seine Worte waren sorgfältig gewählt und ließen einen gewissen, minimalen Interpretationsspielraum. Er meinte jedoch, sie so formuliert zu haben, dass dieser recht unbemerkt blieb. Natürlich würde er dieses Treffen auch informationspolitisch ausschlachten müssen. Alkarin hatte sich jetzt schon vorgenommen, bevor er den Premierminister informieren würde, den Geheimdienstchef zu kontaktieren.

„Die vorrübergehende Besetzung des Kaschyyyk-Gebietes werden unsere Sicherheitskräfte sicher noch bewältigen können, wohingegen eine Kontrolle des Hapes-Clusters nicht mehr möglich wäre. Deshalb bin ich erfreut zu hören, dass dies nicht vonnöten sein wird, Miss VeNee.“

Langsam erhob er sich aus seinem Sessel. Alles Entscheidene war gesagt, jetzt hieß es handeln.

„Wenn Sie so freundlich wären, mir eine Kopie des Waffenstillstands zukommen zu lassen? Ich werde dann die Sicherheitsvorkehrungen wie dort beschrieben ausführen lassen.“

Sein Lächeln wurde noch eine Spur breiter.

„Wenn es keine Angelegenheiten mehr gibt, die Sie mit mir besprochen haben möchten, biete ich vor allem Ihnen, Lieutenant Colonel, ein Zimmer in unserem besten Hotel am Platz zu beziehen. Für die Kosten kommt selbstverständlich die umbaranische Regierung auf.“

Dass das Hotel dem Staat selbst gehörte, erwähnte er nicht. Lieber sollte die so viel geschätzte, nicht vorhandene Gastfreundschaftlichkeit der Umbaraner hervorgehoben werden.

[ Umbara-System – Umbara – Hauptstadt – Höchste Behörde des Äußeren – Arbeitszimmer des Außenministers ] Alkarin, Xuri VeNee, Hojal Nashay
 
Umbara-System – Anflug auf Umbara – Shuttle des Imperators - Allegious, Taral

Da war es. Umbara- der Ort für die Verhandlungen des Imperiums. Mehre imperiale Shuttles bewegten sich mit für Shuttles verhältnismäßige- großer Geschwindigkeit auf die Planetenoberfläche zu. Allegious selbst befand sich alleine in seinem Shuttle. Man hatte ihn gedrängt seine Garde mitzunehmen, wenn auch unbewaffnet wäre das immer noch besser gewesen als gänzlich alleine, aber er hatte abgelehnt. Nur Taral durfte ihn begleiten. Das Ungetüm hatte ihm gesagt neugierig auf den Feind seiner und der Sith zu sein, hatte sich aber dem Anlass entsprechend in eine Ecke zurück gezogen und über ließ den Imperator sich selbst. In diesen letzten Minuten vor dem größten Coup nach dem Bürgerkrieg selbst, wollte er eins mit der Macht sein. Lediglich ein Droide steuerte das Shuttle auf den Planeten der nun schon das gesamte Sichtfenster einnahm. Allegious saß in dem Schneidersitz auf dem Boden. Eilig waren alle Sitzbänke und weiteres überflüssiges Inventar aus dem Shuttle geholt worden. Bei einer Sitzbank waren die Schrauiben festgerostet gewesen, und das Schiffspersonal war nicht in der Lage diese ohne Schweißgeräte zu lösen. Allegious riss die Bank kurzerhand mit der Macht aus ihrer Verankerung, was einen Teil des Bodens nach oben gebogen hatte. Der Pilot war dazu verdonnert worden, das Schiff eigenhändig demnächst auf Hochglanz zu polieren.

Der Imperator saß nun dort, tief versunken im Mahlstrom der dunklen Seite. Nicht einmal bei dem Kampf gegen Janem Menari hatte er sich so kraftvoll im Strom der Macht gelabt wie er es jetzt tat. Die Macht flüsterte ihm stetig vom absoluten Sieg. Absolute Macht erwuchs nur aus einem Sith. Dem einen der in der Lage war sie alle zu beherrschen. Jahrtausende hatten die Sith gebraucht um ein Maß an Perfektion hervorzubringen, welches nun in Kürze auf dem Planeten eintreffen würde. Die alten, schon zu Staub zerfallenen Lords hätten sich nicht im Traum ausgemalt was heute passieren würde. Jahrtausende hatte es gedauert um endgültig den Sieg herbeizuführen. Selbst Phollow war nicht dazu imstande die Republik endgültig zu Fall zu bringen. Warum war klar- Phollow hatte die dunkle Seite der Macht nicht angenommen so wie er es getan hatte. Arthious war genauso gewesen. Wie hätte der eine besser sein können als der andere? Und Allegious selbst war dennoch einen anderen Weg gegangen der letztlich darin mündete der mächtigste Humanoide der ganzen Galaxis zu werden. War das nicht ein Widerspruch? Er war doch selbst ein Schüler beider Imperatoren gewesen... wie konnte er da etwas anderes darstellen als seine geflohenen Meister selbst? Würde er selbst fliehen? Nein... das würde er nicht. Er hatte gesehen wie seine Meister regiert hatten. Er würde nicht die Fehler begehen, die jene begangen hatten. Er würde der Zenit der dunklen Seite der Macht sein. Auch wenn er Potential in seiner Schülerin sah, auch wenn Chiffith unbeholfen aber vielversprechend zu sein schien- es gab keine Garantie für jene dass sie den dunklen Pfad beschritten und auch zu Ende gingen. Zuviele Schüler hatte er gesehen welche an seinen Forderungen und Erwartungen zerbrochen waren. Aber das war der Weg der dunklen Seite der selbst- die Schwachen vergingen und nur die Starken blieben.

Der Droide meldete sich zu Wort und unterbrach die Gedanken in denen der Imperator schwelgte. Man würde in wenigen Minuten die Planetenoberfläche erreichen. Allegious hielt die Augen geschlossen. Er spürte den Herzschlag seines Herzens, das ihm einst von di Kastro implantiert worden war um seine lebendige Verbindung zur Macht zu stärken und seine Unbeholfenheit die bisweilen manchmal zwangsläufig auftrat zu reduzieren. Das war ih gelungen. Allegious hatte sich stärker denn je gefühlt. Und tat es bis heute. Es erfüllte ihn mit Genugtuung zu wissen dass all jene die ansatzweise über ihn Dinge berichten konnten die ihm abträglich sein könnten, bald tot waren. Allegious öffnete die Augen als er spürte dass das Rucken nach dem Atmosphäreneintritt verschwunden war. Er erhob sich und schaute noch einmal auf sich herab. Die schwarze Robe stand ihm immer noch ausgezeichnet. Er zog die Kapuze dief in das Gesicht, so dass nur noch das rot leuchtende Augenpaar aus dem Dunkel heraus schimmerten. Allegious stellte sich vor die Rampe, Taral gesellte sich zu ihm. Er legte die Hand auf den Schulterknochen des Tuk'ata- beide spürten die wollige Umarmung des kommenden Sieges.

Mit einem Zischen öffnete sich die Luke. Umbara war auch als Schattenplanet bekannt- denn dorch wo die Utapau lebten gelangte nur selten Sonnelicht hin. Die Shuttle schienen nach dem Erlischen der Triebwerke eher steinerne Schemen als wirkliche flugfähige Konstrukte zu sein. Nach und nach versammelten sich alle Würdenträger des Imperiums: Machtnutzer, Moffs, Offiziere und Agenten des Geheimdienstes- alles in allem eine beachtliche Anzahl wichtiger Männer und Frauen des Imperiums. Alle waren darauf bedacht einen gebührenden Abstand um den Imperator zu bilden. Er selbst war kürzer als viele der Anwesenden, aber niemand war größer als er selbst.Taral verhielt sich ruhig. Allegious hatte ihm befohlen sich nicht unsichtbar zu machen- zu fatal könnten die folgen sein wenn ein Jedi doch- gleich aus welchen Gründen auch immer dies geschehen könnte. Die Jedi waren schwach- nicht in der Lage das Potential zu erreichen dass er innehielt, aber er würde nicht den Fehler machen sie zu unterschätzen. Nur wenn jetzt alles so lief wie es laufen musste, würde die Republik und ihr desillusionierter Orden fallen. Allegious achtete sorgsam darauf sich in der Macht klein zu machen, so klein das er nicht einmal ein Tausendstel eines Atoms darstellen würde- so würde es den Jedi selbst mit aller gebündelten Anstrengung nicht gelingen seinen Plan seinen Gedanken zu entreissen. Überdies hinaus würde er auch einen Kampf gegen die dunkle Seite selbst fordern. Wenn nur ein Bruchteil des Jedi-Rates da war, und das Oberhaupt der Republik selbst wäre es ein leichtes den Staat der Republik durch einen Putsch zu stürzen. Dazu würde es nur der Exekutierung aller Obrigkeiten die vorhanden waren, bedürfen um somit vielleicht ebenso schnell zum Ziel zu gelangen. Aber der Weg den er genommen hatte war der dem eines Sith am ehesten entsprach. Allegious sorgte mit einem kurzen Anstoß in der Macht dass sich die versammelte Delegation auf ihn konzentrierte.


Dies ist ein historischer Tag. Erstmals seit Jahrtausenden wird das Imperium Frieden erlangen können. Die kriegsmüde Bevölkerung wird vergessen können was solange unser Imperium mit Ballast ertragen musste. Krieg, Tod und Leid wird für sie vergessen sein. Ihr werdet eure Chancen erhalten nie dagewesenen Aufbau zu betreiben- und zwar an Kriegsgerät, Gebäuden, Ausbildung etc. Wir werden den imperialen Palast zu Ende bauen, wir werden unsere Finanzkraft restrukturieren, den Familien Förderungen zukommen lassen um mehr Soldaten zu bekommen. Wir werden alles tun, was wir tun müssen um bei einem erneuten Kriegsausbruch blitzschnell zuzuschlagen udn uns zu holen was schon immer uns gehören sollte. Die Krieg Phollow's gegen die Republik musste so ausgehen wie er bis zum heutigen Tage ausging. Wir hatten uns schlichtweg nicht vorbereitet- dieses Mal wird alles anders kommen. Der Beginn hier für wird der Frieden sein. Ich weiß, es ist euch schwer gefallen seit dem Beginn meiner Herrschaft. Mein Triumph hat viele Menschen das Leben gekostet und ihr habt viele Leute verloren welche ihr eure Freunde nanntet, oder gar noch mehr. Aber ich versichere euch dass der Preis keiner war der sich nicht auszahlen wird. Alles wird euch mit Zins und Zinseszins zurückgezahlt. Die Tage vergangener Inkompetenz sind vorbei. Man wird euch Denkmäer setzen und euch auf ewig eurer Taten gedanken, denn ihr seid der Beginn der imperialen Schutzkuppel für die Ewigkeit.

Wenn sie jetzt nicht verstehen würden, verstünden sie nie. Eine Delegation der einheimischen Moderatoren empfing sie relativ standesgemäß. Allesamt wurden erst einmal ihre Quartiere zugewiesen, denn es war nicht davon auszugehen dass die Verhandlungen in Stunden bemessen werden würden. Es verging noch einmal einige Zeit in der die Würdenträger des Imperiums sich sortieren konnten ehe sie informiert wurden, dass die Würdenträger der Republik eingetroffen waren und bereit waren. Sie hätten sich schon indem Verhandlungssaal eingefunden. Es dauerte nur wenige Minuten bis die Delegation des Imperiums sich eingefunden und auf dem Weg dorthin befand- auf dem Weg zur Sturz der Republik durch Frieden.

Umbara-System – Umbara – Hauptstadt – Verhandlungssaal für den Frieden - Allegious, Taral, Vasch, Fuller, Fyrestone, Celda etc etc
 
[ Umbara-System – Umbara – Hauptstadt – Landeplattform ] Alkarin, einige andere Umbaraner

Der Wind pfiff ihm um die Ohren, als der hochgewachsene Umbaraner hinaus auf die Plattform trat und in den aschgrauen Himmel schaute. Es war Mittag auf dem Planeten der ewigen Nacht, doch das einzige Licht, was wirklich bis auf die Oberfläche durchschien, war verkümmert und wirkte nicht mehr natürlich. Der Geisternebel schluckte das meiste. Genau so wie der Nebel des hiesigen Clusters umfing auch der Nebel der Intrige diesen Planeten und würde ihn wohl nie loslassen. Und durch den bescheidenen kleinen Beitrag von Alkarin waren die Schwaden noch dichter und der Nebel verwobener.

Es war ihm tatsächlich gelungen. Er hatte es tatsächlich geschafft, alle anderen Mitglieder des Rootai und der gesamten Regierung aus den Weg zu räumen um nun alleine – ohne lästige Aufsicht durch den Premierminister oder einer von dessen speichelleckenden Lakeien – die Konferenz leiten zu können. Das brachte ihm zweifellos innenpolitisches Prestige. Und die Verhandlungen über die Bedingungen, zu denen Umbara bereit gewesen war, als Austragungsort dieser wunderbaren Komödie zu dienen, hatten ihm auch noch ein paar ökonomische Vorteile erbracht. Im Moment verlief somit alles wie am Schnürchen. Nachdem er die Gesandten verabschiedet und in ihre Unterkünfte entlassen hatte, hatte er sofort die Regierungsmitglieder kontaktiert und eine Dringlichkeitssitzung beantragt. Angesichts des Ausmaßes der sich darbietenden Möglichkeit, das umbaranische System in den Fokus der galaxisweiten Öffentlichkeit zu rücken, war dies auch vonseiten der anderen Minister gutgeheißen worden. Allerdings war der Protest laut gewesen, als Alkarin ihnen mitteite, dass das Außenministerium die alleinige Führung über die Konferenz innehaben würde. Nicht umsonst waren diese Männer und Frauen in das höchste Gremium von Umbara gelangt, um dann nicht zu erkennen, welches Spiel der Außenminister spielte. Jedoch hatte es dieser so dargestellt, als wäre es eine Pflichtvoraussetzung vonseiten der Republik und des Imperiums gewesen, um überhaupt Umbara als Austragungsort der Konferenz zu akzeptieren. Schließlich besaß ja angeblich nur das Außenministerium über die nötige Erfahrung, um eine neutrale Vermittlerrolle übernehmen zu können und diplomatische Gespräche professionell zu leiten.

Dass seine politischen Feinde so schnell nachgegeben hatten, verwunderte Alkarin selbst in diesem Augenblick seines offenkundigen Triumphes. Selbst Xam Arlos, die Innenministerin und seine erklärte Todfeindin, hatte mit ihrem Gezetter aufgehört, nachdem er seine (gefälschte) Sicht der Dinge vorgetragen hatte. Vermutlich waren sie so überrascht von dem Antrag der beiden größten Organisationen der Galaxis gewesen, als dass sie wirksam hätten Wiederstand leisten können. Und nach dem Beschluss der Sitzung hatten sie diesen auch nicht wieder einfach rückgängig machen können. Ein formvollendeter, umfassender Sieg für Alkarin.

Und nun erwartete er die Delegation der Republik. Natürlich hatte er lieber die ihm sympathischere Abordnung des Imperiums empfangen wollen, doch war dies einer der wenigen Bedingungen der Gegenseite gewesen. Der Premierminister würde die andere Delegation übernehmen, wohingegen der Minister des Äußeren mit der republikanischen vorlieb nehmen müsste. Doch darauf war der Kahlkopf sofort eingegangen. Schließlich war sein Triumph so groß gewesen, dass es auf eine solche Lapalie nicht mehr ankam. Und zudem konnte er dadurch diese Abordnung schon einmal in Augenschein nehmen.

Mit schlurfenden Schritten näherte sich jemand hinter seinem Rücken. Einen kurzen Augenblick überlegte Alkarin, ob dies ein Attentäter sein konnte, verwarf diesen Gedanken aber augenblicklich. Nicht jetzt, nicht in diesem Moment konnten die Schergen seiner Feinde ihn bedrohen. Es musste sich dementsprechend um irgendeinen seiner Bediensteten handeln. Und tatsächlich, als die Schritte schließlich verklangen und sich eine alte, leicht brüchige Stimme auf Umbarese zu ihm sprach, entpuppte sich diese Person als ein Mitarbeiter des Außenministeriums.

„Mylord, die imperiale Delegation ist bereits gelandet und wurde von Premier Sihin empfangen. Sie hält sich mitsamt dem Imperator zur Zeit im Hauptverhandlungsraum auf und wartet auf das Eintreffen der Gegenseite.“

Alkarin wandte seinen Blick von den wolkenverhangenen Himmel ab und schaute auf den kleineren Mann neben ihm. Es war Gedro Balem, einer seiner oberten Sekretäre und langjähriger Diplomat im Dienste Umbaras. Dies würde wohl seine letzte Verhandlung sein, bevor er sich zur Ruhe setzte oder von irgendeinen seiner Rivalen und Neidern ermordet werden würde. Angesichts dieser beschränkten Amtsdauer machte er seinen Job jedoch ausgezeichnet. Womöglich wollte er wohl noch einen Fürsprecher für seine Rentenzeit gewinnen. Ob ihm das gelang, blieb abzuwarten.

„Danke, Balem. Kehren Sie in die Halle zurück und begutachten Sie die imperiale Delegation. Anschließend möchte ich eine Analyse über die Rangordnung in dieser auf meinem Datapad haben.“

Der Angesprochene nickte verstehend mit dem Kopf und schlurfte wieder von der Plattform. Es war fundamental wichtig, dass Alkarin die wichtigen Personen der jeweiligen Delegation erkannte und sich besonders mit diesen gut stellte. Nur so konnte er selbst Einfluss auf die Verhandlungen nehmen. Inwieweit er dies überhaupt erreichen konnte, stand sowieso in den nicht erkennbaren Sternen.

In deren Richtung blickte der Außenminister nun auch. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die republikanische Delegation eintreffen würde und das Schauspiel seinen Lauf nehmen würde. Und er würde ein Teil davon sein. Ein Puzzlestück in Verhandlungen, die die gesamte Galaxis betrafen. Welch glorreichen Aufstieg er hinter sich hatte!

[ Umbara-System – Umbara – Hauptstadt – Landeplattform ] Alkarin, einige andere Umbaraner
 
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