Mirial

[Shen-Trill 22 | Weltraum | Über einem Gasriesen | Laqosha City | Korridore] Deye Viric, Kiso Sol, weitere Soldaten

Irgendwie hatte Deye Viric den Eindruck, das Schlimmste bereits hinter sich zu haben - und das, obwohl sie gerade dabei waren, ein von Piraten besetztes Schiff zurückzuerobern, Korridor für Korridor, mit der scharfen Waffe im Anschlag. Aber das war etwas, für das sie ausgebildet waren, was sie trainiert hatten; jeder einzelne von ihnen, bis zur totalen körperlichen und geistigen Erschöpfung. Die Omwati fühlte sich darauf vorbereitet. In dem Landungsboot war sie den Umständen hilflos ausgeliefert gewesen. Aber seit ihre Stiefel auf den Deckplatten standen, hatte sie das Gefühl, wieder mehr Kontrolle zu haben. Sie fühlte sich in ihrem Element. Und alles schien zu laufen wie am Schnürchen. Die zwei Piraten, die sich aus dem Hangar zurückgezogen hatten, waren wie vom Erdboden verschluckt, und der nächste Erdboden war über ein Lichtjahr entfernt. Geordnet rückten die Männer und Frauen in den republikanischen Uniformen vor, sicherten einen Gang nach dem anderen und näherten sich langsam aber sicher der Brücke; bisher ohne Zwischenfälle. Deye bewegte sich zwischen ihnen als gehörte sie selbstverständlich dazu, obwohl sie in ihrer blau-grauen Stoffuniform mit dem breiten weißen Helm zwischen den gepanzerten Soldaten der Schweren Infanterie doch eher wie ein Fremdkörper aussah. Aber abgesehen von der Ausrüstung unterschieden sich die beiden Einheiten nur wenig; ihr Drill war derselbe, und so fiel es ihr nicht schwer, ihren Platz in dem Squad zu finden. Abwechselnd deckte sie den Vormarsch ihrer Kameraden um die nächste Ecke oder rückte selbst in deren Feuerschutz weiter vor.

»Wir kommen gleich durch eine größere Halle, einen Laderaum oder so etwas«, teilte Sergeant Chimmi mit. »Die nächste Tür links. Wir verlassen ihn auf der gegenüberliegenden Seite. Dort führt eine Rampe auf das oberste Deck, nicht weit von der Brücke.«

Die Soldaten nickten.
»Verstanden«, sagte Deye. Sie erreichten die nächste Tür; sie war verschlossen. Ein Soldat machte sich kurz am Kontrollpaneel zu schaffen. Es dauerte nicht lang, bis er zurücktrat und die beiden Türflügel seitlich in der Wand verschwanden. Den Rahmen als Deckung nutzend, spähten die Soldaten in die Halle hinein. Die Omwati kniete auf dem Boden, das Gewehr im Anschlag, und lugte ebenfalls um die Ecke, während über ihr der vergleichsweise riesige Corporal Kiso Sol aufragte. Der Raum sah auf den ersten Blick nicht wie ein Lager aus, sondern eher wie ein Aufenthaltsraum, ein Versammlungsort oder so etwas in der Art; auf einem Passagierschiff sicherlich nicht ungewöhnlich. Allerdings war nicht alles zu erkennen: Es war ziemlich dunkel; nur ein einzelnes Notlicht brannte und tauchte den Raum in diffuses, rötliches Licht, das zudem noch flackerte. Lichtkegel der Lampen, die an den Waffen der Soldaten angebracht waren, schufen tiefe Schatten. Sie beleuchteten Tische und Sitzgruppen, manche davon umgestürzt oder umgestoßen. Dahinter konnte sich eine halbe Kompanie verstecken. Es war unmöglich zu sagen, ob sich jemand in dem Raum befand. Nicht übel für einen Hinterhalt!

Da es gefährlich war, sich in so einer Situation laut zu verständigen - man lief Gefahr, einem Gegner seinen Plan zu verraten - kommunizierten die Soldaten nur mit Handzeichen. Zwei von ihnen wurden losgeschickt, den Raum unter die Lupe zu nehmen. Gedeckt durch die Mündungen am Eingang drangen sie in geduckter Haltung ein und bewegten sich so leise sie konnten an der rechten Wand entlang, um den Raum einmal zu umrunden. Nach vielleicht zwei Minuten waren sie auf der gegenüberliegenden Seite angelangt und leuchteten von dort aus die toten Winkel hinter den Möbeln ab, die man von der diesseitigen Tür aus nicht einsehen konnte. Dann signalisierten sie, dass alles sicher war, und der Rest des Teams rückte nach. Die Lichtkegel schweiften nach links und rechts, während sie sich nun auf gerader Linie durch den Raum bewegten, auf den jenseitigen Ausgang zu. Die beiden Soldaten, die als Vorhut losgeschickt worden waren, befanden sich bereits dort, hatten die Tür aber noch nicht geöffnet. Deye vermutete, dass sie lediglich warteten, bis der Trupp sich wieder versammelt hatte. Doch als sie näher kamen, gaben die beiden Handzeichen, etwas Abstand zu halten. Sergeant Chimmi lief nach vorne um zu sehen, was los war, und unterhielt sich leise mit den Männern. Dann machte er kehrt und kam direkt auf die Omwati zu.


»Sie sind Sprengstoffspezialistin, Private?« fragte er.

»Ja«, nickte sie.

»Dann kommen Sie mit; Sie haben zu tun. Offenbar haben die Saffalore-Leute uns eine kleine Überraschung hinterlassen.«

[Shen-Trill 22 | Weltraum | Über einem Gasriesen | Laqosha City | Gemeinschaftsraum] Deye Viric, Kiso Sol, weitere Soldaten
 
[Shen-Trill 22 | Weltraum | Über dem sechsten Planeten | Y-Wing Gelb Acht] Beleny Phoss mit Staffel Gelb, Crossbow-Staffel und Mosquito-Staffel; Unbreakable Dream, Grey Warden und Enterboote in der Nähe

Erwartungsgemäß waren die schwerfälligen Bomber zu langsam, um mit den X-Wings mitzuhalten. Diese erreichten schon nach wenigen Augenblicken den Ort, an dem sich die Landungsboote durch den überraschend hohen Widerstand der letzten Jäger der Saffalore-Gruppe kämpften. Die Fähren allein wären zweifellos verloren gewesen; sie gaben relativ leichte Ziele ab und waren nicht stark genug bewaffnet, um sich zur Wehr zu setzen. Aber dank der Jägereskorte, die ihnen mitgeschickt worden war, und der Verstärkung, die nun hinzu eilte, hatten die Piraten bald mehr und härtere Ziele, als sie bedienen konnten. Wieder einmal wurden die Rollen von Jägern und Gejagten getauscht, die Uglies wurden einer nach dem anderen abgeschossen oder flohen zurück in die dichte Atmosphäre des Gasriesen - wohl in der Hoffnung, dass sie sich dort verstecken und aushalten konnten, bis die Republikaner wieder aus dem System verschwunden waren. Die größeren Piratenschiffe - umgebaute Frachter, den Etti-Kreuzer und den jüngst erbeuteten Passagierliner Laquosha City - ließen sie dabei im Stich. Staffel Gelb war noch nicht einmal in Reichweite für einen sicheren Schuss auf die Feinde, als diese bereits zerstreut waren und die Landungsboote ihren Flug zu ihrem Angriffsziel fortsetzen konnten.

»Das war's«, sagte Adam, Belenys Pilot. Dass er mit seiner Einschätzung richtig lag, bestätigte schon einen Wimpernschlag später Captain Eshnich, indem er über den Staffelkanal verkündete:

»Staffel Gelb, unsere Arbeit hier ist getan; der Rest ist Sache der großen Schiffe und der Landetruppen. Wir haben Befehl, uns zurückzuziehen. Folgen Sie mir zum Sprungpunkt aus dem System!«

Sein Bomber schwenkte nach Backbord und die übrigen folgten ihm. Ihre Formation, die sich während des hektischen Versuchs, den Landungsschiffen zu Holfe zu kommen, unabsichtlich teilweise aufgelöst hatte, schloss sich wieder. Ohne dass ein Befehl dafür nötig war, ordneten sie sich für einen Hyperraumsprung, wie sie es hundertmal im Simulator und in realen Manövern geübt hatten. Routiniert und schweigend steuerten sie den Punkt an, von dem aus ein Hyperraumvektor bis nach Mirial gezogen werden konnte: Sie würden ihre Heimatbasis in einem einzigen kurzen Sprung erreichen.

»Die Staffel hat sich gut geschlagen«, sagte der Captain noch. »Unser erster Kampfeinsatz war ein Erfolg. Seien Sie stolz auf sich! - Ich übermittle Ihnen die Sprungkoordinaten. Wir sehen uns daheim!«

Dass er auf diese Weise eine Nachbesprechung vorwegnahm, passte nicht zu ihm. Er sagte sonst nie etwas so Deutliches zur Leistung seiner Untergebenen, bevor er alle Fakten gesichtet und alle Daten ausgewertet hatte. Nach dem Training erfuhren sie meist erst im Besprechungsraum, wie zufrieden er mit ihnen war. Aber das hier war kein Training, offenbar galten die bekannten Gesetzmäßigkeiten hier nicht. Womöglich war dem Staffelführer bewusst, wie sehr seine unerfahrenen Leute darunter litten, dass sie in diesem ersten Einsatz bereits Verluste erlitten hatten, und wollte ihnen etwas Mut machen, bevor sie gleich im Hyperraum mit sich und ihren Gedanken allein waren.

Den Eingang der Daten zu bestätigen und sie in den Navigationscomputer einzugeben war eine Aufgabe für Joe, den Astromech-Droiden. Adam korrigierte den Kurs entsprechend seinen Angaben, um das kleine, zweisitzige Kampfschiff in Position für den Rücksprung zu bringen. Dove hatte dabei nichts zu tun, außer pro forma die Waffen einsatzbereit zu halten, solange sie noch in feindlichem Gebiet waren. Aber sie war gedanklich schon nicht mehr bei der Sache. Sie dachte an Eshnichs letztes Wort: Daheim. Das war für sie nicht Mirial, wo ihre Staffel stationiert war. Sie sehnte sich nach ihrem wirklichen Zuhause. Eine schwere Müdigkeit machte sich mehr in ihrem Geist als ihrem Körper breit, als der Bomber in den Hyperraum sprang.


»Hey... wie geht's dir?« fragte Icy.

»Geht«, antwortete die Kilmaulsi mit belegter Stimme. »Und dir?«

»Auch«, meinte er ebenso knapp. »Ich bin froh, dass wir's hinter uns haben.«

»Mhm.« Sie nickte schwach, was er von vorne aber nicht sehen konnte.

»Meinst du wir hätten etwas tun können?« fragte sie nach etwa einer halben Minute, in der sie sich angeschwiegen hatten.

»Um zu verhindern, dass die anderen... dass es sie erwischt? - Ich glaube nicht. Ich wüsste nicht was.«


»Es hätte uns genauso treffen können. Reiner Zufall, sonst nichts.«

»Ich dachte, du glaubst nicht an Zufälle?« fragte er, wobei er auf frühere Gespräche Bezug nahm, in denen es um Belenys Religion gegangen war.

»Keine Ahnung. Vielleicht war's auch der Wille der Götter, dass wir überleben. Ich hatte sie um Beistand gebeten. Aber ich habe nicht nur für uns gebetet, sondern für die ganze Staffel.«

»Da hast du wohl zuviel von ihnen erwartet.«

Adam sagte das ohne Zynismus oder Gehässigkeit, dennoch trafen seine Worte. Dove sagte nichts mehr. Schweigend schaute sie ins Nichts und hing ungeordneten Gedanken nach, bis sie Mirial erreichten.


[Hyperraum | von Shen-Trill 22 zurück nach Mirial | Y-Wing Gelb Acht] Beleny Phoss
 
[Hyperraum | kurz vor Mirial | X-Wing Mynock 5] Neelyn Vandrik

Ein schrilles Piepen und Flöten riss Neelyn Vandrik aus seinem Tagtraum. Er schielte auf den Hauptbildschirm in seinem X-Wing, wo neben der Uhr auch die Übersetzung von Reelohs Nachricht zu sehen war. Nicht, dass er sie gebraucht hätte – in der Regel verstand das Meiste in Binär, aber er war tief in Gedanken gewesen und hatte dementsprechend den ersten Teil der Mitteilung nicht mitbekommen.. Das blaue Wirbeln des Hyperraums spiegelte sich matt in den sonstigen Anzeigen seines X-Wings, die derzeit nicht in Gebrauch waren. Später Abend nach Lianna-Zeit. „Zeit das Nickerchen zu beenden, Alter. Fünf Minuten, bevor wir bei Mirial ankommen,“ blinkte da auf der Anzeige. „Danke, Reeloh, aber ich war nur in Gedanken.“ Genau genommen hatte er eine Nachricht an seinen Vater auf seinem Datapad geschrieben, während die R7-Einheit den Flug managte und er war, wie so oft, wenn er mit seinem Vater kommunizierte, wie blockiert. Die Kernfragen: was teilte er ihm mit, jenseits davon, dass er mit seiner Einheit in einen Kampfeinsatz flog? Sollte er nachfragen, wie es ihm ging? Sollte er mitteilen, wie er sich selbst damit fühlte? Und wie viel schrieb er überhaupt?

Neelyn hatte keine Lust als Antwort wieder eine Art „Hör‘ auf zu Jammern, du Waschlappen“ oder ähnliches zu bekommen. Er hatte auch keine Lust, so zu wirken, als bräuchte er die Fürsprache des Alten Herrn. Gleichwohl wusste er, dass er sich durchaus um ihn sorgte, auch wenn er es nie zugeben würde und er nicht müde wurde zu betonen, wie sehr er ihn enttäuschte. Ganz abgesehen davon, dass es eine Frage des Anstands war ihn zu informieren, wenn er im Einsatz war. Würde er wieder über seine Schwester kommunizieren, würde er sicherlich wieder den Vorwurf bekommen, dass sein Vater ihm egal sei. Neelyn seufzte und verstaute das Datapad in einem der wenigen Staunetze des Cockpits. Vielleicht würde er später bessere Ideen haben, ganz abgesehen davon, dass er sich jetzt wieder auf den Flug konzentrieren musste. Mit geübten Blick checkte er die wichtigsten Flugdaten. Alle Systeme stabil und einsatzbereit. Sublichtantriebe im Übergangsmodus, bereit auf Reisegeschwindigkeit zu schalten, sobald sie den Hyperraum verließen.

Mit einem weiteren Piepen wies der Astromechdroide ihn daraufhin, dass die letzten paar Sekunden vor dem Verlassen des Hyperraums anstanden. Fünf. Vermutlich wäre es doch am Besten, sich aufs Wesentliche zu beschränken und nicht übermäßig viel zu schreiben. Etwas im Sinne von ‚Geschwader ab sofort im Einsatz gegen Piraten. Mir geht es gut. Ich melde mich, wenn etwas Wichtiges passiert.‘ Vier. Im ‚Einsatz gegen Piraten‘. Vermutlich wieder nicht gut genug für den alten Mann?! Drei. ‚Im Einsatz‘. Warum nicht kurz und knapp? Wie im Flug: Angriffsfläche reduzieren. Zwei. Andererseits war es eigentlich auch wirklich egal, was oder wie viel er schrieb. Irgendwas fand er schließlich immer. Eins. Er spürte das vertraute erwartungsvolle Ziehen in seiner Magengegend, wenn er in einem Jäger den Hyperraum verließ, während der blaue Wirbel sich in Sekundenbruchteilen in lange, helle Sternenlinien verwandelte und sein X-Wing schließlich in das schwarze Zelt des Normalraums fiel.

Ein Blick über seine Schultern zeigte ihm, dass mit wenig Verzögerung der Rest des Flügels neben, über und hinter ihm aus dem Hyperraum kam, dicht gefolgt von den zwei Lambda-Shuttles und drei RM09-Shuttles, die die Technik-Crews und die restlichen Güter des Geschwaders transportierten. Ein durchaus beeindruckender Anblick, wenn so viele Jäger auf einmal ankamen, wie er fand – ein Anblick von dem er noch nie genug kriegen konnte. „Mynock-Staffel, hier Mynock-Leader,“ hörte Neelyn Captain Chondas mittlerweile vertraute Stimme aus dem Komm. In einigen Kilometer Entfernung konnte er bereits die Challenger über Mirial sehen, die in einem weiten Orbit um den Planeten zu kreisen schien und um die drei kleine Korvetten verteilt waren. „Wir sind an der Spitze des Konvois. Rottenweise in Vierfinger-Formation und 100 Meter versetzt. Die Shuttles landen zuerst, dann wir, dann der Rest.“ Er legte die Hand auf den Schubregler und schaltete per Knopfdruck an seinem Steuerknüppel in den normalen Flugmodus durch, wodurch sein HUD in hellem Rot aufschaltete, wobei lediglich die wichtigsten Flugdaten wie zum Beispiel seine Geschwindigkeit und Position am Rande des Display auftauchten. „Mynock 5, verstanden. Rotte 2 nimmt Position ein.“ Er spürte den sanften Druck der zunehmenden Beschleunigung, als sein Jäger auf etwa 85 MGLT anzog und sie die Shuttle überholten.

Langsam zogen Chondas Jäger und seine Piloten ihren X-Wings an ihm vorbei und nahmen die Standardformation des Jägerkorps ein, mit Mynock 1 an der Spitze. Die Challenger in der Entfernung sah bereits ein gutes Stück näher aus als noch vor einigen Momenten. Ein Blick auf seinen zweiten Bildschirm zeigte ihm den Sensorüberblick über die Umgebung an und die Maschinen des Flügels wurden als kleine rote Dreiecke mit ihrer jeweiligen Kennung angezeigt. Zufrieden schaute er einmal hinter sich. Berand und Lya’Sei waren rechts hinter ihm, während Kaysi Jantel links hinter ihm flog. Vielleicht noch nicht in Flugshow-Qualität, aber gut genug für Regierungsarbeit. Er nickte sanft. Noch nicht zu Hundert Prozent stabil und in perfekter Distanz zueinander, aber gut genug. In etwas Abstand konnte er Lieutenant Ceds Rotte sehen und dicht hinter ihnen das erste Shuttle. Sein Display zeigte ihm an, dass Chondas Jäger fast 100 Meter entfernt war und langsam aber sicher auf abbremste. Neelyn schaltete auf den Rotten-Kommkanal. „Hier Vandrik. Zeit sich an die Shuttles anzupassen. Schön gemütlich jetzt.“ Sanft zog er den Schubhebel zurück, bis sein Jäger sich, wie Chonda und seine Leute vor ihm, an das Tempo der Transporter hinter ihnen angepasst hatte. Neugierig schielte er abermals über seine Schulter und brummte anerkennend. Die Formation passte immer noch, lediglich Berand hatte etwas zu spät reagiert und war ein wenig außer Position, aber die minimale Korrektur, die nötig war, schien er bereits vorzunehmen.

„Republik-Konvoi Besh-17, hier ist der Flugleitstand des Kreuzers Challenger. Willkommen über Mirial. Commodore Zertu entrichtet Grüße,“ schallte eine weibliche Stimme aus seinem Komm. „Shuttles Nova, Sternenwind und Falter, wir übermitteln jetzt die Landevektoren für Hangar 1. Shuttles Solar Runner und Nebelgleiter, es folgen die Landevektoren für Hangar 2. Sobald die Frachter den Landeanflug beginnen, wird die Eskorte in Warteschleife gehen.“ Aus seinem Augenwinkel sah Neelyn einige rote Flecken näherkommen und drehte den Kopf. Eine Rotte A-Wings schoss in knapp 60 Meter Entfernung in Echelon-Formation an ihnen vorbei, wobei der Rottenführer im Vorbeiflug ein paar Mal seine Maschine von links nach rechts wippte. „Die Redhawks, nehme ich an,“ hörte er Jantels Feststellung des Offensichtlichen aus dem Komm. Vor ihm sah er Chondas X-Wing den Gruß der Abfangjäger mit den geschlossenen S-Flügeln des Jägers erwidern. Der Liberator-Kreuzer war nun in seiner ganzen Pracht vor ihnen zu erkennen und Neelyn sah die großen Hangarschleusen, die von einer blauen Lichtbarriere vor dem Vakuum geschützt waren. Was freute er sich auf eine warme Dusche! Vielleicht würde er ja danach besser wissen, was er dem alten Herrn zu seinem Verbleib mitteilte.

[Mirial | im Anflug auf die Challenger | X-Wing Mynock 5] Neelyn Vandrik
 
Hyperraum - kurz vor Mirial | Fayr Ced

Mehrere Tage hatten die Reise nach Mirial gedauert. Fayr war solche Reisen schon gewohnt und wusste daher vorher, was ihnen bevor bestand. Bei seiner dritten Rotte war das leider anders. Diese Reise zur Challenger sollte also eine erste Reifeprüfung für die frisch gebackenen Piloten der dritten Rote darstellen. Die drei Sub-Lieutenants zeigten recht schnell Anzeichen für Stress und Erschöpfung. In der Zeit nicht duschen zu können, war ja eine Sache. Die anderen körperlichen Bedürfnisse in der Enge des Cockpits verrichten zu müssen, war da schon eine ganz andere Herausforderung. Natürlich wurden die Piloten an der Akademie auf derlei vorbereitet. Es war aber eine Sache, darüber zu lesen oder ein Lehrholo zu schauen. Es war ganz etwas anderes, es durchleben zu müssen.

Sub-Lieutenant Otral zog sich hauptsächlich in sich selbst zurück. Der Mon Calamari wurde geradezu einsilbig ab dem dritten Tag, gelegentlich antwortete er aber auch etwas schroff. Es war nichts, was einen Verweis rechtfertigen würde, aber Otrals Laune begann die Stimmung in der Rotte zu drücken. Und so nahm Fayr den Mon Calamari an einem Zwischenstopp in einem privaten Funkkanal zur Seite und beauftragte ihn damit, die noch verbleibenden Sprungberechnungen zu überprüfen und neu zu kalkulieren. Anfänglich war er nicht sonderlich motiviert, doch recht schnell zeigte er sich begeistert davon, hier und da vielleicht die eine oder andere Stunde von ihrer vorab berechneten Reisezeit kürzen zu können.

Sub-Lieutenant Vebbar hat ihre ganz eigenen Kompensationstechniken. Die Iridonianerin wurde zu einem regelrechten Plappermaul, wann immer sie einen Zwischenstopp machten, um den Konvoi für den nächsten Sprung neu zu positionieren. Offensichtlich bekam ihr die Einsamkeit ganz und gar nicht gut und auch wenn Fayr nichts gegen eine äußerst gesprächige Untergebene hatte, so begann ihr mitteilungsfreudiges Gemüt ab dem zweiten Tag dann doch die Funkdisziplin vollkommen theoretisch werden lassen. Also nahm er auch sie in einem Einzelgespräch beiseite und gab ihr eine Aufgabe. Sie sollte aus der Datenbank, die verfügbaren Informationen eines Liberator-Klasse Kreuzers abrufen und sich an die Freizeitplanung der Rotte und auch der Staffel machen. Das brachte sie schnell auf andere Gedanken, allein die Erstellung eines Geburtstagskalenders und die Planung der jeweils kulturell angemessenen Geburtstagsfeiern lenkte sie für den Rest der Reise ab. Fayr musste nun zwar ihre Berichte und Vorschläge abwägen und lesen...und sie schrieb nicht gerade wenig. Aber immerhin hielt es sie bei Laune.

Sub-Lieutenant Ravka nun schien die Reise am wenigsten mitzunehmen. Laut eigener Aussage stammte er aus einer Familie Spacer. Damit war er auf Raumschiffen aufgewachsen und wusste, sich abzulenken. Dennoch zeigte auch er zum Ende ihrer Reise hin Anzeichen von Stress. Ravka wusste es zwar zu verschleiern, dennoch entgingen Fayr letztlich nicht die Änderungen in der Sprechweise des jungen Mannes. Dennoch, Ravka schien es unter Kontrolle zu haben, also musste sich Fayr für den jungen Mann keine Sonderaufgabe aus den Fingern saugen. Und das war ihm nur recht. Ravka hatte in der letzten Woche ohnehin schon genug mit dem Mynock 12 Projekt durchgemacht. Da war es gut zu sehen, dass er daran gewachsen war und sich bereit für das Leben eines Kampfpiloten zeigte, das für gewöhnlich hauptsächlich aus unglaublicher Langeweile und persönlicher Entbehrungen wie jener bestand, die sie gerade durchmachten.

Und dann war ihr Martyrium beinahe vorbei. Der letzte Sprung brachte sie ins Mirialsystem und ihr neues zu Hause lag nur wenige Kilometer vor ihnen. Die Fähren setzten zum Landeanflug an und sie würden so lange hier draußen bleiben, um sie abzuschirmen. Bisher war nichts außer Neue Republik Kennungen auf dem Sensorschirm zu sehen. Mit etwas Glück würden sie also in spätestens zwei Stunden alle erst einmal ihre Quartiere beziehen und eine heiße Dusche genießen dürfen. Etwas Schlaf in einem echten Bett klang jetzt auch gar nicht so schlecht. Und natürlich würde er sich strecken und die Beine vertreten wollen.

Mirial - Umgebung des Liberator-Klasse Kreuzers Challenger | Fayr Ced, Kirari Hino, Neelyn Vandrik, Captain Chonda und der Rest der Mynockstaffel, Raumfähren, die Challenger
 
Mirial- Umgebung des Liberator-Klasse-Kreuzers "Challenger"- mit Fayr Ced, Neelin Vandrik, Captain Chonda und den anderen der Mynockstaffel+Raumfähren

Lange Hyperraumreisen im Cockpit eines X-Flüglers. Luxusklasse! Sie hatte Ruhe, ein Abteil nur für sich und konnte so laut Musik hören, wie sie wollte! Damit hörte die Ausstattung aber auch schon auf. Gut, Kirari kannte es ja nicht anders. Sie hatte sich von ihrem Hintern schon verabschiedet, als sie bei Coruscant losgeflogen waren und sie war sich ziemlich sicher, dass er nach 14 Stunden Flug seinem Leid erlegen war. Das erste zivile Opfer in diesem Konflikt. Es war unvermeidbar gewesen. Zum Glück hatte ihr Arsch keine Angehörigen, die informiert werden mussten. Ein Vorteil daran, dass man Single war. Kirari las Bücher auf ihrem Datapad und überlegte, ob man in diesem bewaffneten Sarg irgendwo ne kleine Box mit Strickzeug installieren könnte. Auf Reisen wie diesen könnte sie sich bis zum Hals in Socken einstricken. Dann wärs auf jeden Fall auch nochmal etwas wärmer. Aber für sowas war natürlich kein Platz.

Ihre drei Sub's begannen bei Coruscant mit Wetten und bei jedem Zwischenstopp bekamen sie sich mehr in die Wolle. Kirari stöhnte und rief die drei zur Ordnung. Verdammt, sie hatten das doch alles auf der Akademie gelernt. Was konnte man tun, wenn es nichts zu tun gab! Kirari hatte sich überlegt, wo ihre nächsten Ferien hingehen sollten. Und sie hatte sich vorgestellt, wie sie diesen Piraten in den Hintern trat. Sich das so genau wie möglich vorzustellen war eine super Aufgabe in einem Jäger im Hyperraum. Psychologen behaupteten, dass sie etwas bildlich vorzustellen im Gehirn eine ähnliche Wirkung hatte wie es tatsächlich zu erleben. Na dann. Kirari überlegte, sich dafür Trainingseinheiten eintragen zu lassen. Andersrum befand sie sich gerade in einem Einsatz und da war der Stundensatz höher als für Training. Also hatte sie nichts davon, ausser dem Trainingseffekt. Und dann natürlich regelmässige Übungen für die Beine. Keiner wollte auf so einer Reise eine Thrombose bekommen. Es gab doch so Beinmassage-Hosen, in denen sich Luftkissen aufblasen liessen und so Druck auf die Beine ausübten. Kirari befand, dass dafür genug Platz war. Das hätte viele Vorteile! Weniger Thrombose-Gefahr. Es tat gut und hob vielleicht auch die Laune der Piloten.
Schliesslich aber erreichten sie ihr Ziel und jetzt hatte ihr Hirn Mühe zu glauben, dass sie tatsächlich bald würde stehen können.Zunächst sicherten sie aber das Einlaufen der Shuttle und was sonst noch alles wichtiger war als sie. Trotzdem wurde sie dann bald mal ungeduldig und atmete ein paar mal tief durch, um ihre Anspannung zu bändigen, als sie die Landeerlaubnis bekam. War das sonst nicht eigentlich andersrum? Also das solche Trägerschiffe Jäger einsammeln kamen und nicht, dass sie tagelang in diesen Dosen eingefangen waren? Naja. Nicht mehr lange. Nur noch ein paar MInuten und eine saubere Landung. Endlich! Die Hydraulik ihres Jägers schnaufte genauso erleichtert wie sie. Kirari tätschelte den Steuerhebel.

"Gut gemacht!"


Etwas Lob tat wohl auch dem Jäger gut, ehe sie die Kanzel öffnete und zum ersten Mal....genauso gefilterte Luft einatmete, wie sie es die letzten Tage getan hatte. Trotzdem kam es ihr frischer vor. Ein rein psychologisches Phänomen, aber wer wollte schon so kleinlich sein und solche eine Illusion ausschlagen. Vorsichtig schälte sie sich aus dem Cockpit und stieg genauso behutsam die Treppe runter. Ihre Muskeln protestierten, hatten sie sich doch so schön in der Sitz-Position verspannt. Sie stöhnte. Gabs hier nen Spa? Sie schmunzelte. Natürlich nicht. Aber sie hatte alles in ihrer Tasche, um sich zur Not selbst durchzukneten. Ihre R2-Einheit klinkte sich auch aus und rollte an ihre Seite.

"Na? Auch so steif?"


fragte sie und lachte. Steif waren die Droiden doch alle. Entsprechend irritiert war ihre R2-Einheit über ihre Frage, was Kirari weiter lachen liess.

"Komm. Ich schau, dass du nen Ölbad bekommst."


Für Droiden gabs nen Spa. Kirari fühlte sich ungerecht behandelt.

Mirial-Hangar der "Challenger"- mit Fayr Ced, Neelin Vandrik, Captain Chonda und vielen anderen
 
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