Kaj'iia Sikrithir

Velvela

The V - Lunatic on Air
Name: Kaj’iia [gesprochen: Kasch’jia]
Familienname: Sikrithir
Rassenzugehörigkeit: Rattataki-Mensch Hybridin
Herkunft: Rattatak
Lebenszeit: 39 Standardjahre
Familie: Vater: Shasstor (67) Mutter: Reva’thicon (63)
Familienstand: Verheiratet Ehemann: Ska’jiinto (38) Tochter: Velvela (19)
Körpergröße: 1.89m
Farbe der Augen: braun-rötlich
Farbe der Haare: rot
Waffen: Kaj’iia besitzt zwei, für ihren Stamm typische Schwerter, welche auch in der Lage sind Lichtschwertern standzuhalten.
Schiff/e: Derzeit besitzt sie kein eigenes Fortbewegungsmittel. Sei es nun Raumschiff, Landgleiter, oder etwas anderes.

Erläuterungen:
Wenn man aufzuzählen beginnt, was an ihr alles besonders hervorstechend ist, sollte man bei dem wohl wichtigsten, oder eher auffälligsten Merkmal ihrer Person anfangen. Ihre Größe, die für eine Frau doch sichtbar über dem Normalwert liegt. Was somit dazu führt das sie unter normalen Menschen sichtlich heraus sticht. Auf Rattatak, in ihrem Stamm, liegt die durchschnittliche Größe der Bewohner des Planeten so oder so etwas höher als normal üblich. Die heimischen Fast-Menschen – die Rattataki – zeichnen sich durch hellere Haut, Glatzen und, wenigstens leicht, überdurchschnittliche Körpergröße aus. So auch Kaj’iia. Die, als Rattataki-Mensch Hybride, jedoch nicht mit der sonderlich hellen Haut, oder einer Glatze kämpfen musste. Sie und einige, jedoch gering in ihrer Anzahl, andere Rattataki die ebenfalls nur Hybriden sind, oder mit einem Gendefekt zur Welt kamen, trugen Haare.

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Da auf Rattatak nahezu immer irgendwo ein Stammesführer mit einem Opponenten, oder gleich mehreren Feinden ringt, herrscht auf diesem Planeten, der zudem äußerst unwirtlich ist, eigentlich immer Krieg. Sei es nun ein den Globus umfassender, oder nur einzelne Kontinente und Länder betreffender, irgendwo, steht die Bevölkerung immer unter Waffen. Kein sonderlich erstrebenswerter Zustand, zumindest nicht für alle Rattataki, die auf dem von Felslandschaften und Gebirgen überzogenem Planeten leben. Kaj’iia wurde auf der nördlichen Hemisphäre Rattataks geboren und gelangte so in eine noch unwirtlichere Gegend als die, der Hauptsiedlungsbereiche. Doch es war die Natur die derart unwirtlich war, nicht die Menschen, die es so machten. In ihrer Familie, war Kaj’iia das einzige Kind und hatte somit sämtliche Aufmerksamkeit auf sich ruhen, während sie Zeitgleich auch diejenige sein würde, die für den erhalt und die Weitergabe der Gene sorgen musste. Sprich, mit ihr lebte, oder starb die Familie aus, oder eben nicht. Der Stamm würde Leben, aber sie, ihre kleine Sippe würde sich dann im nichts der zahllosen Kriege und endlosen Familienfehden des Planeten verlieren.

Die Sikrithirs hatten sich, eines Tages, hoch in den Norden zurückgezogen. Ein Gebiet das von harten Wintern heimgesucht wurde und fast unzugänglich war, doch auch hier wurden sie von den Kriegen der anderen erreicht. Nicht direkt durch deren Truppen aber es gab Zeiten da gingen ihnen bestimmte Handelsgüter aus. So kamen zum Beispiel keine Früchte mehr aus südlichen Gebieten, oder bestimmtes Gemüse aus dem Westen. Die Sikrithirs hatten zudem beschlossen nicht mehr aktiv an diesen Kriegen teilzunehmen. Lediglich zwei Bündnisse waren sie eingegangen, nämlich mit den beiden Stämmen, die direkt an den beiden Hauptpässen in die tyrianischen Gebirgszüge – welche der Sikrithir Stamm in beschlag genommen hatte – hinein, lagen. Erst wenn einer dieser beiden Stämme angegriffen wurde, würden auch sie einschreiten.
Jahrhunderte kam es in den Bereichen der Sikrithir, der Undir und der Scantuus zu keinerlei Konflikten. Sie waren berüchtigt für die Zähigkeit ihrer Krieger und Kriegerinnen. Das unwirtliche Terrain, das feindliche Wetter und die harte Natur hatten diese drei Stämme, die Sikrithir am Meisten, verändert - auch äußerlich. Die jetzt lebenden Nachfahren der Stämme waren allesamt größer, als normale Rattataki, wiesen auf Grund des reichlich limitierten Genpools viel mehr Hybriden auf, die man schnell an ihrer Kopfbehaarung erkannte, aber auch andere Dinge hatten sich verändert. Durch die so lange währende Abgeschiedenheit hatten sich die Stämme mit dem Frieden angefreundet und hegten keinerlei Interesse daran ihre Hoheitsgebiete zu vergrößern oder andere einfach so aus Ehrheischerei heraus anzugreifen.
Deswegen waren sie auch über jedes Jahr erfreut, das ohne einen Konflikt für sie, verging. Was auf Rattatak eine, zugegeben, Seltenheit war. Doch mit den Kriegern des Nordens wollten es auch nur wenige tollkühne und mutige aufnehmen. Es gab fälle da wurden einige Männer weit über zwei Meter groß. Trugen sie dann noch eine Haarpracht, lang und in dicken Zöpfen gebändigt auf dem Kopf, hatten ihren Oberkörper mit sikrithischen Knoten verziert, machten sie ein nicht gerade freundlichen Eindruck. Und auch die Waffen der Clans waren nicht sonderlich „gewöhnlich“. Die Sikrithir nutzten bevorzugt das Schwert für den Kampf, während sie den Bogen zur Jagd nutzten. Die Undir hatten die Kampfkünste mit dem Hammer verfeinert, während sie zur Jagd den Speer benutzten und die Scantuus hatten sich der Axtbeherrschung gewidmet und nutzten ebenfalls Pfeil und Bogen zur Jagd.
Die dicke Haut, die langen, dicken und fülligen Haare, die starken Hände und deren kraftvolle Finger, die harten Gesichter, alles sorgte für ein rohes Bild der drei Stämme. Aber sie waren einerseits auch froh, dass sie nach außen hin dieses Bild warfen. So schürten sich die Gerüchte nur umso mehr.

Untereinander herrschte ein warmer Umgang miteinander. Kaj’iia lebte mit ihren Eltern und denen ihres Mannes in einer ‚Wohnung’ zusammen. Dazu sollte erwähnt werden, dass auf Grund des mit fast nur Gebirgen übersäten Planeten die meisten Siedlungen auch direkt in selbige gehauen wurden. So auch die der Sikrithir. Verborgen unter den Gipfeln der tyrischen Berge und zugleich leicht zu erreichen für die Undir und Scantuus. Fast das gesamte Leben spielte sich unterirdisch ab. Doch es gab genügend Fackeln die die Gänge und Höhlen erhellten. Allzu tief unter der Erde befanden sich die Höhlen nun auch nicht, als das sie in völliger Dunkelheit liegen könnten. Tagsüber fiel an einigen Stellen das Licht herein. Während es bei einem Unwetter den Schnee oder Regen herein blies. Kaj’iia konnte sich noch genau daran erinnern wie sie vor Jahren immer mit ihrem Vater hinausgegangen war und den Kampf mit dem Schwert geübt hatte. Egal bei welchem Wetter und manchmal, nachdem dies nicht mehr passierte, stand sie wenn es schneite, oder regnete einfach am Höhleneingang, in diesem Falle jedoch Ausgang und blickte ihn das tosende Unwetter, das draußen über die Welt fegte.

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Es kam schließlich wie es kommen musste. Krieg zog in die nördlichen Lange und die Undir wurden angegriffen. Selbstverständlich eilten die Sikrithir und die Scantuus ihren Freunden zur Hilfe und gemeinsam, unter nicht sonderlich großen, aber dennoch herben Verlusten, zwangen sie die Angreifer vernichtend zurück. Auch Kaj’iaa und Ska’jiinto, die gerade erst ihre Tochter erhalten hatten, in diesem Kampf mit. Leider war es dem Ehepaar nicht vergönnt sich danach – auch wenn es nur eine Zweckehe war - zurück zu ziehen und der Erziehung ihrer Tochter zu widmen. Es kam anders, schlimmer als erdacht. Offenbar hatten sich mehrere andere Stämme zusammengeschlossen und waren fest davon überzeugt, den drei nordischen Stämmen ihre Gebiete abzujagen und für sich zu beanspruchen. Aber ganz offensichtlich hatte man nicht mit derart heftigem Widerstand gerechnet und so dauerten die Kriege in den tyrianischen Bergen fast ein Jahrzehnt an. Es gab zwar nicht jeden Tag schlachten, dazwischen lagen meist Monate, doch die Blocke die errichtet worden war, sorgte dafür das sich einige Dinge, die für das normale Tägliche Leben gebraucht wurden immer wieder ausdünnten, wenn es eine Händlerkarawane mal nicht in die Berge schaffte. Schluss endlich gewannen die nordischen Stämme und vertrieben die Aggressoren, die nach so lange Zeit den Mut verloren hatten zu gewinnen.

Aber der Friede hielt nicht lange an. Nur zwei Jahre später, noch nicht einmal halbwegs vom letzten Krieg erholt, marschierte die nächste Streitmacht auf. Und dieses Mal war es weitaus dramatischer, als beim letzten Mal. In diesem Krieg wurden die Undir so gut wie ausgelöscht und die Scantuus erlagen ebenfalls so hohen Niederlagen, das sie zusammen mit den Undir in die Gefilde der Sikrithir wanderten und dort, nachdem sie gerade noch so die entscheidende Schlacht gewonnen hatten, einen großen Stamm bilden würden. Kaj’iia jedoch hatte nun genug von all der Machtgier und all dem ringen um die Herrschaft über den Planeten, das sie nach langem überlegen zu einem Entschluss kam. Sie würde Rattatak verlassen. Da ihre Tochter jedoch bald ihr Ritual zum erwachsen werden gestattet bekommen würde, schob sie die Abreise noch für eine Zeit auf und wohnte dieser feierlichen Zeremonie noch bei. Nachdem Velvela aus der Wildnis wiedergekehrt war, ebenfalls wie ihre Mutter mit dem Teil eines Bärenfelles, war sie zu Tränen gerührt. Auch wenn sie die ehe nur eingegangen war um die Gene ihrer Familie weiterzugeben. Ein Kind veränderte das eigene Leben stark. Und selbst wenn Velvela nun in einer langen, bis in die morgen Stunden dauernden Feier zur Erwachsenen wurde, so tat es ihr weh sie dennoch zurück zu lassen. Doch Kaj’iias Entschluss stand fest. Rattatak, war nicht der Ort, an dem sie bleiben wollte. Nach einer langen Verabschiedung machte sie sich direkt am nächsten Morgen auf den Weg. Nur knapp zwei Wochen entfernt, gab es einen Raumhafen, an welchem Transporter anlegten auf denen man günstig von Rattatak wegkam. Und so begann Kaj’iias Reise durch die Galaxis. Eine Galaxis ebenso voller Krieg, voller Leid, aber auch eine Galaxis der Hoffnung…
 
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Klirrend hämmerte die Klinge auf den Stahl des Gegners. Erzitterte heftig und rutschte mehrere Zentimeter mit einem ekelhaft schabenden Geräusch. Eine rote Strähne hing im Gesicht der Kämpferin mit zwei Schwertern. Von Blut durchnässt, klebte sie an ihrer Stirn und wirbelte nur leicht hin und her bei ihren Bewegungen. Bevor der Kontrahent der Kriegerin etwas unternehmen konnte, schnellte ihr zweites Schwert hervor und bohrte sich in den Verdauungsapparat des Mannes. Rotes Lebenselixier spritzte hervor und benetzte den linken Arm jener siegreichen Kriegerin. Feine Sprenkel an Blut zierten nun ihren Arm und schufen ein irrwitziges Muster als ihr Arm – da der Körper zu einer Drehung angesetzt hatte – mit herum schwang und einen Hieb von oben führte. Zeitgleich fing ihre andere Klinge einen weiteren Hieb ab um zu verhindern das ihr Bauch aufgeschlitzt wurde. Noch bevor man etwas erkennen konnte, zogen sich ihre Muskeln zusammen und ihr Bein – das rechte – zuckte mit dem Knie voran nach oben, kam seitlich und schmerzhaft am Oberschenkel des feindlichen Stammeskriegers an. Schmerz explodierte in seinem Kopf und er taumelte. Sie riss ihre Klingen zurück und führte zwei schnelle Hiebe. Einer fegte seine Klinge beiseite, der nächste trennte Verbindung zwischen Kopf und Rumpf zur Hälfte durch. Ein dumpfes Klatschen ertönte, als der leblose Körper in den schlammigen Untergrund fiel. Für einen kurzen Moment hatte sich eine Pause ereignet, sodass sie über das Schlachtfeld blicken konnte und mit einem grimmigen Lächeln festhielt, dass ihre Seite am gewinnen war. Überall ragten die hünenhaften Kämpfer der Nordstämme über die Angreifer hinaus. Äxte wurden geschwungen, geworfen, Schwerter zischten bei schnellen Hieben durch die Luft und schwere Hämmer zertrümmerten binnen Sekunden die schwersten Widerstände. Der Blick jener braunen Augen huschte zum Horizont, hin zu den Bergen, hin zur Heimat. Velvela – ihre Tochter – wartete bestimmt schon sehnsüchtig auf die Rückkehr ihrer Mutter. Noch würde sie nicht verstehen wo sie gerade war und warum sie hier kämpfte. Und Kaj’iia wünschte sich sie würde es niemals müssen.

Ihr Atem ging schwer und stoßweise, aber kontrolliert. Langsam trat Schweiß hervor und mischte sich unter das bereits auf ihrer Haut klebende Blut. Mischte sich zu einem Sud der langsam ihre Haut hinab wanderte. Rote Bahnen blieben zurück und vereinzelte tropfte es von ihrem Kinn. Durch die Kälte dauerte es lange bis auf der bloßen Haut das Blut trocknete, was jedoch keinen Krieger des Nordens, oder des Südens gestört hätte. Es war ein Faktum, genauso wie der durch den Schnee stellenweise zum Schlammpfuhl mutierte Boden. Doch der Frost hatte dafür gesorgt, dass die größten Flächen festgefroren und nicht aufgewühlt waren. Sie garantierten sicheren stand. Doch die rothaarige Schwertkriegerin des Sikrithir Clans war davon weit entfernt. Zudem befanden sich auf dem Weg dorthin einige feindliche Krieger. Und einer derselbigen stellte nun fest, dass sie keinen Gegner hatte, mit dem sie focht. Noch während sich die Kriegerin diesem Opponenten zuwandte, atmete sie aus und beobachtete mit halber Aufmerksamkeit die dabei entstehende Dunstwolke. Neben den Baumkronen war jener Atem mit das einzige, was noch nicht rot gefärbt war – geschweige denn gefärbt werden konnte, im Angesicht der Schlacht. Seit Stunden kämpften sie jetzt schon und noch immer war kein Ende in Sicht. Die südlichen Stämme die angriffen waren überrascht von der Stärke und der Kunstfertigkeit der drei Nordstämme, doch ihre schiere Anzahl schien erdrückend. Bis vor einigen Minuten jedenfalls. Schwerter summten durch die Luft, auf das sie klirrend aufeinander prallten. Kaj’iias Gegner trat zu, traf aber nur die Rüstung, die ihre Beine bekleidete. Grimmig lachte sie auf um darauf folgend die gerüstete Faust in das Gesicht des bärtigen Mannes zu schlagen. Haut platzte unter der Wucht auf und er taumelte ein paar Schritte zurück. Die Kriegerin der Sikrithir nutzte die Chance und wagte einen Ausfall, entledigte sich ihres Gegners, doch übersah einen heranzischenden Hieb. In letzter Sekunde konnte sie noch einen Schritt zur Seite machen, aber es war bereits zu spät. Sengend heiß durchzuckte sie der schmerz, als kalter Stahl in weiches Fleisch schnitt. Sofort trat Blut aus der Wunde an ihrer Flanke hervor. Ein heiserer Aufschrei war die folge des Treffers und sie sackte kurz ein. Der Schmerz war überwältigend und solange sie nicht wusste wie schwer die Wunde war, schob sie alle Gedanken daran so gut es ging beiseite.

Ausgezehrt und verletzt an einen Baum gelehnt hatte sich die rothaarige, hinter einige Verbündete zurückgezogen und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Ihre Verletzung war nicht weiter gravierend. Nicht wirklich tief, aber so unglücklich getroffen das sie stetig blutete. Doch man hatte ihr schnell versichert, dass sie schnell behandelt werden könnte. Da man fürchtete, wenn man sie nähen würde, dass die Wunde bei dem kleinsten Bisschen an Anstrengung wieder aufplatzen würde, hatte man ihr in aller Eile einen Verbad angelegt. Schnell ein paar Heilkräuter mit etwas reinem Schnee vermengt und auf ein Blatt, das nun unter dem Verband direkt auf der Wunde lag, angebracht. Für einen Moment taumelte sie, nachdem die Kriegerin wieder aufgestanden war und sich der Heilkundig davon gemacht hatte, andere Verwundete in aller Eile zu versorgen. Sofern sie danach wieder in den Kampf eingreifen konnten. Kaj’iia selbst warf sich wieder in die Schlacht. Aggressiver und bestrebter den Kampf endlich seinem Ende entgegen zu führen, sammelte sie Krieger um sich, die sie dann, in einer fast 50 Kopf starken Gruppe, zum Zentrum der feindlichen Formation führte. Ein tollkühner angriff, der aber entsprechend für Ablenkung und Aufregung unter dem Feind sorgte. Aber umso dichter sie dem Zentrum kamen, umso zahlreicher wurden die Gegner und ebenso stärker wurden sie. Dennoch gelang ihr Vorhaben, erschlaffte Körper säumten den Weg ihrer provisorischen Truppe, was dem gegnerischen Anführer nicht entging. Und so wurde schon bald der Rückzug angeordnet. Lange hatte dieser Kampf nun angedauert. Im Morgengrauen, fast bei vollständiger Dunkelheit war der angriff erfolgt und jetzt färbte die Sonne den Himmel bereits rot. Hüllte die Gipfel ihrer Heimat in rötlichen Schimmer, der dem Blut auf ihrer Haut gleichkam. Die erste Schlacht, die länger als nur ein paar Stunden gedauert hatte, war erfolgreich für die Nordstämme verlaufen. Wie würden die nächsten ausgehen, jetzt da sie verletzt war und offensichtliche viele Nordmänner und Frauen ihr Leben gelassen hatten?

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Es war nach all den Gesprächen noch immer seltsam. Gerade jetzt wo es passiert war konnte sie es kaum glauben. Und wo noch immer die Klänge der Musik von draußen hereindrangen, fragte sie sich, ob sie nicht vielleicht doch träume und diese surreale Ebene der Existenz ihr nur vorgaukelte sich mit diesen Fragen zu beschäftigen, damit sie weiterhin in den Fängen des Schlafes blieb. Aber Kaj’iia wusste selbst, dass es Wirklichkeit war, was hier geschehen war, was hier geschah. Und deshalb blieb ihr Blick weiter auf die Flamme gerichtet, die vor ihr flackerte. Schatten auf ihr Gesicht warf, die es mit jeder neuen Bewegung ein wenig anders erschienen ließen und keines der entstehenden Gesichter passte zu ihr. Die Festlichkeit draußen, in der großen Höhle der Gemeinschaft, hatte sie schon vor einer guten Stunde verlassen. Und seitdem saß sie hier. Auf ihrem Bett. Unserem Bett., korrigierte sich die Kriegerin und brachte ein freudloses Lächeln zustande. Seltsam war wirklich das beste, zutreffende Wort. Sie verschmähte ihren Gatten nicht, noch verschmähte sie die Ehe, aber Kaj’iia hatte niemals aus Stammesbeziehungsgründen heiraten wollen. Verheiratet werden wollen. Verbesserte sie sich erneut in Gedanken. Schlussendlich war es nicht ihre Entscheidung gewesen ihn zu heiraten. Und wenngleich sie Ska’jiinto nicht ablehnte, so war es doch nur das verlangen nach sexueller Befriedigung die sie zusammen geführt hatte. Beide ohne Ehepartner, beide ohne wichtige Verpflichtungen für ihren Clan. Was es erleichterte eine Affäre einzugehen. Und das diese, bei einer Entdeckung auch akzeptiert würde. Aber deswegen gleich eine Ehe einzufädeln? Sie war gerade mal zwanzig Winter alt geworden. Seufzend sackte sie in sich zusammen. Wie Ska’jiinto die Sache sah? Im Grund war ihr das eigentlich egal. Viel mehr beschäftigte Kaj’iia der Umstand das man jetzt Nachwuchs erwartete. Und das war etwas was sie eigentlich mit dem Mann den sie wirklich, ehrlich und aufrichtige liebte, gemeinsam tun wollte. Und nicht mit dem, den sie in ihr Bett geholt hatte, weil er eben attraktiv war. Zugegeben, im Bett ergänzten sie sich gut, doch sonst war er ihr zu still. Ein wenig zu zurückhaltend.

„Hier bist du.“

Erklang die Stimme ein wenig zaghaft vom Eingang ihrer Höhle her. Sie erkannte ihn sofort. Zu oft schon hatte er ihr ins Ohr geflüstert, oder sich nach dem Akt, außer Atem, mit ihr unterhalten. Der schwarzhaarige Krieger trat langsam ein und ließ sich, in ihrer Nähe niedersinken.

„Ich brauchte einfach ein wenig Ruhe.“

„Ja, ich habe vorerst auch genug von Festlichkeiten.“

Man konnte förmlich spüren, dass er noch mehr sagen wollte. Aber offenbar kam er nicht ganz aus seiner Schüchternheit heraus. Das war beinahe schon zu süß, dachte sich Kaj’iia. Vielleicht machten dem jungen Mann die zwei Jahre, die sie älter war, mehr zu schaffen als gedacht? Ihre Mundwinkel zuckten leicht. Wenn ja, wäre das wirklich süß.

„Wie denkst du eigentlich über unsere Ehe? Du weißt das es nicht mein Wille, noch Wunsch war, was ich dir nicht vorwerfen will, geschweige das ich dich nicht mag, Ska’jiinto. Aber ich hatte nicht vorgehabt dich zu heiraten. Nicht jetzt, wer weiß was noch gekommen wäre.“

Er brachte ein schwaches Nicken zustande und ein halbes Lächeln lag auf seinem Gesicht. Die Ironie, die sie in ihrer Ehe, die aus reiner Lust entstandene Beziehung, durch ihrer beider Eltern einfach so und ohne zu fragen vertieft worden war, entging ihm als nicht. Kaj’iia konnte sich noch gut daran erinnern wie ihre Eltern nach ihr hatten Rufen lassen. Und als sie dann, bei ihren Eltern angekommen, Ska’jiinto und dessen Eltern erspäht hatte, hatte sie anfänglich geglaubt sie würden geächtet, ihrer Beziehung wegen. Und der missmutige Blick des Mannes hatte sie in diesem Gedanken nur bestärkt. Aber dann hatten sie erklärt sie hätten sich dazu bereit erklärt ihre hochzeit auszugestalten und ihnen ihren Segen zu geben. In zwei Tagen würden sie dann verheiratet werden. Kaj’iia hatte sich nicht aufgelehnt. Aber in ihrem Kopf hatte Wut und Verzweiflung mit großer Fassungslosigkeit gerungen. Wie konnten sie das nur tun? Hatte die Frage gelautet, die sie sich immer wieder gestellt hatte. Jetzt konnte sie nur noch den Kopf darüber schütteln.

„Ich bin nicht ganz so unglücklich darüber, wie du es vielleicht bist. Ich wollte genauso wenig wie du heiraten. Es hätte schlimmer kommen können, aber jetzt können wir nichts mehr dagegen tun. Aber ich bin, auf der anderen Seite, froh das es wenigstens du warst, mit der ich mich immerhin verstehe und das wir uns auf der körperlichen Ebene durchaus nahe sind, bezweifelst du wohl ebenso wenig wie ich.“

Die Art und Weise wie er sprach, hatte sie schon immer ein wenig fasziniert. So ruhig, besonnen und intelligent. Er war wirklich ein guter Fang – wäre er denn einer gewesen – das musste man ihm lassen und er war unglaublich attraktiv. Was er in retour auch von ihr dachte und weswegen sie überhaupt aufeinander getroffen waren. Jetzt zuckten ihre Mundwinkel erneut, als er ihre Beziehung zueinander so nett umschrieb. Sie griff bestimmt nach seiner Hand und zog ihn neben ihren Körper, um mit seinen Augen auf einer Höhe zu sein.

„Ja, da hast du recht, aber es verändert einfach alles. Man erwartet Nachwuchs von uns, wir müssen dem Clan jetzt mehr unter die Arme greifen als zuvor, aber der Hauptgrund wird wohl wirklich sein, dass ich keine Wahl dabei hatte.“

„Die hatte ich auch nicht. Ich wusste ja nicht einmal was sie vorhatten, bis es dann in deinem Beisein offenbart wurde.“

„Ziemlich hinterhältig für unsere Eltern, meine hatte ich nicht so in Erinnerung. Ich frage mich wie sie überhaupt dazu gekommen sind unsere Leben auf einmal so durcheinander zu werfen.“

„Durcheinander werfen? Also bitte Kaj’iia. Eigentlich haben sie uns doch einen Gefallen getan. Jetzt brauchen wir uns nicht mehr nur des Nachts treffen. Niemand würde es wagen etwas gegen unser Verlangen und unsere Bindung zu sagen.“

Die Art und Weise wie er das sagte und das leichte Wölben seiner Mundwinkel, riefen in ihr eine Gier hervor, die heiß wie Feuer in ihr brannte. In ihrem Gesicht manifestierte sich jetzt ebenfalls ein Grinsen, was sich nun auch bei ihm niederschlug. Sanft strichen ihre Fingerspitzen über seine Lippen.

„An etwas anderes denkst du auch nicht, oder?“

Murmelte sie beinahe im Flüsterton, doch mit genügend Erheiterung das er kurz auflachte. Was sie, bei seinen nächsten Worten ebenso tat, da er gut die Wahrheit traf.

„Ich? Du bist doch selbst nicht besser.“

Es gelang ihr für einen kurzen Augenblick empört drein zu blicken. Aber dann verflüchtigte sich das sogleich wieder und sie zog Ska’jiinto näher an sich heran. Fuhr noch immer mit den Fingerspitzen über die Haut seines Gesichts, ehe sie im Nacken ein wenig Druck ausübte, sodass er sich vorbeugte. Als sie sich küssten war alles andere mit einem Mal vergessen. Die Heirat, die neuen Erwartungen und alles andere, aber zugegeben reizte Kaj’iia der Gedanke, dass sie keinen allzu großen Hehl mehr aus ihrer Affäre machen mussten doch sehr. Und dann flammte jenes Verlangen, das bisweilen dafür gesorgt hatte, dass ihre Bekanntschaft von Dauer war, wieder auf. Vielleicht würde ja schon in dieser Nacht für die entsprechenden Nachkommen gesorgt…

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