2 | Die ersten Jahre
Jedi-Archiv-Akte [21-A67-34]
Es war nicht sonderlich früh für einen Mann seines Alters, jedoch auch nicht sonderlich spät, als er die Eingangshalle des Jedi Tempels auf Corellia durchschritt, mit dem festen Vorsatz ein Jedi zu werden. Genaueres ist darüber auch nicht mehr bekannt. Bru-Th war zu der Zeit 21 Jahre alt. Soweit ich mich erinnere und mich mein Gedächtnis nicht trübt, war er der einzige Sohn einer Händlerfamilie, die hier auf Corellia ein kleines Unternehmen unterhielt, ... klein genug, um in den Analen der Hauptstadt Coronet City nicht weiter aufzufallen. Es ging aber wohl um Frachttransporte. Die Entscheidung ein Jedi werden zu wollen, fasste Bru-Th allein, gegen den Wunsch seines Vaters. Seine Mutter war zu dieser Zeit bereits tot. Sie starb wenige Monate zuvor bei einem Speederbike-Unfall, der sich in den Häuserschluchten Coronets ereignete. Das Verhältnis zu seinem Vater darf im Anschluss an diesen Unfall als zerrüttet betrachtet werden, denn er gab dem Jungen die Schuld daran.
Jedi Meisterin Callista Ming war es, die sich zunächst um Bru-Ths Ausbildung verdient machte. Bei seinem Talent gewährte man ihm sofort den Status eines Padawan. Callista galt als gleichermaßen streng und verständnisvoll, aber für Bru-Th war dies gewiss kein Nachteil, hatte er sich doch unter den Padawanen schnell einen Ruf gemacht. Besonders gegenüber weitaus mächtigeren und weiseren Jedi war er vorlaut und mimte den Querulanten. Kinder eben?! Während seiner Ausbildungsjahre blieb der Padawan die meiste Zeit im Tempel und trainierte, weniger mit dem Schwerte, als mit seinem losen Mundwerk. Trotz seiner Ausflüchte, die Meisterin Ming häufig tadeln musste, verstand Bru-Th es gut Kraft seiner Gedanken auf Leute Einfluss auszuüben. Seine Meister erkannten dies und förderten ihn in seinem Bestreben.
Eine weitere Episode während seiner Zeit im Tempel spielte eine ehemalige Padawan namens Elysa Nerethin, die jedoch mit zunehmender Reife in sich die Dunkele Seite immer mehr willkommen hieß und irgendwann verschwand. Den Berichten einiger Personen zufolge, die Bru-Th vermutlich als flüchtige Bekannte beschrieben hätten, verband er mit ihr mehr als nur Freundschaft. ? Ein Rätsel, dessen sich gelangweilte Protokolldroiden annehmen sollten.
Die Zeiten änderten sich. Der Krieg gegen das Imperium und die Sith forderte auch von den Jedi Tribute, sodass Meisterin Ming Bru-Th an eine andere Meisterin des Tempels abgeben musste. Ich vermute, sie brach zu einer Mission auf, für die ihr Padawan noch nicht bereit war. Der Name seiner neuen Meisterin lautete Chesara Syonette. Sie schien ihm eines der weisesten und gerechtesten Wesen zu sein, das ihm je begegnet war. Selbst die Mitglieder des Jedi-Rates holten mehr als oft ihre Meinung ein. Sie hatte bereits einen Padawan, doch sie nahm Bru-Th mit offenen Armen entgegen. Der Begriff Mutter wäre wohl zuviel des Guten gewesen, doch der junge Corellianer vertraute seiner neuen Meisterin vollkommen. Streitigkeiten gab es jedoch auch mit ihr.
Eine kurze Mission, deren genauer Inhalt jedoch den Akten des Jedi Ordens nicht mehr zu entnehmen ist, beendete seine Ausbildung. In den folgenden Tagen und Wochen zog er sich zurück - ohne Essen und Trinken - um das für seine Ernennung nötige Lichtschwert zu konstruieren. Seine Freundin Elysa half ihm dabei, indem sie Teile eines alten Lichtschwertes ihm als Schablone überließ. Das Resultat dieser Arbeit war weder filigran noch elegant, typisch Bru-Th. Es war ein klassisches Lichtschwert, jedoch mit einer Hülle aus verstärktem Duranium, ehr praktisch als ästhetisch. Seine Ernennung erfolgte durch den damaligen Rat Iceman, der heute jedoch seit vielen Jahren schon nicht mehr gesehen wurde. Es war ein freudiger Tag für Bru-Th und einer der wenigen Höhepunkte seines Lebens. Alsbald wurde dem frischgebackenen Jedi-Ritter eine Schülerin zugewiesen, die nicht weniger bemerkenswert war als seine alte Meisterin.
Ryoo, ein einfaches Twi'lek-Mädchen, das - wie soviele ihres Volkes - ihre Jugend für einen schmierigen Hutten vergeudet hatte, indem sie für ihn tanzte. Klingt nach wie vor wie aus einem Märchen, aber ich belasse es dabei. Sie war einfühlsam, begabt, wenn auch kein Naturtalent. Doch Bru-Th glaubte an sie und ihre Fähigkeit die Macht zu benutzen. Er baute sie auf und nahm ihr die Furcht, ? teilweise.
Die folgenden Jahre waren für Bru-Th weniger erfolgreich und die Aktenbestände der Jedi weisen an dieser Stelle auch große Lücken auf. Aus einem nicht verzeichneten Grund begleitete er zusammen mit seiner Padawan die junge Ritterin Elysa Nerethin zu einem abgelegenen Mond namens Dxun. Kein nettes Plätzchen! Was bekannt ist, gibt nur Auskunft darüber, dass er von seiner Padawan schwer verletzt zurück nach Corellia gebracht wurde. Über diese Elysa gab es keine weiteren Einträge mehr in den Akten, nie mehr, ... und ich habe alle durchgesehen. Bru-Th erholte sich, kämpfte zu dieser Zeit jedoch mehr mit sich selbst, als mit seiner Padawan und das Training ging entsprechend schleppend voran. Ryoo verzeichnete offenbar nur wenige Vorschritte, was jedoch nicht an ihr lag. Es war sogar im Gespräch, einen anderen Jedi ihre Ausbildung beenden zu lassen.
Monate vergingen, ohne dass Nennenswertes passiert war. Der gebrochene Jedi, der Bru-Th nach dem Verlust seiner Geliebten an die Dunkele Seite war, wurde zusehens trotziger und auch wieder engagierter. Ein Gespräch mit der Rätin Sarid Horn hatte er zwar zunächst wütend abgelehnt, ebnete aber schließlich doch den Weg für seine Genesung. Ein plötzlicher Umstand jedoch ließ den Corellianer wieder in Aktion treten. Er erhielt die Information, dass sich ein alter Freund auf Bespin in Probleme verstrickt hatte. Bru-Th brach auf, jedoch nicht allein. Jedi Meister Taphon samt Padawan führte den Einsatz, denn Bru-Ths Freund war ein wichtiger Akteur des lokalen Widerstands auf Bespin und man traute Bru-Th dies offenbar nicht alleine zu.
Bespin wurde jedoch zu einem totalen Fiasko. Es begann damit, dass sie wenige Stunden nach ihrer Ankunft enttarnt wurden und endete damit, dass Bru-Th seine Padawan Ryoo augenscheinlich für immer verlor. Weitere Aufzeichnungen fehlen. Soweit bekannt, verließ Bru-Th Agoch diesen Planeten bis heute nicht. Meister Taphon kehrte zurück und veranlasste Stillschweigen. Meine Intuition jedoch sagt mir, dass er sich dem Widerstand anschloss, auch wenn seine vermisste Padawan-Schülerin ihn wohl nie ganz losgelassen hat.
gez. Hall Rhefan