Coruscant

Coruscant – Straßen in der Nähe des Jedi-Tempels, auf dem Rückweg zum Tempel, mit Eowyn

„Aber ich spreche doch mit dir“, fügte Ian leise an, der sich irgendwie erhofft hatte, dass Eowyn verstand, warum es ihm so wichtig war zu helfen, doch mehr und mehr bekam er das Gefühl, dass sie seine Intentionen völlig fehl interpretierte. Er saß hier, mit ihr und erzählte ihr von alldem, machte diese Dinge nicht alleine mit sich aus und das, obwohl sie seit Beginn des Gesprächs unterschiedlicher Meinung waren – und bleiben würden. Ian erzählte alles und das, obwohl es so sinnlos erschien, weil Eowyn einfach nicht… seine Sicht annehmen konnte. Sicher würde er sich nicht mit dem Virus anstecken, nicht einfach so, nicht ohne mit ihr darüber zu sprechen. Wäre eine Ansteckung sein Ziel gewesen, hätte er schon längst handeln können, schließlich wäre Alisah die perfekte Überträgerin gewesen. Doch wenn Eowyn nicht einmal verstand, wie sehr Ian sich schuldig für das Virus fühlte, wie sollte sie da verstehen, wie er sich gerade überhaupt fühlte? Vielleicht war all das zu viel verlangt. Vielleicht war sie nicht die richtige Ansprechpartnerin dafür. Vielleicht lag auch er völlig falsch, Ian wusste es nicht. Was er hingegen sehr sicher wusste war, welche Position er zum Thema Kinder einnehmen würde. Einnehmen musste. Er sah, wie Eowyn zusammenzuckte, doch Ian konnte seinen eigenen Gefühlsfluss nicht stoppen. Dieses Thema war sensibel, er wusste es und vielleicht wäre es besser gewesen, er hätte einen anderen Zeitpunkt genutzt um all das zu sagen. Aber wen wollte er schonen? Eowyn oder sich? Sie hatte – glücklicherweise - längst ausgeschlossen, dass sie je Kinder bekommen würden und Ian hatte bloß bestätigt, was schon auf Va’art klar gewesen war. Zu sehr gefangen in seinen eigenen Gefühlen, bemerkte Ian nicht, wie Eowyns Augen tränennass glänzten, auch ihre Gefühle waren für ihn kaum wahrnehmbar. Da waren zu viele eigene Gefühle, da war einfach zu viel, um weiteres aufnehmen zu können. Ihr Schnauben hingegen war unüberhörbar und als es kam, starrte Ian sie für Sekunden an und spürte, wie Wut in ihm aufstieg, zwang sich jedoch dazu, sie zu unterdrücken, wandte dann seinen Blick ab. Erst ihr Zusatz brachte Ian dazu, wieder aufzusehen. Sie sah das anders? Sekunden verstrichen, ehe sich ein ‚natürlich‘ in ihm ausbreitete. Natürlich sah sie das anders. Sie musste es anders sehen. Sähe sie es genauso, ihre Beziehung hätte weder Sinn, noch Bestand, sie wären wohl nicht einmal zusammen. Doch was Ian davon halten und was er fühlen sollte? Auch das wusste er für den Moment nicht, nur, dass ein fader Nachgeschmack blieb. Ihre Worte hingen haltlos in der Luft und Ian konnte sie für sich nicht einordnen und so tat er das einzige, was dabei logisch erschien – er verdrängte sie.

Als sie seine Frage auf später verschob, nickte Ian, zugegeben sogar froh darüber, jetzt nicht näher darauf eingehen zu müssen. Ein weiteres, tiefgreifendes Gespräch wäre zu viel gewesen, schon jetzt fühlte er sich völlig erschlagen. Erschlagen von der Schwere seines eigenen Themas.

Ihr Gemurmel ging fast unter und wären die Umstände anders gewesen, vielleicht hätte Ian erkannt, dass etwas nicht zu stimmen schien. Doch da war die Erschöpfung, die auf ihm lastete und ob Ian es nun zugeben wollte oder nicht, auch körperlich war er am Ende seiner Kräfte angelangt – etwas, was er sich eingestehen musste. Er kannte Erschöpfungszustände, aber das, was er jetzt spürte war weitaus mehr, er fühlte sich nahezu alt.


Schweigend liefen sie zurück zum Tempel, Ian dabei bemüht, ein Tempo für sich zu finden, dass nicht zu unangenehm war und zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass ein Schwebetaxi zu nehmen, die bessere Lösung gewesen wäre. Nur sein Stolz verbat ihm, auf dieses Angebot zurückzukommen. Sein Stolz und so voller Widersprüche es auch sein mochte, sein Unbehagen darüber, dass etwas wirklich nicht stimmte.

Coruscant – vor dem Jedi Tempel – mit Eowyn
 
Coruscant – Straßen in der Nähe des Jedi-Tempels, auf dem Rückweg zum Tempel, mit Ian

Er sprach jetzt mit ihr - wollte er damit andeuten, er dachte schon ernsthaft darüber nach, obwohl er gerade gesagt hatte, dass er nicht mit der Absicht einer Infektion hier draußen war? Eowyn schüttelte den Kopf. Sie verstand ihn nicht. Was wollte er ihr sagen? Ja, sie war froh, dass er mit ihr sprach. Aber irgendwie brachte es sie nicht voran. Sie war einfach nicht sicher, worauf er hinauswollte. Würde er so etwas wirklich tun? Würde er ihr das wirklich antun? War sein Drang so groß? Sie verstand diesen Drang ja, irgendwie. Und hatte eigentlich gehofft, es würde ihm helfen, auf Coruscant zu sein und etwas zu tun... nur, hatte sie ahnen können, wie es ausarten würde? Und das war ganz sicher nicht mehr gesund. Nun ja, die nächsten Tage, oder zumindest morgen, würde er ohnehin nicht viel tun können. Nur blieb die Frage, ob ihm das eher gut oder schlecht tun würde. Eowyn musste ihn einfach im Auge behalten. Und wenn er auf der Krankenstation würde bleiben müssen, dann würde sie das ebenso. Anfangs würde er es vermutlich ohnehin nicht merken, wenn sie immer in seiner Nähe blieb. Eigentlich war das sowieso ihre Aufgabe, und sie hatte schon ein Mal versagt...
Sie überhörte nicht, dass er ihr das Versprechen versagte. Vielleicht machte er es nicht bewusst... aber es machte ihr Gefühl keinesfalls besser. Sie hatte eigentlich gehofft, er würde mit ihr reden, wenn er diese Sache ernsthaft in Betracht zog, aber so musste sie einfach aufmerksam bleiben. Und das würde sie. Dieses Mal würde sie es nicht so weit kommen lassen, in Ians Rechte eingreifen zu müssen und sich nun mit elenden Gedanken herumzuplagen, nein, wenn es ein nächstes Mal geben würde, dann würde sie rechtzeitig einschreiten. Und ihn mit Worten zur Vernunft bringen müssen.


Kein bisschen bekam Ian mit von dem, was in ihr vorging, oder ließ er es nur nicht an sich heran? Was auch immer der Grund war - Eowyn war froh darüber. In Ians Anwesenheit hatte sie begonnen, nicht mehr auf ihre Gefühle zu achten, doch Dinge waren in diesem Gespräch aufgetaucht, die Ian nicht unbedingt zu wissen brauchte - zumindest nicht momentan. Er brauchte Ruhe, er musste gesund werden, das war alles, was zählte. Was interessierten da hypothetische Kinder, die sie ohnehin niemals haben würden? Was interessierte ihn, wie sehr sie sich Sorgen um ihn machte? Es würde ihn nur noch mehr belasten. Nein. Es war richtig so, und irgendwann, wenn alles vorbei war - würde das überhaupt jemals passieren? - dann konnten sie vielleicht noch einmal reden.

Mehrmals war Eowyn auf dem Rückweg nur eine halbe Sekunde davor, anzuhalten und ein Schwebetaxi zu rufen. Ian ging es merklich immer schlechter, auch wenn er alles daran setzte, es nicht auffallen zu lassen. Sie hatte keinen blassen Schimmer, weshalb er es nicht einfach noch einmal ansprach, und hätte eines dieser Taxen ihren Weg gekreuzt, Eowyn hätte es sofort angehalten. Doch alle Gleiter schienen vom Erdboden verschluckt zu sein. Hin und wieder warf sie ihm besorgte Blicke zu, rechnete beinahe jeden Moment damit, dass er zusammenbrechen würde. Sie sollte einfach darauf bestehen, ein Schwebetaxi zu nehmen... Immerhin lenkten diese Überlegungen sie davon ab, wie seltsam falsch sich alles hier anfühlte. Kaum waren sie auf Coruscant ging alles drunter und drüber, und das kleine bisschen Basis, das sie sich auf Lianna verschafft hatten, war gefühlt irgendwie dahin... Sie schwiegen sich an, als ob sie sich nichts mehr zu sagen hätten. Oder schwiegen sie nur, weil eben sie schwieg und Ian ja ohnehin nie viel sprach? Sie interpretierte sicher... Bei der Macht, bekam Ian überhaupt noch richtig Luft?!?
Endlich waren sie am Tempel angekommen, und beim Gedanken an die vielen Stufen wurde Eowyn Angst und Bange. Innerlich verwünschte sie sich dafür, nicht auf ein Transportmittel gepocht zu haben. Ian konnte nicht immer seinen Willen bekommen, nicht auf Kosten anderer und erst Recht nicht auf seine Kosten.
Es dauerte, aber schlussendlich waren sie in der Krankenstation angekommen, ohne, dass Ian unterwegs einen Zusammenbruch bekam. Gerade überlegte Eowyn, ob sie nicht gleich Alisah Bescheid sagen sollte, als eine mittelgroße Twi'lek in einem weißen Kittel auf sie zugerauscht kam. Ihr Gesichtsausdruck zeugte nicht gerade von Freude... zumindest konnte man es so ausdrücken, wenn man freundlich war.

"Ian Dice!" Sie rief es über den halben Flur, während sie sich nährten, und blieb dann mit in die Hüften gestützten Armen vor Ian stehen, während ihre Lekku zuckten. "Ihr! Was fällt Euch ein, diese Station zu verlassen, ohne Euch abzumelden, geschweige denn, zu Fuß und für diese Dauer!" Ihre großen Augen sahen Ian mit einem Blick an, in dem Eowyn vorwurfsvollen Ärger erkannte. Sie streckte eine Hand aus und wies auf Ian. "Ist Euch eigentlich klar, was hätte passieren können? Eure Durchblutung ist noch viel zu unregelmäßig, und Ihr - " sie stach mit einem Finger in Richtung Ians Brust, ohne ihn zu berühren, "solltet - ganz - genau - wissen, was das bedeutet, wie ich gehört habe! Kommt mit, sofort!" Abrupt drehte sie um und lief in schnellem Gang in Richtung des Zimmers, in dem Ian im Bacta gewesen war, verließ sich offensichtlich blind darauf, dass Eowyn und Ian ihr folgten. Eowyn verkniff sich ein Zucken der Mundwinkel. Schön, dass diese Heilerin ihr zumindest abnahm, auf Ian einzureden, dass er auf sich Acht geben sollte. Dieser Ausflug war wirklich keine gute Idee gewesen. "Komm", murmelte sie Ian zu und setzte sich in Bewegung. "Sonst weiß bald der ganze Tempel, dass du abgehauen bist."
Sie betraten das Zimmer, wo Ian sofort auf die Liege bugsiert wurde, auf der Eowyn geschlafen hatte. Mit geübten Griffen legte die Jedi Ian an Brust und Armen Manschetten und Sensoren an, werkelte an Geräten herum und ließ alleine durch ihre Energie und ihre Ausstrahlung keine Widerrede zu. Da es, außer dem Stuhl bei der Liege, keine weitere Sitzgelegenheit im Raum gab und Eowyn sich hüten würde, der aufgebrachten Heilerin unter die Füße zu treten, blieb sie mit verschwänkten Armen an die Wand gelehnt stehen und beobachtete sie genau. Wie machte sie das nur, dass Ian tat, was sie verlangte? War es alleine die Autorität, die sie als Heilerin hatte? Oder war Ian einfach zu schwach?

Wenige Minuten später schien sie ihre Untersuchungen beendet zu haben und entfernte die Geräte - nur um dann wiederum ein neues, kleineres Gerät zu holen und zwei neue Sensoren an Ians Brust anzubringen. Sie injizierte ihm noch kurz und schmerzlos irgendetwas, dann stellte sie sich vor Ian und verschränkte die Arme und sah ihn mit funkelnden Augen an. "Ihr habt Glück gehabt. Wirklich beinahe unverschämtes Glück für dieses Verhalten. Ich weiß gar nicht, ob Euch das klar ist. Ihr glaubt vielleicht, diese Bacta-Behandlung reiche aus, damit Ihr wieder gesund seid? Mitnichten! Das war nur der Anfang. Wenn Ihr wirklich gesund werden wollt, dann müsst Ihr daran arbeiten. Keine Ausflüge mehr. Nicht zu Fuß, nicht so weit. Das war verantwortunglos - was habt Ihr Euch nur dabei gedacht? Striktes Schonen, und damit meine ich nicht, dass Ihr einfach nur die nächsten zwei Tage ein bisschen weniger trainieren sollt. Ruhe und Erholung! Regelmäßiges Essen. Richtiges, gesundes Essen; ist Euch bewusst, dass Ihr großen Vitaminmangel habt? Ich habe keine Ahnung, wie Ihr das hinbekommen habt, aber Ihr müsst das beheben und sofort damit anfangen. Medikamente - Ihr werdet morgens zwei davon nehmen, abends eine von diesen hier." Sie hielt zwei verschiedene Dosen nach oben und drückte sie Ian in die Hand. Sie hielt kurz inne in ihrem Redeschwall, nahm dann das kleine Gerät zur Hand und wog es in der Hand, bevor sie ein paar Einstellungen vornahm. "Das hier ist Euer neuer bester Freund. Ihr werdet ihn mitnehmen, wohin auch immer Ihr geht - wie gesagt, ohnehin werdet Ihr nicht sehr weit gehen." Sie warf Ian einen kurzen, bedrohlichen Blick zu, sah dann wieder auf das Gerät. "Es misst einiges, was in Eurer Brust vorgeht und warnt Euch, sollte etwas nicht stimmen. Ihr werdet dann umgehend - umgehend, hört Ihr? - die Krankenstation aufsuchen, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit. Ihr werdet Euch jeden Tag hier zur Kontrolle einfinden, bis es Euch wesentlich besser geht.
Solltet Ihr keine Lust darauf haben, oder auf eine andere der... Empfehlungen, die ich soeben ausgesprochen habe, dann - nur zu! Lasst es bleiben. Wundert Euch aber hinterher nicht, wenn Ihr in der nächsten Zeit einen Herzinfarkt bekommt oder andere bleibende Schäden an Eurem Herz-Kreislauf-System. Alles da drin"
, sie wies auf Ians Brust, "hängt momentan am seidenen Faden." Ernst blickte sie Ian an, und alles verärgerte und sarkastische war aus ihrer Stimme verschwunden. Jetzt redete sie eindringlich. "Es liegt jetzt an Euch, nur an Euch, ob es sich zum Guten oder zum Schlechten wandelt, ob Ihr in ein paar Jahren noch problemlos Grav-Ball spielen könnt oder Euch alles sitzend vor dem Holo-Projektor anseht. Wenn überhaupt. Und das meine ich wirklich absolut ernst. Habt Ihr mich verstanden?"

Während die Heilerin noch auf eine Antwort von Ian wartete, schauderte es Eowyn. Ians Verfassung war gelinde gesagt eine Katastrophe, und seine Flucht hatte es sicher nicht besser gemacht. Sie würde nicht nur darauf aufpassen, dass er nichts Dummes machte, nein, sie würde auch dafür sorgen, dass er einen Gang zurückschaltete. Oder nein, besser noch drei. Oder vier. Es würde mühsam werden, mit der Tatsache im Rücken, dass das Virus da draußen war, und sie wusste auch noch nicht wie, aber es half niemandem, wenn Ian sich zu Tode arbeitete. Und in diesem Fall war das keine Übertreibung. Und wenn sie darüber noch mehr Diskussionen führen würden - und wenn sie ihn erneut zu dieser Twi'lek bringen musste. Er würde sich ausruhen. Um jeden Preis.
Und das mit dem Vitaminmangel... Eowyn schüttelte sachte den Kopf. Dass sie
das nicht gemerkt hatte! Nicht selber darauf gekommen war. Morichro, und dann die Tatsache, dass er auf Lianna so gut wie nichts gegessen hatte... auch das würde sich ändern. Ganz sicher.
Hoffentlich würde Ian es einsehen. Hoffentlich würde er sich zurücknehmen...


Coruscant – Jedi-Tempel, Krankenstation, mit Ian und Twi'lek (NPC)
 
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Coruscant – City – Privater Hangar in der mittleren Ebene – An Bord der Skyfly – Cal alleine





Seit Wochen hatte Cal diese Träume gehabt, obwohl Träume nicht mehr das richtige Wort dafür war, ausgebildete Jedi würden wahrscheinlich von Visionen reden. Jedenfalls sah er sich immer wieder den Tempel hier auf Coruscant betreten, worauf eine andere Situation auftauchte: einmal sprach er mit einem männlichen Jedi, mit dem er auf Ossus vor langer Zeit schon zu tun hatte, ein anderes Mal wieder mit einer weiblichen. Die Worte konnte er nicht nicht verstehen, aber die Gesten und der Ausdruck sprachen von absoluter Dringlichkeit.




Nur ungern hatte er sein bisheriges Leben nach dem Orden aufgegeben, aber mit dem Aufbruch hatten auch die Träume ein Ende. Also war es richtig hergekommen zu sein. Die Anreise lief unerwartet problemlos, und dank eines früheren Kontaktes konnte er sogar auf eine kostengünstige Parkmöglichkeit für sein Schiff zurückgreifen. Nun war er also hier. Also galt es den nächsten Schritt zu tun. Er hoffte nur das Betreten des Tempels würde Ihm leichter fallen als vor einem Jahr auf Lianna. Aber wer nicht wagt der nicht gewinnt.




Forschen Schrittes verlies er seinen alten Frachter, den er nach seiner ehemaligen Meisterin Kestrel benannt hatte, versiegelte den Einstieg und winkte ein Lufttaxi heran. Nach einer kurzen Verhandlung über den Preis, war man sich einig und der Airspeeder setzte sich in Richtung des Jedi-Tempels in Bewegung. Dort angekommen gab Cal dem Piloten den abgemachten Betrag und schob sich durch die vor dem Tempel versammelte Menge. Die Stufen zum Eingang hinauf brachte er schnellen Schrittes hinter sich, um sich dann in der Eingangshalle wiederzufinden. Die schiere Größe und Weite des Raumes ließen Ihn seine Schritte verlangsamen, und er ertappte sich dabei, wie er sich mit offenem Mund um seine eigene Achse drehte. Nachdem er sich gesammelt hatte, bemerkte er den Droiden, der anscheinend schon seit einigen Augenblicken neben Ihm stand.




Kann ich euch irgendwie behilflich sein?
kam die etwas blecherne Frage von dem Cal gänzlich unbekannten Modell.



Ja, ich suche einen oder eine Jedi, leider weis ich keinen Namen, aber es müssen einflussreiche Persönlichkeiten sein. Vieleicht kannst Du einen Termin für mich vereinbaren.







Coruscant – City – Tempel – Eingangshalle – Cal, Droiden, andere Lebensformen
 
Coruscant – Jedi-Tempel, Krankenstation, mit Eowyn und Twi'lek (NPC)

Sie schüttelte den Kopf, ohne etwas zu sagen und Ian verstand nicht, weshalb. Wenn er ihr erzählte, was ihn berührte oder beschäftige, schien es einfach nie richtig zu sein. Wie sonst sollte er ihr Kopfschütteln interpretieren? Wahrscheinlich gar nicht. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, sie zu fragen, um so wirklich in Erfahrung zu bringen, was sie meinte. Schließlich ließen sich Missverständnisse vermeiden, indem man Fragen stellte – doch Ian hatte für heute genug und die Wahrscheinlichkeit, sie trotz allem falsch zu verstehen, war heute einfach zu hoch.

Der Rückweg zog sich in die Länge und als sie den Tempel endlich erreichten und Ian die Stufen vor sich sah, wusste er, dass er keine einzige davon würde gehen können, ohne dass deutlich wurde, dass seine Kräfte nicht nur leicht strapaziert waren. Er fühlte sich, als wäre er einen Marathon gerannt – in Bestzeit. Schlimmer noch, fühlte er sich erschöpft, müde, alt und irgendwie krank. Keine Stufen, würde bedeuteten, dass sie den Turbolift nehmen mussten. Ausgerechnet. Turbolift. Allein das Wort sorgte dafür, dass Ian der Schweiß ausbrach und das, obwohl er seinen Schritt noch nicht einmal ansatzweise in diese Richtung gelenkt hatte. Was für ein wundervoller Tag. Entweder er musste sich zusammenreißen und die Stufen nehmen, oder sich zusammenreißen und in einen Lift steigen. Wie schön, er hatte also die Wahl zwischen Pest und Cholera – aber immerhin, Entscheidungsmöglichkeiten. Und was war besser? Auf der dritten Stufe zusammenzubrechen, oder im Turbolift zu ersticken? Letzteres war viel eher zu verhindern, wenn er sich konzentrierte, sich zu beruhigen versuchte und so steuerte Ian mit Eowyn den Lift an und ließ ihn, versteinert dastehend, sicher ein oder zwei Mal wieder verschwinden, den Blick dabei so fest auf den Boden gerichtet, als hielte dieser – ihn festgenagelt- daran ab, den Lift zu betreten. Als sich die Türen erneut öffneten und die Enge des Raumes preisgab, wich Ian jegliche Farbe aus dem Gesicht und wenn er bis eben viel zu schnell geatmet hatte, regulierte sich immerhin das von allein, denn es funktionierte kaum noch. Zwei Schritte trennten ihn davon, in diese Kabine zu steigen. Zwei Schritte, die ihm vorkamen, wie das längste Treppenhaus der Welt.

Es ist nur ein Turbolift.

Aber damit war es ein beengter Raum. Ein winziger Raum und wenn es irgendeinen technischen Defekt gab, würde er nicht mehr -

Es ist nur ein Turbolift im Tempel. Im Tempel voller Jedi. Selbst wenn dieses Ding nicht mehr funktionieren würde, man würde sie da raus holen.
Doch war nicht auch das Treppenhaus zusammengestürzt? Was, wenn dieser -
Ian biss so heftig die Zähne zusammen, dass sein Kiefer weiß hervorgetreten wäre, wäre sein Gesicht nicht längst schon aschfahl. Zwei Schritte, die ihm schwerer fielen als der ganze Weg zurück und er war im verfluchten Turbolift. Dort krallte er sich, Eowyns Hand loslassend, mit beiden Händen an die Halterung an der Wand, drückte sich dabei so eng an diese, dass nicht einmal ein Filmsi zwischen ihn und sie gepasst hätte.

Es ist nur ein Turbolift,

wiederholte Ian wie ein Mantra, immer wieder, als es ihm zunehmend schwerer fiel zu atmen und sich sein Brustkorb zusammenzog. Was für ein wundervoller Tag. Als die Türe sich endlich öffnete, wollte Ian erleichtert ausatmen – überhaupt wieder atmen - doch kaum, dass er einen Fuß nach draußen gesetzt hatte, rief auch schon jemand seinen Namen und klang dabei alles andere als freundlich. Eine Twi’lek kam, mit rauschendem Schritt und zuckenden Lekku auf ihn zu. Die nächste Standpauke. Damit beschäftigt, seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen und sein Beklemmungsgefühl zu verdrängen, kam er nicht dazu, dieser Furie irgendetwas zu entgegnen. Ihr Befehlston gefiel Ian absolut nicht, aber sich auf die Atmung, auf das Laufen und auf Widerworte zu konzentrieren, war eindeutig zu viel verlangt und so verwandelte Ians Mund sich in einen einzigen Strich. Diese Frau war offensichtlich sein schlechtes Gewissen und Eowyn sein Gutes. Wortlos folgte er beiden um, schließlich in der Station angelangt, quasi auf die Liege zu bugsieren. Sanft war sie dabei keineswegs und Ian blieb nichts anderes übrig, als sich diese Behandlung gefallen zu lassen, auch wenn er diese Ärztin innerlich verfluchte. Sie sprach mit ihm, wie mit einem kleinen Kind, behandelte ihn auch so. Wie ein ungezogenes, kleines Kind. Doch Zeit für Trotzreaktionen blieb nicht, denn sie sprach behände auf ihn ein. Nein, schimpfte auf ihn ein. Wäre der Informationsgehalt nicht derart wichtig gewesen, Ian hätte sie unterbrochen und sie dezent darauf hingewiesen, dass sie so nicht mit ihm zu sprechen hatte. Dezent? Oh, vermutlich hätte er sie angebrüllt. Ob es auch an dem Mittel lag, dass sie ihm injizierte? Ians Schmerzen verbesserten sich und zeitgleich spürte Ian, wie seine Müdigkeit sich vergrößerte. Für Sekunden kam ihm der Gedanke, dass sie ihn außer Gefecht setzen wollte, aber ihre nächsten Worte waren so eindringlich, dass Ian den Gedanken nicht weiter ausführen konnte. Er hatte begriffen, bei der Macht, er hatte begriffen, was sie ihm da sagte, aber sie schonte ihn dennoch nicht – im Gegenteil und so nickte Ian am Ende nur stumm, was der Twi’lek nicht auszureichen schien. „
Ja“, knurrte er also mehr, als das er es sprach und als diese Furie endlich den Raum verließ, atmete Ian erleichtert aus. Was für ein wundervoller Tag. Kurz schloss er die Augen und spürte, wie er sich langsam beruhigte – was sicher vor allem an dem Medikament lag, dass sie ihm gegeben hatte. Doch es tat gut.
Keine Sorge,“ sagte er dann unvermittelt in Eowyns Richtung, „ich werde mich ihren Befehlen nicht widersetzen.“


Coruscant – Jedi-Tempel, Krankenstation, mit Eowyn
 
Coruscant, Jedi-Tempel, in Tara`s Quartier: Ribanna und Tara


Was Tara ihr zum Heilen offenbart hatte, war wirklich paradox. Sie meinte, die Macht hätte wohl etwas Anderes mit ihr vor. Darüber hatte die Padawan noch nie in dem Sinne nachgedacht. Die Macht konnte einen also auch leiten. Als Tara meinte, dass Ribanna diese Fähigkeiten dann von jemandem andern lernen müsste, sagte die Padawan rasch:

“Ich will mich noch nicht festlegen. Ich habe eine besondere Gabe, die Affinität dem Feuer gegenüber, und sollte auch dies in meine Zukunftspläne mit einbeziehen. Ich möchte erstmal die Grundtechniken im Machtgebrauch erlernen, ehe ich über Zukunftspläne nachdenke. Sicherlich gibt es vieles, was ich interessant finden und bestimmt einiges, was mir besonders gut liegen könnte.”

Ribanna entschied sich doch etwas Leichteres zum Training anzuziehen und Tara erklärte ihr, in welchen Trainingsraum sie gehen würden. Schnell eilte sie nach nebenan und zog ein schwarzes ärmeloses Top an. Dann begab sie sich in den Trainingsraum auf dieser Etage. Dabei sah sie Tara auf dem Flur vor dem Raum auf sie warten, so dass sie ihn gemeinsam betreten konnten.

Ribanna war in freudiger Erwartungshaltung und direkt leicht aufgeregt. Sie freute sich auf die Lehreinheit. Tara erklärte ihr die Programmpunkte und warum sie mit körperlichem Training anfangen würden. Ribanna leuchtete dies ein. Erstmal hieß es den Kopf frei bekommen. Stress baute man am besten mit Sport ab. Sie waren noch voller Adrenalin und wollten dies abbauen und herunterkommen. Seit sie auf Coruscant gelandet waren, war sehr viel Schlag auf Schlag geschehen. Stress war ihr allgegenwärtiger Begleiter geworden. Der letzte Stress war zwar in positiven Stress umgeschlagen. Zum Glück! Es hätte auch anders ausgehen können! Mutter und Kind ging es den Umständen entsprechend gut. Doch davor bei der Medikamentenbesorgung waren auch andere Dinge geschehen. Diese hatte Ribanna noch nicht verarbeitet. Sich auszupowern würde ihr gut tun!


Tara stellte eine schöne rhythmische Musik ein. Nach einigen Runden, die sie im Kreis gerannt waren, um warm zu werden, machten sie nun Übungen, die Tara im schnellen gleichmäßigen Takt der Musik vormachte. Dabei wählte sie Übungen aus, die alle Muskelgruppen der Reihe nach ansprach. Ribanna machte dies Spaß und erinnerte sich an ihre lange Zeit als Tempeltänzerin und das viele Training dazu. Sie war noch gut trainiert und kam kaum außer Atem, noch aus dem Takt, noch machten ihr diese Übungen besondere Mühe. Aber ins Schwitzen kam sie natürlich! Das war ja auch der Sinn der Sache! Die Übungen erhöhten ihren Puls und ihre Atemfrequenz. Danach dehnten sie sich und wendeten sich dann anderen Übungen zu. Sprungübungen, um es genau zu definieren. Das Trampolinspringen fand Ribanna am besten!

Danach erhielt sie ein großes Lob von ihrer Meisterin für ihre körperliche Fitness, die sie als ehemalige Tänzerin mitbrachte.

“Danke, Meisterin!”

Sie selber hätte dies wohl lange Zeit unterschätzt, erzählte sie freimütig. Ribanna schloss daraus, dass sie dies vernachlässigt hatte. Da sie darauf nichts zu sagen wusste, schwieg sie dazu. Ribanna schätzte an Tara ihre Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit. Sie stellte sich als Meisterin nicht als etwas besseres dar und zeigte damit wahre Größe! Tara war weder arrogant, noch angeberisch!

Nun schien es zum ruhigeren Teil überzugehen. Ribanna sollte sich wie Tara auf eine Matte setzen. Sie setzte sich Tara im Schneidersitz gegenüber. Die Schülerin sollte alles Tara gleichtun und dann in sich hinein horchen und ihre Eindrücke schildern. Die ehemalige Tempeldienerin schloss die Augen und legte ihre Hand auf ihren Bauchnabel. Sie war noch erhitzt und ihr war sehr warm. Ihr Atem war noch ziemlich schnell und während sich ihr Brustkorb rasch hob und senkte, bewegte sich ihr Bauch mit, denn sie atmete tief in den Bauch. Allerdings war ihre rasche Atmung noch flacher als sonst und um so ruhiger ihr Atem wurde, umso tiefer konnte sie in den Bauch atmen.


“Mit jedem Atemzug wird mein Atem nur allmählich langsamer und umso tiefer atme ich in meinen Bauch. Ich bin erhitzt. Ich spüre, dass jede Zelle meines Körpers erwärmt und gut durchblutet ist. Ich verspüre nach dem Training ein Glücksgefühl. Mir geht es stimmungsmäßig besser als vorm Training. Ich fühle mich zwar geschafft, aber glücklich. Mein Kopf ist jetzt frei.”


Damit meinte sie, dass sie keine lästigen Gedanken quälten. Im Tempel hatte sie täglich meditiert, so dass es ihr leicht fiel, diese Meditationsübung zu machen. Sie sollte sich auf ihren Herzschlag und ihre Atmung konzentrieren und dann versuchen, ihre Umgebung mit geschlossenen Augen wahr zu nehmen. Ihre Sinne tasteten sich also von ihrem eigenen Körper weg und erkundeten die Umgebung. Sie sollte auf die Raumtemperatur achten und lauschen. Es war angenehm hier.

“Es ist ruhig hier. Jetzt hört man auf dem Gang Stimmen. Es gehen Leute vorbei! Es scheinen Drei zu sein. Drei Männer. Die Temperatur hier ist genau richtig. Weder zu warm, noch zu kalt. Ich schätze mal 20-22 Grad? Die Heizung macht ab und zu leise Geräusche.”

Bisher hatte sie ihre normalen Sinne benutzt. Doch wie fühlte sich der Raum an? Wie roch es hier?

“Ich rieche unsere Deo`s und der Raum wirkt friedlich.”

Auch dies hatte sie mit ihrem Geruchssinn heraus bekommen. Die letzte Antwort war so ein Gefühl. Doch wo war der Raum zu Ende? In Gedanken sah sie den Raum noch vor sich und versuchte nun das Ende des Raumes, eine Wand zu finden. Und tatsächlich! Hier war ihr weiterer Sinn! Die Macht! Es gelang ihr leicht! Die Macht war stark im Jeditempel! Das vereinfachte ihr dies! Sie spürte die Wand. Sie tastete sich daran hoch und runter und huschte an der Wand bis zur nächsten Ecke weiter und ertastete auch die nächste Wand.

“Ja, hier ist die Wand!”,

gab sie Tara zu verstehen, dass sie die Wand gefunden hatte. Sie überkam ein Gefühl des Glückes, dass ihr dies gelungen war. Sie musste die Aufregung darüber wegatmen und erst in den Griff bekommen, ehe sie weiter machen konnte. Sie sollte nun die Hocker und Bänke finden, über die sie gesprungen waren. Tara erwähnte, was sie tun sollte, sollte sie etwas dabei stören.

“Nein, es geht schon. Mir kommen dabei meine Erfahrungen mit jahrelangen täglichen Meditationen und Gebeten im Tempel zu Gute!”

Sie suchte den Raum weiter ab und fand es. Es waren graue Gebilde. Es sollte hier noch etwas Anderes geben und dies sollte sie ebenfalls finden! Ah, da war es! Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.

“Ich habe dich gefunden!”

Fasziniert blieb ihr Machtblick auf Tara ruhen.

“Ihr seid strahlend hell, so sauber und rein, und in euch pulsiert ein warmes oranges Flämmchen voller Liebe und Güte. Wundervolle Farben sind um dich herum!”


Um sie herum waberten ein Himmelblau, Frühlingsgrün, Gelb-Orange. Was Ribanna da sah, war wunderschön und strahlte soviel Wärme, Freundlichkeit, Selbstbeherrschung, Liebenswürdigkeit und Feinfühligkeit aus.”

Ribanna schlug die Augen auf und lächelte.


“Das war beeindruckend! Man kann ohne Augen sehen! Wir haben praktisch ein drittes Auge!”

Sie überlegte kurz und dachte an die Sith.

“Würde sich ein Sith als dunkel darstellen? Und einem Toten würde das warme Flämmchen fehlen? Die Lebensflamme? Oder besser gesagt die Lebensenergie?!”


Coruscant, Jedi-Tempel, Trainingsraum: Tara und Ribanna
 
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Coruscant – Jedi-Tempel, Krankenstation, mit Ian und Twi'lek (NPC)

Ians "Ja" war nicht sonderlich freundlich, aber anders hätte Eowyn es auch nicht erwartet. Wenn, dann hätte sie sich wirklich Sorgen machen müssen. Nun gut, die machte sie sich ohnehin schon. Der Weg hierher war eine Tortur gewesen, und Ian hatte sich so einiges von dieser Heilerin angehört, ohne sich zu beschweren. Ja, sie machte sich Sorgen. Große sogar... Ian war nicht der Typ dafür, sich hinzulegen und nichts zu tun. Erst Recht nicht jetzt. Er hatte "Ja" gesagt, aber wie ernst war es ihm? Und wenn es ihm ernst war, für wie lange?
Eowyn rieb sich die Schläfen. Dieser Tag verlief ganz anders als geplant. Besser... immerhin verachtete Ian sie nicht. Und irgendwie schlechter - sie hatte so gehofft, dass Ian außer Gefahr war. Und jetzt... jetzt hörte es sich ganz anders an. Es lag an Ian, ob er wieder gesund werden würde? Wunderbar. Wie groß waren die Chancen dann? Und sobald sie nur irgendwie aufhörte, sich Sorgen um Ian zu machen, waren da all die anderen Dinge. Was war nun besser?
Die Twi'lek verließ schließlich den Raum, und Ian und sie waren alleine. Für ein paar Momente war es still, und sofort war diese seltsame Stimmung zurück. Eowyn fragte sich, ob Ian seine Ruhe brauchte - vielleicht war er müde? Ganz sicher war er müde... Blöde Frage. Er unterbrach ihre Überlegungen, als er die Stille plötzlich unterbrach, und sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn.
Er würde sich nicht widersetzen? Nach ein paar Momenten stieß Eowyn sich von der Wand ab und ging langsam zu Ian hinüber, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Ian meinte es ernst... ja. Jetzt. Doch morgen? Übermorgen? Wenn das Virus immer weiter tobte? Sie konnte es wieder mit einem Versprechen versuchen, aber wie gut hatte das bei den letzten Malen geklappt? Aber an ihm offen zu zweifeln, das wäre nicht fair. Nicht nach dem Gespräch, das sie soeben gehabt hatten. Er war schon genug am Ende. Langsam nickte sie, als sie auf dem Hocker Platz nahm.
Das will ich dir auch geraten haben, lächelte sie ein wenig verkrampft. Wieder Stille... Sie betrachtete Ian zum ersten Mal richtig aus der Nähe. Er sah schrecklich aus... unrasiert, blass, tiefe Augenringe, und... gezeichnet. Gezeichnet, erschöpft, verbraucht.

Du siehst furchtbar aus, sagte sie dann trocken, um das Eis ein wenig zu brechen. Für sich selbst zumindest - Ian war vielleicht auch so mit sich selbst beschäftigt, dass alles normal war für ihn. Oder sie bildete sich ohnehin nur alles ein... Wieder einmal. Wie immer.
Allerdings sah Ian immerhin... gelassener aus als vorhin. Er schien keine oder kaum mehr Schmerzen zu haben, und Eowyn wertete das als gutes Zeichen.
Und, was möchtest du heute noch tun? Soll ich dir ein paar Holos besorgen, willst du dich in die Grav-Ball-Regeln einarbeiten, damit du auch wirklich spielen kannst in ein paar Jahren? Sie lächelte ein wenig leichter. Ich habe dich noch nie wirklich Sport machen oder trainieren sehen, weißt du das eigentlich? Vielleicht schwindelst du mir ja auch nur etwas vor, was das angeht... Ihr Lächeln verschwand. In Ordnung, ernsthaft. Deine Bücher? Hast du sie mitgenommen? Lagepläne? Berichte? Oder... nein, ich weiß. Ich hole dir etwas zu essen. Schon war Eowyn aufgesprungen und näherte sich der Tür, so dass Ian keine Chance für Einwände haben konnte. Sie verließ den Raum, drehte sich aber noch einmal um. Nicht weglaufen, hast du gehört? Das war nur zur Hälfte ein Witz. Ganz wohl war ihr ja nicht dabei, ihn alleine zu lassen, aber ganz bestimmt würden hier auf der Krankenstation jetzt mehr Leute ein Auge darauf haben, dass er nichts Dummes anstellte. Außerdem... er hatte gesagt, er würde sich daran halten. Auch wenn Eowyn sich nicht sicher war, wie lange das anhalten würde, er würde es nicht innerhalb von zehn Minuten vergessen.

Draußen atmete sie durch. Sie wollte auf Ian Acht geben, aber gleichzeitig... wieso war es gerade so schwer? Als wäre da eine unsichtbare Barriere... Den Raum zu verlassen war ihr beinahe wie eine Erlösung vorgekommen, zumindest kurze Zeit durchatmen, sich sammeln, Abstand gewinnen... Lag es nur daran, dass sie ihn nicht verstand? Dass sie keinen Zugang zu seinen Gedanken bekam? Sie wollte ihn verstehen, so sehr... Aber bisher war das nicht einmal ansatzweise von Erfolg gekrönt. Und wie würde es weitergehen? Wie?

Zum ersten Mal, seit sie den Tempel seit damals betreten hatte, begab Eowyn sich jetzt in die geselligeren Teile des Tempels. Bisher hatte sie gerade einmal die Krankenstation und den Hangar gesehen - und den Flur, diesen unsäglichen Flur, den sie beim ersten Mal betreten hatten... Der Tempel war jetzt schon wesentlich voller als noch vor ein paar Wochen, aber bekannten Gesichtern begegnete sie nicht. Was irgendwie auch verständlich war... wie viele bekannte Gesichter gab es denn noch, denen sie begegnen konnte? So viele waren es nicht mehr. Viel zu sehr hatte sie sich abgekapselt, hatte Freunde durch ihre Abwesenheit verloren...
Sie betrat eine der Kantinen, die gut gefüllt zu sein schien. Ein Nunabrater hatte sich hier also festgesetzt... Nun ja, alles war im Fluss, wie es so schön hieß. Veränderungen würden ihr in den kommenden Tagen sicher noch häufig genug begegnen. So etwas in der Kantine anzutreffen war vermutlich noch die geringste... Und es war einmal etwas anderes. Und ganz gewiss besser als das Zeug auf Lianna... Gute Chancen also, dass Ian etwas essen würde.
Mittlerweile hatte sie ja schon genug Erfahrung damit, zwei Tabletts zu transportieren - eines mit der Macht, eines mit ihren Händen, daher nutzte sie die Gelegenheit, auch für sich etwas mitzunehmen. Dann betrat Eowyn den Turbolift, um wieder zu Ian hochzufahren. Der Turbolift... Ians Reaktion darauf war ihr natürlich nicht entgangen, doch sie hatte nichts gesagt. Er schließlich auch nicht - weshalb sollte sie ihn bei so etwas Offensichtlichem darauf ansprechen? Es war das erste Mal, dass sie einen genutzt hatten, auf Lianna hatte Ian sich bewusst für die Treppe entschieden. Diese Dinger waren ihm also offenkundig nicht geheuer, gelinde gesagt. Eowyn fragte sich, weshalb - hatte er schlechte Erfahrungen gemacht? Lag es gar nicht am Lift selbst, sondern an anderen Dingen, die damit zusammenhingen - Geschwindigkeit, Enge, Höhe, Kontrollabgabe? Es war eine Kleinigkeit, doch eine, die sie Ian zugegebenermaßen nicht zugeordnet hätte, hätte man sie vorher gefragt. Er schien ihr immer so stark... trotz seiner Probleme mit der Vergangenheit und seinen Taten. Das mit der Stärke, das hatte sie nicht umsonst oder einfach so gesagt, nein. Ian war einer der stärksten Menschen, die sie kannte. Diese Sache mit dem Turbolift... nun gut, jeder hatte seine Schwächen, nicht wahr? Bei ihr waren das sogar mehr als nur eine.


Sie trat aus dem Lift hinaus. Sie musste Alisah Bescheid sagen. Dringend... Aber wie? Sie wusste nicht, wie sie sie über ein Komlink erreichen konnte... und sonst... Vielleicht sagte sie einem der Heiler Bescheid.
Eowyn verzog das Gesicht. Natürlich, sie konnte einfach vorbeigehen. Das wäre die einfachste Lösung, aber alles in ihr sträubte sich. Alisah, ausgerechnet "Ians" Alisah - deren Kind sie beinahe auf dem Gewissen gehabt hätte. Deren Kind sie nur mit minimalem Zögern Ian geopfert hätte. Sie wollte, sie durfte daran nicht denken. Nicht, so lange sie bei Ian war, er brauchte seine Kraft für sich. Morgen, frühestens, wenn er kräftiger war... Auch wenn es das Alisah-Problem nicht löste.
Nach dem Essen... vielleicht.
Jetzt war erst einmal Ian an der Reihe...
Sie öffnete die Tür und betrat das Zimmer.


Coruscant – Jedi-Tempel, Krankenstation, mit Ian
 
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[Coruscant | Untere Ebenen | Sektor 652-E | Speeder] Skit Teeb, Ben (NSC), Arlen, Knuckles (NSC) in der Nähe: Lieutenant Arkadi Duval, Leland Fontain, Wonto,

Die Straßen der Unterstadt von Coruscant waren wie immer, verdreckt, dunkel und kalt, doch heute fehlte auch jedes Leben in den unteren Ebenen. Einzig ein Konvoi, bestehend aus einem Speeder und einer handvoll Overracer, störten die bedrückende Stille. Skit steuerte den Speeder mit Ben, dem Jedi und dem blonden Offizier durch die verlassenen Gassen seiner Heimat, Corporal Sluuk hatte angemerkt das er zum Jedi-Tempel wollte und auch der Rest der Gruppe empfand dieses Ziel als das Sinnvollste das sie sich aussuchen konnten.

Der Jedi-Ritter Arlen Merillion der hinter Skit im Speeder saß reagierte leidlich wenig auf den Versuch des Piloten Konversation zu machen, stattdessen unterhielt er sich leise mit dem Offizier, der nun wohl schon eine Weile sein Reisegefährte zu sein schien. Skit entschied das er sich also lieber zunächst auf die Straßen und auf das schnelle erreichen des Tempels Konzentrieren würde, so konnte er seinem Bruder noch am besten Helfen.

Der Konvoi folgte jedem Loch in den Ebenen um schnellstmöglich die Oberfläche zu erreichen und mehr als einmal erhielt er den Befehl den Speeder zu stoppen, die Quarantäne war noch immer nicht aufgehoben, aber der Offizier in seinem Speeder gab bloß ein kurzen Funkspruch zurück sodass Skit jedes mal bloß noch schneller gen Oberfläche flog. Oben angekommen war Skit wieder erstaunt wie makellos das Antlitz von Coruscant war, blitzende Hochhäuser mit blinkenden Fassaden, spiegelnden Glaswänden und künstlerisch drapierten Dachgärten dominierten das Stadtbild. Zum ersten mal in seinem Leben konnte Skit sich die Stadt genauer ansehen und es war für ihn unbegreiflich wie sehr die Oberstadt sich von den unteren Ebenen unterschied.

An der Oberfläche orientierte sich der Konvoi und raste dann, den Stadtverkehr größtenteils ignorierend, auf den riesigen Tempel des Jedi-Ordens zu. Obwohl der Tempel in der Zeit unter Imperialer Herrschaft gelitten hatte war er noch immer ein imposantes Bauwerk und überragte die umliegenden Gebäude. Sie landeten auf einer Plattform nahe des Einganges und beeilten sich schnell in den Tempel zu kommen. Skit hängte sich an den Jedi der völlig erschöpft Ben an einige Krankenpfleger übergab.

Der Droide, der alle Anwesenden um ihre Waffen gebeten hatte, kam nun auch auf Skit zu doch dieser Ignorierte ihn einfach und drängte sich an ihm vorbei zu Arlen. „Meister Jedi ich weiß das es nichts bringt wenn ich am Krankenlager meines Bruders sitze. Ich würde gerne etwas Sinnvolles tun habt ihr vielleicht eine Idee was ich tun kann.“ Arlen war noch immer völlig erledigt und starrte ihn aus leicht glasigen Augen an, gerade als er zu einer Antwort ansetzten wollte eilte der blonde Offizier auf sie zu.

Der Mann war nicht Offizier der Streitkräfte wie Skit angenommen hatte, sondern ein Mitglied des NRGD und da er von diesem eine Aufgabe erhalten hatte die seine Rückkehr in die betroffenen Gebiete erforderlich machte wollte er den Jedi um seine Mitarbeit bitten. Noch ehe Arlen auf diesen Vorschlag eingehen konnte hatte Skit bereit geantwortet.

„Ich bin dabei, Sir. Hier kann ich sowieso nichts Ausrichten.“


[Coruscant | Obere Ebenen | Jedi-Tempel | Eingangsportal] Skit Teeb, Arlen, Arkadi Duval,
 
Coruscant – Jedi-Tempel, Krankenstation, mit Eowyn

Das wollte sie ihm auch geraten haben? Wäre da nicht ihr seltsames Lächeln gewesen, das fast ein wenig aufgesetzt wirkte, hätte Ian vermutlich einen Kommentar hinterhergeschoben. Doch da er weder sicher war, ob seine Vermutung lediglich ein Schuss ins Blaue war, oder nicht, erwiderte er einfach nichts. Er würde auf sich achtgeben, so viel stand fest. Weder hatte er gestern sterben gewollt, noch wollte er das heute, oder später. Schließlich gab es einen Unterschied, sich ab und an zu wünschen, dass alles zu Ende wäre, oder absichtlich darauf einzuwirken, dass alles zu Ende war. Bisher war mehr, als die Hälfte seines Lebens suboptimal verlaufen und Ian kannte sich mit den Abgründen des Lebens aus – oft hatte er an ihnen gestanden. Doch selbst in den schlimmsten Phasen hatte er nie den Entschluss gefasst, alles zu beenden. Vergessen. Vergessen war ein großes Ziel gewesen, aber sterben? Bewusst und absichtlich auf den eigenen Tod einwirken? Vielleicht war da hin und wieder der Gedanke gewesen, aber niemals ein fester Entschluss und schon gar kein Plan.

Eowyns
Kompliment hingegen, brachte Ian schließlich doch zu einem schiefen Grinsen.
Ich liebe dich auch“, war dennoch oder vielleicht gerade deswegen die Antwort, die weniger trocken, als ehrlich kam. Sicher sah er genau so aus, wie er sich fühlte. Auch wenn die schlimmsten Schmerzen vorüber waren und Ians Herzschlag sich beruhigt hatte, war da noch immer eine Erschöpfung, die ihn nahezu in die Kissen drückte. Ian war Hochleistung gewohnt, hatte sich mehr als einmal, bis zum Rand der Erschöpfung und auch etwas darüber hinaus getrieben. Nur war diese Art der Erschöpfung neu und alles andere als angenehm. Daher war das einzige, was ihm auf die Frage, was er heute noch tun wollte, ausruhen. Schlafen. Ihm stand weder der Sinn danach, etwas zu lesen, noch sonst irgendetwas zu tun, dass ihn auch nur im Geringsten anstrengen konnte.
„Wenn ich wieder etwas … mehr ich selbst bin, gehört die erste Trainingseinheit dir“, versprach Ian müde. Ihre erste Trainingsstunde, die eigentlich fest geplant gewesen war, hatte schließlich, dank Coruscant, nie stattgefunden. Nun würde fraglich sein ab wann er wieder Trainieren durfte und Ian wusste, dass er, sofern er die Erlaubnis bekam, langsam beginnen musste. Schonend. Calad und die Twi’lek – er hatte beide verstanden. Eowyn ließ Ian allerdings nicht einmal Zeit, das Wort „Schlafen“ zu benutzen, denn sie reihte eine Idee an die nächste, bis sie zum Essen kam. Essen – dabei hatte Ian überhaupt keinen Hunger. Auch diesbezüglich hatte Calad ihm ordentlich den Kopf gewaschen. Eigentlich sprach ihm seit gestern, jeder ins Gewissen und erklärte, dass er verantwortungslos gegenüber sich selbst handeln würde. Wobei Calad es nicht hatte lassen können, Ian auch darauf hinzuweisen, dass er Eowyn mindestens genauso verantwortungslos gegenüber handelte. Diese ganze Strafpredigt – so war sie dem Dunkelhaarigen vorgekommen – hatte Ian nicht nur wütend gemacht, sondern auch nachdenklich.

„Ich gehe nirgendwohin.“ Nein, heute würde Ian sicher nicht mehr verschwinden. Am Ende wurde wirklich der halbe Tempel auf ihn aufmerksam und Ian hatten die Standpauken der beiden Jedi gereicht, er musste sich nicht noch von einer weiteren Person mit Vorwürfen überhäufen lassen. Wenigstens Eowyn hatte sich dezent zurück gehalten. Eowyn. Er seufzte. Was für ein Tag. Wie er wohl für sie gewesen sein musste? Und was hatte sie vorhin gemeint? Doch Ian kam nicht dazu, irgendwelche Hypothesen aufzustellen, denn der Erschöpfung folgte die Müdigkeit, die ihn besiegte und in einen unruhigen, sorgenvollen Schlaf zog.


Coruscant – Jedi-Tempel, Krankenstation, mit Eowyn
 
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[ Coruscant| Obere Ebenen | Jedi-Tempel | Quartier| Zweibein, Liia & Faith ]

Faiths erste Reaktion war ein etwas verblüfftes Gesicht. Eine ihrer Augenbrauen schnellte nach oben und sie begann zu lachen. „Das nenne ich mal ins kalte Wasser geworfen.“ Liia hatte es also mehr oder weniger dem Zufall zu verdanken, dass sie bei den Jedi gelandet war. Einige der Meister würden sie für diesen Gedanken vermutlich rügen, da schließlich alles letztendlich Wille der Macht war und der Zufall nicht existierte. Und schließlich lief es bei ihr ja im Grunde auch nicht anders ab.


„Wir haben im Weltall ein paar gestrandete Leute aufgelesen und versorgt. Stellte sich heraus, dass einer von denen ein Jedi war. Er erkannte, dass ich Machtsensitiv bin und schickte mich nach Lianna.“

Sie setzte sich aufrecht hin, berührte mit ihren Füßen wieder den Boden und zuckte mit den Schultern.

„So simpel läuft es manchmal eben einfach ab.“ Erneut fiel ihr auf, dass Liia unglaublich faszinierende Augen hatte. Den Blick abschweifend legte sie ihn auf Zweibein, um Liia nicht in die Augen schauen zu müssen. Es war einfacher die Gedanken und Empfindungen von jemandem zu spüren, wenn man ihm in die Augen sah. „Ich bin kein kompletter Neuling. Ich war schon im Auftrag des Ordens unterwegs.“ Ihre Stimme klang dabei längst nicht so fest wie gewöhnlich. Beim Gedanken an Felucia hatte sie noch immer ein mieses Gefühl in der Magengrube. Einer ihrer Begleiter war ums Leben gekommen, sie hatte schreckliche Dinge miterleben müssen und selbst derartig versagt, dass sie das Vertrauen ihrer Meisterin langfristig verloren hatte. Das würde ihr nie wieder passieren. Sie war kein Feigling.


Selbst der Droide musste ihren Stimmungswechsel erkannt haben, denn er zwitscherte einige laute Töne, die etwas genauer nachhakten. „Ist doch egal“, gab das blondhaarige Mädchen trotzig zurück und wollte das Thema damit beenden. Sie hätte gar nicht damit anfangen sollen. Und obwohl sie mehr über Liia und darüber wo sie herkam wissen wollte, beließ sie es dabei. Auch wenn sie sich von nun an ein Quartier teilen würden und Liia durchaus sympathisch war, hatte sie das grauhaarige Mädchen gerade erst kennengelernt und würde nun noch lange nicht anfangen, ihre tiefsten Emotionen mit ihr zu teilen. Und noch weniger mit dem schrägen, fehlfunktionsbehafteten Droiden.


Ohne ein weiteres Wort erhob sich die Padawan von ihrem Bett und stampfte zu ihrer Tasche herüber, aus der sie das Trainingslichtschwert und einige andere Utensilien nahm, die sie bekommen hatte, um zwischendurch immer mal wieder üben zu können. Sie klemmte das Lichtschwert an ihren Gürtel und schob zwei Levitationskugeln in einen Beutel, der ebenfalls dort befestigt war. Mit einem müden Lächeln wandte sie sich an Liia. „Lass uns gehen. Wir wollen die anderen doch nicht warten lassen?“ Zumindest Skyan hatte zugestimmt, sich in einem der Trainingsräume mit ihnen zu treffen. Sie ließ sich überraschen, ob einer von den anderen auftauchen würde.


Zusammen mit ihrer neuen Zimmergenossin machte Faith sich auf. Mas, der abgesehen von seinen Erläuterungen recht schweigsam gewesen war und nicht viel über sich selbst erzählte, hatte ihnen immerhin den Gang mit den gesuchten Räumen gezeigt, und das blondhaarige Mädchen war sich ziemlich sicher, den Weg wiederzufinden. So dauerte es auch nicht lange, ehe sie das Quartierabteil des Tempels durchquert, an Droiden, Soldaten, Jedi und Hilfskräften vorbei die Gänge durchstreift und Skyan Darkus gefunden hatten, der bereits mit einer Übungseinheit begonnen hatte. Er hatte sich eines kleinen, schwebend-surrenden Droiden bedient, der in unterschiedlichen Abständen winzige Energiestöße durch die Luft schoss, denen der dunkelhaarige Padawan jeweils behände auswich. Während seiner flinken Bewegungen konnten die beiden Personen vom anderen Geschlecht einen kurzen, wenig galanten Blick auf seinen Körper in Bewegung setzen, der dabei – ob absichtlich oder nicht – geschickt in Szene gesetzt wurde.


„Da sind wir“, sagte Faith knapp, biss sich auf die Unterlippe und schlug ihre Handflächen unnötigerweise gegeneinander. Ehe jemand ihren Augen folgen, und daraus schließen konnte, dass sie starrte, wandte sie den Blick ab und ließ ihn stattdessen durch den Raum schweifen. Er war nicht besonders bequem, dafür aber praktikabel ausgestattet. Der Boden war mit abfedernden Matten belegt, während an der kahlen Wand einige Schränke aufgereiht waren. Ohne weitere Umschweife ging sie zu einem von ihnen, und versuchte ihn zu öffnen. Verwundert stellte sie fest, dass er verschlossen war. Wie Namen der Macht sollten die Padawane trainieren, wenn der Schrank mit den Trainingswaffen abgeschlossen war? Die Padawane und Anwärter konnten doch nicht immer darauf hoffen, dass ein Meister oder Ritter anwesend sein würde und sollten doch trotzdem etwas üben können, oder lag sie da falsch?

Faith seufzte tief und warf einen Blick auf ihre beiden temporären Mitstreiter. Zum Glück hatte Chesara ihr bereits zwei Lichtschwerter anvertraut. Das ungefährliche Übungsschwert, das sie an ihrem Gürtel trug, und das voll funktionsfähige Lichtschwert des Ordens, das sie auf Felucia erhalten hatte. Jenes war sicher in ihrer Tasche im Quartier verstaut. Niemand hatte es zurückverlangt, und sie war sich bisher nicht sicher, ob sie es überhaupt zurückgeben sollte, oder es behalten konnte. Doch solange sich niemand beschwerte, ließ sie es da, wo es war. Das Übungsschwert jedoch glitt in ihre Hand, ehe sie es zu Skyan herüber warf.


„Macht damit vielleicht mehr Spaß“, sagte sie und deutete zwischen Lichtschwert und Droide hin und her. Sie ging einfach mal davon aus, dass er so etwas zuvor schon einmal in der Hand gehalten hatte, und sich selbst kein Auge ausstach. Wo sie so darüber nachdachte, wartete sie einige Sekunden, ehe sie sich von ihm abwandte. „Nur ein Übungsschwert“, flüsterte sie eher zu sich selbst, als an irgendjemanden gerichtet.

„Wie wäre es, wenn wir währenddessen ein wenig levitieren üben, Liia?“ Faith holte die beiden Kugeln aus ihrem Beutel, legte sie auf eine der Matten und setzte sich selbst im Schneidersitz daneben. Die Augen waren bereits geschlossen, als ihr etwas einfiel. „Ähm… hast du das schon einmal gemacht?“ Faith hoffte inständig, dass es so war. Sie war keine Lehrerin und überhaupt nicht fähig, irgendjemandem etwas über die Macht zu erklären. Sie verstand sie ja selbst kaum.


[ Coruscant| Obere Ebenen | Jedi-Tempel | Ein Trainingsraum | Liia, Skyan & Faith ]
 
Coruscant – Jedi-Tempel, Krankenstation, mit Ian

Dieses Mal lächelte Eowyn wirklich, als Ian auf ihre ehrliche Aussage antwortete. Immerhin war er in der Lage, Witze zu verstehen und zu machen – das war doch ein gutes Zeichen, oder nicht? Ihren zweiten Witz hingegen nahm er ernster, als sie eigentlich wollte. Du ruhst dich erst einmal aus – und über Training reden wir, wenn die Zeit dazu kommt.
Auf ihren Wortschwall zu antworten gab Eowyn Ian keine Möglichkeit – besser so, denn ob er sie nicht davon abgehalten hätte, etwas zu essen zu holen? Auf Diskussionen hatte sie wirklich keine Lust. Und Ian musste essen. Schon auf Lianna hatte ihr das alles nicht gefallen, jetzt kam er nicht drum herum.


Als Eowyn mit den beiden Tabletts wieder das Zimmer betrat bot sich ihr allerdings ein Anblick, den sie so nicht bedacht hatte. War Ian so erschöpft gewesen – oder war das Zeug, das die Heilerin ihm gegeben hatte, dafür verantwortlich? Unwichtig, Ian schlief, und Eowyn würde sich hüten, ihn zu wecken. Den Schlaf brauchte er vermutlich bei weitem mehr als etwas zu Essen.
Sie seufzte leise. Jetzt kam er wieder drum herum… und bis er aufwachte war das Essen vermutlich kalt und ungenießbar. Abgesehen vom Obst und dem Nachtisch, den sie mitgenommen hatte, aber das reichte nicht aus. Andererseits war sie beinahe froh, da es ihr Gelegenheit gab, zu verstehen, weshalb sie sich so seltsam fühlte. Oder zumindest, es zu versuchen…
Eowyn stellte Ians Tablett auf den Boden, ihres hingegen auf einen Beistelltisch, der vermutlich eher für die Behandlung der Patienten gedacht war, und begann, zumindest ihr eigenes Essen zu verzehren. So übel schmeckte es gar nicht… definitiv war es besser als das Zeug auf Lianna. Wobei das auch so schwer gar nicht war. Das Gemüse war etwas fad, aber immerhin erkannte man gut, was es darstellen sollte – und es schmeckte nach Gemüse. Ein großer Fortschritt.


Aber genug von den Gedanken um die Kantine. Was war hier los? Nun, eigentlich wusste sie genau, was hier los war, es war ja nicht so, als seien ihre Gedanken komplex und uneinsehbar selbst für sie, und sonderlich schwer war es eigentlich auch nicht. Nur wie sollte sie es schaffen, sich davon nicht beeinflussen zu lassen? Oder dieses Gefühl einfach beiseite zu schieben? Ians Vergangenheit begann, sich auf eine Weise zwischen sie beide zu schieben, an die sie nicht ein Mal einen Gedanken verschwendet hatte. Sie hatte gedacht, solange sie akzeptieren konnte, was gewesen war, solange sie in Ian den sah, der er heute war, wäre die Grundlage geschaffen, und sie konnten gemeinsam an allem arbeiten. Aber so war es nicht. Vielleicht… vielleicht war sie nicht offen genug…? Andererseits, wie offen sollte sie noch sein? Wie offen konnte sie noch sein? Sie wollte für Ian da sein, ihn unterstützen wo sie konnte, ihm Halt geben und, wenn er wollte, auch Rat, aber wie weit konnte oder durfte sie gehen? Wie weit würde es Ian überhaupt noch helfen? Das alles zermürbte sie schon ohne ihre eigenen Probleme. Und die waren immer noch da, lauerten nur darauf, sich wieder in den Vordergrund schieben zu dürfen… Alisah.
Alisah machte sich vielleicht noch immer Sorgen, es war eigentlich unverantwortlich von ihr, ihr noch nichts gesagt zu haben. Aber – wie konnte sie ihr unter die Augen treten? Nicht, wenn sie nicht selbst akzeptiert hatte, was da geschehen war. Wenn Alisah noch nicht begriffen hatte, was sie getan hatte - sie würde irgendwann. Und Eowyn konnte ihr nicht verübeln, wenn sie sie dann verantwortlich machen, verachten würde. Davon abgesehen, dass sie noch immer nicht wusste, wie und weshalb Ian und Alisah auseinander gegangen waren und Eowyn keinen blassen Schimmer davon hatte, ob Alisah ihr in dieser Hinsicht irgendetwas übelnahm.
Nein.
Sie konnte nicht zu ihr gehen, an die Tür klopfen und sagen „Du, Alisah, Ian ist wieder da und ihm geht’s für diese Umstände eigentlich ganz gut. Das mit deinem Kind tut mir übrigens Leid. Gute Besserung noch und schönen Tag!“. Das ging nicht. Das ging einfach nicht… Eowyn legte das Besteck auf den Teller und rieb sich die Schläfen. Für so eine Begegnung war sie nicht bereit, erst Recht nicht nach diesem Ausflug von Ian. Also hatte sie kaum eine andere Wahl…
Sie suchte das ganze Zimmer nach einem Stück Flimsi und einem Stift ab, bis sie fündig geworden war. Das Flimsi war schon beschriftet, irgendwelches medizinisches Kauderwelsch, aber es sah nicht so aus, als würde es noch gebraucht werden. Auf der Rückseite schrieb sie ohne groß nachzudenken eine Nachricht für Alisah.


Alisah,
vielen Dank für die Nachricht. Ich habe Ian gefunden, wir sind wieder in der Krankenstation.
Es ist alles in Ordnung.
Eowyn El'mireth.

"Alles in Ordnung" war zwar nur mäßig korrekt, aber Ian würde, wenn er Acht gab, wieder gesund werden, das fiel bei Eowyn zum Teil schon in diese Kategorie. Das Problem würde eher sein, die Nachricht zuzustellen... Eowyn öffnete die Tür und sah hinaus. Der Gang war leer... natürlich. Wenn man ein Mal jemanden brauchte! Sie spitzte die Ohren - da kam doch jemand? Sie lächelte leicht, als ein scheinbar uralter 2-1B um die Ecke bog. Es dauerte ein wenig, ihn zu überzeugen, die Nachricht zu überbringen ("Die Aufgaben eines Kuriers gehören nicht zu meinen Aufgaben und entsprechen nicht meiner Programmierung."), aber mit dem Argument, dass das Wohlergehen seiner Patienten schließlich auch dadurch beeinflusst wurde, ob sie positive Nachrichten hörten ließ er sich schließlich überzeugen.
Immerhin das war erledigt...


Und nun? Sie konnte den Rest des Tages hier herumsitzen und nichts tun, doch das wäre furchtbar sinnlos. Es gab so viele Dinge, die getan werden konnten - sich ein endgültiges Quartier mit funktionierender Nasszelle suchen, die Heiler unterstützen oder die Lage auf Coruscant abzuklären waren nur ein paar davon. Für die ersten beiden würde sie Ians Zimmer aber für länger verlassen müssen, und das würde sie heute nicht mehr ohne besonderen Grund tun. Garantiert nicht, sie hätte ihn schon in der Nacht und am Morgen nicht alleine lassen dürfen. Gerade da hätte er sie offensichtlich gebraucht... Oder war es wieder arrogant von ihr, zu denken, sie hätte etwas geändert? Langsam schüttelte Eowyn den Kopf. Woher sollte sie das wissen?
Ian schlief zwar, aber er schlief unruhig, er bewegte sich viel, und hin und wieder hörte Eowyn undefinierbare Geräusche. Sie setzte sich wieder auf den Hocker neben sein Bett, betrachtete ihn nachdenklich und strich sacht durch seine Haare. Sie waren mittlerweile schon um einiges länger geworden als noch zu Beginn. Ob er sie immer so trug, oder ob es nur den Umständen geschuldet war?
Das wirkliche Problem war aber - wie konnte sie ihm helfen? Ian hatte vollkommen Recht wenn er sagte, dass er alleine war. Mit Alisah wollte und durfte er nicht reden, mit ihr konnte er nicht... Was blieb da noch? Die Räte, selbstverständlich, aber die hatten jetzt sicher genug zu tun mit dem Virus. Außerdem kannte Eowyn nicht alle, und die meisten nur flüchtig, sie konnte nicht sichergehen, dass sie Ian nicht noch mehr Schuldgefühle einreden würden, wenn überhaupt jemand die Zeit hatte. Chesara wäre sicher eine gute Wahl, aber die Heilerin arbeitete ganz sicher ununterbrochen an vorderster Front, so wie Eowyn sie kannte. Im äußersten Notfall konnte sie vielleicht Wes bitten... aber auch hier, sie kannte ihn nicht mehr wirklich. Wie würde er reagieren? Und ausgerechnet Wes... Nein, das war alles nichts, und so weit war sie schon gewesen. Es tat ihr in der Seele weh zu sehen, wie Ian sich quälte... und noch schlimmer war es, keinen Ausweg zu wissen. Hinzu kam nun noch die Untätigkeit, die in der nächsten Zeit folgen würde. Noch mehr Zeit für ihn, sich Gedanken zu machen...
Und auch für sie.
Eowyn schüttelte den Kopf.
Oh Ian, in was für ein Schlamassel sind wir da nur hineingeraten?, flüsterte sie und strich ihm die Haare aus der Stirn. Wenn du doch bloß nicht... Sie brach ab. Nein. Das war nicht richtig... Wenn er nicht eingegriffen hätte, wäre Kyran jetzt tot. Aus der Sicht von heute, aus der Perspektive mit dem Wissen, das sie jetzt hatte, da war es nicht falsch gewesen, egal was Calad ihr erzählen wollte. Auch wenn sie direkt nach seinem Eingriff noch unter anderem wütend auf ihn gewesen war. Aber da hatte sie nun einmal nicht gewusst, was sie heute wusste... Außerdem machte es keinen Unterschied. Was sie getan hatte war nun einmal nicht Ians Schuld gewesen. Nicht er hatte diese Entscheidung getroffen.
Aber auch hier drehte sie sich wieder nur im Kreis. Es war zum Verrücktwerden... und vielleicht wurde sie das langsam auch. Langsam, aber sicher.
Auch sie sollte wohl mit jemandem darüber sprechen. Aber sie hatte es doch schon versucht... sie hatte Calad nicht mit simplen höflichen Phrasen abgespeist. Doch was war herausgekommen? Beinahe noch mehr Verunsicherung. Und mit Ian reden, in diesem Zustand? Wenn er so krank war, und ohnehin vor Schuldgefühlen nicht mehr ein noch aus wusste? Ihn noch mit ihren eigenen belasten? Sie würde mit ihm reden, das stand fest, das hatte sie schon längst beschlossen; noch einmal beging sie den Fehler nicht, alles vor ihm zu verbergen. Das war nicht richtig, aber genauso wenig wäre es korrekt, ihm nun auch noch mehr aufzubürden... Wie sie es machte, machte sie es falsch. Hatte sie überhaupt die
Möglichkeit, es richtig zu machen? Und sie konnte noch nicht einmal auf ihren Bauch hören, auf ihre Intuition, denn da war nichts, kein Hinweis, keine Möglichkeit, bei der sie sich wohler fühlte... Aber die Dinge, die in ihrem Kopf herumspukten, sie würden sie irgendwann überwältigen, dessen war sie sich beinahe sicher.
Ihre Arroganz... ihr Alter, ihre Unsicherheit, ihr Konflikt zwischen Ian und den Jedi, ihre Gefühle, die sie nicht im Griff hatte, ihr unklarer Weg, ihre Unfähigkeit, ihr Egoismus. Das, was letzten Endes nun aus ihr geworden war, etwas, das sie nie hatte sein wollen... jemand, der mit minimalem Zögern Entscheidungen wie eben diese traf.
Es war sogar zu viel, um alles irgendwie zu sortieren und anzugehen. Und letzten Endes hing es ohnehin zusammen... Wo war der Ansatzpunt? Wo?
Und all das führte dazu, dass sie am liebsten alles stehen und liegen lassen würde, neu beginnen, ohne diese Galaxis, ohne...
Personen wie Allegious. Doch das war Utopie. So weit würde es nie kommen... Und sie verhedderte sich schon wieder.
Sie seufzte inbrünstig auf und konzentrierte sich wieder auf Ian. Er wurde wieder unruhiger, bewegte sich viel... in dem Versuch, ihn zu beruhigen legte sie ihre andere Hand auf seinen Arm. Vielleicht half das irgendwie...
Wie auch immer. Wenn sie so weitermachte, dann drehte sie wirklich irgendwann noch durch. Diese Gedanken waren nicht gut... Sie durfte sich nicht in Träumen und Fantasien verlaufen... nicht, wenn diese völlig unrealistisch und unerreichbar waren. Träume waren gut, sie waren Ziele, sie hielten einen an, damit man durchhielt, waren sie jedoch unerreichbar fern, dann frustrierte und demoralisierte es nur. Und vielleicht hatte Ian Recht und sie sollte auch den Gedanken an Kinder völlig in den Abgrund schieben. Nicht einmal Vorstellungen davon haben, denn was nutzte es, wenn sie doch nur unter diesen Wunschträumen litt? Sie wusste genau, dass es niemals so weit sein würde, und nach Ians Aussage... gleich zwei Mal nicht. Dieses Bild, diese wunderbare Vorstellung, die ihr vorhin in den Sinn gekommen war - sie musste sie ein für alle mal loslassen. Nicht verdrängen, nein, wirklich loslassen. Hinnehmen. Vielleicht konnte sie dann auch endlich beginnen, ihr Leben einfach zu akzeptieren, wie es war. Zumindest das. Und irgendwo... irgendwo musste sie schließlich anfangen...


Coruscant – Jedi-Tempel, Krankenstation, mit Ian
 
Coruscant – Jedi-Tempel - medizinische Abteilung 1 – mit Rick

Hatte Rick bei all dem Trubel den Namen des Kleinen nicht mit bekommen, denn als er ihn wiederholte, klang das mehr nach einer Frage. Nun ja, um so besser war es, das sie sie nun einander vorgestellt hatte, denn so wie Alisah das sah würden Kyran mit Rick aufwachsen. Und wenn sie sich nicht irrte fühlte sich Rick schon jetzt für den Kleinen verantwortlich. Eine Art großer Bruder, der immer auf ihn aufpassen würde. Alisah schmunzelte bei dem Gedanken und sah Rick von der Seite her an, während dieser näher zu Kyran trat und die Hand auf dessen Brutkasten legte.

Ich denke er mag dich schon jetzt.

Kommentierte Alisah als sich Kyran just in diesem Moment zufrieden zu rekeln schien als Rick mit ihm sprach.
Dann wandte sich Rick jedoch ihr zu und sie verzog leicht das Gesicht wegen seiner Frage nach ihrem Befinden. Sie sprach nicht gern darüber wie es ihr ging, zumal es ihr zwar viel besser ging als noch vor Stunden, aber sie noch nicht einmal wirklich aufstehen durfte und in diesem Schwebestuhl herumfliegen musste wenn sie nicht ständig im Bett bleiben wollte. Außerdem war sie sich nicht sicher, ob der momentane Zustand nur dem massiven Medikamenteneinsatz und der übertragenen Energie geschuldet war und bald wieder schlechter wurde. Ein Gedanke, den sie lieber nicht dachte. Also schnaufte sie nur und gab sich Mühe möglichst fröhlich zu lächeln als sie ihm antwortete.


Es geht schon. Mach dir bitte keine zu große Sorgen um mich.

Kurz atmete sie tief durch, dann sprach sie weiter.

Ich bin mir sicher, dass du immer für Kyran da bist.

Sie lächelte ihn wieder aus vollem Herzen an.

Und du gehörst immer zu unserer Familie! Das weißt du doch hoffentlich. Radan liebt dich ebenso wie einen Sohn. Auch wenn er das nicht sagen kann, ich weiß das er so fühlt!
So gesehen bist du ja so etwas wie Kyran's großer Bruder!


Immer noch lachte sie Rick ehrlich an als ein schon recht klapprig wirkender 2-1B Droide auf sie zugerollt kam und ihr eine Nachricht übergab. Was das wohl war? Irgendwie hoffte sie, dass sich Radan endlich meldete, doch als sie die Nachricht las war schnell klar, dass es wieder nicht er war.
Aber zumindest war die Nachricht eine Gute. Ian war gefunden und zurück. Allerdings, zurück in der Krankenstation? Irgendwie konnte Alisah den letzten Satz nicht glauben. Alles in Ordnung? Ian hatte nicht so gewirkt als würde in absehbarer Zeit alles in Ordnung sein. Aber wenigstens war er gefunden.
Erneut schnaufte sie tief und beschloss, dass sie zu Ian und Eowyn hinüber gehen wollte.
Entschuldigend sah sie zu Rick auf.


Tust du mir den Gefallen und achtest eine Weile allein auf Kyran! Ich muss da mit jemandem reden. Aber ich bin so schnell wie möglich wieder bei dir! Versprochen!

Mit den Worten war sie schon los geschwebt, hatte von der Türe aus noch einmal zu ihren beiden Jungs gesehen und war dann eilig weiter geschwebt. Zum Glück war die Abteilung in der Ian zuvor war und wo sie ihn jetzt auch wieder vermutete nicht weite und so waren nur Minuten vergangen als sie die Türe öffnete und wirklich die Gesuchten fand, denn bei dem offensichtlich schlafenden Ian war diese... ähm, das "diese" wollte sie ja nicht mehr verwenden... also neben Ian befand sich Eowyn und in dem Moment, in dem Alisah so schwungvoll herein geschwebt war, wollte sie eigentlich auch schon wieder den Rückwärtsgang einlegen. Ja, sie wollte wissen wie es Ian jetzt ging und sie wollte Eowyn eigentlich danken, aber... na ja, die war Ian's Neue! Was hatten sie schon groß zu bereden! Das ging sicher wieder unendlich schief. Andererseits, Alisah hatte ihre kleine Familie, Ian hatte zwar noch immer einen Platz in ihrem Herzen, aber verliebt war sie nicht mehr in ihn.
Aber warum sollte sie...?
Nein, energisch schob sie die Grübeleien bei Seite und räusperte sich etwas während sie näher schwebte.


Ihr habt ihn gefunden!
Gut!


Begann sie und nachdem sie erkannt hatte, das er schlief richtete sie ihren Blick ganz auf Eowyn und sprach leiser weiter.

Ich hab, ... also, ich wollt nicht stören aber mir is vorhin niemand anders eingefallen, der ihm helfen kann ohne ne zu große Welle zu machen. Er klang so... so endgültig.

Für einen Moment sah Alisah auf ihre Hände, die in ihrem Schoß lagen, dann zu Ian hinüber und dann zu Eowyn.

Ich wollte auch noch mal mit euch reden. Könnten wir...

Sie nickte Richtung Tür zum Flur

...ich will ihn nicht wecken!

Coruscant – Jedi-Tempel, medizinische Abteilung 2 – beim Ian- mit Eowyn
 
Coruscant - Jeditempel - Ratssaal - Wes und Sarid


Nachdem War den Ratsaal verlassen und sie sich verabschiedet hatten wandte Sarid sich noch kurz zwecks dem vorherigen Thema an Wes.

"Ja, Brianna hat auf Lianna Ärger bekommen, weil sie auf Denon sehr präsent in den Medien war. Dies hat den Räten Rornan und Eleonore nicht gefallen. Aber zu mehr als einer mündlichen Ermahnung kam es letztlich nicht. Jedenfalls ist sie prädestiniert für diese Rolle und ich sähe es ehrlich gesagt auch lieber, wenn Chesara dort bleibt, wo sie ist, an vorderster Front im Kampf gegen das Virus, wo sie eine große Hilfe ist."

Das Thema, wer von all den Jediheilern nach Coruscant berufen wurde war mit Wes' Einverständnis zu Sarids Vorschlag beendet und damit durch. Den Aufruf würde vermutlich der Taanaber bei nächster Gelegenheit verfassen. Damit blieb noch die Frage nach einer Eskorde für Admiral War Blade. Ihr Ratskollege schlug passenderweise Rilanja oder Nei vor, welche Sarid ja als ehemalige Padawane von ihr beide sehr gut kannte.

"Grundsätzlich geeignet sind beide und sie sind ebenfalle auch beide hier auf Coruscant. Da sich jedoch Rilanja um eine Miralukapadawan kümmert, welche ihren Meister verloren hat würde ich Nei bevorzugen, welche nach der Beförderung von Mas Nerlo noch keinen weiteren Padawan hat und meines Wissens auch noch keine weiteren festen Pflichten hier bekommen hat, da sie wie ich ja keine Heilerin ist. Mit der Bewachung von War würde sie uns jedoch sehr helfen. Ich werde sie gleich verständigen."

Daraufhin holte Sarid ihr Komm vom Gürtel und verfasst sofort die Nachricht an ihre ehemalige Padawan.


- - - Kommnachricht von Sarid Horn an Nei Sunrider - - -

Hallo Nei,

ich habe einen für uns wichtigen Auftrag für dich. Du kennst ja gewiss Admiral War Blade, zumindest namentlich. Er ist hier auf Coruscant und arbeitet sehr eng mit uns Jedi zusammen, um den C-Virus möglichst effektiv zu bekämpfen. Er wird in sehr naher Zukunft einiges persönlich auf Coruscant inspizieren, damit er sich selbst ein Bild von der Lage hier machen kann. Der Jedi-Rat möchte, dass du dich dabei um seine Sicherheit kümmerst. Es werden gewiss auch Medienvertreter anwesend sein und es ist deine Pflicht als offizielle Vertreterin den Jedi-Ordens dort ein gutes Bild abzugeben. Schließlich soll nicht der Eindruck entstehen, dass wir nicht alles tun würden, was in unserer Macht steht. Eine von den Medien ausgelöste Panik würde unsere Arbeit hier nur noch komplizierter machen. Wir haben dies zuvor mit Admiral Blade persönlich alles besprochen. Setze dich daher bitte umgehend mit ihm in Verbindung, seine Kommdaten hab ich angehängt.

Macht die Macht mit dir sein.
Sarid Ende.

- - - Ende der Nachricht - - -

Danach steckte sie ihr Komm wieder weg.

"Ok, das wäre dann auch erledigt. Nei müsste sich damit in Kürze mit ihm in Verbindung setzen."

Auf Wes Nachfrage zwecks Wars Unterbringung betrifft nickte die Corellianerin.


"Ja, gib ihm ein Ratsquartier. Er wird den Platz gewiss brauchen können und wir sollten uns für seine bereitwillige Kooperation bei ihm mit dem größtmöglichen Entgegenkommen bedanken, finde ich. Aber ich selbst habe momentan keinen Hunger. Mir ist viel mehr danach hier einige Dinge in die Hand zu nehmen, aber zuerst muss ich noch nach den Padawanen schauen, die ich mit nach Coruscant gebracht habe, meinem Padawan Skyan und Liia Snow. Außerdem hat sich noch eine weitere zu ihnen gesellt. Kennst du eine gewisse Faith Navalon? Ich habe sie vorher noch nicht gesehen, aber sie scheint auch etwas unschlüssig zu sein, was sie genau tun soll. Oder weißt du über sie Bescheid?"

Nachdem Wes entschieden hatte Sarid zu den Padawanen zu begleiten nutzte sie die Zeit, um bereits die 500 Quartiere für die angekündigten Soldaten zu reservieren und säubern zu lassen. Es passte ganz gut, denn so konnte sie entsprechend des Belegungsplans des Terminals nahe beeinander weiter unten im Tempel unterbringen, wo sie ja noch weiter unten in der nächsten Zeit überwiegend ihrer Arbeit nachgehen würden. Außerdem las sie noch einige Nachrichten und Daten zum Thema Renovierung des Tempels nach. Es war in der Tat wichtig gewesen die zwölf Baudroiden von Lianna zusammen mit Baumaterialien mitzubringen. Zwar war schon einiges vorhanden, aber es gab immer wieder neue Probleme und Problemchen. Salinas Droiden würden hier einiges beschleunigen können, sobald sie alle einsatzbereit waren. Als Wes dann fertig mit seiner Nachricht war machten sich die beiden Jedi-Räte auf zu den Trainingsräumen, wo sie ihre Padawane wähnte. Zwar fand Sarid nicht auf Anhieb den richtigen Raum, aber dennoch musste sie nicht lange suchen, um die drei Padawane zu finden. Skyan trainierte sie wie beim Reingehen sehen konnte mit einen Trainingslichtschwert, während Faith mit Liia am Boden saß.

"Ah, da seid ihr ja. Ich hoffe ihr habt nun einen kleinen Überblick vom Tempel bekommen. Das hier ist im Übrigen Jedi-Rat Wes Janson. Wes, das sind die Padawane Skyan Darkus, Liia Snow und Faith Navalon. Ich habe nun eine Aufgabe für die nächste Zeit. Skyan und ich werden uns zusammen mit anderen Jedi und Soldaten um die Sicherung der unteren bis untersten Ebenen der Jeditempels kümmern, welche leider mehr einem Maulwurfsbau ähnelt denn einem sicher abgeriegeltem Gebäude. Liia, hat sich schon jemand bei dir gemeldet zwecks deinem zukünftigen Meister? Wenn nicht, dann bleib bei mir. Dann werde ich das in nächster Zeit mitübernehmen. Außerdem kennst du Skyan ja schon. Aber nur wenn du das möchtest, selbstverständlich."

Bezüglich Faith warf Sarid Wes einen fragenden Blick zu. Natürlich konnte Sarid sie auch mitbeschäftigen, aber sie wollte natürlich über den Kopf ihres Ratskollegen entscheiden.


Coruscant - Jeditempel - Trainingsraum- Skyan, Faith, Liia, Wes und Sarid
 
Coruscant – Jedi-Tempel, Krankenstation, mit Ian

Was war so schlimm daran, den Gedanken an Kinder aufzugeben? Kinder in diese Welt zu setzen war ohnehin keine gute Idee, bei all dem, was jeden Tag passierte. Und dann die Gefahr der Machtbegabung, um einiges höher, wenn die Mutter sie ebenfalls hatte, und bei beiden Elternteilen so gut wie sicher. Konnte sie einem jungen Wesen so etwas antun, die Bürde auflegen, die sie selbst so in die Verzweiflung führte? Einmal ganz davon abgesehen, dass sie es eben ohnehin nicht konnte, weil sie nicht für ihr Kind würde da sein können. Nein, alle rationalen Gründe sprachen eindeutig dagegen. Und Ian schloss es so dermaßen aus, dass wohl nur eine Drehung um 180 Grad dazu führen würde, dass er doch Kinder wollte. Bis dahin wäre sie ganz sicher zu alt. Man konnte nun einmal nicht alles im Leben haben... Sie konnte von Glück reden, dass sie nun Ian hatte. Dafür sollte sie dankbar sein, und nicht immer nach noch mehr -

Eowyn drehte sich um, als sie ein Räuspern hörte. Alisah!, entfuhr es ihr ein wenig erschrocken. Was machte sie denn hier? Stang, so hatte sie nicht gewettet. War es nicht offensichtlich gewesen, dass Eowyn momentan nicht mit ihr sprechen wollte, war nicht klar, dass sie sonst nicht eine Nachricht geschickt sondern vorbeigekommen wäre? In Ordnung, vielleicht war es das, nur Alisah wollte darauf keine Rücksicht nehmen. Oder das war es eben nicht, aber das spielte keine Rolle - sie war nun hier. Und Eowyn absolut nicht bereit, mit ihr zu reden. Sie wollte nicht mit ihr reden. Was gab es da zu sagen? "Entschuldigung, dass ich beinahe dein Kind umgebracht hätte"?
Ja, habe ich, antwortete sie automatisch.
Ian hatte Recht gehabt. Alisah schien ihr nicht böse zu sein, zumindest sprang sie ihr nicht sofort an die Gurgel. Aber was bei allen Sonnen wollte sie dann? Sie schien noch nicht einmal richtig fit zu sein - kein Wunder, sie hatte das Virus, trug es noch immer in sich, sie hatte eine schwere Geburt hinter sich... und dennoch schwebte sie hier her, um... ja, um was? Um nach Ian zu sehen? Weshalb lag ihr so viel an Ian, hatte sie nicht Radan? Wo steckte der eigentlich?
Sie sollte Alisah zuhören.

Kein Problem... antwortete Eowyn dann vorsichtig und zurückhaltend. Ja, Alisahs Sorgen waren eindeutig gewesen. Aber was meinte sie mit... endgültig? Hatte Alisah den gleichen Verdacht gehabt wie sie selbst? Es wäre interessant, das zu wissen. Ich war ohnehin schon auf der Suche nach ihm gewesen. Das hat mir nur noch einmal die... Dringlichkeit vermittelt. Danke also noch einmal.
Da war noch mehr. Alisah machte keine Anstalten, den Raum zu verlassen. Warum ging sie nicht? Wollte sie wissen, wie es Ian ging? Erwartete sie eine Entschuldigung von ihr? Verdammt, Eowyn sollte diese Gelegenheit wirklich nutzen. Aber sie war darauf nicht vorbereitet... wie sollte sie all das ansprechen, möglichst ohne die junge Mutter allzu sehr aufzuregen? Das täte ihr bestimmt nicht gut.
Doch bevor Eowyn auch nur den Mund öffnen konnte, um
irgendetwas zu sagen, forderte Alisah sie auch schon auf, mit ihr zu reden. Mit ihr. Nicht mit Ian, und ihr Gefühl sagte Eowyn, dass es auch nicht um Ians momentanen Gesundheitszustand ging. Das ließe sich auch hier drinnen schnell klären... oder wollte sie ihr erzählen, was der Auslöser für all das gewesen war, ohne, dass Ian es mitbekam?
Sie hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Nein, ganz bestimmt nicht... was unter anderem daran lag, dass Alisahs Anwesenheit ihr ihr schlechtes Gewissen und all ihre Taten und Gedanken von gestern ganz präsent und mit voller Wucht ins Gedächtnis holten. Verdrängen war so schlecht möglich, wenn der Auslöser direkt vor einem saß.
Aber sie konnte jetzt schlecht "nein" sagen. Alisah hatte ihr nichts getan, im Gegenteil... nur, weil sie Ians Vergangenheit war und Eowyn ihr eine Erklärung schuldete, konnte sie sie nicht vor den Kopf stoßen.

Nach ein paar Momenten des Zögerns nickte sie also schließlich, versuchte, sich zu sammeln, während sie sich erhob, Ians Arm losließ und Alisah mit stark klopfendem Herzen auf den Flur folgte. Doch der Flur schien ihr kein sonderlich guter Ort für ein solches Gespräch zu sein, und so prüfte Eowyn mit Hilfe der Macht, wie es im angrenzenden Raum aussah. Er schien leer zu sein, was sich nach Anklopfen und Betreten des Zimmers auch bestätigte.
Eowyn sah einen Moment aus dem Fenster, um ein Stoßgebet zur Macht zu schicken, ihr ausnahmsweise die richtigen Worte in den Mund zu legen, bevor sie sich umdrehte und gleich zu sprechen begann. Wenn sie schon mit Alisah reden musste, dann richtig. Dann würde sie ihr die Wahrheit sagen und zwar von sich aus, sagen, dass es ihr Leid tat, ohne, dass sie sich würde Vorwürfe anhören müssen. Oder... erst jetzt wurde ihr klar, dass Alisah vielleicht noch nicht einmal wusste, was passiert war. Vielleicht war sie deshalb nicht wütend, weil ihr niemand gesagt hatte, was beinahe geschehen wäre...

Alisah, es tut mir Leid. Ich weiß nicht, wie viel Ihr davon wisst, was gestern geschehen ist, aber Ihr solltet es wissen.
Ich war diejenige, die dafür gesorgt hat, dass Ian seine Heilung abgebrochen hat und damit dafür, dass Euer Sohn beinahe nicht überlebt hätte. Ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass er es schafft, weder davor noch danach, auch wenn ich darüber wirklich froh bin, das könnt Ihr mir glauben. Ich wollte zwar nicht, dass er stirbt... aber ich habe keine andere Lösung gesehen und es in Kauf genommen. Es ging alles so schnell...
Eowyn schüttelte den Kopf. Kein Platz für Rechtfertigungen. Es war, wie es war. Sie hatte es in Kauf genommen. Einfach so. Ich weiß, dass ich das nicht hätte tun dürfen. Ich hatte nicht das Recht dazu, und... und ich werde Euch sicher nicht um Verzeihung bitten. Dazu habe ich ebenfalls kein Recht, vor allem nicht heute. Ich hoffe wirklich, dass Euer Sohn keine bleibenden Schäden davontragen wird, aber wenn doch... ...oder, wenn das Schlimmste eintrat...
Kurz schloss Eowyn die Augen. Sie konnte die entscheidenden Worte, das "Dann bin ich schuld", nicht aussprechen, Alisah nicht in die Augen sehen, zu sehr hatte sie Angst vor dem Eintreten. Aber Alisah würde es aus dem Zusammenhang sicher verstehen. Sie musste.
Eines blieb noch.
Ian.

Ich verstehe, wenn Ihr wütend auf mich seid oder... anderes. Nur bitte, da Ihr es jetzt wisst, lasst es nicht an Ian aus. Er... er hätte alles getan, um Euch und das Kind zu retten. Er hatte alles getan, um das Kind zu retten, und dank Ians Erzählung über die Patenonkel-Geschichte wusste Eowyn auch, dass Alisah es wusste. Was jetzt folgte war schwer, aber wenn sie nicht mehr in ihrem Egoismus verbleiben wollte, dann hatte sie keine andere Wahl. Sie hatte ebenso kein Recht darauf, auf Ians Leben Einfluss zu nehmen. Auch wenn sie hoffte, dass es nicht allzu arrogant klingen würde. Als ob sie verlangen konnte, wie die beiden sich zu verhalten hatten. Aber vielleicht verstand die Frau vor ihr es ja richtig. Ich weiß nicht, was damals zwischen Euch beiden vorgefallen ist, aber ich sehe, dass... dass sich vielleicht etwas geändert hat. Oder dabei ist, sich zu ändern. Ob es ihr gefiel war eine andere Sache, aber Alisah hatte ein Kind, sie war verheiratet - und Ian liebte sie, Eowyn. Sie hatte keinen Grund, eifersüchtig zu sein. Absolut nicht. Auch wenn er für Kyran beinahe sein Leben geopfert hätte... Sie vertraute ihm. Sie musste ihm vertrauen, auch wenn sie ihn nicht verstand. Absolut nicht verstand. Ich möchte nicht, dass sich das wieder ändert, weil ich... eben getan habe, was ich getan habe. Ich weiß, mit einem einfachen "es tut mir Leid" ist es nicht getan, aber es ist eine Sache zwischen Euch und mir. Und nach diesem Gespräch können wir uns auch nie wieder begegnen müssen, wenn Euch das lieber ist. Es würde nicht einfach werden, aber sicher machbar. Der Tempel war groß, und wenn sie bedachte, wie viele Jahre sie alte Freunde nicht mehr gesehen hatte...
Da, jetzt war es hinaus. Und Eowyn war froh, weder die Fassung verloren noch allzu viel gestottert zu haben.
Jetzt war nur die Frage, wie Alisah reagieren würde, und Eowyn machte sich innerlich auf etwas gefasst.


Coruscant – Jedi-Tempel, Krankenstation, mit Alisah, Ian im Zimmer daneben
 
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[Coruscant - Obere Ebenen - Jedi-Tempel - Trainingsraum] Skyan

Federnd drückte sich die Bodenmatte durch, als der Prinz sich kraftvoll abdrückte und aus der Hocke hochschnellte. Er zog die Schulter zur Seite und wich drehend dem zischenden Schuss aus, der sich dort in den Boden bohrte, wo sich vor einer Sekunde seine Brust befand. Der Fechter tänzelte um die schwebende Kugel herum, bedacht nicht das Gleichgewicht zu verlieren und möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Der Prinz betrachtete das Training wie einen Fechtkampf, nur dass ihm keine Klingenparaden zur Verfügung standen. Er ahnte einen Angriff auf seine äußere untere Blöße, stoppte in der Bewegung und duckte sich, sodass der Schuss an seiner Schulter vorbei schnellte. Die Kugel feuerte eine Reihe schneller Schüsse auf seinen Oberkörper ab und er wich instinktiv zur Seite aus. Plötzlich vernahm er ein Zischen hinter sich und spannte sich in Erwartung auf einen Angriff an. Als jedoch kein grell leuchtender Energiestrahl auf ihn zuschoss entspannte er sich etwas und ordnete das Geräusch der sich öffnenden Tür zu. Er beugte seine Knie etwas durch und wich den kommenden Schüssen mit schnellen Drehbewegungen aus. Er hörte Faiths Stimme hinter sich, die erklärte, dass die beiden Padawane den Raum betreten hatten. Nichtsdestotrotz stoppte er nicht direkt. Einerseits um die Übung nicht abrupt abzubrechen und andererseits um sein Können etwas zu inszenieren. Den nächsten Schuss auf seine Schulter ließ er ins Leere laufen indem er ruckartig den Ellenbogen nach hinten zog und sich den Schwung ausnutzend galant um die eigene Achse drehte. Er drückte seinen Fuß in den Mattenboden und fing den Schwung federnd mit dem Knie ab. Biltzschnell schoss seine Hand auf den Kampfelematen zu und er fischte ihn aus der Luft ehe sich ein weiterer Schuss lösen konnte.

"Willkommen in den edlen Trainingshallen der Jedi.", begrüßte das Blaublut mit weiter Geste und ironischem Schmunzeln die beiden Jedi, "Wenigstens wir haben es dann wohl geschafft uns nicht in dem Labyrinth aus Gängen zu verirren." Er stutzte kurz als die dunkelblonde Schönheit nahezu selbstverständlich das Lichtschwert in ihre Hand levitierte. Der Padawan wurde unangenehm daran erinnert wie schwer es ihm bereits fiel die Kissen zu blocken, mit denen Sarid ihn auf Lianna attackiert hatte.

Routiniert fing er den silbernen Griff aus der Luft.
"Danke." Der Zugangscode für den Schrank mit den Trainingswaffen sollte sicherlich innerhalb kürzester Zeit auf seinem Com eintreffen. Er zündete die Klinge und ein gleißender Schaft waberte einige Zentimeter vor seinem Gesicht.

"Ich gehe stark davon aus.", hauchte er fasziniert. Halb zu Faith, halb zu der Waffe selber. Begeistert schwang er das Schwert probeweise. Es war nicht das erste Mal, dass er die Waffe der Jedi in den Händen hielt, doch er war jedes Mal wieder entzückt. Der Waffe spiegelte das gesamte Erbe der Jedi wieder. Das Schwert war nicht plump, sondern elegant und von schlichter Schönheit. Probeweise ging er einige Bewegungsabläufe durch um sich die Waffe wieder vertraut zu machen. Die Waffe unterschied sich stark von dem Fechtsäbel, der dem serennoschen Adeligen so vertraut war wie einem Bith-Musiker sein Instrument, aber dadurch, dass er bereits mehrere Male mit dem Schwert trainiert hatte, begann er einen gewissen Stil zu bilden, der Aspekte des Säbelfechtens aufgriff und neu kombinierte.

Skyan programmierte die Kugel und summend stieg der Droide auf. Im Augenwinkel sah der Padawan Liia und Faith auf den Matten knien und er hoffte durch sein Training ihre Levitationsübungen nicht zu stören. Die Levitation wäre definitiv auch ein Übungsfeld, dem sich der braunhaarige Padawan widmen könnte, doch wenn er die Wahl hatte, zog er das Training mit dem Schwert vor. Sein Stand war stabil, aber flexibel und er führte die Klinge aus reinem Weiß vor seinem Oberkörper. Zischend schoss die Energieladung auf ihn zu und mit einer leichten Drehung des Handgelenks wehrte der Padawan den Schuss ab. Leichtfüßig bewegte er sich um die Kugel herum und ließ den Droiden keine Sekunde aus den Augen. Leuchtend rot schnellte der nächste Schuss auf ihn zu. Zuckend setzte sich die Klinge vor seinen Oberkörper und fing den Angriff ab. Das Feuer intensivierte sich und die Klinge war ein stetiger Lichtschweif vor seinem Körper. Wie an einer Mauer prallte die entladene Energie ab. Er riss die Klinge vor seinen Oberkörper um den nächsten Schuss abzufangen, verschätzte sich im Schwung und konnte dem nächsten Schuss nur entgehen indem er sich in die Knie fallen ließ. Er zog das Schwert in einer rascher Bewegung nach oben und fing so die nächste Entladung ab.

Noch eine Weile war er im Kampf mit einem unermüdlichen Gegner verstrickt während
Liia und Faith meditierten. Nach einiger Zeit deaktivierte er den Droiden und wartete bis die beiden Padawan ihre Übung soweit vollendet hatten, dass er sie ansprechen konnte.


"So ein Droide ist zwar für eine Trainingseinheit wunderbar zu gebrauchen."
, er musterte die Kugel kurz und legte sie dann zurück in das Regal, "doch auf Dauer ist keine Herausforderung vorhanden. Es mangelt an Abwechslung, dem Droiden fehlt die Kreativität."

Das Blaublut ging zu dem Schrank, in dem die Trainingswaffen lagerten, nahm sein Datapad aus der Tasche und tippte den Zugangscode ein, den er nun erhalten hatte. Der Schrank entriegelte sich und Skyan nahm sich ein Trainingslichtschwert heraus.

"Wirklich Spaß bringt der Kampf nur gegen ein anderes Lebewesen. Ein Gegner, der überrascht, taktiert und Fallen stellt."

Von Liia wusste er, dass sie erst vor kurzer Zeit in den Orden aufgenommen war. Skyan hatte selbst bisher keine sonderlich umfangreichen Trainingseinheiten am Lichtschwert genießen können, aber trotzdem glaubte er, dass ein Kampf gegen sie durch seine Erfahrung im Fechten schnell enden würde. Er wandte sich Faith zu. Er sprach betont förmlich, mit einem neckischen Blitzen in den Augen.

"Faith, hiermit möchte ich dich zu einem freundschaftlichem Duell herausfordern."

Zu gerne würde er demonstrativ lässig das Trainingslichtschwert in seine Hand springen lassen, aber selbst diese Übung lag nicht in dem Rahmen seiner Machtfertigkeiten. So begnügte er sich damit das Schwert vom Gürtel zu nehmen und es der blonden Padawan zuzuwerfen.

"Es liegt an dir die Einladung abzuweisen oder sie anzunehmen."

Er grinste schelmisch.

"Sofern du dich traust."

[Coruscant - Obere Ebenen - Jedi-Tempel - Trainingsraum] Liia, Faith, Skyan
 
Jedi Tempel ~ Quartier von Nei

Mit der Hand wischte Nei über den Spiegel vor sich. Nachdem sie heiß geduscht hatte, hatten sich dicke Wassertropfen auf ihm gebildet die nun den Blick in das eigene Gesicht verschleiert hatten. Die auf Bacta als Wirkstoff basierende Salbe hatte gute Dienste geleistet und die Kratzer im Gesicht der Jedi, die ohne Behandlung zweifellos Narben hinterlassen hätten, fast restlos geheilt. Bei genauem Hinsehen würde man sie vielleicht noch erahnen können, doch das kümmerte sie nicht. Das um ihren Körper gewickelte Handtuch fallen lassend, inspizierte Nei mit kritischem Blick die Stelle am Bauch, an der man noch deutlich eine vom Narbengewebe farblich hervorgehobene Vertiefung erkennen konnte. Anders als noch vor drei Tagen war der Schmerz zwar gänzlich verflogen, die Spuren der Verletzung würden aber ein Leben lang bleiben. Wenigstens war sie jedoch den Verband los, denn auch wenn Nei nicht zu den Schickmicke Jedi-Miezen gehörte die großen Wert auf ihr äußeres legten, halbwegs regelmäßges Waschen war auch ihr ein Anliegen und nun auch endlich wieder eine Option. Die von ihrer Meisterin mitgeteilte Aufgabe, den Admiral War Blade - eine Legende in den Reihen des republikanischen Militärs höchstpersönlich - zu eskortieren, damit sie sich ein Bild von der Situation auf Coruscant verschaffen konnten, verstärkte diesen Wunsch nach einem respektierlichen Auftreten der Jedi nur noch mehr.


"Wie lange musstest du denn Bücher wälzen? Ich weiß nicht wie lange ich das mit Meisterin Leari noch aushalten soll."


Qienn machte ihrem Unmut nicht das erste Mal Luft.


"Ich habe viel Zeit in der Bibliothek verbracht bevor überhaupt klar war, dass ich eine Ausbildung beginnen durfte."


erklärte Nei, während sie sich ein eng anliegendes weißes Shirt aus robustem Stoff überzog, welches trotz der frischen Wäsche durch den Reinigungsdienst des Tempels, kein bisschen frisch roch. Es war sauber, aber ein paar Tropfen Weichspüler hätten sicher nicht geschadet, musste Nei feststellen während sie versuchte das Kratzen auf ihrer Haut so gut es ging zu ignorieren und das Shirt nicht ständig zurecht ziehen zu wollen.

"Sianne wird den nächsten Schritt mit dir gehen, wenn du dafür bereit bist. Die ersten Wochen sind die schwersten."


versuchte Nei ihre Freundin zu ermutigen, sich dabei ihre schwarzen Stiefel über die ebenfalls schwarze enganliegende Hose aus festem, aber stretchigem Stoff ziehend.

"Wenn du das ganze beschleunigen willst, lies mehr von dem Stoff der dich interessiert anstatt deine Zeit damit zu verschwenden dich zu beschweren."


Mit einem letzten Ruck war Nei in ihre Schuhe geschlüpft. Das Knoten erschien ihr und ihrem von der Anstrengung hoch rotem Kopf wie eine große Erleichterung.

"Kannst du nicht mit ihr reden?"

erwiderte Qienn und versuchte nach außen hin wenigstens halbwegs den Schein von Ruhe zu wahren, wobei Nei ihre Aufgeregtheit deutlich spürte. Auch sie selbst war es langsam satt, tagtäglich der Unzufriedenheit der Twi'lek ausgeliefert zu werden.

Nei erhob sich und griff nach ihrem Ledergürtel mit dem bereits befestigten Lichtschwert im Holster, beim Anliegend demonstrativ die Gürtelschnalle laut klicken lassend.

"Du musst Geduld haben, Qienn! Jeder Schritt auf den Weg deiner Ausbildung muss gut überlegt sein. Mit deiner Einstellung zögerst du deine Ausbildung nur unnötig hinaus."

"'Tschuldigung dass ich nicht so ein Bücherwurm bin wie du! Aber du hast natürlich auch leicht reden. Du rettest deinen Heimatplaneten, verhandelst mit dem Senat der Neuen Republik und sammelst Ehrenabzeichen wie andere Merchandise von diesem Krieg der Sterne Phänomen im Holonet. Dabei kannst du ein renommiertes Forschungsinstitut in Schutt und Asche legen und wirst dafür noch belohnt. Du darfst den Admiral und Helden der Neuen Republik in die Stadt ausführen, während ich zur Rechenschaft gezogen werde, wenn ich das Wort Lichtschwert auch nur denke."


Wütend gab Qienn ihre an die Wand gelehnte Haltung auf und setzte diesen verwerflichen Blick auf, den Nei nur sehr, sehr selten zu Gesicht bekam und der jedes Mal Ärger bedeutete.

Ihre schwarze Lederjacke bis zum Kragen zu knöpfend, versuchte Nei die richtigen Worte zu finden und die aussichtslose Aufgabe zu lösen, die Situation ein wenig einzudämmen bevor sie ihre Freundin verlassen musste.


"Qienn, ich weiß wie du dich fühlst."


Nei ging einen Schritt auf sie zu, doch die Twi'lek wich zurück und wandte sich demonstrativ ab.

"Ich habe nicht darum gebeten diese Aufgabe zu übernehmen. Ich habe getan, was von mir verlangt wurde - von Anfang an. Wenn du meine Missionen als Belohnungen verstehst, dann habe ich sie mir auf diese Weise verdient und nicht anders... Du kennst mich und weißt, dass ich in meiner Ausbildung auch meine Probleme hatte. Aber es lohnt sich, WENN du geduldig bist und Vertrauen in das Urteilsvermögen deiner Meisterin behälst."


Nei versuchte sich erneut zu nähern, dieses Mal scheinbar mit mehr Erfolg.

"Während deiner Ausbildung ist jeder Tag ein Test. Vertraue der Macht und habe Geduld. Es lohnt sich..."


Ihren reumütigen Blick vermochte Qienn mit Leichtigkeit mit ihrer Wut zu überspielen. Nei wusste, dass Qienn wusste, dass sie als Jedi so nicht denken durfte. Doch die Einsicht fehlte. Bei dem Annäherungsversuch von Nei, führte Qienn die sich ihrer Schulter nähernde Hand der Jedi von sich weg.

"Am besten du kühlst erst mal ab!"


resignierte Nei, nun selbst trotzig. Die frühen Übungen im Umgang mit der Macht ließen in vielen Padawan Schülern die Emotionen hoch kochen. Mit Mas hatte sie damals wohl Glück gehabt. Man musste Geduld vor leben, wenn man Geduld erwartete - zumindest daran erinnerte sich Nei, bevor sie das Quartier verließ und wandte sich deshalb noch einmal um.

"Qienn... ich kann dir keinen anderen Ratschlag geben. Wenn du deiner Meisterin nicht vertraust, dann sprich mit ihr. Aber bitte vertraue wenigstens mir, wenn ich dir diesen Rat gebe. Ich bin stolz auf dich, egal wofür du dich entscheidest."


Und mit diesen ernst gemeinten Worten verschwand Nei in den Gängen des Tempels, um sich mit Admiral War Blade zu treffen.

Jedi Tempel ~ Gänge

Nachricht an Admiral War Blade

Rätin Horn hatte mich über unsere gemeinsame Mission informiert
und ich möchte Euch mitteilen, dass es mir eine Ehre sein wird, Euch zu begleiten.
Ich werde Sie in der südlichen Eingangshalle des Tempels erwarten,
sobald Ihr bereit seid aufzubrechen.


Ritter Nei Sunrider
 
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Occ: Wichtig ist eigentlich nur der grüne Hinweis bzw. die Nachricht an Eowyn. Der Rest muss nicht gelesen werden :kaw:

Coruscant – Jedi-Tempel, Krankenstation, mit Eowyn

Ians Schlaf war unruhig und wie so oft, voll von Alpträumen, die ihn sich immer wieder bewegen und hier und da, seltsame Laute ausrufen ließen. Zumindest wachte er nicht auf, wurde nicht von seiner eigenen, schreienden Stimme geweckt und irgendwann – irgendwie, schien sich sein Schlaf zu verbessern, ruhiger zu werden. Und doch fühlte Ian sich, als er letztendlich erwachte, längst nicht ausgeruht. Müde blinzelte er in das Licht, streckte sich vorsichtig und ließ eine Hand automatisch zum Herzen wandern um sich, mit der Macht vergewissernd, davon zu überzeugen, dass alles seine Richtigkeit hatte. Es fühlte sich seltsam an, in Mitleidenschaft gezogen, anders als sonst. Doch es schlug kräftig und d atmete Ian erleichtert aus, erhob sich langsam, seine noch müden Glieder streckend. Er war allein in der Abteilung, nur die ganzen Gerätschaften die ihm den Eindruck von Krankheit vermittelten, gaben ihm Gesellschaft. Gesellschaft, auf die er gut und gerne hätte verzichten können. Kein Arzt, kein Calad, keine Twi’lek und, ein leises Seufzen unterdrückend, auch keine Eowyn. Eowyn. Das Seufzen kam doch. Sich schließlich aufrichtend, an die Kante der Liege setzend, seufzte Ian erneut. Felsenfest war er davon ausgegangen, dass Coruscant alles verbessern und alles einfacher machen würde, doch stattdessen schien ihn Schwermut zu begleiten, wo auch immer er hinging, Schwermut, die wie ein Schatten an ihm haftete. Vielleicht war der Gedanke, dass sich alles zum Guten wenden würde naiv gewesen. Zumindest der Gedanke daran, dass alles einfacher werden würd, war es. Dass sein Schuldgefühl ihn begleiten würde, war doch eigentlich offensichtlich gewesen, dass es so stark war, jedoch nicht. Ian hatte geglaubt – oder gehofft, dass seine Hilfe auf Coruscant etwas Positives bewirken würde, etwas Positives für die anderen und etwas positives in ihm. Doch da waren Calads Worte, da waren die Worte dieser Twi’lek und allen voran war da Eowyn. Alisah und Kyran ging es halbwegs gut, immerhin, doch zu Ende war der Kampf ums Überleben längst nicht. Die Vergangenheit mit Alisah war präsent genug und was mit einem einzigen, großen Schritt ebenfalls wieder näher gerückt war, war die Vergangenheit mit Allegious. Ians Mitwirken an dessen perfiden Plänen, Ians Anteil an dem Virus und all das schob sich nicht allein zwischen ihn und Alisah, sondern auch zwischen ihn und Eowyn. Ersteres hätte er verschmerzen können, Zweiteres hingegen traf ihn tief. Und war er nur ehrlich genug, traf ihn die Sache mit Alisah mehr, als er zuzugeben bereit war. Für ihn stand fest, dass sie die Wahrheit über den Ursprung des Virus eigentlich wissen sollte. Dagegen aber stand die Anweisung des Rates, was einen Gewissenskonflikt in Ian auslöste. Alisah gegenüber zu schweigen war, als würde er sie belügen. Doch nicht nur Alisah wurde im Dunkeln gelassen, sondern die ganze Galaxis. Wie sollte Ian verstehen, dass man alle im Dunkeln ließ? Um seine Aussage zu überprüfen? Das war lächerlich – er hatte nicht gelogen. Um den Frieden zu wahren? Auch das war lächerlich, denn der Frieden war ebenfalls eine Lüge. Und nun galt es, sich in einem Konstrukt aus Lügen zu bewegen, auf seine Worte zu achten und sich auf keinen Fall die Blöße zu geben, sich nicht aus Versehen zu verraten. War das Sinn der Sache und war es richtig? Die elende Frage zwischen dem, was richtig und was falsch war – würde sie je geklärt werden? Mehr und mehr schien die Antwort zu verschwinden. Sie verschwand mit der Wahrheit und schien ebenso schleierhaft wie jene.

Ian stand schließlich ganz auf und betrachtete mit einem kurzem Lächelnd das Tablett, dass Eowyn vor Stunden wohl auf dem Tisch abgestellt haben musste. Hungrig war er allerdings nicht und auch Calads Worte änderten nichts an diesem Zustand. Er konnte ihm so viel ins Gewissen reden, wie er wollte, dadurch steigerte sich sein Appetit einfach nicht. Und selbst die Tatsache über den Vitaminmangel nötigte Ians Hungergefühl nicht dazu, sich zu melden. Doch er würde vernünftig sein.
Allerdings würde er das, was auf dem Tablett längst kalt geworden war, sicher nicht mehr essen und mit der Macht aufwärmen? Nein, auch das würde er nicht tun.
Die Kantine, er würde die Kantine aufsuchen und sich dort etwas Essbares suchen und vielleicht kam mit dem Geruch der dortigen Speisen auch der Appetit? Bevor Ian sich allerdings in die Kantine begeben würde, stand fest, dass er sich vorher etwas – wie hätte Eowyn gesagt? – präsentabler herrichten musste. So verschwand Ian in der Nasszelle, blieb länger unter dem warmen Wasser, als eigentlich notwendig und zum ersten Mal fiel ihm bewusst auf, dass sich sein Arm verändert hatte. Mit der Linken fuhr er über die geplatzten Adern, die deutlich blasser geworden waren. Noch immer sichtbar, aber längst nicht mehr so auffällig, wie vorher. Eine Hand an der Kabinenwand abstützend, die Augen geschlossen, ein winziges Stoßgebet – an wen auch immer sendend – ließ Ian die linke Hand auf den Rückend gleiten. Doch die Narben dort waren so auffällig ertastbar wie eh und je und ein wenig enttäuscht oder ernüchternd, stützte Ian sich schließlich mit beiden Händen an der Kabinenwand ab und ließ das Wasser über seinen Körper laufen. Schon einmal hatte er sich gewünscht, alles mit dem Wasser abwaschen zu können. Die Erinnerungen, die Schuld und das Blut derer, das an seinen Händen klebte, doch so wie damals, hatte er auch heute keinen Erfolg und das Schlüsselwort lautete, wie so oft und einmal mehr: Akzeptanz. Wahrscheinlich war es auch besser zu akzeptieren, dass man ihm, die Wahrheit zu sagen, verboten hatte. Wenn das der neue Schlüsselbegriff für alles werden würde, hatte Ian noch stark an sich zu arbeiten. Sehr stark… Doch auch das galt es wohl zu akzeptieren?

Eine lange Dusche und eine Rasur später, schrieb Ian eine kleine Nachricht an Eowyn, die er auf seine Liege platzierte.

Mein kleiner Sturkopf,

ich bin in der Kantine.

Ian


Danach verließ er die medizinische Abteilung und begab sich, mit dem Tablett in die Kantine. Das kalte Essen gegen warmes austauschend, setzte Ian sich an einen Platz, der verwinkelt genug lag, um halbwegs seine Ruhe zu haben. Sicher war ihm nicht nach Konversation und er schloss aus, dass sich ein Jedi neben ihn setzen würde. Ribanna und Rick hatten ihn für jemand Bösen gehalten und vielleicht strahlte er genau so etwas aus – was ihm heute hoffentlich dazu verhalf, seine Ruhe zu haben. Es sei denn, wieder kam jemand auf den abstrusen Gedanken, er wolle irgendwem etwas tun und machte ihm mitten in der Kantine eine Szene. Eine Befürchtung, die sich zum Glück nicht bestätigte. Ian blieb alleine auf seinem Platz, ohne jemanden der ihn entweder beschuldigen, oder ins Gespräch ziehen konnte. Im Gespräch war Ian ohnehin – mit sich selbst.
Calads Vorwurf, verantwortungslos gegenüber sich selbst und Eowyn, aber auch gegenüber Alisah gehandelt zu haben, schwirrte präsent in seinem Kopf herum und Ian rekonstruierte langsam die vergangenen Ereignisse, ohne dabei auf eine zufriedenstellende Schlussfolgerung zu kommen.
Calad hatte Anstoß daran genommen, dass Ian einfach so seien eigene Energie genommen und auf Kyran übertragen hatte. Eine Technik, die Eowyn abgebrochen hatte. Glücklicherweise, wie Calad behauptet hatte. War es richtig gewesen, diese Technik einzusetzen? War es richtig von Eowyn gewesen, diese Technik einfach abzubrechen? Hatte er die Entscheidung, Kyran zu retten, wirklich absichtlich über alles andere gestellt? Ian kam zu keiner sicheren Antwort und diese Was-wäre-wenn Dilemma führte doch zu nichts, ließ sich dennoch nicht vermeiden.
Ja, er hätte alles getan, um dieses Baby zu retten, allein schon deshalb, weil er es hätte tun müssen. Dennoch ließ ihn nicht los, das Calad behauptet hatte, dass der Eingriff ihn fast umgebracht hätte. Auch ließen ihn Alisahs Worte, sie hätte mit dem Schuldgefühl nicht leben können, nicht los. Und wen Ian bei alldem nicht ausblenden konnte, war Eowyn. Eowyn, die zugesehen hatte, wie er immer schwächer geworden war. Eowyn, die letztendlich das verhindert hatte, was -und horchte Ian in sich hinein, war es Gewissheit- sonst eingetroffen wäre. Das Ende. Sie hatte ihn gerettet, indem sie ihn aufgehalten hatte. All das war verrückt. Wäre Ian ihr böse gewesen, wäre Kyran gestorben? Wäre Kyran überhaupt gestorben? Was wäre gewesen, Ian hätte nicht überlebt? Der Gedanke daran, nicht mehr zu existieren, war seltsam befremdlich, nahezu beängstigend und unweigerlich drängte sich die Frage auf, ob er überhaupt sterben wollte. Die Antwort kam schnell und bestimmt. Nein. Nein, das wollte er nicht. Und doch hatte Ian genau das in Kauf genommen. In dem Moment, in dem er an seiner eigenen Energie gezogen hatte, war da kein Gedanke daran gewesen, was das bedeutet hätte. Er hatte helfen wollen, hatte alles tun wollen – hatte alles getan. Es nicht getan zu haben, wäre falsch gewesen und doch schien die Art, auf die er eingewirkt hatte, auch nicht richtig. Wie appetitanregend diese Gedanken doch waren…

Niemand hat das Recht das Leben eines anderen einfach so zu beenden. Wie oft hatte er diesen Satz auf Va’art gedacht, wie oft war dieser Satz zwischen ihm und Eowyn gefallen? Wenn niemand das Recht dazu hatte, das leben eines anderen zu beenden, wie sah es mit dem eigenen Leben aus? Durfte man sein eigenes Leben aufs Spiel setzen um das, eines anderen zu retten? Machte es einen Unterschied, jemanden zu verteidigen und dabei zu sterben, oder seine Energie auf einen anderen zu übertragen? Obwohl es in beiden Fällen darum ging, einen anderen zu retten, war die Ausgangslage eine andere. Das eine war eine Affekthandlung. Sich in Blasterfeuer zu werfen, sich schützend vor jemanden zu stellen. Seine Energie zu geben war anders. Doch hatte Ian nicht doch auch im Eifer des Gefechts gehandelt? Kyran war schwächer geworden und Ian hatte einfach alles versucht. Kyran wäre ihm entglitten und Ians Handlung war intuitiv gekommen, unüberlegt. Wenn der Dunkelhaarige sich jetzt im Nachhinein fragte, ob das richtig gewesen war, war da die Tatsache, dass das Baby überlebt hatte und bestätigte das nicht die Richtigkeit seiner Handlung? So gerne Ian hier eine klare Antwort vor sich gehabt hätte – da war keine. Hätte Calad ihm doch nicht ins Gewissen geredet!
Hätte Eowyn eine solche Technik eingesetzt, er hätte keine Sekunde gezögert, sie zu beenden. War das nicht ein Beweis dafür, wie falsch der Einsatz dieser Technik war? Und was wäre gewesen, hätte eine ihm nicht nahestehende Person diese Technik angewandt? Hätte er sie dann abgebrochen? Hätte Eowyn einen anderen Anwender unterbrochen? Ach, diese ganzen Fragen! Warum beschäftigte er sich überhaupt damit? Es erschien so sinnlos und es war zermürbend, zermürbend, keine Antwort zu finden, zermürbend, diese Fragen im Kopf herumspuken zu wissen. Ein wenig erinnerte ihn das an Va’art, an den Tag, an dem Eowyn einfach in diese Frucht gebissen hatte – oh wie wütend er auf sie gewesen war. Wie falsch er ihn Handeln empfunden hatte. Doch dieser Vergleich taugte kaum. War nicht auch hier das Schlüsselwort Akzeptanz? Die Dinge waren nicht zu verändern. Kyran lebte und Ian lebte auch – also war der Schlüssel Dankbarkeit. Vielleicht lag der Fehler darin, ständig die eigenen Gedanken zu sezieren, sie auseinanderzunehmen und zu versuchen, sie zu ordnen. Kyran lebte, er lebte und das waren die beiden Fakten, die eine Rolle spielen sollten. Doch was, wenn sich wieder eine solche Situation ergeben würde? Ian stützte den Kopf auf einer Hand ab und legte die Gabel bei Seite. Allegious hatte ihn eindeutig in einen Strudel aus Schuld und Fragen gezogen. Ohne ihn hätte eine Entscheidung wie die, die getroffen worden war, nie getroffen werden müssen. Ohne Virus kein todkranker Kyran und ohne todkranken Kyran auch kein Dilemma. Wenn der ehemalige Sith so sehr an all das Denken musste, wie musste es da erst Eowyn ergehen? Rief er sich nachfolgend ihre Worte zurück ins Gedächtnis, ergaben sie einen anderen Sinn. Ihre Entschuldigung, ihn aufgehalten zu haben. Ihr Nachsatz, dass all das nicht so einfach abzutun war. Wie richtig sie wieder einmal lag. Doch er machte ihr keinen Vorwurf, empfand ihr Handeln als richtig. Bloß sein eigenes war viel schwerer zu beurteilen und die Antwort, ob er wieder so handeln würde, wurde einfacher. Wäre es Eowyn gewesen, die es zu retten galt, er würde jederzeit wieder so handeln. Jederzeit. Wäre sie diejenige gewesen, die ihre Energie gegeben hätte, er hätte sie ohne zu zögern abgehalten – erneut kam er zu diesem Schluss. Und das sagte etwas aus, dass sagte doch eigentlich alles aus…
Es war nicht richtig. Es war nicht richtig, die Macht auf diese Art zu missbrauchen. Entscheidungen über Leben und Tod, sie waren nicht richtig und keinem stand es zu, darüber zu entscheiden. Sich derart einzumischen, das konnte nicht richtig sein. Die Macht war ein Verbündeter, ein Helfer, aber auf diese Art war sie anders. Gefährlich. Denn wer entschied, für wen man die Macht auf diese Weise einsetzen durfte? Es war eine Entscheidung, die nicht getroffen werden durfte.
Und all das ließ Ian etwas ganz anderes schlussfolgern.
Allegious - er durfte diesem Monster nicht zu viel Raum geben und doch tat Ian genau das beständig. Mit diesem Raum geben, schächte er sich selbst und stärkte den Imperator. Das musste ein Ende nehmen. Das musste endlich aufhören!


Coruscant – Jedi-Tempel, Kantine, allein


 
Coruscant – Jedi-Tempel – u.a. Cal Alder und 4O-77

Aussehen ist nicht alles, das hatten auch die Jedi in der medizinischen Abteilung feststellen müssen. Vierohs Aufenthalt dort war relativ kurz gewesen, nachdem sich gezeigt hatte, dass er nicht einmal eine Spritze richtig setzen konnte. Leider war nicht viel übrig von den medizinischen Fähigkeiten, welche die Form seiner Hülle eigentlich versprachen, und deshalb paarten sich die in praktischen Dingen latente Tollpatschigkeit eines Protokolldroiden mit seinen bestehenden Hardwaredefekten. Andernorts, das war ihm klar, hätte man ihn längst verschrottet und wahrscheinlich würden selbst die Jedi dies tun, wäre nicht sein Herr Ly'fe.

So war Vieroh nun wieder bei den Dingen angelangt, die er gut konnte. Im Eingangsbereich schwirrten organische und technische Lebensformen nur so umher, es war weitaus mehr los, als es je auf Lianna der Fall gewesen war. Dort hatte man natürlich auch nie mit einem tödlichen Virus zu kämpfen gehabt und dies machte auch den Löwenanteil des Betriebs aus. Die potentiell Infizierten von den übrigen fernzuhalten und direkt in die medizinische Abteilung zu leiten war Aufgabe der Droiden, die sich ja nicht infizieren konnten. Schaulustige und sonstwie Unerwünschte fernzuhalten erledigten reguläre Soldaten – ein weiteres Novum, welches es aus Lianna nicht gegeben hatte, wo sich im wesentlichen Jeg Harkness oder ein anderer Jedi-Meister um die Sicherheit gekümmert hatte, unterstützt von automatischen Systemen. Alle anderen, die in keine von beiden Kategorien gehörten, wurden nebenher abgefertigt, und eine dieser Personen trat gerade an Vieroh heran (Cal Alder), so dass er sich gezwungenermaßen pflichtbeflissen erkundigte, was dieser wollte.

Dieser jemand wünschte einen Termin mit einer einflussreichen Persönlichkeit, etwas, was dieser Tage nicht leicht zu bewerkstelligen war, nicht ohne selbst eine zu sein oder zumindest eine Presse-ID vorweisen zu können.


»Ich fürchte, diese Art von Terminen ist schwer zu bekommen, aber… Cal Alder, ist das Ihr Name?«

Fragte Vieroh. Er war an die Datenbanken des Ordens angeschlossen worden, etwas, wogegen er sich heftig gewehrt hatte, aber manchmal war es tatsächlich zu etwas gut.

»Ihr könntet in den südwestlichen Trainingsräumen vorsprechen, die Wahrscheinlichkeit ist groß, dort jemanden anzutreffen, wie große deren Einfluss ist, weiß ich nicht. Eine andere Droiden-Einheit wird sie dorthin begleiten, denn ich fürchte, dieses Gebäude ist riesig. Meine Entschuldigung dafür, dass die Jedi vergangener Tage offenbar kein Gefühl für Maßstäblichkeiten gehabt zu haben scheinen,«

Erwiderte Vieroh in gewohnter Manier, und damit war die Angelegenheit für ihn erledigt. Das nächste Anliegen wartete bereits.

Coruscant – Jedi-Tempel – u.a. Cal Alder und 4O-77

@Cal Alder: Schreib dich einfach den Trainingsraum.
 
Coruscant – Jedi-Tempel, medizinische Abteilung 2 – beim Ian- mit Eowyn

War es ihr nur so vor gekommen oder hatte Eowyn gezögert mit zu kommen?
Hm, begeistert hatte sie ohnehin nicht gewirkt als Alisah da im Raum erschienen war. Na ja, warum sollte sie auch begeistert sein. Wenn Alisah daran dachte, das plötzlich irgendeine Verflossene von Radan da wäre und er die und ihr Kind auch noch retten würde, sie würde Gift und Galle spucken und ihn fragen ob er noch alle Blätter am Wroshyrbaum hätte. Aber das war doch was Anderes! War es doch? Oder?
Na ja, jedenfalls war Eowyn doch mit gekommen und jetzt waren sie sogar in einem leeren Nebenraum. Gerade wollte Alisah tief Luft holen und anfangen, als Eowyn los legte. Und wie sie los legte.
Nicht etwa, das Alisah ihre Finger von Ian lassen sollte und das es doch aus war mit ihnen und sie ihr bloß nicht in die Quere kommen sollte. Nein!
Äh! Es tat ihr leid?
Was tat ihr denn leid und was sollte Alisah wissen.
Aaach sooo! Den Abbruch der Heilung.


Ja, äh...

Konnte Alisah gerade mal heraus bringen, und schon sprach Eowyn weiter und je mehr sie sagte, je weiter klappte Alisah's Kinnlade herunter.
Ähm, ja, sie hatte durchaus verstanden, das Eowyn die Übertragung der Lebensenergie beendet hatte und dafür wollte sie sich doch auch gerade bedanken. Klar sie wusste, das Kyran's Leben am seidenen Faden gehangen hatte und das es durchaus anders hätte ausgehen können. Sie wusste auch nicht, wie sie reagiert hätte wäre das geschehen, Vielleicht würde sie jetzt Eowyn dafür verantwortlich machen und auch Ian, weil er zu schwach gewesen war oder... Ach sie wusste es nicht. Sie wusste nur, das ihr bisheriges Leben gelehrt hatte, das man nicht über vergangene Möglichkeiten grübeln sollte. Sie waren vergangen und ob nun gut oder schlecht, sie waren vergangen und es machte einen nur unnötig verrückt über "hätte, können, sollen" nach zu denken.
Es war gut gegangen, die Macht war mit ihnen gewesen und Eowyn's Entscheidung war genau die Richtige im Richtigen Moment gewesen.
Aus diesem Grund schüttelte Alisah jetzt auch nachdrücklich ihren Kopf.


Nein! Ich kann euch nicht verzeihen!

Erklärte Alisah vehement, schüttelte ihren Kopf und verzog unverständig ihr Gesicht als sie eine kleine Pause machte bevor sie weiter sprach.

Ich kann das nicht, weil es nichts zu verzeihen gibt!
Im Gegenteil!
Ich muss... ich will euch danken!


Sie schwieg einen Moment und kaute auf ihrer Unterlippe, denn sie wusste, dass sie diese Aussage begründen musste.

Kyran wäre beinahe gestorben weil ich den Virus hab und weil er viel zu früh zur Welt kam.
Ihr könnt für Beides nichts.
Jeder der gestern dabei war, hat um Kyran's Leben gekämpft und jedem von ihnen bin ich unendlich dankbar. Auch euch!
Das klingt vielleicht merkwürdig, erst recht nachdem was ihr da gerade gesagt habt, wie ihr das seht. Aber... na ja,... . Wenn ihr nicht gehandelt hättet, dann wäre Ian jetzt tot.
Er hätte nicht aufgehört. Nicht von allein. Und nachdem was er vorhin gesagt hat, hab ich ohnehin den bösen Verdacht, dass er sich auf diese Weise umbringen wollte. Vielleicht nicht mal bewusst, aber irgendwie...


Schwer schnaufte Alisah und spielte nervös mit dem Saum ihres Ärmels.

...ach, ich weiß nicht ob mein Gefühl mich trügt. Ich kenn ihn nicht mehr so gut, dass ich dies mit Sicherheit sagen könnte.
Aber ich bin jedenfalls unendlich froh, dass mein Kind und ich nicht mit der schweren Last leben müssen, dass wir dies nur tun weil Ian all seine Lebenskraft für uns gegeben hat. Aus welchem Grund auch immer.


Sie hob ihren Blick und sah Eowyn jetzt direkt an.

Ich bin Dankbar!
Ich will nicht darüber nachgrübeln was hätte sein können, wütend sein und daraus Hass entwickeln!
Ich will nicht hassen! Nicht mehr! Und erst recht nicht euch!
Auch Ian nicht!
Ich bin noch verletzt! Ja! Aber, auch wenn ich's nicht gerne zugebe, ich bin nicht weniger Schuld als er.


Ja, das war sie und sie hatte mit Ian darüber gesprochen, sie waren auf dem Weg damit umgehen zu können und vielleicht irgendwann heilten die Wunden.

Was damals geschehen ist? Viel... Dinge die unsere Lebenswege auseinander führten. Und heute bin nicht mehr ich es, deren alleiniger Namen seine Augen schon zum Leuchten bringt.
Das seid ihr! Ihr ganz allein!


Langsam begann Alisah zu nicken.


Ja, ja, ihr habt getan was ihr getan habt!
Und ihr habt das Richtige getan!
Ich verstehe nicht warum ihr euch Vorwürfe macht oder erwartet, dass ich das tu.
Ian ist, hoffe ich, auf dem Weg der Besserung,
Kyran geht es, den Umständen entsprechend, gut. Und er wird jeden Tag stärker. Die Heiler sagen, er entwickelt sich gut und wenn alles gut geht wird er keine langfristigen Schäden davon tragen.
Er ist mein süßer Schatz und er gibt mir Kraft.
Und ehrlich, ich hätte nichts dagegen euch auch nach diesem Gespräch auch mal wieder zu sehen.


Gut, es war schon etwas merkwürdig mit Ian 's Neuer zu sprechen aber Alisah hatte ihre Familie, welches Recht hatte sie da Ian das Gleiche zu missgönnen.

Coruscant – Jedi-Tempel, medizinische Abteilung 2 – mit Eowyn, Ian im Zimmer daneben
 
Coruscant – Jedi-Tempel, Krankenstation, mit Alisah, Ian im Zimmer daneben

Das saß. Dabei hatte Eowyn doch nicht einmal um Verzeihung gebeten?!? Musste Alisah es ihr auch noch so unter die Nase reiben, dass dies nicht möglich war? Herrje, sie hatte es doch sogar noch betont! Sie wusste, dass es falsch gewesen war. Sie wusste es!
Dann aber wiederholte sie, was auch Ian schon gesagt hatte. Es gab nichts zu verzeihen. Bei allen Sonnen, waren alle durchgeknallt? War denn niemandem klar, was sie
getan hatte?!? Und sie wollte ihr sogar auch noch... danken?!?
Eowyn starrte Alisah fassungslos an, als wären ihr gerade zwei Hörner aus dem Kopf gewachsen, blaue Hörner, die womöglich noch Musik spielten.
Mir...? Die war doch noch durcheinander von der Geburt! Das meinte sie nicht ernst, wie kam sie auf den Gedanken, ihr zu danken? Offensichtlich merkte Alisah, wie... bescheuert ihre Aussage war, und begann, eine Erklärung hinterherzuschieben.

Und die... war, wie sie zugeben musste, gar nicht so blöd.

Im Prinzip sagte Alisah nichts anderes, als sie selbst andauernd versuchte, Ian klarzumachen. Sie war nicht Schuld an den Umständen... Aber es passte nicht ganz. Nein, sie war nicht Schuld an den Umständen, aber sie war doch Schuld an dem, was hinterher geschehen war. Sie hätte anders handeln können... Sagte Ian nicht andauernd das gleiche, wenn sie mit diesem Argument kam? Eowyn stöhnte lautlos auf, rieb sich die Stirn. Jetzt... verstand sie gar nichts mehr. Lag sie doch falsch? Aber es spielte doch keine Rolle, was vorher gewesen war, es war nur wichtig, wie sie tatsächlich gehandelt hatte, auch wenn sie für das davor nichts konnte... oder auch nicht? Stang! Calad verstand ihre Zweifel kaum, Ian hielt sie für ein Dummerchen, und Alisah wollte ihr
danken. Drei, die nicht verstanden, was in ihr vorging... weil es tatsächlich keinen Sinn machte? Aber sie fühlte doch, was sie fühlte! Was sie fühlte konnte doch so falsch nicht sein... oder doch?
Eowyn horchte plötzlich auf, fuhr aus ihrem Gedankenwirrwarr, als Alisah auf Ians Tat zu sprechen kam. Sie hatte sich nicht getäuscht, vorhin. Alisah schien das gleiche Gefühl gehabt zu haben wie sie selbst... was immer noch nicht hieß, dass es tatsächlich so war, aber zumindest bildete Eowyn sich da nichts alleine ein. Prüfend sah sie die Frau vor ihr wieder an, als die kleine, leise Kälte erneut zurückkehrte. Ja, ihr Gegenüber machte sich wirklich Sorgen. Sie sagte das nicht einfach so.

Verdammt.
Verdammt...


Was allerdings Alisahs Erleichterung bezüglich des Schuldgefühls anging... Das verstehe ich, sagte Eowyn leise, den Gedanken an Ian beiseite schiebend. Nein, sie würde auch nicht mit diesem Wissen leben wollen. Zu wissen, dass jemand anderes sich für einen geopfert hatte... tagein, tagaus... Nein. Nein, sie verstand Alisahs Gedanken, und die Frau wurde ihr ein kleines bisschen sympathischer. Und jetzt wurde ihre Vergangenheit umso deutlicher. Wut, Hass... sie war auf dem besten Wege, sich davon abzuwenden, wie Eowyn ein wenig widerstrebend anerkennend bemerkte. Schuld eingestehen... das war niemals einfach. Sie hatte gerade beinahe ihr Kind und ihr eigenes Leben verloren, aber alles, was sie fühlte, war Dankbarkeit? Waren das die Muttergefühle, oder... war Alisah so? Immerhin, Ian hatte sie geliebt... das musste einen Grund gehabt haben. Hatte sie geliebt, und... empfand vielleicht, vermutlich, höchstwahrscheinlich immer noch irgendetwas für sie. Schließlich hatte er ihr Leiden auf Lianna gespürt, furchtbar weit weg. Die beiden hatten eine Vergangenheit, die Eowyn nicht teilte, vielleicht sogar... eine Verbindung, die einfacher gewesen war als das, was sie mit Ian nun hatte... Dinge, die ihre Lebenswege auseinanderführten? Das klang irgendwie nicht danach, als ob sie sich zerstritten hätten oder dergleichen. Es klang nach... friedlicher Trennung. Es passte zwar nicht zu dem Bild, das sie von Ian und Alisah hatte, auch nicht zu Alisahs Reaktion beim Anblick von Ian. Aber wenn sie zu viel interpretiert hatte, wenn es nur an der logischen Angst gelegen hatte, Ian könnte noch ein Sith sein? Wenn Ian und Alisah eigentlich...
Schluss jetzt. Das war Vergangenheit, und was immer Ian heute für Alisah empfand... es war anders. Hieß es nicht, dass man seine erste große Liebe niemals richtig vergaß? Wer sagte schon, dass es für die zweite nicht auch galt? Ian hatte nun einmal eine Vergangenheit, und damit musste sie klarkommen. Alisah war Vergangenheit. Sie selbst war die Gegenwart.
Doch manchmal wünschte sie, Ian würde offener über genau diese Vergangenheit reden. Vielleicht dachte er, es wäre so einfacher für sie... oder aber, er zählte Alisah zu den Dingen, die er vergessen wollte, zählte sie zu seiner Zeit bei den Sith...
Fast hätte sie überhört, was Alisah als nächstes gesagt hätte, doch das hätte sie bitter bereut. Ihr Name brachte seine Augen zum leuchten?
Das brachte ihre Mundwinkel dazu, sich zu einem leichten Lächeln zu verziehen, das erste wirklich echte Lächeln, das sie seit gestern gehabt hatte. Leicht... aber besser, als gar keines. Und wenn sie jemandem in diesem Punkt glauben konnte, dann wohl Alisah.
Diese kehrte aber prompt wieder zurück zum ursprünglichen Thema.

Eowyn starrte auf den Boden. Ja, allen ging es gut... wunderbar. Friede, Freude, Ryshcate... Doch wäre alles nur eine Sekunde anders verlaufen, dann vielleicht... müßig. Alisah hatte nicht Unrecht, wenn sie sagte, darüber nachzugrübeln, was hätte sein können, war unnötig. Dann könnte sie jede ihrer Entscheidungen hinterfragen, und vielleicht wäre es einfacher gewesen, wenn Eowyn nicht in den ersten Stunden davon ausgegangen wäre, dass Kyran gestorben war. Doch vielleicht auch nicht... Und vielleicht lag sie ja ohnehin falsch? Alisah hatte in wenigen Sätzen das geschafft, was Calad nicht gelungen war - Zweifel an ihren düsteren Gedanken zu wecken. Vielleicht... vielleicht war ihre Entscheidung ja richtig gewesen? Zum ersten Mal wagte sie überhaupt, diesen Gedanken ansatzweise zu fassen. Ian war ihr nicht böse ob ihres Eingreifens, Alisah machte ihr keine Vorwürfe.
Eowyn selbst war noch immer erschrocken über sich selbst, fassungslos über das, was sie getan hatte, doch... wenn sie alles aus anderen Blickwinkeln betrachtete... Wenn sie mit einbezog, was sie anderen sagten... wenn sie einfach einmal
zuließ, dass sie irrte... dafür brauchte sie wieder Zeit. Und Ruhe.

Sie blickte wieder auf, sah Alisah an.

Ob es richtig war... ich denke, das ist schwer zu beurteilen. Ich mag vielleicht nicht verantwortlich sein, dass Kyran zu früh zur Welt kam, doch... für andere Dinge durchaus. Und Euer Dank ist daher nicht nötig, bitte, denn... ich habe es für Ian getan. Und für sich selbst, aber sie war nicht so weit, das ausgerechnet Alisah mitzuteilen. Bei der Macht. Aber... ich danke Euch für Eure Sicht, auch wenn ich sie momentan nicht teilen kann. Und ich freue mich, dass es Eurem Sohn gut geht und hoffe wirklich, wirklich sehr, dass er kräftig wird und all das hier gut übersteht. Er war ihr süßer Schatz... Oh ja. Das glaubte Eowyn sofort. Musste das Thema "Kinder" sie heute ausgerechnet so verfolgen?
Eowyn seufzte und wandte sich kurz ab, sah wieder aus dem Fenster, ohne wirklich wahrzunehmen, was da draußen vor sich ging. Aber sah man hier nicht, dass eine Familie auch kein perfektes Glück bedeutete? Alisah war todkrank, ihr Mann nicht da, und Kyran noch schwach. Nein, das war es sicher nicht, wie Alisah sich alles vorgestellt hatte. Und dennoch zog sie Kraft aus ihrem kleinen Glück, dennoch gab sie nicht auf, dennoch tat sie alles, was notwendig war.
Und Eowyn... sie hatte ebenfalls ihr Glück gefunden. Selbst das hätte sie nie für möglich gehalten, das reichte aus, völlig, noch mehr zu verlangen war Irrsinn. Ein Glück, das sie irgendwie festhalten musste, auch wenn sie Ian nicht verstand. Und gerade jetzt, wo er anfing, wirklich Dummheiten zu begehen... Wo sie ihm überhaupt nicht mehr folgen konnte... Sie brauchte die Hilfe, wo immer sie sie herbekommen konnte.


Sie drehte sich wieder zu Alisah um. Verzeiht, wenn ich frage, und Ihr müsst mir auch nicht antworten, wenn es zu persönlich ist. Ich weiß, unsere gemeinsame Basis ist durchaus... interessant, könnte man sagen. Aber... was genau ist geschehen, heute Vormittag? Hatte es etwas mit Eurer Vergangenheit zu tun, oder mit der Gegenwart? Sprich - war es etwas, das Eowyn direkt mit einbeziehen musste in ihre Überlegungen, oder... war schlicht irgendwie Alisah dafür verantwortlich? Etwas leiser fuhr sie fort. Ich weiß, dass er gestern nicht von selber aufgehört hätte... Nicht nach dem, wie sehr es ihm verlangt hat, hier her zukommen, und nach allem, was überhaupt geschehen ist in letzter Zeit. Kyran, Alisah, das Virus. Sie verstand es, sie verstand es ja, bei den Planeten, sie verstand immer, es blieb ihr ja nichts übrig... Oder... vielleicht auch nur bedingt. Vielleicht verstand sie auch einmal nicht. War es so falsch, zu denken, dass sie selbst auch irgendwo in dieser Liste sein konnte? So egoistisch, so arrogant? Er liebte sie... sagte er. Sie glaubte es ihm auch. Sie wusste sogar, dass es wahr war. Aber weshalb... ja, weshalb dann? Wie hatte er das tun können?
Darum habe ich auch eingegriffen. Ja, Alisah hatte Recht. Ian wäre tot. Ian wäre tot... und die Vorstellung war so furchtbar, dass Eowyn nicht einmal richtig in der Lage war, es sich vorzustellen. Tot. Einfach so. Doch... war er nun "gerettet"?
Aber weshalb hattet Ihr den Eindruck, dass er...
Eowyn stockte leicht. Sie konnte ihren eigenen Verdacht kaum aussprechen. Sie wollte nicht einmal daran denken, er schnürte ihr beinahe die Kehle zu, und sie fühlte sich beinahe wieder so hilflos wie draußen in den Straßen. ...diesen Einsatz nicht überleben wollte? Was... was hat er gesagt?

Coruscant – Jedi-Tempel, Krankenstation, mit Alisah
 
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Coruscant – Jedi-Tempel, Kantine, allein

Vielleicht gelang es Ian, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass Techniken nur dann gut und richtig waren, wenn sie keinem anderen schadeten. Ein Arzt, der half konnte schließlich auch dann nur gut und sicher arbeiten, wenn er selbst ausgeruht war und sich an Pausen hielt. Alles andere wäre fahrlässig gewesen. In dem Moment, als Ian an seiner eigenen Energie gezogen hatte, hatte er nicht mehr alles unter Kontrolle gehabt. Weder sich, noch das, was mit Kyran geschah. Da waren diese unerträglichen Schmerzen gewesen – Schmerzen die ihn daran gehindert hatten, noch klar zu erkennen. Als wäre er ein Chirurg gewesen, der blind weitergeschnitten hätte, obwohl er nichts mehr sah. Auch wenn Kyran überlebt hatte, die Situation hätte anders ausgehen können. Es war schwer genug gewesen, Morichro auf Alisah anzuwenden. Doch der Lebensentzug war noch einmal schwerer, denn er weitaus weniger kontrollierbar einzusetzen. Alles zu geben, um zu helfen war und konnte nur dann sinnvoll sein, wenn man selbst nicht auf der Strecke blieb und so egoistisch dieser Gedanke auch sein mochte – er entsprach der Wahrheit. Nur wer selbst halbwegs gesund war, konnte andere beim Gesunden unterstützen. Hätte der Dunkelhaarige nicht überlebt, vermutlich hätte er Alisah für den Rest ihres Lebens gezeichnet. Denn hätte sie nicht mit dem Wissen leben müssen, dass er gestorben war, um ihren Sohn zu retten? Hätte das nicht ein unendliches Schuldgefühl in ihr erweckt? Und wie musste es Kyran gehen, wenn er erfahren hätte, weshalb er noch am Leben war? Von dieser Warte aus, von all diesen Positionen aus, konnte Ian in dem, was er getan hatte, kaum noch etwas Gutes erkennen. Calads Worte machten Sinn – doch würden sie ihn wirklich überzeugen? So viel Ian auch abwog, am Ende kam er beständig auf den gleichen Schluss. Eine Technik, die jemandem schadete war keine, die man einsetzen sollte. Er hatte sie eingesetzt, es hatte funktioniert. Und damit würde er das leidige Thema vorerst beenden. Sie alle hatten Glück gehabt und vielleicht war der Einsatz, der Abbruch und alles was darauf gefolgt war doch ein kleiner Weg der Macht, mehr als purer Zufall. Die Sache war glimpflich ausgegangen und was zählte war, dass sie zu Ende war. Allegious hatte dank des Virus schon genug Macht und je länger Ian dieses Thema in seinem Kopf herumwälzte, umso schlimmer würde es werden. Für was? Es brachte ihm rein gar nichts und vielleicht, vielleicht war auch die Tatsache, dass die Galaxis noch nicht die Wahrheit wusste, gut so. Die Jedi überprüften seine Aussage, auch wenn Ian nicht wusste, wie das vonstattengehen sollte. Nur einmal angenommen, Allegious hätte ihn belogen und das Virus wäre tatsächlich nicht durch seine Hand entstanden. Eine solche Lüge in die Galaxis zu setzen, hätte dann vermutlich nicht nur zum Ende des Friedens, sondern zum sofortigen Krieg geführt. Demnach tat Ian womöglich am besten darin, den Jedi zu vertrauen. Den Jedi vertrauen! Der Gedanke allein war schon absurd Wie sollte er ausgerechnet den Jedi trauen? Sie… Sie hatten ihn aufgenommen. Zugebenen, nicht gerade mit offenen Armen, doch sie hatten ihm Freiheiten eingeräumt. Sie verbaten ihm nicht, mit Eowyn Kontakt zu pflegen und andersherum verbaten sie auch Eowyn nicht, sich mit ihm abzugeben. Die Jedi hatten zugelassen, hatten zugestimmt, dass er hier sein und helfen konnte. Sie hatten ihn in ihr Allerheiligstes gelassen: ihren Tempel. Sie gaben ihm eine Chance. Wann würde er ihnen eine geben?

Du gibst ihnen eine Chance.

Er gab ihnen eine Chance, hatte ihnen in dem Moment schon die Chance eingeräumt, als er sich bereit erklärt hatte, bei ihnen zu blieben. Bis jetzt hatten sie ihn nicht enttäuscht die Vergangenheit einmalaußen vorgelassen. Eine Vergangenheit, die sie auch bei ihm außen vor ließen.
Seufzend rieb Ian sich den Nacken und schüttelte den Kopf. So viele Gedanken auf einmal und zum ersten Mal schien ein wenig Ordnung in all das zu kommen. Sein Einsatz, die Jedi. Eowyn. Am Ende ging es letztendlich doch immer auch um sie. Ihr Bemühen, ihn davon zu überzeugen, dass er kein Fehler war. Jetzt, mit etwas Abstand zwischen ihren Worten, mit etwas mehr Zeit und Ruhe, gelang es dem Dunkelhaarigen vielleicht auch, dieses Gespräch anders zu bewerten. Wäre es nicht so leidig gewesen, das Thema erneut aufzurollen. Doch jetzt, wo Ian nicht mehr alleine war, musste er sich zwangsläufig darüber Gedanken machen, wem er sich zumutete. Am Anfang hatte er mit sich alleine klar kommen müssen, jetzt hingegen war Eowyn an seiner Seite und Ian begann sich zu fragen, wie fair es war, sie in all das mit hinein zu ziehen. Ja, auf der einen Seite hatte sie sich für ihn und damit auch für seinen ganzen Rucksack entschieden, doch auf der wieder anderen Seite, war es vermutlich nicht fair, sie so tief in seine Selbstzweifel zu ziehen. Selbstzweifel, die nicht einmal etwas mit ihr zu tun hatten. Selbstzweifel, die enorme Macht dazu hatte, sich zwischen sie zu drängen. Ian hegte schon so lange Zweifel an sich, wie sollte er das so schnell und einfach ändern? Wie vor allem, wenn da Allegious war und wie, wenn Ian nicht verarbeiten konnte, was er getan hatte? Wie gelang es Eowyn überhaupt, über all das hinweg zu sehen. Weil sie jetzt sah, wer Ian war? Wer war er jetzt überhaupt? Ein reumütiger Sith, der seine Fehler erkannt hatte und nun versuchte, den Irrweg, den er gegangen war, hinter sich zu lassen. Darth Virulence hatte ihm einst nahezu die gleiche Frage gestellt und Ian hatte damit geantwortet, dass er Ian der Zweifler und Ian der Feigling war, doch auch Ian, der nicht aufgab. Vermutlich war er all das noch immer, nur das seine Feigheit heute eine andere war. Denn war es nicht Feigheit, beständig an alten Gedankenmustern festzuhalten? Weil er sich davor fürchtete, dass Eowyn recht haben konnte. Und würde sich, wenn er ihre Ansicht akzeptierte, nicht einiges verändern? Hatte er demnach einfach nur Angst davor, dass sich etwas Neues ergab? Etwas… Gutes? Nein, so einfach war es nicht. Ian konnte nicht die Augen vor dem verschließen, was einmal gewesen war. Aber ging es denn überhaupt darum, die Augen zu verschließen? Vielmehr ging es doch darum, weiter zu machen. Mit dem zu leben, was man wusste. Zu akzeptieren, was geschehen war, um das Beste daraus zu machen. Schuld war nicht zu vergessen, aber vermutlich zu vergeben. Akzeptanz war also nur das eine. Vergebung wohl das andere. Und beide hatten gemein, dass sie unglaublich schwer zu handhaben waren. Gerade diese Tatsache erschwerte es enorm, zu einer halbwegs zufriedenen Lösung zu kommen. Zumal logische Argumente vielleicht den Verstand erreichen konnten – doch das Herz?

Es war müßig, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen, doch diese Müßigkeit machte es nicht minder notwendig. Das Virus – vielleicht war es besser, hier zu beginnen und nicht noch weiter zurück zu blicken. Konnte Ian sic sein Mitwirken am Virus vergeben?
Mitwirken. Hatte er denn wirklich mitgewirkt? Eowyn hatte versucht ihm genau das auszureden, hatte ihm erklärt, dass er nicht der Erschaffer des Virus war. Und die Frage, ob er ein solches Virus hätte erschaffen – er hatte klar verneinen können. Allegious hatte ihn zu sich gerufen, hatte das Virus demonstriert und ihn mit der Aufgabe betraut, die Vorverhandlungen anzukurbeln. Bestand rational damit die Schuld nicht bloß an der Lüge, die er unterzeichnet hatte? Ach, dieses Thema konnte er nicht nur rational angehen! Seine Gefühle davon zu entkoppeln, war schlichtweg unmöglich. Sich auf all das einzulassen, war falsch und feige gewesen doch Eowyn Frage, was Ian hätte ändern können, war unbeantwortet geblieben. Was hätte er ändern können?
Was hättest du ändern können?
Sich weigern. Ja, natürlich wäre eine Weigerung eine Option gewesen. So wie eine Flucht die andere Option gewesen wäre. An der Tatsache, dass ein Virus existierte und Allegious nichts am Frieden lag, hätte sich dennoch nichts geändert. Rein gar nichts. Egal wie sehr Ian sich auch zu sagen versuchte, dass eine andere Handlung besser gewesen wäre – geändert? Geändert hätte sie nichts. Das Virus war längst erschaffen und der Träger, auch der Träger war irgendwo auf Coruscant zugegen gewesen. Schön. Doch was war mit der Zeitverzögerung?

Du gehst die Sache von der falschen Seite an.

Ja, da war eine Zeitverzögerung gewesen, doch Ian
hatte gehandelt.

Aber zu spät.
Doch er
hatte – und zählte nicht genau das?

Wie kann das zählen?

Die Jedi
hatten die Wahrheit erfahren und war es nicht besser, man handelte zu spät, als gar nicht?
Als wäre das eine legitime Entschuldigung.
Als ginge es um eine legitime Entschuldigung.
Für was wollte er sich entschuldigen? Eine Spielfigur auf Allegious‘ Spielbrett gewesen zu sein? Ian konnte sich auf ewig vorwerfen, zu den Sith gegangen zu sein, aber mit diesem Vorwurf veränderte sich die Tatsache seiner damaligen Handlung nicht. Sich beständig zurück ins Gedächtnis zu rufen, dass es hätte anders sein können – was brachte es? Sorgte es nicht einfach dafür, dass Ian machtlos war? Waren das nicht
die Ketten, die er eigentlich ablegen wollte?

Mit einem Seufzen schob Ian das Tablett nach hinten und mit ihm vorerst diese endlosen Gedanken. Brummbär hatte Alisah ihn genannt und sein ganzes Herumgeseufze bestätigte sie darin, was letzten Endes doch für so etwas wie ein Lächeln sorgte. Heute würde sicher nicht der letzte Tag sein, an dem der Dunkelhaarige sich Gedanken um all das machen würde. Doch vielleicht war er heute einen kleinen Schritt weiter gekommen. Hoffentlich war er das. Und nach alldem, gab es tatsächlich noch etwas, dem er ein wenig näher kommen wollte. Dem Nachtisch. So stand Ian auf, um sich gleich zwei Stück Kuchen zu holen. Vitamine waren darin vermutlich nicht zu finden, aber ein Haufen Zucker – und sollte er nicht wieder zu Kräften kommen?


Coruscant – Jedi-Tempel, Kantine, allein
 
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