Bastion – Lagerhalle – in Container JEL144967 – Marrev (NPC), Bailee und Brianna alias Vin Venture
Bailee behauptete, dass ihre Amphibienhaut Gerüche schlechter annahm als die von Brianna. Die Echani war verwirrt. War dem wirklich so oder dachte ihre Padawan sich diese Dinge aus? Dabei war das gar nicht, worauf sie angespielt hatte, aber das würde die Nautolanerin noch früh genug erfahren. Auf sich sitzen lassen wollte sie den Kommentar trotzdem nicht.
„Wenn dem so ist wir mein Geruchsinn längst abgestumpft sein, du aber jedes Mal imperialen Gulli riechen, wenn du mich siehst. Wenn es dich sehr stört, wasche ich meine Haare extra lang nicht,“
Drohte Brianna. Solange ihre Mähne dunkel gefärbt war, sah frau den Dreck nicht so, da konnte sie das machen. Bei ihrem natürlichen glänzenden Silber hätte sie es nicht lange durchgehalten, den Dreck der Kanalisation von Bastion daran zu sehen.
Die Gelegenheit, sich auszutoben, bekam die durchtrainierte Echani bald genug. Das Beste war, dass Bailee keine Ahnung hatte, wer da bald zuletzt lachte. Putzig, wie vorsichtig sich die Nautolanerin da abseilte. Dementsprechend breit war Briannas Grinsen, als sie im nächsten Moment vorbeirauschte. Als die Pseudo-Mirialan nach mehreren Aufs und Abs wieder bei ihrer Padawan stand, legte diese einen Zusammenhang zwischen ihrem Energieniveau und Ians Herzinfarkt nahe. Schwarzer Humor schien so ein bisschen ihr Ding zu sein, das Spielchen konnte Brianna aber auch spielen.
„Jetzt wo du's sagst,“
Entgegnete die Angesprochene, stemmte die Hände in die Hüften und tat so, als würde sie nachdenken.
„Just in den Tagen vor seinem Herzinfarkt haben wir viel Zeit miteinander verbracht. Überwiegend genau dort, wo wir auch hinwollen. Schon irgendwo verdächtig…“
Aber offensichtlich hatte sie Bailee kirre genug gemacht, um auch ein Stück Schokolade zu bekommen. Brianna nahm es nur zu gerne entgegen und lächelte ihre Padawan an.
„Danke…“
Für die Art von Bestechung war sie natürlich empfänglich und entsprechend viel ruhiger ging das Deaktivieren der Überwachungskameras und das unauffällige Verlassen des Lagers vollstatten. Auch danach hatten sie Glück. Ein verlassen wirkendes Gewerbegebiet in den Abendstunden, besser konnte es ja fast nicht laufen. Am Himmel über ihnen rührte sich so einiges. War das früher auch schon so gewesen? Oder sah sie hier schon die Reaktionen auf Allegious' Tod? Das aufgescheuchte Wespennest, von dem sie gesprochen hatte.
Während der Fahrt rechnete Brianna fest mit einer Personenkontrolle durch das Imperium. Sie legte sich einen Plan zurecht, wie sie sich verhalten wollte, wie sehr sie auf Sith machen wollte und wie weit sie sich wohl auf die gefälschten IDs verlassen konten. Aber – und das war erstaunlich – sie erreichten den NoiTec-Tower ohne aufgehalten zu werden. Die Echani bezahlte mit den imperialen Credits, die sie zur Verfügung gestellt bekommen hatte, und als sie ausstieg fand sie sich in einer nur allzu vertraut gewordenen Umgebung wieder.
Bastion, das wirkliche Bastion, kein ödes Gewerbegebiet. Das Herz der imperialen Macht – in das Eowyn ihr Lichtschwert mitten rein gestoßen hatte, mit ihrer kräftigen Mithilfe. Natürlich war es hier alles andere als ruhig. Die Straßen waren belebt, überwiegend von der imperialen Oberschicht. Klar, als Aliens fielen sie hier schon auf, aber sie trugen Sith-Roben. Da war die buntere Mischung an Spezies normal und die meisten imperialen Bürgerinnen, auch die höhergestellten, wussten es besser als ohne Not einer der notorisch unberechenbaren Sith in die Quere zu kommen. Infolgedessen schlenderten sie weitgehend unbehelligt über die Prachtstraßen der City, durch die Brianna sie führte.
Schließlich querten sie den Arthious-Boulevard, der Prachtstraße schlechthin mit all seinem Pomp und den Zeugnissen imperialer Macht. Die Echani wirbelte herum, Arme ausgestreckt, die Minizöpfe durch den Schwung herumwehend.
„Willkommen auf Bastion!“
Verkündete sie fröhlich und machte dabei allen Eindruck, viel zu lange nur herumgesessen zu sein.
„Das mächtige große Bauwerk ganz am Ende des Boulevards, das ist er, der Sith-Tempel!“
Eine zufällige Lauscherin würde sicherlich denken, dass da eine Sith ihre neue Rekrutin einführte. Den Rest aber raunte sie Bailee nur ganz leise zu. Ja, da würden sie jetzt gleich einbrechen.
„Präg' dir die Richtung gut ein, in die wir müssen.“
Die Wahrheit war, dass sich Brianna hier viel wohler fühlte, als es eigentlich angebracht wäre. Gut, sie hatten es bis hierher geschafft, vor ihnen lag nur noch der vertraute Weg in den Tempel hinein, aber das war es nicht allein. Die vielen Eindrücke der Großstadt, der Nervenkitzel einer Undercovermission, es gab viele Gründe, gerade jetzt gut drauf zu sein. Sie hatten gerade den enorm breiten Boulevard überquert, als sich ein seltsames Gefühl in die gute Laune mischte. Ein Bruchpunkt, war es das? Brianna täuschte vor, weiterhin übermütig herumzutänzeln, damit es weniger auffiel, dass sie sich in alle Richtungen umsah. Tatsächlich, da waren sie, Sturmtruppen-Patroullien kamen aus einer Richtung des Boulevards und kontrollierten jede, die sich dort aufhielt.
„Ich hab sooo 'nen Kohldampf,“
Beklagte sie sich urplötzlich und schob Bailee in eine Seitenstraße. Marrev folgte ihnen geistesgegenwärtig. Sie marschierten einige dutzend Meter von der Hauptstraße weg, bis Brianna einen Imbissladen fand und sich dort frittierte Gemüsebällchen in einem zusammengerollten Teigfladen kaufte. Während sie genüsslich von ihrem Snack abbiss, sah sie verstohlen in Richtung der Hauptstraße und sah, dass die Kontrollen gerade an dem Abzweig vorbeimarschierten. Glück gehabt – oder eher Macht gehabt. Als sie weiter der Nebenstraße folgten, musste Brianna an Ahna denken, die ihr als erste klargemacht hatte, was es mit diesen komischen Gefühlen auf sich hatte. Die Rätin, die die Bruchpunkttechnik gemeistert hatte und die ihr vielleicht als einzige dabei hätte helfen können, mehr als nur seltsame Ahnungen zu haben. Sie vermisste die Pau'anerin, sogar sehr, und hatte das Gefühl, dass die meisten Jedi noch gar keine Ahnung hatten, wie sehr sie ihnen allen noch fehlen würde.
Gemüsebällchen mampfend liefen sie die Straße entlang bis zu einer weiteren Kreuzung mit einer noch kleineren Gasse, die Brianna von ihren Ausdauerläufen bekannt war. Hier waren sie richtig. Bailee kommentierte den Geruch, der nicht weiter verwunderlich war. Außer den Rückseiten irgendwelcher Gebäude, teilweise Restaurants, samt Müllcontainern und eben der Kanalisation gab es hier nicht viel. Gut, dass die Echani rechtzeitig zuende gegessen hatte.
Sie brauchten einen der größeren Kanäle. Brianna war mit ihren 1,72m die Kleinste im Bunde und hatte nicht vor, durch enge Rohre zu kriechen oder gar Marrev durch eins durchschieben zu müssen. Zum Glück erkannte frau die richtigen an den größeren Zugängen, an denen auch Leute hinabsteigen und nicht nur die Aquaversion von Mausdroiden durchfahren konnten.
„Das ist der Zugang,“
Erklärte die 28jährige, bückte sich, steckte ihre Finger in die schmalen Löcher des schweren Gullideckels und hob ihn ohne Mühe heraus.
„Marrev, du gehst voran, dann Bailee, ich mache die Nachhut.“
Den Kanaldeckel mit einer Hand über ihren Kopf halten demonstrierte sie, wie sie ihr Eindringen ungesehen zu machen gedachte. Gesagt, getan. Als Brianna als letzte die Leiter hinabstieg, setzte sie den Deckel präzise an die richtige Stelle zurück und folgte den anderen nach unten. Dort packte sie ihren Leuchtstab und die Karte der Katakomben aus. Die Kommentare darüber, ob sich Bailee so nah am (Schmutz-)Wasser heimisch fühlte, verkniff sie sich, die Nautolanerin war zum Schluss nett zu ihr gewesen.
„Da werden wohlige Erinnerungen wach, nicht war, Marrev?“
Feixte sie und scharte die anderen rund um die Karte. Sie deutete auf eine der mittelgroßen Adern.
„Wir müssten hier sein. Wir folgen dem Verlauf bis zum breiten Hauptkanal und laufen ihn entlang, bis der Leitung des Sith-Tempels kommt. Diesem folgen wir, aber nicht ganz bis zum Ende, so leicht haben sie's uns nicht gemacht. Die Abwasserentsorgung des Tempels ist gesichert, da kommen wir nicht durch.“
Sie grinste, als ihr ein bösartiger Gedanke kam.
„Wenn ich nur hier wäre um Chaos zu stiften, würde ich genau da eine Bombe platzieren und aus sicherer Entfernung zusehen, wie die Dreckbrühe aus jeder Toilette und jedem Waschbecken im ganzen Tempel rausschießt. Wir biegen vorher ab, ein Bruch im Gestein, an einer unauffälligen Stelle, verbreitert mit Hilfe von Lichtschwertern. Bei der nächsten Kanalbegehung werden sie das Loch garantiert finden, aber bis dahin ist es unser Weg in den Tempel rein und wieder raus. Wir behalten die Reihenfolge bei: Marrev, du gehst voraus, Bailee, du nimmst die Karte, ich passe auf, dass uns nichts von hinten folgt. Alles klar?“
Bastion – Kanalisation in der Nähe des Arthious-Boulevard – Marrev (NPC), Bailee und Brianna alias Vin Venture