Bastion

Bastion – Bastion-Center, nahe einer der Hauptstraßen – Brianna alias Vin (allein)

Brianna eilte davon. Sie hatte keine Ahnung, was sie als Nächstes tun sollte und dachte auch nicht darüber nach. In ihrem Kopf hallte die Kakophonie aus den Holomedien nach. Die Entrüstung über das, was sie getan hatte. Die Angst vor dem was kommen würde. Sie konnte all diese Emotionen nachfühlen. Sie hatten etwas Ungeheuerliches getan, Ahna, Eowyn und sie, im Bewusstsein, all die Konsequenzen auf sich zu nehmen, die ihnen daraus erwuchsen. Ahna hatte es nicht geschafft und konnte es nicht mehr tun, Brianna aber schon und sie würde sich ihrer Verantwortung nicht entziehen. Nicht angesichts dessen, was auf dem Spiel stand. Sie hatten so hart daran gearbeitet, der Galaxis zu helfen, das Coruscant-Virus zu besiegen. Nur schien es mit einem Mal nicht mehr wichtig zu sein, weil ein Krieg aufzog und alle nur noch davon sprachen. Sie musste verhindern, dass es dazu kam und als eine von ganz wenigen Personen in der Galaxis konnte sie überhaupt hoffen, darauf Einfluss nehmen zu können.

Wenn sie sich stellten, würde es vielleicht keinen Krieg geben. Ein Vielleicht war gut genug. Ihre Chancen waren schlechter als das gewesen im Sith-Tempel und auf Kast, es musste auch diesmal reichen. Wie könnte sie denn sehenden Auges zusehen, wie das Unglück über die Galaxis hereinbräche, wenn sie etwas dagegegen hätte tun können, aber es nicht einmal versuchte?

Auf einmal wurde die Echani von hinten am Handgelenk gepackt, wusste aber intuitiv, was es damit auf sich hatte. Brianna gab dem Zug nach, drehte sich zu Bailee um und fauchte sie an:


„Hey! Lass' mich los!“

Unter schwerem Atmen brachte ihre Padawan die Frage heraus, was sie glaubte, damit zu bewirken.

„Einen Krieg verhindern, was denkst du denn?“

Die durchtrainierte 28jährige war keine Spur außer Atem, wartete aber geduldig, bis die Nautolanerin wieder Luft bekam. Ob sie sich nun fünf Minuten früher oder später an's Messer lieferte, spielte keine Rolle. Es kam nur darauf an, dass sie es tat. Bailee fragte, ob sie das wirklich glaubte und mutmaßte, dass das Imperium seine Kriegsschiffe längst in Stellung gebracht haben würde.

„Das weißt du nicht! Der letzte mir bekannte Stand war, dass sie ihr Militär um die eigenen Welten zusammengezogen haben, vermutlich um Chaos im Nachgang von Allegious' Tod zu verhindern. Ich weiß nicht sicher, ob ich den Krieg verhindern kann, wenn ich mich stelle, aber wenn ich es nicht tue, gibt es ihn in jedem Fall!“

Es musste recht offensichtlich sein, wie wenig angestrengt Brianna war verglichen mit ihrer Padawan, denn urplötzlich wechselte sie das Thema und merkte an, wie schnell die Echani doch war. Die sah ihre Padawan einen Moment lang verdutzt an, griff dann um, so dass sie die Hand er anderen Frau hielt anstatt umgekehrt, und hielt deren Hand an ihre baumstammdicken Oberschenkel, damit sie ihre Muskeln fühlen konnte.

„Ich bin in allem gut, was meine Beine involviert… die hier hab' ich nicht von ungefähr.“

Zum Thema zurückkehrend erklärte Bailee, dass sie Brianna nicht gehen lassen würde. Diese seufzte nur:

„Ich weiß. Du alter Sturkopf! Geh zurück zu Marrev! An meiner Seite bist du in großer Gefahr, und das will ich nicht!“

Nicht, dass es da allzu viel Hoffnung gab. Bailee hatte ihr die ganze Zeit während ihrer Undercovermission die Stange gehalten, trotz ihres angeblichen Wechsels zur dunklen Seite, und sie würde auch jetzt nicht anders handeln. Anderenfalls wäre Brianna sehr überrascht. Tatsächlich blieb es dabei, ihre Freundin widersprach ihr und komplimentierte sie im selben Satz. Sie erinnerte die Ritterin an Marrevs Mahnung abzuhauen und verband dies mit der wenig glaubwürdigen Drohung, sie wegzutragen.

„Das ist schmeichelhaft, aber selbst wenn du recht hättest, was wäre denn die Alternative? Falls Vendar wirklich nur auf Krieg aus wäre – und ich bin da längst nicht überzeugt davon wie du – heißt das ja nicht, dass sie nicht trotzdem meinen Kopf rollen sehen will. Sie werden mich jagen und ein irrwitziges Kopfgeld auf mich aussetzen. Ich werde nirgendwo mehr sicher sein und diejenigen, die mir nahestehen – die du, auch nicht,“

Gab Brianna zu bedenken.

„Blut klebt an meinen Händen,“

fuhr sie fort und zeigte ihre andere Hand, von der ganz wörtlich ihr eigenes anstatt dem Noghriblut runtertropfte.

„Das ist der Preis, den wir bezahlen müssen. Ich hatte unzählige Followerinnen im Social Holo, Auftritte in HoloNetshows als Kämpferin gegen das C-Virus, ich war schon fast eine kleine Berühmtheit… aber um das wirklich zu tun, wofür mich die Leute gefeiert haben, musste ich das alles aufgeben. Ich musste mich als Verräterin an der Republik beschimpfen lassen… nun zum zweiten Mal wegen Allegious. Zusammen mit den anderen habe ich schreckliche Dinge verhindert, obwohl ich wusste, was das für mich bedeuten würde: dass ich den Ruhm verliere, die Freiheit und am Ende womöglich mein Leben. Glaubst du denn, ich möchte den Rest meines Lebens auf der Flucht verbringen? Lieber trete ich auf meine Weise ab und weißt du was: vielleicht irrst du dich ja, vielleicht ist meine Tat diejenige, die einen Krieg verhindert!“

Wobei die Echani keinen Bruchpunkt gespürt hatte. Sie konnte sie zwar ohnehin nicht interpretieren, fand dessen Abwesenheit aber merkwürdig. Zugleich musste sie aber bedenken, dass sie diese nicht annähernd genug verstand, um sich ganz auf sie zu verlassen. Aus dem Fehlen eines Bruchpunkt-Gefühls zu schließen, dass es keine wichtigen Entscheidungen zu treffen gäbe, wäre naiv.

Bastion – Bastion-Center, in einer Seitengasse – nächtliche Passanten auf der nahen Hauptstraße – Bailee und Brianna alias Vin
 
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Outer Rim – Braxant-Sektor – Bastion – Alt-Varnin – Kommandozentrale vor dem Centrilux-Tower
Jean Porter, sowie (NPCs) Major Quarrel und Q9



Jean hatte die Augen starr auf die Kartendarstellung gerichtet, die sich ruckartig aktualisierte. Ein blinkender Marker zeigte die Erschütterung am Südflügel – ein nicht eingeplanter Sprengsatz, möglicherweise von den Geiselnehmern ausgelöst. Wahrscheinlich ein Fluchtkorridor. Oder eine Ablenkung. Vielleicht auch beides.


Dann kam Ralos Stimme durch den Kom. Klare, knappe Worte.


„Erbitte Erlaubnis, zum Südflügel vorzurücken.“


Jean antwortete sofort:


„Erlaubnis erteilt. Sichern Sie das Areal und versuchen Sie, etwaige Überlebende – Geiseln oder Täter – zu erfassen. Priorität: Sichtung der fehlenden Personen. Aber vorsichtig – wir wissen nicht, ob weitere Sprengsätze gezündet wurden.“


Jean hatte den Funkspruch an Ralo abgeschlossen, doch ihre Finger blieben für einen Moment über dem Interface der Karte stehen, ohne sich zu bewegen. Ihr Blick blieb am südlichen Gebäudeflügel haften, wo sich die Anzeige für strukturelle Integrität verschoben hatte.


Für einen Moment stieg das Bild von Meren in ihr auf. Sein Gesicht in der gedämpften Beleuchtung seiner Wohnung, wie er schweigend die Hände ineinanderlegte, wenn er sie durchdringend ansah. Ob er das hier gerade sah? Ob er in der Dunkelheit seines Büros saß, die Datenströme der Operation betrachtete, mit diesem undurchschaubaren Blick, den sie nie ganz deuten konnte?


Ein leiser, kaum hörbarer Atemzug entrang sich ihrer Brust.



Dann blinzelte sie kurz. Schob das Bild fort.
Konzentrieren.
Der Einsatz war nicht vorbei.


„Major Quarrel,“ sagte sie wieder laut, die Kontrolle zurück in der Stimme. „Stellen Sie ein medizinisches Team für den Südflügel bereit. Und ich will ein Update, sobald Ralos Team Sichtkontakt zu dem Tr Trakt hat.“

Outer Rim – Braxant-Sektor – Bastion – Alt-Varnin – Kommandozentrale vor dem Centrilux-Tower
Jean Porter, sowie (NPCs) Major Quarrel und Q9
 
| Bastion | Center | Irgendwo unter Alt-Varnin | Wartungsschachtfeld 3B, Tunnel 7 | Container |
Samin und Sana und etwa ein Dutzend weitere Kinder


Im Inneren des Containers blieb nur Dunkelheit und der Geruch von kaltem Öl, einer heißen Elektrik und säuerlichen Ozons zurück. Darunter mischte sich der Atem der hauptsächlich menschlichen Kinder und ihr eigener. Samin fing mit dem Fuß einen Hydroschlüssel auf, der über den Boden rutschte, als der Container sich in Bewegung setzte. Draußen surrten Winden. Der Container hob sich ruckweise an und die Stimmen außerhalb des Metalls verblassten. Ein Kind quietschte erschreckt auf, ein anderes klammerte sich so fest an ein großes, schlaksiges Mädchen in der Mitte des Containers, dass der Stoff ihrer Weste einriss. Was draußen vor sich ging, konnte Samin nur noch in den Signalen ihrer eigenen Wahrnehmung erkennen. Führungsschienen kreischten, Sicherungsstifte lösten sich mit dumpfen Schlägen. Im Container selbst war … man konnte es kaum Licht nennen. Viel mehr eine Erinnerung an Licht. Die Kinder waren nur als Schemen wahrnehmbar.

Samin stand still. Ihre Hände tasteten die metallene Innenwand des Containers ab. Mit den Stiefel stieß sie gegen einen Widerstand. Sie beugte sich herunter und tastete danach.


“Weich. Am Boden sind Polster”, sagte sie laut. Das Heben endete derweil abrupt. Der Container setzte auf etwas auf, das vibrierte - nicht wie ein Motor, eher wie ein Fließband. Die metallenen Wände gerieten in leichte Schwingungen. Vermutlich eine magnetische Transportanlage. Noch bevor sie diesen Gedanken beendet hatte, zerrte sie jedoch bereits etwas seitwärts. Die Fliehkräfte gingen quer durch die Kindergruppe. Schultern und Köpfe prallten gegeneinander. Ein kleiner Junge mit hoher Stimme fauchte schmerzerfüllt.

“Setzt euch hin und haltet euch an den Griffen fest! Die größeren nach außen. Haltet die kleineren fest.” Das schlaksige Mädchen irgendwo in der Mitte klang jung, aber mit dem Ton von jemanden, der gewohnt war, dass man tat, was sie sagte. Die Kinder setzen sich in Bewegung, sprachen mit- und durcheinander. Die größeren ließen sich an der Wandinnenseite, auf den Polstern, nieder und hielten die kleineren vor sich fest.

“Wie ist dein Name?”, fragte Samin in die schemenerfüllte Dunkelheit.

“Naeva.” Die Antwort war knapp und sauber. “Mach’s wie ich. Nimm deine Tochter zwischen die Beine. und Hände weg von der Tür.”

Naeva wirkte in der Dunkelheit wie ein Teenager. Vielleicht sechzehn, vielleicht jünger. Es war schwer zu sagen, aber die Umrisse ihrer Erscheinung verrieten lange Gliedmaßen und eine ruhige Ausstrahlung. Samin hörte, wie sie mit dem Fuß drei mal in kurzem Takt gegen die Wand klopfte - ein Signal. Zwei Kinder schluchzten, schluckten es jedoch herunter und begaben sich in die Hocke. Der Innenraum des Containers verwandelte sich von Panik zu Ordnung.

Neben Samin atmete eines der Mädchen schnell und unregelmäßig. Zunächst hielt sie es für eines der jüngeren, doch als sie den Kopf wandte, erkannte sie wenig vom Gesicht, deutlich aber die zwei roten Punkte, die Sanas Pupillen darstellten. Ihre Augen waren der unwiderlegliche Beweis, das sie zueinander gehörten. Sie enthielten dasselbe matte, innere Glimmen ihrer Mutter. Chiss-Augen. Gedämpfter als jene der reinrassigen, aber nicht zu verbergen.

Über ihren Köpfen rumste es.
Samin ließ sich nieder, zog auch Sana sanft hinab und hielt sie fest.


“Gut festhalten”, sagte Samin ruhig. “Gleich ruckelt es.”

“Woher willst du-”, ihre Tochter verstummte, als der Container plötzlich zu beben begann. Es war nicht stark, dennoch mussten sie sich festhalten, um nicht umher zu rutschen. Es begann mit einem rasselnden Surren, welches kurz darauf in einen gleichmäßigeren Lauf überging. Ein Logistikaufzug. Das Rumpeln wanderte in eine tiefere Frequenz. An einer Weiche wurden sie alle gegen die Wand gepresst, auf der anderen Seite mussten sich die Kinder nun noch fester an die Griffe klammern. Die größeren machten ihre Aufgabe gut und hielten die kleineren sicher zwischen sich.

Sana schwieg. Aber selbst das Schweigen hatte einen Klang. Es war leicht trotzig, aber abwartend. Samin zwang ihr eigenes Herz, langsamer zu schlagen. Und kurz dachte sie an Sane, wobei sie sich fragte, was nun mit ihm geschehen würde. Während sein Gesicht vor ihrem inneren Auge auftauchte, sortierte sich das äußere Dröhnen in Abstände. Irgendwo von weit entfernt war eine Durchsage zu hören.
“Haltepunkt E-Neun.” Die Stimme war mechanisch, vielleicht ein Droide.

“Ich hab' Hunger”, murmelte ein Junge. “Pscht”, machte Naeva, wobei sie jedoch nachsichtig klang. “Wenn wir im Frachter sind, gibt es Licht, Wasser und was zu essen. Bis dahin Ruhe.”

Naeva schien Bescheid zu wissen - womöglich eingeweiht durch Kestal. In ihrer Stimme erkannte Samin eine natürliche Führungsperson. Kestal hatte eine gute Wahl getroffen.

Der Container fuhr weiter. Zeit löste sich in Geräusche auf. Die Minuten vergingen in Zyklen aus Rumpeln, Surren, unterbrochen von Pausen, ehe es weiterging. Einige Kinder begannen, die Muster der Geräusche zu übernehmen und zählten leise mit, als würden sie sich ein Lied merken. Ein Mädchen schlief erschöpft, mit zur Seite herabhängendem Kopf und offenem Mund ein, während ein größerer Junge sie festhielt. Ab und zu zuckte der Container in eine andere Richtung, vertikal und horizontal. Stets mussten sie sich festhalten, um nicht ineinander zu rutschen.

Sana blieb still. Einmal, als ein abrupter Richtungswechsel keine andere Möglichkeit zuließ, hielt sie sich an Samins Armen fest. Es war eine kleine Berührung, die der erfahrenen Elite-Pilotin eine größere Gänsehaut verschaffte, als sie jemals im Inneren eines Cockpits verspürt hatte. Die Ereignisse der letzten Tage und besonders die der letzten Stunden - fassen konnte sie es noch immer nicht. Sie hatte jedoch keinerlei Zweifel daran, das Richtige getan zu haben. Nun hielt sie ihre Tochter auf dem Schoß. Zwischen ihnen bestand eine Lücke. Aber eine Lücke war nicht nichts, kein Vakuum.

Ein wenig später hörten sie klare Worte, auch wenn sie gedämpft durch das Metall drangen.
“... Transit, Prio drei …”, jemand anderes sprach dazwischen, “... Temperatur … kümmern Sie sich drum, bevor …”, der Rest ging in Schritten unter. Samin erkannte das Muster von imperialen Stiefeln sofort. Ein Scanner piepte. Irgendwo schlug etwas dumpf gegen etwas anderes.

“Sitzt still”, flüsterte Naeva und die kleineren pressten sich an die größeren, um besseren Halt zu finden. Samin zählte innerlich, während sie ihren Mund geschlossen hielt. Imperiale Abläufe waren standardisiert. Wenn alles gutging, dann … es knirschte. “Temperaturgrenze wieder normal. Bio-Filter ist aktiv.”

“Haben wir ein Problem?”
, fragte jemand. “Nicht, wenn das hier unterschrieben wird”, antwortete jemand anderes.

Bio-Filter. Also hatten sie die Container als lebende Ladung klassifiziert. Vielleicht Nutzvieh, oder irgendetwas anderes, wo niemand so genau hinsah. Auf der Rückseite des Containers sprang ein Aggregat an und atmete Frischluft in den Container durch eine Öffnung auf halber Höhe hinein. Samin und auch die Kinder sogen die neue Luft ein. Es war eine willkommene Erfrischung.

Über ihnen surrte es erneut laut. Der Container wurde angehoben. Es klang weniger mechanisch, mehr elektrisch. Das Rumpeln bremste in Stufen. Ein weiterer Frachtaufzug.


“Wenn’s heißer pfeift, dann weiter weg. Wenn’s kalt ist, dann näher ran. Nicht die Finger in die Öffnung legen”, kommentierte Naeva flüsternd in Richtung derjenigen, die der Lüftung am nächsten saßen.

“Geht’s nach oben?, fragte ein Kind.

“Nach draußen. Dann ins Schiff”, antwortete Naeva.

Und tatsächlich. Die Luft, die durch das Aggregat hereingeschleust wurde, veränderte sich wahrnehmbar. Es roch weniger abgestanden, wenn auch noch immer industriell. Neue Geräusche ertönten. Samin erkannte Triebwerke, so nah, dass die Wände und der Boden erzitterte. Nun waren da keine Winden mehr, keine Rollen. Der Container wurde horizontal geschoben und es endete, bevor es begann. Dann kam eine Leere. Nicht Stille, sondern ein großer Raum. Der Luftdruck veränderte sich leicht, aber merklich. Die Ohren knisterten. Ein Kind jammerte, hielt sich dann die Nase zu und blies. Eine Druckschleuse.

Dann wieder Dröhnen, der Container klickte in eine magnetische Verriegelung. Metall streifte Metall.


“Kommt jetzt der Himmel?”, fragte ein ganz kleines Mädchen mit hoher Stimme.

“Noch nicht”, antwortete Naeva. “Aber gleich.”
Sie sagte es, als wäre es eine Tatsache, kein Trost.

“Leise jetzt.” Diesmal war es nicht streng, sondern sanft, als läge in diesem Befehl die letzte Zärtlichkeit, die sie für heute übrig hatte.

Samin zählte weiter, während sie hörte, wie rechts und links weitere Container verstaut wurden. Dann geschah lange nichts. Die Luft in der Dunkelheit flimmerte jedoch geradezu vor Anspannung, ehe die Turbinen, diesmal nur durch die Vibrationen im Inneren des Schiffes spürbar, erneut aufbrüllten und einen Schub lieferten, der durch Mark und Bein fuhr. Die Trägheitsdämpfer im inneren eines Frachtabteils waren nicht zu vergleichen mit der dann im Vergleich doch recht bequemen Einstellung im Inneren eines TIE-Cockpits.


“Wir heben ab. In den Orbit”, kommentierte die erfahrene Pilotin.

Die Kleine neben Samin und Sana erbrach sich in die eigenen Hände; Sana reichte ihr ohne Kommentar ein Stück Stoff, das nie wieder sauber sein würde, und legte einen Arm um sie, damit sie nicht wegkippte. Samin beobachtete aufmerksam, wie Sana das Notwendige tat, ohne zu sprechen. Kinder waren in dieser Hinsicht vielleicht die besseren Erwachsenen.

Licht ging an. Sowohl Samin, als auch die Kinder hielten sich die Hände vor die Augen ob der kleinen Lichtquelle, die Naeva aufgetan hatte.


“Nun ist es sicher. Wenn wir ersteinmal im Hyperraum sind, können wir auch wieder aufstehen.”

Samin nickte ihr zu. Tatsächlich handelte es sich um einen Teenager, um die sechzehn Jahre. Sie hatte ein feistes, schroffes Gesicht, mit kurzen Haaren und trug die Kleidung eines einfachen Dockarbeiters.

“Wasser”, sagte Naeva knapp. Sie erhob sich, wobei sie das mittlerweile schlafende, kleinere Kind auf ihrem Schoß sanft weckte. Dann betätigte sie einen Schalter und eine Kiste, die Samin vorher in der Dunkelheit nicht erkennen konnte, öffnete sich. Die schmale Klappe sprang so scharf auf, dass zwei schlafende Kinder plötzlich aufschrien. Naevas Hände organisierten das Chaos, sortierten Becher, füllten sie und gaben sie im Uhrzeigersinn an die Kinder. Samin reichte ihren zunächst weiter. Sie würde erst trinken, wenn jedes der Kinder etwas getrunken hatte, einschließlich Naeva. Sana trank nicht gierig, sondern teilte es in drei klare Portionen auf. Den Rest hielt sie. “Für später”, sagte sie in die Leere.

“Du solltest mehr …”, Samin brach ab. War es wirklich früh genug für mütterliche Ratschläge? “Wenn du willst, nimm meinen Rest.”

“Das ist dein Rest, nicht meiner”, sagte Sana nüchtern, nicht in ihre Richtung. “Behalt' ihn.”

“Wir haben genug”
, mischte sich nun Naeva ein. “Trinkt ruhig.”

Sana blickte den älteren Teenager an und wartete einige Sekunden. Dann trank sie.

“Essen kommt auch gleich”, murmelte Naeva, ohne den Blick von der Kiste zu heben. “Drei Riegel reichen pro Kopf, pro Tag.”

Die Klappe schloss, ehe sie wieder aufklickte und Päckchen raschelnd verteilt wurden. Samin zählte mit, reichte weiter, wartete, bis die Reihe versorgt war, erst dann nahm sie ihren eigenen Riegel. Ein Kind brummte frustriert, als seine Finger an der Verpackung scheiterten. Sana löste das Problem mit einem Handgriff, ohne ein Wort. Als sie sah, dass ein anderes Kind seinen Riegel fallen ließ und in der Enge nicht wiederfand, schickte sie sich an, die Hälfte ihres Riegels wortlos abzugeben. Samin kam ihr zuvor und reichte dem Kind ihren eigenen Riegel. Er hatte Jogan-Geschmack. Das mochte sie ohnehin nicht. Hoffentlich war das nicht das einzige, was Kestal ihnen in dieser Kiste gelassen hatte. Und wenn doch, dann war es eben so. Kleine Probleme schienen in der neuen Welt, in der Samin sich nun befand, keine Rolle mehr zu spielen. Einige Kinder hielten ihre Riegel lange wie kleine Schätze fest, als würden sie in Folie gewickelten Mut beinhalten. Naeva ließ ihnen zunächst Zeit, forderte dann leises Kauen und das Trinken eines weiteren Bechers Wasser.

Die Wände des Containers transportierten die Schwingungen der Außenwelt herein. Sie wurden flacher, dann wieder breiter, bis das Dröhnen der Triebwerke in eine helle Tonspur kippte.


“Wir springen in den Hyperraum”, kündigte Samin an, nachdem sie die Geräusche interpretiert hatte. Sie legte die Hand auf Sanas Unterarm. “Zieht die Beine und lehnt den Rücken an.” Dann hob sie den Kopf, um dem Geräusch der Triebwerke zu lauschen. “Das ist die Flugrichtung”, sie deutete auf die entsprechende, ihr gegenüberliegende Wand. “Kommt alle hierher.”

“Hierher”, wiederholte Sana und rückte zur Seite, um anderen Platz zu bieten. Samin selbst schob ihre Füße in die Polsterung, und verlagerte unwillkürlich so viel Gewicht, dass ein kleiner Junge, der nun von der anderen Seite herüberkam und sich neben ihr niederließ, nicht mehr an der Kante entlangrutschen konnte.

“Festhalten.”

Dann heulten die Turbinen tief und lang auf. Die Beschleunigung des Schiffes zog sich - mit ihr die Trägheit. Ein harter Ruck ging durch den Container und legte sich quer auf Rippen und Zunge. Danach: Ruhe. Kein Ruckeln mehr. Nur das gedämpfte Summen eines Schiffs, das nicht mehr in einer Welt fuhr, die begreifbar war.

| Hyperraum in der Nähe von Bastion | Frachtschiff | Container |
Samin und Sana und etwa ein Dutzend weitere Kinder
 
Bastion / Anwesen der Kaths / Schlafzimmer / Sane

Nachdenklich ließ Sane seinen Blick über Center schweifen. Von hier aus sah man der imperialen Metropole nicht an, was sich gerade in Bewegung gesetzt hatte. Tatsächlich könnte man als Betrachter sogar davon ausgehen, dass alles ganz normal war. Die Massen an Gleiter strömten wie immer in die Stadt, Neonlichter machten Werbung für die neuesten Produkte und überall prangte das Symbol des Imperiums. Ein Imperium, das am Rande eines neuen Krieges stand.

Die Krönung der neuen Imperatorin Vendar erklärte einiges. Es war der Grund für die seltsamen Vorkommnisse am Arthious-Boulevard und für die nervöse Reaktion der Sicherheitskräfte. Sane und Samin hatten recht gehabt als sie davon ausgingen, dass etwas an der Spitze des Imperiums vor sich ging. Nur der Auslöser überraschte sogar Sane, der dachte, er hätte schon alles gesehen. Die Jedi hatten Allegious getötet. Eine Operation, die derartig aggressiv war, hätte selbst Sane dem Orden nicht zugetraut. Er kannte die Jedi schon lange, hatte mit vielen zusammengearbeitet und mit Kestrel und Q außerdem auch eine engere Beziehung gehabt. Was sie wohl zu so einer gravierenden Aktion gesagt hätten? Würden sie es als notwendiges Übel rechtfertigen, oder würden sie entsetzt sein über die Brutalität? Fest stand, dass das Imperium so einen Angriff nicht einfach hinnehmen würde. Vendar war nun zwar Imperatorin, aber sie musste ihre Macht festigen. Ein Ultimatum an die Neue Republik würde da nicht reichen - nicht für die Moffs, nicht für die Admiräle, und schon gar nicht für die Sith-Lords, die im Schatten ihres Throns lauerten. Die Eliten und die Sith würden etwas handfesteres von ihr verlangen und sie würde liefern, da war sich Sane sicher.

In seinem Krankenzimmer hatte er viel Zeit gehabt, um über diese Dinge nachzudenken. Zu viel Zeit. Die Stunden zogen sich wie zäher Honig dahin, während der Medizindroide seine stummen Runden drehte und regelmäßig seine Wunden scannte. Auch die Gedanken an Samin quälten ihn regelrecht. Ihr Abschied war so abrupt gewesen. Er hätte ihr gerne alles erklärt. Sich für das Schauspiel entschuldigt, das er hatte aufführen müssen. Für die Lügen, die Halbwahrheiten, die Maskerade. Ob sie ihn nun hasste?

Sane hatte die Nachrichten verfolgt. Zwar füllte das aktuelle galaktische Geschehen einen Großteil der Nachrichtensendung, aber eine Gruppe machtsensitiver Kinder, die mit einer imperialen Elite-Pilotin aufgegriffen wurde, wäre sicher trotz der politischen Entwicklungen irgendwo eine Erwähnung wert gewesen. Das Fehlen jeder Nachricht war paradoxerweise die beste Nachricht. Wahrscheinlich hatten sie es geschafft. Samin war bei ihrer Tochter. Die Kinder waren nicht mehr auf Bastion, sondern in Sicherheit. Irgendwo außerhalb der Reichweite des Imperiums. Obwohl das eigentlich ein Sieg für Sane sein sollte, fühlte es sich aber nicht so an. Eine seltsame Leere herrschte in Sane, die er sich nicht genau erklären konnte. Ob es an Sarahs Worten, an die überstürzte Trennung von Samin oder an den galaktischen Entwicklungen lag, konnte er nicht sagen. Vielleicht war es auch alles auf einmal.

Nachdem Samin und Kestals Leute mit den Kindern weg waren, hatte Sane sich auf den Rückweg zu dem versteckten Hangar unter dem Centrilux-Tower gemacht und dort auf die Behörden gewartet. "Die Terroristen wollten ihn auf ihrer Flucht weiterhin als Geisel nehmen, aber Lieutenant Crash hatte ihn gerettet. Dabei wurde sie selbst verschleppt. Danach hatte er sich in diesem Hangar versteckt, bis Hilfe eintraf." Das war seine Geschichte gewesen, als die Sicherheitstruppen ihn fanden. Man hatte seine oberflächlichen Wunden versorgt, seine Identität überprüft und ihm gesagt, dass er für weitere Fragen Bastion vorerst nicht verlassen sollte. Dann konnte er nach Hause. Seitdem kümmerte sich ein 2-1B Medi-Droide um ihn. Vater hatte ihn zum Anwesen geschickt und sich per ComLink kurz bei Sane gemeldet. Ein Gespräch, das keine zwei Minuten gedauert hatte. Er sei schwer damit beschäftigt, neue Beziehungen zum erneuerten Machtapparat zu knüpfen und könne deshalb nicht persönlich nach seinem eigenen Sohn sehen, der von Geiselnehmern bedroht und brutal zusammengeschlagen wurde. Die Arbeit ging vor, da hatte sich nach fast 20 Jahren bei Dorian von Kath nichts daran geändert.

Sane stand langsam vom Bett auf, seine Rippen protestierten noch immer gegen jede Bewegung. Das Fenster beschlug leicht durch seinen Atem, als er näher trat. In der Ferne konnte er die Lichter des Regierungsdistrikts sehen - dort, wo Vendar nun auf dem Thron saß, den Allegious nie wieder besteigen würde. Dort, wo die nächsten Züge in einem galaktischen Schachspiel geplant wurden. Er öffnete das Fenster einen Spalt. Die kühle Nachtluft Bastions strömte herein, trug den Geruch der Stadt mit sich - Abgase, Ozon von den Energiegeneratoren, den metallischen Nachgeschmack von Regen auf Durabeton. Irgendwo in der Ferne heulte eine Sirene auf. Sane schloss die Augen und versuchte sich vorzustellen, wo Samin jetzt wohl war. Auf welcher Welt, unter welchem Himmel. Ob sie an ihn dachte, oder ob sie ihn bereits aus ihrem Gedächtnis gelöscht hatte?

Die Galaxie war nun eine andere, das war ihm klar. Der Krieg war unvermeidbar. Aber welche Rolle würde er in diesem neuen Konflikt einnehmen? War es überhaupt noch sein Konflikt?


Bastion / Anwesen der Kaths / Schlafzimmer / Sane
 
Bastion - Sith-Tempel - Niphiras Gemächer - mit Niphira im Trainingsraum, die Zwillinge in ihren Zimmern

Niphira
meinte, dass sie sich auf jeden Fall von einem Arzt untersuchen lassen sollte. HIER? Gab es hier überhaupt normal Ärzte? Lilya hatte eine medizinische Ausbildung, aber normal würde Marlis sie dennoch nicht nennen. Und wenn Lilya schon eine der „Guten“ hier war- sonst würde sie wohl nicht zu Niphira gehören- dann wollte Marlis keinen der anderen hier sehen.

„Du weisst, dass ich hier niemandem traue. Von drei Nasen mal abgesehen.“


Niphira, Norag und Lilya. Full stop. Und man hatte ihr keinen Grund gegeben, etwas an diesem ausgewählten Zirkel zu ändern. Gar keinen. Auch Niphira wollte sich untersuchen lassen. Für ihr Problem brauchte sie jedoch jemanden, der sich mit der Macht auskannte. Marlis konnte mit ihren Prellungen zu jedem X-beliebigen Mediziner gehen. Wobei sich die Sache wahrscheinlich schon erledigt haben dürfte, wenn sie einen erreichte.

Niphira
verteidigte das Geschehene erneut, dass sie verpflichtet gewesen war, diesen Auftrag anzunehmen. Marlis seufzte und schüttelte kaum merklich den Kopf. Dieses Thema würden sie noch hundert Mal durch diskutieren können und würden sich wohl nie einig werden.

Als sie dann auf die Bibliothek zu sprechen kam, sah Niphira sie das erste Mal nach einer gefühlten Ewigkeit wieder an. Die Schriften dort hatten einen guten Teil ihres Herzens, das konnte man spüren. Da war Feuer, wenn sie über die Bibliothek sprach. Marlis fragte sich unwillkürlich, ob die hier wirklich so tolle Sachen schrieben oder ob sie mit ihrer- für eine Sith wohl immernoch völlig falschen Einstellung – ein Schleudertrauma vom Kopfschütteln bekommen würde. Wenn sie so an die Blechbüchse dachte und was der sich hin und her überlegt hatte. Erst wollte er sie töten. Dann wollte er sie für etwas Schlimmeres haben, weil sein Exekutions-Plan nicht hingehauen hatte. Wenn die sowas in der Bibliothek lernten dann war das wahrscheinlich ein Gewölbe voller Schauermärchen und skurrilen Ansichten. Wahrscheinlich suchte man vernünftige Lektüre vergeblich. Auf der anderen Seite lugte aus Niphira doch hin und wieder mal der Bücherwurm hervor und wenn man davon ausging, dass sie mehr in der Bibliothek gelesen hatte als der Durchschnitts-Sith, dann bestand vielleicht doch noch Hoffnung.

Bei ihrer Frage nach der Dusche dauerte es einen ganzen Moment, bis ihre Worte wirklich zu ihrer Freundin durchdrangen. Diese sah sie dann erneut an wie ein verprügelter Hund , ehe sie sie beruhigte, dass sie jetzt erstmal niemanden mehr schubsen würde. Dann marschierte Niphira an ihr Vorbei in Richtung einer anderen Tür und Marlis sah ihr kurz nach und wüschte sich die unbeschwerte, freche Niphira zurück, die sie kennengelernt hatte.Aber dafür war zu viel passiert. Zu viel Lebensveränderndes. Wie lang es wohl dauern würde, bis sie sich an alles gewöhnt hatten und das Eis, das Niphira umgab, endlich abtauen würde? Sie gab sich Mühe. Ja wirklich. Und Marlis erkannte das auch an und gab sich ebenso Mühe. Sie alle mussten das tun.Für einen kurzen Moment machte Marlis sich Sorgen um die Zukunft. Was, wenn bei Niphiras Reise durch das Dazwischen, zwischen dem einen und dem anderen Körper… was wenn Niphira dort etwas verloren hatte? Oder etwas von dort mitgebracht hatte? Etwas, dass verhinderte, dass sie je wieder die Alte wurde? Die Vorstellung liess eine Gänsehaut über ihren Körper laufen und sie wünschte sich zum unzähligsten Mal, dass das hier nur ein Albtraum war. Langsam folgte sie Niphira in das grosse Badezimmer. Sie wusste jetzt schon, dass sie sich morgen nicht mehr würde bewegen können. Vielleicht hatte Niphira recht und sie sollte sich zumindest mal durchchecken lassen. Sie hörte Niphira von einer Topfpflanze reden und schmunzelte, als sie das Bad erreichte.

„Hier rein gehört entweder was tödlich-Giftiges oder was Fleischfressendes.“

Irgendwelche Frühjahrsboten oder anderes Buntes wären auf jeden Fall ein Blickfang, weil es so fehl am Platz wirken würde. Die Idee liess Marlis schmunzeln, ehe ihr Blick auf die grosse Badewanne fiel.

„Also, wenn du deinen Akk-Hund-Welpen hier baden möchtest, kannst du das tun.“


erklärte sie und wies auf die Badewanne.Sicherlich wäre es wunderschön, mit Niphira zusammen im Seifenwasser zu liegen, bis sie schrumpelig waren. Aber Marlis befürchtete, dass sie nicht mehr aus der Wanne raus kommen würde, sollte sie das jetzt versuchen. Also begann sie einfach, sich auszuziehen. Oder auch nicht so einfach. Irgendwie wurde sie von Sekunde zu Sekunde unbeweglicher. Der einzige Trost hier: Niphira bewegte sich genauso angestrengt, was Marlis schmunzeln liess.

„Wir sind wie so alte Oma´s. Gibts hier schwarze Rollatoren mit Lichtschwert-Halter?“

fragte sie während sie sich mühsam den zweiten Stiefel auszog. Jap. Sie würde morgen wahrscheinlich garnichts machen, ausser im Bett liegen und versuchen, schmerzfrei zu atmen.

„Aber schön, dass du genauso kaputt bist wie ich.“

Sie grinste Niphira an und entledigte sich sehr vorsichtig dem Rest ihrer Kleider. Ihr halber Rücken war gerötet und sowohl ihr rechtes Schulterblatt als auch ihre rechte Hüfte waren deutlich dunkler als der Rest. Da würde sie in ein paar Stunden richtig blau sein. Zum Glück sah sie das nicht. Es zu fühlen reichte auch völlig aus. Sie ging zur Dusche und stellte das Wasser auf eine angenehme Temperatur ein , ehe sie sich umdrehte und auf Niphira wartete. Dieser verdammte Ort machte echt alles kaputt. Einfach , weil es ihm Spass machte. Fehlte nur noch, dass gleich jemand hier rein stürmte, während sie nass unter der Dusche waren und sie beim Versuch, sich zu verteidigen, auf der Seife ausrutschten und sich das Genick brachen. Wenn es solche Storys aus diesem Gebäude gab, würde sie sich kein Stück drüber wundern.

Bastion- Sith-Tempel-Domäne der Oberen- Niphira´s Quartier- Badezimmer- mit Niphira- Die Mädchen in ihren Quartieren.
 
[ :: Bastion :: Sith-Tempel :: Pyramide der Extinktoren :: Kammer des Großzirkelmeisters :: ]
/Darth Zion ::


Zion saß in seinem schweren Sessel, die massiven Hände über den Holoberichten gefaltet, die vor ihm schwebten. Einsatzmöglichkeiten für seine Extinktoren – Optionen, die den Willen der Imperatorin stützen und gleichzeitig seine Stellung festigen würden.
Sein Blick glitt einen Moment in die Ferne, und unwillkürlich dachte er an Darth Angelus. Zion musste sich eingestehen, dass er den Schneid dieses Mannes respektierte. Doch Respekt war keine Garantie. Sollte Angelus versagen, würde ihn das nicht vor dem Urteil der Extinktoren retten.

Ein Klopfen hallte dumpf durch den beschädigten Raum. Zion hob träge eine Hand, und das Tor öffnete sich wie von selbst, die Macht gehorchte seinem Willen mühelos.

Ein Extinktor trat ein – ein massiger Quarren, dessen Tentakel im Licht der Projektionen matt glänzten. Neben ihm bewegte sich ein roter Zabrak mit tiefschwarzen Tätowierungen, gehüllt in eine schlichte, schwarze Kutte. Sein Gang war schwer, humpelnd, jeder Schritt zeugte von einer alten Verletzung.


Zion musterte ihn schweigend, und ein scharfer Gedanke durchzuckte ihn. ‚Dies also ist er – der lahme Gouverneur von Korriban.‘

Mit fester Stimme sprach der Quarren zu Zion.


„Zirkelgroßmeister, hier ist Exekuter Saphenus, Gouverneur von Korriban.“

Zions orangeglühende Augen verengten sich, als er beide musterte. Langsam erhob er sich, seine Gestalt ragte wie ein dunkler Monolith über den Neuankömmlingen.

„Willkommen, Gouverneur.“

Sagte er schließlich, seine Stimme schwer und metallisch verzerrt.

„Es freut mich, dass es doch so schnell ging.“

Ein kurzer Blick, und der Quarren verstand. Wortlos verließ der Extinktor den Raum, das Tor schloss sich mit einem dumpfen Grollen hinter ihm.

Zion trat näher, die Hände locker hinter dem Rücken verschränkt. Er sprach den Zabrak nicht als Sith an – nicht aus Versehen, sondern aus Überzeugung. In Zions Augen war dieser Mann kein wahrer Dunkler Lord, sondern ein Verwalter, ein Diener der Ordnung. Doch er war ein Gouverneur, und in dieser weltlichen Würde hatte er Erfolge vorzuweisen. Er hatte Korriban ein Stück von seinem alten Glanz zurückgegeben, das war Respekt wert.


„Setzen Sie sich, Gouverneur.“

Sprach Zion nun, sein Tonfall ruhig, doch mit einer unterschwelligen Härte.

„Wollen Sie etwas trinken?“


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Die Macht war in Aufruhr. Saphenus spürte das. Er wagte es nicht, tiefer in sie hineinzuhören, während er in dem schlichten Apartment weilte, das er einst in dem Tempel auf Bastion bezogen hatte. Er wusste, dass er sich vorbereiten müsste, wollte er tief in der Macht versinken und versuchen einen Blick auf die Dinge zu erhaschen, die da kommen mögen.

Die beiden Gungans, die als seine Haushälter dienten, hatte er für heute fortgeschickt. Ihr Dialekt war nervtötend. Er ertrug ihn heute nicht. Zum ersten Mal, seit er sein Amt als Gouverneur angetreten hatte, zögerte er, unmittelbar nach Korriban zurückzukehren. Die gesamte Galaxis war in Aufruhr und noch wusste er nicht, was das für ihn bedeutete. Die wenigen Allianzen, die er geknüpft hatte, waren brüchig und fragil. Sein Einfluss im Imperium beruhte auf dem blassen Schatten seines Amtes und Würden.

Ein dumpfes Klopfen riss Saphenus aus seinen Gedanken. In Ermangelung seiner Diener öffnete der Zabrak selbst die Tür und sah sich einem massiven Quaaren gegenüber. Noch bevor er selbst ansetzen konnte, etwas zu sagen, ertönte die Stimme des Besuchers: „Darth Zion, Zirkelgroßmeistermeister der Extinktoren, erwartet Euer Kommen.“ Ein paar Sekunden vergingen, in denen beide schwiegen. „Jetzt.“, fügte der Quarren dann bestimmt hinzu. Saphenus musterte ihn prüfend von oben bis unten. Kurz fragte er sich, wie diese Spezies wohl mit Lichtschwertern kämpfte. Dann setzte er ein sarkastisches Lächeln auf. „Mir war nicht bewusst, dass ich auf der Gästeliste des Großzirkelmeisters stehe. Die Einladung muss ich wohl verpasst habe. Wie dem auch sei, zufällig habe ich Zeit. Und keine Lust herauszufinden, was passiert, wenn ich ablehne. Falls Ihr diese Möglichkeit überhaupt in Betracht gezogen habt.“

In einen für ihn so typischen, schlichten Umhang gekleidet folgte Saphenus dem Quarren, bei dem er wusste, dass er nicht seine Sympathien hatte. Der Zabrak war neugierig. Kaum hatte er über seine fehlenden Allianzen im Orden sinniert, kam die Einladung des Extinktoren. Saphenus mochte nicht an einen Zufall glauben, nicht im Angesicht des gewaltigen Umbruchs und der drohenden Worte des Großmoffs während der Thronbesteigung.

Zum ersten Mal betrat Saphenus die Pyramide der Extinktoren. Der Zirkel selbst war ihm fern. Es mochte wohl niemanden überraschen, dass er mehr der Macht und ihren Fähigkeiten vertraute denn dem rohen Kampf mit Lichtschwertern und anderen Waffen.

Vor der Kammer des Zirkelgroßmeisters angekommen öffneten sich deren Türen nur scheinbar von Geisterhand. Saphenus achtete darauf, seine Gedanken und Gefühle in der Macht zu verbergen und lauschte der Vorstellung des Quarren, bevor dieser den Raum verließ. Darth Zion war eine eindrucksvolle Gestalt, das musste Saphenus anerkennen. Er erkannte ihn von der Thronbesteigung der neuen Imperatorin wieder und erinnerte sich an die Nähe, die er zu ihr schon räumlich gepflegt hatte. Das sprach für seinen Einfluss zu der Herrscherin.

„Ich danke Euch für Eure überraschende Einladung. Dass es so schnell ging, habt Ihr Eurem Diener zu verdanken. Er machte keinen sonderlich geduldigen Eindruck.“ Saphenus lächelte schief. Darth Zion, ein weiterer Darth unter den Unmengen Sith, die sich dieses Titels ob gerechtfertigt oder nicht bedienten, machte den Eindruck eines Mannes, der Widerspruch nicht gewohnt war und wenn, mit aller Härte bekämpfte. Das hier war sein Revier. Saphenus entschied sich, mitzuspielen. Er war neugierig.

Er folgte der Aufforderung des Sith, sich zu setzen. „Kaltes Wasser.“, antwortete er auf die Frage. Er glaubte nicht so recht daran, dass der Großmeister selbst einschenken würde. „Spannende Zeiten, nicht wahr?“, begann Saphenus inhaltsleer, während er Darth Zion musterte. „Und nicht unbedingt welche, die das Interesse an einem bescheidenen Gouverneur eines von den meisten vergessenen Planeten wecken würden. Schon in Friedenszeiten nicht, in Kriegszeiten sicher noch weniger. Die Meinung des Großmoffs zu Korriban ist sicher allen geläufig…“, zumindest denen, die sich für seine Meinung interessieren! „…aber er ist auch kein Sith, nicht wahr?“ Ein angedeutetes Lächeln huschte über Saphenus‘ Gesicht. „Was kann ich für Euch tun, Großmeister?“

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