IO schrieb:
Scott kann man sicherlich nicht entgegenwerfen, dass seine Filme nicht optisch eindrucksvoll sind. Jedoch fehlt es bei den aufgezählten Filmen mir an Charakteren. Kingdom of Heaven bietet einfach eine unglaubwürdige Charakterentwicklung des Protagonisten, einen zweidimensionalen und klischeehaften Antagonisten und eine dermaß erzwungene Liebesgeschichte.
Bei einem der Widersacher in Hannibal wusste ich nicht ob ich lachen oder weinen soll. Seine optische Darstellung fand ich eher lächerlich. Auch ansonsten finde ich den Film ohne nennenswerte Höhepunkte. Ein IMO sehr schwaches Sequel zu einem sehr guten Vorgänger.
Black Hawk Down ist sicherlich kein schlechter Film. Doch ich finde ihn eher mittelmäßig. In Form der (Anti-)Kriegsfilme - je nachdem wie man es betrachtet - finde ich, dass es bessere Filme gibt...
Ansonsten finde ich, dass es einfach bessere Regisseure gibt als Scott oder Lucas.
Hannibal lassen wir mal aussen vor, da ich auch den Vorgänger nie mochte. Aber KoH muss ich in schutz nehmen: die Charakterentwicklung im Sinne eines Kinodramas ist nicht die Essenz dieses Filmes. Vielmehr orientiert Scott sich dabei an klassische Vorbilder und stellt seinen Helden vor Fragen von kolossaler Bedeutung, um seine weitere Entwicklung voranzutreiben und darzustellen.
Als Basis für die Betrachtung der hauptcharaktere dient die aus der heutigen Sicht (und nicht aus der damaligen) zentrale problematik der Kreuzzüge und das sind einfach Maßstäbe die man nicht nur emotional, sondern auch intellektuell erfassen muss, bevor man meinen kann, eine Offenbarung gepackt zu haben. Na gut, zum einen ist Orlando Bloom einfach ein schlechter Schauspieler, um die ganze Schwere der Bedeutsamkeit des Handelns seines Charakters rüberzubringen (obwohl wenn ich mir die Ep.3 Hauptdarsteller anschaue, dann ist Bloom fast gut), zum anderen thematisiert Scott größtenteils auch Abseits von handelnden Figuren, indem er allgemeine und dennoch nicht oberflächliche Sachverhalte aus dem Kontext des Konflikts behandelt. Das gleiche Rezept hatten wir eigentlich schon bei "Galdiator" und "1492", bloss war es dort dank den ungleich besseren Schauspielern viel einschneinender, direkter, straffer und einfach besser...
Ep. 3 hatte das gleichen Potenzial, wieso spüre ich aber plötzlich nicht die historische Wichtigkeit des Umsturzes ? Wieso sehe ich hinter Anakin einen zu jungen Familienvater, der mit seinen Komplexen nicht fertig wird, anstatt eines
Titanen, der vor globale Entscheidungen gestellt wird ? Wieso will man Russel Crow in Gladiator nur für den Satz "Wer war bei der Armee ?" einen Oscar verleihen, bei Ep. 3 pfeift man aber nur die peinliche Dialogszenen zwischen einem schlecht gespielten Liebespaar aus ? Das ist allein das können des Regisseurs und Scott ist zweifellos der erste, und wahrscheinlich der letzte Mann in Hollywood, für Dramen mit historischem Maßstab.