Gebrauch wird weiter abgelehnt
Hoher Mitarbeiter des Vatikans: "Virus kann durch Kondome dringen."
Es ist bekannt, dass Johannes Paul II. bei der künstlichen Empfängnisverhütung zu keinen Konzessionen an die eigenen Gläubigen bereit ist. Selbst den Gebrauch von Kondomen zum Schutz gegen AIDS lehnt der Vatikan aus theologischen Gründen weiterhin ab.
Doch nun sorgt das Thema Kondome für neue Aufregung. Der Papst soll an "kleine Löcher in Kondomen" glauben, wie das deutsche Nachrichtenmagazin "Spiegel" in seiner Online-Ausgabe schreibt.
"Kann leicht durch das Kondom dringen"
Entgegen dem wissenschaftlichen Konsens, wonach das Verhütungsmittel für HIV undurchlässig ist, propagiere der Vatikan, die "Gummis" hätten kleine Löcher, durch die das Virus dringen könne.
Ein leitender Pressesprecher des Vatikans unterstütze diese Behauptung, berichtet der "Spiegel" unter Berufung auf die britische Tageszeitung "Guardian".
Der für Familienfragen zuständige Kardinal in Rom, Alfonso Lopez Trujillo, sagte gegenüber dem britischen Sender BBC: "Das AIDS-Virus ist grob 450 Mal kleiner als ein Spermium. Und das Spermium kann leicht durch ein Kondom dringen."
Warnhinweise gefordert
Er schlug vor, die Gesundheitsministerien sollten auf Kondompackungen - wie etwa auf Zigarettenschachteln - darauf hinweisen, dass der Inhalt Gefahren berge.
WHO: Falsch
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) versichert, die Thesen des Vatikans seien falsch. Laut WHO reduzieren ordnungsgemäße Kondome das Risiko einer HIV-Infektion um etwa 90 Prozent.
Ein Kondom könne reißen oder verrutschen, es gebe jedoch keine kleinen Löcher, durch die das Virus dringen könne.
42 Millionen haben Virus
Nach Angaben der WHO sind im vergangenen Jahr drei Millionen Menschen an den Folgen von AIDS gestorben. Das sind 8.000 Menschen pro Tag oder einer alle zehn Sekunden. 42 Millionen Menschen tragen derzeit das HI-Virus in sich.
Die Immunschwächekrankheit töte in Afrika mittlerweile mehr Menschen als Krieg und Gewalt. Mehr als zwei Drittel der 15- bis 24-jährigen Mädchen im südlichen Afrika wüssten nicht, wie sie sich vor AIDS schützen könnten.
Zum Kondomgebrauch ermutigt
Das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF unterstützt in Afrika Kampagnen, in denen Mädchen und Burschen gemeinsam Aufklärungsbroschüren und Filmspots entwickeln. Außerdem ermutigt es Mädchen, selbstbewusst die Verwendung von Kondomen zu fordern.
