[Fiction] OT - Die Kunst des Krieges

Sol Deande

Senatsmitglied
Zuerst was allgemeines:
Ich weiß FF ist ein Thema bei dem sich viele denken, dass so was keinen eigenen Thread rechtfertigt, drum entschuldige ich mich hiermit ganz formell wegen dieser Vermessenheit. :braue Ich habe das auch nicht aus Wichtigmacherei gemacht, ich hab das Ding ohnehin schon auf etlichen FF Seiten und Archiven.
Ich denke aber mal dass allein der Umfang dieses geplanten Werks einen eigenen Thread rechtfertigt, denn ich glaube nicht, dass es sinnvoll ist, wenn ich mit so was zig Seiten eines allgemeinen Threads zur Fanfiction blockiere und es wird laaaaaaaang. *g*

Wenn die Mods das anders sehen... bitte einfach verschieben, hab ich absolut kein Problem mit. ;)


Okay, onto the story:
Eine kleine Warnung an alle, die nicht gerne viel lesen: Diese Geschichte ist ein ?Epos?, das sich vom Ende des ersten Todessterns bis kurz nach der Schlacht von Endor erstreckt. Es ist der erste Teil von Dreien, die alle in sich geschlossen sind, weil jeder dieser Teile aus der Sicht einer anderen Person erzählt wird. Diese Geschichte wird beendet, weil das Konzept von A bis Z steht und eigentlich nur noch niedergeschrieben werden muss.

Dieser erste Teil gehört einem gewissen schwarzen Lord und seiner Sicht der Dinge. Hauptperson der gesamten Geschichte ist aber ein Originalcharakter (für FF-unkundige: eine Figur die ich erfunden und in Lucas GFFA gesetzt habe), der sich allerdings nah am Zentrum der wichtigsten Ereignisse aufhalten wird.

Noch was zur Warnung bzw. zur Entwarnung (je nach Präferenz *g*): das ist keine Liebesgeschichte.


Rating: ich würde es je nach Kapitel von PG-13 bis glattes R schwanken lassen; für alle die nicht damit betraut sind:

PG-13 (children from the age of 13 with parential guidance/Kinder über 13 unter elterlicher Aufsicht): mittelschwere Gewaltszenen, vage beschrieben;
R (Rated, zensiert): harte Gewalt (ohne detaillierte Beschreibung der herumfliegenden Körperteile)

Es soll sich also nachher niemand beschweren, dass er nicht gewarnt worden ist. :D


Schlußendlich noch der Disclaimer, damit alles seine Ordnung hat:

Disclaimer: Die Figuren aus Star Wars gehören George Lucas. Diese Fanfiction dient der Unterhaltung und ist ohne
jedes finanzielle Interesse. Verantwortung und Copyright für den Inhalt der Geschichte verbleiben beim jeweiligen Autor.
Eine Verletzung von Urheberrechten ist nicht beabsichtigt.

Any trademarks used are the property of their respective owners.Star Wars and related stuff are the property of George Lucas,
Lucasfilm.Ltd and LucasArts.
This fan fiction exists to honor characters and images created by George Lucas.
They are used herein without permission, but in the spirit of admiration and respect.
No infringement of rights is intended and no profit, of any kind, is made.
 
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Die Kunst des Krieges

Wenn du den Feind und dich selbst kennst, brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu fürchten.
Wenn du dich selbst kennst, doch nicht den Feind, wirst du für jeden Sieg, den du erringst eine Niederlage erleiden.
Wenn du weder den Feind noch dich selbst kennst, wirst du in jeder Schlacht unterliegen.
(Sun Tzu, Die Kunst des Krieges)​



Prolog:

Weiß.

So erschien sie anfangs immer.

Makelloses, strahlendes Weiß.

Die unverletzte Aura eines Menschen, ehe er mit der Kraft seines Geistes über den Rahmen seiner materiellen Existenz hinaus nach ihr griff und damit begann, mit stählernem Würgegriff, langsam die Lebenskraft aus einem Körper zu pressen.

Das in seinen Helm eingebaute audiovisuelle System, lieferte zusammen mit den Gehörimplantaten in seinen Innenohren, eine perfekte Umsetzung der Schallwellen seiner realen Umgebung. In Vaders geistiger Wahrnehmung wurde aber das erstickte Röcheln und Gurgeln, Ausdruck des qualvoll langsamen Sterbens zu seinen Füssen, vollkommen überlagert von dem schrillen, mentalen Schrei des Mannes.

Ein Schrei, den nur er vernehmen konnte, denn von allen Seelen die sich mit ihm auf diesem Schiff befanden, hatte allein er Zugang zur Macht und seinen Opfern gelang es üblicherweise nicht, ihrer Todesqual in der realen Welt hörbaren Ausdruck zu verleihen. Nicht, wenn er es nicht ausdrücklich erlaubte.

Das Individuum, das sich zu seinen Füßen wand, war keine Ausnahme.

Er öffnete seine eiserne Umklammerung ein wenig, nur ganz wenig, um die pulsierende Kälte der dunklen Seite der Macht noch ein wenig länger zu genießen, ehe er die Lebenskraft seines Opfers gnädig auf eine Ebene herabgleiten ließ, von der es keine Rückkehr mehr auf diese Daseinsebene geben würde.

Aus purer Langeweile hielt er die Lebenskraft des Sterbenden danach noch einige Sekunden lang aufrecht, ehe er die letzten Funken dieses jämmerlichen Daseins wie absterbende Asche in der Luft verglimmen ließ.

Nicht länger abgelenkt von Vorgängen, die sich allein in seiner mentalen Welt abspielten, richtete der dunkle Lord seine Aufmerksamkeit wieder nach außen, in die reale Welt die ihn umgab.

Eine reale Welt, die ihn mit perfekter Stille willkommen hieß. Einer Stille, die in krassem Gegensatz zur regen Betriebsamkeit stand, die üblicherweise auf der Brücke seines Schiffes herrschte und die darüber hinwegtäuschte, wie viele Menschen sich wirklich gerade um ihn herum befanden.

Menschen, die das Schauspiel einer Hinrichtung in den Arenen des Imperators aus sicherer Distanz wahrscheinlich mit Amüsement und ausgelassener Erheiterung zur Kenntnis genommen hätten. Die unmittelbare körperliche Nähe zu einem übermächtigen Henker, war allerdings etwas völlig anderes.

Im Moment schienen alle den Atem anzuhalten, um nur ja keine Aufmerksamkeit in ihre Richtung zu lenken. Es gab auch keinen einzigen Menschen um ihn herum, der es gewagt hätte ihn anzublicken.
Vader nahm die Reaktion seiner Mannschaft auf das Schauspiel das er ihnen gerade geboten hatte mit einem seltenen Anflug an Erheiterung zur Kenntnis. Die ganze Angelegenheit würde den unter der Hand verbreiteten Gerüchten über sein persönliches Gefahrenpotential neue Nahrung geben.

Eine derartig extreme Disziplinierungsmaßnahme erfüllte aber immer auch einen gewissen Zweck. Die ohnehin zufriedenstellende Effizienz seiner Mannschaft würde sich in den nächsten Wochen maßgeblich steigern. Die Zahl der Versetzungsgesuche allerdings auch.

Nun, diese Verluste waren zu verschmerzen, denn es gab genug Chargen die darauf brannten, unter ihm dienen und an seiner dunklen Glorie teilhaben zu dürfen.

Er drehte den Kopf ein wenig und betrachtet das gesenkte Gesicht des Offiziers, der unmittelbar neben ihm stand. Ein Netz feinster Blutspritzer überzog das Gesicht und die Uniform des Mannes. Das kaum wahrnehmbare Zittern verdeutlichte, dass sein Adjutant alle Kraft aufbieten musste, um neben ihm stehen zu bleiben und seinen Fluchtreflex unter Kontrolle zu halten.

Ein Blick auf die vor ihm liegenden Überreste seines Opfers sagte Vader auch warum.

Obwohl er die Macht sehr genau dosieren konnte, entglitt ihm bisweilen ein wenig die Kontrolle, wenn er es sich erlaubte in ihrer dunklen, machtvollen Präsenz zu schwelgen. Dann konnte sogar ihn die Effizienz überraschen, mit der die dunkle Seite einen Körper vernichten konnte, der ihren ungezügelten Launen auch nur für wenige Augenblicke ausgesetzt worden war.

Nun, der Putztrupp würde jedenfalls geraume Zeit beschäftigt sein.

Vaders schwere Schritte hallten durch den Raum, als er ohne besondere Eile die Brücke und die auf ihr herrschende, entsetzte Spannung, hinter sich ließ.

Heute würde es sicher niemand mehr wagen, ihn mit unwichtigen Details zu belästigen.
 
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* * *​

?Sie sind einer der Besten Abgänge ihres Jahrgangs, und ehrgeizig wie mir ihre Ausbilder versichert haben.?

Der vorgesetzte Offizier lehnte sich ein wenig nach vorne und schloss damit die Distanz etwas, die der massive Schreibtisch zwischen ihm und seinem Gegenüber aufbaute. Seinen abschätzenden Blick hatte er auf die Person gerichtet, die da mit jugendlicher Unbekümmertheit vor ihm saß, randvoll mit all den trügerischen Ambitionen und Illusionen, die nur ein ausgezeichneter Abschluss bei einem Neuling erwecken konnte.

?Der Imperator hätte eine besondere Verwendung für sie, wenn sie bereit wären auch einen etwas unkonventionellen Aufstieg innerhalb des imperialen Heeres in Betracht zu ziehen.?

Nicht umsonst war der Offizier seit langer Zeit mit Fragen personeller Natur betraut. Seine scharfe Beobachtungsgabe und seine im Lauf der Jahre erworbene, nicht unbeträchtliche Menschenkenntnis hatten ihn in diese einflussreiche Position aufsteigen lassen. Eine Position die er sehr gewissenhaft ausfüllte und die ihm von Zeit zu Zeit sogar die Aufmerksamkeit allerhöchster Kreise einbrachte, wenn es darum ging einen Posten mit besonderem Anforderungsprofil zu besetzen.

Er konnte die Gedankengänge des frischgebackenen Fähnrichs beinahe lesen, so deutlich erkannte der geschulte Beobachter in ihm jede noch so unbewusste Reaktion auf sein Angebot.

Der potentielle Kandidat war zweifellos überrascht über die Tatsache, dass ein vorgesetzter Offizier es für nötig erachtet hatte, persönlich Erkundigungen einzuholen. Eine unübliche Vorgehensweise, die allerdings keine unangebrachte Selbstüberschätzung in dem Fähnrich zur Folge hatte, lediglich deutlich sichtbaren Argwohn.

Ausgezeichnet.

Die wache Intelligenz seines Gegenübers und das so offensichtliche Fehlen von Arroganz erfreute den Offizier insgeheim und hielt sein Interesse aufrecht. Eine andere Reaktion hätte unvermeidlich einige höfliche Plattitüden und ein schnelles Ende des Gesprächs nach sich gezogen. So aber tauchte immerhin die Möglichkeit auf, vielleicht hier die richtige Person für den zu besetzenden Posten gefunden zu haben.

?Ich bin ausgebildet worden um zu dienen, Oberstleutnant. Was immer mir für eine Aufgabe zugedacht worden ist, ich werde meine Pflicht erfüllen.?

Die leidenschaftslose Art in welcher der Fähnrichs ihm diese stupide Formel präsentierte, hätte ihm an anderer Stelle durchaus einen Verweis einbringen können. In Anbetracht der gegebenen Umstände bestätigte sich dadurch aber lediglich die erste Einschätzung des Offiziers, einen ruhigen und vorsichtig agierenden Charakter vor sich zu haben.

Eine wichtige Entscheidung kam auf den Fähnrich zu und ganz offensichtlich wollte er sich nicht durch eine vorschnelle emotionale Reaktion in seiner Entscheidungsfreiheit selbst beschränken.

Durchaus nachvollziehbar, stellte der Offizier für sich fest. Fern davon, den Fähnrich ob seines indifferenten Tonfalls zu rügen, antwortete er deshalb mit der Andeutung echter Erheiterung in seiner Stimme,

?Seien sie nicht zu voreilig, Fähnrich. Die Erfüllung ihrer Pflicht könnte sie in diesem Fall mehr kosten als sie zu geben bereit sind.?

Mit diesen Worten nahm Er den vor sich liegenden Aktenordner, reichte ihn seinem Gegenüber und gab ihm genügend Zeit, um das Anforderungsprofil genau zu studieren. Um sich nicht dem Verdacht auszusetzen, den Kandidaten allzu offensichtlich zu beobachten, ließ Er in der Zwischenzeit seinen Blick langsam über die kleinen und großen Gegenstände auf seinem Schreibtisch wandern und beschäftigte sich schließlich oberflächlich mit dem vor ihm ausgebreiteten Aktenmaterial.

Als der Fähnrich wieder zu ihm hochblickte, konnte der Oberstleutnant ein innerliches Seufzen nicht unterdrücken. Der anfänglich unterschwellige Argwohn des Neulings war mittlerweile einer geradezu greifbaren Alarmbereitschaft gewichen.
?Warum ist gerade dieser Posten frei geworden.?

?Der letzte Adjutant hat nicht entsprochen.?

Ein kurzes, aber betretenes Schweigen zwischen beiden Parteien folgte diesen Worten.

?Und warum glauben sie, dass ausgerechnet ich diese Position überleben könnte??

Eine durchaus berechtigte Frage, aber es war ohnehin an der Zeit, die ganze Angelegenheit ein wenig voranzutreiben. Deshalb beschloss der Oberstleutnant wieder besseres Wissen, den Fähnrich ein wenig aus der Fassung zu bringen.

?Der Name ihres Vaters hat immer noch einen gewissen Klang im Imperium. Trotz allem.?

Ja, trotz allem.

Soweit er es beurteilen konnte, traf der Sarkasmus seiner Worte ihr Ziel genau, aber der Fähnrich machte eine löbliche und durchaus erfolgreiche Anstrengung seine persönlichen Gefühle zu unterdrücken. Kerzengerade aufgerichtet, mit durchgedrücktem Rücken, blickte er den Offizier geradeheraus an, lediglich die Andeutung eines Vorwurfs in seinem Blick.

?Würden sie mir eine Frage erlauben, Oberstleutnant??

?Fragen sie.?

?Ich bin doch nicht ihre erste Wahl, nicht wahr??

Der so Angesprochene konnte nicht umhin den Schneid zu bewundern, mit welcher der Frischling gerade zum Gegenangriff übergegangen war. Er war sich nicht ganz sicher ob sich der Kandidat damit nicht gerade selber aus dem Auswahlverfahren geschossen hatte, aber zumindest eine ehrliche Antwort hatte er sich verdient.

?Nein, aber alle anderen vor ihnen haben diskret abgelehnt und angesichts des persönlichen Risikos eine konventionelle Laufbahn vorgezogen.?

Der Fähnrich bedachte den vorgesetzten Offizier mit einem Blick, als würde er an dessen geistiger Gesundheit zweifeln.

?Und mir muten sie zu, dieses Risiko zu tragen.?

?Ich mute ihnen gar nichts zu. Es ist allein ihre Entscheidung,?

Das beiläufige Schulterzucken hatte den Zweck, das vorgeschobene Desinteresse des Offiziers zu unterstreichen, ehe er nachsetzte,

?Sie dürfen auch ablehnen ohne nachteilige Konsequenzen für ihre berufliche Laufbahn befürchten zu müssen. Ein Privileg, das den potentiellen Anwärtern ausdrücklich zugestanden worden ist. Neben einigen besonderen Vergünstigungen natürlich.?

?Vergünstigungen??

Der Oberstleutnant richtete sich abrupt auf, zeigte aber ansonsten mit keiner Regung, dass es bei den Gesprächen mit den anderen Kandidaten selten bis zu diesem Punkt gekommen war.

?Nun ja. Das betrifft vor allem Rang und Bezahlung. Wenn sie sich einverstanden erklären werden sie sofort in den Rang eines Leutnants erhoben und bekommen darüber hinaus das doppelte der für diese Charge übliche Salär. Außerdem besteht die Option auf eine Rangerhebung bis zum Grad eines Majors.?

Der Oberstleutnant ließ einige Sekunden verstreichen, ehe er eisenhart nachsetzte,

?Das ist wesentlich mehr, als sie persönlich jemals hätten erwarten dürfen.?

?Mein Abschluss an der Akademie war ausgezeichnet, mein Führungszeugnis tadellos....?

?Sicher ein Faktum, aber eines das bei einem Handicap wie dem ihren bei der Besetzung höherrangiger Posten bestenfalls als irrelevant eingestuft werden dürfte.?

Obwohl der Fähnrich das Kinn in einer spontanen gefühlsmäßigen Reaktion angriffslustig vorstreckte, verkniff er sich eine entsprechende Erwiderung. Eine weise Entscheidung, denn beide wussten sehr genau, dass diese Aussage keineswegs übertrieben war.

Interessiert beobachtete der Offizier den inneren Kampf, der da vor ihm gerade ausgefochten wurde: das Abwägen zwischen der Loyalität sich selber und den eigenen lebenswichtigen Interessen gegenüber und der greifbaren Möglichkeit der Sache zu dienen, der sich der junge Mensch da vor ihm, mit Haut und Haaren verschrieben hatte.

In einem wie es schien, letzten Aufbäumen, gegen das selbstauferlegte Diktat von Loyalität und Pflicht, schien der Fähnrich schließlich einen Ausweg aus dem Dilemma gefunden zu haben und stieß beinahe enthusiastisch hervor,

?Was ist, wenn ER mich ablehnt??

Mit routinierter Härte ließ der Offizier den Hauch an Mitleid, den er plötzlich für sein Gegenüber empfand, wirkungslos an sich abgleiten. Zur Schau gestellte Empathie half niemandem. Er hatte seine Pflicht zu erfüllen wie alle anderen auch, jeder auf seine Art. Seine Aufgabe lag nicht darin sich Gedanken über das unabwendbare Schicksal anderer kleiner Rädchen zu machen. Er war hier, damit gewisse Dinge reibungslos ablaufen konnten.

?ER hat sie aus einer ganzen Liste von Vorschlägen persönlich ausgesucht.?

Im Grunde genommen war die Entscheidung bereits gefallen. Von allen potentiellen Kandidaten war dieser hier der vielversprechendste, der passendste, gemessen an den Anforderungen die gestellt worden waren. Mit dem Instinkt und der Berufserfahrung vieler Jahre erkannte der Offizier, dass sein Gegenüber nur einen Hauch davon entfernt war, dem Angebot zuzustimmen.

Familie war eine machtvolle Institution. Der Fähnrich würde seine Entscheidung nicht aus idealistischer Begeisterung für das System oder persönlicher Geltungssucht treffen, wohl aber aus einem außerordentlich stark entwickelten Bewusstsein für Pflicht und Loyalität heraus.

Der Rest würde lediglich eine Formalität sein.

Bereits innerhalb der nächsten zwei Tage würde der Fähnrich an die entsprechende Behörde überstellt und nach dem üblichen Durchlauf durch die Mühlen der Bürokratie, sowie einem ausführlichen Gesundheitsscheck, auf direktem Weg zur imperialen Thronwelt sein.

Es war wirklich Zeit, diese Farce zu beenden.

?Es hat gewisse Leute eine Menge gekostet um ihren Namen auf diese Liste zu setzen.?

Das Mienenspiel des Fähnrichs ließ keinen Zweifel daran, dass er eine ziemlich klare Vorstellung davon hatte, was es diese gewissen Leute gekostet hatte, ihm diese Möglichkeit zu verschaffen.


***​

Wenige Minuten später lehnte sich der Oberstleutnant in seinem bequemen Sessel zurück, nur dem äußeren Anschein nach mit sich selbst zufrieden.

Sein selten benutztes Gewissen krümmte sich bei dem Gedanken an die Art und Weise, in der er sein Wissen und seine Erfahrung dazu benutzt hatte, die persönliche Entscheidung eines anderen Menschen zu manipulieren.

Laut Anforderungsprofil sollte der Fähnrich doch in der Lage sein, diesen Posten zu überleben... versuchte er sich selber zu beruhigen, aber... so meldete sich sein Realitätssinn mit fatalistischer Gewissheit... sehr wahrscheinlich ist es nicht.


***​
 
Kapitel 1: (ab hier Vaders POV)

Coruscant, das imperiale Zentrum.

Leuchtendes Kronjuwel und Thronwelt des Imperators. Schlangengrube seiner adeligen Elite, bis obenhin angefüllt mit Neid, Missgunst und Intrigen. Eine Welt der Gegensätze, wo sich größter Reichtum neben Lebensformen zur Schau stellt, die in den Slums der untersten Ebene um das nackte Überleben kämpfen.

Nirgendwo ist das Regime des Kaisers straffer geführt und dennoch ist kaum eine Welt anarchischer. Eine monströse Mega-Metropole, die sich in einem perversen Terraforming wie ein Krebsgeschwür über den ganzen Planeten ausgebreitet, und die natürliche Oberfläche des Planeten schließlich vollständig unter einem künstlichen Panzer aus Plastahl und Durabeton begraben hat.

Ihr wahres Gesicht verborgen, eingezwängt in ein mechanisches Korsett, entspricht das Schicksal dieser Welt ganz und gar dem Meinen. Für mich ist Coruscant ungemein komfortabel in all seiner Künstlichkeit.

Das Heulen beim Zurückfahren der Repulsoraggregate, sowie die spürbare Veränderung des Luftstroms, als die beiden unteren Leitwerke der Fähre hochgeklappt werden, informieren mich darüber dass unsere Landung in der geschützten Bucht im Kellerbereich meiner Burg unmittelbar bevorsteht.

Die eigentliche Landung verläuft problemlos und glatt. Kein überraschendes Ergebnis, angesichts des dauerhaft schönen Wetters auf der kaiserlichen Zentralwelt und der Konsequenzen, die meine Piloten zu befürchten haben, wenn ihre Leistung meine Ansprüche nicht zufrieden stellt.

In der Landebucht bereit, steht ein kleines Empfangskomitee meiner persönlichen Bediensteten um mich mit gebührendem Respekt zu begrüßen und meine Order entgegenzunehmen. Ihre augenscheinliche Distanz interpretiere ich als ein Zeichen von Achtung und Respekt. Die Abwesenheit greifbaren, pulsierenden Lebens in meiner unmittelbaren Nähe ist eine Tatsache, die mich längst nicht mehr so berührt wie früher.

Ich zweifle nicht einen Moment daran, dass in meinen persönlichen Räumen alles bis ins kleinste Detail nach meinen Wünschen und Vorlieben vorbereitet worden ist. Doch scheinbar werde ich noch eine Weile darauf warten müssen, mich in den innersten Kern meiner Burg zurückziehen zu können. Einen von nur zwei Orten im bekannten Universum, an dem ich es wagen kann, die deformierten Reste meiner menschlichen Existenz vollständig aus ihrer schwarzen Panzerung zu befreien.

Man teilt mir mit, dass der Imperator mich zu sich befiehlt.

Diese knappe Information genügt, um beinahe so etwas wie ein Hochgefühl in mir auszulösen. Ich heiße diese seltene Emotion willig - ja beinahe gierig - willkommen, denn in Wahrheit ist der Imperator das einzige Lebewesen in meinem Leben, der mich überhaupt noch Teil haben lässt an Gefühlen irgendwelcher Art. Er allein kann die vollkommene Einsamkeit und Leere die ich in mir fühle, mit seiner kalten Präsenz füllen und zu einer erhabenen Lebensform erheben.

Zu ihm gerufen zu werden, bedeutet in das Herz des Imperiums vorzudringen, an der dunklen Macht in ihrer reinsten Form teilzuhaben. Der Imperator ist die Personifikation und der lebende Garant für die neue Ordnung, erbaut auf den Trümmern der alten Republik und den verrottenden Leibern unserer Gegner.

Ich beschließe gnädig die Tatsache zu übersehen, dass man mir die Aufforderung des Imperators noch in der Fähre hätte mitteilen können. Um mich allerdings nicht dem Verdacht der Milde auszusetzen, teile ich meinen Untergebenen mein Missfallen durch bedeutungsvolles Schweigen mit, das ich solange aufrechterhalte, bis mir die sichtbaren Zeichen ihres Unbehagens mitteilen, dass sie meine Botschaft verstanden haben.

Manchmal ist ein Schweigen angsteinflössender, als es ein Wort jemals sein könnte. Es lässt einfach zuviel Raum, um meine Stimmung tatsächlich einschätzen zu können. Ich kehre ihnen den Rücken zu und überlasse sie bis zu meiner endgültigen Rückkehr ihren eigenen Vorstellungen darüber, ob sie den Tag überleben werden oder nicht.

Während ich sicheren Schrittes zu meiner Fähre zurückkehre, um der Aufforderung des Imperators unverzüglich Folge zu leisten, beschließe ich, mir die Zeit bis zur Ankunft in den privaten Räumlichkeiten des Kaisers damit zu vertreiben, ein wenig über der Vergangenheit zu meditieren.

Es ist eine meiner bevorzugten Techniken, um mich nach langer Abwesenheit auf die unmittelbare körperliche Präsenz des Imperators vorzubereiten. Sorgfältig in den untersten Schichten meines Bewusstseins verborgen, stärken mich die dort lauernden Gefühle und lassen mich dem Imperator gefasst und gestärkt gegenübertreten.

Die dunkle Seite der Macht verzeiht denen ihr dienen keine Schwäche. Noch habe ich aber meine Menschlichkeit nicht vollkommen genug abgelegt, um die Position meines verehrten und hochgeachteten Meisters selber beanspruchen zu können.

Verrat?

Man sollte diesen Gedanken nicht an den langweiligen, ethischen Maßstäben gewöhnlicher Lebensformen messen. Vom Standpunkt der dunklen Seite aus betrachtet, ist das keine Illoyalität, sondern lediglich eine logische Konsequenz. Es ist ihre Eigenart, dass sie nur den Stärksten zufließt und nur die Stärksten können ihr standhalten.

Ich gebe mich allerdings keinen Illusionen hin. Der Kaiser ist zwar alt, aber die Macht ist stark in ihm wie nie zuvor. Bis meine Zeit gekommen ist, kann ich lediglich versuchen mich zu wappnen und an seiner Seite zu bestehen.

Meine tödliche Verachtung den Irregeleiteten des alten Ordens gegenüber, mein kalter Hass auf diejenigen, die meinen jugendlichen Idealismus missbraucht und mich einem Schicksal überlassen haben, dem ich allein wegen IHRER Schwäche unterworfen wurde...

Verdammt sei die alte Republik und verdammt seien alle, die an ihrer fehlgeleiteten Ideologie zugrunde gehen mussten, tot und verbrannt, ihre Asche in alle Winde verstreut. Doch selbst in meinem schlimmsten Wüten konnte mir keiner ihrer Tode, eine Entschädigung für das Opfer sein, das mir die Geburtswehen dieser neuen Ordnung selber abverlangt haben: meine eigene geborene Identität und meinen menschlichen Körper.

Meine Erinnerung kann Hunderte Leben aufrufen, die in den letzten Augenblicken ihres Daseins, gepeinigt an meine Menschlichkeit appelliert haben, wo doch sie es waren die mir alles Menschliche genommen haben. Aber ich kann aus tiefster Seele beschwören, dass ich sie ohne Ausnahme an derselben Gnade teilhaben ließ, die auch sie mir erwiesen haben.

Es ist dieser Gedanke schwärzester Genugtuung, mit dem ich meinem Meister gegenübertrete.

All die Kriecher und Günstlinge hinter mir lassend, welche die endlosen Korridore vor den privaten Gemächern des Imperators belagern, werde ich ohne Verzögerung zu ihm vorgelassen. Es ist seine Art zu zeigen, dass sein oberster Feldherr, trotz des Desaster mit dem ersten Todesstern, höher in seiner Gunst steht als jemals zuvor.

Es hat natürlich einen offiziellen Tadel gegeben, eine formelle Note, wenig mehr. Allerdings gab es genügend Stimmen, die meine Abberufung und Schlimmeres gefordert haben. Zweifellos auch unter denen, die mir gerade eben mit respektvoller Verbeugung Platz gemacht haben. Es ist ein handfestes Wunder, dass diese unbedeutenden Kreaturen nicht auf der Schleimspur ausrutschen, die sie selber hinterlassen.

Der Imperator spürt meine Stimmung und lächelt befriedigt. Wir sind wie Spiegel zueinander, Ich und Gegen-Ich, die sich an der Kraft und Bösartigkeit des jeweils anderen stärken. Ein Meister und ein Schüler, nicht mehr aber auch nicht weniger. Das machtvolle Band das uns vereint, lässt die Luft um uns herum vor statischer Elektrizität beinahe knistern.

Dies alles in mich aufnehmend, wird mir wieder einmal bewusst, dass der Kaiser das einzige Lebewesen im Universum ist, das mir noch so etwas wie Furcht einflößen kann. Seine blosse, ehrfurchtgebietende Gegenwart zwingt mich, der ich mich vor niemandem sonst beuge, in die Knie.

Im Grunde genommen macht es mir nichts aus, mich einer Autorität zu unterwerfen, solange sie nur eine wirkliche Autorität ist. Viele Personen haben diesen Anspruch mir gegenüber erhoben. Obi-Wan, in all seiner salbungsvollen Überheblichkeit, war nur der Letzte in einer sehr, sehr langen Reihe, die diese Vermessenheit mit ihrem Leben bezahlen mussten.

Übrig blieb allein nur Er, der mich den Weg aus der Verblendung meiner Jugend geleitet hat. Der mich befreit hat von den Vorstellungen und Idealen derjenigen, deren Name verflucht und vergessen sein soll, solange die neue Ordnung Bestand hat.

Deshalb macht es mir nichts aus, vor ihm niederzuknien um ihm meine Ergebenheit zu beweisen. Es macht mir nichts aus mich zu beugen und demütig zu seinen Füßen zu verharren, bis er mich einer Anrede für würdig hält. In dieser Position liegt eine Spannung und Stabilität, die es meinem Körper ermöglicht das Zittern zu unterdrücken, dass mein von Furcht erfüllter Geist meinen Muskeln aufzwingen möchte.

?Berichtet, mein Freund.?

Der Tonfall ist vordergründig freundlich, aber ich kenne meinen Herrn und Gebieter schon lange genug, um die kleine sarkastische Nuance herauszuhören, mit der er seine Begrüßung gewürzt hat.

Ich erstatte mit gewohnter Routine meinen Bericht über Flottenverbände, Truppenver-legungen, Personal- und Disziplinarfragen und der Imperator nimmt ihn mit gewohnter Selbstverständlichkeit zur Kenntnis. Dabei wendet sich sein Blick nicht ein einziges Mal von dem großen Panoramafenster seines opulent ausgestatteten Empfangszimmers ab. Er stellt mir auch keine einzige Frage.

Warum sollte er auch.

Es geht ihm bei diesen Begegnungen gar nicht darum, aus erster Hand Informationen zu bekommen, die er ohnehin aus anderen, verlässlichen Quellen bereits erhalten hat. Dieses ewiggleiche Eröffnungsgeplänkel dient lediglich der Form: der oberste imperiale Feldherr erstattet dem obersten Befehlshaber des Imperiums seinen Bericht.

Ein Gebiet, auf dem es zwischen uns nicht mehr wirklich viel zu sagen gibt. Was militärische Belange betrifft, ist meine Position dem Kaiser gegenüber außerordentlich stark. Palpatine kennt meine strategischen Talente zur Genüge und schätzt meine eiserne Hand. Er weiß, dass ich alles in meiner Macht stehende tue, um seinen Willen bei den Truppen durchzusetzen... und in aller gebotenen Bescheidenheit: das ist nicht eben wenig. Im Moment gibt es niemanden, der ihm auch nur annähernd gleichwertige Dienste leisten könnte.

Nichtsdestotrotz bin selbst ich nicht unfehlbar. Es bedarf allerdings schon eines kombinierten Desasters in der Kategorie eines desaströsen geheimdienstlichen Versagens, gefolgt von einem massierten Rebellenangriff auf einen, von einem ignoranten Kommandanten geführten Todesstern, sowie dessen unglückliche Vernichtung, um meine Möglichkeiten vollkommen zu neutralisieren.
Um der Wahrheit die Ehre zu geben: es hätte nicht viel gefehlt, und ich wäre dort draußen, inmitten der Trümmer des ersten Todessterns, ebenfalls gefallen.

Ein denkwürdiger Tag, als der Imperator mir die für dieses Desaster verantwortlichen Geheimdienstoffiziere höchstpersönlich überantwortet hat und ihr weiteres Schicksal meiner Gnade überließ. Nun, diese Versager können sich in der Tat glücklich schätzen, denn sie alle haben diesen Tag überlebt, mehr oder weniger.

Ich habe ihnen sogar die Wahl gelassen, mir entweder, unter Einsatz ihres Lebens, Informationen aus den Reihen der Rebellenallianz zu verschaffen oder noch einmal für einige Stunden die Gastfreundschaft einiger sehr abgelegener Räumlichkeiten in den unterirdischen Verliesen meiner Burg zu genießen. Diesmal mit einem etwas endgültigeren Ergebnis.

So routiniert in meiner Berichterstattung bin ich, so selbstvergessen, angesichts all dieser trockenen Zahlen und Fakten, dass ich noch eine ganze Weile weiterspreche, ehe mir bewusst wird, dass der Imperator mich gerade angesprochen hat.

Was hat er gesagt?

?Es ist genug, Lord Vader. Wie immer erledigt ihr alles zu meiner vollsten Zufriedenheit.?
Die Geschwindigkeit mit der sich mein Meister aus seinem Sessel erhebt, straft sein so offensichtliches Alter Lügen. Ich betrachte die Verwüstungen, die Furchen und Narben, die sich immer tiefer in sein Gesicht und seinen Körper eingraben, weil ihn das schwarze Feuer von Innen heraus verzehrt.

Das gegenwärtige Erscheinungsbild meines Meisters sollte eigentlich eine deutliche Warnung an mich sein, was der exzessive Gebrauch der dunklen Seite der Macht einem Körper antun kann. Ein geradezu lachhafter Gedankengang, angesichts meiner eigenen körperlichen Defizite.

Mein Meister bedeutet mir aufzustehen und ihm zu folgen.

?Lasst uns einige Schritte zusammen gehen, Lord Vader. Ich habe eine seltene Neuheit in meinen Gärten, die ich euch gerne zeigen möchte.?
 
Wir verlassen die Prunkräume im Herzen des Palastes und durchschreiten gemeinsam die Phalanx der kriecherischen Höflinge und aufdringlichen Administratoren. Ihre neidischen und kritische Blicke brennen in meinen Rücken, als ich an ihnen vorübergehe. Ich, des Imperators mächtigster Feldherr und sein bevorzugter Schüler, der all das erreicht hat, was sie nur in ihren kühnsten Träumen zu hoffen wagen.

Bezüglich meines allgemeinen Beliebtheitsgrades, gebe ich mich keinerlei Illusionen hin. Als zweitmächtigster Mann des Imperiums habe ich viele Feinde, die meisten davon sitzen direkt im imperialen Senat.

Selbstverständlich werden derartige Ressentiments aufgrund meiner bevorzugten Stellung nur hinter vorgehaltener Hand diskutiert, und selbstverständlich lassen mich diese Aktivitäten völlig kalt. Ich frage mich allerdings unwillkürlich, was genau den Imperator dazu veranlasst hat, mich heute vor allen Augen so offen zu protegieren.

Als wir die Gärten erreichen, ergreift der Imperator wieder das Wort,

?Nyxx acanthia, Lord Vader. Kennen sie diese Pflanze? Nein? Nun, sie ist etwas wahrhaft besonderes.? Er winkt mich zu sich heran und deutet auf ein ausgesprochen unscheinbares, krautiges Pflänzchen. ?Sie entstammt einer so kargen Welt, dass sich Euer eigener staubiger Heimatplanet dagegen wie das reinste Paradies ausnimmt.?

Ich bezweifle sehr stark, dass es irgendeine ödere, bedeutungslosere Welt im bekannten Universum gibt, als Tatooine. Indem mich der Imperator aber an meine bescheidene Herkunft erinnert, führt er mir subtil meine untergeordnete Position vor Augen. Ich weiß jetzt, dass ich eine Lektion zu erwarten habe.

Angesichts dessen, beschließe ich seine Geduld ein wenig auf die Probe zu stellen.

?In Anbetracht Eurer anderen Schätze ist diese eher bescheidene Pflanze wohl kaum dazu geeignet, euren Gärten als besondere Attraktion zu dienen, mein Imperator.?

Der Kaiser lächelt kalt und winkt ab,

?Die gegenwärtige Erscheinungsform dieser Pflanze ist bedeutungslos, misst man sie an ihrem Seltenheitswert. Es war bisher nahezu unmöglich eine Nyxx auf eine andere Welt auszusiedeln, selbst wenn man ihr exakt dieselben kargen Lebensbedingungen bietet, wie auf ihrem eigenen Heimatplaneten. Im gesamten Imperium gab es bis jetzt nur eine einzige derartige Pflanze, die außerhalb ihres natürlichen Lebensraumes existieren konnte.

Einer der loyalsten Familien des Imperiums ist es gelungen hinter das Geheimnis der Ökologie dieser Pflanze zu kommen und sie nachzuzüchten. Diese eine Nyxx war bislang unter Liebhabern nahezu unbezahlbar.?

Der alte Mann kichert boshaft.

?Erst heute morgen hat man mir diese Pflanze als Geschenk überbracht, mit exakten Anweisungen an meine Gärtner, wie sie mit ihr zu verfahren hätten. Das Haus Arden hat mir darüber hinaus glaubhaft versichert, dass alle Originalunterlagen diesbezüglich vernichtet wurden und ich somit alleiniger Besitzer der Informationen und dieser ungewöhnlichen Seltenheit bin.?

Der Imperator macht eine bedeutungsvolle Pause, um mir genügend Zeit zu geben die Informationen zu verdauen, die er so beiläufig in seine Rede eingestreut hat.

?Ihr wisst worauf ich anspiele nicht wahr, Lord Vader??

?Ja, Meister.?

Natürlich weiß ich es. Arden ist nicht nur der Name einer Familie deren Loyalität über allen Verdacht erhaben ist, es war auch der Familienname jenes Offiziers, dessen Eingeweide und Blut erst kürzlich einen interessanten Kontrast zu der schwarzpolierten Bodenfläche auf der Brücke meines Sternzerstörers gebildet hatte.

?Die Offiziere die euch persönlich dienen, sind üblicherweise sorgfältig ausgesucht und entstammen selbstverständlich Familien, die dem Imperium loyal dienen.?
In meinem Inneren spüre ich, wie das vertraute Gefühl dumpfen Zorns sich zu regen beginnt und sich langsam, mit eiskalten Fingerspitzen, meinen Rücken hocharbeitet. Ich mache eine nicht unerhebliche Anstrengung dieses Gefühl zu unterdrücken.

Amüsement wäre eine geeignetere Emotion, angesichts dieses lächerlichen Versuchs einer Einflussnahme auf die Entscheidungen des Kaisers. Eine Gefälligkeit von hohem Wert, im Austausch gegen den Verlust meiner Position, am Besten meines Lebens. Das reichlich unkreative Vorgehen einer Familie voller ererbter Bürokraten.

Selbstverständlich ist das Haus Arden reich und effizient, aber, wie alle ihrer Profession viel zu konservativ und schwerfällig in ihrem Denken und Handeln, um den so begierig erhofften Aufstieg in allerhöchste Kreise auch tatsächlich verwirklichen zu können.

Ich unterdrücke ein verächtliches Schnauben. In solchen Momenten verstehe ich, warum sich der Imperator gerne mit mittelmäßigen Ambitionisten wie diesen umgibt. Ihre bedingungslose Loyalität macht sie so praktikabel in ihrer Handhabung.

?Wenn ich die komplette Abwesenheit von Talent mit den entsprechenden organisatorischen Defiziten und der unangebrachten Aufdringlichkeit Leutnant Ardens in die Waagschale werfe, dann denke ich, ist allein die Vergabe des Postens an ihn mit dem Wert dieser Pflanze mehr als abgegolten.?

Meine etwas unbeherrschte Replik ist so nahe an einer direkten Kritik, dass ich unwillkürlich den Atem anhalte. Das mechanische Äquivalent zu meinen Lungen zwingt mich allerdings sehr schnell dazu, wieder meinen normalen Atemrhythmus aufzunehmen.

Meine Befürchtungen sind gegenstandslos. Im Gegenteil, mein kleiner Ausbruch scheint den Imperator ungemein zu erheitern.

?Wie immer macht ihr euren Standpunkt sehr deutlich, mein Freund. Diplomatie und Politik sind noch nie eure Sache gewesen, nicht einmal in den alten Tagen, an der Seite eurer...?

Palpatines Lachen erstickt so plötzlich, dass die Abwesenheit dieses unerfreulichen Geräusches eine lastende Stille hinterlässt.

?Lassen wir das, mein Freund. Einige unserer Feinde sind schon zu lange tot, um noch auf ihren Gräbern zu tanzen.?

Ja, lassen wir das. Die unwillkommene Erinnerung an gewisse Feinde veranlasst mich zu anderen Gefühlen, als dem Bedürfnis auf ihren Gräbern zu tanzen. Unerwünschten, weggeschobenen Gefühlen. Lassen wir das.

Er dreht sich zu mir herum und fixiert mich mit trüben, gelben Augen,

?Sowohl Eure Stellung als auch euer Kopf sind sehr vakant, seit der Sache mit dem Todesstern. Mein Festhalten an Euch wird von gewissen Kreisen nur mit Unwillen zur Kenntnis genommen.?

Obgleich das Thema durchaus ernst ist, ist diese Gelegenheit für einen privaten Witz zwischen uns beiden zu gut, um sie einfach vorübergehen zu lassen,

?Wie schätzt ihr die Stimmung im imperialen Senat diesbezüglich ein, mein Imperator??

?In Bezug auf meine Entscheidungen? Selbstverständlich als vollkommen bedeutungslos.?

Aufgrund unserer gemeinsamen Geschichte geht auch an mir der trockene Wortwitz dieses Schlagabtauschs nicht spurlos vorüber und wir teilen einen seltenen Moment gemeinsamer Erheiterung.

Der Moment geht vorüber und hinterlässt den Imperators ernster als zuvor. Seine Körpersprache und sein Mienenspiel verraten mir, dass unser Gespräch einen Punkt erreicht hat, an dem jedes weitere Worte von ihm definitiv und in keinster Weise diskutabel ist.

?Der Senat agiert genauso wie man es von ihm erwartet. Sie verschwenden das bisschen Macht das ich ihnen gelassen habe, an bedeutungslose Grabenkämpfe. Diese Chaoten haben nicht einmal soviel Einigkeit, um auch nur die Geringste meiner Entscheidungen zu beeinspruchen.?

?Ja, mein Imperator.?

?Ich mische mich üblicherweise nicht ein, wenn es darum geht wie sie ihre Leute führen, Lord Vader, solange ihre Methoden die gewünschten Folgen zeitigen. Wir sollten uns allerdings darauf einigen, dass eine gewisse Kontinuität zumindest in den oberen Rängen der Befehlshierarchie erhalten bleiben sollte.?

Er zeigt auf das unscheinbare Pflänzchen neben ihm, das Gleichnis, auf dem er meine Lektion aufgebaut hat,

?Eine Nyxx blüht nur einmal innerhalb eines Centums, aber man sagt dieser Anblick wäre von so großer Schönheit, dass ein ganzes, verschwendetes Leben allein durch dieses Ereignis einen Sinn bekäme. Ein Beweis dafür, dass uns die überraschendsten Dinge unter einer unscheinbaren Oberfläche erwarten können, wenn wir nur genug Geduld aufbringen, darauf zu warten...?

Er unterbricht sich, um die Bedeutung seiner nächsten Worte zu unterstreichen.

?Man wird euch noch heute einen neuen Begleitoffizier zur Verfügung stellen, dessen Auswahl ich persönlich überwacht habe. Ich schätze Kontinuität, Lord Vader. Es ist eine Tugend die ich bevorzugt an Personen praktiziere, die mir ihre Treue unzweifelhaft bewiesen haben.?

Sein stechender Blick brennt sich durch meine schwere Panzerung, ein Gefühl als würde meine Haut prickeln. Dann verabschiedet er mich endgültig,

?Trotzdem würde nichts Gutes daraus erwachsen, wenn das Verhalten bestimmter Personen mich dazu veranlassen müsste, derartige Entscheidungen zu bereuen.?

Ich neige meinen Kopf und bin entlassen.

Wie erwartet, hat auch der Imperator seinen Standpunkt in unübertroffen subtiler Art mehr als deutlich gemacht. Ich weiß jetzt, dass ich meine Position an seiner Seite behauptet habe, ich weiß aber auch, dass sich sein letzter Satz nicht auf meine neue Ordonnanz bezogen hat.
 
***​

In meine Burg zurückgekehrt, ist es nun an mir Bericht erstattet zu bekommen. Einer meiner leitenden Bediensteten nach dem anderen, erscheint in meinem privaten Büroraum um einen Statusbericht zu dem ihm zugewiesenen Bereich abzugeben und meine Order diesbezüglich entgegenzunehmen.

Nachdem auch diese notwendigen Präliminarien absolviert sind, möchte ich im Grunde genommen nur mehr meine Ruhe haben und mich in das innerste Sanktuarium meiner privaten Räumlichkeiten zurückziehen. Deshalb bin ich auch alles andere als erfreut, als man mir einen späten Besuch ankündigt.

Der Überbringer der Botschaft bekommt meine ungehaltene Stimmung angesichts dieser unwillkommenen Störung voll zu spüren.

?Kann das nicht bis morgen warten?? knurre ich in einer Stimmlage von der ich genau weiß, dass sie dem entnervten Mann den Angstschweiß aus allen Poren treiben wird.

?Mein Lord, ich...? versagt die Stimme des Mannes.

Gibt es heutzutage eigentlich niemanden mehr, der genug Mumm besitzt um meiner schlechten Laune wenigstens mit angemessener Gleichgültigkeit entgegenzutreten? Ich winke ungehalten ab.

?Schon gut, führen sie den Offizier in meinen Konferenzraum und lassen sie ihn dort warten. Ich werde erst noch meine Räumlichkeiten aufsuchen, ehe ich mich mit ihm auseinandersetze.?

***​

Mein später Besuch hat eine Wartezeit von annähernd zwei Stunden hinter sich, als ich mich schließlich dazu durchringe, den Konferenzraum aufzusuchen. Abgesehen davon, dass meine übergeordnete Position ein derartiges Verhalten ohne Frage entschuldigt, ist meine gezielte Unhöflichkeit beabsichtigt.

Wenn mich die Jahre an Palpatines Seite etwas gelehrt haben, dann wie man seine Umgebung mit einfachsten Mitteln manipuliert. Ich habe Anweisung gegeben, den Konferenzraum während des gesamten Zeitraumes nicht zu betreten und den Offizier in seiner kontemplativen Einsamkeit nicht zu stören. In einem Raum der mit seiner zwar eleganten, aber spärlichen Einrichtung, kaum Ablenkung für das Auge bietet.

Ein Design, das im übrigen in allen meinen der Öffentlichkeit zugänglichen Räumlichkeiten vorherrscht. Geld ist für mich kein Thema, aber ich habe noch nie persönliche Eitelkeit über Zweckmäßigkeit gestellt. Das vollkommene Fehlen jeder persönlichen Note hat vor allem den Zweck, eventuelle Beobachter im Unklaren über meine wahren Vorlieben zu lassen.

Zwei Stunden Wartezeit in einem kargen Raum, alleingelassen mit den eigenen Gedanken dürften genügen, um den Offizier in eine Geisteshaltung zu versetzen, die meinen Interessen entgegenkommt. Folgt er dem üblichen Schema, kann in ihm wie in einem offenen Buch lesen.
Als ich den Konferenzraum schließlich betrete, ist es aber an mir meine Überraschung zu verbergen. Im Bruchteil einer Sekunde erfasse ich die Situation und muss mir eingestehen, den Imperator wieder einmal unterschätzt zu haben.

Viele Einstellungen und Ressentiments die man dem Imperator langläufig unterstellt, sind von ihm selbst in den Raum gestellte Gerüchte, allein zu dem Zweck, ihm den Zuspruch konservativer Kreise in Politik und Militär zu sichern. Aus eigener Erfahrung weiß ich sehr gut, dass viele dieser Dinge wenig bis gar nichts mit der persönlichen Einstellung des Imperators zu tun haben.

Ein derartiges Wissen ändert aber nichts an der allgemeinen Wirkung bestimmter Gesten nach außen. Unser Gespräch am Nachmittag war lediglich ein Geplänkel, um mich auf das Problem vorzubereiten, mit dem ich nun konfrontiert bin.

Es ist zwar ein seltenes Ereignis, aber ich erkenne eine Zurechtweisung, wenn ich sie sehe.

Der Offizier, der sich gerade erhoben hat um mich mit einer standesgemäßen Geste militärisch knapp zu begrüßen, ist zweifellos mein neuer Begleitoffizier.

Und dieser Begleitoffizier ist ganz zweifellos eine Frau.
 
Ist das Fan Fiction von dir?
Der Schreibstil gefällt mir außerordentlich gut. Richtig unheimlich wurde mir bei der Schilderung des Todes der Person, die von Vader hingerichtet wird.
Ich bin äußerst gespannt auf die Fortsetzungen.
 
Kapitel 2:

Ihre Personalakte ist auf eine Art und Weise makellos die es mir schwer machen wird erfolgreich gegen ihre Bestellung zu argumentieren. Eine unmittelbare Vorgehensweise ist ohnehin kein Thema, angesichts des nachmittäglichen Gesprächs mit dem Imperator.

Die fortgesetzten Versuche gewisser Einzelpersonen und Gruppierungen, meine Privatsphäre hier und auch an Bord meiner Schiffe auszuspionieren, ermüden mich mittlerweile. Es liegt in der Natur der Sache, dass eine Position wie die meines persönlichen Begleitoffiziers, eine immense Gelegenheit zur Informationsbeschaffung darstellt.

Eine ausgesprochen offensichtliche Gelegenheit allerdings, weshalb die dilettantische Vorgehensweise der Familie Arden im Grunde genommen einen doppelten Affront darstellt: gegen mich, als Ziel ihres kleinen Komplotts und gegen den Imperator allein wegen der Annahme dass er dieses offensichtliche Vorgehen nicht als solches erkennen würde.

Bürokraten, in der Tat.

Nun, bis zu einer detaillierten Abklärung des persönlichen Hintergrundes der Frau, werde ich mich mit dem behelfen müssen, was mir an offiziellen Informationen zur Verfügung steht.

Sollte es sich erneut um einen Versuch handeln, mir einen Agenten vor die Nase zu setzen um an Insiderinformationen bezüglich meiner Person und meiner Aktivitäten zu gelangen, kommt diesmal, aufgrund des besonderen Auswahlverfahrens, ohnehin nur ein sehr kleiner Personenkreis in Frage, der Imperator inbegriffen.

Es ist nicht so dass wir beide nicht genauestens über die einzelnen Schritte des jeweils anderen unterrichtet wären. Im Grunde genommen kann keiner von uns eine öffentliche Aktivität setzen, ohne dass der andere nicht bis ins kleinste Detail darüber informiert würde. Eine notwendiges, beiderseits toleriertes Vorgehen. Trotzdem gibt es aufgrund unserer besonderen Verbindung eine Art stillschweigendes Einverständnis darüber, zumindest die engste Privatsphäre des jeweils anderen unangetastet zu lassen.

Nun, es wird sich zeigen, ob der Imperator die Spielregeln diesbezüglich geändert hat.

Es besteht natürlich durchaus die Möglichkeit, dass meine neue Adjutantin tatsächlich ein unbeschriebenes Blatt darstellt. Wobei ich in diesem Fall durchaus geneigt wäre, sie tatsächlich zu einer brauchbaren, loyalen Mitarbeiterin aufzubauen. Dies abzuklären wird Sache meiner Agenten sein. Anhand der hastig hinzugefügten Randbemerkungen des offiziellen Akts kann ich sehen, dass sich die komplexe Maschinerie meines persönlichen Sicherheitsdienstes bereits in Gang gesetzt hat.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist der Lieutenant jedenfalls, abgesehen vom Fehlen jeglicher Praxis kaum angreifbar. Nüchtern betrachtet, ist das sogar ein Punkt für sie, denn damit bekomme ich einen absolut unverbrauchten Offizier überstellt, den ich nach meinen eigenen Wünschen und Prämissen formen kann.

Die Anzeichen mühsam unterdrückter Nervosität bei meinem Gegenüber sind unübersehbar. Ein sich ewig wiederholendes Szenario, wie mir scheint. Damit reagiert sie aber nicht anders auf meine unmittelbare Gegenwart als die meisten intelligenten Lebewesen, was im Grunde genommen für ihren gesunden Menschenverstand spricht, denn die Warnung die in meiner Präsenz liegt, sollte ernst genommen werden.

Unglaublicherweise gibt es in der dekadenten Atmosphäre des Hofes immer wieder Individuen ? Männer ebenso wie Frauen, die mein Erscheinungsbild apart, mitunter sogar anziehend finden.

Arme Narren.

Ich habe nicht den Wunsch an ihren intriganten Spielchen aus Machtgier und Missbrauch teilzuhaben und zum fortdauernden Unglück für diese Günstlinge und Speichellecker, sind weder mein Geist noch mein Körper pervertiert genug, für die mir bisweilen angetragenen Gefälligkeiten.

Die wortlose, lastende Stille macht der Frau vor mir mittlerweile schwer zu schaffen. Der Raum ist hervorragend akklimatisiert, aber an dem matten Glanz ihrer Haut erkenne ich, dass sich ihr Gesicht mit einem dünnen Schweißfilm überzogen hat.

Es wird Zeit die notwendigen Formalitäten hinter uns zu bringen. In aller gebotenen Kürze natürlich. Um meinen Standpunkt von Anfang an deutlich zu machen, benutze ich einen schärferen Tonfall, als der Situation angemessen wäre,

?Lt. Naeve. Die Bewertungen ihrer Ausbilder sind bestechend, ihre Referenzen ausgezeichnet. Ich akzeptiere ihre Bestellung... vorläufig.?

?Danke, mein Lord. Ich hoffe, ich kann die in mich gesetzten Erwartungen erfüllen.?

Ihre Stimme ist angesichts ihres offensichtlichen Gemütszustandes überraschend ruhig und weich. Keine Vibration, keine erhöhte Stimmlage, die auf ihren angespannten Zustand hindeuten würde.

Eine angenehme Stimme und ein seltsamer Kontrast zu den Stimmen die ich gewohnt bin, zu hören. Das heisere Raspeln des Kaisers, die hektisch gebellten Kommandos meiner Offiziere, das aufgeregte Zwitschern und Tuscheln all der unbedeutenden Individuen des Hofes, die atemlose Stummheit der unteren Chargen... meine eigene deformierte, mechanische Tönung.

?Ich habe keine Erwartungen an sie, Lt. Naeve. Ich habe sie weder ausgesucht, noch habe ich sie angefordert,? konstatiere ich nüchtern, allerdings ohne Boshaftigkeit.

Ihr Gesichtsausdruck ist unzweifelhaft schockiert. Eine Reaktion die ich so nicht erwartet habe. Ich habe entweder eine außerordentlich talentierte Schauspielerin vor mir oder...
mir dämmert die Erkenntnis, dass der kleine Lieutenant da vor mir, unter Umständen nicht vollkommen freiwillig diesen Posten bei mir antritt.

?Sir, man hat mir versichert, dass sie...?

Unwirsch mache ich eine wegwerfende Handbewegung.

?Irrelevant, Lieutenant. Vergeuden sie meine Zeit nicht mit Belanglosigkeiten.?

Ich beuge mich ein wenig vor um meine Worte zu unterstreichen,

?Habe ich ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit, Naeve??

?Ja, Sir.?

?Ich erwarte von einem mir persönlich unterstellten Offizier, dass er die ihm zugeteilten Aufgaben mit absoluter Loyalität, maximalem Einsatz und größtmöglicher Effizienz erledigt. Alles andere ist inakzeptabel und wird entsprechende Konsequenzen nach sich ziehen.?

?Dann werde ich versuchen ihrem Standard gerecht zu werden, mein Lord.?

?Natürlich werden sie das,? unterstreiche ich das Offensichtliche. ?Ich würde ihnen allerdings dringend anraten, es nicht bei einem Versuch zu belassen.?

Sie schluckt, macht aber eine recht passable Anstrengung sich unter Kontrolle zu halten

?Darf ich fragen, wann genau ich meinen Dienst antreten darf??

Eine berechtigte Frage. Im Moment habe ich jedenfalls keine Verwendung für sie.

?Ich benötige sie erst an Bord meines Schiffes und keinen Tag früher. Begeben sie sich unverzüglich an Bord der Devastator, melden sie sich beim Quartiermeister und halten sie sich dort einstweilen zu meiner Verfügung, bis man sie auf mein neues Kommandoschiff überstellen wird.?

?Selbstverständlich, mein Lord.?

Ich nicke und beende damit dieses Gespräch förmlich und abrupt. Ohne auf ihren abschließenden, militärischen Gruß zu achten, verlasse ich den Raum. Im Hinausgehen drehe ich mich noch einmal zu ihr um. Da ist eine Kleinigkeit, die ich noch ansprechen möchte,

?Gibt es außer ihnen noch weitere Offiziere in ihrer Familie, Lieutenant??

Das leichte, resignierte Seufzen dass meine Frage zur Folge hat, sagt mir alles was ich wissen muss.

?Ja mein Lord, mein Vater diente als Admiral der imperialen Flotte.?

?Artys Naeve, ein durchaus bekannter Name in gewissen Kreisen,? stelle ich fest, ehe ich beschließe den Dolch herumzudrehen. ?Hat ihr Vater zuvor nicht unter Dodonna gedient??

?Viele haben unter Dodonna gedient, mein Lord.?

Ihr glattes Ausweichmanöver gefällt mir. Trotzdem bin ich nicht bereit sie so einfach davonkommen zu lassen.

?Und viele von ihnen sind heute nicht mehr am Leben.?

?Sir, mein Vater ist ein Gefallener des ersten Todessterns,? bringt sie schließlich hervor, ohne den geringsten Versuch zu unternehmen, ihre Entrüstung wegen meines Affronts zu verbergen.

Ich wühle in offenen Wunden. Kein Wunder, ist das angesprochene Ereignis doch erst wenige Monate alt. Und es wird mit Sicherheit nicht gelindert durch die Tatsache, dass ihr Vater als verdienstvoller Admiral, im Zuge der Geschehnisse rund um den Todesstern, posthum zu einer sehr umstrittenen Persönlichkeit avancierte.

?Ja, Lieutenant. Sehen sie zu, dass sie nicht allzu sehr in seinen Spuren wandeln.?

Ich drehe mich um und verlasse den Raum. Was gesagt werden sollte, wurde gesagt und ich habe keine Lust mehr, meine rare und wertvolle Freizeit weiter mit offiziellen Angelegenheiten zu verkürzen.
 
***​

Begierig betrete ich das Stockwerk meiner Burg das allein mir vorbehalten ist. Nicht einmal meine Dienstboten dürfen zu gewissen Zeiten diesen Bereich betreten. Er ist einer von lediglich zwei Orten in den bekannten Zonen des Imperiums, an denen ich mich vollkommen in meine so dringend benötigte, kontemplative Einsamkeit zurückziehen kann.

Der andere Ort ist meine verborgene Burg auf Vjun, mein eigentliches Rückzugsgebiet. Die Angelegenheiten des Imperiums haben aber immer mehr meine Anwesenheit auch auf der imperialen Zentralwelt erforderlich gemacht. Um mir auch hier genügend Raum für Meditation und Regeneration zu ermöglichen, wurden die Räume meiner Burg auf Coruscant mit immensen Kosten für diesen Zweck speziell ausgestattet. Ein persönliches Geschenk des Imperators an seinen loyalsten Diener und darüber hinaus eine gute Möglichkeit, mich im Auge zu behalten.

Ich betrachte die glatte, schwarze Oberfläche meiner Meditationskammer. Das schwarze Herz all meiner Ambitionen und Träume, die das bisschen an Zukunftsperspektive enthalten, die mir noch geblieben ist.

Ich spreche nicht von den traurigen Resten meiner früheren Existenz, an die ich selber nur eine reichlich beschränkte Erinnerung habe, weil seit nahezu zwei Jahrzehnten für mich keine Veranlassung mehr besteht, sie genauer in Augenschein zu nehmen. Ich spreche auch nicht von meinem inneren Kampf mit den Überresten jener schwachen Persönlichkeit, an der ich beinahe zugrunde gegangen wäre, ehe sich der aggressive, weißglühende Nebel aus Wut und Schmerz über Anakin Skywalkers Erinnerungen gelegt hat.

Oh nein... Ich spreche von der Idee einer Zukunft, ohne mechanische Fremdkörper in Lunge und Eingeweiden und ohne die kontinuierliche technische Überwachung selbst der einfachsten Lebensfunktionen. Mein Traum von einen Körper, der mindestens soweit funktioniert, dass er sich nicht mehr unter der dicken Hülle eines Dekompressionsanzuges verbergen muss.

Das ist keine Frage des Glaubens. Es ist machbar, ich weiß es. Ich werde die Welt die mich umgibt noch einmal mit eigenen Augen sehen, ehe der Tod auf mich zukommt. Eines Tages, werde ich imstande sein, den Kräftefluss der dunklen Seite so durch meinen Körper zu lenken, dass ich wieder aus eigener Kraft existieren kann.

Einen kurzen Moment lang erlaube ich mir, in der Vorfreude auf diesen düsteren Triumph zu schwelgen. Ein glorreicher Augenblick, der mich endgültig zum Sieger über meine alten Feinde erheben und der die Brauchbarkeit des Imperators mit einem Ablaufdatum versehen wird.

In der Zwischenzeit bleibt mir nur das zu tun übrig, was ich schon seit mehr als zwei Jahrzehnten praktiziere: dem Imperator dienen und überleben.

Obwohl meine Haut die natürliche Fähigkeit zur Regeneration nahezu verloren hat und jede neuerliche Verwundung nur unendlich langsam heilbar ist, haben die Zeit und die Fortschritte im Bereich der organischen Technologie, die Narben und Verbrennungen meiner Körperoberfläche auf eine Art und Weise geheilt, die in krassem Gegensatz zu den Verwüstungen im Inneren meines Körpers stehen.

Von der dicken Schicht wuchernden, narbigen Hautgewebes ? immer und immer wieder schmerzhaft chirurgisch entfernt und abgeschliffen - ist wenig mehr geblieben als bleiche, zerfurchte Haut, übersät mit aggressiven Narben die sich über meinen ganzen Körper verteilen. Aber selbst wenn es die plastische Chirurgie zuwege gebracht hätte, auch diese Spuren verschwinden zu lassen, wären da immer noch meine künstlichen Extremitäten und die Narben an meiner Seele, die mich an den Verrat Obi-Wans erinnern würden.

Obi-Wan, der alte Mann. Der tote Mann.

Ich täte gut daran, ihn in diesem Zustand zu belassen, aber leider ist sein so heiß ersehnter Tod wenig mehr als eine kaum beglichene Rechnung. Ein schaler Sieg, angesichts der Tatsache, was seine Machenschaften mich bereits gekostet haben und über das Ende seiner physischen Existenz hinaus, noch kosten könnten.

Um mich von diesen unproduktiven Gedankengängen abzulenken, betrachte ich die Karten und Reproduktionen, die letzten, abschließenden Berichte, die mir die Werften von Fondor und die Kuat Drive Yards haben zukommen lassen.

Die von mir befohlene Blockade von Yavin 4 hat viel Staub innerhalb des obersten militärischen Stabes aufgewirbelt. Der Todesstern, eines der größten militärischen Prestigeprojekte der letzten Jahrzehnte liegt in Trümmern und jeder hochrangige Offizier würde nur zu gerne das Heft bei der endgültigen und abschließenden Säuberung des Rebellenstützpunktes in der Hand halten.

Verständlich, auch wenn gewisse Elemente meine herausragende Rolle in der bevorstehenden Machtdemonstration des Imperiums nur mit zusammengebissenen Zähnen zur Kenntnis nehmen. Nun, der Imperator mischt sich selten in ausschließlich militärische Belange. Politisch ein brillianter Taktiker, vertraut er meinem strategischem Talent vollkommen.

Darüber hinaus besitzen meine Kritiker weder den vorausschauenden Geist des Imperators, noch den grandiosen Anblick der beiden, beinahe fertiggestellten Schlachtschiffe aus Fondors und Kuats Werften, der sich gerade vor mir ausbreitet. Zwei Schiffe, damit sichergestellt ist, dass ein eventueller Sabotageakt nicht auch dieses Projekt vollständig zerstören kann. Eines dieser beiden Giganten wird meine Antwort auf die Herausforderung sein, vor die uns die Rebellion gestellt hat.

Ich habe dem Todesstern niemals das Ausmaß an Begeisterung entgegenbringen können, an dem sich einige Technokraten bis zur vollkommenen Verblendung berauschen konnten. Eine Ausgeburt militärischen Größenwahns, forciert vom egomanischen Charakters eines nach außen hin loyalen Dieners des Imperators, der im geheimen bereits dessen Beseitigung geplant hatte.

Mir bleibt nun die Aufgabe die Scherben aufzuräumen. Ein Auftrag, dem ich gründlich und in vollem Umfang nachkommen werde. Die Elimination des Rebellenstützpunktes auf Yavin 4 ist aber keine simple Säuberung für mich. Ein Vernichtungsszenario bei dem das eigene Leben auf dem Spiel gestanden hat, macht Dinge persönlich.

Als einer der ranghöchsten Vertreter des Imperiums bin ich darüber hinaus verpflichtet strenges Gericht zu halten und ein Exempel zu statuieren.

Als Soldat muss ich meinen Gegnern ein gewisses Maß an Respekt zugestehen. Dennoch... Ein Soldat muss sterben können. Kein unangebrachtes Mitgefühl mit den Kämpfern einer angeblich gerechten Sache. In letzter Konsequenz hat dieser Abschaum wenigstens den Trost einem echten Feind in die Hände gefallen zu sein.

In meinem Fall haben meine eigenen Freunde diese Aufgabe erledigt.
 
Gefällt mir sehr gut.
Besonders die Darstellung des Imperators und Vaders ist sehr bemerkenswert.
Ich freue mich auf eine Fortsetzung und hoffe, dass es auf diesem hohen Niveau weitergeht.
 
Wow, so schnell ein paar Rückmeldungen... *freu und danke an alle

Darth Mund schrieb:
Ist das Fan Fiction von dir?
Ja, das Teil hab ich verbrochen :D .

Zero schrieb:
ja mir gefällt der Stil auch! Manche Ausdrücke hätt ich aber anders gewählt. Naja jedem das seine!
Ich weiß mein Schreibstil ist ein wenig... barock :D , aber ich hab Stormy extra darauf angesetzt, dass er nicht allzubunte Blüten treibt *g*


BTW: schönen Dank an Stormy, meine allerbeste Beta und auch an Dyesce, die mir das Teil bisher auf canontauglichkeit abgeklopft hat. ;)
 
Sehr schoen geschrieben. Gefaellt mir. Der Inhalt ist nicht ganz so mein Fall, da mich Kriegsangelegenheiten weniger interessieren aber das ist ja Geschmacksache.
 
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