Der
Caf war mittlerweile kalt geworden, als er die Lippen von
Ajax Bayou berührte. Die sonst so vitalisierende Eigenschaft hatte das Koffeingesöff damit für den Lieutenant verloren. Der bullige, hochgewachsene Platoon-Leader lehnte sich an die Außenwand der gewaltigen
Kommunikationsanlage, dessen prägender Parabolspiegel schon wesentlich bessere Tage gesehen hatte. Insgesamt war die ehemalige Satelliten- und Kommunikationsanlage in einem eher erbärmlichen Zustand. Doch ihre festen Grundmauern, die nahe
Landeplattform und die Möglichkeit zur Einquartierung waren Gründe gewesen, hier das 2te Bataillon des 187ten Regiments der Imperialen Armee zu garnisonieren. Die tiefen Risse im Gemäuer sah nur, wer wirklich nah an den Gebäuden stand. Die schlechten Abwasserbedingungen von '
Base Trill-Alpha' sorgten für permanente Verstimmung der Trooper. Auch die Versorgung ließ sich als eher mäßig bezeichnen. Das 2te Bataillon, gemeinhin als '
Rancor' bezeichnet, war ein Eingreiftruppe für Spezialmission, mit besonderer Schwerpunkt auf Destabilisierung und schmutziger Kriegsführung. Das zuständige Oberkommando hatten entschieden, Ketaris auch während der anhaltenden Friedenszeiten dem Einfluss des Imperators einzuverleiben. Und dies ging nur über feinfühligere Mittel der Kriegsführung.
Lieutenant
Bayou war Platoon-Leader der Delta-Kompanie, die jeder nur '
Mudhorns' bezeichnete. Er und seine schweren Jungs waren bekannt dafür, besonders lange und gern hinter feindlichen Linien zu operieren. Ihre Terror-Taktiken mussten stets ohne nachweisbare Spuren erfolgen, um es in der Folge der Neuen Republik in die sprichwörtlichen Stiefel schieben zu können. Erst im Anschluss offenbarte sich das Imperium, um Ordnung, Sicherheit und Stabilität anzubieten. Ein durchaus probates, aber moralisch wenig wertvolles Manöver.
Ajax jedoch liebte es. Er hatte genug imperiale Prägung erhalten, um
dem Rebell, der Neuen Republik, alles erdenklich Schlechte zu wünschen. Zudem waren die letzten Schlachtverläufe allesamt ernüchternd gewesen. Die großen Erfolge dieser befellten, hauertragenden, grunzenden Nichtmenschen waren eine Beleidigung der imperialen Streitkräfte gewesen. Umso befriedigender war es dann, wenn man dem Pack ganze Planeten unter der Nase wegnehmen konnte.
Da der Caf mittlerweile nicht nur kalt, sondern zudem einen unschönen Bittergeschmack angenommen hatte, kippte der
El-Tee ihn kurzerhand weg. Ein rascher Blick zur Wolkendecke bestätigte zudem aufkommenden Regen. Es war ein Tag zum Vergessen. Der farbige Offizier zog seine Dienstmütze tiefer, stieß sich von der rissigen
Permabetonwand ab und bahnte sich seinen Weg in Richtung der Barracken. Hier, zwischen den gewaltigen Bauten der Anlage, sammelte sich das Wasser der regnerischen Vortage in großen Pfützen. Bei anhaltender Wetterlage würde die Basis in einigen Tagen zu einer Schlammhölle werden. Und das bedeutete erhöhten Aufwand für alle hier stationierten Soldaten - immerhin bedeutend mehr als eine halbe Tausendschaft. Er selbst hatte das Kommando über achtunddreißig Mann unter Waffen, aufgeteilt auf vier Trupps zu je neun Mann. Und das genügte
Ajax Bayou auch vollends, denn sein Zug, '
Aurek Platoon', bestand aus den verrücktesten und suizidalen Schwachmaten der gesamten Galaxie. Zwei Trupps Scharfschützen, ein Trupp Pioniere und ein Trupp schwere Waffen - das bedeutete fleischgewordene Tollkühnheit in Kombination mit Todesverachtung und Quecksilber in den Adern. Einfach zu führen war ein solcher Haufen von
Hyenax natürlich nicht.
Die schweren, durastahlbeschlagenen
Stiefel landeten nacheinander in einer teichartig großen Pfütze, als der Raltiirer keinen anderen Weg fand. Er schürzte die Lippen, spie einen stummen Fluch aus und wusste, dass er einen Grund finden musste, einen der Trooper zum Stubendienst zu verdonnern.
Ajax hatte kein großes Verlangen nach schlammbespritztem Boden im eigenen Quartier. Sein schwerer, wasserabweisender
Langmantel würde in den kommenden Tagen einiges zu tun bekommen, derweil sein plastoider Torsopanzer bei tosendem Regen eher hinderlich, denn wirklich nützlich war.
Sein Weg führte den Offizier entlang einer improvisierten Werkstatt, in dem drei Imperiale des
Maschinen-Korps gerade bei der Wartung eines
GPT-117 Skiffs waren. Die Einheitenmarkierung ihrer Uniform wies die Männer als Soldaten des '
Dorn Platoon' der '
Delta Company' aus. Als Angehörige derselben Kompanie fasste sich der Lieutenant kurz an die Mütze, woraufhin die Männer salutierten. Ihm war jedoch nicht nach einer Unterhaltung, schon gar nicht nach einer mit ölverschmierten Technikern.
Ajax erwartete in Kürze neue Einsatzbefehle und wollte, wenn möglich, noch eine Musterung der Truppe, wie auch eine Gefechtssimulation ansetzen. Zuletzt hatte es personelle Auffrischungen gegeben, um den Zug wieder auf Sollzahlen zu bringen und derartiger Zuwachs bedurfte immer einer gewissen Zeit der Eingliederung.
Mit strammen Schritten erreichte der Raltiirer die
Unterkünfte seines Zuges. Hier waren beinahe vierzig Mann
kasemattiert. Jeder einzelne Trupp, neun Mann inklusive des Sergeant, welcher als Führer des Trupps fungierte, hatte eine eigene, mehrbettige Stube erhalten. In direkter Nähe befanden sich Aufbewahrungskasematten, war die gesamte Anlage doch für eine wesentlich größere Belegeschaft und Besatzung ausgelegt. Platz war demnach üppig vorhanden, was die Wachaufgaben der Soldaten allerdings erschwerte: Um das Eindringen potenzieller feindlicher Elemente zu verhindern, wurden in regelmäßigen Abständen alle Räume in allen Gebäuden kontrolliert. Bisher hatte es keinen Fund von subversiven Infiltratoren gegeben.
Als der 39-jährige Lieutenant, von den Mannschaftsdienstgraden gern einmal '
Der Alte' genannt, in den gemeinschaftlichen Mannschaftsraum eintrat, kam Leben in das Militärvolk. Vier Trooper, zwei Corporals, ein Sergeant [
Macharius Krugar] und der Sergeant Major des Zuges,
Hezekiah Garr, waren zugegen. Das Gros der Truppe hatte Wachdienst oder vertrieb sich die freie Zeit auf anderen Wegen. Natürlich wurde salutiert und auch halbgar in
Habachtstellung gegangen, einzig, der
El-Tee legte in kleinerer Runde wenig Wert auf das sklavische Protokollverhalten. Sie waren hier Soldaten im Fronteinsatz, wenngleich auch ohne Kriegsgrund, und in solcherlei Situationen waren übertriebene Ranghörigkeiten oftmals nur hinderlich. Eine gute Einheit funktionierte vor allem aufgrund des gegenseitigen Respekts, ohne vor der Obrigkeit zu buckeln und zu krauchen.
»
Rühren, Männer. Verdammtes Rebellenwetter gibt es wieder. Bald schwimmen wir hier in unserem eigenen Unrat, wenn die Bastler vom Besh die Abwasserleitungen nicht endlich in den Griff bekommen.«, knurrte der Zugführer bärbeißig. Der angesprochene Zug, das '
Besh Platoon', hatte den Schwerpunkt auf Pioniers-, Feldingenieurs- und Sappeur-Arbeiten, weshalb sie sich kurzerhand um die hiesige Problematik mit dem Zu- und Ablauf von Frisch-, wie Schmutzwasser beschäftigen mussten. Der Captain der Kompanie,
Jethro Hawthorne hatte die Spezialisten entgegen ihrer eigentlichen Eignung auf die Sanitärinstallationen angesetzt - sehr zum Missfallen der Experten, jedoch zur allgemeinen Stimmungsaufhellung der restlichen Kompanie.
»
Garr, haben wir schon neue Einsatzprofile oder scheuern wir uns weiter den Peter wund?«, bellte der Farbige in Richtung seines 2IC. Der körperlich durchschnittlich hohe - und damit unter den vielen anwesenden Hünen der Winzling - wurde offenbar aus den Tagträumen gerissen, denn es dauerte geraume Zeit, ehe eine Reaktion erfolgte. Das registrierte auch der schwer vernarbte neue Truppführer für Schwere Waffen, dessen Namen so hart klang, wie das verbrannte Gesicht aussah. Eine wilde Truppe war hier zugegen, so viel stand fest. Sollte der Sergeant Major in seiner Abwesenheit neue Order bekommen haben, konnte das ein schnelles Abrücken aus der Basis bedeuten. Immerhin konnte man dann die zunehmenden Probleme für eine gewisse Zeit ausblenden.