Mon Calamari (Calamari-System)

[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hotel Golden Republic, Noas Suite]- Noa, Cris

Noas Entrüstung ob der Entscheidung des Geheimdienstes entlockte Cris ein schwaches Lächeln. Allem Anschein nach war sie den Rahmen ziviler Arbeitsverhältnisse gewohnt, in denen mit bis ins letzte Detail ausgefeilten Verträgen die Rechte des Arbeitnehmers gewahrt wurden und dieser sich – wenn er Glück hatte – sogar noch an eine Personalvereinigung oder Gewerkschaft richten konnte, um seine Interessen durchzusetzen. Für das Militär zu arbeiten – oder eben den Geheimdienst mit seinen Teil analogen Strukturen – war etwas anderes, Befehl und Gehorsam das Maß aller Dinge und Personen noch viel mehr beliebig einzusetzende Faktoren als etwa in einem intergalaktischen Megakonzern. Noch dazu konnte der Geheimdienst sich im Grunde in jeder seiner Personalentscheidungen auf Gründe der republikanischen Sicherheit berufen und Geheimhaltungsstufen verhängen, die es jedem arbeitsrechtlichen Winkeladvokaten unmöglich machen sollten, die Daten einzusehen. Nun, zumindest im Fall von sensibel eingesetzten Feldagenten und ranghöheren Offizieren mit der entsprechenden Sicherheitsfreigabe. Schließlich ging es den meisten Angehörigen des Geheimdienstes auch tatsächlich um die Sache – nicht um Bezahlung, Karriere oder komfortable Arbeitsbedingungen. Man wurde nicht Geheimagent, wenn man auf einen angenehmen Ruhestand in einer einsamen Hütte an irgendeinem Bergsee hinarbeitete.

„Ich fürchte, die können so einiges mit mir machen“, sagte er daher, obwohl er Noas artikulierte Meinung durchaus teilen: auch er konnte sich nicht vorstellen, hinter einen Schreibtisch abgeschoben zu werden und am Ende monotone Bürokratenarbeit zu verrichten. Doch das wusste der Geheimdienst – und vielleicht gab es ja auch innerhalb der Sektion 03 Einsatzprofile, die seinen Fähigkeiten eher entsprachen. Entweder das, oder eine sehr unangenehme Zeit lag vor ihm.

Noas Laune jedenfalls schien ihren Tiefpunkt erreicht zu haben. Die Widerstandskämpferin wirkte im Umgang mit ihrem Frühstück weniger enthusiastisch als zu Beginn, fast lustlos, jede Spur des Genießens aus ihrer Gestik und Mimik verschwunden. Auf sein vorsichtig eingebrachtes Kompliment reagierte sie nicht, sah ihn nur kurz an, bevor sie sich schließlich erhob und ihm andeutete, dass es wohl an der Zeit war für sie, sich für den Termin beim Geheimdienst abschließend vorzubereiten. Irgendwie wusste er, dass die Botschaft bei ihr angekommen war, ihre Wege würden sich in Kürze trennen – und dass sie dies als gegeben hinnahm. Cris bemühte sich um eine neutrale Miene, obwohl er sie am liebsten an den Schultern gepackt und ihr Worte gesagt hätte, die all diese Probleme in Luft auflösten. Leider gab es solche Worte nicht – oder sie fielen Cris nicht ein. Die implizite Botschaft ihres Hinweises darauf, dass sie sich fertigmachen musste, war jedenfalls klar: es war an der Zeit für ihn, zu verschwinden. Zumindest nachdem er die Frage über Selby beantwortet hatte, die ihr zuletzt noch eingefallen war.


„Ich weiß es nicht“, erwiderte er auf diese ehrlich.

„Scheinbar soll er für meine ehemalige Sektion ein… Auge auf mich haben, aber ich glaube, den Weg zum Hauptquartier finden wir alleine. Er weiß, dass er mir vertrauen kann. Und dass ich dir vertraue.“


In der Hoffnung, ihre Laune durch eine kleine Neckerei vielleicht ein wenig zu verbessern, fügte er verschmitzt grinsend hinzu:


„Wenn du ihn aber unbedingt dabei haben möchtest, sage ich ihm das.“


Er stand ebenfalls auf, sah sie kurz an und verharrte kurz in einer unbeholfenen Bewegungslosigkeit. Wenn er jetzt die Suite verließ, beendete er damit wohl ihr letztes informelles Beisammensein – vermutlich würde sie nach dem Gespräch mit dem Geheimdienst keine Zeit verlieren wollen, nach Coruscant zurückzukehren, und mit etwas Pech hatte Major Al-Jalani bereits eine neue Aufgabe für ihn, die seine Anwesenheit irgendwo erforderte, nur eben nicht bei Noa.


„Ich… sehe dich dann in einer halben Stunde in der Lobby?“

Mühsam versuchte er sich an einem optimistischen Lächeln.


„Und dann schauen wir mal, was wir für Coruscant tun können.“


Darum war sie schließlich hier, und nicht, damit irgendwelche Fantasien, die er in den letzten Wochen entwickelt hatte, plötzlich zuckersüße Realität wurden. Das Leben war nun einmal anders und in diesem Leben lagen zwischen Noas Lebensmittelpunkt und seinen sprunghaft wechselnden Einsatzorten mal viele und mal sehr viele Lichtjahre. Von der Ungewissheit, was genau sie eigentlich von ihm hielt, ganz zu schweigen. Zumindest schien die Aussicht darauf, ihn bald los zu sein, sie nicht sonderlich zu freuen.

Er verließ die Suite und begab sich zur Nachbartür, um mit Selby über den bevorstehenden Besuch des Hauptquartiers zu sprechen. Wenn er sie auch nicht begleiten musste, so konnte der Pilot doch zumindest einen Transport dorthin organisieren…


[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hotel Golden Republic, Korridor]- Cris
 
[Calamari-System | Dac | Coral City | Senatsgebäude | Sitzungssaal] Ulo Sammandi mit Gefolge

Ulo Sammandi schüttelte den Kopf über das, was der Vertreter von Ukio zum Besten gab. Einerseits war es gut, einen Unterstützer zu finden, und der Mensch bekannte sich zu seiner Position. Auch er forderte, die Vorwürfe gegen Crivvacarroocca zu untersuchen und bis diesen dahin zumindest zu suspendieren. Die Art und Weise, wie er das tat, war aber ziemlich ungewöhnlich. Theodor Esslins Wortwahl war ziemlich derb: Ausdrücke wie ›feige Schweine‹ gehörten nach Sammandis Ansicht nicht in das Senatsgebäude. Auch die Vergleiche mit dem Ackerbau, denen der Ishi Tib nur teilweise folgen konnte, waren eher geeignet, um zur einfachen Bevölkerung zu sprechen; hier im Senat wirkten sie deplaziert. Die Wirkung auf andere Politiker war sicherlich nicht übermäßig groß. Der Ukione konnte damit letztlich nur bewirken, dass der Senator von Tibrin noch weiter in die linke Ecke geschoben wurde - einen Ort, an dem er sich selbst niemals gesehen hatte.

Als nun der Kanzler das Wort ergriff, erwartete Ulo das Schlimmste. Stimmte Quún nun Tako Nori und dem Militär zu, durfte er seinen Vorstoß als gescheitert betrachten; ein weiterer herber Rückschlag, der seiner Karriere massiven Schaden zufügen würde. Innerlich beschäftigte er sich schon mit der Frage, ob in diesem Fall nicht ein Rücktritt angebracht wäre, um Tibrins Ansehen und Einfluss im Senat nicht dauerhaft zu schädigen. Doch das wurde nicht nötig. Der Mon Calamari bewies die Besonnenheit und die Treue zu den Prinzipien der Republik, für die viele ihn schätzten. Offenbar zählte er nicht zu denjenigen, für die der Zweck jedes Mittel rechtfertigte, auch nicht in einem jahrelangen, verlustreichen Krieg um die eigene Existenz. Sein Vorschlag, eine parlamentarische Untersuchung zu führen, und das Versprechen, sich für Crivvacarrooccas Versetzung von Denon einzusetzen, ließ Sammandi erleichtert aufseufzen.

Der Druck der letzten Wochen wich von seinen Schultern. Seit der Holonet-Talkrunde, die durch das ungeplante Timing mit den Bildern von Denon eine unerwartete politische Bedeutung und Brisanz gehabt hatte, hatte er quasi auf Bewährung gestanden. Die Öffentlichkeit hatte ihn bei dieser Gelegenheit zur Kenntnis genommen und beobachtete ihn seither stärker als zuvor, doch hatte der Auftritt ihn zugleich Glaubwürdigkeit gekostet. Ein weiteres Scheitern konnte er sich einfach nicht leisten. Und jetzt, nachdem seine Meinung sich durchgesetzt hatte, war er quasi rehabilitiert; er konnte nun zeigen, dass er nicht nur heiße Luft, sondern auch Ergebnisse bringen konnte, dass er in der Lage war, seine Positionen durchzubringen. Der Ishi Tib hatte das Bedürfnis, dem Stress und dem Alter nachzugeben und sich tief in seinen Sessel sinken zu lassen, um endlich einmal wieder frei durchzuatmen. Aber diesen Luxus konnte er sich nicht erlauben. Denn er musste annehmen, dass in diesem Augenblick gleich mehrere Kameras auf ihn gerichtet waren.


[Calamari-System | Dac | Coral City | Senatsgebäude | Sitzungssaal] Ulo Sammandi mit Gefolge
 
.:: Calamari-System | Dac | Coral City | Raumhafen | mitten im Gewusel ::.


Stete An- und Abreisen. Zig-hundert Wesen trieben sich geschäftig durch den Raumhafen. Coral City war eine riesige Stadt, da war es nicht ungewöhnlich, dass sich so viele Leute hier aufhielten und nicht nur hier. Die Straßen der kunstvoll erbauten Stadt waren voll von Mon Calamari, Quarren und auch Menschen. Einer mehr fiel hier nicht ins Gewicht, selbst die seltsame Bewaffnung des Menschenmannes störte niemanden. Dac oder auch Mon Calamari genannt, war bekannt für seinen hohen Waffenexport. Dass sich Händler verschiedenster Art hier aufhielten und natürlich auch gut bewaffnet, schien völlig normal zu sein und niemanden zu stören.
Den Bogenspanner am Rücken zurechtrückend, machte er sich auf den Weg. Es gefiel ihm, eine neue Welt kennen zulernen, auch wenn einen die Massen auf den Straßen ziemlich einschüchtern konnte. Jonah schüchterte es weniger ein - Es störte ihn. Er bevorzugte es, für sich allein zu sein und dicht bevölkerte Planeten zu meiden, allerdings war es an diesem Tag nicht anders möglich gewesen. Er hatte einen Auftrag und würde gut dafür bezahlt werden. Der Waffenhandel - eigentlich nicht sein Auftragsgebiet, aber wenn es sich anbot Geld zu verdienen, war er der Letzte, der vor Neuem zurückschrecken würde. Er brauchte die Credits und zwar jeden einzelnen davon, um sich sein Leben zu finanzieren.
So suchte er sich also seinen Weg durch die Straßen der Stadt. Das Datapad mit den Auftragsdaten, darunter einer Stadtkarte von Coral City, half ihm dabei, die Lagerhalle zu finden, wo das Geschäft abgeschlossen werden sollte. Eigentlich war alles soweit geregelt. Er würde hingehen, die Ware abholen und wieder verschwinden. Dann ging es zurück nach Ryloth und die Sache war gegessen. Hörte sich doch gut an. Es winkte keine Gefahr, keine Probleme und doch ermahnte er sich dazu, nicht leichtsinnig zu sein. Sein Job hatte ihn gelehrt, dass es oft schneller anders kam, als man es sich vorstellen konnte. Reine Vorsichtsmaßnahme, die Augen offen zu halten!

Jonah vergewisserte sich, dass er hier richtig war, steckte das Datapad wieder ein und pochte an das verschlossene Tor. Die beiden Kameras an den oberen Ecken des Tors, hatte er bereits bemerkt und in diesem Augenblick sah er zur rechten hoch. Man würde sich hinter den Wänden des Gebäudes davon überzeugen, dass er allein und ungefährlich war. Ja, auf Dac war Waffenexport normal, aber es gab trotzdem auch einige Händler, die ebenso illegale Geschäfte tätigten. Normalerweise wurden alle Aktivitäten sorgfältig in den Akten festgehalten, doch auch diese Welt war nicht vom Schwarzmarkt verschont geblieben und es kam vor, dass Geschäfte hinter verschlossenen Türen und hinter vorgehaltener Hand abgeschlossen wurden. Niemand sah, hörte und sprach von jenen Geschäften, doch sie existierten und genau zu so einem Geschäft war der Kopfgeldjäger angereist.
Das Tor öffnete sich schließlich einen Spalt, worauf der Agamarianer hineinhuschte und sich die Öffnung schnell wieder hinter ihm schloss. Anders als gedacht, gab es in der Halle einige aktivierte Lichtquellen. Es war hell genug, um die sechs Männer gut sehen zu können. Vier Menschen und zwei Mon Calamari. Letztere befanden sich direkt in der Mitte, links und rechts von einigen gestapelten Kisten. Die Menschen schienen weitere Geschäftspartner zu sein. Bis auf einen, welcher näher an den Kisten stand, ein Datapad in der Hand. War Jonah der letzte, der zu diesem Treffen erschienen war?


"Ah, Ryloth scheint ebenfalls angekommen zu sein. Dann wollen wir doch mal mit der Gebotsabgabe beginnen!"

, begann der Mensch mit dem Datapad. Dann war er vermutlich Robin Far, der "Verkäufer". Ryloth, wie er eben genannt worden war, trat näher heran. Hatte er sich eben verhört, oder sollte hier wirklich eine Versteigerung ablaufen? Davon hatte sein Arbeitgeber nichts verlauten lassen. Es würde also doch nicht so schnell gehen, wie er gedacht hatte. Er verschränkte die Arme vor der Brust und wartete erst einmal ab, welche Gebote denn gemacht wurden.


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- Mon Calamari - Coral City - Regierungsviertel - Hotel "Golden Republic" - Noas Suite - Mit Cris -

Es gab Fragen, auf die eine Antwort zu finden nicht sonderlich schwierig war. Konnte sich Noa Chanelle Cortina vorstellen, sich mit dem Imperium zu verbünden? Würde sie es schaffen, sich ein ganzes Jahr lang nur von Obst und Gemüse zu ernähren und auf Süßigkeiten zu verzichten? Wollte sie, dass Agent Selby sie zu ihrem Gespräch mit einem wichtigen Vertreter des Geheimdienstes begleitete? Die Antwort war für alle drei Fragen die selbe: um Himmels Willen, nein! Bei Cris‘ Frage, ob sie ihn unbedingt dabei haben wollte, konnte Noa nicht anders, als immerhin ein kleines bisschen zu lächeln.

“Ich glaube, auf seine Gesellschaft kann ich gut verzichten.“

Erwiderte sie, auch wenn sie zugeben musste, dass Selby sich in seinem Verhalten ihr gegenüber bereits gebessert hatte. Minimal. Trotzdem bedeutete das noch lange nicht, dass sie gleich einen auf beste Freunde machen mussten. Davon waren sie noch sehr, sehr, sehr weit entfernt. Und ständig über den Weg laufen musste sie ihm auch nicht unbedingt. Noa reichte es völlig, wenn sie ihn in ein paar Jahren irgendwann einmal wieder sehen würde – oder überhaupt nicht mehr.

Nachdem Cris sie allein gelassen hatte, damit sie sich fertig machen konnte, putzte sich Noa die Zähne und überlegte, wie sie am besten vor den Geheimdienst treten sollte, um einen guten Eindruck zu machen. Sie hatte sich für einfache, praktische und relativ schmucklose Kleidung entschieden und trug eine Hose, ein locker fallendes Shirt und eine dünne Jacke darüber, die sie notfalls ausziehen wollte. Als Vertretung des Widerstandes wollte sie sich nicht in Rock und Bluse und am besten noch in hohen Absätzen präsentieren. Noa war heute das Gesicht der Defender und in gewisser Weise die Stimme des Volkes. Sie mochte in dieser Funktion zwar eine Art Repräsentantin sein, aber noch lange keine Geschäftsfrau. Wenn sie über den Widerstand sprach, dann wollte sie auch aussehen wie ein Teil des Widerstandes. Nur so verkaufte sich das, was sie zu sagen hatte, realistisch, jedenfalls hoffte sie das. Mit der Zahnbürste im Mund lief Noa durch den Wohnraum ins Schlafzimmer, wo ihr Koffer lag und zog ihre Stiefel an. Ihre Haare band sie zu einem Zopf zusammen. Andrei hatte ihr einmal gesagt, wie wichtig es war, in offiziellen Gesprächen, mit denen man etwas erreichen wollte, einen selbstbewussten Eindruck zu machen und dass speziell Frauen dies besser gelang, wenn sie ihre Haare zurück banden anstatt sich dahinter zu verstecken. Ein offener Blick, der – so sollte es wirken – nichts zu verbergen hatte, signalisierte Selbstbewusstsein und Seriosität. Noa atmete tief durch. Es konnte los gehen.

In der Lobby des Hotels sah sie sich um, doch Cris war noch nicht da. Vermutlich war sie schneller gewesen, als er gedacht hatte. Immerhin war auch von Selby nichts zu sehen. Noa durchquerte den Eingangsbereich, in dem ein frisch eingetroffenes, älteres Mon Calamari Ehepaar das Hotelpersonal auf Trab hielt, da sie einen ganzen Frachter voller Gepäck mit gebracht hatten, das hinauf auf ihr Zimmer gebracht werden musste. Sämtliche Koffer stapelten sich mitten in der Lobby, während die ältere Dame – behangen mit mindestens einem Dutzend Perlenketten – den Hotelpagen Instruktionen gab und gleichzeitig die junge Frau an der Rezeption anblaffte, weil irgendetwas mit ihrer Buchung nicht stimmte. Noa machte um den Tumult einen so großen Bogen wie nur möglich und suchte sich einen Platz in der Wartelounge, wo sich zwei große Sofas, jedes designed in einem großen Halbmond, gegenüber standen und somit einen fast geschlossenen Kreis bildeten. In einer Ecke war ein kleiner Bildschirm aufgebaut, über den ein Nachrichtenprogramm flimmerte. Zwar schien die galaxisweite Berichterstattung bereits vorbei, doch auch lokal gab es einiges zu berichten. In einem Vergnügungsviertel mitten in Coral City hatte es dem Bericht nach eine Massenschlägerei gegeben, sogar mit mehreren Toten. Der Ort des Geschehens, "Regenzza Ham", konnte nicht weit weg liegen vom Regierungsbezirk. Noa seufzte. Selbst auf Mon Calamari, dem Planeten der so friedlich erschien, gab es Unruhen mit tragischen Ausgängen. Während die Mon Calamari Dame an der Rezeption noch immer schimpften, verzog sich ihr ihr Mann gemütlich in das Raucherfoyer, um sich eine dicke Zigarre anzustecken. Ihn konnte scheinbar kein Wässerchen trüben. Um diese Ruhe, dachte Noa, war er nur zu beneiden.


- Mon Calamari - Coral City - Regierungsviertel - Hotel "Golden Republic" – Lobby -
 
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"Erst wollen wir sichergehen, dass sich in den Kisten auch befindet, was angeboten wurde!"

Einer der Männer hatte das Wort erhoben, bevor ein anderer ein Angebot abgeben konnte. Zwei, die dichter beieinander standen, tuschelten und nickten schließlich zustimmend.

"Aber meine Herren, ich versichere Ihnen, dass ich nur die beste Ware anbiete!"

"Das mag schon sein, Far, aber sicher ist nur, was man auch mit eigenen Augen gesehen hat!"


In Jonahs Augen hatte der Kerl auf jeden Fall Recht. Dennoch hielt er sich zurück und schwieg weiterhin. Niemand schien von ihm etwas anderes zu erwarten, denn er wurde großzügig ignoriert. Nicht einmal Robin Far suchte seinen Blick. Warum auch?

"Oder haben Sie doch etwas zu verbergen, dass sie nicht einfach die Deckeln öffnen? Wir können gerne wieder gehen!"

, sprach nun ein anderer, bereits leicht gereizt klingend. Far hob beruhigend die Hände.

"Aber nein! Nur, mit Sprengstoff dieses Kalibers sollte man vorsichtig umgehen, meine Herren!"

, erklärte er sich und wies die Mon Calamari mit einem Fingerdeut an, eine der Kisten - die oberste - zu öffnen. Jener tat, wie ihm befohlen und nahm sehr vorsichtig den Deckel ab. Nun reckte selbst Jonah den Hals, um einen Blick auf die Ware zu erhaschen. Zumindest sah sie von weitem echt aus, aber er hatte auch nichts anderes erwartet. Warum sollte jemand Kisten mit Steinen füllen. Wenn dann nahm man doch nur sehr gute Attrappen. Der einzelne Kerl schien damit noch nicht zufrieden. Was wollte er denn noch? Eine Kostprobe? Mitten in einer Lagerhalle im Herzen der Stadt? Man würde die Explosion, selbst wenn es nur eine kleine sein würde, kilometerweit hören. Vermutlich war er ein ziemlich naiver Neuling auf dem Gebiet und kannte Far noch nicht großartig. Soltrens Arbeitgeber zumindest, hatte sich sehr sicher angehört, als es um die vertrauenswürdigkeit von Robin Far gegangen war. Er schien ein großes Tier auf dem Schwarzmarkt zu sein und die Black Sun hatte ihm schon mehr abgekauft, als irgendjemand sonst... Diesmal sollte es allerdings nicht unter dem Standpunkt der Verbrecherorganisation verhandelt werden. Jonahs Arbeitgeber wollte, dass die Sache zwischen ihnen blieb. Solange er gut bezahlte, kein Problem für den Hunter.

Letztendlich wurden die Kisten wieder verschlossen und der misstrauische Händler und sein Kumpan verließen die Halle nach einer angeregten Diskussion. Sie trauten Robin nicht. Den Agamarianer störte das nicht. Nun gab es nur noch ihn und den einzelnen Interessierten. Dieser schien aber nicht an allen Kisten interessiert zu sein. Am Ende nahm der Kerl nur eine Kiste und der Rest sollte Ryloth verbleiben und das auch noch zu einem recht guten Preis.


"Die Transaktion wird also die Tage über die Bühne laufen."

"Mein Auftraggeber ist informiert. Er wird sicher keine Zeit verlieren, Ihnen das Geld zukommen zu lassen."

"Danach können Sie die Kisten mitnehmen.... Aber bis dahin, hätte ich vielleicht auch noch einen Job für Sie, falls Interesse an guter Bezahlung besteht."


Der Kopfgeldjäger hob eine Augenbraue. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ihm Far noch einen Job anbieten würde. Worum es wohl ging? Er würde es erfahren, sobald er zustimmte. Und dafür musste er nicht lange nachdenken, denn jeder Credit kam ihm gelegen. Sein Glitterstim neigte sich sowieso gerade dem Ende zu. So nickte er und Far bedeutete ihm, ein Stück mit ihm zu gehen. Die anderen blieben so zurück und sie konnten in Ruhe miteinander sprechen.

"Man nennt Sie 'Hunter', soweit meine Informationen richtig sind."

Soltren nickte und wartete aufmerksam, was ihm der Waffenhändler anzubieten hatte.

"Ihr Ruf ist bereits weit verbreitet. Sie würden einen guten Bodyguard abgeben..."

"Wenn der Preis stimmt, mag die Annahme richtig sein."


Robin schmunzelte. Jonahs Art schien ihm zu gefallen.

"Ich brauche bis zur Abreise von Dac Schutz. Es gab da einen unerwarteten Zwischenfall, der mich in Schwierigkeiten gebracht haben könnte... Sie würden daran gut verdienen. Sagen wir... so 5000?"

"Mindestens 6!"

"Aber aber, Sie wollen mich doch nicht in den Ruin stürzen!"

"Gut, 7 - Lieber der Ruin, als der Tod, nicht?"


Jonah vernahm ein Schnauben neben sich, doch sein Blick folgte dem Geräusch nicht. Er war sich seiner sicher und wenn Far wirklich seine Dienste in Anspruch nehmen wollte, sollte er dies ebenfalls sein.

"6.5, mehr ist nicht drin!"

"Dann sind wir wohl im Geschäft!"



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[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hotel Golden Republic, Korridor]- Cris

Als Cris in die zweite Suite zurückkehrte, hatte Selby immerhin die Möglichkeit gefunden, seinen seidenen Morgenmantel gegen gesellschaftstauglichere Stücke aus seiner extravaganten Garderobe auszutauschen. Der Agent hatte sich entspannt an den zentralen Tisch des Wohnzimmers der Suite gesetzt, schlürfte ein wenig Kaf – zumindest vermutete Cris, dass es sich bei der dampfenden Flüssigkeit um welchen handelte – und verfolgte halb interessiert etwas, das nach einer Liveübertragung aus dem Senat aussah.

„Das erklärt, warum Drayson keine Zeit für Sie hat“, begrüßte der Pilot den ehemaligen Sturmtruppler, ohne ihm auch nur einen Blick zuzuwerfen.

„Der Senat hat wohl einige Fragen wegen des Anschlags auf das Opernhaus… wie gut, dass wir uns nicht um diese Katastrophe kümmern müssen.“

Sie sind gut informiert“, entgegnete Cris trocken, da er sich nicht erinnern konnte, Selby von seinem Gespräch und dem Verweis auf Major Al-Jalani erzählt zu haben.

Dieser grinste ungerührt.


„Ich bin Ihr Babysitter, schon vergessen? Mitglieder der Sektion 03 können sich alleine nicht einmal die Schuhe zubinden – hab ich mal gehört. Und es kommt noch besser: ich habe mir die Freiheit genommen, Ihnen einen Gleiter für Ihr Gespräch zu bestellen.“

Mit einer lässigen Geste warf Selby Cris eine Codekarte zu, die dieser dank seiner Reflexe glücklicherweise ähnlich lässig auffangen konnte.


„Steht in der Garage. Besser, Sie fahren… sonst lässt man Sie am Ende nicht rein.“

„Kommen Sie mit uns?“


Das würde Noa bestimmt in Begeisterungsstürme versetzen.


„Nein, ich vertraue Ihnen. Außerdem dürfte Miss Cortina viel an diesem Gespräch liegen, also wird sie wohl dafür sorgen, dass Sie auf Linie bleiben.“

Cris murmelte eine unartikulierte Erwiderung und beugte sich dann kurz über ein Sammelsurium an Dokumenten und sonstigen Gegenständen – unter anderem einen winzigen Blaster, der Selby gehören musste – um sich seine zivile ID, seine Geheimdienst-ID und den Hausausweis für das Hauptquartier zu schnappen. Am Ende ohne Identifikation beim Geheimdienst aufzutauchen hätte bestenfalls, peinliche, schlimmstenfalls schmerzhafte Konsequenzen.


„Viel Spaß noch… bei was auch immer.“


Ein Blick auf sein Chrono verriet ihm, dass die halbe Stunde sich noch ein wenig hinziehen würde, weswegen er nach Verlassen der Suite – Selby hatte ihm noch irgendeine vermutlich lustige Bemerkung hinterher geworfen, die er indes nicht mehr verstanden hatte – den Turbolift nicht in die Lobby, sondern direkt in die Garage unterhalb des Hotels nahm, um schon einmal nach dem von Selby erwähnten Gleiter suchen zu können. Er bezweifelte, dass Noa die Geduld aufbringen würde, ihm dabei zuzusehen.

Die Sorge bewies sich indes als unbegründet – schnell erkannte Cris das Modell, einen schnittigen, schwarz lackierten Zweisitzer, der auf die Signale der Codekarte ansprach, und schwang sich hinter das Steuer, um schließlich pünktlich zur angegebenen Zeit mit dem Gleite vor dem Eingang des Hotels aufzutauchen. Nachdem er dem Portier zu verstehen gegeben hatte, dass er in Kürze wieder verschwinden würde, betrat er die Lobby und sah sich nach Noa um.

Die Widerstandskämpferin hatte es sich auf einem Sofa gemütlich gemacht. Mit einem leichten Lächeln registrierte Cris, dass sie ihr Haar einmal mehr zu einem Zopf gebändigt hatte und zudem geschmackvolle, aber nicht sonderlich extravagante, fast biedere Kleidung trug. Das war wohl die offizielle Noa – die Noa, die einen hochrangigen Geheimdienstbürokraten von der Wichtigkeit ihrer Sache überzeugen sollte. Nicht die Noa, die mit Vasen um sich schmiss und Cris Sheldon den Kopf vertrete. Doch um der Wahrheit genüge zu tun: letztes schaffte auch die offizielle Noa mühelos.

Mühsam riss Cris sich zusammen und legte die letzten Schritte zu Noa zurück. Es ging hier um mehr als seine konfusen Gefühle für sie – zumindest für den Widerstand und damit auch für sie.


„Wollen wir?“


Gemeinsam gingen sie zum Gleiter zurück, stiegen ein – Noa, nachdem Cris ihr galant die Beifahrertür geöffnet hatte – und fuhren in Richtung des Geheimdientskomplexes, natürlich unterstützt vom Bordcomputer des Gleiters, der Cris auf die korrekte Route hinwies.

Es dauerte nicht lange, bis sie an ihrem Ziel angekommen waren – schließlich befand der Komplex sich im Regierungsviertel wie auch das Golden Republic – und an einer ersten Sicherheitskontrolle ankamen, die für landgebundene Fahrzeuge wie handelsübliche Landgleiter angelegt worden war. Neben einem die Weiterfahrt verhindernden Kraftfeld standen zwei Angehörige des Sicherheitsdienstes, von denen einer ein militärischen Standards entsprechendes Blastergewehr und zudem eine schusssichere Weste über seinem weißen Uniformhemd trug. Der zweite Wachmann war lediglich mit dem üblichen Repertoire – einer Blasterpistole, einem Schockstab und einem Paar Lähmhandschellen – ausgerüstet und näherte sich lässig dem wartenden Fahrzeug, einen Kartenleser in der linken Hand, mit dem er Cris’ Ausweis überprüfte. Nach einer kurzen Pause gab der Leser ein bestätigendes Piepsen von sich, Cris wurde sein Ausweis wieder ausgehändigt und das Kraftfeld vor ihnen erlosch, die Weiterfahrt freigebend.

So gelangte sie zum eigentlichen Haupteingang des Komplexes, wo Cris den Gleiter abstellte, seinen Hausausweis sichtbar an seiner Kleidung befestigte und Noa schließlich wieder die Tür öffnete, bevor sie gemeinsam die Stufen zum Eingangsportal und somit zur zweiten Sicherheitsschleuse erklommen. Hier befanden sich ebenfalls mehrere Wachmänner, allerdings keiner so schwer bewaffnet wie derjenige an der ersten Schleuse, und regelten den Einlass der diversen Mitarbeiter und Besucher des Gebäudekomplexes mit erneuten Überprüfungen der Ausweise und zudem einem gründlichen Scan eines jeden geheimdienstfremden Gastes auf Waffen und sonstige Geräte. Der Wachmann, bei dem Noa und Cris landeten, nahm dem ehemaligen Sturmtruppler seine ID ab, zog sie durch sein Lesegerät und warf einen kurzen Blick an den an Cris’ Brust gehefteten Ausweis, bevor er die ID mit einem Nicken zurückgab.


„Lieutenant.“

Dann richtete der Blick des Mannes sich auf Noa.


„Ihre ID bitte, Ma’am.“

Plötzlich lief es Cris kalt den Rücken runter, als ihm klar wurde, dass Noa wohl kaum eine auch nur zivile republikanische ID besaß. Als Bürgerin Coruscants war sie vor allem eines – Bürgerin des Imperiums. Natürlich verkehrte gerade der Geheimdienst oft aus verschiedensten Gründen auch mit Personen, die über eine imperiale Staatsangehörigkeit verfügten, doch wenn diese ins Hauptquartier gebracht wurden, dann vermutlich nicht durch den Haupteingang.

„Das ist schon in Ordnung“, entgegnete Cris schnell.

„Sie gehört zu mir.“

Kurz ruhte der Blick des Wachmanns wieder auf Cris – wenig überzeugt wirkend.


„Bedaure, Sir. Vorschrift ist Vorschrift.“

Dabei war sein Blick wieder kurz auf Cris’ Ausweis gehuscht und dessen Mund verzog sich säuerlich. Natürlich. Mitglieder der Sektion 03 waren wohl kaum in der Position, vor dem Sicherheitsdienst derartige Dinge abzuziehen. Schließlich war 03 die Sektion der Presseleute und Ausbilder.

„Vorschrift? Befürchten Sie, ich versuche einen imperialen Spion hier einzuschleusen?“


Cris machte einen Schritt auf den Wachmann zu und stellte fest, dass seine körperliche Präsenz ausreichte, diesen ein Stück zurückweichen zu lassen.


„Hören Sie mir gut zu: diese Frau hat schon mehr imperiale Sturmtruppen auf dem Gewissen als Sie ihre gesamte Dienstzeit gegenüber auch nur zu Gesicht bekommen werden und riskiert täglich ihr Leben im Kampf gegen die imperiale Unterdrückung. Also lassen Sie uns jetzt durch, wenn Sie es nicht bereuen wollen.“

Zum Glück ertönte in diesem Moment eine weitere Stimme und entband Cris von der Notwendigkeit, auf seine leere Drohung Taten folgen zu lassen.


„Das ist schon in Ordnung… Lieutenant Sheldon und Miss Cortina sind angemeldet.“

Die Stimme gehörte zu einer schwarzhaarigen Frau mittleren Alters, die tatsächlich die Uniform des Geheimdienstes trug und deren Rangabzeichen sie als Captain auswies. Der Sicherheitsbeamte machte sofort den Weg frei.


„Natürlich, Captain Sato. Entschuldigen Sie, Lieutenant. Ma’am.“

Noa und Cris traten hinter die Sicherheitsschleuse und zu Captain Ayako Sato, der formalen Leiterin des Hauptquartiers. Als sie bei ihr angekommen waren, hob die Geheimdienstoffizierin entschuldigend die Schultern.

„Entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten – ich wurde aufgehalten und nach dem Anschlag auf das Opernhaus hat der Sicherheitsdienst Anweisung, die Vorschriften besonders penibel einzuhalten. Ich bin sicher, Sie verstehen das.“

„Natürlich“, entgegnete Cris diplomatisch, obwohl er sich nicht sicher war, ob er damit auch für Noa sprach.

„Gut. Folgen Sie mir dann bitte, Major Al-Jalani erwartet Sie bereits.“

[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hauptquartier des NRGD, Foyer]- Noa, Cris, Captain Sato, Sicherheitsdienst
 
- Mon Calamari – Coral City – Regierungsviertel – Gleiter – Mit Cris -

War es typisch männlich, dass Kerle immer automatisch davon ausgingen, dass sie einen Gleiter steuerten, während die Frau brav auf dem Beifahrersitz Platz nahm? Im ersten Moment war Noa ein wenig enttäuscht, dass sie nur Mitfahrerin sein durfte, während Cris das spritzige Gefährt durch Coral City bewegen durfte, doch sie ließ sich nichts anmerken. Wahrscheinlich war es auch unfair, Cris mit allen anderen Männern zusammen in den großen Macho-Topf zu werfen. Er mochte zwar hier auf Mon Cal nicht Zuhause sein und sich deswegen zwangsläufig besser auskennen, doch sie waren auf dem Weg zum Hauptsitz des Geheimdienstes, und dies war ganz klar sein Terrain. Somit war es vielleicht nur logisch, dachte Noa, dass er das Steuer übernahm. Sie musste sich hinter die Ohren schreiben, auf solche Banalitäten nicht so empfindlich zu reagieren. Als sie aus dem Fenster des Gleiters schaute und einen weiteren Eindruck von der Stadt bekam, von der sie bisher noch immer weniger gesehen hatte als ihr lieb war, merkte sie außerdem ein weiteres Mal, dass Coral City nicht Coruscant war. Die Stadt war ganz anders aufgebaut. Hier gab es keine tiefen, scheinbar bodenlosen Häuserschluchten, durch die man mit voller Geschwindigkeit rasen konnte, bis einem schlecht wurde. Alles schien hier viel gesitteteter zuzugehen, und warum auch nicht? Mon Calamari war die politische Hauptwelt der Republik. Wenn die Gesetze, selbst wenn es nur den Verkehr betraf, hier nicht eingehalten wurden, wo dann sonst? Die Widerstandskämpferin lehnte sich in ihrem Sitz zurück. Sie verpasste eigentlich gar nichts, den Gleiter nicht zu steuern. Sie konnte hier sowieso nicht so schnell fahren wie sie es gerne getan hätte.

Es war die erste Sicherheitskontrolle des Geheimdienstes, die Noa bewusst machte, wohin sie eigentlich unterwegs waren. Dies hier war der eigentliche Grund ihres Besuches auf Mon Calamari. Es ging nicht um teure Luxushotels, romantische Abendessen oder Erkundungstouren durch fremde Städte. Noa war hier, weil sie einen Planeten zu vertreten hatte und sie wollte verdammt sein, wenn sie nicht das Beste daraus machte. Pablo und Baes Hawot hatten ihr ganzes Vertrauen in sie gelegt, auch wenn Noa nocht immer nicht so recht wusste, wie die beiden eigentlich so törricht hatten sein können, denn Noa war, trotz journalistischer Ausbildung, absolut keine gute Rednerin. In den meisten Fällen war sie zu direkt. Sie sagte, was sie dachte ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen und stieß damit nicht selten andere vor den Kopf. Lügen war eine ganz große Schwäche von ihr. Selbst jemand der sie nicht kannte, konnte auf eine Entfernung von zehn Meilen erkennen, wenn Noa sich etwas ausdachte. Und Diplomatie? Nicht gerade ihre Stärke. Im Grunde war sie die schlechteste Wahl, die die Defender hätten treffen können, um sie hierher zu schicken. Und trotzdem vertraute man ihr, was genau der Grund war, warum Noa bereit war, alles zu geben das sie hatte.

Sie fuhren noch ein Stück weiter, bis sie einen zweiten Eingang erreichten und Cris schließlich den Gleiter abstellte. Er befestigte seinen Ausweis sichtbar an seiner Kleidung und Noa vermutete bereits, dass sie einen Besucherausweis erhalten würde, doch dazu kam es nicht. Bevor sie weiter gehen konnten, noch bevor Noa überhaupt eine Besuchergenehmigung erhalten konnte, sollte sie ihre ID vorzeigen und Noa Chanelle Cortina, geboren und aufgewachsen auf Coruscant, besaß nur eine imperiale ID. Sie glaubte nicht, dass es einen Unterschied machte. Der Geheimdienst, so wenig er auch – bisher – über sie wissen mochte, wusste zumindest, wer sie war und woher sie kam. Man hatte ihr einen Gesprächstermin gewährt als Vertreterin des Widerstandes auf Coruscant. Natürlich war sie nach außen hin eine imperiale Bürgerin und natürlich trug sie die Republik in ihrem Herzen. Sie selbst konnte ja nichts dafür, unter welcher Regierung sie lebte. Bereits im Begriff, ihre ID vorzuzeigen, griff Noa in ihre Tasche – und hielt prompt inne, als Cris den Agenten des Sicherheitsdienstes aufforderte, die gegebene Vorschrift zu ignorieren und Noa auch ohne Vorzeigen ihres Ausweises durchzulassen. Die Hand noch in ihrer Tasche, hielt Noa in ihrer Bewegung inne. Fragend wandte ihr Blick zu dem diensthabenden Offizier, doch dieser lehnte ab, denn Vorschrift war schließlich Vorschrift. Damit hatte sie gerechnet. Womit sie nicht gerechnet hatte war, dass Cris Sheldon ein solches Prozedere nicht akzeptieren konnte. Seine Miene verfinsterte sich binnen einer Sekunde. Er war wie eine Schlechtwetterfront, die man nicht hatte kommen sehen. Noa hatte ihn als einen Mann kennen gelernt, der Vorschriften achtete. Er wusste genau, was sein Job beinhaltete, er kannte die Spielregeln und er hielt sich an seine Befehle – doch offenbar konnte Cris Sheldon noch viel mehr, als im Rahmen seiner Befugnisse zu handeln. In diesem Moment, als er einen fast bedrohlichen Schritt auf den anderen Offizier zu machte und ihm in deutlichen Worten zu verstehen gab, was genau er von den Sicherheitsvorkehrungen hielt, war er nicht länger Captain Cris Perfect. Als befände sie sich in einem falschen Holo-Film, starrte Noa den Mann an, mit dem sie hierher gekommen war und der so deutliche Worte dafür fand, was Noa bereits so viel mehr geleistet hatte als der arme Wachmann, der eigentlich nur das tat, was man ihm aufgetragen hatte, denn sie hatte bereits mehr imperiale Sturmtruppen auf dem Gewissen, als er in seiner gesamten Dienstzeit auch nur zu Gesicht bekommen würde und sie riskierte täglich ihr Leben im Kampf gegen die imperiale Unterdrückung. Offenen Mundes starrte Noa Cris an. Sie hatte ihn nicht darum gebeten, sie zu verteidigen. Streng genommen hatte es nicht einmal einen wirklich driftigen Grund dafür gegeben und doch hatte Cris es getan, mit einer Leidenschaft, die Noa in dieser Form noch nicht an ihm gesehen hatte – oder bisher nicht hatte sehen wollen.

Eine Frau, dunkelhaarig und um einiges älter als Noa, tauchte hinter ihnen auf, als hätte man sie gerufen und ersparte dem diensthabenden Wachmann jegliche peinliche Antwort, indem sie sich für Noa und Cris zuständig erkärte und sie beide bat, ihr zu folgen. Noa stand noch wie angewurzelt. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie sich wieder bewegen konnte. Sekunden, in denen Captain Sato, wie der Wachmann sie genannt hatte, bereits einige Schritte den Gang hinunter gegangen war. Was hatte sich geändert, in diesem einen, kurzen Moment? Hatte sich überhaupt etwas geändert? Noa konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen, doch bevor der Augenblick erstarb, machte sie einen Schritt auf Cris zu, warf ihm förmlich beide Arme um den Hals und drückte sich an ihn. Es war wilde Entschlossenheit, die ihren Mund auf den seinen presste und ihn dort hielt – für ein paar lange, gedehnte Sekunden, in denen Himmel und Erde in Flammen hätten aufgehen können, ohne dass es Noa gekümmert hätte.


- Mon Calamari – Coral City – Regierungsviertel – HQ des NRGD – Foyer – Mit Cris, Wachman, Captain Sato -
 
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[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hauptquartier des NRGD, Foyer]- Noa, Cris, Captain Sato, Sicherheitsdienst

Darauf konzentriert, Sato einen der von der Sicherheitsschleuse abgehenden Gänge zu folgen, hielt Cris kurz irritiert inne, als er merkte, dass Noa sich ihm genähert hatte, und war im Begriff, den Mund zu öffnen, um sie nach dem Grund zu fragen. Dann passierte es.

Vollkommen überrumpelt schien sein Körper sich in einer Art Schock zu befinden, bevor er schließlich realisierte, dass es ihre Arme waren, die sich plötzlich um seinen Nacken geschlungen hatten, dass es ihr herrlich warmer Körper war, der sich an ihn schmiegte, und dass er plötzlich, aus heiterem Himmel, ihre Lippen auf den seinen spürte. Und dass diese noch zarter, noch süßer waren als er es sich vorzustellen gewagt hätte. Die Hektik des Augenblicks war verschwunden und die Sekunden dehnten sich zu einem wundervollen Moment, in dem ihm langsam klar wurde, dass es tatsächlich Noa war, die ihm nichts an den Kopf warf, sondern die ihn mit einer vollkommen unerwarteten Vehemenz küsste.

Dann war dieser Moment vorbei und sie sich wieder von ihm zurück, ohne dass er die Gelegenheit hatte, auch nur seine Arme um sie zu legen und sie festzuhalten. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er hatte keine Ahnung, was für einen Ausdruck er auf seinem Gesicht haben musste – überrascht, vielleicht glücklich? – während ihm langsam wieder bewusst wurde, wo er sich eigentlich befand und was er im Begriff gewesen war, zu tun. Sato hatte scheinbar bemerkt, dass Noa und er ihr nicht weiter gefolgt waren und stand im Gang, den vermutlich irritierten Blick in ihre Richtung gerichtet. Nichts hätte Cris in diesem Moment weniger kümmern können, als er etwas atemlos Noas wunderschönes Gesicht betrachtete und sich ein Lächeln auf seinen Zügen manifestierte. Sie hatte ihn geküsst. Noa hatte ihn geküsst. Noa.

„Noa…“

Seltsamerweise war es die Frage nach dem Warum, die ihn plötzlich beschäftigte, als sie – sich in diesem Moment wohl wortlos verstehend – wieder dem Gang folgten und zu Sato aufschlossen, die Cris einen schwer zu deutenden Blick zuwarf (der ihn sich fragen ließ, wie viel sie von der kleinen Szene mitbekommen hatte) und dann wieder die Führung übernahm. Noa hatte es geschafft – sie hatte ihn vollkommen aus seiner Balance gebracht. Immer wieder warf ihr heimliche Blicke zu und berührte andächtig die Stelle, an der ihre glühenden Lippen auf die seinen getroffen waren, dabei um einen möglichst neutralen und professionellen Gesichtsausdruck bemüht. Was hatte sie zu diesem plötzlichen Beweis der Zuneigung bewogen? Und wie schaffte er es, dass es nicht nur bei diesem einmaligen Ereignis blieb, diesem einen Fallen der Grenzen zwischen ihnen?

Dass sie an ihrem Ziel ankamen geriet fast zur Randnotiz. Captain Sato führte sie durch ein von einem Droiden besetztes Vorzimmer direkt in das Büro von Major Al-Jalani, der sich als scheinbar älterer Twi’lek mit etwas gräulicher Haut entpuppte und sich von seinem Schreibtisch erhob, um sie beide zu begrüßen. Beiläufig registrierte Cris, dass das Büro lediglich mit ein paar Postern – anscheinend Rekrutierungs- oder Informationsplakaten der Republik – geschmückt war, bevor sein Blick wieder wie magnetisch von Noa angezogen wurde, der Al-Jalani in diesem Moment die Hand entgegenstreckte.


„Miss Cortina, sehr erfreut. Lieutenant Sheldon?“

„Sir“, murmelte Cris etwas abgelenkt, während der Major Sato mit einem Nicken entließ.

„Danke, Captain, das wäre alles.“

Einladend deutete der Twi’lek auf die beiden Stühle vor seinem Schreibtisch.

„Setzen sie sich doch.“

Mechanisch gehorchte Cris und zwang sich, für einen Augenblick die Wanddekoration des Büros zu studieren, um nicht nur auffällig Noa anzustarren. Es schienen in der Tat Informations- (oder, etwas zynischer ausgedrückt, Propaganda- ) Plakate zu sein, jedes davon schien dieselbe Frau zu zeigen, dazu eine Variation an Parolen. Glaube an die Lichter der Zukunft. Zeige der Galaxie dein Lächeln. Träume von den Farben der Freiheit.

Dann traf Cris der Schlag – die Frau, die auf den Plakaten strahlend lächelte, verträumt – oder hoffnungsvoll – in die Ferne blickte und selig schlief war Akemi. Akemi, genau so schön wie in seiner Erinnerung. Akemi…

Al-Jalani schien seinen Blick bemerkt zu haben.


„Ja, eine der besten Kampagnen der letzten Jahre, wenn Sie mich fragen“, führte der Major aus.

„Vielleicht kennen Sie sie. Akemi Akanato, eine relativ bekannte Schauspielerin, nicht nur in der Republik, sondern auch auf neutralen und imperialen Welten. Man muss die Imagestrategen im Innenministerium beglückwünschen. Dieses Lächeln lässt den Leuten das Herz aufgehen.“

„Ja“, entgegnete Cris heiser.

„Ich kenne sie.“

Er wusste nicht, wohin er noch sehen sollte. Neben ihm saß Noa, die ihn vor wenigen Minuten geküsst, aus heiterem Himmel die Distanz zwischen ihnen überwunden hatte und die er nicht mehr ansehen konnte, ohne dass sein Herz Purzelbäume schlug. Und auf diesen Postern Akemi. Spielte ihm irgendeine höhere Macht einen makabren Streich? Wollte irgendjemand, dass seine Gefühle für Noa ihm ein schlechtes Gewissen bereiteten?

Stur konzentrierte Cris sich auf den Major – immerhin hatte dieser als Mitglied der Sektion 03 keinen Zugang zu Daten, die Rückschlüsse auf Akemis Tätigkeit für den Geheimdienst zulassen konnten. Ansonsten würde dieses Gespräch eine sehr ungünstige Richtung einschlagen… stattdessen schien Al-Jalani sich wieder auf den eigentlichen Grund ihres Hierseins zu besinnen.


„Also, Miss Cortina… ich habe mir Major Tacemas Berichte von Coruscant angesehen, einschließlich der etwas… vagen Einblicke, die er in die Arbeit der diversen Widerstandsgruppen erlangen konnte, Vielleicht können Sie insbesondere in Bezug auf die… Defender etwas konkreter werden. Welche Art von Operationen führen sie gegen das Imperium? Wie erfolgreich sind sie?“

Endlich schaffte Cris es, Noa wieder anzusehen und ihr ein aufmunterndes Lächeln zuzuwerfen. Dieses Gespräch war wichtig für sie – und sie verdiente kaum, es schwerer zu haben, weil sie ihn geküsst hatte.

Sie hatte ihn geküsst…


[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hauptquartier des NRGD, Major Al-Jalanis Büro]- Noa, Cris, Major Al-Jalani
 
- Mon Calamari - Coral City – Regierungsviertel – HQ des NRGD - Major Al-Jalanis Bür – Mit Cris + Major Al-Jalani –

Das Büro des Majors war relativ schmucklos und in erster Linie auf Nutzen eingerichtet. Es war ein Büro, wie es tausende andere auf Mon Calamari geben mochte und wie sie überall in der Galaxis zu finden waren. Noa mochte es, wenn selbst höhere oder leitende Angestellte sich mit praktischer und minimaler Einrichtung zufrieden gaben, statt mit Luxus zu protzen. Ihr waren Leute lieber, die sich auf ihre Arbeit konzentrierten und den Fokus auf das Wesentliche legten, statt prollige Angeber, die nur darauf auf waren, Fassaden aufrecht zu erhalten oder mit Errungenschaften zu prahlen. Zwar verstand Noa, dass dies in gewissen Branchen nicht nur so üblich, sondern auch notwendig war, doch beispielsweise hier beim Geheimdienst wäre so ein Verhalten vollkommen unnötig gewesen und es überraschte sie positiv, dass Major Al-Jalani dies offenbar auch so sah. Noa schaute sich um, darauf konzentriert, alles in sich aufzunehmen, von der wenigen Einrichtung über die Propaganda-Poster an den Wänden bis hin zu Al-Jalani selbst, einem Twi’lek von trister Hautfarbe. Sie gab sich Mühe, nichts zu übersehen, doch nicht, weil es sie so sehr interessierte, sondern weil sie konzentriert darauf war, über alles mögliche nachzudenken, bloß nicht darüber, dass sie Cris Sheldon geküsst hatte.

“Guten Tag, Sir, und vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für uns nehmen.“

Noa schüttelte die Hand des Twi’leks, als dieser ihr diese zur Begrüßung bot und wartete nicht, um seiner Aufforderung, doch Platz zu nehmen, zu folgen. Sie hatte Cris geküsst, ja, aber sie konnte jetzt unmöglich darüber philosophieren, schon gar nicht über das Warum oder das Wie oder die noch stärkere brennendere Frage, was er jetzt wohl dachte. Wenn sie sich jetzt auf solche Exkurse ihrer Gedanken einließ, konnte sie das Gespräch mit Major Al-Jalani gleich vergessen. Ihr Blick folgte dem des Twi’leks zu einem der Plakate an der Wand zu ihrer Linken, das eine junge menschliche Frau zeigte, deren Gesicht Noa gut bekannt war. Akemi Akanato, in ihrer Heimat Naboo längst ein Star, hatte begonnen, auch auf Coruscant Karriere als Schauspielerin zu machen, doch bevor auch dort Größeres aus ihr werden konnte, hatte sie sich mit der Republik zusammen getan. Als sie noch auf Coruscant in den Medien gewesen war, hatte Noa ein paar Filme mit ihr gesehen. Sie mochte die junge Schauspielerin, zum einen wegen ihrem Talent, vor allem aber wegen ihres Mutes und ihrem starken Willen. Wäre Akemi Akanato etwas länger auf Coruscant geblieben, hätte sie wirklich ganz groß durchstarten können, doch sie hatte sich für etwas entschieden, das noch viel größer und wichtiger war als ihr eigener Erfolg. Diesen Mut, sich öffentlich zu einer der beiden großen politischen Fraktionen zu bekennen, besaßen nicht viele Personen des öffentlichen Interesses, die nicht bereits von Haus aus in Politik involviert waren. Die meisten hielten sich raus aus solchen Debatten und Noa konnte verstehen, warum. Umso mehr Anerkennung hatte jemand verdient, der den schwierigeren Weg ging.

“Miss Akanato ist mir tatsächlich ein Begriff. Ich hatte die Gelegenheit, einige ihrer Filme zu sehen, bevor diese auf Coruscant zensiert wurden.“

Erwiderte Noa und schaffte es, nicht nur freundlich auf die unverfängliche Einleitung des Majors zu antworten, sondern diese auch noch mit einer Bemerkung zu verknüpfen, die verdeutlichen sollte, dass die Einschränkungen des Imperiums, die man als Bürger Coruscants auferlegt bekam, sich auf wirklich jeden Bereich des alltäglichen Lebens auswirkten, selbst wenn es sich lediglich um banale Unterhaltungsmedien handelte.

“Ich habe Ihnen etwas mit gebracht.“

Noa bückte sich, um ihre Tasche, die sie neben ihrem Stuhl auf den Boden gestellt hatte, auf ihren Schoß zu heben. Sie war nicht gut in gezwungenem Smalltalk und war froh, dass Major Al-Jalani sofort zur Sache kam. Diese direkte Art deckte sich mit der zweckmäßigen Einrichtung seines Büros. Wenn Noa in ihrer Freizeit jemanden kennen lernte und die Chemie stimmte, hatte sie zwar in der Regel keine Probleme, ein lockeres, vielleicht auch belangloses Gespräch zu führen, doch sobald ein Zusammentreffen förmlicher wurde, einen offiziellen Hintergrund besaß oder sie genau wusste, dass man lediglich Höflichkeiten austauschte, um zu einem ernsteren Thema überzugehen oder Zeit zu überbrücken, fiel es ihr schwer, sich irgendwelche Floskeln aus der Nase zu ziehen oder jemandem etwas vorzugaukeln. Letzteres war ja ohnehin nicht ihr Stärke. Sie holte einen schmalen Holoprojektor aus ihrer Tasche und legte ihn auf den Tisch vor sich. Flüchtig fiel ihr Blick auf Cris. Es war schwer, jemanden zu ignorieren, der genau neben ihr saß, doch wenn sie zuließ, auch nur eine Sekunde länger als nötig an ihn zu denken, würde sie sich selbst ins Abseits befördern. Sie durfte nicht daran denken, wie es sich angefühlt hatte, ihm ihren Kuss aufzudrücken. Für einen Augenblick hatte sie den überraschten, fast sogar erschreckten Ausdruck in seinen Augen gesehen und ein lächerlich heiteres Glücksgefühl war über sie gerieselt wie Neuschnee im Sommer… nein, sie durfte nicht an ihn denken. Nicht jetzt, mitten in ihrem Gespräch mit Major Al-Jalani. Wie sollte sie Grant erklären, dass sie es versaut hatte, wenn er wissen wollte, warum der Geheimdienst ihr die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte? Sie konnte ihm schlecht erzählen, dass es gut gelaufen war, bis zu dem Punkt an dem sie Lt. Cris Sheldon schöne Augen gemacht und sich wie ein liebestrunkener Teenager benommen hatte. Neuschnee im Sommer? Absolut albern!

“Dies ist eine Aufstellung ausgewählter Operationen der letzten Monate.“

Sie drückte einen Knopf an der Seite des Projektors und eine graphische Holo-Tabelle erschien über halb des Tisches. Es waren nur einige Beispiele aufgelistet, die einen groben Überblick über diverse Aktionen der Defender zeigten: Überfälle auf imperiale Patrouillen, die Zerstörung eines imperialen Waffentransporters und die Befreiung einiger republikanischer Soldaten während einer Zellenumlagerung.

“Wir haben in der jüngsten Vergangenheit einige Erfolge gehabt. Die meisten davon fanden Erwähnung in den lokalen Nachrichten auf Coruscant, was es nicht unbedingt einfacher für uns macht, doch wir – und damit meine ich alle örtlichen Widerstandsgruppen – konnten erreichen, dass sich das Imperium mehr und mehr aus den Unteren Ebenen zurück zog. Nicht, dass sie sich ohnehin großartig um diesen Bereich Coruscants gekümmert hätten, doch sie hatten auch dort ihre Sicherheitspatrouillen, wie so ziemlich überall. Inzwischen haben diese Zahlen dort unten allerdings abgenommen. Die zeitlichen Abstände der Patrouillen sind geringer geworden. Hier.“

Per wiederholtem Knopfdruck aktivierte Noa eine zweite Graphik, ein Diagramm, das den Rückgang imperialer Aktivitäten in den Unteren Ebenen aufzeichnete – zumindest in dem Bereich, den die Defender kontrollierten. Pablo hatte diese Informationen zusammen gestellt. Er war gut in solchen Dingen.

“Wenn Sie sich die Zahlen ansehen, können Sie den Rückgang deutlich erkennen. Das Ganze bezieht sich auf dieses Gebiet.“

Diesmal rief Noa eine Karte von Coruscant auf. Das Gebiet ihres Heimatplaneten war eine größere Holo-Grafik als die vorigen Darstellungen und erfüllte einen großen Teil des Raumes. Die Stadtteile, in denen die Defender operierten, waren farblich hervor gehoben.

“Und da genau liegt das Problem. Coruscant ist zu groß für uns alleine. Wir brauchen mehr Unterstützung.“

- Mon Calamari - Coral City – Regierungsviertel – HQ des NRGD - Major Al-Jalanis Bür – Mit Cris + Major Al-Jalani –
 
[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hauptquartier des NRGD, Major Al-Jalanis Büro]- Noa, Cris, Major Al-Jalani

Es wurde noch besser. Noa – wohl aus Höflichkeit dem Major gegenüber – erwähnte beiläufig, dass Akemi ihr sehr wohl ein Begriff war und sie einige ihrer Filme auf Coruscant gesehen hatte und Cris befürchtete, dass in jedem Moment Schweißperlen auf seiner Stirn erscheinen würden. Nun war es keine große Überraschung, dass auch Noa von Akemi gehört hatte – sie war recht erfolgreich und Noa erschien wie eine Person, die sich alleine schon aufgrund ihres Berufes sehr mit dem galaktischen Tagesgeschehen beschäftigte, auch mit dessen trivialeren Aspekten. Dennoch – so direkt darauf gestoßen zu werden, während sie neben ihm saß und Akemis Lächeln ihn von dem Plakat neben ihm beinahe zu verspotten schien, intensivierte das Gefühlschaos nur noch, das ihr wundervoller Kuss in ihm angerichtet hatte.

Unweigerlich wurde er daran erinnert, dass er der einzigen Frau, die die ihn jemals in einen solchen Zustand versetzt hatte wie Noa mit ein paar Worten, einer geworfenen Vase und einem Kuss aus dem Hinterhalt, vermutlich die schlimmste Verletzung zugefügt hatte die man einer geliebten Person zufügen konnte. Er hatte Akemi nicht verdient… und er hatte Noa nicht verdient. Wie oft hatte Akemi ihm dieses Lächeln geschenkt, das nun Leute von der Gerechtigkeit der Republik überzeugen sollte, wie oft hatte sie sich in seine Umarmung begeben… ihm vertraut… und wie hatte er es ihr vergolten? Noa indes… bei ihr war er andauernd gegen eine Wand gelaufen und war somit nie in Gefahr gewesen, sie zu verletzen. Doch jetzt hatte sie ihn geküsst und seine bloßen Fantastereien waren um einiges näher an der Realität, was ihn dazu zwang, sich alle Konsequenzen seines Handelns mit rücksichtsloser Brutalität vor Augen zu führen. Aber was änderte das schon? Nichts konnte relativieren, was ein Blick aus ihren braunen Augen mit ihm anstellte. Was ihr Kuss mit ihm angestellt hatte. Er wollte, dass sie ihn wieder küsste. Er wollte sie an sich drücken, tief einatmen und ihre Nähe genießen. Er wollte sie. Und die Konsequenzen waren ihm egal.

Es war schwer, sich auf das eigentliche Gespräch mit Major Al-Jalani zu konzentrieren – zumindest für ihn. Noa indes kam sofort mit einer Professionalität zur Sache, die unter Beweis stellte, wie wichtig ihr der Ausgang dieses Gesprächs war – und die von einer beeindruckenden Selbstbeherrschung zeugte, beachtete man, was zuvor passiert war. Cris blieb nichts anderes übrig, als Noas Vortrag mit möglichst neutraler Miene zu verfolgen und sich zu bemühen, angesichts der detaillierten Informationen, die sie dem Major zusammengestellt hatte, nicht überrascht den Mund aufzuklappen. Noa verstand ihr Handwerk, nicht nur mit dem Blaster in den Straßenschluchten Coruscants. Was war nicht perfekt an ihr? Wenn sie jetzt noch ihren Zopf löste und ihr Haar ihr frei auf die Schultern…


„Lieutenant, haben Sie etwas hinzuzufügen?“

Diese Frage des Majors kam einer kalten Dusche gleich, deren Auswirkungen auf ihn Cris versuchte, mit einem leichten Räuspern zu übertünchen. Zumindest war er nicht vollkommen auf den Kopf gefallen.


„Nach meiner Einschätzung haben die Bemühungen des Widerstandes dazu geführt, dass das Imperium die Unteren Ebenen nahezu komplett aufgegeben hat. Die ideale Voraussetzung für größer angelegte Operationen, die eine Rückeroberung des Planeten flankieren könnten – auf die Wichtigkeit etwa einer Deaktivierung der planetaren Schilde muss ich denke ich nicht hinweisen. Außerdem hat der Widerstand das Imperium in die Ecke gedrängt, was die Gegenmaßnahmen immer verzweifelter ausfallen lässt – zum Teil so verzweifelt, dass auch dem Rest des Planeten klar wird, dass die Besatzer ein Problem haben. Das mobilisiert auch jene in der Mittel- und vielleicht sogar Oberschicht, die noch Sympathien für die Republik hegen mögen.“


„Danke.“

Al-Jalani neigte leicht den Kopf, wobei seine Lekku leicht zuckten – eine Form der Körpersprache der Twi’lek, die Cris nie wirklich zu deuten gelernt hatte. Dann richtete der Major seine Aufmerksamkeit wieder auf Noa.

„Ich muss sagen, Miss Cortina, Ihre Ausführungen und Beweise zeichnen ein optimistischeres Bild als die bisherige Einschätzung, die unsere Analysten dem Direktorium vorgelegt haben. Ich bin sogar ziemlich sicher, dass zusätzliche Unterstützung alleine durch den Geheimdienst die entsprechenden Voraussetzungen für eine Befreiung des Planeten schaffen könnte.“

Der Major beugte sich vor.


„Doch dann wäre da noch die galaktische Situation. Es stimmt, die Flotte befindet sich auf dem Vormarsch. Wenn meine Informationen stimmen, dann stehen die Imperialen auf Corellia kurz vor der Kapitulation. Coruscant indes wäre selbst bei idealen Voraussetzungen auf dem Planeten isoliert. Besonders fatal ist die Abhängigkeit des Planeten von außerplanetaren Importen.“

Ein leichtes Kopfschütteln des Twi’lek folgte.


„Aber das ist nicht Ihr Problem. Oder das des Geheimdienstes. Früher oder später werden wir Coruscant zurückerobern müssen und wenn es nach mir geht, dann eher früher, als später. Es kann nur helfen, wenn das Direktorium den restlichen Entscheidungsträgern Informationen vorlegen kann, die belegen, dass die Bevölkerung bereit ist. Was ist Ihre Einschätzung dazu, Miss Cortina?“

[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hauptquartier des NRGD, Major Al-Jalanis Büro]- Noa, Cris, Major Al-Jalani
 
- Mon Calamari - Coral City – Regierungsviertel – HQ des NRGD - Major Al-Jalanis Büro – Mit Cris + Major Al-Jalani –

Er war auf ihrer Seite. Noa hätte am liebsten einen Luftsprung gemacht. Es war noch nichts gewonnen, niemand hatte ihr feste Unterstützung zugesagt oder irgendetwas versprochen, aber die Tatsache, dass Major Al-Jalani vom Geheimdienst der Neuen Republik Coruscant ebenfalls lieber früher als später zurück in den Händen der Republik sähe, machte ihr Mut. So lange es Verbündete gab, Leute denen das Wohl des Planeten und seiner Bewohner ebenso am Herzen lag wie ihr, gab es Hoffnung und Al-Jalani war hoffentlich gewillt, überall ein gutes Wort einzulegen, wo er konnte.

“Die Bevölkerung des Planeten ist mehr als bereit, Sir.“

Noas Stimme war fest. Zu wissen, dass der Major kein grantiger Vollidiot war, der dieses Treffen nur so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte, weil sein Mittagessen auf ihn wartete, hatte jeden Rest Nervosität in die Flucht geschlagen.

“Wir haben gerade in den letzten Wochen einen deutlichen Anstieg von... Rekruten für unsere Sache zu verzeichnen gehabt.“

Es gab eine letzte Grafik, die Pablo für dieses Gespräch bereit gestellt und Noa mitgegeben hatte. Die Journalistin drückte den entsprechenden Knopf auf dem Holoprojektor und ein Kurvendiagramm bildete eine flimmernde, bunte Wand zwischen ihr und dem Major, mitten auf seinem Schreibtisch.

“Dies ist eine Übersicht über den Zuwachs von Befürwortern, Unterstützern und Kämpfern für den Widerstand.“

Sagte sie und deutete auf die abgebildeten Prozentzahlen.

“Und dies sind die Zeitpunkte, zu denen die Anstiege an Rekruten zu verzeichnen waren, zum Beispiel hier: die Holonet News berichten mit der Schlagzeile >Krieg erreicht Corellia-System: imperiale Flotte flieht< vom Einzug der republikanischen Bodentruppen auf Corellia und der Widerstand auf Couscant gewinnt fast 8% an Zuwachs. Oder hier, >Jedi-Hilfe für Denon startet< brachte uns einen Zuwachs von 4,5%. Je offensiver die Republik wird, je größer ihre Erfolge, oder die des Widerstands, umso mehr Vertrauen bringt die Bevölkerung wieder in die Republik auf. Sie sehen, dass es jetzt an der Zeit ist.“

Noa lehnte sich zurück. Major Al-Jalani hatte gesagt, dass Coruscant es schwer haben würde, sich selbst zu versorgen, so lange andere Kernsysteme noch immer unter imperialem Regime waren und sie verstand seinen Einwand, doch dies änderte nichts an der Tatsache, dass Coruscant bereit war. Dieser Zustand musste genutzt werden.

“Im Übrigen hat Cap...Lt. Sheldon Recht.“

Es hätte nicht viel gefehlt und Noa hätte Cris' alten Rang ausgesprochen. Dass er degradiert worden war, wollte ihr noch immer nicht in den Kopf. Sie zwang sich, ihm einen kurzen, äußerst knappen Blick zuzuwerfen. Oh, was sollte sie nur mit ihm machen? Sobald dieses Gespräch um war, würde er sie zur Rede stellen und sie fragen, was zum Teufel sie sich dabei gedacht hatte, wie ein verrückter Fan über ihn herzufallen und ihn zu küssen.

“Die Unteren Ebenen sind der perfekte Ausgangsort für jede größere Operation der Republik. Die einzelnen Widerstandsgruppen haben dort unten Verstecke, Ressourcen und Manpower. Wir können eine große Hilfe sein, wenn sich die Republik entscheidet, endlich zum großen Schlag auszuholen.“

- Mon Calamari - Coral City – Regierungsviertel – HQ des NRGD - Major Al-Jalanis Büro – Mit Cris + Major Al-Jalani –
 
[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hauptquartier des NRGD, Major Al-Jalanis Büro]- Noa, Cris, Major Al-Jalani

Auch auf Al-Jalanis Nachfrage antwortete Noa mit überraschender Gelassenheit – und Cris schaffte es gerade eben, nicht zusammenzuzucken, als ihr Blick ihn streifte und sie ihn fast als Captain Sheldon bezeichnet hätte – und als sie schließlich fertig war, war es an dem Major, sich sichtlich beeindruckt zurückzulehnen. Ungeachtet seiner Verwirrung musste Cris lächeln – falls er den Twi’lek irgendwie einschätzen konnte, dann hatte Noa ihn überzeugt.


„Nun, Miss Cortina…“, sagte Al-Jalani schließlich nach einer kurzen Pause.

„Ich muss zugeben – ich bin beeindruckt. Und ich kann Ihnen versichern, dass zumindest Colonel Drayson meine Meinung diesbezüglich teilen wird. Die Informationen, die sie uns hier vorlegen, belegen einige Theorien über die Bereitschaft Coruscants, die bisher nicht ausreichend bestätigt werden konnten.“

Al-Jalani vollführte eine ausladende Geste mit beiden Händen.

„Der politische Wille war nie wirklich das Problem. Mon Calamari, sogar Corellia… das alles waren im Grunde lediglich Platzhalter für Coruscant, das eigentliche Zentrum der Republik. Dort steht nicht umsonst der Jedi-Tempel, der diesen Namen auch verdient. Ich glaube, alles, was uns wirklich gefehlt hat, um Coruscants Rückeroberung wieder als Ziel ins Auge zu fassen, war ein wenig Hoffnung.“

Der Major lächelte.


„Und ich glaube, diese Hoffnung haben Sie und der Widerstand der unbeugsamen Bürger Coruscants uns vermitteln können. Ich behalte Kopien Ihrer Präsentation bei mir, das sollte auch die letzten Zweifler im Direktorium überzeugen.“

Mit diesen Worten hatte der Twi’lek sich hinter seinem Schreibtisch erhoben und kaum auf Noa und Cris – der sich beeilte, es ihm gleichzutun – zu, um Noa die Hand zu reichen.


„Ich danke Ihnen, Miss Cortina. Die Republik wird Coruscant nicht vergessen. Niemals. Richten Sie Ihren Kameraden unsere besten Wünsche aus.“

Und mit einem Blick in Cris’ Richtung fügte er hinzu:

„Lieutenant, mir wurde aufgetragen, Ihnen auszurichten, dass Sie sich bei Colonel Drayson melden sollen. Im Senatsgebäude, sobald die Sitzung dort beendet ist. Ich glaube, es geht um Ihre neuen Aufgaben in unserer Sektion.“

„Sir.“


Damit war auch dieses Kapitel beendet. Noa hatte den Widerstand gegenüber dem Geheimdienst vertreten, Cris würde seine neuen Aufgaben zugeteilt bekommen. Das bedeutete, dass er vermutlich – der Höflichkeit wegen – Noa noch zum Hotel begleiten und ihr einen Flug nach Coruscant zurück organisieren würde, um dann zum Senat aufzubrechen. Im Grunde kein Problem. Wenn sie nicht Noa wäre. Wenn sie ihn nicht geküsst hätte.

Sie beide hatten das Büro des Majors hinaus in den Korridor verlassen, Noa ein paar Schritte vor Cris. In wenigen Minuten würden sie wieder am Gleiter sein, dann im Hotel… und dann dauerte es nicht mehr lange, bis Noa in irgendein Raumschiff zurück nach Coruscant stieg. Und er würde sie nie wiedersehen.

Plötzliche Entschlossenheit keimte in Cris auf.


„Hey!“

Mit einem schnellen Schritt war er hinter ihr und griff, nicht unbedingt unsanft, aber bestimmt nach ihrem Handgelenk, um sie in seine Richtung zu drehen. Als ihre Blicke sich trafen, war es einmal mehr, als würde ihn der Schlag treffen.


„Du hast dir vorhin ganz schön was rausgenommen, hm?“


Dann hatte er sie irgendwie gegen die Wand des verwaisten Korridors gedrängt, nur wenige Zentimeter von ihr entfernt Er konnte ihren süßen Duft in seiner Nase spüren, jedes Detail ihres filigranen Gesichts ausmachen, ihre braunen Augen… und die Lippen, mit denen sie ihn geküsst hatte…

„Was meinst du, wie ich mich dabei fühle?“


Seine Hand hielt nicht mehr ihr Handgelenk. Vielmehr hatten seine Hände sich um ihr Gesicht geschlossen und waren im Begriff, sich in ihren weichen Haaren zu verlieren.

„Wundervoll.“

Und dann war er es, der sich an sie und sie damit gegen die Wand hinter ihr presste und sie mit jeder Unze Leidenschaft küsste, die er in diesem Augenblick aufbringen konnte.

[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hauptquartier des NRGD, Korridor]- Noa, Cris
 
- Mon Calamari – Coral City – Regierungsviertel – HQ des NRGD – Korridor – Mit Cris -

Als sie das Büro von Major Al-Jalani verließen, hätte Noa vor Freude am liebsten laut geschrien. Sie fühlte sich wie eine Siegerin, euphorisch und zufrieden. Alles, was sie sich vorgenommen hatte, hatte sie erreicht. Die Abschlussworte des Majors hätten positiver nicht ausfallen können und sie konnte nach Hause zurück kehren in dem Wissen, nicht nur alles getan zu haben, das sie konnte, sondern auch, dass sie jene, die ihr Vertrauen in sie gesetzt hatten, nicht enttäuscht hatte. Zwar musste Noa zugeben, dass sie nicht sicher war, ob das erfolgreiche Gespräch mehr auf ihre gute Vorbereitung und ihre überzeugende Art, oder viel mehr auf die ohnehin bereits existente positive Grundeinstellung des Majors zurück zu führen war, doch spielte dies auch weniger eine Rolle. Wichtiger war, dass Coruscant geholfen wurde und dass es dazu bald kam, war in diesem Augenblick wahrscheinlicher als je zuvor. Ein Traum wurde Wirklichkeit! Noa hätte vor Glück singen können. Es war just in diesem Moment des Freudentaumels, in dem Cris Sheldon beschloss, einen anderen Traum wirklich zu machen. Als er sie am Handgelenk fasste, dachte Noa für den Bruchteil einer Sekunde, sie hätte etwas vergessen und er wollte sie bloß dazu auffordern, stehen zu bleiben, doch dieser Gedanke verging genau so schnell, wie er gekommen war. Sein Griff, wurde ihr klar, war eine Spur zu fest. Sie fragte sich, was er wollte – und fand sich, noch ehe sie diese Frage zu Ende denken konnte, mit dem Rücken gegen die nächstliegende Wand gedrückt. Cris war direkt vor ihr. Er stand so dicht bei ihr, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte, während er sprach, und dann hatte er plötzlich seine Hände um ihr Gesicht gelegt und küsste sie. Fast hätten Noas Beine unter ihr nachgegeben. Die Frage, was sie tun sollte, stellte sich ihr nicht. Auf einmal war jede Unsicherheit, ob sie sich auf ihn einlassen wollte oder nicht, weg, erloschen wie die zittrig flackerte Flamme einer Kerze. Heftig erwiderte Noa seinen Kuss. Es war einer jener Momente, in denen der Verstand verstummte, selbst wider besseren Wissens, und dem Herz das Handeln überließ. Gedrängt zwischen Wand und Mann hatte Noa nicht viel Bewegungsfreiheit, doch sie konnte ihre Hände auf Cris‘ Schultern legen und einen Arm um seinen Hals schlingen, während sein ganzer Körper gegen sie presste. Oh, verflucht, war das sexy!

Noas letzter Kuss war nicht so lange her. Durch einen nebligen Schleier hindurch konnte sie sich schemenhaft an ein vollkommen betrunken und zu gedröhntes Paar auf den kalten Treppenstufen eines dunklen, schäbigen Hinterhofes erinnern. Einen Rockstar zu küssen war nicht ganz ohne, doch jetzt war sie nüchtern und wusste was sie tat. Das war noch um Längen besser. Es gefiel ihr. Cris gefiel ihr. Hatte sie gestern Abend beim Dinner noch Bedenken gehabt? Aktuell arbeitete ihr Verstand jedenfalls nicht, hatte sich quasi selbst abgeschaltet. In Noas Kopf drehte es sich, als säße sie in einem Karussel auf einem dieser großen Jahrmärkte, das sich selbst dann nicht aufhörte im Kreis zu bewegen, als sie und Cris schließlich langsam begannen, wieder auseinander zu driften. Wie betäubt, als erwachte sie gerade erst aus einem tiefen Schlaf, lehnte Noa ihren Kopf zurück und stützte ihn gegen die Wand hinter sich. Aus halb geöffneten Augen begegnete sie Cris' Blick, ihr linker Arm noch immer lose um seinen Hals geschlungen.


“Hmm.“

War das einzige, das sie sagen konnte – kein wirkliches Wort, weder Zustimmung, noch Ablehnung. Sie zog ihre rechte Hand zurück, die bis dahin auf seiner Schulter geruht hatte und hob sie an ihren Mund. Gemächlich langsam, ohne dabei den Blickkontakt mit Cris zu brechen, fuhr sie mit dem Daumen über ihre Unterlippe.

“Hmmm. Ganz schön mutig, Lieutenant.“

Und schließlich, ob sie wollte oder nicht, musste sie lächeln.

“Ganz schön mutig. War das die Revanche?“

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[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hauptquartier des NRGD, Korridor]- Noa, Cris

Als sie seinen Kuss erwiderte, kam er sich vor wie das Zentrum einer Supernova. Er spürte zwar vage, wie ihre Hände sich auf seine Schultern legten, wie sie ihn umschlang und wie ihr Körper sich leicht wand, doch zunächst war da dieser unbeschreibliche Kuss, den sie ihn mit ihren süßen Lippen und all ihrem Feuer schenkte. Sie raubte ihm den Atem, jeden klaren Gedanken, bis zu dem Moment, an dem sie sich langsam, fast widerwillig voneinander lösten, den Geschmack des anderen und das leise Versprechen nach mehr auf den Lippen. Cris’ Herz schlug ihm bis zum Hals, als sein Verstand um Perspektive rang und versuchte, sein allgegenwärtiges Verlangen nach Noa zurückzudrängen. Vergeblich.

Er hatte nur Augen für sie. Wie sie an der Wand lehnte, den Kopf leicht angewinkelt, ihre funkelnden Augen halb geschlossen, mit leicht geöffnetem Mund die Spur seines Kusses langsam mit ihrem Daumen verfolgend. In diesem Moment war sie das Zentrum seiner Galaxis. Wunderschön, voller Leidenschaft, für den Moment vielleicht gebändigt, aber mitnichten gezähmt. Offenbar hatte er dieses Mal die richtigen Worte – oder besser: die richtigen Handlungen – gefunden… und es fühlte sich gut an. Als sie dann wieder zu ihm sprach, ihre Augen unverwandt auf ihn gerichtet, ließ ihre rassige Stimme einen wohligen Schauer seinen Rücken herunter laufen. Ihr Lächeln hätte die Durastahlträger des Gebäudes zum Schmelzen bringen können, wäre es nicht nur für ihn bestimmt.


„Ich hatte gehofft, dass es etwas mehr war als das…“, flüsterte er. Seine Hände glitten von ihrem Gesicht seitlich an ihrem Körper herab, bevor sie sich zielsicher um ihre Taille schlossen und er sie mit einiger Bestimmtheit wieder näher an sich heranzog.

„Schließlich will ich sicher gehen, dass du mich nicht so leicht vergisst…“

Während seine Finger unsichtbare Symbole und Linien über ihren Rücken zeichneten, schnappten seine Lippen zärtlich nach ihrer Unterlippe. Sie roch so unwahrscheinlich gut… sie schmeckte so unwahrscheinlich gut… es durfte einfach nicht vorbei sein, wenn sie nach Coruscant verschwand. Es durfte nicht. Er wollte dieses Feuer spüren. Ihr Feuer.

„Ich hab es dir wahrscheinlich schon gesagt… du bist wundervoll. Ich werde dich jedenfalls nicht vergessen. Niemals.“

Aus dem zaghaften Schnappen nach ihrer Unterlippe waren flüchtige, dann innigere Berührungen ihres Halses geworden, während er sie noch fester an sich heranholte, um zu verhindern, dass sie sich ihm entzog. Seine Fingerspitzen prickelten, da er es irgendwie schaffte, an einigen Stellen zwischen ihrem lockeren Shirt und ihrer Hose ihre bloße, pfirsichweiche Haut zu berühren. Dass im Grunde in jeder Sekunde jemand in diesem Korridor auftauchen konnte, dämmerte ihm höchstens am Rande. Wichtig war nur Noa.

„Ist das zu mutig, Miss Cortina?“

Er wartete nicht auf die Antwort auf diese ihr ins Ohr geflüsterte Frage – als seine Lippen wieder die Vereinigung mit den ihren suchten, war sein Verstand ohnehin wieder abgemeldet.


[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hauptquartier des NRGD, Korridor]- Noa, Cris
 
- Mon Calamari - Coral City – Regierungsviertel – HQ des NRG - Korridor- mit Cris –

Kleine, prickelnde Küsse verteilten sich auf Noas Hals. Mhhh, das war schön. Cris Sheldon verstand sein Handwerk. Er verstand es sogar, ihr etwas ins Ohr zu flüstern, das ihr einerseits das Herz aufgehen und sie andererseits erschaudern ließ, weil sein Atem sie genau dort kitzelte, wo sie besonders empfindlich war. Der Gedanke, ihn auf der Stelle aus diesem Korridor fort zu ziehen, irgendwohin wo sie wirklich ungestört waren, war verlockend. Lautlos seufzend legte Noa ihren Kopf zur Seite, um es Cris noch leichter zu machen, ihren Hals zu küssen. Er war überall, an ihrem Hals und an ihren Lippen und seine Hände legten sich für einen Moment auf ihre Hüften, als er sie wieder nah an sich heran zog. Näher als das war fast nicht möglich. Fast.

“Ich soll dich nicht vergessen?“

Raunte sie fragend und hieß seinen Kuss willkommen. Wie konnte das so gut tun? Alles in ihr verlangte nach mehr. Es gab Leute, die allein waren und behaupteten, glücklich damit zu sein, doch das konnte unmöglich stimmen. Wie konnte jemand nicht all das hier wollen? Jeder wollte es! Ihre Hände glitten Cris‘ Oberarme hinauf. Sie mochte, wie er sich anfühlte. Er war beileibe kein übertrainiertes Muskelpaket, keiner dieser Typen, die drei Stunden jeden Tag Gewichte stemmten (also so jemand wie Leandro), aber er fühlte sich trotzdem kräftig an. Männer waren ohnehin toll. Noa seufzte erneut. Hatte sie sich jemals über einen von ihnen geärgert? Unvorstellbar. Männer waren stark und rau und…und.. männlich! Sie hatten tiefe Stimmen und große Hände, mit denen sie alles mögliche anpacken, heben und tragen konnten. Ein richtiger Mann konnte einen ganzen Wohnzimmerschrank mehrere Stockwerke hinauf schleppen. Außerdem sahen sie gerne Sport, tranken Bier und aßen jeden Tag Unmengen von Fleisch – zumindest richtige Männer – hatten kräftige Arme, in die man sich hinein kuscheln konnte und wussten ganz genau, wie man eine Frau unter der Bettdecke glücklich machte. Wer wurde da nicht schwach? Noa legte ihren Kopf weit in den Nacken.

“Nichts leichter als das.“

Okay, es war offiziell: sie war absolut hin und weg von diesem Kerl. Jemanden, der so gut küssen konnte, durfte keine Frau ignorieren. Und dabei hatte Noa es noch nicht einmal darauf angelegt, mit ihm hier zu landen, in diesem leeren Korridor. Sie hatte sogar bis zuletzt einen kühlen Kopf bewahrt, aber irgendwie hatte Cris es trotzdem geschafft, ihr genau diesen zu verdrehen. Apropos Korridor... was taten sie hier eigentlich? Als wäre dies ihr Stichwort gewesen, begann Noa, allmählich wieder zu sich zu kommen. Dort, wo vorhin noch Leere gewesen war, formten sich jetzt wieder klare Gedanken.

“Ähm, Cris.“

Sie begann, sich unter ihm zu winden, legte ihre Hände auf seine und dämmte so seine Berührungen ein, ehe sie sich ein kleines Stück von ihm schob, wenn auch nicht zu weit. Sie wollte nicht, dass er sie los ließ. Sie wollte bloß...sie musste... puh, ihr war ziemlich heiß.

“Vielleicht ist das hier nicht ganz der richtige Ort für...“

Noa stockte. Der richtige Ort für was? Es war eine Sache, blind mit einem Mann herum zu knutschen und sich nur durch Körpersprache (und vollen Körpereinsatz) zu verständigen, aber es war etwas ganz anderes, wirklich miteinander zu sprechen. Das erste Gespräch nach der ersten wilden Knutscherei? Unangenehm. Noa spürte sich selbst erröten.

“Ich meine, bist du nicht eigentlich im Dienst?“

Fragend sah sie ihn an. Oh ja, das war peinlich, sehr sogar.

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[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hauptquartier des NRGD, Korridor]- Noa, Cris

Sie wies ihn nicht zurück. Jede Faser ihres Körpers schien auf seine Berührungen, seine Küsse zu reagieren, spornte ihn an, das zu tun, was sich so richtig, so gut anfühlte. Sie fühlte sich gut an, ihr Hals, den sie seinen gierigen Küssen darbot, so elektrisierend wie ihre Stimme, die ihm die schönsten Dinge zuraunte. Er wollte sie. Noa

Cris stutzte, als ihre Hände aufhörten, die Konturen seiner Arme nachzuvollziehen, sondern sich auf die seinen legten, und als sie mit leichten Bewegungen eine gewisse Distanz zwischen sie brachte, nahezu minimal, doch im Vergleich zu dem eng umschlungenen Zustand, in dem sie sich vorher befunden hatte, durchaus bemerkbar. War das leichte Röte in ihrem unvergesslichen Gesicht? Und ging ihr Atem schneller, wie es auch seinem ging? Ihre Worte indes ließen seinen Verstand einen Teil der Perspektive zurückgewinnen und unangenehm berührt ob ihrer Richtigkeit räuspern. Loslassen konnte er sie indes nicht. Dazu hatte sein Verlangen nach ihr sie noch zu fest im Griff – und die Angst davor, sie so kurz nachdem er sie gewonnen hatte, sogleich wieder zu verlieren. Wenn sie jetzt aufhörten, ihre erhitzten Gemüter wieder beruhigten und sie die Situation vielleicht etwas nüchterner betrachtete…

„Vielleicht nicht…“, erwiderte er langsam. Für einen wunderbaren Augenblick hatte sie sich ihm hingegeben. Es hatte ihr gefallen, was er getan hatte… er hatte ihr gefallen und im Grunde war diese eine Frage, die ihn am meisten gequält hatte, damit beantwortet. Zumindest zum Teil.

„Aber momentan habe ich noch meine alte Aufgabe…“


Er beugte sich zu ihr, sodass seine Lippen beinahe ihr ansehnliches Ohrläppchen berührten.


„Und deswegen müsste ich selbst in deiner Nähe bleiben, wenn ich dich nicht für die aufregendste Frau auf diesem Planeten hielte – was ich aber tue.“


Cris erlaubte sich, ihr leicht unterhalb des Ohres einen leichten Kuss aufzudrücken, ehe er quälend langsam von ihr zurückwich, bis nur noch ihre Finger sich berührten und schließlich ebenfalls den Kontakt verloren. Nichts war ihm klarer, als dass er sie nicht einfach aus den Augen verlieren durfte. Es war kaum zu glauben… noch vor wenigen Wochen hätte sie ihn beinahe erschossen, jetzt hatten alleine ihre Lippen dafür gesorgt, dass ihm Hören und Sehen verging. Er wollte ihr sagen, wie sehr er sie mochte… doch Worte waren nicht mehr genug.

„Verschwinden wir von hier.“

Er sah sich im Korridor um, um dann mit einem leichten Lächeln mit den Schultern zu zucken.


„Das hier ist wirklich nicht der richtige Ort für… irgendwas.“


Es fühlte sich seltsam an, neben ihr den Korridor hinunterzugehen, obwohl er am liebsten einen Arm um sie gelegt, oder zumindest nach ihrer Hand gegriffen hätte, doch spätestens, als sie einen breiteren Gang erreicht hatten, mehrten sich die Personen, die ihnen entgegenkamen oder die sie passierten. So passierten sie dann auch wieder die Sicherheitsschleuse – vorbei an einem Wachmann, der Cris mit einem recht bösen Blick bedachte, ohne dass er ihn bemerkte, bis sie wieder bei dem zuvor abgestellten Gleiter standen. In den Minuten, die ihr Weg in Anspruch genommen hatte, hatte Noa vermutlich einige Gelegenheit gehabt, nachzudenken. Sacken zu lassen, was in jenem Korridor zwischen ihnen passiert war. Nichtsdestotrotz riskierte er es jetzt, nach ihrer linken Hand zu greifen, bevor er in den Gleiter stieg. Plötzlich musste er daran denken, wie geschickt sie auf Coruscant, auf der Flucht vor den Imperialen, ihr Fahrzeug gesteuert hatte.


„Möchtest du fahren?“


[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hauptquartier des NRGD, vor Haupteingang]- Noa, Cris
 
- Mon Calamari - Coral City – Regierungsviertel – HQ des NRG – Vor dem Haupteingang - mit Cris –

Die sterilen Korridore des Geheimdienstgebäudes wirkten kalt und ausladend, als Noa und Cris zusammen in Richtung ausgangen liefen. Dutzende von anderen Agenten und Angestellten kreuzten ihre Wege und mit jedem Blick, der sie im Vorbeigehen streifte, fragte Noa sich, ob man ihr die innere Hitze ansehen konnte, die dort noch immer in ihr loderte. Obwohl er neben ihr ging ohne sie zu berühren, konnte Noa noch immer Cris' Lippen an ihrem Ohrläppchen spüren. Vorbei an der Sicherheitsschleuse, die sie auf dem Hinweg bereits durchlaufen hatten müssen, fing sie den Blick eines Sicherheitsmannes auf, der sie fast verurteilend ansah, als wüsste er genau, das sie nicht schnurstracks aus Major Al-Jalanis Büro hierher gekommen waren, sondern einen Zwischenstopp eingelegt hatten. Und was für einen! Noa konnte nicht umhin, leise vor sich hin zu grinsen. Wenn sie Cris glauben sollte, dann war sie die aufregendste Frau auf diesem Planeten. Nun war das auf Dac nicht unbedingt eine Leistung. Offiziellen Zahlen nach hatte der Planet 27 Billionen Einwohner, 60% davon waren Quarren, 39% Mon Calamari und nur der entsprechend geringe Rest setzte sich aus Menschen und anderen Außenweltlern zusammen. Die Konkurrenz war also nicht besonders groß. Vielleicht, dachte Noa verträumt, wiederholte er dieses Kompliment eines Tages einmal auf Coruscant. Es wäre schön, ihn dort wiederzusehen – ihn überhaupt wieder zu sehen.

Draußen schien die Sonne, ein willkommener Kontrast zu dem künstlichen Licht innerhalb des Hauptquartiers des Geheimdienstes, doch jetzt wo sie Major Al-Jalani und den Grund ihres Besuches hier endgültig hinter sich lassen würden, drängte sich auch das Bewusstsein, dass ihre Wege sich schon sehr bald trennen würden, wieder zurück an die Oberfläche. Mit Cris' Versetzung war sein zukünftiger Job zwar noch nicht in Stein gemeißelt, doch eines stand unumwunden fest: er würde Noa nicht zurück nach Coruscant begleiten, um weiter gemeinsam mit ihr im Widerstand zu kämpfen. Eigentlich war es fast ironisch, Major Al-Jalani hatte ihr seine Unterstützung fast fest zugesagt, doch den besten Mann, den er ihr hätte zur Seite stellen können, entzog er ihr. Sie würden also zurück zum Hotel fahren, Noa hatte noch einen Flug zu buchen. Viel zu packen hatte sie nicht. Und was dann? Sie spürte Cris' Hand nach ihrer greifen und hörte ihn fragen, ob sie fahren wollte. Noa schaute auf den Gleiter vor sich. Der Tag war noch nicht vorbei und wer hatte gesagt, dass sie ihn nicht noch genießen konnten, bis zu der Minute, in der sie sich wirklich würden verabschieden müssen? Wenn Cris Sheldon sie nicht würde vergessen wollen, dann mussten sie diesen Tag und alles, was noch von ihm übrig war, unvergesslich machen.


“Nichts lieber als das.“

Antwortete sie auf seine Frage und hatte sich, ehe er es sich anders überlegen konnte, hinter das Steuer des Fahrzeugs geklemmt. Die Konsolen vor ihr strahlten auf Hochglanz im Licht der reflektierenden Sonne, die direkt auf sie schien, da das Verdeck des Gleiters, passend zum Wetter, eingefahren war. Noa startete.

“Na, dann wollen wir mal.“

Sagte sie und ein lautes, ohrenbetäubendes Röhren des Antriebs verkündete ihre Abfahrt, als sie alles an Schub gab, was das Fahrzeug zu bieten hatte. Der Gleiter schoss davon, zurück Richtung Stadt und Noa stieß einen aufgeregten Schrei der Begeisterung über die Leistung aus, die unter ihren Händen und Füßen vibrierte. Für sie konnte kein Raumschiff schnell genug, keine Fahrt rasant genug und kein Speeder-Bike wendig genug sein. Erst als sie wirklich wieder zurück in der Stadt ware, zurück in den Reihen anderer Verkehrsteilnehmer und in geordneten Bahnen aller Fahrzeuge um sie herum, drosselte Noa das Tempo. Mit ihrer rechten Hand tastete sie nach ihrer Tasche.

“Ich muss meine Schwester kontakten.“

Sagte sie und zog ihr Komlink hervor.

“Ich brauche noch einen Rückflug nach Coruscant.“

Eine Hand am Steuer, die andere damit beschäftigt, das Komlink in die dafür vorgesehende Halterung mit dem Computer des Gleiters zu verbinden, vermied Noa es, Cris anzusehen. Sie wusste nicht, ob der Gleiter selbst über einen Langstreckentransmitter verfügte, doch irgendwo in den umliegenden Gebäuden in Coral City dürfte es entsprechende öffentliche Transmitter geben, auf die sie von hier aus zugreifen und die sie nutzen konnte. Der Boardcomputer veranlasste eine entsprechende Suche und Noa erkannte im Vorbeifahren zu ihrer Linken das Café, in dem sie noch am vergangenen Nachmittag gesessen hatte. Langsam aber sicher stellte ihr Komlink eine Verbindung her.

“Tol'vas Travel Agency Coruscant, mein Name ist Cloé, was kann ich für Sie tun?“

Mit einem leichten Rauschen im Hintergrund kam die Stimme ihre Schwester durch den Lautsprecher.

“Clo!“

Rief Noa laut.

“Ich bin's! Bist du grad frei?“

“Noa? Natürlich! Wo bist du? Was ist los?“

Sie konnte sich nicht vorstellen, warum, doch Cloés Stimme klang alarmiert. Sie machte sich viel zu viele Sorgen

“Mon Cal, wo sonst?“

Antwortete Noa und nahm ihre Augen von der Strecke, um Cris einen langen, intensiven Blick zuzuwerfen. Sie lächelte.

“Hier ist alles gut.“

“Okay, der Macht sei Dank. Ich dachte schon, es wäre irgendetwas. Was brauchst du?“

Wollte Cloé wissen. Noas Aufmerksamkeit war zurück auf dem Verkehr um sie herum, zumindest zu großen Teilen. Cris' Augen waren so toll. Waren sie das schon immer gewesen, oder erst, seit er sie geküsst hatte? Sie hätten das viel eher machen sollen.

“Einen Rückflug. Kannst du mir einen buchen?“

Sie versuchte, ihre Stimme geschäftsmäßig und möglichst neutral klingen zu lassen. Wenn Cloé jetzt merkte, dass irgendetwas nicht stimmte, würde sie versuchen es aus Noa heraus zu kitzeln und das war keine gute Idee, so lange sich ein gewisser Agent in Hörweite befand. Wäre sie schlau gewesen, hätte sie Cloé direkt gewarnt, dass sie das Gespräch über Lautsprecher gelegt hatte.

“Oh, natürlich. Warte, ich lade Dacs Flugplan. Ist dein Gespräch schon durch?“

“Japp, alles erledigt.“

Noa überholte einen langsameren Speeder-Transporter. Die Gegend um sie herum hatte sich verändert. Das war vermutlich nicht mehr das Regierungsviertel. Links und rechts waren Geschäfte über Geschäfte aneinander gereiht und Passanten mit Einkaufskörben und Taschen strömten über die Gehwege.

“Hmm, ich kann dir etwas für morgen anbieten. Lass mal sehen...“

Sagte Cloé und Noa konnte sich bildlich vorstellen, wie ihre Schwester vor ihrem Terminal im Büro der Reiseagentur, in der sie arbeitete, saß. Sie musste eine ellenlange Liste mit Flügen und möglichen Verbindungen sehen und eine weitere mit verfügbaren Klassen und Kategorien. Man hörte, wie ihre Fingernägel auf die Tasten ihres Computers tippten.

“Ja, ich habe was. Das ist aber mit zwei Zwischenstopps. Ich schicke dich über Quermia und dann nach Felucia. Von da aus kommst du über die Hauptroute direkt nach Coruscant rein. Ist das OK?“

Sie fragte aus Gewohnheit, aber vermutlich hatte sie schon längst gebucht. Noa nickte.

“Ja, klingt gut.“

“Gut, dann buche ich dich von Felucia nach Coruscant auf Business. Nutz deinen Journalistenausweis, das sollte dir bei der Kontrolle einige Frage ersparen.“

Und damit war es beschlossen. Noch wusste Noa keine Uhrzeit, aber fest stand, viel mehr als der heutige Tag blieb ihr nicht mehr, um Cris Sheldon noch ein kleines bisschen besser kennen zu lernen und ihn genau so in Erinnerung zu behalten. Dabei musste es nach heute nicht zwingend wieder vorbei sein, dachte Noa. Nicht, wenn es nach ihr ging. Es war bloß schwieirg. Die Umstände und die Entfernungen der Galaxis arbeiteten gegen sie.

“So, was nun?“

Sie hatte das Gespräch mit Cloé beendet und es geschafft, so ruhig und normal zu klingen, dass Cloé gar nicht daran gedacht hatte, irgendwelche Fragen zu stellen. Der Verkehr war inzwischen wieder dichter geworden und entsprechend langsam kamen sie voran. Noa wandte sich in Cris' Richtung.

“Was möchtest du machen?“

Fragte sie ihn. Sie hatte in Erinnerung, dass Major Al-Jalani ihm aufgetragen hatte, sich bei einem anderen Vorgesetzten im Senatsgebäude von Coral City zu melden, doch erst nach einer aktuell stattfindenden Sitzung. So lange die noch im Gange war, konnte Cris sicher noch tun, wonach ihm war. Es war der perfekte Tag für eine Stadterkundung. Kaum hatte sie dies gedacht, fiel Noas Blick auf eine Reklametafel. Ihre Augen leuchteten auf und ehe Cris' einen Vorschlag machen konnte, hatte sie wieder Gas gegeben und lenkte den Gleiter in eine Parklücke.

“Vergiss es, ich habe eine viel bessere Idee!“

Rief sie aufgeregt, stellte das Fahrzeug ab und sprang aus ihrem Sitz.

“Komm, schnell, schnell!“

Sie hatte ihre Tasche geschnappt und war draußen auf dem Gehweg, ohne Zeit für Erklärungen zu haben. Lachend griff sie nach Cris Hand, lief los und zog ihn mit sich, vorbei an typischen Mon Calamari Bauwerken und nur wenige Meter weiter zum äußeren Rand der Stadt, wo hinter einer starken Reeling das azurblaue Meer auf sie wartete. Ein Stück weit von ihnen entfernt lag einer von Coral Citys Häfen. Noa zeigte mit dem Finger in genau diese Richtung.

“Da!“

Rief sie, zog Cris noch weiter und führte ihn zu einer Schlange von Touristen, die gerade dabei waren, einen der riesigen Wassergleiter zu besteigen. „Whaladon Rundfahrt“ stand auf einem großen ovalen Schild neben einem Ticketverkaufsstand, dessen Wände mit Bildern der riesigen Meeresbewohner bemalt waren, die in den Tiefen von Mon Calamaris Ozeanen lebten.

- Mon Calamari - Coral City – Vergnügungsviertel – Hafengegend – Mit Cris –
 
[Calamari-System, Mon Calamari, Coral City, Regierungsviertel, Hauptquartier des NRGD, vor Haupteingang]- Noa, Cris

Die plötzliche Beschleunigung drückte Cris tief in das Polster seines Sitzes, doch nicht dieses Erlebnis war es, das sein Herz höher schlagen ließ, sondern der Aufschrei der Begeisterung, den Noa ausstieß, als sie das volle Potential des Gleiters entfesselte und sie mit einer Geschwindigkeit davonjagten, die mit Sicherheit nicht den Bestimmungen auf dem Gelände entsprach. Nicht, dass ihn das kümmerte. Nichts kümmerte ihn – nur die Frau, die neben ihm saß, und deren streng geordnetes Haar durch den Fahrtwind einen Teil seiner so anziehenden Wildheit zurückzugewinnen schien. Er hatte keine Augen für das an ihnen vorbeiziehende Panorama der Hauptstadt, auch nicht, als Architektur und Verkehr sich wieder verdichteten, zu sehr befürchtete er, auch nur ein Detail, vielleicht ein leichtes Lächeln oder ein Funkeln in ihren Augen, zu verpassen und nicht in der Lage zu sein, es sich unabänderlich ins Gedächtnis zu brennen. Er wusste, dass am Ende des Tages der Abschied stehen würde. Doch ebenso wusste er, dass er sie nie vollkommen würde ziehen lassen können, ungeachtet der so kurzen Zeit, die sie gebraucht hatte, um ihn in ihren Bann zu schlagen. Ein Teil von ihm würde bei ihr blieben. Erinnerungen wie diese, an eine wunderschöne Frau, die sich am Rausch der Geschwindigkeit erfreute. Die ihm urplötzlich um den Hals fiel und ihn küsste. Deren Lippen nach Feuer und Leidenschaft schmeckten. War das hier alles real? Oder nur ein Traum, eine vorgegaukelte Realität, und er befand sich in Wirklichkeit immer noch in jenem fensterlosen Raum, in dem man ihm all diese Fragen gestellt hatte?

Er schwieg, als Noa ihr Comlink mit dem Systemen des Gleiters koppelte und schließlich eine Langstreckenverbindung – umgeleitet über verschiedene Relaisstationen und – so hoffte Cris zumindest, da es sich um ein Fahrzeug des Geheimdienstes handelte – verschlüsselt und nicht zu orten aufbaute. Er stieß langsam Luft aus, als die ihm bekannte Stimme Cloés ertönte, der Zwillingsschwester Noas, die auf Coruscant anscheinend in einem Reisebüro arbeitete und ihrer Schwester somit problemlos eine Reise von Mon Calamari nach Coruscant ermöglichen konnte – aufgrund der Kriegslage natürlich nicht direkt. In diesem Moment war Cloé die Verbindung in Noas Leben, ihre Familie, den Widerstand, zu ihrem Heimatplaneten. Sie würde nach Coruscant zurückkehren. Dort gehörte sie ihn – dort befand sich alles, was ihr etwas bedeutete. Und dorthin würde er ihr für den Moment nicht folgen können.

Dann sah sie ihn direkt an und für einen Moment schienen das Brausen des Fahrtwindes und das Röhren der Aggregate zu verstummen. Ihre braunen Augen hielten die seinen fest. Sie lächelte dieses Lächeln… und er lächelte zurück, plötzlich bedrängt durch den Wunsch, sie vom Steuer weg an sich zu ziehen und Sachen mit ihr anzustellen, von denen sie vermutlich nicht wollte, dass ihre Schwester sie auch nur akustisch mitbekam. Erst, als sie ihren Blick notgedrungen wieder auf den Verkehr konzentrierte, war der Welt um sie herum wieder erlaubt, wie gewohnt weiterzulaufen.

Cloé verstand offenbar ihr Handwerk. Noas Rückflug nach Coruscant über mehrere Zwischenstopps war in Windeseile klar gemacht – ein aufwendiges Unterfangen für sie, wenn auch verständlich, wenn man bedachte, dass sie von der Zentralwelt der Republik auf einen imperialen Planeten reisen wollte – und die Verbindung wurde beendet. Dann fragte Noa ihn, was er nun machen wollte.

Cris konnte nicht sofort antworten. Nicht nur, weil sie ihn zwecks dieser Frage wieder angesehen hatte. Was konnte er machen, wenn das Universum ihm noch den Rest eines Tages gab, den er mit der Frau, nach der sein Herz sich verzehrte, verbringen durfte, bevor sie in eine ungewisse Zukunft verschwand, ohne Garantie, dass er sie jemals wiedersehen würde? Was konnte er ihr sagen, um auch nur ansatzweise dem gerecht zu werden, was er in diesem Moment empfand?

Sie war schneller als er. Ruckartig scherte der Gleiter aus, kam mit erstaunlicher Präzision zum Stehen und Noa stieg aus, offenbar vollkommen begeistert von einer Idee, die ihr gekommen war. Cris ließ sich von ihrer Hand mitreißen – in diesem Moment wäre er ihr vermutlich überall hin gefolgt. Alleine ihr Lachen manifestierte das Bedürfnis in ihm, so nah bei ihr zu sein wie möglich.

Als Ziel stellte sich einer der Häfen Coral Citys heraus – allerdings mitnichten einer der größeren Industriehäfen, wie es sie auf Mon Calamari natürlich zuhauf gab, sondern vielmehr einer, der eher der Zerstreuung der Bewohner und Besucher der Stadt zugedacht war. Noa hatte zielstrebig eine Schlange angesteuert, die auf einen größeren Wassergleiter führte und an deren Seite Hinweisschilder Rundfahrten zu den Stätten der Whaladons anpriesen. Cris wusste wenig über diese Spezies, die im Grunde neben den Mon Calamari und den Quarren die dritte vernunftbegabte Spezies auf dem Planeten darstellten. Riesige, erhabene Geschöpfe der Tiefsee, mussten diese Wesen in regelmäßigen Abständen auftauchen, um Luft zu holen, und schienen es bis zu einem gewissen Maß zu tolerieren, von neugierigen Angehörigen Spezies besucht zu werden. Die Abbildungen der Whaladons jedenfalls waren majestätisch.

Sie schafften es, noch für den in diesem Moment am Pier liegenden Wassergleiter Tickets zu lösen und standen schließlich, kaum dass die mächtige Repulsoraggregate brummend zum Leben erwachten, an einem Platz an der Bugreling, der schier endlose Ozean Mon Calamaris vor ihnen. Erstaunt stellte Cris fest, dass das Unbehagen, das sich angesichts von großen Gewässern ansonsten bei ihm einstellte, vollkommen bei ihm fehlte. Vollkommen gelassen konnte er einen Blick über das Schiff werfen und die übrigen Leute, die sich hier eingefunden hatten, um das Spektakel zu genießen. Die wenigsten von ihnen waren alleine – und auch er war es nicht. Er war hier mit Noa. Und niemand anderes als sie war es, die es schaffte, seine Nervosität in Bezug auf seine kaum existenten Schwimmkenntnisse vollkommen in den Hintergrund treten zu lassen. So, wie es vor ihr nur ein anderer Mensch geschafft hatte.

Langsam trat Cris hinter Noa, zog sie langsam an sich und küsste, jede Sekunde auskostend, ihren Nacken. Sie war real. Wie sie roch, wie ihr Haar ihn kitzelte, wie er jeden ihrer Atemzüge durch ihren Körper vibrieren spüren konnte. Er war wirklich hier, mit ihr auf diesem Schiff, das malerisch blaue Meer vor ihnen. Der Kuss streifte seitlich ihren Hals, bis er an ihrem Ohr angelangt war. Für seine Begriffe waren sie in diesem Moment alleine auf dem Deck.

„Ich bin froh“, flüsterte er.

„Dass ich von den Milliarden Menschen auf Coruscant dich getroffen habe. Dass du mit mir hierher gekommen bis. Und dass mir dieser Tag geschenkt wurde.“

Sein Blick folgte dem ihren auf das im Sonnenlicht glitzernde Wasser vor ihnen. Unter ihnen stampfte das Schiff, doch was er spürte, war das Schlagen ihres Herzens, und die Wärme, die er empfand, kam nicht von der Sonne, sondern von ihr…

„Dieser Tag mit dir.“


[Calamari-System, Mon Calamari, Meer vor Coral City, Wassergleiter, Bug]- Noa, Cris
 
- Mon Calamari - Coral City – Vergnügungsviertel – Hafengegend – Mit Cris –

Cris' Arme legten sich um sie, als wolle er sie für immer fest halten. Vielleicht war das sogar so. Aber war das möglich? In diesem Moment schien es das und an nicht mehr wollte Noa in diesem Augenblick denken. Sie hatte zwei Möglichkeiten: entweder konnte sie ihm den Rücken zuwenden und ihn hier und jetzt verlassen, oder diesen einen Tag nutzen, der ihnen gegeben war, und diesen genießen, auch wenn es der einzige seiner Art bleiben würde. Sie konnte ihn mitnehmen als Erinnerung und ihn nie vergessen, so wie Cris es sich wünschte.

Sie lehnte sich zurück, an ihn, und zog seine Arme enger um sich. Was jetzt noch fehlte war ein romantischer Sonnenuntergang, dem sie entgegen schipperten, doch es war erst Mittag. Um sie herum überschlugen sich die Stimmen der anderen Touristen. Jemand in ihrer Nähe las laut Informationen über Whaladons vor, eine Mutter befahl mit strenger Stimme ihren Söhnen, sich endlich hinzusetzen und zwei junge Mädchen kicherten auf die Art und Weise, die Noa als Verlegenheit erkannte. Es war das unsichere Kichern von unerfahrenen jungen Dingern, die begannen, Gefallen an den Jungen zu finden, die sie bislang nur geärgert hatten. Jenseits der einzelnen Geschichten, die sie alle an Bord dieses Wassergleiters gebracht hatten, teilten sie alle das gleiche Ziel: eine kurze, unbeschwerte Zeit mit jenen, mit denen sie gekommen waren und die Aussicht, etwas Wunderbares zu erleben.


“Und ich bin froh, dass du froh bist.“

Noa lächelte.

“Und, dass du es bis hierher mit mir ausgehalten hast.“

Sie wandt sich in seinen Armen, drehte sich zu ihm und legte ihm ihre Arme um den Hals. Cris war ein Stück größer als sie, doch nicht so groß, dass es beschwerlich gewesen wäre, ihm in die Augen zu sehen. Sie wusste, dass sie es ihm nicht immer leicht gemacht hatte. Genau kommen machte Noa Chanelle Cortina es niemandem wirklich leicht. Dass er es trotzdem nicht Leid geworden war, sich mit ihr abzugeben, machte sie umso glücklicher.

“Riechst du das?“

Fragte sie und atmete tief ein.

“Ich habe es schon gerochen, als wir gestern gelandet sind. Aber hier auf dem Wasser ist es noch viel extremer. Die Luft ist so frisch, so salzig. Ich mag das, du nicht?“

Sie schloss die Augen und zog frische Luft tief und fest durch die Nase ein, bevor sie lachend wieder Cris ansah.

“Davon muss ich was einpacken. Für Coruscant.“

- Mon Calamari - Coral City – Meer – Wassergleiter – Mit Cris und Touristen –
 
[Calamari-System, Mon Calamari, Meer vor Coral City, Wassergleiter, Bug]- Noa, Cris, Touristen

Als Noa sich an ihn lehnte und sich noch enger in seine Umarmung begab, erschien ein leichtes Lächeln auf Cris’ Gesicht. Für einen Moment gestattete er es sich, die Augen zu schließen, und schmiegte sich mit einem leisen Seufzen an Noas Hinterkopf. Ihr Zopf schien dabei sanft seine Wange zu streicheln… und ihr Haar roch himmlisch. Er wollte sie nie wieder loslassen – und doch wusste er, dass er es irgendwann musste, alleine gelassen mit einem Schatten dieses erfüllenden Moments und einer Ahnung davon, wie es sich angefühlt hatte, Noa Chanelle Cortina einfach in den Armen zu halten.


„Natürlich habe ich es mit dir ausgehalten…“, antwortete er ihr leise, während sie sich in seinen Armen umdrehte und ihn aus ihren braunen Augen ansah, ihre grazilen Handgelenke an seinem Hals ruhend. Ihre Augen schienen von Innen heraus zu leuchten. Glücklich. Glücklich darüber, dass sie hier mit ihm war. So glücklich, wie er sich in diesem Moment fühlte.

Natürlich wusste er genau, was sie meinte… ein Spritzer Sauce in seinem Gesicht, eine scharf geworfene Vase… Noa hatte ihre Überzeugungen stets mit äußerstem Nachdruck, mit Temperament verteidigt und durchgesetzt, auch wenn diese sich manchmal im Nachhinein als falsch erwiesen hatten. Doch konnte man ihr das wirklich zum Vorwurf machen? Cris tat es nicht. Schließlich war genau dieses Feuer eines der Dinge an ihr, die dafür sorgten, dass er sich so zu ihr hingezogen fühlte. Dass er sie nie wieder loslassen wollte, und wenn das bedeutete, dass er im Laufe seines Lebens hunderte Vasen an den Kopf bekam.


„Es nicht zu tun, wäre einer der schlimmsten Fehler meines Lebens gewesen…“


Das stimmte. Selbst wenn ihnen nur dieser eine Tag blieb, war er all das wert. Und mehr. Viel mehr.


„Denn dann wäre ich jetzt nicht hier.“


Fast andächtig beobachtete er, wie Noa tief Luft holte, die Augen schloss und mit ihrer aufregenden Stimme von der frischen Seeluft schwärmte, die auch ihm bereits aufgefallen war. Er war schon auf vielen Planeten gewesen, die sich durch geradezu malerische Bedingungen ausgezeichnet hatten – Alderaan, Naboo – und ihre Worte, bei all ihrer Loyalität zu ihrer Heimatwelt Coruscant, rührten ihn auf seltsame Weise. Hätte er es nicht längst getan, so hätte er wohl spätestens jetzt seine Arme um sie geschlungen und sie an sich gezogen.

„Ja. Wundervoll, nicht wahr?“


Doch nicht nur die Seeluft war wundervoll. Sie war es. Wie sie ihn ansah und befreit lachte… Er beugte sich dichter an sie heran.


„Pack dir auch hiervon etwas ein…“, flüsterte er und küsste sie, langsam und gefühlvoll – zumindest zu Beginn, bevor der Geschmack ihrer Lippen und ihre Nähe sich seiner bemächtigten und eine Leidenschaft ihn übermannte, wie sie ihrer durchaus würdig sein sollte. Jede Sekunde mit ihr schien eine neue, vollkommen neuartige Sinnesexplosion auszulösen. Er konnte nicht genug von ihr kriegen.

Erst ein Raunen, das durch die um sie herum stehenden Touristen ging, bewegte Cris dazu, sich von Noa zu lösen und seinen Blick auf das Meer zu richten. Die Aggregate des Gleiters waren verstummt, zu sehr war er auf Noa konzentriert gewesen, als dass es ihm aufgefallen wäre – und sie hatten leicht beigedreht, nur noch durch die Wellen des Ozeans getragen und bewegt.

Dann sah er es. Erst war es, als schien ein Schatten unterhalb der Wasseroberfläche entlang zu gleiten – ein riesiger Schatten – doch dann brach etwas hindurch und schlug hohe Wellen. Der gigantische Leib eines Whaladons schraubte sich zur Hälfte in die Höhe – zwar noch in einiger Entfernung, aber noch beeindruckender, als die Bilder es hatten erahnen lassen – bevor der gewaltige Leib wieder auf das Wasser platschte und das Wesen eine riesige Fontäne Wasser ausstieß. Kurz darauf tauchte ein bedeutend kleinerer Whaladon daneben auf und imitierte das Schauspiel.


„Schau nur…“


Er ließ Noa genug los, dass sie sich dem Schauspiel ebenfalls zuwenden konnte. Fast schien es, als würde der kleinere Whaladon mit dem größeren zu spielen. Und dann begann der Größere zu singen – Cris konnte aus der Distanz eine gedämpfte, sehr melodische Aneinanderreihung musikalisch anmutender Laute vernehmen, die ihm einen leichten Schauer über den Rücken jagte. Etwas so schönes hatte er seit langem nicht mehr hören dürfen… abgesehen nur von Noas Stimme.

Noa. Cris hielt sie fest, überwältigt von dem Gefühl, diesen Moment mit ihr erleben zu dürfen. Wenn dieser Tag nur nie zuende gehen würde…


[Calamari-System, Mon Calamari, Meer vor Coral City, Wassergleiter, Bug]- Noa, Cris, Touristen
 
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