[ Randalori - Empfangsgebäude ]
Aramân ging ruhig auf das Fenster zu. Ihm war klar, dass auf Randalori wieder mal irgendwas nicht im Gleichgewicht war. Dies zu erkennen bedurfte es keinesfalls der Macht, lediglich einem mittelmäßgen Empfindungsvermögen bezüglich in der Luft liegenden Geheimnissen, sowie Spannungen. Aramân wollte jedoch vorerst kein übergroßes Maß an Aufsehen erregen, weshalb er so ruhig hatte in diesen "Warteraum" geleiten lassen. Er war sich sicher, er würde lange warten müssen, ehe jemand zu ihm kam. Vor der Tür, so verriet ihm die Macht, hatten sich vier Wachen postiert - zwei neben, zwei gegenüber der Tür.
Der Blick aus dem Fenster offenbarte nicht viel. Es gab lediglich den Blick auf einen verdreckten Hinterhof frei, von dem aus sich eine Reihe aus heruntergekommenen Hütten den Berg hinab schlengelte. Aramân legte seine rechte Hand auf den Fensterrahmen, der wenige Augenblickspäter mit recht leisem Schürfgeräusch und absplitternden Brocken aus der Wand brach. Von der Macht getragen setzte der Rahmen mit eingelegter Scheibe sanft auf dem Boden auf. Aramân schwang sich aus dem Fenster und überquerte zügig den Hinterhof, so dass er sich nicht im freien Blickfeld aller Passanten befand. Zügig schritt der Sith die Straße bergab und merkte sofort, welch Aufmerksamkeit er doch auf sich lenkte. Scheinbar kannte man sich in dieser Gegen und ein Fremdling viel sofort auf.
Einige Kinder schien das so zu interessieren, dass sie dem Sith auf Schritt und Tritt hinterherhechteten. Aramân gefiel das ganz und gar nicht. Er reagierte schnell und so eine Art Bar - heruntergekommen, aber geöffnet. Schnellen Schrittes trat er ein und blickte sich um. Abgesehen von der Tatsache, dass er hier unentdeckter war, bot ihm diese Pinte auch noch anderen Möglichkeiten. Wo sonst konnte man so einfach Geschichten aufschnappen. Aramân durchquerte die Kneipe langsam und sah sich um. Der Raum war recht gefüllt, nahezu alle Sitzgruppen und Barhocker waren belegt. Der Sith nahm Kurs auf die Bar, an der er einen freien Hocker entdeckt hatte. Gerade als sich Aramân setzen wollte, spürte er, wie etwas an seinem Umhang zog. Er hielt inne und wandte sich um. Hinter ihm standen die Kinder, die ihm bereits eine Weile gefolgt waren.
"Sir, verzeihen sie." stammelte eines der Kinder sehr verschüchtert. Die anderen blickten es erwartungsvoll an. Scheinbar hatten sie darum gelost, wer den Fremdling nun ansprechen sollte...
"Ja bitte?" erwiderte Aramân und lächelte das Kind unter seiner Kapuze heraus an. "Sir, ihr sehr aus wie jemand von dem uns der alte Tobe immer wieder in Geschichten erzählt. Und da wir euch noch nie gesehen hatten dachten wir, vielleicht seid ihr das ja und kommt ihr ein weiteres Mal um den Menschen auf diesem Planeten zu helfen."
Aramân blickte den Jungen einen Moment lang verdutzt an. "Tob?" dachte der Sith. Kam ihm der Name nun bekannt vor oder spielte ihm sein Gedächtnis hier einen Streich?
"Warum sollte man den Menschen auf diesem Planeten helfen müssen, mein Kind?" Aramân hatte nebenbei wahrgenommen, dass es um ihn herum verdächtig still geworden ist.
"Na, weil doch die vielen Männer..."
"Sei still! Fuhr ein Mann dazwischen. Du weißt doch, dass du davon nicht sprechen darfst!" fuhr ein Mann den Jungen an.
Aramân sah sich um. Die Leute blickten ihn und den Jungen verschreckt an.
"Aber Vater, ich..."
"Ruhe jetzt. Hoffe, dass dies nicht in die falschen Ohren gelangt ist." raunte der Vater seinen Sohn an und schob ihn vor sich aus der Bar.
Aramân erhob sich von seinem Platz und lief hinter den beiden her. Wenige Meter vor der Kneipe hatte er sie eingeholt.
"Verzeiht, mein Herr." begann Aramân.
"Lassen sie uns in Ruhe, bitte. Sie wissen nicht, was hier vorgeht." antwortete der Mann ohne stehen zu bleiben.
"Nein, ich scheine wirklich nicht zu wissen, was hier vorgeht." erwiderte Aramân, während er immer noch neben den beiden herlief. "Das Herz eines Kindes ist offen und offenbart den Blick auf die Wahrheit. Lasst euren Sohn sprechen, wo er schon den Mut aufgebracht hat, mich anzusprechen."
"Wisst ihr was Weisheit ist? Dieses Kind kann noch nicht weise sein und sein Mut ist töricht!"
Aramân blieb stehen und die beiden entfernten sich einige Meter von ihm.
"Dan, diesen Mann braucht ihr nicht auf seine Weisheit testen... ertönte eine zittrige Stimme von weit hinter ihnen. Der Vater und sein Sohn blieben stehen, Aramân wandte sich um. Viele Menschen waren aus der Bar gekommen und hatten das Schauspiel beobachtet. Zwischen ihnen hatte sich ein Gang aufgetan und ein älterer, gebrechlicher Mann kam gestützt von zwei Kindern in Aramâns Richtung gelaufen.
"Die Kinder haben Recht." sprach der Mann, worauf alle anderen leicht zuckten. "Lord Aramân ehrt uns ein weiteres Mal mit seiner Anwesenheit. Du hast die Nachricht versandt Dan, traust du weniger deinen Fähigkeiten oder unserem Lord?"
Der Mann drehte sich nun dem Sith zu und blickte ihn mit gespannten Augen an... "Ihr habt meine Nachricht empfangen? Seid ihr gekommen, weil ihr meine Nachricht empfangen habt?"
"So denn die mir zugekommene Nachricht von euch gesendet wurde, bin ich wegen ihr gekommen." antwortete der Sith ruhig. Er blickte jedoch weiterhin den alten Mann an. "Tobe nannte dieses Kind euch. Verzeiht, ihr kommt mir bekannt vor. Nennt mir euren Namen..." sagte der Sith, während er dem alten Mann entgegenlief.
"Silnan Tobeus, mein Lord. Ihr erinnert euch?"
"Natürlich erinnere ich mich!" sprach der Sith erstaunt und nahm seine Kapuze ab. Er lief auf den alten Mann zu und beugte sich vor ihm nieder. "Das ihr noch aufrecht stehen könnt!"
"Nun, irgendjemand musste doch die Stellung halten und die Leute stetig daran erinnern, dass es jemanden gibt, der uns helfen könnte und würde. Sie verdrängten diese Möglichkeit ja mit ihrer Angst!" sprach der Tobe mit zitternder und erregter Stimme. Die Menschen flüsterten miteinander und blickten verschämt umher.
"Ihr habt nicht geglaubt, dass er kommt. Ihr dachtet ER würde uns schaden! Er ist einer von euch!!" rief Tobe nun aufgeregt in die Runde.
"Erklärt mir Tobe, was hier vorgegangen ist."
"Ich denke, hier wird niemand mehr irgendetwas erklären!" dröhnte eine Stimme von hinten und ein Trupp Soldaten rannte auf die Menschentraube zu. Viele verschwanden umgehend zwischen den Hütten und in der Bar. Einige jedoch, waren nicht schnell genug.
"Wir dachten immer, wir müssten diesem alten Mann nicht das Maul stopfen. Er hat mit seinen Worten die Leute noch mehr auf seine Seite getrieben, denn sie verstanden ihn nicht! Scheinbar habt ihr ihn verstanden... Darauf steht der Tod!" sprach der Anführer der Gruppe zu dem Mann, den Tobe Dan genannt hatte.
Der Soldat hob seine Waffe, der Junge schrie... Einen Moment später gab es den ersten Toten seit Aramâns Ankunft. Das Lichtschwert wirbelte durch die Luft und fand seinen Weg zurück in die Hände seines Meisters. Aramân sprintete die wenigen Meter auf den Trupp Soldaten zu, die nun ihre Waffen hoben. Die Macht führte den Sith, er verstand sich mit ihr besser denn je. Mit einem mächtigen Sprung griff der Sith Dan und seinen Sohn und landete mit ihnen fünf Meter weiter an der Tür einer Hütte.
"Da rein!" befahl der Sith, während er sah, wie ein Soldat Tobe gegenüber die Waffe erhob. Das Schwert in der rechten Hand streckte der Sith seine linke Hand aus. "NEIN!" rief er mit wütender Stimme. Der Soldat griff sich an die Kehle und Rang nach Luft. Der Rest des Trupps wandte sich Aramân zu, der das Schwert nun einhändig führte und die zahlreichen Blasterschüsse abwehrte. Er öffnete den Würgegriff. Der Soldat fiel zu Boden und regte sich nicht mehr. Aramân griff mit der zweiten Hand an den Schaft seines Schwertes. Er wich einem Schuss aus und stürzte auf den Trupp zu. Die drei in der ersten Reihe stehenden Soldaten fielen einem einzigen Schlag zum Opfer, die anderen sieben wurden von einem machtvollen Stoß auf den Boden geworfen.
"WAS GEHT HIER VOR?" schrie der Sith. Seine mächtige Aura verspürten die Menschen nun in allen ihren Knochen.
Wieder jedoch war dem Sith eine Antwort nicht vergönnt. Mit lautem Zwischen drangen drei Jäger in die Atmosphäre des Planeten ein und gingen in den Sinkflug. Aramân ließ die Soldaten auf dem Boden liegen und rannte zu Tobe hinüber.
"Schnell Kinder, geht in Deckung. Versteckt euch und wartet bis wir euch wieder holen!" Die Kinder gehorchten aufs Wort, als Aramân Tobe auf seine Arme nahm. Am Ende der geraden Straße nahmen die Jäger Kurs auf den Hinterhof und schossen die Straße lang.
Aramân rannte in einem unglaublichen Tempo mit dem alten Mann auf dem Arm über den inzwischen verlassenen Platz auf das Empfangsgebäude zu. Fünf Meter vor dem rausgebrochenen Fenster sprang er ab und landete mit Tobe in Raum 5, ehe die Schüsse der Jäger sie erwischen konnten.
Aramân setzte den alten Mann auf einen Stuhl in einer sicheren Ecke, sah ihn einen Moment entschlossen an, zog sein Schwert und wandte sich der Tür zu.
[ Randalori - Empfangsgebäude ]