Sind Männer praktisch?

SorayaAmidala

weiser Botschafter
Es ist natürlich richtig: Männer waren es, die zum Mond geflogen sind. Aber stellen sie sich bitte mal vor, was passiert wäre, wenn sie nach dem Weg hätten fragen müssen! Es stimmt auch, das Männer die Bombe erfunden haben, aber raten sie mal, wer die Zutaten gekauft und ihnen das Werkzeug hinterher getragen hat?! Aber so weit müssen wir gar nicht gehen, liebe Leserinnen: Haben sie je erlebt, wie ein Mann ein Regal an die Wand schraubt?
1. Die Planung! Nur keine Hektik aufkommen lassen! Um ein einzelnes Brett an die Wand zu bringen, muß vorher dringend eine Zeichnung gemacht werden. Es gibt sogar hartnäckige Gerüchte, daß Männer nicht ohne Plan auf's Klo gehen. Wenn Druck im Darm entsteht, drückt irgend ein Hormon die Spar-Taste im Gehirn und dann passiert sowas eben. Also, der Plan ist wichtig. Dabei wird dann der Küchentisch freigemacht (nicht abgewischt! Das ist Frauenarbeit!), verschiedene Bleistifte angespitzt, ein Bleistift bricht ab, neuer Versuch, Papier besorgt, der Taschenrechner bereit gelegt, die Batterien sind verbraucht, neue Batterien eingesetzt, das Radiergummi gesucht, gefunden, die schwarzen Stellen abgerubbelt, Bier gesucht, kein Bier da, gammelige Jogginghose übergezogen, zum Kiosk gepilgert, die Frage der Frau, warum das Leergut bei der Gelegenheit nicht gleich entsorgt wird, mit den Worten "keine Zeit" abgelehnt, schnaufend zurück gekehrt, umständlich auf den Küchenstuhl gesetzt, kein Bieröffner gefunden (kein Mann benutzt einen Bieröffner, der als Bieröffner geboren wurde!), Lineal als Bieröffner benutzt, Lineal bricht ab, Mann flucht, wird an seinen Auftrag erinnert, öffnet Bier mit den Zähnen, brummelt sich was in den Bart, zeichnet drei Striche, hält der Frau Zeichnung hin, strahlt über das ganze Gesicht, fragt: "So?" und erwartet frenetisches Jubelgeschrei!

Jetzt soll es ja Männer geben, und das ist mehr als ein Gerücht, die bereits zu diesem Zeitpunkt schweißgebadet sind, ohne daß sie überhaupt mit der eigentlichen Arbeit angefangen oder ein Stück Werkzeug in die Hand genommen haben! (Wir erinnern uns dunkel: Da war mal was mit einem Regal!)

2. Die Vorbereitung! Jetzt kommt ein sehr wichtiger Teil, bei der Männer nicht gestört werden dürfen! Das sieht ungefähr so aus: Freiräumen eines weiteren Tisches in der Nähe des Tatortes. Ausbreiten des Werkzeugs in der Reihenfolge des Benutzung. Öffnen eines weiteren Bieres. Akribische Begutachtung aller Operationswerkzeuge. Umständliches sondieren der Wand, an die das Regal soll. (Gnade ihnen Gott, wenn er einen Metalldetektor besitzt!). Suchen der Schrauben. Fluchen. Suchen der Dübel. Fluchen. Einwand der Frau, die vorhandenen Dübel könnten doch auch passen, mit einem milden Lächeln in Grund und Boden gestraft. Bedingungslose Feststellung, neue Schrauben kaufen zu müssen. Gammelige Jogginshose übergezogen, zum Baumarkt gefahren. Wieder gekommen, Dübel vergessen. Leider sind auch die Schrauben falsch. Die Schrauben werden nicht umgetauscht! Umtauschen ist weibisch! Die falschen Schrauben werden in die große Kiste geworfen. Kann man ja mal brauchen. Wieder losfahren. Diesmal sind Schrauben und Dübel richtig, aber wo sind die Winkel? Vorschlag der Frau, sich einen Einkaufszettel zu schreiben, mit einem milden Lächeln in Grund und Boden gestraft. Einkaufszettel sind weibisch. Neues Bier öffnen. Zufuß in den Baumarkt pilgern. (Irre ich mich, oder hat ein Verkäufer ihn neulich bereits beim Vornamen genannt?). Endlich alles zusammen, zwei Stunden sind rum. Durchatmen.

3. Die Ausführung! Die Ausführung erinnert mich als Ganzes irgend wie an den "sterbenden Schwan". (Er hat, bevor er überhaupt anfängt, noch ein paar Rahmenbedingungen geschaffen: Eine kleine Mahlzeit, eine CD brennen, "die ja quasi nebenbei läuft, ohne daß man da irgend wie eingreifen müßte", wegen einer renitenten Software von gestern noch schnell mit einem Kumpel telefonieren.) Leider wird es draußen bereits dunkel. Also Lampe aufbauen, über das schlechte Licht fluchen, daß Schatten wirft, umständlich acht(!) Kreuze für zwei(!) Bohrlöcher an die Wand zeichnen, den Bohrer einspannen, die falsche Drehzahl wählen, einen anderen Bohrer einspannen, alle Bohrer sind stumpf, der Baumarkt hat aber schon zu, unter Schmerzen, Gestöhne und Schreien (Geburtswehen?) zwei Löcher bohren und theatralisch vor der Wand auf den Boden rutschen. Leider ist kein Orchester da, um passende Untermalung zu liefern. Regal anhalten, Regal rutscht ab, Hilfe der Frau, das Regal zu halten, wird abgelehnt. Die Dübel passen nicht ganz rein, natürlich sind die Wände Schuld. Die Schraubenzieher sind vergurkt. Heute bekommt man ja keine vernünftigen Schraubenzieher mehr, ist ja alles Ramsch! Endlich die Erlösung: Das Regal hängt an der Wand!

Hier folgt nun ein wichtiger Hinweis! Bitte lesen sie den folgenden Absatz sorgfältig! Wenn ihnen ihre Ehe oder die Freundschaft mit dem betreffenden Individuum, daß schweißgebadet mit hochrotem Kopf und irrem Blick unter dem Regal sitzt und wie nach einer Niederkunft schnauft, irgend wie wichtig ist, dann verkneifen sie sich um Gottes Willen jede Form der Kritik! Nichts ist explosiver als ein Mann, der gerade die Welt gerettet hat und auf einen Kritiker trifft. (Warten sie lieber eine Weile und ersetzen dann sein Gesellenstück durch ein IKEA-Regal, daß sie während seiner Abwesenheit kaufen und selbst montieren. Er wird es nicht mal merken!)

4. Die Nachsorge! Die Nachsorge fällt beim Mann eher spärlich aus. Natürlich fällt beim Bohren Dreck zu Boden! Natürlich sind vom Anzeichnen der Bohrlöcher Bleistiftstriche an der Wand! (Natürlich ist es was für Milchschaumschlürfer, den Staubsaugerschlauch unter den Bohrer zu halten!) Natürlich ist eins seiner Biere umgekippt und auf den Fußboden gelaufen. Schließlich war es ja die Frau, die ein Regal wollte. Also habe ich ja wohl auch kein Recht, mich zu beschweren, oder? Na also! Natürlich ist das Beseitigen aller Kolateralschäden Frauensache. Er hat seinen Job ja gemacht. (Warum verdammt erinnert mich das ans Poppen? Plötzlich bin ich diejenige, die ja unbedingt gepoppt werden wollte! Selber Schuld, wenn ich schwanger werde!)

Nach all diesem Gezeter hab ich jetzt einen VHS-Kurs besucht: "Handwerken für Frauen!. Klappt schon ganz gut, nur das mit dem Fluchen hab ich noch nicht ganz raus! Ich kann auch noch kein Bier mit den Zähnen öffnen und brauche immer noch einen Einkaufszettel. Aber ich mache Fortschritte, hat der Dozent gesagt!
 
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