Star Wars on Trial [Buch]

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Tessek

Gast
Hallo,

wollte mal gerade das, leider nur in englisch erhältliche, Star Wars Buch vorstellen, was ich so eben durchgelesen habe.

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Star Wars on Trial (ISBN 978-1-932100-89-1, von 2006)

Es geht in diesem Buch um eine fiktive Anklage gegen Star Wars (nicht George Lucas an sich) mit folgenden Anklagepunkten:

Anklage 1 : Die Politik in Star Wars ist antidemokratisch und elitär.
Anklage 2 : Obwohl Star Wars behauptet mystische Signifikanz zu besitzen, zeigt SW keine erstrebenswerten religiösen oder ethische Einstellungen.
Anklage 3 : Star Wars Bücher sind nur ein schwacher Ersatz für wirkliche Science Fiction und vertreiben echte SF Bücher von den Verkaufsregalen.
Anklage 4 : Durch Star Wars wurde das Drehen von Science Fiction Filmen auf schlechtgeschriebene Special-Effect Orgien reduziert.
Anklage 5 : Star Wars hat die öffentliche Wahrnehmung von Science Fiction dekultiviert.
Anklage 6 : Star Wars gibt vor Science Fiction zu sein, ist aber eigentlich Fantasy.
Anklage 7 : Frauen werden in Star Wars als fundamental schwach dargestellt.
Anklage 8 : Die Handlungslöcher und logischen Lücken in Star Wars machen SW ungeeignet für intelligente Zuschauer.

Als Anwalt für die Anklage schreibt David Brin die Eröffnung, das Schlussplädoyer und auch zwischendurch kommt er mal wieder zu Wort (als nachfragender Anwalt, welcher Lücken in den gegnerischen Plädoyers aufdecken will). David Brin ist ein amerikanischer Science-Fiction-Autor. Seine Werke wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet – unter anderem erhielt er den Hugo, den Nebula und den Locus Award. Er lebt in Südkalifornien, studierte Astronomie am California Institute of Technology und erwarb einen Doktortitel in Astrophysik an der University of California, San Diego. Er war als NASA-Berater und Physik-Professor tätig.

Als Anwalt für die Verteidigung schreibt Matthew Woodring Stover. Den kennt man ja evtl. schon von seinem Episode 3 Roman. Von ihm liest man neben David Brin am meisten, eben weil sie im Gegensatz zu den Autoren mehrfach zu Wort kommen.

Zu jeder Anklage kommen verschiedenste Autoren zu Wort (einige Literatur-Preisträger und Uni-Professoren sind auch dabei). Man findet sogar einen Artikel von Karen Traviss (die zu aller Verwunderung in ihrem Artikel Feuer und Flamme für SW ist und somit als Zeuge der Verteidigung auftritt).

Das Ganze wird in einem SW-Gericht verhandelt, ein Roboter-Richter hat das Sagen und muss auch öfters einschreiten (wenn vorallem Herr Stover ausfällig wird und die Anklage als Sithspawns beschimpft *g).

Daran merkt man auch direkt, dass man die ganzen Anklagepunkte und Diskussionen nicht zu verbissen nehmen sollte, der Humor kommt in dem Buch nicht zu kurz. Dennoch gehen die Anklagepunkte schon in die Tiefe von SW und der Story.
Man ist ständig hin und hergerissen zwischen den beiden Parteien und kann sie in gewissen Punkten beide verstehen. Am Ende gibt es wie erwartet auch kein richtiges Urteil (man ist quasi der Geschworene im Saal und muss selber verurteilen: Guilty or innocent?).

Hier noch kurz die übersetzten Überschriften der Autorenkapitel, die auch schon vom Humor geprägt sind.

Anklage 1:
Für die Verteidigung: Der Wahnsinn von König George (Keith R.A. DeCandido, Romanautor)

Anklage 2:
Für die Anklage: Mögen die Midichlorianer mit Dir sein (John C. Wright, Romanautor, Ex-Justizbeamter)
Für die Verteidigung: "Der Sohn des Skywalker darf kein Jackass werden" oder "Den ethischen Kern von den Star Wars Filmen finden und dabei Geister und Muppets ignorieren" (Scott Lynch, angehender Autor, geboren 1978)

Anklage 3:
Für die Anklage: Romane, Filmromane und Tie-Ins, Oh My (Lou Anders, SF-Autor)
Für die Verteidigung: Essen hirntote Schimpansen meinen Regalplatz auf? (Laura Resnick, Romanautorin)
Für die Verteidigung: "GFFA 1 fahren" oder "Wie Star Wars meine Korsetts gelockert hat" (Karen Traviss, Bestseller&SW-Autorin)
Für die Verteidigung: Barbarische Geständnisse (Kristine Kathry Rusch, Bestseller-Autorin, auch SW-Romane)

Anklage 4:
Für die Anklage: Millionen für Special Effects, nicht einen Cent für die Schreiber (John G. Hemry, SF-Autor, OT-Fan)
Für die Verteidigung: Gut. Böse. Ich bin der Typ mit dem Lichtschwert (Bruce Bethke, Autor mit SF Award)

Anklage 5:
Für die Anklage: Es liegt alles in den Zahlen (Tanya Huff, Romanautorin)
Für die Verteidigung: Zum nicht allein Fliegen im Hyperspace (Richard Garfinkle, SF-Autor, Award für bester Newcomer)

Anklage 6:
Für die Anklage: Star Wars: Fantasy, keine Science Fiction (Ken Wharton, Uni-Physikprofessor und SF-Autor)
Für die Verteidigung: Der Kessel Run (Robert A.Metzger, Wissenschaftler und SF Autor)
Für die Anklage: Star Wars als Anime (Bruce Bethke, Autor mit SF Award)
Für die Verteidigung: Die Freuden von Star Wars (Adam Roberts, Literaturprofessor und Autor)

Anklage 7:
Für die Anklage: Wie die Rebellenprinzessin und die Jungfraukönigin in George Lucas´Märchen verdrängt und entmachtet wurden (Jeanne Cavelos, Astrophysikerin und erfolgreiche Autorin (ua. auch "Science of Star Wars")
Für die Verteidigung: Kämpfende Prinzessinnen und andere peinigende Fräuleins (Bill Spangler, SF&Comic Autor)

Anklage 8:
Für die Anklage: Bequemlichkeit führt zur Faulheit, Faulheit zur Inkompetenz, Inkompetenz zur Dummheit und Dummheit zur dunklen Seite der Macht (Nick Mamatas, Autor)
Zur Verteidigung: Star Wars Gegen Wissenschaft (Don DeBrandt, Romanautor)

Fazit: Ein sehr schönes, lustiges und gedanklich anregendes Buch.
Es ist kein SW-Hassbuch, es ist kein PT-Hassbuch (wenn sie auch öfters im Fokus steht, aber es geht genauso um die OT und ihre Logikfehler). TCW kommt nicht drin vor.
Ich kann es eigentlich nur jedem englischsprachigen SW-Fan empfehlen. Ich hab den Kauf auf jeden Fall nicht bereut und werde es mir bestimmt auch nochmal durchlesen (die einzelnen Anklagepunkte kann man sich schön kapitelmässig vornehmen).

Wenn ihr mehr über die einzelnen Punkte wissen bzw. selber über die Anklagepunkte diskutieren wollt, nur zu. :D
Kann dann auch gerne die fundierten Autorenmeinungen ausführen.

Links:
Star Wars on Trial - Wookieepedia, the Star Wars Wiki
Star Wars on Trial: Science Fiction and Fantasy Writers Debate the Most Popular Science Fiction Films of All Time Smart Pop: Amazon.de: David Brin, Matthew Woodring Stover: Englische Bücher
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Oh, von diesem Titel wußte ich bis dato noch gar nichts. Werde ich mir vermutlich im Herbst zulegen, wenn mein Geldbeutel etwas besser gefüllt ist ^^
 
Danke für deine Rezension des Buchs, das klingt sehr interessant. Werde ich mir auch mal überlegen, ob ich mir das vielleicht anschaffe.
 
Ich habe das Buch vor ein paar Wochen auf Wookieepedia entdeckt. Das habe ich derzeit auf meiner "hole ich mir vielleicht mal"-Liste. Da sollte ich mich vielleicht beeilen denn der Eurokurs bleibt nicht mehr lange so günstig für Importe.
 
Ich erlaube mir mal meinen alten Beitrag von SWU zu Zitieren:
Insgesamt ist dies ein wirklich hervorragendes Buch. Es ist witzig, aber auch ernst. Es bring einem zum Nachdenken aber auch zum Lachen. Kurz gesagt habe ich bisher ein solches Buch noch nie zuvor gelesen.
Die ansetzte und Ausführungen sind sehr interessant und lesenswert. jeder Star Wars Fan sollte zumindest mal eine Blick hineinwerfen. Es verändert auch zum Teil die Sichtweise von Star Wars man sieht es mit andern Augen. Zum Teil fallen einem auch Sachen auf die man zuvor nie bemerkte. Gerade bei der Anklageseite, aber auch bei der Verteidigung merkt man erst wie sehr die Welt der SF, Fantasy und deren Autoren verändert worden ist. Man lernt auch so einige neue Dinge hinzu. Unter anderem wie die Welt der Autoren in Amerika so aussieht.
Bloß schade das es kein offizielles Star Wars Buch ist, es stammt also nicht von Lacas Books und ist somit nicht Licenssiert. Aber auch dem Cover wird ja sogar damit geworben, die ersten Worte über dem eigentlichem Titel lauten: Completly Unauthorized.
Das einzige was mich stört ist das auf dem Cover George Lucas abgebildet worden ist, und er verständlicher weise darin nicht vorkommt. So ist das Cover mehr oder weniger Symbolisch zu sehen und Geoge Lucas einfach Star Wars als Person repräsentiert. Aber keine sorge dies ist kein Lucas Basher Book ^^.Kritik in diese Richtung gibt es keine.

Es ist einfach ein sehr gut geschriebenes Buch und es ist schade dass es nur auf englisch erhältlich ist. Da es dort doch viele Begriffe gibt die im Alltags- und Schulenglisch eher selten verwendet werden. Größtenteils ist es aber gut verständlich und ein klares Lesenswert.
 
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